1890 / 160 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 04 Jul 1890 18:00:01 GMT) scan diff

noch eine Weile, bis Se. Majestät der König Oskar am Empfangspavillon mit Seinem Gefolge erschien, um Sich in der Königlichen Schaluppe nach dem Flaggschiff ein⸗ zuschiffen. Laute Hochrufe begrüßten den Königlichen Landes⸗ herrn, welcher die deutsche Admiralsuniform mit dem großen Vande des hohen Ordens vom Schwarzen Adler angelegt hatte. Sobald das Königsboot von der Landungstreppe abstieß, salutirten sämmtliche deutschen Kriegsschiffe, und an Bord des „Kaiser“ fand bald darauf die erste Begrüßung beider Monarchen statt. Hier nahm König Oskar auch die Vorstellung mehrerer Offiziere entgegen und ver— weilte ungefähr eine Viertel stunde bei Seinem Kaiserlichen Gaste, um darauf vorerst mit Seinem Gefolge nach der Landungstreppe zurückzukehren und hier den Kaiser und König zu erwarten. Allerhöchstderselbe folgte alsbald in dem blauen Kaiserboot dem Könige und legte, von tausendstimmigen Hurrahrufen begleitet, die Strecké bis zur Landungs—⸗ treppe unter dem Salut der Geschütze zurück., immer durch neue Ovationen des Publikums auf den Spalier bilden⸗ den Schiffen und den Tribünen begrüßt. Blumenbouquets wurden wiederholt auf dieser Fahrt in das Wasser als Zeichen der Liebe und Verehrung geworfen, und als der Kaiser und König dem Boote entstieg und hier vom König empfangen wurde, umarmten und küßten Sich beide Monarchen mehrfach, worauf die Zeugen dieser ergreifenden Scene in abermalige donnernde Hochrufe ausbrachen. Dann, nahm der Kaiserliche Gast des norwegischen Königspaares in dem prachtvollen Empfangspavillon eine Begrüßungs⸗ ansprache des Bürgermeisters Christie huldreichst entgegen und dankte demselben in warmen Worten. Bei der üblichen Vorstellung reichte Se. Majestät, Allerhöchstwelcher die deutsche Admirals-Uniform mit dem großen Bande des norwegischen St. Olaf-⸗Ordens angelegt hafte, jedem Einzelnen die Hand und schritt dann die Front der Ehren⸗-Compagnie ab, während die Musik zuerst die deutsche Nationalhymne und dann einen norwegischen Marsch spielte. :

Hierauf wurden die Königlichen Wagen bestiegen und der imposante Zug setzte sich in Bewegung. Vorauf der zu des Kaisers und Königs Majestät kommandirte Dienst, dann zwei Vorreiter in Gala und hierauf die sechsspännige Equipage mit den beiden Majestäten, zur Seite der Ober-Hosstallmeister Sverdrup reitend. Hinter der Kaiserlichen Equipage folgte eine Abtheilung Kavallerie und dann Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen und Se. Hoheit der Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin sowie Se. König—⸗ liche Hoheit der Prinz Eugen von Schweden und Norwegen in vierspannigem Wagen. In weiteren Vierspännern folgten im ersten Wagen der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Freiherr Marschall von Bieberstein, der Leibarzt Sr. Majestät General— Arzt Professor Dr. Leuthold und der Flügel-Adjutant Oberst— Lieutenant von Kessel; im zweiten Wagen: der Ober-Hof— und Hausmarschall Graf zu Eulenburg, der Chef des Militär—

kabinets, General-Adju tant General-Lieutenant von Hahnke, der Flügel-Adjutant Major von Hülsen und der Legations-⸗

Rath von Kiderlen Wächter, im dritten Wagen der Chef des ECivilkabinets, Geheime Kabinet s-Rath Dr. von Lucanus, der Kommandant des Hauptquartiers General-Lieutenant von Wittich,

der Oberst Lieutenant von Weise und der Kapitän-Licutenant

von Basse, im vierten Wagen der General à la suite, General— Major Graf von Wedel, der Gesandte Graf Philipp zu Eulenburg und die Kapitän-Lieutenants Siegel und Freiherr von Plessen, im fünften Wagen der schwedisch⸗norwegische Gesandte von Lagerheim aus Berlin, der Chef des Marinekabinets, Flügel— Adjutant Kapitän zur See Freiherr von Senden-Bibran, der persönliche Adjutant des Prinzen Heinrich von Preußen Premier⸗ Lieutenant von Rüxrleben u. s. w. Ueberall wurden auf dem Wege bis um Schlosse vor dem Wagen, in welchem Ihre Majestäten . befanden, Blumen gestreut, und des lautesten Jubels, Hurrahrufens und Tücherschwenkens war kein Ende.

Bei der Ankunft auf dem Königlichen Schlosse empfing die Musik der Norske Garde den Kaiser und König mit der deutschen Nationalhymne. Der Monarch schritt die Front ab und ließ dann die Truppen defiliren. Im Schlosse selbst erwartete Ihre Majestät die Königin den Kaiserlichen . und begrüßte Allerhöchstdenselben in liebenswürdigster

eise.

; 1 6 zeigten sich dann später noch beide Monarchen auf dem Balkon des Königlichen Schlosses und an einem ,, der für des Kaisers und Königs Majestät eingerichteten

immer. Abends fand Familientafel statt.

Eine besondere Ueberraschung wird Sr. Majestät dem Kaiser und Könige durch den General-Musikdirektor der norwegischen Truppen, Ole Slsen, dadurch bereitet werden, daß derselbe den von ihm instru mentirten Kaisermarsch des Lieutenants von Chelius in Pot sSßdam bei Gelegenheit der morgen statt⸗ findenden Galatafel im Königlichen Schlosse zu Gehör bringen und von der von ihm dirigirten Musitkapelle alle Lieb— lingsmärsche des Kaisers und Königs aus früherer Zeit spielen lassen wird. Auch hat dieser vortreffliche norwegische Musiker zu Ehren des Kaisers einen eigenen „Honneur— Marsch“ komponirt, mit welchem des Kaisers und Königs Majestät nach erfolgter Landung begrüßt wurde.

