ist vorhanden zur Unterbringung der zahlreichen exotischen Gewächse während des Winters, welche jetzt auf dem Vorplatz w,, e Auf der anderen Seite des Schlosses steht ein Jiemlich ausgedehntes Warm haus, in dem die feinsten Spalierobstsorten, auch Feigen gezogen werden; hier giebt es z. B. bereits reife Weintrauben Nach diefer Seite hin zieht sich der über 20 ha große Park die fanft ansteigende Höhe binauf. Der Park ist prachtvoll; er enthält eine Über reiche Fülle herrlicher alter Bäume, Laub- und Nadelbölzer aller Arten, unter letzteren auch schöne ausländische Exempkaré. Gine gerade Allee alter Kastanien führt in den Park hinein, deffen übrige Wege sich aber in Bogenlinien schlängeln. Vielfach sind Auesichts⸗ punkte vorhanden, die geschickt angelegt, einen Blick auf die anmutige Gegend zulaßsen. Der Park ist zum größten Theil von einer Mauer bejw. einem Eisengitter umgeben; nur nach Süden zu, wo er an die Niedwiesen grenzt, ist ein Drahtzaun gezogen; hier würde eine Mauer das liebliche Landschaftsbild auch wesentlich beeinträchtigen. Vom Schloffe führt nach Norden zu eine gerade, vielleicht 200 m lange Straße, die von alten Platanen eingefaßt ist, sanft bergan zu dem hart an der Chauffee Metz ·Saarbrũcken befindlichen Parkthor. Eine weitere Zierde des Guts ist der großartig angelegte Gemüse. und Obstgarten von gan- bedeutender Ausdehnung. Besonders schätzenswerth erscheint die Waßsserversorgung des Guts durch eine Leitung, welche nicht nur in der Küche und im Badezimmer u. s. w. das Waffer für die Haus- haltung giebt, sondern auch zablreiche Laufbrunnen in Gärten, Ställen und Höfen, und sogar eine auf dem Vorplatz befindliche Fontäne speist. Die beiden gleichzeitig mit angekauften Pachthöfe Chauffy und Les Menils liegen in unmittelbarer Nähe des Schlosses; sie besitzen gute massive Gebäude, der Ackerboden ist nicht allzuschwer, trägt aber durchweg Weizen; die Wiesen, im Ganzen 25 Hektar, sind vorzũglich.
Das Königliche französische Gymnasium feiert in diesem Jahre das Fest seines zwe ibundertjährigen Bestehens. Am 1. Dezember findet in den Vormittagsstunden eine Feier in der Aula des Gymnasiums statt, für den Abend wird in denselben Räumen eine Schülcr-Aufführung geplant. Zu beiden Festakten sollen Ein— ladungen ergehen, soweit der Raum es gestattet. Für den 2. De⸗ zember ist von dem „Verein ehemaliger Schüler des fran— zösischen Gymnasiums“ ein Festmahl, in Aussicht genommen, bei welchem alle früheren Lehrer und Schüler der Anstalt willkommen geheißen werden. Der derzeitige Direktor der Anstalt. Dr. Schulze, ist gern bereit, eingebendere Auskunft zu ertheilen, auch nehmen die OHrrn. Rechtsanwalt Dr. Calm und Musikverleger Challier schon jetzt provisorische Erklärungen zur Theil nahme am Festmahl entgegen.
Ueber die Durchlegung der Zimmerstraße berichtet das Volk‘ Näheres: Die in dem betreffenden Gartenabschnitt befindlichen Bäume sind schon zu zwei Drittel gefällt, und von der Zimmerstraße her wird seit einigen Tagen Sand in den Garten gefahren, nachdem vorher in dem jwei Meter tiefer gelegenen Garten ein Fahrdamm aufgeführt worden ist. Die Fluchtlinien für die beiden Einfassungs⸗ mauern sind bereits abgesteckt und ihr Aufbau dürfte auch bald 'in Angriff genommen werden.
Als zweites Opfer des Unglücks in Kummers dorf ist am Dienstag, der . T. Rdsch. zufolge, der schwer verletzte Kanonier Stenzel, nachdem ihm zuvor das linke Bein abgenommen worden war, gestorben.
Spandau, 28. Juli, (W. T. B.) In dem Dorfe Grüne— feld bei Spandau hat gestern bei einem Gewitter ein Wirbel« sturm große Verheerungen angerichtet. Ein großer Theil der
Mit der Gruppirung des Festzuges, mit dem Entwurfe der Wagen Künstler Den Duyts, Jean Baes und Julien Dillens betraut worden. Dieselben sind ihrer Aufgabe im weitesten Sinne gerecht geworden. Das farbenprächtige Bild, welches in den mit Fahnen. Teppichen und Blumen geschmückten Straßen der Stadt sich entrollte und die Kämpfe und Siege einer glorreichen Vergangenheit nochmals den erstaunten Blicken der Kinder des neunzehnten Jahrbunderts vorführte, trug bis in seine Einzelheiten den Stempel der Schönheit sowie der Echtheit. Mehr als 800 aufs reichste kostämirte Personen zu Fuß zu Wagen und zu Pferde nahmen an dem Zuge Theil; er zerfiel in sechs Haurtgruppen, deren jede einen großen Fesiwagen mit sich führte. Die erste Gruppe bezog sich auf den Kompromiß des Adels zu Breda, die zweite auf das Barket der Geusen in Brüssel. Kavaliere und Musikbanden der Bürgerwehr eröffneten den Zug, dann folgten die von Reitern getragenen Banner der siebzehn Provinzen. Nach den Kartellträgern der Staͤdte, in denen die ersten Versammlungen der Verbündeten stait— gefunden batten, kam eine Gruppe der zu diesen Versammlungen be⸗ rufenen Adligen: Wilhelm von Oranien, die Grafen Egmont und Hoorn, Brederode, Ludwig ron Nassau u. s. w. Unmittelbar darauf folgte der Festwaren mit dem Banket der Geusen: ein altertbümlicher Saal aus der Culemburg zeigt die Verbündeten in dem Augenblick, wo Brederode, den Napf in der Hand und den Beitelsack auf dem Rücken, den Namen . Geusen (Bettler), den Graf Berlaimont svottweise den Unterzeichnern des Kompromisses gegeben hatte, als Ehrentitel be— ansprucht Hinter dem Wagen schritten Kartellträger mit den Wahl⸗ rüchen der Geusen und eine zahlreiche Gruppe von Herren in der Tracht der Geusen, welche, wie ein Geschichtsfchreiber jener Zeit sagt, „lächerliche graue Gewänder trugen, ihre