1890 / 93 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Apr 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Die Vorberge der Müggelberge bei Köpenick sind, wie der Reichsbote⸗ schreibt. der Vernichtung bezw. ihrer Versetzung nach Berlin geweiht. Schon seit Jahren haben die Berliner Mörtel werke von dort den

Baufand in ungeheneren Mengen gehoben und nach Berlin geschafft— Jetzt hat diese Gefellschaft noch Jo Mergen Land gepachtet Behufs Autznutzung der Sandberge. Eine elektrische Seilbahn befördert das gewonnene Material nach der Dahme, wo es in Schiffe geladen wird. Man glaubt, daß diese 10 Morgen Sandberge etwa auf 10 Jahre reichen werden, fodaß man den allerdings noch fernliegenden Zeit⸗ punkt berechnen kann, an welchem die Müggelberge vollständig in Berliner Bausand aufgegangen sein werden.

Potsdam. (N. A. Itg) Das Neue Palagis bei Potsdam erfährt eine bedeutende bauliche Veränderung, jedenfalls die bedeutendste seit den Tagen seiner Errichtung unter Friedrich II. Der große König hatte sein „Neues Schloß“ nur als einen Sommeraufenthalt erbaut, deshalb auch wenig Rücksicht auf Vorkehrungen treffen lassen, die ein Bewohnen deß Palaizs auch im Winter ermöglichten, So 3. B schůͤtzten die auf boͤlländische Weise eingerichteten verschiebbaren einfachen Fenster, welche in allen Zimmern bis auf. den Fußboden herabreichen, nicht genügend gegen die kalte Winterluft, und die mächtigen Kamine mit. den, flammenden Holzstößen ver⸗ breiteten nicht die gewänschte behagliche Wärme, wobei noch in Be— tracht zu ziehen ist, daß gegenwärtig das Holz einen bedeutend höheren Pieis hat als im vorigen Jahrhundert, und eine Kaminbeizung mit Hol daher eine ebenso verschwenderische wie mangelhafte ist. Gerade aber die Kälte der Räume im Winter verjagte die Bewohner von dort. Diefem Uebelstande wird nun nach Möglichkeit abgeholfen. Zunächst hat man fast sämmtliche Fenster der Wohn- und Pracht⸗ täume im Erdgeschoß zu Dopyelfenstern umgestaltet? dann aber hat man im Keller mächtige Oefen errichtet, von welchen die Wärme durch Röͤhrenleitungen in die Zimmer strömt. Vor jedem Fenster befindet sich in desffen ganzer Breite ein großes rechteckiges Loch im Parquetfußboden. verdeckt durch ein elegantes Gitter, aus dem die Wärme in das Zimmer tritt. Außerdem sind die Kamine zu einer zestgemäßeren und billigeren Heizung eingexichtet. Diese Arbeiten sind noch nicht fertiggestelt; eine große Zahl ron Tischlern, Glasern, Töpfern ꝛc. arbeiten in den Zimmern und Sälen, deren reich vergoldete und bemalte Wände mit grauem Kattun sorgfältig verhüllt sind. Den größten Theil der kostbaren Tische und Stühle, der herrlichen Gemälde und Kunstsachen bat der mächtige Grottensaal im Mittelbau aufgenammen. Eine weitere Zahl von Arbeiten ist vor dem Palais beschäftigt, die Sandstein⸗ rüstungen der beiden Podeste, welche vor der ganzen Front des Schlofses sich terrassenartig erstrecken, zu erneuern, ebenso die steinernen Wangen der Auffuhrrampen. Im Laufe eines Jahrhunderts waren diese Brüstungen durch Witterungseinflüsse baufällig und rissig ge⸗ worden; nun werden sie erneut und erhalten eine neue dem Schlosse angemessene reiche Verschönerung durch eine schwere Sandstein⸗ bakuftrade. Auch die Marmorstatuen, welche Friedrich Wilhelm JV. am Rande des Halbrunds vor dem Palais ausstellte, werden zur Zeit gesäubert und abgeschlemmt, sodaß sie in ihrer hellen Lichtgestalt sich von dem dunklen Laubhintergrund klar abheben. Hinter dem Palais, auf dem Platz zwischen Schloß und Communs, wird die Cementdecke des im vorigen Jahre angelegten unterirdischen Küchenganges von

Freiherrn von Los statt.

dem südlichen Commun nach dem Nordflügel des Palais mit einer dicken Asphaltdecke belegt.

Breslau, 13. April. Schles. Ztg.) In der anläßlich der Renobirung des Denkmals geöffneten Grabstätte des Generals von Tauentzien (auf dem Tauentzien Platze) sind bisher nur geringe Üeberreste vorgefunden worden. Der eichene Sarg ist faft vollständig verzehrt, ebenso das Skelett bis auf wenige Knochenreste. Der Orden pour le mérite, welcher der Leiche mit ing Grab gegeben worden war, ist vollständig schwarz geworden, aber noch deutlich erkennbar. Daß Sarg und Leichnam bis auf die geringen Reste, welche jetzt, in einer Urne gesammelt, an derselben Stelle wieder bestattet wirden sollen, vernichtet worden sind, erklärt sich aus dem Umssande, daß sie dem Wechsel des Grund⸗ wassers ausgesetzt waren.

