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18643
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unter Ueberreichung der Matrikel, des Anmeldebuchs und der Er⸗ kennungẽ karte anzubringen. Berlin, den 31. März 1890. — Königliches Universitãte Kuratorium. In Vertretung: Hinsch ius. Dau de.
Die Immatrikulationen bei der hiesigen Unirersität für das be⸗ vorftebend? Sommer ⸗Semester beginnen am 14. April und schließen mit dem 6. Mai d. J. Jeder, der immatrikulirt zu werden wüuͤnscht, bat fich zu vor bei dem Portier der Un ir er, sität mit einer Zulassungskarte zu versehen, wobei demselben auch Ort und Stunde der Immatrikulation angegeben werden wird.
Behufs der Immatrikulation haben vorzulegen und zwar sämmtliche Zeugnisse im Original:
1) die Studirenden, welche von einer anderen Univer⸗ sität kommen, ein vollständiges Abgangszengniß von jeder der früber befuchten Universitäten und, insofern sie Inländer sind, ein Reifeeugniß von einem deutschen Gymnasium oder Realgymngsium;
2) die senigen, welche die Univerfitätsstudien erst be⸗ ginnen, insofern sie Inländer sind, ein vorschriftsmäßiges Reife · zeugniß, und, Falls sie Ausländer find, ausreichende Legitimations
apiere . . ö In Betreff derjenigen Inländer, welche, ohne daz vorschriftsmäßige Zeugniß der Reife zu besitzen, die Univerität zu besuchen wünschen, Tir? auf den besonderen Erlaß des Königlichen Universitãts⸗Kura⸗ toriums vom heutigen Tage Bezug genommen.
Berlin, den 31. März 1890. . .
Die Immatrikulations ⸗Kommission. Hinschius. Daude.
Personalveränderungen.
gtöniglich Preußische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Versetz ungen. Im aktiven Heere. Berlin, 1. April. Frbr. v. d. Heyden⸗ Rynsch, Sec. Lt. vom 2. Rhein. Hus. Regt Rr. 9y, in das West— fälische Ülan. Regt. Nr. 5 versetzt. . .
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 30. März. Heydenreich, Sec. Lt. vom Inf. Regt, Herzog von Holstein (Holstein) Nr. 856, mit Pension der Abschied bewilligt.
XIII. sstöniglich Württembergisches) Armee⸗Corys.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im akttiven Heere. 1. April. Schmidt, Major à la suite des Gren. Regts. König Karl Nr. 123, Eisenbahnlinien ⸗Kommissar in Stuttgart, v. Lien hardt, v. Hiller, Majors, Bats. Comman⸗ deure im Gren. Regt. Königin Olga Nr. 119, v Groll, Major, Bats. FJommandeur im Inf. Regt. König Wilhelm Nr. 124, Sautter, Major, etatsmäß. Stabsoffizier im Ulan. Regt. König Bilhelm Nr. 20, Bilfinger, Major, Abtheil. Chef im Kriegs— Minifteriu m, Kleiner, Major, etatsmäß. Stabsoffizier im Drag. Regt. Königin Olga Nr; 25. v. Wöllwarth, Major à la suite des Un. Regts. König Wilhelm Nr. 20, kommandirt in das Kriegs ⸗Ministerium, Schnürlen, Major, Bats. Commandeur im S. Inf. Regt. Nr. 126, za Oberst ˖⸗Lts mit Patent vom 24. März 1890 befördert. v. Grävenitz, Major à la suite des 4. Inf. Regts. Rr. 123, Plotzmajor in Stuttgart, der Charakter als Oberst⸗ Lt. derlieken. Dinke Lacker, Pr. Vt. im Pion. Bat, Nr 13, zum Hauptm. u. Comp. Chef, Lehnert, Sec. Lt. in demselben Bat, unter Vor⸗ behalt der Patentirung zum Pr. Lt, befördert. Wagner, Feuer werks⸗Pr. Lt., ein Patent seiner Charge vom 24. März 1896 ver⸗ liehen. Frhr. v. Kechler⸗Schwandorf, Major z. D., unter Ent— hebung von der Stellung als Bezirksoffizier bei dem Landw. Bezirk Stuttgart und Ertheilung der Erlaubniß zum Tragen der Uniform des Inf. Regts. Kaiser Wilhelm König von Preußen Nr. 120, dem Gencral⸗Kommando des Armee⸗Corps zur Verwendung in der bei demselben etatsmäß. inaktiven Stabsoffizierstelle zugetheilt.
Aichtamtsliches.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 8. April.
Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute Morgen go Üühr den Vortrag des Reichskanzlers, Generals von Caprivi entgegen, empfingen ferner zu Vorträgen um 101 / Uhr den Contre⸗-Admiral Köster, um 11 Uhr den Chef des Marinekabinets, Kapitän zur See Freiherrn von Senden-⸗Bibran, und um 111 Uhr den Ehef des Militärkabinets, General⸗ Lieutenant und General-Adjutanten von Hahnke. Um 125/ Uhr nahmen Se. Majestät militärische Meldungen entgegen.
Aus Anlaß des Geburtstages Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich Leopold begaben Sich Beide Masestäten um 11½ Uhr mittels Sonderzuges nach Potsdam.
Den Kammerherrendienst bei Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin übernimmt vom 8. bis 16. d. M. der Ceremonienmeister von Veltheim.
Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 8. März d. J. beschlossen, daß zu setzen sind:
1) in der Anlage O zu den vorläufigen Ausführungsbestim; mungen zum Branntweinstenergesetz vom 24. Juni 1887 (Central Blatt für das Deutsche Reich, 1388, S. 80)
a. unter Ziffer 1 Absatz 2 für die Worte:
Branntwein von wenigstens 40 υί durchschnittlichen Alkoholgehalts“
die Worte: „Branntwein mit einem durchschnittlichen Alkoholgehalt von wenigstens 34 Gewichtsprozent“,
p. unter Ziffer 9 Absatz 3 im Schlußsatz für die Worte:
„Stärken unter 40 0) die Worte: „Stärken unter 364 Gewichtsprozent“,
e. unter Ziffer 29 Absatz 2 für die Worte:
Bianntwein von weniger als 40 oο durchschnittlichen Alkohol gehalts die Worte:
„Branntwein mit einem durchschnittlichen Alkoholgehalt
von weniger als 34 Gewichtsprozent“;
2) in der Anleitung zur Prüfung des als Denaturirungsmittel zugelassenen Essigs — Anlage R zu den vorläufigen Ausführungs· bestimmungen zum Branntweinsteuergesetz vom 24. Juni 1887 —
(Central Blatt für 1887, Seite 436) für die Worte: Sprit von mindestens 95 (Gο Tralles“ die Worte: „‚BVranntwein von mindestens 93 Gewichtsprozent“; 3) in den Bestimmungen, be reffend die Denaturirung von Brannt⸗ wein (Central-⸗Blaft für 1888 Seite 227), unter Ziffer 9 für die Worte:
die Worte: Alkohol von 93 Gewichtsprozent; ; 4) in der Anmerkung zu „ Fuselöle“ auf Seite 110 des amtlichen
Waarenverzeichnisses
für die Worte: Fusclöle mit einem Alkobolgehalt von 10 Volumenprozent und darũber die Worte: Fufelöle mit einem Alkoholgebalt von 8 Gewichtsprozent und darüber.“
Wie wir aus guter Quelle vernehmen, ist dem Wirklichen Geheimen Legations⸗Rath Humbert die Leitung der Per⸗
sonalien- 2c. Abtheilung des Auswärtigen Amts
und dem Geheimen Legations-Rath Dr. Krauel die Leitung der neuerrichteten Kolonial-Abtheilung im Auswärtigen Amt übertragen worden.
Hierher gelangten Nachrichten zufolge ist Behufs Ver⸗ hinderung der Waffen⸗Einfuhr nach Dahomey, woselbst Unruhen herrschen, über denjenigen Theil der Sklaven küste, Der zwischen der Grenze der französischen und deutschen Be⸗ sitzungen in Popo bei 66 14 45“ nördlicher Breite und O00 46. 35“ westlicher Länge von Paris und der Westgrenze der französischen Besitzungen von Porto Novo auf der Ver⸗ längerung des durch die Bucht von Adjana laufenden Meridians liegt, Seitens der französischen Regie rung vom J. d. M. ab ber Blockadezustand verhängt worden.
Ueber die Vorgänge in Köpenick brachte der „Berliner Börsen-Eourier“ in seiner Nr. 164 vom 30. März eine aus⸗ führliche Darstellung, welche den Verlauf der Dinge in eine wesentlich neue Beleuchtung rücken sollte. Diese Darstellung ist sodann in andere Blätter, speziell auch in das sozial⸗ demokratische „Berliner Volksblatt übergegangen. Die Dar—
stellung bezweckt eine Entlastung der sozialdemokratischen Tumultuanten und eine Belastung der Polizei-Exekutivbeamten, als der eigentlichen Schuldigen an den Excessen.
Der Landrath des Kreises Teltow, Stubenrauch, ersucht uns, demgegenüber festzustellen, daß die fragliche Darstellung des „Berliner Börsen⸗-Courier“ in fast allen ihren Einzel heiten der Wahrheit direkt widerspricht. Auf die Richtigstellung der Thatsachen darf indessen umsomehr verzichtet werden, als die gerichtliche Untersuchung der Vorgänge binnen Kurzem abgeschlossen sein wird und die demnächst stattfindende gericht⸗ liche Verhandlung die erforderliche Berichtigung der öffentlichen
Teinung von selbst mit sich bringen wird.
Der Kaiserliche Botschafter in Wien, Prinz Reuß, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungirt der Legations-Rath Graf von Monts als Geschäftsträger.
Der Kaiserliche Botschafter von Radowitz ist vom Urlaub nach Konstantinopel zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.
Der General-Lieutenant von Werder, Commandeur der JL. Division, ist zur Abstattung persönlicher Meldung hier angekommen.
Der Remonte⸗-Inspecteur, General-Lieutenant Freiherr von Troschke hat eine längere Dienstreise angetreten.
Am 4. d. M. ist der Geheime Baurath und vortragende Rath im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Tolle auf einer an eine Dienstreise sich anschließenden Urlaubsreise im Hause seiner verheiratheten Tochter in Wesel gestorben. Rachdem der Dahingeschiedene vor einem und einem halben Jahre eine gefährliche Krankheit glücklich überstanden hatte und alle Aussicht vorhanden schien, daß er noch lange Zeit dem Dienste des Staates erhalten bleiben würde, ist er nun⸗ mehr ganz plötzlich und unerwartet aus diesem Leben abberufen worden.
Adolf Tolle, 1832 in Hanekenfähr geboren, war im Jahre 1853 als Bauführer in den vormals hannoverschen Staatsdienst eingetreten, 1858 als Bauconducteur in Norden angestellt, 1866 zum Titular⸗ und 1568 zum wirklichen Wasser⸗ Bauinspektor daselbst befördert, 1871 an die vormalige Land— drostei in Aurich versetzt und daselbst 1876 zum Regierungs⸗ und Baurath ernannt, sodann 1887 als Hülfsarbeiter in das Ministerium der öffentlichen Arbeiten berufen und im Jahre 1888 zum Geheimen Bau⸗ und vortragenden Rath besördert worden.
