Heute früh marschirte, wie dem „W. T. B.“ weiter ge⸗ meldet wird, das Regiment Gardes du Corps vor der Rampe es Neuen Palais in Parade auf. Se. Maje stät der Kaiser setzte Sich alsbald an die Spitze des Regiments und hielt mit demselben den Einzug in die mit Ehrenpforten, Fahnen und Laubgewinden reich geschmückte Stadt Potsdam. Der dann folgenden Festfeier im Lustgarten wohnten mit Ausnahme der Kaiserlichen Prinzen dieselben Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften bei, welche bei dem gestrigen Reiterfeste erschienen waren. Außerdem war Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich anwesend. Den Oberbefehl führte Se. Majestät der Kaiser. Allerhöchstderselbe hielt an das Regiment, welches gegenüber dem Kaiserinnenzelt und dem Feldaltar Aufstellung genommen hatte, eine Ansprache, in welcher Er betonte, so lange das Regiment der Gardes du Corps nicht eine Atlacke geritten, gebe er keine Schlacht verloren. Der Commandeur des Regiments, Oberst und Flügel-Adjutant Sr. Majestät, von Bissing gab in seiner Erwiderung der Versicherung der Treue bis in den Tod Ausdruck und schloß mit einem drei⸗ maligen Hoch auf Se. Majestät. Hierauf hielt Feldpropst D. Richter die Festrede, in welcher er die Geschichte des Regi⸗ ments als die Geschichte einer Familie schilderte. Mit einem Gebet und dem Segen schloß die Feier, worauf Se. Majestät das Regiment zuerst in Zugsfront und dann in Escadrons⸗ front vor den Kaiserinnen vorbeiführte. Alsdann hegrüßte Se. Majestät die anwesenden Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften.
Nachdem im Herbst neue Bestimmungen über das Ver— halten der militärischen und der Marine-Behörden bei Reisen Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin sowie anderer Fürstlicher Personen in den preußischen Staaten zur Geltung gelangt sind, steht auch eine neue Regelung der Bestimmungen über das Verhalten der Civilbehörden in gleichen Fällen in Aussicht. Es wird dem Vernehmen nach beabsichtigt, eine Einschränkung der zu den verschiedenen Empfängen zu ent— bietenden Kategorien von Civilbeamten herbeizuführen.
Die Nummer 167 der „Post“ bringt in einem „Nachspiel zur Reichstagswahl“ bezeichneten Correspondenzartikel aus Elberfeld die Mittheilung, daß gegen den dortigen Stadt— verordneten Evertz wegen Beleidigung des Landtags-Abgeord⸗ neten Freiherrn von Zedlitz-Neukirch von der Straf⸗ kammer Verhandlungstermin auf den 19. k. M. anberaumt und daß der Strafantrag, „da Herr von Zedlitz Beamter, vom Herrn Minister von Maybach gestellt sei“. -
Wir sind in der Lage, diese Mittheilung, soweit sie sich auf die Stellung des Strafantrags Seitens des Herrn Mini sters von Maybach bezieht, als unbegründet zu bezeichnen.
Der Finanz-Minister hat sich damit einverstanden erklärt, daß in Fällen, in welchen der 25. Tag eines Monats auf einen Sonn- oder Feiertag fällt und demgemäß die Zahlung der bis dahin kreditirten Reichssteuern bereits am Tage vor— her zu erfolgen hat, bei der Entrichtung von Branntweinsteuer auch solche Branntweinsteuer-Vergütungs-⸗ sowie Be— rechtigungsscheine in Zahlung gegeben werden können, welche am 25. Tage des betreffenden Monats fällig werden.
Durch Belehr ung und energisches Einschreiten aller be— theiligten Behörden ist es dem Vernehmen nach endlich gelungen, der Auswanderung der ländlichen Arbeiter aus Pommern nach Brasilien einigermaßen zu steuern. Nament— lich haben auch die Briefe der dorthin Ausgewanderten und die Schilderung über die Verhältnisse daselbst wesentlich zur Be— ruhigung der Auswanderungssucht beigetragen.
Vom Ministerium für Elsaß⸗-Lothringen sind bezüglich der Paßpflicht nachfolgende Bestimmungen erlassen worden, die in der nächsten Nummer des „Central- und Bezirksamtsblattes“ zur Veröffentlichung gelangen und sodann unverzüglich in Kraft treten werden: Ausgenommen von der Paß— pflicht sind die Eisenbahnreisenden, welche Elsaß-Lothringen, ohne Aufenthalt zu nehmen, durchreisen wollen und an der Grenze eine entsprechende Fahrkarte vorzeigen. Fahrkarten nach der Station Kehl befreien von der Paßpflicht nicht.
Der Kaiserliche Gesandte in Mexiko Freiherr von Zedt⸗ witz ist von dem ihm Allerhöchst bewill igten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der Kaiserliche Gesandte in Kopenhagen Freiherr von den Brincken ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Ur— laub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der kommandirende Admiral, Vize-A Admiral Freiherr von der Goltz, und der General-Lieutenant Sallbach, General-Inspecteur der Fuß-Artillerie, sind von Dienstreisen hierher zurückgekehrt.
