Insxektion bei. Nac dem Stopellauf fand ein Frübstück im Offizier ˖ Sasino statt, an welchem Se Majestät der Kailer nebst seinem Gefolge, ferner Prin Heinrich ven Preußen, Herzoa Friedrich Wilbelm von Mecklen⸗ burg⸗Sche⸗ erin, sämmtliche ortsanwesende Flagg⸗ und Stabsoffiziere der Manõverflotte und der Garnison, das Seeoffiziercorps der Werft, der Schiff bau Direktor und der Maschinenbau⸗Direktor der Werft, Ge⸗ beime Bauräthe Guvot und Bauck, sowie Marine Baumeisfer Giese, Leiter des Baues des vom Stapel gelaufenen Damp'ers, Ihbeilnab men-
Köln, 29. Juli. Ihre Königliche Hoheit die Prin— . Friedrich Carl ist, dem, W. T. B.“ zufolge, heute Nachmittag von Schloß Brühl hier eingetroffen und befichtigte während 116 Stunden die Kriegskunst⸗ und landwirthschaftliche Jubiläums-Ausstellung, sowie später die St. Gereons⸗- und die Ursula⸗ Kirche.
Friedrichs ruh, 30. Juli. Fürst Bismarck ist, wie der „Hamb. Corresp.“ meldet, gestern Mittag nach Schön⸗ hausen abgereist. In seiner Begleitung befand sich Graf Herbert Bismarck. Eine große Anzahl von Personen war am Bahnhof anwesend und brachte stürmische Ovationen beim Abgang des Zuges. Von Schönhausen wird sich der Fürst nach Kijsingen zur Kur begeben. Die Fürstin Bismarck reiste bereits vorgestern Abend mit dem Zuge um 10 Uhr 24 Minuten von Friedrichsruh über Hamburg nach Hemburg ab, um dort einige Zeit zum Kurgebrauch zu verweilen.
Koblenz. Das Programm der 37. Generalver⸗ sammlung der Katholiken Deutschlands wird jetzt veröffentlicht. Die Generalversammlung wird vom 24. bis 28. August in Koblenz abgehalten. Präsident der Ver— sammlung ist Freiherr von Buol-Berenberg, badischer Kammerherr und Landgerichts-Rath, sowie Abgeordneter zum Reichstag und badischen Landtag.
Bayern.
München, 29 Juli. Zu dem vorgestrigen Unfall Sr. Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten bemerkt die Allg. Ztg.“ noch, daß an der Ecke der Winthir- und Roman⸗ straße gegenwärtig die Marien-Anstalt umgebaut und das Grundstück daher von einer Planke umgeben wird, sodaß der freie Ausblick von der Winthirstraße in die Romanstraße gehindert ist. An dieser kritischen Stelle trat der Unfall ein, sodaß der Zugführer der Trambahn ebenso wie der Kutscher der Equipage zu spät die Möglichkeit der Kollision bemerkten. — Se. Königliche Hoheit der Prinz-egent besuchte gest ern im Laufe des Vormittags die KLunstausstellung und fuhr Nachmittags 6 Uhr in Begleitung des Flügel-Adjutanten Freiherrn von Wolfskeel wieder wie gewöhnlich nach Nymphenh urg, auf der ganzen Strecke von dem zahlreichen Publikum freudig begrüßt. Das Aussehen Sr. Königlichen Hoheit war ein durchaus befriedigendes — Der Prinz-Regent empfing und empfängt noch anläßlich des glücklichen Ver— laufs seines Unfalls Glückwunschtelegramme und Gratulationsschreiben der verwandten und be— freundeten Souveräne. — Die Nachricht, daß der Erzbischof anläßlich des glücklichen Verlaufs des Unfalls Sr. Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten Dank— gottzesdienste angeordnet habe, ist, der „Allg. Ztg.“ zufolge, unrichtig. Se. Königliche Hoheit hat sosort nach dem Unfall den bestimmten Wunsch ausgesprochen, der Sache möge keine Bedeutung beigelegt werden, und im Sinne dikses Wunsches unterblieb auch die Anordnung von offiziellen Dan kgottes— diensten.
Vorgestern Nachmittag gab der Prinz-Regent zu Ehren der Anwesenheit des Fürsten Leopold von Hshenzollern eine Tafel. Am 1. August wird Höchstderselbe seinen alljährlichen großeren Jagdausflug ins Oberland an— treten, welcher wahrscheinlich wieder bei Füssen abschließen wird. Unterbrechungen werden nur das Walhalla-Fest am 25. August und dann das Schlußmanöver des J. Armee—⸗ Corps verursachen, welchem Se. Königliche Hoheit auch in diesem Jahre wieder anzuwohnen gedenkt. Mit der Führung der Manöber der 4. Division an Stelle des erkrankten ECom— mandeurs derselben, GeneralLieutenants von Godin, wurde vom Prinz Regenten der General-Lieutenant von Tylander beauftragt.
Fürst hat sich heute Vormittag .. Uhr zur Besichtigung des Königsschlosses nach Herrenchismsee begehen. Mit demselben Zuge begab üch Prinz Ferdinand von Coburg mit Gejolge und Dienerschaft zu gleichem Zweck nach Prien.