Dank seiner vorzüglichen Veranlagung für den Wasserbau, seiner großen Umsicht und seiner unermüdlichen Pflichttreue hat er in allen Stellungen Vorzügliches geleistet und ins⸗ besondere um die Befestigung und Erhaltung der Ostfriesischen Inseln sich bleibende Verdienste erworben, Während der letzten Jahre seiner Thätigkeit in der Provinz Hannover hat er mit eben so großem Geschick wie nie rastendem Eifer den Bau des Ems-Jade⸗Kanals geleitet und hatte noch im vergangenen Jahre die Freude, nach Vollendung dieses bedeutenden Bau⸗ werks seine Verdienste durch Verleihung des Rothen Adler Ordens dritter Klasse mit der Schleife Allerhöchsten Orts belohnt zu sehen. Hauptsächlich mit Rücksicht auf die bei diesem Kanalbau gesammelten Erfahrungen war er dazu ausersehen, die Oberleitung über den Bau des Kanals von Dortmund' nach den Emshäfen zu führen. Zu früh für den Königlichen Dienst ist er seiner erfolgreichen Thätigkeit nunmehr entrissen worden.
Das Andenken an den Dahingeschiedenen, der durch Lauterkeit und Hochherzigkeit des Charakters ausgezeichnet war, wird ein gesegnetes bleiben.
S. M. Kreuzer⸗Fregatte „Leipzig“, Kommandant Kapitän zur See Plüddemann, ist am 6. April in Yoko⸗ hama angekommen.
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ wird eine Uebersicht über die Zuckermengen, welche in der Zeit vom 16. bis 31. März 890 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Steuervergütung abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den freien Verkehr zurückgebracht worden sind, veröffentlicht.
„Alkohol von 950“
München, 6. April. Das Großkanzleramt des St. Georgs⸗Ritter-Ordens giebt bekannt, daß Se, Königliche Hoheit der Prinz-Regent als Ordens⸗ Großmeister⸗ Stell vertreter mit Allerhöchflen Entschließungen vom 18. Februar und 19. Marz J. J. die Abhaltung des diesjährigen Hauptfestes des Ritter ⸗Ordens vom heiligen Georg mit Ritterschlag auf Donnerstag, den 24. April d. J., den Festtag des heiligen Georg, angeordnet hat. Zugleich werden bei diesem Fest die in den Ordens statuten vorgeschriebenen Ordens⸗ ämterwahlen sowie mehrere Promotionen stattfinden. Am darauffolgenden Tage, Freitag, den 25. April, wird der Trauergottesdienst für weiland Se. Majestät den Ordens⸗
Iroßmeister König Ludwig II. von Bayern und am Sonn⸗
abend, den 26. April, das statutengemäße Seelenamt für die im Laufe des letztverflossenen Ordensjahres verstorbenen Ordensmitglieder: Großkomthur ad honores Hugo rt von Thurn und, Taxis, K. K. öcsterreichischer Käm⸗ merer und Geheimer Rath, Kapitular⸗Großkomthur und Srdensgroßkanzler Georg Freiherr von und zu Franckenstein, Königlich bayerischer Kämmerer und J. Präsident der Kammer der Reichsräthe, und Ordensritter Karl Graf von Waldburg⸗ Syrgenstein, Königlich württembergischen Major a. D., abge⸗ halten werden. Bremen.
Bremen, 5. April. Die heutige „Weser⸗tg.“ meldet in ihrer Abendausgabe an erster Stelle: „Se. Majestät der Kaiser hat die Einladung Bremens auf den 21. April d. J. durch ein heute an den Praͤsidenten des Senats gelangtes Schreiben huldreichst angenommen.“
Deutsche Kolonien.
Aus Sansibar meldet „W. T. B.“ vom heutigen Tage, daß sich die Häuptlinge Bwana-Heri und Je hasi gestern mit dem Rest ihrer Truppen dem Reichskommissar Major Wissmann ergeben haben.
Großbritannien und Irland.
London, J. April. (W. T. B.) „Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin von Wales ist leicht erkrankt und konnte gestern Marlborough House nicht verlassen, um sich, wie beabsichtigt, nach ihrem Landsitz Sandringham zu begeben.
Frankreich.
Paris, 6. April. (W. T. B.) In dem gestrigen Mintsterrathe unterzeichnete der Präsident Carnot das Dekret, nach welchem Bihourd zum außer⸗ ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Frank⸗ reichs in Lissabon ernannt wird. Der Minister des Acker⸗ baues Develle berichtete sodann über die günstige Lage des Marktes in La Villette und theilte mit, er werde am Mittwoch den Epizootienrath einberufen, um verschiedene Vorschläge betreffs Einfuhr, von lebendem Vieh zu be⸗ rathen. Schließlich beschäftigte sich der Ministerrath mit der Lage in Dahomey und beschloß, daß in Abwesenheit des nach Frankreich berufenen Gouverneurs Bayol die be⸗ hördliche Gewalt in den Flüssen des Südens von dem Kapitän des Schiffes „Fournier“, der von dem Refidenten in Porto novo und dem Oberst⸗Lieutenant Terrillon unterstützt werden solle, ausgeübt werde. Die Einfuhr von Waffen auf der Sklavenküste soll durch einen französischen südatlantischen Kreuzer, der um 2 Schiffe ver⸗ stärkt wird, verhindert werden.
Das „Journal officiel“ veröffentlicht heute die Note über die Blockadeerklärung der Küste von Dahomey.
Eannes, 6. April. (W. T. B. . Das Befinden des Kaisers Dom Pedro hat sich gebessert.
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 7. April. (W. T. B.) Der Kaiser befindet sich vollständig wohl, was nochmals gegenüber allen im Auslande verbreiteten Gerüchten wiederholt wird.
Italien.
Rom, J. April. (W. T. B.) Eine Division des permanenten Geschwaders unter dem Kommando des Vize Admirals Grafen Lovera di Maria wird sich nach der französischen Küste begeben, um den Präsidenten Carnot auf seiner Reise nach den südlichen Departements zu begrüßen.
