vollendet hatten, da flocht auch die deutsche Kunstgenossenschaft ein Blatt in den Ruhmes kranz, welchen Bewunderung, Verehrung und Dankbarkeit Ew. Durchlaucht darbrachten. Die Welt bewunderte in Ew. Durchlaucht den gewaltigen Staatsmann, dessen titanenhaftes Ringen unserer Zeit den Stempel seines Geistes auf gedrückt und den deutschen Namen mit ungeahntem Glanze umgeben hatte; das deutsche Volk verehrte in Ew. Durchlaucht den großen Patrioten, welcher seine Kräfte im Dienste des Vaterlandes aufrieb, und mit weiser Mäßigung nach glanzvollen Erfolgen und mit starker Hand Europa die Segnungen des Friedens zu erhalten wußte! Auch die deutsche Kunst hat die Segnungen des Glanzes empfunden, mit welchen Ew. Durchlaucht den deutschen Namen umgeben haben, und so drängt es die deutsche Kunstgenossenschaft, Ew. Durch⸗ laucht bei Ihrem Ausscheiden aus dem Staatsdienst die Gefühle un⸗ begrenzter Verehrung und tiefster Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen, welche die deutschen Künstler beseelen. Indem wir Ew. Durchlaucht zu Ihrem heutigen fünfundsiebenzigsten Geburtsfeste unsere herzlichsten Glückwünsche darbringen, hoffen wir zu Gott, daß Ew. Durchlaucht uns noch lange, lange erhalten bleiben und sich in ungeschwächter Kraft und Fülle der Gesundheit an dem Blühen und Gedeihen des Veutschen Reiches erfreuen mögen! Das walte Gott! Berlin, den 1. April 1890. Die deutsche Kunstgenossenschaft. J. A: Der Vorstand der Lokalgenossenschaft zu Berlin. A. von Werner, Vorsitzender.“
Von 366 Berliner Künstlern (Malern, Bildhauern, Architekten und Musikern) wurde dem Fürsten Bismarck am Morgen seines Geburtstages folgender telegraphische Glück— wunsch übermittelt:
Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Bismarck.
Friedrichsruh.
In seiner vollendetsten Leistung ragt alles Menschenwerk über das Menschliche hinaus und wird zur gottbegnadeten Kunst, der Mensch zum Werkzeug der Gottheit. ö
In dieser Empfindung senden die unterzeichneten Berliner Künstler ihrem bewunderten Vorbilde,
dem Baumeister des Deutschen Reiche,
dem Bildner der Germania,
dem Schöpfer des größten nationalen Epos deutscher Geschichte, ehrfurchtsvollen Gruß und Glückwunsch. ; Niemals werden wir aufhören, in Bewunderung, in herzlicher Liebe und unwandelbarer Dankbarkeit der Vergangenheit zu gedenken sowie der Zukunft zu vertrauen, welche Ew. Durchlaucht den Segen bringen möge, welcher auf jeder treuen Pflichterfüllung ruht.
Die Berliner Studentenschaft hat eine Deputation nach Friedrichsruh entsandt, um dem Fürsten eine Dankadresse zu überreichen. Der hiesige Verein deutscher Studenten hielt
einen großen Festcom mers ab und übersandte dem Fürsten ein Glückwunsch⸗Telegramm.
Außerordentlich groß und entzückend reich war die Sen⸗ dung von Blumenspenden, welche von Verehrern des Fürsten aus Berlin nach Friedrichsruh abgegangen ist. und Klubs begingen den Tag
Viele hiesige Vereine durch solenne Festcommerse.
Die im Kartell vereinigten politischen Vereine Breslaus, der Neue Wahlverein, der Nationalliherale und der Deutsch⸗ konservative Verein, haben folgende Adresse an den Fürsten Bismarck gesandt:
„Durchlauchtigster Fürst! Nachdem Se. Majestät, unser Kaiser— licher Herr, Ew. Durchlaucht hei Ihrem Scheiden aus dem Reichs und Staatsdienst Seinen Dank ausgesprochen, ist es des deutschen Volkes Pflicht und Recht, dem Manne, welcher sein Leben lang die Fahne Preußens mit starker Hand hochgehalten hat, welcher als treuer Paladin seinem König geholfen haf, Preußen groß und mächtig zu gestalten und Deutschland zu einigen, seinen Dank abzustatten. Wir können es getrost der Nachwelt überlassen, die Verdienste Ew. Durchlaucht als unsterbliche in die Tafeln der Geschichte einzuzeichnen. Auf uns, Ew. Durchlaucht Zeitgenossen, die wir die große Zeit, in welcher das alles geschehen ist, mit durchlebt, und welche wir die Wandlungen in den Geschicken des Vaterlandes sich haben vollziehen sehen, hat das Ausscheiden Ew. Durchlaucht aus Ihrem hohen und mühevollen Amt einen schmerzlichen Eindruck gemacht. Im Namen und im ausdrücklichen Auftrage der Parteien, welche zur gemeinsamen Unterstützung der von Ew. Durchlaucht ver⸗ folgten Ziele, namentlich dec auf Hebung der wirthschaftlichen Selbständigkeit Deutschlands und auf Herstellung des sozialen Friedens gerichteten Maßnahmen, hier in Breslau seit einer Reihe von Jahren sich schon vereinigt hatten, ehe noch ein ähnlicher Gedanke in weiteren Kreisen des Vaterlandes zum Durchbruch kam, sprechen Ew. Durch laucht wir unsern wärmsten Dank für alles aus, was Ew. Durchlaucht für Preußen, für Deutschland gethan haben. Wir hoffen zu Gott, daß Er Ew. Durchlaucht verleihen möge, noch viele Jahre Zeuge zu sein der gedeihlichen Fortentwickelung des unter Ihrer Mitwirkung Hgeeinigten Deutschen Reichs, und in Gesundheit den ersten April, den Tag, den das deutsche Volk als einen Freudentag anzusehen sich ge⸗— wöhnt hat, noch oft wiederkehren zu sehen.“
Der Magistrat von Hannover sandte im Namen der Residenzstadt eine Glückwunsch-Depesche an den Fürsten Bismarck, in welcher zugleich der Wunsch ausgesprochen wird, daß der Fürst dem dankbaren deutschen Volk noch viele Jahre erhalten bleibe.
