vernünftige E messen des Vorsitzenden, sie überläßt ihm, zu entscheiden, ob er den Versuch machen will, durch seine persönliche ausschließliche Verban dlung mit den Parteien die Sache zu Ende zu führen, oder ob er von vornherein unter Theilnahme der Beisitzer die Sache in Angriff nebmen will. Dieses vernünftige, sachgemäße Er messen werden Sie aber, glaube ich, auch in der Regel dem Vor ⸗ sitzenden wobl zutrauen können, und da, wo er dieses Zutrauen nicht verdient, nun, da ist der größte Schade der, daß cin fruchtloser Termin obgebalten wird. Also lassen Sie es dabel, überlassen Sie dem Vorsitzenden, zu entscheiden, ob er zunächst allein verhandeln will, 23 Sie ihn aber nicht, unter allen Umständen allein zu rver— andeln.
Ich bitte Sie, die Regierungsvorlage anzunehmen.
Abg. Miquel: Es werden eine Menge Klagen ein— gereicht werden, welche der Vorsitzende für ganz unhaltbar erklärt; wozu sollen da erst die Beisitzer berufen werden? In anderen Fällen wird der Vorsitzende ersehen, daß nach der Sachlage ein Vergleich leicht herbeizuführen ist. Auch da soll die Zuziehung der Beisitzer erspart werden, wenn auch ein Pressen zum Vergleich nicht stattfinden soll. Im Interesse der Schnelligkeit der Entscheidung ist es gut, die Zuziehung der Beisitzer nicht unter allen Umständen zu fordern. Aber den Vorsitzenden zwingen, die Beisitzer unter allen Umständen zum ersten Termin nicht einzuladen, das würde zur Verzögerung dienen. Die Mitwirkung der Beisitzer wird auch in manchen Fällen das Zustandekommen eines Vergleiches erleichtern. Deshalb ist der Beschluß der Kommission zu verwerfen. .
Abg. Schier: Dieselben Gründe haben meine Partei in der Kommission veranlaßt, gegen den beantragten Zusatz zu stimmen, und deshalb werden wir auch hier für die Re⸗ gierungsvorlage stimmen.
Abg. Stadthagen: Es werden allerdings viele Ver— gleiche geschlofssen, aber aus meiner Erfahrung weiß ich, daß die Arbeiter darüber nicht immer befriedigt sind; sie wissen manchmal gar nicht recht, daß sie einen Vergleich ge— schlossen und sich aller Rechte begeben haben. Das liegt daran, daß die Vorsitzenden oft nicht so zu verhandeln verstehen, wie es nöthig wäre. Wenn darin ein Mißbrauch der Amts⸗ gewalt liegt, daß die Amtsrichter die Parteien zur Versöhnung zu bewegen suchen, so trifft dieser Vorwurf den ganzen Richter— stand; denn alle Amtsrichter machen dies so. Es muß dem Arbeiter Mißtrauen erwecken, wenn er sich nach diesem Paragraphen sagen muß: Du kannst zu einem Vergleich Ce— zwungen werden. Ich bitte daher, den ganzen Paragraphen oder event. wenigstens den Zusatz der Kommission zu streichen.
Abg. Meyer-Berlin: Ich bin mit ein Urheber des Zusatzes, welchen die Kommission beschlossen, aber wenn er abgelehnt wird, würde ich nicht unglücklich sein; er war nur eine Abschlagszahlung dafür, daß unter allen Umständen ein Vergleichsverfahren dem eigentlichen Verfahren vorgehen sollte. Der Vorsitzende eines Gewerbegerichts wird ebenso wie ein Handelsrichter bald dahin kommen, daß er sich in den Geist seiner Beisitzer versetzt und allein ebenso handelt, als wenn die Beisitzer zugegen wären. Welche Befugniß wird ihm denn übertragen? Er kann ein Versaumnißuttheil er— lassen, er kann einen Vergleich zu Stande bringen oder ein Urtheil fällen, wenn die Parteien sich seiner persönlichen Ent— scheidung unterwerfen. Ein Vergleich wird immer zulässig sein und der Vorsitzende wird bald herausfühlen, in welchen Fällen er allein vorgehen kann und in welchen Fällen er die Beisitzer zuziehen soll.
Abg. Eberty: Nach der Erklärung der Regierung, daß der Vorsitzende ganz und gar das Ermessen hat, also nicht ezwungen wer den kann, die Beisitzer zuzuziehen, würde viel⸗ eicht mit der Regierungsvorlage auszukommen sein. Der Abg. Stadthagen hat bei seinem Vorwurfe, daß die Vorsitzenden der Schiedsgerichte so verfahren, daß die Arbeiter oft nicht wüßten, ob ein Vergleich zu Stande gekommen sei oder nicht, Berlin zwar nicht genannt, aber gemeint. Da stelle ich thatsächlich fest, daß die Gewerbe⸗ streitsachen in Berlin gegenwärtig nicht von einem Juristen, sondern von einem unbesoldeten Stadtrath, der früher dem Kaufmannsstande angehörte, entschieden werden. Im Namen dieses abwesenden Herrn muß ich diese Unterstellung des Abg. Stadthagen ganz entschieden zurückweisen.
§. 8 wird darauf unter Streichung des von der Kom— mission beschlossenen Zusatzes angenommen.
Zum 5§. 49, nach welchem gegen die Entscheidungen der Gewerbegerichte dieselben Rechtsmittel zulässig sind, wie bei den amtsgerichtlichen Streitigkeiten (also die Berufung an das Landgericht, in dessen Bezirk das Gewerbegericht seinen Sitz hat), hat die Kommission einen Zusatz beantragt, daß die Be— rufung nur dann zulässig sein soll, wenn der Werth des Streitgegenstandes den Betrag von 109 4 übersteigt.
Abg. Freiherr von Stumm will diesen Zusatz streichen.
Abg. Klemm ((Sachsen) beantragt, statt „Werth des Streitgegenstandes den Betrag von“ zu setzen „Gegenstand der Berufungebeschwerde den Werth von“.
Abg. Klemm (Sachsen): Die Frage der Berufung in gewerbegerichtlichen Sachen ist nicht thesretisch, philosophisch, sondern nach der Erfahrung zu entscheiden; die in der Kom— mission vorgetragenen Erfahrungen der bisherigen Gewerbe— gerichte haben aber die Mehrheik dahin geführt, die Berufung nur bei Abgaben über 160 6 zuzulassen. Der Ausdruck Werth des Streitgegenstandes“ läßt zweifelhaft, ob die Streit summe oder nur die appellable Summe gemeint ist. Mein Antrag will hier Klarheit schaffen.
