1890 / 183 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 31 Jul 1890 18:00:01 GMT) scan diff

des Wallner Theaters, kühnen Muthes ein und sang und spielte die Denise so tadellos, daß das animirte Publikum nicht müde wurde, der jungen Dame durch aufmunternden Beifall in vollem Maße seine Zufrieden heit zu bekunden. Direktor Hasemann hat sich des neuen Soubretten⸗ Talents durch mehrjährigen Kontrakt sofort versichert.

Belle · Alliance Theater.

Das morgen im Sommergarten stattfindende Elite und Monstre⸗ Concert, das von 3 Musikkapellen (100 Mann) ausgeführt wird, dürfte das vorletzte der diesjährigen Sommer ⸗Saison sein, da schon vor Mitte August die gesammte Berliner Garnison zum Manöver ausrückt. Der Eintrittspreis für diese Elite ⸗Concerte ist nicht erböht, sondern beträgt wie immer für Concert und Spezialitätenvorträge

nur 1 0 Kroll's Theater

In der am Sonnabend stattfindenden Auffübr ung der Verdi'schen Over „Ernani“, in welcher der Wiener Hof⸗Opernsänger Hr. van Dyck als Ernani zum ersten Male in der Oper in Berlin auftritt, sind die weiteren Hauptpartien mit Fr. Hadinger (Elvira) und den Hrrn. Demuth (Carlo) und Marx (Silva) besetzt. Die Dper wird, dem Original entsprechend, hier in vier Akten gegeben.

Mannigfaltiges.

Die Jubelfeier der Königlichen Thierärztlichen Hoch; schule brachte in ihrem weiteren Verlauf gestern Abend zwei imposante Veranstaltungen der Studentenschaft. Die Civil⸗ Studirenden waren überaus zahlreich im großen Saale des Architektenhauses zu einem glänzenden ‚Empfangsabend“ ver⸗ einigt. Bor Allem hatten sich die farbentragenden Korporationen mit ihren aus allen Theilen des Reichs herbeigeeilten alten Herren und den Kartell vereinen der übrigen Thierärztlichen Hochschulen eingefunden, sodaß das Bild, welches der festliche Saal bot, ein reichbelebtes und farbenprächtiges war Auch zablreiche fremde Professoren waren erschienen, so der Rektor der Hochschule in Hannover, Geheimer Rath Dammann, die Professoren Kayser, Lustig und Rabe aus Hannover, Ellenberger und Siedamgrotzky aus Dresen u. A. Die begrüßende Ansprache, die einzige offizlelle Rede des Abends, hielt der Vorsitzende des studen“ tischen Festcomités, stud. vet. Marks, unter lebhaftem Beifall Die Militär⸗Roßarzt⸗Eleven begingen die Centenngrfeier gleichfalls gestern Abend durch einen Kommers in der Tonhalle, die selten einen so reichen Schmuck getragen hat wie zur gestrigen Veranstaltung. Der weite Raum glich einem mächtigen Fabnenwalde. Zu Seiten der Bübne standen die Büsten der Könige Preußens. An den Säulen hingen lorbeerumrankt die Bilder aller derer, die in hervorragender Stelle als Lehrer an der Hochschule gewirkt haben. Der Besuch des Kommerses übertraf alle Erwartungen. An der Ehrentafel saßen die Vertreter des Kriegs⸗-Ministeriums, der Dezernent für das Militär Veterinärwesen Rittmeister Freiherr von Hollen, der Vorstand der Militär ⸗Roßarztschule Major von Keller, und Premier ⸗Lieutenant von Winterfeldt sowie Prof. Berdez Bern, der Direktor der Stuttgarter Hochschule Prof. Fricke, Prof. Baver Wien, Prof. Esser Göttingen, Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Lydtin⸗Karlsruhe u. A. Spxaäter erschienen auch noch viele der Ehrengäste, welche dem Abend im Architektenhaus beigewobnt batten. Der Lehrkörper der hiesigen Hochschule war nahezu vollzäblig vertreten. Auch viele in der Praxis stehende Thierärzte waren erschienen, um mit der Jugend den. Tag ju begehen. Nachdem Hr. Müggenburg in einem Trinkspruch Sr. Majestät des Kaisers gedacht hatte, erhob sich der Festredner des Abends Hr. Drägert, um ein Bild der Geschichte der Anstalt zu geben. Bei dem Salamander auf die Hochschule, mit dem die Rede schloß, hob sich der Vorhang der Bühne und in einem trefflich gestellten lebenden Bilde wurde der Alma mater Huldigung dargebracht. Der Wissenschaft, als Göttin von Frl. Nauk verkörpert, reichte ein Genius (Frl. Helm) den Lorbeer, wäbrend Studirende in den sechs verschiedenen Trachten der letzten 100 Jahre sie jubelnd umdrängten. Das Bild rief lebhaften Beifall hervor. Die von Hrn, Schröder den Dozenten dargebrachte Huldigung beantworte Professor Diekerhoff mit einem Hoch auf die studirende Jugend. Er sprach die Hoff nung und die Ueberzeugung aus, daß die Wissenschaft, die der Jugend hier gelehrt, zum Nutzen des Landes in der Praxis Verwen⸗ dung finden werde, und daß die Männer der Praxis mitwirken würden auch an der wissenschaftlichen Weiterentwickelung des Faches. Hr. Schiel feierte die Gäste, Hr. Plath die Damen, welche in reichem Kranz beide Galerien und die Logen füllten. Dr. Klee endlich trank als Vertreter der Mitglieder des „Wissenschaftlichen Abends“ auf das schöne Verhältniß zwischen Civil, und Militär-Studirenden. Dann bob sich wieder der Vorhang, und in trefflicher Weise wurde Schneider's altbeliebtes Lustspiel Der Kurmärker und die Picarde“ und im weiteren Verlauf des Festes noch der Schwank „Dr. Kranich's Sxrechstunde' unter Mitwirkung kunstgeübter Damen zur Aufführung gebracht.