In der Tonhalle zu Düsseldorf fand zur Feier des Tages eine große Festversammlung statt, bei welcher Gymnasial— Direktor Dr. Mathias die Festrede hielt. Ein an den Fürsten abgesandtes Glückwunsch Telegramm fand die jubelnde Zustim⸗ mung der Versammlung.
Die gestrige Bismarck-Feier in Bonn gestaltete sich zu einer großen Kundgebung, woran über 500 Personen Theil nahmen. Der Vorsitzende des liberalen Bürgervereins Dr. Haarmann brachte ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus. Professor Kahl hielt die Festrede auf den Fürsten Bismarck. Die Versammlung ließ ein Glückwunsch⸗-Tele⸗ gramm nach Friedrichsruh abgehen.
Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent Luitpold von Bayern hat dem Fürsten Bismarck ein Glückwunsch— Telegramm übermittelt. Vom Centralverbande alter Corps- Studenten in München ging eine Adresse nach Friedrichsruh ab. Eine im Münchener Rathhause stattgehabte Versammlung setzte ein Comité ein, das eine geeignete Veranstaltung zu Ehren des Fürsten Bismarck vorberathen soll.
In Dresden hatten anläßlich des Geburtstages des
ürsten Bismarck gestern viele Häuser der Stadt Flaggen—⸗ chmuck angelegt. Die am Abend in dem Gewerbehaussaale von dem deutschen Reichsverein veranstaltete Feier war überaus zahlreich besucht. Die Festrede auf den Fürsten Bismarck hielt Dr. Vogel. Die Versammlung beschloß die Absendung einer Dankadresse an den Fürsten Bismarck.
Die städtischen Kollegien von Stuttgart und Augs— burg haben beschlossen, dem Fürsten Bismarck das Ehren— bürgerrecht zu verleihen.
Aus Karlsruhe wird berichtet, daß in der dortigen Festhalle gestern Abend eine Bismarck-Feier abgehalten wurde, welche aus allen Schichten der Bevölkerung zahlreichst besucht war. Ober⸗Kirchen⸗Rath Iran brachte einen Toast auf Se. Majestät den Kaiser aus. Professor Boethlingk hielt die
auf den Fürsten Bismarck schloß. Auch wurde ein Glück⸗ wunsch⸗Telegramm nach Friebrichs ruh abgesandt.
Die Stadt Hamburg, deren Ehrenbürger Fürst Bismarck ist, hatte zur Feier des Tages reichen Flaggenschmuck ange— legt; wohin das Auge blickte, flatterten die deutschen und zahllose andere Landesfarben im Winde.
In Metz fand auf Anregung aus der Mitte des Ge— meinderaths im Stadthause eine zahlreich besuchte Volks—⸗ versammlung statt, welche nach begeisterten Reden auf den Fürsten Bismarck die Absendung einer Adresse beschloß.
Aus Rom liegt ein Telegramm vor, wonach der Minister— Präsident Crispi und andere politische Persönlichkeiten an⸗ läßlich des Geburtstages des Fürsten Bismarck Glückwunsch⸗ Telegramme nach Friedrichsruh gesandt haben.
Der General der Infanterie Freiherr von Losn, General⸗Adjutant weiland Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm J., hat sich zu längerem Aufenthalt nach dem Rhein begehen.
Der Staatssekretär des Reichs Marineamts, Contre— Admiral Heusner ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt.
Der Regierungs⸗Assessor von Sydow zu Posen ist an die Königliche Regierung zu Breslau versetzt und der Regierungs-Assessor Coeler der Königlichen Regierung zu Posen überwiesen worden.
Die Regierungs-Referendare Dr. jur. Bahlmann aus Arnsberg, Sommer aus Minden, Dr. jur. Albert Türcke aus Magdeburg, Dr. jur. Tel tenborn aus Stade, Dr. jur. Hahlweg aus Liegnitz und Quensel aus Wies—⸗ baden haben am 29. v. M. die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.
Banern.
München, 31. März. (A. 3.) Das Staats Mini sterium der Justiz übersandte heute dem Landtags— Präsidium das neue, von Professor Thiersch umgearbeitete Projekt der Erbauung eines Justizgebäudes, welches einen Aufwand von 5 632 000 M6 erfordert.
Baden. Karlsruhe, 1. April. (Karlsr. Ztg. Die Zweite Kammer trat in ihrer gestrigen Sitzung in die Berathung des Berichts der Budgetkommission über das Budget des Großherzoglichen Staats-Ministeriums für 189091 ein. Eine Diskussion knüpfte sich an den Tit. X der Ausgaben, Allgemeiner Unterstützungs- und Belohnungsfonds und an den Einnahmetitel. Es betheiligten sich daran Seitens der Großherzoglichen Regierung der Finanz⸗Minister Dr. Ellstätter und Seitens des Hauses der Präsident Lamey und die Abgg. Friderich, Herhst, Greiff, Kirchenbauer, . Häs, von Buol, Geldreich, Marbe und Geßler. Bei itel l wurde, entgegen dem Antrag der Budget— kommission, der in die Regierungsvorlage eingestellte Be— trag, vorbehaltlich späterer Berichtigung, unter Zugrunde— legung eines einheitlichen Satzes für alle Budgets, ge— nehmigt, im Uebrigen wurde den Anträgen der Buöbget— kommission stattgegeben. Es folgte die Bercthung des Berichts der Bubgetkommission über das Budget des Großherzog— lichen Finanz⸗Ministeriums Tit. Ibis III, XII und XIII der Ausgaben. Eine Diskussion knüpfte sich an Tit. 1 3, Ministerium, andere persönliche Austzaben, wozu ein Antrag der Abgg. Bassermann, Gönner und Frech vorlag, der hinsichtlich der Vergütung für Führung von Hand⸗ kassen die Regierungsvorlage wieder hergestellt wissen will, ent— gegen dem Antrag der Budgetkommission, die hier einen Abstrich be⸗ antragt; ferner an Titel IL Hochbauten. An der Dis— kussion betheiligen sich der Finanz-Minister Dr. Ellstätter, der MinisterialRath Wielandt, der Ministerial-Rath Seubert und die Abgg. Bassermann, Kiefer, Hug, Gönner, Muser, Hennig, Frech, Gsell, Fieser und Wittmer. Der An⸗ trag Bassermann und Genossen wurde angenommen; im Uebrigen wurden die Titel nach den Anträgen der Budget— Kommission genehmigt.
Sessen.