Baͤrte kur; schören und unter der Nase einen langen türkischen Schnur bart hatten?. Die dritte Gruppe war der Zug der Grafen Egmont und Hoorn nach der Richtstãtte. Voraus zogen Pfeifer und Trommler, donn folgte ein malerischer Trupp spanischer Soldaten, Kavalier, Lanz« knechte. Arkebusiere, Hellebardiere, in deren Mitte sich der Arme⸗ sünderkarren mit den beiden Verurtheilten befand. Vor dem Karren schritt der berüchtigte Profoß Spelle, von Den Brüsselern Svpellekens genannt, welcher schließlich selbst auf das Schaffot wandern mußte, nachdem er vorher mehr als 3006 FPerfonen hinauf geschickt batte. Hinter dem Karren schrilten Solbaten mit brennenden Lunten und Artilleristen mit ihren unförmlichen Kanonen. Die „Brüsseler Union' und Don Juan von Ocesterreich bildeten die vierte Gruppe, an deren Spitze die Kartellträger der Union und die Wappenherolde der Hauptunterzeichner nebst einer Musikbande schritten. Ihnen folgte Don Juan, dem sein Bannerträger und sein Schildträger voranschritten; Soldaten der Bürgerwehr, die Gilden der- Freisckützen und der Armbrustschützen bildefen den Schluß der Gruppe. Die fünfte Gruppe wardie allegorische Darstellung des Re⸗ ligionsfriedens und der Zünfte. Auf herrlichem Festwagen thronte eine weibliche Figur, den Oelzweig in erhobener Rechten und um sich geschaart die symbolischen Darstellungen der Toleranz, der Krast, des Ueberflusses und der Freiheit. Dann kamen“ die Ver⸗ treter der Handwerker, die , der 10 Nationen und Träger mit den Abzeichen der 52 Korporationen, gefolgt von dem Wagen der Zünfte, welcher die zu Brüssel hauptsächkich ge— pflegten Luxusgewerbe, die Spitzenklöppelei, die Teppichweberei, die Goldschmiedekunst u. s. w. darstellte. Die sech ste Gruppe war dem Prinzen von Oranien und dem Herzog von Nassau, Wilhelm dem Schweiger, und der Verherrlichung der Wiffenschaften und Künste der 16. Jahrhunderts gewidmet Voran schritten die Behörden der Stadt Brüssel mit Bannertrãger und Herold, gefolgt von dem Schweiger und dessen Freunden Marnix und Van den Tempel, dem calvinistischen Gouverneur von Brüssel. Dann kamen die Rhetoriker, welche die
. ist abgedeckt, der Kirchthurm um gestürzt und eine Mühle zerstört. Das Dorf gewährt ein Bild furchtbarer Zerstörung. Menschen sind anscheinend nicht ums Leben gekommen.
Oberammergau, 21. Juli. Der Darsteller des Christus im Passionsspiel, Mayer, erhielt, wie die M. .A. Z.“ meldet, gestern vom Papst einen prachtvollen Rofenkranz zum Geschenk Begleitet war derselbe von einem schmeichel haft abgefaßten Sch reiben mit eigenhändiger Unterschrift Sr. Heiligkeit.
London, 24. Juli. (B. T. B.). Nach einer bei Lloyds ein— gegangenen Depesche aus Rio de Janeiro ist der deutsche Dampfer Buenos Aires“ aus Hamburg bei der Insel Raza untergegangen. Die Mannschaft und die Passagiere wurden gerettet. ö
Nach einer Depesche aus Athen fand gestern bei der Insel Cerigo ein Zusammenstoß zwischen dem österreichischen Llovddampfer Berenice“ und dem britifchen Dampfer „Holwavy ' statt. Der Dampfer Berenice mußte beim Kap Spati auf den Strand laufen, um das Sinken zu verhindern. Der Messageriedampfer Dou ro“ ist mit 57 Passagieren vom Wrack der „Berenice“ in Syra eingelaufen.
Brüssel. Ueber den großen hist or ischen Festzug zur Feier des 25 jährigen Regierungs- Jubiläums König Leopold' s II. und des 60. Jahrestages der Begründung der Unabhängigkeit Belgiens, welcher am 20. d. M. veranstaltet wurde, wird der Nat. 3tg.“
berichtet: . Zug stellte die hauptsächlichsten Ereignisse der
Der niederländischen Revolution im fechszebnten Jahrhundert dar.
Chansons d'amour der Margarethe von Parma sangen, und endlich der Schlußwagen, auf welchem in Apotheose die berühmtesten Nieder“ länder des 16. Jahrhunderts versammelt waren: Lemaire, Marnix, Hauwaert, Willigert, Erasmus, Damhouder, Dodongeungs, Drtelius, Mercator, Locquenghien. De Vriendt, Van Orlen, Feoris, Coveie, Van Bodeghem und Van Pede. Sämmtliche Musikbanden des Zuges spielten eigens zu diesem Zweck zusammengesetzte Original⸗ melodien des 16. Jahrhunderts, und die Geusenchöre sangen die satirischen Gesänge jener Zeit: ‚Der letzte Heller, ‚ Der Abzug des Herzogs von Alba. und . Der Geusengesang n.
Ueber die Festlichkeiten und die Phyfiognomieder Stadt schreibt man der „‚Vofs. Ztg.“ unter dem 25. 8 M.: Seit drei Tagen befindet sich ganz Brüssel in Festesjubel; 36 000 Provinziale sind nach der Sauptstadt gekommen, um bei den Nationalfesten mit;u⸗ jubeln. Festzüge mit rauschender Musik und prächtigen Fahnen durch—⸗ ziehen die Stadt; Musikkapellen, Gesangvereine, Vereine des Ballspiels, der Bogenschützen, des Angelns, Schießens und an— derer Volksspiele werden im Stadthaufe mit dem Ehrenweine“ begrüßt, erhalten Medaillen und tauchen aller Orten mit ihren Musik kapellen, Fahnen und Emblemen auf. Und welche Fülle ven Ver— gnügungen! Während die Bürgergarden ein Preisschießen veran— stalten, die Regierung in öffentlicher Festversammlung Ehrenzeichen für bewiesenen Muth und Rettung von Menschenleben vertheilt, während der König den Grundstein zu der Monumental Faffade des künftigen Volks palastes legt und die Museen für monumentale und industrielle Kunst, wie das Schulmuseum eröffnet, während der Cercle artistique den Hof und die Gesellschaft zu einem Abend⸗ feste versammelt, locken eine große Truppenschau, ein Reiterfest, ein militärischer Fackelzug sammt Feuerwerk auf der Kongreßsäule,
—
Wetterbericht vom 25. Juli, Morgens 8 Uhr.