Ueber den Aufenthalt Sr. Majestät des Kaisers und Königs in Christia nia meldet W. T. B.“ weiter: Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm und der König Oskar statteten am Donnerstag dem Schlosse Oskar— all auf Bygdö einen Besuch ab, wo Allerhöchstdieselben von hrer Majestät der Königin begrüßt wurden. Das ouper wurde daselbst um 7 Uhr eingenommen. Eine über⸗ aus zahlreiche Menschenmenge brachte den Majestäten stürmische Ovationen dar.

Ferner wird von „W. T. B.“ über den gestrigen Tag berichtet: Donnerstag Nachmittag gaben die in Christianig an— sässigen Deu tschen zu Ehren der Offiziere der deutschen Flotte und des Kaiserlichen Gefolges im Saale des „Logebygningen“ ein großartiges Fest. Ein Theil der Fest— lichte ten wurde auf den für diesen Zweck vom Kriegs⸗Ministerium zur Ver ügung gestellten oberen Wällen der ern veranstaltet. Das Fest verlief in glänzender Weise. Den ersten Toast brachte der deutsch! Generalkonsul Freiherr von Dertzen auf Ihre Ve eren den Kaiser Wilhelm und den König Oskar aus. Sodann toasteten Kaufmann Koeltzow auf die deutsche Marine und Vize-Admiral Deinharbt auf die Kameradschaft in, der deutschen und norwegischen Flotte, ferner ein Mitglied des deutschen Comités, Boy, auf den norwegischen Staats⸗Minister Stang. Nachdem noch verschiedene andere Trinksprüche ausgebracht worden, toastete Contre⸗Admiral Schröder auf die norwegische Marine, worauf der Chef des

Departements der Landesvertheidigung Oberst Hoff auf ewige Freundschaft zwischen den norwegischen und deutschen Land⸗ und Seetruppen trank. Namens der anwesenden Vertreter der deutschen Presse sprach der Korrespondent des „Deutschen Reichs-Anzeigers“ de Grahl den Dank für die ihnen bereitete außerordentlich liebenswürbige Aufnahme aus und trank Angesichts der Einigkeit Deutschlands auf dessen Brudervolk in Norwegen.

In der am Donnerstag unter dem Vorsitz des König⸗ lich bayerischen Bevollmächtigten, Gesandten 2c. Grafen von Lerchenfeld und Köfering abgehaltenen Plenarsitzung ertheilte der Bundesrath dem Entwurf eines Gesetzes, be⸗ treffend die Gewerbegerichte, den Gesetzentwürfen wegen Fest⸗ stellung eines zweiten und eines dritten Nachtrages zum Reichs⸗ haushalts-Etat für 1890,91 nebst Anleihe⸗Gesetzentwurf und dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Konsulargerichts⸗ barkeit in Samoa, mit den vom Reichstage zu diesen Gesetzentwürfen beschlossenen Abänderungen die Zustimmung. Ferner wurden genehmigt: der Entwurf zu Vorschriften über die im Jahre 1390 vorzunehmende Volkszählung, der Ent— wurf zur Abänderung der Bestimmungen Über die statistische Aufnahme der Dampfkessel und a,, vom 14. De⸗ zember 137.5 mit dem zu demselben gestellten Antrage der Ausschüsse für das Seewesen und für Handel und Verkehr, der Antrag des Ausschusses für Handel und Verkehr, be⸗ treffend die Herbeiführung gemeinsamer Grundsätze für die Genehmigung und Revision der Dampfkessel, die An⸗ träge der Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, betreffend die Schwundvergütung für Branntwein⸗-Reinigungsanstalten, und betreffend die Lagerfrist für Weintheilungslager, und der Entwurf einer Verordnung wegen Ausdehnung von Zollermäßigungen in den Tarifen zu dem deutsch-⸗italienischen und dem deutsch-spanischen Handels- und Schiffahrtsvertrage auf Marokko. Die obersten Landes-Finanzbehörden wurden ermächtigt, die Anmeldung der mit dem Anspruch auf Vergütung der Zucker— steuer auszuführenden oder niederzulegenden Zuckerfabrikate unter gewissen Voraussetzungen auch bei einer zur unbe— schränkten Abfertigung von Zucker nicht befugten Amtsstelle zu gestatten. Mit der von der Privatbahn-Berufsgenossen— schaft beantragten Vereinigung der Schiedsgerichtsbezirke Berlin, Hamburg und Erfurt zu einem Schiedsgerichtsbezirke erklärte sich die Versammlung einverstanden. Eine Eingabe, betreffend die Verfälschung von Schweineschmalz und den Vertrieb von Sparfett, wurde dem Herrn Reichskanzler, der in diesem Jahre erstattete Bericht der Reichsschulden-Kommission, welcher dem Reichstage vorgelegen hat, dem Ausschuß für Rechnungswesen überwiesen. Das vom Reichstage angenommene Gesetz, betref⸗ fend die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres, wird zur Allerhöchsten Vollziehung vorgelegt werden. Endlich wurde über mehrere Eingaben in Zoll- und St uer-Angelegenheiten, über Gesuche von Steuerleuten um . zur Schifferprüfung sowie von Maschinisten II. Klasse zur ,, der Maschinen von Seedampsschiffen in ostasiatischer Fahrt Beschluß gefaßt.

Durch den Staatshaushalts-Etat für 1890,91 find die Geldmittel bewilligt worden, welche erforderlich sind, um die Stellen der Kreis-Wachtmeister der Landgendarmerie in solche für Ober⸗Wachtmeister umzuwandeln. Demgemäß sind die Kreis-Wachtmeister, und zwar diejenigen, welche am 1. April 1890 bereits definitiv zu Kreis⸗Wacht⸗ meistern bestellt waren, vom 1. April 1890 ab und die— jenigen, welche zu einem späteren Termine definitiv zu Kreis⸗Wachtmeistern bestellt sind, von diesem Termine ab zu Ober⸗-Wachtmeistern Seitens des Chefs der Land⸗ gendarmerie ernannt worden. Den nunmehrigen Ober-Wacht— meistern wird auf die Zeit vom Tage ihrer Ernennung zu Ober⸗Wachtmeistern ab, an Stelle des bisherigen Gehalts von je 1200 M einschließlich 150 M Remontegeld jährlich und der ,, , von 225 S jährlich, das Gehalt der Ober—

achtmeister von 1650 „S einschließlich 150 M Remontegeld, jährlich gezahlt werden.

