1890 / 161 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 05 Jul 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Der beutige Tag gilt dem festlichen Einzug der fremden Schützen. Die Stadt bat zu Ehren der Gäste reichen Schmuck angelegt Bereits um 6 Uhr Morgens trafen die italienischen Schutzen, 28 an der Zabl, ein, unter ibnen das Parlaments-⸗Mitglied Giulio Adamolo. Obgleich die Italiener erst gestern Abend in später Stunde die Zeit der Ankunft mitgetheilt batten, waren doch noch in aller Eile alle Vorbereitungen jum Empfange getroffen. Auf dem Perron hatte die Kapelle des 2. Garde⸗Regimente Aufstellung genommen, das Empfangs- Comits war durch 16 seiner Mitglieder ertreten, euch einige Mitglieder des biesigen italienischen Unterstützungsvereins hatten sich eingefunden. Die Begrüßung war eine überaus warme.

Mittags wurden auf dem Anbaltischen Bahnbof in äbnlicher festlicher Weife die Baverischen und die Tyroler Schützen empfangen.

Die bekannte Berliner Meraillenmünze (Otto Oertel) hat an⸗ läßlich des T. Deutschen Bundesschießens 2 Medaillen prägen lassen, eine in Silber und eine in Britanniametal, letztere mit An˖· hänger. Die, dem „Dtsch Tagebl“ zufolge sehr schön geprägten Stücke, welche einen Durchmeßser von 32 mm haben, sind in hiesigen Handlungen käuflich. . .

Die alteste Fabne in dem morgen früh zu veransta tenden Schutz enzuge dürfte die Schützenfahne der Schützen ⸗Gesellschaft Kitzingen am Main sein. Dieselbe wurde der Kitzinger Shützen⸗ gilde nach der Schlacht bei Giengen (198 Juli 1462) vom Markgrafen Albrecht Achilles von Beandenburg für besondere Tapferkeit verliehen und ist sonach nunmehr 428 Jahre alt. Die Jaschrift der jeßt nur noch in Umbüllung transportfäbigen ebrwürdigen Fahne lautet; Fi; Irak Mäadsckiskki Sion Birklekl, S9. * 1Hal ByEokHsEnScRIESzEN VEBEX AVF DAsz WAN KRIEG VohRHANDEX 18 SIE SEN ALLIDAN Z VAI STREIT GERYVESSF* Fine andere historiich interessante Fahne bringen die Meraner Schützen mit. Es ist die altehrwürdige A ndrens Hofer Fahne, die den Meraner Laadstürmern im Jahre 1809 vorangetragen wurde. und deren durch feindliche Kugeln vielfach zer. fetztes Fahnentuch die Spuren der damaligen heißen Kämpfe an sich tragt.

x Im Schaufenster der bekannten Musikalien handlung Lon Raabe u. Flothow, Porsdamerstraße 7a. ist ein großes Tableau der Meraner Bürger- Kapelle, welche am Sonntag Abend ihr erstes Concert in der Philharmonie Leranstaltet, zur Schau gestellt Dieses Tableau wurde zur Erinnerung an das IX. Deutsche Bundes und Jubiläumsschießen in Frankfurt . M. im Jali 1887 angefertigt und ist in künst— lerischer Weise ausgeführt. Das große Bild selbst stellt die Kapelle, sehr geschickt gruppirt, im Nationalkostüm, im Hintergrunde die Tiroler Berge, dar, der Rahmen ist ein Meisterstück Meraner Holzschnitz kanst.

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gegenden, worüber die Säulenanschläge in den nächsten Tagen das Nähere angeben. Der Unterricht ist. um die Ueberzeugung von der Vorzüglichkeit der Roller'schen Kurzschrift in immer weitere Kreile dringen zu lassen, unentgeltlich und es sind nur die Lebrbücher mit 3 6 zu bezahlen.

Der Zoologische Garten beherbergt im östlichen Flügel des sogen. kleinen Vogelhauses nahe dem Conceriplatz eine An ahl seltener kleinerer Säugethiere, welche wobl noch nicht viele Besncer ordentlich geseben baben, da die Thiere bei ihrer nächtlichen Lebensweise am Tage in der Regel zusammengerollt auf ihrem Ruheplatz liegen, sodaß man von ihrer Gestalt wenig oder nichts erkennen kann Zu jLetziger Jahreszeit hat man aber Gelegegbeit, die irtetessanten nächtlichen Gäste zu beobachten, da die Thiere der langen Tage wegen jetzt früher munter werden und Arpetit verfrüren. Betritt man etwa zwischen 7 und 8 Ubr das ge⸗ nannte Haus, so sieht man den langgeschwänzten Nachtaffen seine tollen Sprünge vollführen, während der schwanzlose glotz äugige Katzenmaki sich als Muster eines überaus largfiamen

Geschöpfes zeigt. Der kleine Zwergmaki nimmt eine vermittelnde Haltung ein, läßt aber bei seinem Thun und Treiben stets eine ge⸗— wisse Bedächligkeit wahrnehmen. Ein interessantes Schauspiel bieten endlich die fliegenden Hunde in ihrer stets bängen Seellen in der sie ; B selbst das Essen und Trinken besorgen

sei noch auf das kleine fliegende Beuteleichborn bingem

Stettin, 4. Juli. Ueber das gestern bereits telegraphisch lurz gemeldete Ünglück auf der Oder berichtet die N. St; 3.* Gestern gegen 6 Ur Abends wollten etwa 69 Mann der 3. und 4. Compagnie des bier stehenden Pionier - Halbbataillons unter Füb⸗· rung eines Offiziers mit jwei im Schlepptau des dem Bataillon ge hörenden Dampfers „Glückauf“ sich befindenden zusammengekuppelten Pontons, von Piepenwerder kommend, an der Neuen Brücke landen. an der Landungsstelle, einer unter dieser Brücke befind⸗ lichen Wäschespüle, warde nun durch den Umstand, daß der größte Theil der Mannscaft sich in den der Wãsche⸗ spüle zunächst liegenden Ponton begab, dieser unver hãltniß⸗ mäßig beschwert. Es krachen in Folge dessen die beide Pontons ver- indenden Streckbalken, und der überfüllte Ponton kenterte. Während