Am Dienstag Abend fand im Rathhause die erste Probe beleuchtung mit der Lurch das ganze Haus von den Berliner Elektrizitätswerken unter Anordnung und Leitung des Dezernenten der Rathhausverwastung Stadtratbs Borchardt, des Bauinspektors des städtischen Hochbaues Schmidt und des Gasanstals Dirigenten Fischer durchgeführten elektrischen Beleuchtungsanlage statt. Es fanden sich hierzu, wie die Voss. Ztg.“ berichtet, ein

Getreidefeldern waren vielfach die aufgestellten Getreidegarben aus—

der Ober⸗Bürgermeister von Forckenbeck, Bürger meister Geheimer Regierungs Rath Duncker, mehrere Stadtrãtbe, u. A. Stadt ⸗Baurath Blankenstein. Marggraff, Borchardt, die Stadtverordneten Virchow, Reichnow, Loewel mit ihren Damen ze, ferner die Vertreter der elektrischen Werke und die Künstler, welche im Rathhause gegenwärtig mit der Herstellung der Wandgemälde beschäftigt sind. Ganz beson⸗ ders wirkungs voll zeigte sichẽ der große, neuhergerichtete Festsaal in dem eler· trischen Lichiglanze. In der Vorhalle des großen Treppenhauses, welche gleichfalls wie die meisten Räume des Rathhauses neugeschmückt worden ist sind die Lampenträger für die elektrische Beleuchtung mit zier⸗ lichem Blumenschmuck dem allgemeinen Charakter des Raumes an= geren Der große Leuchter in der Mitte der Vorhalle ist an seiner

ußenseite mit Glüblichtlampen, in seiner Innenseite mit Bogen lampen versehen. Letztere sind mit rothen Glasglocken umgeben, wodurch eine prächtige Lichtwirkung erzielt wird. Das Oberlicht des Treppenhauses ist mit einem neuartigen Beleuchtungsapparat, einem sog. Lamellenreflektor, eingerichtet. erselbe bezweckt, das Licht der Bogenlampen gleichmäßig zu vertheilen.

Gleichzeitig mit der Beleuchtungsprobe fand die Probe der Tafelmusik für das am nächsten Dienstag im Rathhaufe von den städtischen Behörden den Mitgliedern des T Internationalen medizinischen Kongresses zu veranstaltende Festmahl statt. Es werden zwei Kapellen spielen, die eine auf der Tribüne der Stadtverordneten ⸗Versammlung, die andere auf dem Treppenpodest vor dem Bürgersaale.

In Anwesenheit des Landraths des Teltower Kreises fand gestern in Sachen des Schöneberger Kirchenbaues eine außerordentliche Sitzung der Gemeinde Vertretung statt. Es wurde, wie die ‚Voss. Ztg.“ berichtet, einstimmig der Be— schluß gefaßt, den in dem öffentlichen Bebauungsplane vorgesehenen Platz im Akazienwäld chen auf Kosten der Gemeinde zu er⸗ werben. Die Gemeinde ⸗Vertretung sprach auch ihre Geneigtheit aus, von dem Platze das zum Bau der Kirche erforderliche Stück unter der . herzugeben, daß von der Erhebung einer Kirchenstener abgesehen und die politische Gemeinde auch anderweitig, zu den Baulasten nicht berangezogen werde. Die weiter in dieser Angelegenheit zu ergreifenden Schritte sollen in einer gemeinsam mit dem Gemeinde⸗Kirchentath und mit der Gemeinde⸗ Kirchenvertretung abzuhaltenden Sitzung berathen werden. Es ist so⸗ mit Aussicht vorhanden, daß die seit Jahren schwebende Kirchenbau⸗ frage demnächst eine endgültige Lösung findet, Ergebnißlos sind dagegen die Verhandlungen Ter Schöneberg, Friedenauer Kommission in Sachen der Abtretung Süd-⸗Schönebergs an Friede nau derlaufen, da die Vertreter Schönebergs eben sowenig etwas von einer Abtretung, wie die Friedenauer von einer Inkommunalisirung in Schöneberg wissen wollten.

Breslau. Am rechten Oder⸗Ufer hat am 26. Juli Nachmittags ein Wirbel sturm an verschiedenen Orten furcht⸗ bare Verwüstungen angerichtet. Gegen 6 Uhr verdunkelte sich plötz⸗ lich der Himmel, der bis dahin völlig heiter war, und am Horizont zog von Nordnordwest eine schwarze Wollenwand mit scharfen Rändern berauf, welche binnen 10 Minuten einen ungeheuren Gewitterregen brachte, der von einigen kurzen heftigen Donnerschlägen begleitet als bald Menschen und Thiere erschreckte. Der Wirbelwind trat, wie man der „‚Voss. Ztg.“ berichtet, stellenweise mit solcher Heftigkeit auf, daß die Ernte an vielen Orten vernichtet ist, da die Getreidehalme mit den schnittreifen Aehren umgeknickt am Boden liegen und nicht abgemäht werden können, sondern auswachsen. In der Nähe von Groß - Wartenberg hat der Wirbelsturm zahlreiche uralte Bäume, Eichen,. Pappeln, Birken massenhaft ent⸗ wurzelt und fortgeführt. Einer dieser Bäume zerstörte im Fall eine mit Ziegeln gedeckte Scheune, ein anderer stürzte der Länge nach in ein Kornfeld und zerstörte mit seinen weitausgespreizten Aesten eine nahezu einen viertel Morgen große Erntefläche. Noch schlimmer hauste der Wirbelsturm in den bei der Stadt Groß Wartenberg befindlichen, zur Gutsverwaltung des Prinzen Biron von Curland gehörigen Parkanlagen, welche glücklicherweise von den Ein⸗ wohnern der Stadt nicht mehr besucht werden, da ein prinzlicher Erlaß den Bürgern den Besuch der Anlagen seit Kurzem verboten hat. Die Gefahr von fallenden Bäumen erschlagen zu werden, war auch an anderen Orten der Groß⸗Wartenberger Umgegend vorhanden. In dim 2 Meilen davon entfernten Bralin dem Prinzen Biron von Curland gehörig hat das entfesselte Element mit unheilvoller Genauigkeit guer durch einen Wald eine gradlinige Gasse gelegt, indem es die hochstämmigen Bäume wie Stroh⸗ balme an der Wurzel knickte und niederlegte. Auf den abgemähten

einander und fortgeweht und die Folge davon war, daß die Besitzer der Felder mit anderen Grenznachbaren wegen Herausgabe der fortgewehten Garben in Streit geriethen. In dem Dorfe Langendorf wurde das Dach des Schulhauses abgedeckt. Kaum zehn Minuten dauerte das Wüthen des Wirbelsturms, der in südöstlicher Richtung seinen Weg nahm und überall Spuren hinterlassen hat. In den Wäldern bei Bralin bat die zerstörende Wirkung der Windsbraut ersichtlich ihr Ende erreicht.