Magdeburg, 14. April. (Magd. Ztg) In der Nacht vom 12. zum I3. April wurde um 12 Uhr 10 Minuten am südöstlichen Himmel ein hellleuchtendes Meteor beobachtet, welches selbst die Gas⸗ lampen überstrahlte und ohne Knall oder jegliches Geräusch verschwand. Dasfelbe Meteor ist in Gröningen beobachtet worden. Man meldet däräber von dort Folgendes: „Gröningen, 13. April. In der verflossenen Nacht ungefähr 12 Uhr 20 Minuten beobachtete ich ein Meteor, das aus einer gelb⸗grünlich leuchtenden Kugel mit gleichem Schweif bestand, der in einer rothzüngelnden Flamme endete. Der Körper be⸗ wegte fich bei bedecktem Himmel mit großer Geschwindigkeit in der Richtung von Südwest nach Nordost und verbreitete einige Sekunden lang Tages helle.“ .

Bonn, 14. April. (WB. T. B) Anläßlich der 75 jährig en Jubelfeier des Husaren-⸗Regiments König Wil elm J. ist die Stadt fesllich beflaggt und sind mehrere Tausende ehemalige Kameraden und viele Offizlere zur Theilnahme an der Feier erschienen. Mittags fand eine Parade vor dem Corps-Commaadeur, General si Hierauf hielt Oberst von Sch üz eine feurige Ansprache an die Soldaten. Später erschienen in der Wohnung des Obersten Deputationen aller Behörden. Der Ober⸗Bürgermeister wies in feiner Ansprache auf die Freundschaft, des Regiments mit der Bürgerfckaft hin und überreichte eine Stiftung von 3000 & für die Wittwen und Waisen der Unteroffiziere. Die Haupt— feier findet in der Beethovenhalle statt.

Bingen, 10. April. (Köln. Zig) Bei einer jüngsten Auf— grabung am Schloßberg hierselbst wurden Reste eines Ganges auf⸗ bedeckt, der im Schieferfelsen von der Berghöhe in der Richtung nach der Stadt führt und sehr wahrscheinlich einer römischen Wasferleitung gedient hat. Die Ausgrabungen werden fortgefetzt; man hat bereits eine Reihe von Töpfen aus Thon, Glas⸗ fläschchen, einen hübschen Glaskrug, Schmuckgegenstände u s. w. ge ˖ funden, welche darauf schließen lassen, daß an dieser Stelle eine Römergrabstätte war.

London, 13. April. Ueber das Deutsche Seemanns⸗ Heim in London schreibt die .A. C.:: „Die deutschen Seeleute

scheinen die Vortheile des für sie durch die Bemühungen der Frau Baronin von Schröder und der Frau Dr. Lichtenberg gegründeten und am 31. Mai v. J. durch die Prinzessin Christian zu Schleswig Holstein eröffneten Deutschen Scemanns Heims (8, ast India Road, F.) noch nicht gebührend zu würdigen, denn dem ersten Jahres bericht des Heims zufolge betrugen die Einnahmen desselben von deutschen Seeleuten im verflossenen Jahre nur rund 126 Pfd. Sterl. gegen 228 Pfd. Sterl. Haushaltungs⸗ und 290 Pfd; Sterl andere Aus⸗ gaben, fodaß das Defizit über 300 Pfd. Sterl. beträgt.“

Madrid, 14. April. (W. T. B. Infolge einer Explosion in der hiesigen Gasanstalt entstand Feuer, welches nur unerheb⸗ lichen Schaden anrichtete. Man befürchtet jedoch, daß es nöthig sein werde, die Stadt einige Zeit unerleuchtet zu lassen.

Konstanz, 13. April, (Schwäb. Merk) Durch das freundliche Entgegenkommen des Deutschen Fischereivereins hat das Gewässer des Bodenfees wieder eine beträchtliche Vermehrung seines Fisch⸗ bestandes erfahren. Dieser Tage sind nämlich au der Kaiser⸗ lichen Fischzuchtanstalt zu Hüning en im Elsaß je 35 000 Stück prachtvolle Jun ge Aale an die Fischzuchtanstalten bezw. Fischer von Ueberlingen, Reichenau, Ermatingen, Friedrichshafen, Lindau. Romanshorn und Konftanz versendet und nach wohlüberstandener Reise von sächkundiger Hand den Fluthen des „Schwäbischen Meeres“ an⸗ vertraut worden.

Stockholm, 11. April. (F) Nach den vorläufigen Zählungen des Königlichen Statistischen Central⸗Bureaus hatte Stockholm am Schlifffe des Jahres 1889 243 500 Einwohner oder 8510 mehr als zur gleichen Zeit des Jahres 1838.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Homburg v. d. Höhe, 15. April. (W.. T. B.) „Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Friedrich ist mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria und Margarethe heute früh 8. Uhr 50 Minuten hier ein⸗ getroffen und begab sich vom Bahnhofe aus durch die reich geschmückte Stadt nach dem Königlichen Schlosse.

Stuttgart, 15. April. (W. T. B.) Der Herzog von Edinburg sowie Prinz Georg von Groß⸗ britannien trafen um 1 Uhr Nachmittags mit dem Obersten Russel, dem Kapitän Monson und dem britischen Geschäfts⸗ e . Coburg, Milbanke, hier ein und stiegen im Residenz⸗ schloß ab.

Straßburg i. El s., 15. April (W. T. B.) Baron Zorn von Bulach (Vater), Mitglied des Staatsraths und des Landesausschusses für Elsaß-Lothringen, ist gestern Abend auf seinem Gute Ssthausen bei Erstein gestorben.

(For setzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

M 93.

der beim Steinkohlenbergbau der einzelnen Bergreviere des

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗-A1neiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Dienstag, den 15. April

Vergleichen de Zusammenstellung

1880.

