1890 / 192 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Theater und Mustk.

Wallner · Theater. sich das

bis zum Schluß in animirtester Stimmung. Kroll's Theater.

Hr. Ernest van Dyck, der Wiener Gast der Kroll'schen Oper, schließt in dieser Woche sein äußerst beifallsreiches Castspiel am

Bonnerstag mit einer nochmaligen Wiederhol ang

Ernaniz. Morgen tritt zum ersten Male Miß Marguerite Macintvre tor dem Berliner Publikum und zwar als Lesnore im Troubadour auf. Am Mittwoch setzt Sgr. Francesco d' Andrade sein Gastsplel als

Don Juan“ fort.

Mannigfaltiges. Ein Extrazug der Militär ⸗Eisenbahn

„Freiwilligen Sanitätskolonne Berlin“ von der Militär=

n 34 ö. .. zwischen Berlin und Sperenberg eine feldmäßiger lle ung ' zuführen, bei der es vor Allem galt, die Mannsckaften in der Her— richtung von Eisenbahnwagen zum Verwundetentransport und in der Behandlung der Verwundeien während des Transports weifen, sowie einige Neuerungen praktisch zu erproben. tralein der Stärke von ja Mann mit der Fahne am 9 Ubr auf dem Uebungsplatz des Cisenbahn· Regiments an. Die militãrãrʒtliche Ober · leitung lag in den Händen des Instruktors der Kolonne, Stabsarztes Dr.

i i der Ucbung hatte sich außerdem die Genossen · Herrlich. Zur Theilnahme an der Uebu e, ,,

verwaltung zur Verfügung gestellt worden,

schaft freswilliger Krankenpfleger mit Major von

i den. Ber bereitstehende Extrazug, r dar Boethke eingefunden ,,,,

Gepäckwagen und einem Personenwagen der Kolonne für den Krankentransport vorgerichtet,

raktischen Erprobung wegen nach verschiedenen Systemen. Der erste . zeigte ö. 4 der Armee eingeführte Hamburger System der Hängevorrichtung mit eisernen Ketten, das sehr prattisch ist, aber das

zur Vorbedingung bat. Die übrigen Wagen waren als Nethwagen hergerichtet, mit Material, wie es überall im Felde zu beschaffen ist. Hierbei war das Lau'fche System zur Anwendung gekommen, welches bei der fogenannten „Bocklagerung“ über schnel! gezimmerte Böcke Stricke

Borhandenfein der betreffenden Kettenapparate

sfpannt, auf die die Bahren gelagert werden, und

Hängevorrichtung Schlaufen aus Stricken benutzt, die an den Trag⸗ d in welchen die

Falken der Decke des Wagens befestigt werden un Tragen bängen. Nachdem die Mannschaften und die

Genossenschaft, welche theilweise als Verwundete“ d W vertheilt waren, setzte sich um 10 Uhr der Zug in Bewegung. . 6 die Mannschaften die Verbande zu der Genossenschaft die ver⸗

Während der Fahrt . wechfeln, während die Mitglieder schiedenen Lagerungsarten als batten. So verging in emsiger Arbeit Sperenberg, wo eine doppelte Aufgabe der

Verwundete⸗

General. Arztes Or. Port, welcher

kann.

Felddienstübung aus, bei der gefechts aufzusuchen, zu

bandeplatz zu überführen waren. Auf

Srabzarztes Pr. Herrlich wurden vor Allem drei Arten der ö. , . Der Unterschenkelbruch mit offener Wunde, die wichtigste, weil der Zabl nach häufigste Kriegsverletzung, er eine besonders sorgfältige Lagerung erfordernde Oberschenkelbruch und endlich der Hitzschlag. Der Letztere wurde nach dem neuen Ver⸗ fahren des Breslauer Stabkarites Dr. Hiller bebandelt, welcher als Ürfache des Hitzschlages eine Ueberhitzung des Körpers festgestellt hat, und als Gegenmittel eine Abfüblung erpfieblt. Diese Abkühlung er— folgt am einfachsten durch nasse Umschläge auf Brust und Kopf; da t zu. beschaffen ist,

bat Stabsarzt Hiller auch Abkühlung durch Luftzufächelung ange oronct, und diese Art der Behandlung wurde bei der gestrigen Uebung zum ersten Mal erprobt. Dem Franken wurde der Rock ausgezogen, der berkörper entblößt und ihm dann mit der ganzen Fla ffen rocks ein Luftstrom zugefächelt, der sich thatsächlich als zecht kräftig ĩ ch dem Verbandplatz, wo u. A. das neue praktische Schirmzelt des Stabsarzts Nicolai aufgestellt war, mußte die Kolonne einen tiefen Graben durchschreiten, über den die Ver— Das Verladen der Verwundeten

unfähigkeit in Betracht gezogen.

nun aber gerade auf Märschen Wasser bäufig nicht

erwies. Beim Marsch na

wundeten binweggehoben wurden.

1 dem Theaterbesuch ungünstigen beißen Wetters erfreute allner⸗Theater am Sonntag eines zahlreichen Besuches, und folgte das Publikum der Aufführung des Vauderilles Mamsell Rifouche', welches an diesem Abend zum 665. Mal in Scene ging,

schnell die Fahrt bis er Kolonne Bie Pionier ⸗Abtheilung batte in der kurzen Zeit einer Stunde die Wagen, aus denen die Lau'schen Einrichtungen entfernt wurden, nach zwei anderen Systemen herzurichten, und zwar nach dem System des

die Tragen an Latten hängt und bei befonders schweren Fällen noch eine gleichfalls aus Latten improvi⸗ sirte Feder‘ einschiebt, und ferner nach dem vom QOberführer Wolter erweilckten Port'schen System, bei dem zwei Bahren übereinander gelagert werden, so daß ein Eisenbahnwagen 12 Verwundete befördern Der übrige Theil der Kolonne fübrte währenddem in zwei Züzen unter Kommando der Führer Markus und Lisse eine praktische

die Verwundeten verbinden und nach Anordnung des

in den injwischen bergericht.

