Kiel 31. Juli. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach wird die Manöverflotte Se. Majestät den Kaiser am 14. August auf Seiner Reise nach Reval begleiten. — Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Dänemark traf heute früh auf dem Postdampfer „Danneskjold“ hier ein und setzte um 7 Uhr die Reise nach Gmunden fort.
Bayern.
München, 30. Juli. Die von Seiten auswärtiger Höfe an den Prinz-Regenten anläßlich des glücklichen Verlaufs des Unfalls in Neuhausen eingelaufenen Glück⸗ wunschtele gramme hat Se. Königliche Hoheit sämmtlich dankend beanwortet. —Prinz Rupprecht hat gestern Berlin verlassen und wird heute an dem militärischen Fest des Kadetten-Corps Antheil nehmen, welchem, der „Allg. Ztg.“ zufolge, auch Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent, umgeben von den hier anwesenden Prinzen des Königlichen Hauses, anwohnen wird.
Der Prinz⸗Regent ) Staatsregierung zur Verfügung vorbehaltenen Gewinnantheil der Aachen-Münchener Mobiliar-Feuerversicherungsgesellschaft vom Jahre 1889 Unterstützungen im Gesammthetrage von 30 920 S6 bewilligt. Auf Oberbayern treffen 4600 (, Niederbayern 2100 S, Pfalz 6500 Ss, Oben pfalz und Regensburg 2900 S6, Oberfranken 3350 S6, Mittel— franken 27100 MS½ , Unterfranken 4520 S und Schwaben und Neuburg 4800 66 Bereits früher wurden (wie seiner Zeit mitgetheilt) aus dem der Allerhöchsten unmittelbaren Verfügung vorbehaltenen Gewinnantheil genannter Gesellschaft vom Jahre 1889 Unterstützungen im Gesammtbetrage von 32 450 S bewilligt. .
Aus Bad Kissingen wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Fürst Bismarck wird am nächsten Sonnabend Nachmittag hier eintreffen und seine alte Wohnung in der oberen Saline beziehen. Die ihm zur Verfügung gestellten Königlichen Equipagen sind heute aus München angekommen. Auch sind für den Fürsten dieselben telegraphischen Einrichtungen ge— troffen wie früher.
Sachsen.
Dres den, 30. Juli. Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg traf, dem „Dresd. Journal“ zufolge, mit hoher Familie vorgestern Abend in Schandau ein und übernachtete in Sendigs Villa Quisisana. Gestern früh fuhren die hohen Herrschaften nach den Hinterherms dorfer Schleusen; gegen Abend wurde das Diner im Jagdsalon der Villa Quifisana eingenommen, an welchem auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich August, welcher von Dresden gekommen war, theilnahm.
Mecklenburg⸗Strelitz.
Neustrelitz, 29. Juli. (Meckl. Ldsnachr.) Ihre Hoheit die Herzogin von Anhalt, welche einige Tage zum Besuch am Erbgroßherzoglichen Hofe in Prillwitz weilte, hat sich heute in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheit der Erbgroß— herzogin, Höchstwelche Ihrer erlauchten Mutter bis Berlin das Geleite giebt und von dort heute Abend hierher zurück— kehrt, nach Dessau zurückbegeben.
Oefterreich⸗ Ungarn.
Wien, 31. Juli. Die gestrige „Wiener Abendpost“ feiert in einem längerem Ärtikel die Vermählung der Erzherzogin Marie Valerie mit dem Erzherzog Franz Salvator. Es heißt darin:
Das Herz des Volkes schlage dem hohen Paar entgegen, ganz Oesterreich segne es. Das Fest im Kaiserhause sei ein Familienfest für das ganze Reich. Ein Beweis dafür seien die unzähligen Huldigungen von allen Seiten, von allen Gemeinden und Korporationen des Landes. Die Familienfeste des Kaiserhauses würden nach dem Beispiel des Kaisers selbst stets durch Werke der Wehltbätigkeit gefeiert; die Erzherzogin Marie Valerie babe vom Kaiser als besondere Gunst erbeten, die reiche Brautgabe der Stadt Wien zur Erweiterung des Spitals für arme Kinder bestimmen zu dürfen. Selten sei ein jugendliches Fürstenpaar unter herzlicheren allgemeineren Glückwünschen zum Ehebunde ge— schritten als Erzberzog Franz Salvator und Erzherzogin Marie
Valerie. schreibt das „Prager
Aus derselben Abendblatt“:
Es ist ein weiberoller Tag, den mit dem Allerhöchsten Kaiser— hause alle Völker Oesterreichs feiern. Die zahlreichen Stämme, welche das Szepter der Habsburger zu einem mächtigen Reiche ver— einigt, vergessen Alles. was fie trennt und unkerscheidet; in der alten Anhänglichkeit, Liebe und Treue, welche sie ihrem angestammten Hertscherbause entgegentragen, schlagen Aller Herzen zusammen. Ein mächtizer Zug innigster Theilnahme, freudigster Empfindungen webt durch das ganze weite Reich. Das ist ein warm aufquellendes, aus der Tiefe der Volksseele empordringendes Fühlen, das ist ein Ausfluß der innigen Ueberzcugung, daß die Völker des Reiches auf ewig eins sind mit dem Kaiserhaufe—
Auch sämmtliche heutige Wiener Morgenblätter ent— halten anläßlich der Vermählungsfeier der Erzherzogin Marie Valerie Festartikel und heben hervor, alle Völker Oester— reichs, verbunden in Liebe und unbegrenzter Verehrung für das Kaiserhaus, sendeten ihre Glückwünsche nach Ischl. Die Völker empfänden alle Schicksale der Dynastie wie ihre eigenen, und daher werde das Hochzeits— fest in Ischl wie eine nationale Angelegenheit empfunden, obwohl politische Zwecke bei diesem Bunde keine Rolle spielten, sondern nur gegenseitige Neigung maßgebend gewesen sei. Die Presse“ weist insbesondere auf den Dank hin, welchen die Stadt Wien dem Kaiser für seine Fürsorge zu Gunsten Wiens schuldig sei, und verzeichnet alle betreffenden Regierungsakte des Kaisers. Sämmtliche Blätter schließen mit Segens— wünschen für das Brautpaar und das Kaiserhaus.