Ober⸗Bergamtsbezirks Dortmund in den Monaten März und Juli 1889 sowie Januar 1890 verdienten Arbeiterlöhne, gruppirt

nach der Höhe der auf eine Schicht sich berechnenden Lohnsätze.

Name des

Bergreviers.

Von der Gesammt-⸗Belegschaft haben auf 1Schicht verdient:

Summe

44 6

und darüber

von 3,50 M.

bis

ausschließlich 4 A

von 3 MM bis ausschließlich 3, 50 0

von 2,50 bis ausschließlich 3

von

ausschließlich 2,50 S

von 1650 4 bis Belegschaft

ausschließl ich 2 A6

2 4 bis

im im

im im

März 1889

Juli 1889

Mann.

im Jan. 1890

im im März Juli 1889 1889

Mann.

im Jan. 1890

im März 1889

im im Juli Jan. 1889 1890

Mann.

im Mãrz 1889

im

Juli

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Jan.

1889 1890

Mann.

im / März 1889

Mann.

im im im im im Juli Jan. März Juli Jan. 1889 1890 1889 1889 1890

Juli Januar 1889 1890

Mann.

Nördlich Dortmund Oestlich Dortmund. Westlich Dortmund Witten. Sprockhövel. Dahlhausen Bochum

Herne Recklinghausen Gelsenkirchen. Essen

Frohnhausen . Oberhausen Altendorf.

Proieni ; Proʒeni . Projent Prozent Prozeni BProjent Prozent Prozent Projent Prozent Prozent Projent t Projeni

488 6.0 1 3,1 44 2, 3659 4,8 326 3.3 826 106 578 6,5 1519 12,90 997 111 822 1150 794 6,9 178

450 95.9 954 124 1591 25,4 1367 23.3 136 5.4 1615 21.1 7178 22.5 1855 24 24565 N39 1455 35.5 3663 10,5 2318 32. 2151 A4 713

1217 74,2 2555 31.5 3578 41,4 26583 5 177 18. 2886 36,3 4134 38.2 3463 12,3 1547 1255 6655 76 1957 91, 3636 4,8 15865 38, 1116

A2 666

S5 147 845 66 11,1 21.6 1259 1656s 15,3 2A, Sis i36z 14.3 223 165 758

6.1 176 S855 ib55 1.7 20. 1455 i959 144 20 15566 izhis 185 203 1555 19569 21,7 2, i560 Jig 265 171 Vos 1487 a,, 164 i855 1659 25,5 22 64 SHöl 204 T2159 365 5666

878 17.4 1435 17, 1083 12,5 929 14,9 586 23,0 1197 14,7 1298 11,9 978 11,9 1447 14,3 1422 10,2 986 10,3 993 12,3 1840 14,5 610

1046 22, 3i/ 1803 23,3 1277 16,3 959 16,4 578 26,0 1322 17,3 1310 13,7 1156 16,6 1247 14,0 1425 11.5 1018 11,2

S863 11,5, ish 14,5 555 19,65

1185 114

25,4 1916 26,0 1942 237 1286 22,5 650 31,1 1738 23,1 2015 20,2 1267 16, 1388 15,4 2096 16,K5 1497 16,ů7 1162 15,6 2127 18,1 743 24.1

24,6 16541 6 1501 19.1 9565 16,3 588 26,4 1420 18,B6 2077 21,7 1210 16,3 1403 15,7 2256 18,2 1691 18,ů7 1431 19, 8 2633 21,8 540 17,9

1073 21,5 igt 1739 1769 205 d 14,9 155 196 1417 173 25h i jn dg 21,8 166 16,6 24166 173 167 175 jo 1952 2841 2

584 1.

1343 28,9 1799 23,5 17353 21,1 1310 23,0

607 29, 1865 24,7 2746 27,6 1719 221 1936 21,5 2783 21,9 1655 18,6 1562 20,9 3188 21

527 [.

1016 829 275 4567 2,5 16, 1

j56? 1269 7734 17,6 ö ͤ 11Iis = 7861 141 1061 o8h 174

45] 195.6 1219 15.9 Notz 178 1454 1952 1656 172 1865 15. ij0i0 115 767 106 Jö] 164 333 166

S091 12685 3306

33,7 631

11,8 19,9 253 383

18,

Projeni 5.3 235 265

277

* . 267 251 23 251 1585 1488

341

Wetterbericht vom 15. April, Morgens 8 Uhr.

Stationen. Wetter.

in O Celsius

Dre se e ö, . o C. 46 R.

Temperatur

** D C

S

8

8

3 X

u. d. Meeressp. . red in Millim.

wolkenlos wolkig halb bed. bedeckt Regen wolkenlos 3 heiter bedeckt

750 755 759 752 757 768 763 762

Mullaghmore Aberdeen .. Ghristiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda. St. Petersbrg. Moskau . .. Gock. Queens;

, Gherbourg.

h wolkig 3 wolkig 4 wolkig 1 bedeckt 1 Dunst 2 Regen I bedeckt 3 bedeckt 2 heiter 5 leiter 2 halb bed. 1 wollig 4 halb bed. heiter 2 bedeckt still woltig still halb bed. 743 SSc— 42pedeckt Riza .. .. 754 ONO 6 Regen V' still bedeckt Uebersicht der Witterung. Während das Minimum über dem Biscayschen Busen sich wenig verändert hat, ist dasjenige, welches gestern über Ost⸗Deutschland lag, nordwestwärts nach Bornholm fortgeschritten. In Deutschland ist bei schmacher Lufibewegung das Wetter kühl, an der Küste trübe, im Binnenlande vielfach heiter. In Ost-Deutschiand ist Regen gefallen. Auf der Strecke Hannover Chemnitz fanden Nachtfröste statt. Ile d'Aix hatte gestern Abend Gewitter. Deutsche Seewarte.