die Mehrzahl der darin gewesenen Soldaten noch rechtzeitig durch einen Sprung auf die Wäschespüle sich rettete, stürzten etwa zwanzig Mann in die Oder, von denen jedoch die meisten bald aus ihrer

gefährlichen Lage befreit wurden. Nur zwei Mann der 3. Compagnie, die Pianiere König und Kargas, wurden rermißt. Die Leichen der beiden Verunglückten wurden gestern Abend aufgefunden und nach dem Garnisonlazareth gebracht

Treptow a. R., 1. Juli. (Pomm. Rchsp) Ibre Majestät die Kaiferin Friedrich bat dem Fönigsbain-Comits eine Büste des Hochseligen Kaisers Friedrich III zur Aufstellung im Königshain übermittelt. Die Büste ist aus galvanischbronzirtem Zinkguß nach der Natur modellirt von R. Schilling im Jahre 1873. Gleichzeitig auch die Büste der Kaiserin Friedrich als Pendant zu erhalten, war zur Zeit nicht thunlich, weshalb der Beschluß gefaßt und ausgeführt worden ist, provisorisch eine Gixsbüste Ihrer Majestät der Kaiserin zu beschaffen, welche mit Oelfarbe gestricihen und bronzirt wurde. Wie verlautet, wird nunmehr die feierliche Uebergabe beider Büsten durch eine große, würdige Feier im Königsbain unter Theilnabme der ge— sammien Bürgerschaft, Vereine und Schulen in nächster Zeit erfolgen.

Bautzen. (Chemnitz. Tagebl) Ein Unglücksfall, welcher leicht weitfragende Folgen nach sich ziehen kennte, ereignete sich am Vormittag des 1. Juli in der zwölften Stunde am Neubau der Marien und Martbenkircke am Albertfplatze Durch den herrschenden, ziemlich beftigen Westwind gerieth nämlich der hölzerne Oberbau des Thurmes ins Schwanken und stürzne die 36 m bohe böljzerne Thurmpyramide unter donnerähbnlichem Krachen herab, wodurch auch das Dach der Kirche nach der Ostseite zu durch geschlagen wurde. Der entstandene Staden dürfte sich auf mehrere Tausend Mark belaufen. Dabei wurden zwei Arbeiter nicht unerheblich verletzt.

folgendermaßen beschreibt: ö

Sebäuse von rostbraunem Plüsch ruhen sollen, entbält das erste die Widmung: „Ihrer Majestät der Deurschen Kaiserin Auguste Victoria ebrfürcktig gewidmet von den zum T. Deutschen Bundesschießen nach der Reickshauptfstadt gezegenen Schützen Gothas.“ Auf dem zweiten, dem Haupiblatt, befindet sich das von einem meisterlich aus den kleinsten und feinsten Mosen und Gräsern geformten Halbrabmen

eingefaßte Bild des biesigen Augustenburger Hauses; über demselben

eine aus Pflanzentbeilchen gebildete Krone, die ein kleines Wanderwerk für sich in, und in farbiger . folgender poetische Sr uß: Es stebt ein Haus u ter'm Lindenbaum, Da träumtest Du Deinen Jugendtraum. O du trautes Heim, o du goldene Zeit, Wie liegst du voll Frieden und trostbereit. Du gingst in die Welt voll Glanz und Strahl, Frauenboheit Du allzumal, In Anmuth und Gute, und gingst in Dein Glück Denkst Du ans schlichte Haus noch zurück? Wir lassen's im Grün Dir wieder ersteh'n, O laß es in Gäte und Huld gescheb'n! ter'n Lindenbaum, im Thüringerthal, Es grüßt Dich die Heimath vieltausendmal. ; Das dritte Blatt entkält einen durch Tieflage geschützten,

mylaftifch geformten, überaus zierlichen Strauß aus bunten, getrockneten

Blumen, denen ibre natürlichen Farben vollkommen erhalten, und zwijchen die wieder die lartesten Gräser und Palme kunstvoll eingefügt sind. Das sind Pflänzlein, die sonst unscheinbar am Zaun des

Wetterbericht vom 5. Juli, Morgens 8 Uhr.

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vielfach regnerisch. ö Deutschland fanden Gewitter statt. meldet 24 mm, Grisnez 37 mm Regen.

Im südlichen und nordöftlichen Cberbourg Dienstog: Silvana.

Deutsche Seewarte. Täalich: Bei günstigem

Wind. Wetter.

zar. auf 0 Gr.

9

u. d. Meeressp. ed. in Millim Temperatur in O Celsius

2

de sho C. 409

Mullaghmore 59 Q NNW Hpwolkig Aberdeen. 55 NW 1 bedeckt Christiansund It 7 Nebel Kopenhagen. I bedeckt Stockholm. ] W. heiter Haparanda. 57? Regen Moskau ... 1 Regen Cork, Queens -

. wolkig Cherbourg 8 Regen

fresser.

vo / M. Herys.

winemünde Neufahrwasser

Karlsruhe.. Wiesbaden. München .. 18 Chemnitz .. halb bed. 20 Berlin ... l heiter ö Wien .... ; ill wolkenlos 17 Breslau .. bedeckt 18 Ile d'Aix .. 6 Regen 1415 . still wolkenlos

73 Ubr.

7) Gestern Rachmittag Gewitter und Regen.