In Ischl trafen, wie „W. T. B.“ meldet, bereits im Laufe des gestrigen. Tages zahlreiche Mitglieder des Kaiserlichen Hauses und viele Gäste ein. Se. Kaiser— liche und Königliche Hoheit der Erzherzog Franz Sal— vator, welcher Vormittags ankam, begab sich fofort nach der Kaiserlichen Villa. Nachmittags erfolgte die Ankunft Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten des Erzherzogs Karl Ludwig mit seiner Gemahlin und der Kronprinzessin-Wittwe Stephanie mit ihrer Tochter, welche Se. Majestät der Kgiser und König am Bahnhof auf das Herzlichste begrüßte. Die dichtgedraͤngte Menschenmenge brachte dem Kaiser 5 Ovationen dar. Als der Kaiser den Bahnho verließ, erblickte er den Minister-Prasidenten Grafen Taaffe, welcher wie die meisten Erzherzoge und Erzherzoginnen und der Minister Graf Szapary im Laufe des Nachmittags
Veranlassung
hat aus dem der Königlichen
eingetroffen war. Der Kaiser ließ sofort halten,
verließ seinen Wagen, begrüßte den Grafen auf das Huld—
vollste und unterhielt 1 einige Minuten mit demselben.
Ferner trafen Se. Königliche Hoheit der Prinz Leopold von Bayern und Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Prinzessin Gisela mit ihren Kindern, Se. Hoheit der Herzog von Nassau und andere Fürstlichkeiten ein. Die Kaiserin und das hohe Brautpaar statteten sofort der Prinzessin Giselg einen Besuch ab.
Icsschl, selbst ist festlich geschmückt, namentlich die Kirche ist reich mit Orangenbäumen, Palmen und anderen tropischen Gewächsen dekorirt. Im Anschluß an die kirchliche Feier findet im Kursaal ein Dejeuner zu 53 Gedecken statt. An der Tafel wird dasselbe Service in schwerem Golde ver— wendet, welches bei der Monarchen-Entrevue in Kremsier gebraucht wurde.
Bei der gestrigen Fest vorstellung im Theater wurde nach dem Prologe die Volkshymne intonirt, welche von den Anwesenden stehend angehört wurde. Abends fand eine prachtvolle Erleuchtung sämmtlicher die Stadt um— gebenden Berge, sowie beider Ufer der Traun und der Brücke über die Traun statt. Auf der Zimnitz und dem Ramsauer Gebirge brannten vier Feuer. Außer— dem wurden noch auf folgenden Berzspitzen mäch— tige Bergfeuer angezündet: auf dem Rettenkogel, auf dem Sonntagkamm, auf dem Loskogel, dem Katterinkogel, dem Hainzenkogel und dem Feuerkogel, auf dem Dachstein, auf dem Predigtstuhl, auf der Rheinpfalzalpe, auf der Kolowrat-Höhe, auf dem Loser, auf der Breuning, auf dem Mitterdrachberg, auf der hohen Schrott und auf dem Rofen— stadenkogel. Die Stadt selbst war glänzend illuminirt. In den Straßen, namentlich in der Nähe der Kaiserlichen Villa, bewegte sich eine zahlreiche Menschenmenge.
Heute herrschte in den Straßen seit früher Morgenstunde reges Leben. Um 7 Uhr nahm das Spalier der Feuerwehr⸗ leute, Salinenarbeiter und Veteranen Aufstellung. Sämmt— liche Häuser sind beflaggt und zahlreich mit Inschriften ver— sehen. Eine große Menschenmenge wogt in den Straßen. Um Ae Uhr trafen mehrere Erzherzöge, der Herzog von Cumberland, die Prinzessin Marie von Hannover, die Herzogin Maria Theresia von Württemberg, der Herzog Robert von Württemberg und die Herzogin Isabella von Württemberg ein. Die hohen Herrschaften fuhren vom Bahnhofe direkt zur Pfarrkirche, um dort den Brautzug zu erwarten.
Die Vermählung wurde Vormittags 10 Uhr feierlich vollzogen.
Aus allen Theilen Ungarns liegen Berichte über bereits gestern veranstaltete Feierlichkeiten aus Anlaß der Vermählung vor. Die meisten Städte sind festlich geschmückt, in vielen Orten fanden Abends Illuminationen statt, während Militär—⸗ kapellen mit klingendem Spiele die Straßen durchzogen.
In Bu dapest waren heute sämmtliche öffentliche und zahlreiche Privatgebäude, die Konsulate der fremden Mächte sowie die vor Anker liegenden Schiffe zur Feier der Ver— mählung der Erzherzogin Marie Valerie reich beflaggt. Die gesammte Presse gedenkt in schwungvollen Artikeln der Liebe und Verehrung, welche die ganze Nation mit der Dynastie verbinde.
Großbritannien und Irland.
London, 31. Juli. Die „Times“ drückt ihre Be— friedigung über die deutsche Denkschrift zum deutsch— englischen Abkommen aus; dieselbe athme einen überaus freundlichen Geist England gegenüber, erweise dem Verhalten Englands während der Unterhandlungen Gerechtigkeit! und würdige die Zugeständnisse in ihrem wahren Werthe, habe aber auch indirekt einige der gewöhnlichsten Einwände gegen die Politik der britischen Regierung wirkungsvoll beseitigt.
Wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, wären die Ver— handlungen zwischen England und Portugal, wenn auch weit ö doch noch nicht auf dem Punkte an⸗ gekommen, um ein Datum für die Unterzeichnung des Ab— kommens festsetzen zu können; man hoffe jedoch in nicht allzu ferner Zeit ein günstiges Resultat zu erzielen.
Die Parlamentsverhandlungen bieten nach der Erledigung der Helgoland-Bill nur wenig von hervorragendem Interesse. Obwohl den Abgeordneten im Hinblick auf den Wiederzusammentritt des Parlaments im Spätherbst ein bal— diger Schluß der Session nur erwünscht sein muß, nimmt die Kommissionsberathung der Lokalbesteuerungsvorlage, welche Bestimmungen über die Verwendung des Erträgnifses des Zuschlagszolles auf Bier und Spirituosen betrifft, nur einen sehr langsamen Verlauf.