Der General-Lieutenant von Keßler, General-Inspecteur des Militär-Erziehungs= und Bildungswesens, hat die vorgestern unterbrochene Dienstreise wieder angetreten.
Der Gouverneur der Festung Ulm, General-Lieutenant Graf von Alten, General à la suite weiland Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm L, ist zu dreitägigem Aufent⸗ halt hier eingetroffen.
Der Chef der Remontirungs⸗Abtheilung im Kriegs— Ministerium, General⸗Lieutenant Freiherr von Troschke hat eine Dienstreise angetreten.
S. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff „Nixe“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Freiherr von Maltzahn, ist am 21. Juni in Dartmouth angekommen.
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird eine Zusammenstellung der Betriebsergebnisse der Rübenzucker-Fabriken, Zuckerraffinerien und Melasse⸗Entzuckerungs⸗ anstalten des deutschen Zollgebiets im Monat Mai bezw. in der Zeit vom 1. August 1889 bis 31. Mai 1890 ver⸗ öffentlicht.
Essen, 20. Juni. Ueber den Besuch des Krupp'schen Etablissements durch Se. Majestät den Kaiser und König entnehmen wir der „Köln. Itg.“ Folgendes: Um 9 Uhr Morgens fuhr der Sonderzug mit Sr. Majestät in das Krupp'sche Werk ein, wo ein besonderer Bahn— steig errichtet war, auf welchem der Kaiser, von Hrn. Krupp ehrerbietigst bewillkommnet, und sein Gefolge aus⸗ stiegen. Zunächst erfolgte die Vorstellung des Direk— toriums und der Prokura der Firma Krupp. Die Beamten des Hauptcomptoirs, die Ressort⸗Chefs und Betriebs führer hatten hinter dem Bahnsteig Platz genommen. Alle diese Herren wie die Gäste des Hrn. Krupp hatten auf besonderen Wunsch des Kaisers einfachen schwarzen Gehrock angelegt. Bei seiner Ankunft war der Kaiser durch hundert Salutschüsse begrüßt worden, welche weithin ein Echo erweckten. So⸗ fort wurde dann die Wanderung durch das umfangreiche Werk, das in seinen hiesigen Werkstätten allein 15 000 Arbeiter beschäftigt, angetreten. Es konnten naturgemäß nur einzelne Abtheilungen, bei deren Durchschreiten sowie auf den Wegen des ganzen Etablissements Se. Majestät fortwährend mit begeisterten Hurrahrufen begrüßt wurde, der Besichtigung unterworfen werden, zunächst eine Abtheilung für Friedensmaterial, die zweite mechanische Werkstatt, sodann die dritte mechanische Werkstatt, welche für Kanonenbohrerei bestimmt ist, danach die Kanonen⸗ werkstätten; weiter der Schießstand, der Ausstellungsraum, dann das Stammhaus der Familie Krupp. Mit sichtlicher Bewegung betrachtete hier Se. Majestät die Worte des ver— storbenen Alfred Krupp, die dieser am 24. Februar 1873 in dem Hause, wo seine Eltern gelebt hatten und gestorben waren, anbringen ließ:
Vor fünfzig Jahren war diese ursprüngliche Arbeiterwohnung die Zuflucht meiner Eltern. Möchte jedem unserer Arbeiter der Kummer fern bleiben, den die Gründung dieser Fabrik über uns verhängte. 25 Jahre blieb der Erfolg zweifelhaft, der seitdem all— mäblich die Entbehrungen, Anstrengungen, Zuvpersicht und Beharr— lis keit der Vergangenheit endlich so wunderbar belohnt hat. Möge dieses Beispiel Andere in Bedrängniß ermuthigen, möge es die Achtung vor kleinen Häusern und das Mitgefühl für die oft großen Sorgen darin vermehren.
„Der Zweck der Arbeit soll das Gemeinwohl sein, dann bringt Arbeit Segen, dann ist Arbeit Gebet.“ ö
Möge in unserem Verbande Jeder, vom Höchsten bis zum Ge— ringsten, mit gleicher Ueberzeugung sein häusliches Glück dankbar und bescheiden zu begründen und zu befestigen streben; dann ist mein höchster Wunsch erfüllt. ⸗
Alfred Krupp
Essen, Februar 1873.
25 Jabre nach meiner Besitzübernahme.
Weiter ging die Fahrt nach dem Schmelzbau, dem Preß— bau, dem Panzerplattenwerk, dann zu den Wohlfahrts⸗ einrichtungen, nämlich zur Industrieschule, zur Konsum— anstalt und zu der Kolonie „Kronenberg“, welche 208 massive Häuser mit 1248 Arbeiterwohnungen enthält. In dem dortigen Saalbau waren 750 Arbeiter versammelt. Zwölf von diesen waren am Vormittag dekorirt worden; sie wurden hier Sr. Majestät vorgestellt. Hr. Krupp hielt darauf folgende Ansprache an Se. Majestät;
Ew. Majestät wollen Allergnädigst gestatten, daß ich Ihnen in Gegenwart meiner Arbeiter meinen und meiner Arbeiter tiefstgefühlten Dank für die hohe Ehre des Besuchs zu Füßen lege. Ich und meine Arbeiter wissen die bohe Bedeutung des heutigen Tages voll zu würdigen. Ich bin glücklich, Ew. Majestät versichern zu können, daß meine Arbeiter treu zu Ew. Majestät und zum Reiche stehen, daß sie selbst in aufgeregten Zeiten sich stets musterhaft gehalten haben, daß ich, mit einem Wort gesagt, stolz auf meine Arbeiter sein kann.
