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einen überraschend malerischen Anblick dar. Zwischen hohen Bäumen blieb der Ausblick in eine weite Fluß⸗ und Wiesenlandschaft frei. Ein erböhter Ebrensitz erhob sich rechts unter einem prunkvollen Baldachin. Die Ghrengeschenke und zahlreichen Blumen und Kranzspenden standen und lagen in schöner Gruppirung um
die Stufen des für den Jubilar bestimmten Platzes. Die Mitglieder des Berliner Theaters und zahlreicher anderer hiesiger Bühnen, sowie Abgeordnete zahlreicher Vereine und Theater hatten sich in festlichem Gewande versammelt. Bei seinem Eintritt wurde der Jubilar von einem Festchor empfangen. Im Namen des Festcomités brachte J Dr. Gumbinner die erste Begtüßung dar, an welche ch B
die des Regisseurs des Berliner Theaters schloß. Hr. arnay erwiderte darauf in einer ebenso gemüthvollen als launigen Rede; er betonte sein herzliches Verhältniß zu feinen Mit⸗ wirkenden und stellte als das höchste Ziel irdischen Glückes das Streben nach dem Idealen hin, dem er und sein ganzes Haus sich geweiht babe. Daran schlossen sich zahlreiche Beglückwünschungen der Vereine und Institute. Mehrere Theater haben den Jubilar zum Ehrenmitglied ernannt. Unter lebhaftem Beifall überreichte Theodor Liedtke eine Anzahl Adressen von auswärtigen Theatern mit dem Bemerken, daß auf der Post und der Bahn noch vieh mehr lägen. Drei Studirende der Friedrich Wilhelms ⸗Universität erschienen mit einer poetischen Ansprache. In zahlreichen Reden wurden so Ludwig Barnay's Verdienste als dar— stellender Künstler, Regisseur und Theaterdirektor wie seine mensch⸗ lichen Tugenden nach allen Richtungen gewürdigt, und für Alle fand der Jubilar ein ungekünsteltes auß dem Herjen kammendes Wort. Mit einem Festchor schloß die Feier, welche dem Jubilar die freudige Verehrung und herzliche Liebe offenbart hat, die er in deutschen und in außerdeutschen Landen genießt, stimmungsvoll ab. Bei jeder neuen Huldigung gab das Publikum, welches den ganzen Theaterraum füllte, seine freudige Zustimmung durch lebhaften Beifall zu erkennen. Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater.
Die Semmersaison beginst am Sonnabend, 10. Mai. Ein Repertoirewechsel ist, wie zu erwarten war, mit dem Abschluß der Wintersaison nicht verknüpft, denn der ‚Arme Jonathan“ erlebt bald ein neues Jubiläum. Den Tbeaterbesuchern steht aber vom 19. Mai ab der schöne Concertpark offen, der mit seinem reichen, bunten Programm zum dritten Male, seitdem Direktor Fritzsche diese glänzende Sommerschöpfung im Norden Berlins begründete, sich als einer der reizvollsten Zielpunkte für Einheimische und Fremde erproben wird.
Central Theater.
Das Central-Theater hat am vergangenen Dienstag seine Winter⸗ Saison geschlossen. Die Abschiedssorstellung war insofern von beson— derem Interesse, als sie die letzte in dem bisherigen Gebäude war, denn der geplante Umbau, mit dem demnächst, begonnen wird, dürfte dem Theater ein wesentlich anderes Aussehen als bisher geben; wird doch selbst der Name nicht mehr derselbe bleiben, sondern nach der Wieder ⸗Eröffnung in Thomas -⸗Theater“ umgewandelt werden. Diese Aenderung hat insofern ihre Berechtigung, als Hr. Direktor Thomas seit Ucbernahme des Instituts dem Unternehmen durch seine kürstlerische Thätigkeit einen neuen Aufschwung bereitet und ihm neue Freunde erworben hat. Hr., Thomas darf auf eine an Erfolgen reiche Zeit in dem alten Hause zurücksehen; eine ganze Reihe der von ihm zur Aufführung gebrachten Possen hat es zu einer recht stattlichen Zahl von Wiederholungen gebracht und auch die letzte, Ein fideles Haus, reihte sich den früher gegebenen würdig an. Die Abschiedsvorstellung gestal tete sich somit zu einem wehmüuthig festlichen Akt und brachte für die bewährte Thomas'sche Truppe der anerkennenden Ovationen die reiche Fülle. Lebhafter Beifall erschallte, als Hr. Thomas seine Abschiedsworte an das Publikum gerichtet hatte und die Hoffnung aussprach, daß auch im neuen Hause ihm die Gunst der Berliner treu bleiben möge. Diese Hoffnung wird ihn nicht täuschen und auch das Thomgs-Theater dürfte wieder alle Verehrer der Thomas'schen Muse so zahlreich wie früher in seinen Räumen versammelt sehen.
Mannigfaltiges.
Die Ausstellung der Schmuck und Juwel ierarbeiten im Königlichen Kunstgewerbe⸗Museum wird, da eine Ver— längerung nicht stattfinden kann, dem Programm entsprechend am Sonntag, den 11. Mai geschlossen.
In der wissenschaftlichen Abtheilung der Gartenbau-Aus⸗ stellung wurden die Arbeiten von Professor Dr. Zettnow - Berlin
mit einer silbernen Medaille ausgezeichnet. Die Firma W. Wendt Berlin erhielt ferner für ihre Dekoration zu einer Trauung im Oause- den ersten Preis von 209 4, desgleichen der Architekt Th. Prüfer für die zu dieser Dekoration gelieferten kirchlichen Geräthe einen Preis von 100 4M
Die biesige Firma V. Manheim er bat aus Veranlassung ihres fünfzigjährigen Geschäftsjubiläums, dem „Confectionär“ zufolge, 40 005 ½ zur Unterstützung hülfsbedürftiger Mäntel näherinnen gestiftet.
Schmiedeberg im Riesengebirge, 27. April (N. A. Z.) Auf einem Felsen des Hendelberges bei Krummhübel hat man kürzlich ein 2 Fuß langes und 1 Fuß tiefes sogenanntes Opferbechen“ ent⸗ deckt, welches augenscheinlich von Menschenhänden angelegt ist.