Geheimer Regierungs-Rath Hoffmann: Die Regierung hat den Beschluß der Kommission dahin aufgefaßt, daß für die Berufung der Gesammmwerth der ersten Instanz und nicht der Werth der später erhobenen Beschwerde entscheiden soll. Ueber— wiegende Zweckmäßigkeitsgründe sprechen dafür, daß, wenn die Berufung überhaupt an eine Summe geknüpft wird, dies eine Summe in dem eben erwähnten Sinne ist. Die Gerichte und Parteien müssen alsbald übersehen können, ob später eine ,. . oder i
Abg. Freiherr von Stumm : Ich bin für die Zulassun der Berufung. Der Arbeiter hat kein ul t an 3 endgültiges Urlheil und sofortige Vollstreckung bei dem Ge— werbegericht zu erlangen; er wird nach der zweiten Instanz noch volllommen in der Lage sein, das, was ihm zugesprochen wird, sich von dem Arbeitgeber zu verschaffen. Der Arbeit⸗ geber hingegen wird später unter Umständen nicht zu seinem Recht mehr kommen können. Der Ausschluß der Be— rufung, sagt man, führt zur Erleichterung der Vergleiche; die Statistik der Gewerbegerichte beweist aber das Gegen⸗ theil. Die Zulassung der Berufung wird nicht eine Menge von Berufungen hervorrufen, sondern dahin wirken, daß die Rechtsprechung korrekter, jedenfalls einheitlicher wird. Es wäre sehr bedenklich, die Interessenvertretungen endgültig ent⸗
unter die Schiedsgerichte zu begeben, wie es bei anderen
Schiedsgerichten der Fall ist. Die Erfahrung bei den
rheinischen Gerichten, deren Vorsitzende von den Handelskammern
nach Anhörung des Regierungs-Präsidenten ernannt werden,
können für uns nicht entscheidend sein, um so weniger als
sie nur in großen Städten funktioniren, wo leichter qualifi⸗
zirte Beisitzer sich finden, und sie durch ihr langjähriges Be⸗ stehen ein hohes Ansehen sich erworben haben. Die Gewerbe⸗
gerichte nach diesem Gesetze sollen ja aber in jedem beliebigen
Orte durch Ortsstatut eingeführt werden können. 1878 waren alle Arbeiter dafür, daß nicht verschränkt werde.
die Idee der Berufung Auch bezüglich der neigt die öffentliche Meinung immer ) einführung der Berufung zu, nicht bloß die Juristen. Schiedsgerichte bei Unfällen sins ja ebenso zusammengesetzt, wie die Gewerbe-Schiedsgerichte; ein Jurist ist Vorsitzender, und ein Arbeiter und ein Arbeitgeber sind die Bifitzer. Häufig wird gegen die Entscheidungen der Unfall⸗Schieds— gerichte Rekurs eingelegt; wenn Sie diesen Rekurs streichen, so würden Sie die allergrößte Unzufriedenheit unter den Arbeitern erzeugen, und ich bin erstaunt, daß gerade von Seiten der Sozialdemokraten, die die Interessen der Arbeiter in erster Linie vertreten oder zu vertreten wenigstens behaupten, die völlige Beseitigung der Berufung beantragt wird. Die Sozial⸗ demokraten haben selbst seiner Zeit in Gewerbeordnung die Berufung an die Arbeitskammern gefordert. Wenn die Theorie der Sozialdemo'ratie richtig wäre, daß der Vorsitzende des Gewerbegerichts, als von der Stadtvertretung gewählt, ein Vertreter der Kapitalisten sein wird, so würde dieser ja mit dem Arbeiter zusammen jedes Mal die Ma—⸗ jorität in dem Gewerbegericht bilden. Berufung die Kosten dieses Verfahrens geltend. — schlage, die Berufung an die Landgerichte mit gewerblichen Beisitzern einzuführen, würde ich meinerseits sehr gern zu⸗ gestimmt haben. Ich sehe in der ; rufung einen erheblichen Theil des Arbeiterschutzes, erheblicher als manche Paragraphen der Gewerbenovelle sind, über die wir in der Gewerbekommission tagelang diskutiren. Theil des Arbeiterschutzes ist wirkungslos, wenn wir nicht dafür sorgen, daß dem Arbeiter in den gewerblichen Streitig— Wenn mein Antrag auch heute keine Aussicht auf Annahme hat, so habe ich doch die Hoffnung, daß Sie nach Jahren ihn annehmen werden.
Abg. Singer: Die Ausführungen des Herrn von Stumm stimmen überein mit dem heutigen Artikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“, in welchem mir zum Vorwurf gemacht wird, daß ich die Gewerbegerichte zum Tummelplatz sozial— demokratischer Agitationen machen wolle. scheint ein stiller Mitarbeiter der „N. A.“ zu sein. nur gesagt und daran halte ich fest, daß es allerdings im Interesse der Sozialdemokratie liegt, daß Mitglieder der sozial⸗ demokratischen Partei in den Schiedsgerichten sitzen, weil dadurch eine gerechte, sachgemäße und vernünflige Urtheilsfällung garantirt d. Daß das Vorhandensein von Sozialdemokraten in den Schiedsgerichten diese nicht zum Tummelplatz sozialdemokra— tischer Tendenzen macht, wird mir Herr Miquel bestätigen in Bezug auf das Gewerbeschiedsgericht in Frankfurt a. M., das jeiner überwiegenden Mehrzahl nach aus Sozialdemokraten Einführung Gewerbegerichte Der Hinweis auf die Berufung bei den Unfall Was die Berufung bei
Im Jahre ihnen die Berufung 8 shn Allgemeinen ortschritte Strafkammern mehr der Wieder⸗
Seitdem hat Entscheidungen
ihrer Novelle zur
Man macht gegen die Einem Vor⸗
TLiederherstellung der
keiten Gerechtigkeit widerfährt.
