1890 / 114 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 May 1890 18:00:01 GMT) scan diff

persönliche Eingreifen des Hrn. von Wendel setzen, welcher, wie ver⸗ lautet, in diesen Tagen kommen werde, um die von den Arbeitern zu Protokoll gegebenen Beschwerdepunkte zu untersuchen. In Mainz hat, der Köln Ztg. zufolge, ein größerer Theil der in den Schuhfabriken beschäftigten Arbeiter vorgestern die Ar- beit ein gestellt. Auch in diesem Geschäftszweige lehnen es die Meister ab, mit der sogenannten Lobnkom missjon zu verkehren, sind aber zu einer Verständigung mit ihren Arbeiten bereit. Aus Bgrmen meldet W T. B.“, daß die Besitzer fast sämmtlicher Riementische in Folge der mißlichen Lage des Riemen⸗ drehergewerbes zu einer Vereinigung zusammengetreten sind und sich bei einer hohen Konventionalstcafe verpflichtet baben, vom 19. Mai ab nicht mebr unter bestimmten Minimallöhnen u arbeiten. Wie die ‚Wiesb. Pr. außerdem berichtet, soll eine Erhöhung der Minimal⸗ loͤhne für den nächsten Herbst in Autsicht genommen werden. . einer öffentlichen, zahlreich besuchten Versammlung der Sch uh m ga chargesellen in Magdeburg, in welcher, wie wir der Mgdb. Zig.“ entnehmen, auch viele Meister anwesend waren, wurde beschlossen, den Lohntarif, wie er von der Lohnkommission aus. gearbeitet worden ist, zur Durch führung zu hringen. Auf diesen Beschluß wurde Seitens der Meister erwidert, daß sie Alles gethan hätten, um einen gütlichen Ausgleich herbeizuführen. Ferner wurde mit— getheilt, daß außer den nicht zur Kenntniß der Lohnkommission ge—⸗ lommenen Fällen sich 234 Gesellen im Strike befinden. Von diefen ind 123 abgereist, während 19 verheirathete und 92 unverheiratete HResellen Unterstützung erhalten; 26 Kleinmeister hätten bis jetzt den aufgestell ten Lohniarif und die Werkstattordnung angenommen. In Breslau fand am 8. d. M, eine von etwa 309 noch im Strike befindlichen Tischlergesellen besuchte Versammlung statt. Der Vorsitzende theilte, wie die Schl. Ztg. berichtet. mit 23 die , ö. Fabriken die beanstandete Fabrit⸗ rdnung theils zurückgezogen, theils die streitigen P a öge⸗ ei 11 gezog streitigen Paragraphen ge „Aus Witten berichtet die Rh ⸗Westf. Ztgn, daß Seitens d Zimmergesellen ein höherer Lohn , ö. Fil hid ewä rr rung mit Strike gedroht wird. Auf einem Zimmerplatz stellten vor gestern Nachmittag sämmtliche Arbeiter die Arbeit ein und verlangten 256 3 pro Tag mehr. Den besseren Arbeitern wurde die Forderung gewährt, während den übrigen bei rorschriftsmäßiger Kündigung Ent⸗ lassung angeboten . ö In Betreff der Nachrichten über eine Arbeitseinstellu des Rangirpersonals in Duisburg geht der . von dem Königlichen Eisenbahn. Betriebsamt Essen folgende Dar— legung des Sachrerhalttz zu: . Mit Uebernahme der Station Duis— burg wurde Seitens des Königlichen Eisenbahn Betriebsamts Essen die Frage der Gleichstellung der Loöhne der Arbeiter auf der Station Hochfeld und Duieburg in Erwägung geiogen und hat es einer Forderung Seitens des betreffenden Personals hierzu in keiner Weise bedurft. Die zur Klarstellung nothwendigen Erhebungen konnten bis zum Lohntage nicht zum Austrage gebracht werden und hat gelegent— lich der Zahlung eine Verstimmung der Zahlungsempfänger statt— gefunden, Auf die Darstellung der zuständigen Stationsbeamten find die 7 ,, und ist . Arbeit nicht unterbrochen. Vom Njederrhein, 8. Mai, wird der Mgdb. Ztg. geschrieben: Dem Vorgehen der Metallindustriellen und der ö . zur Abwehr unberechtigter Bestrebungen der Arbeiter , sich 5 . nordwestdeutschen Flachs⸗ vinnereibesitzer in Düsseldorf vers üb eich⸗ nh . berathen. f sammelt, um über gleich In Dresden sind dem ‚Chemn. Tzbl.“ zufolge seit M die Klempnergehülfen zum Theil in a, ike , und haben eine Reihe von Forderungen, welche sich auf Löhnung K. Accordarbeit ꝛc. beziehen, aufgestellt. . ö Aus Paris wird der Köln. Ztg.“ vom 8. d. M. telegraphirt: In Roubaix hahen 20 000 Ausständische die ic ii ö genommen. In Tourcoing ist die Zahl der Feiernden auf 860 herabgegangen. In Lille sind zwei Anarchisten bei dem Versch Pulver zu stehlen, verhaftet worden. .

Antbeil juristischer Personen an den Gutsbezirken der Provinz Posen.“)

(Stat Corr) Die uns vorliegenden Quellen reichen nicht aus, den Grundbesitz todter Hand im Posenschen auszufondern; denn unter den Gütern, welche alten Familien im hergebrachten Sinne, des Wortes angehören, befinden sich ohne Jm eifel sehr viele Familienfideikommisse, während nur wenige . 3. B. die des Königlichen Hauses als solche erkennbar sind. Um keine Trug= clüsse zu ermöglichen, lassen wir des halb auch letztere bei unserer dpeutigen Untersuchung bei Seite, ausgenommen, wenn die Bezeichnung des Eigenthümers in dem von Lühmann'schen . Handbuche“ zu der Vei— muthung führt, daß der Besitz öffentlichen Zwecken dient. Nach diesem Hrundsatz fassen wir außer dem früher bereits behandelten Grundeigenthum des Staats 6 Arten von römisch katholischem und 4 von sonstigem Stiftungsbesitz als körperschaftlichen auf der sich über folgende Landschaften verbreitet: . ö Guts⸗ ha davon kommen ha auf benirke Flache, gien Hol- berpachtet

Acker Wiesen ungen Güter ha untere Netze.. ,, 8 3 mittlere Netze ꝛc. . 1409 887 zoꝛ 6 c... 19951162 ; 194 4 obere Warihe. 5 029 3535 311 828 8 mittlere 16076 723 . untere . 379 406 ; 16 1 Obrakanal ꝛ(. . 2447 1806 5 .