Uebersicht der Witterung. Eine Zone rniedrigften Luftdrucks erstreckt sich von

navien, mit barometrischen Miiima am Kanal und über Süd Norwegen. Bei schwacher Luftbewegung und vorwiegend sü-rlicher und südöstlicher Richtung, und ohne erhebliche Aenderung der Temperatur ift

Theater⸗Anzeigen. Zerliner Theater. Sonntag: Der Veilchen

Montag: Ter Brobeyfeil. . Dienstag: Tie wilde Jagd. Anfang 75 Uhr.

Mallner · Theater. Mamsell Nitouche. Vauderille in 3 Akten und Garten Ciarlinler r 1 Bilhern von 5. Reilßzt aar, J Millau. Mufik der Vorstellung 77 Ubr.

Vor der Vorstellung, bei gänstiger Witterrng: Großes Harten⸗Concert. Anfang des Gencerts 63, der Borstellung 74 Uhr. Montag u. folg. Tage: Mamsell Nitouche.

Montag: Dieselbe Norstellung.

Friedrich ⸗Wilhelmstãdtisches Theater und Concert-Park. 26 Sonntag: Zum 170. Male: Der arme Jo—

nathan. Operette in 3 Akten von Hugo Witt. K mann und Julius Bauer. Musik von 64h Mil cker. 195491

1 st itter. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: . Gestern Nachmittag mehrfach Gewitter ö gen

Im prachtvollen Park um 4 Uhr: Großes Doppel

*

Concert. Auftreten sämmtlicher Instrumental.! und 5 Das alte ? 8

Gesangs · Aũnstler. Nord · Frankreich nord nordost warts nach Nord. Skandi⸗ a ute: e e ,,,

Gesangs und Instrumental⸗Künstler.

. Kroll's Theater. das Wetter in Central-Europa veränderlich und badour. (Manrico: Hr. Heinrich Bötel, als Gast.)

Vorstellungen 7 Uhr.

Belle · Alliance Theater. 127. Male: Ter Nautilus.

Militãt Dor vel Concert.

Montag: Dieselbe Vorftellung.

Montag! Maurer und Schlofser.

ittwoch: stspi Heinrich Bötel. ,, . 3. und nach W. Schramm (London Hamburg). = Frl, Emma

der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be⸗

r —— —— leuchtung des Sommergartens:

Großes Concert. Anfang Sonntag 4, an den Wochentagen 54, der

Sonntag:

Im vrachwoll en glänzenden Sommergarten: Großes Auftreten samratlicher Seonniag: Zum 30. Male: Spenalitäten. Brillante Illumination des ganzen Garten Etablifsements. Anfang des Concerts 3 Uhr,

Augustenburger Gartens, im Pack und anderswo auf biesigem Boden, wo die Kaiserin so viel gewandelt ist. fiehen, nun für die Dauer als Gruß aus der Jugendbeimath auf ein weißes, von breitem, silber grauen Rahmen umschlossenes Blatt gebannt. Das Ganze wirkt in seder Beziehung harmonisch und anmuthend. Die dabei betheiligte eigenartige Kunst des Pflanzenschmucks ist dazu in ihrer Ausbildung, wie sie sie hier durch geschickte Hände gefunden hat, noch nirgends weiter erreicht.“

Bad Wildungen. In diesen Tagen ist an unserem Badeort ein neues, mit 49 Betten ausgestattetes Krankenhaus, das zum Ge- dächtniß der verstorbenen Fürstin Helene von Waldeck den Namen Helenenheim fübrt, im Beisem des hohen Protektors, des Erb⸗ Prinzen Friedrich zu Waldeck und Pyrmont, feierlichst eingeweiht worden. Dasselbe entspricht in seiner Einrichtung (Wasserleitung Badezimmer, Reconvaler centenzimmer, Operation? zimmer, Gartenanlagen 2c. durchaus den Anforderungen der Neuzeit, und ist bestimmt, in erster Linie den weniger bemittelten Badegästen, insonderheit solchen, die zugleich einer örtlichen irurgischen Bebandlung (Blasenstein ꝛc be dürfen, ferner Schwerkranken jeden Standes, welche in Gast häusern und Privatwobnungen nicht die erforderliche Ruhe und Pflege finden, endlich allein kommenden Kindern Aufnahme und treue Pflege zu gewähren. Das unter ärztliche Leitung des Hrn. Dr. Reinhold Jgestellte Haus, welches übrigens nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter geöffnet sein wird, reiht sich dadurch den in einzelnen anderen Badeorten bereits bestebenden Woblfahrtseinrichtungen als Spezial⸗Heilanstalt für Blasen« und Nierenleidende würdig an Der Vorstand einer Wohlthätigkeitsanstalt von anfänglich nur lokaler Be- deutung, insbesondere der Vorsitzende Hr Pfarrer Lau, hat es durch unermüdliche Thätigkeit und selbstloseste Pingabe ohne Inanspruch nahme weiterer Kreise zu Wege gebracht, diese neue Stätte menschen · freundlicher Wirksamkeit mit Hülfe des Kredits und opferwilliger Freunde des älteren Hauses in aller Stille entstehen zu lassen. Die freund lichste Unterstützung hat derselbe durch Hrn. Pfarrer von Bodel . schwingh Bielefeld insofern gefunden, als dieser bereits die erforder- lichen männlichen und weiblichen Pflegekräfte auch der neuen AÄnstalt zur Verfügung gestellt bat. Möge diese Heilstätte, welche berufen ist, einem thatsächlichen Bedürfniß Abhülse zu schaffen, diejenige wohlwollende Unterstützung finden, die sie in Wirklichkeit verdient, damit sie ihre schöne Aufgabe in vollem Umfange dauernd zu erfüllen vermag.

