Wongrowitz, Wölsickendorf, Neu · Lewin, Rogasen,
Nr. 1645. Ri 1646. 1650. artschin, 1696. 1697. Freienwalde, 1698. 1714. osciejewo, 1715. 1716. Mietschisko, 1717. Janowitz,
1719. Gonsawa, 1722. Inowrazlaw, 1769. Möglin, 1770. Neu ⸗Trebbin, 1859. Murowana⸗Soslin, 18690. Welnau, 1931. Pudewitz, 2064 Moschin, 2201. Tions, 2269. Lubin, 2270. Dolzig, 2271. Borek, 2562. Korjenz, 2563. Sgzkaradowo, 2564. Militsch. Der Vertrieb erfolgt durch die Verlagsbuchhandlung von R. Eisenschmidt hierselbst, Neustädtische Kirchstraße Nr. 4j5. Der Preis eines jeden Blattes beträgt 1 4 Berlin, den 27. Juni 1890. Königliche Landes⸗Aufnahme. Kartographische Abtheilung. von Usedom, Oberst und Abtheilungs⸗Chef.
Per sonalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Neues Palais, 24 Juni. v. Rohr—⸗ scheidt, Major vom Inf. Regt. Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfries) Nr. 78, Adjut bei dem General (Kommando des IV. Armee-Corps, auf drei Monate zur Dienstleistung bei dem Militärkabinet kommandirt. v. Pnoeppinghausen, Hauptm. 3. D. und Bezirksoffizier bei dem Landw. Bezirk Gräfrath, in gleicher Eigenschaft zum Landw. Bezirk Bochum versetzt. Kohtz, Hauptm. u. Comp Chef rom Niederrhein. Füs. Regt. Nr. 39, zur Wahrnehmung der Geschäfte eines Bezirksoffiziers bei dem Landw. Bezirk Gräf— raih, nach Lennep, du Plat, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. von Manstein (Schleswig.) Nr. 84, auf drei Monate zur Dienstleistung bei dem Bekleidungsamt des 1X. Armer-Corps kom- mandirt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Neues Palais, 23. Juni. Frhr. v. Keyserling k, Gen. Major von der Armee, mit Pension der Abschied bewilligt.
Im Beurlaubtenstande Neues Palais, 24 Juni. Kruska, Hauptm. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Stettin, mit Pension und der Landw. Armee Uniform der Abschied bewilligt.
Königlich Bayerische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Durch Verfügung der Inspektion der Fuß , Hilbert, Zeug ⸗Lt.6, beim Art. Depot Germersheim ein⸗ getheilt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 23. Juni. Scdmidt, Rittm. und Escadr. Chef im 6. Chev Regt. Großfürst Konstantin Nikolajewitsch, unter Verleihung der Aussicht auf An— stellung im Civildienst, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Abschied bewilligt.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preusßtsn. Berlin, 28. Juni.
Se., MNajestät der Kaiser und König hörten estern im Schlosse zu Kiel Vormittag um 8 Uhr den ortrag des Chefs des Civilkabinets, um i Uhr denjenigen des Chefs des Militärkabinets und fuhren um 10 Uhr zur Besichtigung eines Forts bei Pries und um 1 Uhr an Bord S. M. S. „Irene“. Um 7 Uhr Abends schifften Se. Majestät Sich an Bord S. M. S. „Kaiser“ ein, nachdem Allerhöchst⸗ . von 4 —51/ Uhr noch Regierungsgeschäfte erledigt atten.
Aus Kopenhagen meldet „W. T. B.“: Se. Majestät der König ist am Freitag auf dem Dampfer „Danebrog“ dem deutschen Geschwader entgegengefahren; die Be⸗ gegnung des Königs mit Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser wird Sonnabend Nachmittag auf dem „Danebrog“ stattfinden. Aus Malmö, Landskrona und Halmstad sind etwa 20 Dampfer Sr. Majestät dem Kaiser entgegen⸗ gefahren.
Die Kopenhagener Blätter heißen, wie „W. T. B.“ berichtet, Se. Majestät den Kaijser allseitig in warmen und sympathischen Artikeln auf dänischem Boden willkommen. Die „Börsenzeitung“ bemerkt: Der Kaiser habe seit Seinem letzten Besuche in Dänemark eine Arbeitsfähigkeit und eine Fülle von Ideen an den Tag gelegt, die Ihn mit den größten Herrschern der Geschichte auf die gleiche Höhe stellten. Nach Jahrhunderten noch werde den Besuchern des Fredensborger Schlosses das Zimmer gezeigt wer⸗ den, welches der große Deutsche Kaiser bewohnt habe. — Das nationalliberale „Dagbladet“ hebt hervor: Der von dem jugendlichen Deutschen Kaiser bereits dargelegte ehrliche Willen, das Glück Seines Volkes zu fördern, und Sein ideales Streben hätten für Seine Etlauchte Person große Sympathie erweckt, welche Ihm überall einen warmen und herzlichen Empfang bereite.