Hr. von Stumm
Berufung
erkenntnissen ist nicht zutreffend. dem Reichs-Versicherungsamt so werthvoll macht, ist die Mög— gleichartige präjudizielle Entscheidungen Dies fällt bei der Berufung an die Fachjuristen haben von diesen genügende
für dieses Gebiet zu bekommen. Amtsgerichte vollkommen fort. gewerblichen Verhältnissen verschleppen Vollstreckbarkeit der Kläger
vorläufige auch nicht,
noch die Allenfalls würde durch einen Senat beim Gewerbe— gericht die Sache nachzuprüfen sein. bei Streitobjekten über 100 MS zulässig sein soll, kann ich als eine Verbesserung nicht anerkennen. die Berufung für zulässig hält, dann hat das kleine Objekt dieselbe Berechtigung wie das größere. vollends bedenklich. die Sache
Berufung Daß die Berufung nur Wenn man überhaupt
Die Berufung an Landgerichte Anwaltszwang, ꝛ Erweiterung Armenrechts widerspräche setzes und unserer Aufsassung von der Gleichberechtigung der unbemittelten mit den bemittelten Bürgern, ganz abgesehen von der politischen Benachtheiligung. Gelehrte Gerichte mit juristischen Finessen führen viel weniger zu guten Entschei⸗ dungen, wie die sachlichen Entscheidungen der Gewerbegerichte. Der Vergleich mit den Arbeitskammern ist nicht zutreffend. Denn die Arbeitskammern sollen aus Sachverständigen zu⸗ sammengesetzt werden. Die gewöhnlichen Gerichte sind es nicht. Ich bitte Sie um Annahme der Kommissions vorlage, welche einen Mittelweg darstellt. Berufung wird zulässig sein bei den größeren Streitgegen— ständen, bei welchen sich auch eher verwickelte Rechtsfra Die Entscheidung der Landgerichte, we auf Grund solcher Berufungen erfolgen wird, wird dann auch ein Präzedenz bilden für die weiteren Entscheidungen der Gewerbegerichte.
Bei Objekten unter 100 S würden die Gewerbegerichte ausreichen.
Darauf wird die weitere Berathung vertagt.
Präsident von Levetzow theilt mit, daß die Interpellation Thomsen zurückgezogen ist.
Schluß 3 Uhr.
Abg. von Cuny:
zeigen werden.
Die Seefeuer der deutschen Küsten.
Vom Civil⸗Ingenieur L. A. Veitmeyer liegt ein mit Unterstützung des preußischen Ministers der öffentlichen Ar— beiten als Manuskript gedrucktes, höchst interessantes Werk Seefeuer (Leuchtthürme) und Leuchtschiffe der deutschen id diejenigen Binnen⸗ und Einsegelungsfeuer, welche mit Fresnel'schen Apparaten oder Fresneb'schen Laternen aus— gerüstet sind“ vor.
Ein Blick auf die dem Werke beigegebene Karte zeigt, daß die Feuer an den deutschen Küsten bis auf eine kleine un⸗ Frischen Nehrung bei Kahlberg
über die Küste n un
bedeutende Stelle vor der
scheiden zu lassen, weil dem Einzelnen nicht freisteht, sich
geschlossen sind, und daß an der westlichen holsteinschen Kuste
zwischen der Mündung der Eider und Elbe wohl noch * Deckung des Festlandes ein oder zwei kleine Feuer erwünscht wären. Die Feuerkreise schneiden sich in meist hinreichender Entfernung von der Küste, aber nur bei mittlerer Luft. Bis vor nicht langer Zeit galt dies als ausreichend. Aber die über alle Erwartung gesteigerte Schiffahrt, die mit der allgemeinen Benutzung der Dampfschiffe und mit ihrer immer zunehmenden Größe außerordentlich erhöhte Geschwindigkeit derselben und damit auch der Gefahren hat das Bestreben hervorgerufen, die jetzt für mittlere Luft, etwa 180 Tage im Jahre, auftretenden Lichtkreise auch für ungünstigere Luftbeschaffenheiten, ja selbst für nebelige Luft oder etwa 3090 bis 326 Tage zu decken. Namentlich Frankreich hat angefangen, planmäßig in dieser Richtung vorzugehen und seine Seefeuer dementsprechend zu lichtstärkeren umzubauen, und auch in England ist dies bei den Neubauten geschehen.
Die hierzu erforderlichen Lichtstärken sind aber den bisher angewendeten gegenüber so gewaltige, daß allein elektrisches Licht, und auch dies nur in Apparaten, welche als Blinkfeuer oder als mehrfache Apparate gebaut sind, dieselben liefern kann. Sind z. B. für 5 geographische Meilen — 20 See⸗ meilen bei mittlerer Luft, etwa 130 Tage im Jahr, etwa 600 becs. Carcel für Mineralöl erforderlich, so werden für nehelige Luft, etwa 3090 bis 320 Tage im Jahr, etwa 700 000 b. C. derselben Lichtquelle nöthig. Beides selbstver⸗ ständlich vom Apparat ausgehend. Für 16 Seemeilen stellen sich obige Zahlen auf etwa 180 und 50 900 b. C. Nun hat aber das elektrische Licht nicht dieselbe Nebel durchdringende Kraft wie das Mineralöl-Licht, weil es weniger rothe Strahlen enthält, welche allein bei nebeliger Luft wirksam bleiben. Das Verhältniß beider zu einander ist nach den dem Verfasser zu Gebote stehenden Quellen reichlich 1:2. In diesem Ver— hältniß wären also die ersteren der obigen Zahlen noch zu erhöhen, wenn 20 Seemeilen, die Sichtweite der deutschen jetzigen Feuer J. Ordnung bei mittlerer Luft, als Norm bei⸗ behalten würden, ein Maß, auf welches ungefähr die Ent— fernung der deutschen Leuchtthürme gegründet ist. Eine Be⸗ schränkung auf weniger als 20 Seemeilen für nebelige Luft müßte daher wohl eintreten.
So gewaltige Lichtquellen sind nur mit sehr kräftigen Dynamo- und Kraftmaschinen zu erreichen, für welche beider⸗ seits auch starke Reserven vorzusehen wären. Auch wären durchgehends neue Leuchtapparate und auch neue Laternen zu beschaffen. Die mit so hohen Kosten hergestellten jetzt vor— handenen, größtentheils ganz neuen Apparate und Laternen wären, wenigstens bei dem heutigen Stand der Dynams— Elektrik, zu verwerfen. J
Den elektrischen Feuern gegenüber sind aber Bestrebungen aufgetreten, auch die Mineralblfeuer in ihrer Wirkung zu heben. Es beziehen sich diese Bestrebungen einmal auf die— jenigen Apparate, welche von Wigham zuerst vorgeschlagen und ausgeführt wurden und als zweifache, ja dreifache über ein⸗ ander gebaute Apparate, jeder mit selbständigem Brenner ver⸗ sehen, zu bezeichnen sind; sodann aber auf die Brenner selbst, indem Mineralölbrenner bis zu 7 Dochten (gegen 5 bei den deutschen Thürmen) oder Gasbrenner von großem Durchmesser eingeführt worden sind. Ist von letzteren wenigstens vorläufig für die deutschen Thürme der Anlagen der Gasanstalten am Thurm wegen abzusehen, so regt doch der Verfasser im Vorwort die Frage an, ob nicht mit 6⸗ bezw. mit 7dochtigen Brennern bei den Apparaten JI. Ordnung versuchs⸗ weise vorzugehen sei. Die deutschen Thürme J. Ordnung hatten für Rüböl seiner Zeit vier, diejenigen II. Ordnung drei Dochte; bei der Einführung des Mineralöls erhielten sie 5 bezw. 4 DVochte, doch sind bei den Apparaten II. Ordnung auf Darscherort und Hiddensoe bereits 5 dochtige Brenner mit Erfolg im Dienst. Es wären dementsprechend für J. Ord⸗ nung 6 oder 7 Dochte anzustreben, und bietet die auf dem Königlich preußischen Bauhofe zu Grabow a. O. unter Leitung des Ober⸗Maschinen-Inspektors Truhlsen eingerichtete Ver⸗ suchsanstalt zu den nöthigen Vorversuchen die beste Gelegen⸗ heit Es empfehlen sich zu diesen die Douglas⸗Brenner, sowie die Fresnel-Brenner. Diesem Vorschlage entsprechend, bean⸗ tragt der Verfasser weiter, auf allen Seethürmen 1IJ. Ord— nung — also auf Brüsterort, Funkenhagen und Buckspitze — Brenner mit 5 Dochten einzuführen, was ohne erhebliche Schwierigkeiten geschehen könne.
