1890 / 103 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 26 Apr 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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Bekanntmachung.

Der Auswanderungs-Unternehmer Carl Messing zu Enge . hat, nachdem die ihm diesseits unter dem 30. Juni 1873 zum etriebe des Geschäfts der Beförderung von Auswanderern aus der Preußischen Monarchie mit Ausnahme der Provinz Hannover ertheilte Konzession erloschen ist, die Rückgabe der zur Sicherstellung seines Geschäftsbetriebes seiner Zeit von ihm bei der Königlichen , . hierselbst hinterlegten Kaution von 30 000 S eantragt.

In Gemäßheit des 8. 14 des Reglements vom 6. Sep— tember 1853, betreffend die Geschäftsführung der zur Beförde— rung von Auswanderern konzessionirten Personen und die von denselben zu bestellenden Kautionen, wird solches hierdurch mit

dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß etwaige aus

der Geschäftsführung des Carl Messing herzuleitende Ansprüche an die bestellte Kaution binnen einer zwölfmonatlichen Frist vom heutigen Tage an bei dem Polizei Präsibium angemeldet werden müssen, widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist die Kaution an den Empfangs—⸗ berechtigten zurückgegeben werden wird.

Berlin, den 23. April 1890. J

Der Polizei⸗Präsident. Freiherr von Richthofen.

Abgereist: der Ministerial-Direktor im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten, Wirk⸗ liche Geheime Ober-Regierungs-Rath Br. Bartsch nach Hannover.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 26. April.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin hat Sich gestern Abend 10½ Uhr mittels Extrazuges nach Darmstadt begeben und ist heute Vormittag 10 Uhr dort ein⸗ getroffen.

Von „W. T. B.“ wird über die Reise Sr. Majestät des Kaisers und Königs weiter berichtet:

Straßburg i. Els., 25. April. Um 1 Uhr fand bei Sr. Majestät dem Kaiser Frühstückstafel statt, zu welcher die Spitzen der Militär⸗ und Civilbehörden geladen waren. Kurz nach 3 Uhr fuhr Se. Majestät mit Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden unter enthusiastischen Hochrufen der Spalier bildenden dichtgedrängten Volks⸗ menge nach dem Bahnhof. Nach herzlicher Verabschiedung von dem Fürsten und der Fürstin Hohenlohe und von der Generalität erfolgte die Abreise über Karlsruhe nach Darm— stadt. Der Großherzog von Baden reiste gleichzeitig mit Sr. Majestät ab.

Karlsruhe, 25. April. Se. Majestät der Kaiser traf mit Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden heute Nachmittag 4 Uhr 30 Minuten auf dem festlich geschmückten Hauptbahnhof hierselbst ein, wo Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin, Ihre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm und der Präsident des Staats-Ministeriums Dr. Turban zur Begrüßung anwesend waren. Se. Majestät der Kaiser küßte die Frau Groß⸗ herzogin wiederholt auf das Herzlichste. Nachdem im Fürst⸗ lichen Wartesaale eine Erfrischung eingenommen worden, reiste Se. Majestät nach überaus herzlicher Verabschiedung nach Darm⸗ stadt weiter. Das zahlreich versammelte Publikum brach bei der Ankunft wie bei der Abfahrt Sr. Majestät wiederholt in enthusiastische Hochrufe aus.

Darmstadt, 25. April. Se. Majestät der Kaiser ist um 7 Uhr Abends hier eingetroffen und von Sr. Königlichen Sehe dem Großherzog von Hessen, den sämmtlichen

rinzen, den Spitzen der Ciwil- und Militärbehörden sowie dem preußischen Gesandten Dr. Frhn. von Thielmann am Bahn— of empfangen worden. Nach erfolgter sehr herz— icher Begrüßung schritt Se. Majestät die auf dem Perron aufgestellte Ehrenwache ab, welche von der reitenden Batterie des Großherzoglich Hessischen Feld⸗-A rtillerie⸗ Regiments Nr. 25 gestellt war, und nahm sodann den Parade⸗ marsch der Ehrenwache ab. Der Kaiser, welcher die Uni⸗ form des 1. Garde-Dragoner-Regiments Königin von Großbritannien und Irland trug, bestieg darauf mit dem Großherzog einen offenen vierspännigen Wagen und fuhr unter Eskorte einer Schwadron des Hessischen Leib-Dragoner⸗ Regiments, begleitet von dem begeisterten Jubel der nach Tausenden zählenden Volksmenge, nach dem Neuen Palais zur Begrüßung Ihrer Majestät der Königin Victoria von Großbritannien und Irland und begab Sich von da in Sein Absteigequartier im Großherzoglichen Schlosse. Um Sl /Z Uhr nahm Se. Majestät mit Ihrer Majestät der Königin und der Großherzoglichen Familie in deren Palais das Diner ein.

Darm stadt, 26. April. Bei der heute Vormittag 10 Uhr erfolgten Ankunft Jhrer Majestät der Kgiserin Auguste Victoria auf dem Bahnhofe fand großer Empfang statt. Se. Majestät der Kaiser, Se. Königliche Hoheit der Großherzog und die Prinzen und Prinzessinnen des Großherzoglichen Hauses waren zur Begrüßung erschienen, ebenso die Spitzen der Civil⸗ und Militär⸗ behörden. Das 1. Großherzoglich hessische Infanterie⸗ (Leibgarde) Regiment Nr. 115 hatte die Ehren⸗-Compagnie gestellt. Bei der Fahrt durch die Stadt im offenen Wagen wurde Ihre Majestät von der zahlreich versammelten Bevölke⸗ rung mit jubelnden Zurufen begrüßt. Die Kaiserin dankte huldvoll nach allen Seiten.