Zur Organisation der Invaliditäts- und Altersversicherung in Bayern schreibt die „Allg. Ztg.“:
Immer näher rückt der Zeipur kt beran, mit weichem' ein wei⸗ teres Stück der soꝛzialrolitischen Gesketzzebung des Reicks in Kraft reien und damit die segensteide Wirkung dieser gesetz geberischen Thätigkeit in roch köherem Maße jenem Fkeiͤe der. Gesammthevölkerung zu Gute kommen soll, welcher am ebesten der Noth des Lebens arsgefetzt ist. Wie in Ars— sicht genommen, soll das Invaliditäts- und Alters ver sicherungs⸗ geletz am 1. Jacuar 1891 in Kiaft treten. Zur Durchführung diefer Versicherung, welche dem Arbeiter das sorgenfreie und selbftbefeicbigende Gefühl eines rechtlich er wingbaren, durch eigene Leistung wohlerworbenen Anspruchs auf eine beim Eintritt der 3rwerbtunfäkizkeit der mit Zunahme des Alters fällig werdende Rente giebt if in Bayern Turch die soeben erschienene, im. Gesetz und Verordnungsblatt! veröffentlichte aller⸗ höchste Verordnung zum Vollzuge des Fovaliditäts. und Alters⸗Versichexungs⸗ G e setzes ee st tente Organ- sation geschaffen worden: Für jeden Regierangzbeiitk wird eine eigene Versicherungsanstalt mit dem Sitze in der jeweilig-n Kreis barptstadt eir gerichtet, welche den Charakter einer offentlichen Behörde hat und ein eigenes Siegel führt. An der Sritze derselben steht der „Vorstandꝰ, deffen Zusammensetzung statutarischer Bestimmung vorbehalten bleibt; den Vorsitz im Vorstand fübrt ein vom Staats Ministerium des Innern bierfür bestimmter Rerierungs⸗Rath der betreff nden Rreisre cus zu welchem Zweck vom 1. Oktober 1890 ab jeder Kreise s ein weiterer Regierungs-Rath beigegeben werden ird Neben dem Vorstande fungirt als weiteres Organ der Versicherunge— anstalt ein „Ausschuß‘, der, vorbebaltlich ander wein iger statutarischer Bestimmung, aus je sechs Vertretern der Arbeitgeber und Ver⸗ sicherten bestebt. Die näheren Bestmmungen über die Wahl dieser Vertreter werden demrächst rom Lander ⸗Versichetun gsamt erlassen. Vech ißt bereits in der zllerhöchsten Verordnung angeordnet, daß das Wahlrecht für jene Versicherten urd Arbeitgeber, welche den nach dem Gesitz wahlberechtigten Kossen nicht angehören lin Bevern über 50 o). durch die Landräthe auszuüben ist, welchen die Wahl der Hälfte dieser Vertreter zukemmt. Wir bei der Unfall versicherung, so werden auch bier zur Verbescheidung von Be chwerden wegen Ablehnung eines Rentenarspruchs oder un- richtiger Seststellung der Rente durch die Verfict erun gs anftalt Sc iedegerig te geschaffen, urd war zunäcst je ein Schiedsgericht für j-⸗den Regierungsbezirk am Sitz jerer Versicherun ge anstalt. Als aberste Inftan, für alle Versichcrungsanstasten! in Pervern fungitt soweit nicht nach dem Gesetz die Kompetenz dem Reichs Ver sicherungs⸗ amt vorbehalten oder die Zuftändigkeit des Staats. Min fteriums
Günther von Schwarzburg-Rudolstadt
Tirp's, hat sowobl in Sansibar als in Bagamovo in
gegeben ist, das bereits bestebende Landes ⸗Versicherungsamt; die Be⸗ stimmungen über das Verfahren vor demselben finden auch sinngemäße Anwendung in Inraliditäts- und Alters versicherungssachen.
Baden.
Karlsruhe, 28. Juli. (Karlsr. Ztg.) Gestern Mitta hatten die Großherzoglichen Herrschaften Besuch 26 Ihren Durchlauchten dem Fürsten, der Prinzessin Amélie sowie dem Fürsten Max zu Fürstenberg mit Gemahlin. Der bohe Besuch verblieb bis zum Abend und kehrte dann nach Schloß Heiligenberg zurück. Se. Königliche Hoheit der Großherzog reiste heute Nachmittag 5i , Uhr nach Gengen⸗ bach, um dort der morgen stattfindenden Einweihungsfeier der neu erbauten evangelischen Kirche anzuwohnen. Höchst⸗ derselbe kehrt Abends nach Schloß Mainau zurück.
Deutsche Kolonien. . Aus Sansibar, 1, Juli, geht den „Hamb. Nachr.“ ein Schreiben zu, welchem wir Folgendes entnehmen:
Die Ausdehnung unserer Operationen nach dem Innern von Deutsch - Ostafrika hat bereits den Erfolg gebaßt, daß die Mehrzabl der Häuptlinge in den Wanjemwesiländern' mik den Deutschen Frieden haben will. Der Häurtling Kingo aus dem Ngurrulande war persönlich 8 Tage in Bagamovo anwesend, um seine Friedensliebe zu dokumentiren. Bana Sesu, der Sohn Tippu
fre . lichem Verkehr mit den Deutschen gestanden, int 3 beftimmtes Gerücht will sogar wissen, daß Tirpu Tirp selbst in nächster Zeit an die Küste kommen wolle, um die deutsche Ver— valtung kennen zu lernen. Die Zufuhr von Elfenbein aus dem Innern ist eine enorme. Es sind zur Zeit in Bagamovo allein 13—14 000 Warjamwesis und andere Neger aus dem Innern ver⸗ sammelt, welcke Elfenbein gebracht haben. Auf der Karawanenstraße nach Mywarwa und Tabora herrscht ein u ßerst lebbafter Ver— kebr. Tie Ablssungsmannschaften für die Station Mpwapn M find am 19 unter Führung des Proviantmeisters de la Frsmoire abmarschirt. Gbef Lieutenant Bon Bülorè wird die Station noch behalten, wes kalb der Pror antmeister Janke die abgelösten Mannschaften nach Bagamoyo zurückführen wird. Emin Pascha's Expeditton gebt largsam und sicher ibren Weg weiter und wird jetzt in der Nähe von Tabora an— gekommen sein Eine andere Exvedirion gebt in den nächsten Tagen nach Tabora und dem. Seengebiet ab, nämlich die große Karawane des Engländers Stokes, welcher mit circa 2000 Lasten nach Nord westen ziebt. Mit ihm marschirt Lieutenant Sigl mit einer kleinen Zahl von Askaris, um an geeigneten Stellen, vor Allem in Tabora, Stationen zu gründen. — Am 15. Juni feierten die katho⸗— lischen Stationen sämmtlicher Missionsgeseltschaften aus Anlaß der Wiederberstellung des Friedens ein Dankesfest Die schwarze Bevölkerung nahm großen Antheil daran, auch die Offiziere der Wissmann ⸗Truppe betheiligten sich . B. in Baga— mopo an der Feier. — In er ler ten Juniwoche wurden zu Baga— moyo der Mörder Gieseke's, Mohammed ben Kaffim und Fein Spießgeselle (wie schon erwahnt) erhängt. Mobammed hatte be— kanntlich die Kühnheit, mit der Karawane Stokes' an die Küfte zu kommen, er wurde jedoch, da seine Ankunft den Deutschen bereits signalisirt war, in Saadani sofort von Chef Sigl festgenommen. Bei seiner Festnabme griff er nach seinem Revolver, und sein Begleiter jog den krummen arabischen Dolch zur Vertheidigung. Nach feiner Festnahme stellte Mohammed an Chef Sigl das Änsinnen, ihn noch einmal nach dem Lager Mlembule zurückgehen zu lassen, wo er Elfenbein u. s. w. habe. In der That besaß er eine ziemliche Menge davon; natürlich wurde seine Bitte abgeschlegen und er demnächst an Bord eines Damrfers gebracht. Es traten in der Folge so viele Zeugen gegen ihn und den Mittäter (der sein Sklave war), selbst aus den kesseren Araberkreisen auf, daß er der That vollständig über fübrt werden konnte. Seine Hinricktung war ein harter Schlag für die Araber, welche von Sansibar aus große Lösegelder fur ihn geboten hatten — Tie Chefs, der Küstenstationen haben einen lobenswerthen Wettkampf in der Verschönerung ihrer Stationen begor nen; geschmackvolle Gartenanlagen, breite Straßen, auffallende Reinlichkeit im Ort selbst, zeugen von ihrer Thätigkeit Die Plantage Lewa bei Pangani arbeitet mit aller Macht unter der Leitung des Hrn Müller; auch die neue Station der deutschen Pflarzergesellschatt Amboni bei Targa macht große Fortschritte.