Zu den Arbeitern gewandt fuhr Herr Krupp fort:
Wir wollen jetzt ein Hoch auf Se. Majestät ausbringen, und ich , daß Se. Majestät aus treuerem Herzen noch kein Hoch gebört zaben.
Jubelnd erscholl das dreimalige Hoch. Der Kaiser dankte darauf mit einer Ansprache, welche nach der „Köln. Ztg.“ etwa folgendermaßen lautete:
Ich spreche euch Meinen herzlichsten Dank aus. Deutsche Arbeiter, ihr wißt, daß Unser Heirscherhaus von jeher für die arbeitenden Klassen gesorgt hat. Ich habe der Welt erklärt, welchen Weg Ich gehen will, und Ich sage heute wieder, daß Ich denselben Weg, den Ich bisher gegangen bin, auch weitergehen werde. Es hat Mich besonders gefreut, aus eurem Wohlverhalten ersehen zu können, daß ihr Mich verstanden habt und daß wir auf dem richtigen Wege sind. Vor allen Dingen aber freut es Mich, daß Ich Gelegenheit habe, die Fabrik wiederzusehen, deren Herr und deren Arbeiter unserm Vaterland von ungeheurer Bedeutung sind. Die Krupp'sche Fabrik hat dem deutschen Arbeiter, der deutschen Industrie einen Weltruhm verschafft, wie keine andere Firma dies gethan hat, und so danke Ich dem Hrn. Krupp und den Arbeitern und fordere euch auf, mit Mir auf das Wohl des Hrn. Krupp und der Firma Krupp ein kräftiges Hoch auszubringen. Die Firma Krupp lebe hoch, hoch, hoch!
Unter dem Gesang der Nationalhymne, den die Ver— sammelten begeistert anstimmten, verließ der Kaiser den Saalbau⸗ Weiter wurde der Volksschule und der Haushaltungsschule in. der Kolonie Schaderhof und der Kolonie Baumhof Besuch abgestattet. Alsdann begab Sich Se. Majestät durch die Friedrichstraße, wo Allerhöchstderselbe von den städtischen Be—
örden begrüßt wurde, nach der Villa Hügel, wo
für Se. Majestät ein Festmahl stattfand. Hr. Krupp dankte bei der Tafel noch einmal für den Besuch und bat, Sr. Majestät versichern zu dürfen, daß er ein ebenso treuer Diener des Kaisers sein und bleiben werde, wie es sein ver⸗ storbener Vater gewesen. Der am Abend stattfindende Fackel— zug der Kriegervereine gestaltete sich zu einer großartigen Kundgebung und machte dem Kaiser sichtliche Freude.
Koblenz, 19. Juni. In der gestrigen Vorstandssitzung der 37. Generalversamm lung der Katholiken Deutsch⸗ lands wurde mit Zustimmung des Kommissars Fürsten Löwenstein die Tagung der Versammlung auf die Tage vom 24. bis 28. August d. J. festgesetzt.
Sigmaringen, 22. Juni. (W. T. B.) Der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. von Goßler besuchte gestern und heute die Oberämter Haigerloch und Hechingen 1 e btigt⸗ die Volksschulen und andere Bildungs- anstalten.
Bayern.
München, 22. Juni. Se. Majestät der Kaiser hat, dem W. T. B.“ zufoige dem früheren kommandirenden General bes 1j. Bayerischen Armee⸗Corps, General der Infanterie von ö. mit einem huldvollen Handschreiben Allerhöchstsein Bildniß übersandt.
Der Reichskommissar Major Wiss mann traf gestern Nachmittag hier ein, wurde am Bahnhof von dem Chef in der ostafrikanischen Schutztruppe von Gravenreuth und anderen Persönlichkeiten empfangen und stieg dann im Hotel zu den „Vier Jahreszeiten“ ab. her Nachmittag 5 Uhr hat Major Wissmann seine Reise nach Berlin fortgesetzt.
Sach sen. Dresden, 21. Juni. Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Augu st, Herzog zu Sachsen, ist, wie das Dresd. Journ.“ meldet, heute Vormittag nach Potsdam gereist.
Baden.
