1890 / 98 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 21 Apr 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Berliner Theater. Morgen wiederholt Hedwig Niemann die Melanie in Fulda's Lustspiel ‚Die wilde Jagd.“ Wallner Theater. Das Wallner ⸗Theater hatte am vergangenen Sonnabend wieder einen kleinen Erfolg zu verzeichnen, indem die beiden Novitäten Das Arm bande, Schwank in einem Akt nach einer vorhandenen Idee von Fritz Mai und Franz Guthery, sowie die sich daran schließende Posse Rigobert“, nach dem Französischen der Grenet Dancourt und Burone von Franz Rirter, die ungebundenste Heiterkeit im Hause erregten. Vie erstgenannte Kleinigkeit, ein harm⸗ loses Werkchen, in welchem der Verlust eines Armbands eine junge Frau in Verlegenheiten bringt, welche sich glücklich lösen, wurde ron den mit der Darstellung betrauten Personen recht gewandt gespielt. Die Hrrn. Gimnig und Ries sowie die Damen Lehmann und von Hausen waren alle tüchtig auf dem Platz und erzielten mit ihrem maßvollen Spiel die gewünsckte Wirkung. Das zweite Stück, Rigobert“, ist eines von denjenigen, welche von vorn herein jede ernste Kritik ausschließen, eine jener burlesken Auf— führungen, in denen Verwechselungen und Irrthümer die denk bar verwickelste und unwahrscheinlichste Handlung voraussetzen. Der Hauptzweck aber wird erreicht: das Publikum muß lachen und vergißt darüber all die Bedenken, die das ausgelassene Werk sonst er— regen würde. Es erfordert ein außerordentlich rasches Tempo, welches den Zuschauer gar nicht zur Besinnung kommen läßt, sowie eine routi⸗ nirte Darstellung. Beiden Erfordernissen wurde von den Darstellern voll⸗ auf genügt. Die Hrrn. Kurz, Guthery, Alexander, Worlitzsch, Meißner, Müller und Büller überboten sich förmlich in ihrem Bestreben, die Komik ihrer Rollen zur Geltung zu bringen, und das gelang ihnen denn auch vortrefflich. Fr. Anna Schramm hatte in der früheren Wachtmeisterin eine Partie, die ihr reichlich Gelegenheit gab, ihre drastischen Mittel zu verwerthen; auch die Damen Leuchtmann, Pallatscheck und Seemann haben An— theil an dem Heiterkeitserfolge, der sich noch an manchem Abend wiederholen dürfte. Friedrich Wilhelmstädtisches Theater.

Das Friedrich -⸗Wilhelmstädtische Theater begeht am Sonnabend das Fest der hundertsten Vorstellung des „Armen Jonathan“ und rüstet sich, da Carl Millöcker für diesen Abend sein erfolgreiches Werk persönlich dirigiren wird, zum Empfange des Komponisten, der aus Wien in den nächsten Tagen hier eintrifft.

Kroll's Theater.

Verdi'? Oper ‚Ernani“ wurde am Sonnabend von der italienischen Operngesellschaft zum ersten Male gegeben. Eine Daistellung dieser Oper hat seit mehreren Jahren in Berlin nicht stattgefunden, und kann daher die Wahl dieses sehr interessanten, durch Melodienreichthum so ausgezeichneten Werks des berühmten Maestro nur eine sehr glückliche ge— nannt werden. Die Titelrolle hatte Sgr. Lucignani über⸗ nommen, dessen Stimmittel für diese Partie ganz besonders geeignet erschienen. Sgra. Gisvannoni, welche bereits als ‚Leo— nore“ im „Troubadour“ vielen Beifall erntete, war auch hier in der Rolle der „Elvira“ vortrefflich. Die übrigen bereits bekannten Künstler: Sar. Lanzoni (Ruy Gomez de Silva), Sgr. Terzi (Don Carlos), Sgra. Macki (Giovanna) und Sgr. Benuzzi (Riccardo) trugen zum Gelingen der Aufführung nach Kräften bei. Reicher, oft stürmischer Beifall folgte den Leistungen der Hauptdarsteller und ihrer Verbündeten Die scenische Ausstattung war eine sehr glänzende zu nennen. Hoffentlich wird eine baldige Wiederholung dieser seltener gehörten Oper stattfinden

Central ⸗Tbeater. Das Benefiz sür Frl. Grethe Gallus findet morgen statt.

Rennen zu Charlottenburg. Sonnabend, den 19. April.

I. Frühjahrs⸗ Handicap. Preis 1500 M Dist. 1200 m. Dr. Lemcke's 4j. br. W. „Pfungst“ J., Hrn. F. Saloschin's 3. br. St. ‚Little Agnes“ 2., Lt. Meincke's 3j. br. St. „Valedicta“ 3. Sicher um einen Hals gewonnen. Werth: 1675 4A dem Sieger.

II. Immergrün-⸗Hürden⸗ Rennen. Preis looo Dist. 3000 m. Lt. v. Graevenitz's 5j. br. H. „Sir Eglamore“ Bes. 15, Lt. Gr. Königsmarck's a hr. H. „Klabautermann“ Rittm. v. Sydow 2. Lt. Gr. Westphalen's 4j. br. W. „Bacchus“ Befs. 3. Siegte leicht mit sechs Längen. Werth: 1360 4 dem Sieger.