Defterreich⸗ Ungarn.
Wien, 30. Juli. Die Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten aus Anlaß der morgen stattfindenden Ver mählung Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Erzherzogin Marie Valerie mit Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Erzherzog Franz Salvator sind, wie das Prag. Abdbl.“ schreibt, nahezu vollendet. In allen Straßen Ischks, durch die der Hochzeitszug sich bewegen wird, wurden Tribünen errichtet. Der Theil des Kursalons, in welchem das Dejeuner dinatoire statifinden wird, ist schon voll— ständig hergerichtet. Der an der linken Schmalseite des Kursaalgebäudes gelegene Vorraum wurde in ein reich mit Orangenbäumen, Palmen und anderen exotischen Gewächsen, geschmücktes Entree verwandelt, dessen Fußboden ein kostbarer Teppich bedeckt. Im Lesezimmer, dessen Wände mit prachtvollen Gobelins aus der Wiener Hofburg verdeckt wurden, wird Cerele abgehalten werden. Der große Kursaal gleicht einem Palmen hain. Im Speisesaale wird sich das Buffet befinden, das kleine Speisezimmer wird als Raum für das goldene Tafelgeräth und das Billardzimmer als Ser— virungsraum dienen. Am Sonnabend Mittag besichtigte Se. Majestät der Kaiser und König jämmtliche Räumlichkeiten des Kurhauses und drückte die volle Zufriedenheit mit dem getroffenen Arrangement aus.
Neuen Dispositionen zufolge wird Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin-Wittwe Erzherzogin Stephanie in der Kaiserrilla, Ihre Kaiserliche und König— liche Hoheit die Prinzessin Gifela von Bayern mit . Kindern in der Kronprinzlichen Villa am Gries ab— steigen.
Heute geht vom Wiener Westbahnhof ein aus achtzehn Salon— wagen bestehender Separatzug ab, mit welchem sich die zur Zeit in Wien weilenden Mitglieder des Kaiserhauses, dann Minister des Kaiserlichen Hauses Graf Kälnoky und die Vinister⸗Präsidenten Graf Taaffe und Graf Szapary nach Ischl begeben.
Ueber die Reisedispositionen ist Folgendes bestimmt worden: Das neuvermählte Paar begiebt sich am Nachmittag des 31. d. M. nach dem Jagdschlößchen des Kaisers am Offensee, nur von der beiderseitigen Dienerschaft be⸗ gleite. — Nach Verlauf einer Woche reist das hohe Paar sodann direkt nach Meran und unter— nimmt von dort eine längere Reise durch die Schweiz. Obwohl die Erzherzogin Marie Valerie den lebhaften Wunsch ausgesprochen hat, am Geburtstage Sr. Majestät, 18. August, wieder in Ischl einzutreffen, so wird dies wohl kaum möglich sein, sondern die Schweizer Reise von Interlaken, wo sie endet, noch weiter auf andere Länder ausgedehnt werden. In der Kaiservilla zu Ischl bleiben drei Appartements
beitszimmer, für die Frau Erzherzogin ständig ervirt. Unterhalb der Appartements der Frau a m Marie Valerie werden die Zimmer für den Erzherzog Franz Sal⸗ vator eingerichtet. Die Möbel wurden nach der eigenen An⸗ 6 Erzherzogin von einem Kunsttischler in Ischl ge— iefert.
Wie die „Presse“ meldet, sind die kostbaren und in der Ausführung künstlerischen Geschenke des Kaiserlichen Elternpagres dem Brautpaare gestern überreicht worden. Das Geschenk der Kaiserin und Königin besteht in einem Collier; es ist eine getreue Nachbildung des Halsbandes, welches Ihre Majestät als Braut von Sr. Najestãt dem Kaiser und König in Ischl erhalten hat. Das Geschenk des Kaisers ist ein Diadem aus Brillanten in Kronenform nebst einem Collier aus denselben Edelfteinen. Der Erzherzog Franz Salvator schenkte seiner Braut ein 1 e, ,,.
as „Fremdenblatt“ bezeichnet die Meldung eines hiesigen Blattes, daß Prinz Ferdinand feine Mar f! , Bulgarien von der Zustimmung der österreichisch—⸗ ungarischen Regierung zum Eintritt 5ster— reichischer Offiziere in die bulgarifche Armee abhängig gemacht habe, als vollständig erfunden. Die Meldung habe lediglich die Tendenz, in den Balkanländern Beunruhigung und Mißtrauen gegen Oesterreich⸗Ungarn zu verbreiten.