Karlsruhe, 22. Juni. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, dem Präsidenten des Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts, Geheimen Rath JI. Klasse Dr. Wilhelm Nokk, das Großkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen. Der Ministerial-Direktor im Ministerium des Innern, Geheime Rath II. Klasse August Eisenlohr, stimm⸗ führendes Mitglied des Staats⸗Ministeriums, ist zum Staats⸗ rath ernannt und ihm der Stern zum innehabenden Com— mandeurkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen worden. Dieselbe Ordens-Auszeichnung wurde dem vorsitzenden
Rath der Staats-Ministerial Abtheilung für das Großherzog—
liche Haus, für Reichs- und auswärtige Angelegenheiten, Geheimen Rath II. Klasse Dr. Friedrich Hardeck zu Theil.
Das neueste „Gesetzes⸗ und Verordnungsblatt für das Großherzogthum Baden“ veröffentlicht eine Verordnung des Ministeriums der Finanzen, die Steuererhebung für die Jahre 1890 und 1891 betreffend. Von je 100 6 Steuer⸗ kapital beziehungsweise Steueranschlag sind danach zu ent— richten: I) an Grund-, Häuser- und Gefällsteuer 1817 , 2) an Gewerbesteuer 1815. 5, 3) an Kapital tentensteuer 11 5, 4) an Einkommensteuer 2 6 50 3 und 5) an Beförsterungs⸗ steuer 10 5.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Coburg, 21. Juni. Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Maria, . und Alexandra von Edinburg sind gestern Morgen nach London abgereist.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Wien, 22. Juni. Der Kaiser stattete, laut Meldung des „W. T. B.“, am Sonnabend Mittag dem erkrankten Minister des Aeußeren, Grafen Kälnoky, einen Besuch ab- Das Befinden des Ministers ist andauernd besser. Später reiste der Kaiser mit dem Minister-Präsidenten Grafen Taaffe nach Pest ab.
Die österreichische Delegation berieth dort am Sonnabend den Voranschlag für das Ministerium des Auswärtigen. Mit der Vertretung des Grafen Kälnoky, war der Sektions-Chef von Szoegyenni betraut. Plener bedauerte die Abwesenheit des Ministers, dessen Exposs allgemeine Zustimmung gefunden habe, und betonte die Wichtigkeit einer autoritativen Bekräftigung der Fortdauer der Tripelallianz nach dem Rücktritt des Fürsten Bismarck. Der Redner be⸗ zeichnete es als ein öffentliches Geheimniß, daß eine all— mähliche Centralisation eines großen Theiles der russischen Armee an der österreichischen Grenze stattfinde, deren Ab⸗ schluß noch nicht erfolgt sei und deren Vervollständigung durch den Ausbau der militärischen Bahnen und alle mög—⸗ lichen Verwaltungsmaßregeln, beschleunigt werde. Ueber die eigentlichen Ziele der russischen Politik sei keine offizielle Klarheit vorhanden, daher bestehe ein Gefühl der Beunruhigung namentlich für Oesterreich. Bezüglich Bulgariens sei eine gewisse Vorsicht nothwendig, denn die Aufgaben der österreichi⸗ schen Orientpolitik deckten sich nicht vollständig mit dem Bundes— verhältniß zu Deutschland; daher sei die Anerkennungs⸗ frage nicht zu forciren. Wünschenswerth sei die An⸗ erkennung des Prinzen Ferdinand, welcher unzweifel— haft Proben seines Regierungstalents abgelegt habe. Die Beziehungen Oesterreich- Ungarns zu Serbien findet der Redner nicht beunruhigend und hofft, daß ein erträglicher modus vivendi hergestellt werde. Plener wünscht, daß das Schweineausfuhrverbot mit einer gewissen Mäßigung zur An⸗ wendung gebracht werde. Gerade wegen der maßvollen Orient— politik Oesterreich Ungarns sei eine allzu große Anspannung der Kriegsmacht nicht nöthig, um die Leistungsfähigkeit der Monarchie zu sichern. — Der Sektions-Chef von Szoe⸗ gyenyi erwiderte: Die Regierung sei sich vollkommen be⸗ wußt, daß die auswärtige Politik und die Handelspolitik in engsten Beziehungen ständen, und sie sei demgemäß bestrebt ge⸗ wesen, die Interessen der Monarchie mit möglichster Energie zu vertreten. Hr. von Szoegyenyi dankte im Namen des Ministers für das diesem bewiesene Vertrauen. Rieger erklärte es für eine patriotische Pflicht, daß man Verhältnisse im Innern nicht in der auswärtigen Politik zum Ausdruck bringen sollte; zu der unbeirrten Aufrechterhaltung des deutsch-öster⸗ reichischen Bündnisses spreche er seine volle Zu⸗ stimmung aus; Redner empfahl schließlich möglichste Vorsicht in Betreff der Balkanstaaten. Schließlich wurde der Voranschlag des Budgets des Ministeriums des Auswärtigen angenommen.
Heute fand in Pest ein Hofdiner statt, zu welchem von der österreichischen und von der ungarischen Delegation je 30 Mitgäeder geladen waren. Bei dem sodann gehaltenen Cercle unterhielt sich der Kaiser mit jedem einzelnen der Delegirten und gab seiner Anerkennung darüber Ausdruck, daß die Dele— gationen in so bexeitwilliger Weise den An— forderungen der Kriegsverwaltung entgegen⸗ gekommen seien, wobei Se. Majestät nicht verkennen wolle, daß auch der finanzielle Standpunkt, den die Delegationen eingenommen hätten, seine Berechtigung habe und auch seine Wahrung finden musse.