III. Frühjahrs- Handieap-Jagd-⸗Rennen. Preis 1500 4 Dist. 3000 m. Hrn. Adrian's a. br. H. . Bombay“ 1. Kapt. Jos's a. br. St. Vivacious 2. Rittm. Suermondt's 4j. F. St. „Zinnia“ 3. Im Kanter mit zehn Längen gewonnen. Werth: 1970 ½ dem Sieger.

IV. Preis von Graditz. 2500 S6 Dist. 3000 m. Lt. Suf— fert's a. F. H. . Fidibus“ 1. Rittm. Suermondt's 5j. F. H. . Rauf⸗ bold? 2. Lt. Meincke's a. F. W. „Freiherr 3. Siegte im Hand⸗ galopp mit zebn Längen. Werth: 2670 MS dem Sieger.

V. Preis von Doeberitz. 1500 Dist. 3000 m. Hrn. H Suermondt's a. F. W. „Aramis“ Bes. 1. Lt. Gr. Hallwyl's a br. H. . Elias“ Lt. Hanson 2. Rittm. K. von Arrim's a. br. W. 5A. D. C. Rittm. von Sydow 3. Siegte leicht mit dritthalb Längen Werth: 1910 „S dem Sieger, der für 2600 A von Frhrn. von Schrader erkauft wurde.

VI. Jungfern⸗-Hürden⸗Rennen. Preis 160090 AM Dist. 2000 m. Hrn. Oscar's 4j. Sch. W. „Humor“ 1. Lt. Schmidt's 4j schw. St. . Madame Farart‘ 2. Hrn. F. Lauterbach's a. br. W. Theckritos' 3 Sicher mit dreiviertel Längen gewonnen. Werth: 1920 ½ dem Sieger.

Mannigfaltiges.

Der Preußische Verein zur Pflege im Felde verwunde⸗ ter und erkrankter Krieger hielt vorgestern im Ministerium des Königlichen Hauses unter dem Vorsitz des Oberstkämmerers Grafen Otto zu Stolberg Wernigerode seine Generalversammlung ab. Der Sitzung wohnten als Abgesandter des sächsischen Landesvereins der Geheime Regierungs⸗Rath von Criegern, als Vertreter Baverns General von Tylander, als Deputirter Anhalts Kommerzien Rath Brumm (Dessau) bei. Ueber die Wirksamkeit des Vereins berichtete zunächst in eingehendem Vortrage Regierungs⸗Rath Haß. Der Bericht gedachte dann des Heimganges Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta und gab sodann Kunde von dem nachfolgenden Aller⸗ höchsten Kabinetsschreiben:

„Auf das Gesuch vom 24. v. M. wollen Wir das Protektorat über den preußischen Verein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger in Anerkennung seiner edlen und wichtigen Be— strebungen annehmen. Gleichzeitig sichern Wir auch der Gesammt— organisation der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz, deren Werke selbstlofer und aufopfernder Nächstenliebe Wir mit Interesse gedeihen sehen, Unsern Schutz und Unsere Fürsorge zu.

Berlin, den 3. März 1890.

Wilhelm. Auguste Victoria.“

Wie der Bericht des Weiteren mittheilt, hat das Central-Comitsè seit der letzten Generalversammlung zwei seiner Mitglieder, den General von Wulffen und den Staats-Minister Dr. Friedenthal, durch den Tod verloren. Beider wurde ehrend gedacht. Neu eingetreten in das Central-Comits sind: der derzeitige Ober⸗Präsident der Rhein probvinz Nasse, der Feldprobst D Richter, der General⸗Major z. D. Sasse, der Stabsarzt der Landwehr Dr. Menger und der General von Grolman. Der Bericht gab sodann, ehe er auf die Ereignisse des letzten Jahres selbst einging, dem Wunsche Ausdruck, daß sich die Thätigkeit der Männervereine des Rothen Kreuzes immer mehr ausdehne. Am Schluß des Jahres 1888 bestanden im König- reich Preußen 11 Provinzial“. 4 Bezirks⸗ und 302 Zweigvereine. Inzwischen haben sich ein Provinzialverein und 22 Zweigvereine wiederum neu gebildet. Die Vereinbarungen, welche das Central⸗ Comité bereits seit einer Reihe von Jahren mit Anstalten und Vereinigungen zur Ausbildung von Pflegekräften dahin abgeschlossen hat, daß letztere beim Eintritt eines Ernstfalles ihre Pflegekräfte der freiwilligen Krankenpflege zur Verfügung stellen, sind bisher recht erfolgreich gewesen. Zur Zeit verfügt das Central Comité auf Grund dieser Vereinbarungen über 1017 Pflegerinnen und 170 Pfleger, in welcher Zahl die den Zweigvereinen direkt zur Verfügung stehenden Pflegekräfte nicht einbegriffen sind. Ebensowenig gehören in diese

