1890 / 112 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 May 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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Gestalt und mit dem inbaltreichen Programm vor, das in der zu⸗ träglichen Sommer Temperatur den Aufenthalt im Part vor Beginn der Operette, wäbrend der Zwischerakte und nach Schluß der Vor⸗ stellung behaglich und anziehend macht.

; Kroll's Theater. ;

Hr. Emil Götze befindet sich seit gestern wieder in Berlin und ist bereits in die Proben zur Martha“ eingetreten. Er leitet als Lonel' die neue Saison am Sonnabend ein Auch Marcella Sembrich ist schon eingetroffen Die gefeierte Sängerin beginnt ibr Gastspiel als „Regimenistochter“', in einer Gesangs. und Spiel partie, in welcher sie bei ihrem letzten Berliner Gastspiel wie kürzlich in Frankfurt und Petersburg großen Erfolg erzielte. Marcella Sembrich singt diese Partie in deutscher Sprache.

Preußische slassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der gestern fortgesetzten Ziehung der 2. Klasse 182. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Nachmittagsziehung:

Gewinn von 10000 1M auf Nr. 57136.

1 Gewinn von 500 MS auf Nr. 122 722.

9 Gewinne von 300 66 auf Nr. 7337. 13144 37 454. 41 911. 42 461. 79 273. SI S895. 120 625. 159 240.

Bei der heute beendeten Ziehung der 2. Klasse 182. König— lich preußischer Klassenlotterie fielen: 1Gewinn von 5000 M½ι auf Nr. 143 902. 2 Gewinne von 3000 M auf Nr. S3 302. 103819. 1 Gewinn von 1500 MS auf Nr. 100 243. ö . Gewinne von 500 MS auf Nr. 26 708. 47 703. 63996. 17 Gewinne von 300 1M auf Nr. 13 305. 23 450. 26211. 26 781. 31 765. 39 4900. 46 845. 64 284. 66740. 78 129. 5 123 894. 128 644. 145 576. 146 642. 152 317. 625.

Rennen zu Charlottenburg. Mittwoch, 7. Mai.

J. Westend⸗Handicap. Preis 1500 S. Dist. ca. 1400 m. Hrn. F Lauterbach's schwbr. W. „Givendale“ 1, Kapt. Jos's dbr. H. „Hamberlik' 2, Hrn. H. Suermondt's F.: W. „Lauterbach“ 3. Nach Kampf mit einer Länge gewonnen; drei Längen zwischen dem Zweiten und Dritten. Werth: 17659 „6

II Gardenia Rennen. DOffizier⸗Flach⸗ Rennen. Dist. ca 2000 m. Lt. Gr G. Westarp's br. W. „Löwenherz. Bes. J., Lt. Gr. Westphalen's dbr. W. . Bachus‘ Lt. Gr. A. Westarp 2, Rittm. v. Natzmer's br W. „Canon Bes. 3, Lt. Gr. Königsmaick's br. H. „»Klabautermann‘ Rittm. v. Sydow 4 Sicher mit anderthalb Längen gelandet; zwei Längen zwischen dem Zweiten und Dritten, und Klabautermann“ einen Kopf hinter Canon“ Vierter vor . Skittles“. Werth: 1210 1 dem Sieger, 1480 M dem Zweiten, 280 ½ dem Dritten, 180 M dem Vierten.

III. Preis von Schildhorn. Hürden⸗Rennen. Dist. ca. 3000 m. Hrn F. Lauterbach's br. H. ‚Theokrstos“ 1, Hrn. H. Suermondt' F. W. . Aramis“ 2., Lt. Gr. Hallwyl's br. St. . Zauberin“ 3. Nach Gegenwehr um einen Kopf herausgeritten; fünf Längen zwischen dem Zweiten und der Dritten, Werth: 17449 6 dem Sieger, I66 dem Zweiten, 150 46 der Dritten. „Theokritos wurde für 3600 S von Hrn. H. Suermondt gefordert.

II. Brandenburger Jagd-Rennen. Offizier Reiten. Dist. Ca. 4000 m Lt. v Garezynski's br. St. „‚La Rosen Bes. 1., Major v. Tretckow's br. Wallach ‚Scholar“ Lt. v. Willich 2, Lt, Schlüter's

Längen; drei Längen trennten ‚Econompv“ von Highflyer. Werth: 1940 M dem Sieger, 5490 Æ dem Zweiten, 240 M der Dritten.

VI. Goldpokal. Herren⸗Reiten. Jagd ⸗Rennen 1. Kl. Dist. ca. 4500 m. Lt. Meinecke's F⸗W. „Freiherr Lt. Hanson 1, Hrn. E. Meyer's br. W. „Facteur! Rittm. v. Boddien 7., Hrn. Albert's schwbr. H. Jceberg I. Hr. H. Suermondt 3. Siegte wie er wollte mit neun Längen; „Iceberg“ zehn Längen hinter ‚Facteur!. Werth: 5 und 3430 ½M dem Sieger, 900 S dem Zweiten, 400 M dem

ritten.

VII. FantasegJagd-Rennen. Handicap. Dist ca. 3500 m. Major v. Zansen⸗Osten's hr W. „Pilot“ 1., Lt. Gr. Hallwyl's FH. Androkles 2, Kart. Jos's br. H. ‚Extrato“ 3. Nach Kampf sicher mit drei Längen gewonnen, Extrato“ schlechter Dritter. Werth: 1760 ƽ dem Sieger, 550 „M der Zweiten, 250 „„ dem Diitten.

Mannigfaltiges.

