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begrüßt werden. Von dem Wunsche beseelt, auch Meinerseits die Grricktung diefes bedeutungsvollen Denkmals zu unterstützen und in fördern, will Ich der von dem provisorischen Comité in der Im ⸗ mediat Eingabe voöͤm J. d. M. vorgetragenen Bitte gern entsyrechen, und übernekme hiermit das Mir angetragene Pretektorat. Berlin, den 9. April 1890. . Bil helm, Rex
An das provisorische Comits zum Zweck der Errichtung eines Denkmals für den Füͤrsten von Bismarck in der Reichs · Dauptstadt.
Hierauf konstituirte sich die Versammlung und wählte ein geschäftsführendes Comité. Dieses ernannte zum Vor⸗ sitzenden den Landes-Direktor der Provinz Brandenburg, von Levetzow, zu Schatzmeistern die Hrrn. Rudolph Koch, Ernst Mendelssohn⸗Bartholdy und zu Schriftführern die Hrrn. Adolf vom Rath, F. von Ehrenkrook. . !
Es wurde beschlosfen, aus den einzuleitenden Samm⸗ lungen ein Denkmal zu errichten und eine Stiftung zu ründen, welche den Namen des Fürsten tragen soll. Der Aufruf zu Sammlungen und zur Bildung von Lokal⸗Comitès soll demnächst erfolgen.
Der General⸗-Oberst der Infanterie Alexander von Pape feiert morgen sein 60 jähriges Dien stjubiläum.
Das Uebungs-⸗Geschwader, bestehend aus S. M. Panzer⸗ schiffen‚Kaiser“ (Flaggschiff), „Deutschland“, „Preußen, „Friedrich der Große“ und S. M. Kreuzer⸗Korvette Irene“, Geschwader⸗Chef: Contre⸗Admiral Hollmann, beabsichtigte, am 15. d, M. von Lissabon aus die Heimreise anzutreten.
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-A Anzeigers“ wird eine Nachweisung der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1889 bis zum Schluß des Monats März 1890 veröffentlicht.
Wiesbaden, 15. April. (Wiesb. Presse) Se. Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit der Erzherzog Franz Salvator ift gestern Mittags nach Wien abgereist. Ihre Majestät die Kalferin und Königin Elisabeth mit Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Erzherzogin Valerie wird am 360. d. M. Wiesbaden verlassen und sich zunächst nach Schloß Lainz bei Wien begeben.
Bauern.
München, 15. April. (W. T. B.) Die Kammer der Abgeordneten genehmigte heute den Ausgabe⸗Etat für Reichszwecke pro 1896,91 mit 74 420 156 Gegen⸗ über einer Bemerkung des Referenten Geiger über das unverhältnißmäßige Steigen der Matrikularbeiträge kon⸗ statirte der Finanz-Minister von Riedel, daß Bayern Stempel⸗ abgaben in Höhe von 2569900 6 und als Vergütung aus der Zollverwaltung 3 320 9000 M6 herausgezahlt er⸗ halte. Bahern müsse in Folge des eigenen Malzaufschlages ünd der eigenen Postverwaltung rund U /e Millionen mehr als die anderen Bundesstaaten zahlen. Die Einnahmen aus diesen Gefällen betrügen jedoch über 35 Millionen Mark. Zur Bildung eines richtigen Urtheils sei es nothwendig, daran zu erinnern.
— 16. April. Die „Allgemeine Zeitung“ bespricht die erste Rede des Reichskanzlers von Caprivi und lobt deren militärische Offenheit und Bescheidenheit. Die Frage, ob Premierschaft; oder kollegiale Verfassung des Ministeriums bestimmend sei, sei weit mehr von der Persönlichkeit, als von der Organisation abhängig. Die von dem Reichs⸗ kanzler bezeichnẽten großen Brennpunkte der Parteibildung bezeichneten auch seine Aufgabe, alle durchaus patriotisch und national gesinnten, aber bisher systematisch oppositionellen Elemente gemeinsamer nationaler Arbeit zuzuführen. Hoffent⸗ lich werde dies bis tief in die sozialdemokratischen Wähler— massen möglich werden.
Der Finanzausschuß der Kammer der Ab⸗ geordneten bewilligte nach der Vorlage der Regierung Its 581 S6 für Herstellung telephonischer Verbindung ver— schiedener Städte, 1 4562 000 S für Erweiterung und Neu⸗ herstellung des Telephonnetzes von München und den Anschluß kleinerer Srtschaften an dasselbe, sowie zwei Mill. Mark für das unterirdische Telegraphenkabel, von hier nach Regensburg und Hof. Staats-Minister Freiherr von Crailsheim wies darauf hin, daß sowohl die Reichs post⸗ verwaltung wie auch der Große Generalstab die Herstellung unterirdischer Leitungen für dringend wünschenswerth hielten. Später werde ein Anschlußkabel München Ulm — Stuttgart hergestellt werden müssen. Die Weiterführung des Kabels Hof — München nach Italien sei vorerst nicht beabsichtigt. Der vermehrte Depeschenverkehr aus Italien, der bisher über die Schweiz gegangen, werde mit dazu beitragen, das neue Kabel München —Hof rentabel zu machen. Die gegenwärtigen Telephon⸗Gebühren könnten vielleicht etwas gemindert werden.
Sachsen.
Dresden, 15. April. (Dresd. J) Nach den bis jetzt an maßgebender Stelle eingegangenen Nachrichten wird Se. Masestat der König am Tage seines bevorstehenden Geburtsfestes noch im Auslande verweilen.
Württemberg.
Stuttgart. Jl6. April. (W. T. B.) Bei der gestern im Thronsaale des Schlosses erfolgten Investitur des Königs mit dem Hosenband-Orden erwiderte der König auf die Ansprache des Herzogs von Edinburg mit Worten des Dankes für die Königin von England und mit dem Hinweis auf die seit langer Zeit bestehenden freundschaft⸗ lichen und verwandtschaftlichen Beziehungen beider Königs⸗ häuser. Bei dem Galadiner trank der König auf das Wohl der Königin Victoria, worauf der Herzog von Edin⸗ burg mit einem Trinkspruch auf den König und die Königin erwiderte.