Stationen.
Bar. auf 0 Gr.
58 — red. in Millim
Z su. d. Meeres sp
Temperatur in d Celsius
Mullaghmore Aberdeen .. Cbristiansund / Stockholm. Haparanda. / Moskau ...
lichen Mengen.
Uebersicht der Witterung.
Auch seit gestern hat sich die Luftdruckvertheilung 53 = venig verändert; der Barometerstand ist ein niedriger über der nordöstlichen, ein hoher über der sũdwest⸗ Im lichen Hälfte Europas. strömung mit küblem, veränderlichem Wetter bält daher über Central ⸗ Europa an. Küste weht noch ein starker Westwind. nahme des äußersten Südwestens fiel in Deutsch⸗ land allenthalben Regen, vielerorts in fehr erbeß⸗
Gewitter gemeldet.
— —— — — —
Musik von Carl Millocker. In Scene gesezt von Julius Fritzsche. Anfang 7 Uhr. um 6 Uhr: Frei · Lotterie
mann und Julius Bauer.
Herr Kavellmeister Federmann.
prachtvollen Park
nordwestliche Luft⸗ 3 verbunden mit nen.
k Dieselbe Vorstellung.
m
Die
An der ostdeutschen Mit Aus⸗
Aus Mittel⸗Deutschland wurden
roll's Theater. Deutsche Seewarte. . .
der Vorstellung,
Cork,. Queeng⸗ . Cherbourg. / ⸗ 4 halb bed. 4 wolkenl. ) 5 wolkig 6 wolkig 5H bedeckt r 236 W I bededt der ünster. .. WSW 2 bedeckt Karlsruhe.. 3 W 5 bedeckt Wiesbaden ö still wolkig München .. 8W 4 wolkig Chemnitz.. WNW 4 wolkig?) . — WNW 4 wolkig Breslau.. W 4 bedeckt Ile dw Aix .. NW 3 wolkig Vina still heiter Triest .. still bedeckt
Mamsell Nito
winemünde von M. Hervs.
Neufahrwasser Memel...
von C. A. Raida. 77 Uhr.
1) Gestern starke Regenböen. mittags ferner Donner.
Concert- Park. 7) Gestern Nach⸗
nathan.
mm 2 t 2 0 mmm, Theater⸗Anzeigen.
Wallner -Theater. Sonnabend: Zum 50. Male:
4 Bildern von H.
orstellung 76 Uhr. Sonntag u. folg. Tage: Mamsell Nitouche.
Victoria - Theater. Sonnabend: Zum 340. M.:
Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bild von Alex. Moszkowski und 9 af
Sonntag: Dieselbe Vorstellung. Friedrich ⸗Wilhelmstãdtisches Theater und *
Sonnabend: Zum 190. Male: Der arme Jo⸗ Dperette in 3 Akten
leuchtung des Sommergartens: Anfang 5, der Vorstellung 7 Ubr.
Heinrich Bötel.
e. Vaudeville in 3 Akten und — eilhac und A. Millaud. Mustt
bei günstiger Witterung:
Anfang des Cencerts 3. 1473. Mals; Der Nautilus,
Militãr Doppel Concert. Illumination
Sonntag: Dieselbe Vorftellung. ich. Nathanson. Musik
und Kostüme, überhaupt mit der ganzen Anordnung waren die
n Park: Großes Doppel Concert. Auftreten von Gesangs ⸗ und InstrumentalKünstlern.
Belle · Alliance Theater. Sonnabend: Zum
Im prachtvollen glänzenden Sommergarten: Großes
Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. des ganzen Garten- Etabliffements. Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung 77 Uhr.
Regatten, venetianische Feste, Musikaufführungen, Freivorstellungen in allen Theatern und Volksbälle die verschiedensten Volksschichten an. Das gane Stadtviertel des Manneken ⸗ Pis erstrablt im Festschmuck. Manneker selbst hat die Prunkuniform der Bürger⸗ garde angelegt und der ganze Brunnen ist in einen Blumen garten umgewandelt worden. Zahlreiche Vereine ziehen dahin, um dem ältesten Bürger Brüssels‘, welcher zur Feier der Nationalfeste Bier und Wein spendet, ihre Huldigung darzubringen. Heute be schließen eine prächtige Beleuchtung der nenen Boulevards und ein Feuerwerk — dieselben kosten die Kleinigkeit von 165 000 Frs. — die Nationalfeste, nad dem noch Nackmittags die Riesen Brüssels und anderer belgischen Städte die Hauptstadt durchzogen haben werden. . Riesenpuppen spielen bei allen Gemeindefeftlichkeiten eine große olle.
Hamm erfe st. Ueber die verheerende Feuersbrunst, welche, wie in Nr. 175 des „R. u. St. A. erwähnt, in Hammerfest gewütet hat, wird berichtet: Das Feuer brach in der Nacht zum 21. Juli in einem Hause neben der Telegraphenstation aus. Diese wurde fesort ein Raub der Flammen. Das Feuer breitete sich nach Weten hin über den werthrollsten Theil, der Stadt, sus. Hier wurde das Schulgebäude in Afche gelegt und die Kirche stark, bedroht. Bei Abfendung eines Telegran ms an das Ministerium des Innern war dis Sälfte der Anzahl der. Häuser niedergebrannt. Das Ministerium des hat sofort den Stiftẽamtingnn in Tromss ermächtigt, die nöthigen Lebens mittel zur Abhülfe der dringendsten Noth abzufenden. Die Sendung ging sofort von Tromsö ab. Außerdem hat das Departement sich wegen Ueberlassung einer Anzahl von Zelten an das Vertheidi⸗ zungs. Departement gemandt. Hammerfest hatte im Jahre 18835 ungefähr 2300 Einwohner. Bie Stadt hat einen bedeutenden Handel, mit den Ruffen und ist bedeutend als Ausrüstunge. stelle für Walfisch⸗Expeditioönen ꝛc. Im genannten Jahre belief sich der Einfuhrwerth der Stadt auf I57 G56 Kr. und der Aug— fuhrwerth auf J 2590 600 Kr. Die Handelsflotte bestand zu jener Zeit aus 398 Schiffen, und die 286 Häuser der Stadt waren für W177 000 Kr. versichert. Hammerfest hat zwei Hotels. Die nächste Stelle, von wo aus die Stadt in größerer Ausdehnung augenblickliche DHülfe bekommen kann, ist Tromfö, welche aber von dort über 200 Em entfernt liegt.