Auf noch eine Aenderung, und zwar an den Apparaten der Blinkfeuer mit Blinken in der ganzen Höhe des Apparates (holophotal), welche gelegentlich vorgenommen werden sollte, weist der Versasser hin. Als der erste derartige Apparat an den deutschen Küsten (Groß-Horst) 1866 gebaut wurde, war in allen Ländern das Bestreben vorherrschend, das ganze vor— handene Licht zusammenzufassen, selbst auf Kosten d. h. unter Beschränkung der Lichtwinkel und dadurch der Dauer der Lichterscheinung d. h. des Blinkes. Die entgegenstehende Ansicht, daß ein angemessenes Vergrößern des Lichtwinkels und dadurch der einzelnen Lichterscheinungen eine Ver— längerung des Blinkes für die Praxis werthvoller und ohne irgend eine wesentliche Schwächung der Licht— stärke möglich sei, mußte damals zurücktreten. Die an⸗ gedeutete Vergrößerung ist einfach und leicht durch ein Ver— setzen der Axen der Polyzonal-Linsenschirme gegen einander, d. h. ein Voreilen der Schirme der Kuppel und des Unter— theiles gegen diejenigen des Tambours hervorzurufen. Für Groß Horst ist alles hierzu Nöthige seiner Zeit mitausgefuͤhrt worden, und ist diese Anordnung zur Verlängerung der Blinke bei Wangeroog und Hiddensoe auch in Wirksamkeit und hat sich auf das Beste bewährt. Dasselbe dürfte mit Vortheil bei allen Blinkfeuern J. Ordnung einzuführen sein.
Schließlich geht der Verfasser noch auf einen Punkt ein, nämlich auf das System, nach welchem die Kennzeichnung der Feuer längs der deutschen Küsten gewählt ist. Als in der ersten Hälfte der sechziger Jahre mit dem Bau neuer Thürme an der Ostsee vorgegangeu werden sollte, hatte derselbe darauf hinge⸗ wiesen, daß ein Plan zunächst für die ganze Küste aufzustellen sei, nach welchem die einzelnen Thürme nach Bedürfniß auszu⸗ führen wären, um später eine geschlossene Kettein planmäßiger Ab⸗ wechselung zu bilden. Zeine Vorschläge für die Ostsee wurden auf einer Berathung zu Stettin angenommen, ebenso wie die— jenigen für die Nordsee auf der betreffenden Berathung zu Berlin. Letztere sind auch ausgeführt, an der Ostsee dagegen sind 2 Aenderungen angeordnet worden. Wird nun auch vorläufig wohl Nichts in den jetzigen Kennzeichnungen der Feuer geändert, so giebt vielleicht der Umbau des alten Feuers auf Arkona bezw. die Einführung elektrischer Feuer Gelegen⸗ heit, auch an der Ostsee ein einheitliches System aufzu⸗ nehmen, nämlich dahin gehend: für alle Häfen⸗ und Ein⸗ segelungsfeuer das feste Feuer zu wahren, alle Vor⸗ gebirge und zu vermeidenden Küstenpunkte mit den
jo viel stärkeren Blinkfeuern, Gruppen- Blin uern Doppelfeuern, unterbrochenen Feuern 86. — so⸗ daß die Hafen schon durch ihre Feuer sich unmittel⸗ bar als solche kennzeichnen wurden. Pierdurch wäre em Schiffer eine nicht hoch genug anzuschlagende Sicherheit zur Bestimmung seiner Fahrt geboten. Nur 3 Feuer würden bei der ,. 1 zu verändern sein: Arkona, Funktenhagen, Scholpin; alle übrigen entsprechen dem genann- ten Systemn. Die Nothwendigkeit einer Aenderung üst! vor Allem bei Arkona vorhanden, welches das gleiche Feuer wie der nahe Hafen Swinemünde, nämlich festes Feuer zeigt.
Etatiftik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Eine von 40 Personen am 20. Juni befuchte Versammlung der GSärtnerge bülfen in Leipzig berietb, der Leipz. Ztg.“ zufolge, die Lohnbewegung. Die schon vor einiger Zeit aufgestellten Forderungen bestehen in Il stündiger Arbeitszeit, Arbeitsruhe an jedem zweiten Sonntag bez. gänzliche Abschaffung der Sonntagsarbeit, 4 S0 Monats⸗ lohn bei freier Station oder 15 * Wochenlohn ohne freie Station und endlich 35 3 Lohn für Ueberstunden. Jiach dem Bericht der Lohnkommission hat der Verein der Arbeitgeber, dem diefe Forderungen unterbreitet worden, die Antwoet ertbeilt, daß man keine Veranlassung finden könne, wegen der berührten Punkte mit der Lobnkommission in Unterhandlung zu treten. Die Versammlung schien von der sofortigen Durchführung. der . absehen und an dieselbe erst im nächsten Frübjahr gehen zu wollen. Wie das genannte Blatt ver— nimmt, ist die glatte Ablebnung der an sich nicht unbillig erscheinen⸗ den Forderungen weniger auf eine grundfäzliche Abneigung der Ar— beitgeber gegen eine Aufbesserung des Lohnes der Gehülfen, als viel⸗ mehr darauf zurückzufübren, daß man den Garkenacheitern, aus denen sich die Gärtnerversammlungen zusammensetzen sollen und der von ihnen gewählten Kommission nicht das Recht zugesteht, im Namen der Sehülfenschaft aufzutreten.