Valencia, 5. Juli. (W. T. B.) Den letzten Nachrichten zu⸗ folge sind insgesammt in zehn Ortschaften des Gebets von Valeneia 21 Cholerafälle vorgekommen, von denen 13 tödtlich verliefen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene De peschen.

Christianiag, 5. Juli. (W. T. B. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm begab Sich heute Vormittag 11 Uhr 30 Minuten uagter enthusiastischer Begrüßung Seitens des zahlreich versammelten Publikums nach dem Hafen, um an Bord der „Hohenzollern“ die Reise nach Norden fort⸗ zusetzen. Se. Majestät der König scar, welcher deutsche Admiralsuniform trug, . mit dem Kronprinzen, der die Uniform seines preußischen Regiments angelegt hatte, dem Kaiser das Geleit. Kaiser Wilhelm verabschiedete sich vom König und dem Kronprinzen aufs Herzlichste.

Danzig, 5. Juli. (W. T. B.)) Der Ober⸗Bürger⸗ meister von Winter hat unter dem heutigen Tage von seiner Besitzung Gelens aus ein Schreiben an die hiesige Stadtverordneten-Versammlung gerichtet, in welchem er anzeigt, daß sein Gesundheitszusand durch die nach dem Ausland unternommene Reise und, durch den längeren Landaufenthalt nicht in dem Maße gekräftigt sei, daß er die Leitung der städtischen Verwaltung wieder ubernehmen könne. Er bitte daher um seine schleunige Entlassung aus dem Amte. Die Stadtverordneten sind Behufs Beschluß— fassung in der Angelegenheit zu einer Versammlung in nachster Woche einberufen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Rose Bieber mit Hin. Ernst

Jimmermann mit Hrn. Kaufmann Otto Jaenicke Potsdam). Frl. Margarethe Crowe mit Hrn. Hermann Rönnebeck (Banbury Middlesbrough Frl. Gertrud Philippi mit Hrn Otto Hauff (Berlin) Frl. Margarethe Jucker mit Hrn. Johannes Zibold (Berlin). Frl. Luise Richter mit Hrn. Walter Braune (Schneidlingen admers leben). nm ***, Hr. Dr. jur. Walter Alscher mit Frl. Jutta Meitzen (Königsberg) Hr. Karl Weber mit Frl. Traudchen Werners (Köln). Hr. Lehrer Paul Gerbatsch mit Frl. Selma Peschke (Jacksckönau, Kreis Oels). Hr, Louis Kuschel mit Frl. Mathilde Mielert (Felicienhütte bei Rückers J. Schles ). Hr. Theodor Carius mit Frl. Lydia Sack (Pegau— Hohenlohe Eythra). Hr. Georg Joy mit Frl. Anna

Pallet von C. Severini. Anfang ; 19582

Wilbelmstraße 10.

Direktion: Jultius Fritzsche.

Sonntag: Der Trou⸗ Soldaten und Kinder 30 5.

Nrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes ⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof) ; . 567 ner 11 br ãgli i ; thold Bernhardt (Goldberg in Victoria -Chtater. Sonntag: Zum 320. M. er r l 6. i, Trg rin k 9 Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern zettel.

von Alex. Motz komeki und Rich. Nathanson. Musik von C. A. Raida.

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(Liebstadt = Friedrichsfelde). ,, Ein Sohn: Hrn. Landgerichts. Rath Nicolae (Plauen i. V.). Hrn. Richard Riecke (Remkersleben). Hrn. Tolksdorf (Willenberg).

Mecklenb.). Eine Tochter: Hrn. Reg Bau⸗ meister Friese (Braunfels). Hrn. Dr. Nimsch (Schmiedeberg i. Riesengeb.). Hrn. Rechts- anwalt Gloger (Reichenbach i. Schles.) Hrn. Prof. Dr Lehfeldt (Berlin). Hin. Oberlehrer Hh . ö Hrn. William M. Dux ildes beim). 3. Dunkelheit. Gestorben: Hr. Rentier , Habedank (Czarlottenburg]) Hr. Rentier C. Behncke (Schwerin). Frau Gymnasial ·˖ Direktor Wichert (Magdeburg) Hr. Dr. med Schlockow (Breslau. Hr. Partikulier Eduard Klugt (Strehlen). Frau Auguste Grieneisen, geb. Emig (Berlin).

Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin: ? Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich).

Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗ Beilage).

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Er ste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

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Einfuhr und Ausfuhr im Jahre 1889.

Die definitiven Nachweisungen über die Einfuhr des deutschen Zollgebiets in den freien Verkehr und die Ausfuhr aus dem⸗ selben im Jahre 1889 nach Menge und Werth (mit Ausschluß des Veredlungsverkehrs) liefern nachstehendes Resultat:

Für das Jahr 1889 belaufen sich die berechneten Werth— summen

der Einfuhr in den freien Ver⸗

kehr auf. . . . 4087,1 Millionen Mark der Ausfuhr aus dem freien Ver⸗ d * ö. sodaß sich ein Plus der Ein⸗ nn one . onen Mark ergiebt. Wenn aber der Werth der deklarirten Ein- und Aus⸗ fuhr von Gold und Silber in Barren und Münzen, als wenigstens zum Theil lediglich zur Ausgleichung von Zahlungs— verbindlichkeiten dienend, in Abzug gebracht wird, so ergiebt sich der Werth der Einfuhr in den freien Ver— dd der Ausfuhr aus dem freien Ver— M das Plus der Einfuhr da⸗ J Milli nen Mart.

