1890 / 103 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 26 Apr 1890 18:00:01 GMT) scan diff

In Großbritannien und Irland bestehen eingehende Nachweise sowohl über die Zahl der Unterstützten, als auch über die Auf⸗ wendungen.

Es betrug die Zabl der Unterstützten in England in Schottland

im in Jahres⸗ absolut 26

Durchschnitt Beylk.

1871/75 l8 966 3, 93 1876/80 771 80303 3,08 101 756 280 S6 927 1,65 1881/85 51 701 295 977 755 256] 1107453 220

In England betrug der Gesammtaufwand der Armenverwaltung im Jahresdurchschnitt 158185: 15 080 168 Pfd. Sterl. O, 56 Pfd. Sterl. pro Kopf der Bevölkerung), darunter befanden sich 8 316 411 ft. Sterl. Id. J. H 31 Pfd. Sterk. pro Kopf der Bevölkerung) Direkte Armenausgaben. In Schottland betrugen die Gesammtaufwendungen im Jahresdurchschmit 185i /s: 856 567 Pfd. Ster! (d. ig Pro Kopf der Bevölkerung G,. 23 Pfd. Sterl) und in Irland 1268 167 Pfd. Sterl. (d. i. pro Kopf der Bevölkerung C25 Pfd, Sterl.)

In den Riederlanden betrug im Jahre is? die Zahl aller Unterstützten 212 460, d. i. 5, 30 Co der Bevölkerung. Die Ausgaben betrugen 11145 835 fl. (8. i. 2,78 fl. pro Einwohner). ;

n der Schweiz belief sich die Gesammtzahl der Armen im Jahre 1870 auf 124 5656 467 60 der Bevölkerung, Die Ausgaben be⸗ liefen sich auf 12 781 056 Fr, d, i. pro Einwohner 4.79 Fr,

In Dänemark wurden für Ärmenzwecke im Jahre 1382 6 910 331 Riksdaler verausgabt spro Kopf der Bevölkerung 351 Rd). (

In Schweden wurden im Jahre 1885: 228 311 Personen, d. i. 4,84 vo der Bevölkerung, unterstützt. Die Aufwendungen betrugen 2536 028 Kr. d. i. 1,95 Kr. pro Kopf der Bevöl kerung (ausschließ- lich 1768 678 Kr. für Unterhaltung der Hospitäler)

In Norwegen wurden im Jahre 1884: 147 725 Personen 7, 6 9 o der Bevölkerung unterstützt mit Gesammtaufwendung in Höhe von 6 675 836 Kr. (pro Einwohner 3,69 Kr.)

Die nachfolgende vergleichende Zusammenstellung der Armen; ausgaben pro Köpf der Bepölkerung ergiebt, daß Dentschland bei seinem vorzüglichen Armenpflegesystem die geringsten Ausgaben für Armenzwecke aufweist. Oesterreich ist bei dieser Zusammenstellung weggelassen worden, weil die gesammten Armenausgaben nicht be⸗ kannt sind.

Zusammenstellung der auf den Kopf der Bevölkerung entfallenden

Ausgaben für Armenzwecke: , k Niederlande 1460 Großbritannien. 11,44 Schottland ö 11 2 ö J . . ,,,, ,

in Irland

in absolut Nin

Bevlk. Belk. ö 78 062 1,46

absolut

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der „Köln. Ztg.“ wird aus Dortmund unter dem 24. April geschrieben, daß bereits über 50 Zahlstellen dem neu zu gründenden, auf christlich⸗patriotischem Grunde stehenden Verbande ihre Gelder zur Verfügung gestellt haben. Der alte Vorstand erläßt auf den von dem neuen Vorstand kürzlich erlassenen Aufruf einen Gegen⸗ aufruf, in welchem gegen die christlich-patriotische Grundlage in höhnender und gehässiger Weise losgegangen wird.

Aus Saarbrücken schreibt man der „Rhe⸗Westf. Ztg.“: Die Arbeiter der großen Eisenwerke und Hütten der Um⸗ gegend beabsichtigen am Sonnabend die Arbeit einzustellen. Sie verlangen höheren Lohn, Abschaffung der Sonntagsarbeit und achtstündige Arbeitszeit. ;

Ueber die Lage der Ausstandsbewegung in Mülhausen i. E. ent= nehmen wir der N. Mülh. Stg.“ folgende Mittheilungen vom 24. d. M.: Bei der Zusammenkunst der Gießereigrbeiter im Tannen⸗ wald wurde folgendes Programm aufgestellt: I) Zehnstündige Arbeits⸗ zeit. 2) Alle 14 Tage Zahltag, damit alle Bedürfnisse für baares Geld eingekauft werden können. 3) Für alle Arbeiter über 18 Jahre eine Lohnerhöhung von 20 069, d. b. 4 Sous auf den Franken oder fünf Sous auf die Mark. 4) Abschaffung des Maß⸗ regelnz wegen Arbeitsversäumniß. Es soll nur die Regel gelten: „Wenn man nicht schafft, keinen Lobn.“ 5) Sechs Stunden über Zeit soll für einen Tageslohn gelten. 6) Einschränkung der Akkord—⸗ arbeit. Die Arbeiter behaupten, daß 4000 Arbeiter jetzt in der Gießerei sind und daß mehr als 3000 steiken; anderen, sonst zuverlässigen Quellen nach beläuft sich die Zahl der Strikenden indeß kaum auf etwa 2000. Obgleich gestern Nachmittag einstimmig beschlossen wurde, daß man bis Mon⸗ tag ausharren und feiern wolle, sind doch diesen Morgen b00 Ar⸗ bester wieder in die Werkstätten der Gießerei zurückgekehrt. Amtlichen Angaben nach beläuft sich die Zahl der Aus— stehenden in der Gießerei nur noch auf 1206, während die Arbeiter selbst die Zahl weit höher schätzen. Auch in die übrigen Maschinenwerkstäͤrten, bei Ducommun us. s. w., sind die meisten Arbeiter diesen Morgen wieder zurückgekehrt; ebenso geht es in der Textilbranche. Nur noch wenige Fabriken stehen still; auch bei Schlumberger auf der Dentsche arbeiten heute alle Spinner und eln großer Theil der Weberinnen. Mit Ende der Woche wird somit die Strikebewegung ihr Ende erreicht haben und Alles wieder in sein gewöhnliches Geleise zurückgekehrt sein.