Theater ⸗Anzeigen.

Rönigliche Schauspiele. Mittwoch: Opern— haus. 88. Vorstellung. Die Hochzeit des Figaro. Komische Oper in 4 Alten von Mozart. Tert von Beaumarchais. Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 93. Vorstellung. Der Sturm. n, in 5 Aufzügen bon Shakespeare.

ach A. W. v. Schlegel's Uebersetzung. Musik von W. Taubert. Tanz von E. Graeb In Scene gesetzt vom Direktor Br. Otto Devrient. Musikalische BVircktion: Hr. Steinmann. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Opeinhaus. 589. Vorstellung. Der Troubadour. Oper in 4 Akten von Verdi. Text nach dem Italienischen des S. Camerano. (Leonore: Frl. Marst, als Gast Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 94. Vorstellung. Der Sturm. Zauber öromödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. v. Schlegel's 1 , . Musik von W. Taubert. Tanz von G. Graeb. Anfang 7Uhr.

Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestaͤt des

74 tz 745 751 753 753 752 9 751 SSO 753 S8 746

751

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Münster. . Karlsruhe .. Wiesbaden . München .. Chemnitz.. Berlin . . .. Wien Breslau.. Ile d'Ax ..

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Kaisers und Königs und unter dem Patronat der Gräfin Széchsnyi, Gräfin Hohenthal, Graͤfin Hohenau, Prinzeß Radziwill und Gräfin Vohna, wird am 19. April d F, Abends 75 Uhr, im Königlichen Schauspielhaufe eine Vorstellung zum Besten des hiesigen, unter dem Protektorate Ihrer Majiestät der Kaiserin und Königin stehenden „Paul Gerhardt— Stiftes“, veranstaltet werden.

Zur Aufführung gelangen: Prolog von Georg von Hülsen. Lebende Bilder mit verbindender Musik, und zwar: 1) Im Atelier, 2) Maria Stuart, I) La féte de la Chätelaine, 4) Othello und Des- demona, 5) Indisches Bild, 6) Ein Gnadengesuch bei dem Dogen, 7) Le Moulinet, 8 Gudrun, 9) Ulrich von Hutten. Das Siellen der, Bilder haben die Herren: Professor Skarbina (Bild 1 und 7), Prosessor Ehrentraut (Bild 2 und 3). Pro4 fesso Becker (Bild 4, 6 und 9), Professor Friedrich (Bild 5), Hr. Heinrich Bürck (Bild 8) übernommen.

Säm militze Darsteller gehören den Kreisen der Hofgesellschaft an.

Orchester: die Kapelle des 4. Garbde⸗Regiments z. F., Dirigent Gustar Roßberg.

Preise der Plätze: Erster Rang Balkon und Loze, Parquet und Parquet Loge 20 6. Zweiter Rang Balkon und Loge 10 ½ Die übrigen Plätze des Hauses bleiben unverkauft. Das Abonnement ist aufgehoben. Sämmtliche Dienst. und Freiplätze haben keine Gültigkeit

Die auf Meldungen reservirten Billets müssen Mltwoch, den 16 und Donnerstag, den 17. d., Vor. mittass von 10 bis 12 Uhr von der für diesen Zweck besonders errichteten Kasse im Königlichen Schau— spielhause (Gingang von der Jägerstraße) abgeholt werden.

Der Verkauf aller übrigen Billets findet ebenda selbst am Freitag, den 18. und Sonnabend, den 19. d, Vormittags von 10 bis 12 Uhr, sowie ev. an der Abendkasse statt. Die Sillets tragen die Bezeichnung . Reservesatz.“

Zeutsches Theater. Mittwoch: Die Stützen der Gesellschaft. Donnerstag: Ehrenschulden. Der Tartüff. Freitag: Der Pfarrer von Kirchfeld. Sonnabend: Zum Besten des Vereins „Berliner Presse' und der . Genossenschaft deutscher Bühnen angehöriger': Zum 1. Male: Mein Leopold.

Berliner Theater. Mittwoch: Der Veilchen⸗

fresser. Donnerstag: Wallenstein's Tod.

Freitag: 30. Abonnements ⸗Vorstellung. Eva.

Tessing Theater. Mittwoch: Lans. Lust⸗ spiel in 1 Akt von Emile Augier. Deutsch von Karl Saar. Hierauf: Cyprienne. Lustspiel in 3 Akten von Victorien Sardou. Bühnenbearbeitung von Oscar Blumenthal.

Donnerstag: Zum 1. Male: Rabagas. Lust⸗ spiel in 5 Akten von Victorien Sardou.

Freitag: Die Ehre.

Wallner - Theater. Mittwoch: 11. Gasispiel des Hrn. Wilhelm Knaack vom Carl⸗Theater in Wien. 3 11. M.: Die Bajadere. Schwank in 3 Akten nach dem Englischen des Fred Horner von Hermann Hirschel. Vorher: Im Spätsommer. Lustspiel in 1 Akt von Meilhac und Halévy. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag und Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Pictoria- Theater. Mittwoch: Zum 240. M.: Stauley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bilderg von Alex. Moszkowski und Richard Nathanson. Musik von C. A. Raida. Ballet von C. Severini. Anfang 74 Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

JTriedrich ⸗-Wilhelmstãdtisches Theater. Mittwoch: Zum 90. Male: Der arme Jo—⸗ nathan. Opertlte in 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Seene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Pr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Der arme Jonathan.