Zu der bevorstehenden Ankunft Sr. Majestät des Kaisers und Königs in Ehristiania wird uns von dort unter dem 25. Juni geschrieben:
„Aller Hände sind hier mit Vorbereitungen zum würdigen Empfange Sr. Majestät des Kaisers und Königs beschäftigt. Eine Beschreibung der imposanten Feststraße, durch welche Se. Majestät der Kaiser und König vom Landungsplatze aus durch die Hauptstraßen Christianias nach dem König— lichen Schlosse Sich begeben wird, läßt sich heute noch nicht geben, denn noch wird überall gezimmert und polirt, noch ist man mit dem Aufrichten der Masten u. s. w. zu sehr beschäftigt, als daß sich ein Gesammtbild davon entwerfen ließe. as aber darf doch schon jetzt ausgesprochen werden, daß überall in dem Bestreben gewetteifert wird, dem Er⸗ lauchten Monarchen von den Gefühlen Kunde zu geben, welche die norwegische Bevölkerung für den Freund des Königs Ogkar im Herzen trägt.
Großartig verspricht das zu Ehren Sr. Majestät des Kaisers und Königs veranstaltete Fest der hier lebenden Deutschen zu werden, die in erster Reihe es dem deutschen
General⸗Konsul Freiherrn von Oertzen verdanken, daß ein 6 Band sie Jetzt“ Alle zu fo thatkräftigem Wirken zu—
ammenhält. Für den würdigen Empfang des Kaisers und
Königs und für den befriedigenden Verlauf aller Kaisertage
sorgt ferner ein norwegisches Comité. Der Fremdenzuzug
verspricht ein sehr erheblicher zu werden. Schon jetzt sind die
Zimmer in den Hoiels der Stadt theils bezogen, theils mit
Beschlag belegt.
An der Landungsstelle arbeitet man rüstig an der Auf⸗ bauung der Festtribünen. Hier wird der Glanzpunkt des Empfanges sein, welcher dem Kaiser am Tage des Einzuges, am 1. Juli, bereitet wird. Schon bei dem Nahen der Kaiser⸗ lichen Schiffe wird sich hier dem Hohen Gaste des schwedisch⸗ norwegischen Königspaares ein prächtiger Anblick darbieten, zumal, die Lage, von Christiania mit dem vorliegenden Christians⸗Fjord eine unvergleichlich schöne ist. Die vier dem Erlauchten Teutschen Kaiser entgegenfahrenden norwegischen Kriegsschiffe haben bereits im Christians-Fiord Anker ge⸗ worfen und werden Kaiser Wilhelm den ersten Salut auf See darbringen. .
Im Königlichen Schlosse regen sich schon seit Wochen die Hände, um die Appartements, welche Se. Majestät daselbst beziehen wird, entsprechend zu dekoriren. Die nächste Um⸗ gebung des Kaisers und Königs nimmt ebendaselbst Wohnung, während für das übrige Gefolge größtentheils im Grand Hotel Quartiere bestellt sind. Definitiv wird das Programm der bei Hofe zu arrangirenden Festlichkeiten erst nach Ankunft des Königspaares, welche, wie bisher angenommen wurde, am Freitag, den 27. d. M., erfolgen dürfte, (die Ankunft ist, wie in der gestrigen Nummer gemeldet, an diesem Tage erfolgt), fest⸗ gestellt werden; doch hören wir, daß dabei dem Allerhöchsten Herrn möglichst freie Hand gelassen und Abänderungen nach Aller— höchstseinen Wünschen vorbehalten bleiben sollen. Insofern nur scheint eine definitive Abmachung festzustehen, daß die Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers und Königs von Dienstag Nachmittag nächster Woche (1. Juli) bis Sonnabend, 5. Juli, dauern wird, während welcher Zeit die Umgebung Christianias gründlich in Augenschein genommen werden soll.
Hoffentlich macht das Wetter keinen Strich durch die Rechnung. Der Himmel zeigt noch immer ein recht trübes Gesicht und beeinträchtigt dadurch die Wirkung der gerade jetzt hier herrschenden, so wunderbar hellen Nächte. Erst spät Abends, kurz vor zehn Uhr, verschwindet die Sonne im Westen des Horizonts und bis zum Wiederaufgang am frühen Morgen des anderen Tages bleibt es so hell, daß man, wenn der Himmel nicht gar zu dunkel dareinschaut, ganz gut im Freien zu lesen vermag. Hoffentlich fehlt es auch hier im fernen, hohen Norden nicht an dem daheim sprichwörtlich gewordenen Kaiserwetter, und in dem Wunsche eines solchen begegnen sich Aller Herzen.“
Die vielfach in der Presse aufgetauchten Vermuthungen, daß mit der Verwirklichung des deutsch-englischen Ab⸗ kommens die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft geschädigt werde, sind unzutreffend. Der Gesellschaft wird die Aufgabe zufallen, sobald die Hoheit des Sultans von Sansibar über den Küstenstrich und die Insel Mafig auf das Deutsche Reich übergegangen sein wird, das Gebiet unbehindert von fremdem Einfluß zu kolonisiren. Die Regierung, welche wirthschaftliche Unternehmungen ins Leben zu rufen und zu leiten nicht als eine ihr obliegende Aufgabe betrachten darf, legt Werth dar⸗ auf, daß die Ostafrikanische Gesellschaft, welche mit ihren Einrichtungen zur Betreibung von Handel und Landwirthschaft an der Küste bereits begonnen hat, diese nicht nur erhält, sondern auch nach Möglichkeit weiter ausbreitet. Die Regie⸗ rung wird die Gesellschaft in diesen Beziehungen nach Kräften unterstützen.