Das 50 jährige Jubiläum der Einführung der Brieß⸗ marke ist auch in Berlin festlich begangen worden. Ein Comits hatte gestern Abend im Oberlichtsaale des Rathhauses eine ge fh veranstaltet. Als Abgesandter des Reichs postMuseums war in Ver— tretung des behinderten Geh. Ober ⸗Postraths Fritsch Hr. Tettenborn erschienen. Auch der Beirath des Reichs post⸗Museums, Landrichter Lindenberg. hatte sich eingefunden. Die hiesigen philatelistischen Vereine waren sämmtlich vertreten. Auf einer langen Tafel waren Kollektionen von Briefmarken ausgestellt, an denen der Festredner, Dr. H. Bren dicke, in seinem Vortrage die Entwickelung des Markenwesens erläu⸗— terte. Von dem österreichischen ‚Markenkönig', Hrn. Fridel aus

lung ein.

Die Volks-Kaffee, und Speisehallen-Gesellschaft hat bekanntlich Ende Januar v. J. ihre erste Halle, Niederwall. straße 31, eröffnet, um mit diesem kleinen Anfange zu erproben, wie die, in anderen Städten bereits seit Jahren vorhandene Wohlfahrts— einrichtung, den besonderen Berliner Verhältnissen entsprechend, hier zu gestalten sein werden. Die gemachten Erfahrungen berechtigen zu der Ueberzeugung, daß das ins Auge gefaßte Ziel: Gewährung guter und kräftiger Speisen und Getränke ju minimalen Preisen bei Verzinsung des ÄUnlagekapitals (bis zu 5 oίσ) auch hier zu erreichen sein wird. Die Verhältnisse der Gesellschaft haben sich dergestalt günstig entwickelt, daß der Vorstand der auf den 20. d. M. anberaumten Generalversammlung vorschlagen wird, aus dem nach reichlichen Abschriften schon im ersten Jahre erzielten Rein— gewinn vier Prozent Zinsen pro rata temporis der auf die gezeichneten 157 000 46 Antheilscheine geleisteten Einzahlungen zu vertheilen. Nach

dem bereits in Angriff genommenen Abbruch des Vorderhauses, Neue

Schönhauserstraße 13, wird dort in diesem Sommer nach dem heteits baupolizeilich genehmigten Projekt des Regierungs-Baumeisters Messel ein Neubau aufgeführt werden, dessen gesammte Parterreräume von etwa 400 am Grundfläche für eine neue große Volks, Kaffee⸗ und Speisehalle bestimmt sein werden. Auch in anderer Weise tann Günstiges über das Unternehmen der Gesellschaft berichtet werden. Es ist nunmehr gelungen, dem sich wiederholenden Eindrängen an— stößiger Elemente unter das die Halle in der Niederwallstraße besuchende Publikum, wodurch die besseren Elemente gestört werden, einen Riegel dergestalt vorzuschieben, daß der konsequent fort— geführte Kampf gegen die ersteren als beendet zu betrachten ist, und das Publikum wieder nur aus dem anständigen Theile unserer ärmeren Mitbürger sich zusammensetzt.

Der Allgemeine Deutsche Sprachverein wird in der Pfingstwoche, am 27. und 28. Mai, zu München seine diesjährige Hauptversammlung abhalten. Die Festrede wird der ordent⸗ liche Professor an der Münchener Hochschule, Dr. O. Brenner „über Freiheit und Zwang gegenüber der Muttersprache“ balten. Außerdem

Döbling bei Wien, lief ein telegraphischer Gruß an die Festversamm—

schw. H. „Roger Bontemps“ Lt. v Graevenitz 3. Rittm. v. Boddien's

br. W. Immensee“ Lt. Frhr. v. Fuchs-Nordhoff 4.

fünfzig Langen gewonnen; „Roger Bontemps“ ebensoweit hinter Werth: 1180 S der Siegerin, 580 S6 dem

Scholar“ Dritter. Zweiten, 380 M dem Dritten, 230 M dem Vierten.

V. Preis von Falkenrehde. Hürden⸗Rennen. Dist 2500 m.

Lt. v. Elbe's br. H. Nera“ 1., Mr. John's br. W. Lt. Rolle's schwbr. St. „Economy“ 3.

Siegte mühelos mit sechs

Verhalten mit

Herausgabe einer

„ighflyer. 2.

werden Fragen zur Verhandlung gelangen wie z. B. die: Was können wir von der Schule im Sinne unserer Bestrebungen erhalten?“ (Berichterstatter: Professor Dunger aus Dresden), Ist die ü wissenschaftlichen (Universitäts⸗Professor Trautmann aus Bonn), „Wie kann der Verein zur Besserung der Zeitungssprache mitwirken?“ (Geheimer Rath Launhardt aus Hannover). Andere sehr anregende Fragen, Be—⸗ richte und kleinere Vorträge, stehen noch auf der Tagesordnung. Am

Zeitschrift anzustreben?“

Abend des ersten Tages wird im Hoftheater Goethe's Götz / auf der neu eingerichteten Bühne gegen am Nachmittage des zweiten Tages findet ein Festmahl statt. ie Theilnehmerkarte einschließlich die les Festmahles kostet 4 6 Jeder Freund und jede Freundin der deutschen Sprache ist als Theilnehmer willkommen. Anmeldungen nimmt Hr. Schulinspektor Grell in München, Marsstraße 12, entgegen.

Die Cypriar, der bekannte unter dem Protektorat Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Friedrich Tarl stebende Verein der Geflügelfreunde, beschloß in seiner Sitzung vom 6. d. M. im Februar 1891 eine große internationale Geflügelaͤusstellung in Berlin zu veranstalten. Die Ausstellung soll möglichst ein Gesammtbild der Geflügelzucht geben und daher das Haus, und Ziergeflügel aller Länder umfassen. Zur Vorbereitung der Schau wurde eine Kommission niedergesetzt, die zunächst das nach dem Klassensystem zu entwerfende Programm feststellen und dem Plenum zur Annahme unterbreiten soll.