Gegen 11 Uhr begab Sich Se. Majestät der Kaiser mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und dem Erb⸗ großherzog nehst großem Gefolge unter enthusiastischen Kund⸗

ebungen der Bevölkerung zur Parade nach dem Exerzierplatz.

Fre, darauf fuhren Ihre Majestäten die Königin Victoria und die Kaiserin Auguste Victoria in einem offenen vierspännigen Wagen, welchem ein ebensolcher mit den Prinzessinnen folgte, ebenfalls zur Parade. Um 12 Uhr kehrte der Kaiser mit dem Großherzog und großer Suite an der Spitze der Truppen zurück, nachdem 367 Majestäten die Kaiserin und die Königin Victoria kurz vorher zuruͤckgefahren waren.

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Der Kaiserliche Gesandte am Königlich schwedisch⸗norwegi⸗ schen Hofe, Busch, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben von Stockholm fungirt der Legations⸗-Sekretär Freiherr von Gaertner-Griebenow als Geschäftsträger.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ober⸗Rechnungs-Rath Geiger ist hier angekommen.

Der kommandirende General des XVII. Armee⸗Corps, General⸗Lieutenant Lentze, hat Berlin verlassen und sich nach Danzig begeben.

S. M. Fahrzeug „Loreley“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän von Henk, ist am 24. April er. in Alexandrien ein⸗ getroffen und beabsichtigt, am 3. Mai nach der syrischen Küste in See zu gehen.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „R. u,. St.A.“ wird eine Bekanntmachung, die Unfall— vers , , betreffend (Nachtrag zu den früheren Ver⸗ zeichnissen von Mitgliedern und stellvertretenden Mitgliedern der in Preußen errichteten Schiedsgerichte), sowie eine Be⸗ kanntmachung, die Bauunfallversicherung betreffend

(Zusammensetzung der in Preußen für die Tiefbau⸗Berufs⸗ genossenschaft bestehenden Schiedsgerichte) veröffentlicht.

Bayern.

München, 25. April. Das Hauptfest des Georgi— Ritter-Ordens nahm gestern Vormittag mit den Ordens⸗ ämterwahlen seinen Anfang. des Freiherrn von Franckenstein wurde der bisherige Ver— treter Kapitular-Großkomthur Freihert von Ow, zum Schatzmeister der Komthur Graf von Maldeghem, und zum Ceremonienmeister der Komthur Graf von Lerchen— feld⸗Köfering gewählt. Sodann erfolgte die Auf— schwörung der Ordenskandidaten: Erbfürst Alfred zu Salm⸗Reifferscheid und Graf Josef von Waldburg-Wolfegg— Waldsee. Der Zug der Ritterschaft mit dem Ordens-Groß— meister⸗Stellvertreter, Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz⸗ Regenten, und den Würdenträgern an der Spitze, begab sich nach Vollendung dieser Feierlichkeit in die Hof— kapelle. Während des Hochamts nahm der Prinz⸗Regent an den beiden Kandidaten den Ritterschlag vor. Bei den sodann folgenden Vorrückungen wurde der Komthur Graf Oberndorff zum Großkomthur und der Ordensritter Freiherr von Weinheim Horneck zum Komthur befördert. Mit einer Tafel im Banket⸗ saale schloß das Fest.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Rupprecht ist mit seinem Adjutanten, Hauptmann Zerreiß, heute Vormittag . mit dem Schnellzuge über Regensburg nach Berlin abgereist.

Bei der heute in der Kammer der Abgeordneten fortgesetzten Berathung über den Militär-Etat erklärte der Kommissar des Kriegs⸗-⸗Ministers: das bisherige System der Submissionen habe sich bewährt; es würden alle deutschen Gewerbetreibenden zugelassen, so lange Preußen und andere Bundesstaaten der bayerischen Industrie die Reciprozität bei Submissionen zugeständen. Der Kriegs⸗Minister sorge auch weiter für die Erbauung von Offiziersdienstwohnungen, wo sich ein Wohnungsmangel herausstelle. Die Gleichstellung der Militärpensionen für die an den Feldzügen von 1866 und 187971 Betheiligten sowie eine Vermehrung der Inva— lidenpensionen könne wegen finanzieller Bedenken nicht zu— gesagt werden. Der Militär-Etat für 1890,91 im Ge— sammtbetrage von 69 609 229 S wurde sodann einstimmig genehmigt.

Württemberg.

Stuttgart, 24. April. Die Kammer der Abgeord— neten nahm in ihrer heutigen Sitzung das Gesetz, be— treffend die Kommunalbesteuerung des Hausir⸗— gewerbebetriebes im Ganzen einstimmig an und genehmigte alsdann den Bau der Eisenbahnstrecken Honau Münsingen und Waldenburg Künzelsau.

Baden.

Karlsruhe, 24. April. (Karlsr. Ztg.) Die Erste

Kammer trat heute in die Berathung Über den Gesetz—⸗

entwurf, betreffend die Versicherung der Rind— viehbestände, ein. An der sich hieran anschließenden Generaldiskussion betheiligten sich Freiherr von Hornstein, welcher die Gesetzvorlage bekämpfte und um deren Ablehnung bat, und der Staats-Minister Dr. Turban, Freiherr von Göler, der Ministerial-Rath Buchenberger, der Geheime Rath Dr. von Holst und der Berichterstatter Freiherr von Bodman, welche die Vorlage befürworteten.

HSefsen.

Darm stadt, 25. April. (Darmst. Zig.) Die Zweite Kammer setzte heute die Debatte über die Herstellung von Nebenbahnen fort und genehmigte die Bahnlinien Gedern Lauterbach und Salzschlirf Schlitz.

Reuß, j. L.