Der Bundesrath ertheilte in der am Donnerstag unter dem Vorsitz des Vize-Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, Staatssekretärs des Innern Dr. von Boetticher abgehal⸗ tenen Plenarsitzung dem Entwurf eines Gesetzes wegen Fest⸗ stellung eines dritten Nachtrags zum Reichshaushalts Etat für 1890/91, dem Entwurf eines Gesetzes wegen Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen des Reichsheeres und der Post und Telegraphen und den Gesetzentwürfen für Elsaß-Lothringen über die Zwangserziehung und über die Viehverstellung, letzteren beiden Entwürfen in der vom Landesausschuß von Elsaß⸗Lothringen beschlossenen Fassung, die Zustimmung. Der Antrag Preußens, betreffend die Be⸗ handlung von Naturalisationsgesuchen, der Antrag der Bergbautreibenden im Königreich Sachsen, betreffend die Zulassung der allgemeinen Landesknappschafts-Pensions⸗ kasse in Sachsen zur selbständigen Durchführung der In⸗ validitäts- und Altersversicherung, die Vorlage wegen Vereinigung von Schiedsgerichtsbezirken der Privatbahn⸗Berufsgenossenschaft und der Entwurf eines Ge— setzes, betreffend die Kon sulargerichtsbarkeit in Samoa und die Uebernahme einer Bürgschaft Seitens des Reichs für die durch Einrichtung einer anderweiten Rechtspflege dortselbst erwachsenden antheilmäßigen Kosten, wurden den zu⸗ ständigen Ausschüssen zur Vorberathung überwiesen. Sodann wurde über Anträge auf Befreiung von Vorschriften über Einrichtung der Anlagen zur Anfertigung von Zündhölzern sowie über Eingaben in Zoll- und Steuerangelegen—⸗ heiten Beschluß gefaßt. Die Eingabe des deutschen Land⸗ wirthschaftsraths, betreffend die reich gesetzliche Regelung des Lagergeschäfts und der Lagerpapiere, wurde dem Herrn Reichskanzler überwiesen.
Heute trat der Bundesrath abermals zu einer Plenar⸗ sitzung zusammen. Vorher tagten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr, für Justizwesen und für Rechnungs— wesen, die vereinigten Ausschüͤsse für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen und die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr.
Die Einnahmen der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗ verwaltung vom 1. April bis Ende Mai d. J. betrugen 35 716431 M (gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres 1262719), die der Reichs⸗Eisenbahnverwaltung 9 135 000 4. ( S6 000.
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Wirkliche Geheime Rath Freiherr Marschall von Bie berstein hat Berlin verlassen, um sich dem Gefolge Sr. Majestät des Kaisers und Königs auf Allerhöchstdessen bevorstehender
der Remontirungs⸗Abtheilun
Reise nach Norwegen anzuschließen. Während seiner Ab⸗ wesenheit ist mit seiner Vertretung der stellvertretende Unter⸗Staatssekretär, Wirkliche Geheime Legations⸗Rath von Holstein beauftragt.
Der General der Kavallerie Graf von Waldersee, à la suite des Königs⸗Ulanen⸗Regiments (Hannoverschen) Nr. 13, General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Chef des Generalstabes der Armee, ist mit nach⸗ stehenden Offizieren von der Uebungsreise des Großen Generalstabes aus Schlesien hierher zurückgekehrt: dem General Lieutenant von Kaltenborn⸗Stachau, Com⸗ mandeur der 2. Garde⸗ r, ⸗Division, dem General ⸗Major von Zing ler, Ober⸗Quartiermeister im Großen Generalstabe, den Abtheilungs-Chefs im Großen Generalstabe, Oberst⸗Lieutenants Stoetzer, von Krosigk und von Perbandt und den Majors von der Marwitz, Freiherr von Vietinghoff gen. Scheel, Gronau, von Bernhardi, von Natzmer, Held, von Haugwitz, von Diest vom Großen Generalstabe und von Reinhardt à la suite des Königlich württembergischen Generalstabes.
Der General der Kavallerie Graf von Waldersee, Ehef des Generalstabes der Armee, hat sich in Begleitung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen nach Ulm begeben.
Der General-Lieutenant Freiherr von Troschke, Chef im Kriegs⸗Ministerium, ist von Dienstreisen hierher zurückgekehrt; der General-Lieutenant von Bergen, Inspecteur der 1. Pionier⸗Inspektion, hat sich zur Besichtigung des Magdeburgischen Pionier⸗Bataillons nach Magdeburg begeben.
