39 Extrazüge sind bereits für Sonnabend, den 5, und Sonntag, den 6. Juli, hier angemeldet. Sie werden den Haupttheil der Schützen bringen, welche das 16 deutsche Bundesschießen befuchen. Auf dem Anhalter Babnbof treffen allein in der Zeit von Il bis 1 Uhr Mittags am Sonnabend vier große Sonderzüge ein, unter anderen der aus München, für dessen Empfang auch Seitens des Vereins der Bayern besondere Vorbereitungen getroffen werden. Der Verein wird in corpore auf dem Bahnhof erscheinen und in festlichem Zug, der von der Kapelle des Baverischen Leib⸗Regiments eröffnet wird, nach dem Rathhaus geleitet werden. Die Münchener Schützen werden alle in gleicher Tracht, den Hut mit einer Stein adlerfeder geziert, erscheinen. Seitens des Empfangs ⸗Comitss für das 10. deutfche Bundesschießen werden auf den 5 Hauptbahnhöfen, Friedrichstraße, Anhalter Bahnhof, Potsdamer Bahnhof, Lebrter und Stettiner Bahnbof ständige Kommissionen mit Musikteorps zum Empfang der Schützen anwesend sein
Das Comits für die Ferien⸗Colonien ist, wie der B. B. C. mittheilt, jetzt in voller Arbeit. Es gilt, 1100 Mädchen und 1200 Knaben in die verschiedenen Kolonien zu vertheilen, nach Kammin, Harzburg, Eldena, Gartz, Prerow. Zingst, Elsterwerda, Moys, Harzburg u. s. w. Das Gros geht am 7. Juli vom Schlefischen und Stettiner Bahnhof ab. Jede Kolonie erhält eine vollständige Ausrüstung: Betttücher, Strohsäcke, Kissen, Hand. und Wischtücher, Badehemden, Seiflappen, Schwämme, Kopfbürsten, Kämme, Waschschüsseln, Medikamente, Fahnen, Spiele u. dergl. Damen vom Comits sind täglich in dem Depot in dem früheren städtischen Siechenhause in der Gitschinerstraße thätig, um diese Aus⸗ rüstungen zusammenzustellen.
Die „Lübbener Jäger“, das Brandenburgische Jäger⸗ Bataillon Nr. 3, begeben. wie die N. A. Ztg. schreibt, am kom— menden Sonntag ihr 75 jähriges Jubiläum. Mit dem Bataillon feiern auch die alten Jiger' das Fest, und um ihre Theilnahme auch äußerlich zu bekunden, widmen sie dem Bataillon zu seinem Ehrentage eine Kolossalbüste Kaiser Wilhelm's 1. Auf der Vorderseite des Postaments steht die Inschrift: ‚Kaiser Wilhelm J.; auf der Rückseite die Worte: „Zum 7hjährigen Jubiläum gewidmet von alten Kameraden, 1815 —1890“ und weiter unten: Die Treue ist der Ehre Mark. Seinen Ort wird das Denkmal in Lübben auf dem Platze vor der Kaserne finden, wo auch am Sonntag in Gegen⸗— wart des Bataillons und zahlreich erscheinender alter Jäger die feier⸗ liche Uebergabe stattfinden wird.
Fürstenwalde a. d. Spree, 25. Juni. (W. T. B.) Die in Fürstenwalde tagende Jahresversammlung des Branden burgischen Hauptvereins der Gustav-⸗-Adolf-Stiftung hat beschlossen, folgendes Telegramm an Se. Majestät den Kaiser zu senden:
„Ew. Majestät, seinem erhabenen Protektor und hervor— ragendsten Mitgliede, wagt der Hauptverein der Gustav⸗Adolf⸗ Stiftung in der Provinz Brandenburg bei seiner Jahres versammlung aus dem alten Bischofssitz Fürstenwalde seine allerunterthänigsten Grüße ehrfurchtsvoll zu Füßen zu legen, mit dem Ausdruck des Tankes für die dem Gustav Adolf ⸗ Werke in unsrer Provinz wie in dem gesammten deutschen Vaterlande gewährte Kaiserliche Huld, mit dem Gebete zu Gott um Segen und Schutz auf der Reise in die Lande Gustav Adolf's, die Ew. Majestät anzutteten im Begriffe stehen und mit der Bitte um fernere aller⸗ gnädigste Förderung des seinen Namen tragenden Werkes. — Nesl, Konsistorial Rath, D. Rogge, Hofprediger, Meltzer, Ober⸗Pfarrer.“
f Posen, 25. Juni. Die Baulust in den Vororten Posens Jersitz, St. Lazarus und Wilda ist fortgesetzt in Zunahme begriffen und hat sich in diesem Frühjahr auch zum ersten Male des zur Bebauung freigegebenen Terrains im ersten Festungsrayon be— mächtigt, woselbst Fachwerksbauten nach den neuesten technischen Grundsätzen errichtet werden.
Aachen, 26. Juni. (W T. B.) Das hiesige Zweig ⸗Comits überwies dem „Central⸗Comits zur Errichtung eines National⸗ denkmals für den Fürsten von Bismarck in der Reichshaupt⸗ stadt' als erste Rate 6500 Mark.
Nürnberg, 25. Juni. Der Verwaltungsausschuß des Ger⸗ manischen National⸗Museums hat in seiner diesjährigen Versammlung eine Adresse an den Fürsten Bismarck gerichtet, der sowohl in seinen amtlichen Stellungen wie persönlich dem Ger manischen Mufeum vielfache Beweise seines Wohlwollens gegeben und
schon als preußischer Gesandter beim Deutschen Bundestage zum Ehren ⸗ , des Germanischen Museums gewählt wurde. Erwiderung der Adresse ist dem J. Direktor des Germanischen Museums, Dr. I. von Essenwein nachfolgendes Schreiben zugegangen: Friedr ichsruh, den 3. Juni 1850. Für die wohlwollende Zuschrift vom 29. v. M. bitte ich Ew. Hochwohlgeboren, meinen verbindlichsten Dank entgegennehmen und den Herren Unterzeichnern übermitteln zu wollen. Ich werde auch in Zukunft Ihrer vortrefflich geleiteten Anstalt und den durch dieselbe ersttebten Zielen rege Theilnahme widmen und wünsche ihr von Herzen ferneres Gedeihen. von Bismarck.“
Nonn, 24. Juni. (Dtsch. Tgbl) Hr. Friedrick Verderguer aus Salzburg beabsichtigt, eine asrostatische Bahn auf die Spitze des ungefähr 1866 m hohen Dolomitberges Hoh enstaufen von der am Fuße desselben gelegenen Ortschaft Nonn zu erbauen, und nachdem Seitens der bayerischen Regierung die Bewilligung zur Vor= nahme technischer Vorarbeiten zur Ausführung dieses Projekts für die Dauer von vier Monaten bereits ertheilt wurde, dürfte mit der Tracirung und den Grundproben schon in den nächsten Tagen he⸗ gonnen werden. Das Bewegungssystem der asrostatischen Bahn , eine praktische Ausnützung der aufsteigenden Kraft des Luft- allons.