. ö 30 12 879 8944 1679 235 . yo . * ogysAᷓnl iA 8 1 z ö nn . 3. Grundeigenthum Aabzuscheidende

d tzes i rwerbsgesellschaften als juristischen Personen gehörige, theilweise behufs dauernder Ausnutzung größtentheils aber in Folge ausbleibenden Hppothekenzinfes erworben? und im letzteren Falle entweder zu möglichst baldigem Wiederverkauf im Ganzen oder zur Prell irung bestimmt. Veipachtungen kommen dabei nirgends vor. Als Eigenthümer werden 6 Arten von Änfialten und Gesell— schaften genannt; außerdem schließen wir 5. mangelhaft beschriebene und 2 rarzellirte Güter an, um für fernere Untersuchungen den Fa— tnilien- und Personalbesiz reiner zu erhalten. Pie Summe' ar

Eigenthumsklassen ist:

in den Landschaften Gute Pektar davon kommen Hektar auf . bezirke Fläche Wiesen Holzungen untere Meß; l 1857 96 204 1441 tt ere Netz, 1618 j 286 ,, 2786 353 . Warthe 1307 , 401 obere Prosna ꝛe ;

zusammen .. 2

FlIußoebze- Flußgebiete

Ein Arbeitnehmer- und Arbeitgeber ⸗Verein

ö. . 4 Vaterland!

ist, der. Sozs Corr.“ zufolge, im Mai in Quedlinburg begründet worden. Er bezweckt: „ein friedliches und freundliches Zusam men. wirken zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern auf Grũndiage der bestehenden Gesellschaftsordnung und mit ausdrücklicher Betonung der nmonarchischen Staatsgrundsätze zu fördern. Angestrebt wird' die Errichtung eines Lesezimmers und einer Bibliothek zu unentgeltlich Benutzung für Mitglieder, die Abhalt ich stairffe ner er Venntun Nite r, die Abhaltung von monatlich stattfindenden Vereins abenden ür gemzinverständliche Vorträge und zur Besprechung von Vereinsangelegenheiten, um das richtige Verständniß zu wecken für die Bedeutung und Entwickelungsfähigkeit der sozialen Gesetz gebung durch Vorträge von Mitgliedern und Fachleuten. Der Vot⸗ stand besteht aus 11 Mitgliedern: 4 Angehörigen des Arbestnehmer⸗

standes, 4 des Arbeitgeberstandes und 3 Angehöri än? NMitg siedebestrag h eh) . a,

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt

39 er ji nesind bei den hiesigen Standetämtern in der Woche vom

. A gl n inkl. 4 * . , . gekommen: ngen, -

, ee , ebendgeborene, 26 Todtgeborene,

Bäder ⸗Nachrichten.

Karlsbad. Unser Weltkurort wird vom nächsten Jahre an auch zu den elektrijch beleuchteten Städten zählen; es wird nämlich ein Elektrizitätswerk für 500 Lampen auf Rechnung der Stadt ge— baut und zwar nach dem Fernleitungsspstem der Firma Ganz u. Co. in Budayest. wobei die maschinelle Anlage ganz außerbalb des Kur— ravons zu liegen kommt. Die Hauptstraßen Karlsbads werden mit ca. 50 Bogenlampen beleuchtet werden; außerdem sind bisher 4000 Glüůblampen durch Private angemeldet.

Bad Reichenhall, 4. Mai. Obwohbl die offizielle Eröffnung des Bades erst am 18. Mai stattfindet, so sind doch schon seit Wochen mehrere Kurgäste hier, die sich der landfchaftlichen Reize bei herr lichem Wetter erfreuen und die ihnen verordnete Kur durchführen. Mehrere Villen sind bereits für den ganzen Sommer vermiethet und Bestellungen auf Wohnungen laufen läglich ein. Die meisten Bade anstalten sind bereits im Betriebe und auch die pneumatischen Kam⸗ mern und Inbalatorien, wozu eine, nach den neuesten Erfahrun— gen eingerichtete, im vergangenen Herbst neu erbaute Anstalt des Hrn. Apothekers Wilcke kommt, eröffnen dieser Tage ihre Sitzungen.

Rundschau über den Getreidehandel im März 1890.

Die Befürchtungen, welche man Anfangs März Betreffs der Felder wegen der zahlreichen Fröste ohne . , erwiesen sich später zumeist als unbegründet; überall wurde mit— getheilt, daß die Saaten durchaus günstig überwintert hätten. Die Berichte aus fast allen Ländern Europas lauten ähnlich, besonders bemerkenswerth ist es, daß selbst in Südrußland und in Rumänien, von wo zeitweise überaus lebhafte Klagen laut geworden waren, die neueren Feldstandsberichte durchaus hoffnungsvoll sind. Aus Amerika wird dagegen berichtet, daß in ein— zelnen dortigen Haupt- Produktionsstaaten der Winterweizen durch Frost und durch Ucberschwemmung mannigfachen Schaden gelitten hat. Ob die nächste amerikanische Weizenernte eine größere Beeintrãchtigung bierdurch erfabren wird, läßt sich noch nicht erkennen; ,,, vorläufig nur, daß der 9 Kaliforniens nur ein geringer sein wird wegen der geringeren Anbauflächen und zu 5 Niederschläge. Aus Indien, wo die Ernte Ende März 4 liegen bisher offizielle Berichte nur vor, welche sich auf die Zeit be⸗ ziehen, in welcher der Weizen noch nicht reif gewesen, welche aber er⸗ kennen lassen, daß weniger Weizen als im vorigen Jahre angebaut worden und durch Mangel an Regen die Entwickelung der Pflanzen tbeilweise eine Beeinträchtigung ihrer Entwickelung erlitten hatten. Spätere Privatbriefe haben dies bestätigt; die Zurückhaltung in dem Angebot auf Abladung aus neuer Ernte ist als ein Symptom dieser Lage anzusehen. Während die ersten Berichte aus Australien über die im Dezember schnittreif gewesene Ernte überaus optimistisch lauteten, sind seitdem die Schätzungen beständig zurück⸗ gegangen. Aug Argentinien wird die frühere günstige Schätzung der Weizenernte bestätigt. Der Verlauf des Getreidegeschäftes im März hat im Allgemeinen die gehegten Erwartungen nicht erfüllt. Die Preise haben überall, nur außerordentlich wenig geschwankt, und von einer knapperen Zutheilung an Weizen für den Konsum war nichts zu bemerken. Etz schwammen an Weizen und Weijenmehl