Kiel, 28. April. (Kiel. Ztg) Für den am 193. Mai v. J. im Gefecht bei Bagamoyo bei Erstürmung des kefestigten Lagers Buschiri's gefallenen Unter-Lieutenant zur Ser Schelle ist auf Veranlassung des Marine⸗-Offiziereorps in der hiesigen Werkstatt des Bild. und Steinhauermeisters Müllenhoff ein Grabmal ange—⸗ fertigt. Dasselbe, ein eiwa 24 m hoher Obelisk aus polirtem schwedischen Granit von schwarzer Farbe, trägt mit vergoldeten Buchstaben die Inschrift: „Hier ruhet in Gott der Unter Lieutenant zur See Max Schelle von S. M. Kreuzer „Schwalbe“. 24 Jahre alt, fiel er am 19. Mai 1889 beim Sturm auf die befestigte Stellung Bagamovo, Allen voran, als Erster im feindlichen Lager.“ Der Obelisk ruht auf einem Dappelsockel aus belgischem Granit. Die Absendung erfolgt mit dem Dampfer des Norddeutschen Lloyd Adler“ am 31. Mai d J. von Bremerhaven aus, mit welchem auch der Ablösungstransport für S. M. Kreuzer „Schwalbe“ nach Sansibar instradirt wird.
Saarbrücken, 1. Mai. (Saarbr. Ztg.) Die feierliche Uebertragung der Gebeine der auf dem großen Exerzierplatze hier beerdigten, in der Spicherer Schlacht am 5. August 1870 ge⸗ fallenen Krieg er nach dem Ehrenthal erfolgte gestern Nach2 mittag unter Betheiligung unserer Garnison, der Kriegervereine und fast der gesammten Bürgerschaft. Eine zahllose Menschenmenge von nah und fern wohnte dem ergreifenden Akt, welcher den würdigsten
Verlauf nahm, bei.
Stuttgart, 27. April. (Allg. Ztg.) Auf dem hochgelegenen, nach dem verstorbenen Herzog Eugen ron Württemberg so benannten Gugens-⸗Platz, den früher die jetzt in der Nähe, nur etwas tiefer aufgestellte Büste dieses Prinzen schmückte, fand beute durch den Verein zur Förderung der Kunst, dessen Präsident Prinz Hermann zu Sachsen⸗Weimar ist, die feierliche Enthüllung des von Ihrer Majestät der Königin gestifteten Monumental brunnens mit der überlebenegroßen Figur der Galathea statt. Die letztere sewie das gleich ihr im reichsten Barockstil ge⸗ haltene archifektonische Beiwerk ist die Schöpfung des in Berlin lebenden Architekten und Bildbauers Otto Rieth, dessen Modell zwar bei der vorhergegangenen Konkurrenz nicht mit dem ersten Preis gekrönt, aber doch von der Königin in Uebereinstimmung mit dem Geschmack vieler Kunstverständiger zur Ausführung gewählt wurde. Den überaus gelungenen Bronzeguß der Figur und der Brunnen— schale hat Paul Stotz in Stuttgart besorgt. Um 11 Uhr Vormittags versammelten sich der Praͤsident und die Mitglieder des genannten Vereins, sowie die zu der Feier geladenen Gäste im neuen Festsaal des Königlichen Museums der bildenden Künste, woselbst Professor Lemcke die nach Form und Inbalt gleich vollendete Festrede hielt. Mit schwungrollen Worten dankte sodann der Präsident des Vereins auf dem Platze selbst der hohen Stifterin, welche, obwohl kaum von längerer Krankheit genesen, den Enthüllungsakt mit ihrer Gegen— wart beehrte, und dem Künstler. In dem Augenblick, da die Hülle der Galathea fiel, begannen auch die Wasser des Brunnens und der Cascade ihr plätscherndes Spiel.
Moskau. (Hall. Ztg. Eine centralasiatische Aus stellung wird Ende dieses Jahres im geschichtlichen Museum zu Moskau eröffnet werden und vier Monate dauern. Zur Aukstellung gelangen Sammlungen des mittelasiatischen Thier⸗, Pflanzen. und Steinreiches, sowie mittelasiatische Alterthümer, Gegenstände der Hauswirthschaft und Industrieerzeugnisse.
New⸗Pork, 30. April. (. C.) Der Passagierdampfer „H. B Plant“ brannte auf dem See Beresford in Florida bis zum Wasserspiegel nieder, wobei drei Mitglieder der Mannschaft um⸗ kamen. Ein anderer Passaglerdampfer Andrew Jackson“ gerieih gestern im Flusse St. John bei Facksonville in Brand. Er war mit Menschen gefüllt, unter denen eine Zeltlang große Panik herrschte. Mehrere Versonen sprangen ins Wasser. Der Dampfer brannte bis zum Wasserspiegel nieder. Drei Personen, zwei Männer und eine Frau, ertranken.
Philadelphia, 28. April. (A. C. Der unterhalb des ge⸗ brochenen Morganza Dammes liegende Ort Baton Rouge in Louisiana ist roll von Flüchtlingen. 6 Neger büßten in Folge des Dammbruches ihr Leben ein. Ein anderer ungebeurer Damm bruch ist bei Martin ez unterhalb Baton Rouge erfolgt 1500 Arbeiter sind mit 4 Dampfern beschäftigt, die Oeffnung zu schließen. Die an⸗ grenzende Ebene ist auf Meilen überschwemmt Der. außer⸗ ordentlich hohe Wasserstand des Flusses hat in Folge der Damm— brüche abgenommen. 22
Calcutta, 29. April. (A. C). In Calcutta ist die In⸗ fluenza, velche einen großen Theil der Einwohnerschaft ergriffen bat, allmählich im Er löschen begriffen. Im Oberlande aber herrscht sie noch immer und mehrere Todesfälle sind in der letzten Zeit in Simla vorgekommen.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Potsdam, 2. Mai. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser besichtigte heute Vormittag auf dem Bornstedter Felde die drei Bataillone des 1. Garde⸗Regimenis zu— Fuß. Der Fürst von Hohenzollern, der Prinz Rup— precht von Bayern, der Erbprinz von Sachsen-Meiningen, der Erbprinz von Hohenzollern mit Gemahlin, viele fremde Offiziere und eine glänzende Suite wohnten der Besichtigung bei. Zum Schluß fand eine Gefechtsübung im Feuer statt, zu welcher das Garde⸗Husaren⸗Regiment und das Regiment der Gardes du Corps durch Alarmirung herbeigerufen waren. Nach der Uebung richtete Se. Majestät eine kurze An⸗ sprache an das 1. Garde⸗Regiment, dessen Oberst von Plessen ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aushrachte, in welches das Regiment begeistert einsätimmte. Se. Majestät ritt mit den genannten Füurstlichkeiten an der Spitze des Regiments in die Stadt zurück und nach der Kaserne des Regiments.