Kammerherrn Freiherrn von der Re zeitig beauftragt,

des Verdi 'schen

deputirt. liches Gewand angelegt. tüncht, die Wege neu in herrlichster Blütbe.

war gestern der Strecke

selbst zu unter Der vom

Die Kolonne Votschecks Leitung vorgetragene

Gottes dienst. Off. 21, 5 —- 6,

der aus sieben das Psalmwort: Herr, ich hate

Choral N dienst. Die Bohm auf . worden. Sie zeigt

neue Kirche ist den Fundamenten außen

und zwar der

welches für die faßt 200 Befsucher.

Mitglieder der Krefeld, 11. August.

ö., Personen bewohntes Haus zu erproben harrte. und Delegirten besucht und geschmückt hatten,

der Ottostraße statt.

ines Wald fors. . . welcher ein zahlreiches Publikum

RKampf⸗

Bamberg, 8. August.

Gebäudes, ohne zu zünden;

reichen Getreidevorräthen gefüllte Flammen stand und tro

che des Waffen zwanzig Fallen Menschenleben,

weise aus seinen Ufern gerreten. im oberen

massen, namentlich

Wetterbericht vom 11. August, Morgens 8 Uhr.

Tempera tur

Stationen. Wind. Wetter.

Bar. auf0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim.

/ . :

2

8

5h bedeckt

6 wolkig

1 heiter

4 wolkig

2 Regen

2 wolkenlos 1 bedeckt

1 wolkenlot

Nullaghmore Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. ö ö St. Petersb. Moskau ... Cort. Queens: town... 3 belb bed. Cherbourg h Regen K wolkig 1 bedeckt amburg .. Regen!) winemünde Regen Neufahrwasser wolkig Memel wolkenlos K bedeckt ünster ... bedeckt Karlsruhe .. wolkig?) Wiesbaden. bedeckt?) München.. Regen Chemnitz.. wolkig Berlin... wolkig Wien.... heiter Breslau ... bedeckt le d'Aix .. WSW 4 wolkig . O 2 wolkenlos

Nachts starker Regen. ) Abends Gewitter. ) Abends Gewitter.

Uebersicht dler Witterung.

Das gestern südlich von Irland liegende Minimum ist an Tiefe wenig verändert nach der Irischen See bin fortgeschritten, ein Ausläufer desselben liegt über der südlichen Nordsee, auch bat über Skandi⸗

2 & See e e = e , e = = . ee .

navien der Luftdruck abgenommen. Während über Ostdeutschland und der westdeuischen Küste die schwachen süböstlichen Winde noch anhalten, ist im übrigen in Deutschland eine südwestliche Luftströmung eingetreten. Das Wetter ist am Morgen über Centraleuropa vorwiegend trübe, die Temperatur daselbst meist gestiegen. Ueber Westdentschland gingen Regenfälle nieder, stellenweise unter Gewitter⸗ erscheinungen.

Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

Wallner Theater. Dienstag: Zum 67. Male: WMamsell Ritonche. Vaudeville in? Akten und 4 Bildern von H. Meilhac und J. Millaud. Musik von M. Herve.

Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung: Großes Garten⸗Coneert. Anfang des Gancerts 6, der Vorstellung 71 Uhr.

Mittwoch u. folg. Tage: Mamsell Ritonche.

Yicoria- Theater. Dienstag: Sum 357. M.: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. Moszkowekl und Rich. Nathanson. Musik von C. A. Raida. Ballet von C. Severini. Anfang

73 Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorftellung. Letzte Woche.

Friedrich Milhelmstãdtisches Theater und Concert Park. Direktion: Julius Fritzsche.

Dienstag: Zum 207. Male: Der arme Jo- nathan. Dperette in 8 Akten von Hugo. Wtt ˖ mann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Jultus Fritzsche. Dirigent: Herr Fapellmelster Federmann. e. 7 Uhr.

Im prachtvollen . um 6 Ahr: Großes Doppel ⸗Concert. uftreten von Gesangs⸗ und Instrumental·Rũnstlern.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Im Park: Doppel Concert. Gesangs und

Instrumental⸗Künstler.

ei, , n e Altarbibel zu überreichen. Die Bibel tru . Kaiferin und das von Ihr geschriebene Bibelwort; Wer an michglaubt. wird nimmermebr sterbenJ. In der Vertretun ü der General Superintendent Probft D. Brückner und der e intenden! Lange aus Tiltow, sowie Pastoren der Nachbaiparochien er⸗ schienen; die weltlichen Behörden wurden durch den Landrath Stuben⸗ rauch Und den Amts eorsteber von dem Knesebeck vertreten. firchlich⸗evangelische Hülfsverein hatte den Pastor Lenz zur Der Ort hatte zu Ehren des Ta Die Häuser und

beschuͤttet worden,

die edlen Innere mit Rücksicht auf die

des romanischen Stils, während das 1 dung gefunden hat, in reichem

alte kostbare Kanzel, die wieder Verwen : Barockftil gehalten ist. Die Seitenfenster sind mit den Bildern der Apostel geschmückt, die über Lem Altar sich erhebende Kanzel ziert ein Delgemälde Ecce homo. Die Orgel ist ein Geschenk des Patrons, die Glocken find umgegossen und vergrößert.

Rom und New⸗YJork. Ein

Tochter Gabelsberger's und deren . : Stenographentag sind beute mehrere Pariser Delegirte eingetroffen.

(M. Allg. Ztg.) Gestern Nachmittag zogen über unsere Stadt zwei schwere Gewitter, im Nordost und West stehend; dieselben entluden si Blitz, Donner und gewaltigen Regengüssen.

Thurm der oberen Pfarrkirche ö. n

massive Umfassungs nauer abbrannte. ;

denjb. d. M. haben namentlich im . Main⸗ ieh.

Stallungen ꝛc. vernichtet; der Main bei

Frankenwald bei Kronach, die durch

unter

des Orts Hymnus

des alten Hauses einfachen

Hierauf

beiwohnte. Sohn waren anwesend.

dem eine

Scheune, die

Haßlach⸗Thale und

Die Puppenfee.

badour. Täglich: Bei

der Vorstellungen 7 Ubr.

Inan. Donnerstag: van Dyck. Ernani.

Sonnabend, 23. August.

eten Zug beschloß diesen Theil der inter⸗ essanten Uebung. Auf der Rückfahrt wurden wieder Verbandũbungen vorgenommen und die neu beigerichteten Lagerungen erprobt. 6 Ühr Abends langte die Kolonne hier wieder an.