Stuttgart, 25. Juni. (St. A. f. W.) Der unter dem Protektorat Sr. Majestät des Königs stebende Württem⸗ bergische Landesverein der Kaifer Wilhelmstiftung für deut sche Invaliden hielt vorgestern unter dem Vorsitz seines Präsidenten, des Prinzen Herrmann zu Sachsen⸗ Weimar, Hoheit, seine Jahresversammlung. Der in derselben er= stattete Bericht gedenkt an erster Stelle der Gaben des Königlichen Haufe, vor Allem des huldvollen Geschenkt, das Ihre Majestät die Königin wie alljährlich zum Ge— dächtnũtß des 36. November und 2. Dezember 1870 hat uͤberreichen laffen. An der Spitze der Beiträge gewährenden Amtskorpg— rationen stebt Um mit 1715 S, dann folgen Balingen, Biberach, Laupheim, Ludwigsburg mit je 300 S6, Eßlingen, Heiden heim u s. w. mit je 200 M bis herab zu 25 66 Die allgemeine Kirchenkollekte ergab 11145 S0 (durchschnittlich 9000 bis 11 900, S6. Diese Duelle ist gefährdet, weil nach den neuen gesctzlichen Bestim⸗ mungen das Kirchenopfer lediglich für Zwecke der Kirchengemeinde bestimmt ist. In Stuttgart besteht eine besondere gemeinderäthliche Kommission für Zwecke der Kaiser Wilhelmstiftung; die Hauptstadt hat für diese Zwecke 338 405 „ aufgebracht und für ihre Invaliden 105 183 M erhalten. Um hat 43 256 M gegeben und 22 8768 M empfangen. Heilbronn gab 34 084 46 und empfing 12 845 4 Reutlingen gab 26 029 „ und erhielt 5l 547? 4 Vagold gab 5797 S und empfing 32 477 „6 u s. w. Die seit 18 Jahren von der Stiftung (eleisteten Unterstützungen betragen 931 76 „M an baarem Geld und 162658 M an Anlehen an Invaliden. Die letzteren sind zurückbezahlt bis auf einen Rest von 29 569 M.. Der gesammte Betrag des Vermögens beläuft sich trotz einer allmählichen Einbuße von 123 554 M noch auf 509 135 ½ 1889 ergab sich an Unterstützungs⸗ bedürftigen ein neuer Zuwachs von 15 Personen, der erforderliche Beitrag ist aber um 173 66 zurückgegangen. Die Zahl der Invaliden sowie der Hinterbliebenen hat sich um 17, bezw. 14, zu—⸗ fammen um 31 Pfleglinge mit einem Aufwand von 1934 6 ver— mehrt. Dagegen haben die außerordentlichen Beihülfen um 16 Per- fonen und 1205 4 abgenommen. Es werden solche Beihülfen auch an Invalidenkinder nach dem Austritt aus der Schule für die Berufe bildung gewährt. J
London, 22. Juni. (Frankf. Ztg) Auf, der Höhe von Folkestone fand gestern während eines Nebels ein Zusammen⸗ stoß zwischen den englischen Schraubendampfern Lotus“ und Thornhill“ statt. Letzterer sank sofort und die 22 Köpfe starke Mannschaft wurde mit Schwierigkeit gerettet.
London, 23. Juni. (A. C) Die Sonntags-Gesell⸗ schaft, deren Streben die Abschaffung der puritanischen Sabbath Heiligung ist, hielt am 21. Juni ihre Jahresversammlung unter dem Vorftftz des Professors Romanes ab. Der Letztere gab an, daß zur Zeit in London 23 öffentliche Institute dem Publikum an Sonntagen eöffnet wären. Die Vorstände des Britischen Museums und der
ational⸗Galerie brächten den Zielen der Sonntags - Gesellschaft Sympathie entgegen und hätten an den Schatzamts⸗Kanzler eine BDenkschrift gerichtet, um die geringe Summe bemwilligt zu erhalten, damit auch diese beiden Institute an Sonntagen dem Besuche offen stehen könnten. —
9.
arit, 26. Juni. (W. T. B) In St. Jean nahe bei Brel ri; gestern die von einem Schiffe nach dem Lan dungsplatze führende Brücke unter dem Gewicht der von? dem Schiffe kommenden Reisenden zusamm en. Gegen bo Personen fielen in dag Meer. Die Zahl der Erttunkenen sst noch nicht festgestell Bis beute Vormittag sind 7 Leichen aufgefunden worden. Die Taucher setzen ihre Be⸗
mühungen fort.
Rom, 26. Juni. (W. T. B.) Wie gus Favara (Provinz Girgentih gemeldet wird, kam es dort am Johannistage zwischen etwa z065 Arbeitern der dortigen Schwefelgrube, welche wegen der Lohnfrage und der Arbeitsztit die Arbeit eingestellt hatten, und der Polizei zu einem Handgemenge, bei welchem drei Gendarmen und ein Unter Lieutenant verwundet wurden. Die strikenden Arbeiter steckten das Gebäude des Bürgerelubs in Brand; etwa 50 Männer und Frauen wurden verhaftet.
So fia, 26. Juni. (W. T. B) Als Prinz Ferdinand gestern auf dem Regierungsdampfer Kroum? von Rustschuk aus eine Fahrt auf der Dongu unternahm schlug während eines Gewitters ber Blitz in den Mast des Schiffes. Der Prinz, welcher sich gerade einige Schritte von dem Mastbaum befand, blieb unbeschädigt.