Baden.
Karlsruhe, 14. April. (Karlsr. Ztg.) Se. König—⸗ liche Hoheit der Großherzog begab sich gestern Mittag 1265. Uhr nach dem Hauptbahnhof, um Se. Königliche Hoheit den Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten von Braunschweig, zu empfangen, Höchstwelcher von Baden⸗ Baden zum Besuch der Großherzoglichen Herrschaften eintraf.
Höchstderselbe bis Nachmittags 1/44 Uhr verblieb und dann nach Baden⸗Baden zurückkehrte. .
Zweite Kammer berieth in Sitzung die Petition der Handelskamme treffend die Aenderung Dieselbe bezieht sich im Allgem genannte unfundirte Einkommen Gunsten der Umlagen auf Gewerbe un herangezogen werden solle. auf Uebergang zur Tagesor Petitionskommission,
ihrer heutigen r zu Heidelberg, be⸗ Städteordnung. einen darauf, daß das so⸗ für die Gemeindeumlagen zu d Liegenschaften stärker Die Petition wurde, entgegen dem dnung lautenden Antrage der der Regierung zur Kenntnißnahm
Schwarzburg⸗Rudolstadt.
Ru dolstadt, 16. April. herzog von Sachsen am hiesigen Hofe ein. eine Fahrt nach Schwarzburg statt. Großherzog die Rückfahrt an.
(W. T. B.) Der Groß⸗ Weimar traf heute zum Gegenbe Nach dem Frühstück im Schlosse fand Abends tritt der
DOesterreich⸗Ungarn.
(W. T. B.) In der heute Vormittag ch-⸗böhmischen Ausgleichs⸗ Angelegenheiten berathen. Frage der Abänderung den Allodial-Großgrund⸗ Die nächste Sitzung
Wien, 15. April. abgehaltenen Sitzung der deuts Konferenz wurden Justiz⸗ In der Abendsitzung wurde der Wahlordnung für besitz in Böhmen eingehend besprochen. findet morgen Abend statt.
— 16. April. Abgeordnetenhauseser nossen an den Minister— Betreff der Straßenexcess Roser und Genossen ha Excessen vorgekommenen B den Antrag eingebracht, die Regieru entwurf über die ve des Staates für die lichen Sicherheit vorlegen. Generaldebatte über das Budget ein.
Großbritannien und Irland.
In der heutigen Sitzung des ichteten die Abgg. Exner und Ge⸗ llation in Die Abgg.
(W. T. B.)
'bräsidenten eine Int erpe sse vom 8. April.
t Hinblick auf die bei den eschädigungen von Privateigenthum ng wolle einen Gesetz⸗ chtliche Haftpflicht Aufrechterhaltung der öffent⸗ Hierauf trat das Haus in die
rmögensre
Sämmtliche
London, ; cken ihre Befriedigung über die gestrige
Morgenblätter drü Rede des Reichskanzlers von Cap „Standard“ deutet die Erklärungen des ein entschiedenes Festhalten an der bisherigen der maßvolle Ton der
Reichskanzlers als riedenspolitik. ede gebe der
Die „Times“ sagt: n de ꝛ des Fürsten Bismarck im
Hoffnung Raum, daß die Politik Allgemeinen beibehalten
— (A. C.) Parne auf zweite Lesung der im Unterhause die Dem Vernehmen nach hat er diesen Ent ralen Partei gefaßt,
Il beabsichtigt, anläßlich des Antrages irischen Güterankaufs-Vorlage Verwerfung derselben zu beantragen. schluß mit Zustimmung die für seinen Ver⸗
der Führer der libe : ᷣ tärke eintreten wird.
werfungsantrag mit ihrer vollen S
Frankreich. (W. T. B. Die neuerdings zwischen flogenen Verhandlungen über Gebiete Guyanas haben
daß beide Länder
Paris, 15. April. Frankreich und Holland gep die Abgrenzung strittiger Abschluß dahin gefunden, chter designiren, dessen Entscheidung als endgültig
(W. T. B.) Wie die Blätter melden, Wunsch ausgesprochen, sondern die—
Schi edsri zu betrachten wäre.
— 16. April. haben mehrere Generalräthe den die Handelsverträge nicht zu erneuern, selben durch einen Zolltarif zu ersetzen.
Eine gestern abgehaltene anarchistische lung beschloß, am 1. Mai er. eine öffentliche Demonstra⸗ tion zu veranstalten.
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 16. April. Kaiser sowie die Kaiserliche Familie Gatsch ina über.
Ver samm⸗
Sn T. 8) siedelten gestern nach
Spanien. tadrid, 15. April. (W. T. B. General Daban ist heute nach Alicante abgereist, zweimonatliche Mehr als 300 Offiziere, andere Generale, Bahnhofe.
In der Deputirtenkammer Minister heute die bereits erwähnte Vorlage ein, welche die Bank von Spanien zur Erhöhung des Maximums ihrer Noten-Emission ermächtigt.
Belgien.
Brüssel, 15. April. (W. T. B.) In der Depu tirten—⸗ kammer wies heute bei der Berathung des Etats der Sicherheitspolizei, ö 660 Fr. reduzirt werden soll, der Deputirte Bara von der Linken auf die Nothwendigkeit der Sicherheitspolizei, namentlich Behufs Erfüllung der Verpflichtungen gege Der Justiz-Minister Lejeune erklärte, n ihrer gegenwärtigen Organisation genüge, um die
Ordnung aufrecht zu erhalten, und daß die Re⸗ für die öffentliche
um daselbst die ihm auf⸗ Festungsstrafe zu verbüßen. e, darunter Martinez Campos und verabschiedeten ihm auf dem
brachte der Finanz⸗
von 60000 auf
n das Ausland
öffentliche . gierung gegebenen Falls wissen werde, Sicherheit des Landes einzutreten.
Amerika.
Einem in New-⸗York eingegangenen ma zufolge sind die Wahlen für die sowie die allgemeinen Wahlen am Peru ruhig verlaufen. Nach den de Oberst Morales Bermudez, dat der Militärpartei, unterstützt von der Regierung, wahrscheinlich zum Präsidenten gewählt werden.