In Pembroke lief am Dienstag der neue gedeckte Kreuzer „Pearl“ vom Stapel. Das Schiff, welches 2575 Tonnen Wasserverdrängung und Maschinen von ins— gesammt 7000 Pferdekräften besitzt, wird mit 8 36Pfündern und 8 3pfündigen schaellfeuernden Geschützen und sonstigen Maschinenkanonen ausgerüstet werden.
Der Gemeindergth der City hat beschlossen, die Gehälter der City-Polizisten um 15 Proz. zu erhöhen. Die Schutzmannschaft der City zählt 849 Offiziere und Mann— schaften. Das Polizeibudget der Eity steigt durch diese Be— ,, von 74589 Lstrl. auf 85 777 Xstrl. Zum Chef der City⸗Polizei wurde, an Stelle des wegen Alters in den Ruhe— stand getretenen Obersten Sir James Fraser, der bisherige Ober⸗Superintendent Oberst Henry Smith, welcher schon seit einiger Zeit die Funktionen des Chefs wahrgenommen hat,
gewahlt. Frankreich.
Paris, 31. Juli. (W. T. B.) Der Senat hat die Berathung des Zuckersteuergesetzes auf nächsten Sonn— abend festgesetzt.
Das Manöver-Geschwader ist, wie der „Temps“ meldet, gestern in Cherbourg aufgelöst worden. — Eine Abtheilung des Mittelme er-Geschwaders soll sich nach Spezzia zur Begrüßung des Königs Humbert begeben.
Rußland und Polen.
St. Petersbu rg. 39. Juli. Zur bevorstehenden An⸗ kunft des Kaisers Wilhelm in Reval werden sich, wie die „Now. Wr.“ berichtet, das große Uebungsgeschwader der Ostsee, das Skärengeschwader, das Geschwader der Marine—
schule und mehrere neue, auf Probefahrt befindliche Schiffe auf der dortigen Rhede versammeln. 3
Spanien.
(W. T. B.) Der diesseitige Bot⸗ raf Rascon hat seine Entlassung
Madrid, 30. Juli. schafter in Berlin eingereicht.
Belgien. Brüssel. 30. Juli. (W. T. B. Der Sen at hat mit 53 Stimmen den Gesetzentwurf, etreffend die Congo⸗ Konvention, angenommen. 3 Mitglieder enthielten sich der Abstimmung.
Ganz Belgien rüstet sich, wie man der Wes⸗Ztg.“ schreibt, dem Deutschen Kaiser einen ebenfo glänz⸗ vollen wie herzlichen Empfang zu bereiten. „Der König wünscht ausdrücklich einen grandiosen Empfang und leitet selbst alle Maßnahmen. Schon heute darf man sagen, daß keinem ausländischen Monarchen bisher Seitens Belgiens so große Ehren erwiefen worden sind. Der Bahnhof, alle Schleusen und Landungs⸗ stellen werden neu bemalt; ganz Ostende und beide Estacaden werden mit deutschen und belgischen Fahnen geschmückt. Zwei festlich geschmückte Postdampfer begleiten des Kaifers Yacht „Hohenzollern“. Der König selbst hat sein altes Schloß bezogen und überläßt das ganze Königliche Landhaus am Strande dem Kaiser, dem Prinzen Heinrich und dem Kaiferlichen Gefolge. Das Landhaus ist prächtig ausgestattet worden. Nachmittags findet im Kurhause unter Mitwirkung der Kapelle des Guiden⸗Regiments und des Brüsseler Gesangvereins „Artisans Réunis“ ein Concert statt. Nach Beendigung des i, , . im Stadthause, an welchem die Bürgergarde die Wacht hat, findet eine glänzende Beleuchtung, ein Feuerwerk am Strande und ein Zapfenstreich statt, an welchem die Militärkapellen aus Ostende, Brüssel, Antwerpen, Brügge, Gent, Tournai und Ypern mitwirken werden — kurz, es wird Alles aufgeboten, um den Erlauchten Gast würdig zu feiern und von den freundschaftlichen Gefühlen Belgiens für Deutschland beredtes Zeugniß abzulegen. Der belgische Staat, der König und die Stadt Ostende tragen die Kosten des Empfanges, aber mit frohen Herzen.“
Schweden und Norwegen.
F) Stockholm, 29. Juli. Der Kronprinz reist am Donnerstag Abend von hier nach Deutschland, um seiner Familie einen Besuch abzustatten; die Rückkehr Sr. Königlichen Hoheit dürfte Mitte nächsten Monats erfolgen.
Marine⸗-Direktor Lihlgren und Major Gagner sind gestern von Malmö nach Trelleborg abgereist, um als Delegirte der schwedischen Regierung in Gemeinschaft mit den deutf chen Delegirten Geheimem Baurath Oberbeck und Baurath DresFel die Trelleborgbahn Behufs der beabsichtigten Verbindung zwischen Trelleborg und Saßnitz auf Ruͤgen zu besichtigen.
Dänemark. Kopenhagen, 39. Juli. (W. T. B. Der Kronprinz ist heute Abend nach Gmunden abgereist.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Washington, 30. Juli. Präsident Harrison ließ, wie „W. T. B.“ meldet, dem Kongreß eine Botschaft zugehen, in der er auf die Vortheile hinweist, welche den Lotterie-Agenten durch die Po st geboten werden. Der Präfident bezeichnet die Benutzung der Post zu solchen Zwecken als eine Herabwürdigung der Verkehrsanstalt, welche nur gesetzlichen Handelszwecken zu dienen bestimmt sei. Er beantragt gefetzgeberische Mar regeln, durch welche die Postverwaltung in den Stand gesetzt werde, die Lotteriekorrespondenz von der Postbeförderung aus zuschließen.
Senat brachte Plumb gestern bei der Tarif—⸗ debatte ein Amen dement ein, welches bestimmt, daß in allen Fällen, wo die Fabrikation einheimischer Artikel, die mit importirten Artikeln derselben Art konkurriren, von einer ein—⸗ zelnen Gruppe oder Firma beherrscht wird und diese somit ein willkürliches Vorrecht besitzt, die Importeure solcher kon⸗ kurrirender Artikel und Waaren nur die Hälfte des gesetzlich festgesetzten Einfuhrzolles entrichten sollen.