Großbritannien und Irland.
London, 23. Juni. Die Königin ist von Balmoral nach Schloß Wind sor zurückgekehrt. Der 53. Jahrestag der Thronbesteigung Ihrer Majestät wurde am 20. d. M. in London durch Beflaggung der öffentlichen Gebäude und Abfeuern von Salutschüssen festlich begangen.
Der Herzog und die Herzogin von Connaugh sind, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonntag von ihrer Reise wieder in England eingetroffen und von der Königin und den Mitgliedern des Königlichen Hauses am Bahnhofe in Windsor begrüßt worden.
In Portsmouth ist der Befehl eingegangen, die Könia— liche Yacht „Victo rig u. . zur er nnn der Kaiserin Friedrich segelfertig zu machen. Am nächsten Mittwoch wird die Jacht nach Vlissingen fahren und am . die Kaiserin und ihre Töchter nach Port Tictoria be⸗ ordern, von wo aus die Herrschaften sofort nach Windsor weiterreisen werden. .
Der FH. Jahrestag der Schlacht von Waterloo wurde in England in der herkömmlichen Weise gefeiert. Es sind nur noch 3 Personen am Leben, welche die denkwürdige Schlacht unter Wellington mitgemacht haben: der nunmehrige General Lord Albemarle, geboren im Juni 1799, General Whichcote, geboren im Dezember 1794 und Oberst Lieutenant William Hewett, geboren im Juli 1795.
— n Neweastle hielt Stanley am Donnerstag Abend eine Rede, in welcher er sich über das englisch-deutsche Abkommen zustimmend äußerte. Er sagte u. A.: „Vor 48 Stunden seiferte ich noch mit aller Macht gegen die britische Regierung und Lord Salisbury, weil sie im Begriff waren oder bloß drohten, 150 000 Quadrat⸗ meilen britisches Gebiet zu opfern. Jetzt hat indeß
ausgezeichneter Freund (Salisbury)
unser großer und durch einen Federstrich nicht 150 000, sondern 500 066 Flächenraum von
Duandratmeilen und ferner einen 100 Quadratmeilen mehr im Nilthal gesichert. Das ist großartig. Jetzt ist Aussicht vorhanden, daß das britische Volk im Stande sein wird, im Herzen Afrikas frei zu athmen, was kislang zweifelhaft gewesen war. Die Deuischen rechneten natürlich darauf, das Hinterland ihres ganzen Gebiets östlich vom Victoriasee zu erlangen. Aber als Beweis ihres Wohl— wollens erwähne ich, daß sie ihre Grenze einen Grad weiter südfich, als sie befugt waren, gezogen haben, wodurch England das Gebiet eines Königs verbleibt, mit dem ich Verträge geschlossen habe und der 200 00 Krieger aufbieten kann. Es ist ein herrliches Land mit einer gelehrigen Race. Die Deutschen gewährten uns gleichzeitig freien Durchgang durch ihr Gebiet. Das ist für die Engländer so gut, als ob sie im Besitz des Gebiets wären. Ferner ist der Vortheil gewonnen, daß Deutschland jetzt mit daran interessirt ist, mehr auf der freien Schiffahrt im Zambesi zu bestehen als England, denn wenn die Flüsse Zambesi und Shiré frei sind, wird dies ihren Weg nach dem Tanganyikasee um hundert. Meilen kürzen. Beide Länder werden daher gemeinschaftlich die Freiheit des Zambesi fordern, und dies wird die portugiesische Schwierigkeit aus dem Wege räumen. Mithin sind weder die Briten noch die Deutschen gezwungen, sich aus Ost-Afrika zurückzuzishen. „Ich betrachte“, schloß Stanley seine Rede, „das Abkommen als einen Beweis des Wohlwollens zwischen Deutschland und England. Was Helgoland betrifft, so zweifle ich, ob es ein Zehntel des Werthes der England zugesprochenen kleinen Insel Pemba hat. Wir haben jetzt nicht nur Pemba, sondern Sansibar, eine Stadt von 100 900 Einwohnern, mit einer Ge— sammtbevölkerung von 250 000 Seelen auf der Insel, die Handel mit dem britischen Reich im jährlichen Werthe von 2 000 000 Lstrl. treibt.“
Frankreich.
