1890 / 113 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 09 May 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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Vorrichtungen im Souterrain, bevor sie die eigentliche Waschküche erreicht. Das Wärterinnen⸗Personal und der . sind in dem Pavillon gleichsam abgeschlofssen, sodaß sie nur nach statt⸗ gehabter Desinfektion mit der Außenwelt in Berührung tommen. In gleicher Weise wird bei dem Bau des Scharlach Pavillons und dessen Einrichtungen verfahren werden; auch dieser Pavillon soll noch in diesem Jahre dem Gebrauch übergeben werden. Die beiden anderen Infektions ⸗Abtheilungen sind für Keuchhusten und Mafern bestimmt Vie jetzt dem Comits aus der Schenkung Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich reicher zugeflossenen Mittel gestatten nun auch einen rascheren Fortschritt der noch rückständigen Baulichkeiten.

Im Herr enhause wird, wie die ‚Post“ vernimmt, zu Ehren * Fürsten Bismarck eine Marmorbüste desselben Aufstellung nden.

Die zum Besten des Frauenvereins für Krankenpflege in den Kolonien stastfindende Ausstellung afrikanischer Geräthschaften, Waffen ꝛ(. in der Kriegs⸗Akademie (Dorotheen⸗· straße 58) ist noch durch eine Sammlung des soeben aus Ost⸗Afrika zurückgekehrten Majors Liebert bereichert worden. In dieser Samm lung befinden sich n. A. ein Tigerfell, Geschenk Emin Pascha's, und die große Medizin Buschiri's“! Am Dienstag besuchte Ihre Majestät die Kaiserin und Königin die Ausstellung, welche nur noch bis nächsten Montag, von 3—7 Uhr Nachmittags (und Sonntag von 12 —5 Uhr), zugänglich sein wird.

Morgen Mittag 12 Uhr findet die Beerdigung des ver storbenen Generals der Kavallerie z. D. von Rauch, zuletzt Chef der Landgendarmerie, ron der Invalidenhauskirche aus, auf dem In—⸗ validenkirchhof statt.

Das wissenschaftliche Theater der „Urania“ hat sein Revertoire schon wieder um eine interessante Nummer bereichert: am gestrigen Abend sprach Dr. P. Schwahn über „Die EFrscheinungen der Gletscherwelt“ und verstand es, in anziehendem und leicht ver⸗ ständlichem Vortrage die Zuhörer über die Entstehung der Gletscher, die Theorie ihrer Bewegung, die Verheerungen durch dieselben u. s. w. zu unterrichten.

Für die Berliner Spielplatz-Gesellschaft hat der damit beauftragte Ausschuß die Satzungen aufgestellt. Der Platz befindet sich, der ‚N. A. Itg.“ zufolge, verlängerte Motz⸗ und Luther“ straßen⸗Ecke; er ist umzäunt, geebnet und besäet. Die nothwendigen Baulichkeiten werden in kürzester Zeit zur Aufstellung gelangen. Am Sonnabend, den 10. d, Abends 8 Uhr, wird in der Aula des Falk— Realgymnasiums, W., Lützowstraße 84, die erste Generalver⸗ samm lung stattfinden.

Breslau, 7. Mai. (Schles Ztg.) Auf, dem dem Brauerei⸗ besitzer Haase gehörigen Grundstücke, Breitestraße Nr. Jist ein ziem⸗ lich bedeutender Münzenfund gemacht worden,. Ein von Hrn Haase als zuverlässig bezeichneter Bericht hierüber meldet: Bei dem Ab- bruch des Hauses Breitestraße Nr. J wurden von dem Maurer Paul Türk Dienstag Nachmittag in dem ersten Stockwerk (Laurentiusstraße 20) unter einer Treppe, von einem Brette bedeckt, Silbermünzen aufge— funden. Nach ungefährer Schätzung hat der Fund den Werth von etwa 400 np. Das Gewicht betrug 152; Pfund. Eine größere Anzahl Thalerstücke von Friedrich dem Großen, meist aus dem Jahre 1786, war in Form einer Rolle in Leinwand eingenäht; eine andere Rolle, in , verpackt, enthielt Zweigroschenstücke, während in einem börsenartigen Beutel von grober Leinwand eine bedeutende Anzahl der verschie densten Münzen enthalten war. Außerdem fanden sich in einer Blechkassette verschiedene seltene Stücke, darunter ein Georgs— thaler und eine Denkmünze auf Ludwig XVI. von Frankreich und Marie Antoinette; die eine Seite der letzterwähnten Münze zeigt ein Schaffot mit der Guillotine und dem Henker, welcher einen abgeschlagenen menschlichen Kopf emporhält. Ein. Thaler, der wie neu aussieht und die Jahreszahl 1810 trägt, läßt vermuthen, daß der ganze Schatz nicht lange nach dem Jahre

1810 an die Fundstelle gebracht worden ist. Interesse erregt auch ein alter Steuerzettel, der zusammen mit den Münzen gefunden wurde, Goldmünzen sind nicht gefunden worden. Auf die von der Polizei gemachte Anzeige hin ist der Silberfund amtlich versiegelt worden. Nach einem anderen Bericht hat der Fund einen Werth von etwa 1000 Unter den Münzen befindet sich auch eine russische Münze vom Jahre 1738 in der Größe eines Fünfmarkstücks mit dem Bilde der Kaiserin Katharina. Die auf die Hinrichtung Ludwig XVI und seiner Gemahlin sich beziehende Denkmünze trägt eine Inschrift in deutscher Sprache und ist mit den Daten des 21. Januar und des 16. Oktober 1793 bezeichnet.