Die neuerbaute Kirche in Rangsdorf eingeweibt worden. Ibre Ma

ist gestern feierlich jestät die Kaiserin batte den

zur Feier entsandt und ibn gleich⸗ lberbeschlãgen geschmückte ie eigenbändige Widmung der

g der kirchlichen Behoͤrden waren Super⸗

Der Feier es ein besonders freund⸗ auern waren frisch ge⸗ die Gärten prangten Nachdem der Patron und Bauherr Ritter. gutsbesitzer Richard Spiekermann die Ebrengäste im Schloß begrüßt hatte, erfolgte unter Vorantritt eines vom Eisenbabn Regiment ge⸗ stellten Bläferchors unter Glodengeläut der Gang nach der neuen deren vergoldeter Schlüssel auf Gesang verein

rotbsammetnem Kissen Kantor . 7 . weit! und Gemeindegesang mit Pofaunenbegleitung eröffneten den Die Weibe vollzog Probst Brückner in Anschluß an

Siebe ich mache Alles neu?. Der erste Gottes dienst im neuen Hause wurde durch die . des Superintendenten Lange eingeleitet, die Festpredigt hielt der greise Pfarrer Wildelau ũber lieb die Stätte Deines Hauses ?. Der „Nun danket Alle Gott“ beendete den erhebenden Gottes · von dem Baumeister Albert errichtet Formen

Das kleine Gotteshaus

(W. T. B) Bei einem Gewitter am gestrigen Abend stürzte in Folge eines Kanalbruchs ein von 50 ein. 20 Personen wurden gerettet, 6 fodt unter den Trümmern bervorgezogen; die übrigen sind noch ver⸗ schüttet. Die Rettungsarbeiten sind in vollem Gange.

München, 10. August. (W. T. B.) Nachdem die Vor stände des bier tagenden Stenogrgphentages in fe erlicher Auffabrt die Gräber Gabelsberger's und Professor Geber s fand beute Vormittag die Ent⸗ hüllungsfeier des Gabelsberger Denkmals am Eingang Mit den Festgenossen des In und Auslandes erschlenen als Chrengäfte die Behörden des Staatz und der Stadt, Die Welhrede hielt Ober Bürgermeister Fischer( Gera) Ein Chor von Sängern trug einen von Redwitz gedichteten Fesihymnus vor. Bürgermeister Dr. von Wiedenmayer, legte Namens der Geburtestadt einen Außerdem sprachen Vertreter aus Wien, Bern Kopenhagen, Helsing⸗ Festmarsch beschloß die Feier, Auch die 72jährige Zum

sprach Übernabm das Denkmal und Kranz an demselben nieder.

ch zwei Stunden lang unter heftigem ss Der Blitz schlug in den in den Kamin eines städtischen Viertelstunde von der Stadt entfernten Srte Gaustadt ging der Blitz in eine mit sofort in hellen des strömenden Regens bis auf die Die Gewitter vom Dienstag Thale in mehr als 99. Scheunen und

ichtenfels war theil Schwere Gewitter zogen über den ihre gewaltigen Wasser in der Rodach -⸗Gegend, großen Schaden an den bergigen Abbängen der

Zum ersten Male: Pantomimisches Ballet Diver tissement von J. Haßreiter und Gaul.

Belle Alliance Theater.

164. Male: Der Nantilus.

Concert. Illumination

trischer Beleuchtung. Goldfuchs.

Jacobson und von G. Görß.

Zum Leop. Ely.

Rroll's Theater. Dienstag: (Leonore: Miß Marguerite Maeintyre vom Convent Garden ˖ Theater in London als Gast.) ünstigem Wetter vor und nach der BVorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be⸗ leuchtung des Sommergarten: Anfang: Sonntags 4 Uhr, an den Wochentagen hi,

Mittwoch: Gastspiel des Sgr. d Andrade. Don Letztes Auftreten des Hrn. Ernest

Im prachtvollen Sommergarten: Großes Doppel-

Auftreten saͤmmtlicher Spezialitäten. des ganzen Garten ⸗Etablissements. Anfang des Concerts 4 Uhr, der Vorstellung 74 Uhr.

Mitiwoch: Dieselbe Vorstellung. Großes Volks⸗ fest zu halben Kassenpreisen.

Adolph Ernst⸗ Theater. Dienstag: Bei elek⸗ 123. Male: esangsposse in 4 Akten von Eduard Couplets theilweise Musik von Franz Roth. Anfang

73 Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

für ven Fürsten von Bismarck in der

Großes Concert.

Dienstag:

Felder Au us Bayreuth werden heftige Gewitter ge⸗ n nr , , vernichtet haben.

Dessan, 11. August. (B. T. B) Se. Hoheit der regle= rende Herzog von Anhalt überwies

dem Central / Comitè 4 weck der Grrich kung eines National Denkmals

Reichs hauptstadt einen Beitrag von 500 Æ

Metz, 11. August. (W. T. B.). 350 ebe malige Kampf⸗ gen oss 3 aus Hr ien und Köͤln' sind heute früh mittels Extra= zuges bier eingeiroffen. Diefelben batten gestern die Spich e rer Pb en befichtigt und beabfiäctigen morgen die Schlachtfelder von Marslatour, Gravelotte und St. Fiir ct zu besuchen.

Troppau, 9. August. (W. T. B.) In Folge von Wolken brüchen find das Dppa⸗Thal und das Mora Tha über⸗ flutbet, die niedriger gelegenen Theile von Freienwaldau sind überfchwemmt, die Brücken, Waf serwerke und verschiedene Gebäude schwer befchädigt. Die Behörden haben entsprechende Anordnungen getroffen, um in fanifärer Beziehung nachtheilige Folgen der Ueberschwemmung abzuwenden. ;

Auch aus Prag und Freistadt (Oberösterreich) liegen Berichte über Hochwasser und Unwetter vor.

Neapel, 9. August. (B. T. B.) Der Afrikareisende Pr Peters ist heute mit dem Dampfer Medusan der britisch= oftindischen Linie hier eingetroffen und von der Italienisch⸗Afrikanischen Gesellschaft empfangen worden.