( Der ungarische Ju stiz⸗Minister hat, der „Presse“ zufolge, in Folge einer bezüglichen Anfrage eines Gerichts eine Circularverordnung erlassen des Inhalts, daß in Betreff der Vollziehung der in Civilprozeßsachen geschöpften Urtheile und Erkenntnisse zwischen Ungarn und dem Deutschen Reich oder den zum Deutschen Reich gehörigen Ländern nicht nur jene Reciprocität nicht . steht, welche in dieser Beziehung mit einigen dieser zu Deutsch⸗ land gehörigen Länder ehedem aufrecht bestand, sondern auch jene Reciprocität aufgehört hat, welche in Betreff der Heraus⸗ gabe der Mobilien an die im anderen Lande eröffnete Konkurs- masse bisher geübt wurde. Mithin können die im Inlande befindlichen Mobilien des ausländischen Gemeinschuldners auf Aunsuchen, der Gerichte der zum Deutschen Reich gehörigen Länder nicht ausgefolgt werden.
Großbritannien und Irland.
London, 30. Juli. Nach dem Hofbericht hat di Königin höchst beruhigende und ie , m n über das Befinden der Kronprinzeffin'von Griechen⸗ land und deren Sohn erhalten.
Der Prinz von Wales wird sich, der „A. C.“ zufolge am 16. August von London nach Homburg begeben. ;
Der zum Gouverneur von NReu-Südwales ernannte Earl von Jer sey war bisher General-Zahlmeister und ge— hörte mithin dem Ministerium an; gleichzeitig bekleidete er den Posten eines dienstthuenden Kammerherrn der Königin. —
Im U nter hau se fragte gestern der Deputirte Summers an, ob die Regierung mit Deutschland in Unterhandlung stehe wegen der Unterbreitung etwaiger aus dem englisch⸗ deutschen Abkommen entstehenden Streitigkeiten zur Entscheidung durch einen Schiedsspru ch, und ob die Regierung ensprechende Artikel über einen Schieds— spruch in die mit Frankreich und Portugal beabsichtigten. Verträge aufzunehmen gedenke. Der Unterstaate sekretãr des Auswärtigen Fergus fon erwiderte: Die Regierung könne eine solche allgemeine Verpflich⸗ tung nicht eingehen; bei mehreren Fällen habe die Regierung in der jüngsten Zeit ihre Bereitwilligkeit gezeigt, einzelne spezielle Fragen einem Schiedsspruch zu unterwerfen, es könnten aber Differenzen vorkommen, in denen unveräußserliche englische Rechte angegriffen würden, die England nicht als offene Fragen einem Schiedsspruch unterbreiten könne.
In der gestern stattgehabten jährlichen General— versammlung, der Royal-Niger-Eompany machte der Präsident die Mittheilung, daß mit dem Königreich Borgu ein Vertrag abgeschlossen sei, welcher dasselbe unter en glische Flagge fielle. Ferner seien Verträge mit den Kaiserreichen Sohoto und Gran da abgeschlossen, durch welche der Compagnie voll ständige Jurisdiktion übertragen wird über alle Personen, welche der Nationalität derselben nicht angehören. Schließlich lenkte der Präsident die Aufmerksamkeit der Verfammlung auf das deutich-englische Abkommen und auf eine demselben beigefügte Depesche Sir Percy Anderson's, in welcher der Royal-Niger⸗Company günstige Erwähnung geschiehf. Die, Nachrichten, welche der Vertreter der Britischen südafrikanischen Gesellschaft in der Kapstadt erhalten hat, bestätigen die schnelle und friedlichs Besetzung des Maschonalandes. Die Führer des Zuges stellen die beunruhigenden, in Natal verbreiteten Gerüchte in Ab— rede. Nachdem der General am 23. Juni die Pioniere in ihrem vorgeschobenen Lager in Baines Drift am Macloutsiefluß besichtigt hatte, rückten die Pioniere nach dem Shashi vor, wo sie auf den Obersten Pennefather und dessen Polizeimannschaften warteten, welche spätestens am L. Juli eintreffen sollten. Darauf sollte fofort der weitere Vormarsch in das Maschongland beginnen. Die Pioniere glaubten, Mount Hampden Mitte August erreichen zu können. Die Verbindungen mit der Vorhut werden durch eingeborene Postläufer erhalten. —
Frankreich.
Paris, 30. Juli. In dem gestern abgehaltenen Minister—⸗ rath theilte, wie, W. T. B.“ meldet, der Minister des Innern Constans mit er werde die Interpellation Le Senne's, Betreffs der Auswanderung nach Argentinien, am Donnerstag beantworten und hierbei eine Gesetzvorlage antündigen, durch welche die Auswanderer vor den schwindelhaften Auswanderungs⸗Agentien geschützt werden sollen. Der Minister⸗Präsident unn Kriegs⸗-Minister de Freycinet ist vorgestern Abend von seiner Inspektions— reise in den Vogesen hierher zurückgekehrt.
Der ehemalige Ackerbau⸗Minister, Deputirte Barbe ist gestorben.
Der Dampfer „Kerguelen“ der gegenwärtig an der Küste von Dahomey stationirt ist, wurde nach Buenos Aires beordert.
Die ron mehreren Blättern gebrachte Meldung, das
französisch-englische Uebereinkommen sei bereits
unterzeichnet worden, wird von zuständiger Seite de⸗
6 Die Verhandlungen nehmen ihren regelmäßigen ang.
Laut einer amtlichen Aeußerung des Kriegs-Ministers
des ersten Stockwerks, ein Entree, ein Schlaf- und ein ÄAr—
wird der Bestand der Kavallerie im Jahre 1891 um
7 *
3000 Pferde vermehrt werden. Die im Remontirungadienst 1 Ersparungen werden die Mittel zum Unter⸗
lt derselben gewähren. Die Dienstzeit der Pferde wird um ein Weniges verlängert werden. Jahre 1891 werden 2 noch 1000 Pferde mehr als gewöhnlich angekauft werden.
Einem Abgeordneten aus dem Departement Tarn et Garonne, welcher eine bezügliche Anfrage an den Kriegs⸗ Minister gerichtet hatte, ist der Bescheid geworden, daß die Absicht vorliege, das zunächst nur als ein vorläufiges bestehende Lager von Caylus zum Zweck der Ausbildung von Truppen endgültig beizubehalten. .