Hirschberg i. Schl., 29. Juli. Der hier bestehende Verein ebemaliger 47 er sendet am 6. August er., als am 20 Gedenktage der Schlacht bei Wörth zwei prachtvolle Kränze für das Regiments Denkmal und das Denkmal des dort gefallenen Obersten und Regiments Commandeurs Hrn. Benno von Burgboff nach Wörth. Das Bezirks. Kommando Hagenau hat die Niederlegung dieser Kränze in dankenswerther Weise übernommen.

Westerland auf Sylt, 26. Juli. Unter Mitwirkung einer Reihe als Kurgäste im Nordseebade Westerland weilender Künftler und Künftlerinnen, wie der Herren Königlicher Kammersänger Paul Bulss, Landau, Steinberger, Fr. Weidmann, Albert Bachsmann, Gustav Burwig und der Damen Frls. Minna Ristow und Margarethe Rosencw findet kommenden Dienstag in den Räumen des Kurhauses eine große Wohlthätigkeits veran staltung zu Gunsten des Fonds der Kinderheilstätte statt. Die Verwaltung der letzteren hat den Be⸗ schluß gefaßt, aus den Erträgen der alljährlich stattfindenden Wohl- thätigkeits. Concerte einen besonderen Fonds abzuzweigen, zur Stiftung eines Freibettes für Kinder deutscher Bühnenmitglieder und deren An gehörigen in der Kinderheilstätte auf Sylt.

London, 31. Juli. Nach einem Telegramm des . Reuter'schen Bureaus“ aus Djedda vom heutigen Tage wird den in Mekka vor⸗ gekommenen Chelera⸗ Erkrankungen ein epidemischer Charakter beige ct; die Zahl der Todesfäldle wird auf ungefähr 80 täglich angegeben.

St,. Etienne, 39. Juli. (W. T. B) Die Rettungsarbeiten in den Gruben von Pslissier sind beendet. Bis Abends 7 Uhr sind im Ganzen 107 Leichname und 113 Schwerverwundete aus der Grube herausgeschafft worden. Eine offene Lampe, die in einer Grube vorgefunden wurde, scheint die Ursache der Explosion zu sein. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Ives Guyot und ein Ordonnanz⸗-Offizier des Präsidenten Carnot sind von Paris hierher abgereist. ; Frauenfeld. 30. Juli. (W. T. B.) Vom eidgenössischen Schutzenfest wird gemeldet: Die deutschen Schützen haben sich heute Abend verabschiedet. Ihr Sprecher, Horn (Nürnberg), sprach dem Comité den wärmsten Dank für die liebenswürdige Auf nahme aus. Angehren (Thurgau) erwarb mit 163 Nummern die Würde des Schützenkönigs, Brem (Tirol) erzielte mit 156 Nummern eine goldene Medaille, Schuberth (München) einen Becher.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene De peschen.

London, 31. Juli. (W. T. B.) Nach einem Telegramm des „Reuter 'schen Bureaus“ aus Mozam bique von heute hätte der Lieutenant Continho, der . des portugiesischen Gebietes am Shire, bei Chiromo das englische Schiff „James Stevenson“, welches der afrikanischen Deengesellschaf gehört, mit Beschlag belegt. Die Gesellschaft hätte die Besatzung nach Quilimane zur Ab— urtheilung gesandt.

New⸗York, 31. Juli. (W. T. B.) Der „New⸗Hork

erald“ erhielt ein Telegramm aus Mexiko vom heutigen

age, in welchem es heißt, Mexiko und die Vereinigten Staaten würden im Interesse des Friedens von Central⸗ Amerika übereinstimmend handeln. Nach einem Telegramm aus Viktoria haben amerikanische Zollbeamte die Goelette „George White“ die unter englischer Flagge segelte, mit Beschlag belegt; dieselbe war zum Robben— fang nach Unalaska . angen. Eine amerikanische Scha⸗ luppe legte an die engli 3 Goelette „Ariel“ an und über⸗ ö derselben das Verbot, in das Behrings meer zu egeln.

Buenos Aires, 31. Juli. (W. T. B.). Die Be⸗ schießung der Stadt durch die revolutionäre Flotte währte zwei Tage und hat namentlich auf der Plaza Victoria . Schaden angerichtet. Die Vertreter sämmtlicher fremden

ächte protestiren bei der Regierung gegen das Bombardement. In Folge der Unterwerfung des aufständischen Theils der Flotte ist die Ruhe wiederhergestellt worden. Die Zahl der bei dem Auf⸗ stande Getödteten beläuft sich auf 6 1000, die der Verwundeten auf ungefähr 5000 Personen. Die Panik läßt jetzt nach. Die Eisenbahnen und Telegraphen sind wieder im Betrieb. Die Revolution wurde durch den General Roca unterdrückt, dem sich die Aufständischen be⸗ dingungslos unterwarfen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage)

mr

Wetterbericht vom 31. Juli, Morgens 8 Uhr.

schläge

Stationen. Wind. Wetter.

In Deutschland ist es wärmer geworden, im Süden hält das heitere stille Wetter an, im Norden dagegen hat die Bevölkung zugenommen und frischen die südwestlichen Winde etwas auf. werden aus Deutschland nicht gemeldet. Obere Wolken ziehen aus West und Nordwest.

des Hrn. Heinrich Bötel. Der Lonjumeau. (Chapelon und St. Ph Taͤglich: Bei günstigem Wetter der Vorstellung, leuchtung des Som mergartens: Anfang 54, der Vorstellung 7 Uhr.

Meßbare Nieder⸗

Deutsche Seewarte.

Bar. auf O Gr. u. d. Meeressp Temperatur

im t mmm, Sonnabend:

(in (6 Celsius

4 Regen 2 wolkig 4 wolkig 2Dunst 2 bedeckt 2 bedeckt 2 bedeckt z bedeckt

Mullaghmore Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda St. Petersb. von It. Hervs. Moskau . .. Cork, Queens

town... 3 wolkig der Cherbourg. 5 bedeckt Sonnabend u. 3 halb bed. 3 bedeckt 3 bedeckt bedeckt 1I bedeckt heiter wolkenlos bedeckk wolkenlos still wolkenlos

Swinemünde Neufahrwasser Memel ..