Gera, 25. April. (Ger. Ztg.) In der gestrigen Sitzung des Landtages wurde nach langerer Debatte über die Eingaben des Stadtrathes zu Gera, betreffend die Be⸗ soldungen der Volksschullehrer, und um entsprechende Berücksichtigung der Volksschullehrer der Stadt Gera bei der Etatsfeststellung der Antrag des Justizausschusses, welcher die Eingabe dem Ministerium mit dem Ersuchen über⸗ weisen will, mit dem Stadtrathe in Verhandlung zu treten und dem Landtage noch in der gegenwärtigen Legislatur⸗ periode eine solche Vorlage zu machen, damit eventuell die bewilligten Summen in den Etat für die nächste Finanzperiode mit eingestellt werden könnten, angenommen. Der Bericht des Justizausschusses über einen Nachtrag zu dem Gesetz vom 17. April 1888 über die Besoldungen der Volksschullehrer gab ebenfalls zu einer längeren Be⸗ rathung Veranlassung. Auf Vorschlag des Justizausschusses wurde §. 3 des betreffenden Gesetzes in folgender Fassung angenommen:

„Volksschulen, an denen mindestens vier Lehrer in ebenso viel Klassen thätig sind, sollen unter der Leitung des ersten Lehrers (Ober lehrers oder Rektors) stehen. Wenn der betreffende erste Lehrer die Leitung nicht übernehmen kann oder will, so wird dieselbe auf Antrag des Schul⸗ vorstandes vom Ministerium einem anderen Lehrer übertragen. Die mit der Leitung solcher Volksschulen betrauten Lehrer haben aus Gemeindemitteln jährlich in Schleiz, Lobenstein und Hirschberg 450 „, in den übrigen Orten 250 ½ je über das gesetzliche Mindest⸗

einkommen sammt Alterszulagen zu erhalten.“

Zum Groß⸗Kanzler an Stelle

In der heutigen Sitzung erledigte der Landtag Petitionen und kleinere Vorlagen und wurde sodann durch den Staats⸗ Minister Dr. von Beulwitz vertagt.

Elsaß⸗Lothringen.

Straßburg, 25. April. (W. T. B.) In der heutigen letzten Sitzung des Landes-Ausschusses kam als erster Gegenstand der Antrag Grad und Genossen auf Auf— hebung des Paßzwanges zur Debatte. Der Antragsteller sowie andere Redner, darunter Dr. Petri erkannten die Milde der Praxis der Regierung bei Ausführung der Maßregel an. Vom Regierungstisch wurde in die Debatte nicht ein⸗ ef f Der Landes⸗Ausschuß wurde heute ge—

ossen.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Wien, 25. April. (W. T. B.) Die ungarischen Minister Graf Szapary und Dr. Weckerle, sowie der Staats⸗ sekretär Tarkovics sind hier eingetroffen. Der Botschafter Graf Wolkenstein-Trostburg hat sich auf seinen Posten nach St. Petersburg begeben.

Großbritannien und Irland.

Lon don, 25. April. (W. T. B.) In einer Besprechung der Reise des Kaisers Wilhelm nach Darmstadt sagt die „Times“: Es sei nicht ohne Bedeutung, daß der Kaiser den im vorigen Jahre durch den Besuch in Osborne mit der Königin von England begonnenen freundschaftlichen Ver⸗ kehr jetzt erneuere. Die beabsichtigte Betheiligung des englischen Kanalgeschwaders bei den deutschen Flottenmanövern werde dazu dienen, die ganze Welt i davon in Kenntniß zu setzen, daß jetzt zwischen Deutsch⸗ and und England ein Einvernehmen bestehe, das enger und herzlicher sei als früher.

Stanley wird heute in Dover durch Lord Wolseley, General Brackenburg, Sir Francis de Winton, Rustem Pascha, Baron Worms, Clement Hill als Vertreter des Auswärtigen Amtes, und zahlreiche Parlamentsmitglieder, die sich mittels Sonderzuges nach Dover begeben, emp fangen werden.

(A. C.) In der Donnerstagssitzung des Unterhauses wurde die zweite Lesung der irischen Güterankaufsvorlage fortgesetzt. Gladstone nahm zuerst das Wort zu einer langen Rede gegen die Vorlage, Er bemerkte: er hätte gehofft, der Opposition würde es möglich sein, den Plan der Regierung zu unterstützen. Vazu ermuntert habe ihn die Erklärung Lord Salis⸗ bury's vor der Einbringung der Vorlage, daß dem britischen Steuer⸗ zahler dadurch keine neue Bürde auferlegt werden würde; aber er sei arg enttäuscht worden, als der Ober⸗-Sekretär für Irland ankündigte, daß der britische Kredit zur Ausführung der Be⸗ stimmungen der Vorlage in Höhe von 33 Millionen Pfund Sterling verpfändet werden solle. Auf eine eingehende Erörterung des Gegenplanes Parnell's müsse er vorläufig verzichten, da er denselben in allen seinen Einzelheiten nicht vollkommen begriffen habe. Gladstone erhob sodann eine Menge technischer Einwände gegen die Vorlage, denen er seine politischen folgen lich Erstens wäre Irland gegen die Maßregel, da 5 /g der irischen Volksvertreter sie entschlossen beanstandeten. Ferner sei das Parlament nicht befugt, den britischen Kredit für den Ankauf irischen Grund⸗ besitzes in großem Maßstabe zu verpfänden; dies würde eine Verletzung der bei der letzten Parlamentswahl getroffenen ehrenvollen Vereinbarung in sich schließen. Die für die Verpfändung des britischen Kredits gebotene Sicherheit be⸗ zeichnete er als unzulänglich. Auch sei der Umstand, daß der Staat Grundbesitzer in Irland werde, mit Gefahren verknüpft. Zuletzt bemängelte er auch die nicht obligatorische Natur der Vorlage. Dem Führer der Opposition folgte der Schatzkanzler Goschen, der Namens der Regierung die Einwände Glad⸗ stone's gegen die Vorlage zu entkräften suchte. Er erklärte: er messe der Opposition der irischen Abgeordneten gegen die Bill nicht viel Bedeutung bei, da dieselbe nicht die Meinung des irischen Volkes wiederspiegele; ihr Protest sei eher politisch als agrarisch. Daß ein Vorschuß von 33 Millionen den britischen Kredil berühren würde, sei eine grobe Uebertreibung; überdies sei der Vorschuß derartig gesichert, daß für den britischen Steuerzahler keine neue Bürde entstehen könne, ausgenommen in dem Fall einer allgemeinen Zahlungsverweigerung, welche die Regierung nicht für möglich halte. Es sei allerdings nicht sehr wünschenswerth, den Staat zum Hrundbesitzer der irischen Pächter zu machen, allein die; sei auch durch Gladstone's Vorlage geschehen und es sei keine andere Methode zur wirk— samen Lösung der Frage vorhanden. Der Plan Parnell's habe den großen Mangel, daß er die Doppeleignerschaft fortsetze. Nachdem der Redner den übrigen Einwänden Gladstone's begegnet war, bemerkte er, da alle Parteien darin überein⸗ stimmten, daß es wünschenswerth sei, die Zahl der Bauern⸗ grundbesitzer in Irland zu vermehren, möge das Haus diese Vorlage fördern, nicht nur um der Grundbesitzer und Pächter willen, sondern im Interesse der sozialen und wirthschaftlichen Wohlfahrt Irlands. Nachdem der Schatzkanzler geschlossen, nahm die Erörterung wieder einen sehr matten Charakter an und wurde gegen Mitternacht während einer Rede Dillon's gegen die Vorlage unterbrochen und bis Montag vertagt.

