Nach beendigter Parade formirten sich die Truppen zum
e e,. und rückten unter klingendem Spiel in ihre Quar⸗ e ab.
Die Fahnen und Standarten wurden heute früh aus dem Königlichen Schlosse abgeholt, und zwar die Standarten durch eine Escadron des Garde⸗Kürassier⸗Regiments um Ni / Uhr, die Fahnen etwas später durch die Leib⸗Compagnie des 1. Garde⸗Regiments z. F, und nach der Parade durch die⸗ selben Truppentheile zurückgebracht. Tie Leib Compagnie hatte dabei die Ehre, von Sr. Majestät dem Kaiser und König begleitet zu werden. .
Zur Verminderung von Verkehrestockungen hatten die Truppentheile beim Marsch zu und von der Parade Wege östlich und westlich der Friedrichstraße genommen, und nur die Fahnen⸗Compagnie sowie die Standarten Escadron, die Leib⸗ gendarmerie, das Garde⸗Füsilier⸗Regiment, das Füsilier⸗ Bataillon des Kaiser Alexander Garde-Grenadier⸗Regiments Nr. 1 und das 2. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiment pagssirten das Hallesche Thor und die Belle⸗Alliancestraße, Abends 6 Uhr findet im Königlichen Schlosse das übliche Parade— Diner statt. Die Tafelmusik wird hierbei von der Regiments⸗ mufik des 1 Garde⸗Regiments z. F. und dem Tiompetercorps des Regiments der Gardes du Corps ausgeführt.
Der Königliche Gesandte in Weimar von Derenthall hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial⸗Rath Freiherr von Stengel ist hier an⸗ gekommen.
Der Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts Contre—⸗ Admiral Holl mann ist von der Reise nach Helgoland hier— her zurückgekehrt.
Der Kaiserlich und Königlich österreichisch-unggrische Bot⸗ schafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe Graf Sz ch s nyi hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub an⸗ getreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Botschafts—
rath Freiherr von und zu Eissenstein als Geschäftsträger.
S. M. Jacht „Hohenzollern“, Kommandant Kapitän zur See von Arnim, ist am 10. August in Wilhelms⸗ haven eingetroffen und an demselben Tage nach Kiel in See gegangen.
Von Seiten des Ministers für Handel und Gewerbe wird in Folge der gemäß §. 47 Abs. 6 des Unfallversicherungs⸗ gesetzes vom 6. Juli 1884 (R. G.⸗Bl. S. 69) und des 5§. 1 f 1 des Gesetzes über die 5 der Unfall⸗ und
rankenversicherung vom 28. Mai 1885 (R⸗-G.-Bl. S. 159) stattgehabten Neuwahlen und auf Grund der Bestimmung des 8. 48 des erstgenannten Gesetzes die Zusammensetzung der in Preußen errichteten Schiedsgerichte für eine An⸗ zahl von Berufsgenossenschaften, wie des Schiedsgerichts für den gesammten Betrieb der Reichs-Post- und Telegraphen-Verwaltung bekannt gemacht. Die Be— kanntmachung befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“.
In der Zweiten Beilage wird ferner eine Uebersicht der in den deutschen Münzstätten bis Ende Juli 1890 statt— gehabten Ausprägungen von Reichs münzen ver— öffentlicht.
Sachsen.
Dresden, 11. August. Ihre Majestät die Königin hat sich heute Abend über Köln und Aachen nach Blancken— berghe begeben. .
Das „Dr. Journal“ veröffentlicht eine Bekannt— machung des Kriegs-Ministeriums, wonach Se. Majestät der König in Betreff des 18714 ge— stisteten Erinnerungskreuzes für Theiknahme an dem Feldzuge von 184g in Holstein nunmehr die Stiftung von Erinnerungskreuzen für diejenigen verfügt hat, welche, ohne an jenem Feldzuge be⸗ theiligt gewesen zu sein, während dessen Dauer im aktiven Dienst gestanden, und für die— jenigen, welche nachweislich in den Jahren 1863 und 1866 an der Bundes-Exekution in Holstein theil⸗ genommen haben. Diejenigen Berechtigten, welche außer⸗ halb Sachsens wohnen, haben sich mit ihren Ansprüchen an das Kriegs⸗Ministerium, alle übrigen Berechtigten an die be⸗ treffenden Bezirks kommandos zu wenden.
Württemberg.
Friedrichshafen, 106. August. Gestern empfingen, wie der „St. A. f. W.“ meldet, Ihre Majestäten den Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Luise von Preußen und Ihrer Hoheit der verwittweten Erbprinzessin von Anhalt, Höchstwelche bei den Majestäten das Diner einnahmen und hierauf wieder nach Schloß Montfort zurück⸗ kehrten. Am Sonnabend Nachmittag erschienen anläß⸗ li der am nämlichen Tage stattfindenden Jahres⸗ versammlung die Mitglieder des Vereins der württem⸗ bergischen Gemeinde- und Korporations-Beamten unter Vorantritt der Militär⸗Musik von Weingarten im Schloßhofe, um Sr. Majestät dem König ihre Huldigungen darzubringen. Ihre Majestäten, umgeben von den hier anwesenden Mitgliedern der Königlichen Familie und dem Gefolge, erwarteten den Zug vor der in den Schloßhof mün⸗ denden Glasgalerie des Schloßgartens. Der König empfing die Versammlung mit einer Ansprache, worauf der Vor⸗ sitzende Stadtschultheiß und Landtags⸗Abgeordnete Hartranft von Freudenstadt den ehrfurchtsvollen Dank des Vereins aussprach und mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Ihre Majestäten schloß. Nachdem Ihre Majestäten, unter die Versammelten tretend, Sich viele derselben hatten vorstellen lassen, zogen Höchstdieselben Sich zurück, während die Beamten der Einladung zur Besichtigung des Schloß⸗ artens folgten. Nach aufgehobener ö. begaben
ich Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinze fsin Wilhelm in Begleitung einiger Damen und Herren des Hofes in den Garten des Kur⸗ auses, woselbst ein Mittagessen des Vereins stattgefunden atte. Höchstdieselben bewegten Sich in huldvoller Unter⸗ altung unter den Gemeindebeamten, in deren Mitte der rinz noch längere Zeit verweilte, nachdem Seine Hohe Ge⸗ mahlin den Garten verlassen hatte. Als Se. Königliche
oheit Sich zurückzog, verlieh Stadtschultheiß Hartranft in 2 Rede dem tiefempfundenen Dank für die dem Verein u Theil gewordene Ehre Ausdruck sowie den Gefühlen treuer ruhe lichen an das Königshaus, welche in dem von den Anwesenden hierauf angestimmten Liede „Preisend mit viel schönen Reden“ Widerhall fanden. Sach sen⸗Meiningen.