Der hiesige radikale Klub beschloß im Hinblick auf die künftigen politischen Wahlen einen Kongreß von Delegirten des radikalen Vereins und der Arbeitervereine am 11. Mai d. J. nach Rom einzuberufen. Dem Kongreß wird ein Programm vorgelegt werden, welches dahin geht, daß alle Kräfte der Demokraten, die, der Enthaltung bei den Wahlen müde, nunmehr organisirt und kompakt auf parla⸗ mentarischem Boden kämpfen wollen, zu einem einzigen und engen Bunde vereinigt werden.
Spanien. Madrid, JT. April (KB. T. B. Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen wird am Dienstgg hier erwartet und im Königlichen Palais absteigen, wo Abends ihm zu Ehren ein Galadiner stattfinden soll. Se. Königliche Hoheit gedenkt am Mittwoch die Weiterreise nach Sevilla anzutreten. .
Im Senat erklärte der Kriegs⸗-Minister am Sonn⸗ abend auf, eine bezügliche Anfrage: der General⸗Kapitän Castillo führe die Untersuchung in dem Verfahren gegen den General Salcedo. Der Senat setzte sodann die Be⸗ rathung über die Affaire Daban fort; im Laufe der De⸗ batte tadelte Campos das Verfahren der Regierung, gab jedoch unter allgemeinem Beifall zu, daß es nothwendig sei, die Disziplin zu erhalten.
Portugal.
Lissabon, 7. April. (W. T. B.) Das amtliche Organ veröffentlicht einen Erlaß, betreffend die Bildung eines Unterrichts⸗Ministeriums mit Senhor Arroyo als Minister. Zum Minister der Marine und der Kolonien an Stelle Arroyo 's ist Fal io Velhena ernannt. Weitere heute zur Veröffentlichung gelangte Er lasse betreffen die Reform der Strafrechtspflege, das Versammlungs- und Vereinsrecht, die Gewährung der Preßfreiheit unter gewissen Bestimmungen. Letzterer tritt morgen in Kraft. Der Erlaß über das Ver⸗ sammlungs- und Vereinsrecht stellt die Befugniß der Be⸗ hörden fest, Schaustellungen, durch welche Einrichtungen des
Staats oder Personen angegriffen werden, zu untersagen.
Die Gesandten von Amatonga sind nach Süd⸗Afrika abgereist. Der Minister der Kolonien hat die amt⸗ lichen Berichte über die von portugiesischer Seite ange⸗ stellten Vorarbeiten für den Bau der Zambesi⸗Eisenbahn von der Küste bis zur Mündung des Shire⸗-Flusses erhalten.
Türkei. Konstantinopel, J. April. (W. T. B.) Der Sultan hat dem Minister des Aeußeren Said Pascha persönlich
unter schmeichelhaften Ausdrücken den Großcordon des Imtiaz⸗ Ordens verliehen.
Griechenland.
Athen, T. April. (W. T. B) Das Unabhängig⸗ keitsfest wurde gestern mit den üblichen Feierlichkeiten be— gangen. In der Metropolitankirche wurde das Tedeum ge⸗ fungen. Abends fand im Königlichen Schlosse ein Festmahl zu Ehren der Peteranen des Unabhängigkeitskrieges statt. Die Stadt war glänzend erleuchtet und mit Flaggen geschmückt.
Serbien. Belgrad, 7. April. (W. T. B.) Anläßlich des gestrigen , der Befreiung Serbiens haben mehrere rdensverleihungen stattgefunden. Unter den durch Orden Ausgezeichneten befinden sich die russischen Minister von Giers und Wyschnegradsky.
Dänemark.
Kopenhagen, 56. April. (W. T. B.) Der Zustand des erkrankten Prinzen Johann, jüngsten Bruders des Königs, ist gestern nahezu unverändert geblieben; gegen Abend trat etwas Fieber ein. Die Nacht war ziemlich ruhig; die Entkräftung hat nicht zugenommen.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Washington, 4. April. (A. C.) Das Repräsentantenhaus genehmigte die Aufnahme Idahos als Staat in die Union mit 129 gegen 1 Stimme. Die Demokraten enthielten sich der Abstimmung. Der Sprecher befahl dem Clerk des Hauses, die Namen von 67 Demokraten zu verlesen, welche anwesend waren, aber nicht stimmten. Auf diese Weise entstand die beschlußfähige Anzahl von Mitgliedern, worauf der Sprecher die Bill für genehmigt erklärte. Die Demokraten beabsich— tigen, sobald Idaho Abgeordnete an den Kongreß nach Washington sendet, den Fall vor die Gerichte zu bringen, um eine Entscheidung des höchsten Gerichtshofs über die Recht— mäßigkeit des Verfahrens des Sprechers zu erlangen.
— 6. April. (W. T. B.) Der Senat hat eine Vor— lage angenommen, welche die Untersuchung des für den Export bestimmten gesalzenen Schweinefleisches und Specks überall da anordnek, wo die Gesetze des Bestimmungs⸗ landes dies erfordern. Dieselbe Vorlage ermächtigt den Prä— sidenten, die Suspendirung der Vieheinfuhr zum Schutz sigen Seuchen zu verfügen.
Peru. Lima, J. April. (R. B) Aus Anlaß der bevorstehenden Präsidentschafts wahl hat die Regierung ein Dekret erlassen, welches öffentliche politische De⸗ monst rationen verbietet. Der ehemalige Diktator General Nicolas Pierolas ist gestern Abend unter der Beschuldigung revolutionärer Umtriebe ver haftet worden. Ebenso wurden der Maire, dessen Adjunkt und drei Mitglieder des Munizipal⸗ raths verhaftet. Störungen der öffentlichen Ruhe haben nicht stattgefunden. Morgen wird die Ankunft eines englischen Geschwaders erwartet.
Zeitun gsostimmen.