Argentinien. Buenos Aires, 31. Juli. In Folge der Unterdrückung des Aufstandes durch die Regierung ist, wie „W. T. B.“ meldet, überall Beruhigung ein⸗ getreten. Die Börse sowohl wie die Geschäfte haben ihre ge⸗ wohnte Thätigkeit wieder begonnen. — Nach einem Telegranim des „R. B.“ wären auf Beschluß der Kammer alle Zah⸗ lungsverpflichtungen für die Dauer eines Monats suspendirt worden. .
Nach einer bei Lloyds in London eingetroffenen Depesche aus Buenos Aires haben die Schiffe im Hafen durch das Bombardement keinen Schaden erlitten.
Jubiläumsfeier der Königlichen Thierärztlichen Hochschule.
Heute Mittag um 12 Uhr fand in der Aula der Thierärztlichen Hochschule die offizielleGn Feier des hundertjährigen Bestehens der Anstalt statt. Der prächtig renovirte festliche Raum war reich geschmückt. Ueber der Rednertribüne hing, mit Purpur noch verhängt, das Bild des Kaisers, das, von Seemann's Künstlerhand gemalt, die Jubelgabe Sr. Majestät bildet. An der Langwand hatte die gleichfalls noch verbüllte Ehren- tafel der preußischen thierärztlichen Vereine ihren Platz gefunden. Auf. einer langen Tafel zu Füßen der Tribüne war ein Theil der Ebrengaben ausgestellt, die aus Anlaß der Feier aus allen Theilen der Welt eingegangen waren. Be— sondere Beachtung fanden jene herrlichen japanischen Vasen, welche mit einer japanischen, von Dr. Katouschima unterfertigten Adresse von der Kaiserlich japanischen Landwirthschafts⸗ und Forstakademie zu Tokio eingegangen waren. Von verschiedenen Gelehrten, die der Jubel⸗ anstalt nahe stehen, waren die neuesten Werke gewidmet und auf der Tafel ausgelegt. Zu Seiten der Tribünen hatten die Studenten mit ihren Fahnen und Bannern Aufstellung genommen. Eine zahlreiche hochansehnliche Gesellschaft hatte sich zur Theilnahme an der Feier eingefunden: voran der Staats. Minister Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen mit dem Geheimen Ober⸗Regierungs⸗ Rath Bever, für das Kultus-Ministerium der Ministerial Direktor de la Croix mit dem Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath Althoff, für das Kriegs ⸗Ministerium der General⸗Major von Treskow; für das Militär-Medizinalwesen war der General⸗Stabse rt Dr. von Coler, für die militärärztlichen Bildungsanstalten der Generalarzt Graßnick, ür, die Universilät der Rektor Professor Hinschius und der Dekan der medizinischen Fakultät, Professor Bardeleben, er— schienen. Auch die übrigen Hochschulen waren vertreten. Die Stadt batte die Stadträthe Marggraff und Schäfer und die Stadtverordneten Spinola und Mießner entsandt. Der Kirchenchor von St. Nikolai und Marien unter Leitung des Musik n Direktors Krause eröffnete den weibevollen Akt mit dem Gesang des 90. Psalms in der Mendels⸗ sohn'schen Komposition.
Dann betrat der derzeitige Rektor der Anstalt, Professor Sch ůü e als Festredner die Tribüne. Wir stehen, so begann er, am Schlusse eines Arbeitsjahrs; in nächfter Nähe winken uns die Som⸗ merferien mit ihren Ausflügen, die uns an die Gestade des Meeres, auf hohe Bergesgipfel führen. Auch wir befinden uns heut auf stolzer Höhe, wir, die wir in gehobener Festesstimmung
5 * .
k der Thierärztlichen Ho e, un en zurüdk auf die ein Jahr hundert —4 2 Entwicklung dieser Pflegstätte der Veterinär⸗ medizin. Auch wir können, wie der Wanderer im Gebirge, Strecken wahrnehmen, wo nur ein mübsames Fortschreiten ftattfand, andere, wo das Gedeihen der Anstalt geradezu gehemmt war, wo es mit ihr abwärts ging, Zeitläufte, wo den sie leitenden Persönlichkeiten ein rechtes Zielbewußtsein fehlte, Perioden endlich, wo sie rasch, fröhlich, stetig emporblühte. Ein solcher Rückblick erwedt naturgemäß in Allen, die an dieser Entwicklung mitgearbeitet, ein freudiges Gefühl stolier Genugthuung, aber er enthält auch eine Aufforderung zu dankbarer Ergebenheit gegen den Höchsten, der sichtbar seine segenspendende * über unsere Anstalt gehalten, und zugleich eine strenge Mahnung
uns vereinigt haben zur
ür Lehrer und Lernende, nicht im Streben nachzulassen, sondern weiter ju wirken, im Trachten nach Erkenntniß der Wahrbeit, in ange— strengter, wissenschaftlicher Arbeit. Nur dem Ernst, den keine Mühe bleichet, rauscht der Wahrheit tiefversteckter Born.“ Der Redner gab nunmehr eine eingehende Uebersicht der Hauptpunkte in der Entwickelung der Thiergrzneischule, der jetzigen Thierärztlichen Hochschule: „Mit zwei Professoren ward die Anstalt eröffnet, heute wirken daran 10 ordentliche und 6 Hülfslehrer. 1809 war die Zahl der Zöglinge bis auf 14 herabgesunken, in diesem Sommer wies das Album 289 Civilstudirende, 112 Militäreleven und 30 Hospitanten, im Ganzen also 531 Namen auf. Nicht eine ungesunde, unnatürliche, durch künstliche Mittel ins Leben gerufene Entwickelung ist es gewesen, sondern eine gesunde, normale Aus und Weiterbildung der — ich möchte sagen — angeborenen Anlagen, eine naturgemäße Pflege ursprünglich vorhandener Keime, ein Aufblühen, das mit ge— rechtem Stolz und freudiger Genugthuung erfüllt. Der Redner gedachte dann anerkennend der Männer, die Gärtnern gleich voll Hoff- nung vertrauten der Erde den goldenen Samen“, die das Gedeihen des zarten Pflänzchens überwachten und zur Blüthe brachten. „Allein eins dürfen und wollen wir nicht vergessen: Wie die Pflanze nicht gedeihen kann ohne des Himmels Segen, so bedurfte auch die Thierärztliche Hochschule zu so glänzender Entwickelung einer von höherer Stelle kommenden Unterstützung. Zu allen Zeiten haben die Hoherzollern ihren Stolz darein gesetzt, die Wissenschaft und ihre Pflegstätten nach Möglichkeit zu fördern und zu heben und die Thierärztliche Hochschule, wie sie dem Gnadenakt eines Hohenzollern ibre Entstebung verdankt, so hat sie fort und fort im Laufe des jetzt verfloßsenen Jahrhunderts bis auf den heutigen Tag sich einer besonderen Fürsorge und des lebendigsten Intereffes aller unserer Herrscher ohne Ausnahme erfreuen dürfen. In dem lebhaften Gefübl unterthänigen Dankes, welches in diesem Augenblick unser aller Seelen in gleicher Weise erfüllt, fordere ich Sie auf mit mir einzustimmen in den Ruf: Unser Allergnädigster Kaiserlicher Herr, König Wilhelm der Zweite lebe hoch! und abermals hoch! und zum . Male hoch!“ Begeistert simmte die Versammlung in den uf ein.
