scheinend nur vereinzelt vom Winterwetter gelitten; dieselben berechtigen bis jetzt zu guten Hoffnungen. Dasselbe kann von den Kleefeldern gesagt werden. . Reg Bez Lüneburg: Die Saaten haben den Winter gut Üüberstanden und lassen auf eine normale Ernte hoffen. Der Weizen insbefondere ist gut aufgegangen, ausreichend dicht und hat ein gutes Aussehen. Ebenso hat der Roggen sich gut entwickelt. Auch der Klee ist gut durch den Winter gekommen. ea . Reg.-Bez. Stade: Die Wintersaaten, welche sich im Herbst trotz des anhaltenden Regenwetters schön entwickelten, haben sich auch im Laufe des Winters gut und kräftig er⸗ halten. Die Aniang März zwischen Tages- und Nachtzeit sehr wechselnde Temperatur, sowie der damals in größeren Massen fallende Schnee hatten die Saaten etwas trüber ge= färbt, dieselben erholten sich bei dem nachfolgenden fruchtbaren Wetter jedoch bald und stehen jetzt recht befriedigend. Der Klee hat gleichfalls gut überwintert. ; 2 Reg.-Bez. Osnabrück: Die Roggensaat ist gut durch den Winter gekommen, sie ist dicht bestanden, hat ein recht gesundes Aussehen und berechtigt zu den besten Hoffnungen. Die Klees und Futterfelder haben ein schönes Ansehen, die Sbsibäume reichlich Blüthenknosven angesetzt, und ist die Vegetation überhaupt in einer Weise fortgeschritten, wie man es in dieser Jahreszeit selten finden dürfte. Provinz Westfalen. Münster: Der Stand der Wintersaaten ist 'ezeichnen. Die Frühjahrsbestellung hat Ende
Reg.-Bez. Minden: Die Saaten haben den milden Winter recht gut überstanden und zeigen zur Zeit ein frisches Aussehen, Roggen und Weizen, sowie die vereinzelt gebaute Wintergerste stehen überall durchaus befriedigend. Auch der Klee hat im Allgemeinen unter der Winterwitterung nur wenig gelitten und wird sich rasch erholen, wenn warme Witterung längere Zeit anhält.
Reg Bez? Arnsberg: Der Stand der Wintersaaten
im Rlgemeinen nicht ungünstig, stellt jedoch hinsichtlich des RKoggens wohl nur eine mäßige Mittelernte in Aussicht. Der Roggen ist hauptsächlich vom Frost betroffen worden, weniger der Weizen. Der Klee hat den Winter meist gut ertragen.
Provinz Hessen-Nass Wiesbaden: Der gegenwärtige Stand der Allgemeinen als ein befriedigender zu be— Frühjahrsbestellung hat in den letzten Tagen den ebeneren Gegenden des Bezirks vielfach ang genommen.
Saaten kann ein befriedig ö werden. Mit
für die Frühjah ite in den wärmeren Thalniederungen ühzeitig begonnen werden, auch sind dieselben in den übrigen Gegenden bereits in vollem Gange, sodaß eine rechtzeitige Beendigung überal erwartet werden kann. Die Weinberge, in ebenfalls rechtzeitig in Angriff genommen worden follen durch den fruͤh im vorigen Herbst eingetretenen Frost vereinzelt etwas gelitten haben, jedoch dürfte die hierdurch hervorgerufene Verminderung der Tragfähigkeit des Frucht— holzes keine bedeutende sein.
Reg.-Bez. Düsseldorf: Die Saaten sind im All— gemeinen gut durch den Winter gekommen und zeigen jetzt einen kräftigen Stand. Nur hat Klee, auch Weizen und Roggen hin und wieder etwas durch Frost gelitten. Immerhin läßt der Stand der Saaten im großen Ganzen eine gute Mittelernte erhoffen. Die Frühjahrsbestellung hat durch den Frost zwar eine Verzögerung erlitten, ist aber in der zweiten Hälfte des März überall begonnen und ungehindert weiter— geführt worden.
Reg.-Bez. Köln: Die Witterung war der Entwickelung der Saaten nicht besonders günstig und läßt sich zur Zeit im Allgemeinen noch nicht beurtheilen, ob die junge Saat that⸗ sächlich Schaden gelitten hat. Die Frühjahrsbestellung hat in den letzten Tagen des März begonnen werden können. Der Wein hat anscheinend bis jetzt nicht gelitten.
Reg.-Bez. Trier: Die Wintersaaten zeigen großen⸗ theils einen wenig befriedigenden Stand. In manchen Feldern ist der Ausfall an Pflanzen ein so bedeutender, daß eine Neubestellung derselben mit Sommersaat nicht zu umgehen ist. Bei der warmen Witterung des März haben sich aller⸗ dings die Saaten zum Theil beträchtlich erholt und steht bei Fortdauer derselben zu hoffen, daß die vorhandenen Schäden noch weiter ausheilen werden. Verhältnißmäßig wenig haben die Wiesen- und Kleefelder gelitten, deren Stand im Allgemeinen ein befriedigender ist. Die Bestellung der Frühjahrssaat hat allenthalben begonnen und konnte bei guͤnstiger Witterung in erfreulicher Weise gefördert werden.
Reg.-Bez. Aachen: Die Wintersaaten: Weizen, Roggen und Raps, ebenso auch der Klee haben, obgleich sie gegen den Frost nicht immer durch eine Schneedecke geschützt waren, doch nur wenig gelitten und den Winter gut überstanden. Die⸗ selben zeigen im Großen und Ganzen einen recht befriedigenden, zum Theil sogar üppigen Stand. Die Frühjahrs bestellung ist im vollen Gange.