Frankfurt a. M., 27. Juni. In der bereits in Nr. 154 des „Reichs- und Staats⸗-Anzeigers“ erwähnten Rede, mit welcher der Finanz-Minister Dr. Miquel sich vom
kagistrat und den Staytverordneten von Frankfurt g. M. verabschiedete, äußerte sich der Minister nach der „Frank⸗ furter Ztg.“ u. a. wörtlich, wie folgt:
Melne Herren! Ich trete mit schwerem Herzen vor Sie hin und spreche mit schwerem Herzen zum letzten Mal zu Ihnen an dieser Stelle. Die letzten Tage sind für mich Tage des inneren Kampfes und des Zwiespalts gewesen. Zwei Stimmen sprachen zu mir; die eine rief mir zu: Bleibe in Frankfurt! Bleibe an der Stätte, wo Du so lange Jahre gewirkt hast, wo Du in Veiner bisherigen Stellung und Arbeit die größte Befriedigung gefunden, wo Du umgeben bist von freundlich gesinnten Männern, von Menschen, die Dich gründlich kennen, Deine Vorzüge, wie Deine Nachtheile, von Freunden in allen Kreisen der Bürgerschaft, darf ich wohl sagen. Die andere Stimme rief mir zu: Du mußt und darfst Deinen peisönlichen Gefühlen nicht nachgeben! Freilich wirst Du eine Stätte gründlicher und erhebender Arbeit verlassen und Dich auf ein Meer der Unsicherheit und des Kampfes und der Meinungsverschiedenheiten einschiffen! Freilich ist das Werk, zu dem ich berufen wurde, ein höchst schwieriges, verantwortliches und in seinen Erfolgen nicht sicheres. Dennoch bist Du es schuldig dem Lande und Deiner eigenen, Dir nun einmal gestellten Lebens⸗ aufgabe, wenn der vertrauensvolle Ruf unseres erhabenen Kaisers und Königs an Dich ergeht, wenn er verstärkt wird durch die einmüthige Einladung, diesem Ruf zu folgen, Seitens der Kollegen im Ministerium, diesem Werke, diesem Reformunternehmen Dich nicht zu entziehen. Das Gemüth war für Frankfurt, mein Verstand und mein Pflichtgefühl verboten mir, dieser Herzens regung zu folgen, und so muß ich denn nun von Ihnen scheiden und zu einem anderen Wirkungskreis wandern, entschlossen, den Versuch zu machen, eine gerechtere, den heutigen Verhältnissen und den verschobenen sozialen Zuständen entsprechen⸗— dere Vertheilung der Staatslasten durchzuführen und das preußische Finanzwesen auf dieser Basis in Einklang mit den heutigen Verhältnissen zu bringen. Ob das mir gelingen wird, weiß ich nicht. Aber ich hoffe, selbst im ungünstigsten Falle, daß man mir nachsagen wird: Jedenfalls hat er es mutbig versucht, jedenfalls hat er den b sten Willen gehabt, und wenn die Kräfte fehlen, so war doch wenigstens der Wille zu loben. Doch genug hiervon. .
Nachdem dann der bisherige Ober Bürgermeister in längerer Ausführung als das erste Haupterforderniß für das weilere Gedeihen des städtischen Gemeinwesens das gute Ein⸗ vernehmen zwischen den beiden Kollegien und als zweites die Nothwendigkeit betont hatte, die Vermehrung der Mittel zu diesem Behuf auf einer andern Basis als der Steuer— vermehrung zu beschaffen, fuhr er fort:
Meine Herren! Das Diitte ist Folgendes. In dieser großen Bewegung, die durch die ganze Welt geht, der sozialen Besse⸗ rung der Lage der arbeitenden Klassen, an welcher der Staat, die Gemeinden, der Einzelne, namentlich aus den besitzenden Klassen, sich betheiligen müssen, in dieser großen Bewegung sind wir, wie ich glaube und sagen kann, hier nicht zurückgeblieben Seitens der Stadtverwaltung. Wir haben vieles für die weniger Bemittelten thun können, wir haben von älterer Zeit her schon eine gerechte Vertheilung der Lasten, wir haben den unbemittelten Klassen bedeutende Lasten abgenommen, wir haben das Schulgeld aufgehoben, wir haben die Miethsteuer denselben zum großen Theil erlasfsen, wir haben das Wassergeld für dieselben, um ihr Familienleben und ihre Gesundbeit nach unseren Kräften zu verbessern, aufgehoben, es giebt noch anderes. Auch in der Zukunft werden in dieser Beziehung neue Aufgaben an die Stadt herantreten, und ich appellire an die menschenfreundliche, einsichtsvolle und opfer⸗ freudige Thätigkeit von Ihnen Allen. Da ändern sich die Grenzen, die bisher der Fommunalgewalt gezogen waren, da muß man vorurtheils⸗ frei fragen: Sind das Aufgaben, die der Einzelne erfüllen kann? Dann soll man die Hand davon lassen. Sind das Aufgaben, denen der Einzelne oder die Vereinebildung nicht entsprechen kann? Dann wird man zu prüfen haben: Ist die Stadt nach den ge⸗ sammten Verhältnissen in der Lage, hier mitzuwirken? Oder sind größere Gemeinschaften, der Staat oder andere Gemein⸗ schaften hierzu berufen? Man soll aber nicht kleben hier auf diesem Gebiet an dem bloß Hergebrachten, man soll sich sagen, daß das Her⸗ gebrachte hier ein Ergebniß der Vergangenheit ist, ein Ergebniß anderer sozialer und wirthschaftlicher Zustände, als wie sie sich heute entwickelt haben. Man soll nicht, in den Vorurtheilen der Vergangen⸗ beit befangen, der Gemeinde die Mitwirkung an dem großen Werke sozialer Aufbesserung entziehen. Freilich, meine Herren, muß auch hier Maß gehalten werden, muß man die Kräfte der Gemeinde sehr wohl im Auge behalten, muß man auch hier sagen: Ist denn das nun eine