Nachdem der patriotische Jubel sich gelegt hatte, ergriff der Minister Dr. Freiherr Lucius von Ballhaufen das Wort: Die Tbierärztliche Hochschule hat sich, so ungefähr führte der Minister aus, wie wir soeben gehört haben, aus bescheidenen Anfängen im Laufe eines Jahrhunderts zu der bedeutenden, alle Zweige der einschlagenden Wissenschaften umfassenden Anstalt entwickelt, deren Jubelfeier wir heute begehen. Ursprünglich bestimmt, ein ärztliches Personal zu erziehen, welches die Schäden der im Lande wüthenden Thierkrankheiten heilen, welches insbesondere den Pferdebestand des Königlichen Marstalls und der Armee mit tüchtigen Hufschmieden versehen sollte, hat die Anstalt nicht nur das Studium der Heilung von Krankheiten gepflegt, sondern vor Allem auch die Ergründung der Ursachen ihrer Entstehung sich zur Aufgabe gemacht, um den Aus brüchen und der Weiterverbreitung schädlicher Epidemien zu begegnen. Man sieht überhaupt heut zu Tage den wirksameren Theil der ärztlichen Wissenschaft und der öffentlichen Gesundheitspflege für Mensch und Thier nicht sowohl in der Heilung, als in der Verhütung des Entstehens und der Weiterverbreitung von Krankheiten. Wenn auch gerade dieser Zweig der praktischen und wissenschaftlichen Thätigkeit der Heilkunde weniger bemerkbar und offenkundig in die Erscheinung tritt, wenn wir auch noch weit davon entfernt sind, diese Ziele immer sicher zu er reichen, wie die weite Ausdehnung von Seuchen gerade in den letzten Jahren darthut, so sind wir doch in der Lage, auf positive thatsächliche Erfolge in dieser Beziehung hinweisen zu können. Obschon in unserem östlichen Nachbarlande an der über 100 Meilen langen Grenze Rinderpest, Schafpocken, Tollwuth kaum jemals erlöschen, so sind wir doch, Dank der energischen Durchführung veterinär-⸗Polizei⸗ icher Maßregeln, seit einer langen Reihe von Jahren von größeren Invasionen von Rinderpest ganz verschont geblieben, und vereinzelte Einschleppungen sind mit Erfolg lokalisirt und unterdrückt worden. Die Schafpocken sind erloschen, eitdem trowz des Widerspruchs der einheimischen Anhänger der Schutz- mpfung dieselbe verboten ist. Die Tollwuth kommt, wie die statistischen Erhebungen nachweisen, in immer mehr verringertem Grade vor und vereinzelter, je weiter von der Ostgrenze. So scützt Deutsch= land nicht nur sich, sondern auch die westlichen Nachbarstaaten, als eine Art Sicherheitszone, vor jenen gefährlichen Invasionen. Wenn man sich vergegenwärtigt, welche ungeheuren Werthe in den heimischen Viehbestäͤnden repräsentirt sind, so wird man zugeben, daß die Verdienste, welche Wissenschaft und Praxis hier leisten, nicht un⸗ bedeutende sind, daß die darauf verwandten Kosten eine verhãltniß · mäßig niedrige Versicherungsprämie darstellen und daß die Belästi⸗ gungen, welche durch den öffentlichen Veterinärdienst dem Viehbesitzer auferlegt sind, füglich ertragen werden müssen. Die Bedeutung der Thierheilkunde ist daher auch in Preußen schon frübzeitig und in steigendem Maße anerkannt worden. Wie König Friedrich Wilbelm IJ. die Thiergrzneischule, seiner Zeit voraneilend, begründet, so haben seine Nachfolger auf dem Throne diese Anstalt mit immer reicheren Mitteln ausgestattet und ibre Privilegien er- weitert, so daß jetzt die Thierärztliche Hochschule als eine sast gleich⸗ berechtigte Schwester neben der medizinischen Fakultät der Universität steht. Dieselben Professoren wirken zum Theil an beiden Instituten, und neuerlich steht in Aussicht, daß auch die Studirenden dieser Hoch⸗ schule zum Besuche der Vorlesungen der Universität zugelassen werden. Auch des jetzt regierenden Kaisers und Königs Maje stät interessirt Sich, wie Seine erlauchten Vorfahren lebhaft für die Hochschule, und hat Allerböchstderselbe mich zu beauftragen geruht, Seine warmen Glückwünsche zur heutigen Feier zu über⸗ mitteln und ihr ferneres Gedeihen und Blühen zu wünschen. Um auch ein sichtbares Zeichen Seiner Huld und Gnade zu gewähren, hat Se Majestät geruht, Sein Bildniß der Anstalt zuzueignen, das biermit zu überreichen ich die Ehre habe (die Hülle fällt) Se. Majestät haben ferner gerubt, fol⸗ ende Gnaden⸗ und Ehrenbeweise an Professoren und Beamte der
nstalt ju verleihen: dem derzeitigen Rektor, Professor Dr. Schütz den Kronen Orden dritter Klasse, dem Professor Müller den Charakter als Geheimer Regierungs⸗Rath, den Professoren Dr. Munk und Dr. Möller den Rothen Adler⸗Orden, dem Portier Neue und dem Hausdiener Gottschalk das Allgemeine Ehrenzeichen. Indem ich diese wohlverdienten Auszeichnungen und Gnadenbeweise bekannt gebe, bin ich gewiß, daß sie ein weiterer Antrieb sein werden für die Anstalt und für die jetzigen und künftigen Träger dieses mühevollen Berufs, zum Nutzen des Vaterlandes e traf selbstlos und treu ihre Pflicht zu erfüllen.“ .