Reg.-Bez. Sigmaringen:
Die vielen Niederschläge im Monat Januar waren einer gedeihlichen Entwickelung der Wintersaaten wenig zuträglich. Dieselben stehen indeß jetzt, nachdem sie den schroffen Wechsel der Wintermonate glücklich überstanden haben, durchschnittlich gut. Einzelne ungünstige Erscheinungen, wie z. B. der stellenweise schlechte Stand des dreiblättrigen Klees, dürften bei
entsprechender Frühjahrswitterung in kurzer Zeit verschwinden.
Ueber den Kanzleistil.
einem Vortrage, gebalten im Kasseler Beamtenverein rom Regierung Präsidenten Rothe.
sschrift für deutsche Beamte“,
in eben von Dr. jur.
R. Il. Unter⸗ c sse Innern, Verlag von Friedr. V — f z
Der Kanrzleistil, der Stil der Amtssprache, ist unser aller tãg⸗ liches Brot, sei es, daß wir ihn schreibend berporbringen, oder lesend genießen. Wir leben in ihm und von ihm, wir üben ihn und lieben ihn, und zwar lieben wir ihn so zärtlich, daß es uns schwer fällt,
uns von ihm zu trennen. Er verdient daher wobl einmal etwas näher betrachtet zu werden. Wenn ron dem Kanmleistil zuweilen mit einer géewiffen Geringschätzung gesprochen wird, jo hat er das durch feinen rsprung nicht verdient, denn er kann sich vornehmer Herkunft rübmen, die bis zu Fürsten, ja Kaisern binaufreicht. Er hat zwei Wiegen gehabt, von denen die eine in der kaiserlichen Kanzlei zu Bien, die andere auf dem Reichstag zu Regensburg stand. Nachdem in die ältesten deutichen Kanzleien Lie entwickelte Geschãftssprache der besiegten Römer Eingang gefunden batte, begann im Verkehr des Raifers mit den Reichsftänden, der Fürsten unter einander und mit ibren Untertanen eine nationale Geschäftssprache das sogenannte Fanzleideutsch, sich berauszubilden, welche bon der oberdeutschen Mundart ausging, aber auch niederdeutsche Elemente aufnahm und mit der Zeit zur allgemeinen Sprache der Gebildeten wurde, während die Mundarten für den täglichen Verkehr in Geltung blieben. Luther bediente fich diefer gemeinen deutschen Sprache“, wie er sie nannte, um seinem Bibelwerk allgemeinen Eingang zu verschaffen. Er jagt in' seinen Tischreden: „Ich babe keine gewisse, eigene, sonderliche Sxrache im Deutschen, sondern brauche der gemeinen deutschen Sprache, daß mich beide Ober- und Niederländer verstehen mögen. Ich rede nach der sächfischen Kanzlei, welcher nachfolgen alle Fürften Ind Könige in Deutfchland. Alle Reichsstädte, Fürcsten, Höfe schreiben nach der Sächsischen Kanzlei, darum ist's auch die gemeinste deutsche Sprache.
In Zeitalter der Reformation war also. Kanileideutsch Die deutsche Sprache auf ihrer Höhe. Seitdem ist es einigermaßen beruntergekommen. Zunächst tbeilte es dieses Schicksal mit der deutschen Sprache überbaupt. Auch auf den blübenden Sprachgefil den binterließ der Jammer des 30 jäbrigen Krieges seine verwüstenden Sruren. Darüber schreibt Leibniz: Im Jahrhundert der Refor⸗ mation redete man ziemlich rein deutsch. Allein wie der 30 jãbrige Krieg eingerissen, da ist Teutschland von fremden und einheimischen Völkern wie mit einer Sündfluth überschwemmt worden und nicht Teniger unfere Sprache als unser Gut in die Rarpuse gegangen.
Als das geistige Leben in Deutschland wieder zu Kräften kam, erholle sick auch dle Srrache. Unsere Denker und Dichter schufen fie neu. In die Kanzleien aber drang davon wenig ein. Hier wucherten Zepf und Perrücke, Sprachmengerei und Schnörkelei üppig weiter, und der Kanjleistil, der vordem die führende Rolle gespvielt hatte, kam stark ins Hintertreffen...
Daß auch die Rechts., und Verwaltungssprache den Zweck hat, verstanden zu werden, scheint man damals weniger empfunden zu baben. Sonst würde bei den Gerichtskanzleien nicht folgendes For⸗ mular für die Bestätigung von Kaufverträgen im Schwunge ge— wesen sein:
Weil nun nichts bedenklichs hierbei existirt, ha Gericktswegen den Kaufkontrakt biemit konfirmiret, in di Hvpotbek konfentiret und folche in das Gerichts konsensbuch Und nach dem Verkäufer das Dominium am Gute resig Käufer binwiederum konferiret, den Kaufbrief in duplo ertendiret vidimirte Abfchrift hiervon dem Gerichts handelsbuche inseriret u. s. f.
Nicht zu billigen ist es, aber zu begreifen, daß in Auflehnung gegen die Herrschaft solches Mischmasches die Bauern einiger fähsischer Dörfer, durch die unverständliche Sprache i Kauỹbriefe und die daraus entstandenen Streitigkeiten erbittert, einen Angriff auf die Gerichtshäuser machten.
Die Barbarei der damaligen Schreibweise,
Großen als Jüngling in den Akten der Kriezs⸗ n zu Cüstrin und als Mann in den Berichten der ĩ s Wenn davor d in, des Gegners ; erg Satzungeher sie vor 100 Jahren bewunderte, entlocken uns nur r Wir erinnern uns des Ausspruchs: „Der Mensch i schlagen mit dem behaglichen Bewußtsein heutigen Karzleischriftsteller sind bessere Menscher Freilich, wenn wir etwas tiefer ir unsern B n wir gestehen müssen: ganz so wie es sein sollt immer noch nicht. viele kleine aber sind geblieben l sondern sogar noch kleine Unebenheiten der
zor Augen führt or Augen Uhr,
itigen Kanzleisprache, wie
Aufmerksamkeit
uns au und schrei
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die minder berechtigten neuen Amtsorts — i sich nicht binnen boren wären.