Meiningen, 10. August. Nach erfolgter beiderseitiger Ratifikation ist der zwischen der hiesigen und preußischen Re⸗ gierung unterm 24. Oktober v. J. abgeschlossene Staats⸗ vertrag, betreffend den Bau einer Eisenbahn von Zeitz nach Camburg, gestern amtlich verkündet worden.
Reuß j. L.
Gera, 10. August. Das neue Steuergesetz, mit welchem die Selbsteinschätzung verbunden ist, ist, wie der „Weim. Ztg.“ mitgetheilt wird, nunmehr publizirt worden und gelangt bereits bei der demnächstigen Veranlagung zur Einkommensteuer für 1891 zur Anwendung.
Helgoland.
Helgoland, 11. August. Der Staatssekretär des Innern, Staats-Minister Dr. von Boetticher nebst Ge— mahlin und der Geheime Legations⸗Rath Lindau sind heute Nachmittag 3 Uhr mit dem Aviso „Pfeil“ von hier abgereist. Das Manöver-Geschwader hat mit den Axisos und der Torpedoflottille in der vergangenen Nacht die Küste von ,, wieder verlassen. Die zurückgelassene deutsche
ache besteht aus 1 Unteroffizier und 10 Matrosen.
Großbritannien und Irland.
London, 12. August. Ihre Majestät die Königin besichtigte, wie „W. T. B.“ meldet, gestern an Bord der „Alberta“ das auf der Rhede von Cowes angekommene österreichisch⸗ ungarische Evolutions⸗Geschwader. Erzherzog Stephan und die Offiziere des Geschwaders folgten einer Einladung nach Schloß Osborne, wo ihnen zu Ehren ein Festmahl stattfand.
Im Oberhause legte gestern der Marguis von Salisbury das englisch-französische Abkommen Betreffs der respektiven Interessen-Sphären in Afrika vor und erklärte: Erstens solle das Abkommen nur die Zweideutigkeit in der Stellung Englands zu Sansibar und Frankreichs zu Madagaskar be⸗ seitigen; praktisch habe das Abkommen in dieser Beziehung nicht viel Wirkung. Zweitens sei es erwünscht gewesen, Angesichts der modernen Lehre von dem Rechte auf das Hinterland, welche Frankreich gewisser— maßen berechtigte, südlich seiner mittelländischen Besitzungen soweit vorzudringen, als ihm beliebte, eine Grenzlinie zu ziehen, sowie die Aktionssphäre Frankreichs und der Niger-Compagnie zu trennen; der letzteren solle bei Fesistellung der Details Sokolo zuerkannt werden. Durch Noten⸗ austausch hätten Frankreich und England anerkannt, daß das Abkommen keinerlei Rechte der Türkei auf die Länder südlich von Tripolis berühre. In Betreff der englisch— französischen Beziehungen und SEinflußsphären in anderen Theilen von Afrika werde eine gemischte Kommission im Herbst verhandeln, aber zu ihren Be— schlüssen sei beiderseitige Zustimmung erforderlich. In der Sitzung des Unterhauses am Sonnabend wurden zuvörderst verschiedene Posten des Armeebudgets genehmigt. An⸗ läßlich des für das Auswärtige Amt geforderten Credits erbat sich M. Fergus son Auskunft über verschiedene Punkte im Zusammenhange mit auswärtigen Angelegenheiten und unterzog sodann das afrikanische Abkommen mit Deutschland einer eingehenden und zumeist abfälligen Kritik. Samuel Smith tadelte die Anerkennung der fran⸗ zösischen Oberhoheit über Madagaskar und drückte die Hoffnung aus, England werde sich sein Einmischungsrecht vor⸗ behalten, um Ungerechtigkeiten gegen die Bevölkerung der Insel oder Behelligung der englischen Missionare zu verhindern. Nachdem noch andere Abgeordnete sich über denselben Gegenstand ge— äußert, ersuchte der Unter⸗Staatssekretär für auswärtige An⸗ gelegenheiten, Sir James Fergus son, die Debatte nicht weiter sortzusetzen, da das englisch⸗französische Abkommen mit Bezug auf Afrika nicht vor nächstem Montag veröffentlicht werden könnte und es nichts nütze, ein imaginäres Abkommen zu erörtern. Die Debatte wurde sodann bis Montag vertagt.
In der Kaserne des Tra in-Corps in Chatham wurde gestern durch unzufriedene Soldaten eine Anzahl Pfer degeschirre und Sattelzeug vernichtet. Die Mannschaft beklagt sich über den Sonntagsdienst. In Folge einer in der vorigen Woche bei dem Corps vorgefallenen Meuterei sind zwei Unteroffiziere entlassen und einer verhaftet worden. Zur Aufrechthaltung der Ordnung sind Truppen konsignirt.
Frankreich.
Paris, 11. August. Wie der Temps“ vernimmt, haben die hier versammelten General-Konsuln der Ver⸗ einigten Staaten ihre Berathungen über die Mac Kin ley⸗Bill beendet und beschlossen, bei Anwendung der⸗ eben Milderungen anzuempfehlen. Minister Ribot oll ö durch den Gesandten Whitelaw⸗Reid verständigt werden.
Wie verschiedene Blätter melden, überreichte der hiesige patriotische Armenierverein dem Minister des Aeußern Ribot eine Petition, in welcher die e n, Regierung aufgefordert wird, sie möge Angesichts der Lage in Armenien bei der Pforte die Durchführung des Artikels 61 des Berliner Vertrages (Einführung von Ameliorationen und Reformen in den von Armeniern bewohnten Provinzen)
veranlassen. Türkei.