ö. New ⸗ York, 22. Juli. (A. C.) Auf der Chicago⸗, Rock Island und Pacific -·Eisenbahn st ürzte heute ein Passagierzug in Colorado in einen Abgrund hinab, weil eine Brücke durch einen Wolkenbruch zerstört worden war. Der Lokomotioführer wurde getödtet und 15 Personen trugen mehr oder minder erhebliche Verletzungen davon.
New-⸗JYork, 23. Juli. (A. C.) Nach Depeschen aus Dakota sind in Trail 7 Personen durch einen Wirbelsturm ge⸗ tödtet worden.
Ottawa, 253. Juli. (A. C) Die Regierungsbeamten haben den angeblichen Ausbruch von Lepra auf der Insel a nf, zum Gegenstand einer Un tersuch ung gemacht mit dem Ergebniß, aß ein Fall ech te n Auss atzes entdeckt wurde. Es wurden sofort Maßregeln zur Isolirung der mit Aussatz behafteten Person getroffen.
Kairo, 2. Juli. (Times) Das Gebäude, in welchem
die Eisenbahnverwaltung befindet, steht in r . ö. Ursache des Brandes ist unbekannt. Es ist bereits beträchtlicher Schaden angerichtet.
Nach Schluß der Redaktion éingegangene Depeschen.
Bonn, 25. Juli. (W. T. B. Der Staats⸗Minister Dr. von Goßler besichtigte heute Vormittag die Münster⸗ kirche und unternahm sodann eine Rheinfahrt nach Königs— winter und dem Drachenfels. Nachmittags fand zu Ehren des Ministers ein Festessen in Godesberg 'statt. Un 6 Uhr erfolgt die Abreise nach Koblenz.
Bremen, 25. Juli. (W. T. B.) Der Vorstand der Nord westdeutschen Gewerbe- und Industrie⸗ Ausstellung erhielt von dem General Feldmarschall Grafen von Moltke ein Schreiben, in welchem derselbe seinen Dank für die Einladung und zugleich sein lebhaftes Bedauern ausspricht, daß er aus Gesundheitsrücksichten die Reise nach Bremen nicht unternehmen könne.
Wien, 25. Juli. (W. T. B.). Der Gemeinderath von Seraje wo hat einstimmig beschlossen, dem Mi nister Kallay in Anerkennung seiner Verdienste um die Stadt und das ganze Land ein Monument in Serajewo zu errichten.
St. Peters burg, 25. Juli. (W. T. B.) Das Gesetz wegen Verstaatlichung der Tam bow-Koslower Eisen⸗ bahn ist heute veröffentlicht worden.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Anna Steppes mit Hrn. Prem. — Lieut. Fritz Graf Schwerin (Augsberg — Wendisch⸗ Wilmertdorf b. Ludwigsfelde) — Frl. Effe Habergahn mit Hrn. Kaufmann Gustas Volland Quedlinburg Salzuflen).
Verehelicht; Hr. Otto Never mit Frl. Anna Bodhahn (Matersen). — Hr. Max Schultz mit Frl. Therese Anhalt. (Campasch) — Hr. Adolph Leven mit Frl. Wilhelmine Hospelt (Köln). —
Heinrich von Heydebrand und der Lafa mit
Dirigent:
Großes mit 30
Sonnabend: Silvana. * ö snstigen. Wetter vor und nach Gisela Gräfin Matuschka (Riesenburg, Westpr).
bends bei brillanter elektr. Be⸗ Großes Concert.
Sonntag:; Letztes Sonntags⸗Gastspiel des Hrn. Der Postillon von Lonjumeau.
Hr. August Feigel mit Frl. Elisabeth Klose (Altwasser)ẽ — Hr. Max Pauer mit Frl. Ma Story (London — Köln). ö ö ;
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landrath a. D. Löbbecke (Haus Hemen) — Hrn. Otto Ziewitz Burg Ziesar) — Hrn. Karl Westphal (Schwerin) — Hrn. Paul Krebs (Scharnigk). — Hrn. Hein. rich Dörtelmann (Ruhrort). — Hrn. Willy Doring (Berlin). — Eine Tochter: Hrn. Staatsanwal Schaeffer (Dortmund). — Hrn. Dr. A. Bremer Gr d — Hrn. Baumeister Adolph Borchard
erlin).
Gest orben: Hr. Rittergutsbesitzer Karl Lange (auf Sonnenstuhl) — Frau Mary von Tschirschnitz, , . (Leipzig). = Hr. Gꝛioßherzoglicher
evierförster Bernhard Prillwitz (Everstors). — Or. Reg. Sekretär Bernhard Witte (Königsberg).
Brillante
Ballet von C. Severin. Anfang
Geöffnet von 12 — 11 Ühr.
ss . chaftlichen Theater.
i Direktion: Julius Fritzsche. iettel.
von Hugo Witt .
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes ⸗Ausstellungs-Park (Lehrter Bahnhof). Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗
Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholy.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin 8W., Wil helmstraße Rr. 32.
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage).
M 17S.
Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Freitag, den 25. Juli
1890.
— —
Der Oder · Spree⸗ Kanal.
Eine Verbindung der Oder mit der Elbe vermittelten bisher der Müllroser oder Friedrich Wilhelms ⸗Kanal und der Finow⸗Kanal, der erstere jwischen Oder und Spree, der andere zwischen Oder und Havel. Jener, mehr oberhalb abzweigend, bezweckte den Äuffchluß der oberen Odergebiete, der andere, weiter unterhalb, dient als kürzester Wasserweg zwischen den Handelsstädten der Ostsee und den Groß— handelsplätzen an der Elbe. Bei dem fortschreitenden Wachsthum Berlins und dem Emporblüben des Handels in der Reichshauptstadt machte sich jedoch die direkte Aufschließung des oberschlesischen Berg⸗ baugebiets nach Berlin hin durch Anlegung einer neuen Wasserflraße immer dringlicher nöthig. .