Die „‚Straßb. P. berichtet aus Gebweiler vom 23. April: Seit heute Mittag ist der Arbeiterausstand im vollen Gang und ein fast allgemeiner. Die Ansetzer der Schlumberger schen Fabrik, welche gestern hier den Reigen eröffneten. hatten sich heute wieder zur Arbeit gestellt, legten jedoch am Mittag mit einem Theil der Spinner die Arbeit wieder nieder; zu ihnen gesellten sich die Ansetzer der Boureart'schen Spinnerei, der Weber'schen und Straczewitz'schen Fabrik. Ebenso, hatten heute Morgen die 300 aus ssekenden Arbeiter, der Regelet'schen Fabrik, Wollspinnerei und Weberei, die Arbeit wieder aufgenommen. Heute Mittag stand bis auf wenige Ausnahmen das ganze Arbeiterpersonal, nicht weniger als 13600 Köpfe, aus und ihnen schlossen sich gegen 300 Arbeiter der Marin⸗ Astruc'schen Baumwollspinnerei an. Vom 24. d. M. berichtet dann das Blatt weiter: Nachdem heute Mittag auch noch die Arbeiter der Schlumberger'schen Maschin enwerkstatt und der Grün'schen Fabrik, ebenfalls Maschinenbau, sowie die der Spinnerei und Weberei von Frey. Witz u. Cie. und Th. Frey die Arbeit niedergelegt, ist der Autstand ein allgemeiner geworden, nur bei Bourcegrt und de Bary wird noch theilweise gearbeitet. Auch die Arbeiter in Lautenbach und die der Fabriken Spetz, Gast und Hartmann in Isenheim haben aufgehört zu arbeiten. Dem Vernehmen nach werden die Bourcart'schen Arbeiter, da man ihnen ihre Forderung nach

Möglichkeit bewilligt hat, morgen die Arbeit wieder aufnehmen. Die seiernden Arbeiter ziehen trotz des Regens, aber in Ruhe und Ord⸗ nung, ununterbrochen durch die Stadt; auch die in Bühl, Lauten— bach und Isenheim Ausstehenden sind zum großen Theil hier an⸗ wesend. Sehr oft ertönen Hochrufe auf Se. Majestät den Kaiser, auch wird vielfach die deutsche Nationalhymne „Heil Dir im Siegerkranz“ gesungen. Trotz eifriger Vermittelungen Seitens der Kreisdireltlon' fcheint eine Cinigung noch nicht erzielt zu sein.

Aus Münster wird demselben Blatt berichtet, daß am 2. 8. M. Nachmittags dreihundert Arbeiter in der Hausmann'schen Fabrik

auf Logelbach die Arbeit eingestellt haben; ebenso 20 Seidenweber der Herzog'schen Fabrik dafelbst. Die Arbeiter folgen dem Beispiel derjenigen von Mülbausen; sie verlangen Lohnerhöhung bei täglich elfständiger Arbeit. Die Arbeitszeit wird von den Patronen zu⸗ gestanden, Lohnerhöhung will man aber bei den niedrigen Preisen der fertigen Waaren nicht bewilligen Aus Masmünster wird unter bem 74. d. M. gemeldet: Heute Nachmittag verweigerten zwei Drittel der k aus der Spinnerei und Weberei Nap. Köchlin u. Cie. die Arbeit.

Fine in Ham burg gestern abgehaltene zahlreich besuchte Ver⸗ sammlung von Arbeitern aller Berufsarten. beschloß, den 1. Mai als Feiertag zu erklären und etwa von Arbeitgebern durch Entlassung gemaßregelte Arbeiter zu unterstützen. Ein Antrag auf Veranstalkung einer Illumination am 1. Mai wurde abgelehnt, ebenso der Beschluß der vorbereitenden Kommission, an diesem Tage in allen drei Hamburger Wahlbezirken Versammlungen abzuhalten, weil solche polizeilich verboten seien. Auch die Gewerkschaften halten keine Versammlungen ab. ;

In Lübeck haben sämmtliche Fach vereine beschlossen, am 1. Mai nich? zu feiern, dagegen Beiträge bis zu 1,50 pro Mann an die Strikekasse zu zahlen. .

In Stettin haben, der Ostsee⸗Ztg.“ zufolge, seit einigen Wochen die Fabriken sämmtlicher Branchen eine Vereinigung geschlossen, um der Koalition der Arbeiter und den in Scene gesetzten Strikes entgegenzutreten. Auf Grund derselben werden Arbeiter, welche in einem Etablissement die Arbeit verloren haben im Wege des Strikes oder des kontraktbrüchigen Ausbleibens oder in Folge von Entlaffung wegen unbotmäßigen Verhaltens und Aufreizung anderer Arbeiter, von keinem der anderen Etablissements aufgenommen.

Der Magdeburger Innungtausschuß hielt am 24.8. M. wie wir der . Mgdb. Ztg.“ entnehmen, eine Versammlung ab, zu welcher die Vertreter von 18 Innungen . erschienen waren. Es handelte sich in dieser Versammlung darum, Stellung zu nehmen gegen die beabsichtigte Feier des ersten Mai Es. wurde einstimmig folgende Resolution an— genommen: „Die Innungen erkennen in der willkürlichen Feier des J. Mai eine Kundgebung gegen jede Ordnung, dieselben behalten sich vor, für die etwa Feiernden den Wiederbeginn der Arbeit auf Montag, 5. Mai zu verlegen, ohne weitergehenden Beschlüssen der einzelnen Mitglieder entgegen zu sein.“ :

In Köln'hat die städtische Verwaltung, wie W. T. B.“ meldet, beschloffen., jeden von ihr beschäftigten Arbeiter, welcher am 1J. Mai ohne Ürlauh feiert, zu entlassen. Urlaub soll nur in befonders dringenden Fällen ertheilt werden.