Hannover, 2. Mai. (W. T. B.) Sämmtliche aus der Provinz eingegangenen Nachrichten bestätigen, daß der gestrige Tag überall ruhig und ordnungsmäßig ver⸗ laufen ist.
an ge, 2. Mai. (W. T. B.) Aus Tourcoing von heute Vormittag hier eingegangene Meldungen bezeichnen die Lage daselbst als ernst. In 25 Etablissements strikt die Arbeiter schaft. Aus Roubaix sind 5000 strikende Arbeiter nach Tourcoing gekommen und ver— breiten sich in der ganzen Stadt. An mehreren Punkten ist es zu Ordnungsstörungen und Gewalt— thätigkeiten gekommen. Die Einfriedigungen von mehreren Fabrikanlagen wurden niedergerissen. Die Behörden haben um Verstärkung der Truppen nachgesucht.
Mons, 2. Mai. (W. T. B.) Die Arbeit ist überall wieder aufgenommen worden. Die Befürchtungen, daß in der Borinage eine allgemeine Arbeitseinstellung erfolgen
würde, haben sich somit nicht bestätigt.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
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Wetterbericht vom 2 Mai, Morgens 8 Uhr.
/ red. in Millim. ö
d.
42 R.
Wind. Wetter.
Stationen. Beaun fang 7 Uhr.
Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp. Temperatur in oO Celsius
5
Zauber ⸗ Komödie
Mallaghmore WSW 4pedeckt Aberdeen. 59 WNW A2bedeckt hristiansund s5 S heiter Kopenhagen. 761 O 2 heiter Stocholm . I68 heiter aparanda. ß S 2 heiter St. Petersbrg. 76 Moskau. Cort. Queens J Cherbourg
wolkenlos
2 halb bed.
Swinemünde 159 OS 3 heiter?) Neufahrwasser 763 ONO bedeckt Memel... 764 OSO 2halb bed. Kö 73761. heiter Rünster.. 757 NNW 2 bedeckt Karlsruhe. 756 S 4 Regen Wiesbaden. 756 still bedeckt München .. 756 Chemnitz .. ;
Berlin. . 5 ! ie 5 2 . 58 3 hei Brandes. Hierauf:
rache. Lustspiel
Breslau ... worre 3 bedeckt fel
Ile d ill. 1 — 4 wolkig 8
Triest S 1Regen 11 rache.
1) Dunst, Thau. ) Abends Gewitter. h Thau. Uebersicht der Witterung.
Auf dem ganzen Gebiete, außer im Südwesten, sischen der Grenet ⸗Dancourt u. Burone von Hans bat der Luftdruck abgenommen; ein barometrisches Ritter. Vorher:
Minimum liegt über Süddeutschland, daselbst Regen⸗ Im nördlichen Deutschland dauert die schwache Uhr. östliche Luftströmung bei meist warmer, theilweise
35 mm Gewitterregen. An der ostpreußischen Küste stiegen die Nachmittagstemperaturen bis auf 24 Grad. Deutsche Seewarte.
Theater ⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern— haus. 194 Vorstellung. Die Hochzeit des Figaro. J Romische Oper in 4 Akten von Mozart. Text von Beaumarchais. Dirigent: Kapellmeister Kahl. An—
Schauspielhaus.
W. Taubert. Tanz
gesetzt vom Direktor Dr. Otto Devrient Musikalische
Direktion: Hr. Steinmann. Sonntag: Opernhaus.
wolkenlos 3 abend: Das Rheingold.
Anfang ?7 Ubr.
Verliner Theater. Jagd. (Hedwig Niemann.)
Sonntag: A tempo. — Der * durch s Fenster. — Gewitterschauer. (Hedwig N
Montag: Hamlet.
Montag: Die Ehre.
Sonntag u. folg. Tage: ? heiterer Witterung fort. In Friedrichsbafen fielen Armband. Cetzte Sonntags ⸗Aufführung.)
Victoria-Theater. Sonnabend: Zum 2656. M.: Zeitgemälde in 10 Bildern
Stanley in Afrika. Richard Nathanson.
von Alex. Moszkowski und
Musik von C. A. Raida. Ballet von G. Severini. Anfang 76 Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Triedrich -Wilhelmstãdtisches Theater. Sonnabend: Zum 1066 Male: Der arme Jo⸗
108. Vorstellung. Der Sturm. nathan. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann in 5 Aa ien . Shakespeare, und Julius Bauer. Mustk von Carl Millöcker. Nach A. W. v. Schlegel's Üebersetzung. Musik von In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Graeb In Scene Hr. Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.
Sonntag: Der arme Jonathan.
Anfang 7 Uhr. 2 1095. Vorstellung. Der Ring des Nibelungen von . F gr Vor⸗ k nsang “ Uhr. bur Sonnabend: Zum 83. Male: Marqnise. Schau pielhaus 149 Vorstellung. Die Quitzow s Eufflpie in 3 Akten 36 Victorien Sardou. 2 8 ö. , in, 4. Aufzügen von Ernst don Robert Buchbolj. Äufang 75 Uhr.
don ildenbruch.
Jeutsches Theater. Sonnabend: Faust's Tod. : 6 Sonntag: Der Sohn der Wildniß. 2wolkigi) ö Montag: Götz von Berlichingen.