Paris, 22. Juni. In der Kammer brachte, wie „W. T. B.“ meldet, gestern der Deputirte Deloncle die von ihm angekündigte Interpellation ein über die durch den deut sch-englischen Vertrag in Sansibar hergestellte Lage. Der Interpellant bemerkte, daß die von England und Frankreich im Jahre 1862 unterzeichnete Erklärung nicht aufgehört habe, in Kraft zu sein. Seitens Frankreichs sei nichts gethan, nichts gesagt worden, was glauben machen könnte, daß es den Festsetzungen dieser Erklärung entsage. England dürfe dieselben also nicht verletzen und, bevor es das Protektorat über Sansibar übernehme, müsse es die Zu— stimmung Frankreichs einholen. Der Minister des Aus— wärtigen Ribot antwortete: Auf der Congo⸗-Konferenz in Berlin habe sich jede Macht verpflichtet, den anderen Staaten davon Mittheilung zu machen, wenn fie ein Protektorat in Afrika übernehmen wolle. England werde diese Verpflich— tung um so weniger verletzen, als es das Uebereinkommen von 1862 unterzeichnet habe, durch welches es sich verpflichtet habe, die Unabhängigkeit Sansibars zu achten. England dürfe also nichts in dieser Hinsicht unternehmen, ohne vorher erzieltes Einverständniß mit Frankreich. Die Regierung habe keine bezügliche Mittheilung Seitens Englands erhalten, mit dem sie unter vollständiger Wahrung ihrer Rechte die besten Beziehungen aufrecht zu erhalten wünsche. Im Uebrigen könne man nicht durch Erklärungen von der Rednertribüne herab mit einer Macht in Unterhandlung treten. Delon ele dankte dem Minister für seine Mittheilungen.
Dem „Temps“ zufolge wären zwischen den Kabineten von England und Frankreich beiderseits befriedigende Erklärungen in Betreff Sansibars ausgetauscht worden.
Der deutsche Botschafter Graf Münster gab am Sonn— abend Abend zu Ehren des Präsidenten Carnot ein Diner, an dem auch die Minister de Freycinet, Ribot und Roche sowie der englische und der türkische Botschafter theil— nahmen.
Der Präsident der Republik empfing am Freitag den Baron d'Itajuba, bevollmächtigten Gesandten der Ver⸗ einigten Staaten von Brasilien, welcher ihm sein Beglaubigungsschreiben überreichte. Baron d' Itajuba richtete, nachdem er das Schreiben des Marschalls Deodoro da Fonseca übergeben, eine kurze Ansprache an Herrn Carnot, in welcher er seiner Genugthuung darüber Ausdruck verlieh, daß die offiziellen Beziehungen beider Länder, welche in Folge der friedlichen Aenderung der Ein ichtungen Brasiliens unterbrochen waren, wieder hergestellt sind. Er fügte hinzu, daß er Alles auf⸗ bieten werde, um das Wohlwollen des Präsidenten und der Regierung der Französischen Republik vollauf zu verdienen. Herr Carnot entgegnete einige Worte der herzlichen Sympathie für Brasilien und den neuen Gesandten. Er sprach sodann den Wunsch aus, daß Brasilien seine Einrichtung auf fried⸗ lichem Wege weiter entwickeln und mit Frankreich stets intimere Beziehungen pflegen möge.
Der internationale Telegraphen⸗-Kongreß ist am Sonnabend nach Unterzeichnung der Abmachungen durch alle Delegirte geschlossen worden. Der englische Delegirte Lamb dankte in einer Ansprache dem Präsidenten des Kongresses de Selves und hob namentlich die den Delegirten ö Frankreich bereitete wohlwollende und brüderliche Aufnahme
ervor.
Italien.
Rom, 23. Juni. (W. T. B.) Der König von Griechenland ist aus Venedig hier eingetroffen und hat
nach kurzem Aufenthalt die Reise nach Turin und Aix⸗ les Bains fortgesetzt.
Der Minister-Präsident Crispi legte der Deputirten—⸗ kammer am Sonnabend einen Gesetzentwurf, betreffend die für die Stadt Rom zu ergreifenden finanziellen Maß⸗ . . vor.
An der gestrigen Kommunalwahl haben sich die ö nicht betheiligt; es drang daher di 2 Liste durch.
Spanien.
Madrid, 23. Juni. Die Deputirtenkammer hat, wie „W. T. B.“ berichtet, vorgestern das Budget an⸗ genommen. Ein Amendement dazu, durch welches die Re— gierung ermächtigt wird, die Zolltarife zu revidiren, je nachdem die Interessen des Landes solches wünschenswerth er— scheinen lassen, wurde genehmigt; ein Antrag auf Einführung einer Steuer auf beweglichen Besitz dagegen mit 115 gegen 24 Stimmen abgelehnt. Das von schutzzöllnerischer Seite beantragte Amendement, welches die Zinsen der spanischen und in Spanien gehandelten Staatsschulden papiere, ferner der provinziellen und munizipalen Aktien und Obli— gationen von Eisenbahnen und anderen Gesell— schaften sowie auch der anderen Werthpapiere mit einer 5proz. Steuer belegt wissen wollte, wurde von der Kammer mit 115 gegen 24 Stimmen verworfen. Der Minister-Prä— sident Sagasta hatte gegen das Amendement eingewendet, die Zeit zur Einführung einer neuen Steuer sei ungünstig ge— wählt, und hinzugefügt, die Regierung werde das Prinzip der vorgeschlagenen Steuer annehmen, aber mit Ausnahme der Steuer auf Zinsen der spanischen Staatsschuld. . Nach hier eingegangenen Nachrichten aus Carcagente in der Provinz Valencia sind daselbst 5 Cholerafälle vorgekommen, von denen einer tödtlich verlief. In Quatre— tonda bei Rugat sollen 6 Cholerafälle, darunter 3 mit tödt— lichem Ausgang, vorgekommen sein, ferner in dem Dorfe Fenollet 5. Cholerafälle, davon einer mit tödtlichem Ausgang. Aus Moratalla (Provinz Murcia) werden mehrere bedenkliche Erkrankungen gemeldet.