Bern, 9. August. (W. T. B) Die Frage, ob die Ver. anstastung einer schweize rischen Lande sauzstel lung für das Jahr 1853 in Bern angestrebt werden solle, ist gestern von einer größeren Versammlung von Interessenten verneinend entschieden worden; die nächste schweijerische Landesausstellung wird daher in

Genf stattfinden.

Brüssel, 11. August. (W. T. B) Die Gewitter, welche sich gestern Nachmittags in der hiesigen Gegend entluden, waren von heftigem Sturmwinde begleitet und richteten in Brüssel und Umgebung, besonders nach Osten hin, sehr 3m Schaden an. Die Ernien haben stark gelitten, mehrere obnhäuser wurden 16 Blitzfchlag eingeäscheri, viele Felder und Wiesen sind über⸗ schwemmt.

New⸗York, 7. August. (A. C) In den Zeitungen wird heute über den Sektions befund der Leiche des durch Glektrizität hingerichteten Mörders Kemmler ausführlich berichtet. Das Gehirn wog 45 Unzen. In den kleinen, zwischen dem Gehirn und Schädel liegenden Blutkörperchen war danach das Blut so schwarz wie Kohle. Alle Flüssigkeit war verdampft. Auch der Schädel felbst war stark angebrannt. Am schlimmsten war die Brandstelle an der Basis des Rückenmarks, wo die eine Elektrode angesetzt worden war Im Rückenmark selbst hatte der elektrische Strom nicht die geringste Veränderung erzeugt. Bei der Sektion zeigte das Blut geringe Neigung zu koaguliren. Das Wasser in den Schwämmen der Elektroden war verdampft, Die Aerzte nahmen intereffante Theile der Leiche mit. Der gerichtliche Theil der Leichenfchau war nur kurz, worauf die Ueberreste in dem Ge⸗ fängnißkirchhof bestattet wurden. In den . New Yorks bat sich eine lebhafte literarische ehde zwischen ken Aerjten, welche der Hinrichtung Kemmler's bei⸗ wohnten, entsponnen. Einer giebt dem Anderen Schuld an dem Mißerfolg. Es ist nunmehr bekannt geworden, daß zwiscken dem erslen und dem zweiten elektrischen Schlage nicht einige Sekunden, sondern 2—3 Minuten vergangen sind. Die Dynamomaschine war 500 Fuß vom . entfernt. Nachdem das erste Mal der Strom angelassen worden war, entfernten fich die Leute, welche die Maschine bedienten, und es dauerte einige Minuten, bis man sie wieder zurück hatte. Alle Zeugen außer den Uerzten ftimmen darin überein, daß wenn der Strom das zweite Mal vielleicht nur eine Minute später applizirt worden wäre, Kemmler er= wacht fein würde. Alle Laien sagen, daß die Zuckungen keine Re⸗ aktionserscheinung waren, sondern die Athmung mit Jedem Zuge kräftiger wurde. Edison erklart, 23. die Elektrizltät nicht in der richtigen Weife bei der Hinrichtung in Anwendung gekommen sei. Die Elek- froden hätten an den Händen, nicht am Kopf angelegt werden sollen, da Haar ein Nichtleiter sei und der Strom erst durch den Schädel hätte durchgehen müssen, um zur Wirkung zu gelangen, Die 30 Fälle, in welchen Leute in NewYork zufällig durch (Elektrizität getödtet worden feien, bewiesen zur Genüge, daß sich diese Naturkraft auch sehr wohl für Hinrichtungen eigne.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Hilda Kettenburg mit Hrn. Rechtsanwalt Gebhard Willrich (Hamburg St. Paul, Minnesota). Frl. Anna Erdmann mit Hrn. Hermann Mack (Kappel Chemnitz). Frl. Fohanna Hasse mit Hrn. Amtsrichter Jos. Thedieck Eügde i. W. Gelsenkirchen). Frl. Klara Scholten mit Hrn. Bernhard Tenhaef (Wardt bei Tanten = Egerhof bei Büderich). —= Frl. Martha Ziesack mit Hrn. Karl Wenzel (Rynarschewo— Königsberg) Frl. Minna Rühr mit Hrn. Friedrich Wilken (Wendfeld Fresendorf).

Verehelicht: Hr. Wilhelm Erben mit Frl. Therese Düster (Köln Rodenkirchen, Oldenburg). Hr. Max Voigt-Aly mit Frl. Therese Thoen nissen (Leipzig -Köln a. Rh.). Hr. Carlos Meincken mit Frl. Else Fischer (Iquique, Chile Magdeburg). Hr. Rudolph Schultze mit Frl. Minna Weyer (Elberfeld).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Konrad von Brauchitsch. Hrn. Dr. med. J. Schulte (Balve) Hrn. Luis Siebe (San Joss de Costa Rica, Central-Amerika). Hrn. Hauptmann Otto Müller (Leipzig). Hrn. Ferd. Bastian Rostockh Eine Tochter: Hrn. Rudolf Martin (Berlin). Hrn. Georg Blick (Magde⸗ . 5 a. H. Klein (Siegen). Hrn. Adolph

ieli erlin).

ö Hr. Freiherr Kurt Karl. Christian von Cramm JIGut Hinschendorf b. Reinber). Frau Sophie Schwarz, geb. Scharping (Gutow). Hr. Baron Hans Paul von Rürleben (Son- dershausen)]. Hr. Rentier Au t Barthold (Berlinz. Hr. Rentier J. W. Langmejer Klein · Hutz). Frau Musikdirektor Auguste

Rode, geb. Henckel Tegeh.

Der Tron⸗

Zum

Brillante

Der

Redacteur: J. V.: Siemenroth.

Arania, Anstalt für vollsthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗ Pack

Geöffnet von 1 —11 Ühr.

i Bahnhof). ich Vorstellung im ef nl baftlichen Theater. Näheres die We ien! zettel.

Berlin: Verlag der Expedition (Scholz.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wil helmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage)

(284)

zum Deutschen Reichs⸗A

M 192.