Nachdem der Rektor, Professor Schütz dem Minister mit tiefgefüblten Worten gedankt hatte, folgten die Ansprachen der Deputgtionen. Für den Kriegs ⸗Minister sprach General ⸗Major von Treskow, für die Stadt Berlin Stadtrath Marggraff, für die Technische Deputation für das Veterinärwesen Professor Virchow, für das Reichs. Sesundheitsamt Regierungs⸗Rath Roeckl, für die Charite Geheimer Ober Regierungt⸗ Rath Spinola. Die Glückwünsche der Akademie der Wissenschaften überbrachte der ständige Sekretar, Geheime Rath Curtiut, die der Universitãt refer inschius. Für die Technische Hochschule über · reichten die Professoren Hauck und Dobbert, für die hiesige Landwirth⸗ schaftliche Hochschule der Rektor Professor Wittmack, und der Depar⸗ tements · Thierarzt Scheel Adressen; auch die Berg⸗Akademie und die
Forst · Akademie zu Eberswalde gedachten s Tages. Es folgten nun⸗ mehr die Ansprachen der Deputationen der Thierärztlichen Hochschulen. Dänemark wurde durch die Professoren Bang und Kragge, Frankreich durch Chauveau⸗Paris und durch Rocard und Arloin aus Alfort, Desterreich durch Professor Kayser Wien, Rußland durch Professor Semmer ˖ Doꝛpat, die Schweiz durch Professor Berdez Bern, Japan durch Dr. Katoushima vertreten. Für die hannoverische Hochschule überbrachte Geheimer Rath Damann, für Dresden die 6 EGllenberger und Siedamgrotzkl, für München Professor Feser, für Stuttgart Rektor Fricker und für Gießen Professor Eichbaum Adressen.
Im weiteren Verlauf der Feier sprachen noch die Vertreter des deutschen Veterinärraths, die Delegirten der nicht preußischen Vereine, Professor Esser⸗Söttingen, der Namens der Central⸗ vertretung der preußischen Vereine die schon erwähnte Gedenk— tafel überreichte, sowie Stud. veterin. Marks als Worfführer der Studentenschaft. Ihnen Allen erwiderte der Rektor mit kurzen Worten Dann schloß der Gesang des 100. Psalms die Feier, der auch der Polizei- Präsident von Richthofen, Professor Anton von Werner, Professor Meyerheim u. A. beigewohnt hatten.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Das gesetzliche Pfandrecht des Vermiethers an den Illaten des Miethers wegen Forderungen aus dem Miethsvertrage erstreckt sich, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 28. April 1899, in den Geltungsbereichen des Preußischen und des Gemeinen Rechts und insbesondere im Hamburger Rechtsgebiete auch auf die eingebrachten Sachen des Miethers, welche nach 5. 715 C.-P. O. der Zwangs vol streckung nicht unterworfen sind
Sind in einem Wohnungs-Miethsvertrage neben der Ver— miethung noch Leistungen anderer rechtlicher Art (beispiels weise bei der Vermiethung eines möblirten Zimmers auch das Früh⸗ stück für einen Gesammipreis) übernommen, so geht, nach einem Uttheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 28. April 1886, deshalb der Vermiether seines gesetzlichen Pfandrechts an den Illaten des Miethers nicht verlustig.
Statistik und Volkswirthschaft.
Generalversammlung des Vereins deutscher Eisenbahn⸗ Verwaltungen.
Zu der, wie schon telegraphisch kurz gemeldet, am 30. d., Vor— mittags, in der Aula der Technischen Hochschule zu Dresden be— gonnenen Generalversammlung des Vereins deutscher Eisenbahn— Verwaltungen war der Staats ⸗Minister von Thümmel, welcher sich gegenwärtig auf Urlaub befindet, zur Begrüßung der Mitglieder nach Dresden gekgmmen. Die betheiligten Eisenbabn Verwaltungen, zu welchen außer den deutschen Staats- und Privatbahnen und den österreichisch ungarischen auch niederländische, belgische und luxemburgische Bahnen gebören, sind, dem „Dresd. Journ.“ zufolge, zahlreich vertreten. Die Präsenzliste führt 45 Per— sonen auf. Von den preußischen Staatsbahnen mögen die dräsidenten Dieck aus Elberfeld, v. Gusrard aus Frankfurt a. M.,
vpermann aus Köln, Kranold aus Breslau, genannt sein; ferner sind anwesend Oberst Frhr. von Rössing, Commandeur des 2. Eisenbahn⸗ Regiments, der General Direktor der bayerischen Staatsbahnen Schnorr von Karolsfeld, der Präsident der österreichischen Staats« eisenbahnen Freiherr von Czedik ꝛc., während von der General Direktion der sächsischen Staatseisenbahnen die Hrrn. General⸗Direktor Hoffmann und Geheimer Finanz-Rath von der Planitz an den Kon— ferenzen theilnehmen. Die reichhaltige Tägesordnung umfaßt
Punkte, meist geschäftlicher und technischer Natur; von allgemeinem Interesse sind für das reisende Publikum: a Punkt 2: Antrag der vormaligen Direktion der J. ungarisch-galizischen Eisenbahn auf Uebertragung der bei der Mebrzahl der ungarischen Bahnen bestehenden Einrichtung der Kilometer⸗Werthmarken auf den Verein. Die Königliche Eisenbahn ⸗ Direktion Frankfurt a. M. ist berichterstattende Verwaltung. Ferner sei hervorgehoben Punkt 4) — Antrag der General⸗Direktion der Großherzoglich badischen Eisen⸗ bahnen auf Aenderung der Bestimmungen über die Ausgabe von zusammenstellbaren Fahrscheinheften, Fahrtunterbrechung betr. (Bericht⸗ erstattung; die Antragstellerin) — und endlich Punkt 14) — Autrag der Direktion der Königlich ungarischen Staats -Eisenbahnen auf Ein⸗ führung einer einheitlichen Eisenbahnzeit im Bereiche des Vereins er c Eisenbahn Verwaltungen. (Berichterstattung: die Antrag⸗ ellerin.
