1890 / 186 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

schon seit langer Zeit, mit seiner Trappe batte, nicht Wunder nebmen kann. Nach dem dritten Att wurden jaklreiche Blumenspenden in zum Theil riesenbaften Srößenderbältniffen auf die Bühne gebracht und dem Gründer des Theaters zu Füßen elegt. Die Befriedigun und frobsinnige Stimmung des Publikums kam in dem lauten Beifa zum Ausdruck der den Darstellern gespendet wurde.

Am Sonnabend wurde das von den Königlichen Musik.Direhtoren 6 und Roesin im Zoologischen Garten geleitete Militär- orpelconcert mit dem unserem Kaiserpaar gewidmeten, von W. 6er kemponirten Festmarsch Up ewig ungedeelt“ eröffnet. s Programm enthielt zugleich eine sehr reiche Auswahl von Durerturen Orernphantasien und Maͤrschen, und es wurden sämmtliche Piecen mit großer Präzision und Ueberwindung der durch die Arrangements oft entstehenden technischen Schwierigkeiten ausgefübrt.

Mannigfaltiges.

Das Denkmal Friedrich Wilhelm's III. im Thier⸗ garten war gestern aus Anlaß des Geburtstages des Hochseligen Königs mit herrlichen Blumen und Topfpflanzen reich geschmückt, ebenso das Standbild der Königin Luise mit Guirlanden und Kränzen, Den ganzen Tag bildete dieser Theil des Thiergartens das Ziel vieler Spaziergänger, und heute noch fanden sich zahlreiche Be—⸗

sucher ein.

Der ehemalige Redacteur des „Deutschen Reichs- und Königlich ne her Staats⸗Anzeigers“ Stadtrath a. D. Theodor Riedel ist gestern nach längerem Leiden gestorben. Hr. Riedel war am 7. September 1819 geboren, widmete sich dem Rechtsstudium, wurde im Jahre 1847 zum Regierungs⸗ Assessor ernannt und verließ im Jahre 1852 den preußischen Staatadienst, um als besoldeter Stadtrath in die städtische Verwal⸗ tung Berlins einzutreten. Im Jahre 1859 als Hülfsarbeiter von der Redaktion des „Reichs- und Staats⸗Anzeigers“ übernommen, wurde er nach dem Tode des Redacteurs Prehm am 1. April 1880 Redacteur, in welcher Stellung er bis zum 1. August vorigen Jahres verblieb. Seine Dienste wurden von des Königs Majestät durch Verleihung des Rothen Adler-Ordens vierter Klasse und des Königlicken Kronen-Ordens dritter Klasse und bei seinem Abgang durch Verleihung des Rothen Adler-Ordens dritter Klasse mit der Schleife belohnt. Die Redaktion bewahrt dem Dahingeschiedenen ein treues dank— bares Andenken. Die Beerdigung findet am Mittwoch, Morgens um 10 Uhr, auf dem Kirchhof am Blücherplatz statt.

Uns geht Folgendes zur Veröffentlichung zu: .

Die Morgen ⸗Ausgahen der National ⸗Zeitung vom 19. Juli und 20. Juli enthalten Mittheilungen, nach welchen in neuerer Zeit dem biesigen Magistrat mehrfach Besckwerden über das lange Lagern der zur Legung der unterirdischen Telephbonleitungen benutzten Röhren, namentlich auf dem Zietenplatz, zugegangen seien und daß hierauf, der Magistrat beschlossen habe, die Straßenpolizei aufzufordern, die Reichspost zu veranlassen, ibre Arbeiten in der Legung der Telephonleitungen zu beschleunigen. Soweit wir unter ˖ richtet sind, ist bisher eine derartige Aufforderung an die Reichs post' nicht ergangen. Wir sind im Segentheil überzeugt, daß die be⸗ schlossene , , überhaupt unausgeführt bleibt, da man an be- theiligter Stelle inzwischen längst klar geworden sein wird, daß die gerügten Mängel in der Straßen Buddelei“ die Reich spost gar nicht treffen, vielmehr anderswo zu suchen sind. Im Vergleich zu den Arbeiten anderer Verwaltungen und Unternehmungen ist die Buddelei' der Reichspost eine ganz verschwindende; die

Rohrlegung für Telegraphen⸗, Telephon und Robipost;wecke geschiebt Abwendung von Verlehrs Unbequemlichkeiten jedesmal auf die

chnellste Weise und unter Aufwendung reichlicher Krãfte, meist auch mit Zuhülfenahme der Nachtzeit. Es ist hierin wohl mit der Grund zu suchen, daß der Postverwaltung Klagen der Stadtbewohner über zu lange Dauer der Röhrenlegung und dadurch herbeigeführte Ver—⸗ kehrsbeschränkung ꝛc. bisher überbauvt nicht zugegangen sind.

Die Notiz bezüglich des Röbrenlagers auf dem Zietenplatz bat bereits in der ‚Vossischen Zeitung‘ Seitens der biesigen Ober ⸗-Post⸗ Direktion entsprechende Berichtigung erfabren; hier sei auch nur noch hervorgehoben, daß jenes Material an Kabeln, Röhren, Höljern ꝛc. nicht der Postverwaltung gehört, auch nicht zu telegraphischen noch zu telephonischen Zwecken bestimmt ist, sondern, soweit sich erkennen läßt, zu elektrischen Beleuchtungszwecken benutzt werden soll. Solche Lager für gleiche Zwecke sind übrigens auch noch an veischiedenen anderen Plätzen innerhalb der Stadt amutreffen. Wir wollen nicht darüber rechten weshalb geduldet wird, daß Schmuck. und Zierplätze Wochen lang ibrem eigentlichen Zwecke entfremdet und zur Lagerung nicht sehr

Wetterbericht vom 4 August, Morgens 8 Uhr.

Namsell 4 Bildern von von M. Hervs

Stationen. f Vor der V

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp red. in Millim

86

*

R Temperatur

6G der

Mullaghmore Aberdeen. Cbristiansund Kopenhagen. Stockholm.

aranda.

oskau ...

Cort. Queens-⸗

—— in O Celstus

2 wolkig 2 bedeckt

von C.

Cherbourg. 1Ihalb bed. wolkig L bedeckt winemünde Lhalb bed.