Zahl jene 700 ausgebildeten Mitglieder der Genossenschaft frei- williger Krankenpfleger. Mit Genugthuung konstatirte der Bericht des Weiteren die wachsende Betheiligung an den Sanitätskolonnen der 137 belief, mehr als im Jahr vorher. Insgesammt umfassen die Kolonnen 4174 Mitglieder, von denen 1397; bei Eintritt eines Krieges zu den Fahnen einberufen werden, sodaß zur Verwendung in der frei⸗ willigen Krankenpflege 2777 verfügbar sind. Außerhalb Preußens existiren z. 3. 30 deutsche Sanitätskolonnen mit 938 Mitgliedern, von denen 599 der freiwilligen Krankenpflege Dienste zu leisten im Stande sind. Die Kasse des Central-Gomités hat bisher für die Sanitätskolonnen 38 007 M verausgabt. Den statutarischen Festsetzungen entsprechend hat das Central⸗Comits auch im letzten Jahre J und Beihülfen zu besserer Pflege in allen den Fällen eintreten lasfen, in welchen der Nachweis erbracht wurde, daß vorhandene Leiden als eine Folge des Krieges angesehen werden müssen. Zur Bewerbung um den aus Anlaß des 265 jährigen Bestehens des Vereins ausgeschriebenen Preis für die beste IF„provisation von Lagerstätten für Verwundete sind 3 Arbeiten eingegangen. Die Juiy hat ihr Urtheil noch nicht gefällt. Die Geldlotterie, welche in drei verschiedenen Jahren abgehalten, ist Ende 1889 heendet worden, sie brachte einen Reinertrag von 1314 177 44 3.

Eine besondere Unterstützung hat im letzten Jahre das Central-Comifè

der freiwilligen Kranker pflege in Ost -Afrika angedeihen laffen. So⸗ dann wurde Mittheilung gemacht über die von der hochseligen Kaiserin Augusta angeregte Preisbewerbung bezüglich der besten inneren Ein— richtung eines transportablen Lazareths. Das Ergebniß dieser Preis bewerbung ist bereits zur Kenntniß der Vereine gebracht worden. Endlich gedachte der Bericht noch des in den jüngsten Tagen erschienenen Werkes des Gebeimen Raths von Criegern: „‚Lehr— buch der freiwilligen Krankenpflegekunst beim Heere des Deutschen Reiches“, welches dem Comits ermöglicht, den Vereinen einen gründlichen Leitfaden an die Hand geben zu können. Dem Kassenbericht zufolge hatte das Central Comité eine Einnahme von 32 974 S½. Von den Zweigvereinen gingen 11 458, als Wohlthäterbeiträge 5ol5, an Zinsen 13 392 M ein. Verautsgabt wurden 21 033 S6 und zwar zu Ünter⸗ stützungen 6725 „, für die Sanitätskolonnen 5256 und an Verwal⸗ tungskosten 4849 ½ Das Vermögen beläuft sich z. Z. auf 353 856 M

Die freiwilligen Krankenträger-Kolonnen aus Berlin und aus dem Kreise Teltow hielten gestern Vormittag auf dem die ganze Umgebung beherrschenden Plateau des Fichtenberges bei Süd— ende eine durch einen Feldgottesdienst eingeleitete Verband und Verladeübung ab, der auch die Genossenschaft frei—⸗ williger Krankenpfleger im Kriege“ beiwohnte. Die Uebung gab ein belehrendes Bild von der wohlgeschulten Thätigkeit der Ko⸗ lonnen und erhielt dadurch noch eine besondere Bedeutung, daß einige der . Einrichtungen für den Feldsanitätsdienst praktisch erprobt wurden.

Zittau. (Frkf. Journ) Das Festspielhaus auf dem Lutherplatz geht jetzt der Vollendung entgegen; es erhebt sich auf einer Grundfläche von 52 X. 28 4m und wird nahezu 2060 Zuschauer fafssen, erhält auch eine 20 stimmige Orgel und eigens für diesen Zweck gegossene Glocken.

Lausigk., 18. April. (Dresdn. Journ) Gestern Abend gegen 10. Uhr brach im hiesigen Rathhaufe Feuer aus und legte das⸗ selbe innerhalb weniger Stunden in Asche. Dank dem energischen Eingreifen der hiesigen Feuerwehr und vieler anderer Personen gelang es, den größeren Theil der im Gang befindlichen Bücher und Akten ju retten, dagegen ist das auf dem Boden unterbracht gewesene Archiv total verloren. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. Madrid, 21. April. (W. T. B) Auf der Promenade fand gestern Abend die Explosion einer Petar de statt, wodurch eine gerade vorübergehende Person verletzt wurde. Ueber den Urheber der Ausschreitung ist nichts bekannt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

ö .

; . . .

Wetterbericht vom 21. April, Morgens 8 Uhr.

1

Sch auspielhaus. Lise.

Devrient. Anfang

41 R

Temperatur in o Celsius

dd dĩd M 2 Mσ⏑ 50 C.

Stationen. Wind.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp

fang 7 Uhr.

Mullaghmore Schauspielhaus.

Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda. St. Petersbrg. Moskau...

Cort, Queeng⸗ . Cherbourg. ,,, Sylt Hamburg .. Swinemünde Neufahrwasser

bedeckt heiter halb bed. Regen heiter bedeckt bedeckt

W. Taubert.

——— W ——— 2

bedeckt halb bed. wolkig Regen bedeckt wolkig bedeckt Nebel

halb bed. 2 bedeckt

Donnerstag:

w 20

Jagd.

——— E C Q .

. Donnerstag: Karlsruhe .. Wiesbaden. München .. Chemnitz.. ,, ,,, Bret lau = 2 bedeckt Ile d' Ax .. 3 wolkig Nizza wolken los 3 bedeckt

Uebersicht der Witterung.