Tenstan tindbpel, 12. August. Der „Agence de Con⸗ stantinople“ zufolge hat die Regierung die Mutesarrifs von Ismid und Biledjik, an deren Amtssitzen die beim Bau der anatolischen Bahnen Angestellten striken, abgesetzt. Zur en,, des Gebiets sind weitere 2 Escadronslabgesandt worden. Der Baudirektor Kapusen, dessen Entführung Seitens der Ausständischen angedroht worden war, ist gestern unbehelligt zurückgekehrt.
Griechenland.
Athen, 11. n . (W. T. B) Zum Kriegs⸗
Minister ist Tsancado, zum Unterrichts-Minister
Canacaris ernannt. Das Kabinet ist nunmehr wieder vollzählig. ; Bulgarien. .
Sofia, 12. August. (W. T. B.) Die Minister Stambulow, Schiwkow und Tontschew sind gestern hierher zurückgekehrt und reisen heute zur Begegnung mit dem Prinzen Ferdinand nach Widdin ab. Von dort begiebt sich der Prinz nach dem Lager von Kula zur Truppen⸗ Ter nt Hierauf erfolgt die Abreise des Prinzen nach Sofia.
Amerika.
Argentinien. Bueno s⸗Aires, 11. August. (W. T. B.) Die ,,, anläßlich des Sturzes Dr. Celman's endeten heute mit Massenversammlungen zu Ehren des Präsidenten der Uni en civica, Dr. Alem, an denen sich etwa 60 009 Personen betheiligten. Die Straßen der Stadt waren beflaggt, es wurden zahlreiche patriotische Reden gehalten. Für die künftige Prasidenten wahl wurde Mitrs als Kandidat ausgerufen.
Afrika.
Trans vaal. (A. C.) In der Resolution des Volksraads, welche den Swazilandvertrag mit Großbritannien genehmigt, wird das Bedauern ausgesprochen, daß Groß⸗ britannien die Ansprüche des Transvaals auf Swaziland nicht anerkannt habe, jedoch zugegeben, daß es wünschenswerth sei, daß das Transvaal freundschaftliche Beziehungen zu Groß⸗ britannien unterhalte. Letztere Macht werde hoffentlich ihre Versprechungen erfüllen und die Ansprüche Transvaals in Wiedererwägung ziehen, sobald die ia. Regierung fest begründet sei. Die Resolution betrachtet den Vertrag als zeitweilige Maß⸗ regel, wodurch die Rechte der südafrikanischen Republik auf das Gebiet an der östlichen Grenze nicht berührt würden, und betont ausdrücklich, daß das Transvaal sich in keine Streitig⸗ keiten einmischen wolle, welche zwischen Großbritannien und anderen Mächten bezüglich des über die Nord⸗ und Nord west⸗ grenze hinaus liegenden Gebietes entstehen könnten. Die Resolution fordert die Regierung schließlich auf, mit Groß⸗ britannien Verhandlungen anzuknüpfen, um gewisse Stücke Land, welche außerhalb der jetzigen Grenze liegen, dem Trans⸗ vaal einzuverleiben.
X. Internationaler medizinischer Kongreß.
Die medizinisch⸗wissenschaftliche Ausstellung ist gestern Mittag mit Ansprachen des Geheimen Medizinal⸗Raths, Professor Or Virchow geschlossen worden. Der Gelehrte dankte den Ausstellern und vor Allen mit warmen Worten dem Direktor der Schau,. Kommerzien Rath Dörffel, der mit großer Sachkenntniß die Geschäfte geleitet hatte. Er verwies sodann auf ein Mißverständniß des bisherigen General ⸗ Sekretärs Dr. Lassar, der unbegründet den Gedanken einer Verlängerung der Ausstellung ausgesprochen, und
schloß endlich mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser.
Sowohl in der Maschinenhalle wie auch im großen Ausstellungs⸗ gebäude wurde alsdann dem Geheimen Medizinal⸗Rath Virchow Dank und Anerkennung ausgesprochen.
Statiftik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In Herne fand am Sonntag eine von ca. 270 Bergleuten besuchkte Versammlung der Zahlstelle Herne des alten Berg⸗ arbeiterverbandesß statt, welche sich mit der Gründung eines Konsumvereins, mit Verbandsangelegenheiten ze, beschäftigte. In Bezug auf ersteren Punkt beantwortete das Mitglied des Cen tral⸗ Vorstandes Jos. Schröter die Frage, was die Veranlassung gegeben habe, solche Vereine ins Leben zu rufen, dahin, daß den Leuten im vorigen Jahre, als der Strike ausbrach, der Kredit verweigert worden sei; sodann sei man sicher vor Wagrenfälschungen und man bekomme die Waare be⸗ deutend billiger Den Verdienst, den die Geschäftsleute hätten, könne man auch selbst einheimsen. Jedes Mitglied des Konsumvereins bat 3 4 Einschreibegeld und 50 C66 zum Betriebskapital zu zahlen, letztere Summe in monatlichen Raten. Am 17. d. M. findet in dieser An⸗ gelegenheit in Gelsenkirchen eine General versammlung statt; hierzu wurden zwei Deputirte gewählt. — In Bezug auf den zweiten Punkt 636 sich neben dem vorgenannten Sprecher ein zweites ritglied des Central ⸗Vorstandes, Joh. Meier; seine Ausführungen gipfelten nach einem Bericht der Rh. -⸗Westf. Ztg.“ darin, daß das einzige Heil der Bergarbeiter in dem alten Verband zu suchen sei und daß sich deshalb möglichst alle Bergleute in den⸗ selben aufnehmen lassen müßten. Obschon die Anwesenden den Sprechern Beifall klatschten, schienen dieselben doch ihrem Rathe be⸗ züglich der Aufnahme in den Verband nur sehr spärlich Folge zu leisten, denn bei Erledigung der Punkte ‚Aufnahme neuer Mitglieder und Zahlung der Beitrage! hatte, wie das genannte Blatt bemerkt, die Mehrzahl den Saal verlassen.