Reufahrwasser 2 heiter Memel... 2 bedeckt

Dien stag:

K 1 nathan. Drycrette in 3 Akten von Huge Witt Nann und Julius Bauer. Musil von Carl Millöcker. In Scene geseßt von Julius Fritz sche. Derr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr. Im vrachwollen Pack um 6 Uhr: Doppel⸗ Concert. Auftreten von Gesangt und Instrumental

Münster .. ü Karlsruhe. 2 wo Wiesbaden

München..

Chemnitz.

Berlin..

Künstlern. Bien. 7686 . i

Mittwoch: Im Park:

Breslau ... Ile d Ax .. wolkenlos . 3 heiter

1 i 83 ö still wolkenlcs Uebersicht der Witterung.

druckvertheilung sehr gleichmäßig geworden. Ein ; Gebiet 765 mm überfteigenden Luftdrucks überzieht ten 8. Frankreich, England und Central Eurora. Ueber Mittwoch:

Deutschland kerrscht stilles Wetter, der Himmel ist v. Vabsel. Die luftigen Weiber von Windfor⸗ Donnerstag; Erstes Gastspiel des Sgr. Frances co

am Morgen daselbst meist bedeckt und die Tempe= ratur liegt mit Ausnahme des Ostens unter der d Andrare

normalen; stellenweise fiel Regen. Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen. Wallner Theater. Dienstag: Zum 60. Male:

* Garten⸗Goncert. Anfang des Concerts 67 orftellung 7 Uhr. Mittwoch u. folg. Tage: Manmsell NRitouche.

Friedrich⸗Wilhelmstãdtisches Theater und Concert- Park.

Rroll's Theater. Dienstag: Ernani. (Grnani: Or. Ernest van Dy als Gast) Das Barometer ift meist gestiegen und die Luft⸗ w, ,

anmutbender SGegenstände, die Liner Privat. Unternebmung geboten, wie ein Fächer entfaltete, dann wieder auf den Gletscher verwendet 2 Wenn aber Beschwerden darüber im Schooße der niederprasselte, tiefer unten das gleiche Schaufpiel erneuernd. Ba Stadtverwaltung zur Erörterung kommen, so sollte es unseres furchtbare Tosen und Rauschen des Wassers, das Rollen und Getöse Erachtens nicht schwer fallen, den richtigen Sachverbalt von vornherein der berunterstürzenden Felsen und Bäume dröhnte in dem von bohen festzuftellen und dazu nicht erst die Vermittelung der Presse unter Bergen und nackten Felsen umgebenen Thal, als wenn die um · unzutreffenden Angaben in Anspruch zu nehmen. stehenden Berge alle zusammenstürjen würden. Dag erf so

Soweit wir unterrichtet sind, bat die Postverwaltung zur Lagerung fort, bis die ganze. Wassermasse am Ende des Gi cherg des Materials für den Bau des unterirdischen Fernsprechnetzes zwei ö. sammelte und hier zwischen einer mächtigen, kaum besondere Plätze am Anbalter⸗ und Schlesischen Babnbofe angemietbet, is sechs Meter breiten, dagegen oft mehrere hundert Meter von dort aus werden zu den Baustellen täglich in der Regel nur so hohen Schlucht sich durchdrän e. An dieser Stelle verur achte viel Röhren 2c. angefahren, als voraussichtlich noch an demselben das Wasser großen Schaden. ier bezieben nämlich zwei Berg · Tage zur Einlegung kommen. Von einem längeren Lagern der gemeinden ibr Wasser. Die Bewohner führen das Wasser in hölzernen Telephon ꝛc. Röhren in den Straßen wird hiernach für gewöhnlich Rinnen oder ausgehöhlten Baumstämmen quer über die nackte Felsen · keine Rede sein können. schlucht drei Stunden weit auf ihre Wiesen, um diese zu bewässern.

Daß die Buddel“ Arbeiten verschiedener Verwaltungen zeitlich Nur schwindelfreie Alpensöhne, welche wie die Gemsen klettern, mehr zusammengelegt werden könnten, ist eine Ansicht, die auch wir können jeweilen am Baue dieser Leitung arbeiten. Noch rertreten. Scweit uns bekannt ist, hat auch die Postverwaltung die jetzt ist es Brauch, daß im Frühling, wenn Reparaturen gleiche Auffassung bereits vor Ausfübrung der unterirdijchen nen vorgenommen werden, ein Priester mit den Arbeitern aus Telephonanlage dadurch bekundet, daß von ihr schon damals bei der zieht. Diese Leitung wurde nun in Folge der Ueberschwemmung Stadtbebörde Schritte eingeleitet worden waren, um die eine bedeutende Strecke weit zerstört, so daß für dieses Jahr an keine gleichzeitige Einlegung der Fernsprechkabelröhren und der Wiederherstellung mehr zu denken ist und die unglücklichen Bergbewohner elektrischen Lichtleitungen Behufs Verminderung der Verkehrsstörungen den ganzen noch zu erwartenden Ertrag der Wiesen und einen guten und Ersparung von Kosten zu erlangen. Man glaubte, auf diese Theil der Kartoffeln der Sonne opfern müssen. Obne Bewäͤsserun Weise mit den Röhren der anderen Unternehmungen „pari passu“ der Wiesen produziren diefe wenig oder nichts. Hoffen wir, da unter die Straßen zu kommen; weshalb später den elektrischen Unter⸗ dieses der letzte Ausbruch des Sees sei und der Abzugkanal, welcher nehmungen gleichwohl der Vorzug bei der Legung gegeben wurde, mit zülfe des Bundes beim See gebaut wird, seinen Zweck erreiche haben wir nicht in Erfahrung bringen können. . und künftige Ausbrüche verhindere.“

Wenn in der Mittheilung der National⸗Zeitung“ aleichzeitig der ; Explosion unter der Kaiser⸗Wil belm-Brücke Erwähnung geschehen ist, New⸗Jork,. Der New⸗Jork Herald‘ besitzt Buch druck⸗ mit dem Bemerlen, daß eg nicht angängig sei, Gas. und Telegraphen.! maschinen, welche im Stande find, stündlich 48 o05 Cremplare leitungen in allzu roße Nachbarschaft zu bringen, so ist uns nicht eines Sseitigen und 12 000 Exemplare eines 24seitigen Großfolio- verständlich, in welcher Beziehung diese den Telegraphenbeamten Zeitungsblattes zu drucken und gleichzeitig zu falzen. Diese Leistung längst bekannte und in der schädlichen Einwirkung des Gases genügt indeß der Verwaltung des New. Jork Herald“ noch nicht; sie auf die Jolation der Kabel beruhende Thatsache zu der Explosion läßt sich gegenwärtig eine neue Presse berstellen, welche noch er⸗ gestanden haben könnte. Sollte damit gemeint sein, daß jene Explosion heblich leiftungefähtger fein soll. Man erwartet von der Maschine

den Druck und das Falzen von 90 000 Exemplaren eines dseitigen

des Gasgemisches auf Telegraphenleitungen zurückzuführen sei, o würde 900 e diese Annahme ganz unzutreffend sein, schon allein aus dem über und von 24 000 Exemplaren eines 24seitigen Journals in der Stunde.

zeugenden Grunde, weil sich Telegraphenleitungen an der Explosions stelle überhaupt nicht befinden, auch niemals befunden haben.