am 25. Februar 1890 29. März 1890 Differenz nach Quarters Quarters Quarters

England 2299000 2 657 00909 4 358 000

dem Festlande 421 000 669 000 2480090

zusammen 2720 0900 3226 000 5606

gleichzeitig 1889 2499 000 2 257 000 . 36 8

Wir haben schon in früheren Berichten wiederholt darauf hin gewiesen, daß es in diesem Jahre mehr als je vorher die Konkurren; der amerikanischen Mühlen ist, welche in Europa auf dem Geschäft lastet und in England bereits zu Betriebseinschränkungen der Müller Anlaß gegeben hat; wie neuerdings aus den Niederlanden und Belgien berichtet wird ist auch dort die gleiche Wirkung eingetreten. Es läßt sich nicht verkennen, daß der amzrikanische Export von Jahr zu Jahr mehr, eine Wandlung dahin erfährt, daß statt des Weizens das fertige Mehlfabrikat ausgeführt wird. Man wird daher darauf gefaßt sein müssen, daß in Jahren reicher amerikanischer Ernte Amerikas Mehl— konkurrenz sich später noch vergrößern wird. Uebrigens sind die Müller der Vereinigten Staaten mit ihrem Export nicht einzig und allein auf Europa angewiesen, vielmehr haben schon bisber Westindien und Brasilien sehr umfangreiche Quantitäten an sich gezogen. Aller⸗ dings dürfte dieses Verhältniß Betreffs Brasiliens allmählich eine Einschtänkung erfahren, weil dort neuerdings bedeutende Etabliffe— ments mit neuester Technik eingerichtet sind; dem gegenüber rechnet man auf einen schnell anwachsenden Mehlbedarf Chinas, mit welchem dande in letzter Zeit lukrative Geschäftsverbindungen angeknüpft sind. Von den Gesammt ⸗Verschiffungen im Jahre 1869, welche sich auf ca. 11 400 900 Quarters heliesen, gingen somit 2 000 009 Quartert nicht nach Europa. Somit wird man kei allen Berechnungen, welche man Betreffs des für Europa verbleibenden amerikanischen Ueberschusses anstellt, diesen anderweitigen Bedarf, der pro Woche sich auf ca. 45 000 Quarters stellt, nicht außer Acht lassen dürfen. Uebrigens ist die in früheren Jahren jo vielfach aufgetauchte Befürchtung, daß Amerika den europäischen Markt in immer zunehmendem Maße mit Weizen überschwemmen könne, auf Grund einer vieljährigen Er— sahrung um so mehr geschwunden, als einerseits die eigenen amerika— ,, von Jahr zu Jahr enorm wachsen, andererseits ,, selbst im Durchschnitt eine geringere geworden Die oben erwähnten Klagen und elementaren Ereigni k den amerikanischen Terminplätzen die Spekulation 3 . zu einiger Thätigkeit angespornt, konnten jedoch demnächstige größere Realisationen nicht verhindern, welche zumeist durch die Theilnahm— losigkeit Europas in Folge der Zunahme der schwimmenden Zufuhren hervorgerufen war. Bie Preise in England sind ebenfalls meist nicht behauptet worden, und hat sich der dortige Unternehmungsgeist gußerordentlich still verhalten, was zum Theil auch der fortgefetzten . ö. e . Landwirthe zuzuschreiben war. England empfing an Zufuhren von den eigenen Statistik kontrolirten 187 mn eri ,

an Weizen . 1890 3 18389 1888 . = Quarters Quarters Quarters in der 1. Märzwoche 78 013 62 377 a fg . 35 ai Si 133 77237 . . 81270 54 419 59 824 Di: 43 ü 3 fuh 6 1 56 085 54331 ärtigen Zufuhren Großbritanniens und in den Wochen endend am , Weizen Mehl

Centner Centner 682 056 334 852 ö 7101619 473 397 22. ö 96 455 548 873 . . ö t sich n * 261 141. Frankreich hat sich auch im März nicht aus seiner ĩ Rube im Getreidehandel bringen lassen. Die n n . ö

8. März 5

) Vergl., R. u. St. A.“ Nr. 112 vom 8. Mai d. J.

Landes meldeten nur recht schwache Einfuhr, dagegen kanen Über die

Terminmarkt war der Verlauf ein außerordentlich stiller; die dorti reise erschienen von den Schwankungen der fremden Börsen . erührt. In Belgien krachte die Eröffnung der Schiffahrt

wieder reges Leben in den Verkehr. Die starken Vorräthe Antwerpens

wurden auf Grund früherer Verkäufe nach dem Inlande verladen; in Folge dessen wurden die dortigen Speicher wieder entlastet. wäh⸗ rend andererseits für genügenden Zuzug durch die durchschnittlich auf

175 000 Quarters sich belaufenden Quantitäten, welche nach Antwerpen

unterwegs waren, gesorgt wurde. Ginen Hauptbestandtheil des letzteren

batte AÄrgentinien geliefert, dessen Lesstungsfähi keit sich diesmal doch stärker erweist, als man früher angenommen hatte. Der La Plata

Weijen findet in Belgien und seinen Absatzländern, da der ge⸗

wohnte größere Zuzug von der Donau mangelt, einen guten Markt.

In den Niederlanden war von dem schon im Februar statt.=

gehabten vorübergehenden Freiwerden der Schiffahrt durch den dem-

nächstign Schluß noch Vieles auf den Flüssen unterwegs geblieben, dessen Abschwimmen im März den Inlandsbedarf ziemlich versorgte sodaß neuer Bedarf sich wenig bemerkbar machte und Klagen über

Lustlosigkeit des Verkehrs laut wurden. Namentlich macht man die

Bemerkung, daß in den Niederlanden der früher zu Futterzwecken

stark verwendete Roggen in dieser Beziehung durch Mais, Maismehl

und selbst durch billige Sorten amerikanischen Weizenmehls vieler

Orten in den Hintergrund gedrängt werde. Der vor einigen Jahren

in Amsterdam eingeführte Terminhandel von Weijen war bisher

noch zu keiner Bedeutung gelangt, und die Theilnahmlosigkeit der auswärtigen Kundschaft wurde zum Theil den Lieferungsbestimmungen zugeschrieben In Folge dessen hat man sich entschloffen, diefelben iner Aenderung zu unterziehen; in Folge hiervon wurde ein neues

Regulativ eingeführt, dessen Hauptbestimmungen wie folgt lauten:

Künstlich getrocknete, egvptische, sogenannte hard wheats, Rivet, auz-

ländische mit inländischer gemischte Waare ist von der Lieferung aus—

geschlossen, ferner ist ein Naturgewicht von 76 kg ver Hektoliter er= forderlich, das aber gegen eine Vergütung von 3 resp. 5 Fl. um