In einer Verfügung, betreffend die Abhaltung öffent— licher Tanzlustbarkeiten, hat der Minister des Innern sich dahin ausgesprochen, daß es nicht zweckmäßig erscheine, die Tage, an welchen öffentliche Tanzlustbarkeiten statthaft sein sollen, für das ganze Jahr im Voraus zu bestimmen und öffentlich bekannt zu machen.

Der Inspecteur der 1. Pionier⸗Inspektion, General⸗ Lieutenant von Bergen, hat sich mit längerem Urlaub nach dem Ostseebade Zinnowitz begeben.

Der Regierungs⸗Assessor Schickert zu Aachen ist mit der kommissarischen Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Niederung, Regierungsbezirk Gumbinnen, beauftragt worden.

Der Regierungs⸗-Assessor Max Engelhard ist der Königlichen Regierung zu Gumbinnen und der Regierungs— Assessor Willy Engelhard der Königlichen Regierung zu Merseburg überwiesen worden.

Der „Marinebefehl“ enthält folgende Mittheilungen über

Schiffsbewegungen. (Das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort):

S. M. Vermessfhrig. ‚Albatroß 235 / 6. Wilhelmshaven. (Post⸗ station: Willelmshaven) S. M. S. Alexandrine' 25.14. Apia 6. . Marschall⸗Inseln. Apia. (Poststation: 1/7. Sydney Australien)) S. M. S. „Ariadne n 8. / 5. Norfolt (Virginia). IS. 6. Heimreise Plymouth. (Poststation: asserviren) ] S. M. S. Blücher! Kiel (Poststation: Kiel) S M. S. Carola“ 17.3. Sansibar. (Poststation: Sansibar) S. M. Av. „Grille! 15366. Danzig 18/6. 216. Warnemünde 21.6 21.65. Kiel. (Poft⸗ station: Kiel.) S. M,. Krzr. Habicht‘ 4.5. St. Paul de Loanda 1055. Kamerun. (Poststation: Kamerun,) S. M. Fhrig. . Hay“ Wilhelmshaven. S. M. Jacht „Hobenzollern⸗ 25. 4. Klel 22. s6. 28 6. Helsingöͤr 30 1. Christiania. (Poststation: bis 29 Christiania, vom 4/7. ab Bergen Norwegen) S. M. Knbt. Hväne“ 5/6. Mossamedes 7.6. 27/6. Port Nolloth (Cap⸗ kolonie) 29. 6. Capstadt 26 7. (Poststafion: bis 3.77. Cap- stadt, vom 4/7. ab Kamerun.) M. Av. „Jagd“ Kiel. (Post⸗ station: bis 8/7 Kiel, vom 6/7. ab Bergen Norwegen!) S. M. Knbt. „Iltis 24 5. Jokosuka 18.6 Jokohama. (Poftstation: ongkong) S. M Fbrzg. Loreley 24. 5. Konstantinopel. (Poft- tation: Konstantinopel) S. M. S. . Luise“ Kiel 11/16. I9. 6. Egernfõrde 25. / 6. 28. 6. Sen (Poststation: Kiel.) S. M. S. Mars Wilhelmshaven. (Poststation; Wilhelmshaven) S. R.

Afhzß. Mücke Wilhelms baven. (Poststation: Wilbelmshaven.) M. Flrig MNachtigal Kamerun. (Poststation: Kamerun) S. M. Vermessfhrzg. Nautilus 28/6. Kiel. (Poststation: Kiel) S M S. Niobe“ 13.6. Leith 19/6. 29 /6 Dartmoutb. 14 7. Christiansand. (Poststation: bis 11.7. Mittags Dartmouth [England], vom 11 17. Nachm. ab Christiansand Norwegen) S. M S. . Vixen Kiel 19/6. 21 6. Dartmouth 17.7. (Poststation: Dartmouth England!) S. Ni. hrzg. Otter Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Minenschulschiff Rhein- Kiel. (Poststation: Kiel) S M. Brigg. Rover, Kiel 11. 6. 206. Warne⸗ münde 24 / 6 27/6. Saßnitz 28. st. (Poststation: Kiel) S. M. Krir. Schwalbe“ 194 Sansibar. (Poststation; Sansibar) S. M. Pifbrig „Siegfried Kiel. (Poststatien: Kiel) S. M. Kray. Sperber“ 8.65. Sydney. (Poststation: Apia, Australien!) S. M. Krikorv. Victoria“ 20. 6 Wilhelmshaven. (Boststation: Wilhelms baven.) S. M. Knbt. . Wolf“ 30. 5. Nagasaki 17.6. Shanghai 30.6. Port Hamiltor (Koreg). (Poststation: Hongkong) Kreuzer⸗ Geichwader; S. M. S. „Leipzig. (Flaggschiff) 6 /6. Manila. 1II6. 17/6. Singapore. (Poststation: affer viren.) M. S. Sopbie“ 2/6 Hoihow 555. 14.6. Singayore. (Post⸗ staion: , , Manöverflotte; J. Division Manöver. Ge⸗ 2 Pzsch. Baden“ S. M.

M. Pzsck. S. M

. Fesstzgörlr. f, . 66. Kiel 27. 6. Helsingör ristiania.

3734. Kiel 27. 6. Helsingör Christiania. (Poststation: bis 3 ü. Christianig, vom 47. ab Bergen [Norwegen ]. Torpedoboois. lottille: S. M Av. 5 (Flottillenfahrzeug), S M. Torpedo⸗

risionsboot D 17, S. M. Torpedoboote 8 5, „8 95, . 8 10“, S4L 38 12', 8 13. 1. Torpedoboots Division) 24 6. Neufahr⸗ wasser 18.6. 19/6. Swinemünde 20/3. 21.6. Warnemünde 23/6 23./6. Kiel. S. M. Torpedo⸗Divisionsboot „D 5“, S. M. Torpedoboote 8 21, 8 38., 8 42, 8 437, 8 45, ‚8 46 2. Torpedoboots⸗Division) 24/6 Neufahrwasser 18/5. 19.6. Swinemünde 20 6. 21. /6. Warnemünde 23. /6. 23.6. Kiel. (Poststation: Kiel.) (

Ablösungstransporte: für S. M. Kbt. . Wolf“: Heimreise Reichspostdyfr. Braunschweig ' 16.6. Shanghai 28.16, für S. M. S. Leipzig' und, Sophie: Ausreise Dyfr. d. Nordd Lloyd „Kronprinz Friedrich Wilhelm Wilhelmshaven 24. 5. 5. 6. Port Said 6.6. 24 /. Singapore. Heimreise: Singapore 1/7. Ausreife Reichs postopfr. Sachsen Bremerhaven 28/5, für S. M. S. Carola“ und S. M. Krzr. Schwalbe“: Ausreise Dpfr. d. Nordd. Lloyd Adler“ Bremerhaven 31.5. 13.6. Port Said 14/56. 29. s6. Sansibar. Heimreise: Sansibar 3 7.