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Härchen, und Gleichgü ete der Sprachunreinli
in der Rückbildung begriffen, deutschen Sprachverein
elt, die sich durch Miß sind di geschãrf Pflicht zum
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Man beginnt sich zu fragen, was e en Si verknöcherte Ueber⸗ bleibfel der laäͤngst verschollenen Zeit, da die Kanzleien noch ganz lateinisch schrieben, Wörter wie pro, ad. sub, de, circa, rotunde. — bei Zahlen — inelusive, exclusive, eonferatur, loco citato, ultimo, Mn ine, pro rata, hnjus, ejusdem. anni currentis, praeteriti mitten' in deutsche Sätze bineinzumengen — Wörter, die vor den aleichbedeutenden deutfchen nickt einmal den Verzug der Kürze haben. Mit nicht minderem Recht könnte man den deutschen Satz zur Ab. wechselung auch einmal mit volnischen oder spanischen, namentlich aber mit chinesischen Fetzen verbrämen, da Kanzleichinesisch sich einer befonders koben Stufe der Entwicklung erfreuen soll. ö
Ritt so einfäch wie mit den ganz fremden. Wörtern steht es mit den umgedeutschten Fremdwörtern, die wenigstens eine deutsche Endung erhalten zu haben und mit deutschen Buchstaben ge⸗ schrieben zu werden pflegen. In die Verwaltungs. und Rechts prache haben fie sich massenhaft derartig eingenistet, daß neben ibnen all⸗ gemein gangbare oder auch nur allgemein verstãndliche dentsche Aus · Frücke nicht aufgekommen sind. Solche Wörter finden sich in großer Zabl beispielsweise im Faffenwesen und im Wechselrecht, als Desig⸗ nation, Liquidation, Indossament. Für derartige Fachfremd wörter deutsche einführen zu wollen, darf der Einzelne sich natürlich nicht er⸗ lauben. Tas wäre unberechtigter Purismus, den auch der deutsche Sprachverein nicht, wie ihm Fälschlich vorgeworfen wird, empßiehlt, Tor dem er vielmehr warnt., Hier kann nur von oben her allmählich geholfen werden, wie dies im Bereich der Post« der Eisenbahn⸗, der Bank-, der Militärverwaltung in glücklicher Weise angebahnt ist. Das aber baf der Ginzelne in der Hand, daß er durch Vermeidung leicht ersetzbarer Fremdwörter, wie remittiren, reguliren, Kolonne, Lokal, der Muttersprache zu ihrem Recht verhilft. Diesem Bestreben, dem Niemand sich entziehen sollte, wird die Veröffentlichung des von dem
deutschen Sxprachverein vorbereiteten Verdeutschungsbuchs für die Gerichts⸗ und Verwaltungssprache gute Dienste leisten.
Unstreitig ist ein Hauptvorzug der Sprache und ein Haupt⸗ erfordern der Geschäftssprache die Deutlichkeit. Tugenden aber, die man äbertreibt, werden zu Fehlern. Und unter den Feblern des Kanzleistils ist einer der bäufigsten nicht, daß er zu undeutlich ist, sondern, daß er ju deutlich sein will. Er fraut dem Leser nicht die Fähigkeit zu, die Beiiebungen, auf die es ankommt, aus dem Zu⸗ fammenkbange zu entnehmen. Er sagt nicht allein, was zum Ver⸗ ftänz niß nothwendig ist, sondern auch, was dazu dienen könnte, einem mangelnden Verstãndniß aufjuhelfen. So geräth er in Weit⸗ schweifigkeit und vergeht sich gegen die andere Haupttugend der Ge- schäftssptache, die Kürze. Dabei widerfährt ihm, daß er durch Häufung von Worten und Beziehungen die Durchsichtigkeit der Rede Terdunkelt und das Gezentbeil von Tem erreicht, was er beabsichtigt.
Die altvreußische Regierungs-⸗Instruktion von 1817, selbst ein Musser der Amts prache, stellt die Regel auf: Berichte sollen gründ- sich, Uar, bestimmt und erschöpfend, aber auch möglichst kurz und gedrängt, ohne unnütze Wortüberfüllung und Weitschweifigkeit abgefaßt werden““ Von dem legten Theil dieser Vorschrift machen die Cixil⸗ verwaltungs behörden, für die sie gegeben ist, einen nach meinen Er⸗ fahrungen nur mäßigen Gebrauch; die Militärbebörden sind uns darin bei Weitem über....
Ich möchte jetzt mit zwei Sätzen aus der Kanzleisprache der Gegenwart aufwarten, wie man si gleichförmiger Wiederkehr täglich zu Gesicht bekommt. itze sollen den Fehler der Ueberdeutlichkeit und daneben andere Liebhabereien des modernen Kanzleistils veranschaulichen:
Ew. Hechwoblgeboren haben wir die Ehre, in Erledigung des am Rande vermerkten bochverehrlichen Erlasses vom 28. August d. J zur Journalnummer DI 12837 betreffend die Beschwerde
des X. gan; geborfamst ju berichten, daß mit Rücksicht darauf, daß Ew Hochwoblgeboren schon mittels des unseren ehrer⸗ bietigsten Bericht vom 2 Mai d. J zur Journalnummer A. 9734 ergangenen hoben Erlasses vom 19. Juni d. J. Journalnummer PI i602? unfer Fejügliches Vorgehen gebilligt hatten, wir uns nicht glaubten veranlaßt seben zu sollen, dem von dem X. in der rorliczenden an Ew. Hochwohlgeboren gerichteten Eingabe vom 12. August d. J. wiederholt gestellten Antrag eine weitere Folge zu geben. Indem wir nicht verfeblen, Ew. HSochwobl⸗ geboren den nebenvermerkten verehrlichen Erlaß vom 28. August d. J. nebst den sämmtlichen zugehörigen Anlagen desselben hierneben ganz geborsamst wieder vorzulegen, gestalten wir uns ebenmäßig, hierhei gleichzeitig noch zu bemerken, daz wir nach vollständiger Er— ledigung der fraglichen Angelegenbeit nicht unterlassen, werden, Ew Hochwohlgeboren weiteren Bericht zur Sache ehrerbietigst zu erstatten.