Washington. Im Kongreß soll eine Bil! zur Erhaltung der setzten Büffel eingereicht werden. Wie der Milw. Herold“ mittheilt, befindet sich noch eine kleine Heerde von Büffeln, ungefäbr hundert Stück, in No Mans Land“, wo sie von Hrn. C. J. Jones in Garden City, Kant, gesammelt und bisher vor Vernichtung be · währt wurde. Außerdem giebt es noch einige Büffel in der Nähe von Salt Lake City, welchen Hr. Jones gleichfalls seine Sorge zu⸗ gewendet hat, um sie in einer Heerde beisammen zu halten. Das ist der ganze Rest dieser Thiere, die noch vor weniger als einem Menschen alter nach Millionen jählend die Jagdgründe der Rothhäute bevöl- kerten Die Bill bezweckt, den wenigen Büffeln (oder Bisons, wie die wilden nordamerikanischen, dem Auerochs verwandten Rinder eigentlich heißen), die noch da sind, eine sichere Deimath zu geben, auf daß sie der Augrottung entgehen und sich fortpflanzen können.
New⸗Jork, 24. Juni. (A. C) Die Bevölkerung der großen nbrd⸗amerikanischen Städte wird auf Grundlage des jängsten Census wie folgt geschätzt: New York 1 7900 000, Phila— delvhia 1 0400060, Chicago 1 600 060, Brooklyn 931099, Boston 417 720. Rechnet man zur Bevölkerung New Vorks die Einwohner zahl der Nachbarstädte Brooklyn, Jersey City, Hoboken ꝛc. mit, so zählt New. Jork 2 800 000 Einwohner. Chicago behauptet, daß es jetzt nach New⸗Vork die größte Stadt der Vereinigten Staaten ist.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene De peschen.
Wiesbaden, 26. Juni. (W. T. B.) Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen ist heute Vormittag zum Gebrauch der Massagekur bei dem Dr. Metzger hier ein⸗
a. .
ashington, 26. Juni. (W. T. B.) Der Text der vom Finanz⸗-Ausschuß empfohlenen Zolltarifvorlage, die im Senat eingebracht wurde, enthält außer den schon gemeldeten no folgende Aenderungen: Der Zoll auf Phantasieartikel wird auf 5 Proz. der angekündigten Erhöhung reduzirt. Der Zoll auf Spiegelglas und Linsen sei nöthig zur Förderung der heimischen Industrie. Der Zoll auf Bausteine wird um 20 Proz. erhöht, um der Einfuhr des auswärtigen Granits zu steuern. Aluminium wird mit einem Zoll von 20 Proz. belegt. Der Kupferzoll wird wegen des großen Kupferexports reduzirt. Zucker bis Nummer 13 holländisch wird auf die Freiliste gesetzt und eine Exportprämie behufs Förderung der einheimischen Produktion vorgesehen. In Folge des Ver⸗ langens der Wollindustriellen nach einem bedeutend erhöhten Zoll empfiehlt der Ausschuß eine neue Klassifizirung des Wollzolles.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
k —
Wetterbericht vom 26. Juni, orgens 8 Uhr.
8
Bar. auf 0 Gr.
Wind.
Stationen. Wetter.
in 0 Celsius 56 C. — 4 R.]
Temperatur
u. d. Meeres sp.
Vaterländisches
Mullaghmore 759 Sonnabend:
Aberdeen 760 Christiansund 748 Kopenhagen. 761 Stockholm. 75h Haparanda . 7h53 St. Petersb. 758 Moskau ... 756
Fort. Queen.
wolkig wolkig Regen 2 wolkig wolkig Abedeckt bedeckt still wolkenlos
lomini.
761 762 761 761 Hamburg.. 762 Swinemünde 762 Ntufahrwasser 762 Memel. . 761 717163 tünster. .. 762 1 Karlsruhe. 764 O 1Dunst Wiesbaden. I764 still heiter 766 SO 2 wolkenlos 164 still heiter 563 SSW 3 wolkig . 766 NW. 1 wolkenlos Breslau... I665 still wolkenlos Ile d Aix. . 764 ONO Nin .... 17665 still wolkenlos Triest ... I]766 still wolkenlos 25
Uebersicht der Witterung.
Das Minimum, welches gestern bei den Shet, der lands lag ist nordostwärts nach der mittleren nor⸗ wegischen Küste, das barometrische Maximum etwas Biedermann. ostwärts fortgeschritten. Das Wetter ist in Central Europa still, wärmer und vielfach heiter; nur an der deutschen Nordsee fällt Regen. In Deutschland
bedeckt Regen Regen
pagnon. onnabend:
wolkig bedeckt bedeckt
— F do — — — — —
Sonnabend: wurzer. )
36 Wien.
Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen.
Nönigliche Schauspiele. haus. 156. Vorstellung. Lohengrin. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus 161. Vorstellung. Die Qnitzow' s. Drama in 4 Aufzügen von Ern von Wildenbruch Anfang 7 Ubr.
Vorher: Wallensteins Lager. 1 Akt von Schiller. Anfang?? Ubr.
heiter Deutsches Cheuter.
. Zum 50. Male: Fauft's Tod. Nebel Sonntag: Der Unterstaatssekretär. Montag: Letzte Vorstellung in dieser Saison. seuchtung des Sommergartens:
Der Richter von Zalamea. Anfang bz, der Vorstellung 7 Uhr.
Berliner Theater. Freitag: 40. und letzte
Abonnements ⸗Vorstellung. Gräfin Lea. Die Räuber.
Sonntag: Kean. — Anfang 73 Uhr.
— Therese Biedermann vom Theater an der Wien in 2 wolkenlos 21 Zum 21. Male:
Vaudeville in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhae und A. Millaud. ; . j Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung: Geöffnet von 1211 Übr. n Garten ⸗Coneert. orstellung . Ubr. zettel. Sonnabend u folg. Tage: Gastspiel von Therese
Mamsell Nitouche.