. . ; e r, ö. . . fremder Sorten soll

ehr a o, Auswuchs ni 29 Hewi ing : ; cht mehr als 20½ des Gewichts n Oesterreich Ungarn hat sich die Situation, abge von den mehrfachen, nach abwärtz gerichteten ö , n insofern noch fest gezeigt, als dem Bedarf des Landes nicht allzugroße Leistungen der dortigen Landwirthe gegenüberstanden, was um somehr ö aer fan. fz. . 1 9 der Frühjahrstermine in 0 ie Pest, größere enge i i 3 . g gen effektiven Getreides ge n Deutschland blieb die Größe des Bedarfs unverkenn doch herrsckte größere Ruhe und theilweise auch n n e i Neukäufen, da durch die wärmere Witterung Flüsse und Kanäle offen wurden und den Bedarf, für den Augenblick wenigstens, befriedigten In Rußland haben die Häfen des Schwarzen Meeres, fobald das zeitweise durch Eis gesperrt gewesene Meer es gestattete, ihre Vorräthe allermeist nach dem Auslande exportirt, und' waren daher schließlich hauptsächlich auf neue Inlandszufuhren angewiesen, die aber noch sparlich eingetroffen waren. Da in Folge dessen die Nach⸗ frage nach Schiff sraum gering war, gingen Frachten wefentlich zurück und die Häfen des Asowschen Meeres machten sich dies durch ver— ,, R ö . 1. Rußlands ist noch immer nicht über größere Ausfubrthätigkeit zu berichten. ie Ausf Ruß⸗ lands betrug in . Wochen 3 9 ö eizen Roggen 1890 1889 1890 ö 1889 . 1889 . Quarters Quarters Quarters Quarters Quarters Quarters 1 Mãri 21551 164858 332715 59 401 66450 105757 8. Mãrz 125 536 228 525 43560 S5 350 6653560 44 435 15. März 152 683 224625 48490 34 335 82725 50 500 22. März 223 214 r; 175 721 61 96 97241 153888 65188 Nachstebend theilen wir noch eine Aufstellung der hauptsãächlichsten sichtbaren Weltweizenvorrätbe am 31. März mit. Die hierbei ver= zeichneten englischen Bestände und schwimmenden Zufuhren enthalten Weizen und Mebl, letzteres zu Körnern umgerechnet; die amerikanischen Vorräthe sind die von dem Fachblatt „BraLstreet‘ an ca. 1066 Orten diesseits der Felsengebirge kontrolirten Vorräthe.

1890 1889 Quarter Quarters 1575000 2150000 3 326000 2 257 000 5175 000 4954000

300 000 S850 06

425 000 1385000

Lagerbestände in Großbritannien Auf Europa unterwegs. Visible supplyn Amerikas Lagern le,, ö an ane her ö in Paris eizen und Mehl) . 95 000 275 in Berlin, Danzig. Stettin ö 85 000 2468 8 zusammen am 31. März . 10 981 000 771375 . ö. . 3 11 . 000 13268 000 ; o. . Januar 13 305000 157970 Am Berliner Markt brachte der März im Wund ch? e vielfache Preie schwankangen auf und ab, die aber im Ganzen das Werthnivegn nicht sonderlich änderten. Die bevorstehende Eröffnung des April-⸗Mai⸗Termins spielte insofern eine Rolle, als für diesen ein größeres Hausse⸗Engagement besteht, für welches man auf eine Ab— nahme der Kündigungen für auswärtige Rechnung gefaßt war. Daraufhin zeigten sich wiederholt Deckungen, andererseits aber lockten die Berliner Preise auch Angebot effektiver Waare aus Pommern Mecklenburg und der Uge mark an, die auch zu manchen Abschlüssen führten. Nachdem die Schiffahrt eröffnet war, trafen auch zu Wasser Ankünfte ein, welche einschließlich der Bahnankünfte den Lagerbestand um ca. 1090 Wispel vergrößerten. Angesichts der günstigen Aus— sichten aufdie kommende Ernte wurde der Herbsttermin durchschnittlich 10 9 billiger als ö April Mai ⸗Termin verkauft. Roggen wurde anfänglich noch weiter vom Lager geno da die Mühlen gute Mehlaufträge auszuführen 3 . werden des Wassers trafen Zufuhren ein, die ihren Bedarf voll be—⸗ friedigten, sodaß auch noch für die Speicherung etwas übrig blieb 13775 t hatte der Berliner Vorrath am 1. März noch betragen, bis auf 6000 t, welche sich allein in den Händen der Haussepartei be⸗ fanden, war derselbe um Mitte des Monats zurückgegangen und mit S582 t bezifferte er sich wieder am 31. März. Die kleinen Bahn zufuhren fanden in der ersten Monatshälfte überaus schlanke Ver- wendung, später schwächte sich deren Bevorzugung immer mehr ab. Von xrussischen Offerten tam wieder Mehreres zum Abfchluß im Ganzen jedoch war das Angebot wenig rentirend, und er in der letzten Woche trat der Asow mehr in Aktion. Von dar in Hamburg für hiesige Rechnung eintreffenden Waare wurde sehr Vieles nach Mittel deutschland und Thüringen abgelenkt; das Gleiche ist wohl auch zunächst noch zu erwarten. Im Terminhandel machte sich zum Beginn des Monats größeres Angebot und ein Rückgang der Preise brmerklich, der sich in Folge von Veckungen auf die Lagerver= käufe zwar wieder ausglich, jedoch im weiteren Verlaufe noch wieder= holt hervortrat. Die gute Ueberwinterung der Roggensoaten brachte Verkäufer per Herbst in den Markt, die sich etwas später zurückzogen. y 6 , fand. . Allgemeinen war die Haltung mehr so günstig wie in den Monaten zuvor und di ĩ i als a , eine kleine Ermäßigung. , ie Notirungen waren zu Anfan ã ĩ NewYork loco rother Winter⸗ e ,, 885 Ets. S885 Ets. 34 sh. 9 d.

wen eil London Weisen per April 35 sh. 335 d. 78h. d. 24.25 Fr.

Liverpool Weizen per April 7 sh. 2 d. Paris Weizen ver März 24.50 Fr. 12 Markenmehl per März b. 765 53.40 Am sterdam Weizen per Mai 201 Fl. 2065 FI J Roggen per Mai 145 135 *. Wien Weizen per Frübjahr 8.98. 9655 Roggen per Frübjahr 8.38 855 Berlin Weizen per April⸗Mai 198 065 60 Roggen per April ⸗Mai 172.25 ,

196 3 1706.05 .

Südgrenze des Reichs wieder etwas größere Partien. Am Pariser

.

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich P

AM 114.

Zweite Beilage reußischen Staats⸗Anzeiger.

1890.

Berlin, Sonnahend den 190. Mai

Das Sparkassenwesen in Schleswig⸗Holftein.