Bayern.

München, 2. Juli. Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Max Emanuel ist, der „Allg. Itg.“ zufolge, gestern von einem Prinzen glücklich entbunden worden. Nach dem heute ausgegebenen Bulletin befinden sich die Frau Herzogin und der neugeborene Prinz in erwünschtem Wohlsein.

Sachsen.

Leipzig, 3. Juli. (Leipz. Ztg.) Zu mehrstündigem Besuch trafen heute Morgen mit dem fahrplanmäßig 10 Uhr 34 Minuten hier ankommenden Schnellzuge Ihre Majestäten der König und die Königin in Begleitung des General— Majors Freiherrn von Hodenberg und der Hofdame Gräfin von Einsiedel in unserer Stadt ein. Zum Empfange hatten sich auf dem Dresdner Bahnhofe eingefunden: Ihre König— lichen Hoheiten die Prinzen Johann Georg und Max, der General⸗Lieutenant von Holleben, der Kreishauptmann von Ehrenstein, der Rector magnificus Prof. Dr. Wundt, der Senats-Präsident am Reichsgericht Dr. Drechsler, der Ober⸗Reichsanwalt Tessendorf, der Ober⸗Bürgermeister Dr. Georgi, der Landgerichts-Präsident Priber sowie mehrere andere hochgestellte Militär⸗ und Civilpersonen. Ihre Maje⸗ stäten begrüßten die Anwesenden huldvollst, beehrten mehrere derselben mit Ansprachen und begaben sich sodann nach kurzem Verweilen im Königszimmer des Dresdner Bahnhofes, zu Wagen nach dem reichgeschmückten Hotel Fürstenhof. Die Rückreise Allerhöchstderselben ist auf 3 Uhr 5 Minuten Nach—⸗ mittags angesetzt.

Württemberg.

Stuttgart, 2. Juli. Ueber den gestrigen Empfang hrer Majestäten des Königs und der Königin in riedrichshafen berichtet das dortige „Seeblatt“ ;

Die Beamten und die Geistlichkeit von hier, sowie Ober Amt— mann Liebherr von Tettnang, die bürgerlichen Kollegien, die Schüler mit ihren Lehrern und ein außerordentlich zablreiches Publikum hatten sich auf dem Bahnbofplatz zum Empfang aufgestellt. Bei Einfahrt des Extrazuges ertönte Glockengeläute und Kanonendonner, und als Ihre Majestäten auf dem Bahnhofvorplatz erschienen, brachte Stadt⸗ schultheiß Schmid ein Hoch auf Höchstdieselben aus, welches be— geisterten Wiederhall fand. Die Stadt hatte geflaggt, die württem⸗ bergischen Schiffe zeigten sich im Festschmuck und gaben den ganzen Tag während der Ein, und Ausfahrt vor dem Koͤniglichen Schloß ihre Salutschüsse ab.

Baden.

Karlsruhe, 2. Juli. (Karls Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog ist gestern Abend wieder in Freiburg eingetroffen. Heute Nachmittag kam Ihre Königliche Hoheit die Herzogin von Genug, geborene Prinzessin Elisabeth von Sachsen, zu längerem Aufenthalt in Baden-Baden an. Höchstdieselbe wurde am Bahnhof von den Großherzoglichen Herrs arten empfangen und zu Höchstihrer Wohnung in der Villa Wilhelma geleitet. Auch Ihre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin und Se. Hoheit der Herzog von Nas . trafen Nachmittags aus Königstein in Baden-Baden ein. Se. Königliche Hoheit der Großherzog war zum Empfang des hohen Besuches am Bahnhofe anwesend und eleitete denselben zum Großherzoglichen Schlosse. Die Herr⸗ . werden bis morgen in Baden verweilen.

Mecklenburg⸗Schwerin.

Schwerin, 3. Juli. Das Befinden Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs hat sich, wie den Meckl. Nachr.“ genieldet wird, weiter gebessert. Se. Königliche Hoheit und Ihre Kaiserliche Hoheit die Großherzog in sind gestern Abend in London angekommen, begeben sich heute zum Besuch bei Ihrer Majestät der Königin nach Windsor und kehren Abends nach London, demnächst nach der Insel Wight zurück.

hre Königliche Hoheit die ö Marie und Ihre Hoheit die Herzogin Elisabeth sind gestern Abend von Neustrelitz nach Rabensteinfeld zurückgekehrt. Die Herzogin gin en, wird sich in Begleitung der Hofdame Gräfin von Bassewitz und des Ober⸗Hofmeisters Grafen von Bassewitz morgen Vormittag nach Oberammergau begeben. Se. Hoheit der Herzog von Sachsen⸗Altenburg wird morgen Ahend mit dem Zuge um 6 Uhr zum Besuch bei Ihrer Königlichen 66 der Großherzogin⸗Mutter hier eintreffen und im Palais Allerhöchstderselben Wohnung nehmen.

xtuhalt. Wörlitz, 2. Juli. (Anh. St.⸗A.) Ihre Hoheit die n. 6. S lf ner , Turn ist mit Gefolge heute bend hier eingetroffen.

Schwarzburg⸗Sondershausen.

Sondershausen, 3. Juli. (Reg. u. Nachr.⸗Bl.) Am Dienstag Mittag gegen 2 Uhr trafen zu kurzem Besuch am hiesigen Hofe ein:; Se. Durchlaucht der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt in Begleitung Ihrer Durch— lauchten tn ge sfin Adolf und Prinzessin Thekla.