Aufgabe, an der die Gemeinde mitzuwirken naturgemäß berufen ist? In allen Dingen muß man Maß halten, man muß sich aber nicht scheuen, Reformen zu beginnen, weil sie, ins Uenermaß getrieben, aus Wohlthat Plage würden. Das Maß ist in der Regel auch durch die gesammten Verhältnisse gegeben, das stellt sich von selber ein. Wird eine Reform entschlossen begonnen, wobl erwogen vorher, so wird sie ihre natürlichen Grenzen immer innebalten und durch die gegebenen allgemeinen Verhältnisse finden. So kann über⸗ haupt nur diese große Aufgabe, die der heutigen Menschbeit ge—⸗ stellt ist, gelöst werden, allmähliches Fortschreiten nach Maßgabe der jeweils vorhandenen Zustände, der Kräfte, der Mittel und der Unschauungen, die sich daraus bilden. Meine Herren, in dieser Beziehung sind ja gerade die Meinungsverschiedenheiten noch größer auf dem theoretischen Gebiet, die praktische Verwaltung hat nur einzelne praktische Aufgaben zu lösen, und da einigen sich die Menschen viel leichter. Der Streit ist
in den idealen Gebieten der Gedanken, die Versöhnun. liegt in der gemeinsamen Arbeit für eine konkrete Aufgabe Man soll da weniger theoretistren, man soll weniger fragen: wo führt das schließ⸗ lich hin? Man soll sich fragen, ob ein lebendiges bestebendes Be— dürfniß das Einschreiten der Gemeinde auf einem bestimmten, kon⸗ kreten Gebiet erheischt. So haben wir auch auf diesem Gebiet hier verfahren, und wir können wobl sagen, daß wir unter den dentschen Städten da gewiß nicht urückgeblieben sind. So boffe ich, wird mein Nachfolger, der Magistrat und die Stadtverordneten⸗Versamm⸗ lung auch denken, und dadurch auch ihrerseitz innerhalb der Aufgabe der Gemeinde zur Befe stigung des Friedens in der Bevölkerung und 6 friedlichen Entwicke lung für die Zukunft an ihrem Theile bei⸗ ragen Meine Derren, nun werde ich von Ihnen hier Abschied nehmen. Ich ziehe fort an einen anderen Ort. Ich habe in Zukunft andere Aufgaben. Seien Sie sicher, meine Herren, ich brauche nicht zu ver— sichern, daß meine Gedanken sich oft nach Frankfurt rickten werden, daß ich mich nicht losgerissen fühlen und vollstärndig getrennt von Ihnen fühlen kann, daß mein Gemüth, meine Gefühle, mein Interesse, so lange ich lebe, nach der alten Kaiserstadt am Main sich richten werden. Die alten Frankfurter Herren werden es nicht glauben, ich kann ihnen aber versichern, diese Stadt ist mir innerlich zu einer Vaterstadt geworden, und ich werde mich nie von diesem Gefähle trennen. Ewig wird das Dankgefühl in mir fortleben für alle die Freundschaft, das Wohlwollen, das Ent gegenkommen aus allen Kreisen, welche ich hier gefunden habe, und Sie werden mich. soweit es meine Zeit erlaubt, hier in Frankfurt wieder sehen. Sie können Niemand auf der Welt finden. der sich mehr freuen wird, wenn er das Gedeihen unserer großen, schönen Stadt vor Augen hat. Ich hoffe, meine Herren, daß Sie, wenn ich auch nicht mehr unter Ihnen bin, meine Fehler und Schwächen mit Wohlwollen beurtheilen werden, und mir auch Ihrerseits eine freund— liche Erinnerung, wenn ich fern von Ihnen bin, bewahren werden. Hiermit scheide ich mit dem Dank für Sie Alle, namentlich für das Bureau der Stadtverordneten ⸗Versammlung und seinen vortreff⸗ lichen Vorsitzenden, meinen Freund Justiz-Rath Dr. Humser. Ich scheide mit tiefem Dankge übl gegenüber der ganzen Bürger— schaft, aber es wäre mir höchst erfreulich, meine Herren, wenn ich, was ich jetzt glaube, auch in der Zukunft glauben kann, daß Sie mich doch noch immer als einen der Ihrigen behandeln wollen. Wo ich mit Rath und That, soweit es meine dienstliche Stellung ge— stattet, der Stadt auch in Zakunft nützen kann, rechnen Sie unbedingt auf meine Mitwirkung; in der Gegenwart, in der Zukunft wird es mir nie zu viel sein, das noch für die Stadt zu thun, was ich bisber zu thun bestrebt war Somit, meine Herren, sage ich Ihnen mein Lebewohl. Wir scheiden ja noch nicht persörlich von einander, aber ich scheide jetzt von Ihnen als Ihr alter Ober— Bürgermeister.
Sigmaringen, 27. Juni. Ueber die Reise des Staats⸗Ministers Dr. von Goßler schreibt man der „Köln. Ztg.! Der Minister fährt fort, sich der Besichtigung von Schulen, Spitälern und sonstigen in sein Fach gehörigen An— stalten zu widmen. Am Mittwoch fuhr Hr. von . mit dem Präsidenten nach Beuron, woselbst er der dort wohnenden Fürstin-Wittwe Katharina von Hohenzollern seine Aufwartung machte und das bekannte Benediktinerkloster besuchte. Mittags speisten hier der Minister und fünf Aebte (die zufällig in Beuron anwesend sind) mit den Beuroner Mönchen gemeinsam. Am Abend kehrte der Minister nach Sigmaringen zurück, wo dann in den glänzenden Räumen des Fürstlichen Schlosses ein Essen stattfand, zu dem zahlreiche Einladungen ergangen waren.
Nach einer Depesche des „W. T. B.“ aus Sigmaringen begeben sich der Staats⸗Minister Dr. von Goßler und der wurttembergische Staats⸗Minister Dr. Freiherr von Mitt⸗ nacht am Sonnabend (28) nach Ulm zur Theilnahme an dem dortigen Münsterfeste.
Bayern.
