1890 / 190 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 08 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

1. , * 8 5 5 3 3

iner Friedrich Wilbelmstädtischen Theaters mit. Ein von Hrn. Burwig verfaßtes launiges Tafellied wurde für den guten Zweck von freundlichen Damenhänden verkauft und erbrachte das erkleckliche Sümmchen von 254 Æ 70 J. Der gesammte Ertrag des Concerts

hat 2019 Æ 50 8 ergeben.

orm, 7. August. (W. T. B) Das Landes⸗Comits für . Großherzogthum Hessen überwies heute dem Central⸗Comits zum Zweck der Errichtung eines National⸗Denkmals für den n. en von Bismarck in der Reichs⸗Hauptstadt- als erste Rate der Sammlung im Wahlkreis Worms⸗ Heppenheim ⸗Wimpfen 5000 4

München, 7. August. ( 3.) Die Nonne wird nunmehr auch in der Stadt sehr lästig. In sämmtlichen Stadttheilen, beson⸗ ders wo elektrische Lampen angebracht sind, zeigten sich gestern dichte Schwärme und dieselben ließen sich an den Hauserfronten, Säulen u. s. w. nieder. Die bohen Säulen bei der An fahrt zum Hof ⸗Theater, wie die vordere Frontseite waren wie mit Schneeflocken bedeckt, so dicht hatten sich die Falter an— gesetzt, ebenso am Hotel „Vier Jahreszeiten“, woselbst zahlreiche Fremde und Einheimische Jagd mit Tüchern, Schirmen u, s. w, nach den Thieren machten. Schließlich wurden hier wie am Hof Theater die Hydranten in Thätigkeit gesetzt und die zu Tausenden herab gespritzten Schmetterlinge auf dem Boden liegend vernichtet. In Schwabing ließ man nach Benutzung des Hydranten eine Straßen, walze in Thätigkeit setzen und die am Boden liegenden Thiere auf

diese Weise tödten. ö

München, 8. August. (W. T. B.) Der IV, dentsche Gabelsberger'sche Stenographentag hat heute im alten Rathhause hierselbst seine Berathungen begonnen. Nach der Be. grüßung der Delegirten durch den Bürgermeister Borscht wurden zu Vorsitzenden Senator Eggert, Rechnungs ⸗Rath Ubl⸗ Berlin und Landgerichts⸗ Rath Seelig München, zu Schrift⸗ führern Langbein⸗Rürnberg, Jung⸗Innsbruck und Küßner⸗Königs⸗ berg gewählt. Anwesend sind gegen 400 Vertreter Gabels— berger'scher Stenographenvereine, darunter solche aus Oester⸗ reich · Ingarn. Skandinavien, Spanien und den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. Der vom Direktor Pupetz, Prag uber einen Zeitraum von 6 Jahren erstattete Bundesbericht hebt besonders die höchst erfolgreich betriebene Propaganda hervor.

Ulm, 5. August. Das „Ulmer Tagll. berichtet: Gestern fand die Einweihung und Eröffnung der Kinderbeilanstalt im Chor der Dreifaltigkeitskirche statt. Prälat Dr. von Lechler hielt eine Ansprache, worin er daran erinnerte, wie vor etwa zwei Jahren auf Anregung des Freiherr von Herman'schen Hauses in Wain sich

in Ulm eine Anzabl Männer und Frauen vereinigten, um daselbst eine für Um und Oberschwaben bestimmte Kinderheilanstalt nach dem Muster der Werner schen Anstalten in Ludwigsburg und, der Aga Heilanstalt in Stuttgart zu gründen. Der göttliche Segen und die menschliche Beihülfe hätten es ermöglicht, daß die Anstalt jetzt mit zwei Pfleglingen eröffnet werden könne. Nach der Einweihung besichtigten die Theilnehmenden die der Kinder⸗ heilanstalt im Spital eingeräumten Gelasse und fanden sich nachher im Speisesaal der Digkonissinnen zusammen. Ein von Ihrer Majestät der Königin von Württemberg eingetroffenes Telegramm mit Glückwunsch und Mittheilung der Pfrrotektorats Uebernahme wurde beantwortet. Nach einem Hoch auf die Königin folgten noch zwei weitere auf die anwesende Freifrau von Herman und ihre Familie, welche die erste Anregung zur Anstalt gegeben, und auf . von Lechler, welcher mit soviel Eifer und Hingabe als Vor— tand für das seither Erreichte erfolgreich gewirkt hat.

Aus dem Schönbuch, 5. August, herichtet die ‚Tübinges Chronik“: Auf den Jagdgebieten Sr. Königlichen Hoheit der Prinzen Wilhelm von Württemberg wird seit längerer Zeit zum ersten Male wieder eine Som mer jagd auf Hochwild ge⸗ halten, zu welcher mit dem Hofmarschall Freiherrn von Plato der Königliche Hofjägermeister Freiherr von Neurath und eine Anzahl Kavaliere eingetroffen sind. Die gestern im Revier Weil stattgehabte Hofjagd ergah eine sehr schöne Strecke. Gleich im ersten Trieb kam eine Anzahl Hochwild zum Schuß, worunter ein prächtiger Sechzehn— ender, der ein außergewöhnlich schönes Geweih aufgesetzt hatte, gleich darauf ein noch stattlicherer Vierzehnender. Ersterer wog aufgebrochen mit Geweih 264 letzterer 280 Pfund.

Wetterbericht vom 8. Augun, Morgens 8 Uhr.

5 fanden Gewitter und starke Regenfälle tatt.