Bonn. (Rat—⸗Itg.) Eine eigenartig Religuie Ludwig van Beethoven's ist durch Verfügung Sr. Majestät des Kaisers und Königs aus der Königlichen Bibliothek in Berlin dem Beethoren⸗Hause zu Bonn überwiesen worden; nämlich die vier Gehörmaschinen“, welche der Hofmechaniker Maelzel, der bekannte, Erfinder des Metronoms, in den Jahren 1813 und 1814 für den gehörleidenden Meister fertigte Es sind wunderlich geformte Hörrohre aus Messingblech. Zwei derselben von ungewöhnlicher Länge, etwa 70 em lang, enden in einer Art von Kessel, deren einer ringsum geschlossen und an der Oberseite siebartig durchlöchert ist; der andere oben offen, aber so, daß das eigentliche zum Ohr führende lange Rohr mit einem breiten Trichter kurz über dem Boden mündet. Bei der Erkrankung der Dörnerben, an der Beethoven litt, konnten indeß solche schall—⸗ verstärkenden Apparate keine dauernde Besserung der Hörfähigkeit herbeiführen. An den Instrumenten befinden sich auch noch die Messingspangen und die Seidenbänder, mit welchen der Meister sich diese Maschinen am Haupte befestigte.

. (Soz. Corr) Der Hamburger Verein für Volkskaffeehallen, welcher im Januar d. J 11, im Februar 14 und im März 18 Speise und Kaffeehallen im Be— trieb hatte, gab gegen Bezahlung im 1 Quartal 1890 ab: 119710 ganze Portionen Mittagessen, 89 782 einzelne Portionen Suppen, 126 845 einzelne Portionen Kartoffeln mit Gemüse, 45 532 einzelne Portionen Fleisch, 537496 Tassen Kaffee, 17 259 Tassen Chokolade, 19 380 Tassen Bouillon, 13 940 Gläser Milch, 43 718 Flaschen Braunbier, 238 418 Seidel leichtes Lagerbier, 235 769 Rund⸗ stücke, 21 538 Schnitte Brot, 216196 Stücke Kuchen, 36 912 Eier, [1 545 Knackwürste, J0 763 Cigarren. Hoffentlich regen die Erfolge . Hamburger Instituts zu ähnlichen Schöpfungen in anderen

ädten an.

Straßburg. (Karlsr. Ztg) Anläßlich der bevorstehenden 450jährigen Gedenkfeier der Erfindung der Buch— druckerkunst beabsichtigt eine hiesige Druglerei mit Unterstützung aus städtischen Mitteln eine Sammlung Original ⸗Abdrücke vom Formschneiderarbeiten aus dem 16. und 17. Jahrhundert herauszu⸗ geben. Zu Ehren der vom 28. Juni bis 1. Juli hier tagenden Generalversammlung der Deutschen Buchdruckergenossen⸗ schaft soll auf Beschluß des Gemeinderaths eine Münster— beleuchtung veranstaltet werden.

Metz, 3. Mai. (Frkf. Journ. Bekanntlich ist Lothringen noch immer reich an schädlichen Thieren, obwohl für die Er legung von Wölfen, Kreuzottern und Fiscottern Preise von der Regierung gezahlt werden und die Jagd auf dieselben in Folge dessen sehr lebhaft betrieben wird. Einem Ausweise der Bezirksverwaltung von Lothringen zufolge wurden während det veiflossenen Rechnungs⸗ jahres an schädlichen Thieren erlegt bejw nach Erlegung zur Erlangung einer Prämie angemeldet: Wölfe 4, Wildschweine 127. Fischottern 29. Die dafür bewilligten Prämien betrugen: für die Wölfe 40 n, für die Wildschweine 1151 „Se, für die Fischottern 217,50 M

New⸗York, 8. Mai. (W. T. B.). Das Armen und Irrenhaus bei Norwich (New-Pork) ist gestern Abend durch eine Feuersbrunst zerstört worden. Dreizehn Personen, darunter 11 Idioten, sind in den Flammen umgekommen.

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Montreal, 6. Mai. Abends. (R. C.) Die später eingelaufenen Berichte über den Brand des Frrenhauses in Longue Poin bestätigen, daß das Haus völlig niedergebrannt ist. Nur die Mauern stehen noch. Der Verlust an Menschenleben läßt sich zur Zeit noch nicht feststellen, wenn er überhaupt je be⸗ stimmt werden kann, da alle Bücher des Irrenhauses, die einzigen Schriftstücke, welche Aufschluß geben können, verbrannt sind. Von den 1300 Insassen sind 1109 geborgen, viele aber haben sich in die Wälder geflüchtet. Die Leichen sind völlig verkohlt und nicht eine Spur ist in der Asche aufzufinden. Das aus Ziegelsteinen auf⸗ geführte Irrenhaus war sechs Stockwerke hoch. Das Feuer brach in der weiten Abtheilung auf der Frauenseite in einem oberen Stockwerke aus, wo eine Irrsinnige einige Sachen in einem Schranke anzündete. Die Flammen verbreiteten sich mit rasender Geschwindigkeit durch den Luftschacht und umhüllten bald das ganze Gebäude. Die Feuerwehr von Montregl that ihr Bestes, nach fünf Minuten aber war, kein Wasser mehr da. Das Benehmen einiger Irr⸗ sinniger war höchst peinlich. Sie jubelten über die Ausbreitung des Feuers und jauchzten, als die Flammen sich ihnen näherten. Erst als die Mauern über ihrem Kopfe einstürzten, hörten sie auf,. ihre lärmende Freude zu bezeugen. Die Umgekommenen sind sämmtlich Frauen. Alle männlichen Insassen wurden gerettet. Während der Feuersbrunst machten drei Nonnen einen heldenmüthigen Versuch, eine kranke barmberzige Schwester zu retten. Die Flammen überwältigten sie jedoch und alle vier kamen um. Auch verschiedene Feuerwehrleute wurden verletzt.