Die Gewerbekammer für die Provinz Schleswig -⸗Holstein hatte in ihrer Sitzung vom 27. Februar 1389 beschlossen, eine Untersuchung darüber anzustellen, ob sich eine Reform des Sparkassenwesens der Prrvinz in Bezug auf: Vermehrung der Sparkassen und Sparstellen, die Förderung des Sparmarkensvstems und die Herbeiführung gewisser Normativ. Bestimmungen für die privaten Sparkassen empfehle. Für diesen Zweck war eine Kommission gebildet worden, bestehend aus 9, der Landwirthschaft, dem Handwerk, der Industrie und dem Handel ange⸗ hörigen Mitgliedern. Diese Kommission (bestehend aus den Herren: Sartori Kiel, Vorsitzender; Bruhn ⸗FlenSburg, stellv. Vorfttzender; Kall fen ⸗Flensaurg und Lange⸗Fahren. Berichterstatter; Doose Groß . buchwald, Howaldt Kiel, Kaüppel⸗Altong, Koth- Rendsburg, Lange⸗ Friedrichsruß) formulirte zunächst eine Anzahl, den Gegenstand be⸗ treffender Fragen, welche sie den sämmtlichen Sparkassen · Ver waltungen in der Provinz, einer Reihe von Behörden und zahl= reichen Privaten, die sich fuͤr das Sparkassenwesen interessiren und in den Verhältnissen desfelben unterrichtet sind, zur Aeußerung zustellte. Insgesammt find darauf 165 Antworten eingegangen, die sich mehr oder minder eingehend auf 127 Sparkassen beziehen. Wenn darin auch nur die Hälfte der innerhalb der Provinz im Ganzen vor- handenen (362) Sparkassen speziell behandelt ist, so sind in den Ant⸗ worten doch die charakteristischen Verhältnisse des gesammten schles— wig⸗holsteinischen Sparkassenwesens zum Ausdruck gelangt.

Der Bericht, welchen die Kommission erstattet hat, ist der Ge= werb ekammer in ihrer 5. Plenarsitzung am 23. April 1899 vorgelegt worden. Wir entnehmen den für das Sparkassenwesen im Allgemeinen sehr interessanten Angaben nachstehende Einzelheiten:

Schleswig⸗»Holstein darf das Verdienst in Anspruch nehmen, mit am ersten in deutschen Landen die Institution der Sparkasse ins Leben gerufen zu haben. Die aͤlteste Sparkasse innerhalb, der Provinz ist in Kiel 1795 durch die Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde daselbst begründet worden. Diefe Einrichtung sollte den Zweck haben, einerseits Allen, welche von ihrem Lohn oder sonstigem ehrlichen Erwerbe erübrigen und zurücklegen wollten, die Gelegenheit zu eröffnen, das Erübrigte zinsbar anzulegen, andererseits dazu dienen, gewerb⸗ treibenden Bürgern in vorkommenden Fallen aus der Verlegenheit zu helfen. Nachdem im Jahre 1793 hierzu die erste Anregung gehoten worden, kam es am 2. Mai 1796 zur Eröffnung der Spa r kasse, welcher am 4. März 1799 die Leih kasse folgte. Langsam ging die Ent⸗ wicklung der Anstalt vor sich, aber sowohl die Spar- wie die deihkasse ließen hon Anfang an beständige Fortschritte erkennen. Den äußeren Anstoß für die Schaffung des Instituts dürfte die oben genannte Gefellschaft freiwilliger Armenfteunde von Hamburg aus, wo die IN7sS gestiftete neunte selbständige Kasse der Versorgungsanstalt“ eine Art Sparkasse bildete, oder wie die Gesellschaft für ihre eigene Organisation von den schweizerischen Städten Bern, Basel und Genf, wofelbst seit bezw. 1787, 1792 und 1794 Sparkassen bestanden, empfangen haben. Auf eine solche äußere Anregung deutet, abgesehen von anderen Umständen, die musterhast ausgebildete Form, welche gleich von vernherein das Statut für die Spar-, später auch für die Leihkasse auszeichnete. Bereits 1801 folgte Altona mit der Seitens des dortigen Unterstützungs⸗Instituts be—⸗ gründeten Sparkasse. Nunmehr verging zunächst, soweit Nachrichten vorhanden, eine etwas längere Zeitspanne, bevor eine Nachahmung des von Kiel und Altona gegebenen Beispiels zu verzeichnen ist. Erst Ende 1815 trat die Friedrichsberger Spar— und Le ihkasse zu Schleswig ins Leben, worauf in rascher Reihenfolge Kappeln 1817, Glücksburg 1818, Apenrade, Flensburg, Hadersleben und Tönning 1819. Itzehoe Sonderburg, Fondern und Wandsbek 1820 hinzukamen. Im Königreich Preußen entstand die erste Sparkasse in Berlin im Jahre 1818; sie wurde von dem Stadtverordneten⸗Kollegium gegründet. Der Hauptstadt folgten Brieg, Schweidnitz und Halle 1819, Oels 18206. Demnach standen um diese Zeit 13 Sparkassen in Schleswig, Holstein 5 Sparkassen in Preußen gegenüber. Im dritten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts entstanden in Schleswig- Holstein 20 neue Spar fassen, und zwar: Lauenburg, Lügumkloster und Preetz 1821. Garding, Marne und Barmstedt 1822, Rendsburg 1823, Oldesloe, Oldenburg, Reustadt, Glückstadt 1824, Ratzeburg, Friedrichstadt und Ploen 1826, Segeberg und Uetersen 1827, vorm. Herrschaft Pinneberg, Lütjenburg und Krempe 1828, Schwarzenbek 1829. War Die fernere, Ver⸗ mehrung der Sparkassen im nächsten Dezennium keine erhebliche es bildeten sich 5 neue städtische und 9 ländliche Sparkassen so ging

es während der vierziger Jahre mit desto rascheren Schritten vorwärts. Ganz besonders suchte das flache Land der wohlthätigen Institution theilhaftig zu werden. Nicht weniger als 37 ländliche Sparkassen weist aus diesem kurzen Zeitraum die amtliche Statistik auf, denen nur 4 städtische gegenüberstehen. Dieselbe Erscheinung setzte sich auch weiterhin fort und sie dauerte in beschränkterem Umfange bis zur Gegenwart an. Sie erklärt sich daraus, daß es in Schlesmeg- Hokstein jetzt kein einziges städtisches Gemeinwesen mehr giebt, das nicht feine Sparkasse hätte, und selbst von allen größeren ländlichen Orischaften läßt sich das Gleiche behaupten, Seit Ende, der vierziger Jahre sind nur noch in 7. schkleswig ⸗holsteinischen Städten Sparkassen errichtet worden, während an ländlichen neu entstanden: 1851—60 24, 1861 —70 57, 1871 - 80 46. 1881 bis Ende 1885 51 Sparkassen. Das statistische Material ist fur die erste Hälfte des Jahrhunderts äußerst dürftig; anders von Mitte der fünfziger Jahre an, wo das statistische Bureau zu Kopen⸗ hagen den Sparkassen eine hervorragende Aufmerksamkeit zuwandte, bis zum Jahre 1864. 66