Ueber die zur Herstellung dieses Kanals erforderlichen Anlagen entnehmen wir dem Bericht des Regierungs! und Bauratbs Mohr im neuesten Heft der Zeitschrift für Bauwesen“ (40. Jahrgang 1890, Heft 7 = 9) Folgendes: .
Die gleichzeitig ins Auge gefaßte Verbesserung des Oderfahr - wassers sowohl. wie die Herstellung eines unmittelbaren Wasserweges von der Oder bis zur Elbe unter AÄnschluß der Hauptstadt ließen es rathsam erscheinen, die auf der Elbe verkehrenden größeren Schiffe von 8000 bis 100009 Ctr. Tragfähigkeit, von 55 m Länge, 8 m Breite und 1,75 m Tiefgang ohne Umladung auf der Oder schon jetzt und solche von 65 m Länge späterhin zuzulassen. Da weder die Schleusen der älteren Wasserstraßen noch die Kanäle nach Breite und Tiefe einen solchen Durchgangs verkebr gestatteten, s9 mußte der Bau eines neuen, diesen Schiffsabmessungen entsprechenden Kanals ins Auge gefaßt werden. Hierbei konnte auch gleichzeitig berücksichtigt werden, daß eine Ab— zweigung dieser neuen Wasserstrahe mehr oberhalb den Wasserweg auf der Oder verkürzte und so die Regulirung dieses Flusses, weil kürzer in der Strecke, auch weniger kostspielig machte. Die Benutzung eines Theils des Spreelaufs und des Friedrich-Wilhelms⸗Kanals end⸗ lich ließen den jetzt zur Ausführung gekommenen Entwurf als den vortheilhaftesten erscheinen und so wurde derselbe nebst Kostenüber⸗ schlag im Betrage von 12 600 000 M am 13. März 1886 dem Landtage zur Genehmigung vorgelegt und seine Ausführung nach ertheilter Zustimmung des Abgeordneten und Herrenbauses durch Gesetz vom 9. Juli 1386 angeordnet. Die allgemeinen Vorarbeiten wurden theils bei der Regierung in Potsdam, theils bei der in Frankfurt a. O. besorgt, und zwar für die Strecke Seddin⸗See— Fürstenwalde bei der ersteren, für die Strecke Fürstenwalde — Fürsten⸗ berg a. O. bei der letzteren. Die Ausführung des Kanalbaus wurde dem Regierungs⸗Präsidenten in Potsdam unterstellt. .
Die Gesammtlänge des Kanals beträgt 87 km, wovon auf neu egrabene Kanalstrecken 52, km kommen, nämlich vom Seddin⸗See 6 Große Tränke (Einmündung in die Spree) 24 km, vom Kers-— dorfer See (Austritt aus der Spree) bis zum Müllroser Kanal an der sogenannten Buschschleuse 5 kin und endlich von Schlaubehammer (Austritt aus dem Friedrich Wilhelms-⸗Kanal) bis zur Einmündung in die Oder bei Fuͤrstenberg (Fürstenberger See) 21 km. Ferner wird die Spree zwischen Große Tränke und dem Kersdorfer See auf 20 km Länge, der Fürstenberger See (eine Ausbuchtung der Oder) auf 3 km und endlich der Friedrich⸗Wilhelms-Kanal von der Busch— schleuse bis Schlaubehammer auf 11,5 km Länge benutzt.
Der Kanal verläßt das Gebiet der Dahme, d. h. die unmittelbar nach Berlin über Köpenick führende, in ihren Breiten und Tiefen vorzügliche Wasserstraße, und zwar in der Spiegelhöhe am Seddin⸗ See, geht durch den Schmöckwitzer Werder hindurch, kreuzt den Wernsdorfer See und steigt dann an dem Dorfe Wernsdorf mittels einer Schleuse von 4. 95 m Gefälle in die erste Haltung, deren Spiegel ungefähr auf Mittelwasser der Spree bei Große Tränke liegt. In dieser Höhe geht der Känal bis zur Schleuse Große Tränke, die den Verkehr mit der kanalisirten Spree bei höheren Wasserständen vermitteln soll, sonst aber offen steht. Die Spree wird hier durch ein eingelegtes Schützenwehr mit einem Durchlaß für Schiffe bis zu ihrem Mittelwasser ( 36,80 Normalnull) aufgestaut. .
Von Große Tränke ab geht die Linienführung im Spreebett bis Fürstenwalde 6 km weiter. Der hier vorhandene Mühlenstau von 6.88 i im höchsten Falle, zu dessen Ueberwindung schon jetzt eine nach dem Maß des Finow-Kanals zweischiffig angelegte Schleuse dient, wird durch eine für größte Schiffe neu erbaute, ebenfalls zwei⸗ schiffige Parallel Schleuse überwunden, während das Freiwasser der Spree durch eine Arche mit Schützen und eiserner Ueberbrückung mit gepflasterter Fahrbahn von 28,26 m lichter Durchflußöffnung ab⸗— geführt wird. 4 J. ;
Hierauf geht der Kanal im kanalisirten Flußbett der Spree weiter bis zum Kersdorfer See, dessen ziemlich bedeutende Wasserfläche mit der Spree in unmittelbarer Verbindung steht und Schiffen sehr schöne Ueberwinterungsplätze bietet. Die Linie steigt nunmehr mittels einer Schleuse von 2,93 m Gefälle bis 4 40,80 N. N. im Wasserspiegel zur Scheitelhaltung und geht in dieser Höhe weiter bis zum Abstieg nach der Oder bei Fürstenberg. . ö U
Der von dem Kanalzuge benutzte Theil des Friedrich⸗Wilhelms⸗ Kanals wird entsprechend den Abmessungen des neuen Kanal⸗Quer⸗ schnitts verbreitert und vertieft, die Schleuse bei Müllrose heseitigt und der sogenannte „Lange Trödel“ zwischen Neuhaus und Müllrose bis auf die oben angegebene Ordinate gesenkt. .
Der Abstieg nach der Oder wird mittels dreier, je 1200 m von einander entfernten, Schleusen bewerkstelligt, von denen die obere 4,16 m, die mittlere 4,17 m, die unterste 4,35 m Gefälle erhält.