In Eschweiler fand gleichfalls am Sonntag eine außerordent⸗ liche Generalversammlung der dertigen Bergarbeiter statt, zu welcher zwei aus der Bergarbeiter Bewegung im Ruhrkohlengebiet be⸗ kannte frühere Bergleute Frielinghaus, Redacteur des neuen Berg—⸗ arbeiterblattes, und Brodam aus Gelsenkirchen erschienen waren, um die Bergleute für die Beschickung des Bergarbeitertages in ᷣ zu gewinnen und Propaganda für die „Bergarbeiter⸗
eitung? zu machen. Die beiden Redner aus Gelsenkirchen schilderten, wie die Bergleute im dortigen Revier sich orga⸗ nisirt hätten, und empfahlen dieses den Bergleuten in Eschweiler zur Nachahmung. Mindestens über ganz Deutschland müßte sich ein allgemeiner Bergarbeiterverband erstrecken, dann könne man auch etwas erreichen. Der deutsche Bergarbeiterverband zähle im rheinisch ⸗westfälischen Kohlengebiete bereits 33 000 Mit- glieder, und der Bergarbeitertag in Halle werde gewiß noch wesentlich zur Hebung des Verbandes beitragen. othwendig sei die Gründung von freien Unterstützungskassen und von Konsumgenoffenschaften, dann fönne man nöthigenfalls den Kampf mit dem Kapital aufnehmen. Sie wollten allerdings keinen Streit, sondern den Frieden, aber sie wollten sich nicht jeden beliebigen Lohn diktiren lassen. Die Industrie fange an zu flauen, und dann werde man gewiß versuchen, die im vorigen Jahre bewilligten Lohn⸗ erböhungen rückgängig zu machen. Diese Ausführungen fanden der Rh. W. Ztg. zufolge vielen Beifall und man beschloß, den Dele⸗ girtentag in Halle durch einen, resp. wenn das Geld reicht, durch zwei Vertreter zu beschicken. Die Versammlung war von etwas über 200 Bergleuten besucht und sehr animict. Am Morgen des Tages hatte in Höngen gleichfalls eine Versammlung stattgefunden; auch dort wurde ein Delegirter für Halle gewählt.
Aus Hambur g wird der Nat. tg.“ unter dem 19. d. M. geschrieben: Der Strike der hiesigen Zimmerer, Fabrik⸗ arbeiter, Ewerführer u. s. w. ist so gut wie verleren, trotznem die Führer der Sozialdemokratie ihn zur Partei- sache erklärt und alle Mittel in Bewegung gesetzt haben, um die Strikenden vekuniär zu unterstützen. Letztere gebrauchen pro Woche mindestens 260000 M Unterstützung, und diese Summe kommt bei Weitem nicht ein. Bis jetzt . bei der Redaktion des ‚Echo“', der Central ⸗Sammelstelle, circa 50 000 S von auswärts eingelaufen; eine ebenso große Summe
haben die Hamhurger Arbeiter auf ebracht, sodaß im Ganzen bis jetzt etwa 1 g 23 Der
00 000 M zur Verfügun den. Strike dauert aber bereits drei Monate, und es läßt sich daher denken, daß die Nothlage unter den Strikenden eine große ist. Von einem wirklichen Strike kann eigentlich keine Rede mehr sein, denn alle Arbeitsstellen sind schon seit langer Zeit besetzt. Die Bewegung nahm vor vielen Wochen, wie bekannt. dadurch ihren Anfang, daß die Zimmerer und Marrer zugleich mit einer Lohnerböhung eine Verkürzung der Arbeitszeit durchsetzen wollten; andere Gewerkschaften, wie die der Ewerführer folgten. Den Arbeitgebern gelang es bald, da die 2 in Ham⸗ burg recht hoch waren, Arbeitskräfte von auswärts heranzuschaffen, die für die von den Arbeitgebern bewilligten Löhne sehr gern arbeiteten. Angesichts des herausfordernden Benehmens einzelner Gewerkschaften verlangten nun die Arbeitgeber, daß die Arbeiter aus den Fachvereinen, welche die Stützpunkte der Lohnbewegung waren, austreten sollten. Die Arbeiter weigerten sich zum Theil, und es kam zu einer großen Aussperrung. Nach einigen Wochen unter- schrieben bereits Schaaren von Arbeitern den Revers, und heute liegt die Sache so, daß der Sieg auf der ganzen Linie entschieden ist Die Arbeiter haben auf ihre Forderungen überall verzichtet und sind auch zum Theil aus den Fachvereinen ausge— schieden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Lohnbewegung der Arbeiter hier für längere Zeit stark eingedämmt ist.
In Magdeburg hielt in einer vom Ortsverein Neustadt der Deutschen Schubmacher und Lederarbeiter einberufenen Gewerkvereins Versammlung, welche aus Nenstadt und Magdeburg ut besucht war, der Redacteur des Lederarbeiter', L Winter aus Kiri! einen Vortrag über den Achtstun den ⸗Arbeitstag und die Lobnbewegung“. Der Redner kam, wie wir der Magdeb. Ztg.“ entnehmen, zu dem Schluß, daß die Einführung eines achtstůndigen Arbeitstages für jetzt als unmöglich zu be⸗ eichnen sei, daß aber für eine Verkürzung der jetzigen
rbeitszeit, die oft noch 12 und 14 Stunden betrage, eingetreten werden müsse und sich für den Fabrikbetrieb eine neunstündige, für den Hausbetrieb eine zehnstündige Arbeitszeit empfehle. Was die gegenwärtige Lohnbewegung betreffe, so könne man der⸗ selben eine Berechtigung nicht absprechen; man müsse aber in besonnener und möglichst in friedlicher Weise vorgehen, ohne es an der nöthigen Energie fehlen zu lassen. Um dies ermöglichen zu können, habe der Gewerkverrin seine Kassen errichtet Zu be⸗ dauern sei, daß ein großer Theil der deutschen Arbeiter das Nützliche dieser Einrichtungen nicht einsehe und sich den Gewerkvereinen feind⸗ lichen, radikalen Organisationen, wie die sozialdemokratisch⸗fachvereins⸗ lerische es sei, zuwende.