Der Sch neidergehũlfen · Ausstand in Hannover in diesem Frühjahr hat, wie die Magdb. Ztg.“ berichtet, zur Folge gehabt, daß die meisten Inhaber von Heirengarderobegeschäften eine freie Vereinigung neben der Innung zu dem Zweck gründeten, gemein same Interessen zu fördern und besonders jede unberechtigte Lohn⸗ bewegung oder Geschäftssperre durch gegenseitige Unterstütznng mög⸗ lichst wirkungslos zu machen.
Zum Strite der Baugrbeiter in Stettin schreibt die Pomm. Reichepost“: Am 21. Juni waren die ausständischen Maurer⸗ und Zimmerleute versammelt, um zunächst einen Vortrag des Maurers Lorenz aus Hamburg entgegenzunehmen, welcher in 14 stũn⸗ diger Rede über „die Lage der Bauarbeiter Deutschlands und Lie Strikes älterer und neuerer Zeit- sprach und mit der Mahnung schloß, an den einmal aufgestellten ,,, , festjuhalten. In der nunmehr folgenden lebhaften
iskussion wurde die Lage der strikenden Bauhandwerker befprochen und die Maßregeln der Arbeitgeber abfällig krilisirt. Ramentlich fei Werth darauf zu legen, die von auswärts kommenden Kollegen über die Lage der Bewegung aufzuklären und mit allen Mitteln zu ver⸗ uchen, sie nieder zum Verlassen der Arbeit ju veranlaffen Hr. Berger, der Führer der Kalk- und Steinträger, machte Mittheilung von einem in der ebenfalls gestern abgehaltenen Versammlung seiner Kollegen gefaßten Beschluß, wonach dieselben gesonnen sind, unter allen Umständen an dem Generalstrike festzu⸗ halten und die Arbeit nicht eber aufzunehmen, bis auch die Forde rungen der Manter und Zimmerleute bewilligt sein würden.
Ueber die Bobrisck'sche Brauerei, in welcher die schlesischen Bauhandwerker untergebracht und beschäftigt worden sind, wurde Ter Boykott veihängt, bis die ausnärtigen Arbeiter wieder entlaffen sein würden.
Zu der Arbeiterentlassung in St. Ingbert giebt die Saarbr. Ztg. folgende berichtigende Mittheilung: In St. Ingbert ist Seitens des Königlichen Bergamts 175 Bergleuten die Arbeit zum 1. Juli er. gekündigt worden. Während der Strikebewegung auf den preußischen Saargruben hatte die baverische Grubenverwal⸗ tung so viele Lieferungsaufträge erhalten, daß eine Vermehrung der Belegschaft nothwendig war. Mit der Wiederkehr regel⸗ mäßiger Förderung in Preußen verminderten sich aber diese Aufträge für die St. Ingberter Gruben, deren Koklenflötz ohnehin bald abgebaut werden dürfte. Aus allen diesen Gründen empfahl sich eine Verminderung des Arbeiterbestandes. Mit einer Maß—= regelung wegen des letzten Strikes kat die Ablegung ganz und gar nichts zu 1Lun, und es beruhen die gegentheiligen Behauptungen der Fraalf. Zig.‘ und anderer Blätter auf Unwahrheit Richtig ist es indeß, daß die Maßregel auf die Strikelust der Arbeiter sehr abküh⸗ lend gewirlt hat ;
Aus Altona schreibt die Hamb. Börsenhalle!: Von dem Ver— bande der Baugewerke des Städtekomplexes sind Bogen an die Mitglieder in Umlauf gesetzt, um die Anzahl der in den einzelnen Betrieben beschäftigten Maurer und Zimmerer festiastellen. Es stebt für Altona Ottensen noch die Liste von 18 Meistern aus, wo— durch die Anzahl bedeutend vermebrt wird. Abgesehen von den Er— gebnissen dieser ist kenstatirt, daß etwa 8090 Maurer im biesigen Bezirk jetzt arbeiten. Da die Meister hinreichend mit Arbeitern ver⸗ seben sind, beabsichtigen sie, demnächst das Publikum zu erfuchen, ihnen Aufträge von Neubauten wieder zuzuwenden.
Die berciis zu einem Verbande zu schiedsgerichtlichen Zwecken vereinigten Eisen⸗? und Stahlindustriellen Berlins haben jetzt auch, wie verschiedene Blätter melden, die Organisation eines Arbeitsnachweises für Berlin beschblossen. Auch hieran sind die sämmtlichen Arbeitgeber in der Eisen. und Stahlindustrie Berlins obne Aufnahme betheiligt. Es wird ein Nachweisebureau errichtet werden, bei dem sämmtliche Vakanzen anzumelden sind und ohne dessen Mitwirkung lein Arbeitgeber einen Arbeiter einstellen wird.
Wohlfahrts⸗Einrichtungen.
Geh. Kommerzien Rath Krupp in Essen hat, der Köln. Ztg.“ zufolge, zwei neue Wohlfahrtseinrichtungen getroffen: eine Unfall⸗ versicherung der Beamten und eine Beamten ⸗PensionsWittwen und Waisenkasse. Die Kosten der Unfallversicherung trägt ausschließlich die Firma; den Beamten ist es freigestellt, ob sie Entschädigung nach den. dafür aufagestellten Bestimmungen oder nach dem Hastpflichtgesetz beanspruchen wollen. Für die Pensionskasse bat die Firma ein Kapital von einer halben Million Mark hergegeben und wird jährlich an Zuschüssen eben—2— soviel zahlen wie die Mitglieder. Der Pensionsanspruch wird begründet durch Dienstunfähigkeit nach fünfjähriger Mitgliedschaft, durch 35jährige Mitgliedschaft, nach Erreichung des 66 Lebensjahres oder durch Pensionirung auf Antrag der Firma. Die Pension be= trägt nach vollendetem fünften Beitragsjabre 15/0 des Diensteinfom⸗ mens und steigt jährlich um Leo bis zum Höchstbetrage von K / co Die Beamten haben ein Eintrittsgeld in Höoͤbe eines Monatsgehalts und einen Beitrag von 3 ½υ des Diensteinkommens zu leisten.
Zur Lage der Landwirthschaft.