Wien, 7. August. Ueber den Eisenbahn⸗ Unfall bei Blowitz liegt in Wiener Blättern folgende Schilderung eines Insassen des verunglückten Zuges vor: Der Zug, welcher in Gmünd das Persongl wechselte, gelangte um 11 Uhr 30 Minuten Nachts mit einer Verspätung von 14 Minuten nach der Station Blowitz, von welcher derselbe um 11 Uhr 32 Minuten unter strömendem Regen mit 1 Wagen die mit 78 Personen besetzt waren, abgelassen wurde. Der Zug mochte etwa seit zehn Minuten die Station Blowitz verlassen haben und fuhr auf einem ungefähr 16 m bohen, steil geböschten Damme, der den Hetschbach übersetzt, als zwischen den Wächter häusern 349 und 350 die Katastrophe eintrat. Das Geleise scheint durch das Wasser des Baches nach und nach unterwaschen worden zu sein. Die Lokomotive drückte, über die Geleise fahrend, die Schienen nieder und die nachfahrenden Wagen wurden unter schrecklichem Krachen über den Damm theils rechts, theils links hinabgelchleudert und zertrümmert. Ich befand mich in dem einzigen Wagen zweiter Klasse die übrigen waren Wagen dritter Klasse mit mehreren Förstern im Gespräch, Eben sprachen wir davon, wie weit wir noch von Pilsen entfernt seien (etwa 17 km), da fühlten wir plötzlich einen heftigen Ruck und hörten ein entsetzliches Krachen, während sofort das Lickt erlosch. Die sechs Insassen des Coupees stürzten durcheinander. Der Wagen überstürzte sich, schlug mit dröhnendem Gevolter auf und wir befanden uns auf dem schlammigen Boden. Mir rann das Blut aus einer leichten Stirnwunde über das Gesicht herab Wir hörten neben uns lautes Jammern und Wehklagen, doppelt schauerlich in, der Finsterniß der Nacht. Nur langsam löst sich der wirre Knäuel Mit Mübe gelingt es uns, einige Streichhöljer zu entzünden. Wir befinden uns Alle blutend in mitfen von Trümmerhagufen; das Dach des Wagens ist gänzlich zer⸗ rissen worden und die Coupéfenster sind dem Firmamente zugewendet. Wir schlagen dieselben ein und kriechen mühsam hinaus. Unter uns hören wir brausende Wasserwogen. Wir kriechen mit Lebensgefahr über die Seitenwand des demolirten Wagens. Auf dem Damm bietet sich uns ein Bild des Entsetzens; vor uns ein Wagen auf dem Geleise ohne Dach, nur eine Seitenwand desselben ist erhalten. Links auf dreißig Schritt Entfernung liegt die Lokomotive mit dem Tender umgestürzt rauchend am Bach, die Räder quer über dem Damm. Seltwärts sechs Wagen, der letzte bereits zum Theil im Wasser, die übrigen Wagen in Trümmern, da und, dort die Schienen geknickt, das Erdreich aufgerissen. Oberförster Stickenwirth und ich kriechen auf allen Vieren zur Lokomotive. Neben derselben kauern zwei Passagiere mit Kopfwunden,. Der Lokomotivführer liegt stöhnend und verbrüht im Bache, wir ziehen ihn hervor und betten ihn ins Gras. Aus dem Tender der Lokomotive hängen die Füße des huchstäblich zerdrückten

eizers hervor. Wir klettern mühsam von Wagen zu Wagen, mit ö anderer Passagiere die Verunglückten hervorziehend. Am schlimmsten hat die Katastrophe dem letzten Wagen mitgespielt, der nach rechts ge⸗ schleudert worden ist. In demselben hatten sichuswanderer nach Amerika befunden. Ein zweijähriges Kind war todt, ein Arbeiter dem Sterben nahe, zwei Frauen gräßlich verstümmelt. Eine Reihe entsetzlicher Scenen spielt sich ab, in der finsteren Nacht schreien Kinder schreck— erfüllt nach ibren Eltern. Wir reißen die Vorhänge von den Fenstern und benutzen dieselben als Verbände für die Verletzten. Zugführer Hrouba und das unverletzt gebliebene Zugpersonal griffen mit größter Aufopferung ein. Einundeinhalb Stunden dauerte die fürchterliche Si⸗ tugtion, bis endlich von Pilsen und Blowitz die Hülfszüge eintrafen. Ohne Labung, halb erschöpft, wurden wir verbunden und theils nach Blowitz überführt, wo wir nach vier Stunden endlosen Bangens ein trafen. Kaum zehn Personen sind unverletzt geblieben. Allenthalben mangelte es an der nöthigen Pflege. Die „Vo. Ztg.“ erhält heute folgenden Drahtbericht über den Unfall: Es steht fest, daß von den Insassen der zertrümmerten Wagen kaum einer verschont ge⸗ blieben ist. Mindestens 14 bis 20 Reisende sind noch abgängig, deren Verbleib bisher unbekannt ist. Man befürchtet, daß einige der⸗ selben in den Bach geschleudert und daselbst ertrunken sind.

Meran, 4. August. (M. Allg Itg) In das Berghotel „»Zum Egger“ auf dem Marlinger Berge schlug heute Nachmittag der Blitz. Etwa zwanzig Personen, die sich als Sommerfrischgäste dort befanden, darunter der hiesige Kurvorsteher W. v. Pernwerth, der Dekan von Meran und Landtags ⸗Abgeordnete Sehastian Glatz und Spitalpfarrer Tappeiner wurden so betäubt, daß sie sämmtlich das Bewußtsein verloren. Ein Mädchen erlitt leichtere Brandwunden. Ernstlich verletzt wurde Riemand.

Deutsche Seewarte.

Maeintyre. Der Troubadour.

Stationen. Wind. Wetter

Bar. auf Gr. 1. d. Meeressp ced. in Millim

Temperatur J in o Celsius

wolkenlos wolkenlos wolkenlos

Mullaghmore Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. halb bed. Stockholm. wolkenlos Haparanda . ill heiter

St. Petersb. bedeckt

Moskau . .. wolkenlos

Cork, Queent⸗ town ... halb bed. Cherbourg. I 65 bedeckt 765 wolkig 763 wolkig 763 bedeckt winemünde 762 3 heiter Neufahrwasser 760 Memel ... 761 aris .... 763 Münster. .. 764 Karlsruhe. 762 Wiesbaden . 762 München.. 762 Chemnitz.. 762 Berlin... 762 Wien.... 758 Breslau ... 760 Ile d'Aix. . 761 wolkig . bedeckt

2222 O O d 55

75 Uhr.

witser. I Gestern Nachmittag Gewitter mit hefti⸗ em Regen. ) Gestern Nachmittag und Abends tarkes Gewitter.

Uebersicht der Witterung.