6Gr ste Beilage

nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Montag, den 11. August

X. Jnternationaler medizinischer Kongres.

Am Sonnabend fand der zebnte Internationale Medi⸗ zinifche Kongreß zu Berlin seinen Abschluß in einem Abschieds⸗ fest, welches die Aerzte Berlins den Mitgliedern des Kongresses und ihren Damen im Kroll'schen Etablissement gaben. Der herrliche Kroll'sche Garten und die Säle waren zu dem Behufe dem e Publikum verschlossen und nur für die Kongreßmitglieder und ihre Damen geöffnet worden. Im festlich mit bunten Fabnen ge⸗ schmückten und glänzend erleuchteten Garten concertirten zwei Militär fapellen, das Musikcorps des zweiten Garde Regiments z. F. unter der Leitung des Königlichen Musik⸗Dirigenten Hrn. G. Meinberg und das Musikeorps des 2. Garde ⸗Ulanen⸗ Regiments unter Leitung des Stabs⸗ trompeters Hrn Nee s e. Im Theatersaal fand ein großes Internationales

est Cong ert statt, ausgeführt von den Mitgliedern der Kroll schen

per und den zur Zeit an der Kroll'schen Oper gastirenden Künstlern. Der Beginn des Concerts war auf acht Uhr angesetzt, fing es aber in der That erst gegen halb neun Uhr an, zu einer Tageszeit also, in welcher sich die erfrischende Kühle der heranbrechenden Nacht angenehm bemerkbar machte. Alle Innen und Außenräume waren bis auf den letzten Platz gefüllt von den Leuchten der Wissenschaft. Der Theater⸗ raum war in einen eleganten Concertsaal umgewandelt worden; die ansteigenden Parquetreihen waren beseitigt, den Hintergrund nahm eine erhöhte Estrade ein, welche den Vorstandsmitgliedern reservirt war. Das Concertprogramm zeichnete sich durch Reichhaltigkeit und natürlich auch durch eine ungewöhnliche Länge aus. Es kamen neunzehn Nummern in drei . zum Vortrag, welche zum Theil aus Orchestermusik jede Abtheilung wurde mit einer orchestralen Piece eingeleitet und aus ein oder mehrstimmigen Gesangsvortrãgen bestanden. Diese Gesangsnummern boten einen eigenen Reiz durch die Verschiedenartigkeit der Sprachen, in welchen dieselben dargeboten wurden; man sang, außer deutsch, auch ungarisch, englisch, böhmisch, russisch, schwedisch, italienisch, vortugiesisch, französisch und vlämisch. Einzelne Vortragende wurden bei ihrem Auftreten stür⸗ misch begrüßt, wie Miß Marguerite Macintvyre, Fr. Heink, Frl. Ek und besonders stürmisch Sgr. d' Andrade. Die Wogen der lebhaften Anerkennung für die musikalischen Genüsfe, welche im ersten Theil sich noch in maßvollen Grenzen hielten, steigerten sich während des zweiten Theils ins Ungewöhnliche. Der Geist des Dacaporufens bemächtigte sich der Gemuͤther. Die Damen Deppe und Schagko mußten das freilich klang⸗ und formvollendet vor⸗ getragene Briefduett aus dem „Figaro“ wiederholen; Hr. Steif⸗ mann, welcher mit Trillern von seltener Länge glänzte, mußte fich zwei Mal hören . und Sgr. d'Andrade gar mußte sich zu zwei Zugaben verstehen. Er trug mit seiner bekannten unvergleichlich modulatlonsfäbigen Stimme ein italienisches und ein portugiesisches Lied vor; als Zugabe wählte er zwei Nummern aus Mojart's Don Juan, das Trinklied und das in liebenswürdiger Weise in deutscher Sprache gesungene Ständchen. Im dritten Theil traten noch Hr. van Dyck und Frl. von Vahsel auf. Nach der ersten Concert⸗ nummer, der eber'schen Ouverture zum Oberon, sprach Fr. Anna Führung einen Prolog, eine poetische Be— grüßung der Aerste. Derselbe war von Julius Roden⸗ berg in geistvollen und tief poetischen, wenn auch in der Diktion etwas schwierigen siebenzeiligen Strophen verfaßt, und ge⸗ langte als Erinnerungszeichen, auf elegantem Papier gedruckt, zur Vertheilung an die Gäste. Außer dieser poetischen Ansprache richtete Hr. Dr. Becher auch noch einige Worte in Prosa an die Versamm⸗ lung. In kurzer lebendiger Rede, welche zu wiederholten Malen leb⸗ hafteß Beifall hervorrief, wies der Redner auf die Bedeutung des Tages hin, schloß mit einem Dank an die und einem Hoch auf die aus allen Welttheilen herbeigeeilten Kongreßmitglieder, in welches letztere, von einem Tusch begleitet, die Anwesenden dreimal begeistert einftimmten.

Rundschan über den Getreide Handel im Inni.

Der Monat Juni war für den Getreidekandel diesmal außer⸗ ordentlich bedeutsam. Im Mai stand in ganz Europa eine Ernte im Felde, welche nicht nur ganz ungewöhnlich reiche Erträge versprach, sondern die auch durchschnittlich frühe Reife in Aussicht stellte. Besonders das Letztere fiel um so mehr in die Wagschale, als die Bestände in Europa viel geringer waren als ge⸗ wöhnlich. In West⸗Europa war diese Sachlage nicht merklich zur Geltung gekommen, weil von den überseeischen Ländern noch reiche Quantitäten unterwegs waren; im Osten Europas, ganz besonders aber in Deutschland, traten die knappen Restbestände im Getreidehandel merklicher hervor und machten sich besonders im Juni fuͤhlbar. Im Hinblick auf die günstigen Ernteaussichten hatte sich der Konsum schon seit geraumer Zeit nur mit dem nächsten Bedarf versorgt, und die Hoffnung auf spätere billigere Preise wurde durch die starken Terminverkäufe der Landwirthe per Herbst an unseren Börfsen derart unterstützt, daß jede Vorsicht Seitens vieler, namentlich kleinerer Mühlen Deutschlands außer Acht gelassen wurde. Besonders gilt dies für Roggen, denn nachdem man, wie im Mai berichtet wurde, die von den Berliner Kaufleuten zur Abwickelung des Früh⸗ jahrstermins herangezogenen russischen Roggenmassen durch Ermäßi⸗ gung der Berliner Preise sich hatte zu großem Theil Seitens der niederländischen, belgischen und standinavischen Häfen zu besseren Preisen fortnehmen lassen, feblte es an weiterem Nachschub. Die Folge war, daß die schwachen Vorräthe unseres Landes von allen Seiten in Angriff. genommen wurden und, da in vielen Gegenden Deutschlands den kleineren Mühlen thatsächlich das Material zum Betriebe fehlte, . die Mehlnachfrage vorzugsweise den großen, meist russischen