7. Mai. Die Za hl der Todten scheint nicht größer als 10 zu sein. Viele Irrsinnige haben starke Brandwunden erlitten. . an Eigenthum wird auf 700 000 bis 1000 009 Doll. geschätzt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Meerane, 9. Mai. (W. T. B.) Die Arbeiter der . Färbereien haben nunmehr sämmtlich die Ar—⸗

, 2. T.

. zien, 9. Mai. T. B.). In Eb ergassing haben die Arbeiter der Teppich- und Nor ret ebf n s be, von Philipp Haas Söhne heute früh die Arbeit bedingungslos wieder aufgenommen. Die Gesellschaft hatte die geforderte dreißig-prozentige Lohnerhöhung und jede weitere Verhandlung mit den Arbeitern überhaupt vor Wiederaufnahme der Arbeit e rin

Bu dapest, 9. Mai. (W. T. B.) Das Unterhaus nahm die Vorlage, betreffend die Regelung der Handels⸗ beziehungen mit der Türkei, ohne Debatte an.

Rom, 9 Mai. (W. T. B.). Heute Morgen 8 Uhr celebirte der Papst im Konsistorial-⸗Saal eine Messe für die deutschen Pilger und empfing später die Pilger besonders im Clementinen⸗-Saal, wobei er sich durch die Reihen der Pilger hindurch bewegte und sich mit ihnen unterhielt. Der Empfang dauerte bis Mittag.

Ma drid, 8. Mai. (W. T. B.) Die Strikes in Barcelona und Valencia sind beinahe beendigt; der größte Theil der Strikenden hat die Arbeit wieder auf⸗ genommen, einige Fahriken sind jedoch noch geschlossen. Der Strike dauert fort in Corunä6a und Alcoy; in An tequera hat er an Ausdehnung abgenommen.

Sansibar, 9. Mai. (W. T. B.) Ein britischer Kreuzer hat eine Dhau mit 40 Sklaven aufgebracht. ö. vollständiger Schiffscordon ist um Pemba gebildet

rden.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

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Wetterbericht vom 9 Mai, Morgens 8 Uhr.

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Stationen. Wind. Wetter. 8

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S su. d. Meeressp.

n more 766 6 J 2bede Christiansund 5 wol lig Vopenhagen. bedeckt Stockholm. wolkenlos aparanda . still wolkig Moskau .. O Abedeck

mn / gan , .,., 6 2 bedeckt Cherbourg. 5 Regen . U 3 wol ki QAmburg .. d . Swinemünde 7 NO 4 Nebel Neufahrwasser 7153 MMO 3 Nebel Memel. 754 88 e . * 50 NW 2 Reger I Münster. .. 751 NO 5 Larlsruhe. . 151 SW 2 bedeckts) Wiesbaden, 751 S z bedeckt München .. 753 SW 4 bedeckt Chemnitz .. 51 No T heiter) Berlin... 53 NNO A40edeckt Wien .... 749 RW 1 bedeckis) Breslau -=. 751 NNO 2pedeckt e dar.. 8 88 wog Nh .... 54 WSW 4wolkig ö 36 1 wolkig

Anfang 7 Uhr.

Niemann.)

1) Nebelig. ) Abends Gewitter. ) N it und Abends Gewitter. ) Abends r e m tees s) Alpen und Süd⸗Ungarn Gewitter.

Uebersicht der Witterung. wenig verändert. Bei im Norden mäßigen, nörd⸗ einstudirt:

westlichen Winden und durchschnittlich wenig ver- Friedrich. anderter Temperatur, ist das Wetter in Deutschland 7. Uhr. vorwiegend trübe und an der Küste neblig. In Süddeutschland fanden vielfach Gewitter mit Regen

sowie aus

üd Ungarn werden heftige Gewitter ge— meldet.

Deutsche Seewarte. //

Theater ⸗Anzeigen. Aõnigliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ 9 haus. 111. Vorstellung. Fidelio. Oper in 2 Akten e , .

Garten ⸗Concert.

von L. van Beethoven. sischen von F. Treitschke. ; Sucher. Anfang 7 Uhr. 3 , , n, auber-Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Jonathan. Operette in 3 Akten. ͤ Nach A. W. v. Schlegel's Uebersetzung. Musik von Millöcker. Anjang 7 Uhr. . W. Taubert. Tanz von E. Graeb. In Seene ĩ gesetzt vom Direktor Dr. Otto Devrient Musikalische Großes Doppel⸗Concert. lichen Gesangs⸗ und Instrumental⸗Künstler. Der arme Jonathan. Im pracht.

Direktion: Hr. Steinmann. Anfang 7 Uhr. , , . , em Der

ing des Nibelungen. ühnenfestspiel von Rich. vollen Par . t Wagner. Dritter Abend. Götterdämmerung in w 3 Aufzügen und einem Vorspiel Kammersänger Gudehus, vom Kgl. Hof⸗Theater in Dresden, als Gast) Anfang 67 Uhr.

an n,, z Lustfpiel in 3 Ätten von Victorien Sardou. Peutsch Tell. Schaufviel in 5 ] ö s in en von Victorien Sardou. Deut sptel in 8 Anftügen von Schiller, Son heben Bebel, fan, n m.

Jeutsches Theater. Sonnabend: Egmont.

Sonntag: Egmont. Montag: Die Stützen der Gesellschaft.

Berliner Theater. Sonnabend: Eva. (Hebw.

Sonntag: Julius Cäsar. Montag: Wallenstein's Tod.

Tessing · Theater. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

Sonntag: Die große Glocke. 4 Aften von Oscar Blumenthal.

Montag: D me ĩ . . .. in . Fall Elsmencean. Schau spiel Großes Militär · Doppel Concert.