Deutsche Kolonien.

Von Emin Paschg sind, wie die „Neisser Zeitung“ meldet, Nachrichten aus Mrogoro eingegangen, welche bis zum 15. Mai reichen. Denselben sei . entnommen:

Emin marschirte am 26. April aus Bagamovo ab. Rachdem man Über den Zinganifluß gesetzt war, brach ein tropischer Regen los. Die Expedition marschirte bei strömendem Regen noch zwei Stunden weiter bis Kikuka. Eine gute Suppe und trockene Kleider ließen das Wetter bald vergessen. Die erste Nacht des Lagerlebens verging gut. Mit grauendem Morgen wurde Keveille geblasen, und nun begann ein tüchtig Stück Arbeit: Revision der Leute, Lastenvertheilung an dieselben ꝛc. Die beiden Offiziere der Expedition, Lieutenant Langheld und Dr. Stuhlmann nahmen die meiste Arbeit auf sich. Die ersten nun folgenden Tagereisen, welche bei strömendem Regen im tiefen Schlamm ausgeführt werden mußten, waren sehr schwierig. Die Lastträger, jeder mit 50 bis 60 Pfund bepackt, gingen oft knietief, völlig durchnäßt, im Schlamme und stürzten oft nieder. Natürlich gingen bei diesen Märschen, wenn sie auch nur zwei bis drei Stunden dauerten, eine Menge Leute verloren. Einige Wanjamwesi⸗ Träger starben an Entkräftung, und einige Wangwana warfen die Lasten ab und liefen dann davon. Nun das Elend, neue Träger zu bekommen und die Lasten fortzuschaffen! Aber. . ging Alles passabel. Die letzten Tage vor der Ankunft in Mrogoro waren dagegen recht gui. Am 13. Mai langte die Expedition daselbst an und schlug as guter Stelle das Lager auf. In der Mitte das Zelt Emin Pascha's, davor die Flagge und die Kanone; im Vorder: grunde die Waffen hübsch zusammengestellt und die Lasten in drei Haufen getheilt, Munition, Stoffe und Proviant, jeder Haufen mit wasserdichter Decke gut geschützt; vor der Munition eine Schild— wache. Zu jeder Seite des Zeltes Emin Pascha's steht ein Offiziers zelt, links und rechts je ein Unteroffizierszelt, auf einer Seite die Soldaten, auf der anderen die Träger. Jeden Morgen exerzirt Lieutenant Langheld die Leute, manchmal im Feuer. Dr. Stuhl mann revidirt die Träger und Lasten; die Unteroffiziere haben sich in die Arbeit wie folgt getbeilt: Feldwebel, Hoffmann: Lasten und Träger; Sergeant Frause: Soldaten und Reitthiere (drei Pferde und viele gute Esel); Sergeant Kühne: Küche, Proviant und Zelte. Jeden Morgen und Abens machen die Offiziere die Meldung; Tann wird die Srdre ausgegeben. Bei den Mahlzeiten finden sich Emin, die Offiziere und Unkeroffiziere alle zusammen. Wo Zeit gewonnen werden kann, sammeln Emin und Dr. Stuhlmann fleißig Thiere und

Pflanzen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 3. Juli. Die Vermählungsfeier der, Erz— herzogin Margaretha Chlementina mit dem Fürsten von Thurn und Taxis ist, wie die „Bud. Corr.“ meldet, nachdem Se. Mijestät für diesen Tag die Aufhebung der Fa⸗ milientrauer angeordnet hat, definitiv auf den 15. Juli festgesetzt worden. Die Trauung findet Vormittags 10 Uhr in der Siegmund⸗ Kapelle der Ofener Burg statt. Der Fürst⸗Primas, Kardinal Simor wird die Einsegnung der Ehe vollziehen. Der Erz— herzog Josef und die Erzherzogin Clotilde werden in den nächsten Tagen die Einladungen zu der Vermählungsfeier versenden. . .

Der Reichs-Finanz-Minister von Kallay wird sich der APresse“ zufolge in der nächsten Woche zur Inspizirung nach Bosnien und der Herzegowina begeben. .

Dem „Nemzet“ wird aus Karlstadt gemeldet, die Polizei habe zwei junge Leute als Diejenigen ermittelt und verhaftet, welcht am 1. d. M. die schwarz—⸗ gelbe Fahne in Brand gesteckt hatten, die in dem Hotel, wo der zur Prüfung der Kadetten eingetroffene Corps⸗ Kommandant Reicher abgestiegen, ausgehängt war. Da es sich herausstellte, daß es sich hierbei nur um einen in der Trunkenheit verübten Bubenstreich ge— handelt hatte, wurden die beiden Verhafteten auf Veranlassung des Militärkommandanten wieder freigelassen.

Der von den Delegationen angenommene Staatshaushalts-⸗ plan für 1891 beziffert, der Reichwehr' zufolge, das or dentliche Heereserforderniß mit 102 893 845 Fl. 1899 beanspruchte das selbe 100 789 530 Fl. . Es ergiebt sich also eine Mehrforderung von 2040215 Fl. Dieselbe beruht größtentheils auf der Steigerung der Preise für Getreide, Fleisch ꝛc, welche unter dem Titel ‚Natu⸗ ralienverpflegung! 1 094 102, unter dem Titel „Mannschaftskost“ 286 679 Fl. ausmacht und eine Nachtragsforderung von 1389900 Fl. für das Jahr 15506 nach sich gezogen hat. Die Forderung im Ext ra— ordinarium beträgt 14 450 439 Fl. Die beiden wichtigsten Aende⸗ rungen im Bestande des Heeres, welche die Regierungsvorlage zum Ausdruck bringt, betreffen die Aufstellung eines 42. Kavallerie⸗Regi⸗ͤ ments (Dragoner) und die Gliederung der Festungs- Artillerie. Die bestehenden zwölf Bataillone der letzteren sollen in 18 Bataillone zu je 4 Compagnien und eine Fadre⸗Compagnie umgeformt werden. Aus den 18 Bataillonen sollen 3 Regimenter zu je 3. 3 zu je 2 Bataillonen gebildet werden. 3 Bataillone sollen selbständig bleiben. Für die Reiterwaffe soll ferner ein Kavallerie⸗Telegraphenkurs behufs Ausbildung von Offi— zieren und Unteroffizieren zum Dienst der im Mobilmachungsfall auf⸗ zustellenden Kavallerie ⸗Telegraphenabtheilungen eingerichtet werden. An Stelle von acht Fe tungs ⸗Artillerie Direktoren in festen Plätzen sollen zwei Generale als Inspecteure der Festungs Artillerie treten. Für die Verstärkung der Festungen Krakau und Przempsl wird eine Million, für den Ausbau der Befestigungen in Tirol werden 100 09 Fl. gefordert; dazu kom men noch einige andere ö, im Interesse der Landesvertheidigung. Eine Million