Aus Gera wird demselben Blatte gemeldet: In der Versamm⸗ lung der Textilarbeiter vom 25. d. M. wurde der Strike be⸗ schlossen und folgende Resolution angenommen; Die Versammlung beschließt, so lange auf Verweigerung der Unterschrift der neuen Fabrikordnung zu verharren, bis eine gegenseitig vereinbarte Fabrik⸗ ordnung mit Einschluß der zehnstündigen Arbeitszeit vorgelegt wird.“

Aus Chemnitz theilt daz „Wolff'sche Bureau“ mit: Wig die Fabrikanten der Textilbranche, so werden auch die Ma⸗ schinen⸗Fabrikanten, die Eisengießereibesitzer und sonstigg Retgltindustriellen betreffs der von den Arbeitern für den 1. Mai geplanten Demonstration geschlossen vor⸗ gehen. In allen Fabriken wird in den nächsten Tagen eine Bekanntmachung angeschlagen werden, in welcher darauf hin⸗ gewiesen wird, daß die Niederlegung der Arbeit am 1. Mai oder das Entfernen von den Arbeitsstͤtten vor dem Schluß der Arbeit dem unbefugten Verlassen derselben gleichbedeutend ist, und daß die Fabrikanten demnach von dem ihnen nach § 123 Absatz 3 der Gewerbeordnung, beziehentlich nach ihrer alten Fabrikordnung zustehenden Rechte Gebrauch machen und Die; jenigen Arbeiter, welche am 1. Mai nicht genügend entschuldigt von' der Arbeit entfernt bleiben, oder sich vorzeitig entfernen, sofort entlassen, bezw. als abgegangen betrachtet werden. Die Arbeitgeber haben sich durch ihre Unterschrift verpflichtet, diejenigen Arbeiter, welche am J. Mai feiern, in der laufenden Woche des 1. Mai bei einer Strafe von 100 Se für jeden einzelnen Uebertretungefall zur Arbeit nicht wieder anzunehmen, ganz gleich, ob dies Arbeiter der eigenen Fabrik oder solche anderer Etabliffements betrifft. Am 2. Mai wird dann eine Verfammlung der Arbeitgeber abgehalten, in welcher über die weiteren Maßnahmen Beschluß gefaßt werden soll.

Aut Spandau berichtet W. T. B. heute: Die Säure arbeiter Der hiefigen Pulverfabrik striken wegen Nichthewilligung ihrer Forderung auf Lohnerhöhung von einer Mark pro Tag. Die Militärwache ist verstärkt worden.

Hier in Berlin hat der .‚Voss. Ztg. zufolge die vor Kurzem begründete freie Vereinigung der Holz⸗Industriellen in Berlin in Verbindung mit der Tischler⸗Innnung am 22. d. M. ihre erste Generalversammlung abgehalten und eine Resolution ein⸗ stimmig angenommen, in der es heißt: „Die Iz stündige Arbeitszeit ift durchaus keine Ueberbürdung der Gehülfen und wird im wirth⸗ schaftlichen Interesse der Holzindustrie für nothwendig erachtet. Sämmtliche Mitglieder des Vereins der Holzinteressenten ver⸗ pflichten sich zur gegenseitigen Unterstützung bei Arbeits⸗ einstellungen, gleichzeitig soll jedoch seitens des Vereins Alles versucht werden, entstehende Differenzen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf friedlichen Wege zu schlichten.“ In Bezug auf die in Nr. 100 dieses Blattes enthaltene und in Nr ol berelts als unrichtig bezeichnete Mittheilung über die bei der hiefigen Firma C. Heckmann strikenden Kupferschmiedegehülfen theilt die Firma mit, daß nicht Einer der strikenden Gehülfen die Arbeit wieder aufgenommen habe; daß nach ausgebrochenem Strike keine Lohn⸗ Zulage gewährt worden sei, und daß die Firma unter allen Um ständen gemäß den getroffenen Vereinbarungen des Vereins der Kupfer⸗ schmiedereien Deutschlands an, dem Arbeitstag von 10 Stunden und Beibehaltung der Accord⸗Arbeit festhalte.

Woie . W. T. B.“ aus Wien meldet, lehnten die Fabrikanten in Ful nek die Forderungen der Arbeiter auf achtstündige Arbeits zeit, Lohnerhöhung bis 70 υί,' und Abschaffung der Frauenarbeit ab. Die Fabriken sind noch vollständig im Betriebe. Die Arbeiter haben! morgen zu erklären, ob sie unter den bisherigen Bedingungen weiter arbeiten wollen, Wer am Montag die Arbeit' nicht aufnimmt, wird als entlassen betrachtet. Wie das K. K. Telegraphen · Correspondenz · Bureau? aus Maxrbur g meldet, striken in den Lager häusern der Südbahn die Arbeiter; Zur Aufrechterhaltung der Ruhe ist Militär requirirt.— Die Arbeiter der Südbahn haben ihre Forderungen formulirt, und wollen, wenn dieselben bis längstens den 3. Mai nicht bewilligt werden, allgemein die Arbeit niederlezen. Die Eigenthümer der Journale in. Wien be⸗ schlofsen, am 1. Mai kein Abendblatt, am 2. Mai jedoch das Morgenblatt wie gewöhnlich erscheinen zu lassen. Sämmtliche ÄUrbeiterblätter' werden Artikel veröffentlichen, in denen die Arbeiter vor Ausschreitungen am 1. Mai gewarnt werden; es sollen eigene Ordner aufgestellt werden; eine Unterbrechung der Arbeit foll Seitens der Gehülfen den Arbeitern drei Tage fruͤher bekannt gegeben werden. Bei den Betrieben, wo eine Unter⸗ brechung unmöglich ist, sollen nur so viel Arbeiter feiern, daß der Betrieb keine Unterbrechung erleidet. Allen Arbeiterversammlungen am 1. Mai wird eine einheitliche Resolution vorgelegt werden, der die Forderungen des Pariser Arbtiterkongresses zu Grunde gelegt werden. Bei den Gaswerken ist Alles ruhig.

Aus Tondon meldet W. T. B.): In Folge des Strikes der Bahnbeam ten ist der Eisenbahnbetrieb zwischen Queenstown und Dublin eingestellt.

Aus Dubkin wird ferner gemeldet: Der Strike der Eisen⸗ bahn - Bediensteten, welcher von Cork seinen Ausgang nahm, hat sich inzwischen auf die Hauptstationen der Süd- und West⸗ Eisenbahn ausgedehnt. Der Betrieb auf der Linie Simerick⸗ Fermoy ruht theilweise ebenfalls.