oggen vermahlenden Dampfmühlen zuwandte. Letztere waren nicht im Stande, dem Begehr zu genügen und mußten in der Annahme von Aufträgen um so vorsichtiger werden, als auch ihnen das Rohmaterial nur knapp zugemessen war. Seit vielen Jahren war der Roggenbestand Berlins nicht auf ein Quantum von ca. 4000 Wispel wie diesmal zum 1. Juli zusammen⸗ geschrumpft (thatsächlich war das Lager eher noch kleiner als 000 Wispel und die nach den Angaben der Lagerinhaber gemachte offizielle Aufnahme von 7000 Wispel ist zweifellos als falsch zu be⸗ trachten); am gleichen Datum des Vorjahres waren ea. 44 90900 Wiepel, vor 2 Jahren über 70 000 Wiepel zur Stelle. Angesichts dieser Verhältnisse bat die von Anfang bis zu Ende des abgelaufenen Monats regnerische und meist kühle Witterung sich um so energischer im Getreidehandel bemerkbar gemacht. Abgesehen von der Ver⸗ zögerung der Ernte mußten auch die Hoffnungen auf die Ergiebig⸗ keit der Ernte herabgestimmt werden.

Was die Ernte von Weizen betrifft, so waren allerdings, be⸗ sonders in der ersten Monatshälfte, noch scharfe Klagen über Rost eingelaufen, doch hatte derselbe sich in der Hauptsache nur den Blät⸗ tern und Halmen mitgetheilt, und die landwirthschaftlichen Berichte der letzten Wochen des Monats zeigen bedeutend weniger Bemänge⸗ lungen des Weißens. Noch lauter als aus Deutschland waren bereits im Mai die Rostklagen auch aus Oesterreich⸗Ungarn ein i len nachdem aber zum Monatsschluß bei verhältnißmäßig gün⸗ tigem Wetter daselbst die Ernte begonnen, sind die dortigen Ernteberichte wieder außerordentlich rosig gefärbt. Ganz äbnlich ist das Ver= hältniß in Rumänien; die anfänglichen Befürchtungen erscheinen in

ö

den jüngsten Berichten erbeblich abgeschwächt, nur für die Raps⸗ faaternte scheint die Witterung in der That verhängnißvoll ge⸗ wesen zu sein. In Süd Rußland wurde über allzugroße Regen güsse geklagt, und in einzelnen der fruchtbarsten Gouvernements sind zweifellos auch nicht unerhebliche Schäden angerichtet. Immerhin werden dieselben jedoch an dem guten Gesammtresultat schwerlich viel ãndern. In West⸗Curopa . ch die Veränderung der Ernteaugsichten im Juni nur dahin konstatiren, daß wobl durch das regnerische Wetter einzelne Schäden entstanden sind, daß im Großen und Ganzen aber die Hoffnungen auf reiche Erträge wenig getrübt wurden. Im Großen und Ganzen sind die Ernteaussichten in Europa also keineswegs ungünstig und theilweise sehr günstig. In den Vgęreinigten Staaten Amerikas haben sich die Aussichten für den Winterweizen nicht sonderlich geändert, dagegen dürfte Sommerweizen sich gebessert haben, sodaß man allmählich die Ernteschäßzungen von 418 Millionen auf 425 bis 430 Millionen Bushels erhöht hat. Eine Ernte von 430 Millionen Bushels würde nach ungefährer Kallulation einen Sxportüberschuß von 60-65 Millionen. Bushels lassen, hierzu kommen Restbestände von ca. 15. Millignen Bushels, sodaß hiernach die Vereinigten Staaten im nächsten Jahre 75 80 Millionen Bushels für die Ausfuhr übrig haben, von denen 20 Millionen Bushels außereuroväische Bedarfsländer an sich ziehen würden.

Aus Ostindien liegen die offiziellen Angaben über die letzte Ernte vor, welche bestätigen, daß in der Hauptanbauprovinz Punsab gegen 400 O00 Wispel weniger als im Vorjahre geerntet wurde, wãhrend in allen übrigen Gegenden entweder gleiche oder bessere Erträge

gewonnen wurden. Es ernteten 1890: . 1603170 (1889 2054 895 t

1 Nordwest. Provinzen und Oudh 1458000 (1889 1440 000) , Central Provinzen. . 832 632 (1889 705 000 , Bombay und Sindhn. 832 177 66 678 472). ö 120 000 (1889 155 7955, 401 000 863 350 000) , 1100000 (1889 1127 638).

Zusammen D d sd dpi Fd T

Im Getreidehandel Amerikas zeigte sich während des ganzen Juni keinerlei ausgeprägte Tendenz; einerseits waren die Ansichte n über die eigene Ernte noch keine einheitlichen, andererseits erwiesen sich die Berichte über die Ernteaussichten in Europa noch so wenig geklärt, daß hieraus Schlüsse auf die Zukunft des Geschäfts kaum gezogen werden konnten. Der Mehlexport, welcher Seitens der mit Meblwvorräthen überbürdeten amerikanischen Mühlenindustrie noch zum Beginn des Monats möglichst forcirt wurde, schwächte sich im weiteren Verlaufe ganz erheblich ab, da die größeren Mühlen in Folge des unrentablen Geschäfts ihren Betrieb einschränkten.