Frankreich.

Paris, 26. April. (W. T. B.) Der Präsident Carno begah sich gestern früh 7 Uhr von Nizza nach Draguignan von Draguignan, wo der Präsident um 11 Uhr Vormittags eintraf, reiste derselbe um 2 ö. nach Dig ne weiter, wo die Ankunft um 9 Uhr Abends erfolgte. Auf dem Bahnhof da⸗ selbst und in den Straßen wurde der Präsident von der versammelten Bevölkerung mit lebhaften Kundgebungen be⸗ grüßt. Die in Aussicht genommene Illumination mußte wegen des eingetretenen Regenwetters unterbleiben. Auf ver⸗ schiedenen Stationen, welche der Präsident auf der Fahrt nach Digne passirte, wurden ihm ebenfalls Ovationen dargebracht. Die Rückkehr des Präsidenten nach Paris erfolgt morgen Vormittag.

Belgien.

Brüssel, 26. April. (W. T. B.) Von Stanley, der heute Vormittag mit seinen Begleitern nach Dover ab⸗ gereist ist, verabschiedeten sich auf dem Bahnhofe der Bürger⸗ meister von Brüssel, der Oberst⸗Hofmarschall und Vertretungen verschiedener Behörden. Abtheilungen der Bürgergarde von Brüssel und St. Josse versahen auf dem dekorirten Bahnhofe den Ehrendienst.

Türkei.

Konstantinopel, 26. April. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Agence de Constantinople“ hat der Ministerrath dem Antrage Schakir Pascha's zugestimmt, den Belage⸗ rungszustand auf Kreta während der Wahlperiode u suspendiren, da die bloße Thatsache einer freigewählten ? ationalversammlung auf der Insel den besten Eindruck her— vorrufen würde. Die Entscheidung des Sultans ist noch nicht

erfolgt. Serbien.

Belgrad, 25. April. (W. T. B. Der belgische Ge— sandte Graf Errembault de Dudzeele überreichte heute in feierlicher Audienz sein Beglaubigungsschreiben.

Amerika. .

Vereinigte Staaten. Washington, 25. April. (W. B. B) Die Münz⸗Kommission der Reprä⸗ sentantenkammer ermächtigte ihren Präsidenten, einen von dem republikanischen Caucus gebilligten Silber-Gesetz⸗ entwurf einzubringen an Stelle des modifizirten und bereits von der Kommission vorberathenen Entwurfs des Finanz— Ministers.

Brasilien. Nach einer Meldung aus Montevideo vom 24. d. M. ist daselbst von dem „Telegrafo Maritimo“ eine Depesche aus Rio de Janeiro veröffentlicht worden, welche meldet: es sei in Rio eine Ministerkrisis zum Ausbruch gekommen; der Finanz-Minister Barbosa und der Minister des Aeußern Bocayura würden demis⸗ sioniren.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (9.) Plenarsitzung des Herrenhauses stand als erster Gegenstand auf der Tagesordnung die ein— malige Schlußberathung der Denkschrift über die Aus— führung des Gesetzes vom 26. April 1886, be—⸗ treffend die Beförderung deutscher Ansiedelungen in den Provinzen Westpreußen und Pofen, für das Jahr 1889.

Der Referent Graf Frankenberg unterbreitete dem Hause den Antrag, in Uebereinstimmung mit dem Hause der Abgeordneten die vorbezeichnete Denkschrift durch Kenntniß— nahme für erledigt zu erklären. (Schluß des Blattes.)

(Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Herren— hauses und des Hauses der Abgeordneten befinden ich in der Ersten Beilage.)

Auf der Tagesordnung für die am Montag, den 28. April 1890, Vormittags 11 Uhr, stattfindende 50. Plenarsitzung des Hauses der Abgeordneten stehen folgende Gegenstände: Erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Staatshaus— halts-Etat für das Jahr vom 1. April 1890,91. Erste Be— rathung des Gesetzentwurfs zur Ausführung des §. 9 des Ge— setzes, betreffend die Einstellung der Leistungen aus Staats- mitteln für die römisch⸗-katholischen Bisthümer und Geistlichen vom 22. April 1875.

Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗— a mts. Nr. 16 Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. Sterblichkeit in Konstantinopel. Ge— sundheitsvoerhältnisse in Norwegen 1887. Sterbefälle in deutschen Städten von 49009 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Kranken häusern. Desgl, in deutschen Stadt und Landbezirken. Sterblich⸗ keit in deutschen Orten 2c. 1889, 3. Vierteljahr. Desgleichen in größeren Verwaltungsgebieten. Witterung. Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. Thierseuchen in Desterreich 1889, 4. Viertel⸗ jahr. Veterinär ⸗polizeiliche Maßregeln. Medizinalgesetzgebung u. s. w. (Preußen.) Sanitäre Ortsbeschreibung der Garnisonen. Schlachten von Thieren. (Stadt Wiesbaden.) Milchverkehr. (Portugal.) Veterinärwesen. (Schluß.) Rechtsprechung. Butter verfälschungen. Kongresse, Verhandlungen gesetzgebender Körper schaften, Vereine u. s. . Internationale Arbeiterschutzkonferenz. Vermischtes. (Preußen. Berlin. Genuß von rohem Schweinefleisch. Detinfektionsanstalten. Sterblichkeitsverhältnisse in Krakau.

Eisenbahn.Verordnungs-⸗-Blatt. Herausgegeben im Königlichen Ministerium der ö6ffentlichen Arbeiten. Nr. 10. Inhalt: Gesetz, betr., die Abänderung des 5 19 Absatz 1 des Pensionsgesetzes vom 27. März 1872. Vom 26. März 1850. (G. S. S. 45) Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 31. März 1890, betr Kostenverrechnung in Enteignungssachen der Staatsverwaltung. Nachrichten.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur wirthschaftlichen Lage.

Im Regierungsbezirk Marienwerder war die Lage des Arbeitsmarktes im verflossenen ersten Vierteljahre 1890 wie vor⸗ her namentlich in der Landwirthschaft den Arbeitnehmern und ihren steigenden Lohnforderungen günstig. Aber auch in den Städten benutzen die gewerblichen Arbeiter die Gunst der Lage, um hier und da höhere Ansprüche geltend zu machen. Eine derartige Tendenz ist neuerdings unter den Bauhandwerkern in Thorn und Graudenz her⸗ vorgetreten. Die gegenwärtige wirthschaftliche Situation der arbei⸗ tenden Klassen ist trotz der etwas gestiegenen Lebensmittelpreise als eine befriedigende zu bezeichnen, zumal der diesjährige milde Winter die Fortsetzung mancher verdienstbringenden Arbeit gestattet und die Ermäßigung der Ausgaben für Heizung ermöglicht hat.

Durch Zwangsversteigerung haben den Besitzer gewechselt

39 landwirthschaftlich benutzte Grundstücke mit 2507 ha Fläche. Von diesen Grundstücken hätte 1 über 1000 ha, 3 hatten 160 bis 200 ha und 35 unter 100 ha Fläche. Zwei Grundstücke mit rund 44 ha sind hierbei aus polnischer Hand in deutsche übergegangen, während der umgekehrte Fall (Uebergang von deutschem Besitz in polnische Hände) überhaupt nicht vorgekommen ist. Wenngleich die Lage des Handwerks und des Kleingewerbes im Allgemeinen eine wenig befriedigende ist unter den Ursachen dieser Erscheinung ist der Mangel an Absaßz und unter den Gründen des Absatzmangels die Schwächung der Kaufkraft der ländlichen Grundbesttzer hauptsächlich ins Gewicht fallend —, so ist doch in neuerer Zeit auf einigen Gebieten der gewerblichen Thätigkeit eine gewisse Belebung und fortschreitende Entwickelung zu bemerken. Die Bauthãtigkeit ist in einigen Städten, namentlich in denjenigen, deren Sarnison verstärkt werden soll, eine ziemlich rege. Die Dampf⸗ schneidemühlen, welche von dem günstigen Stande der Holzpreise Vortheil ziehen, sind stark beschäftigt. Hier und da sind neue Schneidewerke angelegt oder bestehende erweitert worden. Ferner at in Grau denz bei einer größeren Eil iger nebst Emaillirwerk eine beträchtliche Ausdehnung des Betriebes stattgefunden.

Kunft und Wissenschaft.