Der „Berlingèske Tidende' zufolge haben die Behörden in Kopenhagen die Weisung, erlassen, daß in den Regierungs⸗ werkstätten am 1. Mai eine Abkürzung der Arbeitszeit nicht statt⸗ finden dürfe.

berichtet die „Schl. Ztg.:

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Nach der im Kaiserlichen Gesundheitsamt bearbeiteten Statistit über die Verbreitung von Thierseuchen im Deutschen Reich während des I97. Suartals des Jahres 15889 hat die Maul- und Klauen feuche auch in diesem Vierteljahr an Ausbreitung zugenommen. Am Schluffe war fie indeß erheblich eingeschränkt. Befonders stark betroffen war das, nördliche und östliche Deutfchland, und hier hauptsächlich die Regierungsbezirke Potsdam, Frankfurt, Köslin, Posen, Bromberg, Breslau, Liegnitz, Oppeln sowie des Großherzogthum Mecklenburg Schwerin. Im mittleren Deutschland hat die Seuche namentlich im Herzogthum Braunschweig und in den Regierungsbezirken Magdeburg, Leipzig, Zwickau, und in Süddeutschland in der Oberpfalz sich stärker verbreitet In den bereits im Vorvierteliahr stark verseuchten Provinzen Ost- und Westpreußen sind zwar weniger Ausbrüche gemeldet worden, dagegen ist die Zahl der ergriffenen Kreise gestiegen. Reu befallen wurden, nachdem die Seuche bereits voll⸗ ständtig erlofchen war, Mecklenburg Schwerin, Sachsen⸗Coburg Gotha, Waldeck, Elfaß ⸗Lothringen, ferner in Preußen die Regierungsbezirke Koblenz, Köln, Trier, Aachen, Sigmaringen, in Hessen die Provinz Rheinhessen und in Baden die Landes kommissaͤrbezirke Konstanz, Freiburg, Karlsruhe. Nicht wieder aufgetreten ist dieselbe in Schwarj burg Sondershausen, Lippe, Schleswig ⸗Holstein und in dem Regierungs⸗ be itk Denabrück. Auch sind Sldenburg, Schaumherg,-Lippe, Lübeck, Bremen und Hamburg diesmal wieder verschont geblieben.

Ueb t der Seuche befallen wurden im eberhaupt von der f . .

—⸗ Vierteljahr: Gian 19 21 Reg⸗ ꝛc. Bezirk... 69 74 , ,,, 464 Gemeinden. 3387 2145 Gen ft., , n 9598 Neue Autzbrüche wurden gemeldet im

Berichts Vor⸗

Vierteljahr:

nnen, 18 21

Reg. ꝛc. Bezirke.. 67 73

Kreise. , 438

Gemeinden . 2395 18738

Gehn ft 8759 8267.

Die Stückzahl der Thiere in den neu betroffenen Gehöften be— trug nachweislich 2146 027 (163 5677 im Vorviertel jahr), nämlich 118210 (78 501) Stück Rindvieh, 103 475 (58 530) Schafe, 876 (729) Ziegen und 23 4565 (185 9173) Schweine. Von 289 verseuchten Gehöften sowie von zahlreichen Beständen der Provinz Posen konnte der Thierbestand nicht angegeben werden. Sämmtliche Kreise rc. (= 160 56 waren verseucht in Sachsen⸗ Weimar, Sachsen⸗ Meiningen, Sachfen⸗Altenburg, Anhalt, Reuß ä. L. und Reuß j L Im Uebrigen waren von der Gesammtzahl der vorhandenen Kreise betroffen in: Königreich Sachsen 28: Iz, 3 o, Braunschweig 5 = 83,3 o/ o, Brandenburg mit Berlin 32 82,1 o, Württemberg 50. 8, 10 Probinz Sachsen 3 76,70 o, Hessen 13 72,2 G, Schlesien 46 = 71,9 oo, Schwarzburg⸗ Rudolstadt 2 66,7 o, Posen 27 64,3 ooC, Bayern 1206 63.299, Ostpreußen 20 5,6 OB, Pom⸗ mern 16 53,3 /o. Westpreußen 14 519 0; im Deutschen Reich 523 51, 0 o, Königreich Preußen 269 47,5 0so, in Hessen⸗ Nassau 17 2 405 56, Mecklenburg ⸗Schwerin 4 = 3644 0. Mecklenburg⸗ Strelitz! 35,3 o, Baden 16 30,8 o, Westfalen 13 30, 20/, Rheinprovinz 27 2977 υά%, Sachsen-Coburg- Gotha 3 27,3 0s, Waldeck 1 = 26,0 o, Hohenzollern 1 25.0 09, Hannover . 23,1 0so und Elsaß Lothringen? 9&1 wo. Von Stadtkreisen wurden II betroffen und in diesen zumeist die Schlachthäuser und Schlacht viehmärkte. Die größte räumliche Verbreitung erlangte die Seuche in den Regierungsbezirken Ober⸗Bayern (1662 Gehöfte in 180 Ge⸗ meinden), Sberpfalz (808 in 127), Königsberg (777 in 171), Magde⸗ burg (49 in 19), Potsdam (706 in 189), Oberfranken (653 in 150).

Zu Ende des Monats Dezember herrschte die Seuche noch in 16 Staaten, 53 von 84 Regierungs⸗ ꝛ2c. Bezirken, 180 von 1026 Kreifen 2ꝛc, 4710 von 80019. Gemeinden und Gutsbezirken und 10606 Gehöften. Im Vergleich zum Beginn des Berichts vierte iahrs waren am Schlusse desselben weniger betroffen: 95 Kreise, 522 Ge⸗ meinden ꝛc. und 3137 Gehöfte. Seuchenfrei waren Schleswig Holstein, Sigmaringen, Mecklenburg⸗Strelitz, Oldenburg, Sachsen⸗ Altenburg, Schwarzburg ⸗Sondershausen, Waldeck, Schaumburg Lippe, Lippe, Lübeck, Bremen und Hamburg.

Handel und Gewerbe.

In der heutigen Generalversammlung der Aktionäre der Berlinischen Lebensversicherungs-Gesellschaft wurden die wegen Ablaufs ihrer Amtsperiode ausscheidenden Hrrn. Kaufmann C. Baudouin als Direktor und Stadtrichter a. D. G. Humbert als Stell vertreter der Direktoren wiedergewählt. Die Gewinn und , ,,. wie Bilanz wurde genehmigt und die Direktion entlastet.

Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt Die feste Haltung des Eisenmarktes ist Angesichts der ungeschwächten Thätigkeit auf sämmtlichen Hütten- werken unverändert geblieben, und die iüngsten Vorgänge in den Produzentenkreisen haben den Verhältnissen des oberschlesischen Walz⸗ eifenmarktes eine wesentliche Sicherung geschaffen, Die Verhand⸗ lungen des Waljwerksverbandes mit den beiden Roheisen verkaufenden Hohofenwerken, der Donnersmarck und der Tarnowitzer Hütte (die Gleiwitzer Hütte und Borsigwerk kommen nicht mehr in Betracht), haben bezüglich ersterer zu einer Einigung geführt, wogegen sich die Donnersmarckhütte verpflichtet hat, von der Errichtung eines Walz⸗ werkes Abstand zu nehmen; dieser Abschluß gilt für das laufende Jahr und bis Ende 1893. In ähnlicher Weise hofft man auch mit der Tarnowitzer Hütte einig zu werden. Der Verbrauch von Roheisen ist noch immer ein so flotter, daß von Bestaͤnden an den Hohöfen nichts vorhanden ist. Die Zufuhr aus— wärtigen Roheisens war in der letzten Berichtswoche etwas schwächer als sonst. Die Zufuhr an in⸗ und ausländischen Erzen hat den Hoh ofenwerken namhafte Bestände von Schmelzmaterial zugeführt. Die Eifengießereien sind stark mit Bau! und Maschinenguß be schäftigt; einzelne Hüttenwerke, wie Königs- und Laurahütte, Hubertus⸗ bütte, arbeiten messt nur für den eigenen Bedarf und können fremde Bestellungen nur in beschränktem Maße aufnehmen. Den Walz eisen⸗ und Stahlwerken hat der Beginn der Bausaison einen stärkeren Begehr nach den groberen Sortimenten, Trägern und Säulen zugeführt, neben welchem sich jedoch auch der Absatz in Handels ei sen behauptet. Vie Preise für Walzeisen sind stetig. Kessel⸗ und Feinbleche sind in bedeutenden Mengen, auch nach Rußland, verladen worden; die Kesselfabriken sind wegen Mangels an Arbeite kräften mit der Erledigung ihrer Aufträge im Rückstande. Die Kesselreparaturwerkstatt zu Zawodzie hat ihren Betrieb eröff net und erweist fich recht leistungsfähig. Auf dem Zinkmarkt sind feste Preife Seitens erster Abgeber, welche sich noch abwartend ver halten, nicht zu verzeichnen. Aus zweiter Hand wurden kleine Posten Roh zink mit 42 S pro 100 kg verkauft. Dagegen hat sich in London ein gewaltiger Umschwung vollzogen. Während sich am 21. d. der niedrigste Preis noch auf 19 Pfd. Sterl. 15 Sh, stellte, stieg er am 22. auf 20 Pfd. Sterl., am 73. auf 20 Pfd. Sterl. 15 Sh. und am 24. d. bereits auf 21 Pfd. Sterl. 7 Sh. 6 P. Gd, zu welch letzterem Preife hier Nachfragen vorliegen, ohne jedoch auf ein Entgegen⸗ lommen von Seiten der Produzenten rechnen zu können. Die Preise für Zinkblech, Pousstère und Hartzink sind zurückgegangen; Silesia⸗Zinkblech wurde zuletzt mit 43,75 pro i(0 kg ab Morgen. roth noftrt; Poussière wurde mit 37,90 8,00 MS bezahlt, Hartzink zu z0 angeboten. Bleifabrikate sind sehr begehrt; Blockblei kostet 2 6 pro 100 kg ab Hütte.

Kreise

Zweite

Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

hend den 26. April

M O3.

Berlin, Sonna

1896.

Literatur.

Dichtungen von Titus Decker's Verlag, G. Schenck. (80.

Hohe Lied“, welches s. 3.

erste Werk, mit dem er wieder

ausgeprägt erscheint.

dramatisch wirken. Komponisten gefunden.

Katechismus der Musikinstrumente. Hofmann. Fünfte, vollständig neu bearbeitete Auflage. Mit 193

in den Text gedruckten Abbildungen. Verlag von Leipzig.

Dꝛiese kurzgefaßte, klare und leichtverständliche

überaus weiten Stoffgebiet hat während der verflossenen drei Jahr⸗ zehnte vielen Musikbeflissenen die erste Kenntniß vermittelt von dem

Wesen und der Beschaffenheit der Tonwerkzeuge.

Ullrich. Berlin, R. von VII u. 229 S. Pr. geh. 3 AM, geb. 4 S6). Wenn der Name Titus Ullrich in der Literatur auch lange Jahre nicht genannt ist, so wird er doch Denjenigen um so mehr im Gedächmiß sein, die mit dem Dichter als Dramaturg der Königlichen Schauspiele in Berlin in Berührung gekommen sind. Seine Muße, die er nach Niederlegung seines Amtes jetzt genießt, hat er dazu benutzt, den Schatz seiner älteren Dichtungen zu sammeln. Seit dem Erscheinen seiner größeren lyrisch⸗epischen Dichtung .Das lebhaftes Aufsehen und Interesse erregte, und seit dem modernen Epos ‚Victor“ sind obige Dichtungen das hervortritt. Wir uns, in der Zeit des krassesten Realismus, aufrichtig über das Er— scheinen dieser eigenartigen Poesien, denn ihrem innersten Wesen nach Die sind sie nachahmenswerthe Beispiele jener besseren Richtung, in welcher fich Idealismus und Realismus letzterer namentlich in den farben. reichen, trefflichen Naturgemälden wie in den pfychologischen Stim— mungs Elementen zur lebendigen Einheit verschmelzen. Besonders belundet sich das noch in dem Hauptabschnitt unter der Ueberschrift „Situationen“, in denen die Eigenart des Dichters am deutlichsten 1 Man wird unter diesen „Situationen“ verschie⸗ dene Stücke finden, die sich vortrefflich zum Vortrage eignen und Von den Liedern haben verschiedene bereits ihre

(X und 269 Seiten. In Original⸗Leinwand band. Pr. 4 4)

bei dieser Quelle, und so hat sich macht. Ein tüchtiger in alten, treubewährten Leitfadens, hielt durch ihn der Katechismus

zeitgemäße, genaue Sach, und rathende Erweiterung.

man hier in daß selbst

freuen bst der Laie ie orientirenden Winke über Einzel⸗Instrumente im Orchester,

trachtet sodann in je einem AÄbsch phon, große Trommel u s. w.).