ulden wird für neue Festung sgeschütze verlangt. An Stelle der Vorderlader⸗Feldkanone M / 13655 sollen Feldgeschütze M 1875 treten; als Haupt⸗Fernkampfgeschütze sollen 12 em stablbronzene Belagerungs⸗ und Minimalscartenkanonen, für das Vertikalfeuer 12 em stahl bronzene Mörser beschafft werden; im außerordentlichen Voranschlage erscheinen 250 000 Fi. zut Beschaffung des neuen mit Ekrasit gefüllten Schieß⸗ bedarfs. Ekrasit soll auch in die Sprengmittelausrüstung der technischen Truppen aufgenommen werden. Dazu sind 165 000 Fl. erforderlich, wovon 59 000 im Voranschlage fuͤr 1891 erscheinen. Dem Tirbser Jäger Regiment sollen die in Oberösterreich und Salzburg ergänzungszuständigen Feldiäager ˖ Bataillone Nr. 15 und Nr. 26 einverleibt werden. Für die Pflege des Brieftauben dienstes werden 1500 Fl. mehr gefordert als bisber zu Gebote standen. Die Luftschiffahrt behält ibre Stätte in der Privat anstalt, in welcher sie sich befindet. ; .

Die Ausgaben für die vorhandenen 14 Eisenbabn-Linien⸗ Kom missionen sind aus dem Extraordinarium in das Ordinarium übertragen; das Pauschale für Versuche im Kriegsbrücken., Feld⸗ eisenbahn · und ö soll von 1000 auf 4099 Fl. erhöht, das Gisenbahn⸗ und Telegraphen⸗Regiment für die Zwecke

seiner Uebungen überhaupt mit reichlicheren Mitteln ausgestattet werden. Das Letztere wird auch für das Pionier⸗Regiment verlangt, dessen Stand außerdem durch eine Verstärkung mit Offi⸗ zieren erhöht wird. Um die fechtenden Truppen möglichst voll zäblig dem Kampf widmen zu können, sollen die Train— Begleitungs-⸗Escadrons verstärkt, und um das Land— fubrwerk zu beschränken, die Zabl der ärarischen Fuhr⸗ werke vermehrt werden. Das Militär- Sanitäts⸗ wesen beansprucht Gelder, um vier weitere Feldspitäler aufzustellen und antiseptisches Verbandmaterial zu beschaffen. Für die Be⸗ waffnung mit Mehrladern, für welche in den vier Jahren 1887 bis 1890 372 Millionen bewilligt waren, werden zwei Millionen verlangt. Eine weitere Forderung ist in Auesicht gestellt. Es sind nämlich zur Beschaffung von 8 mm Gewehren noch 5165016 Fl. für die Infanterie und die Jägertruppe, insbesondere zur Vermehrung des Reservecotratbs, zur Beschaffung von Kavalleriekarabinern 2986318 und zur Fortsetzung der Umgestaltung von 11 mm in 8 mm Gewehre 1670 000 Fl. erforderlich. Für die Herstelluang rauchschwachen Pulvers mit Einichluß einer zu errichtenden Fabrik sind im Ganzen 11,4 Millionen in Aussicht genommen, woron im Jahre 1891 235 Millionen zur Verwendung kommen sollen. Eine wichtige Neuerung ist für die Ausrüstung der Feld -⸗Artillerie geolant. Sie soll in der Mehrheit ein einheitliches Heschütz erbalten: die 28 leichten Batterien der Corps -Artillerie Regimenter werden ihre 8 em Geschütze abgeben und dagegen 9 em Geschütze erbalten; die reitenden Batterien be— halten das 8 em Geschütz. Für 1891 ist ein Erforderniß von 410000 Fl. in Rechnung gestellt. Zur Vervollständigung des Geschütz⸗ materials der im Jahre 1889 neu aufgestellten 14 Batterien werden 1438 600 Fl. verlangt. Von der Gesammtsumme im Betrage von 1848 6500 FI wird für 1891 übrigens nur ein Betrag von 889 534 Fl. gefordert, außerdem aber werden 200 000 Fl. für die Bedürf⸗ nisse jener 14 Batterien an Pferden ꝛc. verlangt. Der Stand der bestehenden beiden Akademien soll um je 50 Zöglinge vermehrt werden, woraus sich, nach Abzug der von den Zahlzöglingen zu entrichtenden Kostzelder, ein Mehrbedarf von 39 9864 Fl. ergiebt. Die Ausbildung im Schießen erheischt eine vollständige Neurintichtung der Militär-⸗Schießstätten. Nachdem bereits 1890 100 000 Fl. zu diesem Behuf bewilligt waren, werden jetzt weitere 400 999 Fl. beantragt. Außerdem soll das Schießprämienpauschale erböht werden. Um rie Schlagfertigkeit der Truppen zu erhöhen, werden verlangt: 106 000 Fl. für die Grenz— bewachung in Süd Dalmatien; 645 400 Fl. zur Ergänzung von 27 Infanterie Regimentern auf den normalen Friedens⸗ stand; 910 152 Fl., um Ersatz für dauernd abkommandirte Truppenoffiziere zu schaffen, 293 700 Fl. zu gleichem Zwecke für Mannschaften; ferner Beträge für überkomplete Kavallerie⸗ und Artilleriepferde und Soldaten. Weitere, meist schon eingeleitete Forderungen betreffen: Einziebung von Reserve Offizieren zum Zweck der Ausbildung zu Berufs-Offizieren; Errichtͤng von Doppelkursen am Stabsoffizierskurs; Herstellung der neuen Generalkarte von Mittel-Europa; Fortsetzung des Präzisions⸗Nivellements; Kasernen und Spitäler; Unfallvoersicherung von Civilarbeitern; Militär- Versorgungsgebübren ꝛe.