Wie . W. T. B.“ von heute meldet, wurde die Einführung einer einheitlichen Eisenbahnzeit im Bereich des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen von der Generalversammlung auf Antrag der Direktion der ungarischen Staatseisenbahnen angenommen. Die Einführung erfolgt mit dem nächsten Sommerfahrplan. Im weiteren Verlauf der Berathungen wurde der Entwurf neuer Grund- züge für den Bau und die Betriebseinrichtungen der Nebeneisen—⸗ bahnen und Lokaleisenbgabngen genehmigt und bis Mittag die Tagesordnung erledigt. Als Ort für die nächste ordentliche Vereins⸗ versammlung ist Hamburg bestimmt worden.
Internationaler Binnenschiffahrts ⸗Kongreß.
Die vier Abtheilungen des in Manchester tagenden Internatio- nalen Binnenschiffahrts-Kongresses begannen am 29. d. ihre Arbeiten. Es wurden Abhandlungen über verschiedene Kanäle in England und auf dem Kontinent verlesen und diskutirt. In Sektion B schilderte Hr. Franzius aus Bremen gewisse Verbesserungen, die gegenwärtig in der Weser zwischen Bremen und Bremerhaven vorgenommen werden. In Sektion O legte Professor Schlichting aus Berlin den Bericht der von dem Kongreß, welcher 1888 in Frankfurt a. M. tagte, ernannten internationalen Kommission für die Verbesserung der Binnen⸗ schiffahrts⸗Statistik vor. Ungeachtet verschiedener Einwürfe Seitens Mr. Bateman's, Chefs der Handelsabtheilung des Handels— amts, wurde der Bericht im Prinzip mit 33 gegen 1 Stimme genehmigt.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Die jetzt im Gange befindliche Untersuchung der Wein berge in der Lößnitz bat, wie dem Chemn. Tgbl.“ aus Dres den geschrieben wurde, leider die Thatsache ergeben, daß die Reblaus keineßwegs verschwunden ist; man hat dieselbe neuerdings in solchen Bergen gefunden, welche bisber davon frei waren. Außerdem ist die Reblaus in anderen Bergen von Neuem angetroffen worden, in denen sie bereits früher bauste, wo man sie aber beseitigt zu haben glaubte. Sämmtliche Reblausheerde sind mit Einzäunungen versehen und von dem Betreten abgesperrt worden. Auch in den Weinbergen bei Vallières ist, wie die „Köln. Itg.“ aus Metz erfährt, die Reblaus wieder aufgefunden worden. bwohl die Ge⸗ bülfen des Reblaus ⸗Kommissars dort erst seit acht Tagen wieder in Thätigkeit sind, ist es ibnen doch schon gelungen, die Phylloxera auf 4 Rebstöcken nachzuweisen. Die angesteckten i. ,. hart an jene Felder, welche in den vergangenen Jahren desinfizttt worden
sind, weil die Reblaus auf ihnen sich angesiedelt hatte.
Erntebericht des österreichischen Acker bau⸗Ministeriums nach dem Stande vom 24. Juli 1890.
Die Roggenernte kann im Allgemeinen als eine gute in den Ländern der mittleren und südlichen Zone und als eine gut mittlere in den Ländern der nördlichen Zone bezeichnet werden. Besonders befriedigt die Strohmenge, dann auch die Qualität der Körner, ob⸗ wohl es sehr viel Lagerfrucht giebt. Minder befriedigend dürfte wegen des ziemlich häufigen Vorkommens schartiger Aehren die Schüttung ausfallen, welcher Uebelstand aber durch die Länge der
Aehren und die gute Entwickelung der Körner theilweise auf⸗ ehoben erscheint. Weizen, dessen Ernte in der mittleren one bereits im Zuge ist, in der nördlichen demnächst be⸗
vorsteht, hie und da auch schon begonnen wurde, verspricht im Allge—⸗
meinen etwas weniger als Roggen, immerhin jedoch ebenfalls Ernten über dem Mittel, speziell in den Alpen⸗ und Karstländern min⸗ destens gute Mittelernten. Lagerfrucht war noch häufiger als beim Roggen, und die Qualität der Körner wurde ziemlich häufig durch Rost, weniger häufig durch Brand geschädigt. Doch gilt dies keinesfalls für die Mehrzabl der Ernten. Die gelbe Halm— fliege (Chlorops taeniopus) und die , n,. Ceeidomꝝyis destrue- tor) schadeten in einigen Gegenden Böhmens, erstere auch in Schlesien und West⸗Galizien. Die Gerstenernte, mit jener des Weizens durchschnittlich ziemlich gleichen Schritt haltend, liefert, beziehungs weise verspricht im großen Durchschnitt in demselben Grade be⸗ friedigende Ernten wie der Weizen; Lagerfrucht und Rost kamen auch bei der Gerste häufig vor, und demnach zeigen sich auch bezüglich der
Qualität der Körner große Verschiedenheiten, immerhin aber sind die
Klagen über geringe Qualität verhältnißmäßig nicht zahlreich. Hafer,
dessen Ernte nur in der südlichen und in sehr wenigen Gegenden der
mittleren Zone begonnen wurde, hat sich zumeist etwas gebessert und sind die Ernteaussichten kaum geringer als jene bei der Gerste, somit ebenfalls mittlere bis gut mittlere Ernten in der nördlichen Zone, ut mittlere bis gute in den Alpen, und Karstländern zu erwarten.
Nur die Unterschiede im Stande sind beim Hafer größer als bei dem
übrigen Getreide, indem häufigeren Nachrichten über vorzüglichen
Stand auch solche über ganz schlechten gegenüberstehen. Dem Mais
kamen die heißen Tage besonders zu statten, und hat derselbe
endlich entsprechende Fortschritte gemacht, nachdem er — wenigstens in den Alpen⸗ und Karstländern — lange zurückgeblieben war.