(W. T. B.) Telegramm aus Li Präsidentschaft vergangenen Sonntaz in bisherigen Resultaten wür der Kandi
? Der Kaiser e die Kaiserin-Wittwe sind von chen Mausoleen nach der Hauptstadt
Der „Hochi Shimbun“, eine der angesehensten
Fortschritte sam, aber sicher. achsthum der Missions⸗
Peking, 14 April. und die Kaiserin ihrem Besuche der östli zurückgekehrt.
ni Zeitungen Christenthums in Japan seien lan jährliche Zahl der Bekehrten oder das W
japanischen
behaupte der christliche Glauben den einmal gewonnenen Boden und gehe niemals rückwärts. Der Einfluß des Christenthums auf das japanische Volk lasse sich natürlich schwer ermessen. Aber die liebreiche Sorgfalt um die Erziehung der Mädchen und die Besserung der Lage der Frauen eröffneten dem Christenthum die Herzen des Volks. Kurz, das Christenthum werde ganz allmählich durch die Verdienste, welche es sich er⸗ werbe, zur Macht gelangen. Mache es nur ferner solche
Fortschritte wie bisher so gehöre ihm die Zukunft.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (41) . des Hauses der Abgeordneten, welcher der Reichskanzler und Präsident des Staats-Ministeriums von Caprivi, der Minister der öffent— lichen Arbeiten von Maybach, der Minister für Landwirth⸗ schaft 2c. Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen, der Finanz⸗ Minister Dr. von Scholz, der Minister des Innern Herrfurth, der Justiz-Minister Dr. von Schelling und der Handels⸗ Minister Freiherr von Berlepsch beiwohnten, stand auf der Tagesordnung die Fortsetzung der dritten Berathung des Gefetzentwurfs, betreffend die Feststellung des Staatshaushalts-Etats für das Jahr vom 1. Apri. 1890,91.
Ohne Debatte wurden die Etats Kriegs⸗M in ist er ium“, „Do mänen“, „Forsten“, „Rente des Kronfidei— kommißfonds“, „Lentralverwaltung der Domänen und Forsten“, „Erlös aus Ablösungen von Do— mänengefällen und aus dem Verkauf von Do mänen r,, „und, direkte Steuern“ erledigt.
Beim Etat „Indirette Steuern“ wies der Abg. Bödiker auf die jchweren Schädigungen hin, die den Taback⸗ pflanzern aus der Verwiegung des Tabacks Behufs Versteuerung an den häufig entfernten Zollstellen erwüchsen, und bat um Abhülfe der Uebelstände.
Der Etat Indirekte Steuern“ wurde hierauf bewilligt, ebenso ohne Debatte die Etats „Lotterieverwaltung“, „Seehandlungsinstitut“ und „Münzverwaltung“.
Bei dem Etat „Berg-, Hütten- und Salinen⸗ verwaltung! bemängelte der Abg. Dasbach die Be⸗ stimmungen über die Bildung der Arbeiterausschüsse bei den fiskalischen Bergwerken. Dieselben ermöglichten den Ausschluß unliebsamer Bergleute, die sich zu Vertretern der Beschwerden ihrer Kameraden machen, von der Wählbarkeit und die Ent⸗ fernung solcher Bergleute von der Grube und damit gus dem Arbeiterausschuß. Redner ging sodann auf die Verhand— lungen zweiter Lesung zurück und trat den damaligen Aus— führungen des Abg. Vopelius entgegen. ;
Abg. Vopelius hielt seine Behauptungen aufrecht und meinte, daß die Reden des Abg. Dasbach nur geeignet seien, die Bergarbeiter zu verhetzen.
Abg. Olzem fügte hinzu, daß in demselben Sinne auch die Blätter des Herrn Dasbach, das „Paulinusblatt“ und die „Trierer Landeszeitung“, wirkten.
Abg. Dr. Windtho rst fragte, ob Bergleute von einer Grube zur andern verlegt worden seien, um sie an der Aus⸗ übung des Wahlrechts zu den Arbeiterausschüssen zu ver⸗ hindern, bezw. zu verhindern, daß sie von ihren Kameraden als Vertreter gewählt würden.
Der Regierungs⸗Kommissar Geheime Ober⸗Bergrath von Roenne erwiderte, daß Verlegungen von Bergleuten in solcher Absicht nicht stattgefunden hätten. In Folge des Strikes hätten vielleicht Verlegungen aus guten Gründen stattgefunden, aber nicht im Zusammenhang mit der Ausschuß⸗ wahl. Die Ausschußwahl sei sehr schnell dem Erlaß der Be⸗ stimmungen über die Ausführung der Wahl gefolgt.
Nach einigen weiteren kurzen Aeußerungen der Abgg. Dasbach, Dr. Windthorst und QOlzem wurde der Etat der Berg-, Hütten- und Salinen⸗-Verwaltung genehmigt. (Schluß des Blattes.)
(Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.)
— Dem Hause der Abgeordneten ist ein Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Verpflichtung der Gemeinden in den Landkreisen der Rheinprovinz zur Bullen— haltung, zugegangen.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Gelsenkirchen wird der Rh.-Westf. Ztg.“ geschrieben: Nachdem der jüngste Bergmanns-⸗Ausstand ein Ende genommen bat, ist eine wohlthuende Ruhe eingetreten. Nur die wegen Kontrakt bruüchs entlassenen Bergleute suchen die Sache noch etwas in Fluß zu erkalten und einigen Staub aufzuwirbeln. Auf den 14. d. M. war eine neue Versammlung dieser Leute einberufen.
In Kamen fand am 13. d. M. eine Versammlung der dortigen Zahlstelle des Bergarbeiter Verbandes statt, in welcher der bisherige Vorsteher sein Amt niederlegte. Es wurde von einer Neum-bl abgesehen, da sich keiner der Anwesenden bereit finden ließ, diesen Posten zu übernehmen. Nachdem bierauf noch 21 Mit⸗ glieder ihren Austritt aus dem Verband erklärt hatten, wurde, wie dasselbe Blatt berichtet, die Zahlstelle aufgeboben.