Eine Furche niederen Luftdrucks erstreckt sich von Westschottland ostwärts über das Nord- und Ostsee⸗ gebiet, nach den russischen Ostsee⸗Provinzen hin, und scheidet das Gebiet der östlichen Winde in Nord Europa von demjenigen der vorwiegend südlichen bis westlichen in Mittel⸗Europa. Das Wetter ist in Deutschland kühl und trübe; vielfach ist etwas Regen gefallen, Königsberg, Friedrichshafen, Wien und Krakau hatten gestern Gewitter.

Deutsche Seewarte.

wolkig bedeckt bedeckt

bedeckt Octave Feuillet.

C EK O O 2 Q 2 2 e O0 O

Rigobert. Posse

Ritter. Vorher:

Armband.

Theater⸗Anzeigen.

Aäönigliche Schauspiele. Dienstag: haus. 94. Vorstellung. Don Juan. 2 Akten mit Tanz von Mozart. Dirigent: Kapellmeister Sucher.

Opern Oper in Text von Daponte.

nfang 7 Uhr.

Anfang 74 Uhr.

Schauspiel in 5 Aufzügen von Hermann . Hersch. In Scene gesetzt vom Direktor Br. Otto

Mittwoch: Opernhaus. luftigen Weiber von Windsor. phantastische Oper in 3 Akten von O. Text von H. S. von Mosenthal, nach Shakespeare's gleichnamigem Lustspiele.

Zauber⸗Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. v. Schlegel's Uebersetzung. Musik von Tanz von E. Graeb. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Dienstag: Mein Leopold.

Mittwoch: Götz von Berlichingen. onner Mein Leopold.

Die nächste Aufführung von Der Sohn der Wildniß findet am Freitag, den 25. April, statt.

ö elle Alliance Theater.

Berliner Theater. d. (Melanie: Mittwoch: Zu Shakespeare's Geburtstag. Hamlet. Der Veilchenfresser.

Tessing - Theater. Lustspiel in 5 Akten von Victorien Sardou. Mittwoch: Juliette. Schauspiel in 3 Akten von

Donnerstag: Der Zaungast. Lustspiel in 4 Akt von Oscar Blumenthal. z . 9.

Die nächste Aufführung des Schauspiels Der Fall Clemenceau findet Sonnabend statt. 74 Uhr

Wallner Theater. sischen der Grenet⸗

band. Schwank in 1 Akt nach einer vorhandenen pa von Fritz Mai und Franz Guthery. Anfang

ö. Mittwoch und Donnerstag: Rigobert. Das

Victoria - Theater.

Stauley in Afrika. von Alex. Moszkowski und Musik von C. A. Raida.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

98. Vorstellung. Die Anna⸗

Dienstag: nathan. und Julius Bauer.

Zum 96 Male:

7 Uhr. 25. . Vorstellung. Die Komisch⸗

Jen e e Hr. Kavellmeifter Federmann.

Tanz von Hoguet. An⸗

99. Vorstellung. Der Sturm.

burg.

von Robert Buchholz. Mittwoch: Marquise.

Dienstag: Geschlossen.

in Lucia di Lammermoor.

gänzlich neuer Ausstattung:

Dienstag: Die wilde Ren ntlus

Hedwig Niemann.)

Verne von Carl Pander. und A. Wicher. Anfang 74 Uhr. Mittwoch u. folg. Tage:

Dienstag: Rabagas.

Dienstag: Benefiz für Grethe 40. Male: Ein fideles Haus.

Mannstädt.

Dienstag: Zum 4. Male:

in 3 Akten nach dem Franzö— Dancourt u. Burone von Hans Zum 4. Male: Das Arm⸗

Franz Roth. Anfang 74 Ubr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. Der Sommergarten ist geöffnet.

rania, Invalidenstraße b7 / 62.

; 12 11 Uhr. Dienstag Dienstag! Zum 246. M.: ; Zeitgemälde in 10 Bildern ann , n,,

Richard Nathanson. Ballet von C. Severini.

Karl Meyder ⸗Corcert. Gesellschafts Abend.

Duvert.

Friedrich - Wilhelmstãdtisches Der arme Jo⸗ Overette in 3 Akten von Hugo Wittmann Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. ; Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Der arme Jonathan.

Nesidenz⸗ Theater. Direktion: Sigmund Lauten

Dienstag: Zum 73. Male: Lustspiel in 3 Akten von Victorien Sardou. Deutsch Anfang 71 Uhr.

KWroll's Theater. Italienische Opern⸗-Saison. Mittwoch: Letztes Auftreten der Sgra. Prevosti

Dienstag: Mit Zum 63. Male: Der Großes Ausstattungsstück mit Gesang und Tanz in 4 Akten und 13 Bildern nach Jules Musik von E. Christiani

Dieselbe Vorstellung.

Central-Theater. Direktion: Emil Thomas—

Nur noch 8 Vorstellungen in dieser Saison. Gallus. Posse mit Gesang in 4 Akten nach einer vorhandenen Idee von W. Musik von G. Steffens.

Mill woch: Zum 41. Male: Ein fideles Haus.

Adolph Ernst-⸗Theater. Dresdenerstraße 72.

Dienstag: 3. 73. M: Der Goöldfuchs. Gesangs⸗ posse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely. Couplets theilweise von Gustav Görß.

um 73 Uhr:

Concert⸗Anzeigen.