Das Gebiet 76 mm übersteigenden Luftdruges hat sich über Skandinavien ausgebreitet, eine De⸗ ression unter 757 mm ist über Spanien erschienen, i ist die Luftdruckvertheilung wenig verändert. Nigoletto. Ueber Deutschland ist bei schwacher meist nördlicher

Park:

meinen unter den normalen, im Osten, trotz Abkuͤh⸗ ung noch über denselben. Ueber Ost⸗ und Süd⸗ Montag:

Theater⸗Anzeigen.

Wallner Theater. Sonnabend: Zum 64. Male: Concert. Mamsell n , Vaudeville in 3 Akten und 4 Bildern von H.

von M. Herve.

Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung: Großes Garten ⸗Concert. Anfang des Gencerts 65, nm mmm m mmm m m m m m m m mmm

der Vorftellung 73 Uhr. Sonntag u. folg. Tage: Mamsell Nitonche.

Victoria - Theater. Sonnabend: Zum 364. M.: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. Moszkowski und Rich. Nathanson. Musik von C. A. Raida. Ballet von C. Severini. Anfang

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich- Wilhelmstãdtisches Theater und

ulius ritzct. erfaßt. Frl. Zinfe Tante wit Dru Panf Mrostus (Berlin Kiel). Frl. Margarethe Lindemann n . mit Hrn. Electrotechniker Georg Herholz (Berlin). Gestorben: Hr. Fabrikbesitzer Wilhelm Eduard Frl. Elise Merl mit Hrn. Dr. med. Bernhard Koch (Köln Lindenthal). Frl. Hedwig Kar leweky mit Hrn. Franz Strogalsky (Marienburg

Concert- Park.

Sonnabend: Zum 204. Male: Der arme Jo⸗ nathan. Operette in 3 Akten von Hugo Witt⸗ mann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapellmelster Knoll. Anfang 7 Uhr.

Im pa nn, 6 6 1. Sommernachts⸗Fest, verbunden mit einer Frei⸗ g. 36 ; Lotterie ö rer wolf Gewinne), unter Mitwitkung Ver Ehel icht, Orr, Heinrich Schagen mit Frl; I. Nachts Hewitte 3 Hesteg Nachmittag Ge. Wnher mes iter?

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

m Doppel · Concert. Instrumental⸗Künstler.

Täglich: Bei Luftbewegung die Bewölkung veränderlich, die der Vorftellung, Morgentemperaturen liegen im Westen im Allge⸗ Ieuchtung des Sommergartens: Großes Concert. Anfang 54, der Vorstellung 7 Uhr. Vorletztes Auftreten des Hrn. Ernest

Belle Alliance Theater. 161. Male: Der Nautilus.

Im prachtvollen Sommergarten: Großes Doppel⸗ Auftreten sämmtlicher Spezialitäten.

* , . 3 August. w ; 61. . Ring 9 ö ö 8* au eddah brach dort am 1. Augu . n beträgt die tägliche Sterblichkeit etwa 100 Fälle.

Paris, 6. August. (Köln. Ztg.) Die 4 der Opfer, welche die vorgestrigen Explosionen in den Gruben von Saint Etienne verursachten, beträgt 19 (2 Todte und 17 Verwundete). Im Ganzen wurden 111 Bergleute getödtet und 55 verwundet. Von den letzteren ö. zwei hoffnungslos und viele in sehr bedenk-⸗ . altar ne an hofft jedoch 30 der Verwundeten am Leben zu erhalten.

Bordeaux, 8. August. (W. T. B.) Die hiesige Handel s kam mer protestirt in einem Schreiben an den Handels. Minister gegen die strengen Maßregeln des neuen Zollreglements der Vereinigten Staaten (Me Kinley Bill) und fordert die Re—⸗ gierung auf, Verhandlungen anzubahnen, um für die Ffraniösischen Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten ein günstigeres Zoll regime zu erlangen.

Krakau, 7. August. In der ga lizischen Stadt Stare—⸗ miasto brannten, wie der Vofs. Ztg. telegraphirt wird, 120 Häuser ab, 300 Familien wurden obdachlos. Großes Elend ist entstanden und Hülfe dringend nöthig.

Turin, 3. August. (W. T. B), Eine Feuers brunst zer⸗ störte die Seidenweberei Falco hierselbst und ergriff auch die benachbarten Häuser. Der Schaden ist bedeutend.

Madrid, 7. August. (W. T. B.) In der Provinz To⸗ ledo ist ein Todesfall in Folge Cholera vorgekommen.

New⸗York, 6. August. Der Mörder Kemmler wurde (wie schon telegraphisch gemeldet) heute Morgen um L Uhr mittel Elektrizität im Gerängniß von Auburn im Staate New-Nork hingerichtet. Wie der . Allg. Corr.“ berichtet wird, gewaͤhrte die Hinrichtung ein entsetzliches Schauspiel, da die Stromstärke entweder nicht richtig berechnet oder die Berührung der Elektroden mit dem Körper des Delinquenten nur unvollkommen war. Der Tod trat des halb nicht augenblicklich ein. In dem Zimmer, in welchem die Hinrichtung vollzogen wurde, waren 20 Personen zugegen, unter ihnen mehrere Aerzte und Vertreter der Wissenschaft. Der Unglückliche zeigte große Fassung und setzte sich selbst mit völliger Ruhe in dem Stuhl zurecht. Der Strom, welcher ihn tödten sollte, dauerte 18 Sekunden, 2 Minuten später machte sich jedoch wieder lautes Athmen bemerkbar. Der Strom wurde daher von Neuem angelassen. Aber auch darnach war noch Athemgeräusch vernehmbar und ein oder zwei Minuten später floß Speichel aus dem Munde und ein Erstickungsgeräusch kam aus der Kehle. Erst nach der dritten Anwendung des elektrischen Stroms konnte Kemmler für todt erklärt werden. Die anwesenden Aerzte behaupten, daß der Hin⸗ gerichtete nach dem ersten elektrischen Schlage bewußtlos gewesen sei. Vom Rücken des Delinquenten stieg Rauch auf, indem der Strom das Fleisch verbrannte. Das erste Mal wurden 1800 Voltas angewandt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Cowes, 8. August. (W. T. B.) Nach dem gestrigen Diner in Osborne unterhielt sich Se. Majestät der Kaiser fast ausschließlich mit dem Premier⸗Minister Lord Salis⸗ bur y. Auf Ersuchen des Prinzen von Wales wird das öst erreichische Geschwader morgen von Spithead nach Cowes segeln. .