Ic gestehe ein, daß die vorgetragene Stilblüthe nicht wörtlich den Affen entnommen, Jondern nach dorbandenen Mustern frei be— arbeitet ist. Äber von ähnlich gesaßten Berichten wimmeln die Akten, wie Niemand leugnen wird, der in solchen zu Hause ist.
Mein Masterstüäck entält, die Zablen eingerecknet, 158 Worte. Sein wefentlicher Inbalt läßt sich, wie ich zeigen will, obne Schaden fur Deutlichkest und Höflichkeit in 47 Worte zusammenfassen. Der Rest ist Swreu, Floskel obne Inhalt, nicht einmal tönendes Erz und klingende Schelle, da es weder 15at noch klingt. Wem mag man wohl durch solckes Schnörkelwesen eine Freude zu bereiten glauben? etwa dem geneigten Lefer, der sich durch all das Gestrüpp hindurch würgen muß? wenn ich von mir cuf andere Leser schließen darf, selbst diesem nicht.
Gehen wir dem Ungetbüm zu Leibe! Jeder xrechtschaffene Bericht bebt mit Ew. ꝛc., an, wiederholt diese Anrede, so oft es angeht, hat möglichst oft die Ehre oder erlaubt sich oder verfehlt nicht, beruhigt sich auch nicht dabei, was er bemerkt, vorlegt und beantragt, ganz geborsamst oder ehr z zu be⸗ antragen, sondern verfe
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l bin ich 3. B dafür, sck Ihnen, ich muß ablehnen“, egt, ich erwidere Ihnen, f deswegen 1 j zu sie gewinnen urch Durch E arten, die einen genannt hat, Deutsche allen anderen Kultur⸗
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Teutschen Kanzleistils“ br als 60 sogen. Kurialien der J. Anrede ch nach und Würden Allerdurchlauchtigster l — er“ bis Ferab zu Guter nützlicher⸗ abstuken. Die Lehre ialien war eine unendlich verwickelte, schier unergründ⸗ licke Das meiste davon sind wir los, und auch die übrig gebliebenen Höfllichkeitsformeln sinken beständig im Course. Zur Zeit des West⸗ sälifchen Friedens gab die Faiserliche Hofkanzlei das Prädikat Hoch⸗ woblgeboren in Kurfürsten, das Prädikat Woblgeboren nur den Reichs grafen. sen wurde noch unter Kaiser Karl VI. ein Gesuch um das Prärika wohlgeboren in Gnaden abgeschlagen. eidigun 31 r Zeit Grafen und Ritter schlech Vielleicht wird man dermaleinst ls unter die Geborenen zu gebören Rangerhöhung plötzlich anders uf Weiteres werden wir uns ; können, aber es wird Niemandem zum im Vortbeil gereichen, wenn wir uns
ichkeitsausdrücke eine weise Sparsamkeit
beginnende Musterbericht
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iden Worten ist nicht weniger als jedes ent- den der Bericht erstattet wird, und sein
am Rande vermerkt, was sowohl für die
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nachfolgenden Brief zu schreiben, sondern man In meinem Dienstbereich habe ich die Behörden ersucht, sich und mir diese Vorrede zu ersparen und lieber sogleich mit der Sache an⸗ zufangen. Dadurch entgeht man überdies der stilistischen Unbequem⸗ lichkeit, die Sachdarstellung mit „daß“ beginnen ju müssen, was he= sonders störend wirkt, wenn, wie in meinem Masterstück und zabl⸗ reichen seiner Brüder, ein zweiter Nebensatz mit daß“ in den ersten eingeschachtelt oder ihm angehängt wird. Haben die Ehre zu berichten, daß mit Rücksicht darauf, daß — Ich würde gleich anfangen: Mit Rücksicht darauf, daß — oder vielmehr ich würde nicht fo anfangen, weil ich die schleppende und ohne Grund beliebte Satzverbindung mit Rücksicht darauf, daß“
2 2 *
zu vermeiden suche; das Wörtchen da“ thut meistens dieselben Dienste, bier tbut es nachdem“.
Der Eingang würde demgemäß lauten:
Nachdem Ew. Hochwokhlgeboren schon mittelst des auf unseren ebrerbietigsten Bericht vom 2. Mai d. J. zur Journalnummer X. M734 ergangenen bohen Erlasses vom 16. Juni d. J. Ir. Nr. D. 10022 unser bezügliches Vorgeben gebilligt hatten.
Nach meinem Geschmack würde er jedoch auch so nicht lauten. Auch die breitspurige Bezugnahme auf den früheren Bericht, den ja der Empfänger, wenn es ihm auf die Vorgänge ankommt, hei diesen findet, ist enibebrlich, desgleichen der Zusaß bezügliches zu Vorgehen, da nicht zweifelhaft sein kann, welches Vorgehen gemeint ist, und vielleicht auch die Benennung des Erlasses als eines hoben, insofern schon das Wort Erlaß“ eine von höherer Stelle ergangene Ver⸗ fügung bezeichnet. Also:
Nachdem Ew. Hochwoblgeboren schon durch Erlaß rom 10. Juni d. J unser Vorgehen gebilligt batten,
wobei nur nech die schwerfällige Angabe der Journalnummer fort- gelaffen ist, die dem Empfänger unmöglich von Werth sein kann, während die Registratur schon durch die am Rande befindlichen An⸗ gaben in den Stand gesetzt ist, die Vorgänge beizufũgen.