München, 2 August. (W. T. B.) Der VII. Bundestag des deutschen Radfahrerbundes wurde heute bier im alten Rathhaussaale mit enthusigstischen Hochs auf Se. Rajestät den Kaiser und den Prinz⸗ Regenten eröffnet. Nach dem Bericht des Vorstandes zählt der Bund jetzt 12528 Mitglieder und bat ein Vereinsvermögen von über 30 066 M Die Versammlung ernannte den Geheimen Rath Professor von Nußbaum zum Ehrenmitgliede

des Bundes.

London, 4. August. (W T. B.) Der Standard“ meldet aus Shangbgi vom 3. d: die Städte Peking, Tungche wund Tientsin steben unter Wasser, die Geschäfte stocken. Bisher ist es den Behörden nicht gelungen, die Fluthen zu bewältigen.

Paris, 4. August. (B. T. B.) Wie die Blätter melden, babe der Kapitän des Dampfers „Salazie“, don Australien in Marseille eingetroffen, mitgetheilt, er habe am 4. Juli bei Albany den norwegischen Segler . Stornking? unter Führung des Kapitäns 6 gesehen, welcher angeblich an der australischen Küste durch einen Cyklon untergegangen sein sollte. Jakensen sei auf

der Rückteise begriffen. 9 ; 3. en di nk F Er. r en. k eine Menge bunt beflaggter Jachten die Ankunft Sr. Majestä Madrid, 3. August. (B. T. B) 2 Nach erfolgter Landung . Se. Majestät der Kaiser die Valencia sind vorgestern 59 Erkrankungen und 34 Todesfälle an aufgestellte Ehrenwache ab und begab Sich fofort nach Schloß Cholera vorgekommen. Aus Arges, Provinz Toledo, wurden Eier, wo' die Königin Peeto ria Allerhöchstbenfelben Gbolerassllꝛ Center empfing und herglichst bewillkommnete. Die Kbniglichen Prinzen waren beim Empfange Sr. Majestãt anwesend 6a . von Allerhöchstdemselben ebenfalls herzlichst ; Innsbruck, 4. August. (W. T. B.) Bei der Station Voels entgleiste gestern ein , Wagen rutschten über den Inn⸗Damm J derselben wurden umgestürzt und kamen zur im Inn⸗Bett zu liegen. Die ef iere des uges, 120 an der Zahl, konnten, soweit fesigestellt ist, ge⸗ rettet werden. Zwei Reisende erlitten ernstere Verletzungen, wanzig erhielten leichtere Kontusionen. Als Ursache des Un⸗ ö. wird schlechte Beschaffenheit der dortigen Bahnstelle an⸗ gegeben.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Nach Schluß der Redaktion eingegangene De peschen.

Portsmouth, 4 August. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser Wilhelm traf in Osborne so früh ein, daß der Prinz von Wales nicht, wie festgesetzt war, mit der Yacht „Osborne“ der „Hohenzollern“ begegnen konnte. Da die für die Uebungen mobilisirte brinsche lotte an anderer Stelle versammelt wurde, war die hede von Spithead von ,, . entblößt. Se. Majestãt der Kaiser fuhr in Cowes in Begleitung eines deutschen Kriegsschiffes, fünf britischer ihm entgegengefahrener Torpedo⸗ boote und der Admiralitätsyacht „The Queen“ ein. An Bord des Admiralschiffs ö sich der Hafen⸗Admiral Commerell und der kommandirende General des Süddistrikts von Leicester Smith. Das Hafengeschwader begrüßte die ein⸗ fahrende Kaiseryacht. Vom Hauptmast seines Flaggenschiffs, des „Herzogs Wellington“, wehte die deuische Flagge. Sämmtliche Schiffe gaben den Königssalut ab, als die „Hohenzollern“ Spithead passirte. Bei Cowes erwartete

In der Provinz

Zürich, 1. August. Letzten Freitag., den 25. Juli jwischen 3 bis 4 Uhr Morgens, durchbrach der Merjelens ee, am Fuße des Eggishorns, wieder einmal die südwestliche Gletscherwand und wäljte seine Wassermassen über den ganzen Gletscher dem Thale zu, wo seine schwarzen Fluthen erst spät Abends die Rbone erreichten. Diese fübrte zum Glück wenig Wasser, sodaß Frei thalabwãrts kein Schaden verursacht wurde. Cin Correspondent des. Vater⸗ jwei land) schreibt hierüber: Derjenige, der sich zur Zeit des Ausbruches ülf am Gletscher befand, sah ein Naturereigniß, welches in seiner Groß- * e artigkeit wohl einzig dafteht. Man konnte von Weitem beobachten, wie die große, plötzlich losgelassene Wassermenge fich daberwãlzte. Grausig war's zu sehen, wie alles Fels. und Gletscherblöͤcke, ent˖ wurzelte Bäume und Schutt sich beranbewegte; wie dann dieses Semisch sich in unzählige Schründe des Gletschers herunter⸗ sturzte, um im nächsten Augenblicke wieder tburmhoch aus denselben geworfen zu werden, sich dann in der Luft

j ĩ . Goldfuchs. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard

, ,,, Dienstag: Zum 8 1 . 6. . ö ö 2.

x ; Eanutilus, J von G. Görß. usik von Franz Roth. Anfang Im prachtvollen glänzenden Sommergarten: Großes e Uhr. Der Sommergarten t neff: en.