Nesidenz-⸗Theater. Direktion: Sigmund Lauten
Sonntag: Margquise.
Rroll's Theater. Italienische Opern ⸗Saison.
Sonnabend: Geschlossen. Sonntag: Letzte Sonntags- Vorstellung. Ln
Sonnabend: Die wilde Traviata mit Sgra. Prevosti.
iemann. Delle Alliance - Theater. Sonnabend: Zum
63. Male: Der Nautilus. Großes Ausstattungs⸗ in 4 Akten und
ö. Sonn 9 stück mit Gesang und Tanz , , ,, . 13 Bildern nach Jules Verne von Carl Pander. w Jam 1. telt? M n Mustk von E. Christiani und A. Wicher.
2 Akten von Eduard Bauern. (vbrneßmstes und großartigstes Sommer Ctablissement
Im prachtvollen glänzend renovirten Sommergarten
der Residenz): Großes Doppel ⸗Concert. Auftreten
Sonntag: Ein Besuch. Hierauf: Mädchen der Stlginal· Salon. Gesangs - Pumoristen Frisch und
lott und der Wiener Original · Duettisten Paula und udwig Tellheim, sowielder Contra Altistin Frl. Elise Münichsdorfer. Brillante Illumination des ganzen
Wallner -Theater. Sonnabend: Zum 14. Male: Fiablissementz. Anfang des Concerts 6 Üht, der Rigobert. Posse in 3 Akten nach dem Franzö⸗ Vorstellung 71 Uhr.
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Zum 14. Male: Das Arm⸗ JJ band. Schwank in 1 Akt nach einer vorhan enen
wetter mit elektrischen Entladungen hervorrufend. . von Fritz Mai und Franz Guthery. Anfang
Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Sonnabend: Zum 83. Male: Der Goldfuchs.
Rigehert, — Das Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und
Leopold Ely. Couplets theilweise von Gustav Sörß. Musik von Franz Roth. Anfang 76 Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung. Der Sommergarten ist geöffnet.
Urania, Invalidenstraße 57 / 2. Geöffnet von 12 —11 Uhr. Sonnabend, um 55 Uhr: Hr. Dr. Potonis: Was sind Blumen? und um 3 Uhr: Die Geschichte der Urwelt.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Paula Gudden mit Hrn. Theodor Reintjes (Kleve). — Frl. Minni Moock mit Hrn. Dr., med. Anton Pfeiffer (Wiesbaden). — Frl. Helene Schmücking mit Hrn. Friedrich Schriever (HelmstedtMörse). — Frl. Emma Dörvmund mit Hrn. Lehrer Gustav Steding (Benstorf— Herkensen). — Frl. Claire Matthieu mit Hrn. i . Kirsten e, ,,,, . —
rl. Ida Leuckfeld mit Hrn. Heinrich Mackensen (Nordhausen Mannheim). — Frl. Bertha Belz mit Hrn. Jean Flamm (Lindenthal — Köln).
Verehelicht: Hr. Apothekenbesitzer Karl Thiele mit Frl. Gertrud Kletke (Breslau) — Hr. Dr. Hans Knod mit Frl. Emmy v. Eupen (Essen a. d. Ruhr). — Hr. Hugo Schwartze mit Frl. Gertrud Roehr (Berlin). — Hr. Lieutenant Hans v. Webern mit Frl. Adele Rymultowski und Kornitz (Schwengfeld). — Hr. Moritz Lenzberg mit Frl. Marie Seiff (Lemgo). — Hr. Dr. A. Holtkamp mit Frl. Josefine Brenner (Eitorf a. d. Sieg). —
Gebsren: Ein Sobn: Hrn. Gustav Ritter (Burtscheid). — Hrn. Berthold Möller (Rostoch. — Hrn. Karl Bobzien (Wismar). — Hrn. Paul Welter (Köln — Lindenthal). — Hrn. W. Schmidt (Röbel). - Eine Tochter: Hrn. Lieut. Seeliger (Hannover) — Hrn. Hugo Hoffer (Berlin). — Hrn. Paul Willing (Berlin). — 2 August Scheiding (Berlin). — Hrn. Karl Büsing (Berlin). — Hrn. Rechtsanwalt Pulst Eüchow). — Hrn. Gerichts ⸗Assessor Baier (Eschwege). — Hrn. Kreis⸗ sekretär W. Hillmer (Sulingen). .
Gestorben: Hr Pfarrer Eduard Frank (Preisnitz). — Hr. Rendant a. D. Paul Schwing (Breslau). — Hr. Louis Scholz (Berlin).
Redacteur: J. V.: Siemenroth. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagg ⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Neun Beilagen leinschließlich Börsen · Beilage).
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und König
M 1O7.
Erste Beilage
Berlin, Freitag, den 2. Mai
Statistik und Bolkswirthschaft. Zur Arbeiterbewegung. . Ueber den Ausfall der für den ersten Mai von den Arbeitern ins Werk gesetzten Kundgebungen tbeilen wir zunächst folgende Meadungen des ‚Wolff'schen Bureaus“ aus deutschen Städten mit:
In Ham burg und Altona verlief der Tag rubig; in allen Staatẽbetrieben wurde gearbeitet, ebenso in den meisten Fabriken; die Bauhandwerker, Schiffsbauer ꝛc. feierten zum größten Theil. Auf der Wr ft von Blohm und Voß sind von 2500 Arbeitern 500 er— schienen; Plakate theilen mit, daß die Fejernden vor dem 6. d. nicht wieder 2angestellt werden würden. Auf an deren Schiffswerften ift ein ähnliches Verhältniß; bei Jannssen und Schmilinskü arbeiten von 218 Arbeitern 70; auf der Sfaatewerft arbesten Alle bis auf 70 Mann. Die feiernden Arbeiter haben fich ia die Umgegend begeben, von Er— zessen ist kieher nichts bekannt geworden; auf der Elbe fahren Polizeibarkassen, um event. einjuschteiten. Da die Ansammlung von Arbeitern in Horn bereits eine bedenklich große war, so wurde ein neuer Zug von Arbeitern, welcher sich dorthin begeben wollte, polizeilich aufgelöst, was obne Mühe gelang. Abzeichen und Embleme werden nicht getragen; öffentliche Verfammlungen und Tanzvergnügungen sind jeßt auch in Altona verboten. — Die Arbeiterverbände be— schlossen, morgen früh wieder auf den Baustätten zu erscheinen. Mehrere Meister hatten die Gesellen, welche zu feiern beabsichtigten, bereits U. abgelohnt. — In Altona wurde nur partiell von den
rbeitern gefeiert. Die Feiernden machten einen Ausflug. Auf etwa 127 Neubauten wurde gearbeitet.