Das Erforderniß für die Kriegsmarine beträgt 9 384 044 Fl. im Ordinarium, 1 860 500 im Extraordinarium. Dasselbe hat eine Er⸗ höhung von 100 456 Fl. gegen das Vorjahr erfahren.

Großbritannien und Irland.

Lon don, 4. Juli. Der Hof siedelt, der „A. C. zu— folge, am 25. d. M. von Windsor nach Os horne über. 14 Tage später wird der Deutsche Kaiser zum Besuch der Königin auf der Insel Wight erwartet. .

Der Gesetzentwurf, betreffend die Abtretung Helgolands, wird im Laufe der nächsten Woche im Oberha use eingebracht werden. ö.

In ihrem von uns bereits im telegraphischen Auszuge erwähnten Artikel über den deutsch-englischen Vertrag schreibt die „Times“:

„Wir dürfen annehmen, daß der Vertrag vom Parlament ohne Säumen genehmigt werten wird, denn selbst die jetzige Opposition kann eine Konvention, welche von der öffentlichen Meinung des Landes so sehr gebilligt wird, kaum aus Parteirücksichten bekämpfen. Lord Salisbury versprach am Montag in seiner Erwiderung auf die Rede Lord Rolebery's, daß er dem Oberhause alle zu seiner Verfügung stebende Information vorlegen würde, sobald der Vertrag unterzeichnet sei. Man darf deshalb auf seine Rede gespannt sein. Sie wird uns eine Menge Einzelheiten mittheilen, über welche zur Zeit nur Vermuthungen bestehen,. und wir sind sicher, daß sie die allgemeine Anschauung bestätigen wird, daz England einen Handel gemacht hat, welchen es nicht zu bedauern hat. Diejenigen, welche so leicht kei der Hand sind, ein Abkommen zu kritisiren, ver⸗ gessen, wie schwierig es ist, über Grenzen in riesigen, entfernten und nur halb erforschten Gegenden zu verhandeln. Es kann in solchen Fällen nicht ausbleiben, daß Leute, welche durch irgend eine

Aenderung des status quo ihre Interessen bedroht glauben, ein

Geschrei erheben. Im Ganzen ist die öffentliche Meinung der beiden Länder ziemlich befriedigt von dem jwischen Lord Salisbury und dem deutschen Reichskanzler geschlossenen Handel. Es ist der richtige Augenblick zur Abtretung Helgolands gewählt und ein genügendes Entgelt dafür erlangt worden. Mit gewissen Ausnahmen, wie daß unsere südliche und östliche Einflußsphäre nahe dem Tanganvika⸗ See zerschnitten sind und im Ngamilande zu viel nachgegeben worden ist, haben wir ein gutes Geschäft in Afrika gemacht. Und dieses sieht das englische Volk im Allgemeinen ein.“

Bei der gestrigen Berathung des Kriegsbudgets im Unterhause erklärte der Staatssekretär des Krieges Stanhope, einem Wolff'schen Telegramm zufolge: Die Regierung nehme den von der Kommission unter Vorsitz Hartington's gemachten Vorschlag an, einen Heeresrath und einen Flottenrath zu errichten, und zwar in der Form eines Kabinetsausschusses, in welchem die Ministerien des Krieges, der Flotte, des Aus⸗ wärtigen, der Kolonien und Indiens vertreten sein sollen. Im Kriegs-Ministerium wird auch ein Mili—⸗ tärrath sowie ein Beförderungsrath errichtet. Ueber die Aufhebung des Postens des DOber-Befehlshabers fänden noch Erwägungen statt: General Wolseley, welcher im Oktober zurücktritt jedoch nicht wegen Meinungsver⸗ schiedenheiten mit den Ministern werde durch Redvers Buller ersetzt werden, da , , Roberts noch zwei Jahre in Indien bleiben müsse, um wichtige Aufgaben durch— uführen.

In seiner vorgestrigen Nachmittagssitzung hat das Unter⸗ haus nach langen Debatten den Gesetzentwurf mit 224 gegen 50 Stimmen zur dritten Lesung zugelassen, welcher ver⸗ änderte , trifft bezüglich der Verant⸗ wortlichkeit von irektoren für Angaben in Emissionsprospekten u. s. w. Nach längerer Be⸗ rathung, zuerst durch die ständige Kommission für Handel und dann im Plenum des Hauses, ist die Bill dahin formulirt worden, daß jede Person, welche zur Zeit einer Emission Direktor des emittirenden Instituts ist oder als solcher im Prospekt genannt wird, jedem Subskri⸗ benten entschädigungspflichtig sein soll für Verlust oder Schädigung durch inkorrelte oder irreführende Angaben, die im Prospekt, in der Emissionsnotiz oder sonst einem damit usammenhängenden Bericht enthalten oder erwähnt sind. tur dann fällt die Entschädigungspflicht weg, wenn bei einer inkorrekten oder irreführenden Angabe, die nicht als

die eines Experten bezeichnet wurde, der betreffende Direktor nachweisen kann, daß er hinreichende Prüfung vorgenommen habe, um jene Angabe damals für glaubwürdig zu halten. Bei einer Angabe, die sich auf einen Expertenbericht stützt, muß der betreffende Direktor, um von der Ersatzpflicht frei zu sein, den Nachweis führen, daß der Bericht korrekt reproduzirt wurde, daß der Bericht von der Person kam, deren Namen er trägt, und daß der Emittent damals Grund hatte, den Bericht für verläßlich und den Experten für kompetent zu halten.