Ueber die sogenannte Toggenburg Bibel“, welche im vorigen Jahre für das Königliche Kupferstichkabinet aus englischem Privatbesitz erworben wurde, berichtet Jaro Springer in dem neuesten Heft des „Jahrbuchs der Königlich Preußischen Kunst— ammlungen“ (Berlin, G. Grote's Verlag). Dieses reich illustrirte Manuskrspt bildet schen deshalb eine werthvolle Bereicherung der Sammlung, weil es einer Epoche angebört, aus der nur wenige Erzeugnisse deutscher Buchmalerei erhalten find. Eine lange gereimte Eintragung meldet, daß der Codex von einem Kaplan Dietrich in Lichtensteig für einen Grafen Toggenburg (den letzten seines Namens, mit dem 1436 das Geschlecht ausstarb geschrieben und im Jahre 1411 vollendet wurde. Der Inhalt umfaßt die in deutsche Reime gebrachten Erzählungen des alten Testaments von der Schöpfung bis zur Geschichte des Propheten Elias (1. Buch der Könige Es ist ein stattlicher Band von 257 Pergamentblättern, etwa 362 mm hoch und 240 mm breit. Der schwarze Ledereinband ist modern; Schließen, Eckstücke und in der Mitte des vorderen Deckels ein Moles mit den Gesetzestafeln rühren von einem früheren Einband her. Diese in Messing gegossenen und dann roh überarbeiteten Sch muckstũcke gehören dem Ende des 17. Jahrhunderts an. Das Manustript ist trefflich erhalten. Die Initialen zeigen die zu der Zeit üblichen Formen; der Körper des Buchstabens ist blau oder roth, der blaue Buchstabe ist mit rothen, der rothe mit grünen oder blauen Schreiberschnörkeln verziert. Gelegentlich kommen auch größere Goldbuchstaben auf farbigem Felde vor Die schmucklosen und einfachen Initialen rühren von einem künstlerifch. wenig geübten Schreiber her. Schon aus diesem Umstande geht her— vor, daß der Schreiber und der Illustrator nicht eine Person sein können. Gegen 130 Bilder von verschiedener Größe bis zu blatt— großen Darstellungen illustriren den Text. Sie sind von einer und derselben Hand ausgeführt. Die Umrisse sind mit der Feder in schwarzer Tinte derb, aber sehr sicher gezeichnet; die so umgrenzten Theile wurden dann mit Deckfarbe gefüllt. Die Modellirung iist stets von sorgfältiger Ausführung. Die gouacheartige Malerei operirt viel- fach mit gebrochenen Tönen und mit Weißhöhung. Die Faͤrbung des Fleisches wird nicht durch Aussparen des Pergaments, sondern durchweg durch aufgetragene Deckfarbe gewonnen. Das Kolorit ist bunt und hell. Der Hintergrund ist gewöhnlich blau, die ersten Bilder bis Blatt? haben einen übrigens mit geringer Sorgfalt ausgeführten Goldgrund. Scenen, die im Zimmer spielen, haben einen Holzvertäfelung nach ahmenden hellbraunen Hintergrund mit senkrechten, schwarzen Strichen. Die Landschaft ist durch graubräunlichen Boden, durch Berge und gelegentlich durch ganz schematisch gezeichnete Bäume mit dunkelgrünen Blättern angedeutet., Häufig umschließt eine einfache rothe Umrah— mung die Bilder. Die Figuren stehen auf einem Plan. Die meift untersetzt gestalteten Personen tragen das Modekostuͤm der Zeit, die Bewegungen sind natürlich und ungekünstelt, nur selten kommt noch eine geschwungene gothische Stellung vor. Von großer Anmuth sind namentlich die jugendlichen Frauengestalten. Aeußerst frisch und lebendig ist stets die Kompoßttion; der Maler arbeitet offen. bar mit spielender Leichtigkeit. Nur bei den größeren Schlachtdarstellungen ist die zusammengedrängte Masse der Kämpfenden of, schwer zu entwirren. Nebenfiguren und artige Genrescenen finden sich geschickt verwendet. Die besten Bilder des ganzen Bandes sind zwei blattgroße Darstellungen zur Geschichte Josephs und der Potiphar. Von dem einen, der Anklage Joseph's,senthält das Jahr⸗ buch eine Reproduktion in Lichtdruck. Zu den anziehendsten Blattern gehören ferner die Bilder zur Geschichte des ersten Menschenpaares, auf denen die Figur der Eva von der zierlichsten Anmuth ist, nament— lich das 4. Blatt: Gott ⸗Vater zeigt Adam und Epa den Baum mit

der verbotenen Frucht; ferner auf den Bildern zur Geschichte Jakob's

die Gruppe der Frauen des Letzteren mit ihren Kindern ꝛc.

Die Schwedische Gesellschaft für Anthropologie und Geographie hat, wie . W. T. B.“ aus Stockholm meldet, Emin Pascha die Vega⸗Medaille verliehen.

Handel und Gewerbe.

Berlin, 25. April. (Amtliche Pretsseststellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter: Hof und Genossen— schaftsbutter Ia. 107—110 Mt, Ia. 104 106 166, INa. . At, do. abfallende 95 109 M, Land, Preußische 92 95g ½, Netzbrücher 92 96 ½ς, Pommersche 93 98 , Polnische 92 96 ½ς, Bavyerische Sennbutter S, do. Landbutter M, Schles. „, Galizische 68 73 1 Margarine 40—- 70 ½ Käse: Schweizer Emmenthaler 90 - 965 , Baverischer 70 - 75 , do. Ost⸗ und Weft⸗ preußischer, La. 70 - I5 S, do. Aa. 60—- 65 S, Holländer S5 = 90 Æ, Limburger 42 45 M6, Quadratmagerkäse 12— 35 4 Schmalz: Prima Western 17 0,½ Ta. 41,00 M, reines, in Deutsch— land raffinirt 45, 00—–—48 S6, Berliner Bratenschmalz 4851 Fett, in Amerika raffinirt 40,00 Me, in Deutschland raffinirt 43— 46 66 Tendenz: Butter: Das Geschäft gestaltete sich Anfangs der Woche lebhaft, am Schluß derselben ruhiger bei voll behaupteten Preisen. Landbutter knapp und gefragt. Schmalz: etwas matter.

Königsberg i. Pr., 25. April. (W. T. B.) Die General⸗ versammlung der Ostpreußischen Südbahn stellte die Dividende für 1889 für die Stamm-Aktien auf 3 G, für die Prioritäts - Aktien auf o/ im Gesammtbetrage von 1980 009 M fest. Verwaltungs—⸗ rath und Revisoren wurden wiedergewählt. Die Versammlung nahm ferner den Antrag an, der Verwaltungsrath möge dahin wirken, daß die Konvertirung der 45 0G Prioritäten in 330 C endlich zur Ausfüh— rung gelange.

Leipzig, 25. April. (W. T. B.) Kammzug-Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Mai 4,65 6s, pr. Juni 4.65 MS, pr. Juli 46h ge, pr. August 4,65 MSG, pr. September 465 S, pr. Oktober 4,65 Ss, pr. November 4,65 6, pr. Dezember 465 Umsatz 390 000 kg. Fest.