, , Sonnabend: Zum 1. Male: änschen. (Bébé.) Schwank in 3 Akten v

Die Luftdruckvertheilung hat sich im Üllgemeinen A. ,, ,, G. de Najac. pn, R . zerã bei im uten Morgen, Herr Fi ö lichen bis östlichen, im Süden schwachen, meist für= Vaudeville ˖ Burlegske in 1 Akt nach Lockroy 66. Musik von Ed. Stiegmann. Anfang

3 n g n ist geöffnet. Goͤrsj . onntag und Montag: Hänschen. z fällen statt auch aus den österreichischen Alpen Morgen, Herr Fischer. i a. Im schattigen prachtwollen Sommergarten: Großes

=, Hickoria-Theater. Sonnabend: Zum 263. M.:

Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 19 Bildern 12— 11 Uhr. pon Alex. Moszkowski und Richard Nathanson. schichte der Urwelt. Musik von C. A. Raida. Ballet von C. Severini.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Text, nach dem Franzö⸗ Dirigent: Kapellmeister

Concert-Park. Direktion:

115. Vorstellung. Der Sturm. Um 6 Uhr: Sonntag:

(Siegfried: Hr.

Friedrich ⸗Wilhelmstãdtisches Theater und

Julius Fritzsche. Sonnabend: Zum 113. Male:

Nesidenz - Theater. Dirertion: Sigmund Lauten

Fantilien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Helene Richter mit Hrn. Gust Rudolph (Taucha Hainichem. ö 3 Wendeborn mit Hrn. Eugen Dalla Riva (Erlau). Frl. Pauline Tilgner mit Hrn. Guts besitzer

Der arme Musik von Carl

Eröffnung des Concert-⸗Parks. ,, ; . ,, . Senft Ricdigzz. (Nalkwitz = Paschwitz; = rl.

Martha Schütte mit Hin. Regierungs. Assessor Tbeodor Parisius (Minden i. Kern e n T rl. Lieschen Schütte mit Hrn. Dr med Otto Sonnenburg (Minden i. W) Frl. Katharina Zeller mit Hrn. Karl Huesker (Paderborn Gescherx Frl. Martha Richter mit Hrn. Dr. med. William Bergen (Nörten Göt ingen).

1I6. Borstellung. Wilhelm burg: . Sonnabend: Zum 30 Male: Marguise. Verehelicht: Hr. Hauptmann Reinhold Schröter

Sonntag: Marquise.

Sonntag: Die Zauberflöte.

Regimentstochter.

Sonnabend: ; ; ) stück mit Gesang und Tanz in

A. Dumas und A. d' Artois. licher Spezialitäten.

: Eröffnung der Dyern Saison. Martha. (Lyonel: Hr. Emil Götze, Kgl. preuß. Kammersänger, als Gast')

. Bei günstigem Wetter: Großes Doppel ⸗Concert.

KRroll's Theater. Sonnabend:

Mittwoch, 14. Mai: Erstes Auftreten der Kgl. preuß. Kammersängerin Marcella Sembrich. Die

Belle Alliance- Theater. Sonnabend: Zum Die Ehre. 69. Male: Der Nautilus. Großes Ausstattungs⸗

9 Auftreten saämmt⸗ Brillante Illumination des

mit Frl. Vally v. Wentzky und Petersheyde Danchmitz). 3 Dr. Heinrich Krantz mit Frl. Kathrinchen Schuͤtz (Nideggen). Hr. Gymnasfial— lehrer H. Kröncke mit Frl. Agnes Seidler (Ein⸗ beck Hr. Max Wilke mit Frl. Luise Scheidt (GRettwig) Hr. Dr, med Redolf Schumann mit Frl. Käthe Eckert ¶Markranstädt Leipzig). 1. Fritz Baum mit Frl. Helene Belahave (Düren lachen). Hr. Bruno Langner mit Frl. Sophie Mundhenk (Breslau). Hr. Max Thiele mit Frl. Frieda Kraetke (Berlin). Hr. Real- Gymnasiallehrer Dr. Paul Schafheitlein mit Frl« Martha Bernhard (Charlottenburg).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Syerlin (Berlin)-= Hrn. Dr Kail gie b n er k—— Mühlenbesitzer C. Kalms (Polsnitz bei Freiburg i. Schl.). Hrn. Dr Hugo Haenisch (Breslau). Hrn Hellmuth Schul; (Meierbusch).

4 Akten und

. . Jules X D ; 5 keen, Hai de,, ge de, dere, , ,,, Im prachtvollen glänzend renopirten Sommergarten werd inen Toch tzer: Orn. Dr med. Morstz

Müller (Bad Elster). Hrn. Fra . (Königsdorf bei Köln). Hrn. Franz Heusmann

ganzen Garten⸗Etablissements. Anfang des Concerts Gestorben: Hr. Gustav von Rauch, Königlicher

65 Uhr, der Vorstellung 75 Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

wohlthätigen Zweck.

Urania, Invalidenstraße 67 62.

General der Kavallerie . D (Berlin). Hr. Ober⸗ förster a. D. A. L Frömbling , ö Hr. Amtsgerichts⸗Rath Johann Friedrich Kern (Hameln). Hr. Ortsvorsteher Wilhelm Boden⸗

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72“ hurg (Glinde Hr. Hotelbesitzer Simon

Sonnabend: Zum 909. Male: Der Goldfuchs. Gesangsposse in 4 Atten von Eduard Jacobson und Leovold Elv. Couplets theilweise von Gustay Musit von Franz Roth Anfang 75 Ubt Sonntag, Mittags 12 Uhr: Matin Ge zu einem ö i weck. Unter gefälliger Mitwirkung sämmtlicher Mitglieder des Adolph Ernst-⸗Theaters.

Goroll (Laurabütte) Hr. Robert Kuhlme Berlin). Hr. Rentier Frierrich , (Berlin). Hr Albert Keßler (Berlin).

Redacteur: J. V.: Siemenroth. Berlin:

Verlag der Expediti 8 ; Geöffnet von ö! rpedition (Scholy

Sonnabend, um 8 Uhr: Die Ge— Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗

Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen leinschließlich Börsen Beilage).