Zu der Allerhöchsten Kabinets-Ordre über die Ergänzung der Sffiziercorps bemerkt der „Sch wäbische Merkur“:
Im Interesse des Nachwuchses aus bürgerlichen, wie adeligen Kreisen gleichermaßen liegt das Einschreiten gegen den überhand nehmenden Luxus in der Armee. Daß ron jungen Offizieren der Nachweis einer Privatzulage überhaurt erfordert wird, deutet übrigens darauf bin, daß an maßgebender Stelle der Gehalt der niederen Chargen als unzulänglich erachtet wird, Man kann dies ja keineswegs von sämmtlichen Osfiziersgehalten sagen; die Ge⸗ halte der höheren militärischen Stellen sind erheblich böher, als die Gehalte der Beamten in entsprechenden Rang- und Dienststellungen in andern Departements. Wohl aber bestebt ein Mißverhaltniß zwischen den Anfangsgehalten der Lieutenants und den rasch steigenden Gehalten der böberen Stellen. Der Monatsgehalt eines Lieutenants fann nach allen Abzügen für Musikkasse, Kleiderkasse, Bibliothekkasse, Kasinobeiträge u. s. w. erbeblich zusam:menschrumpfen. Den Comman-⸗ deuren, welchen nunmehr erneut zur Pflicht gemacht ist, den Aus—⸗— wüchsen des Luxus entgegenzutreten, ist eine ernste aber schwierige Aufgabe gestellt Kostspielige Geschenke und die Zahl der Festessen lafsen sich durch Befehle beschränken; aber der auf dem freien Willen berubende Äufwand für Gefelligkeit läßt sich im einzelnen Falle ebenfo schwer umgrenzen, wie kontroliren. Auch auf den Uni versitãten ist Luxus und Hang nach Wohlleben bei den Studirenden vielfach zu bemerken; wenn auch in Offizierskreisen bei Einladungen reiche Ge⸗ näffe der Tafel geboten werden, so zeigt sich damit ein Zug der Zeit, der sich in den verschiedensten Geiellschaftskreisen ebenso in gegen⸗ feitigem Ueberbieten breit macht. Der Luxus bedroht im Heere aller⸗ dings noch ein höheres Gut als nur das Vermögen der Genieße nden; die Spannkraft des Einzelnen und der Geist des Standes müssen durch Auswüchse des Luxus, durch Genußsucht und Weblleben leiden. So ist es freudig zu begrüßen, daß rechtzeitig vorgebeugt wird, schon ehe ein greifbarer Schaden zu bemerken war.“
Ueber denselhen Gegenstand schreibt der „Ham burgische Correspondent“: z
Kaifer Wilhelm hat dem deutschen Volk durch seinen Erlaß vom 28. März eine rechte Ofterfreude bereitet. Aus jedem Wort der hochbedeutsamen Kaiferlichen Kundgebung spricht der hohe sittliche Ernft, mit welchem der Monarch seine Aufgabe als oberster Kriegs- herr des „‚deutschen Volks in Waffen“ erfaßt. Durch Ver ⸗ mehrung der Cadres der Armee ist auch eine Verstärkung des Offizier⸗ corps nothwendig geworden. Kaiser Wilhelm giebt nun seinen Willen dahin kund, daß neben den Sprossen der adeligen Geschlechter, neben den Söbnen der Offiziere und Beamten, welche nach alter Tradition die Grundpfe sser des preußischen Offiziercorps ge il det haben, auch den Söhnen solcher bürgerlichen Familien der Eintritt in das Offiziercorps der Ar mee erleichtert werde, in welchem Liebe zum Vaterlande und christliche Gesittung gepflegt werden. Von den Trägern der Zukunft der Armee verlangt der Kaiser vor Allem Adel der Ge⸗ sinnüng. Das ist ein Wort, welches im deutschen Bürgerthum freu⸗ digen Widerhall finden wird, ein Wort, welches das Herz des eigentlichen Volks berührt und desfen Wirkung nimmer verloren gehen kann. Richt minder bedeutsam sind die Sätze in der Königlichen Kabinets⸗ Ordre, welche von der einfachen Lebensfübrung des Qftziers bandeln und sich gegen den Luxus im Haushalt der höheren Offiziere richten. Nach echter Hohenzollernart giebt Kaiser Wilhelm seinem Willen kurz und bündig dahin Ausdruck, es sei sein Wunsch, daß jeder Offi⸗ zier nach erfüllter Pflicht seines Lebens froh werde, aber dem über⸗ hand nebmenden Luxus müsse mit Nachdruck gesteuert werden.
Die Londoner Zeitungen besprechen, wie, W. T. B.“ meldet, die jüngste Kabinets⸗Ordre Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm in überaus günstigem Sinne. Der „Standard“ meint: der Erlaß enthalte eine der populärsten von den vielen vom Kaiser eingeführten Reformen. Nach dem „Daily Telegraph“ hat sich der Kaiser Europa gegenüber als aufgeklärter Reformator geoffenbart, der eifrig bemüht sei, die Wohlfahrt der Unterthanen zu fördern; er sei vor der Welt erschienen als Friedensstifter, Philanthrop und Freund der Arbeiter; die letzte Ordre zeuge von Wohlwollen gegen die Offiziere und von Gerechtigkeit gegen die bisher von diesem Stande ausgeschlossenen Klassen.