. K ünster... Karlsruhe. Wiesbaden München.. Chemnitz.. Gain... Wien....

von C. L. Raida. 77 Ubr.

woltig Freitag:

ill wolkenlos Breslau ... heiter Ile d Aix. . wolkenlos n ͤ wolkenlos Aebersicht der Witterung.

Während das gestern erwähnte Minimum sich nordostwärts nach dem norwegischen Meere verlagert bat, ist das Barometer über Frankreich und dem südlichen Central Europa über 765 mm gestiegen.

Doppel ⸗Concert. Im Park:

Theater Anzeigen.

Wallner Theater. Freitag: Zum 56. Male: Mamsell Nitouche. 4 Bildern von H. Meilhae und A. Millaud. Musik

Vor der Borftellung, bei günstiger Witterung: Illumination Großes Garten⸗Contert. . orstellung 79 Uhr.

olg. Tage: Manmsell Nitouche.

Victoria- Theater. Stanley in Afrika. , . in 10 Bildern von Alex. Moszkowski und

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich- Wilhelmstãdtisches Theater und Concert- Park. Zum 196. Male: nathan. Overette in 3 Akten von Hugo Witt⸗ mann und Julius Bauer. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann.

Im vrachtvollen Park um 6

Sonnabend: 2 D g. gc weites großes ampagner⸗Fest. Auftreten von Gesangs⸗ und Instrumental⸗Künstlern.

153. Male: Der Nantilus.

, Elite und Monstre⸗Concert.

des ganzen Garten

Anfang des C ĩ ane, . Sonnabend: Dieselbe Vorstellung

Adolph Ernst Theater.

Freitag: Zum 346. M.:

Der Billetverkauf findet von heute ab ich. Nathanson. Musik Kasse von 160 1 Ubr statt.

Ballet von C. Severini.

Rroll's Theater. Freitag: Letztes Gaftspiel Postillon von

bends bei brillanter elektr. Be⸗ von Großes Concert.

Erstes Gastspiel des K. K. österr. Hofopernsängers Orn. Ernest van Dyck. Ernani.

Belle Alliance Theater. Freitag: Zum Im prachtvollen glänzenden Sommergarten: Großes

Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung 71 Uhr.

2. August. Wiedereröffnung des umgebauten Theaters. i

Sonnabend, den Men)! rn. Reg. Asse Fest⸗Ouverture von Franz Roth. Der Goldfuchs. 8.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Lilv Arntzen mit Hrn. Adolfo Haß (Los Teques Caracas). Frl. Elisabeth trempel mit Hrn. Lieut. Emmo von Roden (Schloß Helleringen St. Avold). Frl. Marie Wiedemann mit Hrn. Fabrikanten Julius Moss Morhausenꝰ Frl. Alma Schroꝑeder mit Hrn. Friedrich Scheel (Köln Hamburg ⸗Mozambique). Frl. Helene Walther mit Hrn. Hermann Lene (Langenweddingen Magdeburg). Frl. Klara Schröder mit Hrn. Robert Tismer (Berlin).

261 6 . 3 in dr 66 ; abig (Dörde). Hr. Franz Weiland mit Frl. Brillante . Weber (Karlsruhe i B.). Hr. Her Etabliflements,. mann. Gentze mit Frl. Minna. Masche (Gveringen). Hr Paul Silex mit Frl. Anna

ar: Hr. Bötel.) vor und nach

. Borrmann (Tamseh.

Geboren: Ein Sohn: ger. G. P. Passarge or Mandel (Köln). Löffelmann (Paderborn).

rn. Oberförster Amtmann Have⸗

ine Tochter: Hrn. mann ( Ribnitz).

Gestorben: Hr. Oekonomie⸗Rath Fritz Hilgen⸗

an der Theater ·

Anfang

Geöffnet von 1 —11 Uhr. Täglich , , Theater. 2 zettei.

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Direktion: Julius Fritzsche.

Der arme Jo⸗ Musik von Carl Millöcker.

Anfang 7 Uhr. Uhr: Großes

Nen eröffnet.

gens 9 Uhr bis zur Dunkelheit. Soldaten und Kinder 30 8.

Arania, Anstalt für volkstümliche Naturkunde. Am Landes ⸗Ausstellungs⸗Park 6 Bahnhof).

eres die Anschlag⸗

National⸗Panorama. Serwarthstr. 4, Königsplatz.

Das alte Rom

mit d. Triumphzuge Kaiser Constantins i. J. 312 n. Chr. v. d. Kgl. Prof. J. Bühlmann u. Alex Wagner in München. Täglich geöffnet v. Mor

dorff (Näglack. Frau Ober Steuer Kontroleur Emilie Wussow, geb. Winter (Rostock)⸗. Hr. Dr. med. Albert Ste nwirter (Hamburg)

Varstelung im Dr. Pauptmann a. T. Emil Preßler (Herlim.

7 Nedacteur: Dr. H. Klee. Berlin: Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilbelmstraße Nr. 32.

Vier Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage).

Entrée 1 4,

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2

Grite Seilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 31. Juli

M 183.

Die Insel Helgoland.

In dem Augenblick, in welchem die Insel Helgoland in den Besißs des Deutschen Reichs, zu welchem das zwar kleine aber überaus interessante Eiland nicht nur seiner geographischen Lage, sondern auch der Abftammung seiner Bexölkerung nach gehört, übergehen soll, bat die Anstalt für volksthümliche Naturkunde Urania= Veranlassung genommen, dem Berliner Publikum in einem wissenschaftlichen und koch gemeinverständlichen Vortrage über den Werth und die Bedeutung der neuen deuischen Besitzung erwünschte Belehrung zu verschaffen. Der Vortragende des gestrigen Abends Hr. Dr. P. Schwahn hat alles Wissenswerthe über seinen Gegenstand zusammengetragen und

eschickt in zwei Abtheilungen gruppirt, in welchen er die gegenwãrtige gere mn, die Vergangenheit und Zukunft der Insel ihrem physischen Bestande nach einer eingehenden Beleuchtung unterzog, während die ethbnographischen Verkältnisse, Land und Leute, Sitten und Gebräuche, Beschäftigung in Handel und Schiffahrt als Schlusglied der Vortrages in den Kreis der Betrachtung traten.