Bonn, 4. Mai. Die Vorbereitungen zu dem bei Gelegenheit der Beethoven Feier hier stattfindenden Kammermusikfest sind als beendet anzusehen Joseph Joachim, der Ehren-Präsident des Vereins Beethoren-Haus, und mit ihm noch vierundzwanzig andere Künstler sämmtlich allerersten Ranges werden in den Tagen vom 11. 15. Mai in Beethoven's Geburtsstadt sich versammeln, um dem Genius des großen Musikheroen in opferfreudigster Weise ihre Huldigung darzubringen und auch auf diese Weise mitzuhelfen an dem schönen Werke der Pietät, das der Verein Beethoven⸗Haus anstrebt. Die Theilnahme an der Feier ist eine große. Unter An—⸗ deren wird auch der bekannte Beethoven ⸗Forscher Thayer als Ehren⸗ gast an dem Feste theilnehmen.

Aachen. Das Zeitungs⸗Museum hat in dem ihm von der Stadt überlassenen Saale des Stadt Theaters einen großartigen Lesesaal eingerichtet, in welchem sämmtliche dem Museum regelmäßig zugehenden Zeitungen und Zeitschriften aufliegen. Es sind deren über hundert, und zwar kommen dieselben aus allen Welttheilen; besonders stark ist Amerika vertreten. Neben politischen und Unterhaltungs⸗ blättern findet man auch Fachzeitschriften aus den verschiedensten Ge⸗ bieten. Außer der Zeitungsliteratur enthält der Lesesaal aber auch die neuesten Kurs., und Reisebücher, die Adreßbücher von 12 großen Städten, Posttarife, Wandkarten von Deutschland und den Kolonial gebieten, ffatistische Tafeln und bequem eingerichtete, mit Papier, Couverts und Depeschenformularen u. s. w. reich versehene Schreib tische. Der Lesesaal sowie die Benutzung seines gesammten Inhalts steht den Bewohnern Aachens sowie den Kurgästen vollständig unent⸗ geltlich zur Verfügung. Da Aachen jährlich von rund 30000 . besucht wird, dürfte die gemeinnützige Einrichtung des

eitungs-Museums den geplanten Zweck im vollsten Maße erfuͤllen.

Stuttgart, 7. Mai. Wie der „St. A. f. W vernimmt, hat Ihre Durchlaucht die Herzogin von Urach, Gräfin von Würt temberg, den hochherzigen Entschluß gefaßt, ihre auf Schloß Lichten stein befindliche umfangreiche und höchst werthvolle Alter— thümersammlung aus vor und frühgeschichtlicher Zeit unter Vorbehalt des Eigenthumsrechts in den Lokalen der Königlichen Stagtssammlung vaterländischer Kunst und Alterthumsdenkmale aufstellen zu lassen. Diese Nachricht wird gewiß bei allen Freunden des Alterthums mit Dank und Freude aufgenommen werden, da hiermit die Königliche Staatssammlung einen bedeutenden Zuwachs meist sehr seltener Funde aus dem Lande erhält, deren Besichti⸗ gung und Studium nun Jedermann ermöglicht wird. Die Auf— stellung in den Räumen der Staatssammlung wird vorauesichtlich im Monat August d. J. erfolgen.

London, 7. Mai. (W. T. B.) Der Ingenieur James Nasmyth, der Erfinder des Dampfhammers und der Dampf— ramme, ist heute im Alter von 92 Jahren gestorben.

Buenos Aires, 6. Mai. (A. C) Die hiesige inter nationale Ausstellung ist eröffnet worden. Der Orkan, welcher vor einigen Tagen in Montevideo wüthete, hat dort be—⸗ trächtlichen Schaden, namentlich an Schiffen, angerichtet.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Wetterbericht vom 8. Mai, Morgens 8 Uhr.

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Temperatur 4

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Bar. auf 06r u. d. Meeressp.

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8M 3 wolkig NW 1 bedeckt

Mullaghmore Aberdeen. / Christiansund 7 NO Kopenhagen,. 75 Stockholm.

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t. Petersbrg. 160 NNO A2 bedeckt Moskau.. 164 ND l bedeckt Cork, Queens

2 Om 5 halb bed. Cherbourg. NO 1 halb bed. , NO 2 wolkig Solt still Dunst Hamburg .. 1Nebel!) Swinemünde L wolkenl.?) Neufahrwasser O 1 Nebel ? 17564 R 2 bedeckt

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München .. 5 wollig Chemnitz .. ; 1ẽ wolkenlos Berlin. . 3 wolkenl os

, . 1 wolkig Breslau 3 S wolkenlos

2 heiter 3 halb bed.

still bedeckt

1) Starker Thau. 2) Thau. AUebersicht der Witterung.

Der Luftdruck ist über Mittel! und Süd-Europa niedrig und gleichmäßig vertheilt, ein barometrisches Maximum, über 766 mm, liegt über Nord-⸗Schweden. In Central⸗Europa ist das Wetter ruhig, theils heiter, theils neblig, ohne nennenswerthe Nieder- schläge. Die Temperatur liegt in Deutschland, außer an der Nordseeküste, allenthalben über der normalen, in Memel um 5, in Chemnitz um 6 Grad.

Deutsche Seewarte. Theater⸗Anzeigen.

Nönigliche Schauspiele. Freitag: Opern⸗ haus. 110. Vorstellung. Othello. Oper in 4 Akten von Giuseppe Verdi. Text von Arrigo Boito.