Daz, wodurch sich die ganze Institution der Sparkassen in Schleswig ⸗Holstein und ihre Entwicklung von derjenigen im damaligen Königreich Preußen unterscheidet, ist die Thatsache: daß die Sparkaffen diefer Provinz niemals durch die Gesetzge bung berührt word en sind und, abgesehen von den neuerdings unternommenen Schritten, fogenannte öffentliche Sparkassen einjuführen beiw, die Rmwandlung bestehender privater Kassen in solche, öffentlicher Natur anzustreben, niemals ein sonstiges höheres oder obrigkeitliches Gingreifen erfahren hahen. Wie schon in Bezug auf die Kassen in Kiel und Altona bemerkt wurde, ver— dankte ihre Einrichtung lediglich privater Initiative die Entstehung und gleichzeitig, wie ein älterer schleswig · holsteinischer Schriftsteller sich ausdrückt, einer trefflichen reinen Triebfeder“. Patriotismus und insbesondere der Wunsch dem Dürftigen Ver⸗ anlass ung und Antrieb zu geben, einen Sparpfennig zurückzulegen. eben dadurch aber Wirthlichkeit, Nüchternheit, Ruhe und Zufriedenheit bei seinen ärmeren Brüdern zu befördern; dies sind die Metive für die Errichtung dieser Anstalten, Motive, die sich überdies als höchst uneigennützig darstellen, weil durch diese Anstalten das eigene Interesse ihrer Life auf keinerlei Weise befördert wird, ja. nicht befördert werden könnte.“ Es bildeten sich ‚„Sparkassen vereine“, denen ge⸗ wöhnlich die ersten, zuverlässigsten, vertrauenswürdigsten Bürger des Ortes angehörten. Die RMitglieder nannten sich öfter Interessenten, Ittionäre oder Garanten, indem Jeder entweder eine bestimmte Summe baar als Garantiefonds einzahlte oder für einen gewissen Belauf (Aktie) mit seinem Vermögen haftete. Vielfach war die Zahl der Vereinsangehörigen fest begrenzt: in Flensburg (nach 1827) auf 30, in Heide auf 80 u. . w, die sich alsdann bei Abgängen auf dem Wege der Kobptation ohne Weiteres ergänzte bezw. durch eigenen Beschluß ihre Zahl erhöhte. Ein besonders großes Verdienst um die Förderung des

Sparkassenwesens hatte, wie der Bericht näher nachweist, die 1812 ge— stistete Schleewig ⸗Holsteinische Patriotische Gesellschaft'. Die mög—⸗ lichst einfach gestalteie Verwaltung war in der Regel unentgeltlich; selbst die Führung der Kassengeschäfte bildete öfter ein Ehrenamt. Bei alledem fehlte, wie bereits hervorgehoben, jedwedes öffentliche Verhältniß; weder gab es Normativ· Bestimmungen über Einrichtung und Leitung der Sparkassen, noch allgemein zu beobachtende statuta— rische Vorschriften oder dergl. Das deg Gemeindebehörden formell zustehende Ueberwachungsrecht kam thatsächlich nur höchst selten zur An⸗= wendung. Die staatlichen Behörden aber beschränkten sich in der Regel darauf, ein Allerhöchstes Placet zu erwirken, wonach den Spar⸗ . Stempelfreiheit und einige ähnliche Vorrechte eingeräumt wurden.

QVach den statistischen Angaben aus dänischer Zeit bestanden am 31. Dejember 1865 in Schleswig ⸗Holstein Lauenburg 106 Sparkassen mit Einlagen in Gesammthöhe ron 32 626552 M 50 3. Und zwar kamen auf Schleswig 35 Kassen mit 5 873 368 M 25 3 Einlagen (pro Kopf der Bevölkerung 13,95 „ι), auf Holstein 66 Kassen mit 25 306 859 6 25 4 Einlagen (pro Kopf 44,83 M6), auf Lauenburg 5, Kassen mit 1 346 328 6. Einlagen ro Kepf 25.57 44). In diesen Ziffern tritt überall ein besserer Stand im Herzog= thum Holstein zu Tage; auch die Zahl der Contes (Sparbücher und Sparscheine) überwiegt erheblich ebenso wie der Durchschnittsbetrag. Lauenburg hält zwischen Holstein und Schleswig annähernd die Mitte. Das Jahr 1856 war den Sparkassen nur theilweise günstig. Im Ganzen jedoch betrug, nach Abzug der Rückjahlungen, der Zuwachs der Einlagen in Schleswig 14,3, in Holstein 8,8 in Lauenburg 16, 8 :cso. Sowohl in Schleswig wie in Holstein hatten je 6 Kassen eine nicht unbedeutende Abnahme zu verzeichnen. Das Jahr der großen euro⸗ päischen Handelskrisis, 1857, zeigte aber merkwürdiger Weise dasselbe, d. h. kaum ein minder befriedigendes Resultat. Während die Sparkassen des Königreichs Dänemark einen Rückgang in ihrem Be— stande um O, Yso erlitten, fand in Schleswig (wo 4 neue Sparkassen hinzukamen) eine Steigerung um 14,5, in Holstein um 6,7 und in Lauenburg um 6,1 J statt. Allerdings halte Holstein seit 1849 keinen so geringen Zugang aufzuweisen gehabt, und für die Spar— kassen Lauenburgs war die Entwickelung von 1857 das ungünstigste Jahr des ganzen Jahrzehnts. Dennoch blieb die Entwickelung des Sparkassenwesens durch den großen allgemeinen wirthschaftlichen Niedergang verhältnißmäßig wenig berührt. Etwas anders stellte sich die Sache in der nächsten Zeit. Zu den tiefen Nachwirkungen der vorangegangenen Katastrophe kam 18538 eine schlechte Ernte hinzu. Die Folge war im Herzogthum Schleswig ein Minus von O50 9 und in den beiden anderen Herzogthümern ein Mehr von 442 und 12,2269. Während im Jahre 1858 nur 1 neue Sparkasse im Schleswigschen entstand, brachte 1859 eine Vermehrung um 4. Der Zuwachs an Einlagen im Jahre 1889 betrug für Schleswig 5,34, ür Holstein 6,98 und für Lauenburg 15,67 . Noch besser gestaltete sich das Jahr 1860 mit bezw. 8, O9, 6,93 und 13,89 e Steigerung des in den Sparkassen niedergelegten Ka— pitals. Im Jahre 1861 entstanden abermals 5 neue Spar⸗ kassen in Schleswig und 1 in Holstein sowie eine Erhöhung des Kapitals um 10,38 0ͤ0, 5,64 W und 15,68 . Eine weitere Ver mehrung der Kassen erfolgte im Jahre 1862, nämlich um 6 in Schleswig, und ein Anwachsen der Mehreinlagen um 11,2 9, 2, F osJ und 9, 9 /. Von Ende 1851 bis Ende 1862 war somit die Zahl der Sparkassen von 88 auf 132 gestiegen, während sich die Ein⸗ lagen von 18514 156 50 3 auf 48 4535 900 M 75 3 vermehrt hatten.