Ueber den Ausstand auf der Radion kau⸗Steinkohlen⸗ grube wird der Schles. Ztg. aus Beuthen O. S. unter dem 14. April weiter mitgetbeilt, daß an diesem Tage von der Beleg⸗ schaft nur ein geringer Bruchtheil — gegen 40 Mann — ein⸗ gefahren ist. Die Hauptforderung der Bergleute ist auf Einführung er achtstuündigen Schicht gerichtet. Die bisherige Schichtdauer be— traͤgt 13 Stunden. Die über Tage beschäftigten Arbeiter sind nicht in den Ausstand eingetreten, würden aber gezwungen sein, zu feiern, falls die Häuer und Schlepper beim Ausstande verharren.
Die Zufammenkunft der neugewählten sozialdemok ra- tischen Keichstags⸗Abgeordneten zur Besprechung der even⸗ tuellen Kundgebungen am 1. Mai d. J., welche früheren Blättermeldungen zufolge in Dresden stattfinden sollte, hat, wie nunmehr in verschiedenen Blättern mitgetheilt wird, am letzten Sonntag in Ha le stattgefunden. Zur Erledigung stand die Frage: wie die Kundgebung für den achtstündigen Arbeitstag am 1. Mai zu beranffalten a. Das Resultat war, daß die Fraktion einstimmig beschloß, den deutschen Arbeitern nicht zu empfeblen, den 1. Nat als einen allgemeinen Feiertag zu erklären. Den Ärbeitern in den verschiedensten Orten ist es überlassen, wie die Kundgebung zu Gunsten des Beschlusses des internationalen Arbeiter ⸗ kongresses im vorigen Jahre zu arrangiren ist. .
Die Generalversammlung der Schuhmacher Innung in Hamburg beschloß, wie W. T. B. vom gestrigen Tage meldet, Fie Ablebnung des von den Gesellen ausgearbeiteten Lohntarifs
Der Großherzog geleitete den Prinzen nach dem Schlosse, wo
anstalten sei nicht so in die Augen springend. Aber anderseits
und der Werkstellenordnung, erklärte aber, 15 0/0 Lohnerhöhung
bewilligen zu wollen. — In der vorgestrigen Versammlung striken⸗ der Gesellen wurde berichtet, daß etwa 200 Meister die bekannten Forderungen bewilligt haben.
Am Montag fand in Magdeburg eine vom Allgemeinen Arbeiterverein Sudenburg einberufene öffentliche Versammlung statt, die von mehreren Hundert Personen besucht war. Die Frage Was foll am 1. Mai geschehen? wurde, wie die Mgob. Ztg. berichtet, durch eine Resolution beantwortet, in welcher die Versamm⸗ lung den 1 Mai für einen Feiertag erklärt und beschließt, die Arbeit an diesem Tage ruben zu lassen. Dieselbe Erklärung gab eine öffentliche Versammlung der Tischlergesellen Magdeburgs ab.
In Stettin endete der Ostsee⸗stg.“ zufolge eine zahlreich be⸗ suchte Versammlung von Arbeitern der Metall- und Eisen branche, welche vorgestern stattiand, gleichfalls mit der Axunahme einer Resolution, in welcher man sich mit den Beschlässen des Pariser Kongresses, den 1. Mai als einen Feiertag zu begeben, ein verstanden erklãͤrte. -
In Breslau fanden vorgestern Versammlungen der beiden dortigen Tischler⸗ Innungen und der keiner Innung angehörigen Tischler⸗Arbeitgeber statt. In der Versammlung der ersten Bres— lauer Tischler⸗ Innung wurde mitgetheilt, daß die mit dem Arbeit⸗ nehmer ˖· Ausschuß geyflogenen Berathungen erfolglos geblieben seien. Darauf erboten sich alle diejenigen Meister, denen Seitens der Gesellen noch nicht gekündigt worden, diesen selbst zu kündigen. Es betrifft dies etwa 987 Gesellen. — Die Tischler ⸗Arbeitgeber, welche keiner Innung angehören, erklärten sich mit den von der ersten res lauer Tischler⸗Jnnung gefaßten Beschlüssen einverstanden und beschlossen, von gestern ab keinen Gesellen in Arbeit einzustellen und den noch in Arbeit befindlichen Gesellen sofort in der gesetzlichen Form zu kündigen. — Die Mitglieder der zweiten Breslauer Tischler⸗Innung baben nach längerer Besprechung mit Mehrheit besclossen, den Gefellen eine 20 projentige Erböhung der Lohn und Akkord⸗ arbeit fowie des Kostgeldes zu bewilligen und die Entscheidung be⸗ züglich der übrigen Forderungen der Vereinbarung iwischen Meistern und Gefellen zu überlassen. Ein in der Versammlung anwesendes Mitglied der Lobnkemmission Ter Gesellen gab die Erklärung ab, daß nach diesem Beschluß ein Arbeitsausstand bei den Meistern der zweiten Innung nicht eintreten werde, da sich bezüglich der übrigen, mehr nebensächlichen Forderungen leicht eine Vereinbarung zwischen Meistern und Gesellen herstellen werde.
Gestern fand in Po en eine Versammlung der rereinigten Maurer meister und der Lohnkommission der strilkenden NMaurergesellen Posens (ca. 700) statt, in welcher, der. Dsts. Ztg. zufolge, eine Einigung auf elfstündige Arbeitszeit und 30 bis 35 3 Lohn pro Stunde zu Stande kam. Die Arbeit sollte heute wieder aufgenommen werden,.
In Dresden befinden sich, wie das Chemn. Tgbl. mittheilt, seit dem 8. d. M. die Stellmachergesellen im Ausstand; Die; selben fordern Einführung eines Normalarbeitstages von neun Stunden, Erhöhung des Lohnes um 25 90 sowie Innebaltung eines Minimal— lohnes von 18 66 für die Woche, Abschaffung der Akkordarbeit ꝛc. Die Meister erklärten, daß solchen Forderungen gegenüber an einen Ausgleich nicht zu denken sei und daß sie die vos den Gesellen auf— gestellte Lohnkommission nicht anerkennen, weil die Mitglieder der⸗ selben nicht bei Innung meistern arbeiten.