2 heiter still Nebel

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är die deutsche Bühne übertragen von Max Kalbeck. In Scene gesetzt vom Ober Regisseur Tetzlaff Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 114. Vorstellung. Der Sturm. Zauber Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. v. Schlegel's Uebersetzung. Musik von W. Taubert. Tanz von E. Graeb, In Scene gesetzt vom Direktor Dr. Otto Devrient Musikalische Direktion: Hr. Steinmann. Anfang 7 Uhr

Sonnabend: Opernhaus. 111. Vorstellung. Fidelio. Oper in 2 Akten von L. van Beethoven. Text nach dem Französischen von F. Treitschke. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 115. Vorstellung. Der Sturm. Zauber -Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. v. Schlegel's e T gung Musik von W. Taubert. Tanz von E. Graeb. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Freitag: Der Sohn der Wildnist.

Sonnabend: Egmont.

Sonntag: Egmont.

Die nächste Aufführung von Die Stützen der Gesellschaft findet am Montag, den 12. Mai, statt.

Berliner Theater. Freitag: 33. Abonnements— Vorstellung. Julins Cäsar.

Sonnabend: Eva. (Hedwig Niemann.)

Sonntag: Julius Cäsar.

Tessing-⸗ Theater. Freitag: Ein Besuch. Schauspiel in 2 Akten von Eduard Brandes. Hierauf: Mädchenrache. Komödie in 2 Akten von Eduard Bauernfeld.

Sonnabend: Die Ehre. Schausplel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

Sonntag: Die große Glocke. 4 Akten von Oscar Blumenthal.

Wallner -Theater. Freitag: Zum 20. Male: Rigobert. Posse in 3 Akten nach dem Franzö— sischen der Grenet⸗Dancourt u. Burone von Hans Ritter. Vorher? Zum 20. Male: Das Armband. Schwank in 1 Akt nach einer vorhandenen Idee von Fritz Mai und Franz Gutherv. Anfang 743 Uhr. Der Sommergarten ist geöffnet.

Sonnabend: Zum 1 Male: Hänschen. Schwank in 3 Akten von A. Hennequin und E. de Najac. Zum Schluß: Neu einstudirt: Guten Morgen, Herr Fischer. Vaudeville⸗Burleske in 1 Akt nach Lockroy von W. Friedrich. Musik von Ed. Stiegmann.

Lustspiel in

Victoria - Theater.

Stanley in Afrika. Zeitgemälde

von Alex. Moszkowski und Richard Nathanson.

Mustk von C. A. Raida. Ballet vo Anfang 73 Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Triedrich - Wilhelmstädtisches

Direktion: Julius Fritzsche. Freitag für Elise Schmidt.

und Julius Bauer. Hr. Kapellmeister Federmann

Um 6 Uhr: Großes Doppel⸗Concert.

Freitag: Zum 262. M.: weise von Gustav Görß.

Zum 112. Male: Der arme * Jonathan. Operttte in 3 Akten von Hugo Wittmann Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Der arme Jonathan.

Eröffnung des Concert-Parks. Auftreten der Skandi

Musik von Franz Roth.

4 Anfang 75 Uhr. in 19 Pildern Sonnabend: Der Goldfuchs. ö, , Der Sommergarten ist geöffnet. Urania, Invalidenstraße 57 / 62. Geöffnet von 12—11 Uhr. Freitag, um 8 Uhr: Hr. Dr. Körber: Theater. Die Welt der Fixsterue.

Zum Benefiz *—— . Familien⸗Nachrichten.

Dirigent: Verlobt: Frl. Lulu Petri mit Hrn. Dietrich Bellersen (Hannover Celle). Frl. Anna Crone mit Hrn. Oekonom W. Lücke (Ingeln Koppen brügge) Frl. Margarethe Neupert mit Hrn. Sec. Lieutenant Ewald v. Mühlenfels (Aurich).

navischen. Sänger Gesellschaft Speg. des Damen. Frl. Minna Breitenbach mit Hrn. Avolf

Quartetts Gelchw. Peretti, des Duettistenpaares Paula u. Henry Feldo, des Gesangshumoristen Georg Rösser, der InstrumentalPirtuosen Gebr. Farrs, Fil. O der Coupletsängerin Fritzi Korn, der Liedersängerin

Jenny Herzog.

Nesidenz- Theater. Direktion: Sigmund Lauten.

burg. Freitag: Zum 89. Male

Lustspiel in 3 Akten von Victorien Sardou. Deutsch von Robert Buchbolz. Anfang 75 Uhr.

Sonnabend: Marquise.

KRroll's Theater. Sonnabend:

Opern Saison. Martha. (Lyonel: Hr. Emil Götze,

Kgl. preuß. Kammersänger, als Gast.) : Mittwoch, 14. Mai: Erstes Auftreten der Kgl.

preuß. Kammersängerin Marcella Sembrich. Die HBr. Japlick Berl. rn? Emil! Führer

Regimentstochter.

Velle = Alliance Theater. Freitag: Zum Großes Ausstattungs

68. Male: Der Nautilus. stück mit Gesang und Tanz in 13 Bildern nach Jules Verne von Musik von EG. Christiani und A. W Im prachtvollen glänzend renovirten

Großes Militär- Doppel⸗Concert. Auftreten sämmt⸗ Brillante Illumination des Anfang des Concerts 6 Uhr,

licher Spezialitäten. ganzen Etablissements der Vorstellung 71 Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Freitag: Benefiz für Anna Bäckers. Z. 89. M.:

Der Goldfuchs. Gesangsposse in duard Jacobson und Leopold Ely.

Westphal (Kiel). Frl. Marie Lüdke mit Hrn.

Apothekenbesitzer Oskar Schlüter (Berlin).

ktavie Schmidt mit Hrn. Architekt Cugen Redantz (Berlin).