ö ille in 3 Akt d Militãr ˖ Doppel ⸗Concert. ; ö

9. fan r affe Millaud. 1 2. nr, e, m f,. Spenialitãten. Brillante Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

8 K

ellung, bei gün itterung: Anfang des Concerts t, der Vorstellung r.

2 an. 9. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. Großes Volksfest zu halben Kassenpreisen.

Nrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes ⸗Ausstellungs⸗ Pack (Lehrter Bahnbof). Geöffnet von 1—11 Übr. Täglich Vorstellung im

Adolph Ernst⸗ Theater. Dienstag: Bei i l aftlicen Theater. Naͤberes die Anschlag

Dictoria- Theater. Dienstag: Zum 350. M.: elektrischer Beleuchtung. Zum 116. Male: Der ( nrettel.

Stanlen ir ifrikg. Zeitgemälde in 10 Bilbern C tꝙZtttt ttt von Al 1 Mos zkowski und 55 Nathanson. Musik Raida. Ballet von C. Severini. Anfang

76 Ubr. , . Dieselbe Vorftellung.

i Lieutenant Christoynh von Pressentin gen. von

Rautter mit Frl. Bertie Braybey Fither (Will⸗ kamm ˖ London).

Geboren: Ein Sehn: Hrn. Realschullehrer G. Schauerhammer Keipzig Gohlis) Hrn. Ernst Dammann (San Giovanni a Teduccio, Italien. Fine Tochter: Hrn. Kgl. Kreis- bauinspektor Rüblmann (Zellerfeld i. Harz). Hrn G. Arnecke (Schnarsleben). Hrn. Braͤhmer (Siltkeim) Hrn. Paul Bracht (Chicago). Hrn. Dr. R. Rebfeld (Kreipitzsch)

Gest orben: Hr. Kaufmann und Senator Johan nes Mustert (Emden). Hr. Chemiker Karl Gotsche (Neblitz a. P.. Hr. Oskar Raug, (Berlin). Frau Rektor Stappenbeck (Berlin). Frau Wilhelmine Timme, geb. Hoebel Meu stadt). Frl Luise von Mählenfels (Stral⸗ sundJ. Frau Gräfin Elisabeth Karoline von der Schulenburg, geb, von Münchom (Schloß Lieberose R. L.). Frau Lehrer Doris Nolopp,

geb. Velten (Mansfeld).

Familien⸗Nachrichten.

Heute Vormittag gegen 11 Uhr verstarb nach langen, schweren Leiden mein guter, unvergeßlicher Mann, unser theurer Vater, Großvater, Schwiegervater und Schwager, der Stadtrath a. D. und ehemalige Redacteur des Königl. Prenß. Staats Anzeigers, Ritter pp.

Theodor Riedel in fast vollendetem 71. Lebensjahre. Berlin, den 3. August 1890. 8W. Hallesches Ufer 5.

Die tiefbetrübten Hinterbliebenen.

Die r, . findet Mittwoch, den 68. August, Vormsttags 10 Uhr, auf dem Jerusalemer Kirchhof von der Leichenhalle, Barutherstraße, aus statt. 26701

Direktion: Julius Fritzsche. Zum 200. Male: Der arme Jo⸗

Dirigent:

Dieselbe Vorstellung. Massen · Concert. Militãr⸗Musik.

65 Verlobt: tl. Käthe Dultz mit Hrn. Ritter ; smstigem Wetter vor und nach Y gute bestzer . . Redacteur: Dr. H. Klee.

AUkends bei brillegter elertt Be. Fedde Velger mit Hrn. Brauereibesitzer Berlin: n, . E- . Concert. Reinhold dg rige or, ei wl . Verlag der Expedition (Scholy. , , . z Schles ). Frl. Marie Nobbe mit Hen. Wil rddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Saft, Keiser, eieneftte n, Poblbähsen tert. = rl. Gifte Drig a, nn 7 ö re , Stockmann mit Hrn. Dr. phil. Alexander Nieme 3 x

Fünf Beilagen

vlberf elt) m it Zr. Hr. William Rathke mit Fr (einschließlich Börsen · Beilage).

on Juan. Verehelicht:

EGlise Genske (Königsberg i. Pr) Hr. Prem.“

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und König

M* 186.

Erste Beilage

Berlin, Montag, den 4. August

lich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1890.

X. Juternationaler medizinischer Kongreß.

Der X. internationgle medizinische Kongreß wurde heute im Circus Renz eröfftet. Vor dem Eingang zum Circus standen eine Reibe großer mit Guirlanden umwundener Mastbäume, Transparente, bronzene Kolossalfiguren 2c. Der Circus war im Innern geschmackvoll dekorirt. Zahlreiche Flaggen in den Farben der Staaten der 36 Welt sind in allen Theilen des weiten Raumes angebracht. Sberhalb der von einem rrächtigen Blumenschmuck umkleideten Rednertribüne, woselbst auch das Präsidium seinen Sitz hat, erhebt sich die Kolossalbüste des Aeskulap. Zur Linken ist, inmitten eines förmlichen Blumenhains, die Büste Sr. Majestät des Kgisers, zur Rechten, und zwar der Kaiserbüste gegenüber, die der Minerva angebracht, während zwischen beiden die Büste des Hippokrates sicht bar wird. Die Mitaliederliste weist fast 5000 Namen auf. Auch eine Reihe von Aerztinnen befindet sich darunter. Von den Mitgliedern sind zu nennen Se. Königliche Hoheit der Herzog Karl Theodor von Bayern, der Oberarzt in der Kaiserlich russisschen Armee Dr. von Boehlendorff (Riga), der General⸗Stabsarzt Dr, von Coler (Berlin), der Professor Dr. Botkin (St. Petersburg), der Geheime Medizinal⸗Rath Profeffor Dr. Esmarch (Kiel), der General Arzt Dr. Großheim, Abtheilungs⸗ Chef bei der Medizinal Abtheilung des Kriegs-⸗Ministeriums (Berlin), Dr. . Gumucio, Gesandtschafis⸗Attachs (Chile), der Geheime Medizinal Rath Professor Dr. Koch (Berlin), der General Arzt Dr. Mehlhausen (Berlin), der Direktor der Königlichen Charits, Geheime Ober- Regierungs- Rath Dr. Spinola, (Berlin), der Geheime Ober⸗Medizinal⸗Rath Professor Dr. Skrieczka (Berlin), der Kaiserliche Ministerial - Kath a. D. General Arzt der Land wehr Professor Dr. Wasserfuhr (Berlin), Professor Dr. Wolff hügel (Göttingen), ferner Dr. Delorme, Minister der Republik Hayti, der Direktor der Königlichen Thierärztlichen Hochschule Professor Schütz und der Generalkonsul William Schönlank (Berlin).