Im Vergleich zum Jahre 1888 berechnet sich die Ein— fuhr im Jahre 1889 der Menge nach um 4 744269 t, dem Werthe nach um 651,2 Millionen Mark höher, die Aus fuhr dagegen der Menge nach um 2447 797 und dem Werthe nach um 96,? Millionen Mark niedriger. Nach Abzug von Gold und Silber in Barren und Münzen stellt sich das Plus der Einfuhr der Menge nach auf 4744 333 t, dem Werthe nach auf 724,4 Millionen Mark, das Minus der Ausfuhr dagegen der Menge nach auf 2447 805st und dem Werthe nach auf 39,? Millionen Mark.

Diese Ergebnisse haben der Hauptsache nach ihren Grund einerseits in der außergewöhnlich starken Einfuhr von Nahrungs- und Genußmitteln, sowie von Roh— stoffen und Halbfabrikaten der Textil- Holz- und Metallindustrie; anderereits in einem Rückgang der Ausfuhr, weniger von industriellen Erzeugnissen, als vielmehr von Schlachtvieh und Nahrungsmitteln, beziehungsweise in einer Zunahme des Veredlungs— verkehrs besonders hinsichtlich der Veredlung im Inlande.

Zur richtigen Würdigung der Zahlen für 1889, insbe— sondere auch der Ergebnisse des Vergleichs mit denjenigen für 1888, ist darauf hinzuweisen, daß Hamburg und Bremen, sowie einige preußische und oldenburgische Gebietstheile mit einer höchst konsumfähigen Bevölkerung von rund S800 000 Köpfen am 15. Oktober 1888 dem deutschen Zollgebiet angeschlossen worden sind. Selbstverständlich ist diese Territorialänderung des Zollgebiets von wesent⸗ lichem Einfluß auf den Waarenverkehr desselben gewesen. Speziell in der Ausfuhr bewirkte sie einen Ausfall; denn diejenigen Waarenmengen, welche früher aus dem freien Verkehr des deutschen Zollgebiets nach den Zollausschlüssen an der Elbe und Weser zum Verbrauche daselbst ausgeführt und demzufolge in die Ausfuhrnachweisungen aufgenommen wurden, kommen seit dem Zollanschluß nicht mehr zum Nachweis.

Die Einfuhr in den freien Verkehr wurde dagegen durch die Territorialänderungen des Zollgebiets gehoben, und zwar nicht nur durch den Hinzutritt einer so hervorragend kaufkräftigen Bevölkerung, wie die Hamburgs und Bremens, zur Bevölkerung des Zollgebiets, sondern auch durch die Er⸗ streckung der statistischen Nachweise seit dem Zollanschluß auf die als Stapelartikel dieser Städte in großen Mengen zur Einfuhr kommenden Waarenartikel fremden Ur— sprungs.

Von zoll⸗ oder steuergesetzlichen Maßregeln, welche den deutschen Einfuhr- oder Ausfuhrhandel im Jahre 1889 mehr oder minder beeinflußt haben, sind anzuführen: das Verbot der Einfuhr von lebenden Schweinen aus Rußland, Oesterreich— Ungarn und den Hinterländern Oesterreich-Ungarns in Deutschland vom 14. Juli 1889, die Verbote der Einfuhr von Vieh aus Deutschland in Belgien, Frankreich und Großbritannien, das italienische Gesetz vom 11. Juli 1889, betr. Abgaben von Spirituosen, die Abänderungen des deutschen Zolltarifs durch den Zusatzvertrag vom 11. November 18383 zu dem Handels⸗ vertrage zwischen Deutschland und der Schweiz vom 23. Mai 1881, sowie die Abänderungen, welche die Zolltarife der Schweiz, von Rußland, Schweden und Norwegen, sowie von Peru und Mexiko in den beiden letzten Jahren erfahren haben.

4015,1 Millionen Mark 3166,97 2 2

Der Vaterländische Frauen ˖ Verein.

(Auf Grund des Berichts über die WIV. Generalversammlung des Vaterländischen Frauen- Vereins am 10. März 1890. Berlin, Buch druckerei der Post“‘, Kayßler u. Co., Zimmerstraße 9g4)

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin hat mittelst Handfchreibens vom 31. Januar das Protektorat über den Verein übernommen. .

Eine der vornehmsten Aufgaben der Vereinstätigkeit war auch in dem vergangenen Jahre die Linderung eines über Theile unseres Vaterlandes verhängten, durch die Ueberschwemmungen verursachten Rothstandes, bezw. den Nachwirkungen alter Noth abzuhelfen, wie gleichzeitig auch dem durch gleiche neue Noth hervor- gedrängten Bedürfniß nach Kräften zu genügen. So groß nun auch die Noth in den speziell von den vor- jnhrigen Ueberschwemmungen betroffenen Bezirken wars so hat doch im Großen und Ganzen der Nothstand des vorigen Jahres lücklicher Weise einen wesentlich geringeren Umfang als der des ahres 1883 gehabt. Zweifellos haben die Vereine jener Bezirke erhebliche neue Opfer zu Gunsten der Bedrängten gebracht; doch ist es nicht nötbig gewesen, die allgemeine öffentliche Mildthätigkeit noch⸗ mals anzurufen. Die erforderlichen Geldũberweisungen der Central ˖ stelle haben noch aus den im Jahre 1888 gesammelten Geldern bestritten werden können. Nach Posen, als der meistbetbeiligten Provinz, wurden im Ganzen 163 000 ιν gesendet. Westyreu ßen erhielt weitere 40 000 66, im Ganzen 105 D009. . Je 20 000 erhielten Brandenburg und Sstpreußen zu den früheren 27 100, bezw.