Die diesjährigen Uebungen der beiden Divisionen des XVII. Armee⸗Corps gegen einander dürften, dem „Journal des Debats“ zufolge, ein ganz besonderes Interesse darbieten, da den sie befehligenden Generalen der freieste Spielraum gelassen werden wird. Nach der Konzentrirung der Truppen an zwei von dem kommandirenden General bestimmten, etwa 150 km auseinander gelegenen Orten werden die beiden Divisions⸗ Generale vorrücken, ohne andere Nachrichten über die feind⸗ lichen Bewegungen zu haben als die, welche sie durch ihre eigenen zum Aufklärungsdienst vorgeschickten Patrouillen em— pfangen. Der kommandirende General des XVII. Armee⸗ Corps wird sich auf die Rolle eines Schiedsrichters be— schränken.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Washington, 28. Juli. Der Senat setzte heute die Debatte über die Tarif vorlage fort. Mr. Vest sprach gegen die Maßregel. Wie die „A. C.“ schreibt, scheint eine starke republikanische Opposition gegen die Bill in der Entwicklung begriffen zu sein, und die extremeren Bestim mungen der Vorlage dürften voraus— sichtlich gestrichen werden.
Argentinien. Buenos Aires. Amtlichen Nachrichten der argentinischen Regierung zufolge ist die revolutionäre Bewegung in Buenos⸗-Aires nunmehr unterdrückt. Die argentinische Gesandtschaft in London erhielt am Dienstag, 10 Uhr 55 Minuten Vormittags folgende Depesche des Finanz⸗Ministers: „Die Regierung, welche durch den im Geheimen vorbereiteten Truppenaufstand überrascht worden war, hat dem ernsten Kampf mit der Armee die Stirn ge— boten und ist absolut siegreich. Die Aufständischen haben sich ergeben, die Waffen niedergelegt und das Arsenal und die Flotte aufgegeben. Alle höheren Offiziere, welche sich am Aufstande betheiligt haben, sollen verabschiedet und aus dem Heeresdienst entfernt werden. Die hiesigen Truppen kehren unter dem Befehl regierungstreuer Offiziere in ihre Kasernen zurück, und die Seitens der Regierung von auswärts herangezogenen Truppen marschiren wieder in die Provinzen. Die politische Lage ist vollkommen be— festigt; in der Stadt wie auf dem Lande herrscht Ruhe.“
Eine Depesche der Times“ aus Buenos Aires meldet bestätigend, daß die Insurgenten den Kampf wegen Mangels an Munition eingestellt haben. Der Aufstand sei vollstandig unterdrückt und eine allgemeine Amnestie proklamirt worden.
Einem Telegramm des „R. B.“ aus Rio de Janeiro zufolge, ist am 29. d. M., Nachmittags in Buenos Aires der Kongreß zusammengetreten.
Statiftik und Volkswirthschaft.
Die Generalversammlung des Vereins deutscher
Eisenbahnverwaltungen
ist, wie W. T. B“ meldet, beute Vormittag 10 Uhr in der Aula
der Technischen Hochschule zu Dresden eröff net worden. Geheimer Rath
Meusel hielt die Begruüßungsansprache. Hervorragende Vertreter
deutscher, österreichischer, ungarischer, niederländischer und anderer
fremdländischer Eisenbahnrerwaltungen wohnen den Bechandlungen
bei, welche zwei Tage in Anspruch nehmen sollen.
. Internationaler Binnenschiffabrts⸗ Kongreß.
Der Kongreß trat gestern unter dem Vorsitze Sir Joseph Lee s zu einer Sitzung zusammen, in welcher eine große Anzahl aus⸗— ländis Her Delegirten an der Berathung theilnahm. Der vom Professor Schlichting vorgelegte Bericht der inter⸗ nationalen Kommission für die Verbesserung der Binnenschiff« fahrts⸗Statistik wurde fast einstimmig angenommen.
Die Einnahmen der württembergischen Staatsbabnen für das Etatsjahr 1889/90
betrugen aus dem Personen⸗ und Sepäckverkehr 11 435 061 4 26 , gegenüber dem Etatssatz von 10 500 009 S½ mehr S35 061 60 26 4; aus dem Güterverkehr 21 805 174 ½ 29 3, gegenüber dem Etatssatz von 19700 000 46 mehr 2105174 1 28 3 Die wirklichen Einnahmen aus dem Personen⸗˖ und Güterverkehr zusammen betrugen 33 240 235 ½ 55 4, gegenüber dem Etatssatz von jzusammen 30 300 000 M mehr 2 940 235 ½ 55 4.
Kunft und Wissenschaft.
Auf der zweiten Münchener Jahres- Kun stausstel Lung erhielten, dem W. T. B. zufolge, unter Anderen die Maler Kallstenius (Stockholm), Kampf (Düsseldorf), Thaulow (Christiania), die Bildhauer Kruse und Krumm, die Architekten Rettig und Pfann (Berlin), Licht (Leipzig) und der Graphiker Forberg (Düsseldorf) sämmtlich zweite Medaillen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Ernte ⸗Aussichten in Rußland. ;
* Im Laufe des verflossenen Monats baben sich die Ernte— Aussichten in Süd- Rußland wesentlich anders gestaltet. Wenn auch in einzelnen Gouvernements der Stand der Feldfrüchte noch immer ein guter ist, so ist doch im Uebrigen eine Wen⸗ dung, d. h. eine erhebliche Verschlechterung eingetreten. Betrachtet man die weiten Getreidegebiete des südlichen und süd⸗ westlichen Rußland als ein Ganzes, so kann gegenwärtig, wo die Ernte bereits im vollen Zuge ist,) festgestellt werden, daß im All—⸗ gemeinen keinenfalls eine größere als eine Mittelernte zu erwarten ist. Für das weite Steppengebiet des Südostens bis zum Kaukasus hin läßt sich sogar nur eine schwache, allerhöchstens eine bescheidene Mittelernte in Aussicht stellen. ; . ; .