In einem Oster⸗-Artikel des „Dresdener Journa!“ heißt es:
. Die Weiterentwickelung der menschlichen Gesellschaft im christ⸗ lichen Sinne ist die Aufgabe, welche gegenwärtig allen anderen voran⸗ steht und die Deutschlands junger Kaiser soeben mit bewunderns⸗ werther Thatkraft und Entschloffenheit zu lösen sich anschickt. Im Hinblick hierauf darf man wohl sagen. daß seit der Gründung des neuen Deutschen Reichs das Ofterfest noch niemals unter Ver⸗ hältnissen gefeiert worden ist, die an die Bedeutung der beutigen guch nur entfernt heranreichen. Des Reichs erste Periode ist vollendet, die Zeiten des Ringens um die Grunz— lagen seiner Stellung sind vorüber. Gefürchtet, und geachtet steht die deutsche Nation nach einer Zeit schwerster innerer Zerrissenheit und politischer Ohnmacht wieder im Rathe der Vö ker da, und das Wort ihres Kaisers fällt schwer und entscheidend in die Wagschale, auf der die Geschicke der Völker Europas gewogen werden.
Der gewaltige Staatsmann, dem die Nation die zroßen Er⸗ rungenschaften der letzten Jahrzehnte zu danken hat, ist, von den reichsten Segenswünschen aller wahren Patrioten begleitet, ins Privatleben zurückgetreten, um neuen und jäüngeren Kräften Platz zu machen. In der Geschichte des jungen deutschen Staatswesens ist eine zweite Periode, angebrochen, welche, allem Anschein nach, dem Ausbau unserer inneren Entwickelung und namentlich der Regelung der gesellschaftlichen Verhältnisse im Sinne der Gebote des Stifters der christlichen Religion gewidmet sein wird. Hoffen wir, daß den edlen und hochherzigen Absichten unseres Kaisers der Erfolg nicht fehle, und daß das heutige Osterfest in den Jahr büchern der Geschichte dereinst als ein Fest verzeichnet werde, von dem eine neue, fruchtbare und segensreiche Entwickelung unseres staatlichen und wirtbschaftlichen Lebens ausgegangen ist, zum Wohl und zum Heil des Vaterlandes!“
Verkehrs⸗AUnstalten.
(W. T. B.) Die mittels des Reichs ⸗Postdampfers Salier‘ bestderte Post aus Australien (Abgang aus Sydney am 3. März) ist in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin voraussichtlich am 11. d. M. Vormittags zur Ausgabe.
Theater und Mufik.
Berliner Theater.
Am Sonnabend fand die für diese Bühne erste Aufführung von „Wallensteins Tod“ statt und wurde bei guter Besetzung aller Rollen in der dargebotenen formschönen Inscenirung mit rauschendem Beifall aufgenommen. — Das die große Wallensteintrilogie krönende Schluß stück gelangt erst zu durchgreifenden Verständniß und zu voller Wirkung, wenn man es in Zusammenhang mit der vorher gehenden breiten Exposition, mit dem Lager? und den „Pigcolomini“ bringt; denn ‚Wallensteins Tod“ fetzt unmittelbar nach der Schlingung des kunstvollen dramatischen Knotens ein, dessen Entwirren jene heilige Furcht und jenes tiefe Mitleid erzeugt, welches die Aufgabe der Tragödie sst. Bei der größten Zahl der Zuschauer, welche ein klassisches Drama zusammenruft, ist im Allgemeinen dessen ungetheilte Kenntniß vorauszufetzen. In der Vorstellung der Zuschauer lebt mithin schon die Grundlage, auf welcher sich der stolze Abschluß des dramatischen Gebäudes erbebt. Am Sonnabend konnte man von dieser Voraus— setzung um so mehr ausgehen, als die aufblühende Jugend in großer Zahl vertreten war und, wie der überschäumende Beifall bewies, mit frischer Empfänglichkeit und Begeisterung, welche durch keine Reflexion beeinträchtigt wurde, den gewaltigen Worten des Dichters lauschte, der der deutschen Jugend besonders theuer ist.
Ludwig Barnay spielte den „Wallenstein?ꝰ in einer eigen⸗ artigen Auffassung; er rückte die mystische Seite des Charakters in den Vordergrund; seine Stimme erklang melodisch in schwermüthiger Träumerei und in schwärmerischer Zubersicht auf seine Kunst des Sterndeutens, welche sein unheilvolles Geschick erfüllen sellte. Der Künstler legte soviel seelenvolle Empfindung und rührende Herzlichkeit in den Ton, so namentlich in der Abschiedeserne mit Max, daß der strenge Feldherr dahinter beinahe verschwand. Daß Wallenstein bei der Kunde von Detabio's Verrath in einen Stuhl sinkt und das Gesicht verhüllt, schreibt Schiller vor; Ludwig Barnas aber wiederholt diese Anwandlung körperlicher Schwäche bei der Nachricht von dem Sol datentode seines jugendlichen Freundes; hierdurch wird mehr Weichheit in des Fried länders Charakter gemischt, als der allgemeinen Vorstellung von dem eifernen Feldherrn entspricht. Nur ab und zu läßt Barnay die Größe und Strenge des Abgotts der Soldaten gleich sprühenden Funken auf⸗ leuchten, die aber alsbald in ein Meer mystischer Schwärmerei versinken. Ludwig Barnay ist ein zu bedeutender Künstler, als daß man nicht im Voraus gewiß sein sollte, daß er seine wohl überlegten Gründe zu dieser Auffassung der Wallensteingestalt babe; dennoch wirkt sie befremdend, ebenso wie die seltsame Betonung, welche er manchen Verfen zu Theil werden ließ. Er sagte z. B.: Ja, wer durchs Leben gehet ohne Wunsch, sich jeden Zweck versagen kann, der wohnt im leichten Feuer mit dem Salamander, und hält sich rein im reinen Element“, — ferner sagt er: Nacht muß es sein, wo Friedlands Sterne strablen!“ — und das ist auffallend, wie mehreres Andere. Im Monoloz des etsten Aktes entwickelte er mehr Pathos als tiefe Empfindung; anderes dagegen trug er mit hinreißender Bewegung und erschütternder Wahrheit vor, wie den Bericht von der Tätzener Schlacht. Unter seinen Worten erstand die Stille des nächtlichen Lagers, das sehnsuchtsvolle Verlangen nach einem Freundesherzen, welches ihn zu der geheimnißvollen Frage an das Schicksal bewegt. Die äußere Gestalt, welche er dem Kriegs fürsten gab, zeugte ven einem lebhaften und wohlgelungenen Streben nach historischer Treue.