Die in den Kapitalien waren in den 12 1. 25 3, d. i. um fast 162 C0 gewachsen,. In Schleewig betrug der Zuwachs 223, in Holstein 130 ο; in Lauenburg war er noch erheblicher. Von 1862 fehlen die ziffermäßigen Unter Jagen für volle 6 Jahre, in denen sich für Schleswig -olstein wichtige Vorgänge auf polstischem und wirthschaftlichem Gebiet ereignet haben. In der amtlichen Statistik wird weiterhin von einer Unterscheidung nach den drei Herzogthümern abgesehen. In den 8 Jahren von Ende 1867 bis 1870 vermehrten sich, der Berechnung der Bericht⸗ erstatter zufolge, die Einlagen um nur 19 Yo, was durch das Kriegsjahr selne naheliegende Erklärung findet. Von 1870 bis 18836 dagegen zeigt sich wieder eine Steigerung um 360 (. Auf die Jahre 1872 bis 18756 allein entfällt eine Vermehrung der Sparkassengelder um 75 Millionen Mark, und wiederum übertrifft der Einlagenbestand des Jahres 1887,88 denjenigen von 1880 um 114 Millionen Mark, d. h. 56 clo. ; ;

Finer dem Bericht beigegebenen Tabelle zufolge betrug die Zahl der Sparkassen im Jahre 1869 170 mit Einlagen (nach dem letzten Rechnungsabschluß) in Gesammthöhe von b8 333 947 ge; für das Jahr 1857,88 sind verzeichnet 245 Sparkassen (außerdem 118 Sammel⸗ stellen mit Einlagen in Gesammtsumma von 315 OS 602

Die vorstehenden Ziffern, fährt der Bericht fort, sind um so beachtenswerther, als sie die Propinz Schleswig -⸗Holstein im Hinklick auf das Sparkassenwesen über die anderen Proxinzen des Staates stellen. Schleswig ⸗Holstein steht am günstigsten da, wenn die Zahl der Sparkassen im Verhältniß zur Quadratfläche des Landes und zur Bevölkerung betrachtet wird, am günstigsten auch dann, wenn man die Zahl der Sparkassenbücher und somit der Sparer und endlich die Höhe der Guthabens nach dem einzelnen Sparkassenbuch auf den Kopf des Bevölkerung ins Auge faßt.

Dabei ist zu bemerken, daß die Kreditvereine und Volksbanken oder Vorschußbanken selbstverständlich gänzlich außer Betracht gelassen wurden, obgleich diese Institute ja ebenfalls in nicht nnerbeblichem Maße als Sparanstalten dienen. Schleswig ⸗Holstein besitzt ea. 60 Kredit⸗ derelne nach Schulje⸗Delltzsch'schen System, von denen nach dem letzten Gefammtabschluß 40 ein Mitglieder · Guthaben von 5101676 4 und an Aktiven überhaupt die Summe von 39 440 053 nachweisen.

Wie eigenartig und felbständig guch die Entwicklung des schles⸗ wig · holsteinischen Sparkassenwesens sich gestaltet hat, so blieben doch die Fortschritte nicht unbeachet, die anderwärts, in Deutschland gezeitigt worden sind. Nachdem Ende der 70er Jahre die Errichtung bon Sammeln'' und Ännghmestellen, die Ausgabe von Spar- marken, die Gründung von Pfennig und Schul sparkassen viel= fach als wünschenswerthe Verbesserungen im Interesse der mindestbemit ˖ kesten Bevölkerungsklassen bezeichnet worden, hat es nicht an Versuchen ge⸗ fehlt, den Werth dieser Einrichtungen in der Praxis zu erproben. An⸗ nahmestellen haben 26 verschiedene Sparkassen ins Leben gerufen, Etwa 40 Sparkassen sind zur Verautgabung von Sparmarken geschritten, und nach einer von der Königlichen Regierung zu Schleswig auf ·

estellten Nachweisung gab es im Jahre 18853 insgesammt 60 Pfennig⸗ parkaffen. Auch Schulsparkassen sind in mehreren Kreisen des Herzog thums Holstein errichtet worden. .

Soweit durch Fragebogen ermittelt werden konnte, bestehen in der Provinz Schleswig ⸗Holstein zur eit 251 Spar. und Leihkassen und eine Änstalt, die nur den Charakter einer Sparkasse hat. on denselben find 56 sogenannte öffentliche und 192 private Kassen. Von erfteren baben 21 in Städten ihren Sig 39 bestehen für ländliche Gemeinden; von den letzteren befinden sich 89 in Städten, 163 auf dem Lande. Äls öffentliche Kassen sind 28 errichtet worden, 32 haben nach und nach die Umwandlung von privaten Kassen in solche öffent ˖

lichen Charakters vorgenommen, z Dem geschilderten erfreulichen Stande der Dinge feblt es aber

Herzogthümer angelegten

Sparkassen der Jahren um 29 921 7446 40

auch nicht gan an Schattenseiten. Darüber heißt es in dem Bericht:

„In einzelnen Sparkassen des Landes ist das auf die an der Spitze stehenden Männer gesetzte Vertrauen gröblich getäuscht worden; es find für die berheiligten Einleger wie Interessenten in Folge davon schwere Verluste entstanden. Mangelbafte Geschäftsfübrung und unzulängliche Kontrole haben bewirkt, daß die verbrecherischen Hand= lungen einzelner Vorstandsmitglieder jahrelang unentdeckt bleiben konnten. Veranlaßt durch diese Umstände, hat die Regierung sich seit einigen Jahren angelegen sein lassen, durch die Stellung der Sparkassen unter die Verwaltung der Gemeindebehörden eine erhöhte Sicherheit des Sparkassenwesens herbeizuführen. Und die gleichen Umstände sind es gewesen, welche vor Allem den Anstoß gegeben haben, das Spar—⸗ kassenwesen zum Gegenstand der Erörterung in der Gewerbekammer zu machen. Handelt es sich bei jenen Vorkommnissen auch nur um feltene, vereinzelte Erscheinungen, so wiegen sie doch schwer genug, um zur eingehenden Beachtung aufzufordern. Denn das Sparkassen⸗ wesen bildet einen so wichtigen, Faktor im wirthschaftlichen und fozialen Leben unserer Bevölkerung, daß auf seine gesunde Grundlage der allergrößte Werth gelegt werden muß. Möge es gelingen, durch die unternommene Arbeit in solchem Sinne zu wirken?