Die Einnahmen der Landwirthe sind im Reg. Bez. Köslin zufolge des vorjäbrigen schlechten Erdrusches aus dem Getreide durchweg gering geblieben und haben in sehr großem Umfange zum Ankauf des fehlenden Saatkornes verwendet werden müffen. Die Lage der Landwirthe ift daher, wie uns von dort geschrieben wird, ungeachtet der köheren Viebpreise nach wie vor eine gedrückte,
Die auffallende Erscheinung, daß aus einzelnen Theilen des Regierungeẽbezirks Gumbinnen die Arbeiter, obwohl fie überall genü⸗ gende Beschäftigung bei guten Löhnen finden könnten, nach den west⸗
lichen Provinzen auswandern, besteht nach wie vor. Unter dem bier⸗
aus entstehenden Arbeitermangel haben die ländlichen Besitzer schwer zu leiden.
Verein für Sozialpolitik.
Die diesjährige Generalrersammlung des Vereins für Sozial⸗ politik wird am 26. und 27. September 'in Frankfurt a. M. ab⸗ gebalten werden. Gemäß der Tagesordnung werden zunächst die Herren Landtags. Abgeordneter Sombart und. Bber. Hrästrent 2. D pon Ernsthausen über die Reform der Landgemeinde Drdnung in Preußen“ referiren; den zweiten Gegenstand der Tagesordnung bilden die Arbeitseinstellungen und die Fortbildung des Arbeitsvertrags. Der Verein wird wenige Wochen dor der Versammlung eine darauf bezügliche Vereins schrift sowie eine Abbandlung Oldenbergs über Tie rbeinisch ⸗west⸗ fãl i che Bergarbeiterbewegung an seine Mitglieder versenden. Tie Vereinsschrift wird durch ein Referat des Professors Brentano über das Thema eröffnet werden, der eg auch übernommen hat, die Debatte der Versammlung mit einem kurzen Vortrag vom Stand⸗ punkte der Interessen der Gesammtheit einzuleilen. Neben ihm sind zwei Korreferenten bestellt und zwar wird Herr Buüeck, Geschäfts⸗ ährer deg Centralverbandes deutscher Industrieller, die Frage vom Standpunkte der Arbeitgeber, das Reichstagsmitglich Herr Rehacteur Stötzel dieselbe vom Standpunkte der Arbeiter bebandeln. Auch ist zu erwarten, daß die verschiedenen z. 3. in Deutschland vorhandenen sozialpolitischen Bestrebungen darch repräsentative Männer in der De⸗ batte vertreten werden. J
Man darf hoffen, daß für die Berathungen des Vereins, der nunmehr seit 13 Jahren den wichtigsten Gesetzes vorlagen auf ver⸗ waltungsrechtlichem wie auf sozialpolitischem Gebiet vorgearbeitet hat, sich aus allen Kreisen der Bevölkerung rege Theilnabme kundgeben wird. Die Aufnahme in den Verein fuͤr Sozialpolitik, mit welcher selbstverständlich das Recht, sich an den Verhandlungen zu betheiligen, verbunden ist, erfolgt zu jeder Zeit auf schriftliché Anmeldung? —=— welcher 19 „ Jahresbeitrag beizulegen sind — bei dem Schrift⸗ führer (Verlagsbuchhändler C. Geibel in Leipzig); sie kann auch gelegentlich der Generalversammlung selbst bewirkt werden. Der Eintretende erhält die säm&mtlichen Vereinspublikationen des laufenden Jabres, die sich zumeist auf die Gegenstände der Tagesordnung beziehen, unberechnet zugesandt.
Elektrische Eisenbahnen.
4 In den Vereinigten Staaten von Amerika finden die elektrischen Eisenbahnen in immer ausgedehnterem Maße Verwendung, wie folgende den Eng. Newzn entnommene Zufammenftellung ausweist. Es wurden erbaut bezw. in Betrieb gefetzt:
elektris che mit einer und einer
im Jahre Babnen Babnlänge
überhaupt (Em)
1885 3 12 1886 1887 3 . 2 1889 im 1. Halbjahre. 181 184. Da am 1. Juli i888 noch 42 elektrische Bahnen mit einer Bahn— länge von 478 km und 364 Wagen im Bau begriffen waren, so be⸗ trug die Gesammtzahl der am Schluß des genannten Jahres im Ge— biete der Vereinigten Staaten vorhandenen Bahnftrecken J05; Fie— k eine Babnlänge von 922 Em und einen Wagenpark von 4 tũck.
Roheisen⸗ Produktion.
Vach den statistischen Ermittelungen des Vereins deut scher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Roheisenproduktion des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat Mat 1890 auf 460 2337 t, darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 187 228 t, Beffemerroh— eisen 45 862 t, Thomasroheisen 125 813 t und Gießereiroheifen 45 331 t. Die Produktion im Mai 1889 betrug 506 299 t, im April 1890 398 457 t. Vom 1. Januar bis 31. Mai 1890 wurden produzirt 1951 731 t gegen 1761 564 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Literatur.
Die Großherzoglichen Gärten und Parkanlagen u. Oldenburg, dargestellt in Wort und Bild von Heinrich Obrt, Großherioglichem Garten-Inspektor in Oldenburg. Mit vielen Volzschnitten und landschaftlichen Vollbildern in Lichtdruck von Degode, Müller⸗Kaempf u. W. Otto. Oldenburg und Leipzig, 1896. Schulze'sche Hof⸗Buck andlung und Hof⸗Buchdruckerei A. Schwartz. — Die Residenzstadt Oldenburg ist wegen ihrer herrlichen Garten anlagen weitberübmt, sie baben ihr sogar den Ehrentitel „Garten- stadt' eingetragen. Eire kurzgefaßte Geschichte der Enistebung des Schloßgartens und der anderen Jnlagen darf daher einer guten Auf— nahme, zumal bei Fachmännern, gewiß sein, da ein folcher, dem seit 33 Jahren die Leitung der in, um und bei der Stadt befindlichen Gärten und Parkanlagen obliegt, der Verfasser des Buches sst. Aber auch der naturliebende Laie wird seinen interessant gesckriebenen Varlegungen gern folgen und kann daraus entnehmen, welche Opfer an Zeit und Geld es kostete, bis Oldenburg sein heutiges Prẽditat mit Recht führen konnte, und welche Ausdauer erforderlich war, um so umfangreiche Arbeiten zu solch einem Herz und Auge erfreuenden Abschluß zu bringen. Die geschichtlichen Daten beruhen nach der Ver— sicherung des Versassers auf gewissenhafter Benutzung des vorhandenen Aktenmaterials; Anderes entstammt mündlichen Ueberlieferungen des 1864 verstorbenen Garten-Inspektors Bosse. Die Aufzeichnungen um— fafsen daher gärtnerische Vecbachtungen und Erfahrungen, welche einen Zeitraum von ca. 80 Jahren umschließen Fachmänner werden diese mithin wohl zu würdigen wissen. Ein besonderer Reiz der Oldenburger Garten ist es, daß sie der Vogelwelt ein gern gesuchtes und freundlich ge⸗ währtes Heim bieten; Ornithologen finden denn auch in dem Buche ein von den Hrrn. Museums⸗-Direktor Wieyken und Apotheker Kelp auf Grund jahrelanger Beobachtungen aufgestelltes Verjeichniß der in den Gartenanlagen vorkommenden Vogelarten. Ohrt empfiehlt bei dieser Gelegenheit allen Gartenbesitzern die Anpflanzung von pyramidal gezogenen Taxus bäumen (taxus baceata), weil diese den Vögeln Schutz gegen Kälte und im Sommer des engen Flechtwerks