Um 11 Uhr Vormittags erklärte der Vorsitzende des Organisa— tions Comités, Geheime Medizinal, Rath Profeffor Dr. Virchow, den Kongreß für eroͤff net. Derselbe begräßte die Mitglieder mit einer Rede, in welcher er sagte: Am 9. September 1887 hat der internationale medizinische Kongreß in Washington einstimmig be— schlossen, als den Ort für den nächsten, im Jahre 1890 abzuhaltenden Kongreß Berlin zu wählen. Die Benachrichtigung davon und zugleich die Aufforderung, die Vorbereitungen für diesen Kongreß in die Hand zu nehmen, erging, außer an mich, an die Herren von Bergmann und Waldever. . ö

Wir nahmen dieselbe an in der Voraussetzung, daß der Kongreß, seinen Traditionen entsprechend, nicht eine einzelne Stadt, sondern ein Land durch seine Wahl habe ehren wollen. .

Die Aufgabe, welche uns gestellt war, hatte nach den Erfahrungen über die zunehmende Anzahl der Theilnehmer, welche die letzten Kon— gresse befucht hatten, und nach dem Glanze, den die gastlichen Empfänge so vieler Hauptstädte über diese Kongresse verbreitet hatten, etwas Bedrückendes. Noch heute, gegenüber einer so großen Ver— sammlung, kann ich mich des Gefühls nicht entschlagen, daß wir vielleicht nicht im Stande sein werden, allen Anforderungen, welche an uns gestellt werden, zu entsprecken, und ich bitte Sie, mir gestatten zu wollen, schon jetzt an Ihre gütige Nachsicht appelliren zu dürfen, wenn manche Mängel hervortreten sollten, Mängel, die wir selbst vielleicht am meisten empfinden, die wir aber nicht beseitigen können.

Aber ich würde sehr undankbar sein, wenn ich nicht auch dem Gefühl der innigsten Freude und der tiefsten Befriedigung Ausdruck geben wollte, das mich erfüllt, indem ich über die endlosen Reihen der werthen Gäste blicke, die unserer Einladung gefolgt sind.

Seien Sie überzeugt, daß Sie in unserem Lande überall als liebe Gäste werden aufgenommen werden. Unser Volk weiß es, daß die Medizin eine der aufrichtigsten Vertreterinnen der Humanität ist; es ist daran gewöhnt, daß hei den Aerzten Forschung und Praxis in der innigsten Verbindung wirken, daß in ihrem Denken die höchsten Ideale des Strebens mit der aufopfernden Sorge für das öffentliche Wohl und für das Wobl der Ginzelnen, auch der Kleinsten und Aermsten, sich vereinigen. Die Medizin ist in Deutschland eine wirklich populäre Wissenschaft, und wenn unser hart arbeitendes Volk auch nur bei wenigen Aerzten den alten Satz zur Wahrheit macht: dat Galenus pes, so weiß es doch Geschick und Hingebung durch Liebe und Anerkennung zu erwidern. Es ist stolz darauf, wenn seine Aerzte und seine fanitären Einrichtungen auch in der Fremde geschätzt werden, aber es schäͤtzt auch seinerseits die Namen der großen Mediliner in anderen Ländern und es weiß wohl, daß die medizinische Wissenschaft nur eine ist und daß Die wahrhaft wissenschaftlichen Aerzte der ganzen Welt demfelben Streben zugewendet, derselben Prinzipien theilhaftig sind.

Se Majestät der Deutsche Kaiser theilt diese Emrsndungen. Er bedauert, daß er von Berlin abwesend sein muß, aber Er hat be. fohlen, daß eine größere Zahl von Mitgliedern des Kongresses durch ein Mitglied Seines Hauses empfangen werde. Die hohe Reichsregierung und der Reichstag haben eine beträchtliche Summe bewilligt, um uns vor Allem die Sorge um eine würdige Veröffentlichung unserer Verhandlungen zu erleichtern. Sowohl die Reichsregierung als die einzelnen Bundesregierungen betheiligen sich in hervorragendem Maße an der Austellung und werden den Mitgliedern des Kongresses durch besondere Schriften das Verständniß der medizinischen Einrichtungen des Landes sichern. Insbesondere die preußische Unterrichtsverwaltung kat von Anfang an mit dem größten Wohlwollen alle Schritte des Organisations ⸗Comités unterstüßzt, und wenn es uns gelingen sollte, durch die Einrichtung der Sektionssitzungen und der Ausstellung die Anerkennung unserer Gäste zu gewinnen, so werden wir das wesentlich der persönlichen Einwirkung des Herrn Ministers zu verdanken haben, der nicht müde geworden ist, seinen Einfluß überall da einzusetzen, wo Schwierigkeiten drohten. ;

Die deutschen Regierungen werden Ihnen zeigen, mit welcher Anstrengung sie darauf Bedacht nehmen, die sanitären Einrichtungen in Einklang mit den Forderungen der Wissenschaft zu bringen. Eine Anstalt nach der andern ist errichtet worden, um den Unterricht in der Medizin zu erleichtern, um neue Stätten der Forschung zu gründen, um die Quellen der Krankheiten ab ugraben, um den kenn schnelle und sichere Hülfe zu gewähren. In dieser unvollkommenen Welt werden alle vraktischen Fortschritte nur schrittweise verwirklicht, und auch uns fehlt noch recht viel von dem, was schon jetzt als eine Forderung des vorschauenden Wissens be⸗ zeichnet werden kann. Die großen Uebel des Menschengeschlechts, Armuth und Krieg, bedrohen fort und fort die Gesellschaft und die Staaten. Aber es ist ein Trost für uns, daß Volk und Regierungen in Deutschland mit anhaltender Sorge beschästigt sind, die fozialen Schäden zu mildern und den Frieden, den goldenen Frieden zu wahren. Die Medizin hat wenig oder gar keine Helegenheit, in die großen Entscheidungen der sozialen und der auswaͤrtigen Pelitik bestimmend einzugreifen. Ihre. Aufgabe ist es zunächst, in den gegebenen Verhältniffen soweit helfend mitzuwirken, als Beschaͤdigungen von Menschen herbeigeführt werden durch die Umfslände, unter denen sie leben und handeln müssen. Nirgends tritt dies mehr in die Erscheinung als bei den militärischen Einrichtungen.