Gut sind auch jetzt noch, um auf Einzelheiten einzugehen, die Aussichten in den BHouvernements Kursk und Woronesch. Bessarabien und Cherson, in Kiew, Wolhynien und in Theilen von Podolien wird die Ernte gleichfalls, wenn nicht gut, so doch zufriedenstellend sein. Dagegen versprechen das übrige Podolien. Poltawa, Tschernigow und Charkow nur eine knappe Mittelernte. Cin gewisser Rayon in Taurien, ebenso zwel Distrikte des Gouvernements Jekaterinos law erwarten eine reiche Ernte. In anderen Theilen dieser beiden Gouvernements, ferner im Lande der donischen Kosaken, in Kuban, Terek, überhaupt
) An m. Sie ist mindestens vierzehn Tage früher als in einem
.
in den Steppen nördlich des Kaukasus sind die Aussichten sehr gering; meistens rechnet man in diesen weiten Produktionsgebieten auf eine Ernte erheblich unter mittel.
Das Vorstehende gilt vor Allem von den vier Haupt ⸗Getreide⸗ arten, Roggen, Gerste, Hafer und besonders vom Weizen. Die weniger angebauten Sorten, wie Hirse und Mais, stehen durchschnitt ⸗ lich gat. Auch Raps, von dem in Sürwest Rußland dieses Jahr mit Rücksicht auf die hoben Preise des Vorjahres diel angebaut worden ist, bat meist einen guten Ertrag gegeben.
Die Ursachen des gegenwärtigen Standes der Feldfrüchte sind für den Südosten, und zum Theil auch für den Südwesten, in Der Fortdauer der Trockenheit und der beißen Ostwinde zu sucken. Die Regengüsse waren, trotz aller Reichlichkeit, nur Strichregen. Auch konnten sie in denjenigen Feldern, wo das Getreide bereits zur Aebren⸗ bildung geichritten war, auf die Ergiebigkeit keinen Einfluß mehr ausüben In letzter Zeit thut auch der Getreidekäfer im Sädosten großen Schaden. In Südwest⸗Rußland hat gleichfalls die große Hitze verderbliche Folge gebabt. Namentlich ist ein Theil der Weizenfelder dadurch nothreif geworden. Auch hat die Hessenfliege mehr Schaden gethan, als man Anfangs übersah. Die spätere Regenveriode bat dann zahlreiche Unwetter von erheblicher Ausdehnung gebracht, be—⸗ sonders Hagelschläge, die große Verheerungen anrichteten. Auch der Rostschaden ist erheblicher, als man eine Zeit lang anzunehmen geneigt war.
Ernte in Rumänien.
4 Ende Juni konnte endlich nach anhaltenden Regengüssen allenthalben zur Weizen⸗ und Gerstenerte geschritten werden. Dennoch sind nur bin und wieder, wie in der kleinen Walachei und in der Nähe des Bukarester Distrikts, durch Hagelschlag und Gewitter ver— ursachte größere Schäden zu beklagen, in der Moldau war die Wider stands kraft allgemein, und bei anhaltender schöner Witterung wird der diesjährige Gesammtertrag überhaupt zu den reichsten zählen.
Im Allgemeinen ist der Herbstweijen dicht und körnig, der Roggen gat, der Hafer vorzüglich; die Gerste ist dagegen nur dort völlig brauchbar, wo sie in der vom Schnee zurückgelassenen Feuchtigkeit gesäet worden, der übrige Theil ist vom Schimmel (Aphis cerealis) ergriffen, und im Großen und Ganzen ist diese Frucht heuer klein, schwach und quantitatid gering.
Der Raps ist fast ausschließlich in der Moldau gediehen, denn in den anderen Gebietstheilen des Landes hat er durch den starken Niederschlag bedeutend gelitten und nahezu 50 0 eingebüßt.
Der Mais ist als schön, wenngleich etwas klein zu bezeichnen.
Die Preisnotirungen in den verschiedenen Getreidesorten sind die nachstehenden: . ⸗
A. Constantz a. (Rustendje.) Erste Juliwoche. Weizen 47 — 53 lib à Hektoliter 10, 80 Fres. Mais 50- 60 . ( 6.807 , Gerste 34 — 47 J 5,00 - 5,50,
B. Braila. Zweite Juliwoche.
Weizen 84 — 56 lib. à Settoliter 106 758 - 13, 00 Fres. Mais 53 - 611. ö 5.25 — 6,55 Raps 59 —60 ö 5,42 — 5,5 Con stantza. (Kustendje.)
Zweite Juliwoche. Weizen 47 — 58 lib. à Hektoliter 10, 80 Fres. Rais 55-6605. ; K Gerste 43—- 477 ö 5.40
Bemerkung: Die Preise in Constantza sind durchschnittliche.
St. Peters burg, 29. Juli. (W. T. B.) Das „Finanzamts⸗ blatt“ veröffentlicht Kartogramme über die Ernteaussichten am 1/13. Juli, verglichen mit den betreffenden Auskünften vom 113. Juni. Das „Finanzamtsblatt“ resumirt die aus diefer Zu⸗ sammenstellung sich ergebenden Wahrnehmungen dahin, es mache sich eine Verschlechterung der Aussichten bei der Sommergetreide⸗ Ernte im Süden der Gouvernements Jekaterinoslaw und Cherson bemerkbar. Das Blatt konstatirt, daß die Ernteaussichten für Sommer und Wintergetreide im übrigen europäischen Rußland theils gute, theils sehr gute verblieben sind.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
Die gestern in München abgehaltene Wanderversammlung der baverischen Thierärzte nahm, wie W. T. B.“ meldet, eine von dem Professor Feser beantragte Resolution an, welche sämmtliche von Reichswegen ergriffenen Viebeinfuhr⸗ und Vieh⸗ verkebrsbeschränkungen an der Ostgrenze vom veterinär— polizeilichen Standpunkte aus in vollem Umfange aufrecht er halten seben will. Der Seuchenausweis der östlich angrenzenden Nachbarländer thue dar, daß ohne solche Maßnahmen eine Gefährdung des deutschen Viehbestandes zu befürchten sei.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Durch Verordnung der K. und K. Ministerien des Innern, des Handels und der Finanzen vom 9. Juli 1890 ist die Einfuhr von Hadern und Lumpen aus Egyrten, sofern diese Gegenstände für den Handel bestimmt sind, bis auf Weiteres verboten worden.
Italien. .
Die Königlich italienische Regierung hat die gegen schweizerisches Vieh verhängte Sperre und 6. wieder aufgehoben.
Schweiz.