Stralsund, 8. August. (W. T. B.) Ihre Majestät die Kaiserin ist um 121! Uhr Mittags hier eingetroffen und am Bahnhof von einer zahllosen Menge enthusigstisch be⸗ grüßt worden. Die Schiffe im Hafen sowie viele öffentliche und private Gebäude hatten reichen Te g angelegt. Nach halbstündigem Aufenthalt setzte Ihre Majestät die Reise nach Heiligendamm fort.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Er sten Beilage.)

van Dyck und des Frl. Selma Ek, von der Kgl. Oper in Stockholm. Margarethe. trischer Beleuchtung. Dienstag: Erstes Gastspiel der Miß Marguerite Goldfuchs. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard

Adolph Ernst-⸗ Theater. Sonnabend: Bei elek⸗ Zum 120 Male: Der

Jacobson und Leop. Ely. Couplets theilweise von G. Görß. Musik von Franz Roth. Anfang

Sonnabend: Zum 77 Uhr. Der Sommergarten ist geöffnet.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Hrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Brillante Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof).

Meilhac und A. Millaud. Musik Illumination des ganzen Garten⸗Etablissements. Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im

Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung 75 Uhr. wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗ Sonntag!: Dieselbe Vorstellung.

zettel.

Direktion:

Park um 6 Uhr; Großes i. Westpr. Bote dam).

Auftreten von Gesangs⸗ und

Gohlis).

Gesangs· und Shrohmnnn (Vipzig]) Hr

ünstigem Wetter vor und nach bends bei brillanter elektr. Be⸗

elene Pohlen (Aachen —-Köln). Hr. Karl gi eg . Frl. Helene Fischer (Berlin) Hr. Hr. Ingenieur Gustav Franke (Rostock). Ernst Arnold mit Frl. Martha Wittig (Leipzig Hr. Emil Schramm mit Frl. Olga Fritz Urbach mit Frl. Margarethe Teuscher (Plauen i. V.). Hr. 88 . git r g : . rn a.

elle). Hr. Hermann Behrens mit Frl. Adele

Rroll's Theater. Sonnabend: Geschlossen. Sstwalt Nerin) . Berlin: Sonntag: Gastspiel des Sgr. Francesco d' Andrade. G n b . e ö 1 ö. . . . ö. r 36

nterharn che obleni). Pra; S. Petr deutschen Buchdruckerei und Verlage⸗ (Alte Neustadt) Hrn. Theodor Riege (Wil⸗ Drug der Nęrddeutsch h J helmshaven) Hrn. Ger.«Assessor Kristeller (Berlin). Hrn. Br. Selmar Worms (Berlig). Eine Tochter: Hrn. G. ; (Malchin). Hrn. Ger. Assessor Witte (Oster

Familien⸗Nachrichten.

Am 29. Juli a. e entriß uns der Tod das controlirende Mitglied des Verwaltungs rathes unserer Gesellschaft, den Königl. Preuß. Hauptmann a. D, Ritter pp.

Herrn Emil Preßler.

Sein reges Interesse für das Gedeihen der Gesellschaft, sein Pflichteifer in der Aus. übung des ihm übertragenen Amtes, sein braver Charakter und collegialischer Sinn sichern ihm bei uns ein treues Andenken über das Grab hinaus.

Berlin, den 4. August 18909.

272791 Der Verwaltungsrath

der „Ceres“ Deutsche Versicherungs⸗Gesellschaft gegen Hagelschaden a. G.

wiech⸗. Hrn. Stadtsyndikus Reinert (Bran⸗ denburg a. H) Hrn Max Limprecht (Berlin).

Albrecht (Berlin). Freifrau Marie von Schlei⸗ nitz, geb. von Hippel Potsdam), Hrn. Landeß⸗ direktor Freiherrn v Hammerstein Tochter Thekla (Gut 32. Frl. Melanie Geyer (Berlin). Hr. Karl von Sothen (Langenschwalbach)!. Hr. Oberst z. D. Joseph Reichert (Wiesbaden).

Hr. Kaufmann L Lausemann (Wismar). Hr. Stadtschulrath Kuhlgatz (Kiel).

Redacteur: J. V..: Siemenroth.

Verlag der Expedition (Scholz).

Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (einschließlich Börsen ˖ Beilage).

C. Bülle jun.

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 190.

Erste Beilage

Berlin, Freitag, den 8. August

err / x r. . ö 23

1890.

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X. Internationaler medizinischer Kongreß.

Den heutigen Tag widmete der Kongreß der ernsten Arbeit in den Sektienen. In der Abtheilung für Anatomie, welche im anatomischen Institut im Thierarzneischulpark tagte, sprach in be⸗ sonders interessantem Vortrage Professor K. Bardeleben, der Sohn unseres Chirurgen, über die Muskeln von Fuß und Hand unter be— sonderer Berücksichtigung der Muskeln des vom Redner zuerst ein- gehender beobachteten 6. und 7. Fingers. An der anschließenden Bis⸗ , . betheiligten sich hervorragend Cunningham · Dublin und Kady⸗

emberg.

Die Sektion für Militär Sanitätswesen beschäftigte sich in der heutigen Sitzung, der wieder Generalstabs⸗Arzt Dr. von Coler beiwohnte, zunaͤchst mit der Frage der Trepanation bel Kriegs⸗ verwundungen des Schädels. Nimier und Randone fungirten als Referenten. Den nächsten Punkt der Tagesordnung bildeten . Kranken transporte und Sanitätsberichte, Referenten waren John S. Billings, Schneider und Krocker. Um 1 Uhr begab sich die Sektion nach der Chagrits. Die Führung durch die großartige Anftalt über⸗ nahm General ⸗Arzt Mehlhausen persönlich. Auf der chirurgifchen

Abtheilung der Anstalt demonstrirte Profeffor Bardeleben feine Ver!

kandsmethode. Im weiteren Verlaufe des Rachmittags begab fich die Sektion vom Potsdamer Bahnhof aus nach Wannfee, wo ein Dampfer bereit lag, der die Sanitäts- Offiziere bis zur Glienicker Brücke brachte, von wo aus die Parks von Glienicke und Babelsberg besucht wurden. Dann ging es per Dampfer weiter bis Potsdam.