Der Kangl hat im Querschnitt 14 m Sohlenbreite und 2 m Wassertiefe. Die Böschungs⸗Anlage ist von der Soble aus auf 1,4 m Höhe zweifach, von da bis zum Wasserspiegel dreifach angenommen. In Wasserhöhe liegt auf beiden Seiten eine 0,50 m breite. Berme, rechtsseitig in Bodenhöhe ein 4 m kreiter Verbreiterungs⸗ streifen. Von der Berme aus gehen die Kanaldämme mit zweifacher Anlage bis zur Bodenoberfläche bejw. ist bei Auf— schüttungen die Krone derselben auf 1509 bis 2 m über den Wasser spiegel gelegt und dient zugleich als Leinpfad. Wenn der Ver⸗ breiterungsstreifen abgegraben wird, so kann der Kanal eine Er⸗ weiterung auf 18 m Sohlenbreite und 25 m Wassertiefe erhalten, ohne daß den Böschungen andere Verhältnisse als die obigen gegeben werden müßten. Letztere Abmessungen werden auch größeren Schiffen von 65 m Länge, 8 m Breite und 1575 m Tiefgang genügenden Raum bieten, während, wie schon erwähnt, zunächst nur Schiffe von 55 m Länge, 8 m Breite und 1,75 m Tiefgang zugelassen werden
sollen. .
Das Flußbett der Spree soll, soweit es zu Kanalzwecken benutzt wird, in 20 m Sohlenbreite bis auf 2 m unter Niedrigwasser aus⸗ getieft werden. ; ‚
Was die Speisung des Kanals betrifft, so erfolgt diese für die Haltung Große Tränke —Seddin-See unmittelhar aus der Spree; bei der Scheitelhaltung Kersdorfer See — Fürstenberg geschiebt dies theils durch das Grundwasser des Langen Trödels“ im alten Friedrich Wilhelms-Kanal und eines Theils der neu gegrabenen Strecke Busch⸗ schleuse =Kergdorfer See (etwa bis Sandfurth hin), theils durch das Wasser des Schlaube⸗Flusses. Der letztere durchfließt, bevor er in die Scheitelbaltung des Kanals eintritt, den sogenannten großen Müll⸗ roser See (etwa 130 ha); das zwischen diesem See und dem Kanal Wasser⸗· spiegel vorhandene Gefälle von ca. 145 m diente bisher dazu, die Müllroser Mühle zu treiben. In wasserarmen Zeiten will man nun diese Wasser menge zur Speisung des Kanals verwenden, und es wird
2
daher die Wasserkraft von der Mühle abgelöst und das Gerinne zu Freiarchen in der Weise umgebaut werden, daß man den Wafferfpiegel des Sees bis auf Scheitelhaltungshöhe fenken kann. Für den Fall, daß auch dies noch nicht zureicht, soll an der Spree, bei Neuhaus, ein Pumpwerk aufgestellt werden, welches das Spreewasser dann un⸗ mittelbar nach dem Kanal hinaufschaffen würde.
Die beiden Haltungen zwischen den drei Fürstenberger Schleusen speisen sich selbst durch Grundwasser.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung. Wie der ‚Magdb. Ztg.“ aus Hamburg geschrieben wird, ist die Abhaltung des ersten allgemeinen deutschen Hafen arbeiter ⸗Kongresses, welcher von dem Verein der in Hamburg beschäftigten Schauerleute' für die Tage vom 1. bis 3. August in Hamburg anberaumt worden war, von der Hamburger Polizeibehörde verboten worden.
Versammlung der Bäckergehülfen statt, in welcher, wie die Lp. Ztg.“ mittheilt, ein aus 19 Mitgliedern bestehender Innungs— gesellen⸗Ausschuß gewählt wurde, der mit der Innung behufs gemein— schaftlicher Regelung des Lehrlings⸗,, Herbergs⸗ und Sprechwesens (Arbeitsnachweises) unterhandeln soll. — Eine Versammlung der Stuckate urgehülfen hörte gestern einen Vortrag über den Nutzen der Gewerkschafts-Kartellkommission an und wählte in diese Kom mission zwei Vertreter. Die Kommission wird sich, wie mitgetheilt wurde, bis zum 27. Juli konstituiren und dann in Thätigkeit treten.
Der Vorstand des Vereins für die bergbaulichen In— teressen hat, wie die Rhein⸗Westf. Ztg.“ meldet, bezuglich der bekannten Vereinigung der Dortmunder Kohlenzechen zur Bildung eines gemeinschaftlichen Verkaufsbureaus beschlossen, den sämmtlichen Zechen des Ober⸗Bergamtsbezirks Dortmund gleiche in einzelne Reviere einzutheilende Vereinigungen zu empfehlen.
Hier in Berlin waren am Mittwoch die Ärbeiterinnen der großen Berliner Velvetfabrik in der Köpnickerstraße äußerst zahlreich versammelt, um ihre Lohn und Arbeitsbedingungen, welche, wie wir aus einem Bericht der ‚Volks-stg.“ über die Versammlung ersehen, als äußerst ungünstige dargestellt wurden, öffentlich zu be⸗ rechen. Eine Resolution, welche die Arbeiterinnen auffordert, der Vereinigung beizutreten, wurde einstimmig angenommen, ebenso ein Antrag, bei etwaigen Maßregelungen für die betroffenen Arbeiterinnen einzutreten.
Aus London wird der „N. Pr. Ztg.“ telegraphirt, daß der Sozialdemokrat“ am 1. Oktober sein Erscheinen ein⸗ stellen werde. Die Leiter des Blatts sollen anderweitig bei der Parteipresse beschäftigt werden. — Nach einem Telegramm des . Wolff⸗ schen Bureaus' aus London waren gestern zwischen den Direktoren der London Docks und der St. Katherine ⸗ Docks und den Dock Arbeitern Streitigkeiten entstanden in Folge Weigerung der Direk- toren, den Delegirten des Dockarbeiter⸗Vereins zu gestatten, im Dock von den Hülfsarbeitern die Vorzeigung der Vereinsmitgliedskarte zu ver langen. Als Protzsst gegen diese Weigerung der Direktoren stellten etwa 2000 Arbeiter die Arbeit ein. Es wurden dann Verhandlungen zwischen den Direktoren und dem Verein eingeleitet und die Direktoren der St.- Katherine Docks bewilligten die Forderungen der Unionisten; die Arbeit sollte daher heute früh wieder aufgenommen werden.