Concert Jaus. Leipzigerstr. 48 (früher Bilse) Dienstag, 22. April: Rosamunde“ v.

Schubert. Tell! v. Rossini. „Stradella“ v. Flotow. „La danse des fées“ f. d. Harfe v. Parish Alvar, vorgetr. v. Frl. Lemböck. . Vergißmeinnicht“ f. Piston v. Supps, vorgetr. v. Hrn. Richter.

Dirigent: r , e e .

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt Frl. Johanna Siegers mit Hr. Dr. Adolf Steinhausen (Kalk —Pfalzburg). Frl. Olga Schliwa mit Hrn. Heinrich Perfuhn (Dort⸗ mund). J Elisabeth Lüdtke mit Hrn. Kauf mann Friedrich Zimmermann (Wismar . Frl. Margarethe Hinz mit Hrn. Lehrer Hermann Reu— hauer (Hromberg), Frl. Georgine Dunsky mit Hrn. Fritz Lange (Rostock Bützow). Frl. Elise Baumann mit Orn. Karl v. Lagerström (Berlin). = Frl. Ida Berger mit Hrn Henry Hoffstaedt (Hamburg Berlin). Frl. Helene Schildhauer mahnt Dr. med. Otto Heinze (Berlin Greifs⸗ wald).

Verehelicht: Hr. Dr., phil. Adolf Miethe mit Frl. Marie Müller (Potsdam). Hr. Paul n. mit Frl. Margarethe Keyser (Berlin). Or. Albert Wegener mit Frl. Martha Christopey (Berlin). Hr. Gymnasiallehrer Josef Mennicken mit Frl. Klara Wolff (Bedburg). Hr. Hans Wendt mit Frl. Hedwig Wredow (Magdeburg). Hr. Pastor H. Schwab mit Frl. Margarethe Kutsche (Giersdorf). Hr. Gottfried Müller mit Frl. Luise Rathsack (Schwerin). Hr. Georg Braxator mit Frl. Martha Springer (Sppeln)

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Lieutenant Ewald p. Schroeder (Kehl, Baden). Hrn. Oberlehrer Lr; v. Schütz (Glückstadt). Hrn. Hauptmann Wiedner (Hirschberg). Hrn. Bernhard Moritz

Eine Tochter:

Theater.

Margquise.

Zum

Anfang

Musik von

Nedacteur: J. V.: Siemenroth. Berlin: . Verlag der Expedition (Scholz.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags—⸗ Anstalt, Berlin 8wW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen leinschließlich Börsen⸗ Beilage), (6609)

und ein Prospekt des Verlages von Ferdinand Enke in Stuttgart, betreffend Handwörterbuch der öffentlichen und privaten Gesundheits⸗

pflege.

Geöffnet von Die Ge⸗

Kriegervereine, deren Gesammtzahl am Schluß des Jahres sich auf

zum Deutschen Reichs⸗Anz

Erste Beilage

Berlin, Montag, den 21. April

M 98.

Deutsches Reich.

Zuckermengen,

welche in der Zeit vom 1. bis 15. April 1899 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Steuervergütung abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den freien Verkehr zurückgebracht worden sind.

II0: Rohzucker von mindestens 90 Proz. Polarisation und raffinirter Zucker von unter 98, aber mindestens

90 Proz. ler ation.

Kandis und Zucker in weißen vollen harten Broden ꝛc., oder in Gegenwart der Steuerbehörde zerkleinert

sogena nnte Erystals 2c.

A2; Aller übrige harte Zucker, sowie aller weiße trockene (nicht über 1 Proz. Wasser enthaltende) Zucker in Krystall⸗, Krümel⸗ und Mehlform von mindestens g8 Proz. Polarisation.]

Mit dem Anspruch auf Steuervergütung wurden abgefertigt:

Aus öffentlichen Niederlagen oder Privatniederlagen unter

Staaten bezw. Verwaltungs⸗Bezirke.

zur unmittelbaren Ausfuhr

amtlichem Mitverschluß wurden

gegen Erstattung der Vergü⸗

tung in den freien Verkehr zurückgebracht

zur Aufnahme in eine öffent⸗

liche Niederlage oder eine

Privatniederlgge unter amt⸗ lichem Mitverschluß

. 712 kg / kg kg

. ⸗ꝛ 710 .

kg kg n .

710 kg

Preußen.

Provinz yrenßeen ;

e , 502 Brandenburg. .

5 935 170 831 194

Pommern. 1 Posen 19 86 37150 141768

a nnn, . Sachsen, einschl. der schwarzb. J 1 65693 el 5 234 I 12 063 183 881

2481

1960 K 0090 .

141 016 20 849 99 19 559 .

ͤ

165 436465.

Is got 2458 790 100 o

2060 275,

57 419

263 116 440

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ii boo 82 400 220009

12

4063 617 886 508

100 000

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1 .

Unterherrschaften Hannover... 547 624 ö Westfalen . 509 Nheinland.

8 232 555 6 742 461

,,,, 401 170

d 9045

, 50 000

s wei 99 2665 355 T7565 141

ö ; bas daß 166 G50

Bremen . 2771195 ö

Ueberhaupt im deutschen Zollgebiet. 25 977 4066 8 229 351

Hierzu in der Zeit vom 1. August 1889

bis 31. Mörz 1600)

230 399 66a 10943979 8215 3132257586190 20630 410 2596 44432 161722

883 S = E 8 2 O = 8 S5

337 206 12 979 . 555 068 1110 886

8 4163 617

Schleswig⸗Holstein. 196 a66 29086) Sa. Preußen Mecklenburg. 698 935 Hamburg. 15 380 357 Zufammen

In demselben Zeitraum des Vorjahres!)