München, 28. Juni. Se. Königliche Hoheit der Prinz Leopold ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend 7 Uhr als Vertreter Sr. Königlichen Hoheit des Prinz— Regenten mit seiner Gemahlin, der Erzherzogin Gisela, mittels Schnellzuges über Mannheim nach Eden— koben zur Enthüllung des dort xgrrichteten Denkmals für König Ludwig I. abgereist. Die hohen Herrschaften werden, wie schon mitgetheilt, in der Königlichen Villa Ludwigs— höhe Quartier nehmen, am Montag eine Rundfahrt durch die bayerische Pfalz machen und am Abend desselben Tages hierher zurückkehren. Offizieller Empfang sowie Galadiner findet nicht statt.
Baden.
Karlsruhe, 27. Juni. (W. T. B.)) Der land⸗ ständische Ausschuß konstatirte den erfreulichen Fort— gang der Staatsschuldentilgung und stellte insbesondere mit Befriedigung fest, daß der Stand der Eisenbahnschuld Ende 1889 eine Verminderung um 31 Millionen Mark aufweise.
Sessen.
Darmstadt, 27. Juni. Die Erste Kammer trat heute dem Beschlusse der Zweiten Kammer gegen die Schaffung einer Staatslotterie bei, lehnte aber das von der , Kammer angenommene und auch vom Ausschuß der
rsten Kammer vorgeschlagene Ersuchen an die Regierung, beim Bundes rath hinzuwirken, ab. — Die Zweite Kammer trat dem Beschlusse der Ersten Kammer, die dem Großherzogthum Baden bei der Neckarthalbahn dargeliehenen vier Millionen Mark vorerst zu 3is Proz. zu belassen, bei. Der feierliche Schluß des TXVI. Landtages durch Se, Königliche Hoheit den Großherzog findet, der „Darmst. Zig.“ zufolge, morgen Mittag statt.
auf die Beseitigung aller Staatslotterien
Schwarzburg⸗Sondershausen.
Sondershausen, 26. Juni. (Reg u. Nachr. Bl.) Ihre Durchlaucht die Fürstin ist heute aus Kissingen hier wieder eingetroffen.
Reuß ä. L.
(4) Greiz, 27. Juni. Se. Durchlaucht der Fürst ist heute zu einem weiteren Besuch Ihrer Durchlaucht der Fürstin nach Franzensbad gereist. Die Rückkehr von dort wird kommenden Sonnabend erfolgen.
Schaumburg⸗Lippe.
Bückeburg, 25. Juni. (W. T. B) Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Friedrich mit den Prinzes— sinnen⸗Töchtern Königlichen ö Ihre Durchlaucht die Fürstin von Schaumburg-Lippe und die Prinzen des fürstlichen Hauses machten heute Morgen eine Ausfahrt nach Arensberg. Um 1 Uhr reist! Ihre Majestät mit den Prinzessinnen⸗Töchtern und dem Prinzen Adolf zu Schaum⸗ burg⸗Lippe nach Vlissingen ab. Auf dem Bahnhofe waren Ihre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin mit der
fürstlichen Familie anwesend. Auf dem Wege nach dem Bahn⸗ hofe bildete die Bürgerschaft Spalier.
Bremen.
Bremen, 28. Juni. (W. T. B.) Der Senat hat dem Central⸗Comitè zur Errichtung eines National denkmals für den Fürsten von Bismarck in der Reichshauptstadt einen Beitrag von 500 6 überwiesen.
Deutsche Kolonien.
Aus Sansibar traf im „W. T. B.“ die Nachricht ein, daß der Araber Mohamed Kassim, welcher im Jahre 1886 den deutschen Kaufmann Giesecke in der Nähe von Tabora ermordete, von dem stellvertretenden Reichskommissar für Ost— Afrika vor ein Kriegsgericht gestellt und nach erfolgter Verurtheilung gestern mit dem Tode bestraft worden ist.
Oefterreich⸗Ungarn.
Wien, 27. Juni. Die österreichische Delegation nahm, wie aus Pest gemeldet wird, heute alle bisher gefaßten Beschlüsse in dritter Lesung an. Der Kriegs-Minister von Bauer sprach darauf der Delegation die Anerkennung und den Dank des Kaisers für die Opferwilligkeit und das patriotische Zusammenwirken der Delegationsmitglieder aus, sowie auch den Dank des gemeinsamen Ministeriums. Der Präsident der Delegation, Fürst Georg Czartoryski, be—⸗ tonte die Einmüthigkeit der Delegirten in dem Vertrauen
zu dem Liter der auswärtigen Politik,ů sowie die Ueber⸗
zeugung, daß die Anforderungen der Kriegsverwaltung nicht unberücksichtigt bleiben konnten; er gab ferner dem Bedenken
gestatte. Fürst Czartoryski sprach sodann den Wunsch auf Erhaltung des Friedens aus. Die Zuversicht der Delegirten beruhe auf dem Monarchen, der die Bedürfnisse und die Anschauungen aller Völker kenne und mit Kraft und Weisheit berücksichtige. Mit einem enthusiastisch aufgenommenen Hoch auf den Kaiser wurde die Session geschlossen. Großbritannien und Irland.
London, 27. Juni. Der Premier Marquis von Salisbury empfing, dem „W. T. B.“ zufolge, heute eine Deputation der Londoner Handelskammer, welche die Wünsche der Kammer bezüglich der englischen Inter— essen in Ost-Afrika und der schwebenden Verhandlungen mit Deutschland überbrachte.