Die Schreinergesellen in Hagen ließen, wie der „Köln. Ztg. geschrieben wird, jüngst ihren Arbeitgebern folgende von den setzteren abgelehnte Forderungen zugehen: Mindestlohn von 18 4 fũr die Woche und Auszahlung des Lohnes an jedem Samstag Abend ß Uor, ein Zuschlag von 15 0 für diejenigen Gesellen welche diesen Lohn schon jetzt verdienen, Aufschlag von 200i bei Akkorddarbeit, Wegfall der Ueberstunden und Sonntagsarbeit bezw. ein Lobn von 40 3 ür die Stunde, 15 stündige Arbeitszeit und Samstags Feierabend um 6 Uhr. Es fand daraufhin am 14. d. M. eine zweite Gesellenversammlung statt, in welcher der Beschluß gefaßt wurde, an diesen Forderungen unbedingt festjuhalten und in den nächsten zwei Tagen bei den Tischlermeistern und Bau⸗Unternehmern nochmals anzufragen, od sie dieselben be⸗ willigen wollen oder nicht. Es wurde der Beschluß gefaßt, von einer Arbeiltseinstellung Abstand zu nebmen, vielmehr im Falle fortgesetzter Weigerung der Arbeitgeber, die Arbeit erst am 1. Juni nach erfolgter gesetzmãßiger Kündigung niederzulegen.
Hier in Berlin naht, wie die Voss. Ztg.“ berichtet, der Aus⸗ stand, in den vor etwa zwei Wochen 300 bei der Berliner Stock⸗ fabrikation beschäftigte Drechsler zur Erreichung der neun⸗ stündigen Arbeitszeit, Abschaffung der Akkordarbeit und Einfübrung der Lohnarbeit bei einem Mindest⸗Wochenlohn von 21,60 4 eintraten, seinem Ende. Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben sich geeinigt; die Arbeiter verzichten auf die beiden letzten Forderungen, während die Fabrikanten sich verpflichten, die Akkordlöbne zu erhöhen, so daß jeder mittelmäßige Arbeiter 21,50 60 verdient, Ein Schiedsgericht soll über die Durchführung dieser Vereinbarungen wachen In den nächften Tagen soll die Arbeit wieder aufgenommen werden. — Dagegen bereitet sich eine Lohnbewegung der Drechsler, des Bau“, Bijouterie und Möbelfacks vor. Auck diese wollen nur neun Stunden, Montags und Sonnabends nur acht Stunden und Sonntags garnicht arbeiten Der Lohn soll für alle Ärbeiter mit Ausnahme der jugendlichen (unter 21 Jahre) 27 die Woche, gleichoiel, ob in Lohn oder Akkord, betragen. — Mit dem bevorstebenden Ausstand der Schu braacher beschaͤftigten fich am Montag Abend drei öffentliche Schuhmach er⸗Versamm⸗ lungen. Als Mindestforderung verlangt der von den Gesellen auf⸗ gestellte Tarif 18 6 Wochenlohn bei 160 stündiger Arbeitszeit. Ein⸗ stimmig wurde beschlossen, daß die Lohnkommission den Beginn des Ausstands bestim men soll.
Aus London meldet W. T. B.“: Die dem Londener Ge⸗ werksrath angeschlossenen Vereine beschlossen, die Distrikts vereine von London aufzufordern, sich zu Gunsten des Achtstunden-Tages auszusprechen als einer dringenden Nothwendigkeit und als dazu be⸗ stimmt, Denjenigen Arbeit zu sichern, welche gegenwärtig keine Arbeit hätten. Zugleich wurde beschlossen, nicht am 1. Mai eine öffent · liche Kündgebung zu veranstalten, sondern am ersten Sonntag im Mai.
Zur wirthschaftlichen Lage.
Im Regierungsbezirk Königsberg sind die Winter saafen, deren Bestellung überall rechtzeitig vorgenommen werden konnte, in Folge der Überaus gůnstigen Temperaturverhältnisse, ausnahmslos gut und kräftig aufgegangen. Allerdings hat es im Herbste vielfach an zur Aussaat geeignetem Getreide ge⸗ fehlt, welches durch Kauf beschafft werden mußte, da der Körner ertrag der vorjährigen als durchaus fehlgeschlagen zu be⸗ jeichnenden Ernte ein sehr geringer und das Korn selbst häufig nur zu Futterzwecken verwendbar war. In Folge der vorjährigen Mißernte macht sich ein großer Stroh. und Futfermangel in allen Kreisen bemerkbar, sodaß man in zielen Wirth⸗ schaften sich mit Waldstreu, Sand, Komp ost und Torfstreu hat be⸗ helfen muäffen oder der Viebffand bedeutend vermindert warden ist. Die Einnahmen aus diefen Biehverkäufen waren Dank den neuerdings ergangenen, den Handel mit auswärtigem Vieh und Schweinen beschränkenden Bestimmungen. ausnahmslos ziemlich gute. Abgeseben von dem günstigen Skande der Winters aaten und wenn auch die überall rechtzeitig zur Frũhjahrsbestellung getroffenen Vorbereitungen wiederum einige Hoffnung für die Zukunft erregen, bleibt doch nach den starken Einnahme⸗Ausfällen des Vorjahres die Lage der Landwirthe eine unsicherr. . ;
Die Lage der arbeitenden Klassen im Vegierungsbezirk kann durchschnittlich als eine erträgliche schon mit Rücsicht darauf be⸗ zeichnet werden, daß in Folge der guten Kartoffelernte sich dieses Hauptfebensmittel der Arbeiter überall billig und leicht beschaffen läßt. Vielen ländlichen Arbeiterfamilien kammen auc die höheren Schweinepreife zu Gute, weil sie neben der Aufzucht für den Haushalt häufig noch einzelne Thiere zu gutem Preise zu verkaufen in der Lage sind. Außerdem hat es an Gelegenbeit zu lohnender und dauernder Beschäftigung bei öffentlichen wie Privatbauten, welche
wegen des milden Winters vielfach nur auf kurze Zeit unterbrochen worden sind, nirgends auf die Dauer gan gefehlt.