Darmstadt, 1. April. (Darmst. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog stattete im Laufe des gestrigen Nach—⸗ mittags mit Ihrer Königlichen Hoheit der Pxinzessin Heinrich von Preußen und Ihrer, Großherzoglichen Hoheit der Prinzessin Alix Ihrer Königlichen Hoheit der Landgräfin von Hessen in Franksurt einen Besuch ab. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog wird im Laufe des morgenden Tages von Coburg hierher zurückkehren.
Schwarzburg⸗Sondershausen.
Sondershausen, 1. April. (Reg.“ u. Nachr.⸗Bl.) Se. Durchlaucht der Fürst hat sich gestern zu längerem Aufenthalt nach Gehren begeben.
Deutsche Kolonien.
Aus Sansibar, vom heutigen Tage, Telegramm des „Wolff'schen Bureaus“: „Emin ist in deutsche Dienste getreten und wird am 20. April mit einer Karawane eine Reise nach dem Nyanza-See an— treten. Bwana-⸗Heri schloß . mit den Deutschen und kehrt auf Ersuchen des Reichskommissars Wissmann morgen nach Saadani zurück. Letzterer erließ eine Kund⸗ machung, in welcher er den Karawanen das Betreten der deutschen Sphäre nördlich von Tanga ohne seine besondere Erlaubniß verbietet. — Generalkonsul Michahelles begiebt sich morgen mit zwei Kanonenbooten nach Lamu, um dem Sultan von Witu einen Besuch abzustatten.“
meldet ein
Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 1. April. Die „Wiener Stg.“ veröffentlicht das Kaiserliche Patent vom 30. März, hetreffend die Einberufung des mährischen Landtages auf den 9. April zur Beschluß⸗ fassung über die Begebung der zur Umwandlung der Grund⸗ entlastungsschuld und zur Rückzahlung anderer Landesschulden aufzunehmenden Landesanleihe, ferner das . betreffend die Herstellung eines zweiten Geleises auf der gali—⸗ zischen Karl Ludwigsbahn.
Großbritannien und Irland.
London, 1. April. (W. T. B.) Das Unterhaus
Festrede, welche er mit einem begeistert aufgenommenen Hoch
Frankreich.
Paris, 1. April. (W. T. B.) Nach eingehender Kenntnißnahme von dem Stande der Verhandlungen mit Egypten und England bezüglich der Konversion der egyptischen Schuld stellte der Minister des Aus— wärtigen Ribot neue Anträge, welche er in dem heutigen Ministerrathe kundgab. Wie es heißt, sind die Verhandlungen in gutem Zuge und hofft man, daß dieselben bald beendigt sein werden.
Dem „Temps“ zufolge ist man in maßgebenden Kreisen der Ansicht, daß die einzuführenden Hammel in plombirten Waggons direkt nach La Villette in eine isolirbare Lokalität zu transportiren seien. Das genannte Blatt meint, der Minister des Ackerbaues dürfte dieser An⸗ sicht beitreten.
— Wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, wird die Garnison von Toul um eine zweite Infanterie⸗Brigade und zwei neue Artillerie -Abtheislungen verstärkt werden. Im Fort St. Michel soll ein neuer Panzerthurm errichtet und die Arbeiten zur Herstellung der kleinen inneren Eisenbahn, dazu bestimmt, alle strategischen Punkte dieser Festung in Verbindung zu setzen, eifrigst betrieben werden. In Zukunft wird das 6. (an der deutsch-französischen Grenze stehende) Corps folgendermaßen zusammengesetzt sein: 19 In— fanterie⸗Regimenter, 9 Jäger-Bataillone zu Fuß, 20 Reiter⸗ Regimenter, 3 Bataillone Festungs⸗Artillerie und 8 Territorial⸗ Infanterie⸗Regimenter nebst den entsprechenden übrigen Dienst⸗ zweigen.
Portugal.
Lissabon, 1. April. (W. T. B.) Die neue Kam— mer wird nach den jetzt vollständig vorliegenden Wahl- resultaten aus 114 Konservativen, 30 Progressisten, 10 Monarchisten anderer Parteistellung und 3 Republikanern zusammengesetzt sein. Der Marquis Sabugosa, der Graf San Januario und andere Progressisten protestirten gegen das Zusammengehen der Progressisten und Republikaner bei der Wahl in Lissabon.
Belgien.
Brüssel, 1. April. (W. T. B.) In der maritimen Kommission der Anti-Sklaperei-Konferenz wurde gestern der Bericht über die bisher vollendeten Arbeiten verlesen. Der Bericht ist von den Delegirten Martens und Bourse ver⸗ faßt und von großem Umfange. An demselben wurden einige Aenderungen vorgenommen. Dank dem guten Willen der ver— schiedenen Regierungen, heißt es in dem Bericht, seien die in der Sache liegenden Schwierigkeiten glücklich überwunden, und sei über alle Punkte Einvernehmen erzielt. Wenn die Konferenz den mit dem Berichte vorgelegten Ent— wurf annehme, werde die Unterdrückung des Sklaven— handels zur See künftig durch ein vollständiges Gesetzbuch geregelt werden, welches die Gesichtspunkte der verschiedenen Mächte wahre, und dessen Wirksamkeit sich ohne Zweifel fühlbar machen werde.
Dänemark. ;
Kopenhagen, 1. April. (W. T. B.) Die Session des Reichstages ist heute Nachmittag geschlossen worden. In der Schlußsitzung des Folkethings brachte die OSpposition eine Resolution ein, in welcher auf das Entschiedenste gegen die gestern vom Landsthing angenommene Resolution Verwah⸗ rung eingelegt wird. — Da das Folkething die Berathung des Budgets rechtzeitig nicht zu Ende zu führen vermochte, wird nunmehr durch ein provisorisches Gesetz die Regierung ermächtigt, die bestehenden Steuern weiter zu erheben und die für die Staatsverwaltung nothwendigen Ausgaben über⸗ einstimmend mit der Budgetvorlage der Regierung zu leisten.
Seitungõftimmen.