Fortfahren würde ich dann auch nicht:
glaubten wir uns nickt veranlaßt seben zu sollen, dem von dem T.
in der vorliegenden an Ew. Hochwoblgeboren gerichteten Eingabe
vom 12. August d. J. wiederholt geftellten Antrage eine weitere Folge zu geben, sondern ohne Umschweif:
baben wir keinen Anlaß gesehen, dem wiederholten Antrage des X.
Folge zu geben.
Da nämlich die den Antrag des E. enthaltende Eingabe den Anlaß zur Einforderung des Berichts gebildet hat und mit diesem zurückgelangt, so ist die regiftraturmäßige Aufzäklung der Umstãnde, daß der Antrag in der vorliegenden Eingabe enthalten, diese vom 12. August datirt und an die den Bericht empfangende Behörde ge⸗ richtet ist, überflüssiger Ballast.
Weiter:
Indem wir nicht verfehlen, Ex. Hochwoblgeboren den neben- vermerkten verehrlichen Randerlaß vom 28. Auguft d. J. nebst sammtlichen zugebörigen Anlagen desselben hierneben ganz geborsamst wieder vorzulegen, gestatten wir uns —
Wozu bier die Mittheilung, daß der darch das Datum unz de Zusammenbang ausreichend kenntlich gemachte Erlaß auch am Rande vermerkt steht? Wozu mit den „sämm tlichen Anlagen, wenn nichts die Annahme hervorruft, daß ein Theil der Anlagen zuruͤckbekalten werden soll? Warum „zugehörigen Anlagen“, da doch die Zugehörigkeit der Ardagen eines Berichtes zum Bericht auch dem Blödeften klar sein muß? Woju Anlagen desselben“, da Niemand auf den Gedanken kommen wird, daß die Anlagen eines anderen als des eben genannten Randerlasses gemeint sein könnten? Warum „hiern eben“, wenn schen der Anblick der mitgesendeter Anlagen und des üblichen Anlagestrigs ergiebt, welches räumliche Verhältniß zwischen dem Beritt und seinen Anlagen Warum ferner dem Empfänger sagen, daß wir ihm, ibm selbst un keinem anderen, feinen Erlaß nebst den Anlagen wieder vorlegen? i doch der Bericht nebst Anlagen an ihn gerichtet. Warum endlich be⸗ tonen, daß wir es sind, die den Erlaß wieder vorlegen, wenn er nur beiliegt? Diese Anhäufung von Schnörkel! und Rankenwerk, von Parasiten der Rede, die ihren Saft und Kern ersticken, ist eine Ver⸗ letzung der Grundrege beim Schreiben auf den Stand⸗ punkt des Lesers stellen diesem sculdigen Rücksicht. Denn nicht rückichts voll i 3 sprechende Mißtrauen in sein Fassungs vermögen und die Zumuthung so riel mehr zu lefen, als der Zweck erfordert. Wenn endlich der be Satz wort „indem“ dem nachlolgenden vorgegliedert ist, so wird ver⸗
Machen wir lieber zu enthalten J. liegt bei, chluß der Berichtes kommt.
erbei gleichzeitig noch ;
wiederun
Leser schon von selbst beme
merkung ist. Trauen wir ihm dies aber nicht;
Wort bemerken doch immer nickt mit einer so
Ton überflüssigen Beiwörtern zu bevacken. Von ser hier enmäßig in Vertretung des vorhergegangenen ganz gehorsamst !, it deffen zu häufige Wiederbolung vermieden und doch das Höf⸗ eitsbedärfniß befriedigt werden soll. Der Sin ist: wenn wir „jetzt etwas zu bemerken geftatten, so geschieht auch das wiederum
ganz geborsamst. Außerhalb der Bureauräume wird man dem Wort
ebenmäßig in dieser Bedeutung sckwerlich begegnen, und selbst dem
Berfaffer unseres Berichts wird es im mündlichen Verkehr kaum ein⸗
fallen zu sagen: ich empfeble mich geborsamst und bitte ebenmäßig,
mich auch Ihrer Frau Gemahlin zu empfehlen. Indem derselbe den
Randerlaỹ zurũckreicht, gestattet er i i gleichzeitig noch
zu bemerken. Da dem Leser entgeh 5n iß die Bemerkung bei
Gelegenheit und gleichzeitig mit der Rückgabe des Randerlasses er⸗
folgt, fo muß er auch hierauf hingestoßen werden. s für ihn und
für Tie Sache von irgend welcher Bedeutung if arauf kommt es
g: Bemerkung und s
werden. D
zeitig geht aber noch weiter.
es unmöglich ist, daß zwei Dinge zu
gleichzeitig herhalten. Wenn eine Beh
lungen anzustellen und gleichzeitig den Beschwerdefüůhrer vor⸗ läufigem Bescheide zu verseben, so kann sie doch nur das eine nach dem anderen vornehmen. Im Kanzleistil verliert aber g eich zeitig feinen Zeitbegriff und wird einfach für auch“ gesetzt, vermuthlich, weil es zwei Silben mehr hat. Einer ähr chen Bellebtheit erfreut sich das Wort dem nächst, welches Stelle jedenfalls einfacheren Zeitadverbe sodann, darauf au gebraucht wird, wo das Nach⸗ einander sich von selbs wie in Weisung: die Sache ist zu untersuchen und über das Ergebniß demnächst Bericht zu erstatten.