Berlin, Sonnabend, den 5. Juli

24000 , je 10 009 Schlesien und Hannover zu den früheren 35 500 bezw. 10 000 ½; 5050 S Pommern. Kleinere Be⸗ träge wurden demnächst noch einzelnen Vereinen Schlesiens, West— falens und Sachsens zugewendet. So wurden aus dem Ueberschwem mungsfonds, aus welchem zur Zeit des vorigen Generalberichts 274 771,69 4 verausgabt waren, seitdem fernere 189 247, 15 6, zu- sammen also 464 91834 6 verwendet, sodaß nur noch ein Rest von 254 320,47 ½ verblieben ist. Nach den eingegangenen Berichten läßt sich annehmen, daß die vorgedachten Beträge ausgereicht haben, zur Linderung der durch die Ueberschwemmungen verurfachten Schäden so weit beizutragen, wie dies in sachgemäßer Weise von der öffentlichen Mildthätigkeit und insonderheit von dem Vaterländischen Frauen⸗ Verein nach den Aufgaben desselben erwartet werden darf.

QOberste Aufgabe des Vaterländischen Frauen ⸗Vereins ist nach dem Statute desselben für den Fall eines Krieges die Fürsorge für die im Felde Verwundeten und Erkrankten Diese Fürsorge bedarf aber einer Vorbereitung schon im Frieden. Was in dieser Beziehung Seitens der Vereine zu thun ist, ist gerade in letzter Zeit lebhaft in Fluß gekommen. Schon auf der vor drei Jahren stattgebabten Delegirten⸗Konferenz war ein sehr bedeutsames Moment dieser Richtung allseits zum Ausdruck gekommen, nämlich daß für die Vorbereitung jener Kriegsthätigkeit der engste Anschluß der Frauen-Vereine an die Männer -⸗Vereine zur Pflege im Felde verwun⸗ deter und erkrankter Krieger und zwar nicht bloß in den beiderseitigen Spitzen, sondern in ihrer ganzen Gliederung, vor Allem in der Provinzialinstan; überaus wichtig ist. Deshalb wurde der größte Werth darauf gelegt, daß auch in den— jenigen Provinzen, in welchen bislang eine Zusammenfassung der Frauenvereine in Provinzialverbände noch nicht bestand Posen und Schleswig⸗Holstein —, eine solche baldigst zu Stande ge— bracht werde. Es ist mit besonderer Genugthuung zu begrüßen, daß es gelang, i. J. 1888 den Posener, im vorigen Jahre den Schleswig“ Holsteiner Provinzialverband zu begründen und damit die nothwendige Voraussetzung einer wirksamen Kriegsthätigkeit des Vaterländischen Frauen ⸗Vereins nunmehr in allen Provinzen zur Erfunung zu bringen.

Auch die Bestrebungen auf dem Gebiet der haus— wirthschaftlichen Ausbildung der Mädchen aus den ärmeren Volksklassen haben ihren Fortgang genommen. Aus⸗ weislich der eingegangenen Berichte wird von einer sehr großen Zahl von Frauen ⸗Vereinen der Näh-, Strick. und Flickunterricht in mannigfachster Weise gepflegt und gefördert. Ein Unterricht in Kochen und Haushaltung findet erst an verhäl tnißmäßig wenigen Orten statt. Besondere Bedeutung hat der in Kassel unter wesentlicher Mitwirkung des Vaterländischen Frauen⸗ Vereins gemachte Versuch, den hauswirthschaftlichen Unterricht in unmittelbare Verbindung mit der Volksschule zu bringen. In Bielefeld ist eine Koch, und Haushaltungsschule eingerichtet und mit Erfolg geleitet. In Sraunschweig, Eschwege und Myslowitz wird in der Volksküche Kochunterricht ertheilt, in Iserlohn und Diez in den Herbergen zur Heimath, in Magde burg im Kaiserin ⸗Augusta-⸗Stift Haushaltungsunterricht. In Lissa werden junge Mädchen Behufs ihrer wirthschaftlichen Unterweisung auf einige Monate praktischen Hausfrauen, die keine Dienstmädchen halten, überwiesen, eine Einrichtung, welche einfach und billig ist und sich bis jetzt bewährt hat.

Die Haupitthätigkeit der Vaterländischen Frauen⸗Vereine lag im verflossenen wie in früheren Jahren auf verschiedenen Gebieten werk thätiger Rächstenliebe, auf welchen sie sich in immer steigendem Maße weiter entwickelt hat. Erfreulich ist es besonders, daß sich immer mehr Vereine zur Aufgabe gesetzt haben, durch Berufung von geist— lichen oder weltlichen Krankenpflegerinnen eine geordnete Ge— meinde⸗Krankenpflege einzurichten bezw. die vorhandene zu erwei⸗ tern und damit eine Einrichtung zu treffen, die in demselben Maße von unmittelbarstem gegenwärtigen Segen für die notbleidende Be— völkerung ist, wie sie andererseits in wirksamster Weise der Kriegsaufgabe des Vaterländischen Frauen Vereins vor⸗ arbeitet. Denn mit jeder Krankenpflegerin, der im Frieden ein neues Feld der Thätigkeit eröffnet wird, wäͤchst die Zahl derer, welche im Kriege unseren verwundeten Kriegern Pflege und Hülfe zu bringen vermögen.

Groß ist auch die Zahl der von den Vereinen unterhaltenen oder unterstützten Kleinkinderschulen und ⸗Bewahranstalten, Kinderrettungs⸗ und Erziehungsanstalten, Asyle, Krankenhäuser, Suppenküchen, wie sich denn überhaupt die Wirksamkeit der Vereine in all den verschiedenen Formen bethätigt, in denen Noth und Elend gelindert werden kann.