Victoria Theater. liegt die Temperatur noch etwaß unter der normalen. Stanley in Äfrika. Zeugemälde in 10 Bildern von Alex. Moszkowski und Richard Natbanson. Musik von C. A. Raida. Ballet von G. Severini. Anfang 74 Uhr.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Opern · Concert Park. Direltion:
Freitag: Freitag: Zum 161.
und Jultus Bauer.
Im Park:
J Uroll's Theater.
Freitag: Der Com-
H. Luger.)
Belle Alliance Theater. 118. Male: Der Nantilus. (Friedr. Mitter
Musikcorps.
Friedrich- NHMilhelmstãdtisches Theater und Julius Fritzsche.
Male: Dirigent: Jonathan. Qperette in 3 Akten von Hugo Wittmann ü 238 . e e , , kb. in S t ĩ itz sche. irigent: ; ; 57 e ln dsfe! . in r 66 Deyer mit Hrn. Robert Rohne (Gunsleben— Im prachtvollen Park um 6 Uhr: Opernhauz. 157. Vorstellung. Der Concert. Auftreten sämmtlicher Instrumental ⸗ und
Freischütz. Oper in 3 Akten von G. Mt. von Weber. Gesangs ⸗Künstler
263. zum Theil 2 ; . Der
org n d e,. Senn fange. i eco⸗ verloosung einer lebensgroßen Puppe. Nebelbilder.
Schauspiel in 5 Akten von Schiller. Chinesische Farbenspiele, 3 Musik-⸗Corps. Militär- Schauspiel in Kapelle. Glänzende Illumination.
Sonnabend: Im Theater: Der arme Jonathan. Großes Kinder⸗Parkfest.
Freitag: r. Angelina Luger. Die Favoritin. (Leonore:
Sonnabend: Der Waffenschmied. ö Täglich: Bei günstigem Wetter vor und nach Geboren: Ein Sohn: der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be—⸗ Großes Concert.
Freit ig Zum
Im prachtvollen glänzenden Sommergarten: Großes Gestorben: Hr. Theodor Frhr. v. Langermann Elite und Monstre ⸗ Concert, ausgeführt von drei Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante Illumination des ganzen Garten⸗Etablisse⸗ ments. Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung
. itag: 21. j 76 Ubr. Wallner - Theater. Freitag: 21. Gastspiel von Qktiabend:; Dieselbe Vorstellung.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Luise Haberer mit Hrn. Ingenieur Maximilian Stünkel (Magdeburg — Neustadt). — Frl. Hedwig Wittekop mit Hrn. rn nt Mackensen von Astfeld (Hannover). — Frl. Elise
Der arme
Kalbe a. S.). — Frl. Gertrud Menzel mit Hrn. Zimmermeister Karl Schröter (Berlin). — Fr. Agnes Schlincke mit Hrn. Franz Kraus (Berlin — Rummelsburg). — Frl. Ella Schroeter mit Hrn. Johannnes Hepp (Landsberg a. W. — Prenzlau).
Verehelicht: Hr. Georg Hoffmann mit Frl. Julie Wesselhoefft (Hannover). — Hr. hꝛchr , . mit Frl. Martha Kasper , n. a. M. — Münsterberg)ẽ — Hr. Wilhelm von Reichen mit Frl. Rudolphine Aßling (Diepholz). . 9h gie. ö. 53 , t
erlin). — Pr. Hein neidemũ i . Julie Ruhm (Berlin). , Hrn. Pastor C. Pfaff
(Vilz bei Tessin). — Hrn. Direktor Hoernecke Bremen⸗Freibezirk). — Hrn. Ludwig Marckwald Berlin). — Hrn. Willy Pusch (Berlin). — Fine Tochter: Hrn. Hauptmann Karl von Werner (Schöneberg b. Berlin). — Hrn. Gymna⸗ siallehrer Roeder (Hannover).
Großes Doppel⸗
Gratis
Gastspiel von
und Erlencamp aan — Hr. Senator . Rischbieth (Neustadt a. Rbge.). — Frau
ohanna Koch, geb. Schroeder (Tapiau). — Hr. Domänenpächter Ludwig v. Schuchen (Lauenau). — Hr. Rentier Albert Schucke (Tempelhof). — Hr. Friedrich Schneider er lthi — Hr. Fabrik⸗
Mamsell Nitonche.
Musik von M. Hervé. Anfang des Csancerts z, wissenschaftlichen Theater.
(13804
Freitag: Zum 311. M.:
Nen eröffnet.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗
National⸗Panorama. Serwarthstr. 4, Königsplatz.
Das alte Nom
mit d. Triumphzuge Kaiser Constantins i. J. 312 n. Chr. v. d. Kgl. Prof. J. Bühlmann u. Alex Wagner in München. Taͤglich geöffnet v. Mor⸗ gens 9 Uhr bis zur Dunkelheit. Eintritt 1 M
besitzer Friedrich Wilhelm Keßler (Berlin). — 9 stud. jur. Heinrich Conrad (Stendal) — r Paul Richard Nöselt (Leipzig ⸗Reudnitz).
Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin:
Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagtz⸗ Anstalt, Berlin 8w., Wilbelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Erste Beilage
zum Dentschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 153.
Parlaumentarische Nachrichten.
Schlußbericht der gestrigen (26.) Sitzung des Reichs⸗ tages. Fortsetzung der zweiten Berathung des 66. entwurfs, betreffend die Friedens-Präsenzstärke des deutschen Heeres. ,
Nach dem Abg. Freiherrn von Huene, dessen Rede wir bereits gestern kurz wiedergegeben haben, nimmt das Wort der
Reichskanzler von Caprivi:
Ich kann dem Hrn Abg. Freiherrn von Huene nur dankbar dafür fein, daß er mir die Gelegenheit giebt, eine Aeußerung, die ich gestern gethan, richtig zu stellen. Ich habe gesagt, ich kann mich über die unerschwinglichen Kosten eines Projekts nicht äußern, das ich nicht kenne. Ich hätte besser gethan, zu sagen: das ich als Reichs⸗ kanzler nicht kenne, oder das die verbündeten Regierungen nicht kennen. Als Mensch kenne ich eine Menge Projekte. Ich produzire ab und zu selbst dergleichen: aber ich habe hier nur die Pflicht, mich über die⸗ jenigen Projekte zu äußern, die die verbündeten Regierungen sich zu eigen gemacht baben.