In der That, meine . wenn Ihnen hier die Militär- medizin in einer Vollständigkeit vorgeführt wird, wie es für die Civil medijin unausführbar sein würde, so geschiebt es nicht, um Ihnen ju zeigen, wie gut wir auch in dieser Befiehung auf den Krieg gerüstet sind. Im Gegentheil, es geschieht, damit Sie erkennen, wie die

Leitung unserer Armee dauernd und erfolgreich den Gedanken festhält, die Gräuel des Krieges nach Kräften abzumildern und die bf de r Menschenliebe sofort zur Geltung gelangen zu sassen, sobald der Gegner nicht mehr kämpft oder nicht mehr kampffähig ist.

Die höchste Aufgabe der internationalen medizinischen Kongress e ist es, daß sie in allen ihren Theilnebmern, ja weit über die 5 der Theilnehmer hinaus, in den Aerzten der ganzen Welt zum vollen Bewußtsein bringen, daß die Medizin eine humane Wissenschaft sein soll. Darum lautet Art. III. unseres Statuts: Der Zweck kes Kongresses ist ein ausschließlich wiffenschaftlicher.“ Darum enthalten Fir, uns der Untersuchung darüber, wie die sozigle Stellung des Arztes zu verbessern sei. so tief wir es auch empfinden, daß foziale Voth auch in großen Kreisen des ärztlichen Standes verbreitet ist. Der Kampf um das Dasein bricht manchem unserer Kollegen das Herz. Und doch, wenn wir zusammentreten, lassen wir die Sorgen des Hauseg, die Sorgen des Standes daheim. Hier scharen wir uns um die Fahne der Wissenschaft; hier stehen wir in den vordersten Reiben der Kämpfer für Humanität!

Der Redner gab sodann einen eingebenden Ueberblick über die sanitären Einrichtungen Berlins und schloß dann mit Worten herz. lichen Willkommens; Möge jeder Tag mehr dazu beitragen, volles Verständniß und wahre Freundfchaft unker uns Allen zu fördern!“

Im Namen des General Sekretariats nahm nunmehr Dr. Lassar das Wort: .

Die Pflicht, dem internationalen medizinischen Kongreß Bericht zu geben üker die inneren und äußeren Vorgänge, welche den Rahmen bilden für das wissenschaftliche Bild seiner geistigen Bedeutung, liegt dem Generalselretãt ob. Mebr als z5 Staatsregierungen haben Delegir ie zur Theilnahme amtlich beauftragt, ferner sind einige dreißig Universitãten, Akademien und Colleges durch bervorragende Vorkämpfer der Wissen⸗ schaft offiziell vertreten. Ueber fünfgig Gesandte vieler gelebrter Ge= sellschaften und Institute weilen unter uns. Aber alle diefe Zahlen und die ihnen zu Grunde liegenden Namen sind nicht als abgeschlossene Reihen zu betrachten. Der Kongreß beginnt erst und stündlich noch treffen Meldungen und. Telegramme ein, welche die Anwefenben neuer offiziell beglaubigter Theilnehmer bekunden. Eine hohe Regierung der französischen Republik hat den wissenschaft · lichen Werth des Kongressegz hoch genug geschãtzt, um 34 be⸗ deutende und weit über die Grenzen ibres Landes Finaus anerkannte Autoritäten für die wpersönlich' Antheilnabme zu interessiren. Die von dem Herrn Vorsitzenden des Organisations · Comitès hervorgebobene Stelle des Milstär⸗Medizinalwesenz in der wiffen⸗ schaftlichen und praktischen Medizin findet thatsächlich darin ihren Ausdruck, daß die ausländischen Regierungen nicht weniger als fünfzig ibrer höchstgestellten Sanitäts- Offiziere ermächtigt haben, bier Füh⸗ lung zu suchen mit allen Errungenschaften internationaler Humanität. Die Kaiserlich russische Regierung war eine der ersten, welche durch Ernennung Sr. Excellen; des Generalstabs. Arztes der Armee aus- drücken wollte, daß die höchsten Bestrebungen aller Rationen in einem gemeinsamen Ziele zusammenlaufen. Die Titel der uns zugedachten Vorträge füllen ein Buch von 70 Sei⸗ ten und bis jetzt sind ciren 700 Vorträge angemeldet. Aber ihre Zahl scheint, nach den ersten anregenden Begrüßungen, be— reits in lawinenartigem Anschwellen begriffen und wird bald circa ioo überschreiten. Hörer werden genügend vorhanden sein, um das geistige Gut als ein köstliches Angebinde internationaler Kollegialität in alle Dimmelsgegenden heim zu nehmen. Fast die ganze Aerzteschaft unserer großen Stadt ist mit seltener Einmüthigkeit in den Kongreß aufgezogen und 2509 deutsche Aerzte waren bis gestern Abend in die Listen einge⸗ tragen. Mit Stol; aber darf der T. Kongreß sich rühmen, in Wahr— beit ein internationaler zu sein, denn den einheimischen reiben sich aus vierzig verschiedenen Ländern, auf denselben Tag herbeigeeilt, wiederum 2500 auswärtige Kollegen an. Die Weltmeere baben sich willig in den Dienst der Wissenschaft gestellt und aus Australien, China, Japan, vom Kap der guten Hoff aung, von den westlichen Ge⸗ hängen der Cordilleren und vom fernentlegenen Mexiko Fremde zu uns geführt, die uns als Freunde verlassen mögen. Am zahlreichsten aber ist das Kontingent der Vereinigten Staaten von Nord Amerika, von wo aus fünfhundert Aerzte die Unserigen geworden sind. Ihm kommt an Zahl außer Rußland am nächsten Großbritannien und Irland mit über 300 Mitgliedern, dann Oesterreich und Ungarn sowie Jlalien. Das gesammte Mitgliederverzeichniß weist heute früh die Ziffer 5560 auf und außerdem wollen unsern Kreis anmuthig beleben mehr als tausend Damen. Ich kann diesen Bericht richt schließen, ohne einer Huldi⸗ gung zu gedenken, welche die exakteste aller Experimentalwiffen. schaften, die Phpsik, der Medizin bei dieser Gelegenheit darbringen will. Ein medizinischer Laie bat sich mit einem therapeutifchen Problem befaßt und seinen ärztlichen Vertreter, Dr. Bayles, beauf= tragt, die Ergebnisse seiner Untersuchung über elektro · mechanische Beseitigung von Steinkonkrementen dem Kongreß vorzutragen. Andere Nicht. Mediziner wird man schwerlich, aber diesen gewiß hören wollen, denn sein Name ist Mr. Edison.“