(Schluß folgt.)
ili te
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Nach den letzten Nachrichten aus dem Ausst ande geb ie im Westfäliscen Koblenrevier ist, wie wir der Rbein⸗Westz, Jig.“ entnehmen, gestern Morgen auf den Schächten . Hibernia“ unt . Wil bel mine ⸗ Vie toria“ Lunz II, welche der Bergwerks
esellschaft Hibernig gehören, die ganze Belegschaft angefahren. Auf
che Rein- G Ide der Selserkirchener Bergwerks gesellschkaft sind I88 Mann, auf Schacht Alma“ derselben Gesellschaft 440 Mann angefahren. Auf Zeche Consolidation“ Schacht 1, Al, III. auf den Zechen . Bruch straße“, Crone, Hannover arbeiten alle Leute. Auf Ver. Hamburg“ sind von 507 Mann 357 angefahren. Die . Arbeiter waren gleichfalls erschienen, mußten aber wieder umkehren, weil sie es unter- kafsen Hatten, sich beim ? Sbersteiger zu melden. Auf Zeche Neu⸗ FIferlohn“ ftriken nur noch einige Mann, Gestern Nachmittag sst auf Zeche „ Gonsolidatian-⸗ bei Schalke die game Belegschaft, auf Zeche Rhein- GEiber sind von 443 Mann 42. und auf Alma von 45 Mann 407 angefahren. Auf Zeche Ver. Ham⸗ burg“ bei Witten ist gestern Nachmittag Niemand angefahren, da heute die Schichten geregelt werden sollen; heute wollte die ganze Belegschaft wieder anfahren.
Inzwischen ist, wie demselben Blatt aus Ham born berichtet wird, auf Zeche Deutscher Kaiser‘ ein Strike zum Aus bruch gekommen. Die Zahlstelle Hamborn des Vereins zur Wahrung bergmãnnischer Interessenꝰ stellte am 5. d. M früb der Verwaltung der Zeche Deutscher Kaiser Forderungen einer 50 prozentigen Lohn erhöhung, achtstündigen Schichtdaurr ꝛc. Es erfolgte, nachdem die Be⸗ willigung dieser Forderungen abgelebnt war, die Arbeitseinstellung des größten Tbeils der Belegzschaft. Von der Frübschicht fubren von 300 Mann nur 70 und von der Nachmittagsschicht von 2.9 Mann nur 0 unter Tage an. Der Grubenvorstand der Zeche bat nun auch 237 gemacht, daß alle Arbeiter, welche bis zum 9. d. M. die Ar nicht wieder aufgenommen haben, als entlassen bꝛrtrachtet und aus der Liste der Belegschaft gestrichen werden.
In Essen fand am Ostermontag eine Deputirten⸗ Ver sammlung des Kreises Essen statt, zu welcher sich etwa 80 Theilnebmer eingefunden batten. Bergmann Ballmann erklärte bei Mittheilung der Tagesordnung, daß es sich hauptsächlich darem handele, Stellung zu dem SHGelsenkirchener Strike zu nehmen und darüber ju berathen, ob sich die Essener den Bestrebungen der dortigen Kameraden anschließen sollen, oder nicht. Schließlich fand eire Resolution Annabme, in welcher es heißt: Die Deputirten der verschiedenen Zechen des Essener Kohlen reviers glauben nicht irre zu greifen, wenn sie ihrer Ueberzeugung dabin Ausdruck geben, daß, wenn die im Kampfe stebenden Kameraden des Gelsenkirchener und theilweise des Dortmunder Rexiers dem- selben unterliegen, daß auch dies schlimme Folgen für sie nach sich sieben wird. Wir rathen unseren kämpfenden Kameraden möglickst? Mäßigung in der Forderung. Den Arbeitgebern aber dürfen wir im Interesse aller Staatsbürger die Beseitigung aller Eng⸗ berzigkeit empfehlen; den Belegschaftskameraden, die wir vertreten, rathen wir, daß sie sowobl in ibrem eigenen Interesse, als auch im Interesse aller Bergleute alles aufbieten, eine Niederlage der kãmpfen⸗ den Kameraden zu verhüten. Wir fügen uns in allem den Bochumer Beschlüssen.
In Dortmund wurde der Rb. Westf. Zig. zufolge eine zum Ostermontag von dem Bergmann L. Schröder einberufene offentliche Bergarbeiter ⸗Versammlung volizeilich verboten.
In Köln fand am 7. d. M; eine von etwa 2000 durchweg der sozialdemokratischen Partei angehörigen Arbeitern besuchte Versammlung statt, welche, der Köln. Ztg.“ zufolge, mit allen gegen eine Stimme beschloß, am 1. Mai zu feiern, um, wie es in der Resolution beißt, an der Seite der Arbeiter aller Länder die Ver⸗ wirklichung des achtstündigen Normal ⸗Arbeitertages zu er⸗ streben. Erklärungen, mitzuftiern, gaben folgende Gewerke ab: Metallarbeiter. Sattler, Schreiner, Tapezierer, Stein- bauer, Dachdecker, Anstreicher. Maurer, Schuhmacher, Stuckateure, Holdleistenarbeiter, Drecksler, Zimmerleute, Schneider, Hutmacher und die nicht gewerblichen Arbeiter. Dieser Beschluß deckt sich, wie das Blatt bemerkt, keineswegs mit der Ansicht des größeren Tbeils der Kölner Arbeitermassen; selbst ausgesprochene Sozialdemokraten haben sich in Köln gegen die Aussetzung der Arbeit deutlich erklärt.
Aus Lübeck meldet W. T. B.“, daß der dort polizeilich ver⸗ botene Kongreß deutscher Holzarbeiten während der Oster, feiertage in Hamburg tagte. — Der Strike der Hol;j- und Hafenarbeiter dauert immer noch fort. Die Polizei tritt energisch für Aufrechterbaltung der öffentlichen Rube und Ordnung ein.