Bundesrath hat beschlossen, die Einfuhr
Der schweizerische (Vergl. Reichs An⸗
italienischen Kleinviehs wiederum zu gestatten. zeiger Nr. 152 vom 25. Juni 1890.)
Handel und Gewerbe.
Vom obersichlesischen Steinkoblenmarkt berichtet die Schles. Ztg.: Das Koblengeschäft bat in Folge der zahlreichen eingehenden Aufträge wesentlich an Regsamkeit gewonnen und wird die gesammte Förderung der sofortigen Verladung übergeben. Die Aussicht auf den Eintritt erhöbter Winterpreise zum 1. Sextember hat den Begebr nach sämmtlichen Kohlensorten erhöht, und sind es namentlich die Zuckerfabriken, welche mit der Eindeckung ihres Bedarfs für die bevorstebende Campagne vorgehen. Das Ausland ist an dem stärkeren Absatz noch nicht betheiligt. In Voraussicht des wachsenden Begebrs haben die Großhändler ihre Abnebmer benach- richtigt, daß vom 1. August ab die Koblenpreise wieder heraufgesetzt werden, und zwar für Stück. und Würfelkohlen um 2 3, für die kleineren Sortimente um 1 3. Die Grubenververwaltungen halten an den bisherigen Preisen fest, daher die Erhöhungen der Kohlen⸗ preise lediglich dem Belieben der n nn unterliegen. Vom 1. August ab notiren die Großhändler für erste Marken (Königs grube): Stück.. Würfel und Nußkohlen 42 4, Kleinkohlen 39 3, Grieskohlen 25 A pro 50 Kg; fur geringere Marken (Trautschold⸗ segen bei MokrauJ Stück. und Würfelkoblen 33 83, Kleinkoblen 235 J pro 50 kg. — Die Kumulativpreise für gute Marken betragen: für Stück- und Würfelkoblen 44 —– 45 3, Nußkohlen 36 — 40 , Klein und Erbskohlen 25 — 28 3, Staubkohlen 8—- 12 3 am Schacht. Die Koksanstalten erhalten ihre Produktion auf der bisherigen Höhe, doch läßt der ungenügende Absatz die Bestände anwachsen. Zudem wird viel Koks aus Niederschlesien bezogen. Die Arbeiterverhältnisse haben sich im Revier sehr befriedigend gestaltet, da die Schichten regelmäßig verfahren werden und sich nirgends Ausstandsgelüste zeigen. Auch ist Henn g an Arbeitskräften nicht vorhanden.
Verkehrs ⸗ Anstalten.
Die mittels des Reichs ⸗Postdampfers „Habsburg. beförderte Post aus Australien 6 aus Sydney am 21. 35 ist in Brindisi eingetroffen und gelangt fur Berlin voraussichtli
Durchschnittsjahre.
am 1. August Vormittags zur Ausgabe.
Theater und Mufik.
Friedrich ⸗Wilbhelmstädtisches Theater. Für die Puppenfee', das für die nächste Saison vorbereitete vantomimische Divertissement, ist in Wien nach den Driginalentwürfen der Hofover von Brioschi für das Friedrich ⸗Wilhel mstädtische Theater das erforderliche Dekorationsmaterial ausgeführt worden und hier bereits eingetroffen. Direktor Fritzsche konnte gestern schon die Scenerie einer Beleuchtungsprobe unterziehen. Kroll's Theater.
Die beiden letzten Gastspiel Abende Heinrich Bötel's, Donnerstag und Freitag bringen nochmals die beiden beliebtesten Partien des Hamburger Heldenteners, morgen den Manrico und zum Abschied übermorgen den Postillon. Den Sänger haben während seines hiesigen Gastspiels wieder die vollsten Sympathien der Berliner begleitet, die, wie üblich, ihren Ausdruck in ausverkauften Häusern und Beifalls— ovationen ohne Ende fanden Das unmittelbar folgende und am Sonnabend mit ‚Ernani“ beginnende Gastspiel des Wiener Hofopernsängers Hrn. Ernest van Dyck macht das Berliner Publikum mit einer viel genannten und viel gerühmten neuen Gesangs ⸗Capacität bekannt. Hr. van Drck hat in kürzefter Zeit eine der glänzendsten Carrièren ge⸗ macht. Sein Künstlername tauchte zuerst bei den Bapreuther Fest⸗ spielen auf, wo Hr van Dyck als Parsifal“ großes Aufsehen erregte. Er wurde sofort Mitglied der Wiener Hofoper und gehört jetzt zu den gefeiertften dortigen Sängern.
Mannigfaltiges.
Die Veranstaltungen aus Anlaß des 1069 jährigen Bestehens der Thierärztlichen Hochschule baben beute ihren Anfang genommen. Das Gebäude der Hochschule bat zu Ehren der Feier reichen Schmuck angelegt. Vor Allem ist es der Vorgatten nach der Luisenstraße zu, welcher in herrlichstem Festgewand vrangt. Hohe fahnengezierte Flaggenmasten erheben sich in weitem Umkreis um das in den heutigen Morgenstunden noch verhüllte Gerlach Denkmal; BSuirlanden und Schleifen in den Farben der deutschen Lande verbinden die Maste und ziehen sich von Fenster⸗ brüstung zu Fensterbrüstung. Auch dem schönen Garten der Anstalt ist besonderer Schmuck gegeben Gegenüber dem Hauptgebäude prangt, aus Teppichpflanzen gebildet, ein mächtiger preußischer Adler. Auch sonst sind die weiten Rasenflächen mit schönen Tepypichbeeten geschmückt. Zur Theilnahme an der Feier sind thierärztliche Capaeritãten aus allen Theilen Europas eingetroffen. Frankreich hat den General⸗Inspecteur der Veterinärschulen Chauveau entsandt, die Schweiz ist durch Prof. Berdez ⸗ Leon, Dänemark durch die Pro⸗ fessoren Bank und Grabbe⸗Kopenhbagen, Oesterreich durch Prof. Boyer vertreten. Mon sah ferner den Präsidenten des badischen Veterinär⸗ raths, Ober⸗Regierungs⸗Rath Lydtin Karlsruhe und Vertreter aller thierärztlichen Lehranstalten des Vaterlandes. —ᷣ—
Heute früh um 9 Uhr traten zunäckst im Konferenzzimmer der Hochschule die Delegirten der 16 preußischen thierärztlichen Vereine unter Vorsitz des Prof. Pütz ⸗Halle zu einer Versammlung zusammen. In seinem Geschäftsbericht über die bisherige Thätigkeit der Central vertretung konnte der Vorsitzende die hocherfreuliche Mittheilung machen, daß nicht allein die für das Gerlachdenkmal nothwendige Summe durch die Beiträge der Thierärzte bei Deitem überschritten, sondern daß auch die Ausfübrung des Denkmals nach künstlerischem Urtheil eine ganz vor⸗ zügliche geworden sei Der Vorsitzende konnte sodann mittbeilen, daß die Audienz, welche er und Profefsor Esser⸗Göttingen bei dem Kriegs—⸗ Minister gehabt, insofern bereits von gutem Etfolg gewesen sei, als der Minister den Militär ⸗Roßarjt⸗ Eleven das Tragen von Civilkleidung gestattet habe: eine Reform, welche wesentlich mit den Gegenstand der Vorstellung der beiden Delegirten gebildet babe. Es wurde sodann Kenatniß gegeben von dem Schritt, welchen die Centralvertretung bei dem Landwirthschaft⸗ lichen Ministerium gethan habe, um eine Rangerböhung der Kreis—⸗ Thierärzte herbeizuführen. Die übrigen Gegenstände der Tages ordnung betrafen das bevorstehende Jubiläum und die Rechnungslegung des Kassirers, welche ein außerordentlich erfreuliches Resultat ergab.