Als Vertreter der Reichs ⸗Regierung begrüßte sodann der Staats- sekretär Staats ⸗Minister Or. von Boetticher den Kongreß:

Auf Befebl Sr. Majestät des Deutschen Kaisers und im Namen der verbündeten Regierungen habe ich die Ehre, Sie beim Eintritt in Ihre Berathungen in Vertretung des zu seinem lebhaften Bedauern am Erscheinen behinderten Kanzlers des Reichs herzlich willkommen zu beißen. Es hat Se. Majestät den Kaiser mit Genugthuung erfüllt, daß der internationale medizinische Kongreß beschlosen hat, seine diesjshrigen Berathungen in des Reiches Hauptstadt zu verlegen, und nicht minder erfüllt es weite Kreise des deutschen Volks und vornehmlich die Bewohner dieser Stadt mit Freude, daß sie jum ersten Male Zeuge sein dürfen der Berathungen, die Sie im Dienste Jshrer Wissenschaft und damit im Dienste der Menschheit pflegen wollen. Wie nie zuvor ist in unserer Zeit das Streben nach Vervollkomm—« nung der sanitären Einrichtungen Gegenstand ungetbeilten öffentlichen Interesses geworden. Je größer die Erfolge sind, welche die medizinische Wissenschaft nach dieser Richtung hin erreicht hat, je mehr die Wirkung einer rationellen Behandlung der Gesundbeits⸗ pflege zur Erscheinung gekommen, um so lebhafter ist auch das Interesse des Volks an den Fortschritten der Wissenschaft, um so höher stehen auch die Aufgaben in Deutschland, die unter der An⸗ regung landesväterlich wirkender Regierungen und unter der Mitwirkung opferbereiter einsichtiger Volksvertretungen gestellt sind. Gern und mit besonderem Erfolg haben wir dabei die Erfahrungen der übrigen Kulturlaͤnder zu Rathe gejogen, und wenn wir Dank der Initiative unseres unvergeßlichen ersten Kaisers und Dank der unvergleichlichen Arbeit seines großen Kanzlers in einem Tempo dabei vorgeben, welches manchem Beurtheiler vielleicht zu kühn erscheinen mag, so dürfen wir uns doch an der Hand der Wahrnehmungen und Erfahrungen, die wir gemacht haben, der Hoffnung hingeben, daß es gelingen wird, die Frucht zur Reife zu bringen und den nothleidenden Brüdern das Maß der Hülfe zu geben, das eine gemeinsame Thätigkeit von Staat und Gesellschaft ermöglicht. Freudig begrüßen wir die großartigen Arbeiten der übrigen Nationen und neidlos bauen wir auf ihre Erfolge auf, festgewillt, das Gute, wo wir es finden, für uns nutzbar zu machen. Der Minister erbat sich so⸗ dann auch ferner die Mitwirkung der Wissenschaft und wünschte dem

Kongresse guten Erfolg.

Als Vertretung der preußischen Staatsregierung ergriff nunmehr Staats - Minister Dr. von Goßler das Wort:

An dem Tase, an welchem das Deutsche Reich den aus freier Entschließung zusammengetretenen internationalen medizinischen Kon— greß begrüßt, gereicht es mir, als dem Vertreter der preußischen Staatèregierung, zur besonderen Freude, den Repräsentanten' aller Kulturstaaten den Dank der Unterrichts. und Medisinalverwaltung Preußens darzebringen für alle Wohlthaten, welche uns auf dem Gebiete der Naturwissenschast und Medizin von? dem Auslande erwiesen sind. Wie es nur eine Wahrheit giebt, so verbindet auch, das gleiche Band der medizinischen Wissenschaft alle Völker, welche mit Bewußtsein an dem Fortfchrstte der Menschheit arbeiten Willig erkennen wir an, was unsere Nachbarn Großes auf diesem Wege geleistet, und wir erboffen woblwollendes Verständniß für unsere Eigenart, die Höben und Tiefen in Wissen⸗ schaft und Praxis möglichst auszugleichen und in stiller, geduldiger Arbeit den Durchschnitt unseres Wissens und Könnens zu erhöhen. Seitdem die Medizin an dem unversieglichen Quell der Naturwissen⸗ schaften neue Lebenskraft gewonnen, wissen wir, daß keine einzelne Nation mehr im Stande ist, auf allen Gebieten der Erforschung und Heilung gleichzeitig und dauernd den Vortritt sich zu sichern. Auch bier schreitet Die Entwickelung in Wellen bewegung vorwärts. Raum ist aber für Alle vorhanden und noch immer wird die Zahl der Arbeiter von der Größe der Arbeit übertroffen.

In einer Zeit, in welcher die gesellschaftliche Entwickelung früher nicht gekannte oder doch nicht erkannte Aufgaben an die Kulturstaaten stellt, müssen wir aus der naturwissenschaftlichen Forschung die Er— kenntniß schöpfen, daß unserm Vermögen, eingetretene Uebel zu heilen, Grenzen gesetzt sind und daß es oft reicheren Erfolg verspricht, Störungen rorzubexgen und von gestörten Organismen weitere Schädlichkeiten abzuhalten.