In Bremen, Bremerhaven und Geestemünde sind am gestrigen Abend und während der Nacht keinerlei Ruhestörungen vor gekommen.
In Lübeck war Alles ruhig, nirgends wurde gefeiert.
In Köln batten sich nach en bisherigen Meldungen in allen größeren Etablißsements und ebenso in Kalk, Deutz, Mülheim Ehrenfeld und Rippes fämmtliche Arbeiler zur Arbeit eingefunden. Die Wenigen, welche feiern, gehören anfcheinend lleineren Fabriken an oder sind ganz stellungs os. Gegen 11 Uhr Vormittags durchzogen 200 — 50 Feiernde in vollkommener Ruhe die Hauptstraßen von Süden nach Norden, um Tie dortigen Vergnügungs⸗ etablissements aufzusuchen.
In Essen a. d. Ruhr ist der Tag obne Demonstration verlaufen. Die großen Werke von Krupps Gußstahlfabrik sowie das Walzwerk von Schulz und Knaudt und die Zechen sind in Betrieb. Gefeiert wurde nirgends.
J s. Elberfeld und Barmen war Alles ruhig an der rbeit.
In Bochum und in der Umgegend herrschte alltägliches Leben; nirgends war eine Veränderung bemerkbar, Alles arbeitete.
In Gelsenkirchen sind die Arbeiter auf allen Werken voll.
zählig zur Arbeit angetreten. Demonstrationen sind im Gelsen— kirchener Kreise nicht rorgekommen. — Auch im ganzen Essener und Gelsenkirchener Revier ist, wie aus Bergeborbeck be— richtet wird. überall gearbeitet worden. De monstrationen sind nicht vorgekommen.
Aus Saarbrücken wird berichtet, daß weder in der Stadt selst noch in einem einzigen Orte des Saarreviers die Arbeiter gefeiert haben. Es herrschte vollkommene Ruhe.
Im Aachener Industriebezirke wurde überall gearbeitet. Die Ruhe ist nirgends gestört worden.
In Bonn wurde in allen Betrieben, auch in der Umgegend voll gearbeitet, und nirgends war eine Neigung, die Ordnung zu stören, bemerkbar.
Die Stadt Frankfurt a. M. zeigte dasselbe Aussehen wie an gewöhnlichen Werktagen, auch war der Arbeiterzufluß von Aus— wärts Morgens kein anderer als sonst. Auf den zahlreichen Neubauten und in den meisten Werkstätten und Fabriken herrscht die gewohnte Thätigkeit. Am Vormittag fand eine vorzugsweise von Schrei—⸗ nern, Schuhmachern und Schneidern besuchte Versammlung statt. Am Nachmittag begaben sich die Feiernden nach Isenburg.
In Straßburg i El s. ist der Tag ohne jegliche Störung der Ordnung verlaufen. Von hiesigen Arbeitern wurde nicht gefeiert.
In der Stadt Leipzig war Alles ruhig. Gegen 1509 Per- sonen machten Morgens einen Spaziergang nach Oetsch. In den großen Spinnereien sind die Arbeiter vollzählig er⸗ fchienen. Die Fabriken sind sämmtlich in Thätigkeit, an den Neu— bauten wird überall gearbeitet.
In Dresden verlief. auch der Nachmittag, obgleich eine größere Anzahl von Arbeitern feierte, ruhig. Die in Loschwitz ver— sammelten 8000 Personen sind in Abtheilungen Abends nach Bresden zurückgekehrt. .
Aus Chemnitz wird berichtet, daß nach den vorliegenden Nach— richten aus 139 Fabriken des Chemnitzer Industriebezirks (einschließlich Limbach) von 30 818 Arbeitern nur 3 ohne Enischul— digung gefehlt haben. Ruhestörungen sind während des Tages nicht vorgekommen. Abends fanden in der Stadt und Umgegend Versamm lungen statt, welche von den Behörden genehmigt sind. — Wie heute gemeldet wird, ist auch die Nacht ruhig verlaufen, obwohl mehrere sozialistische Versammlungen gestern Abend stattfanden. Verhaftungen sind nicht vorgekommen.
In Zwickau wurde in allen Fabriken und Betrieben gearbeitet. Nur vereinzelt begegnete man feiernden Arbeitern. Oeffentliche Manifestati onen sind nicht vorgekommen.
Aus Freiberg i. S. wird telegraphirt, daß in den fiskalischen Erzbergwerken und Hütten, in den Maschinen«, Papier- und Cigarrenfabriken, sowie in den Fabriken für Superphosphat und für Lederzurichtung der Stadt und der Umgegend alle Leute arbeiteten. Abends sollte ein Fest im Glückauf ⸗Saale stattfinden.
In Breslau herrschte die größte Ruhe. Von Ausständen ist nichts bekannt geworden; dasselbe gilt von der Umgegend. Auch sind keine Anzeichen vorhanden, nach welchen für den Abend Unruhen zu befürchten wären. Der Geschäftsverkehr war der alltägliche. — In sämmtlichen Industriebezirken des Riesengebirges wurde gearbeitet. Ruhestörungen sind nicht vorgekommen. — In Sagan verhielten sich die dortigen etwa 2000 Arbeiter vollständig ruhig und arbeiteten. Vier rothe Fahnen sind von der Pelizei be⸗ schlagnahmt worden. — In Görlitz war Alles ruhig; sämmt⸗ liche Arbeiter in den Fabriken und Werkstänten arbeiteten.
In Kottbus sowie in Spremberg und Forst wurde überall gearbeitet; es herrschte vollkommene Ruhe. Abends sollten ver— schiedene Versammlungen stattfinden. lauf In Sprottau ist der Tag ohne jegliche Ruhestörung ver— aufen.