Der Export Amerikas betrug an Weizen im Juni:

1890 1889

ö Quarters Quarters

aus den atlantischen Häfen nach Großbritannien 115 500 99 000

. = dem Kontinent 148 0900 82 000

aus Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 160 000 122000

dem Kontinent

. D bod W i õ Von Mehl gingen aus den atlantischen Häfen im Juni 1890 1889

Sack Sack 408 500 485 000 141 009 57000

. . T 3T TDõ Die kontrolirten Vorräthe, welche zu Beginn des Juni noch 22 451 931 Bush. Weizen betrugen, haben sich bis auf 20 174 885 Bush. am Schluß des Juni vermindert, nahmen also um ca, 26 Mill. Bush. ab, während zur selben Zeit im Vorjahre die Verringerung auf ea. 5 Mill. sich belief. Ostindiens Weizenverschiffungen , ; v. 1. Januar im Juni biz Emde Juni 1890 1890 Quarters Quarters 221 000 849 000 nach dem Kontinent 96 000 570 000 569 000 Zusammen 317 060 1419000 1490000

Rußlands Export betrug in den Wochen endend am: 28. Juni XI. Juni 14. Juni 7. Juni 1890 Quarters Quarters Duarters 208 570 246 585 351 614 99 560 96 802 180 567 Gerste. 47 331 69 360 50 292 Hafer. 115 602 175 204 180 000 137 100 D 117 16155 11 600 25 200 Diese Ausfuhr ist bedeutend größer, als nach der schlechten russischen Ernte des letzten Jahres überhaupt erwartet werden konnte; es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die alten Bestände Rußlands bedeutenden Antheil an diesem Export hatten. Die günstigen Schil derungen des im Felde stehenden Getreides veranlaßten die Guts⸗ besitzer, mit den Partien, welche sie lange in Spekulation fest⸗ gehalten hatten, an den Markt zu treten. Von Rogg en war dies weniger der Fall; jedoch auch bei diesem war der Export immerhin noch größer, als vorausgesetzt worden; nur vorübergehend ging er in auffallender Weise zurück. Die auf Europa schwimmenden Zufuhren zeigten zum Anfang und zum Schluß des Monats folgende Ziffern: Anfang Juni Ende Juni 1890 1889

Weizen 1866 18839 und Weizenmehl Quarters Quarters Quarters Quarters 2 433 000 1672000

nach England. 2 976 000 1528 000 nach dem Kontinent, S96 000 449 000 570 000 367000 3 003 000 26059 000

zusammen . 3 S 0M 1977 000 Mais . 600 000 673 000

1019000 5719000 Gerste 125 000 245 000

. 370 000 230 0900 Roggen. 320 000 275 000 180000 000.

Von den sehr starken Ankünften an den europäischen Küsten er fuhr besonders England zeitweise eine ungewöhnlich reichliche Ver⸗ forgung. Naturgemäß war die Haltung de englischen Markts in

olge dieser großen Jufuhren eine ruhige, und erst gegen Schluß des onats, als sich die Ueberzeugung einer Verstärkung der Ernte mehr und mehr Bahn brach und sich dieser noch die Befürchtung, daß die Nässe Schaden anrichten könne, zugesellte, kam ein erheblich festerer Ton zum Durchbruch. Mebr als vorher war Frankreich auf fremden Import angewiesen. In den steuerfreien Niederlagen Frank⸗ reichs nehmen die Vorräthe mehr und mehr ab, da die neue Einfuhr allermeist dem Konfum direkt zugeführt wird, und auch Seitens des⸗ selben die alten Bestände fortgesetzt beansprucht werden. In Belgien standen die große Einfuhr und die Frage des Inlandes sich nicht immer gleichwerthig gegenüber, odaß zeitweise der Verkauf recht schleypend ging. Erst in der letzten ongtshälfte hob sich allmählich der Verkehr. Ganz ähnlich war die Sachlage in Holland, wo Roggen eine nicht unwesentliche Rolle spielte. Sesterreich⸗ Ungarn hatte wenig einheitliche Tendenz, da die Ansichten über die Ernte sehr auseinander gingen. Die dortige Spekulation zeigte jedoch in Folge der andauernden Klagen

Berar . Bengalien. .. Uebrige Staaten

nach Großbritannien. nach dem Kontinent.

1889 Quarters

nach England 921 000

Quarters 197 046 26 160 38 061

Weizen Roggen

1890.

über Rost zeitweise verstärkten Muth zu neuen Unternehmungen, der aber schwand, sobald die Hoffnungen auf eine gute Ernte sich mehr und mehr befestigten.

Gegenüber dem einförmigen Gange des auswärtigen Geschãfts zeigte der Berliner Markt im Juni ein außerordentlich inter⸗ essantes Bild. r Weizen existirte in einigen starken Händen ein bedeutendes Hausseinteresse per Juni-⸗-Juli⸗-Lieferung, sodaß die War. nung am Platze war, die Deckung von Blanko-Engagements nicht allzulange hinauszuschieben, da die Berliner Schlußschein bedingungen sehr hohe Ansprüche an die Beschaffeneit der Waare stellen. Ob= gleich die Berliner Julipreise zeitweise bis zu 2 M über den nur kurze Zeit darauf zu liefernden Juli⸗August-⸗Termin stiegen, sind doch für den hiesigen Markt nur ganz winzige Partien verschlossen worden. Bei dem hohen Preise der Juli ⸗Lieferung konnte es nicht ausbleiben, daß das Ausland auf den Berliner Markt auf⸗ merksam wurde und mehrfach seinen Weizen dorthin offerirte. Bisher konnte man die Preiserhöhung nur als die natürliche Folge der knappen Bestände kontraktlicher Waare ansehen und die Rendiments- grenze für ausländisches Gewächs war der Maßstab, bis zu welchem die Preise sich erhöhen konnten. Der Juli⸗August⸗Termin war in . des kalten Wetters durchschnittlich in fester Tendenz. Per

erbst dagegen brachte die vielfach sebr kühle und außer= ordentlich regnerische Witterung nach Ueberwindung eines anfänglichen weiteren Rückgangs wohl mehr Halt in den Werthstand, indessen fehlte es doch keineswegs an weiterer Verkaufslust unserer Provinzen und machte sich hierin namentlich Schlesien zeitweise besonders bemerklich.