Verehelicht: Hr. Max Menzel mit Frl. Mar— garethe Schwieger (Berlin). Hr. Felix von Kuczkowsti mit Frl. Luise Willmann (Patschkey). Hr. Johannes Bützow mit Frl. Bertha Borg⸗ wardt (Güstrow). Hr. Karl Schneider mit Frl. Sophie Just (Alfeld) Hr. Arthur Meinig mit Frl. Marie Lehnig (Leipzig), Hr. Max Abel mit Frl. Gertrnd Wagner (Saarau).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem. ⸗Lieut. Foelckel (Glatz ). Hrn. Staatsanwalt Woer⸗ mann (Beuthen O. S.). Hrn. Dr. Aug. Fitzau (Leipzig] Hrn. W. Feldberg (Rostocki. Hrn. Wilh. Laar jun. (Iserlohn). . Fr. Brumm (Sülje). Eine Tochter: Hrn.

: Marquise.

Eröffnung der

(Berlin) Hrn. Fritz Borchardt (Berlin) Hrn. v. Tiesckowitz (Jakobsdorf). Hrn. Kom⸗ merzienrath Gust. Selve (Altena i. Westf). Hrn Dr. Proske (Miechowitz bei Beuthen OS.. 3 Hrn. Willv Jung (Bremen).

1 Akten und Gestorben: Hr. Rentier Wil beim Eckert (Berlin). Carl Pander. Hr. Lehrer August Hausig (Berlin). Frau cher. Emilie Dodillet. geb. Kreudmner (Könige berg). Sommergarten Hr. Förster a. D. Otto Schilling (Mühlhausen).

Redacteur: J. V.: Siemenroth. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32. Siehen Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

4 Akten von Couplets theil⸗

1. Be

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Prenßischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 8. Mai

M 112.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der in der gestrigen (2) Sitzung des Reichstages vorgenommenen . nahm der Abg. von Levetzow die auf ihn gefallene Wahl zum Präsidenten mit 4 Worten an:

Meine Herren! Es sind, wie ich wahrnehme, alle Parteien der Meinung, daß es angemessen sei, für die nächsten vier Wochen mich zum Präsidenten zu wählen. Ich bin überzeugt davon, daß Sie bei Ihrem Votum von sachlichen Gründen ausgegangen sind. aber ich darf darin doch auch die Andeutung eines aus früheren Sessionen auf die gegenwärtige über tragenen Wohlwollens für meine erson erblicken und danke Ihnen herzlich dafür. Ich nehme die Wahl an. Meine Herren, ich werde mich redlich bemühen, das zu rechtfertigen, was bei der Wahl sachlich und persönlich Sie bestimmt hat, aber meine Kraft ist schwach und. Ihrer größten Nachsicht, Ihrer all⸗ seitigen Unterstützung dringend bedürftig. Meine Herren, erlauben Sie, daß ich mich darauf verlasse. Erlauben Sie, daß ich erkläre, daß ich albsichtlich von dem legalen, offenen und geraden Wege niemals abweichen werde, der allein zum Ziel führt. Meine Herren, so lange ich dort sitze, ist des Reichstages Ehre meine Ehre, das Interesse jedes Mitglieds mein Interesse. Mit der Zuversicht und mit dem Wunsch, daß die Stim— mung, welche bei Ihrem eben beendeten ersten Geschäft zum Ausdruck kam und welche zu heben meine Pflicht und mein Vorbaben ist, nicht nur mir gegenüber erhalten werde, sondern auch zur Signatur werde für unsere Arbeiten, trete ich mein Amt an. Zunächst habe ich in Ihrem Namen unserem hochberühmten, hochverehrten und ehrwürdigen Herrn Alters⸗Präsidenten dafür zu danken, daß er abermals die ersten Geschäfte des Hauses in seine überall bewährten Hände genommen hat. Jeder von uns wird sich freuen und dem Reich wird es frommen, wenn das Vaterland den Herrn Abg. Grafen von Moltke noch öfters in alter Frische an der Stelle sieht, die er soeben verlassen hat Ich bitte Sie, zum Zeichen Ihres Dankes sich von Ihren Plätzen zu erheben. (GGeschieht.) .

Zum ersten Vize-Präsidenten wurde mit 304 Stim⸗ men der Abg. Graf von Ballestrem, zum zweiten Vize⸗ Präsidenten mit 214 Stimmen der Abg. Dr. Baumbach

gewählt.

R Schrift führern wurden auf Vorschlag des Abg. Dr. Windthorst dusch Zuruf gewählt die Abgg. Graf Kleist— Schmenzin, Wichmann, Müller (Marienwerder), Frei—

err von Buol, Porsch, Holzmann, Schmidt (Elber— el) und Dr. Hermes.

Zu Quästoren ernannte der Präsident die Abgg. Kochhann und Böttcher.

Der Präsident erklärte, daß er von der nunmehr erfolgten Konstituirung des Hauses Sr. Majestät dem Kaiser Anzeige machen werde, theilte weiter dem Hause ein vom Reichs⸗ kanzlervon Caprivi eingesandtes Schreiben, seine Ernennung zum Reichskanzler betreffend, mit, und fuhr dann fort:

Meine Herren, die unsterblichen Verdienste, die sich der Fürst Bismarck als der erste deutsche Reichskanzler um die Errichtung, den Ausbau und die Machtentfaltung des Reichs erworben hat, werden und können im deutschen Volke und im Deutschen Reich nimmer vergessen werden.“

Eine fernere schriftliche Mittheilung des Reichskanzlers betraf die Ernennung des Contre⸗-Admirals Hollmann zum Chef des Reichs⸗Marineamts.

Darauf vertagte sich das Haus auf Freitag 1 Uhr.

Schlußbericht der gestrigen (11.) Sitzung des Herren— hauses. Fortsetzung der Berathung des Staatshaus— halts⸗-Etats.