Wie W. T. B.“ aus Cardiff berichtet, haben die Eisen⸗ bahn ⸗Direktoren nach längerer Berathung die ermäßigten For⸗ derungen der Strikenden abgelehnt; die Letzteren haben be—⸗ schlosen, keine weiteren Zugeständnisse zu machen.
In Malaga wurde gestern, einem Wolff'schen Telegramm zu⸗ folge, eine Schaar strikender Weiber durch die Bürgergarde auseinander gebracht.
Aus New-JYork theilt ein Telegtamm des W. T. B.“ mit, daß die Heizer der Hudson⸗River⸗Strecke von der New⸗ Pork ⸗Central- Railway sich den Strikenden angeschlossen haben. An 1000 Polizisten sind auf der nördlichen Haupt- strecke aufgestellt, um etwaige Versuche der Ausständigen, den Verkehr zu unterbrechen, zu verhindern. Den Weg nach Dewitt in der Nähe ven Syracuse haben die Strikenden blockirt. Die Direktoren der Bahn haben bis jetzt alle Vorschläge zu einer schiedsrichterlichen Beilegung zurückgewiesen.
Kunsft und Wissenschaft.
Gestern Nachmittag fand in Wien, wie . W. T. B. be⸗ richtet, unter allgemeinster Theilnahme der Bevölkerung das feierliche Leichenbegängniß Eduard von Bauernfeld's statt. Die Leiche wurde in der Stephanskirche eingesegnet, wo sich unter den Trauergästen u A. der Minister von Gautsch, der Bürgermeister Prix, der Vize ⸗Präsident des Herrenhauses Fürst Czartorvski und der General⸗Intendant der Schauspiele Freiherr von Bezeeny befangen. Am Grabe sprachen der Direktor des Burgtheaters Dr. Burckhard und der Präsident der „Concordia, Professor Wachanek. Mit Bauernfeld starb der Nestor der deutschen Theaterdichter. Er war gehoren am 153. Januar 180 zu Wien und widmete sich ur⸗ sprünglich dem Studium der Rechte, zog sich aber, nachdem er bis zum Jahre 1848 dem österreichischen Staatsdienst angehört hatte, von seiner amtlichen Beschäftigung zurück und widmete sich ganz der litterarischen Thätigkeit. Die Anzahl seiner dramgtischen Arbeiten ist eine außerordentlich große, viele davon, wie z. B. „Bürgerlich und Romantisch., haben sich auf dem Repertoire unserer Bühnen be⸗ hauptet. Noch bis in seine letzten Tage hinein war Bauernfeld mit dichterischen Entwürfen beschäfstigt. Das künftige Erträgniß seiner Stücke vermachte er dem Wiener Zweigverein der Schiller ⸗Stiftung, seine gesammten Manuskripte dem Wiener Stadtarchiv.
— Der „Klassische Bilderschatz herausgegeben von Fa von Reber und Ad. Bayersdorfer; Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft, vorm Friedr. Bruckmann in München) enthält auch in seinen neuesten n m, eine Anzabl selten oder noch gar nicht durch Vervielfältigung bekannter Meisterwerke aus der Blüthezeit der Malerei. So hringt die Nr. 20 2. Jahrgangs das Fresko⸗Gemälde von Giotto in San Francesco zu Assisi, den Tod des Edlen von Celano darstellend, ferner die „Bestattung Marige“ von Vittore Carpaccio in der Galerie zu Ferrara. Ein Glanzstück der Nummer sind die. Regenten des Elisabeth Hospitals in Harlem von Frans Hals (aus dem dortigen Stadthause), denen sich das markige charaktervolle Porträt eines vornehmen Mannes von Rubens aus der Eremitage in St. Petersburg anreiht. Eine köstliche ländliche Idille ist Karel du Jardin's Bild Vieh auf der Weide aus dem Loupre zu Paris, ein liebliches Senrebild das „Concert“ von Gerhard Terburg ebendort. Aus der 21. Lieferung verdient besondere Hervorbebung der Parnaß“ von Andrea Mantegna, ein Bild, das ehenfalls zu den herrlichsten Schätzen des Louvre gehört. Die Fresco⸗Malerei ist darin vertreten durch des Fiesole Verkündigung Marige“n im Museum von San Marco zu Florenz und eine jener kraftstrotzenden Männergestalten über den Pfeilern an der Decke der Sistina ju Rom. Sehr inter essant ist das sprechend lebensvolle Bildniß eines würdigen alten Wundarztes, von Nicolaus Neufchatel lin der Galerie zu Darmstadt). Ein schönes Beispiel alter Freilichtmalerei bietet der Hof eines bolländischen Hauses von Pieter de Hooch (in der National⸗Galerie zu London). Das letzte Blatt endlich reproduzirt den sogenannten „Joneur de flate“, eine elegante musikalische Gesellschaft im Freien, von dem Franzosen Pater, einem Vorgänger Watteau's. In Anbetracht der Fülle schöner und kunstgeschichtlich werthvoller Bilder, welche der Klassische Bilderschatz' in meist vorzüglich ge⸗ lungenen, direkt nach den Originalen ausgeführten Nachbildungen für den niedrigen Preis von 50 (für 6 Blätter in groß 40) bietet, verdient das Unternehmen in der That die Beachtung aller kunst⸗ freundlichen Kreise.
Sanitäts⸗, Veterinär ⸗ und Quarantänewesen.