London, 25. April. (W. T. B.) Wollauktion. Preise unregelmäßig Tendenz eher zu Gunsten der Käufer,

An der Küste 5 Weizenla dungen angeboten.

Manchester, 25. April. (W. T. B.) 121 Water Taylor 7t, 30 Water Taylor g, 20r Water Leigh 8, 30r Water Clayton 9, 32. Mock Brooke 98, 40r Mavoll 9g, 40r Medio Wilkinson 11, 32 Warpeops Lees Sz, 36r Warpecops Rowland 94, 40r Double Weston 104, 60r Double eourante Qualität 133, 32 116 vds 16 X 16 grey Printers aus 32r /46r 180. Anziehend.

Glasgow, 25. April. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 792 689 Tons gegen 1030422 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen beträgt 88ę gegen 82 im vorigen Jabre.

New⸗VYVork, 25. April. (W. T. B.) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 260 000 Ballen; Ausfuhr nach Großbritannien 28 000 Ballen, Ausfuhr nach dem Kontinent 23 000 Ballen; Vorrath 264 000 Ballen.

Verkehr s⸗Anftalten.

Hamburg, 26. April. (W. T. B.) Der Sch nelldampfer Auguste Victoria“ der Hamburg Amerikanischen Packetfabrt-⸗Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern 6 Uhr Abends in New⸗Vork eingetroffen.

London, 25. April. (W. T. B.). Der Castle⸗Dampfer „Conway - Castle“ ist gestern und der Castle⸗ Dampfer Drummond⸗Castle“ am Mittwoch von Capetown auf der Heimreise abgegangen.

Theater und Mufsik.

Königliche Schauspiele. Der Spielplan der Oper für die nächste Woche lautet: Sonntag: „Tristan und Isolde!; Montag: Der Waffenschmied‘; Dienstag: „Der fliegende Holländer; Mittwoch: Geschlossen;

von der Königlich

Donnerstag: „Die Meistersinger von Nürnberg‘; Freitag: Carmen“; Sonnabend: „Die Hochzeit des Figaro.

Für das Schauspiel: Sonntag: ‚Wilhelm Tell; Montag: Der Sturm“; Dienstag; ‚Der Sturm‘; Mittwoch: Geschlossen; Donnerstag: Anonyme Briefes „Die Copisten', „Graphologie“, „Die Prüfung“; Freitag: Der Sturm; Sonnabend: Der Sturm“.

. Deutsches Theater.

Morgen wird „Mein deopold! und übermorgen „Das Käthchen von Heilbronn“ gegeben. Am Dienstag und Freitag finden Wieder⸗ holungen von Mein Leopold“ statt. Am Mittwoch bleibt das Thegter und die Kasse geschlossen. Am Donnerstag kommt ‚Faust J. Theil“ und am Sonnabend „Faust's Tod‘ zur Aufführung. Die Rolle des Gretchen hat Fr. Geßner wieder übernommen. Am Sonn⸗ tag wird der „Sohn der Wildnitz' gegeben.

Berliner Theater.

Am nächsten Freitag wird Shakespeare's ‚Julius Cäsar“ neu—Q— einstudirt zur Aufführung gelangen. Für die Wahl dieses Stücks war der Umstand entscheidend, daß in der Rolle des Marc Anton“ Ludwig Barnay zum ersten Male vor das Berliner Publikum trat. Die Vorstellung, welche mit Rücksicht auf das nach der Aufführung stattfindende Festbankett zu Ehren des Direktors Barnay, welcher sein 26 jähriges Künstlerjubiläum an diesem Tage feiert, ausnahmsweise um 65 Uhr beginnt, findet außer Abonnement statt. Der Billet— verkauf und die Ausgabe der auf Bestellung reservirten Billets be— ginnt am Dienstag. Am Freitag bleibt die Vormittagskasse des Berliner Theaters Jeschlossen.

Das Repertsire vom 27. April bis 3. Mai lautet: Sonntag: „A tempo“, „Der Weg durchs Fenster?', ‚„Gewitterschauer“. Montag: Uriel Acosta“. Dienstag: „Der Veilchenfresser'. Mittwoch (Bußtag): Geschlossen. Donnerstag: (32. Abonnements Vorstellung): „A tempo“, „Der Weg durchs Fenster', Gewitterschauer“. Freitag: „Julius Cäsar'. Sonnabend: „Die wilde Jagd“.

Lessing⸗Theater.

Das Repertoire für die nächste Woche ist in folgender Weise festgestellt: Sonntag: „Die Ehre.. Montag: ‚Nora.“ Dienstag: Die Ehre.“ Mittwoch: Geschlossen. Donnerstag: „Der Fall Clsmenceau.“ Freitag: ‚Die Ehre.“ Sonnabend. zum 1. Male: Der Besuch.“ Schauspiel in 2 Akten von Eduard Brandes. Hierauf: Zum 1. Male: „Mädchenrache. Lustspiel in 2 Akten von Eduard Bauernfeld. Sonntag: „Der Besuch.' Hierauf: Mädchenrache.“

Kroll's Theater.