RNesidenz - Theater. Direktion: Sigmund Lauten ; burg. Mittwoch:; Zum 67. Male: Margnise. zuffspiel in 3 Akten von Vietorien Sardou. Deutsch von Robert Buchholz. Anfang 74 Ubr.

Donnerstag: Marquise.

Rroll's Theater. Jialienische Opern. Saison.

Mittwoch: Geschlossen. Donnerftag: Ernani.

Belle ⸗Alliance- Theater. Mittwoch: Mit gänzlich neuer Ausstattung:; Zum 47. Male; Der Nautilus. Großes Ausstattungsstück mit Gesang und Tanz in Akten und 13 Bildern nach Jules Verne von Carl Pander. Mussk von E. Christiani und A. Wicher. Anfang 74 Uhr.

Donnerstag u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Central - Theater. Direktion: Emil Thomas.

Mittwoch: Benefiz für Frl. Anna Hocke. Zum 34. Male: Ein fideles Haus. Posse mit Gesang in I Akten nach einer vorhandenen Idee von W. Mannstädt. Musik von G. Steffens. Anf. 73 Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Sonnabend: Benefiz für Hrn. Ferdinand Mayer. Ein sideles Haus.

Adolph Ernst-Thenter. Dresdenerstr ße J. Mittwoch: Zum 67. Male: Der Goldfuchs. Gefangspoffe in 4 Akten von Eduard Jaecgbson und Leopold Cly. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von Franz Roth. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Urania, Invalidenstraße 57/62. Geöffnet von 12—11 Uhr. Mittwoch, um 7; Uhr: Hr. Archen⸗ hold: Ueber den Mond.

Circus Renz, Karlstraße. Mittwoch, Abends 77 Uhr: Große außerordentliche Vorstellung. Vor- führen der 12 arab. Schimmelhengste durch Hrn. Franz Renz. Auftreten der Schulreiterin Frl. Clotilde Hager, der vorzügl. Reitkünstlerinnen und Reitkünstler. Großes Ritterturnier. Divertissement mit Tanz, Eoolutionen, Waffenspielen und Gruppi⸗ rungen, ausgeführt vom gesammten Herren-⸗Personal und den Damen vom Coips de Ballet.

Donnerstag: Abschiede⸗Vorstellung.

Coneert⸗ Anzeigen.

Sing- Akademie. Mittwoch, 16. April: Concert mit eigenen Kompositionen von Benno Horwitz. Anfang 8 Uhr.

Nömischer Jof. Mittwoch, 16. April: Concert der Pianistin Katharine C. Linn. Anfang 74 Uhr.

Concert Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse).

Karl Meder Concert. Mittwoch, 16. April: Al. Lortzing. Abend unter gef. Mitw, von Fr. Betty Waibel. Arie a. d. Op. „Der Waffenschmied“, gesungen v Fr. Waibel. Arie a d. Op. „Undine“, gesungen v. Fr. Waibel.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Lucie Proske mit Hra. Apotheker Stenziger (Krappitz). Frl. Margarethe Griese mit Hin. Kaufmann Albert Wäscher (Berlin). Frl. Clara Schwebell mit Hrn. Dr.. Willy Fröhlich (Potsdam). Fil Karolina Voigt mit Hrn. Hugo Künneth (Magdeburg) Frl. Bertha Pirl mit Hrn. Wirthschaftsinspektor Hugo Pfleger (Kattern —Grebelwitz). Frl. Cäcilie Müller mit Hrn. Kaufmann William Jahn (Chemnitz). Frl Elia Lücker mit Hrn. Hans Artmann (Düssel⸗ dorf Wien). Frl. Eleonore Joosten mit Hrn. Julius Kroener (Köln a. Rh. Stuttgart).

Verehelicht: Hr. Dr. Albrecht Emmerich mit Frl. Marie Hermanni (Mülheim a. d. Ruhr) Hr. Pr. Lieutenant Fürstner mit Frl. Hildegard Rupprecht (Nieder Peilau— Schlössel) Hr. Pfarrer Karl Neumaerker mit Frl. Martha Gelbe (Sundremda i. Thür. = Leipzig). Hr. Reg. ⸗Assessor Dr. jur. P. Conze mit Frl. Bertha Schmiewind (Elberfeld). Hr. Friedrich Iven mit Frl. Ella Bade (Schwinkendorf). Hr. Max Staerk mit Frl. Luise Müller (Charlottenburg).

Geboren: Gin Sohn: Hrn, Reg.⸗Baumeister A. Herr (Berlin). Hrn. Karl Schilling (Berlin), Hrn. Dr. Pirig (Köln). Hrn. Paul Diebel (Chemnitz). Eine Tochter: Hrn. Pastor Mussageus (Thelkow). Hrn. Wilh. Raabe (Wismar).

Gestorben: Hr. Rentier Karl Bullrich (Berlin). Hr. Gutsbesitzer Albeit Dahlmann (Gehmken⸗ dorf). Frau Senator Parsw (Kröpelin). Frau Marie Brandt, geb. Möller (Rostock). Pr. Hojsrath Leopold Brandes (Schwerin) Hr. Gutsbesitzer Johann Buchholz (Krone a. Br.) Hr Paul Richter (Leipzig). Hr. Julius Ma⸗ litcke (Berlin). Hr. Kaufmann Heinrich Duvalt (Berlin).