Zum Geburtstage des Fürsten Bismarck sagt die „Berliner Börsen-Zeitung“:
„Fürst Bismarck ist — wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, wie schwer es uns wird — ein Privatmann, aber da sein Geburtstag in die Zeit fällt, die uns noch tief ergriffen eben davon findet, daß er Privatmann ist, gestaltet der Zufall und unser seelisches Bedürfniß den 75 jährigen Geburtstag des „eisernen Kanzlers“, welcher Name geschichtlich geworden, zu einem besonderen Ehrentage für denselben. Was aber sollen wir dem gewaltigen Manne sagen, das nur im Entferntesten zu dem hinan ragen könnte, wovon unser Denken und Empfinden erfüllt ist und was eben die unsterblichen Verdienste des Giganten um unser Vaterland darstellt? Nur Eines, ein Einziges vermögen wir auszusprechen, um Alles zu sagen, um in gesammelter Form unsern Dank, unser Wünschen und Hoffen an den Tag zu segen — und dieses Eine heißt: Bismarck's Geist lebe unter uns weiter, Bismarck's Vaterlandsliebe und Unterordnung jeglicher Wünsche und Interessen im Dienste der Gesammtheit seien fuͤrderhin Deutschlands Leitsterne, dann ruft noch in fernsten Zeiten der Deutsche dankbaren Herzens an jedem 1. April gleich uns: Heil Bismarck, Stolz und Ruhm des Vaterlandes, Heross ohne Gleichen! Und ihm selbst, dem Geburtstagskinde, sei von der Vorsehung ein über das Maß der uns Menschen gewährten Zeit hinausragender, langer, unge⸗ trübter Lebensabend beschieden, damit er es, dankbar gegen die Vor⸗ sehung, deren Missionar er gewesen, im Verlauf unserer Entwicke⸗ lungsgeschichte erkennen lerne, wir seien emporgereift im deutschen Vaterlande zu seiner Größe, wir kennten kein höheres Bestreben, als seiner Thaten würdig zu bleiben.“
Aus derselben Veranlassung äußert der, Hannoversche Courier“: ; .
„So beispiellos die Dienste gewesen, welche der Fürst dem Vaterlande geleistet, so beispiellos ist auch die Liebe und Verehrung, welche das deutsche Volk dem scheidenden Reichskanzler darbringt. Von allen Seiten gehen ihm Huldigungsadressen zu, in denen ihm Dank und Verehrung dargebracht wird. Tiefergreifend war der Ab— schied, den die Bevölkerung der Reichshauptstadt von dem Fürsten nahm, daß war eine wirkliche, aus dem Herzen kommende Bewegung, keine erkünstelte. Die dem Fürsten zu⸗ jubelnden Berliner waren durchdrungen von der geschichtlichen Bedeutung des Augenblicks. Sie waren sich bewußt, daß nach ihrem Verhalten in dieser Scheidestunde die Nachwelt sie auf Geist und Herz prüfen, sie richten würde. Und ganz Deutschland dankt es der Bevzlkerung von Berlin, daß sie dem scheidenden Kanzler einen solchen Abschied bereitet und jenen trüben Stimmen kein Gehör ge= schenkt hat, welche von kleinlichen persönlichen Gefühlen, von Neid und Haß eingegeben wurden. Das Ausland, welches mit gespanntester Aufmerksamkeik jede Bewegung des, deutschen Volkes in dieser Krisis verfolgt und daraus seine Schluͤsse zieht, wird aus der Berliner Kund⸗ gebung ersehen, daß Fürst Bismarck im Herzen seines Volks festwurzelt, und daß der Parteien Haß und Gunst nicht im Stande ist, die Gefühle der Verehrung und Dankbarkeit aus ulöschen. Das Werk, welches er geschaffen, ist dauernder als Erz, es wird den Stürmen der Jahrhunderte trotzen, und zu seinem Schutz wird Deutschlands
hat sich heute bis zum 14. April vertagt.
Jugend sich immer von Neuem zufammenscharen und dabei immer
ingedenk sein, dessen staatsklugem und herrschgewastigem m e, , des Deutschen Reichs gelungen ist, welche vie en Seth h Ration durch viele Menschenalter in unermüdlichem igen vergeblich erstrebt haben.“
ie „Kölnische Zeitung“ schreibt; .
. und inniger als je wenden sich am heutigen Tage die Empfindungen des deuischen Volles dem herrlichen Manne zu, dem es seine Einheit und Geßße, seinen Ruhm und, seinen Frieden an erster Stelle n. . Name mit dem seinigen unlösbar
sen ist für alle Zeiten. rere sfsenrist . vor zwei Jahren rüsteten, des geliebten ersten Deutschen Kaisers Wilhelm 91. Geburtstag zu feiern, nahm diesen Helden der Engel des ewigen Friedens aus unserer Mitte, und als Fir dieses Jahr des ersten deutschen Reichskanzlers Bild zu seinem 75. Wiegenfeste mit dem jungen Grün deß neuen Frühlings zu schmücken begannen, da wurde er scheinbar unerwartet und unvor⸗ ereitet dem Platze entrückt, auf dem er sich und sein Volk fast ein Menfchenalter hindurch gegen die ganze Welt vertheidigt hat.
Richt ohne eine gewisse Wehmut) blickt heute das deutsche Volk nach der stillen Ruhe des Sachsenwaldes, wo sein größter Sohn sich geborgen bat, um nach einem Leben, dessen Ruhm den Erdball erfüllt als Greis den Frieden zu finden. nach langem Kampf und herber Er⸗ sahrung. Die innige Dankbarkeit des thatbegeisterten jungen Kaisers, bie stürmischen, alle Schranken überfluthenden Huldigungen der Be⸗ völkerung, welche den letzten Stunden des Berliner Aufenthalts des Fürsten alles. Bitter? genommen, haben — möoͤchten sie für nmer alles begraben haben, was, in die Erinnerungen des jetzigen Cinsiedlers von Friedrichsruh an die Tage seines Wirkens und seines Scheidens Wermuth mischen könnte! Nachdem der erste tiefe Gram siber den Weggang des Fürsten in unserm Herzen überwunden ist, finden wir etwas Tröstliches und Versöhnendes in der Gewißheit, daß der Schöpfer unsexres Reichs, allem Kampf und jeder Gemein⸗ belt des politifchen Haders enthoben, hinfort nur noch Liebe und Dankbarkeit von seinem Volke und vorab von seinem Kaiser ver—⸗
en soll. . J . g. lange das Herz des großen Mannes schlägt, wird jeder Deutsche verehrunggvoll zu ihm aufblicken als dem Hot seines Volkethums, mit dem er sich verknüpft fühlt durch das Band der Liebe zum großen gemeinsamen Vaterlande. Wen schwere Arhrit im Dienst des öffentlichen Lebens drückt, der wird Kraft zum Ausharren finden im Rüdblick anf die Riesenarbeit, die Bismarck geleistet; wer in seinen besten Absichten verkannt und verketzert wird, mag sich trösten in dem Gedanken an die zähe und gemeine, offene und verjsteckte Feindschaft, mit; der ein Bismarck zu ringen hatte bis zum letzten Tage seiner amtlichen Laufbahn. ö .