Aus dem Regierungsbezirk Kafsel wird berichtet, daß Preise für Getreide und Vieh sich in der im vorigen Herbst erreichten, dem Stande von 1880,‚32 gleichkommenden Höhe erhalten, was die Lage der Landwirthschaft, trotz der geringen Ernte des Vor— jahrs immerhin erträglich macht. Da die Landwirthschaft aber auf weitere Erhöhung der Arbeitslöbne und der jetzt schon hohen Preise für Bedarfegegenstände gefaßt sein muß, so ist die Ueber⸗ zeugung von der Nützlichkeit der Getreidezölle, in welchen man eine Schutzwehr gegen den Wiedereintritt des früheren allzuniedrigen Preisstandes wenigstens bei schlechten Ernten erblickt, in der ländlichen Bevölkerung nicht erschüttert worden. Niedrige Preise hätten nach der vorjährigen geringen Ernte verhängnißvell werden können. Dies sieht auch der kleine Landwirth ein, der bier wenigstens Hafer jum Verkauf zu bauen pflegt und dessen höheren Preisstand als Weblthat empfindet.
Der Großhandel bewabrt seinen Stand; sowohl der Geld- wie der Waarenverlebr sind rege geblieben. Die Verbältnisse des Kleinhandels sind nach Geschäftszweig und Oertlichkein ver— schieden. Namentlich der Absatz in der Zeit der Weibnachtsgerkäufe wird zum Theil gering, zum Theil als gut bezeichnet. In den kleineren Orten leidet der Kleinhandel unter der Konkurren; der, größeren Städte, deren Verbindung mit allen Theilen des platten Landes sich durch die Vermehrung der Verkehrsmittel gebessert hat; in den größeren Orten ist der Kleinhandel reger, wird aber durch die auf der Vertheuerung des Grund und Boden beruhenden bohen Ladenpreise bedrückt. Schwieriger ist die Lage des Kleingewerbes, das nur in einigen Betriebsarten, wie Bäckerei und Fleischerei, Gedeihen zeigt. Die großindustriellen Werke erhalten sich im Allgemeinen auf einem günstigen Stande, da sie fast durchweg vollauf. Beschäftigung haben; die hohen Kohlenpreise fangen aber an ungünstig auf den Gewinn zu wirken.
Verhältnißmäßig am stärksten schreitet der Wehlstand der Arbeiterbevölkerung fort. Im Vergleich mit früheren Jahren hat deren Lebenshaltung sich unzweifelhaft gehoben und mit der wirthschaftlich freieren Bewegung erhöht sich zugleich die Antheil⸗ nahme des vierten Standes am öffentlichen Leben. An Arbeits- gelegenheit hat es auch im Winter nicht gefeblt; jogar Bau und Irdarbeiter fanden bei der günstigen Witterung fast unausgesetzt Beschãftigung. ; Nach landwirthschaftlichen Arbeitern ist die Nach; frage fortgesetzt größer als das Angebot, so daß die Nothwendigkeit der Heranziehung von Arbeitskräften aus anderen Theilen des Staates, insbefondere aus den östlichen Provinzen fortdauernd heryvortritt, hauptsächlich desbalb, weil die ländlichen Arbeiter in wachsendem Umfange, den Städten und den Industrie⸗ und Bergwerksbezitken sich zuwenden.
Dentscher Fischerei ⸗Verein.
Der unter dem Protektorat Sr. Majestät des Kaisers stebende Deutsche Fischerei⸗Verein beruft in Gemeinichaft mit dem Westpreußischen Fischerei Verein zum 21. und 22. August d. J. den dritten deytschen Fischereitag nach Danz ig. Der Fischerei⸗ tag findet im Anschluß an die schon vorber dort abiuhaltende fünfte Fischjüchterkonferenz statt. Auf der Tagesordnung steht u. A die Frage: Empfieblt sich als ein Mittel zur Bekämpfung der Fischereldiebstäble und sonstiger Fischfrevel der Erlaß einer Polizei= verordnung, nach welcher Ursprungszeugnisse für die zum Transport oder zu Markte kommenden Fische eingefübrt werden? Der Vorftand des Deutschen Fischerei⸗ Vereins ersucht, dem Vor⸗ sizenden des Westprenßischen Fischerei⸗Vereins, Ober ⸗Regierungs⸗ Rath Fink zu Danzig, baldigst eine Mittheilung zugehen zu lassen, ob eine derartige Polizeiverordnung oder sonstige Bestimmung und für welchen Bezirk bereits besteht und wie sich dieselbe bewährt hat. Dem Vernebmen nach wird der Fischereitag sehr zahlreich auch von Ausländern, ganz besonders aus Rußland und Oesterreich⸗Ungarn, besucht sein.
Die Sektion für deutsche Hochseefischerei, ein Zweig⸗ verein des Deutschen Fischerei Vereins, wird im Laufe dieses Sommers in Bremen eine Konferenz nebst Ausstellung im Anschluß an die dortige Gewerbe ⸗Ausstellung veranstealten.
Kunsft und Wissenschaft.
Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. Sitzung vom 9. April 1890. Hr. Professor Dr. Fischer berichtete über ein bisher unbekanntes Mitglied des märkischen Jeschlechts von Schavelow, den 1667 auf seinem Bauerngute Groß Lichtenau im Weichseldelta verstorbenen Friedrich Schapelow, der als Page jeinem Kurfürsten, als Soldat unter H. G. von Arnim, dann als „Jäger meister' den Schwedenkönigen Karl. Gustar Adolf und Karl Gustav in ihren Kriegen diente. — Hr. Realgymnasiallebrer Dr. Tichirch handelte von dem um 1660 zu Brandenburg lebenden Rektor Kinder mann; derselbe war ein nambasftes Mitglied des Elbschwanen⸗ ordens und hatte durch den ihm verliehenen Titel eines Kaiserlichen Pfalzgrafen das Recht, poetge lsureati zu ernennen. — Hr. Prof. Dr. Schwarze aus Frankfurt a. O, als Gast anwesend, warf die Frage auf, ob man den Habn im Frankfurter Stadtwar pen von Franken = Galli“ zu erklären habe. Hr. Tschirch verglich damit das unzweifelhaft redende Wappen der Stadt Cremmen (Nebenform Crimmen); es stellt einen Adler dar, der eine Ente würgt, und ‚krimmen“ ist mittelhochdeutsch — „todt⸗ würgen. — Hr. Amtsrichter Dr. Hol tze sprach über die Verwen⸗ dung der Lebnsstrafen seit Kurfürst Joachim II. bis auf König Friedrich Wilbelm J. Um die mit lebnsrechtlichen Akten (Muthungen, Verkäufen, Verpfändungen von Lebnszütern u. s. w) verbundenen Lebnsgebühren oder Reisen zu ersparen, geschah es häufig, daß die Vafallen die Muthungen verabsäumten oder andere Leh:sakte obne den vorgeschriebenen lebnsherrlichen Consens vornahmen. Hierdurch machten sie sich einer Felonie schuldig, und die Hohenzollern haben stets darauf gehalten, daß dieselbe bestraft wurde. Von der Ein⸗ ziehung des Lehngutes wurde auch in den schwersten Fällen Absttand und der Lehnsmann in Geldstrafe genommen, welche oft zwei⸗ kis dreimal, auf. Bitten des Schuldigen herab⸗ gemindert wurde. Auf die einkommenden Strafgelder wurden bis zuf Kurfürst Georg Wilhelm meist die Beamten des Kurfürstlichen . und der Regierung angewiesen, denen man besondere Unter⸗ tützungen oder Geschenke zuwenden wollte. In der folgenden geld⸗ armen Zeit bis in die weite Hälfte der Regierung des Großen Kurfürften wurden dagegen aus fenen Geldern vorwiegend Schulden aller Art bejahlt (3 B. Werbungen, rücständige Beamten⸗ gebälter r. s. .). Später wies indeß der Große Kurfürst diese Gelder vorwiegend den Zwecken der Wissenschaft an, in erster Linie der von ibm gegründeten Berliner Bibliothek, daneben der Frankfurter Univerität. Unter feinem Nachfolger ändert sich diese Verwendung in⸗ sofern, als die Strafen fast ausschließlich der Pflege des reformirten Kultus widmet werden. Abgesehen von reichen Einnahmen, welche dem Berliner Waifenhause zuflossen, wurden die Kosten reformirter Kirchen⸗ und Schusbauten aus den Lehneftrafen bestritten Unterstüßungen an die Refugiss gezahlt, während der lutherische Kultus leer ausging. Diese einseitige Parteinahme für das reformirte Bekenntniß hörte unter Friedrich Wilhelm L. auf, der auch bei der Verwendung von Lehntzstrafen vollständige Parität gelten ließ. — Hr. Schwarje be⸗ stätigte das Gesagte, soweit es die außerordentliche Bevorzugung an⸗ betraf, welche Friedrich III. (L) den Reformirten angedeihen ließ, durch zahlreiche Beispiele aus der Geschichte der Universitãt, der Kirche und Schule, sowie der städtischen Verwaltung zu Frank furt a. S. — Derselbe gab Kenntniß von einer bedeuten den märkischen Bildersammlung. Als im Jahre 1826 ein Tkurm der Marienkirche eingestürzt war, wurden mehr als 20, vom Schutfftaube hart mitgenommene Epitaphienbilder mit Porträtfiguren und Darstellungen aus der biblischen Geschichte als
ungeeignet zur Wiederaufstellung bei Seite gelegt. 40 Jahre später überließ man sie auf seine Bitte dem historisch-statiftischen Vereine der Stadt; dieser hat 20 der best erbaltenen restauriren lassen und ift jetzt im Besitze einer Reihe von Oelgemälden des 13. und 15. Jahr- hunderts. die, abgeseben von ihrem künstlerischen Werthe, manches ELicht auf die Geschichte märkischer Familien, so namentlich der Winse, werfen — Hr. Tschirch erinnerte an eine äbnliche Sammlung meisten˖ tbeils von Thomas Heren gemalter Epitapbienbilder, welche in der Godehardskirche zu Brandenburg aufbewahrt werden.
— Der neunte Kongreß für innere Medizin wurde gestern Vormittag im Festsaale der Akademie der Wissenschaften zu Wien eröffnet. Nach der Begrüßungsrede des Hofraths Professor Rothnagel hieß der Unterrichts⸗Minister Freiherr von Gautsch die Kongreß mitglieder Namens der Regierung willkommen. Hierauf begrüßte der Bürgermeister Dr. Prix den Kongreß Namens der Stadt Wien. Nach der Wahl des Bureaus hielt den ersten Vortrag Pto—⸗ fessor Immermann (Basel).
— Aus Athen wird dem ‚„Reuter'schen Bureau“ unterm 14. d. gemeldet, daß die unter der Leitung der britischen archäologischen Schule vorgenommenen Ausgrabungen in egalovolis, in Pelcvonnes, einige interess ante Entdeckungen zur Folge batten. Außer der Bloßlezung eines griechischen Theaters laben die Forscher in einem Tumulus einen kleinen eylinderförmigen Sarkorhbag auf— gefunden, welcker Gebeine und zwei Stücke eines goldenen Schmucks, äbnlich den von Br. Schliemann in Mykenage und anderwärts ent⸗ deckten, barg Genauere Nachsuchungen in d⸗m Tumulus werden vor⸗ aussichtlich weitere Funde zum Ergebniß haben.
Handel und Gewerbe.