Der Auffassung des Hrn. Abg. Freiherrn von Huene in Betreff meiner gestrigen Erklärung über die Dispositionsurlauber, insbesondere darüber, daß es die Absicht der verbündeten Regierungen nicht ist, diese Maßregel nur für einmal eintreten zu lassen, kann ich nur vollkommen beipflichten.
Staatssekretär Freiherr von Maltzahn:
Die finanziellen Erwägungen, die allein zu vertreten ich hier be⸗ rufen bin, müssen einer Vorlage wie der gegenwärtigen gegenüber zurücktreten; denn die verbündeten Regierungen fordern die in der Vorlage vorgesehene Verstärkung unserer Wehrkraft von Ihnen, weil sie sie für unumgänglich nothwendig halten, nicht um die Macht und das Ansehen Deutschlands auszudehnen, sondern um uns auf dem Stand= punkt der Wehrhaftigkeit zu erhalten, die uns in den Stand setzt, das, was wir errungen haben und n auch zu erhalten. Wer mit den verbündeten Regierungen dieser Meinung ist, wird die Vor⸗ lage bewilligen müssen und die Bewilligung wird, wie ich wohl jetzt nach dem Gang der Digtussion erwarten darf, mit erheblicher Ma⸗ jorität auch hier im Reichstage erfolgen. Nur dann würden finanzielle Erwägungen das Recht geben, einer derartigen Vorlage die Zustim⸗ mung zu versagen, wenn der Nachweis erbracht wäre, daß Veutsch⸗ land nicht im Stande wäre, die hier im Interesse seiner Erhal- tung ihm zugemuthete finanzielle Mehrlast zu tragen, daß Deutschland zu arm wäre, um sich auch für die Zukunft voll wehr⸗ haft zu erhalten. Diesen Nachweis zu erbringen, hat der Hr. Abg Rickert gestern versucht. Der Versuch ist mißlungen.
Der Herr Abgeordnete hat drei Erwägungen angeführt, welche vom finanziellen Standpunkt aus seinen Widerstand gegen die Vor— lage rechtfertigen sollten: er hat uns gesagt, Deutschland trage zur Zeit bereits auf den Kopf der Bevölkerung eine böhere Belastung als Frankreich und England; er hat uns ferner gesagt, England sei erheblich reicher als wir; und drittens, es habe seit den letzten 16 Jahren in Deutschland eine erhebliche Steigerung der Zölle und indirekten Steuern, stärker als in den Nachbarländern, stattgefunden. Alle diese drei Behauptungen, selbst wenn sie wahr und unanfechtbar wären, würden das thema proponendum nicht beweisen, daß Deutschland nicht im Stande ist, auch diese 18 Millionen oder etwas mehr jährlich im Interesse seiner Wehrhaftigkeit zu tragen. Aber, meine Herren, die Behauptungen selbst sind keineswegs unanfechtbar. Der Herr Abgeordnete hat zunächst ausgeführt, daß wir pro Kopf höher belastet wären als Frankreich und England. Er ist bei dieser Diskussion zurückgegangen auf Zahlen, welche der Hr. Abg. von Kardorff früher vorgebracht hat. Hr. von Kardorff hatte seinerseits ausgeführt, daß die Belastung pro Kopf in Frankreich 55, in England 35, in Deutschland 19 0 betrage. Um dieses Exempel umzugestalten, hat der Hr. Abg. Rickert eine ziemlich künstliche Rechnung anstellen müssen, indem er angebliche in⸗ direkte Belastungen der Steuerzahler in Deutschland durch Preis⸗ steigerungen in Folge von Schutzzöllen hinzugerechnet hat, um das 3 zu finden, daß thatsächlich die Belastung in Deutschland eine größere sei.
Der Herr Abgeordnete hat ferner ausgeführt, England sei reicher und wohlhabender als wir. Zugegeben! Vollständig; aber der Grund, den er angeführt hat, ist allein nicht ausschlaggebend. Er hat nur ausgeführt, daß die Summe der Cinkommen über 3099 in England sehr erheblich höher sei als in Deutschland. Ja, ich glaube, dabei ist doch auch zu erwägen, daß die Summe der großen Einkommen in England relativ einen sehr viel größeren Prozentsatz des gesammten Einkommens ausmacht, als in Deutschland, daß in Deutschland das mittlere und geringere Einkommen einen sehr erheblich größeren Theil des Nationalwohlstandes glücklicherweise noch ausmacht.
Dann, meine Herren, hat der Herr Abgeordnete uns vorgeführt, seit den letzten 10 Fahren — es sind ja immer die 10 Jahre, die er als Gegner der jetzigen Finanz und Zollpolitik zu kritisiren pflegt — sei die indirekte Besteuerung durch Zölle, wie er angegeben hat, von 2, 3 auf 7.3 ½½ pro Kopf gestiegen. Der Herr Abgeordnete hat aber dabei überfehen, daß ein ziemlich erheblicher Posten in Gegenrechnung zu stellen ist, das sind die Erleichterungen, welche auf Grund eben dieser Finanz. und Zallpolitik den Einzelstaaten zu Gute kommen, die zu Gunsten der Steuerzahler und gerade der minderbegüterten Klassen eingeführt worden sind. . ö.