Der Beifall galt in erfter Linie immer und immer wieder Ludwig Barnav, welcher doppelte Anerkennung als Darsteller und Theaterleiter fand. Den jugendlichen Max Piccolomini verkörperte Sr Basil in Jleidenschaftlicher Rede und stürmischer Bewegung; doch muß der junge Künstler in beiden mehr Maß halten lernen, um tiefere Wirkung zu erzielen Durch Lie überstürzende Hast läßt sich dieser Künstler zur ÜUnverständlichkeit in der Rede und zu unschönen Gesten verleiten. Hervorzuheben ist noch die kraftvolle Darstellung des Obersten Butler durch Hrn. Kraußneck und die bewegliche Rede des Hrn. Stabl in der Rolle des schwedischen Dauptmanns. Frl. Hock gab die schwärmerische Thekla mit edler Haltung und zarter Empfindung. Eine untadelige Leistung in jeder Richtung bot Frl. Butze als Gräf Terzky Man bewundert immer sufs Neue die ungejwungene Natürlichkeit und staunenswürdige Einfachheit der Mittel, mit welchen diese geniale Künstlerin die verschiedensten Charaktere lebensvoll und künstlerisch vollendet wiedergiebt. Scharfsinnig und mit feinem Verständniß verwendet sie ihre Mittel, in kluger Vorsicht jede Uebertreibung, jedes Ueberschreiten der Schön⸗ heitsgrenze vermeidend.
Die würdige Inscenirung entsprach dem Ernst, und der Hoheit des klassischen Dramas. Die Darstellung fand, wie erwähnt, stũr · mischen, begeisterten Beifall; nicht nur nach jedem Akt, fast nach
66 Scenenschluß mußten die Mitwirkenden vor der Gardine er— einen.
Hedwig Niemann tritt nach der Rückkebr von ihrem Urlaub am nächten Sonnabend zum ersten Male wieder auf. Sie srielt an diesem Tage wie auch am darauffolgenden Sonntag die Melanie in Fulda's prächtigem Lustspiel Die wilde Jagd“, dessen Aufführungen übrigens durch die Neu⸗ und Umbesetzung einiger Rollen einen er⸗ höhten Reiz ausüben dürften.
Lessing⸗ Theater.
Adolf Klein spielt am Donnerstag zum ersten Mal nach leinem Urlaub wieder die Rolle des Professors von Waede in Richard Jaff ẽ's Schauspiel Das Bild des Signorelli'. Bei seinem jetzigen Kölner Gastspiel hat der Künstler gerade mit dieser Gestalt einmüthige Be⸗ wunderung erregt. ö
Kroll's Theater.
Die Eröffnung der italienischen ODpern⸗Saison fand am ersten Osterfeiertage vor ausverkauftem Hause statt. Die viel gehörte Dper „II Trovatore“ don Verdi machte den. Anfang Als Tonoré debütirte die noch jugendliche Sängerin Signorina Rosina Giovannoni, der bereits ein sehr vortheilhafter Ruf vorausging, zumal dieselbe von Verdi selbst besonders ausgezeichnet wurde. Ihre Stimme ist sehr klangvoll und umfangreich, spricht in der Höhe leicht an und zeigt bereits eine bedeutende Koloraturgewandtheit. Eine tiefer in die Bedkutung der Worte eingehende Ausdrucksweise wäre mitunter zu wünschen; doch gelangen ihr die größeren Arien ganz portrefflich und wurden mit sehr lebhaftem Beifall aufgenommen, Die Titelrolle wurde durch den Tenoristen Benedetto Lucignani ausgefübrt, der als einer der gefeiertsten Sänger Italiens bezeichnet wirs. Seine Stüunme ist befonders in der Höhe sehr stark und klangvoll, nur muß der sehr begäbte Künstler eine gewisse Steifheit im Spiel abzulegen suchen. Bie Schlußarie des dritten Aktes, in der sich der Sänger mehrmals bis zum hohen C binaufschwingt, wurde von stürmischen Beifallsbezeugungen begleitet, denen auch ein Dacapo⸗Ruf folgte. Die dritte Haupipartie, die der Zigeunerin Azucena, befand sich in den Händen der Signorina ldridge, einer Tochter des berühmten amerikanischen Schauspielers Ira Aldridge. Mit wohlklingender und sehr umfangreicher Stimme ver⸗ Findet die Künstlerin zugleich eine lobenswerthe dramatische Lebendigkeit, und wurde gleichfalls mit reichem Beifall ausgezeichnet. Die Hrrn. Scipione Terzi (als Graf), Lan zoni (Ferrando), Benucei (Ruiz) und Signora Macki (Ignez) trugen nach Kräften zum Gelingen der Auffürung bei. Im Ganzen fehlte derselben jedoch die künst⸗ lerische Vollendung, die man nach den vorausgegangenen Verheißungen zu erwarten berechtigt war. Der unter Leitung des Hrn Professor Vitucci stehende Chor war nicht sicher genug. Das Orchester, von Hrn. Spetrino dirigirt, hielt sich sehr tapfer.