Die internationale Seefischerei⸗Konferenz hielt vorgestern in der Halle der Londoner Fischhändlergilde unter dem Vorsitz des Parlamentsmitgliedes Sir Edward Birckbeck ihre Schlußsitzung. Mr. Barber, der Vertreter des nationalen Seefischerei⸗Schutz vereins, welcher die Anregung zur Abhaltung der Konferenz gegeben, betonte die Nothwendigkeit der Er— greifung sofortiger Schritte Seitens der in der Konferenz vertretenen Regierungen und stellte folgenden (schon von „W. T. B.“ telegraphisch, abe nicht ganz korrekt mitgetheilten) Antrag: „Die Nonferenz er⸗ achtet es für wünschenswerth, daß eine amtliche inter— nationale Konferenz von europäischen Seemächten abgehalten werde Behufs Abschlusses einer Konvention für das Verbot des Fangens und Verkaufens kleiner platter Fische innerhalb ihrer resp. Jurisdiktionen.“ Die Delegirten Frankreichs, Belgiens und der Niederlande, sowie auch der deutsche Vertreter (Dr. Hensen) unterstützten den Antrag, der schließlich einstimmig genehmigt wurde. Gleichzeitig wurde auf Antrag des nieder⸗ ländischen Delegirten Dr. Hock der Beschluß gefaßt, daß vor dem Zusammentritt der amtlichen internationalen Konferenz die an der Seefischerei in europäischen Gewässern betheiligten Nationen so rasch als möglich statistisches und wissenschaftliches Material zur Schätzung des Schadens, der durch das Fangen unreifer Fische angerichtet wird, sammeln sollen.

Der Premier-Minister von Neufundland, Sir W. White way, traf am 1. . M. auf dem Dampfer „Caspian“ in Queenstown ein. Derselbe wird sich nach London begeben, um mit der Regierung über die Ordnung der neufund⸗ ländischen Fischereifrage zu berathen. Einem Vertreter der Presse gegenüber berichtigte er manche Uebertreibun—⸗ gen, welche von den Zeitungen gemeldet worden waren. Es sei nicht wahr, daß die Neufundländer die Steuern verweigert hätten, um gegen den modus vivendi Verwahrung einzulegen. Sie würden sich stets nur verfassungsmäßiger Mittel bedienen und hätten das Vertrauen zu der britischen Regierung, daß die Letztere eine für sie und die Franzosen befriedigende Ordnung der ., erzielen würde. Ebenso unwahr sei es, daß sich die Bevölkerung Neufundlands bewaffne und viele Einwohner für eine Annexion an die Vereinigten Staaten wären. Der Premier⸗Minister sprach schließlich die Zuversicht aus, daß die neufundländisch- Fischereifrage binnen Kurzem endgültig gelöst sein würde.

Frankreich.

Paris, 3. Juli. Der Senat genehmigte, wie „W. T. B.“ meldet, heute die Auflegung eines Zolls von drei Franken auf Mais mit 165 gegen 71 Stimmen. Die Deputirtenkammer hat die Vorlage, betreffend die Be— steuerung der . von Wein aus Rosinen, mit einem Zusatzartikel angenommen, welcher besagt, daß der fragliche Gesetzent wurf am 15. künftigen Monats in Wirksamkeit treten soll. Der Deputirte De— lafosse richtete eine Interpellation an die Regierung über die mißliche Lage der französischen Kolonisten in Tunis, für welche Seitens der Regierung nichts geschehe. Der Minister Ribot wies den der Regierung gemachten Vor— wurf zurück, legte die entschiedenen Fortschritte dar, welche in der Lage der französischen Kolonisten in Tunis eingetreten seien, und versicherte, daß es die Regierung an Fürsorge für dieselben nicht fehlen lasse. Die Kammer beschloß eine Tages— ordnung, welche die Erklärung der Regierung billigt.

Der Kriegs-Minister läßt, dem „Progrès militaire“ zufolge, augenblicklich feststellen, welches die Thätigkeit der der Ein⸗ berufung im Mobilmachungsfalle unterliegenden Beamten und Arbeiter derjenigen Fabriken rec ist, deren Betrieb besondere Wichtigkeit für die Landesvertheidigung . Es geschieht dies, damit Maßregeln getroffen werden önnen, welche den ununterbrochenen Fortgang der Arbeiten in den betreffenden Anstalten im Kriegsfalle ermöglichen. Die— jenigen Beamten ꝛc., deren Verbleiben in ihren Stellungen geboten ist, werden besonders klassifizirt werden. Es soll da— durch Fürsorge getroffen werden, daß die Anstalten durch die Einberufungen nicht derjenigen Kräfte beraubt werden, deren sie bedürfen, um im Interesse des Staats und des Heeres so lange fortzuarbeiten, bis es angezeigt erscheint, über dieselben anderweit zu verfügen.

Italien.

Rom, 3. Juli. Die Deputirtenkammer setzte, wie „W. T. B.“ meldet, heute die Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die frommen Stiftungen, fort. Artikel 18 wurde in der Fassung des Senats, für welche der Minister⸗Präsident Crispi eintrat, angenommen, desgleichen nach dem Antrage der Kommission Artikel 87, welcher einen Ausgleich zwischen dem ersten Beschluß der Kammer und dem— . des Senats bildet, sowie eine Resolution, durch welche die Regierung aufgefordert wird, den Artikel 18 des Garantie⸗ gesetzes zur Ausführung zu bringen und für den niederen Klerus vorzusorgen. Sodann wurden auch alle übrigen Artikel der Vorlage genehmigt.

Der „Osservatore Romano“ erklärt bezüglich der Annahme des Gesetzentwurfs über die frommen Stiftungen Seitens der Kammer, daß der Papst in dem Kon⸗ sistorium am 26. Juni gegen die Gesetz vorlage pro⸗ testirt habe, und veroffentlicht sodann die bezüglichen Aeußerungen des Papstes. Darnach habe der Papst daran erinnert, daß er im Jahre 1889 den Gesetzentwurf als einen solchen bezeichnete, welcher dem Rechte und der Gerechtigkeit zuwiderlaufe; da derselbe nunmehr genehmigt worden sei, so protestire er von Neuem dagegen.

Die „Riforma“ stellt die Meldung der „Tribuna“ ent⸗ schieden in Abrede, daß die italienische Regierung mit England unterhandle, um die Abtretung Suakims gegen diejenige der Gebiete des So malilandes zu erlangen, welche dem Protektorat der italienischen Regierung unter⸗ worfen seien. Die „Riforma“ bemerkt weiter hierzu, eine Regierung, welche es mit Beharrlichkeit und Fenigkeit ver⸗ standen habe, eine solide und umfassende Grundlage für die koloniale Entwickelung Italiens vorzubereiten, könne nicht daran denken, einen so hervorragenden Theil ihres Werkes preiszugeben.