Meine Herren! In Preußen — ich exemplifizire auf das Jahr 1889750 — kommt in dieser Beziehung in Betracht: der Erlaß der untersten beiden Stufen der Klassensteuer mit 16030 700 ; die Ermäßigung der übrigen Stufen der Klassenstruer mit 8 Oll 000 M; die Ermäßigung der drei untersten Stufen der Einkommensteuer mit 1 284 000 M, zusammen 26 3265 700 n Es kommen aber noch hinzu diejenigen Ausgaben des preußischen Staatshaushalts, welche früher den Kommunalverbänden oblagen und auf die Staats kasse übernommen wurden, welche sogar den kleinsten Kommunal verbänden, den Landgemeinden, für Schulen bis dahin oblagen. In dieser Be ziehung kommt also zunächst in Betracht die lex Huene, die habe ich nur mit 25 Millionen angesetzt nach dem Exempel, welches seiner Zeit Hr. von Scholz aufgemacht bat, thatsächlich ist, soviel ich weiß, die Summe jetzt erheblich höher. Es kommt in Betracht das Gesetz vom 6. Juli 1885 über die Lehrerpensionen mit 3 6560 000 M das Gesetz vom 14. August. 1888 wegen Erleichterung der Volksschullasten — die Uebernahme der Lehrerbefoldungen auf die Staatskasse — mit 20 Millionen Mark, und die Novelle zu diesem Gesetz vom 31. März 1889 mit s Millionen: sind zusammen 53 hoo 00, alles in allem rund 78 00090 Meine Herren, wenn Sie uns vorrechnen, in welchem Grade in den letzten I0 Jahren die Steuerzahler der unteren Klassen in Deutschland höher belaftet wurden, so müffen Sie diese Gegenrechnung machen, oder Ihre Rechnung ist nicht richtig
Der Herr Abgeordnete hat mich nun gefragt, und zwar in sehr eindringlicher Weise gefragt, weshalb ich den , nicht angeben wollte, auf welchem Wege die bevorstehenden Mehrausgaben gedeckt werden follten, und ich habe diesem Appell bereits ein Nein. ent ·
egengesetzt. Dieses Nein habe ich zu begründen. Ich werde Ihnen ö. nicht sagen, ob und welche neuen Steuern oder Erhöhungen bestehender Steuern demnächst von dem Reichstage etwa gefordert werden könnten, und zwar aut folgenden Gründen. Es steht zunãchst die Höhe des Bedürfnisses noch gar nicht fest. Die Abstriche, welche
Berlin, Donnerstag, den 26. Juni
Ihre Kommission an dem Etat über die Besoldungen vorgenommen hat, betragen nach der Fußnote auf der dritten Seite des Kommissions⸗ berichts etwas über? Millionen Mark; wir werden also zunächst abzuwarten haben, wie der Reichstag ich zu diesem Beschlusse stellt. Dann aber, meine Herren, habe ich Ihnen wiederholt das Exempel aufgemacht, daß in einigen Jahren bereits die ordentlichen Ausgaben
unseres Jahres ⸗Etats rund 60 Millionen höher sein werden, als sie
im vorigen Jahre gewesen sindz aber, meine Herren, der Hauptposten dazwischen ist ein recht unsicherer, das ist die Ausgabe für die Alters- und Invalidenversicherung, und ich möchte ganz scharf hervorheben, daß die Belastung, welche in Zukunft der deutschen Reichskasse mehr erwachsen wird, und die ich Ihnen ganz klar vorzurechnen als Vertreter der Finanzen des Reichs in der Kommission mich für verpflichtet gehalten habe, daß diese Ausgabe hauptsächlich und am Meisten steigend auf diesem Gebiet der Arbeiterversorgung liegt und keineswegs auf dem Gebiet der Militärverwaltung. Also, meine Herren, wenn diese Ausgabe uns in ihren näberen Umrissen zur Zeit noch recht wenig bekannt ist, so empfiehlt es sich, überhaupt die Entscheidung der Frage, ob wir zur Deckung der Ausgaben neue Einnahmequellen eröffnen müssen, auf die Zukunft zu vertagen, es sei denn, daß wir die Ausgaben, die“ jetzt vorliegen, nicht mebr decken könnten. Das aber, meine Herren, meine ich, habe ich wiederholt und durchschlagend nachgewiesen, daß wir zur Zeit völlig im Stande sind, ohne Mehrbelastung der Einzelstaaten die Ausgaben für die nächsten Jahre noch zu decken. Ich habe Ihnen gesagt, daß wir aus dem Jahre 1889/60 73 Millionen mehr an die Einzelstaaten überwiesen, ich babe Ihnen im Anschluß daran eine Wahrscheinlichkeitsrechnung für die naͤchsten Jahre aufgemacht, es sind gleiche Ausführungen auch in Bezug auf die etatsmäßige Gestaltung in der Kommission vom Hrn. Direktor Aschenborn gemacht. Ich balte es nicht für meine Aufgabe, diese Exempel heute noch einmal zu wiederholen. Also, meine Herren, die Frage, ob wir mehr brauchen, ist zur Zeit noch zweifelhaft, obwohl ich kein Hehl daraus mache, daß ich persönlich nicht glaube, daß man diese steigenden Ausgaben, die namentlich aus der Alters⸗ und Invalidenversorgung der Arheiter folgen, auf die Dauer werde bestreiten können, ohne daß man entweder die jetzigen Einnahmen des Reichs reichlicher fließen macht, oder daß man neue Einnahmequellen eröffnet. Es ist aber keineswegs sicher, wann dieser Zeitpunkt eintritt. Und nun kommt hinzu, daß Sie in der That doch kein Interesse daran baben, in diesem Augenblick dargelegt zu sehen, wie der Staatssekretär für das Reichs. Schatzamt sich eventuell diese weitere Gestaltung der Reichsfinanzen denkt. Ich hin hier berufen, die Beschlüsse der verbündeten Regierungen zu vertreten, und die ver—⸗ bündeten Regierungen werden zunächst Erwägungen zu pflegen und Beschlüsse zu fassen haben. Dann erst wird Ihre Kritik verfassungs—⸗ mäßig im richtigen Moment eintreten.