In der Spezialdebatte wird beim Etat der direkten Steuern die von der Kommission vorgeschlagene Resolution, betreffend die Reform der Klassen⸗ und Einkommensteuer, mitberathen.

Freiherr von Durant begrüßt die Resolution mit großer Freude, da sie einen alten Wunsch der konservativen Partei darstelle; besser noch würde es gewesen sein, wenn die Forderung auf die Reform der so ungerecht wirkenden Ge— werbesteuer ausgedehnt wäre. Richtig sei lediglich eine progressive Einkommensteuer; eine gleichmäßige Einkommensteuer von 3 Proz. belaste die einzelnen Steuerpflichtigen durchaus un— gleichmäßig. Sehr bedauerlich sei die Thatsache, daß die in der Thronrede von 1889 so feierlich angekündigte Steuer⸗ reform plötzlich zurückgestellt worden sei; die neue Form, unter der sie jetzt angekündigt ist, sei als Verbesserung nicht anzu⸗ sehen. Es sei gefährlich, durch die Ueberweisung der halben Grund⸗ und Gebäudesteuer sichere Staatseinnahmen preis⸗ zugeben, ohne die Frage des Ersatzes endgültig gelöst zu haben. Auch die Verquickung mit der Forderung einer neuen Landgemeindeordnung sei zurückzuweisen, damit die Erfüllung des Wunsches der großen Massen der Bevölkerung ins Un⸗ bestimmte hinausgeschoben werde.

Graf von Mirbach: Die Intraden aus den direkten Steuern spielen gar keine Rolle gegen die hohen Einnahmen aus anderen Steuern und Verwaltungen. Deshalb stehen finanzielle Gründe einer Reform nicht entgegen, aber es ist ein Fehler, irgend welches sozialpolitische Programm damit zu verbinden. Die indirekte Besteuerung ist und bleibt die gerechteste und am leichtesten zu tragende. Dagegen ist die Abminderung großer Vermögen auf dem Wege der Steuer die, verschleierte Durchführung eines sozialdemokratischen Prinzips. Er spreche mit Rücksicht auf den Etat des Ministe— riums für Landwirthschaft ꝛc. dem Chef dieses Ressorts seinen Dank aus, danke für die Aufforstung von Oedländereien in Ostpreußen und bitte, den Koalitionen der Holzhändler durch Ausschreiben von Parzellenverkäufen entgegenzuwirken und, wenn ein entsprechender Preis nicht geboten werde, mit den Holzverkäufen zurückzuhalten. . .

Minister für Landwirthschaft 2c. Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen: Die Regierung ist sich der politischen und wirthschaftlichen Bedeutung der Aufforstung von Ded— ländereien wohlbewußt und hat in Folge dessen auch in dieser Beziehung bereits verschiedene Neuerungen eingeführt. Ich danke dem Herrn Vorredner für die Anerkennung, die er diesen unseren Bestrebungen gezollt, und bin auch mit seinen Vorschlägen Betreffs des Verkaufsmodus vollständig einver— standen. Wir haben schon selbst feit längerer Zeit den Revier⸗ verwaltungen in dieser Beziehung größeren Spielraum ge⸗ lassen und ihnen, wo sie es für vortheilhafter hielten, anheim—

gegeben, an Stelle der Licitationen freihändigen Verkauf treten zu lassen. In Folge dessen, wie überhaupt der rationelleren Forstkultur, hat sich der Ertrag dieser Verwaltung auch wesentlich gehoben und ist seit 1379 von 47 Millionen auf einige 60 Millionen gestiegen.

Freiherr von Wilamowitz-Möllendorff schließt sich der Bemerkung des Grafen Mirbach in dem Punkte an, daß auch er für absolute progressive Einkommensteuer nicht ein— treten könne. Aber im Uebrigen sei die Reform der be— stehenden Klassen- und Einkommensteuergesetzgebung eine der dringendsten. Eine erhebliche Erleichterung müsse den minder Begüterten zu Theil werden, schon um ein Gegengewicht gegen die immerhin drückenden indirekten Steuern zu bilden; höher

erangezogen müsse das Einkommen aus fundirtem Grund— esit werden, und schließlich handele es sich um die möglichst gleichmäßige Heranziehung aller Einkommen. Der Verlauf der Reformbestrebungen lasse es sehr wünschenswerth erscheinen, daß nicht länger auf diesem Gebiet gezaudert werde. Das Volksschulwesen und die Verhältnisse der Landgemeinden harrten noch immer der Regelung; und auch dieses Haus habe die Aufgabe, daran zu erinnern, daß diese Regelung endlich erfolge. Am zweck— mäßigsten sei, mit der Reform der direkten Steuern zu be— ginnen.

Ober⸗Bürgermeister Struckmann erklärt sein Ein— verständniß mit der Resolution und mit den Ausführungen der Vorredner, so weit sie die große Dringlichkeit der Reform betont haben. Bezüglich der Selbsteinschätzung äußert Redner Zweifel an der allgemeinen Durchführbarkeit dieses Prinzips; eine große Menge von Personen würde dadurch in höchst pein⸗ liche Konflikte gerathen. Der Staat müsse schon bei der ersten Einschätzung eine größere Mitwirkung und einen größeren Einfluß haben; Staatsbeamte, mit der Be— fugniß, den Sitzungen der Kommissionen beizuwohnen, müßten von Kreis zu Kreis reisen, um sich durch eigene Recherchen zu überzeugen, und nach den festgestellten Grundsätzen muͤsse eingeschäͤtzt werden. Dieses allerdings schärfere Eindringen in die Vermögensverhältnisse werde sich eben im Interesse der möglichst gleichmäßigen Einschätzung nicht vermeiden lassen.