Im Unterhause bezeichnete der Unter⸗-Staatssekretär des Auswärtigen Fergusson das Gerücht von einer beab— sichtigten Abtretung der Insel Dominica an Frank— reich als unbegründet. — Auf eine bezügliche Anfrage er— widerte der Unter-Staatssekretär: die Fischereirechte in den territorialen Gewässern Helgolands würden von Eng— land nicht behalten, dagegen würden hinsichtlich der anderen von den englischen Fischern genossenen Rechte Vorkehrungen getroffen. — Weiter theilte Fergusson mit, es sei über die Konvertirung der egyptischen Staatsschuld keine wichtige Correspondenz vorhanden, die gegenwärtig dem Hause zugehen könne. ;
Wie die „A. C.“ meldet, dauert die Gährung unter der
Schutzmannschaft in London fort. Der neue Polizei⸗ Chef, Sir Edward Bradford, weigerte sich in einem vor—
gestern erlassenen Tagesbefehl, seine Erlaubniß zur Abhaltung
ienes Meetings am nächsten Sonnabend in Bow Street zu geben. Beständen Beschwerden und Anliegen, so hätten die Schutzleute diese auf dem Dienstwege durch die Vermittelung der Distrikts-Superintendenten an ihn gelangen zu lassen, und er werde sicher nicht verfehlen, sie in ernste Erwägung zu ziehen.
Frankreich.
Paris, 27. Juni. Der Finanz-Minister theilte in
dem gestern abgehaltenen Ministerrath die Grundlagen seines
Berichts über den Crédit foncier mit, welchen er morgen dem Präsidenten Carnot vorzulegen beabsichtigt. Heute empfing der Minister-Präsident de Freycinet, wie „W.
T. B.“ meldet, die Deputirten von Paris, welche um die
Theiles der Stadtbefestigung
Beseitigung des Denis baten. Der
zwischen Auteuil und St. Minister-Präsident versprach, die Angelegenheit der Ver— theidigungs-Kommission und dem obersten Kriegsrath zu unterbreiten, da er derselben nicht ablehnend gegenüberstehe. — Der „Köln. Ztg.“ zufolge hat der Minister-Präsident sich mit dem Budgetausschuß der Kammer dahin geeinigt, daß der Stand der Kavallerie für 189l11ñ um 3000 Pferde er— höht wird.
Zwanzig Missionare werden demnächst von Algier nach dem 4quatorialen Afrika abgehen. Die übliche Abschieds⸗ feier wird am Sonntag in der Kathedrale unter dem Vorsitz des Kardinals Lavigerie stattfinden.
Italien.
Rom, 27. Juni. (W. T. B.) Die Deputirten⸗ kammer hat in ihrer heutigen Sitzung den Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Errichtung eines Boden-Kredit-Instituts, mit 158 gegen 86 Stimmen genehmigt.
Schweiz.
Bern, 27. Juni. Die Kommission des Stände⸗ raths schlägt, wie der Berner „Bund“ meldet, vor, das Jungfraubahn-Projekt erst in der Herbstsession zu be— handeln. Unterdessen sollen genauere Erhebungen über die Gefährlichkeit beim Bau und Betrieb der Bahn und namentlich Untersuchungen in sanitärer Beziehung stattfi nden.
— 28. Juni. (W. T. B.) Der Nationalrath und der Ständerath haben heute ihre Session geschlossen. Im Ständerath war von Wirz noch der Antrag gestellt worden, daß der Bundesrath Verhandlungen zu einer inter— nationalen Vereinbarung anregen möge, um dem Eisenbahnpersonal namentlich durch das Verbot der Güterzüge an Sonntagen eine ausgedehntere Sonntags— ruhe zu verschaffen.
Niederlande.
Haag, 27. Juni. (W. T. B. Die Erste Kammer hat das Gesetz angenommen, durch welches die Kanal⸗ abgaben für den Kanal von Amsterdam bis zum Meere aufgehoben werden.
Serbien.
Belgrad, 21. Juni. (W. T. B.) genehmigte die Stadt-Anleihe 10 Millionen Francs.
Die Regierung im Betrage von
Wasserverdrängung von 73 Tonnen und ein .
Bulgarien.
Sofia, 27. Juni. (W. T. B.) Prinz Ferdinand verließ gestern Abend Widdin und traf heute in Turnu Seve⸗ rino ein, von wo derselbe nach Karlsbad weiterreiste. Stam⸗ bu low, der den Prinzen nach Turnu Severino begleitet hatte, kehrte nach Widdin zurück. Hier veröffentlichte derselbe eine Proklamation des Prinzen, in welcher Stambulow während der kurzen Abwesenheit zum Stellvertreter desselben ernannt wird. Die Ankunft des Prinzen Ferdinand in Wien erfolgte heute Abend, von wo die Reise morgen fortgesetzt werden wird.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Washington, 25. Juni. (A. C.) In der gestrigen Sitzung des Senats begründete Mr. Call seinen Antrag, der Präsident Harrison möge mit Spanien Verhandlungen einleiten zum Ankauf Cubas, in längerer Rede. Da während der Rede der Antrag gestellt und angenommen wurde, die Oeffentlichkeit auszuschließen, so weigerte sich Mr. Call, weiter zu sprechen.