In Frankfurt a. O. ist der Tag ziemlich ruhig verlaufen. In den Fabriken und Werkstätten wurde gearbeitet, nur die Schuh macher haben gefeiert. Während des Tages wurde eine Ber= samm lung abgehalten, in welcher beschlossen wurde, eine Petition an den Reichstag zu richten um Einführung der Beschlüsse der Pariser internationalen Konferenz. Abends sollte eine große Ver sammlung der Metallarbeiter stattfinden.
In Königsberg i. Pr. ist der Tag ruhig verlaufen, nur eine geringe Zahl von Arbeitern feierte. Aus größeren Fabriken und Be⸗ trieben sind keine Ausstände gemeldet.
Aus Danzig wird berichtet, daß in der Danziger Oel⸗ m üble 300 Mann feierten; ferner sind 100 Erdarbeiter und 60 Böttchergesellen von der Arbeit fortgeblieben. Die Ansamm⸗ lungen auf den öffentlichen Plätzen konnten ohne Mühe zer⸗ streut werden. — Nach Marienburg ist auf Ersuchen des dor— tigen Bürgermeisterẽ eine Compagnie Infanterie abgefandt worden.
In Kiel ist der Tag in vollkommenster Ruhe verlaufen.
Die Stadt Rostock zeigte im Ganzen das alltägliche Aussehen. Es fand keine Arbeits einstellung statt außer bei den Bau⸗ arbeitern, welche zum großen Theil feierten. In einer um 15 Uhr Vormittags abgehaltenen Versammlung, welche von etwa S866 Personen besucht war, wurde die Einführung der achtstündigen Ar⸗ beits eit empfohlen. Die Versammlung verlief ruhig.
In Posen verlief der Tag ruhig; es hatte nirgends die Absicht geherrscht, zu feiern. In allen Fabriken, auf den Festungs. und Privatbauten und in den Werkstälten wurde gearbeitet; nirgends sind Ruhestörungen vorgekommen. Aus der Provinz laufen gleiche Nach— richten ein.
In der Stadt Hannover herrschte vollständige Ruhe; in den Fabriken wurde gearbeitet.
In Kassel ist der Tag in vollkommener Ruhe verlaufen; überall wurde gearbeitet. Am Abend fand ein Fest mit Tanz und Rede statt.
In sämmtlichen Fabriken der Stadt Potsdam wurde
gearbeitet, in der Stadt und in Nowawées war Alles ruhig. 9 In München ist der Tag überall ruhig verlaufen. An den Versammlungen, die Vormittags abgehalten und in denen Reden gehalten wurden, nahmen gegen 500 Papier und Lederarbeiter, 2500 Vol. und Metallarbeiter, 450 Schneider und 70h Erd. und Steinarbeiter Theil. Dieselben veranstalteten Nachmittags Ausflüge. Eine gemäßigte Fest⸗ zeitung wurde in vielen Exemplaren vertheilt. Die am Abend ver— anstalteten Feste verliefen ungestört. — Auch in Augsburg ist der Tag ruhig verlaufen und ist überall gearbeitet worden. Eine am Abend stattgehabte, von etwa 5009 Personen befuchte V ersamm⸗ lun G stimmte den Beschlüssen des Pariser Kongresses zu.
In Nürnberg fanden, nachdem am Tage in allen Werkstätten wie gewöhnlich gearbeitet worden war, Abends 8 Uhr in vier großen Lokalen Arbeiter ⸗Versammlungen statt, in welchen Reden zu Gunsten des achtstündigen Arbeitstages gehalten wurden. Von 9 Uhr ab schlossen sich daran gefellige Unterhaltungen, an welchen auch Arbeiterinnen und Frauen theil— nahmen. Die Lokale waren den einzel nen Gewerken von dem leitenden Comité zugewiesen worden. Die öffentliche Ruhe ist nirgends gestört worden.
In Braunschweig wurde in allen großen Fabriken, auf den meisten Bauten und Werkstätten gearbeitet. Das Betragen der geringen Anzahl von Feiernden, die meist junge Leute sind, ist bis jetzt verhältnißmäßig tadellos. Eine Volksversammlung berlief ruhig. — Heute wird gemeldet, daß auch die Nacht in voll⸗ ständiger Ruhe und Ordnung verlaufen ist. Die Betheiligung an der Arbeiterfeier, sowie an den Versammlungen war eine durchweg spärliche.
In Karlsruhe baben mit wenigen Ausnahmen alle Arbeiter gearbeitet. Die Schmiede und Wagenbauer, die feit Montag die Arbeit eingestellt hatten, haben die Arbeit wieder a u f⸗ genommen.
In Weimar, Jena und in Eisenach haben keine Arbeiter küundgebungen stattgefunden. Ueberall wurde gearbeitet. — In Apol da wurde nirgends gefeiert; die Ruhe ist nicht gestört worden.