Neben der politischen Bedeutung, so führte der Vortragende aus, welche der Besitz dieser Felsscholle für die Entwickelung und Sicher ˖ stellung der dentschen Seemacht in sich schließt, ist häufig auf die phyfische Beschaffenbeit der Insel in dem Sinne hingewiesen worden, daß die Lebensdauer Helgolands nur noch eine beschränkte sein werde, da Sturm und Wehlen Splitter um Splitter von den Küsten ab- ö. welche den Untergang des Felsens in absehbarer Zeit herbei führen müßten. Diese Umstände, führt der Redner aus, werden die politische Bedeutung Helgolands nicht beeinträchtigen, de, wie er sräter nachweist, der Bestand Helgolands sich noch auf 00 –— 109 Jahre berechnen läßt, wenn die zerstörenden Gewalten in gleichem Maße wie bisber fortwirken. Für den Liebhaber der Natur, insbesondere der Erscheinungen des Erdenlebens, die durch das Meer bedingt werden, hat es größeres Interesse, das endliche Schicksal des Eilandes zu enträthseln.

Helgeland liegt in der Nordsee fast mitten zwischen den Mün⸗ dungen der Elbe und Weser, 7 deutsche Meilen von Neuwerk, 84 von Fuxkafen und etwa 24 Meilen von Hamburg entfernt. Wenn man von Cuxhafen aus auf die Insel zusteuert, treten bereits nach Stunden die Umrisse Helgolands als nebelgrauer Fleck aus dem Meere hervor. Bald erkennt man den Helgoländer Felsen deutlicher und bemerkt auf demselben den weißen Leuchtthurm und andere hell leuchtende Häufergruppen. Zwischen Ter Insel und der vorgelagerten Dune legt sich das Dampffchiff vor Anker. Man betritt ein flaches sandiges Gestade, welches mit Muscheln und Seetang bedeckt ist. Bei der Landung befindet man sich im Unterland, wie das im Süd⸗ often gelegene Vorland im Gegensatz zum Felsenplateau der Insel, dem Sberlande, genannt wird. Der Felsen bildet ein langes schmales Dreieck, wie eine liegende Pyramide oder ein Keil, dessen Spitze fast nach Norden gerichtet ist; an der nach Südosten liegenden Grundfläche be- findet sich auf einer sichelförmig in die See auslaufenden Landzunge bas Vor- oder Unterland, während sich im Osten, vom Mutterfelsen durch das Meer getrennt, die Düne, eine Sandinsel, in einigen Taufend Meter Entfernung binziebt. Die Größe der Insel beträgt si. SBugdratkilometer, lhre, größte Länge an der Nordwestseite 1600 m, und ihre größte Breite etwa ho0 m. Helgoland ist also ein kleines Klippeneiland, welches der auf der Felshöbe stehende Be⸗ schauer rings übersehen und absehen kann, und von wo aus er das Meer nach allen Richtungen endlos sich ausdehnen sieht.

Der Helgoländer Fels ragt 28 56 m aus dem Meere hervor und gehört feiner Beschaffenheit nach dem geschichteten sedimen⸗ tären Geftein an, und zwar jener Formatignsgruppe, welche den Namen der Trias erhalten hat, weil sie die Reihe der drei Formationen eröffnet, mit denen das sogenannte Mittelalter der Erde beginnt. Das tiefste Glied der Trias bildet der Buntsandstein, und diefer ist es, aus welchem die Helgoländer Klippe sich hauptsächlich zufammensetzt. Sie besteht aus einem erhärteten blaugrauen Mergel= fhon, der aäbwecsselnd mit Bänken rothen Sandsteins in schön aus geprägter regelmäßiger Schichtung durchsetzt ist. Die Sandsteinbänke zeigen eine Mächtigkeit von 5 = 15 Juß, während die helleren Steifen des Mergelthons nur schmale Zwischenlagen von einigen Zöllen Breite bilden. Die Felsschichten, welche don der Nordwestseite zur Süũdostseite unter einem Rinkel von 10-15 Grad abfallen, lassen sich am ganzen Um⸗ fange der Insel mit den Augen deutlich verfolgen wegen der inten⸗ siven Farbentöne des Roth, Blau und Grün, denen die Felsmassen ihren Namen Buntfandstein verdanken. Um das Landschafte bild noch lebendiger und reizvoller zu gestalten, streckt sich, durch den b laugrůnen Meeresstreifen von der rothen Klippe getrennt, die bewegliche, sanft Fägelige Düne ins Meer hinaus, welche im Sonnenglanz schneeweiß schimmert. Der Buntsandstein der Trias, aus dem die Helgoländer Felsscholle besteht, nimmt auch anderweitig in Deutschland einen großen Flächenraum ein; man findet ihn im südlichen Odenwald, dem pessart und der Rhön, ja. er rstreckt sich bis nach Westfalen und Thüringen hinein. Solche Schichtenbildung wie die des Buntsandsteins ist allemal. das Erzeugniß allmählicher Ablagerung, ein sogenanntes neptunisches Gebilde. Dort, wo heute diese Formation anzutreffen ist, wogte vor, grauen Zeiten tin weites ööes Meer, dem ein siarker Saljreichthum eigen war. Der große Bittergehalt jenes Meeres, aus welchem der Sandstein abgesetzt wurde, bot wahrscheinlich keine günstigen Bedingungen für die Ent wickelung organischen Lebens dar; nur wenige Spuren thierischen und pflanzlichen Daseins werden in der rothen Sandsteinklippe Helgolands gefunden. Was der Raturfreund am Meerge gestade aufsammelt, kie Amme ntten, Belemniten, Nautilien, Blralven u. s. w. das sind ausfchlieglich Reste organischer Materie aus uns näher liegenden Perioden der Erdenmwickelung; aber auch ab