Der Gesundheitszustand in Berlin war in der Woche vom 27. Juli bis 2. August, wenn man von der gesteigerten Sterb⸗ lichkeit der kleinen Kinder an den K absieht, ein günstiger; die Gesammtsterblichkeit war jedoch eine größere als in der Vorwoche (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 25. ). In Folge der anhaltend heißen Temperatur, die in der Berichts- woche vorherrschte, kamen akute Darmkrankheiten in rg Zahl zum Vorschein und endeten in 192 Fällen (gegen 139 der Vorwoche) tödtlich. Der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war ein gesteigerter, von je 10 6600 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet. 120 Säuglinge. Akute Entzündungen der Athmungs= organe wurden weniger beobachtet, auch blieb die Zahl der durch sie gestorhenen Per onen eine kleine. — Das Vorkommen der Infes⸗ tionskrankheiten blieb ein beschränktes. Erkrankungen an Mafern
wurden nur noch 91 zur Anzeige gebracht und traten nur in Moabit
häufiger zu Tage. Auch Erkrarkungen an Diphtberie jeigten sich in Moabit am zablreichsten. . an Scharlach und an Unter⸗ leibstvphus kamen nur wenige jur Meldung; deggleichen blieben auch Erkrankungen an Kindbettfieber selten und wurden auch nur wenige Erkrankungen an rosenartigen Entzündungen des Zellengewebes der Haut beobachtet. Zahlreich waren noch immer Erkrankungen an Keuch⸗ husten. doch blieb der Verlauf überwiegend ein milder. Rheumatische Beschwerden aller Art zeigten im Vergleich zur vorhergegangenen Woche keine wesentliche Veränderung in ihrem Vorkommen.
Der bulgarische Sanitätsrath hat für die Häfen von Burgas, Varna und Baltschik eine fünftägige Qua ran— täne gegen Provenienzen aus Merkka und Djeddah an— geordnet, wofern dieselben in den türkischen Häfen einer ärztlichen Beobachtung noch nicht unterzogen wären.
Dänemark, ; .
Durch Bekanntmachung des Königlich dänischen Minist eriums für Jsland vom 2 Juli 1890 sind in Folge des Auftretens der Cholera in Spanien die gesetzlichen Bestimmungen über die gesund⸗ heitspolizeiliche Untersuchung gegenüber den aus den spanischen Mittel⸗ meerhäfen in Island arkemmenden Schiffen in Kraft gesetzt worden. Gleichzeitig ist die Einfubr von gebrauchter Leinewand, gebrauchten Kleidungsstücken, gebrauchtem Bettzeug (soweit diese Gegenstände nicht zum Reisegut von Passagieren gehören), ferner von Lumpen, gebrauchter Watte, Kratzwolle, Papierabfällen, Haaren und Fellen aus den bezeichneten Häfen verboten worden.
¶Sandel und Gewerbe.
Berlin, 10. August. (Wollbericht des Ctrbl. f. d. Textil⸗ Ind) In dem Gange des Geschäfts ist in den letzten acht Tagen eine Veränderung nicht hervorgetreten. Wie bisher waren es in— ländische Fabrikanten, welche am Platze anwesend und auf den Lägern thätig waren. Der Bedarf unserer lausitzer, märkischen und sächsischen Fabrikanten ist selbst bei stillem Geschäftsgang und un—⸗ günstiger Konjunktur ein derartig bedeutender geworden, daß die Be⸗ ftände an deutschen Wollen knapp ausreichen, um der Nachfrage zu genügen, und da die meisten Konsumenten wenig mehr als ihren dringendsten Bedarf decken, so bleibt der Abijug vom hiesigen Lager ein regelmäßiger. Von den Terminmärkten meldet man täglich höhere Preise, und die feste Tendenz, die sich dort geltend macht, giebt dem effektiven Geschäft einen starken Rückhalt. .
— Zwischen dem rheinisch-westfälischen Roheisen⸗ verband und dem westfälischen Kokssyndikat hat, wie die Rh.⸗Westf. Ztg. mittheilt, am 11. August zu Bochum eine längere Besprechung stattgefunden, welche das erfreuliche Ergebniß einer allseitigen Uebereinstimmung über den Kokspreis gehabt bat Dresden, 12. August. W. T. B.) Die Aktien des Zell⸗ st off Vereins, welche am 14. und 15. d. M. zum Course von 123 Q zur Subfskription gelangen, wurden heute zu 128,50 lebhaft gehandelt.
Leipzig, 11 August. (W. T. B) Kammzug - Termin handel. La Plata. Grundmuster B. pr Auguft 490 MS, pr September 4,923 M, pr. Oktober 4,925 K, pr. November 4,923 M16, vr. Dezember 4,87? *, pr Januar 4,80 , pr Februar 4,75 4, pr. März 475 Æ, pr. April 470 M, pr. Mai 470 AÆ, — limsctz 5 5b kg. Fest
London, 11. August. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen⸗ ladungen angeboten. ö
London, 12. August. (W. T. B) Nach einer Meldung des Reuter'schen Bureaus' aus Buenos Aires von gestern soll die beabsichtigte Ausgabe von 100 Millionen Dollars Papier- geld, wie folgt. vertheilt werden: 30 Millionen für die National⸗ bank, 20 Millionen für die Regierung, 20 Millionen für die Munizipali tät, 30 Millionen für die Hypothekenbank. Wie verlautet, würde Celman in allernächster Zeit nach Europa abreisen. Die finanzielle Lage bessert sich Schritt für Schritt.
Glasgow, 11. August. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 11 410 Tons gegen 7434 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.
Bradford, 11. August. (W. T. B.) Wolle sehr rubig, Croßbreds fest, für Mohairwolle besserer Begehr, für Garne kleine Exportordres, Stoffe ruhig.
New⸗York, 11. August. (W. T. B.) Visible Supply an Weizen 18 490 000 Bushels, do. an Mais 11103 000 Busphels.
Submissionen im Auslande.
J Griechenland.
2. September. Athen. Ministerium des Innern: Belag von
12 eisernen Brücken. Gewicht: 477 815 kg. Kaution: 8000 Drachmen. II. Serbien.
13. Dezember. Belgrad. Stadtoerwaltung: Wettbewerb in der Ausarbeitung von Planen für Volksschulen. 2 Preise von 1600 bezw. 600 Fr.
Näheres an Ort und Stelle.
Verkehrs · Anstalten.
Laut telegraphischer Meldung aus Köln (Rhein) ist die Lenglische Post vom 11. Morgens ausgeblieben; Grund: Zugverspätung auf belgischer Seite in Folge verspäteter Lan⸗ dung des Schiffs.
— Wegen Unterbrechung der Süderpreßzug⸗ Verbindung nach Lissabon in Folge der an der ee , nn,. Grenze be ˖ stehenden Quarantäne⸗Maßregeln legen die von England nach Cap- land und Natal fahrenden Schiffe der Union und Castle ⸗Linien bis auf Weiteres nicht mehr in Lissabon an.