— Hier in Berlin war, wie schon gestern angedeutet werden konnte, die gewerkliche und industrielle Thätigkeit am 1. Magi kaum merklich gestört. Bis gegen Abend war aus 5 großen Fabriken gemeldet, daß bei ihnen ruhig gearbeitet werde. Zu erwähnen sind namentlich folgende bekannten Fabriken: Heintze u. Blanckertz (135 männliche und 310 weibliche Arbeiter waren wie sonst zur Stelle), die Berlin Neuendorfer Aktienspinnerei (454 Mann), die deutsche Gummi und Guttaperchawaaren⸗Fabrik, vormals Volpi u. Schlüter, die deutsche Jutespinnerei und Weberei in Meißen, Filiale Neuendorf (400 Arbeiter), Hoflieferant S J. Arnbeim (100 Mann), Linoleum. und Wachstuch⸗Kompagnie (1855) und Hermann Sander (300) in Rixdorf. In dem Centralburau des Vereins Berliner Eisengießereien, Maschinenfabriken und verwandten Betriebe waren bis! zum späten Abend Meldungen eingelaufen, wonach in sechszig Betrieben von 18818 beschäftigten insgesammt 2995. Arbeiter als feiernd fortblieben. Außerdem wurden Arbeitseinstellungen verschiedensten Umfangs aus 91 größeren Fabriken gemeldet. Es feierten u. A. bei der Allg. Elek. tricitäts⸗-Gesellschaft von 536 Arb. 292, bei Borfig von 909 Arb. 32, bei Ludwig Löwe u. Co. von 3800 Arb. 400, bei der Maschinenfabrik vorm. Schwartzkopff von 1335 Arbeitern 86. Besondere Vorkommnisse wurden nicht bekannt. — Die Mühle der Berliner Brotfabrik ⸗Aktiengesellschaft mußte stillstehen, da die ent— lassenen Arbeiter den zur Fabrik Gehenden auf dem Wege an— hielten und durch Drohungen einschüchterten, so daß von 52 nur 16 antraten, die mit Nebenarbeiten beschäftigt wurden. In einigen Tagen dürfte der Betrieb wieder in vollem Gange sein. — Am Friedrichshain hatten sich Vormittags die ausständischen Schuhmacher gesammelt, um im geschlossenen Zuge nach dem Moabiter Schützenhause am Plötzensee zu marschiren. Im Moabiter Schützen hause hatten sich auch die Mitglieder und Gäste der sozialistischen Wahlvereine des V. und VI. Reichstagswahlkreises und die Seifensieder am Nachmittag versammelt. Weit über 6000 Per⸗ sonen, Männer, Frauen und Kinder, füllten das Lokal und die angrenzenden Theile der Jungfernhaide. Die Männer trugen ebenso wie viele Frauen meist brennend rothe Blumen oder Kravatten. Nach Wilmersdorf waren die Schneider und Schneiderinnen geladen und in Zahl von etwa 800 am Nach⸗ mittag der Einladung gefolgt. Der entlegene Volksgarten, den man vom Bahnhof erst in einer halben Stunde erreicht, war das aus— erwählte Lokal. Schmargendorf war Nachmittags wie ausgestorben. Im „Waldkater“ hatten sich 110 Drechsler und Bildbauer für kurze Zeit angesiedelt und etwa 560 — 50 Stepper und Vorrichter von Stiefelschästen erfüllten einen Theil des Waldes mit Gesang.
— Aus dem Auslande liegen folgende telegraphischen Mel dungen vor: .
Aus Wien wird berichtet: (Nachmittag 2 Uhr.) Bis jetzt ist die Ruhe in dem Wiener Polizeiravon und in den Landbezirken in keiner Weise gestört worden. In den Bezirken Baden und Neunkirchen wird in den meisten Fabriken gearbeitet; auch in Brünn ist alles ruhig, es fanden vielfache , für die Aufrechterhaltung der Ruhe statt; bis auf Proßnitz und Lunden burg, wo die Ausschreitungen vom Militär unterdrückt wurden, ist die Ruhe im Lande nicht gestört worden; in Linz fand eine Iistündige von 450 e enff besuchte Arbeiterversammlung statt, welche in vollster Ruhe verlief; in Klagenfurt wurde eine Arbeiterversammlung abgehalten, in welcher namentlich betont wurde, daß die Forderungen nur auf gesetzlichem Wege erstrebt werden dürften.
— (Abends 6 Uhr.) Bisher ist aus keinem Stadttheile eine Störung der Ordnung gemeldet. Vormittags fanden über 60 Arbeiter⸗ versammlungen statt; alle votirten den achtstündigen Arbeitstag und sprachen sich für die Fernhaltung verdächtiger Elemente aus. den
lich Preußischen Staats⸗A1Anzeiger.
1890.
rer.
1 Uhr begann der Zug des Menschenstromes nach dem Prater und gegen 3Ubr waren an 40 Wo Personen dort zusammengeströmt. In den zum Prater fübrenden Straßen sind viele Lären und insbefondere die Branntweinschänken geschlossen. Um 3 Uhr unternahm der Statt halter Graf Kielmannsegg eine Rundfahrt durch den Prater. Die übliche Praterfahrt . zum Theil des gewohnten Glanzes; vom Hofe nahmen an derselben die Erzherzöge Otto und Ludwig Victor Theil. Der Rennplatz in der Freudengu war nur schwach befucht; unter den Anwesenden beanden sich der Erzherzog Wilhelm und der Minister des Auswärtigen Graf Kälnoky. — In den Werk— stätten der Staatsbahnen in Wien, Linz, Salzburg, Knitteffeld, Gmünd, Pilsen und Schönberg wurde überall ordnungsmäßig ge— arbeitet. In Anerkennung dieser Haltung hat der Präsident Ezedik telegraphisch die Freigabe des Restes des Tages ver— fügt. — Aus Schlesien, Ober-Oesterreich, Steier— mark, Kärnten, der Bukowina, Mähren und Galizien sind durchaus befriedigende Berichte eingegangen. — Die Arbeiter der Waffenfabrik in Steyr beschlossen, eine Petition um gesetzliche Durchführung des Pariser Programms an das Abgeordnetenhaus zu richten. — In Böhmen war Alles ruhig; einzelne anti— semitische Hetzuersuche wurden unterdrückt und die Hetzer verhaftet. Die Arbeiterversammlungen sind überall ordnungsmäßig verlaufen. — Von den Wiener Abendblättern ist nur die Wiener Abendpost“ heute erschienen. — Die Haltung der Arbeiter im Prater war während des ganzen Nachmittags musterhaft. Ueberall herrscht die beste Stimmung, und irgendwelche Ausschreitungen sind nicht vorgekmmen. Um 6 Uhr begann der Abmarsch der Arbeiter aus dem Prater, unter Hoch und Hurrahrufen und dem Ab— singen eines Arbeiterliedes. Der Ausmarsch der Arbeiter aus dem Prater vollzog sich in vollster Ordnung. In dem ganzen hiesigen Polizeiravon ist kein Zwischenfall vorgekommen. — Der aus Proßnitz gemeldete Angriff auf die Frohnveste wurde vom Militär ohne Anwendung von Waffengewalt zurück— gewiesen; die Excesse dauerten bis Mittag. Zehn Excedenten wurden verhaftet, die militärische Besatzung wurde durch 2 Compagnien verstärkt. Die einzige Ruhestörung wird aus dem Bezirk Favoriten gemeldet, wo etwa 200 Individuen sich angesammelt hatten und die heimkehrenden Arbeiter erwarteten. Die Aufforderung der Polizei zum Auseinandergehen beantworteten dieselben mit Johlen und Steinwürfen. Die aus dem Prater zurückkommenden Arbeiter ergriffen sofort Partet für die Polizei und halfen bei der Festnahme der Excedenten.