der Zweige wegen sichere Brutstätten bieten, zu welchen Katzen und anderes Raubgesindel nicht gelangen können. — Das Buch ist in drei Abschnitte getheilt, denen eine allgemeine geschichtliche Einleitung vorangeht. Am Ausführlichsten ist selbstverständlich der schöne. Schloßgarten mit seinen Blumen. und Obstpflanzungen, Gewächs häusern und dem Wintergarten geschildert. Der zweite Abschnitt ist dem Oldenburger Thiergarten, dem anmuthigen Everstenbolz gewidmet, der dritte den Wallpromengden, den Schloßanlagen und dem Palaisgarten. Die beigefügten Ansichten einzelner besonders schöner und malerischer Partien des Schloßgartens und des Everstenbolzes sind nach Zeich nungen junger Oldenburger Künstler in Lichtdruck reproduzirt. Auch ein Porträt des Gründers des Schloßgartens, des Herzogs Peter Friedrich Ludwig e e, ee, ziert die Schrift. Die Verlags buck handlung hat das Buch außerdem dutch reizvoll erfundene Rand. und Kopfleisten, verzierte Initialen und Textillustrationen ge schmackvoll ausgestattet. Den zahlreichen Fremden, welche all. jäbrlich auf der Reise nach den heilbringenden Nordseebädern auch Oldenburg auf kurze Zeit zu besuchen pflegen, wird der beigegebene Grundriß des Schloßgartens ein bequemer Wegweiser sein Im vorigen Jahre war gerade ein Jahrhundert verflossen, seit der erste Spatenstich gethan wurde zu den jetzigen landschaftlichen Schmuck anlagen, auf welche jeder Oldenburger mit Stolz und 6 blickt. Mit dem Verfasser stimmen wir gern in den Wunsch ein: Mögen diese Körper und Geist erquickenden gärtnerischen Schöpfungen denn auch ferner zur Zierde Oldenburgs gedeihen, möge ibnen vor allen Dingen aber auch ihr naturliebender hoher Herr, dem sie eng
ans Her; gewachsen, noch lange Jahre als ihr treuester Freund und Beschüũtzer erhalten bleiben!“ ; .
— Herz, Blut und Lymphgefäße, Nieren und Kropfdrüse. Ihre Pflege und . in ge sun dem und krankem Zustande. . Dr. Paul Niemever, Sanitäts- Rath und Arzt des „Berliner Hvygieinischen Vereins.. Leipzig, Ver lagsbuchbandlung J. J Weber. (reis 2 46) — Dieses in zweiter, völlig umgearbeiteter Auflage vorsiegende Werk, welches gleich bei seinem ersten Erscheinen einer jehr beifälligen Aufnahme begegnet ist, reibt sich den besten Erzeugnisfen der populär -mediinischen Literatur an. In gemeinfaßlicher und eingehendster Weise giebt der Verfaffer, ein bekannter Spezialist, dem belehrungs bedürftigen Laien Auftlãrungen über den Organismus und die Funktionen des menschlichen Sesäß= svstems, wie auch über defsen nafurgemäße Behandlung in gesundem und krankem Zustande. Neunundolerzig in den Text gedruckte Ab⸗ bildungen erleichtern das Verständniß und tragen wefentlich zur Ver= anschaulichung bei
— Wanderbuch. Handschriftliche Aufzeichnungen aus dem Reisetagebuch von H. Graf Molt ke, General Feld⸗ marschall. Fünfte, Auf lage. Berlin. Verlag von Gebrüder Paetel, 1899. (Preis 3 M) — Inhalt: 1 Wanderungen um Rom. Aus Graf Moltke's handschriftlichen Aufzeichnungen ausgezogen und herausgegeben von Georg von Bunsen. II. Tagebuchblätter aus Spanien. III. Briefe aus Paris,. — Als der damalige? Freiherr von Moltke in seiner Eigenschaft als persönlicher Adsutant des . Heinrich von Preußen in den Jahren 1835 und 1845 in
om weilte, benutzte er die ihm dadurch gewordene Muße zur fried⸗ lichen Eroberung der wissenschaftlich beinahe unerforschten Campagna di. Roma, des berühmtesten Brachfeldes der Welt. Das Er— gebniß dieser Forschungen sind jzwei Karten, von denen die eine in zwei Blätfern das Auge auf die Orte Veji, Fidenge, Mons sacer c, welche uns als Knaben bereits lebhaft interessirt haben, lenkt, die andere, verkleinerte, die Bodengestaltung und gewissermaßen das Landschaftliche der denkwürdigen Gegend ver⸗ anschaulicht. Das den beiden Karten als Textbuch beizugebende Werk über die Umgegend Roms, von dem Freiherr von RMoltke in der Vorrede u. A. sagt, daß es keine neuen Entdeckungen auf dem Ge⸗ biete der Geschichte und der Kritik, sondern nur die Meinungen der Forscher in den Rahmen sorgfältig geprüfter und berichtigter Orts perhältnisse zu bringen bezweckt, ift nicht zum Abschluß gediehen. Aus der werthvollen Handschrift theilt Georg von Bunsen zunächst drei Auszüge mit, welche dem Leser das Refultat der Studien unferes großen Strategen über die Entstehung des Bodens der Campagna, über das äͤlteste Aussehen der Gegend von Rom, als sie bewohnter zu werden anfing, und über das Klima vorführen. — Die Absicht des Freiherrn von Moltke ging dahin, den Leser in systematischer Ordnung zu jedem Thore der ewigen Stadt hinaus und in jedes hinein zu geleiten, den Wegen in ihren Verzweigungen aachzugehen, bei jedem noch so unscheinbaren Trümmerkanfen still zu stehen?. Sine Reihe erzäk lender Auffätze sollte diese Ruhepunkte bezeichnen, indem sie fur jeden Ort der Um⸗ gebung Roms die Geschichten und Sagen, durch welche er bemerkens⸗ werth geworden, auf Grund umfassender Quellenstudien anschaulich vorführten. Von der eigentlichen Wanderung sind kaum etliche Zeilen ju Papier gebracht worden. Von den bistorifchen Aufzeichnungen finden sich fünf zum Theil nur bruchstückweife vor. Daher hat fich der Herausgeber auf die Wiedergabe von drei Erzählungen beschrãnkt, die Rom, wie am Anfang, so am Ende seiner antiken Laufbahn, kenn zeichnen: den Auszug der römischen Bauerschaft nach dem heiligen Berg! 494 v. Chr, den Untergang der Fabier am Fremera 477 v. Chr. und die Entscheidungsschlacht zwischen Konstantin und Maxentius 312 n. Chr. — Die Tagebuchblätter aus Spani en“ beweisen von Neuem die Virtuosität, welche Frei⸗ berr von Moltke im raschen Erfaffen aller Eigentbümlichkeiten von Land und Leuten sich angeeianet batte. Im Jahre 1845 erbiest der⸗ selbe den Königlichen Befehl, die Ueberführung der Leiche des Prinzen Heinrich nach Berlin zu leiten. Während das Schiff die Prinzlich e
Leiche durch die Pforten des Herakles und um Europa herumführte, benutzte er die kurze Spanne Zeit zu einem fliegenden, aber keines wegs flüchtigen Besuch Spaniens, wie aus seinem Tagebuch ersichtlich — Im Jahre 18566 begleitete Freiherr von Moltke den damaligen Prinzen Friedrich Wilhelm, späteren Kaiser Friedrich III. als persoͤnlicher Adjutant auf der Reise nach London. Der Rückweg wurde über Paris genommen, um dem Kaiserlichen Hofe einen Befuch abzustatten. Den dortigen Aufenthalt schildern die Briefe aus Paris?.