efehen von jängeren Zeugen einer untergegangenen BVorwelt, kater der Meeresftrand von Helgoland mit seinen thierischen Be⸗ wohnern, den Muschelschalen, den durchsichtigen Medusen, den wun . derbaren' Seeffernen, den strahligen Seeigeln und farbigen zarten Algen reichlichen Stoff zu ernster und erfreulicher Nat rbet rachtung dar. Der Helgolaͤnder Felsen ist, da er früher auf dem Meer es grunde ruhte, natürlich durch bedeutende Schwankungen und Verschiebungen der Rindenthelle unferes Weltkörpers über das Meer hinausgehoben worden. Es ist sicher, daß die Nordküste der skandinavischen Halb⸗ infel, bis an das weiße Meer hin, in einem langsamen Emporsteigen begriffen ist; Klippen, die vordem in der Tiefe sich befanden, ragen jezt selbst bel Fluthzeit hoch über dem Seesxiegel hervor; Drte, die in bistorischer Zeit hark am Ufer lagen, befinden sich jetzt, obne daß neucs Land an · geschwemmt worden wäre, weit landeinwärts. Nach Professor Wie bel' s Üntersuchungen ist der Helgoländer Felsen ein isolirtes Erbebungs⸗ centrum im Nordseebecken und lin Folge des Durchbruchs der Trias durch alle jüngeren Schichten entstanden. Wenn man den Meeres · boden ring um Helgoland untersucht, trifft man auf zahlreiche Kreideklippen der Juraformation, welche der Buntsandstein, gehoben von unterirdifchen Gewalten, durchbrochen hat. Jedoch jeigte der sogeschaff ene elfen noch nicht seine beutige Form; seine heutige Lage und Ge⸗ . verdankt Helgoland eist der in der jüngsten Periode erfolgten allgemeinen Senkung des Rordfeebeckens. Die Sage. daß Helgoland srither mit dem Festlande zufammengehangen habe, wird in das Land der Fabel zu verweisen sein, da die Insel ringsum von jüngeren

erüahlonen umschloffen ist; desbalb kann auch der Flächenraum der tlippe niemals bedeutend größer gewesen sein, als ihr gegenwärtiges Fundament.

Es ist Thatsache, daß Helgolands Felsen unablässig im Kampfe mit dem Meere sich befindet, welches langsam am Klipvpenrande nagt und Stück für Stück abreißt; ein nicht minder gefährlicher 26 ist der Frost, der die in das Gestein eindringenden Wassermassen zum Gefrieren bringt und sprengt. An der Ostseite, wo eine reiche Klippen⸗ bildung sich entfaltet und die langgestreckte Düne vorgelagert ist, ist die Macht der Wellen geringer; auf der Westseite dagegen schlagen dieselben obne Hinderniß gegen die steile Klippenwand und erieugen jene grandiose Zerklüftung, die der Felsinsel an dieser Seite ihr charakteristisches und großartiges Aussehen verleiht, die tiefen Ein buchtungen und ihnen entsprechende Felsenvorsprünge, die sogenannten Hörner, die Felsenthore oder Gatts. Auch diese Gebilde sind natür— lich vergänglich und fallen früber oder später unter dem zerstörenden Meißel der Natur. ;

Professor Wiebel hat in höchst scharfsinniger Weise dargethan, daß diese wunderbaren Bildungen nicht durch den Ansturm der Wogen allein, sondern auch durch die besondere Struktur des verwitterten Gesteins, namentlich in Folge des Fallens der Schichten gegen Osten erzeugt worden sind. Der Vortragende wies nun an der Hand einer von Professor Wiebel im Jahre 1845 vorgenommenen genauen Auf. nahme und einer anderen, welche der Helgoländer Badearzt Dr. Lindemann im Jabre 1889 hergestellt hat, durch Vergleichung nach, wie viel in diesen 44 Jahren von dem Felsen vernichtet worden ist. Die Einbuße des Mutterfelsens beträgt an einer Stelle 150 Fuß. Alles in Allem kann man annehmen, daß in den letzten 50 Jahren die untere Felskante im Mittel um 14—7 m zurückgewichen ist. Diese Zahl zu Grunde gelegt, würde die Lebensdauer Helgolands auf die oben erwähnten 600700 Jahre abzuschätzen sein. Offizielle Karten der englischen Admiralität aus den Jahren 1855 und 1887 ergeben in ihren genauen Vermessungen ein ähnliches Resultat; denn es betrug im Jahre 1855 der a n Insel 442 200 ꝗm, 1887 nur noch 420 1090 4m, sodaß sich ein durchschnitt ˖ licher jährlicher Verlust von 680 am ergiebt. Die auf Helgoland vorgefundene alte Mever'sche Karte, welche die Insel verhältnißmäßig sehr groß ersckeinen laßt, wird von allen Forschern, vom geologischen wie vom bistorischen Standpuntte aus, als unzutreffend nachgewiesen. Das allerdings ist sicher, daß. die Düne noch im siebenzehnten Jahrhundert durch einen breiten Gerölldamm mit dem Unterlande verbunden war; auch lag nordwestlich von der Düne mit ihr ver⸗ bunden ein hoher Kreidefelsen, die ‚Wittklipp', der noch im sechs— zehnten Jahrhundert als natärlicher Wogenbrecher aus dem Meere aufragte. Die Vernichtung dieser weißen Klippe ist aber nicht allein den Unbilden des Meeres zuzuschreiben, sondern weit mehr ist daran der Eigennutz der Inselbewohner Schuld, welche den Kalkfelsen allmählich abtrugen und verkauften. Im Jahre 1711 riß die See bei hober Fluth den letzten Rest der Klippe fort, und am Weihnachts— abend 720 versank auch der Steinwall, sodaß die Düne für ewige Zeit vom Mutterlande getrennt wurde.

Daß Helgoland Seebad geworden ist, verdanken die Bewohner ihrem unternehmenden und geistvollen Landsmann, dem Schiffsbauer Jacob Andresen Siemens, der hierdurch den Bewohnern der Insel zu nutzbringender Thätigkeit und zum Wohlstande verhalf.

Ber Vortragende ging zum Schluß zu einer unterhaltenden Schilderung des Badelebens über, zeichnete in kurzen Umrissen die landschaftliche Beschaffenheit der Insel und die Anstalten, welche zur Bequemlichkeit der Badegäste allmählich eingeführt worden sind, unter welchen wir hier nur den Fahrstuhl erwähnen, durch welchen man gegenwärtig, abgesehen von einer in den Fels gehauenen Treppe, vom Unterland auf das Oberland gelangen kann. Auch die Gebäude, besonders die Kirche und der Leuchtthurm, fanden in diesem Zusammenhang eine klare und interessante Behand⸗ lung. Der Vortragende schloß dann mit der Charakteristik der Be— wohner seinen lehrreichen und von der zahlreichen Zuhörerschaft mit lautem und wohlverdientem Beifall aufgenommenen Vortrag.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Die Produktion der Bergwerke, Salinen und Hütten in Preußen im Jahre 1889.