Nun der Riese den Platz geräumt hat, wird vielleicht doch mancher Neider sich zu schämen beginnen ob der Verunglimpfungen, die er shm einstens angethan. Und mag auch ein guter Gott das deutsche Volk noch lange Zeit vor großen Verwickelungen bewahren, es werden ihm kleinere Verlegenheiten schwerlich erspart bleiben, in denen wir unwillkürlich inne werden, daß kein Bismarck da .
Am Schlusse eines Artikels der „W eimarischen Zeitung“ heißt es: ö. ö ö. von Bismarck auch nicht mehr als Staatsmann der unfere ift, er ist der unsere doch als der treue Eckart, der auch in der Zurückgezogenheit von der unmittelbaren Theilnahme an den Staattzgeschäften mit treuem Sinn das Vaterland hütet; er ist der unsere als der Volkémann, zu dem das ganze Volk für alle Ziten aufblicken wird als der höchsten Verkörperung deutscher Art. Denn in ihm vereinen sich als glänzendem Vorbild für alle Zeiten die schönsten Eigenschaften des deutschen. Volks- charakters — die Eigen schaften, vog⸗ deren Erhaltung als Fundament unseres Wefens die Bewahrung unserer nationalen Größe abhängt. Die selbstlose Vaterlandsliebe, die ihn erfüllt und?? über alle Wirrnisse und Irrungen, der Parteikämpfe hinweg stets die Gesammtwohlfahrt zur Richtschnur seines Handelns nehmen sieß, die streng mongrchische Gesinnung und Treue zum Herrscherhaufe, sein starkes, gläubiges Christenthum — in dieser Dreiheit liegen die Wurzeln der Thatkraft, durch die, sein Genie so segentreich sich zum Heile des Ganzen bewährt hat Nicht besser kann as deutsche Volk sesnen Dank gegen Otto von Bismarck bekunden, als in dem Gelöbniß, diese Eigenschaften sich so rein zu erhalten, wie er sie belhätigt hat. Dann wird, wenn der Staatsmann Bis, marck laͤngft' der Geschichte angehört, der Voltsmann Bismarck lebendig in der Nation walten und der unsere sein für alle Zeiten.
Amtsblatt des Reichs- Postamts. Nr. 1 Verfügungen: vom 18. März 1890. Zulässigkeit von Werthangabe Fei Postpacketen im Verkehr mit der dentschen Postggentur in Shanghasl; — vom 18. März 1890. Austausch von Briefen mit Werthangabe im Verkehr mit Shanghai; — vom 19. Mär; 1890. Seepostverhbindung mit Norwegen. — Nr. 12. Inhalt: Verfügungen: vom 19. März 1590. Bestellungen auf Privaieremplare der Post⸗ leithefie und Postleitkarten; — vom 19. März 1890. Post⸗ Dampfschiff verbindung Lübeck — Kopenhagen — Malmö; — vom B. März 1890. Zulässigkeit von Postpacketen im Verkehr mit dem Sranje⸗Freistaat und der Südafrikanischen Republik; vom 21. März S986. Verrechnung der Ueberweisungsgebühr im Zeitungsverkehr mit Oesterreich⸗ Ungarn. — Nr. 13. Inhalt: Verfügung vom 21. Mrz 1890. Neue Autgabe des Abschnitts 1 der Allgemeinen, Dienst⸗ anweisung. — Nr 14. Inhalt. Verfügungen: vom 25. März 1899. Verfendung von Drucksachen in Rellenform; — vom 26. März 1890. Bezeichnung der Postagentur mit Telegraphenbetrieb in Beichlingen.
Statistik und Volkswirthschaft.
Ergebnisse der Krankenversicherungg-Statistik im Jahre 1888 für das Königreich Bayern.
Die Zahl der Krankenkassen im Königreich Bayern hat sich nach der Zeiischrift des Königlich Bayerischen Statistischen Bureaus, von 330 im Jahre 1887 bis 31. Dezem ber 1888 auf 4479 vermehrt. Davon sind 3969 oder 88, 6 Co eng ent 28 oder O, G O DBrtgkrankenkaffen, 402 oder o ο Betriebs- (Fabrik-) Krankenkassen, J oder 6,3 oo Baukrankenkassen, 3 oder O, L0luo Innungskrankenkassen, Iz oder (6,7 5so eingeschriebene Hülfskassen und 36 oder 3,8 o an⸗ erkannte Vereine, . :
In fämmtlichen Kassen waren am 1. Januar 1888 im Ganzen 410 875 Personen versichert; diese Zahl betrug am 1 Januar 1889 im Ganzen 448 816, d. i. 82 9e der Bevölkerung des Königreichs Bayern. Im Laufe des ire ö. sich mithin die Zahl der Versicherten um 32 9140 oder 8, OQos— cerhöht. . . .
Auf die n , Kafsenarten vertheilen sich die Mitglieder wie folgt: mit 235 hi4 auf die Gemeindekrankenversicherung, mit 59 986 auf die Ortskrankentassen, mit 108 283 auf die Betriebõkrankenkassen, mit 2130 auf die Baukrankenkassen, mit 254 auf die Innungèkranken⸗ kaffen, mit 5l6G auf die eingeschriebenen Hälfskassen und mit 26 488 auf die anerkannten Vereine. .
Hieraus erhellt, daß in Bayern noch immer die Gemeinde ⸗ krankenversicherung vorherrschend ist, da deren Kassenzahl S8, 6 Mo, demnach fast neun Zehntel aller Krankenkassen beträgt, während die Zahl der in der Gemeindekrankenversicherung versicherten Personen am Jahreganfang 1835: 2359 514 oder 5,6 og aller Versicherten gegen 222 412 oder 64,1 C0 am Jahresanfang 1888 betrug, Es ge⸗ . mithin mehr . die Hälfte der sammtlichen Versicherten der
emeindekrankenversicherung an.