Außer in Proßnitz und Lundenburg ist in Mähren die Ordnung nirgends gestört worden. In Proßnitz und Umgegend ist nach den bereits gemeldeten Zwischenfällen bis Mitternacht keine Rubestörung mehr vorgefallen. — Der Exceß in Lundenburg entstand in Folge der Forderung der Arbeiter der dortigen Raffinerie um Lohnerböhung. Als diefe nicht gleich gewährt wurde, rotteten sich die Arbeiter zusammen und wollten die Raffinerie stürmen, woran sie von der Gendarmerie verhindert wurden. Eine Ab— theilung Dragoner zerstreute die Menge, wobei einige leichte Ver— letzungen vorkamen und eine Verhaftung vorgenommen wurde. Gegen— wärtig herrscht vollständige Ruhe. — Das Arbeiterfest in Brünn, an welchem etwa 12 000 Personen theilnahmen, verlief voll— kommen ruhig. Das Fest begann und schloß mit dem Absingen der patriotischen Volkshymne unter Hochrufen und lebhaften Beifalls— bezeugungen.
Wie vom heutigen Tage aus Wien gemeldet wird, sprechen sich sämmtliche Zeitungen anerkennend über die rubige Haltung der Arbeiter am Estrigen Tage in Wien und in Oesterreich⸗ Ungarn aus. Die Arbeiter hätten ihrer Sache damit Dienste ge⸗ leistet, während die vorher vorgekommenen Excesse ibrer Sache nur
hätten schädlich sein können.
Im Ostrauer und Karwiner Kohlenrevier sind die Belegschaften angefahren, in Wittkowitz, Ratiman, Friedek arbeitet Alles. In Triest und Salzburg wird theilweise gearbeitet, in . und Krakau voll; in Bielitz, Biala und Umgebung feiern die Arbeiter.
Aus Pest wird gemeldet: Die von etwa 30 000 Theilnehmern besuchte Arbeite rversammlung verlief in bester Ordnung. Die⸗ selbe nahm eine Resolution an, in welcher Arbeiterschutzgesetze ge⸗ fordert und den Pariser Kongreßbeschlüssen zugestimmt wird.
In Prag ging der Arkeiterzug nach der Schützeninsel zu dem großen Meeting ohne Störung von Statten. Vor der Ankunft des gestern Abend 10 Uhr aus Wien eintreffenden Eilzuges der Staatsbahn im hiesigen Bahnhof war vor der Einfuhr zu letzterem ein Keil in die Schienen getrieben worden, was indessen rechtzeitig entdeckt wurde. Zwei Arbeiter wurden als die Schuldigen dem Gericht übergeben. — In der Arbeiter⸗ vemrsammlung auf der Schützeninsel führten die Redner aus, die Arbeiterfrage sei international und habe mit der Nationalität nichts zu schaffen. Alle forderten die achtstündige Arbeitszeit und all⸗ gemeines Stimmrecht.
In Lemberg brachte eine Arbeiterversammlung dem Andenken Lassalle's Huldigungen dar und nahm eine Petition an das Abgeordnetenhaus an, in welcher u. A. eine Herabminderung des Heeres gefordert wird.
In Paris kam es zu vereinzelten Ansammlungen; die Zahl der im Ganzen vorgenommenen Verhaftungen beläuft sich auf über 500. Die meisten Morgenblätter vom 2. Mai schreiben den ruhigen Ver⸗ lauf des gestrigen Tages ebenso den Maßnahmen der Regierung, wie der Haltung der großen Majorität der Bevölkerung zu. In der Provinz ist die Ruhe nirgends erheblich gestört worden.
In Rom fanden Aufläufe und Verhaftungen statt; auch in Livorno, Turin, Mailand kam es zu unwesentlichen Ruhe⸗— störungen. Weitere Berichte aus Pavia, Mantua, Neapel, rin. San Pier d' Arena melden überall Arbeit und völlige uhe.
In Brüssel wie in Gent sind keinerlei Kundgebungen vor— gekommen. In den Kohlenbecken von Mons, Charleroi und Lüttich durchzogen zahlreiche Züge die Gegend, Musik und rothe Fahnen voran, sangen die Marseillaise und forderten den achtstündigen Arbeitstag. Es herrschte jedoch überall Ruhe. — Am sterdam zeigte sein gewöhnliches Aussehen; in den Provinzen herrschte vollkommene Ruhe.
In London hat die sozialistische Manifestation am Nachmittag stattgefunden. Nur etwa 1500 Manifestanten marschirten vom ‚Vic⸗ toria- Embankment“ des Themse⸗Quais nach Hydevark. Der Ver⸗ sammlung wohnten etwa 2000 Personen bei, von denen eine e. Zahl lediglich aus Neugierde erschienen war. Nach mehreren mehr oder weniger heftigen Reden zerstreuten sich die Manifestanten in voll⸗ lommener Ruhe. London hatte sonst durchaus sein gewöhnliches Aussehen.
In Kopenhagen verlief eine von 20 — 0 000 Personen besuchte Versammlung sehr ruhig; ebenso die Demonstration in Stockholm. In Christiania wurde eine Arbeiter ⸗Deputation vom Präsidenten des Storthing empfangen; derselbe versprach die Wünsche der Arbeiter dem Storthing vorzulegen. In einer Versammlung der Arbeiter wurden die Reden für den Normalarbeitstag mit enthusiastischem Jubel aufgenommen. Der Zug kehrte in bester Ordnung zurück; tro der großen Menschenmenge verlief Alles ruhig.
Im Laufe des Nachmtttags fand in Madrid in Buen Retiro eine Arbeiterversammlung statt, welche eine Abordnung an