Das ist dasselbe, meine Herren, was ich in der Kommission gesagt habe. Wir werden seiner Zeit, — ich habe gesagt „in den än Sessionen', im Gegensatz zu der gegenwärtigen, — nicht in der gegenwärtigen Session, sondern in den nächsten Sessionen, wenn es . ist, mit einer Vorlage der verbündeten Regierungen zu Ihnen kommen auf Grund vorhergegangener Erwägungen zwischen den verbündeten Regierungen. Ob diese Erwägungen zweckmäßiger . in der von dem Hrn. Abg. Dr. Windthorst gestern skizzirten Weife von Konferenzen zwischen den Finanz ⸗Ministern stattfinden werden, das vermag ich heute nicht zu sagen. Ich habe meine Bedenken gegen die Zweckmäßigkeit eines solchen Verfahrens. Verständigungen aber zwischen den verbündeten Regierungen müssen vorhergehen, ehe wir neue Einnahmen von Ihnen fordern, und Sie werden dann ausreichende Gelegenheit haben, sich mit diesen Dingen zu befassen, wenn wir solche Vorlagen Ihnen machen werden. Aus diesen Gründen bin ich in der That zur Zeit nicht im Stande, ein— gehender, als ich es gethan habe, Ihnen zu zeigen, wo eventuell das vermebrte Einnahmebedürfniß zu decken sein wird. Völlig babe ich ja nicht geschwiegen; ich habe vor Allem hervorgehoben — und das wiederhole ich auch heute — wenn wir wissen, daß unsere, von den verbündeten Regierungen und dem Reichstage als nothwendig erkannten Ausgaben in den nächsten Jahren in steigender Richtung sich bewegen werden, so dürfen wir finanziell erhebliche Einnahmen, die wir zur Zeit haben, nicht aufgeben. Von diesem Gesichtsvunkt aus habe ich gegen die Anträge gesprochen, welche auf die Aufhebung der Kornzölle gerichtet sind. Ich habe ferner mich gewendet gegen einen Vorschlag, welcher von Seiten von Herren Abgeordneten der deutschfreisinnigen Partei gemacht worden ist, daß eventuell die nöthi: gen Mehreinnahmen durch eine Reichs⸗Einkommensteuer geschafft werden sollten. Ich habe dem gegenüber ausgeführt und ich wieder bole das auch heute, daß nach Artikel 70 unserer Verfassung eine Reichs ⸗Einkommensteuer zwar nicht ausgeschlossen ist, daß aber doch zunächst dem Reiche ganz bestimmte Einnahmegebiete überwiesen, andere Gebiete den Einzelstaaten reservirt sind, und daß man zunächst ab⸗ zuwarten hat, ob nicht aus diesen Einnahmen ohne ein Hinübergehen über den im Artikel 70 zunächst skizzirten Zustand ein eventuelles Mehrbedürfniß an Einnahmen gedeckt werden kann. Nun, meine Herren, es ist immer von der Zuckersteuer die Rede gewesen. Ich will Ihnen ganz ehrlich sagen, daß, wenn ich von Einnahmen gesprochen habe, welche dem Reiche in den nächsten Sessionen geschafft werden könnten, ich dabei zunächst an die Zuckersteuer gedacht habe. Aber, meine Herren, Sie wissen ja Alle, wie die Sache hier liegt. Die Reichsregierung hat dadurch, daß sie an den Verhandlungen, die der Londoner Konvention voran gegangen und nachgefolgt sind, theilgenommen hat, dadurch, daß sie der Konvention selber vorläufig beigetreten ist, klar ausgesprochen, daß sie die Abschaffung der Zuckerprämie für ein an und für sich wünschenswerthes Ziel hält. Die Frist für die Ratifikation dieser Konvention ist zur Zeit noch nicht abgelaufen, ich glaube, es würde sowohl den übrigen Theilnehmern an der Konvention, als der von diesen Maßregeln eventuell betroffenen Industrie gegenüber unfair gebandelt sein, wenn wir vor Ablauf dieses Termins irgend etwas auf diesem Gebiet änderten.
Je nach der Entscheidung, die der 1. August uns bringt, wird, selbst wenn man aus dem Zucker mehr Einnahmen schaffen wollte,
wahrscheinlich die Gestaltung des Gesetzes eine wesentlich verschie⸗!
dene sein.
Nun, meine Herren, der Hr. Abg. Rickert hat, wie bereits früher, so auch gestern wieder, die von dem Reiche, in Verbindung mit dem preußischen Staat, in den letzten Jahren verfolgte Finanzpolitik als eine nicht nur fehlerhafte, sondern guch in ihren Resultaten erfolglose zu schildern versucht. Dem gegenüber gestatte ich mir doch, Ihnen ganz kurz einige Zahlen ins Gedächtniß zurückzurufen. Ich nehme das Jahr 1878/79, das letzte vor dem Eintritt der Wirkung unserer neuen Finanzpolitik. In jenem Jahre zahlten die Einzelstaaten an Matrikularbeiträgen dem Reiche netto 70 Millionen. Dem gegenüber haben im Jahre 1889/90 die Einzelstaaten vom Reiche 3655 Millionen Mark bekommen. Sie haben — das geht davon ab — an wirklichen Matrikularbeiträgen 217 Millionen gejahlt. Es bleiben also immer noch 137 bis 138 Millionen übrig, welche nach voller Deckung der inzwischen erheblich erhöhten Ausgaben des ordentlichen Etats den Einzelstaaten vom Reiche zuflofsen, während sie im Jahre 18785s79 siebzig Mil: lionen an das Reich bezahlen mußten. Und gleichzeitig hat die Sache in Preußen sich so gestaltet, daß die Verstaat⸗ lichung der preußischen Eisenbahnen es bewirkt hat, daß aus dem
Erträgniß dieser verstaatlichten Bahnen nicht nur die gesammte
preußische Staatsschuld verzinst und planmäßig amortisirt wird,
Wahlerfolge und die Unterstützun
1890.
sondern daß außerdem eine sehr erhebliche Zuhl von Millionen dem preußischen Staatsbaushalt aus diesem Erkränniß der Eisenbahnen zur. Verfügung steht. Meine Herren, derartige Resultate einer 10 jährigen Finanzpolitik als ‚ Fiasko‘ zu bezeichnen — wir hahen den Ausdruck wiederholt gebört — kann seine Rechtfertigung nur etwa in dem Willen dessen finden, der einen solchen Ausdruck braucht. Die Logik der Thatsachen rechtfertigt ihn nicht.