— „ Die Illustrirte Frauen-Zeitung“ (Verlag von Franz Liprerheide, Berlin W., Potsdamerstraße 38) bringt in ihrer neuesten Nummer eine komische Novelle Spätes Glück⸗ von K. Trinius, welche zum Theil im Berliner Dialelt geschrieben ist. Unter dem Titel Ein Fest in der Ünterwelt“ schildert A. von Schweiger ⸗Lerchenfeld ein Vergnügen von Pfingstausflüglern in der berübmten Adelsberger Grotte. Sine kulturgefchichtliche Skizze von Dekar Klaußmann hat die ‚Hof⸗Etikette' und ihre Wandlungen zum Gegenstande. S. Münz widmet unter der Ueberschrift Beatrice und die Frauen Italiens? einen Beitrag jum Beatrice-Jubiläum in Florenz, Vielerlei Anziehendes und Nützliches finden die Leserinnen in den Abschnitten: „Praktische Winke fuͤr die Reife“, Verschiedenes, Fürs Haus, Gärtnerei, Briefmappe, Die Mode, Handarbeiten, Aus der Frauenwelt, Literarisches. Die vornehme illustrative Ausstattung der Zeitung ist bekannt. Die der großen Ausgabe beiliegende Mode⸗ Nummer bietet das eveste und Schönste in Sommer ⸗Toiletten und Handarbeiten für Damen, auch sie ist reich mit vorzũglichen Illustrationen in Schwarz. und Buntdruck verfeben — Die „Illustrirte Frauen ⸗Zeitung“ erscheint in Heften monatlich zweimal mit je 2 bis 3 Doppelbogen; sie enthält jäbrlich 24 Unterhaltungs⸗ und 4 Mode⸗Nummern mit Beiblättern, 14 Schnittmuster⸗eilagen, 12 große farbige Modebilder. 8 farbige Stickmuster⸗Vorlagen und 8 Extra · Blãtter zum vierteljährlichen Abonnementspreise von 2 0 30 A (einjelne Hefte 50 9). Die große Ausgabe mit allen Kupfern bringt außerdem jährlich noch 36 große farbige Modenbilder, also jährlich 64 besondere Beigaben und kostet vierteljährlich 4 6 25 3. Alle Buchhandlungen und Postanstalten nehmen jederzeit Be⸗ stellungen an.
Handel und Gewerbe.
. Berlin, 21. Juni. (Wochenbericht für Stärte, Stärte—⸗ fabrikgte und Hälsenfrüchte von Max Saber kr) Ia. Kar= toffelmebl 15H - 163 6, La. Kartoffelstärke 15J1— 165 60, a. Kar-= toffelmehl und Stärke 13 — 147 416, feuchte Kartoffelstärke —, gelber Syrup 184 - 186 A, Cavillair- Export 20 - 21 AM, Tapillair Srrup 195 — 29 M, Kartoffel jucker Capillair 20-203 M, do. gelber 184 — 18 Æ, Rum ⸗Couleur 34— 35 S6, Bier⸗Couleur 34 35 6, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 255 — 263 4. do sekunda 224 — 235 4A, Weizenstärke (kleinst) 36—– 37 4, Weizenstãrke (großst.) 404 - 413 A, Vallesche und Schlesische 403 - 12 ½, Schabe⸗Starke 51 — 327 *, Mals⸗ Stärke 30964 — 31 4, Reisstärke (Strablen) 453 — 47 M, do. (Stlcken) 43 44 46, Victoria Erbsen 18 - 30 4, Kocherbsen 18— 21. M0, Futtererbsen 16H — 16 A, grüne Erbsen 17 — 26 6, Leinsoat 22 — 24 ½, Linsen, große 26 — 44 M, do. mittel 20 — 26 A, do. kleine 14 - 20 M, gelber Senf 20 - 24 0, Kümmel 42 — 44 M6, Buchweizen 16 — 18 A. Mais loco 14 — 12 1M, Pferdebobnen 16— 18 , inländische weiße Bohnen 17 — 20 4, breite Flachbohnen 20 - 22 , ungarische Bohnen 17 — 18 , galizische und rufsische Bohnen 15 — 17 4, Wicken 16 —- 17 4, Hanfkörner 17 — 21 4, Leinkuchen 1434 - 15 , Weizenschale 84 - 10 M, Roggeneleie gf -=-19 Mt, Rapskuchen 121-133 . Mohn, weißer 64 -= 68 n, do. blauer 6 — 45 4, Hirse, weiße 20-23 * Alles ver 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 Eg. Leipzig, 21. Juni, (W. T. B.) Kam mzug-Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Juni 4.221 M, pr. uli 4,20 , pr. August 4175 , pr. September 4, 177 A, pr. ktober 4,17 „, pr. November 4,177 M, pr. Dejember (177 4A, prr Januar 4,17 4, pr. gf fra 4.15 Æ, pr. Marz 4 12 A, pr. April 4,12 M, pr. ai 4128 M, Umsaß 180 000 reg.
Ruhig.