Nicht, daß der erkrankte Mensch an Interesse verloren hätte, der Gesunde ist aber mehr in sein Recht eingetreten und unfer ganzes Denken wird von dem Problem beberrscht, wie der Gesunde zu schützen, wie die Voraussetzungen zu schaffen sind, um die Beschädi⸗ gungen der Gesundheit, namentlich auf dem Gebiete der Volkskrank⸗ beiten, bintanzubalten. Das eine Ergebniß springt sofort in die Augen, daß solche Aufgaben nur gelöst werden können durch die Zu— sammenfassung aller Kräfte nicht allein innerhalb des medizinischen Berufs, sondern auch durch die Herstellung einer innigen Verbindung ron den Vertretern der Medizin mit denen der anderen Berufsarten, mit den Behörden des Staats und der Gemeinden, mit den Vereinen in ihren weitesten Verzweigungen. ;

In allen diesen Beziehungen knüpfen sich an Ihre Berathungen die wärmsten Wünsche, wie die berechtigsten Hoffnungen. In Ihrem Bunde reichen Theorie und Praxis sich die Hand und der Ernst Ihrer Arbeit sichert Ihnen das regste Intereffe auch aller außerhalb der Medizin stehenden Kreise. ;

Diesen Zasammenhang zwischen der medizinischen Wissenschaft und Praxis untereinander, wie zwischen ihnen und den anderen Zweigen des öffentlichen Lebens zu wahren, zu fördern, zum Verständniß zu bringen, erscheint mir als eine der vornehmsten Aufgaben, welche das Ressort, an dessen Spitze ich mich gestellt sehe, in der Gegenwart zu erfüllen hat. Kein Zufall ist es, fondern eine in langer Entwickelung geschichtlich gewordene Thatsache, daß in Preußen dem Minister für den Unterricht und für die Pflege der geistigen Güter des Volks auch für die Erhaltung und die Wieder⸗ herstellung der öffentlichen Gesundheit, sowie fuͤr die Ausbil dung und Beschaffung eines geeigneten Medizinalpersonals anvertraut ift. Nicht leicht hält es, die anscheinend weit auseinander liegenden Gebiete, z. B. des Unterrichts an den Universitäten und der Nahrungsmittel volizei, zu einem einheitlichen Ganzen zu gestalten, um so schwerer oft, als in dem Bereiche des öffentlichen Gesundheitswesens nachhaltige Erfolge nicht immer durch befehlende Anordnungen erzielt werden, sondern öfters ungleich mehr durch Belehrung, An—Q regung, durch Entwickelung der Kräfte in den Gemeinden und Vereinen, durch Errichtung vorbildlicher Anstalten und lehrhafter Sammlungen.

Schon auf den Hochschulen will es zuweilen nicht ohne Mühe gelingen, den Zusammenhang zwischen den einzelnen Disziplinen fest⸗ zuhalten, die unseren Kliniken gestellte dreifache Aufgabe, als Unterrichts Heilanstalt, Forschungsstätte gleichmäßig zu erfüllen —, das letzte Ziel zu erreichen, von dem Hörsaal nach der Praxis eine Brücke zu schlagen, auf welcher die Jänger der Wissenschaft sicher ihren Einzug in das Leben halten können. Der Massenunterricht er⸗ fordert stets neue Lehrmethoden, neue Veranstaltungen, bald' eine Theilung der Arbeit durch Einrichtung von poliklinischen ambula⸗ torischen Vorkehrungen, bald die Einführung zufammenfasfender Vorlesungen auf den Grenzgebieten der Disziplinen. Weiter erwächst der Unterrichts verwaltung die Pflicht, für eine gleichmäßige Entwicke⸗ lung der Provinzial⸗Universitäten Sorge zu trägen, und sie wird erfüllt oft in dem Maße, daß die Universitãt der Hauptstadt in einzelnen Anlagen hinter ihren Schwester⸗Akademien zurückbleibt.

Die literarischen Festgaben, welche ich dem Kongresse darbringe, sollen Zeugniß von diesem Bestreben ablegen. Während die Eine ver— schiedenartige Anstalten aus allen Universitäten des Landes vorführt und ihre Verbindung mit den Instituten für Chemie, Physik, für die ie, n,, und erklärenden Naturwissenschaften erkennen läßt, ver⸗ arbeitet die Andere die Ergebnisse der stationären Kliniken in einer gleichartigen Statistit, stellt die neuesten Bauausführungen in das Licht der öffentlichen Kritik und ladet die berufensten Vertreter der medizinischen Disziplinen ein, die Grundsätze ihres Lehrens und die Resultate ihres Strebens in friedlicher Gemeinschast niederzulegen.

Eine neue Welt empfängt den praktischen Mediziner bei seinem Austritt aus dem akademischen Leben. Die Fürsorge für den ge⸗ schädigten Arbeiter, die Maßregeln gegen Unfall und Arbeitsunfähig keit drängen, aus finanziellen wie aus humanen Erwägungen, zu pro⸗ phylaktischen Vorkehrungen und verlegen immer mehr den Schwerpunkt des ärztlichen Wirkens in das Verhüten, Vorbeugen, Lindern.

In nicht minderem Grade ist der Nichtarzt in die neue Be⸗ wegung gezogen. Der Architekt, Ingenieur, Berg⸗ und Hütten⸗ mann wird auf den Hochschulen in die gewerbliche Hygiene ein- geführt; in steigendem Maße drängt die Gesundheitslehre in die Ausbildung der Lehrer und das gesammte Schulwesen ein. Immer zahlreicher gestalten sich die hygienischen Vorlefungen für Nichtmediziner, die Kurse für die innere Mission nehmen die Wohlfahrtseinrichtungen in ihr Arbeitsgebiet auf. Gemeinde, Ver⸗ eine, freie Liebesthätigkeit innerhalb und außerhalb der kirchlichen Verbände wetteifern in der Fürsorge für Kranke und in der Gesund⸗ heit Bedrohte, und immer klarer und zielbewußter entwickelt sich die Arbeit im Dienst der Menschheit. Wahrer wird das Wort unseres größten Dichters, daß nur der edle und hülfreiche Mensch den Vorrang in der erschaffenen Welt einnehmen könne. Wenigen, wie dem Arzte, ist das schönste Borrecht verliehen, seinen Mitmenschen zu 6. Auch das widrigste Geschick kann ihm dieses Glück nicht rauben.

Aegrotantium salus suprema lex esto so schrieb vor drei⸗ hundert Jahren der Senat der freien Reichsstadt Nürnberg auf ö. Pharmacopoe —, Sangrum ineolumitas altera lex esto so heißt es in der Neuzeit. Mögen nach beiden Richtungen reiche Früchte aus Ihren Verhandlungen hervorgehen. Der dankbaren Theilnahme und Anerkennung der preußischen Regierung sind Sie gewiß!“

Im Namen der Stadt begrüßte Ober⸗Bürgermeister von