Von Richard Instrumente zu erschließe

3 g 96 11 1 . en. J. J. Weber in

Darstellung eines

Nicht allein der

Berussmusiker überzeugte sich bald von der praktis— wert ĩ 1usite ö schen Verwerthbarkeit jenes Büchleins, auch der schlichte Kunstfreund holte sich gern Rath

schen Katechismus eine . die fünfte, Auflage nöthig ge⸗ Theorie wie Tonkünstler, Rickard Hofmann, unterzog sich der Neubearbeitung des

was zur Ergänzung früher bemerkbarer Lücken dienen konnte; so er—

Ern Was wissenswerth erscheint Baues, der Form und Konstruktion der jetzt gebräuchlichen wie auch so mancher in früheren Zeiten ) Wort und Bild so sich für diese Gegenstände interessiren kann.

xalleriemusik sind gleich will kommen wie die Bemerkungen Über deren Aang; Notirungsart, Tonumfang, vortheilhafte Klanglagen u. s. w. Das Buch beginnt mit der Zergliederung der Streichinstrumente, be—

blas⸗Instrumente mit Bälgen, Pfeifen und Zun i Instrum Bälgen, ? gen und widmet das Schlußkapitel den Schlaginstrumenten (Pauken, Glockenspiel, Tylo⸗

des Textes bält die Genauigkeit der Illustrationen überall gleichen Schritt Nicht weniger als 149 Abbildungen sind in dem Buch zu finden, die sich trefflich dazu eignen, dem Leser das Verständniß der betreffenden

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saatenstand und Erntebericht aus Ungarn. Aus Budapest wird der . berichtet: Dem Bericht über den Stand der Saaten in der Zeit

denn neuerdings von dem Schubert‘ und links der

Praxis wohlbeschlagener und er ließ nichts unberücksichtigt,

der Musitinstrumente eine durchaus Fachkenntniß auf jeder Seite ver⸗ bezüglich des hat sich die

erwendeten Musikinstrumente, findet einen großen

anschaulich zusammengestellt,

die praltische Verwerthung der in der Infanterie, Jäger⸗ und Ka. Schäden ein.

Hafer, Wicken,

Regen wäre Futterpflanzen Blüthe.

Nach den

nitt die Saiten“, Holzblas«“, Blech—⸗

Mit der bündigen Zuverlässigkeit

33960;

Rap; 293 761

Wien. Ztg.“ unter dem 23. d. M. joch bebaut.

geringer Ausnahme, eine gute Mittelernte in Aucssicht. nur ein schwaches oder ein Mittelerträgniß zu gewärtigen. treffen auch Klagen über von Engerlingen und Mäusen verursachte

wickeln sich auch schön. in einigen Komitaten sehr erwünscht.

vom 14. bis 21. d. M. zufolge entwickeln sich die Herbstsaaten im Allgemeinen befriedigend.

In manchen Gegenden, insbesondere rechts Donau, sind die Weizenfaaten fo üppig, daß sie abge—

weidet, ja sogar geschnitten werden müässen. Der späte Herbstanbau stebt im Allgemeinen ebenfalls befriedigend, stellenweise zeigen sich jedoch ein-

r

zelne Flecken, die der Dürre im Februar zu uschreiben sind. Roggen ist zumeist schön und in der Farbe eben so schän wie Weizen, stellenweise aber fleckig und schütter. überall in die Halme und wird ron Insekten nicht geschädigt; bloß im Arader Komitate

Mit geringer Ausnahme sind die Saaten geschossen. Wintergerste ist fast überall schön

Lengmelanopa abermals eingenistet. An den Raps—

blüthen verursachen die Insekten, insbesondere Flöhe und Raupen,

dies nicht der Fall ist, steht, mit Sonst ist Spärlich

Schaden; wo

Der Frühjahrsanban ist zumeist beendet. Gerste, Kartoffel und. Rüben sind schön aufgegangen und ent— Der Maisanbau ist im Allgemeinen im Zuge. Taback und entwickeln sich schön. Die Obstbäume stehen in reicher

offiziellen statistischen Daten ergab die vorjährige

Ernte in Ungarn folgende Refultate: Weizen 25 2355 886 M.Ctr. (um 12 595317 M⸗Ctr. weniger als im Jahre 1888, daher um Roggen 10 692 793 M.Ctr. Centner weniger); Gerste 7 695 855 MCtr. (um 2 524 000 M.ECtr. weniger); Hafer 6 718835 M-Ctr (um 2935 000 M. Ctr. weniger);

(um 1,95 Millionen Meter⸗

M.“ Ctr. (um 237 653 MCtr. weniger); Hirse und

Buchweizen 417 226 M.“„Ctr. (um 50 075 M-Ctr. weniger) ; Zucker⸗ rübe 11 091 536 M.Ctr. (um 3 034 509 M.Ctr. mehr). Das mit Weizen bebaute Areal war um 244 648 Katasterjoch größer und um— faßte 5 068 765 Katasterjoch.

42

Mit Roggen waren 2176 9848 Kataster⸗

Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen. 2. Zwangzvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen Verkäufe, Berpachtungen, Verdingungen ꝛc.

Verloosung, Zinszahlung ꝛc. von öffentlichen Papieren.

. Deffentlicher

80 Q! *

1) Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen.

(b465 . Steckbrief. Gegen die Gertrud Froitzheim, geboren am 31. Oktober 1862 zu Jackeroth, Kreis Grevenbroich, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls im Rück— falle verhängt. Es mird ersucht, dieselbe zu ver— haften und in das nächste Gerichts Gefängniß ab¶ zuliefern, auch hierher zu den Akten L J. 29/90 Nachricht zu geben. Altona, den 138. April 1890. Königliche Staatsanwaltschaft. (6042 Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Franz Wolf, ledigen Küfer von Posen, welcher fluͤchtig ist oder sich verborgen hält, soll eine durch Urtheil des König⸗ lichen Schöffengerichts zu Crailsheim vom 4. Ja⸗ nuar 18960 erkannte Gefängnißstrafe von 2 Monaten und 10 Tagen vollstreckt werden. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichts gefängniß zu Crailsheim abzuliefern.

Crailsheim, den 23. April 1890.

Königliches Amtsgericht. lUUnterschrift), Oberamtsrichter,

Beschreibung: Alter 338 Jahre, Größe 1,B77 m, Statur schlank, Haare dunkelblond, Stirn gewöhn—⸗ lich, Bart blonder Schnurrbart, Augenbrauen dunkel⸗ blond, Augen blau, Nase gewöhnlich, Mund ge— wöhnlich, Zähne mangelhaft, Kinn oval, Gesicht länglich, Gesichtsfarbe gesund, Sprache norddeutscher Dialekt. Besondere Kennzeichen keine.

(6336 Steckbriefs⸗ Erneuerung.