Die Scektien für innere Medizin befuchte um 8 Uhr das neue städtische Krankenhaus am Urban. Prof. A. Fränkel erläuterte die mustergültigen Einrichtungen dieses jängsten unserer Lazarethe. Um 9 Uhr begannen im Ausstellungsgebäude die Berathungen der Sektion, die Myxoedem, Anämie, Dengue⸗ und Malariafieber, Diph⸗ therie n. A. behandelten. Um 1 Uhr folgten die Mitglieder einer Einladung des Prof. Ewald zur Besichtigung der inneren Abtheilung des Kaiserin⸗Augusta⸗Hospitals.

Bereits um 8 Uhr früh hatten die Laryngologen im Landes Ausstellungsgebäude ihre Sitzungen begonnen. Erster Verhandlungs⸗ gegenstand war die Therapie der Larynxphthise, wozu sich die Herren Steinmann, Störk, Przedebowsky und Kremianski gemeldet hatten. Hieran anschließend, folgte ein Vortrag des Hrn. Gleitsmann über k Zweiter Hauptverhandlungsgegenstand war die Syphilis der oberen Luftwege. Für Nachmittag hat die Laryngolo⸗ . Gesellschaft zu Berlin die Mitglieder der Sektion zu einem

usflug nach den Havelseen bei Potsdam geladen.

Die chirurgische Sektion tagte heute ausschließlich in der Klinik. Hauptvorkräge hielten die Herren Senn und Lemschin. Um 2 Uhr führte Dr. Gutsch den Mitgliedern der Sektion die von der Kaiserin Augusta preisgekrönte transportable Lazareth-Einrichtung des Rothen Kreuzes vor. Die große Sektion für Physiologie und physiologische Chemie war zu einer vortragsreichen Sitzung im physiologischen Institut in der Dorotheenstraße versammelt. Im benachbarten pharmakologischen Institut tagte die Sektion Für Pharmakologie. Verhandelt wurde über Ranuneulaceen, über Spermin, über Albuminoid, über Fluoroform und Bromoform. Hieran schloß sich eine Pharmokogon⸗Diskussion. Die Sektion für Kinderheilkunde besichtigte heute das von Dr. Schütte geleitete Elisabeth⸗Kinderhospital, das z. Z namhaft erweitert wird. Die Sitzung des Tages begann um 10 Uhr im Ausstellungsgebäude. Ueber Tuberkulose verhandelte ebendort die Sektion für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie. In der Osteria war die Sektion für gerichtliche Medizin vereinigt. Die . de Vischer, Kratter, Giampietry u. A. waren die Redner des

ages. Die Sektion für Geburshülfe und Gynäkologie hatte für heute 3 Sitzungen anberaumt. In der Morgensitzung wurde u. A. über Scheidendouche, Kastrationsfolgen, die Piagnose der Pyosalynie und der Tubenerkrankung verhandelt. Die Mittagssitzung war der Elektrolyse des Myoma gewidmet. Nachmittags wurde Über den Kaiserschnitt u. A. verhandelt. Die Sektion ist in ihren Arbeiten soweit vorgeschritten, daß sie morgen nur noch eine Schluß⸗ sitzurg, die 13, abzuhalten hat. ie Sektion für orthopädische Chirurgie hielt heute erst ihre 4. Sitzung ab, die Vorträge von Lorenz, Schede, Redard, Petersen u. A. brachte. Die Abtheilung für medizinische Geographie und Klimatologie trat um 11 Uhr im Ausstellungsgebäude zur 5. Sitzung zusammen, Chervin, Chiais, Kober (Letzterer in Vertretung für Remondino) und Below bielten die Referate. Die Sektion für Neurologie und a . begann um 9 Uhr ihre Verhandlungen im anatomischen nstitut mit einem Referat von Professor Mendel über pathologische Anatomie der Dementia paralytica. Für Abends hat der hioesige Psychiatrische Verein die Mitglieder der Sektion zu einer geselligen e,, der Karlstraße 29 a. geladen.

Die itglieder der Abtheilung für Eisenbahnhygiene nahmen gestern Abend an einer Sitzung der Gesellschaft deutscher Bahnärzte Theil, die in der Karlstraße 27 stattfand und wefentlich den Berathungen der Satzungen galt.

In der heutigen Sitzung der Sektion für Augenheilkunde demonstrirte Hr. Hutchinson sen. ophthalmoskopische Abbildungen, Widmark sprach über ultraviolette Strahlen. Außerdem wurde über Dphthalmometer verhandelt. Die Sektion für Ohren deilkundehatte für heute ? Sitzungen festgesetzt. Die Sektion hat schon gegen 30 Fragen in zahlreichen Vorträgen behandelt. Im Stadtbahnbogen 6 trat die Sektien für Dermatologie zusammen. Die Sektion für Zahn heil kunde tagte in der Ressource in der Oranienstraße, und die für Oygiene endlich im Ausstellungsgebäude. Die letztere hielt Rach⸗ mittags eine zweite Sitzung ab. ;

Die Stadt Berlin hatte zum Besuch des Dorotheenstädtischen Realgymnasiums und zu einer zweiten Besichtigung des Moabiter Krankenhauses geladen. Außerdem fand auf 6 der Stadt am Nachmittag ein Ausflug nach den Rieselgütern in Malchow und Blankenburg statt. Nach der Rückkehr soll die Pumpstation in der Scharnhorststraße besichtigt werden. Ferner wurden heute das neue Asvl für Obdachlose, die große Turnhalle und das Rummel burger Waisenhaus besichtigt. Abends werden die Elektrizitätswerke in der Mauerstraße die Mitglieder des Kongresses bei . sehen.