Aus Mainz schreibt man der „Köln. Ztg.“, daß der in sämmt⸗ lichen Schreinerwerkstätten drobende Strike durch Eintreten und Vermittlung der Bürgermeisterei im letzten Augenblick glücklich vermieden und dabei zugleich ein vollständiger Ausgleich zwischen Meistern und Arbeitern erzielt worden ist. — Die Sckreiner ᷣ Möbelfabrik Bembe wollten gestern die Arbeit wieder
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g striken, wie die ‚Magdb. Ztg.“ berichtet, seit chlergesellen, wobl 200 und mehr an der
20960 Lohnaufschlag, was die Meister nicht zu können; nur in wenigen Werkstätten wird
tg.“ mittheilt, eine Versammlung von etwa 2000 Schuhm rgesellen alsbald in n Ausstand einzutreten. Nur diejeni Schubwmacher, welche bei Ball- und Filischuhanfertigung ftigt sind, sollen, da für ie nicht ‚Saison“ ist, weiter arbeiten.
Aus Wien meldet W. T. B.“: Der Strike der Maurer dauert fort. In dem Vororte Neulerchenfeld fanden gestern große Ansammlungen statt, welche das Einschreiten der Sicher heits wache und die Abfperrung der ganzen Straße notbwendig machten. Auf der Sch mel; sammelten sich gegen 3000 Arbeiter verschiedener Be— rufe an, welche jedoch durch ein Massenaufgebot der Polizei zerstreut wurden. (Wir theilen Näberes über die vorgekommenen Ausschreitunge unter ‚Mannigfaltiges ) mit.)
Bordeaur berichtet r in vier Weißglas⸗ ieselben beanspruchen ein
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Seit dem Rechnungsjahr 1886 87 ist den bisherigen landw n Erhebungen auf Anregung des Landes Dekonomiekollegi zeue hinzugetreten, deren wesentlicher Zweck es ist, einmal Umfang und die Vertbeilung von Zwangs versteigerun und * forstwirthschaftlicher Grundstücke, insbesonder deren Besitzer im Hauptberuf Landwirthschaft sodann' aber auch über die wirthschaftlig en Ursachen Versteigerungen Auskunft zu kieten. Dieselhe war in letzterer Beziehung für jeden einzelnen Fall von den Landräthen zu liefern, welche übrigens meistens sich auf die Berichte der Amtsvorsteher und anderer, mit den örtlichen Verbältnissen besonders bekannter Ver⸗ trauensperfonen gestützt und dergestalt ein sebr eingebendes und viel⸗ seitiges Bild von den betreffenden Verhältnissen gelieiert haben. Beschränken wir des Raumes wegen unsere Betrachtung auf die— jenigen Zwangsversteigerungen, in welchen der Betroffene im Haupt⸗ berufe Qnd⸗ oder Forstwirth war, so sind solcher Fälle ermittelt worden: ; im Jahre 1885
. 1887
den Zwangsverste
bei dem landwirtbschaftlichen unter von yvon
Grundbefitze von der Gefammt 2 ha 2 bis 10 ha 10 bis 50 ha
flãcke der Hauptbetriebe (nach . .
der Erhebung von 1882) 1.32 ; 37,90 von d. Flãche des zwangs · 1886 t 15,99
weise . 1887 31 2 15,50
bejügl. Grundbesitzes 11 9 0,77 5,87 15,72 Der 669 über den gewöhnlichen Umfang bäuerlichen Betriebes binaus gebende Gründbesitz von 50 ha aufwärts umfaßte also in jedem der drei Berichtsjahre fast genau den gleichen Antheil, nämlich etwas mebr als drel Viertel der versteigerten Fläche, während er von der Gefammtflache der landwirtbschaftlichen Hauptbetriebe noch nicht die Hälfte ausmachte Am meisten, und zwar wiederum fast genau gleichmäßig, bleibt der kleinbäuerliche Besitz von 2 — 10, nächstdem der mittlere bäuerliche von 10 — 50 ha bei seinem Prozentantheil an der versteigerten Fläche hinter demjenigen an der gesammten auf bn entfallenden Wirthschaftsfläche zurück. Im Ganzen sind gegen- über einer Gesammtfläche der landwirthschaftlichen Hauptbetriebe von 34 125 733 ba (15882) wahrend unserer Beobachtungsperigde 273 024 ha, also etwas über IL 9ο, alljährlich aber etwa ein Drittel Prozent
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und darüber zwangsweise versteigert worden. Ungleich größer als im Westen ist die versteigerte Fläche im Osten; sie betrug im letzteren, d b in Brandenburg, Pommern und den vier an Rußland grenzenden Provinzen, wäbrend der drei Jabre zusammen 241 345, in dem west⸗ ich daran belegenen, allerdings nur etwa zwei Fünftel der Morarchie umfaffenden Theile derselben nur 28 679 a, also wenig mehr als ein Zebntel von der im Osten versteigerten Fläche. Am meisten sind Tegelmäßig die Provinzen Westpreußen und Posen, nächstdem auch Ost⸗ preußen und Pommern, alsg die Provinzen des Nordostens, am wenigsten Wessfalen, Hessen Naßsau und Rheinland, also der Sũd⸗ westen, an der versteigerten Fläche betheiligt.