256 377 0b8 17669330 8 531 671E2991981621 567 616 2621 889566 461 979 U . ; 233 521 256 95 813 825 12 264 9271180936568 18 057225 2985 821144 428 822 759 122

568 07 1190384

358 572

i) Die Abweichungen von der vorjährigen und der zuletzt veröffentlichten Uebersicht beruhen auf nachträglich eingegangenen Berichtigungen.

Kaiserliches Statistisches Amt. Becker.

Berlin, im April 1890.

Parlamentarische Nachrichten.

Schlußbericht der vorgestrigen (44.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten. Fortsetzung der dritten Bexathung des Etats des Ministeriums der geistlichen ze. Angelegenheiten. . ö ;

. Der Kultus⸗Minister wünscht, daß

ich meine gestrige Rede drucken lasse, damit die Gerichte darüber entscheiden könnten. Das Druckenlassen ist in Preußen so eine eigene Sache. Ich habe mir schon die Finger dabei ver⸗ brannt, und ein verbranntes Kind scheut das Feuer. Ich bat die Herren, die mir erwidern wollten, bei der Stange zu bleiben und nicht abzuspringen. Die Stange war der Prediger Pries, aber der Kultus⸗Minister machte einen Sieben⸗ meilensprung von dieser Stange ab. Auf die polnische Be⸗ schwerden sagte der Minister in der zweiten Lesung, so lange er im Ministerium sei, werde keine Aenderung eintreten. Das wird wohl auch den Dänen gegenüber gelten. Aber der NMinister sagte: „so lange“, und da fiel mir das Wort ein; „Ach, wie balde, wie balde findest auch Du ein Friedrichs ruh! Der Abg. Jürgensen machte noch einen größeren Sprung von der Stange. Es ist so seine Art. Bezüglich Art. 5 des Prager Friedens sprach er so, als wäre er der Unglückliche, der mit dem versetzten Grenzpfahl umhexirrt und nicht Ruhe finden kann, ehe der nicht wieder an die richtige Stelle gesetzt ist. Der Kultus-Minister citirt frühere Reden von mir. Ich habe früher nur gesagt, der Artikel 5 existire noch, nur sei Oesterreich als Beaufsichtiger zurückgetreten und dafür das gute Gewissen des preußischen Staats eingetreten. Ist das ein Verbrechen? Daß ich gegen Deutschland ge⸗ sprochen habe, ist einfach nicht wahr. Der Abg. Jürgensen hat sich aus schlechten Zeitungsberichten über meine, Reden informirt. Meine Verwandten wohnen alle in Dänemark, der Ab⸗ geordnete Lassen hat zwei Söhne dort. Sollen wir unsere Verwandten nicht einmal besuchen? Der Abg, Jürgensen sagt, man sei in Nordschleswig mit dem Sprachreskript zu— frieden. Im vorigen Jahre haben sich erst 1909 Schulinter— essenten und die Kirchenvorstände gegen das Reskript erklärt. Es ist immer schlimm, einem Machthaber, gegenüberzustehen, und der Abg. Jurgensen schwingt ja die Keule der Macht gewaltig gegen uns. Aber ich kenne das Wort: „Vne victis! und „Hodie mihi, cras tibi!“ e

Abg. Tschocke: Die von mir in der zweiten Lesung vor— gebrachte Beschwerde über die Mißstände in Folge der Ver⸗ zögerung des Neubaues des Friedrichs Gymnasiums in Bres⸗ lau kann ich heute zahlenmäßig näher erläutern. 1885,86 zählte die Vorschule 64 Schüler, diese Zahl, verminderte sich in, den nächsten 5 Jahren auf 58, 46, 33, 25, 21. Die Schülerzahl in Sexta betrug 1885,86 59 und verringerte sich seitdem auf 43, 36, 39, 33 und 18. Diese Klassen haben also mehr als zwei Drittel ihrer Schüler eingebüßt. Daß das auch ins iel ungünstig wirkt, liegt auf der Hand. Die Regierung hal in der zweiten Lesung meine Beschwerde

nicht beantwortet, scheint sie also ungünstig zu beurtheilen. Die Stadt Breslau hält für den Neubau his 1894 einen unentgeltlichen Platz zur Verfügung der Regierung, diese scheint ihn aber nicht früher übernehmen zu wollen. Ehe dann das Gebäude errichtet und zu beziehen ist, dürfte der 1. April 1896 herankommen, das heißt die Uebelstände noch auf 6— Jahre verlängern. Die unteren Klassen werden sich noch mehr entleeren, und schließlich auch die oberen ebenso Einbuße erleiden. So wird sehr bald das Gymnasium den Charakter einer Privatschule bekommen. . ö

Regierungs-Kommissar Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Bohtz: In der zweiten Lesung ist nicht geantwortet wegen der Geschäftslage und weil, wenn der Neubau nach dem Wunsche des Abg. Tschocke schon in, den Nachtrags-Etat ein⸗ gestellt werden sollte, erst mit dem Finanz⸗Minister verhandelt werden muß. Die Verhandlungen mit der Stadtgemeinde Breslau werden bald zum Abschluß gebracht sein. Es ist zu hoffen, daß spätestens im Jahre 1892 mit dem Bau wird vor⸗

egangen werden können. .