Redacteur: J. V.: Siemenroth.

Berlin: Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32. Neun Beilagen (einschließlich Börsen⸗·Beilage),

und die Inhaltsangabe zu Nr. 5 des öffent

lichen , t ommanditgesellschaften auf

Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vom S8. bis 12. April 1890.

w 75

Prozent h, 5 20,2 42,4

18.35 28,0 13,8 15.0 24,9 18,3 18, 3 165

. 1371 . 35

7682 26 916 47119 25,,y 40,2

Summe XV.. Prozent .

.

21 382 15 857 25 os6 16 2 13 65a] 21 353 20511 22 3a7] 25 oa

19719 20,1 13,5 24,2 15,5 11,6 19,8s6 19,3 19,2

18,

331. 16

Bemerkung. Die Zahlen für März und Juli 1889 sind den Anlagen Nr. 9 und 12 der „Denkschrift über die Untersuchung der Arbeiter- und Betriebsverhältnisse in den Steinkohlenbezirken entnommen, diejenigen für Januar 1590 beruhen auf besonderen amtlichen Erhebungen. Durchgängig sind dabei die Grubenbeamten und die jugendlichen

16 796 14 699 107 913 12,5 l

106 509 117211

Arbeiter nicht berücksichtigt.

Kunst und Wissenschaft.

Ueber die am 26. März d. J. in Köln abgehaltene 9. Jahres versammlung der Gesellschaft für Rheinische Geschichts⸗ kunde entnehmen wir dem Bericht des Vorsitzenden, Professors Höhlbaum, in Betreff der wissenschaftlichen Unterneh— mungen der Gesellschaft folgende Mittheilungen: Seit der letzten Jahrekversammlung ist als 6. Publikation zur Ausgabe gelangt Die Trierer Ada⸗Handschrift“, bearbeitet und herausgegeben von K. Menzel, P. Corßen, H. Janitschek, A. Schnütgen, F. Hettner, K. Lamprecht (mit 38 Tafeln). ö den zweiten Band der Kölner Schreinsurkunden des 12. Jahrhunderts hat der Herausgeber seine Einzeluntersuchungen zu Ende geführt. Der Text der Urkunden dieses Bandes sowie das Register zu beiden Bänden sollen bis zum Herbst d. J. zum Abdruck fertig vorliegen. Nach Vollendung des Drucks wird der Einleitung ihre endgültige Gestalt gegeben werden. Die Indruck— legung des ersten Bandes der von dem Geheimen Justiz⸗Rath, Pro⸗ fessor Dr. Loersch geleiteten Herausgabe der ‚Rheinischen Weis⸗ thümer“ ist Lurch einen Wechsel in der Person des Bearbeiters aufgehalten worden, doch ist begründete Hoffnung vorhanden, daß das ganze Manuskript für den ersten Band demnächst in den Druck gehen kann. Hr. Dr. P. Wagner, Königlicher Archivar in Koblenz, war in der letzten Zeit für den Band thätig; xeich— haltige Erläuterungen zu den einzelnen Weisthümern und werthvolle Beiträge zu den topographisch⸗historischen Einleitungen für die einzelnen Gruppen konnte die fortgesetzte Forschung noch ermitteln. Die Vorarbeiten aus früheren Jahren werden die Bearbeitung der weiteren Bände von vornherein abkürzen, sodaß ein rascherer Fort⸗ gang gesichert erschiint, um so mehr, als die Heran⸗ ziehung eines ständigen Hülfsarbeiters beschlossen worden ist. Die! ebenfalls von Prof. Dr. Loersch geleitete Bearbeitung der Aachener Stadtrechnungen ist weiter gefördert worden. Die Ausgabe der Urbare der Erzdiöcese Köln ist durch das Ableben des Bearbeiters, Professors Dr. Crecelius, zum Stillstand ge⸗ kommen. Der Vorstand der Gesellschaft plant daher jetzt eine Ge⸗ fammt-⸗Publikgtion der rheinischen Urbgre, für welche die hinterlassenen Manuskripte verwerthet werden sollen. Der zu dem Buche Weinsberg von Professor Dr. Höhlbaum vorbereitete Erläuterungsband wird aus zwei Theilen bestehen. Der bereits dazu vorliegende umfängliche Stoff wird urkundliche Aufklärungen über die inneren Verhältnisse der Stadt Köln im 16. Jahrhundert sowie über ihre auswärtigen Beziehungen, namentlich zu den Niederlanden, enthalten. = Von den Landtags“ Akten der Herzogthümer Jülich⸗ Berg, deren Herausgabe Prof. Dr. Ritter leitet und die Prof. Dr. von Below in Königsberg i. Pr. bearbeitet, hofft man bis zum Herhst d. J. einen größeren Äbschnitt druckfertig machen zu können; der noch rück— ständige britte Theil der Einleitung über die Anfänge der land⸗ ständischen Verfaffung von Jülich⸗Berg sollte um Ostern bereits in Druck gegeben werden. Bezüglich der von Dr. Her⸗ mann Keußen zur Bearbeitung übernommenen älteren Ma trikeln der Universität Köln (15389 1465) wird die Indrucklegung des ersten umfangreichen Bandes noch, in diefem Jahre zugesagt; die Register sind bereits vollständig hergestellt. Die Publikation soll nicht den bloßen Abdruck der Ma⸗ trikeln bringen, sondern das Material für eine Gelehrtengeschichte des nordwestlichen Deutschland und der Niederlande bieten. Demgemãß richtete sich das Studium des Begrbeiters vornehmlich auf die Er⸗ laͤuterungen. Aus den gedruckten Matrikeln von Erfurt, Heidelberg, Bologna sowie den späteren ber e . Matrikeln der Kölner Universität selbst bis in das 16. Jahrhundert hinein hat Keußen einen reichen Stoff gesammelt und kritisch gesichtet. Seine Forschun⸗ gen werden daher den Benutzer der Publikation in den Stand setzen, bie immatrikulirten Personen in ihrer späteren literarischen, wissen⸗ schaftlichen und bürgerlichen Thätigkeit bis zu ihrem Ende zu verfol⸗ gen. Sie beigefügte statistische Uebersicht über die Herkunft der Stu⸗ denten gewährt insbesondere einen lehrreichen Einblick in die Verbindungen der Universitäten und ihren Zusammenhang mit den