Heute Nachmittag ist eine Anzahl der Delegirten zu einer Hof⸗ festlichkeit nach Potsdam geladen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Magdeburg fand am Dienstag Abend eine öffentliche Zimmererversammlung statt, zu der ung eh, 80 n. erschienen waren und in welcher über die r g, eit der Qrganisatign verhandelt wurde; seit sieben Jahren be⸗ feel ten sich die Magdeburger Zimmerergesellen bereits mit er ildung einer festen r en ihren welche nun end⸗ gülti . werden müsse, Auch der Kongreß in Gotha habe die Notbwendigkeit der Organisation betont und ein Statut dafür ausgearbeitet, das anzunehmen sei. Mit diesen Ausführungen, sowie mit den Ausgaben über die Strikes in Osterburg und Hamburg

erklärte sich, der Magd. Ztg. zufolge, die Versammlung einver—⸗ standen. Eine öffentliche Gewerkschaftsversammlung, zu der alle gewerblichen und nichtgewerblichen Arbeiter ein n. waren, fand vorgestern Abend in Magdeburg statt. Die nur chwach besuchte Versammlung, an der auch mehrere Frauen Theil nahmen, faßte eine Resolution, in welcher erklärt wird, die Ver⸗ sammlung fühle sich mit den Hamburger Ärbeitern aller Branchen solidarisch und halte es für ihre Pflicht, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln für dieselben einzutreten und sie namentlich mit Geldmitteln zu unterstützen.

Ein Versuch, die Handlungsgehülfenschaft Leipzigs in die sozialdemokratische Bewegung hineinzuziehen, war, wie die Lpz. Ztg.“ berichtet, von einem herzerguickenden Fiasko begleitet. Nach der Flora“ war eine öffentliche Versammlung der Hand⸗ lungtgehülfen. und Gehülfinnen, sowie aller in kauf— männischen Geschäften angestellten Personen einberufen worden. Ein⸗ berufer war ein in sozialdemokratischen Versammlungen oft gesehener Kaufmann, Hr. Jäger, der sich in der Verfammlung'offen als Sozial⸗ demokrat bekannte. Die Versammlung hatte den Zweck, nach Anhörung eines von dem Kaufmann Auerbach aus Berlin dem , der unter den dortigen Handlungsgehülfen seit kurzem zervorgetretenen sozialdemokratischen Richtung gehaltenen Vortrag einen Fachverein zu gründen. Von den etwa 1600 Änwefenden dürfte vielleicht der zwanzigste Theil aus Anhängern der Sozial⸗ demokratie, meistentheils dem Arbeiterstande angehörig, bestanden haben. Die Leitung der Versammlung wurde bei dieser Zusammen—⸗ setzung selbstverständlich drei Männern von reichstreuer Gesinnung übertragen und von diesen die Verhandlungen mit einem stürmisch aufgenommenen Hoch auf Kaiser und Reich, König und Vaterland eröffnet. Nach dem Vortrage entspann sich eine Diskussion, in welcher die Ausführungen des Hrn. Auerbach vom Vorsitzenden, Hrn. Hiller und anderen Rednern kritisirt wurden. Mit erdrückender Majoritãt faßte die Versammlung folgenden Beschluß: „Die Leipziger Handlungsgehülfen erklären sich gegen jede Verbindung mit der Sozialdemokratse, der Partei des Umsturzes; sie erstreben die Besserung ihrer Lage auf gesetzlichem Boden ohne Anschluß an die sogenannte moderne Arbeiterbewegung.“

Hier in Berlin ist es, wie die Voss. Ztg. schreibt, mit der Lohnbewegung unter den hiesigen Bauhandwerkern für dieses Jahr völlig zu Ende. Zum Dienstag Abend hatte der Verband der Zimmerer‘ eine große Volksversammlung in Schöneberg anberaumt, zu welcher nach etwa einstündigem Warten ganze 23 Mann sich ein⸗ gefunden hatten. Nachdem die Versammlung von dem Einberufer mit einer kurzen Anrede eröffnet worden war, wurde dieselbe ohne Weiteres wieder geschlossen, worauf die Erschienenen geräufchlos aus⸗ einander gingen.

Aus Cardiff meldet W. T. B.“: Die Versuche zu einer Einigung bezüglich der Forderungen der Strikenden sind ge—⸗ scheitert. Ein Ausstand der Eisenbahnbediensteten, der Bergleute und der Dockarbeiter ist gestern bier und in dem südlichen Theile von Wales ausgebrochen. Der Eifenbahndienst ist eingestellt. Die Post wird zu Pferde befördert.

Der Ausstand der Schlächtergehülfen in Rom ist, wie telegraphisch mitgetheilt wird, beendet.

Da „Berl. Volkshl. veröffentlicht in seiner heutigen Nummer den Organisations⸗Entwurf für die sozigldemokratifche Partei Deutschlands, welcher 20 Paragraphen umfaßt, welche von der Parteigenossenschaft, den Vertrauensmännern, dem Parteitag, dem Parteivorstand, von der Kontrole 2c. handeln. Erwaͤhneng⸗ werth erscheint, daß das „Berliner Volksblatt“ zum offiziellen Partei⸗ organ bestimmt werden und vom 1. Januar 1891 ab den Titel . soll: Vorwärts“, Berliner Volksblatt, Centralorgan der ozialdemokratischen Partei Deutschlands.“

Die Armenpflege in Bayern im Jahre 1888.

Die Gesammtausgaben der öffentlichen Armenpflege in Bayern betrugen in dem Berichtsjahre 10 252 119 16, oder 1,86 auf den Kopf der Bevölkerung, gegen 9 934 592 „A, oder 1.81 M auf den Kopf der Bevölkerung im Vorjahr, ste haben fomit um 317 527 66 oder 3,2 s zugenommen. In den einzelnen Regierungs— bezirken schwankte die Höhe der Ausgaben zwischen 1,28 ½ auf den Kopf der Bevölkerung in Oberfranken und 2465 in Oberbayern. Nach der durch das Gesetz vom 29. April 1869 eingeführten Drittheilung kamen von den Gesammtausgaben 8 142 470 6 (79, 40/0) oder 1,48 auf den Kopf der Bevölkerung auf die örtliche Armenpflege, 516 647 0 (6, Loo) oder 0, 12 M pro Kopf der Bevölkerung auf die Distrikts⸗ und 1593 002 S (18.6 9/0) oder 0, 29 M pro Kopf der Bevölkerung auf die Kreis⸗Armenpflege.

Im Jahre 1888 belief sich die Gesammtzahl der unter stützten Personen auf 179 519, 3,5 o mehr als im Vorjahre, wo sie 173 193 betrug. Diese Zunahme dürfte aber nicht darauf zurückzuführen sein, daß die Ursachen der Armuth in quantitativer oder qualitativer Beziehung eine Steigerung erfahren haben, sie ent⸗ spricht vielmehr in erster Linie der Zunahme der Bevölkerung; denn während im Jahre 1887 auf 100 Cinwohner 3, 2 Unterstützte, darunter 14 eigentlich Verarmte, trafen, stellt sich das Verhältniß im Jahre 1888 auf 3,3 bez. 1,4, sodaß also die Verhältnißzahl der Unterstůtzten eine nur ganz ,,, ,,, erfahren hat, während die der eigentlich Verarmten ganz dieselbe geblieben ist.