Aus Cardiff meldet ‚W. T. B.“, daß die Dockarbeiter die Forderung nach einer Erböhung ihrer Löhne und nach Lerabsetzung der täglichen Arbeitsstunden erheben und für Sonnabend im Falle der Verweigerung mit einem Ausstande drohen. Der Sozialist Tillett ist in Cardiff angekommen. Die Dock⸗ direktoren verweigern alle Zugeständnisse. Wenn ein Ausstand er⸗ folgt, so wird er wahrscheinlich den Stillstand des gesammten Han— delsverkehrs im Kanal von Bristol herbeiführen.
Aus Courcelles werden, wie man der „Köln. Ztg.“ aus Charleroi unter dem 23. d. M. schreibt, neue Arbeitseinstellungen gemeldet. Auf den Zechen Falnuse und Courcelles⸗Nord erklärten 610 Schlepper den Ausstand, bis ihr Lohn um 50 Cts. er— höht würde. Selbstverständlich sind hierdurch auch die Hauer theilweise arbeitslos. Der bisherige Lohn der Schlepper schwankt zwischen 2,45 und 350 Fr. — Auf Grube Sainte-Henriette in Fleurus steht seit Mitte voriger Woche eine Anzahl Bergleute aus, weil die Verwaltung einen ihnen mißliebigen Steiger nicht entlassen will. Der Direktor macht durch Anschlag die Ausständischen für die Nicht innehaltung der vertragsmäßigen 14 tägigen Kündigungsfrist und den der Gesellschaft hierdurch entstehenden Schaden verantwortlich. Einzelne Arbeiter, welche Montag einfahren wollten, fanden die Zu⸗ gänge zur Grube gesperrt. . ( —
Ueber die Strikebewegung in Catalonien schreibt man der . N. Pr. 3. aus Madrid unter dem 21. d. M.: Die Arbeiter führer in Barcelona, sowohl die sozialistischen, als auch die anarchisti⸗ schen, hatten seit Mai daran gearbeitet, eine große Organi⸗ sation der Arbeiter Cataloniens ins Leben zu rufen, welche den Namen „asociacion de las tres clases de vapor“ (Ver- einigung der drei Klassen der Dampfarbeiter) führt, und welche nach den Angaben der Arbeiter etwa. 75 0006 Mitglieder aus allen Industriestädten der Provinz in sich schliehen soll. Vielleicht ist diese Zabl etwas zu hoch gegriffen, aber jedenfalls sahen die Fabrikbesitzer ein, daß sie einer solchen Vereinigung der Arbeiter nicht gänzlich unthätig gegenüber bleiben dürften. Sie schlossen des halb unter sich ebenfalls einen Verband, um gemeinsam gegen etwaige allzuhohe For⸗ derungen der Arbeiter eintreten zu können; und als ferner die Agitation in Manresa und den benachbarten Industrieorten einen immer größeren Um⸗ fang annahm, kamen die Unternehmer darin überein, daß sämmtliche Führer und Vertrauensmänner der genannten Organisation im Distrikt Manresa an ein und demselben Tage entlassen werden sollten. Daraufhin wurde am Sonnabend, den 12. Juli, bei der Lohnauszahlung etwa sechszig Arbeitern, welche als Agitatoren bekannt waren, ihre Entlassung mitgetheilt. Dies war das Signal zum allgemeinen Strike, der sich bald über sämmtliche Fabriken des Bezirks ausdehnte; mehr fach sind hierbei Ruhestörungen vorgekommen, sodaß das Militär oder die unter Waffen gerufene. Bürgergarde n einschreiten mußte. Der Alkalde (Bürgermeister) von Manresa hat sich indessen mit großer Entschiedenheit auf die Seite der Strikenden gestellt, indem er ein Manifest erließ, welches zwar allen Bürgern den Schutz ihres Eigenthums und ihrer Rechte verspricht, welches aber doch von den Arbeitgebern verlangt, sie sollten die Organi⸗ sation der Arbeiter anerkennen und die entlassenen Vertrauens männer wieder einstellen. Dieses Manifest hat natürlich in den Kreisen der Fabrikanten einen sehr ungünstigen Ein— druck gemacht und bald erfolgte auch eine Gegenerklaäͤrung der letzteren, daß sie den Forderungen der Arbeiter keineswegs nachgeben würden. Darauf haben nun die Arbeiter in anderen Städten, besonders auch diejenigen in Barcelona, beschlossen, die Strikenden in Manresa, deren Zabl sich auf 12 — 13 000 beläuft, zu unterstützen und eventuell selbst in den allgemeinen Strike einzutreten. — Nach den letzten Meldungen des W. T. B.“ aus Hendaxe vom gestrigen Tage lauten die aus Catalonien einlaufenden Nachrichten über die Ausstände
sehr ernst. Die Bewegung hat nach denselben Ausdehnungen an—
genommen, welche die öffentliche Ordnung gefährden. Wie verlautet, ist General Martinez Campos mit außerordentlichen Voll⸗ machten zur Beilegung des Konflikts entsendef worden. Es wurde als wahrscheinlich angenommen, daß heute in ganz Catalonien der Belagerungszustand proklamirt werde. ö.
Woblfahrts ⸗ Einrichtungen.
In Halle a. S. hat der Verein für Volkswohl ein neues Vo lks⸗Speise⸗ und Logirhaus“ errichtet, welches sowohl in seiner äußeren Erscheinung eine Zierde der Stadt, als auch durch seine inneren Einrichtungen eine Wohltbat für die arbeitende Bevölke⸗ rung — durch Gewährung guter Kost und. guter Wohnung gegen sehr geringes Entgelt — ist. . .
In Nebra ist eine lan dwirthschaftliche Hau shaltungs⸗ schule errichtet worden, in welcher zwanzig junge Mädchen aus ver⸗ schiedenen Ständen mit Erfelg unterrichtet werden t
Von Hrn. Wilhelm Meister in Frankfurt a. M. ist eine Summe
von 100 000 S zur Errichtung eines Arbeiterheims in Höchst
gespendet worden. In Leipzig fand am Mittwoch eine von 300 Personen besuchte ;
Kolonate. .
Die unter Leitung der General-⸗Kommission stattfindenden Vor arbeiten zur Begründung von Kolonaten im Auricher Wiesmgor schreiten, wie uns aus Aurich geschrieben wird, rüstig vor. Das Unternehmen bildet den Anfang einer in Ostfriesland ganz neuen Aus nutzung der Hochmoore.