Finanz-Minister Dr. von Scholz: Ich möchte, um nicht theilnahmlos zu erscheinen, im Anschluß an die Ausführungen des Herrn Vorredners nur Eins hervorheben. Die Lage ist die, daß die Staatsregierung die Reform der direkten Steuern in einem erheblich größeren Rahmen vorzunehmen beab— sichtigt, als es im vorigen Jahre in Angriff genom— men war und in der Absicht lag. In den Reden des anderen Hauses ist behauptet worden, die diesmal stattfindenden Arbeiten der Regierung seien nicht geeignet, die Reform in die richtigen Wege zu leiten, und man hat die im vorigen Jahre vorgenommenen Arbeiten für erfolgreicher erklärt. Die gegenwärtige Resolution spricht gleichsfalls aus: die Arbeit ist nicht das, was wir wollen, deshalb fordern wir die Regierung auf, dieselbe aufzugeben und die alten Entwürfe wieder hervorzuholen. Nun bin ich zwar von meinem Stand— punkt aus nicht in der Lage, die Resolution zu bekämpfen; ich kann nur sagen: sollte sie gefaßt werden, so wird die Regierung sie pflichtgemäß prüfen. Das kann ich aber schon jetzt erklären, daß die Worte „alsbald“ und „noch vor Schluß der Session“ eine praktische Bedeutung nicht gewinnen können. Wie lange die Session noch dauern wird, vermag ich nicht zu sagen, aber sie wird doch in absehbarer Zeit geschlossen werden. Un— möglich können wir bis dahin dem Gedanken der Resolution praktisch nachgehen. Ich möchte, da ich einmal das Wort habe, noch zwei Punkte berühren. Die Herren haben über— einstimmend erklärt, das Bedürfniß der Reform der direkten Steuern sei dringend, weil die indirekten Steuern die unteren Klassen zu sehr belasten. Ich kann das nicht anerkennen. Die Reform der direkten Steuern ist anerkanntermaßen so nöthig, daß ein Argument von dieser Schwäche zur Unter— stützung des geäußerten Wunsches nicht nöthig er— scheint. Was ferner das Materielle der Resolution anlangt, auf welches der Herr güne un h nur das Verlangen der Offenbarung und Konstatirung der persönlichen Vermögensverhältnisse immer etwas Bedenk⸗ liches hat. Es führt die Censiten zu Konflikten mit sich selbst und hat mannigfache Unbequemlichkeiten im Gefolge. An der Thatsache selbst, daß die Vermögenslage des Einzelnen be⸗ kannt wird, haben wir nie Anstoß genommen. Wir wollen keiner Verheimlichung Vorschub leisten. Darin liegt also für uns die Schwierigkeit nicht, sondern darin, daß viele Censiten thatsächlich außer Stande sind, ihr Einkommen anzugeben. Bei Einkommen, das aus Kapitalvermögen fließt, ist die Sache sehr einfach, dagegen ist die Einschätzung bei den übrigen Vermögen schwierig. Es giebt verschiedene Arten der Selbsteinschätzung, das Wesentliche, was Alle wollen, ist die gerechte und gleichmäßige Besteuerung Aller; dazu gehört aber das tiefere, lästige Eindringen in die privaten Verhältnisse eines jeden Einzelnen. dieses überall in Versammlungen, wo der Ruf nach einer

Steuerreform erhoben wird, vor, und das Verlangen nach

einer solchen wird sehr bald abgekühlt werden. Nichtsdesto⸗ weniger wird die Regierung nicht von dem gesteckten Ziel ab— weichen und den Torso, als welcher die jetzigen Steuerver— hältnisse zu betrachten sind, aus der Welt zu schaffen suchen, indem sie auf ein allseitig befriedigendes System Bedacht nimmt, welches auf eine gleichmäßige gerechte Besteuerungsart abzielt.

e Resolution wird darauf mit großer Mehrheit ab— elehnt. ; Beim Etat der indirekten Steuern wird die Petition der Handelskammer zu Koblenz, betreffend die Steuerfreiheit der Krankenkassen bei der Annahme von Geschenken, der Staats— regierung als Material für die in Ausarbeitung begriffene Novelle zum Erbschaftssteuergesetz von 1873 überwiesen.

Beim Etat der Eisenbahnverwaltung verwendet sich Graf Udo zu Stolberg-Wernigerode für die Einführung einer Normalzeit unter Acceptirung des Meridians von Stargard. Der maßgebendste Gesichtspunkt hierbei ist für den Redner

Vorredner ein⸗ bemerken, daß

Halten Sie

1890.

der militärische. Diesem würde man aber ganz nur dann gerecht werden, wenn auch die Post- und Telegraphenverwaltung sich für die Einführung einer Normalzeit entschieden.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. von Goßler: Die Frage der Einführung einer einheitlichen Welt— uhr ist bereits einer Erörterung unterzogen worden, kann aber nicht so schnell zum Abschluß gelangen, als dies gemein— hin angenommen wird. Vor allen Dingen ist ein Unterschied zwischen Weltzeit und Zonenzeit zu machen. Eine Zonenzeit ist in Nord-Amerika eingeführt, hat dort jchoch die größten Unzuträglichkeiten hervorgerufen. In Deutschland, wo nicht so lange Strecken unmittelbar durchfahren werden, würden diese Unzuträglichkeiten weniger erheblich sein, aber es gehören doch erst längere Beobachtungen, Berathungen wissenschaftlicher, kommerzieller und landwirthschaftlicher In— stitute und Vertretungen dazu, um zu einem abschließenden Resultate zu gelangen. Auch würde es vielfach in private Verhältnisse eingreifen, wenn sich die bürgerliche Zeit nicht mit der Bahnzeit in Uebereinstimmung befände. Wie gesagt, diese Frage ist augenblicklich Gegenstand ernster Vorberathung, doch läßt sich die Entscheidung noch nicht voraussehen.