Die gestrige zweite Vorstellung der Italiener gestaltete sich durch das Debut der Sgra. Prevosti als Traviata ganz besonders glänzend. Die Sängerin, die für diese Rolle vielleicht mehr als für andere auch die äußeren Mittel mitbringt, erwies sich als eine Künstlerin ersten Ranges von gesanglich und schauspielerisch gleich bervor⸗ ragenden Elgenschaften. In dieser vollendeten Versichmelzung beider Erfordernisse, welche die Roll; in höchstem Maße stellt, möchten wir sogar bebaupten, sie überhaupt noch nicht darge stellt gesehen zu haben. Sgra Prerosti behberrscht den fiorirten Gesang mit voller Meisterschaft, unterstützt von einem umfangreichen ausgiebigen und wohlklingenden, in allen Registern künstlerisch aus2— geglichenen Organ, das namentlich im megzs roce und piano seine Reize entfaltet, an Empfindungs- Ausdruck. und drama⸗ tischer Gewalt aber jeder Schattirung fähig ist. Die Art, wie die Künstlerin, die eben doch nur als verzierendes Beiwerk gedachte Koloratur behandelt, spielend leicht und immer nur zur Ilustration und Erhöhung des Stimmung ck nickt als Hauptzweck oder zu aueschließlichem Effekt, muß geradezu musterbaft genannt werden. Ueberhaupt bietet Sgra. Prevosti in dieser Partie eine Gesammtleistung, die alle der Gesangskunst be⸗ flissenen jungen Damen in hellen Schaaren in die hobe Schule führen müßte, die der Kroll'sche Saal ihnen nächster Zeit in dieser Kunst sein wir. Selbstverständlich war der Beifall ein stürmischer, in diesem Fall aber, wie nicht allzu häufig, auch ein in jeder Beziehung oll gebübrender. Man kann nach dieser Probe auch der nächsten Partie der Sgra. Prevosti, der „Lucia“ mit gespannter Erwartung entgegenharren. Die anderen Kräfte hatten neben dem Stern“ einen schwierigen Stand, doch erwies sich Sgr. Terzi auch in der Rolle des alten Germont als ein trefflicher Sänger; der Tenor, Tap. Carlo Cuttica als Alfredo, schien dagegen nicht gut disponirt, weshalb wir uns ein Urtheil über ihn noch vorbehalten; jedenfalls bewährte er sich als ein ausgezeichnet geschulter, wohl⸗ routinitter Sänger.
5 Belle Alliance · Theater. ⸗
Das Belle Alliance Theater war an den beiden Osterfeiertagen wiederum ausverkauft, und der „Nautilus“ errang abermals neue Triumphe. Zahlreich an sie ergangenen Wünschen kereitwilligst nach kommend, veranstaltet die Direktion am nächsten Sonnabend, Nach= mittags 35 Uhr, eine einmalige Nachmittags ⸗Extra ⸗Vorstellung des Nautilus‘, wozu Billets von heute ab an der Tazeskasse zu halben Kassenpreisen erhältlich sind.
Adolph⸗Ernst ⸗ Theater.
„Der Goldfuchs“, welcher es bereits zu der stattlichey Anzahl von naheju 70 Aufführungen gebracht bat, brachte auch an dẽn Feier⸗ tagen ausverkaufte Häuser.
Cirkus Renz.
Bereits in naher Zeit wird die Saison geschlossen und ver— läßt die beliebte Truppe Berlin, dessen Publikum auch in diesem Winter bewiesen hat, daß der Cirkus Renz an Beliebtheit nichts verloren hat und trotz der Konkurrenz immer noch seine An— ziehungskraft bewahrt. Aber auch dicht vor Thoresschluß läßt ez sich die Direktion angelegen sein, das Programm der letzten Abende möglichst vielseitig und interessant zu gestalten. So waren es die beiden beliebten Jockeyreiterinnen Miß Lil lie und Miß KosaMeers, welche am letzten Sonnabend ihr Benefiz hatten. Schon längst ge⸗ bören die beiden gewandten Reitkünstlerinnen zu den Lieblingen der Cirkusbesucher, und es lag auf der Hand, daß letztere an dem Ehren—⸗ abend der Beiden es nicht an Beifallsspenden fehlen ließen. Mit außerordentlicher Gewandtheit und großer Grazie führten die beiden jungen Damen ihr Programm durch, welches sie für das Benefiz besonders glänzend ausgewählt batten; vortrefflich gelangen ihnen die gewagtesten Evolutionen, sicher beherrschten sie ihre Pferde und bewiesen in jeder Hinsicht, daß sie zu den ersten Kräften des Cirkus zählen. Der ihnen zum Schluß durch Ueber— reichung prächtiger Blumenkörbe ausgedrückte Dank war ein wohl—⸗ verdienter. Zum letzten Mal gelangte an diesem Abend die unver⸗ wüstliche Ausstattungsvantomime „Die Touristen? zur Aufführung; auch das übrige Programm war reich an hübschen Nummern. — Wäh⸗ rend der beiden Feiertage fanden bei Renz an jedem Nachmittag zwei große Vorstell ungen statt und waren zahlreich besucht. Wie verlautet, ist der Schluß des Cirkus auf den 17. d. M. festgesetzt und erfolgt alsdann die Uebersiedelung nach Hamburg. ;
Rennen zu Charlottenburg. Montag, 7. April, Nachmittags 14 Uhr.
J. Ersffnungsrennen. Pr. 1000 S. Dist. 1200 m. Offizier⸗ Reiten. Lt. v. Elbe's 4j. br. H. „Nero“ Bes. 1. Lt. Frhrn. v. Kap⸗ berr's 5j. br. St. . Socket⸗ Bes. 2. Lt. v. Graevenitz 8 4. schwbr. St. „Bergstraßen Bes. 3. Siegte leicht mit dritthalb Längen. Werth: 1240 Sς dem Sieger.
Il. April ⸗Flachrennen. Pr. 1500 S Dist. 1000 m. Kapt. Jos's 3j br. H. Jenas‘, Witton J. Hrn. H. Suermondi's a. F. S. „Rainbow', Holtmann 2. Hrn. V. Mavp's 4j. TZ-St. Hägar‘, Sopp 3. Sicher mit einer Länge gewonnen. Werth: 2196 4 dem Sieger, der für 2700 1 von Hrn. Suermondt ge⸗ fordert wurde.