Schweiz.
Bern, 18. Juni. Gestern und heute fand, wie der „Magd. Ztg.“ geschrieben wird, im Nationalrath ein großer Redekampf statt über die Frage, ob noch in der gegen— wärtigen Tagung die Berathung der Zolltarifvorlage begonnen werden soll. Es muß zunächst festgestellt werden, daß von keiner Seite, also namentlich auch nicht von den Welschschwei⸗ zern, die ausgesprochene Freihändler sind, die Revision des Zoll— tarifs selber in Frage gestellt wurde. Es wurde vielmehr all— seitig zugegeben, daß mit Rücksicht auf die bevorstehende Er— neuerung der verschiedenen Handelsverträge eine solche Re— vision dringend nothwendig geworden sei. Daß aber eine Re— vision des Zolltarifs nur im Sinne von Zollerhöhungen vorzunehmen ist, dürfte feststehen. Nachdem der Bundesrath mit aller Bestimmtheit erklärt hat, er halte es für geboten, daß die Bundesversammlung noch in dieser Tagung in die Berathung des Zolltarifs eintrete, da sonst die Vorlage nicht rechtzeitig Gesetz werden könne, hatten die Freunde der Ver— schiebung einen harten Stand. Der Bundesrath Droz betonte, man dürfe bei der Feststellung der neuen Zollansätze nicht allzu schroff vorgehen, man solle die allerdings unent— behrlichen Kampfmittel sorgfältig auswählen und namentlich die allzu begehrlichen Wünsche und Theorien abweisen. In der Abstimmung wurde mit 62 gegen 52 Stimmen beschlossen, den Zolltarif sofort in Berathung zu ziehen, und es begann auch alsbald die artikelweise Behandlung der Vorlage.
Türkei.
Konstantinopel, 21. Juni. Die „Agence de Constantinople“ erfährt aus bester Quelle, daß der russische Botschafter Nelidow in Beantwortung der letzten Note der Pforte, welche die russische Regierung um Stundung der rückständigen Krieg sentschädigung bis zum Spätherbst ersuchte und bei dem etwaigen Nichteingang des verpfändeten Zehnten die Zahlung aus Schatzmitteln zu— sicherte, heute der Pforte eine neue Note überreicht habe. In dieser Note bezeichne Rußland die Antwort der Pforte als nicht befriedigend, verlange eine schnelle Erfüllung seiner Forderungen und erkläre, im Verneinungsfalle sich Weiteres vorbehalten zu müssen.
Die „Agence“ ist ferner von kompetenter Seite zu der Erklärung ermächtigt, daß die Bukarester Nachrichten, denen zufolge in Macedonien völlige Anarchie herrschen solle, vollständig unbegründet seien. Alles dort Vorgekom— mene beschränke sich auf einige Verbrechen oder Vergehen, die unter das gemeine Recht fielen und mit deren Untersuchung die Gerichte bereits beschäftigt seien.
Griechenland.
Athen, 17. Juni. Man schreibt der „Presse“: „Die Kronprinzessin Sophie von Griechenland feierte am 14. Juni ihren ersten Geburtstag auf hellenischem Boden, und zwar in dem bei Dekelea gelegenen Jagdschloß Tatoi. Schon in aller Frühe des Morgens trafen dortselbst die Musik— kapellen der Athener Garnison ein, um die Kronprinzessin mit ernsten und heiteren Melodien zu begrüßen. Im Laufe des Tages fand sich auch der Chor der Philharmonischen Gesell— schaft ein, um in dem Schlosse ein Concert zu geben. Beglück— wünschungs⸗Telegramme erhielt die Prinzessin in großer Zahl von Ihren Majestäten dem Kaiser Wilhelm und der Kaiserin Auguste Victoria, der Kaiserin Friedrich und den Prinzessinnen⸗ Töchtern, vom Prinzen von Wales, aus St. Petersburg von der Königin Olga, dem Großfürsten Paul und Anderen. Gegen Mittag begaben sich die Minister sowie die Gesandten nach Dekelea, um ihren Glückwunsch darzubringen. In der Schloß⸗ kapelle fand ein Festgottesdienst statt, am Nachmittag vereinigten sich die Hofgesellschaft, die Minister und das diplomatische Corps zum Festmahle im Schlosse.“
Rumänien. Bukarest, 22. Juni. (W. T. B.) Der Se nat hat die Konvertirung der 6prozentigen Schuld mit 52 gegen 15 Stimmen genehmigt. Beide Kammern wurden darauf durch eine vom Minister⸗Präsidenten Mano verlesene Königliche Botschaft geschlossen. Die Botschaft zählt die verschiedenen von den Kammern beschlossenen Gesetze auf und hebt deren Wichtigkeit hervor. Schließlich dankt der König den Senatoren und Deputirten für ihre patriotische
und von Erfolg begleitete Thätigkeit.