Die Allgemeine Lage von Handel und Gewerbe im Jahre 1889 wird von dem Jahresbericht der Handels, und Gewerbekammer zu Plauen wie folgt charakterisirt:
»Das Jahr 1889, für dessen friedlichen Verlauf die Unfallversiche⸗ rungs ⸗Ausstellung in Berlin und die Weliausstellung in Paris als besonders charakteristisch hervorzuheben sind, gab dem Handel und Gewerbe zu ausgedehnter Thätigkeit Veranlasfung. Das die Vor⸗ jahre erheblich übertreffende Gesammtergebniß des Geschäfts wurde auch durch die Störungen, welche der Kohlenarbeiterstrike für alle Industriezweige verursachte, wenig beeinflußt. Das Jahr 1889 zeichnete sich daher in erster Linie durch eine größere Lebhaftigkeit der Produktion und durch eine gestiegene Nachfrage, in zweiter durch ein, wenn auch nicht für alle Zweige in gleichem Maße, gewinnbringendes Geschäft aus. Allerdings ist für einige der bedeutendsten mit auf den Export angewiesenen Industriezweige des Kammerbezirks der Export etwas zurückgegangen, insbesondere zeigte sich für die Musikwaaren⸗ industrie sowie für die Kammgarnweberei in der ersten Hälfte des Jahres ein Ausfall in dem Export nach den Vereinigten Staaten, der auch durch eine Mehrausfuhr im zweiten Halbjahre nicht ganz ausgeglichen werden konnte. Auch für verschiedene andere Industrie⸗ zweige ist eine theilweise Verminderung des Absatzes nach dem Aus— lande eingetreten, in Folge dessen sich einzelne derselben mehr dem fast durchweg als befriedigend bezeichneten deutschen Geschäft zuwandten. Die bereits in den Vorjahren herrorgetretene Preissteigerung der Rohmaterialien hat im Jahre 1889 noch zugenommen, sodaß nicht nur die für die meisten Zweige der Produktion gleich wichtige Kohle, sondern auch das Eisen, das Holz und die für den Kammerbezirk vorzugsweise in Betracht kommenden Rohstoffe der Textilindustrie eine bedeutende Preiserhöhung erfuhren, die sich in fallendem Maße auch auf die Halbfabrikate und auf die fertigen Fabrikate übertrug. Das Ge—⸗ schäftsergebniß war daher besonders in der Rohproduktion und der Erzeugung von Halbfabrikaten ein sehr günstiges, aber auch in den übrigen Industrien wurde mit Nutzen gearbeitet und es erfreuten sich einzelne derselben eines ausgezeichneten Geschäftsgewinnes, wenn auch andererseits darüber geklagt wird, daß die Preis⸗— erhöhung der Rohmaterialien sich in den fertigen Fabri⸗ katen nicht in demselben Verhältniß auf die Konsumenten abwälzen ließ. Die steigenden Preise veranlaßten aber vielfach zu einer Vergrößerung der Anlagen und einer Ausdehnung des Betriebes, sodaß der verringerte Geschäfts gewinn theilweise in einem vermehrten Umsatze seinen Ausgleich fand. Der in Folge dieser Steigerung der Produktion hervortretende Bedarf an Arbeitskräften hatte jedoch nur theilweise eine Erhöhung der Löhne zur Folge, während allerdings die Lohnhöhe des Vorjahres nirgends einen Rückgang erfuhr und die Arbeiter eine ununterbrochene regelmäßige Beschäftigung fanden.
An der lebhafteren Produktion und dem günstigen Ergebniß des Jahres 1889 waren beinahe alle Geschäftszweige des Kammerbezirks und insbesondere der für diesen vorzugsweise in Betracht kommenden Textilindustrie betheiligt.“
Zur wirthschaftlichen Lage.
Das zweite Quartal d. J. bat in der Lage des Handels und der Industrie, wie aus dem Reg.-Bez. HilLdesheim geschrieben wird, dort keine wesentliche Aenderung mit sich gebracht, sodaß der Stand derselben auch jetzt noch als ein günstiger angesehen werden kann. Besonders gilt dies von der Lage des Kleinhandels, da durch die jetzigen bohen Arbeitslöhne die Kaufkraft der Ärbeiterbevölke⸗ rung sich wesentlich gesteigert hat. Bei der Industrie haben sich im Aldemeinen die Produktionskosten in Folge des Steigens der Kohlenpreise und der Erhöhung der Arbeiter löhne vergrößert. Einzelnen Industriezweigen ist es gelungen, eine dieser Erhöhung der Unkosten entsprechende Steigerung des Preises ihrer Fabrikate durchzuführen, andere sind nicht in der gleichgünstigen Lage gewesen. Die Lage des Handwerks ist gleichfalls eine günstige geblieben. Sehr erfreulich ist auch die Lage der gewerblichen Arbeiter. Wo eine Erhöhung der Löhne nicht schon kurz vorher eingetreten war, sind dieselben allgemein um ungefähr 10— 15 00 erhöht worden. Die Lage der ländlichen Arbeiter ist bei den hohen Löhnen, welche gezablt worden, und bei dem eingetretenen allmählichen Rückgang der Preise für die nothwendigen Lebensmittel eine recht günstige. Trotzdem reichen in vielen landwirthschaftlichen Betrieben die vorhandenen einbeimischen Arbeitskräfte zu rechtzeitiger Bewältigung der nothwendigen Vorrichtungen nicht mehr aus, sodaß fremde Arbeiter aus den östlichen Provinzen herangezogen werden.
Roheisenproduktion im Deutschen Reich.
Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustriel ler belief sich die Roheisen⸗ produktion des Deutschen Reichs (einschl. Luxemburgs) im Monat Juni 18909 auf 3587 852 t; darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 185 362 t, Bessemerroheisen 38 131 t, Thomasroheisen 1167568 t und Gießereirobeisen 46591 t. — Die Produktion im Juni 1889 betrug 330 812 t, im Mai 1880 400 234 t. Vom J. Januar bis 30. Juni 1890 wurden produzirt 2339583 t gegen 2092376 t im gleichen Zeitraum des Vorjabres.
Die Vertheilung des ländlichen Privatgrundbesitzes in 1 . ⸗ ;
Die folgenden Untersuchungen über die Vertheilung des Grund · besitzes im breußiscen Staat beziehen sich ausschließlich auf die im Eigenthum von Priratpersonen und wirthschaftlichen Genossenschaften stebenden ländlichen Besitzungen des platten Landes. Die Städte und
diejenigen ländlichen Ortschasten, in denen eine überwiegende Anzahl