Die 28 Srtskrankenkasten zählten am 1. Januar 1889 59 986
Die 40 Betriebskrankenkassen zählten am 1. Januar 1889 109 283 . i. . aller Versicherten gegen 102 426 oder 24,9 9½υ am 1. Januar ;
Die 9 Baukrankenkaffen zählten am Jahresanfang 1889 21530 Mitglieder oder 0,5 o/o aller Versicherten gegen 3468 oder O, S0 / am 1. Januar 1888.
. 3 Innungskrankenkassen zäblten am 1. Januar 1559 254 Mitglieder oder 9 hso aller Versicherten gegen 115 oder 0. 02 9 am Jahresanfang 1888. ; ;
X 33 eingeschriebenen Hülfskassen zäblten am 1. Januar 1889 6160 Mitglieder, d. i. 14060 aller Versicherten gegen 6011 oder 1,50 am Anfang des Jahres 1888. .
Die 35 ancrkannfsch Vereine zählten am Jahresanfang 1889 26 488 Mitglieder, ö o/o aller Versicherten gegen 24 992 oder 6,1 0/0 am J. Januar 1838. —ĩ * n,, Krankenkassen kamen 140 743 Erkrankungsfälle mit 2276 828 Krankheitstagen zur Anzeige gegen 139245 Erkrankungs⸗ fälle mit 2035 686 Krankheitstagen im Vorjahre. Die Erkrankungsfälle bezw. Krankheitstage vertheilen sich auf die einzelnen Kassenarten folgendermaßen: mit 43ñ5 bezw. 42,5 oso aul die Gemeindekrankenverficherung, mit 15,4 bezw. 164060, auf die Drts— krankenkassen, mit 31.5 bezw. 29,7 oso auf die Betriebskrankenkassen, mit 1.2 bezw. 1,3 ο auf die Baukrankenkassen, mit O, O2 bezm. O, 2 o auf die Zwangt krankenkassen, mit 1.8 bezw. 2,0 sοo auf die einge⸗ schriebenen Hülfskassen und mit 6,5 bezw. 8,2 o auf die anerkannten Vereine.
Auf 1 Versicherten treffen Erkrankungsfälle bezw. Krankheitstage: bei Ter Gemeindekrankenversicherung 0, 26 bezw. 404, bei den Orts⸗ krankenkassen 0, 316 bezw. 6,22, bei den Betriebskrankenkassen 041 bezw. 6,19. bei den Bautrankenkassen 6, 82 bezw., 12.39, bei den Innungs⸗ krankenkassen 0,11 bezw. 1,44, bei den eingeschriebenen Hülfskassen 0,41 bezw. 7, 54 und bei den anerkannten Vereinen O. 35 bejm. 7.04. Dle Gesammt-⸗Einnahmen bezw. Ausgaben bezifferten sich: bei der Gemeindekrankenversicherung auf 2312581 bezw. 1 963 905 „, bei den Ortskrankenkassen auf 1 037 299 bezw. 1 A5 O24 M6, bei den Betriebskrankenkassen auf 2 894 442 bezw. 2791 870 M, bei den Bau⸗ krankenkassen auf 78 914 bezw. 74 538 „, bei den Innungẽkranen⸗ kafsfen auf 523 bezw. 2733 M6, bei den eingeschriebenen Hülfskassen auf 125 291 bezw. 101 209 S und bei den anerkannten Verrinen auf 677 774 bezw. 47? 75 6, im Ganzen auf 7 125 324 bezw. 6 ob 66446
Von den Ausgaben entfielen in Prozenten auf ärztliche Behandlung: bei der Gemeindekrankenversicherung 17,5, bei den Srtskranken⸗ kassen 103, bei den Betriebskrankenkassen 16, bel den Bau kranken kassen 16,5, bei den Innungskrankenkassen 6,7, bei den eingeschriebenen
älfskassen 2,! und bei den anerkannten Vereinen 9,7; arf . und sonscige Heilmittel; bei der Gemeindekranken · verficherung 141, bei den Ortskrankenkassen ct, bei, den Betriebẽ⸗ krankenkassen 11,1, bei den Baukrankenkassen 7.5, bei den Innungs; krankenkaffen 3,3, bei den eingeschriebenen Hülfskassen O8. und bei den anerkannten Vereinen O5; auf Krankengelder (an Mitglieder und Angehörige): bei der Gemeindekrankenversicherung 2132, bei den Orts⸗ frankenkafsen 26 2, bei den Betriebskrankenkassen 263, bei, den Bau—⸗ krankenkassen 27,6, bei den Innung krankenkassen 8d, l, bei den ein⸗ geschriebenen Hülfslassen 75.4 und bei den anerkannten Vereinen Hö. 6; auf“ Unterstüßung von Wöchnerinnen: bei der Gemeindekranken⸗ versicherung — bei den Ortskrankenkassen 9,7, bei den Betriebẽ krankenkassen 1ů4, bei den Baukrankenkassen 0,2, bei den Innungskranken⸗ kaffen — bei den ein geschriebenen Hülfskassen 0,7 und bei den anerkannten Vereinen 0,5; auf Skerbegel der: bei der Gemeindekranfenversicherung . bei den Ortskrankenkassen 1.9, bei den Betriebskrankankassen 2,8, bei den Baukrankenkassen 6, bei den Innungskrankenkassen —, bei den eingeschriebenen Hülfékassen 3, und bei den anerkannten Vereinen 30; auf Kur⸗ und Verpflegungskosten an Krankenanstalten: bei der Geineindekrankenversicherung 344, bei den Ortskrankenkassen 22,0, bei den Betriebskrankenkassen 4,2, bei den Baukrankenkassen 202. bei den Innungskrankenkassen 13, bei den eingeschriebenen Hülfe kassen 1.2 und bei den anerkannten Vereinen ?. ö.
Die Verwaltungsausgaben (bei der Gemeinde krankenversicherung ist die Verwaltung der Kasse Seitens der Gemeinde nach 8. 8 des Krankenverficherungsgefetzes unentgeltlich zu führen) betrugen: het den Ortskrankenkassen 8, L6sJ, bei den Betriebakrankenkassen O, ig, bei den Baukrankenkassen 1.6 c, bei den Innungskrankenkassen 17.5 00, bei den eingeschriebenen Hülfskassen 5,2 M und bei den anerkannten Vereinen 5,2 Oo der Gesammtausgaben. . .