In elch dessen werden die Briefsendungen nach Süd⸗Afrika fortan über England geleitet, und müssen dieselben einen Tag früber als bisher, von Berlin also spätestens am Mittwoch mit Zug 9,21 Ab ends, zur Absendung gelangen. .
— Wie aus München mitgetheilt wird, gelangte in der am 8 / 9. Auguft 1890 unter dem Vorsitz des Regierungs- Direktors von Böhm abgehaltenen 24. Sitzung des bayerischen Eisen bahnratbes der Entwurf der Winter⸗Fahrordnung 1890191 zue Berathung und Feststellung.
. wurde noch über folgende Tariffragen Verhandlung geyflogen:
15 Die Zusammenstellung der mit ministerieller Genebmigung in der Zeit vom 15. März bis einschließlich 30. Juni 1890 ein gefübrten und aufgehobenen Ausnahmetarife diente zur Kenntniß.
2) Der Eisenbahnrath spricht sich . dabin aus, daß Getreidelagerhäusern, deren Besitzer Eigenhandel treiben, die Reexpediti onsbegünstigung . lich zu verweigern sei. Die vorliegenden Gesuche auf Einbeziehung zweier Getreidelager⸗ häuser in Regensburg und Landsbut in das begunstigte Reexpeditions⸗
verfahren für die internationalen Import⸗ und Transit⸗Tarife werden
mit überwiegender Majorität nicht gutgeheißen.
3 Die Beibehaltung der ermäßigten Mais⸗Import Tarife bis auf Weiteres wird einstimmig begutachtet.
4) Der Eisenbahnrath spricht sich einstimmig für die Beibehaltung der seitherigen ermäßigten Tarife im rheinisch⸗westfälisch⸗bayerischen Güterverkehr, speziell für die Artikel Holz. Bier und Eisen aus.
5) Zur Frage, ob und in welcher Form eine anderweitige Tarifirung des Artikels Rund. und Schnittholz geboten sei, wurden folgende Anträge einstimmig gutgebeißen:
a. Es sei erforderlich, der bestehenden Klassifikation für Holz des Spezialtarifs I eine anderweitige Fassung in der Richtung zu geben, daß in Hinkunft die Inanspruchnahme des Spezialtarifs Ii für das jenige Rundholz, welches sich seinem Werthe und seiner Beschaffen⸗ heit nach ebensowohl zu Sägereizwecken als für die Cellulose⸗-Fabri⸗ kation eigne, verbütet werde. Zu diesem Zweck wäre für das Hol; des Spenaltarifs I eine entsprechende Beschränkung in der Dimension nicht blos der Länge, sondern auch der Stärke nach festzusetzen.
b. Es sei für das Rundbolz des Spezialtarifs NI eine Maximal- dimension von 25 m rücksichtlich der Länge und von O, 2 m rücksichtlich der Stärke am Ablasse festzusetzen. ; ;
e. Es sei in diesem Fall ein Spielraum von 5960 in maximo der in einen Wagen zur Verladung kommenden Roller (aus der Zahl von „Rollern gleicher Längendimension ermittelt) zuzulassen, wobei Rundlinge unter 10 em außer Betracht bleiben sollen.
Ham burg, 11. August. (W. T. B.) Der Postdampfer Saxonia“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfabrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Th om as eingetroffen. ; —
— 12. Augaust. Der Postdampfer „Rugia“ der Ham⸗ burg Amerikanischen Packetfabrt · Attrengesellschaft hat, von New⸗Jork kommend, gestern 5 Uhr Nachmittags Seilly passirt. .
kJ 11. August. (W. T. B.) Der Union⸗ Dampfer Anglian“ ist beute auf der Ausreise in Capetown, der Union⸗ Dampfer Spartan“ auf der Heimreise in Southampton und der Union Dampfer „Athenian“ auf der Ausreise in Lissabon angekommen.
Theater und Mußsik.
Lessing⸗Theate r. .
Das Repertoire für die ersten fünf Vorstellungen ist in folgender Weise festgestellt: Sonnabend, 18. August: Zum ersten Male: Ein Volksfeind'. Schauspiel in 5 Akten von Henrik Ibsen. Sonntag, L. August: ‚Ein Volksfeind. Montag, 18. August: ‚Die Ehre“. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann. Dienstag, 19. August: ‚Ein Volksfeind'. Mittwoch, 20. August: „Der Fall Cléemenceaus. Schauspiel in 5 Akten von A. Dumas und A. d'Artois. Die Tageskasse des Lessing⸗ Theaters ist bereits von Donnerstag, 14. August, ab in den Stunden von 10 Uhr Vormittags bis 1 Ubr Mittags zum Vorverkaufe von Billets zu den angekündigten Vorstellungen geöffnet.
Victoria ˖ Theater. 3
Das Victoria-⸗Theater begeht am Mittwoch, 13. August ein Erinnerungsfest. Vor Jahresfrist fand an diesem Tage die erste Auf⸗ führung von „Stanley in Afrika' statt, das sich bisher ohne jed⸗ wede Unterbrechung auf dem Repertoire erhalten hat und gerade jetzt in den letzten Wochen eine ganz ungewöhnliche Zugkraft ausübt. Zu dieser 358. Vorstellung — die in Wahrheit eine Jubelfeier genannt werden kann — treten auch Direktor Litaschy als Stanlev und Jenny Heese als Leila wieder auf. Im Hamburger Central hallen Theater hat das Ausstattungsftück am vorigen Sonnabend gleichfalls einen großen und ungetheilten Erfolg errungen.
Friedrich ⸗Wilbelmstadtisches Theater. (
Aus dem reichen Schatze kleiner Operetten, welche die Auf⸗ führungen des neuen pantomimischen Divertissements Die Puppen fee“ begleiten werden, läßt die Direktion zunächst Suppe 's ‚Pen⸗ sionat' in Scene gehen. Das reizende Werk des Wiener Altmeisters bat seit mehr als einem Dejennium das Lamvenlicht der Berliner Operettenbühne nicht mehr erblickt und dürfte für einen großen Theil unserer heutigen Theaterbesucher eine vollständige Novität sein.