Das vom Senat angenommene Amendement zur Silbervorlage zu Gunsten der freien Silber⸗ prägung ist vom Repräsentantenhause mit 152 gegen 135 Stimmen verworfen, worden. 21 Republikaner stimmten mit der Minderheit und 19 Demokraten mit der Mehrheit., Alls übrigen Amendements wurden als— dann mit 1416 gegen S5 Stimmen abgelehnt. — Der Handelsmarine-Ausschuß des Repräsentantenhauses hat sich zu Gunsten einer von der jüngsten Seekonferenz be— fürworteten Bill zur besseren Verhütung von Schiffszusammenstößen, sowie auch zu Gunsten eines
Gesetzentwurfs. geäußert, welcher die Pflichten von
; ̃ z ; 16g ; Kapitänen bei Schiffszusammenstößen definirt. Ausdruck, ob die Zukunft weitere Steigerungen der Ausgaben
Ein Konferenz-Ausschuß beider Häuser hat die widerstreitenden, zur Marine-Bill gestellten Amende⸗ ments in Ordnung gebracht und der Senat hat am 24. den Bericht dieses Ausschusses angenommen. Die Bill in ihrer jetzigen Fassung verfügt den Bau von drei neuen Kreuzern. Der größte, ein gedeckter Kreuzer, soll eine 73 Fahrgeschwin⸗ digkeit von 21 Knoten die Stunde haben. In diesem Maße wird die amerikanische Marine wahrscheinlich hinfort jährlich vermehrt werden. Der Kongreß hat die Forderung nach mehr Schiffen, welche das Marine-Departement stellte, stark beschnitten und das Projekt des Marineamts, eine riesige Flotte mit einem Kostenaufwande von 156 000000 Doll. zu schaffen, abgelehnt.
— 28. Juni. (W. T. B.) Senat genehmigte das Gesetz, wodurch das Terri ium Wyoming ? Bundes staat erhoben wird.
Afrika.
Egyten. Kairo, 25. Juni. (A. C) Gestern fand i Ras⸗el Teen⸗Palast ein Ministerrath unter dem des Khedive statt. Es wurde beschlossen, den Tabackbe in ganz Egypten zu verbieten und vom 1. Juli an. d Zoll auf ausländischen Taback von 14 Piaster auf 20 Piaster per Kilo zu erhöhen.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (29) Sitzung dez Reichstages, welcher am Tische des Bundesraths der Reichskanzler von Caprivi,
die Staats-Minister Dr. von Boetticher, von Verdy du Vernois,
Freiherr von Berlepsch, sowie der Staatssekretär Freiherr von Maltzahn beiwohnten, stand an erster Stelle der Tages⸗ ordnung: Berathung des Antrags, betreffend die Vertagung des Reichstags vom 8. Juli bis 18. November. lag folgender Antrag des Grafen von Ballestrem
I) Zu der durch 5 *
26. Junt er. beantragten Vert
bis 18. November cr
2) Die .
Abänderung der Gewer
ermächtigen, Behufs
bereits vom 4. bis zum 13 No
Mitglieder der VIII. Kommissien
zu genebmigen und gli
der Ausscheidenden zu Kom missionsmitglieder
Staats-Minister Dr. von Boet
Vorlage mit dem Hinweis, daß ̃ ordnung keine Aussicht habe jetzt in eontinenti erledig daß es aber andererseits wünschenswerth sei, Vorarbeiten dazu nicht verloren gehen zu lassen. Ballestrem sei in hohem Maße erwünscht,
. — 5 T arwrrrr ß die Kommisnon
endet und die Novelle bis
verabschiedet werde. Bedenken dagegen, daß
arbeite, ohne daß das Plenum versammelt ist, Abg. Graf Ballestrem meinte, daß über die
rechtlich Frage hinweggegangen werden könne, wen
rung und Reichstag einverstanden seien.
Abg. Richter billigte die Absicht des Antrags Balle— strem, hielt aber für zweifelhaft, ob derselbe in der vorliegende Form der Verfassung und Geschäftsordnung entspricht. E empfiehlt deshalb, den Antrag dahin zu modifiziren, daß die Vertagung bis zum 4. November ausgesprochen wird; es bliebe dann dem Präsidenten überlassen, bis zum 18. Novem⸗ ber event. keine Plenarsitzung anzuberaumen. Es empfeble sich, die Vorlage mit dem Antrag Ballestrem der Geschafts⸗ ordnungskommission zu überweisen.
Staats-Minister Dr. von Boetticher bezeichnete es als zweifelhaft, ob bis zum 4. November die für den Reichstag vorzubereitenden Vorlagen fertig gestellt sein werden. Eine verfassungsrechtliche Vorschrift stehe dem Antrage Ballestrem nicht entgegen.
Die Abgg. von Bennigsen, von Unruhe Singer und Windthorst sprachen für den Antrag, wahren Abg. Richter wiederholt das Wort dagegen nahm.
Der Antrag Richter auf Ueberweisung an die Geschäfts⸗ ordnungskommission wurde abgelehnt, die Vorlage und der Antrag Ballestrem angenommen. ö
Es folgte die dritte Berathung des Entwuris ei setzes, betreffend die Friedens-⸗Prasenistar deutschen Heeres, auf Grund der in zweiter Berat unverändert angenommenen Vorlage ꝛc. ĩ
In der Generaldiskussion gab Abg. Dr. Reichen sperger der Hoffnung Ausdruck, daß die Vorlage mit einer moöglichst großen Majorität der Abgeordneten deutscher Na ional'tat an⸗ genommen werden moge, nachdem die volniichen Mitglieder
des Hauses mit so großer Selbstüberwindung für die Vor⸗
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