Unter der Gesammtzahl der Unterstützten befanden sich 115 6577 oder 64,3 vdo dauernd Unterstützte, d. h. solche ganz oder theil⸗ weise arbeitsunfähige Personen, welche zur Fristung des Lebens oder zur Erziehung eine laͤngere Zeit dauernde, bez. regelmäßig wieder⸗ kehrende öffentliche Armenunterstützung in Geld oder durch Natural⸗ leistung erhalten; im Vorjahre betrug deren Zahl 112 567 oder 65.0 so. Unter ihnen befanden sich im Bexichtsjahre 56 998 oder 45,3 oo jugendliche Personen, von denen 19 875 auf Rechnung der Armenpflege erzogen wurden, und 37 123, welche nur Schulgeld oder Lehrmittel⸗ befreiung genossen. Im Vorjahre betrug die Zahl derartiger jugend licher Personen 56 491 oder 0,200, und zwar wurden 19 677 auf Rechnung der Armenpflege erbalten und erzogen, während 36 915 Schulgeld und Lehrmittel befreiung genossen. Die Zahl der eigentlich Ver- armten stellte sich auf 78 454 oder 43,ů7 o aller Unterstũtzten, gegen 75 748 oder 43, oso im Vorjahre. Von den dauernd Unterstüͤtzten erhielten 76 607 oder 6633 /g eine Unterstützung mit Geld, gegen 74 532 oder 66,2 o im Vorjahre, durch Naturalleistung wurden 27 238 oder 25,6 „o gegen 27 166 oder 24,1 C im Vorjahre, durch Unterbrin⸗ gung in 3 Pflege Erziehungg. u. s. w. AÄnftalten 27 8 oder 23,4 Co gegen 26 279 oder 23, Co im Vorjahre, unterstützt. Unter den vorübergehend Unterstützten befanden sih in dem Be⸗ richtsjahre 40 822 oder 3 o ganz oder theilweise Arbeitsunfähige gegen 38 546 oder 636 J im Vorjahre, und 23 191 oder 36,2 Go Arbeitgfähige gegen z oso oder 36,4 94 im Vorjahre. ünterscheidet man Stadt und Land, so kamen auf je 100 Einwohner in den Städten an Unterstützten überhaupt 438, auf dem Lande 2, 9; davon waren dauernd Unterstützte bez. 3,1 und 1,9; dauernd unterstützte jugendliche Personen bez. 1,4 und O, 9; vorübergehend ganz oder theil · weise arbeitsunfähige Unterstützte bez. “9 und O.7; arbeitsfähige bei. 0,8 und O3 und eigentlich Verarmte bez. 2,3 und 1.2.

An Unterstützungen wurden im Ganzen 7 143 604 46 gegen 6 875 071 M im Vorjahre gewährt. Von der Gesammtunterstützungs⸗

summe kamen 5 820 268 M oder 81,5 0 auf die dauernd Unter⸗ stũtzten gegen 5 670 920 M oder 82,5 ½ im Vorjahre und 1323 336 4 oder 185 9½υ auf die vorübergehend Unterstätzten gegen 1204 151 0 oder 17 9,ίλ˖ in 1887. Von der Gesammtsumme für dauernde Unter⸗ stützungen wurden 2516 389 S6 oder 43.2 0, in Geld gewahrt (1857: 24572770 M oder 48,6 ), 968 500 4M oder 16,ů7 υί durch Natural⸗ leistungen (1887: 959 211 M oder 16,9 6) und 2335 379 S oder 40,1 0. (1887; 2238939 6 oder 39,5 υίι) für Unterbringung in Heil⸗, Pflegen; Erziehungs⸗ u. s. w. Anstalten ver⸗ ausgabt. Von den dauernden . kamen 1267 825 4M oder 2l,8S8 , auf jugendliche Personen gegen 1232 7586 60 oder 21,7 υ im orjahre, und zwar 1119 924 M für Erhaltung und Erziehung auf Rechnung der Armenpflege und 147901 M für Schulgeld. und Lehrmittelbefreiung gegen bez. 1090936 1 und 141 850 M in 1887. Von der Unterstützungssumme für vorübergehend Unterstützte entfielen 997 563 M oder J5,4 Go auf die gam oder theilweise Arbeitsunfähigen gegen 899 776 M oder 4,7 do im Vorjahre und 325 773 S oder 24,6 o auf die Arbeits⸗ fähigen gegen 364 375 M oder 25,3 o in 1887. Die eigentlich Ver⸗ armten erhielten von der gesammten Unterstützungssumme 5 672 367 oder 79,4 0 gegen 5 b29 070 S oder 80,4 So im Vorjahre. Auf je 100 Einwohner kamen von der geleisteten Unterstützungssumme im Jahre 1888 129, 8, A, im Jahre 1587 125,59 „6. Die durchschnittliche Jahretunterstützung betrug für eine dauernd unterstützte Person im Durchschnitt von Stadt und Land gerechnet für das ganze Königreich 50 , für eine vorübergehend ,, Person 21 MS und für eine eigentlich verarmte Person 72 ½ Ueberschritten wurde die durch schnittliche . der dauernd unterstützten Personen in den Regierungsbezirken Sberbayern,. Mittelfranken und Schwaben, die der vorübergehend unterstützten Personen in Niederbayern, Mittel⸗ franken und Schwahen, die der eigentlich Verarmten in Oberbayern, Mittelfranken und Schwaben, während die übrigen Regierungsbezirke die betreffenden Durchschnittssummen nicht erreichten.