In der Zeitschrift für das Berg,, Hütten! und Salinenwesen Band TXXVilJ. liegt gegenwärtig das Ergebniß der Produktion der Bergwerke, Salinen und Hütten im preußischen Staat für das Jahr 1889 vor und ist auch als Separatabdruck im Berlage von Ernst und Korn (Berlin) erschienen. . .

Fiernach sind nach Abzug der für den eigenen Bergwerks betrieb verbrauchten Menge an Steinkohlen produzirt worden 57 8895 265 t im Werthe von 314377 299 1 (der Werth der Tonne stellte sich auf 5.43 M) bei einer durchschnittlichen täglichen Beleg schaft von 212 382 Köpfen auf 330 Werken. ö.

Die Produktion an Braun kohlen stellte sich auf 126424321 im Werihe von 313765156 (Werth der Tonne 248 6) bei einer täglichen Belegschaft von 24612 Köpfen auf 413 Werken.

Die Produktion der Mineralsalze betrug op 984 t im Werthe von 5685 424 M (Werth der Tonne 16,32 ) bei einer durchschnitt lichen Belegschaft von 4284 Köpfen auf 31 Werken.

Die Pioduktion der Grze belief sich auf 5 943 346 t im Werthe von S5 265 is S (Werth der Tonne 1435 606 bei einer täglichen Belegschaft von 72 715 Köpfen auf 860 Werken. . .

Die Gewinnung von Koch sal; aus wässeriger Lösung stellte sich arf 268 362 t im Werthe von 5 354 758 (Werth der Tonne 23.565 S) bei einer täglichen Belegschaft von 1869 Köpfen auf 43 Werken. . . .

Ueberblickt man die Ergebnisse der letzten fünf Jahre, so hat sich die Produktion fortwährend gehoben. Einige Zahlen mögen dies belegen. ie Steinkohlen produktion bob sich von 1385 von 5a 89 9o4t bis auf 6436 91st im Jabre 1889; der Werth dieser Produktion bob sich von 262 882 002 4 bis auf 532 581 O28 Die Braun⸗ kohlen produktion von 12 357 284 t auf 14205 947 t, der Werth von 32 3760 724 M auf 35 328 133 M Die Produktion der Eisen⸗ erje von 3925 783 t auf 4375 282 t, der Werth von 22 035 314 auf 31 424 390 M; die gesammte Bergwerksproduktion von 71713 132 t auf 82 S837 850 t, der Werth von 369 823 545 M auf 466 Sri 358 6 .

Was die Hüttenproduktion anbetrifft, so betrug die Roh⸗ eisen produktion im Jahre 1889 3218719 t im Werthe von 163 745 025 66 (Werth der Tonne bo 87 M6). Diese Produktion betrug im Jahre 1885 2 664874 t im Werthe von 123 081 501 46, auch hier ist also eine wesentliche Steigerung zu verzeichnen, An Silber wurden im Jabre 1855 produzirt 195 634 kg im Werthe von N go2 65 M, im Jahre 1889 2656 323 t im Werthe von 32281 411 M An Gold 1885 130 t im Werthe von 363 492 *, i569 175st im Werthe von 50 980 M Die gesamm te Hütten. produktion hob sich von 3 169 539 t (ausschließlich Gold und Silber) im Jahre 1885 auf 3 806503 t im Jahre 1889, der Werth von 234 G32 S859 Æ auf 308 263 502 M (einschließlich Gold und Silber).

Zur Arbeiterbewegung.

In Magdeburg fand am Dienstag eine öffentliche Versamm lung fämmtlicher Metallarbeiter statt, welche von ungefähr

400-500 Personen besucht war. Der Stadtverordnete Klein aus Berlin hielt einen Vortrag, den er der Magdb. Ztg. zufolge mit der Aufforderung schloß, die einzelnen Branchenvereine und den dadurch hervorgerufenen Kastengeist bei Seite ju lassen und sich ju einer großen Masse zusammemnuschließen. Eine Anfrage, ob die in der Metallindustrie beschäftigten Personen, welche das Gewerbe nicht erlernt, aber an Maschinen arbeiten, ebenfalls dazu gerechnet werden, wurde in bejahendem Sinne beantwortet. Nach längerer Debatte wurde einstimmig beschlof en, für die Metallarbeiter in Magdeburg eine allgemeine Organisation zu schaffen. Während einer Pause fanden zablreiche Einzeichnungen für diese Ver⸗ einigung statt. .