In Roggen spitzt sich die Situation für die vorderen Termine ebenfalls, aber aus wesentlich anderen Gründen zu. Es ist hier wenig Kunst im Spiel und wenn dennoch der Juni ⸗Juli⸗Termin einen Werthfortschritt von ca. 10 A6, der Juli-August von etwa 6 6 zu verzeichnen hatten, so resultirte dies hauptsächlich aus der außerordent lichen Knappheit von Roggen jeglicher Art. Ganz Deutschland scheint von Roggenvorräthen entblößt zu sein, denn von allen Seiten drängte sich theils die Roggennachfrage, theils der Mehlbedarf an den Berliner Markt, ohne jedoch Befriedigung zu finden. Mehr noch als bei Weizen machte sich bei Roggen für den Juli⸗August das ernteverzögernde Wetter durch erhöhte Kauf,. und Deckungslust be⸗ merklich; noch weniger ließ sich die gleiche Wirkung bei dem Herbst⸗ termin verkennen. Für letzteren waren besonders im Mai und auch noch zu Beginn des Juni unsere östlichen Landwirthe im Hinblick auf ihre vielberheißenden Felder in fast unerhört großem Maßstabe Verkäufer gewesen und auch im Juni schien diese Neigung noch keineswegs ganz erloschen zu sein. Bei dem nassen Wetter, das sich während des ganzen Juni gehalten hatte, mußte die Befürch⸗ tung offenbar auftreten, daß auch die Ernte selbst von ungünstigem Wetter begleitet sein könne, daß dadurch aber das Erscheinen frischen Roggens auf den Märkten überhaupt verzögert werde und die Be⸗ schaffenheit der Zufuhren zunächst sich als eine derartige erweisen könne, welche das Vermahlen nur unter Beimischung fremden Ge⸗ treides gestatten dürfte.

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Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der „Saarbr. Ztg. schreibt man aus St. Inghert unter dem 8. d. M.: Vor der Einfahrt in den Stollen der hiesigen Stein⸗ kohlen gru be verlas der Ober ⸗˖ Einfahrer der Belegschaft die neueste Verfügung der Königlichen Salinen und Bergwerks⸗— Admin istration, welche dahin lautet, daß alle Bergleute, welche bis 14. August d. J, Abends 5 Uhr, noch dem Ausschuß des hiesigen Rechts schutzvereins angehören, von der Grube entlassen werden. Der Vor st and des Rechtsschutzvereins erläßt nun eine Einladung zu einer Hauptversammlung des Vereins, deren Tagesordnung lautet: 1) Be⸗= sprechung über Rücktritt bezw. Niederlegung des Ausschusses, 2) Auf⸗ nahme neuer Mitglieder, 3) Neuwahl. Das Vorgehen der Ver⸗ waltung gegen den Rechtsschutzverein haben sich, wie der 8. 3. geschrieben wird, die Mitglieder selbst zuzuschreiben, zu⸗ mal ihnen der Vertreter der Regierung Hr. Kramer mittheilte, daß die Regierung wohl mit Bergleuten (Knappen), nicht aber mit Mitgliedern des Rechtsschutz vereins unterhandele. Außerdem wurde als Zeitung das in Mannheim erscheinende sozialdemokratische Blatt Volksstimme“ den Bergleuten empfohlen, und wird auch thatsächlich vielfach gehalten. Am nächsten Freitag, den 15. August, findet eine große Arbeiterversamm lung statt, in welcher Reichstags Abgeordneter Dr. Schädler⸗-Landau und Kaplan Dasbach⸗ Trier als Redner auftreten.

In Kiel wurde am Freitag der Kongreß der deutschen Hafenarbeiter eröffnet, welcher von 16 Deleglrten aus Hamburg, Kiel, Flensburg, Magdeburg, Stettin, Bremerhaven und Lübeck besucht war. Aus den Verhandlungen erwähnt die Kiel. Ztg.“, daß folgende Resolution einstimmig zur Annahme gelangte: Angesichts der großen Arbeitgeber-Koalition ist es nicht mehr möglich, auf dem Boden. der bisherigen Organisgtion der Gewerkschaften für die Arbeiter Ersprießliches zu schaffen. Der Kongreß erklärt dem gemäß, daß die Gewerkschaften auf dem Boden der Berufs genossen⸗ schaften zu organisiren sind. Die zu einem Beruf gehörenden Branchen sind in den einzelnen Städten in Sektionen zu theilen und unter eine einheitliche Lokalleitung zu stellen. Diese wieder stehen unter einer einheitlichen Centralleitung. Die Sektionen werden durch Obmänner vertreten, und bilden diese mit dem Lokalvorstand die lokale Behörde der Gewertschaft. Die Centrali- sation der Hafenarbeiter · Vertretungen wurde beschlossen, und die sieben en er Delegirten wurden mit den Vorarbeiten zur Bildung der

entralifation beauftragt. Am Sonnabend referirte ein Hr. Moje (Hamburg) über Regelung der Arbeitseinstel lungen. Er fei prinzipiell Gegner der Arbeitseinstellungen. Verbessert würde die Lage der Arbeiter durch Strikes nicht. Wenn sämmtliche Arbeiter höheren Lohn fordern, so steigen die Produkte im Preise, und der Arbeiter kommt wieder auf den alten Standpunkt. Dur Verkürzung der Arbeitszeit könnte man momentan die Lage ein wenig verbessern, wenn auch nicht auf lange Dauer. Die achtstündige Arbeitszeit werde momentan ein ö. helfen, bald aber werde durch Gerkeff een der Maschine wieder Arbeiter auf die Straße geworfen und damit wird die kleine Aufbesserung der Lobnverhältnisse durch Vermebrung des Angebots an Arbeitern verwischt. Hr. Husfeldt erklärt sich gegen Strikes und gegen Forderung höherer Lohn sätze. nur für Verkürzung der Arbeitszeit sei zu wirken. Hr. Maisau (Kiel führt den Ursprung des Strikes auf die heißbluͤtigen unlauteren Elemente in den Vereinen zurück. Sie würden gewöhn⸗ lich beim Glase Bier inszenirt. Ein Strike kann nur von einem Siege begleitet sein, wenn die örtlichen Ver⸗ baͤltniffe derartig find, daß die Arbeitgeber nachgeben müssen, und wenn Kapital in den Händen der Strikenden ist. Ein Strike mit Auesicht auf Erfolg muß Jahre lang vorbereitet werden, ein Fonds muß angesammelt werden. Die 2 Massenstrikes seien . wenn sie sich nicht auf alle Klassen der Arbeiter erstreckten. ch die geplante Centralsektion müssen die Hafenarbeiter dahin wirken, daß die Arbeitszeit auf- das geringste Naß zurüdgeführt wird, wo maschinelle Einrichtungen bestehen. Der Bremerhavener