Abg. Bebel: Es war mir interessant, daß der Schatz⸗ sekretär, nachdem er in der Militärkommission die Getreide⸗ zölle gewissermaßen als einen eisernen Einnahmeposten be⸗ zeichnet hat, nicht daran denkt, die Zuckerprämien, die einer kleinen Minorität reicher Leute alljährlich Millionen in die Tasche schieben, zu beseitigen, ebenso wenig wie die Steuerdifferenzprämien aus der Branntweinsteuer an die Großbrenner, daß er aber wohl an neue Steuern denkt, die in der Hauptsache immer wieder auf die niederen Klassen fallen. Diese Zugeständnisse möchte ich festnageln. Den militärischen Ausführungen des Abg. von Huene will ich als Laie nicht folgen. Seine Rede hat aber doch auf mich den Eindruck gemacht, als ob weit mehr seine Stellung als Freiherr und Major, wie als Ab⸗ geordneter zum Ausdruck gekommen ist. Er hat mehr gegen als für die Resolutionen seiner Partei gesprochen. Er sagte, daß die Einführung der zweijährigen Dienstzeit eine ganz besondere Ungleichheit in den verschiedenen militärischen Kate⸗ gorien herbeiführen würde. Herr von Huene muß als Militär wissen, daß diese Ungleichheit trotz der dreijährigen Dienstzeit schon jetzt in hohem Maße vorhanden ist. ch erinnere nur an das Institut der Ersatzreserve und der Einjährig⸗Freiwilligen. n Folgze des Systems der Dispositionsurlauber besteht schon jetzt die zwei⸗ jährige Dienstzeit bei einem sehr erheblichen Theile der Fuß⸗ truppen. Es brauchte im Wesentlichen nur gesetzlich festgelegt zu werden, was jetzt schon besteht. Interessanter waren mir die Ausführungen des Abg. Windthorst, der in seiner Partei⸗ stellung kaum wieder zu erkennen war. Er hat gesprochen wie ein Mann, der zur Kartellpartei gehört, der mit allen Mitteln der Angstmacherei dem Volke vor Augen stellen will, daß, wenn wir diese Forderung nicht bewilligen, das deutsche Vaterland der Gefahr ausgesetzt sei, dem ersten feindlichen Ansturm zu erliegen. Es lag in seinen Worten, daß, wer dieser Vorlage nicht zustimme, sich einer Art des Vaterlandsverraths schuldig mache. Das war der— selbe Ton wie 1887. Das kommt davon, wenn man, wie er und seine Partei, auf dem besten Wege ist, Regierungspartei sans phrase zu werden. Im Wahlkampf ist das Centrum enau wie die Linke für eine Verminderung der militärischen zasten eingetreten. Diesem Auftreten hat es wesentlich seine zu danken, die es bei den Stichwahlen von der Linken erhalten hat. Heute, wo es die ausschlaggebende Partei in diesem Hause ist, hat es sein Ver⸗ sprechen vollständig vergessen, milder kann ich mich nicht aus⸗ drücken. Sie werden mir doch zugeben, daß, selbst wenn diese Vorlage in allen ihren Theilen abgelehnt wird, doch gar nicht daran zu denken ist, daß Deutschland wehrlos, der Bestand des deutschen Vaterlandes in Frage gestellt sei. Angesichts der ungeheuren Bewilligungen der letzten Jahre wäre das eine starke Behaup⸗ tung. Abg. Windthorst hat sich denn auch in dem Gefühl, daß seine Begründung einen erheblichen Theil der Wähler des Centrums nicht befriedigen werde, um einige Beruhigung über die Zustimmung zu schaffen, für eine allgemeine mili⸗ tärische Abrüstung ausgesprochen. So sehr ich nun mich selbst mit diesem e nn, befaßt habe, so bin ich doch bis heute noch nicht dahin gekommen, anzuerkennen, daß dieser Gedanke ausführbar ist. Ein solcher Antrag hat einmal nach Maßgabe der Stimmung der maßgebenden Kreise keine Aus— sicht auf Annahme, und vor Allem hat ein etwaiger Beschluß keine Garantie der Ausführung. Im Ernstfalle wird man eben an die Stelle der offenen die geheimen Rüstungen setzen. Die gegenwärtige Situation ist eine Wirkung der Ereignisse von 1870/71. Mit der Annexion von Elsaß⸗Lothringen mußte es jedem politisch Gebildeten zweifellos sein, daß Frankreichs und Rußlands Interessen solidarisch seien und dazu führen müßten, sich gegen Deutschland zu stellen. Als 1870 Liebknecht und ich und 1871 ich allein etwas Aehnliches aussprachen, wurden wir ausgelacht. Heute kann ich mit Genugthuung konstatiren, daß diese Voraussage sich verwirklicht hat. Kein einziger Mensch in Deutschland mit gesunden Sinnen wird die Richtig⸗ keit dieser Auffassung bestreiten. Ich gebe dem Referenten zu, daß Deutschland keine Eroberungen machen will, daß in den höchsten Kreisen oder sonst die AÄͤbsicht nicht besteht, Deutsch⸗ land in einen Krieg irgend welcher Art zu stürzen. Das hängt aber nicht von unserem Willen ab. In weiten Kreisen Frankreichs besteht nach wie vor der Gedanke, man mag das ja verurtheilen oder auch bedauern, die Thatsache steht aber fest, Elsaß-Lothringen wieder zu erobern. Dieser Umstand aber war es in erster Linie, der Rußland bewogen hat, sich Frankreich zu nähern. Rußland hat von je her darnach gestrebt, sich in die Verhäͤltnisse Deutschlands zu mischen und eine Zersplitterung aufrecht zu erhalten. Diese Art, im Trüben zu fischen und Deutschland zu schwächen, wurde durch das Jahr 1879 zerstört. Es hat nach wie vor die Absicht bestanden, die Sir nr, nicht nur über das Schwarze und Mittelländische Meer, sondern auch über die ganze Ostsee zu bekommen. Der Verfasser der Broschüre „Videant consules“ der unzweifelhaft den höchsten militärischen Kreisen angehört und die politischen Beziehungen Deutschlands genau kennt, hat direkt erklärt: Rußland ist ein Feind, gegen ben wir unfere ganze Macht zu richten haben. Mit Recht hat demgegenüber der Reichskanzler darauf rw g, daß wir nicht daran denken können, die russischen Ostseeprovinzen zurückzuerobern. Mit Rußland und Frankreich können wir allein unmöglich fertig werden, wenn wir auch den letzten Mann und letzten Groschen aufböten. Der Dreibund Deutsch⸗ land, Oesterreich und Italien ist zu Stande gekommen in der Erkenntniß der Solidarität der Interessen. Kommen wir aber mit unseren Bundesgenossen gegen Frankreich und Rußland in Krieg, so würden die Türkei und Rumänien nicht müßig bleiben. in fim müßte sich auf einen Defenfivkrieg beschränken, e . reich müßte seine Grenzen nach Savoyen und Belgien decken,
und Englanbs Neutralität würde sicherlich nicht Frankreich
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