Die Zahl sämmtlicher Vereine ist auf 716 gestiegen. Die Zahl sämmtlicher Mitglieder beträgt jetzt 95 509 gegen 90 205 im Vorjahre. Das baare und Kapitalsvermögen der einzelnen Vereine ausschließlich des Hauptvereins betrug am Anfange des Jahres 2019151 6 Hierzu traten an Einnahmen im Laufe des Jahres 1709 559 6, und es verblieb nach Abzug der Ausgaben von 1650098 4 ein Bestand von 2159611 S, also gegen das Vorjahr ein Mehr ven 140 460 Außerdem besitzen die Vereine Grundstuͤcke, Anstalten und Invegtarien im Werthe von 2091161 , sodaß einschließlich der beim Haupt—⸗ verein befindlichen Bestände sich ein gegenwärtiges Gesammt— vermögen des Vaterländischen Frauen ⸗Vereins von 4 838 341,74 40 ergiebt 421 732,53 S mehr als im Vorjahre.

Der Hauptverein in Berlin mit der Doppelstellung, einer seits als das die ganze Vereinsgemeinschaft einigende Band, anderer⸗ seits in gewissem Sinne Lokalverein, übt seine lokale Wohlthätigkeit, vermittelt durch Unterstützung ihm befreundeter Vereine (Berliner Frauen ⸗Groschen Verein und Berliner Frauen ⸗Verein zur Unter stützung ver schämter Armen) aus

Der Ostpreußische Provinzial ⸗Verband ist in seiner Thätigkeit i. J. 1889 zumeist durch die Ueberschwemmungsschäden in Anspruch genommen worden.

Der Verband der Westpreußischen Vaterländischen Frauen⸗Vereine hat nur in geringem Maße die Möglichkeit gehabt, größeren organisatorischen Aufgaben gerecht zu werden. Zurück⸗ zufübren ist dies auf den Umstand, daß bisher Männervereine vom Rothen Kreuz innerhalb der Provinz nicht bestanden. Erhofft werden darf, daß das Jahr 1890 hierin erfreulichen Wandel herbeiführen werde.

Der Verband der Vaterländischen Frauen -Vereine der Provinz Brandenburg konnte sein Wirken zumeist an be— sondere Vereinsanstalten anschließen und die Einrichtung von Volks⸗ küchen, Suppenanstalten, Kaffeestuben. Kranken⸗ und Siechenhäusern, sowie die Krankenpflege⸗ und Diakonissenstationen fördern.

Der Verband der Vaterländischen Frauen⸗Vereine der Provinz Pom mern hat seine Thätigkeit hauptsächlich dem Diakonissenwesen zuwenden können; die Zahl seiner Diakonissen be⸗ trägt 65.

Der Verband der Vaterländischen Frauen⸗Vereine der Provinz Posen hatte ein überreiches Feld der Thätigkeit an der Linderung der großen, durch die Ueberschwemmung verursachten Noth und hat auf diesem Gebiet redlich seine Pflicht gethan.

Der Verband der Vaterländischen Frauen⸗-Vereine der Provinz Schlesien 81 Vereine mit 11974 Mitgliedern! hat ebenfalls in Begegnung der Ueberschwemmungsnoth eine ange⸗ strengte, gesegnete Arbeit geleistet und außerdem seine Thätigkeit auf alle Gebiete der Wohlthätigkeit, wie Krankenpflege, Armenunter⸗ stützung u. s. w. nach wie vor erstreckt.

1890.

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Der Verband der Vaterländischen Frauen ⸗Vereine für die Provinz Sachsen linderte Schäden, welche durch Wolken⸗ brüche verursacht waren, förderte das Kleinkinder ⸗Schulwesen und ver— folgte in zweckmäßiger Weise die Vorbereitung für eine etwaige Kriegsthätigkeit.

Der Verband der Vaterländischen Frauen-Vereine der Provinz Schleswig-Holstein richtete sein Augenmerk auf die Bildung neuer Zweigvereine und erreichte den Zusammenschluß der Vereine.

Der Bezirksverband der Vaterländit hen Frauen— Vereine für den Regierungsbezirk Kasser weist in seiner Thätigkeit zwei Punkte von allgemeinem Interesse auf: die Ein— führung des hauswirthschaftlichen Unterrichts in der Volkeschule und die Aufstellung eines Mobilinachungsplanes der gesammten Vereine vom Rothen Kreuz.

Der Bezirks-Verband der Vaterländischen Frauen Vereine für den Regierungsbezirk Düsseldorf übte um⸗ fassende Armenpflege und verschaffte allgemein mit bestem Erfolg Arbeitsgelegenheit.

Der Verband der im Herzogthum Braunschweig bestehenden Zweigvereine des Vaterländischen Frauen⸗ Vereins vertiefte erheblich und erfreulich das Interesse an der Sache des Rothen Kreuzes, gründete neue Zweigvereine, in welchen zum Theil wacker gearbeitet wird, namentlich auch an der Fort— bildung und Behütung jüngerer Fabrikarbeiterinnen, und hat sich mit dem Landesverein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger zu dem Abkommen zusammengethan, im Mobilmachungsfalle zu sofortiger gemeinschaftlicher Arbeit zusammenzutreten.

Möge der Vaterländische Frauen ⸗Verein auch fernerhin wachsen und gedeihen zum Segen des Vaterlandes!