Terbien.
Belgrad, 22. Juni. (W. T. B.) Der neu ernannte türkische Gesandte Feridun Bey überreichte gestern den Regenten sein Beglaubigungeschreiben. .
Behufs Verhinderung der Einschleppung von Seuchen durch Einführung von kranken Thieren oder aus verseuchten Gegenden herrührenden Häuten hat der Finanz⸗ Minister angeordnet, daß rohe Häute nur nach voraus—⸗ gegangener ärztlicher Bescheinigung zur Einfuhr zu—⸗ zulassen und die Einfuhr von Hauten auch nur über die Zoll— ämter in Belgrad, Semendria, Schabatz, Radujevacz und Vranja gestattet sei.
Schweden und Norwegen.
(E) Stockholm, 20. Juni. Durch eine Bekanntmachung des Königlichen KommerzKollegiums vom gestrigen Tage werden die spanischen Provinzen Castellon, Valencia und Alicante für von der Cholera angesteckt erklärt und sind alle Schiffe, welche aus Häfen in jenen Provinzen nach Schweden kommen, verpflichtet, die Quarantainestation auf Kansö anzulaufen. Der hiesige erste Stadtarzt Dr. Linroth hat den Auftrag erhalten, nach Berlin und Hamburg sich zu bezäben, um die dort gegen die Ver⸗ breitung von Epidemien getroffenen Maßnahmen a Stelle zu studiren.
In Veranlassung der Frage wegen Anordnung von lesungen über militärische Angelegenheiten den Universitäten hat die Regierung unterm 13. d. den Kanzler der Universität Upsala um ei zutachtl Aeußerung ersucht.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Die Tarifoorlage wurde, der „A. C.“ zufolge, vom Finanzausschusse des Senats wie folgt abgeändert.
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Die ü z gemachten Veränderungen sind haupt sächlich Ermäßigungen, obwohl auch einig vorgenommen wurden, ein eß einige und Jute.
Fundland, vom 22.
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Fischern ein thätlicher Zusammenstoß stattgefur welchem auf beiden Seiten zahlreiche Personen verletz Die französischen Fischer, welche in 1 wurden genöthigt, sich zurückzuziehen.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (24.) Sitzung des Reichstages, welcher am Tisch des Bundesraths der Staats⸗Minister Dr. Boetticher nebst Kommissarien beiwohnten, wurde die ; Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die werbegerichte, fortgesetzt, und zwar wurde zunächst die Be— rathung des §. 49 wieder aufgenommen
Der §. 49 sowie die dazu gestellten Anträge sind bereits mitgetheilt.
Abg. Dr. Meyer (Berlin) trat für den Kommissions— beschluß ein, der beiden Anforderungen an die Rechtsprechung, der Schnelligkeit und Gründlichkeit, soweit als möglich gerecht werde, indem er Streitigkeiten bis zu 100 (66 endgültig dur die Gewerbegerichte erledige, für höhere Objekte aber die wiederholte Prüfung durch den ordentlichen Richter eintreten lasse. Uebereilte Entscheidungen seien durch die eigenthümliche Zusammensetzung des Gewerbegerichts ausgeschlossen; die Bei— sitzer seien durch ihre Vorbildung, ingren Entwickelungsgan und ihre soziale Stellung gezwungen, den Streitfall unter den verschiedensten, entgegengesetzten Gesichtspunkten zu betrachten, und der Richter sei dadurch gezwungen, die Sache nach beiden Seiten zu überlegen.
Geheimer Regierungs-Rath Hoffmann trat für Antrag von Stumm ein, der die Regierungsvorlage w herstellen will. Eine theilweise Ausschließung der Be zedeute eine erhebliche Verminderung der Rechtsg
Die Berufung sei nicht bloß ein Schutz irrthümer, sondern auch gegen Irrthumer gegen mangelhafte Instruktion u. s. w. setzung der Gewerbegerichte biete durchaus ni Kompensation für die Beschränkung der r Instanz. Die Vortheile der Berufung würden durch die allerdings beachtenswerthen Gründe dagegen nicht aufgewogen. Wenn aber die Berufung zugelassen werde, so könnten nur die Landgerichte als geeignete Berufungsinstanz angesehen werden; insbesondere sei der Vorschlag zu verwerfen, die Be⸗ rufung an ein aus anderen 3 Mitgliedern zusammengesetztes Gewerbegericht stattfinden zu lassen; dazu fehle es an den geeigneten Personen. Jedenfalls sei zu wünschen, daß der Reichstag nicht über den Kommissionsbeschluß hinausgehe. Bei Schluß des Blattes sprach Abg. Freiherr von Stumm.
Zusammen⸗
; 8 genügende
(Der Schlußbericht über die vorgestrige Sißung des Reichs⸗ tages befindet fich in der Ersten Beilage.)
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