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M 113.

——

Parlamentarische Nachrichten.

Schlußbericht der gestrigen (12.) Sitzung des Herren⸗ hauses. Fortsetzung der Berathung des Staatshaus— halts⸗Etats.

Bei Besprechung der Petition des Freiherrn von Hammer⸗ stein zu Lüneburg und Genossen, althannöverschen Verwal— zungsbeamten, betreffend ihre Diensteinkommens⸗ bezw. Pen⸗ sionsverhältnisse, bittet der Ober-Bürgexmeister Stru ck⸗ mann um die Erhöhung des Gehalts der Landräthe, das sich gegenwärtig zwischen 3600 und 4800 M6 bewege und weder der Stellung der betreffenden Beamten noch derjenigen gleichartiger Beamten in anderen Ressorts und im Kommunal⸗ dienst entspreche. Für eine große Zahl von Landräthen, die nicht aus dem Grundbesitzerstande, sondern aus dem Beamten⸗ stande hervorgingen, habe diese ungenügende Bemessung des Geh alts sehr unliebsame Folgen.

Der Minister des Innern Herrfurth erwidert, daß für die Besoldung der althannöverschen Verwaltungsbeamten kein Fonds vorhanden, eine Erhöhung der Bezüge also nur im Gnadenwege möglich sei. Die Gehälter der Landräthe seien allerdings so niedrig, daß die Auswahl derselben fast nur auf Beamte mit Privatvermögen beschränkt sei. Wünschens⸗ werth wäre es also gewiß, wenn der Staat recht bald in die finanzielle Lage käme, sich dieser Beamten anzunehmen. .

Graf von der Schulenburg-⸗Beetzendorf:; Die Landrathsposten in Hannover sind nur Uebergangsposten für höhere Stellen und als solche sehr gesucht, eine Gehalte— erhöhung ist daher nicht erforderlich, wohl aber eine solche der Bezüge in Bureaubedürfnisse.

Ueber die Petition geht das Haus zur Tagesordnung über.

Ober⸗Bürgermeister Schmieding tritt für die Entlastung der Kommunen von denjenigen Polizeikosten ein, welche die Städte im Interesse des Staates aufzubringen haben.

Von dem Freiherrn von Durant und dem Ober⸗Bürger⸗ meister Dr. Miquel ist eine Resolution eingegangen, welche die Staatsregierung auffordert, die Reform der direkten Steuern dem Landtage thunlichst bald vorzulegen.

Ober⸗Bürgermeister Dr. Miquel: Das Haus hat gestern eine Resolution abgelehnt, nach welcher eine Steuerreform noch in dieser Session gefordert wurde. Danach könnte es nach außen hin scheinen, als ob das Herrenhaus überhaupt eine solche Reform nicht wolle. Durch unsere Resolution soll dieser Schein vermieden werden. Ein weiterer Grund für unsere Resolution ist der, daß wir auch die Gewerbesteuer für reformbedürftig halten und deshalb von der direkten Steuer im Allgemeinen gesprochen haben. Der entscheidendste Grund für unseren Antrag ist aber der: Der Herr Minister hat sich gestern so ausgesprochen, als ob wir bei Annahme der von der Kommission vorgeschlagenen Resolution zu unserem Etat auf den Zusammenhang der Reform mit der Ueber⸗ weisung der Grund⸗ und Gebäudesteuer an die Gemeinden verzichten würden. Ich will nicht präjudiziren und damit dem Beispiele des Ministers folgen, als ob sich das Haus mit der heutigen Resolution für den Zusammenhang ausspreche. Alle diese Fragen befinden sich in einem so ungeklärten Stadium, daß wir uns ihnen gegenüber am besten ganz neutral halten, dieses Verfahren befolgen wir in unserer Resolution.

Freiherr von Durant tritt dieser Begründung bei; er hätte gern die Gewerbesteuer ebenfalls als reformbedürftig betont, acceptire aber die allgemeine Form der Fassung des Ober Bürgermeisters Dr. Miquel, welche weder der Haltung der Regierung noch der des Hauses irgendwie präjudizire..

Ohne weitere Debatte wird diese Resolution einstimmig angenommen.

Das Haus wendet sich hierauf zur Spezialberathung des Kultus⸗Etats.

Die Petition des Pfarrers Ziegler zu Würdenhain bei Liebenwerda um Anrechnung der im Schulamte zugebrachten Dienstzeit bei Bemessung der Alterszulage wird nach dem Referat des Herrn von Wilamowitz-Möllendorf der Regierung zur Erwägung überwiesen.

Graf Udo zu Stolberg-Wernigerode beantragt die Annahme folgender Resolution: Die Staatsregierung zu er⸗ suchen, dem Landtage einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen der evangelischen Kirche die unter Ablösung der Stolgebühren erforderlichen Mittel zugewendet werden.

Graf Udo zu Stolberg-Wernigerode: Die letzten Reste des Kulturkampfs sind bis auf das Civilehegesetz beseitigt. Dieses letztere wird aber voraussichtlich bestehen bleiben, und wir werden uns damit abzufinden haben. Ich habe seiner Zeit dieses Gesetz für einen Fehler gehalten und dagegen ge— stimmt; daß die unvermittelte Ausführung des Ge— setzes schädliche Folgen haben würde, hat die Regie— rung in dem 8. 54 des Gesetzes, welches von der Stolgebührenentschädigung handelt, anerkannt. Die brennende Frage der heutigen Zeit ist die Sozialdemokratie, eine religiöse und wirthschaftliche Irrlehre. Auf wirth⸗ schaftlichem Gebiet muß sie vom Staat, auf religiösem von der Kirche bekämpft werden. Auch vom allgemein politischen Standpunkt aus haben wir die Pflicht, wenigstens Über den Punkt uns zu äußern, über den eine Einigung am ehesten möglich ist; ich lasse die Frage der allgemeinen höheren Dotationen der evangelischen Kirche ganz bei Seite. In den Centren der industriellen Bewegung ist diese Frage eine der brennendsten; wir dürfen nicht zögern, sie einer Erledigung zuzuführen. Bei der Ausarbeitung des bezüglichen Gesetzes muͤssen die berufenen Organe der Kirche gehört werden. Ich hoffe, mein Antrag wird mit großer Majorität vom ganzen Hause angenommen werden.