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Man schreibt der N. Fr. Pr. aus Hamburg: „Der Ausstand der hiesigen Maurer und Zimmerleute geht mit Riesenschritten seinem Ende entgegen. Wohl noch nie hat ein Geselcenverband in so übermüthiger Weise die Beziehungen zu den Arbeitgebern ab— gebrochen, wie gerade in diesem Falle. Die Leute verdienten hier sechs Mark täglich bei zehnstündiger Arbeitszeit, im Aecord— verhältniß sechzig, siebzig, ja sogar achtüiig Mark und mehr in der Woche. Ihre Forderung bestand jedoch in dem internationalen Postulate des achtstündigen Arbeitstages, welches von den Meistern, die auf alle Lohnerhöhungen bereitwillig eingegangen waren, entschieden abgelehnt wurde. Der Zuzug österreichischer, namentlich böhmischer Maurer und Zimmerer hat gegenwärtig in Hamburg einen Umfang erreicht, der dem ohnehin schon in den letzten Zügen liegenden Strike baldigst ein Ende zu machen verspricht.“

Der in Hamburg neugegründete evangelisch⸗soziale Arbeiterverein hat sein Statut veröffentlicht. Ueber Zweck, Mittel und Mitgliedschaft des Vereins wird, der N. A. Ztg. zu⸗ folge, darin bestimmt: Der Verein steht auf dem Boden des evange— lischen Glaubens und hat den Zweck: 1) das evangelische Bewußtsein unter den Glaubensgenossen zu stärken; 2) Treue zu Kaiser und Reich und Liebe zum Vaterlande zu pflegen; 3) die soziale Reform politik, wie sie vor Allem von unserem Kaifer erstrebt wird, zu ver treten und zu fördern; 4) zur Wahrung oder Wiederherstellung eines friedlichen Verhältnisses zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern nach Kräften mitzuwirken, berechtigte Interefsen und Ansprüche des einen wie des anderen Theiles zu unterstützen, unberechtigte zu be—⸗ kämpfen: 5) die sittliche und allgemeine Bildung seiner Mitglieder zu fördern und insbesondere das Familienleben zu pflegen; 6) den Mitgliedern nach Möglichkeit Arbeitsgelegenheit zu verschaffen und in unverschuldeten Nothfällen Beistand zu leisten. Der Zweck des Vereins soll erreicht werden: 1) durch regelmäßige Zu⸗ sammenkünfte; 2) durch Vorträge mit freier Diskufsion und entsprechenden Beschlüssen; 3) vorkommendenfalls durch Anträge an die Staats- und Reichsbehörden; 4) durch Gründung einer Bücher— sammlung und Verbreitung guter Schriften und Zeitungen; 5) durch Errichtung einer Unterstützungskasse. Mitglied kann jeder im ham— burgischen Staatsgebiet wohnhafte evangelische Christ werden, der sich eines um bescholtenen Rufes erfreut und das achtehnte Lebensjahr voll endet hat. Der Neuaufgenommene hat sich durch Unterschrift zur Befolgung der Statuten zu verpflichten. Jedes Mitglied hat einen monatlichen Beitrag von mindestens 20 3 zu bezahlen.

Nachdem die ausständigen Maurer und Zimmerleute in Rost ock die Fortsetzung des Ausstandes beschlossen haben, machen laut Mittheilung der ‚Rost. Ztg.“ die Innungen der Maurer- und Zimmermeister und der Verein der Bauunternehmer zu Rostock be— kannt, daß sie die ruhig gesinnten Maurer und Zimmerleute zu den alten Bedingungen (42 3 bei 106 stündiger Arbeitszeit) wieder anzu— stellen bereit sind, wenn dieselben sich bis zum 8. d. M. zur Arbeit melden, daß aber nach dieser Zeit ihre Baustellen und Werkvlätze den Ausständigen für das Jahr 1890 verschlossen bleiben werden.

In Kiel fand laut Bericht der „Kiel. Ztg. am 2. Juli eine von etwa 1200 Personen besuchte Arbeiterversammlung statt, in der u. A die Petition der Arbeiterpartei an den Reichstag zur Besprechung gelangte. Der Referent verlas die Petition und suchte dann nachjuweisen, daß der internationale Kongreß für den Arbeiterschutz in Berlin ganz den Spuren des internationalen Arbeiter⸗ kongresses in Paris gefolgt sei.

In Bochum ist der Bergmann Bunte von der Leitung des alten Bergarbeiter Verbandes zurückgetreten. Dieser Rücktritt wird, der K. V.. Z. zufolge, auf eine stärker werdende antisozialistische Strömung innerhalb des Verbandes zurückgeführt. Als Nachfolger wird der Bergmann Bauer aus Weitmar genannt, während des Aus— standes der Vertreter ruhiger Elemente.

Der Regierungs⸗Präsident Freiherr von der Recke in Düsseldorf hat am 1. Juli, der „K. Z.“ zufolge, den Vorsitzenden des Nieder rheinischen Weberbundes Jenneskens aus Krefeld empfangen und mit demselben in längerer Unterredung wichtige Angelegenheiten der Sammt und Seidenhandweberei besprochen. Der Unterredung wohnten der Vorsitzende der evangelischen Arbeitervereine, Pfarrer Lic. Weber und ein Abgeordneter des Weberbundes aus Rheydt bei. In Krefeld soll ein großer Webertag stattfinden, auf dem die Abgg. Hitze und Bachem sprechen und an dem die obengenannten Herren sowie ein Regierungs⸗Kommissar tbeilnehmen werden

Ein Beschluß der Klempner und Dachdeckermeister in Köln, nach welchem diejenigen Gesellen, welche bis zu einem be— stimmten Tage nicht aus dem Fachverein ausgeschieden sind, entlassen und von keinem Meister in Arbeit genommen werden sollen, hat in Arbeiterkreisen eine große Aufregung hervorgerufen. Die Arbeiter ver⸗ schiedener Branchen haben, wie man der „Kreuzztg“ meldet, dem Fachverein für den Fall einer Arbeitersperre ihre üÜnterstützung zu gesagt. Auch soll ein Bureau zur Entgegennahme und Ausführung von Klempner und Dachdeckerarbeiten von den Gesellen ins Leben gerufen werden.

Der Rechtsschutzuerein der pfälzischen Bergleute ist, wie die ‚Elbf. Ztg. unterm 1. Juli aus Saarlouis meldet, bei der Bergwerksdirektion um Herabsetzung der Arbeitszeit