In letzterem Lande ist der Kolbenansatz zumeist reichlich und kräftig. Sein Stand befriedigt ziemlich allgemein, theilweise in hohem Grade,
mit Ausnahme von Tirol, in dessen nördlichem Theile der am 12 und
13.5 d. M. gefallene Schnee und in dessen südlichem Theile die Etsch⸗
Ueberschwemmung bedeutend schadeten. Ueber den Stand der 9ülsen⸗
früchte liegen beinabe ausschließlich recht erfreuliche Nachrichten vor;
Betreffs Hirse solche über guten und mittleren Stand aus Mähren,
über mittleren auʒs Böhmen. Der Abdrusch der Raps ernte liefert sehr erfreuliche Ergebnisse, so daß die Ernte mit wenigen Aus—
nahmen als eine gute in den Nordwestländern, als eine gute bis sehr gute in den Nordostländern bezeichnet werden kann. Die Kartoffeln stehen im Allgemeinen sehr schön, doch zeigen sich schon an vielen
Orten die Spuren der Eeronospors infestans. Ueber den Stand der Zucker- sowie der Futterrüben ist fast nur Erfreuliches zu berichten. An sehr vielen Lagen läßt deren Stand kaum etwas zu, wünschen übrig. An manchen Orten ist jedoch Wurzelbrand. Die Heu⸗Ernte in den Ebenen und Tiefthälern ist beendet; das Ergebniß war quantitativ großentheils sehr befriedigend, qualitatiy, soweit nur die Berichtsperiode in Betracht kommt, häufiger gut als schlecht Aus der Zngimer Gegend wird berichtet, daß die Heu-Ernte als die beste in diesem Jahrhundert bezeichnet werden darf. Das Grummet wächst freudig nach und wird in der mittleren und südlichen Zone theilweise schon gemäht. Die Alpenweide gestaltete sich bis cirea 14. d. M. im Allgemeinen sehr un— günstig, der Auftrieb konnte auch zumeist erst später als gewöhnlich stattfinden. Dem Hopfen scheint der rasche Temperaturwechsel nicht günstig gewesen zu sein. Derselbe zeigt sich nun in manchen Gegenden
Böhmens, ebenso wie in Galizien von Insekten und Krankheiten be—
fallen. Auch die im Zuge befindliche Ernte des Frühhopfens in
Steiermark befriedigt wenig. Die Aussichten bezüglich der Wein;
lese erscheinen twas herabgestimmt, theils wegen häufigen (Ausreißens)
Abfallens der Beeren, theils wegen Ueberhandnahme der Tortrix uvana, endlich wegen Ausbreitung der Peronospora und des Oidiums, welche aber in den Südländern sowohl wie auch in Böhmen und Niederösterreich, wo die Peronospora ebenfalls aufgetreten ist, durch Bespritzung mit Kupfervitriol fleißig und großentheils mit Erfolg bekämpft wurden. Ein großer Theil der Nachrichten lautet jedoch immer noch erfreulich, und ist eine mittlere oder gut mittlere Lese, mit Ausnahme Böhmens, noch immer zu erhoffen. In Triest er— wartet man eine sehr gute Lese. Bezüglich der Obsternte müssen die bisherigen ungünstigen Nachrichten aufrecht erhalten werden. Nur einzelne Gegenden in den verschiedenen Landern erfreuen sich guter oder doch mittlerer Obsternten oder Aussichten auf solche, und auch dies meistens nur in Betreff einzelner Obstgattungen. Unter diesen erscheinen die Nüsse am meisten begünstigt.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
Portugal.
Durch eine in Nr. 160 des „Diario do Governo“ vom 18. Juli 1890 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Mini⸗— steriums des Innern ist der Hafen von Pernambuco seit dem 29. Juni d. J. für rein“ vom gelben Fieber erklärt worden. (Vergl. Reschs—⸗ Anzeiger Nr. 151 vom 24. Juni 1890.)
Sandel und Gewerbe.
Die Schlesw. Nachr.“ berichten über die Entdeckung eines größeren Braunkohlenlagers in der Nähe des Dorfes Kuden im Süderdithmarschen. Entgegen anderen Meldungen theilt das Blatt mit, dieser Tage würden bereits 50 Bergleute aus dem Westfälischen eintreffen, um die Vorarbeiten für einen regelmäßigen Bergbaubetrieb in Angriff zu nebmen. Das Lager soll eine Mächtig ⸗ keit von 4 m haben und sich etwa eine halbe Meile weit erstrecken; die Beschaffenheit der Kohle soll gut sein.
Leipzig, 30. Juli. (W. T. B.) Kammzug-⸗-Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. vr. August 4,775 4Æ , pr. September 4,777 6, pr. Oktober 4.771 AK, pr. November 4.75 M, pr. Dezember 4,57 A vr. Januar 4,60 M, pr. Februar 4,55 M, vr. März 63 6 pr. April 4,55 „M, pr. Mai 455 M. Umsatz
est. 30. Juli. (W. T. B.) An der Küste ? Weizen la dungen angeboten.
— 31. Juli. (W. T. B.) Die Bank von England hat heute den Diskont von 4 auf 5 υ erhöht.
Rom, 31. Juli. (W. T. B.) Ein Konsortium, an welchem die Internationale Bank in Berlin, die Cassa di Risparmio in Mailand und die Banca Unione Italiana betheiligt sind, hat von der italienischen Regierung die für die Sanirung von Neapel he- stimmte IV. Serie der 5 G amortisablen Rente des Königreichs Italien im Betrage von 8617500 Lire übernommen. Die Emission ist für nächsten Monat in Aussicht genommen. .
New⸗York, 29. Juli. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 6646 256 Doll. gegen 6 025 670 Doll. in der Vorwoche.
Verkehrs ⸗Anstalten. m burg, 31. Juli. (W. T. B.)
b Der Postdampfer ieland“ der 9 iengesellschaft
Theater und Musik.
Wallner ⸗Tbeater. Gestern Abend trat für das plötzlich erkrankte Frl. Glöckner, welches an Stelle der bis zum 12. August beurlaubten Therese Biedermann die ‚Nitouche“ spielen sollte, Frl. Emma Frühling, Chormitglied