An 5ffentlichen Wohlthätigkeits⸗Anstalten bestanden am Schlusse des Jahres im ganzen Königreich 343 Krankenanstalten mit einer Jahresausgabe von 2260 g36 Æ; 2865 Pfründehäuser und Armenversorgungsanstalten mit einer Jahresausgabe von 3 618 585 16; 101 Waisen, Findel und Rettungsbäuser für verwahrloste Kinder mit einer Ausgabe von 708 653 M; 194 Kleinkinderbewahr, Krippen⸗ und Säuglingsanstalten mit einer Ausgabe von 175 600 M und 66 Armenbeschäftigungs⸗ und Suppenanstalten mit einer Jahres- ausgabe von 132 215 . Auf je 100 000 Einwohner kamen demnach Krankenanstalten, 5 Pfründehäuser u. s. w., 2 Waisenanstalten u. f. w. 4 Kleinkinderbewahranstalten u. s. w. und 1 Armenbeschäftigungs⸗ anstalt u. s. w.

Das rentirende Vermögen der öffentlichen Armen pflege betrug insgesammt 166 787 231 M oder 30,2 M auf den Kopf der Bevölkerung gegen 163 620 377 S oder 29,89 per Kopf der Bevölkerung in 1887, und zwar entfielen hiervon 104 673 420 oder 93,13 M auf den Kopf der städtischen, 62 113 811 S6 oder 14,19 M guf den Kopf der ländlichen Bevölkerung.

An Privatwohlthätigkeitsanstalten waren 1888 211 vorhanden, von denen 90 auf die Städte und 121 auf das flache Land kamen. Von diesen Anstalten waren 112 Kindergärten, Kleinkinder⸗ bewahr⸗ Krippen, Säuglings und Suppenanstalten (64 in den Städten, im übrigen Lande), 56 Erziehungs- und Rettungt⸗ anstalten, einschließlich einer Taubstummemnanstalt, (4 in den Städten, 37 im übrigen Lande), 23 Krankenanstalten (11 in den Städten, 13 im übrigen Lande) und 20 Dienstbotenpfründe ˖ Anstalten, einschließlich je einer Anstalt für arme, gebrechliche Leute und alleinstehende e gl Personen, 2 Diakonissen ˖ Anstalten, einem Afyl für Obdachlose, einer Rekonvaleszenten Anstalt, einer Armenbeschäftigungs⸗Anstalt und der Arbeiterkolonie Simonshof (11 in den Städten und 5 im übrigen Lande). Auf je 100 000 Einwohner kamen in den Städten 8, im übrigen Lande 3. Privatwohlthätigkeitsanstalten. In diesen Anstalten wurden im Ganzen 45 266 Personen unterstützt (38 737 in den Städten und 6529 auf dem Lande), was eine Ausgabe von 8950 151 verursachte. Daß rentirende Vermögen aller dieser Anstalten betrug 5 240 585 6, . 3000 697 M in den Städten und 2239 858 , auf dem

ande.

Privatwohlthätigkeits vereine waren in Bayern im Jahre 1888 375 vorhanden, von denen 197 auf die Städte und 173 auf das Land kamen. Von ihnen waren dem Zweqe nach 190 Vereine für freiwillige Krankenpflege, 126 St. Johannesrereine, 18 St. BVincentius vereine, 14 Vereine zur Erziehung verwahrlofter Jugend, 18 Vereine zur Unterstützung armer Wöchnerinnen und 5 Verein? zur Unter⸗ stützung mit Brennmaterial. Unterstützt wurden von diesen Vereinen im Ganzen 49 249 Personen mit einer Gesammtausgabe von S823 g09 M Das rentirende Vermögen sämmtlicher Privatwohlthätigkeits vereine betrug 4502 882 M Hierher sind auch noch die an vielen Orten bestehenden Vereine zur Verabreichung von Ortsgeschenken Behufs Verhinderung des Hausbettels umherziebender Per⸗ sonen zu rechnen, deren es am Schluß des Berichtsjahres 1303 gab. Von diesen leisteten 1140 Unterstützung durch eld, 40 durch Naturalverpflegung und 23 durch Geld oder Naturalverpflegung.

Die Arbeiterkolonie Schneckengrün in Sachsen.

Nach dem Monatsbericht der Arbeiterkolonie Schnecken arün für Juli 1890 betrug dem ‚Chemn. Tgbl. zufolge der Bestand am 1. Juli 83 Kolonisten, der Zugang im Monat? Juli 26, der Abgang im Monat Juli 2s. der Bestand am . Auguft deinnach ebenfalls 83 Kolonisten. 387 Plätze waren unbesetzt. Die Kolonisten vertheilen sich nach ihrem Geburtsort auf das Königreich Sachsen 60, Westpreußen 1, Posen 1, Schlesien 3 Pommern 1, Brandenburg ?, Sachsen 3, die Rheinprovinz 1, das Königreich Bayern 3, Baden 1 Tbüringen 6, das Ausland 1 Kelonisten. Entlaffen wurden auf eigenen Wunsch 15, in Stellung kamen durch die Kolonieverwaltung 3, wegen Arbeitzunfähigkeit wurden 2, wegen Nichtbefolgung ãrztlicher Anorpnung Lentlassen, verwiesen wurden wegen Trunk 3 und 2 ent⸗ liefen. Die Verpflegtage betrugen 2527, welche sich auf 2 Kranken⸗ 420 Feier und 2150 Arbeitstage vertheilen.

Sparkassenwesen in Norwegen.

(E) Nach der offiziellen Statistik waren im vorigen Jahre in Nor⸗ wegen 345 autorisirte Sparbanken in Thätigkeit, wovon 66 in den Städten und 279 in den Landdistrikten. Von den am Schlusse des Jahres , 452 736 Sparbankbüchern entfielen 261 751 mit a. 824 Mill. Kronen auf die Städte und 190 945 mit ca. 1604 Mil. Kronen auf die Landdistrikte. Das gefammte Guthaben der Inter essenten betrug mit dinzurechnung der Zinsen etwas über 186 Min.

ronen oder 11,1 Mill. Kronen mehr als am 232 von 1888; auf. den Kopf der Bevölkerung berechnet, entfallen 235 Kronen in den Städten und 53 Kronen in den Landdistrikten auf jeden. Mit Ein⸗ schluß des eigenen ,, der Reservefonds ꝛc. wurden von allen Sparhanken zusammen A2 Mill. Kronen verwaltet. Die Geld⸗ flüssigkeit im Lande zeigte sich dadurch, daß die Sparbanken genöthigt e, über 174 Mill. Kronen in anderen Geldinffituten verzinsli anzulegen.