Von ben Einnahmen entfielen in Prozenten auf Beiträge: bei der Gemeindekrankenversicherung 74,5, bei den Ortekrankenkassen 84, bei den Betriebskrankenkassen 61,4, bei den Baukrankenlassen 35, bei den Innungtkrankenkassen 83,l, bei Len eingeschriehenen Hülfs⸗ kassen 73,5 und bei den anerkannten Vereinen 68. 1; auf sonstige Ein⸗ nahmen: bei der Gemeinde krankenversicherung 15, bei den Orts krankenkassen 0,4, bei den Betriebskrankenkassen 11,6, bei den Bau⸗ krankenkaffen 0,3, bei den Innungskrankenkassen O9. bei den ein⸗ geschriebenen Hülsskassen 4,3 und bei den anerkannten Vereinen 0.5.
Die sämmtlichen Krankenkassen wiesen am Schlusse des Jahres 1888 ein Gesammtoermögen von 3504 294 6 auf. Jö
Es treffen auf 1 Mitglied Aktivvermögen: bei der Gemeinde krankenbersicherung 2,96 Sc, bei den Orts, Krankenkassen . 68 AS bei den Betriebs⸗Krankenkassen 20,37 6, bei den. Bau⸗Krankenkassen 5, 81 M, bei den Inn ungé⸗Krankenkessen 5, 186, bei den eingeschriebenen Hülfökassen 21,806 ½ und bei den anerkannten Vereinen 28,10 „0
Kunst und Wissenschaft.
Meister⸗Holzschnitte aus vier Jahrhunderten, herausgegeben von Georg. Hirth und Richard Mut her, HRünchen und Leipzig, G. Hirth's Kunstverlag. Lieferung 6. und Pr. 3 M6 50 F). — Unter den 29 Blättern dieser neuesten Lieferung des bei den Kunftliebhabern schnell zu verdienter Werthschätzung ge— langten Unternehmens finden sich mehrere äußerst seltene und inter⸗ esfante, die in vorzüglichster Faesimile⸗ Nachbildung nunmehr Gemein; gut aller Freunde alter Kunst werden. Von den deutschen Meistern ist hllbrecht Dürer durch 5 Blätter vertreten, und zwar zunächst durch das lebensgroße Profilbildniß seines Freundes, des Kaiserlichen Raths Ulrich Varnbüler (z'on I522), das größte und bedeutendste Porträt, welches Dürer in Holzschnitt veröffentlicht hat. Die besonderd ge⸗ schätzten Helldunkeldrucke (von zwei Tonplatten) dieses eine wahrhaft packende, markige Leben wahrheit nisses Übrigens nicht von Dürer selbst, sondern aus dem 17. Jahrhundert und aus Holland, wohin der Holzstock später gekommen war; einer dieser Drucke erscheint im vorliegenden Teft der Sammlung in ganz täuschender Nachbildung des viel begehrten Driginaldrucks. Neben diesem aroßen sehen wir ein winzig kleines rundes Blatt, den heiligen Hieronymus darstellend; dieses subtil aut geführte Blättchen gehört zu den feltensten und kostbarsten Holzschnitten des Meisters. Von Dürer finden wir ferner eine Maria mit dem Kinde; ein fliegendes Blatt, äuf dem man eine ron andern Vögeln angegriffene Eule erblickt alt allegorische Illustration zu dem darunter gesetzten Text des Hans Sachs über den Haß und Neid der Welt, und endlich die noch heute in vielen Atlanten erhaltene (nur nach träglich ergänzte) Karte, der nördlichen Himmelskugel mit den von Dürer eingezeichneten Sternbildern. Das sonst bisher eben- falls dem großen Nürnberger Meister zugeschriebene Nartyriun des heiligen Sebastian (auch ein äußerst seltenes Blatt spricht Muther ihm ab und vermuthet dagegen den Italiener Jacopo de Barbari ais Urheber. Von den anderen in der Lieferung vertretenen altdeuischen Künstlern feien genannt Hans Burgkmair (ein Wappen), Hans Lützel burger (Kampf im Walde), Peter Flötner gwei Ornament. Holzschnute⸗ und aus neuerer Zeit ein großes Profil Porträt Friedrich's I., nach B. Calau geschnitten bon Georg Unger. Die talienische Dol zschneide⸗ kunst repräsentiren außer dem bedingungtweise schon genannten eine reizvolle anonyme „Anbetung de Christkindes durch Maria sowie Blätter von Giuseppe Nicola Vicentino und Andreg Andreani (nach Mantegna). Von den in der Lieferung erscheinenden Niederländern und
zeigenden Bildnisses stammen
Bruenhel der Aeltere (Maskerade, der einzige bekannte Holzschnitt von ihm) und Lucaz van Leyden (ein Blatt aus der Folge Helden der Welt“. Endlich fehlt auch Christoph Jegher, der treffliche Formschneider aus des Rubens Schule nicht: von ihm finden wir die fast so rund und fein wie ein Kupferstich geschnittene rechte Hälfte von dem Liebeshof“ des Meisters sowie zwei Plafondbilder aus der Jesuitenkirche in Amsterdam. Auch diese Lieferung dürfte, nach den eben besprochenen Proben, den Liebhabern alter Kunst viele Freude bereiten und dem schönen Unternehmen neue Anerkennung eintragen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Im Laufe dieses Jahres wird in Pavia gelegentlich der dortigen landwirthschaftlichen Ausstellung eine internationale Ausstellung für Erzeugnisse der Milchindustrie und für Werkzeuge zur Käseberei— tung stattfinden. ; .
Anträge wegen Zulassung sind unter Angabe des be— anspruchten Raumes spätestens bis zum 30. Juni d. J portofrei an die Kommission der landwirthschaftlichen Aus⸗ stellung (ommissione ordinatrice del concorso agrario
regionale di Pavia) zu richten, welch Letztere auch die auf die Anordnung und Ausführung der Preisbewerbung bezüglichen Bestimmungen erlassen wird.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
Schweden. . — Auf dem Gute Bärarp in der schwedischen Provinz Halland ist der Milzbrand ausgebrochen.
Handel und Gewerbe.
April. (W. T. B.) Kammzug-Termin⸗ handel. La Plata. Geundmuster B. pr. April 4,85 ιο6. pr, Mai 4, S, pr. Juni 4,85 , pr. Juli 4,85 S, pr. August 1.85 6, pr. September 4,895 it, pr. Oktober 4 805 S, pr. No- vember 4,85 6, pr. Dezember 485 16 Umsatz 65 0900 kg. Fest. Karlsruhe, 1. April. (W. T. B) Serienziehung der Bal“ tischen 100 Thaler-Loose: 97 148 150 210 216 292 342 343 440 546 548 625 633 771 877 03 gos 912 917 1115 1472 1553 1583 1603 2083 2168 2217 2255 2300 2359. .