Kroll's Theater.
Hr. van Dyck, der unübertreffliche Darsteller und Sänger des Faust, riß auch gestern in der zweiten Aufführung der Oper Mar⸗ garetbe“ das zahlreich erschienene Publikum zu enthusiastischen Beifalls-⸗ bezeugungen hn. Frl. Ek (Gretchen) und Hr Riechm ann (Mephisto) trugen, was Spiel und Gesang betrifft, gleichfa ls nach Kräften zum Gelingen des Ganzen bei, es wurden diese drei Hauxptdarsteller durch mehrmaligen Hervorruf ausgezeichnet. Die übrigen Rollen be⸗ fanden sich wiederum in den besten Händen. Chor und Orchester ver⸗ dienen nech ganz besonders lobende Anerkennung. — Heute beginnt Miß Marguerite Macintvre vom Conventgarden⸗Theater in London ihr Gastspiel mit der Leonore in Verdi's Troubadour“.
dolph⸗Ernst · Theater.
Der Goldfuchs' begeht am Donnerstag das Jubiläum der 125. Aufführung. Direktor Ernst wird, wie bei früheren gleichen An⸗ lässen, auch diesmal an die Besucher dieser Vorstellung Souvenir⸗ Notenhefte mit den beliebtesten Couplets aus der Gesangsvosse zur Vertheilung gelangen lassen.
Mannigfaltiges.
Ueber die gestern erfolgte Einweihung des neuen Offizier
Kasinos des Garde⸗Füsilier-Regiments berichtet die Staatsb. Ztg.“: Se. Majestät der Kaiser traf gestern kurz vor 5 Uhr vor dem Portal des Kasinos ein und wurde vom Regiments Commandeur QOberst Graf Keller und dem gesammten Offizier ⸗ Corps ehrfurchtsvollst begrüßt. Der Kaiser hatte den Ueberrock und Helm der Garde ⸗Füsiliere angelegt, auch das Offizier ⸗Corps war im Ueber⸗ rock erschienen. Nachdem der Kaiser die Anwesenden begrüßt und viele derselben durch Ansprachen ausgezeichnet, machte derselbe einen Rund⸗ gang durch die Räume des Kasinos. Das Vestibül und das Treppenhaus waren mit Waffen und Emblemen sinnig geschmückt, rechts und links von der ersten Treppe hatte man je eine Ritterrüstung von blinkendem Eisen, Geschenke des Reserve⸗Offtzier ⸗ Corps des Re⸗ iments, aufgestellt. In den oberen Räumen ließ der Kaiser dem Regiment Sein lebensgroßes Oelbild übergeben und geruhte den Dank des Regiments Commandeurs entgegenzunebmen. Bald darauf begab man sich zu Tisch. Die Tafel war in dem neuen großen Eßsaal ge⸗ deckt. Bei Betreten desselben intonirten die Hornisten⸗Corps des 2. und 3. Bataillons die italienische Königsfaafare auf ihren von Sr. Majestät dem Kaiser im vorigen Jabre aus Italien mitgebrachten Signalbhörnern — eine Ueber⸗ raschung, welche dem Kaiser ganz besonders gefiel. Der Kaiser nahm zwischen dem Feldmarschall Grafen Blumenthal und dem Regiments⸗ Tommandeur Grafen Keller Platz, gegenüber saßen der kommandirende General Freiherr von Meerscheidt⸗Huͤllessem, General von Werder, General ⸗Oberst von Pape. Für den jüngeren Theil des Offiziercorps waren die Tafeln in den unteren Räumen, welche durch eine geräumige Veranda vergrößert sind, aufgestellt. Der Kaffee wurde im Garten eingenommen und erst in später Abendstunde schied der Kaiser.
Im Auftrage Ihrer Majestät der Kaiserin erschien gestern der Kammerherr von dem Knesebeck im Landesausstellungs⸗ park, um die transportable Lazaretheinrichtung eingehend zu er,. welche auf Veranlassung des Central⸗Comités der deut⸗ schen Vereine vom Rothen Kreuz die Hrrn. Dr. Gutsch und Apo⸗ theker Löblein Karlsruhe und Major a. D. Hahn-Dresden dort in einer Vöcker'schen Baracke in zwei Zelten ausgestellt haben. Die hohe Frau batte schon bei dem Besuch der medizinisch⸗wissenschaftlichen Ausstellung für das hier vorgefübrte System lebhaftes Interesse an den Tag gelegt und wünschte nunmehr ganz spezielle Mittheilungen zu empfangen. Was das Gutsch'sche Spstem von anderen unter⸗ scheidet, ist, daß die zur Verpackung der Einrichtungsgegenstände dienenden Kisten als Tische, Schränke u. dgl. Verwendung finden. Ein nach Gutsch'schem System für 109 Kranke und 18 Mann Hersonal in 5 Kranken und 2 Wirthschaftsbaracken hergerichtetes Lajareth wiegt mit Einschluß der Baracken und mit Mundvorrath für 11 Tage und Arjnei für 4 Wochen 756 Ctr. und läßt sich bequem auf 5 Eisenbahngüterwagen von 30 ebm Laderaum und 100 Doppel ⸗Centner Tragkraft verladen. Von diesen 756 Centnern kommen auf die 7 Baracken 537 Centner. Die Einrichtung der 5 Krankenbaracken wiegt 170 Ctr. und zerfällt in 23 Packstücke, die der beiden Wirthschafts⸗ und Verwaltungs baracken 49 Ctr. Die Koch⸗, Wasch⸗ und Schlachteinrichtung ist spejiell durch Major Hahn zusammengestellt, dessen Schwester auch ein kleines Koch= buch für den n r geschrieben hat. Der Gesammtvpreis eines vollständigen Gutsch'schen Lazareths beträgt 50 000 460 Pro Bett kommen auf das Haus 280 , auf die Einrichtung 220
Der Berliner Schießverein für Offiziere bielt wegen des früben Ausrückens vieler Truppentheile zum Manöver sein Königsschießen diesmal bereits am Sonnabend auf dem eigenen