In der gestrigen Generalversammlung der Deutschen Vereinsbank zu Frankfurt a. M, in welcher 3506 Aktien mit ol Stimmen vertreten waren, wurde nach Ertheilung der Decharge die Vertheilung einer Dividende von 70! — gleich 42 6 pro Aktie — für das Jahr 1839 beschlossen. Die turnusmäßig aus— scheidenden Mitglieder des Aufsichtsrathbs wurden wiedergewählt; Heinrich Hohenemser aus Frankfurt a. M. wurde neu gewählt,
Bon der von Theodor Martin in Leipzig heraus—
gegebenen Zeitschrift Leipziger Monatschrift für Textil⸗ Indu trier liegt das Heft 3 des J. Jahrgangs vor, welches, wie die früberen Hefte, namentlich die Gebiete der Spinnerei, Weberei, Färberei und Appretur behandelt, aber auch über Rebenweige der Textilindustrie sowie über kommerzielle und wirtb-⸗ schaftliche Fragen interessante Mittheilungen enthält, sodaß auch durch das vorliegende, reich illustrirte Heft der Fachmann Beleh und Anregung erfahren wird. Als eine besondere Bereicherung der Monate schrift heben wir noch die Beilage Vorlagen für Ge⸗ webemusterung hervor. Hanno ver, 16. April. (W. T. B.) Die hier tagende Ver⸗ sammlung deutscher Gummiwaaren ⸗ Fabrikanten hat beschlossen, wegen der andauernden Steigerung der Robgummipreise und Rohmaterialien vom 1. Mai ab die Verkaufspreise um 10 bis 20 00 zu erhöhen.
Leipzig, 15. April. (W. T. B.) Kammzug- Termin bandel. La Plata. Grundmuster B. pr. April 480 M, pr. Mai 4,80 M, vr. Juni 4,80 M, rr, Juli 4,80 S, pr. Auguft 4 80 M0, pr. September 4.80 6, vr. Okteber 4,80 M, vr. November 4,80 , pr. Deiember 4.80 M Umsatz 75 000 kg. Behauptet. An der hiesigen Leder börse war bei mäßigen Abschlüssen die Stimmung matt.
Pest, 15. April. (W. T. B.) Gewinnziebung rischen j00 Fl⸗Loose: 100 000 Fl. auf Nr. 29 10 000 Fl. Nr. 28 Ser. 1280, 5000 Fl. Nr. 3 Ser. 3070 gezogene Serien: 415 472 614 1343 1411 1412 1889 202 3215 2583. 2607 3033 3039 3313 3572 3652 3784 3968 3971 4290 4704 4833 4933 5095 5259 5364 5395 5914
London, 16. April. (W. T B.) Wie die „Times“ erfährt, bat die versische Reichsbank ihre Minenrechte in Persien für achthunderttausend Pfund an eine Gesellschaft verkauft; dieselbe nennt sich Persian Bank mining rights corporation und ist mit einem Kapital von einer Million Pfund gegründet worden.
Wollauktion. Preise fest und unverändert, Kreuzzuchten besonders gefragt.
An der Küste 1 Weizenladung angeboten.
Manchester, 15. April. (W. T. B.) 121 Water Tavlor 78, z300 Water Tavlor 93, 20r Water Leigb 83, 30r Water Clayton 9, 3?r Mock Brooke 9, 40r Mavoll 8, 40r Medio Wilkinson 11. z32. Warpcops Lees 8, 36 Warpcors Rowland 9t, 40r Donble Weston 104, 50r Double courante Qualität 13, 32 116 vds 1616 grey Printers aus z2r 46r 180. Anziehend.
Am sterdam, 15. April. (W. T. B.) Die heute von der Niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltene Kaffee⸗ Auktion eröffnete für Nr. 1 zu 664 — 608, Nr. 2 zu 58—58t, Nr. 3 zu 566 — 564, Nr. 6 zu 571 - 574, Nr. 8 zu 57t - 587, Nr. 11 zu 58H = 58, Rr. 12 zu 594 = 604, Nr. 13 zu 595 —– 597, Nr. 16 zu 58, Nr. 18 zu 596 —– 601. .
New ⸗YJork, 15. April. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 6 050 497 Doll. gegen 5 382 334 Doll. in der Vorwoche.
Weizen⸗Verschiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Greß— britannien 22 O00, do. nach Frankreich —, do. nach anderen Häfen des Kontinents 32 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Groß britannien 5 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 22 000 Qrts.
Der beutige Weißenmarkt war weniger belebt. Die Vor— prämien wichen um 11 bis 216 Cents.
Verkehrs⸗Anftalten.
Wien, 15. April. (W. T. B.) Das finanzielle Er⸗ gebniß des Staatseisenbabn⸗Betriebs pro 1889 ergab ungeachtet verschiedener den Betrieb belastender Verbesserungen und Verkehrseinrichtungen, sowie gewährter Erleichterungen auf kammer ziellem Gebiete eine Besserung des Ertrages hinsichtlich der Staats babnen um 853 / und binsichtlich der für Rechnung von Gesell— schaften verwalteten Bahnen um 16,38 000. —
London, 15. April. (W. T. B. Der Castle⸗Dampfer Duart Fastle. ist gestern auf der Ausreise in Capetown, der Tastle⸗ Dampfer - Hawarden“ heute auf der Heimreise in Plymouth angekommen, der Castle- Dampfer Pembroke Castle“ hat gestern auf der Heimreise Madeira passirt. Kronstadt, 158. April. (W. T. B.) Heute Vormittag ist die Schiffahrt wieder eröffnet worden.
Theater und Musik.
Berliner Theater.
Ludwig Barnay, der während der ganzen vergangenen Woche durch Krankheit an der Ausübung seiner künstlerischen Thätigkeit verhindert war, ist nun so weit wiederhergestellt, daß die Aerzte ibm gestattet haben, das Bett zu verlassen. Voraussichtlich wird die Genesung in erfreulicher Weise so fortschreiten, daß der Künstler im Laufe der nächsten Woche wieder die Bühne betreten kann. Wallner ⸗ Theater.
Morgen findet die letzte Aufführung der ‚Bajadere ! und des Schwanks „Jin Spätsommer“ mit Hrn. Wilhelm Knaack als Gast statt. Am Freitag bleiht die Bübne wegen Vorbereitungen für die Sonnabend zum ersten Mal in Scene gehenden Novitäten geschlossen. In dieser Premisre gelangt die dreiaktige Posse Rigobert‘, nach dem Französischen der Grenet⸗Dancourt und Burone von Hans Ritter, welcher der einaktige Schwank von Fritz Mai und Franz Guthery
Das Armband“ rvorausgeht, zur Aufführung.