Hier, in Berlin, wurde in einer am Sonntag abgehaltenen zahlreich besuchten Versammlung der Schlächtergesellen Berlins und der Umgegend das Statut des „Fachvereins“ ein— stimmig angenommen. Es wurde, dlè' dann, wie wir dem Berliner Volksblatt! entnehmen, ein Vorstand von 5 Mit- gsiedern gewählt; ungefähr 300 Schlächtergesellen meldeten sich zum Beitritt. Das Personal der Schwarzkopf schen Fabrik in Berlin, mit Einschluß der Familien über 5000 Köpfe, unter— nahm, wie die R. Allg. Ztg.“ berichtet, am Sonnabend einen Ausflug nach der Unterhavel. Es wurden zwei Lokale auf Pichelswerder und die drei Schildhorn⸗ Etablissemens in Be⸗ schlag genommen. Die weit über 10 090 46 betragenden Kosten der Partie hatte die Direktion auf sich genommen, und zwar in An⸗ erkennung des guten Verhaltens der Arbeiter am 1. Mai— Die Partie nabm einen prächtigen Verlauf. Der Magdb. Ztg.“ wird aus Berlin geschrieben: 20 000 * ist die geringste Summe pro Koche, welche die Sozialdemokraten für ihre striken⸗ den Uund' ausgesperrten Gesinnungsgenossen in Ham burg aufkringen müffen. Bis jetzt hat die Hamburger Control⸗ kommission ungefähr 70 000 M vertheilt, wovon 30 000 46 in Ham⸗ burg aufgebracht sind. Die 20 000 S werden jedoch kaum aufju⸗ bringen sein, die Beiträge laufen nur spärlich ein und bleiben recht minimal.! Das Mißtrauen der Arbeiter gegen die Sammellisten, die oft gefälscht find, ist ein fortwäbrend wachsendes. Auf den Bauten cirkuliren des Sonnabends 4 bis 5 Listen; es sind immer diefelben Personen, welche zahlen und zablen; die Mehrzahl hält es fuüͤr angemessener, die Taschen zuzubalten. Unter diefen Umständen mehren sich die Stimmen, welche einen anderen Modus des Gintreibens der Gelder vorschlagen; trotz aller großsprecherischen Worte der Führer herrscht in den Kreisen der Arbeiter augenblicklich ine große Niedergeschlagenheit und das Gefühl macht sich geltend, daß die Gelder fär Hamburg vergebens geopfert sind, Den Führern ist des. halb darum zu thun, die Massen fortwäbrend ju beschäftigen und sie nicht zur Besinnung kommen ju lassen. Darum haben sie angeordnet, daß fich die Genossen mit ganzer Kraft an den Stastverordneten— wahlen beteiligen follen. Auf der ganzen Linie sieht man in dieser Richtung die Agitatoren an der Arbeit, sie wissen sehr wobl, daß jedes Wählen und Agitiren für die Massen ‚ein Exerzieren im Feuer ist'“. Die Berliner Barbier“, Friseur⸗ und Perrückenmacher⸗ Gehülfen hielten am Dienstag eine öffentliche Versammlung ab, zu der auch die Arbeitgeber eingeladen und zablreich erschienen waren. Es wurde mitgetheilt, daß die Gebülfen sich in der Rosenthaler Straße selbst einen Arbeitsnachweis errichtet hätten, weil uber den Arbeitsnachweis der Innung allgemein geklagt werde. Hierauf wurde über eine an den Reichstag zu richtende Petition in Betreff der Sonntagsruhe gesprochen. Die meisten Redner vertraten den Standpunkt, daß eine fuͤnfstündige Sonntagsarbeit, wie sie der bezügliche Regierungs- Entwurf plant, für das Barbiergewerbe unge— nügend sei. Man beschloß in der Petition den Wunsch auszusprechen, daß die Geschäfte um 3 Uhr schließen müssen. ‚.

In der schottischen Stahlindustrie ist, wie die Londoner „Allg. Corr.“ meldet, eine Krisis bevorstehend. Die Stahlfabrikanten in West⸗Schottland wollen vom 10. August die Löhne ihrer Schmelzer um 160 herabsetzen. Die Arbeiter sind entschloffen, diefer Lohnherabsetzung Widerstand zu leisten, umsomehr, da sie sich erst vor zwei Monaten eine Herabsetzung von 10 baben gefallen lassen. . .

Die Londoner ‚Allg. Corr.“ schreibt: Iḿm Hvde Park fand am Sonntag wiederum eine Volkspersammlung statt, um Propaganda für die gesetzliche Einführung des ach tstündigen Arbeitstages zu machen und zugleich die erste Wiederkebr des Tages zu feiern, an welchem der Gewerkverein der Gasarbeiter diese Forderung durchgesetzt hat. Hauptredner war John Burns, welcher der englischen Arbeiterklasse gegenüber als Agitator den großen Vortheil genießt, Bedeutendes im Gewerkvereinswesen geleistet zu haben und doch sich an das sozialistische Programm anzulebnen. Burns wiederholte seine früher oft gemachten Behauptungen, 5 der achtstundige Arbeitstag die Löhne nicht herabsetzen und einer enge Arbeitsloser Beschäftigung geben würde. Die internationale Ver- kürzung der Arbeitszeit wäre der erste Schritt zur Emanzipation des vierten Standes.

Zur Arbeiterfrage schreibt der Handelskammerbericht von Halle a. S.:

„Die Arkeiterverbältnisse in dem Bezirk der Handelskammer werden im Allgemeinen als wenig zufriedenstellende bezeichnet Die Arbeitgeber sind den immer höber gestellten Forderungen der Arbeiter nach Möglichkeit entgegeng⸗ kommen, wodurch 3 Arbeitseinstellungen vermieden sind. Uebereinstimmend spricht die Mehrzahl der Bericht ; erftatter sich dabin aus, daß die Urgufriedenheit der Arbeiter stetig junimmt. Nur selten findet sich ein Hinweis auf das Gegen⸗ theil. Die Hauptursache wird auf die fortwährenden Hetzereien der sozialdemokratischen Agitatoren zurückgeführt, welche be⸗ ftrebt sind, diejenigen Arbeiter, welche sich in Anbetracht ihrer ge⸗ sicherten Stellungen, ibres auskömmlichen Lohnes sowie des Entgegen kommens ihrer Arbeitgeber bisher den Ideen der Sozialdemokraten unzugänglich erwiesen, für ibre Partei zu gewinnen. Wenn auch zur Ehre des ganzen Standes gesagt werden muß, daß eine immerhin nicht unbedeutende Zahl Arbeiter diesen Lockungen keine Folge leistete, so hat sich doch ein beträchtlicher Theil, wie die Ergebnisse der letzten Reichstagswahl nachweifen, in das fozialdemokratische Lager be= geben. Die Arbeitslöbne haben fast durchweg eine Steigerung erfahren. Bie Erböhung der Löhne wird von vielen Seiten auf 10 bis 15 0, fur einzelne Induftriebetriebe auf mehr als 20 angegeben. Der gesteigerte Verdienst hat aber nicht vermocht, Die Trbeiter williger und fleißiger zu machen; nach einer An sabl' von Berichten ist vielmehr eine Abnahme der Arbeits. freudigkeit zu bemerken gewesen. Arbeitseinstellungen sind in derschie · denen Betrieben vorgekommen und von mehr oder weniger Erfolg für die Arbeiter begleitet gewesen; vielfach ist es den Strikenden jedoch nicht gelungen, die erstrebten Lohnerhöbungen zu er- alten. Ändererfeits ist man Seitens der Arbeitgeber, um einer, den einen wie den anderen Theil gleich schädigenden Arbeitseinstellung vorzubeugen, den Forderungen der rbeit nebmer entgegengekommen. Es ist bierbei beachtenswerth, daß die ersten Strikebewegungen von den Arbeitern der betr. Geschãftszweige selbst viel weniger als von Leuten betrieben wurden, welche dem Arbeiterstande gar nicht angehörten, sich aber auf Kosten des- felben einen angenehmen Unterbalt verschafften. Auch finden sich unter ben Strikenden' eine ganze Anzahl Leute, welche sich gern auf Kosten