Niederlanden, vor Allem mit Utrecht. Für die Regesten der Erzbischs fe von Köln bis zum Jahre 1509 hat Professor Dr. Menzel sämmtliche in den Staatsarchisen zu Düsseldorf und Münster befindliche Original- Urkunden der Eribischöfe aus dem 12. Jahr hundert bearbeitet. Das ältere Urkundenwesen bis zum Jahre 1100 ist weiter erforscht und die Zahl der Regesten aus älteren und neueren Werken vermehrt worden. Als Mitarbeiter wurde Dr. Richard Knipping gewonnen. Die Ausgabe der ältesten Urkunden der Rheinkande bis zum Jahre 1000 bat Professor Dr. Menzel durch Studien in Koblenz und in Trier gefördert. In dem Koblenzer Staatsarchiv sind die Originalurkunden des Erzstifts und des Domkapitels Trier, der Abtei S. Maximin, des Klosters Sancta Maria ad martyres in Trier und des Klosters Münstermaifeld bearbeitet; die drei Exemplare des Balduineum und des Bullarium Romersdorfense sind untersucht und ausgebeutet. In der Trierer Stadtbibliothek sind weitere Handschriften, namentlich das Archivium Maximianum, in 15 Bänden, durchgearbeitet; die hier vorgefundenen Beschreibungen älterer z. Th. verlorener oder beschädigter Kaiser⸗ urkunden erwiesen sich als werthvoll. Die Untersuchung des hier deponirten Diplomatarium Baldewini, (aus dem Besitz des Grafen von Kesselstatt ergab wichtige Resultate. Das Unternehmen der Herstellung eines geschichtlichen Atlaffes der Rheinprovinz ist im vergangenen Jahre von den Hrrn. Gymnasiallehrer Konstantin Schulteis in Bonn und Dr. Wil⸗ helm Fabricius in Straßburg gefördert worden. Ihre Arbeiten zielten vor Allem auf die Zeichnung eines geographischen Bildes der Rheinlande im Jahre 1785, zu welchem Zweck sie die Königlichen Staatsarchive und die Landesbibliothek in Straßburg durchforscht haben. Die Sammlung des Materials für eine Edition der Zunft-Urkunden der Stadt Köln, welche, unter Leitung des Professors Dr. Höblbaum, Hr. Kandidat Caspar Keller in Köln vorbereitet, denkt man im Laufe des Sommers abschließen zu können, um dann an die Bearbeitung des schon jetzt reichlich vorhandenen Stoffs heranzugehen. Als neues Unternehmen endlich hat der Vorstand der Gesellschaft die Herausgabe der Vita Karoli Magni- und der „Descriptio“ über die Pilgerfahrt Karl's des Großen nach Jerufalem beschlossen, welche ihm von Hrn. Dr. Gerhard Rauschen, Religionslehrer am Progymnasium zu Andernach, angetragen wurde. Die „Vita Karolis (aus dem Jahre 1166), welche in schlechtem Bruck bereits erschienen ist, soll nach allen Handschriften fritisch geprüft, die „Descriptio? (aus dem Ende des 1I. Jahr hunderts) aber überhaupt zum ersten Male veröffentlicht werden. Heide Schriften find besonders für die kulturgeschichtliche Beleuchtung des 11. und 13. Jahrhunderts von Werth. Der Herausgeber will den Texten einen fortlaufenden Kommentar, sowie ferner einige Exkurse beigeben, in denen die Heiligsprechung Karl's d. Gr. und verwandte Fragen erörtert werden. Hr. Geh. Justiz Rath, Prof. Dr. Loersch fügt dazu außerdem eine Beilage über Ürkunden der Kagiser Friesrich J. und Friedrich II. für Aachen. Das Werk soll als 7. Publikation der Gefellschaft gleich in den Druck gegeben werden.

Am Schluß der Versammlung berichtete Hr. Geh. Rath Loersch als Vorsitzender der Kommission für die Denkmäler-Statistik der Rhelnprovinz über deren Beschlüsse. Danach hat die Kom mifsion Anfangs vorigen Jahres Hrn. Baumeister Wiethase in Köln kooptirt und will zunächst einen Kreis der Provinz nach den früher festgestellten Grundsätzen in Angriff nehmen, um in Bezug auf die Koften, den Umfang und die Ausstattung einer einzelnen Kreis: beschreibung zu bestimmten Ergebnissen zu gelangen. Die Wahl ist auf den Kreis Kempen . weil die Zahl der in Betracht kommenden Orte und geschichtlichen Denkmäler dort nicht übermäßig groß, andererfeits aber für deren Beschreibung bisher nur wenig geschehen ist. Die Kommissien hat die Theilnahme orts- kundiger Perfonen angeregt und die Anleitungen für die Mitarbeiter hergestellt. Unter Leitung des Hrn. Wiethase haben die Aufnahmen in den einzelnen Orten des Kreises Kempen bereits begonnen, und man hofft, sie noch im Laufe dieses Sommers beendigen zu können.