Richt nur das that ächliche, sondern auch das gutachtlicke Material ubrigens, welches die Erbebung geliefert hat, zeigt eine merkwürdige Uebereinstimmung wäbrend der Berichtszjeit. Am häufigsten erscheint begreiflicher Weise unter den ursächlichen Verbältnifsen, welche als Grund der Zwangs versteigerung angegeben werden, irgend eine Art eigenen Verschuldens des Betroffenen, schlechte Wirthschaft, unwirth— schaftliches Peivatleben u. s. w.; denn wie überall, so wird auch in der Landwirtbscaft bei günstigen oder auch nur regelmäßigen Verbältniffen in erster Linie eigene Untüchtigkeit zum wirthi chaftlichen Berfall führen, und auch ungünstigen Zeiten, wie Landwirthschaft und Grundbesitz sie gegenwürtig im Allgemeinen wohl durchmachen, fallen zunächst naturgemäß die weniger guten Wirthe besonders zahl⸗ reich zum Spfer. So waren denn unter 373. Haupt oder alleinigen und 3904 Mitursachen', im Sanzen 4777 ursächlichen Verbältnissen, welche sich den landräthlichen Berichten im Jahre 1888 89 ließen, 42,5) bejw 39,57 und 40,11 00, in den beiden Vor ahnlichen Gesammtziffern der urfächlichen Verhältnifse 41,84. und Hö. 87 bejw. 37,34, 42,82 und 41,71 0, derselben solche, di ein unmittelbares eigenes Verschulden binwiesen. a
ĩ s der landwirthschaftlichen Hauxtbetri
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Verschuldens
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Was die übrigen ) auf folgende Hauptgruppen derselben von Verhãͤltnisfen
auf 188587 nstige Uebernahme. . 19,97 0
freiwillige ungün geschäftliche Ve . Familien verbältnisse und Krankbeit 9.989 Wirthschartsunfälle und Naturereignisse 6, 13 unzweckwäßige Erbregulirung .. 5,59 Wucher, Uebervortbeilung im Handel 395 schlechte Lage der Landwirthschat . 6404. Die „freiwillige ungünstige Uebernabme“
Verschulden' am häufigst
6 , 9 * baltnnse. . 6, 69
*
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ebernahme eines an sichen
zu tbeuer bejablten Gutes. D in Zeiten steigender
Grundrente eben durch das Wachsthum derselbe J lichen
werden konnte, äußert seine Gefahr naturgemäß vorz
des Stillstandes oder Rückschrittes.
ie übrigen Gruppen ursächlicher Verbältnisse tr en vorigen in allen i Jahren weit zurück. ;
zr schlechte Landwirthschaft“ betriff
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sondern daf mehreren
r e worden sind, wobei dieselben of 5 ausdrücklich bervorboben, wie der Betroffene ein tüchtiger und Hauswi e sei. Uebrigens treten ᷣ sehr bezeichnende chiede nach Landestheilen und Besitz en hervor. Wie wir oben den Osten und den größeren Grundbesitz besonders stark an dem Umfange der zwangsweise ver⸗ steigerten igt gefunden so ist dies auch hinsichtlich der Ursache e Landwirthschaft? der Fall. Dieselbe nimmt beisvielsweise i zahre 1888/89 — bei einem Gesammt⸗ durckschnitt von 601 c aller ursächlichen Verbältnisse — in Pommern 15,55, in Westpreußen 8.53, in Brandenburg 9,3899 derselben in Anspruch, bei de Besitz 50 und mehr Hektar 14,13 9I0, in den beiden Vorjahren und 17,54 9, während der Westen, sowie der erliche Mittel. und Kleinbesitz von 10—50 bezw. — I0 ha, namentlich der letztere, dagegen weit zurücktreten. Dies wird gerade bei ungünstigen Allgemeinverbältzissen allerdings Tobl regelmäßig der Fall sein, da dieselben unter sonst gleichen Um⸗ ständen den größeren Besitzer mehr schädigen müßen als den kleinen. Soweit letzterer zugleich sein eigener Arbeiter ist, also keine Arbeitslöhne berauszuzahlen bat, bleibt ihm bei Rückgang der land⸗ wirtbfchaftlichen Rente ein Theil seines Einkommens, namlich das Arbeitseinkommen, zunächst nech ungeschmälert, während bei dem größeren Grundbesitzer, auch wenn er selbst wirthschaftet, die eigene Arbeitsthätigkeit verbältnißmäßig immer weniger und die Bewegung der Grundrente immer mehr entscheidend für seine Einkommens
verhältnisse ist. Wenn hiernach die rositiven Ergebnisse unserer Erbebung sowohl ünstigem Übereinstimmen, jo aß die Gesammtjahl ller Art der Zwangs⸗ verhältnißmãßig Proz⸗ derselben aus⸗
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macht. Se den
stellenweise ein erheblich höberer ge der Landwirthschaft, wie so viele Berichterstatter sie bezeugen, bisher nur einen verbältnißmäßig geringen Theil der Besitzer wider ihren Willen aus ihrem Eigenthum entfernt, — wobei freilich wiederum zu berücsichtigen ist, daß oft auch binter freiwilligen Veräußerungen sich ein Vermögens verfall verbergen, sowie der Besitzer in seinem Eigen thum lediglich um deshalb belassen werden kann, weil die Gläubiger die . der Zwangsversteigerung fürchten und an deren Erfolge zweifeln.
Die deutsche Fachschule für Blecharbeiter in Aue (Sachsen) hatte, wie das ‚Dresd. Journ.‘ meldet, in den letzten Tagen wiederum eine reichhaltige Ausstellung der im letzten Jahre gefertigten Schüler arbeiten veranstaltet. Dieselben zeichneten sich durch ihre gefälligen, geschmackrollen Formen, sowie durch eine sehr sorgfältige, saubere Ausfübrung aus und gereichten Lehrern und Schülern zur gleichen Ehre. Die Anstalt will jungen Klempnern in kürzester Zeit lin 16 Jahren) zu derjenigen theoretischen, geschãftsmãnnischen, kunstgewerblichen und praktischen Ausbildung verhelfen, ver⸗ möge welcher sie den stetigen Fortschritten des Fachs mit Ver⸗ ständniß folgen und sich zu tüchtigen Fachleuten heranbilden können. Sie ift bis jetzt von mebr als 400 jungen Leuten aus Deutschland und dem Auslande besucht worden. Um auch bedürftigen, würdigen Schülern sächsischer Abkunft den Besuch der Anstalt zu ermöglichen, hat die Königlich sächsische Staatsregierung derselben eine außer⸗ ordentliche Beihülfe bewilligt, sodaß bis auf Weiteres noch solchen Schülern das Schulgeld gan; oder doch tbeilweise erlassen werden kann.
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