Der Beginn der diesjährigen Opernsaison ist auf den 10. Mai festgesetzt, und gleich der erste Abend der deutschen Oper wird den Berlinern Gelegenheit geben, wieder einen unserer ersten Sänger zu begrüßen, den Königlich preußischen Kammersänger Emil Götze. Derselbe tritt nur an vier Abenden auf. Es ist von der Direktion diesmal für eine Reihe von Opernabenden ge— sorgt worden, die nicht verfehlen werden, der neuen Sommer-Saison das Interesse des musikalischen Publikums im höchsten Grade zuzuwenden. Nach Emil Götze erscheint die Königlich preußische Kammer sängerin Marcella Sembrich, sodann Anton Erl von der Dresdener Hofoper, der ausgezeichnete Baritonist der Münchener Hofoper, Kammersänger Eugen Gura und Frl. An— geliea Luger vom Frankfurter Opernhause. Die Mitte der Saison bringt Gastspiele des Hrn Emil van Dyck von der Wiener Hofoper und der Herzoglich anhaltischen Kammersängerin Margarethe von Vahsel. Heinrich Bötel kehrt, wie in jedem früheren Jahre, auch diesmal hierher zurück, während die Schlußwochen der Kroll'schen Oper, die Mitte September zu Ende zu gehen pflegt, durch Gastspiele sächsischen Kammersängerin Therese Malten, Francesco d'Andrade und Luigi Ravelli beherrscht werden. Auch eine amerikanische Primadonna von bedeutendem künstlerischen Ruf, Margaret Maeintyre wird das hiesige Publikum wahrend der bevor— stehenden Saison kennen lernen.

. Central Theater. . . Morgen findet die unwiderruflich letzte Sonntags ⸗Vorstellung in dieser Saison und im alten Hause statt.

Philharmonie.

Das Wohlthätigkeits⸗Concert des Philharmonischen Orchesters, welches gestern unter Mitwirkung des Hrn. Professors Joachim und der Altistin Fr. Lillian Sander son sstattfand, hatte Saal und Logen bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Violin⸗ Concert von Beethoven, dessen Sensction erregende erste Aufführung Meister Joachim's (1866) noch manchem seiner Verehrer in treuem Andenken sein wird, und das seitdem ein bleibender Schmuck seiner Concertvorträge wurde, bildete auch gestern den bedeutendsten An— ziehungspunkt. Ueber das meisterhafte Spiel Joachim's Neues zu sagen, ist kaum möglich, wenn wir auch im Allgemeinen den Eindruck batten, es früher in noch größerer Vollendung gehört zu haben Doch wer wollte heute mit dem Künstler darüber rechten? Die enthusiastischen Beifallsbezeugungen waren dieselben geblieben; Tusch des Orchesters und Hervorrufe folgten am Schluß des Concerts und nach dem Vortrag einer Romanze von M. Bruch. Auch die bereits mit großem Erfolge hierselbst aufgetretene Coneertsängerin Frau Lillian Sanderson erntete durch Berlioz? „‚Captive“ für Alt⸗ stimme und Orchester, sowie durch einige Lieder mit Klavierbegleitung von Tschaikowsky und Schumann sehr lebhaften und wohlverdienten Beifall. Die volle, in allen Lagen gleichmäßig schön klingende Stimme und die tief eingehende Ausdrucksweise der Sängerin waren von reizvollster Wirkung. Das Orchester erfreute durch die Aus— führung einer sehr schwungvoll komponirten Concert Ouverture „Im Frühling“ von Goldmark, dem Komponisten der Oper „Die Königin von Saba“ auf welche das Siegfried Idyll von Wagner und die beliebte Rbapsodie von Lisit ‚An Joachim“ folgte. Bem treff— lichen Dirigenten Hrn. Kogel gebührt noch ganz besondere Anerken— nung für seine energische und umsichtige Leitung.

Mannigfaltiges.

Die Preisrichter der großen allgemeinen Gartenbau— Ausstellung haben sich bereits über einige der hervorragendsten Preise geeinigt. Der Preis Sr. Majestät des Kaisers und Königs, die große goldene Staatsmedaille, ist dem Hrn. T. J. Seidel ⸗Striesen bei Dresden für seine, einen ganzen Saal füllende Gruppe blühender Rhododendren, welche sich sowohl durch die Schönheit der Sorten wie auch durch den meisterhaften Aufbau auszeichnet, verliehen worden. Der Ehrenpreis Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, eine kostbare Deckelvase aus Berliner Porzellan, wurde dem bekannten Rosenzüchter Max Buntzel⸗Niederschönweide für die um die Büste der Kaiserin gruppirte Rosengruppe zuerkannt. Der Ehrenpreis Ihrer Majestät der Kaiferin Friedrich für eine hervorragende Leistung gärtnerischer Dekoration wurde dem Kommerzien Rath Spindler für seine Ausschmückung des alten Kaisersaales verliehen. Den i von 1000 M für die glänzende Dekoration eines

estsaals erbielt Adolphe D'Haene⸗Gent, der geniale Schöpfer der härtnerischen Ausschmückung des Prachtzelts des Königs Ptolemäus. Den Ehrenpreis des Herzogs von Ratibor, eine goldene Schale mit ein— gelegten Münzen der drei Kaiser, errangen F. Sander u. Co.“ St. Albans (England) für eine Gruppe Dendrobium Prymerianum, den Ehrenbecher J. C. F. Bouchs Endenich (bei Bonn) für COymbidium Lowii, einen Preis der Stadt Berlin in Höhe von 500 S A. A. Peeters ⸗Brüssel für blühende Azaleen. Es gelangten ferner folgende Hauptpreise zur Vertheilung: Für Orchideen erhielt den Ehrenpreis der Stadt Berlin (5690 66) Charles Vnylsteke⸗ Gent. Für einen 2. Ehrenpreis der Stadt Berlin wurde Gustav Vinke Brügge in Vorschlag gebracht, dessen Kollektion derjenigen des Hrn. Vnylsteke nahezu gleichwerthig ist. Die goldene Vereinsmedaille für Orchideen erhielt J. C. F. Bouché Endenich, eine große silberne Medaille C Lackner-Steglitz. Für Orchideen, welche sich besonders für Handelsgärtner eignen, wurde Hrn. A. A. Peeters. Brüssel eine goldene Medaille, Hrn. Günther Coswig eine große silberne Medaille ver