Ober⸗Bürgermeister Dr. Miquel: Ich erkläre meine Zu⸗ stimmung zu dem Antrage, der die Erfüllung eines im Gesetz , . und in den thatsächlichen Verhältnissen durchaus

egründeten Versprechens bezweckt. Wenn es in dem Antrage heißt, es solle der evangelischen „Kirche“ die Entschädigung zugewendet werden, so will der Antragsteller damit gewiß nicht der speziellen Regelung der Frage irgendwie präjudiziren; es kommt nicht darauf an, die Kirche in ihrer Gesammt⸗ heit zu entschädigen, sondern die einzelnen Gemeinden.

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 9. Mai

Finanz⸗Minister Dr. von Scholz: Ich könnte mich mit einer zustimmenden Erklärung begnügen, wenn richt der vor—⸗ liegende Antrag von dem . Vorredner in einer Weise interpretirt wäre, welche den Widerspruch der Regierung heraus⸗ fordert. Der Graf zu Stolberg hat in seiner Begrundung des An⸗ trags keine Verpflichtung des Staats konstruirt, sondern bloß auf seine allgemeine moralische Verpflichtung hingewiesen, die Kirche im Kampfe gegen die Umsturzbewegungen zu stärken. Der Ober⸗Bürgermeister Dr. Miquel hat aber die Sache so dargestellt, als sei eine gesetzliche Verpflichtung des Staats zur Dotation der Kirche als Entschädigung für die durch das Tivilstandsgesetz hervorgerufenen Nachtheile vorhanden. Dem⸗ gegenüber 6 ich nicht zu vergessen, daß die Regierung in der Thronrede des Jahres 1888 bereits eine Regelung dieser Frage durch eine Gehaltserhöhung der Geistlichen in Aussicht stellte« Das war der Standpunkt der Regierung. Deshalb hat sie zunächst eine Erhöhung des betreffenden Etats⸗ titels um 750 0600 MS vorgeschlagen, und als sich ergab, daß diese Summe unzulänglich war, erfolgte eine weitere Er— höhung um 1400 000 S6 Es ist auch damals in den Ver⸗ handlungen mit beiden Häusern des Landtages anerkannt worden, daß die Regierung ihrer Verpflichtung vollständig nach⸗ gekommen sei. Es ist aber etwas ganz Anderes, wenn man von dem Versprechen, welches damals im §. 4 des Gesetzes vom 9 April 1874 gegeben wurde, die einzelne Frage der Stol⸗ gebühren loslöst. Es schweben gegenwärtig bei den kirchlichen Behörden Verhandlungen über die materielle Lage der Kirche. Die Regierung hat Bericht über den Gang dieser Verhand⸗ lungen gefordert und erwartet Auskunft, wieweit Staats ülfe verlangt wird. Sie wird dies Verlangen in wohlwollendsie Erwägung ziehen. Wie jetzt aber die Sache liegt, sind wir außer Stande, eine Zusage oder ein Versprechen zu geben.

Wirklicher Geheimer Rath von Kleist-Retzow spricht dem Minister seinen Dank für die Bereitwilligkeit, den zur Sprache gebrachten Nothständen abzuhelfen, aus. Aber eine Gesetzesbestimmung, wie die im 8. 54 des Gesetzes von 1815, lasse sich unmöglich durch eine einfache Erklärung des Ministers aus der Welt schaffen. Der Noth werde sich am besten durch Provinzialgesetze abhelfen lassen, und es würde dann den einzelnen Gemeinden eine Ablbsung der Stolgebühren möglich gemacht werden müssen. Bei der Bereitwilligkeit des Ministers, Beträge für diese Zwecke bereit zu stellen, werde es den Pro⸗ vinzialfynoden leicht sein, noch in diesem Sommer der Regie⸗ rung ihre Vorschläge zu machen. Im nächsten Winter werde es dann möglich sein, sich mit den nöthigen gesetzgeberischen Vorschlägen zu beschäftigen. ö .

Finanz⸗Minister Dr. von Scholz: Die 2 Millionen sind doch vom Landtage angenommen wordenz facta loquuntur. Hätte man diese Summe nicht als eine Entschädigung in dieser Richtung angesehen, so wäre das doch irgendwie zum Ausdruck gekommen. Ueber die Frage der Entschädigung der Gemeinden, welche schon abgelöst haben, wird allerdings nicht leicht hinweg— zukommen sein.

Graf von der Schulenburg-Beetzendorf sieht sich genöthigt, nach den Ausführungen des Finanz-Ministers ganz unbedingt für den Antrag zu stimmen. Dem Wohlwollen, welches fich im 8. 54 gegen die Kirche und ihre Diener aus⸗ spreche, fei durch die Verwendung der 2 Millionen nicht ent⸗ fernt genügt. Die Inhaber der Maximalstellen hätten davon nicht einen Pfennig abbekommen. Hoffentlich werde nach der Annahme des Antrages die Regierung einschließlich des Finanz-Ministers die Mittel zur Ausführung desselben bis zur nächsten Session finden und flüssig machen. .

Ober⸗Bürgermeister Dr. Miquel: Wenn der Minister moralisch eine Verpflichtung des Staats anerkennt, so kommt es auf die prinzipielle Meinungsverschiedenheit nicht so sehr an. Es handelt sich nicht um eine Dotation der Kirche, sondern um eine Entschädigung der Gemeinden, die Jeder billigen muß, dem das Gemeindeleben am Herzen liegt.