Minister der öffentlichen Arbeiten von Maybach: Auch ich meine, daß eine allgemeine Normalzeit, wenn sie nutz— bringend sein soll, in das gesammte bürgerliche Leben ein⸗ geführt werden muß. Wie weit das nützlich sein wird, ist Gegenstand umfassender Erwägungen. Bei dieser Ge⸗ legenheit will ich gleich eine Stelle aus dem Kom— missionsbericht besprechen, in welcher der Eisenbahn— verwaltung gleichsam ein Vorwurf gemacht wird, daß sie zu wenig Beamte in das Ausland schicke, um die dortigen Eisenbahn-Einrichtungen zu studiren. Was da mit dem Aus⸗ druck „Ausland“ gemeint ist, weiß ich nicht. Wir haben bei allen größeren Gesandtschaften in Europa und auch in Nord— Amerika technische Vertreter, welche die Fortschritte jener Staaten auf technischem Gebiete genau verfolgen und darüber berichten. Sollen wir nun etwa Beamte nach Afrika schicken, oder nach Ostindien oder Australien? Wir haben von allen geeigneten Einrichtungen Kenntniß, haben davon Vieles bei uns angewendet, aber auch Vieles erfahren, was sich nicht zur Nachahmung eignet. Bisher sind in dieser Beziehung keine Klagen an die Verwaltung gekommen. Daß Beamte in ge— nügender Zahl vorhanden sind, die zu solchen Informations— reisen bereit sind, können Sie mir glauben.

Graf von Mirbach bittet um die Ausführung des gesetzlich längst genehmigten Baues der Linie Tilsit— Stallupönen.

Minister der öffentlichen Arbeiten von Maybach sagt diesen Bau, nachdem nunmehr die entgegenstehenden Schwierig- keiten beseitigt seien, für die nächste Zeit zu.

Freiherr von Durant weist an einem Spezialfall nach, daß bei der Beilegung von Fahrplänen von Seiten der Eisenbahn-Direktion Breslau die konservativen Blätter den freisinnigen nachgesetzt worden seien. Die Regierung thue nicht gut daran, Anzeigen in Blättern von destruktiver Tendenz zu veröffentlichen. Es sei die Ueberweisung von Anzeigen an solche Blätter wünschenswerth, welche von christlichmonarchischer Gesinnung seien, und sich von der Gefahr offiziöser Manipulationen frei zu halten wüßten.

Minister der öffentlichen Arbeiten von Maybach erwidert, die Bekanntmachungen der Regierung erfolgten nach den in einem Ministerialbeschluß von 1874 festgesetzten Normen. Sei dagegen gefehlt, so werde Remedur eintreten.

Graf Udo zu Stolberg-Wernigerode wünscht den Bau von Sekundärbahnen in Ostpreußen ohne Rücksicht auf die Ostpreußische Südbahn vorgenommen.

Die Verhandlungen des Landes⸗Eisenbahnraths werden im Anschluß an den Etat der Eisenbahnverwaltung zur Debatte gestellt und nach dem Referat des Ober-Bürger⸗ meisters Zweigert durch Kenntnißnahme für erledigt erklärt, Ebenso die Denkschrift, betreffend die in der Zeit vom 1. April 1888 bis 31. März 1889 erfolgten Bauausfüh— rungen an denjenigen Wasserstraßen, über deren Regulirung dem Landtage besondere Vorlagen gemacht sind.

(Schluß 4 Uhr.)

Schlußbericht der gestrigen (54.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten. Berathung von Petitionen.

Die Vorsitzenden des landwirthschaftlichen Kreisvereins Minden-Dꝛiansfeld in Hannover und der beiden landwirth— schaftlichen Kreisvereine Eschwege und Witzenhausen-Lichtenau in Kurhessen haben eine Petition an das Abgeordnetenhaus eingereicht, in welcher sie über den häufig vorkommenden Kontraktbruch von Seiten des Gesindes und der freien landwirthschaftlichen Arbeiter Beschwerde führen und beantragen, gesetzliche Bestimmungen zu treffen, nach welchen Vertragsbruch des Gesindes und freier ländlicher Arbeiter mit Haft zu bestrafen und zur Annahme eines freien ländlichen Arbeiters ein Zeugniß des bisherigen Arbeitgebers beizubringen sei, und daß Jeder, der dem zuwider handelt, mit namhafter Strafe belegt wird.

Die Kommission beantragt: Mit Rücksicht darauf, daß nach den Erklärungen der Königlichen Kommissarien des Justiz⸗ und landwirthschaftlichen Ministeriums die von den Bittstellern angeregten Fragen bereits dem Staats-Ministerium zur Be— schlußfassung vorliegen, über die Petition zur Tagesordnung überzugehen.

Abg. Rickert beantragt, über die Petition zur Tages⸗ ordnung überzugehen.

Abg. Wesfsel beantragt, die Petition zur erneuten Be⸗ rathung an die Justizkommission zurückzuverweisen und zu dieser Berathung die Justizkommission um 7 Mitglieder zu verstärken. : .

Abg. Rickert: Ich hätte gewünscht, daß die Kommission bei dieser Frage mehr den sozialpolitischen als den rein sor—⸗ malen Standpunkt betont hätte. Denn es ist nicht richtig, daß man über eine so wichtige Frage hinweggeht, ohne irgend etwas zu sagen. Diese Petition muß in der schärfsten Weise zurückgewiesen werden. Die Arbeiterverhältnisse sind aller⸗ dings im Ssten schlecht, aber das sind die Folgen der Politik,

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