Wie außerordentlich bedeutsam in der That die Verwendung der Sparkaffeneinlagen für die Befriedigung der Kreditbedürfnisse der Bewohner der Provinz Schleswig⸗Holstein ist, ergiebt sich aus den dem Bericht beigefügten ausführlichen Beantwortungen der Frage— bogen. Mehr als in allen anderen preußischen Landestheilen dienen die Sparkassen Schleswig ⸗Holsteins in diesem Sinne. Fast (65, 76 uo) der Gesammteinlagen sind in Hypotheken untergebracht (in Westfalen 62,41 , in Sachsen 56l, 60 o, in Hannoder 5,04 o/oc u. s. f. weiter abnehmend), während umgekehrt die Provin; Schleswig Holstein die Leßte Stufe einnimmt, insofern es sich um die Anlage in Inhaberpapieren handelt (10,63 Oo, dagegen: Stadtkreis Berlin, 76,43 0 neben 1645 0 Hypotheken ausfchließlich auf städtische Grundstücke, Rheinland 45, 83 0, Schlesien 43,97 oc, Pommern 45,15 (o u. s. J. in abnehmender Reihe) Auch bel der Zulaffung von Schuldscheinen (mit Bürgschaft) steht Schleswig-Holstein (15,41 b) an der Spitze aller Provinzen und abertrifft diese mit Ausnahme ron Hessen⸗Nassau (11,97 C0) ganz wesentlich (Westfalen 5,50 , Rheinland 4,35 , u s. f. sich ver mindernd).

Die Gewerbekammer hat nunmehr auf Grund des von der Kommifsion erstatteten Berichts in ihrer 5. Plenarversammlung am 23. April d. J. die Anträge derselben mit geringen Abänderungen angenommen. Da diese Anträge, obgleich durch lokale Verhältnisse bedingt, doch sür das Sparkassenwesen und dessen Verwaltung im Allgemeinen von Werth erscheinen, lassen wir sie hier im Wortlaut folgen: „Während im Allgemeinen die Zahl der vorhandenen Sparkassen als ausreichend erscheint, ist, bauptsächlich für kleinere Summen, vielfach die Einrichtung von Annahmen und Sam melstellen zu empfeblen. Bei den Letzteren ist darauf Rücksicht zu nehmen, daß mit der Bequemlichkeit der Benutzung derselben die Sicherheit der Belegungen Hand in Hand geht.

Je nach dem Geschäftsumfange der Annahmestelle werden im Interesse der Sicherheit des Einlegers besondere Maßnahmen zu treffen sein. Auch dann, wenn ein einzelnes Vorstandsmitglied Gelder

n seinem Wohnorte in Empfang nimmt, bedarf es einer Kontrole stwa dergestalt, daß die vorläufigen Empfangsbescheinigungen auf Formularen autzustellen sind, die einem Couponbuche entnommen werden, welches in jeder Sitzung vorgelegt werden muß. Die Aut⸗ fertigung einer solchen Interimsquittung macht die Sparkasfe in vollem Umfange für den Aussteller haftbar.

Die Errichtung von Schul sparkassen und Pfennigspar— kassen, ebenfo die Ausgabe von Sparmarken läßt sich für gegebene Verhältnisse befürworten, obwohl die Erfahrungen mit derartigen Veranstaltungen nicht überall günstig gewesen sind. Aussichtsvoll sind die gedachten Maßnahmen vorzugsweise da, wo die Bevölkerung noch keine rechte Gelegenheit gehabt hat und noch nicht daran gewöhnt ist, kleine Sparkasseneinlagen zu machen, wo die Geschäftsstunden der gewöhnlichen Een een unbequem liegen, wo eine vorwiegend ärmere, insonderheit auf Fabrikthätigkeit angewiesene Bevölkerung vorhanden ist (hier muß ein Sparmarken⸗ Verkauf in oder neben den Etablissements stattfinden).

Dem Publikum muß für Belegungen bei der Sparkasse möglichst bäufige Gelegenheit geboten werden. Einlagen sollten überall in den kleinsten Beträgen, mindestens von 1 A6 an, entgegengenommen wer den. Hohe Einlagen sind nicht zu begünstigen, nur unter der Be— dingung einer längeren Belegungs! oder Kündigungsfrist und gegen einen etwas herabgeminderten Zinssatz zuzulassen, sofern nicht beson⸗ dere Verhältnisse ein Abgehen von diesem Grundsatze als angezeigt erscheinen lassen.

Die Höhe der zu gewährenden Darlehen muß von dem Umfange der dafür gestellten Sicherheit abhängig gemacht werden.

Die 6e der Spar und Leihkasse werden nur in Folge eines Beschlusses der Verwaltung (Vorstand) belegt und zwar:

a. Gegen hypothekarische Verpfändung von ländlichen und städtischen in der Provinz Schleswig-Holstein ge⸗— legenen Grundstücken.

Bis zur Höhe des 30 fachen Grundsteuer-Reinertrages bezw. bis zu J des Brandkassenwerthes kann gegangen werden, wenn Ein— stimmigkeit in der Beschlußfassung der Verwaltung erzielt ist oder eine sichere Bürgschaft hinzutritt. Darüber hinaus ist nur dann eine Beleihung zulässig, wenn einstimmiger Vorstandsbeschluß und hinlängliche Bürgschaft vorliegen.

Die Sparkaffen in den Grenzbezirken dürfen einen kleineren Theil ihrer Kapitalbestände in außerschleswig-holsteinischen Großstädten oder Gegenden anlegen, soweit dabei in Gemäßheit des 5. 39 der Vormundschaftsordnung vom 5. Juli 1875 pupillarische Sicherheit geboten wird.

Für kleinere ländliche bebaute Grundstücke kann neben dem 223fachen Grundsteuer ⸗Reinertrage auch der für die Gebäude er— mittelte Brandkassenwerth bis zu 4 in Betracht gezogen werden.

Wo der Verkehrswerth ein besonders hoher ist, kann unter Zu stimmung des gesammten Vorstandes oder unter der Bedingung hinzu⸗ tretender sicherer Buͤrgschaft bis zum 30 fachen Betrage des Grund- steuer⸗Reinertrages gegangen werden. ö .

Ez kann einer Belastung von städtischen Grundstäücken bezw. von staͤdtischen Gebäuden eine gerichtliche Taxation zu Grunde gelegt werden, und zwar ist eine Beleihung alsdann bis zu ; der ge—⸗ richtlichen Taxe zulaͤssig.

p. Auf Wechsek oder Schul dscheine ohne hypothe⸗ karische Sicherheit, wenn nach dem Ermessen der Administration zwei sichere selbstschuldnerisch und solidarisch haftende Bürgen) die Bürgschaft für Kapital, Zinsen und Kosten übernehmen. .

Zu Darlehen dieser Art dürfen niemals mehr als 25 0 des Gesammtbestandes der Spar und Leihtasse verwendet werden.

C. Gegen Disk ontowechsel. Dieselben müssen mindestens drei von der Verwaltung als gut anerkannte Unterschriften tragen. Unterschriften von nn, ,,, . oder deren Firmen werden als nicht vorhanden angesehen. Die Wechsel sind an die Verwaltung

der Spar⸗ und Leihkasse zu indossiren. In Darlehen dieser Art sind höchstens 1000 des Vermögens der Spar- und Leihkasse anzulegen.

d Durch Ankauf von Inbaberpapieren, welche von dem

Deutschen Reiche oder einem Staate des Deutschen Reichs aus⸗