Finanz-Minister Pr. von Scholz: Es kommt darauf an, nach Annahme der Resolution der Regierung Tie Beschluß⸗ fassung zu erleichtern und ihr zu ermöglichen, der Nesolution Folge zu geben. Das geschieht aber nicht durch Deduktionen, wie die soeben gehörte des Herrn Vorredners, die mit früheren Erklärungen der Regierung im Widerspruch steht.

Ober-Vürgermeister Selke erklärt, aus voller Ueber⸗ zeugung für den Antrag zu stimmen. Die Durchbringung des Civilehegesetzes im Herrenhause wäre 1875 ohne den 5. 54 gar nicht möglich gewesen. Die Erfüllung dieses Versprechens müsse mit größter Energie gefordert werden.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. von Goßler: Die Regierung erkennt ihr Interesse an einem frischen kirchlichen Leben an, sie will den Schwierigkeiten, welche für die evangelische Kirche durch das Civilstandsgesetz entstanden sind, ein Ende machen; dabei kommt, es auf die Auslegung von Gesetzesparagraphen nicht an. Die Regierung hat oft gezeigt, daß sie zur Ablösung der Stolgebühren die Hand bieten will. Seit langer Zeit steht sie unausgesetzt in Verhandlungen darüber. Die Frage der Stolgebühren wird in verschiedenen Landestheilen verschieden beurtheilt. In Han⸗ nover ist auf Wunsch der Betheiligten bloß die Gebühr für die Taufe geblieben, in Wiesbaden sind sämmtliche Gebühren auf— gehoben, in Schleswig⸗Holstein ist die Angelegenheit sehr ver⸗ schieden geegelt, in Kassel wird die Ablösung als ein Be⸗ dürfniß bezeichnet. Ich führe dies nur zum Belege dafür an, daß die Auffassung eine sehr unterschiedliche ist. Die damalige Dotation enthält implicite das Ein⸗ geständniß, daß der Staat für die ausgefallenen Gebühren sich als ersatzpflichtig betrachtet. Der Ober-Kirchenrath ist mit Er⸗ hebungen beschäftigt, und die Regierung sieht seinen Anträgen entgegen. Die Schwierigkeiten der Ablösung sind sehr erheblich, in Berlin nicht so sehr, wie in andern Städten.

Der Antrag wird hierauf mit großer Mehrheit ange— nommen. . ö

Graf von Mirbach befürwortet eine Besserstellung der Gymnasiallehrer und eine anderweitige Regelung der Ascen⸗ sionsverhältnisse derselben innerhalb der einzelnen Provinzen.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. von Goßler: Es hat uns sehr leid gethan, daß die Mittel des Staats nicht ausgereicht haben, um auch die Gymnasiallehrer

1890.

in ihren Bezügen besser zu stellen. Den Vorschlägen des Grafen Mirbach wegen der Einführung der Ascension innerhalb der

einzelnen Provinzen stehe ich nicht absolut ablehnend gegenüber;

nur ist es für die Verwaltung ungemein schwierig und ver⸗ antwortungsvoll, eine solche Maßregel schematisch allgemein und rücksichtslos durchzuführen, wenn gleichzeitig vermieden werden soll, den Interessen des Unterrichts selbst Schaden zuzufügen. Seit 6 Jahren bereits wird diese Frage von uns erwogen und noch immer haben wir uns für ein bestimmtes System nicht entscheiden können. (Schluß 4 / Uhr.)

Schlußbericht der gestrigen (55.) Sitzung des 533 der Abgeordneten. Fortsetzung der Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Unterhaltung der nicht schiff— baren Flüsse in der Provinz Schlesien.

Minister für Landwirthschaft ꝛc. Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen:

Meine Herren! Ich halte mich nicht für verpflichtet, auf die Frage meinerseits näher einzugehen, ob bei den früheren Ufer⸗ regulirungen oder Stromregulirungen technische Fehler gemacht worden sind oder nicht. Jedenfalls stehen wir in der Beziehung vollendeten Thatsachen gegenüber, die nur theilweise rückgängig gemacht werden können, und ich meine, da müssen wir uns eben an die jetzigen gesetz⸗ geberischen und Verwaltungsakte, an die thatsächlichen bestehenden BVerhältnisse anschließen und versuchen, das unter den gebotenen Ver— hältnissen Beste zu leisten. Und diesen Weg betritt meines Erachtens die Gesetzesvorlage. Ich glaube auch, daß es nicht richtig ist, dem Nähertrekten diefes Gesetzentwurfs den dilagtorischen Einwand zu machen, daß man warten solle auf eine allgemeine Wassergesetzgebung, auf große durchgreifende Organisation auf administrativem Gebiete. Die Arbeiten, die Wassergesetzgebung zu regeln, schweben seit Jahren, sie haben zeitweise einen Stillstand erhalten durch die Ausarbeitung des bürgerlichen Gesetzbuches und haben diesen Stillstand nothwendig er— halten müssen Barum sind aber doch diese angehäuften Materialien beisammen und diese gefetzgeberische Arbeit kann jederzeit wiederholt werden. Ich glaube auch, daß jetzt erst der Zeitpunkt gekommen ist, um gesetzgeberisch den Versuch einer umfassenden Wassergesetzgebung zu machen, nachdem durch den publizirten Entwurf des bürgerlichen Gesetzbuches die Frage verneint ist, daß im Wege der Reichs ⸗Gesetz⸗ gebung das Privat Wasserrecht geregelt werden soll. Nun wird sich aber bei der weiteren Bearbeitung dieses Gesetzes das ist jetzt schon zu übersehen die außerordentlich große Schwierigkeit ergeben, das öffentliche und das Privatrecht zu trennen. Eine Lösung dieser Gesetzgebung, obne sich auf beide Gebiete zu erstrecken, halte ich, und ich glaube alle Sachkundigen, für außerordentlich schwierig, und ebenfo haben ja alle die Verhandlungen, die im Landes-Oekonomie⸗ Kollegium, im Landwirthschaftsrath und, ähnlichen Versammlungen stattgefunden haben. sich immer um diese beiden Punkte gedreht, inwieweit es möglich wäre, das öffentliche vom Privat⸗Wasserrecht zu löfen. Auf dem Gebiet des Privat ⸗Wasserrechts ist das Reich zu⸗ ständig, auf dem des öffentlichen Rechts ist der Partikularstaat zu⸗ ständig. Nun erinnere ich nur an die geographische Lage, in der wir uns in Mitteldeutschland befinden, wo verschiedene andere Staaten partizipiren, und wo jeder Versuch, sich rein auf die privat⸗ rechtliche Lösung zu beschränken, außerordentlichen Schwierigkeiten, be⸗ gegnet. Also ich sollte meinen, wir können uns auf diesem Gebiete, mo uns praktisch zu lösende Aufgaben gestellt werden, nicht vertrösten auf die künftige allgemeine gesetzliche Regelung, auf die allgemeine Gesetzgebung, sondern es ist richtiger, hier anzugreifen und zu sagen: hic Rhodus, hie salta