In der Mittagsstunde folgte dann die feierliche Ent büllung desvon den deutschen Thierärjten errichteten Gerlach ⸗Denkmals, welches in dem Vorgarten in der Luisenstraße seinen Platz gefunden hat. Zur Theilnabme an diesem feierlichen Akte war Seitens des landwirthschaftlichen Ministeriums der Geheime Ober ⸗Regierungs⸗Rath Bever delegirt worden. Das Militär ⸗Veterinärwesen war durch den Major von Keller und den Premier ⸗Lieutenant von Winterfeldt ver— treten. Man sah ferner den Rektor der Universität, Professor Hinschius, den Rektor der Berg⸗Akademie, Professor Hauchecorne und die von der Landwirthschaftlichen Hochschule abgesandten Professoren Wittmack, Orth und Schotte. Einen besonderen Glanz erhielt der Akt durch die Theilnahme der studentischen Korporationen auswärtiger Hoch— schulen. Von der Familie des GSefeierten waren die beiden Söhne, Maior Gerlach vom I29. Infanterie⸗Regiment und Baumeister Gerlach erschienen.
Die Feier eröffnete ein Sängerchor mit dem „Integer vitae“. Dann nahm der Vorsitzende des Denkmals ⸗ Comité s, Professor Pütz Halle, das Wort zur Festrede, welche, von inniger Verehrung durch⸗ drungen, ein ausführliches Lebensbild Gerlach's zeichnete, seine Verdienste um die Wissenschaft, speziell das von ihm vertretene Fach gebührend hervorhob und ihn als Vorbild für die des letzteren Be⸗ flissenen hinstellte. Die Rede gipfelte in einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser.
Hierauf fiel die Hülle. Das ron dem Dresdener Künstler Otto Panzner modellirte, von C. A. Bierling in Dresden in Erz gegossene Standbild stehbt auf einem bohen Sockel aus rothem Granit. Die Statue jeigt den Gefeierten in seiner Lebrthätigkeit; die Linke hält sein bahnbrechendes Lehrbuch und stützt sich mit diesem auf die zu Seiten der Statue stehende Säule, die Rechte ist halb erhoben und, gleichsam die dozirenden Worte unterstützend, nach vorn gestreckt; der Kopf mit den wobl getroffenen, ausdrucksvollen Gesichtszügen ist leicht zur Seite geneigt. Ein langer Gehrock umschließt den Kötper. Der hohe Sockel trägt auf der vorderen, nach der Straße zu gerichteten Seite den Namen „Andreas Christian Gerlach“, auf der Rückseite die Widmung „Die deutschen Thierärzte. Berlin 1390.“ Nach dem Gesange einer Hymne nahm als Vertreter der Thierärztlichen Hochschule der Rektor Professor Schütz das Wort, um auch seinerseits dem Genius des Mannes, dem die Feier galt, Verehrung und Anerkennung zu weiben; er gelobte, das schöne Denkmal in treue Obhut zu nehmen. Mit Mendelssobhn's Lied „Zeiten Wenden und mit der Niederlegung von zahlreichen prächtigen Widmungskränzen schloß die pietätvolle Feier.
Der Verein Berliner Turnerschaft“ nahm in seiner letzten Hauptversammlung die Berichte des Verstands über das verflossene Vierteljabr April⸗Juni entgegen. Nach denselben zählte der Verein Ende Juni in seinen 27 Abtheilungen 3675 Vereinsangebörige. Nach wie vor widmet der Verein dem Turnen der Lehrlinge das größte Interesse. In 9 Abtbeilungen erbalten z. 3. ca. 909 Lehrlinge durch Vereins-⸗Turnlehrer Turnunterricht. An den Sonntagen werden sie binausgeführt in Feld und Wald zu anregenden Spielen, die Herz und Gemüth stärken. Das Vereinsvermögen ist auf über 84 0090 angewachsen. Dasselbe gestattet dem Verein, alljährlich größere Beträge für die Gebirgsturnfahrten der Ingendabtbeilungen, für die Ausbildung tüchtiger Vorturner und andere Woblfabrtseinrich= tungen aufjuwenden. Eine Bücherei von 3814 Bänden, darunter ca. 1000 Bände reinturnerischen Inhalts, steht den Vereinangehõrigen zur unentgeltlichen Benutzung offen und wird auch fleißig benußt. Eine von Seiten des Vereins eingerichtete Reisesparkasse, welche die Einlagen der Mitglieder mit 400 verzinst, findet lebbaften Zuspruch; Ende Juni betrug das Mitgliedergutbaben 7635 * Der Verein benutzt 3. Z. 7 stäͤdtische Turnhallen, darunter die große Turnhalle in der i nn, Das Kreisturnfest in Kottbus wird der Verein
mit 5 Musterriegen und einer Anzahl Wettturner beschicken.