Hamburg, 1. April. (W. T. B. Die Abendbörse bleibt von heute an bis zum 1. Oktober geschlossen. ;
Wien, 1. April. (W. T. B.) Gewinnziehung der öst err. 18546r Loose: 160 000 Fl. fielen auf Nr. 9 Ser. 23606, 10 000 Fl.
auf Nr. 26 Ser. 1762. . (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗
London, 1 Axril. ladung angeboten.
Manchester, 1. April. (W. T. B.) 12 Water Taylor 13, 0. Water Tavlor 93, 20r Water Leigh 83, 30r Water Clayton Sz, z24 Mock Brooke Sz, 20 Mayoll 9t, 40r Medio Wilkinson 11, 2. Warpeopß Lees Sz, 36r Warpcops Rowland 94, 40r Don ble Weston 1698, 60r Double eourante Qualitat 133, 32 116 vds 16 X16 grey Printers aus 32m 46r 180 Fest. .
Konstantinopel, 1. April. (W. T. B. . (Meldung der „Agence de Constantineple.) Ein französischer Finanzmann unter⸗ handelt mit dem Finanz ⸗Minister im Nam en eines K onsortiums, das aus englischen und deut schen BankhäusFern sowie der Gruppe der Ottoman Bank besteht, über die Konversion der Prioritäts⸗ Obligationen im Betrage von 5 841 260 Pfd. Sterl., und eine Feue Anleihe von 5. Mill. Pfd. Sterl., von welcher die Hälfte zur Amortisirung der inneren Schuld bestimmt ist. Der Emissionscours dürfte auf ungefähr 79 0 festgestellt werden und der Zinsfuß 4
betragen. .
Waßshington, 1. April. (W.. T. B) Die Schuld der Vereinigten Staaten hat im Monat März um H 389 s57 Doll. abgenommen, im Staatsschatz befanden sich ult. März 628 764 793 Doll.
New Hort, 1. April. (B. T. B.). Weizen Ver⸗ schiffung en der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 34 090, do, nach Frankreich 11 009, do. nach anderen Häfen des Kontinents 32 000, bo. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 47 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents — Qrts. .
— 1 , d , gangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 5 971 873 Doll. gegen 7068 264 Dollars in der Vorwoche.
Leipzig, 1.
Submissionen im Auslande.
Spanien.
26 April, 3 Uhr Nachmittags, Madrid. Ministerio de Ultramar, Konzession zum Bau und Betrieb von Eisenbahnen auf der Insel Cuba in der Länge von 891 km. Dauer der Konzession 89) Jahre. Regierungsgarantie für 896 Zinsen des aufgewendeten Kayitals. ,,, . H Jahre. Kaution vorläufig 1 Million, endgültig 5 Millionen Pesetas. .
lh leres in spanischer Sprache beim „Reichs ⸗Anzeiger ‘.
Verkehr s⸗Anstalten.
Helsingfors, 1. April. (W. T. B.) Die Schiffahrt ist heute durch einen Lübecker Dampfer eröffnet worden, welcher das schwache Eis im Hafen forcirte. Die See ist eisfrei.
Theater und Mufsik.
Kroll's Theater.
Am Ostersonntag beginnen die Vorstellungen der ita lienischen Oper. Hr. Dr. Carlo Gardini, sein Vertreter Prof. Belletti und die meisten Känstler sind bereits eingetroffen. „a Lravigta-. und „Il Trovatore“ werden die ersten Vorstellungen sein, Die Preise der Plätze sind wie folgt normirt: J. Parquet: 6 6 II. Parquet: 4 4, Balkon: 4 und 3 (t, Logensitze: 2 M 50 , Stebplatz: 1
Belle · Alliance e · Theater. ;
Da der Andrang zu den Aufführungen des Nautilus“ während der Ofterfeiertage voraussichtlich ein sehr bedeutender werden dürfte, hat die Direktion die Anordnung getroffen, daß Billets für die beiden Festtage schon von morgen ab an der Kasse, Vormittags 17—1 Uhr, erhältlich find. Dagegen bleibt die Theaterkasse am Charfreitag ge⸗
schlossen. ö Philharmonie. .
Der Komponist Philipp Rüfer (aus Lüttich), zur Zeit Lehrer am Konservatorium des Professors Scharwenka, veranstal tete gestern zum Besten der Ferien ⸗Kolonien ein Concert, in welchem nur eigene Kompositionen und zwei seines Schülers John Varrotzt zur Aus⸗ führung gelangten. Des Concertgebers Sinfonie (E-dur) ist ein Werk, das originelle Erfindung und geschickte Jormbehandlung er⸗ kennen läßt; nur im Adagio⸗Satz würden einige Kürzungen anzurathen sein. Die Sinfonie sowie eine Ouverture „Rubens“ sind uns vor einiger Zeit bereits im Concerthause begegnet. Letztere besonderg zeigt eine' große Beherrschung und Verwendung der orchestralen Mittel, verfolgt aber zu deutlich die Spuren der Wagner'schen Nuse. In einer Scene aus seiner Oper Merlin“ erfreute der em ponist durch die sehr treffende Darstellung sowohl des ritter sichen als auch des zarten weiblichen Charakters. Die sehr selbständige und glänzende, oft tonmalerische Orchesterpartie ist nur dem Gefange zuweilen eiwas hinderlich. Alle drei Werke wurden mit sehr lebhaftem Beifall aufgenommen; Außer obigen Nummern hörten wir eine „Serenade“ und eine Arie „Dero an Leander? von J. Parrott, zwei Gesangstücke, in denen das Melodische in der Er⸗
Mitglieder, d. i. I3, 9 o aller Versicherten gegen bl 421 oder 126ů6 9so am Jahresanfang 1888.
Flamändern seien hervorgehoben Jan Livens (Brustbild eines ältlichen
Mannes, ein sehr seltenes Clairobfeur -Blatt von zwei Platten), Peter.
ndung zwar änzuerkennen ist, jedoch zu oft gegen die Orchesterpartie n in Dlie Königliche Hof⸗Opernsaͤngerin Frl. Leisinger,