Es handelt sich nun in dem vorliegenden Gesetzentwurf um ein Gesetz, das nur für eine Provinz gelten soll, und ich sase von vorn herein, daß die Frage überhaupt garnicht erörtert int und auch nicht hat erörtert werden müssen, ob ähnliche Gesetze für andere Pro⸗ vinzen nöthig sein können. Für die meisten Provinzen sind sie ganz gewiß nicht nöthig, und wir thun nicht gut, diese Frage wieder damit zu kompliziren, sondern wie handeln richtiger, auf dem Gebiet einer Provinz, wo der Nothstand konstatirt, wo er durch die Ueber—— schwemmungen in den letzten 10 Jahren wiederholt fühlbar geworden ist, den Versuch zu machen, eine geeignete Regelung zu finden.

Nun ist aber immer wieder und auch heute der Einwurf an dem Gesetzentwurf gemacht worden: warum regelt man das nicht auf dem Gebiet des Genossenschaftswesens, eventuell der Zwangsgenossen⸗ schaften. Ja, meine Herren, darauf kann ich nur dasselbe antworten, was schon vier, fünf Mal geantwortet worden ist, daß ja das Wassergenossenschaftsgesetz von 1879 nach wie vor bestehen bleibt und nach wie vor Anwendung findet, daß aber gerade bei Anwendung dieses Gesetzes sich diese Lücke ergeben hat, die wir glauben in der jetzt vorliegenden Vorlage aus— füllen und lösen zu müssen. Wir würden diese Vorlage nicht bringen, wenn es nicht eben Fälle gäbe, die durch das Gesetz vom 1. April 1879 nicht gedeckt sind, und da meine ich doch, kann die Regierung mit Anspruch auf Beachtung, die doch einigermaßen einen Ueberblick über die Gesammtsachlage hat und praktische Erfahrung auch aus den vielfach gepflogenen Verhandlungen, sagen, eine andere Lösung dieser Frage finden wir nicht. Ich meine, dem gegen—2— über ist Niemand berechtigt, hier mit großer Assurance die Ueber— zeugung auszusprechen: die Regierung wird schon einen anderen Weg finden. Ich bitte die Herren, die diese Hoffnung aussprechen, doch die Güte zu haben, bestimmt formulirte Vorschläge zu machen, dann können wir sie respektiren. Ich kann sagen, wir wissen keinen andern Weg, und diejenigen, die behaupten, wir hätten einen andern Weg, sind verpflichtet, nachzuweisen, daß wir im Unrecht sind.

Außerdem meine ich: wiegt denn das Votum eines Provinzial Landtages so leicht, daß ein einzelner Abgeordneter mit dieser Art von Ueberlegenheit über die Beschlüsse des Provinzial-⸗Landtages ab⸗— urtheilen kann, wie es heute hier geschehen ist? Ich meine, die Staats regierung manifestirt damit einen Beweis der Achtung und des Re— spektz den sie vor den großen Selbstverwaltungskörperschafen hat, daß fie dem Votum dem fast einstimmigen Votun: des Pro- vinzial⸗Landtages ein großes und entscheidendes Gewicht beimißt, und daß sie der Meinung ist, daß diesem Provinzial Landtage min— destens sopbiel Sachkunde beizumessen ist, wie die, die irgend einem ein zelnen Abgeordneten innewohnen kann.

Meine Herren, ich meine, von Seiten des Hrn. Abg, von Huene ist die Bedeutung dieses Gesetzentwurfs so richtig charakterisirt worden, daß ich eigentlich blos bereits Gesagtes wiederholen kann, wenn ich nochmals auf die einzelnen Punkte des §. 1 dieses Gesetzentwurfs ein gehe. Ich muß das aber doch um so mehr, als auch heute wieder in fehr wohlwollender und freundlicher Weise, die ich anerkenne, auß⸗ gesprochen ist, als handle es sich bei diesem Gesetzentwurf um ein Vertrauensvofum für die Königliche Staatsregierung oder gar für mich persönlich. Das ist in kesner Weise der Fall; es handelt sich hier nicht um ein Vertrauensvotum für meine Person oder für die Königliche Staatsregierung, sondern um ein Vertrauens votum über die Bedeutung der Selbstverwaltungsorgane, denn der ganze Gesetzentwurf kann überhaupt nicht in Wirksamkeit treten, ohne daß die Barriere, das Thor dazu durch einen Beschluß des Provinzial⸗ autschusses geöffnet worden ist. Das ist wiederholt gesagt worden, ich muß es aber hier wiederholen. Und nun sollte ich doch glauben,