ö. 6 Dr. von Stablewski: Der Abg. Dr. Sattler hat gestern der polnischen Fraktion vorgeworfen, daß sie ihre Ideale außerhalb des preußischen Staats suche und eine Wiederherstellung des polnischen Reiches wünsche. Es ist eigentlich unter unserer Würde, auf eine solche Insinuation etwas zu erwidern. Ich weise nur darauf hin, daß sämmt⸗ liche Mitglieder meiner Fraktion hier die preußische Perfasfung beschworen haben und auf dem Boden dieser Verfassung stehen. Ob die Mitgliedschaft auch katholischer Geistlichen ein erschwerendes Moment bildet, überlasse ich dem Urtheil des Hauses. ö ; ; Abg. Knörcke: Ich habe zunächst zu erklären, daß meine Freunde dem nicht zustimmen können, was der Abg. Dr. Windthorst gestern in Bezug auf die Schule verlangt hat. In Köslin hat der Bürgermeister einen Lehrer gerügt, weil er sich wegen anderweitiger Beschäftigung der Aufstellung der Reichstagswählerlisten entzogen hat. Darüber ist ein Artikel in einer Lehrerzeitung erschienen, über dessen Urheberschaft die Lehrer jetzt, von dem Kreis-Schulinspektor unter Androhung von Disziplinarstrafen befragt werden. .

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. von

Boßler: 8691 bin auch jetzt leider nicht in der Lage die Aufklãrun gen welche der Abg. Knörcke von mir verlangt, zu geben. Die Zeit mag zu kurz gewesen oder es mag irgend ein Grund sein, kur um mit liegt ein Bericht über den Vorfall augenblicklich nicht vor. Ich will aber natürlich die erneute Anregung gern benutzen, um dem Sach— perhalt näher zu treten. Ich kann versichern, Taß außer den Mit theilungen des Herrn Abgeordneten mir in der Sache nichts bekannt geworden ist, was mir ein Urtheil gestattete,

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch: Der Kultus⸗ Minister hat den Abg. Br. Windthorst aufgefordert, nach einer Reihe von Richtungen hin mit gesetzgeberischen Vorschlägen vorzugehen. Ich haͤtte es lieber gesehen, wenn die Staats⸗ regierung klar und rund, „rotunden, wie der Abg. Dr. Windthorst

eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1890.

zu sagen pflegt, zur Schulfrage einfach Stellung genommen hätte. Im Namen meiner Partei, und ich glaube auch der übrigen Parteien, mit Ausnahme des Centrums und der Polen, spreche ich aus, daß wir in Uebereinstimmung mit der großen Mehrheit des Volks den Anregungen des Abg. Br. Windthorst auf dem Gebiet der Schule mit aller Energie entgegentreten werden. Diese Be⸗ strebungen haben keinen praktischen Zweck und sind jedenfalls nicht friedenerhaltender Natur, sondern nur friedenstörend. Was die Frage des Eides der Bischofsverweser betrifft, so sind wir bereit, die gegenwärtige Gesetzgebung zu ändern, sobald ein Ersatz für die Wirkung des gegenwärtigen Eides der Bischofsverweser nach irgend einer Richtung gegeben ist. Dem Abg. Dr. Windthorst dürfte es bei seinem mächtigen Ein— fluß nicht schwer werden, einen solchen Ersatz zu finden. An dem Gesetz, betreffend die kirchliche Vermögensverwaltung, wollen wir prinzipiell nichts ändern. Doch wollen wir gern erwägen, ob nicht die Aufsichtsbestimmungen zu weit gehen und die Bewegungsfreiheit der Gemeindevertretungen und Gemeinde⸗ Kirchenräthe zu sehr einschränken. Dies bezieht sich nicht allein auf die katholischen, sondern namentlich auf die evangelischen Ge⸗ meinden. Was die Orden betrifft, so hebe ich hervor, daß die jetzigen gesetzlichen Bestimmungen nur haben getroffen werden können unter der Einsetzung des vollen persönlichen Einflusses des Fürsten Bismarck. In der großen Mehrheit unseres Volkes herrscht eine entschiedene Abneigung gegen das Ordens⸗ wesen. Man fürchtet von einer Entwickelung des Ordens⸗ wesens eine Störung des interkonfessionellen Friedens. Die Handhabung des Ordensgesetzes, wie sie der Kultus⸗Minister dargelegt hat, zeigt aber, wie unbegründet die Beschwerden des Abg. Dr. Windthorst find. Wir haben jetzt 1059 Ordensleute in Preußen, eine jährliche ZJunahme um 100 bis 1500 ist zu erwarten. Wenn man also immer wieder unbegründete Beschwerden vorbringt, so wirft das ein selt⸗ sames Licht auf die Friedensliebe, die man im Munde führt. Eine katholische Abtheilung nach dem Vorbilde des cor— pus Evangelicorum et Gatholicorum war vielleicht von Nutzen zu einer Zeit, wo in Deutschland keine unabhängige Staatsgewalt, kein nationales Lehen herrschte. Zu unserer Zeit hat sie, weit entfernt, den Kulturkampf zu verhindern, ihn vielmehr mit hervorgerufen. Es ist eine Umkehrung der Thatsachen, wenn der Abg. Dr Windthorst behauptet, daß die Protestanten die Katholiken hätten vergewaltigen wollen. Kein verständiger Mensch hat damals an so etwas, ge⸗ dacht. Das ist nur eine Phantasie des Abg. Dr. Windt— ho st. Die Wiederherstellung der katholischen Ab— theilung würde den Frieden auf's Neue gefährden. Der Abg. Dr. Windthorst verlangt, daß im Kampfe gegen Die Sozialdemokratie die Schule christlich, die Kirche frei sei. Die Schule ist christlich und die katholische Kirche so frei, daß sie alle ihre Kräfte in den Dienst dieser wichtigen Angelegenheit stellen kann. Sie braucht ihre Kräfte nicht zu verschwenden in einem unnützen Kampfe gegen den Staat, der ihr Ver⸗ trauen entgegenbringt und dem auch sie volles Vertrauen ent— gegenbringen sollte! . ö