Literatur.

Die Städte Ordnung für die sechs östlichen Provinzen der preußischen Monarchie vom 30. Mai 1853 und das Gesetz, betreffend die Verfassung und Ver⸗ waltung der Städte, und Flecken in der Provinz Schles wig⸗Holstein vom 14. April 1869 mit deren Ergänzungen und Erläuterungen. Dritte Auflage. Be⸗ arbeitet von L. Mareinowski, Geheimem Ober⸗Finanz⸗Rath zu Berlin, und E. Hoffmann, Rechtsanwalt und Stadtverordnetem zu Tangermünde. Berlin. Druck und Verlag von Georg Reimer. 1896. (Preis brosch. 8, geb. 9 M). Im Allgemeinen ist in der Eintheilung des Stoffs die bei den früheren Auflagen gewählte An ordnung beibehalten, zur Erleichterung des Ueberblicks aber der schleswig⸗holsteinischen Städte⸗Ordnung eine gesonderte Stelle ein⸗ geräumt. Die auf die Kreis und Provinzialverfassung der betreffenden Provinzen bezüglichen Bestimmungen sind in dem Anhange in geeigneter Darstellung zusammengefaßt, auch die inzwischen ergangenen, die Kommunalsteuer betreffenden Reichs und Landesgesetze in vollständiger, namentlich auch die Rechtsprechung des Ober ⸗Verwaltungsgerichts um⸗ fassender Kommentirung in das Werk aufgenommen. Dieses hat auch noch eine wesentliche Bereicherung des Stoffs, dadurch erfahren, daß in der Einleitung eine historische Entwickelung der Städteverfassung gegeben wird, daß ferner die in die Gemeinde— verfassung hineingreifenden Bestimmungen der Reichs-Gewerbegesetz⸗ gebung, der Reichs. Versicherungs⸗ und der Militärgesetze zusammen⸗ gestellt, endlich auch das Gesetz, betreffend die Anlegung und Ver⸗ änderung von Straßen und Plätzen in Städten und länd— lichen Ortschaften, vom 2. Juli 1875 mit. vollständigem Vommentar Aufnahme gefunden hat. Auch eine vollständige Ueber— sicht der gesetzlichen und Verwaltungsvorschriften, betreffend die Ver⸗ anlagung und Erhebung der direkten Staatssteuern sowie der Wander⸗ lagersteuer, ist, soweit die Stadtgemeinden hierbei in Betracht kommen, beigefügt. Die dem Anhange angeschlossene Uebersicht der Servi klassen⸗Cintheilung der Orte im Königreich Preußen, wie sie zur Zeit in Gemäßheit der Bestimmungen des Reichsgesetzes vom 25. Mai 1887 besteht. ist eine erwünschte Beigabe, da die Kenntniß derselben vielfach in die kommunalen Verhältnisse eingreift. Das chronologische Inhaltsverzeichniß und das umfassende Sachregister erleichtern die Handhabung des Werks wesentlich.

Die Brieftaube und die Art ihrer Verwendung zum Nachrichtendienst. Mit 11 Abbildungen. Heidelberg. Carl Winter 8 Universitäts⸗Buchhandlung (1859). Der bewährte Brief⸗ tauben züchter, frühere Präsident und jetzige Ehren⸗Präsident des Straßburger Briestauben Vereins, Dr, W. Roeder, hat in vor— liegendem Werkchen für die Wiss mann Expedition nach Deutsch⸗Afrika und den durch diese jetzt in größerer Ausdehnung einzuführenden Nachrichtendienst die beste Weise der Brieftaubenzüchtung und einen genauen, durch beigegebene Zeichnungen veranschaulichten Plan zur Einrichtung von Taubenhäusern und⸗Stationen, sowie das sicherste Ver⸗ fahren bei Verschickung der beflügelten Postboten so kundig und vor⸗ trefflich dargelegt, daß dasselbe Hrn. Major Wiss mann, dem es ge⸗ widmet ist, und seiner Expedition bei der Ausgestaltung des Nach⸗ richtenwechsels gewiß gute Dienste leisten wird.

Das „Magazin für die Literatur des In⸗ und Auslandes? ist neuerdings in den Besitz der Hrrn. Dr. Alfred Stössel und Baron W. von Reiswitz in Dresden übergegangen, deren ernstes Bestreben es, laut eigener Versicherung, sein wird, das bekannte Blatt auf der Höhe seines alten Rufes zu erhalten und ihm durch Gediegenheit des Gebotenen weitere Verbreitung zu sichern. Aus dem reichen Inhalt der am H. April erschienenen Nummer 14 wollen wir nur folgende bemerkenswerthe Artikel hervorheben: Maximilian Harden, Die Freie Bühne in Berlin; Silesins, Von Richard Wagner zur Shakespeare⸗Bühne (Zeitbetrachtungen); Stempel, Erstaufführung Shakespeare'scher Dramen in Deutschland. Ferner enthält Nr. 14 die Uebersetzung einer sehr interessanten Novelle des ungarischen Dich ters Baläzs, die auch in weiteren Kreisen Beachtung verdient.