Der gegen den früheren Lehrer, jetzigen Ver— sicherungsagenten Friedrich Wilhelm Schor, am 6. November 1850 zu Töppendorf, Kreis Strehlen, geboren, wegen wiederholten Betruges nach mehr— maliger Vorbestrafung wegen Betruges unter dem 28. November 1888 in den Acten J. IVa. 691. 88 erlassene Steckbrief wird hiermit erneuert.

Berlin, den 23. April 1890.

Staatsanwaltschaft bei dem Königlichen Landgericht J. 6061

In der Strafsache gegen

I) Valentin Goseiniak, geb. den 11. Februar 1866, katholisch, zuletzt in Mikoszki aufbaltsam,

2) Arbeiter Franz Wyzuj, zuletzt in Remowice in Rußland, angeblich 1864 geboren,

3) Barbier Franz Wischnewski, geboren am 24. Juli 1864, zuletzt in Kosten,

4) Wirthssohn Johann Michalowski, geboren am 15. Juni 1866, zuletzt in Neu ⸗Tarnowo.,

5) Johann Antkomwiak, geboren 22. Juni 1866, zuletzt in Kröben,

6 Arbeiter Stanislaus Sworowmski, geb. 7. Mai 1866, zuletzt in Konary,

7) Ludwig Kasubek, geb. 21. August 1866, zuletzt in Kolaczkowice,

s Anton Laufer, geb. 10. Juni 1866, zuletzt in Alt Gostyn,

9) Peter Podrzyeki, geb. 12. Oktober 1866, zuletzt in Kossowo.

16 Peter Szymkowiak, geb. 16. Juni 1866, zuletzt in Bonezylas,

11) Ignatz Ratajezak, geb. 9. Juli 1867, zuletzt

in Gostyn, Schmidt, geb.

12 Schreiber Eugen Arthur 21. Mai 1867, zuletzt in Sandherg,

13) Kaspar Siadek, geb. 5. Januar 1867, zuletzt in Smolice,

14) Franz Rozik, geb. 28. März 1867, zuletzt in Florynki,

15) Ludwig Kobierny, geboren 17. August 1867, zuletzt in Siedlec,

16) Ignatz Roszak, geboren 20. Januar 1867, zuletzt in Ciolkowo,

17) Johann Karl Dolatkiewiez, geb. 9. Dezember

zuletzt in Podrzetsche, 19) Franz Erdmann Eckerland, geb. 15. Mai 1867, zuletzt in Ziolkowo, 20) Fleifchergeselle Gustav Arno Gerbeth, geb. 8. Juli 1868, zuletzt in Lissa 2I) Buchdrucker Benni Mühlenthal, geb. 21. Ok— tober 1862, zuletzt in Fraustadt, 22) Reservist, Pionier Karl Friedrich Rocken⸗ schutz geboren 30. Oktober 1863, zuletzt Buchhalter in ELissa wegen Verletzung der Wehrpflicht wird da die Angeschuldigten des Vergehens bezw. der Uebertretung gegen 5. 140 Abs. 1 Nr. 1, §. 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs beschuldigt sind, auf Grund der §5. 480, 325, 326 der Strafprozeßordnung zur Deckung der die Angeschuldigten möglicherweise treffenden höchsten Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens je auf Höhe von 300 4M in Worten: Drei— hundert Mark das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen der Angeschuldigten mit Beschlag belegt. III. M 40/90. Lifsa, den 18. April 1890. Königliches Landgericht, Erste Strafkammer.

6043 Bekanntmachung. Beschluß. In der Strafsache gegen ID Wilhelm Weiß aus Friedrichslohra, 2) Feodor Robert Karl Kühlewind aus Hesserode, 3) Friedrich Louis Karl Hentrich aus Klein⸗ Furra, 4 Heinrich gerode, 5) Heinrich Wilhelm Raetsch aus Niedergebra, 65 Heinrich Mehler aus Oberdorf, 7I August Robert Wilhelm Daehnhardt aus Obergebra, 83) Karl Ludwig Otto Heinrich Weiß aus Cöthen, 9) Otto Maring aus Blankenheim, 16) Friedrich Wilhelm Emil Schmidt aus Hayn, 1I) Friedrich Karl Mülverftedt aus Beyer naumburg, 12) Karl Heinrich Friedrich Enke aus Stolberg, 13 Paul Emil Darnstaedt aus Sangerhausen, 14 Adolph Ferdinand Jordan aus Bennungen wegen Entziehung der Wehipflicht wird, da die Angeschuldigten des Vergehens gegen §. 140 Absatz 1 Nr. 1 des Strafgesetzbuchs beschuldigt sind, auf Grund der S§5§. 480, 326, 326 der Strafprozeß⸗Ordnung zur Deckung der die Angeschuldigten möglicherweise treffenden höchsten Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens das im Beutschen Reiche befindliche Ver— mögen der Angeschuldigfen mit Beschlag belegt. RNordhausen, den 29. März 1890. Königliches Landgericht, Strafkammer. von Hafsell. Schneidewind. Siedler.

Karl Spangenberg aus Limlin—

6044 Beschlus. In der Strafsache gegen Andreas Josef Petzhold von Drolshagen wegen Verletzung der Wehr— pflicht ist beschlossen, daß das Verfahren gegen den Angeschuldigten wegen Todes desselben ein ustellen, und die durch den Beschluß vom 14. März 15890 angeordnete Beschlag⸗ nabme des Vermögens des ꝛc. Petzold aufzuheben. Arnsberg, den 18. April 18989.

Königliches Landgericht, Strafkammer. Schneidewind. Brisken. Schwemann.

6045 Beschlusz.

In der Untersuchung gegen den Rekruten Georg Lehmann, Maurer, geboren am 2. Mai 1868 zu Diefenbach, Kreis Weißenburg, wegen Fahnenflucht, wird zur Deckung der den Angeschuldigten möglicher

.

Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Besellsch. Berufs⸗Genofssenschaften.

Erw Wochen⸗Ausweise der deutschen Zettelbanken. Verschiedene Bekanntmachungen.

erbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaften.

Strastburg, den 11. April 1890. Kaiserliches Landgericht, Strafkammer. Lellbach. von Bom hard. Isemann.

6046 . Beschlusz.

In der Untersuchung gegen den Rekruten Martin Holler, geboren am 11. November 1868 zu Siegen, Kreis Weißenburg, Ackerer, wegen Fahnenflucht, wird zur Deckung der den Angeschuldigten. möglicherweise treffenden höchsten Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen des Angeschuldigten mit Beschlag belegt.