6 litngsz. Kropatscheck weist darauf hin, daß das Ab— geordnetenhaus bereits vor 135 Jahren die Regierung aufge— fordert habe, ein Gebäude für die Unterbringung der König— lichen Bibliothek zu errichten. Die Regierung habe diesem Wunsche auch insofern entsprochen, als sie 600 000 S zu den Grunderwerbskosten es handelte sich um den Erwerb des Grund und Bodens in der Gegend der Kunstakademie und zur Aufstellung der Projekte und Pläne in den Etat stellte. Dann aber habe die Sache vollständig geruht. In den letzten Jah— ren seien in der Königlichen Bibliothek mancherlei Verbesse— rungen vorgenommen worden, diese genügen aber nicht, und er frage den Minister, ob nun endlich an die Erfüllung dieses alten Wunsches herangegangen werden solle?

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. von Goßler: .

Meine Herren! Ich bin gern bereit, nähere Auskunft zu geben auf die Anregung des Herrn Vorredners; denn sie betrifft einen Gegenstand, der alle Herren in diesem hohen Hause interessirt, der in neuerer Zeit wiederholt auch in die Presse Eingang gefunden hat. Ich knüpfe meinen Vortrag unmittelbar an den Schluß der Aus⸗ führungen des Herrn Vorredners an, welcher aus den Jahren 1874 und 1875 die Vorgeschichte entwickelte und wiederhole, daß im Jahre 1875 eine Summe von 660 009 M in den Etar eingestellt war, bestimmt zur Erwerbung eines in der Charlottenstraße in Berlin gelegenen Kasernements sowie zur Ausführung von Projektarbeiten zu einem die Akademie der Wissenschaften und die Königliche Bibliothek umfassenden Gebäude Geruht hat die Sache allerdings nicht, aber Früchte hat sie auch nicht gezeitigt. Es wurden im Anschluß an diese Bewilligung zwei verschiedene Pläne für die Bibliothek auf— gestellt, ein gothischer, den Wünschen des Hrn. Dr. Lepsius entsprechend, und ein in italienischer Renaissance gehaltener. In Aussicht genommen war und ich möchte diesen Punkt betonen, weil er in dem Vortrag des Herrn Vorredners nicht genügend scharf dargestellt worden ist in Aussicht genommen war als Bauplatz der sogenannte Vordertheil des Akademieviertels, der Theil, der umschrieben wird von den Linden, der Universitätsstraße und der Charlottenstraße, aber quergetheilt wird ungefähr durch die verlängerte Dorotheenstraße, die an der Stelle sonst eine Biegung macht. Dieses Vorgehen hatte zwei Fehler, erstens, daß die Frage an die Erwerbung des Kaserne— ments geknüpft war und alle Bemühungen, die Garde du Corps Kaserne aus diesem Viertel herauszubringen, scheiterten. Aber der schwerere Fehler war der, daß man über einen Raum disponirte, in welchem dle Akademie der Künste einen festen Wohnsitz hatte, und zwar einen Wohnsitz, verbrieft durch Allerhöchstes Versprechen, mit welcher rechtlichen Wirkung, das lasse ich augenblicklich dahingestellt, aber durch Jahrhunderte lange Uebung geheiligten Sitz. Als ich mein Ministersum antrat, fühlte ich mich wie jeder Kultus Minister verpflichtet, diesem Nothstand, der sich in den genannten Anstalten darstellte, entgegenzutreten, und zwgr einmal, nach der provisorischen Seite. Die provisorischen Maßnahmen haben zunächst dahin geführt, daß der Nothstand der Kunst-Akademie, der an sich schon ein erheblichit war, wenigstens beseitigt werden konnte. Ich erinnere daran, daß innerhalb der Akademie große Umbauten. aus⸗ geführt sind, daß in der Bau Akademie eine große Zahl von Räumen zu Unterrichtszwecken zur Verfügung gestellt sine, daß auch in der Technischen Hochschule, und als dieselbe allein diese Räume für sich gebrauchte, in dem neugegründeten Atelierhause die Herren, welche die Verhältnisse intereffiren, werden die Lage unseres Atelierhauses

kennen Meister ⸗Ateliers in Klassen eingerichtet sind; ja ich bin so⸗ gar dazu übergegangen, daß ein anderes Atelier für einen Landschafts⸗