Straßburg, den 11. April 1890. .

Kaiserliches Landgericht, Strafkammer. Lellbach. von Bomhard. Isemann.

6048 Besch luß. In der. Untersuchung gegen den Rekruten Emil Franz Winstel, Hufschmied, geboren am 27. März 1369 zu Wittersheim, Kreis Hagenau, wegen Fahnen⸗ flucht, wird zur Deckung der den Angeschuldigten möglicherweise treffenden höchsten Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens das im Deutschen Reiche , Vermögen des Angeschuldigten mit Beschlag elegt. Straßburg, den 11. April 1890. Kaiserliches Landgericht, Strafkammer Lellbach., von Bomhard. Isemann.

6047 Beschlusz. In der Untersuchung gegen den Rekruten Philipp Friedrich Karl Vosselmann, Schriftsetzer, geboren am 14. März 1869 zu Weißenburg, wegen Fahnen— flucht, wird zur Deckung der den Angeschuldigten möglicherweise treffenden höchsten Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens das im Deutschen Reiche e n Vermögen des Angeschuldigten mit Beschlag Hzelegt. Straßburg, den 11. April 1890. Kaiserliches Landgericht, Strafkammer. Lellbach. von Bomhard. Isemann.

6049 Beschlußz.

In der Untersuchung gegen den Rekruten Eugen Ott, Schuster, geboren am 20. Februar 1867 zu Kaltenhausen, Kreis Hagenau, wegen Fahnenflucht, wird zur Deckung der den Angeschuldigten möglicher weise treffenden höchsten Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen des Angeschuldigten mit Beschlag belegt. Straßburg, den 11. April 1890.

Kaiserliches Landgericht, Strafkammer. Lellbach. v. Bomhard. Isemann.

lõoho] Beschlus.

In der Untersuchung gegen den Rekruten Friedrich Metzger, Tagner, geboren am 4. September 1869 zu Schweighausen, Kreis Hagenau, wegen Fahnen⸗ flucht, wird zur Deckung der den Angeschuldigten möglicherweise treffenden höchsten Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens das im Deutschen Reiche be⸗ ., Vermögen des Angeschuldigten mit Beschlag elegt.

Straßburg, den 11. April 1890.

Kaiserliches Landgericht, Strafkammer. Lellbach. von Bomhard. Isemann.

2) Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dgl.

6088 In Sachen des Altvaters Ludwig Gerike zu Wend. hausen, Klägers, wider den Zimmermeister Heinrich

1867, zuletzt in Czacharowo,

weise treffenden höchsten Geldstrafe und der Kosten

zur Zwangsversteigerung auf Montag, den 4. August d. J, Nachmittags 37 Uhr, vor Herzoglichenm Amtsgerichte im Ahlemann'schen Wirthshause zu Wendhausen angesetzt, in welchem die Hypothekgläubiger die Hppothekenbriefe zu über— reichen haben. Braunschweig, den 23. April 1890. Herzogliches Amtsgericht Riddagshausen. Kulemann.

6089

In Sachen des Dachpappenfabrikanten Ferdinand Schacht hieselbst, Klägers, wider den Zimmermann Friedrich Schulze zu Querum, Beklagten, wegen Forderung, wird, nachdem auf Antrag des Klägers die Beschlagnahme des dem Beklagten gehörigen Anbauerwesens No. ass 73 zu Querum nebst Zubehör, wie solches im dortigen Grundbuche Band II. Blatt 108 eingetragen ist, zum Zwecke der Zwangs— versteigerung durch, Beschluß vom gestrigen Tage verfügt, auch die Eintragung dieses Beschlusses im Grundbuche am selbigen Tage erfolgt ist, Termin zur Zwangsversteigerung auf Donnerstag, den 7. August d. Irs.,, Morgeus 10 Uhr, an unterzeichneter Gerichtsstelle angesetzt, in welchem die Hypothekgläubiger die Hypothekenbriefe zu überreichen haben. Braunschweig, den 24. April 1890.

Herzogliches Amtsgericht Riddagshausen.

Kulemann.

6087

In Sachen, betreffend die Zwangsversteigerung des bis dahin dem Töpfer Fritz Bartels in Schwaan gehörigen Wohnhauses Nr. 192 . p. an der Gr. Bergstraße daselbst, hat das Großherzogliche Amts— gericht zur Abnahme der Rechnung des Sequesters, zur Erklärung über den Theilungsplan, sowie zur Vornahme der Vertheilung Termin auf Freitag, den 9. Mai 1890, Vormittags 111 Uhr, Zimmer Nr. 3 bestimmt, zu welchem die Betheiligten hiermit geladen werden. Der Theilungsplan und die Rechnung des Sequesters werden vom 1. Mai d. J. an zur Einsicht der Betheiligten auf der Gerichts— schreiberei, Abtheilung für Zwangsvollstreckungen und Konkurse, niedergelegt sein.

Schwaan i. / M., den 24. April 1890.

Der Gerichtsschreiber des Großherzoglichen Amtsgerichts.

(4633 Oeffentliche Bekanntmachung. Aufgebots verfahren.

Durch Beschluß des Kgl. Amtsgerichts Kaisers— lautern vom Heutigen wurde auf Antrag von Oskar Rössinger, Rentner, in Mülhausen i. /⸗El. wohnhaft, und Laure Hirn-⸗Rössinger, Ehefrau von Ferdinand Hirn, Dessinateur, in Rouen Frankreich wohn⸗ haft, durch Rechtsanwalt Hoerner in Kaiserslautern als Prozeßbevollmächtigten vertreten,

bezüglich zweier auf den Inhaber und auf je 1000 fl. lautender Attien der Kammgarnspinnerei Kaiserslautern in Kaiserslautern, nämlich:

Aktie Nr. 362, d. d. Kaiserslautern, 1. April 1864 Eigenthum von Laure Hirn⸗Roes⸗

singer Aktie Nr. 7J21, d. d. Kaiserslautern, 1. Juni

1868 Eigenthum von Oskar Roessinger —, welche im Jahre 1884 zu Verlust gegangen sind, das Aufgebotsverfahren eröffnet und Aufgebotstermin anberaumt auf. Mittwoch, den 26. November 1890, Vormittags 9 Uhr, im Amtszimmer des Herrn Kgl. Ober ⸗Amtsrichters Bettinger im Kgl.

Gerike daselbst, Beklagten, wegen Altentheils, wird,

Amtsgerichtsgebäude dahier.