Ueber die Erkrankungen bei den beiden Expeditions⸗ Corps ließen sich Prozentberechnungen nicht aufstellen, da dieselben, durch eine Anzahl von den Stationen entnommener Mann⸗ schaften verstärkt, in den letzten Tagen des Monats April zu den kriegerischen Unternehmungen im Süden des deutschen Interessengebiets eingeschifft und nach Einnahme der be⸗ treffenden Orte auf die neu gegründeten Stationen Kilwa, Lindi und Mikindani zu je zwei Compagnien ver— theilt wurden, während nur zwei Compagnien des 1. Expeditions Corps nach Bagamoyo bezw. Pangani 6 Da die Operationen im Süden bei außerst chlechter Witterung auf der Höhe der Regenzeit stattfanden, da ferner die zu Anfang April aus Egypten eingetroffenen, neu angeworbenen Sudanesen sich noch nicht an das Klima gewöhnt hatten, auch einige nicht felddienstfähige Leute zählten, so war der Gesundheitszustand ein ungünstiger und es kamen insbesondere viele Malaria⸗Erkrankungen vor. Die früher re, e. Erfahrungen lassen indessen erwarten, daß nach
eendigter Regenzeit und mit dem Fortschreiten in der Ent—
wickelung der neu gegründeten Stationen der Gesundheitẽ⸗ zustand dieser neuen Truppen ein ebenso guter werden wird, wie bei den alten sudanesischen Soldaten , .
Dem deutschen Frauenverein für Krankenpflege in den Kolonien ist, wie dessen Zeitschrift, Unter dem Rothen Kreuz“ meldet, ein Telegramm zugegangen, wonach ein neues großes Lazareth in Dar-es-Salaam errichtet worden ist. Der schleunigst zusammenberufene Vorstand beschloß in Folge dessen die sofortige Absendung einer Lazareth Aus— rüstung. Die mit der Beschaffung derselben betraute Kommission entledigte sich ihrer Aufgabe auf das Prompteste, so daß die Ausrüstungsgegenstände bereits mit dem am 23. v. M. von Hamburg abgegangenen ersten Dampfer der Ost⸗Afrika⸗Linie hinausgesandt werden konnten. Durch Neubeschaffung von neun vollständigen Tropen⸗-Lagerstätten nebst allem Zubehör ist der bisherige Bestand von 15 Betten auf 24 erhöht worden. Wie die genannte Zeitschrift ferner mittheilt, gewinnt die Absicht, auch nach den anderen Kolonien, zunächst wohl Neu⸗ ö Pflegeschwestern zu entsenden, immer mehr festen
oden.
Südwest⸗Afrika. Ueber die Lage im Damara⸗ und n, berichtet das „Deutsche Kolonialblatt“ Fol⸗
endes: ? Der Kaiserliche Konsul Dr. Goering, beauftragt mit der kom- missarischen Wahrnehmung der Funktionen des Kaiserlichen Kom missars für das südwestaftikanische Schutzgebiet, hat, einem neueren Berichte zufolge, vor Antritt seiner Reife nach dem Namaqua⸗ lande sich Anfang Mai d. J., einer Einladung Maharero's folgend, nach Okabandja begeben. Maharero hatte eine größe Anzahl Krieger von aus⸗ wärts aufgeboten. Auch war der Häuptling Manasse von Omaruru mit den meisten seiner Großen anwesend. Nach einer sebr entgegen kommenden Aufnahme veranstaltete Maharero eine feierliche Ver⸗ sammlung, an welcher etwa 50 Hereros tbeilnahmen. Im Auftrage Maharero's erklärte Manasse von Omaruru Namens der ganzen Herero ⸗Nation, daß dieselbe an dem mit Deutschland abgeschlossenen Schutzvertrage festbalte und die Deutschen als ihre Brüder betrachte.
Die Stimmung unter den Hereros ist die denkbar günstigste. Mit der Anwesenheit der Truppe im Lande haben sie sich, zumal sie einen eventuellen Schutz von derselben erwarten, vollständig ausgesöhnt. Mit der Ansiedlung eines Theils derselben auf Windhoek würden sie sich einverstanden erklären und auch andere zur Zeit nicht bewohnte Plätze der deutschen Regierung auf Wunsch zur aueschlicßlichen Be—⸗ nutzung überweisen.
Hauptmann von Frangois, welcher ebenfalls der Ver⸗ sammlung in Okahandja beigewohnt hatte, hat sich am 6. Juni d. J. in Otjikango mit der Truppe vereint. Dieselbe ist von der Be— völkerung des Nosob⸗ und Otjisassu⸗Thales auf das Freundlichste be—⸗ grüßt worden. Hauptmann von Frangois beabsichtigte, bis zum 12. Juni in Otjikango zu verbleiben und sodann über Dtjisera nach Rehoboth zu marschiren. ;
Marschall⸗Inseln. Der Jahresbericht der Jaluit—⸗ Gesellschaft für 1889 hebt hervor, daß seit Uebernahme der Verwaltung des Schutzgebiets der Marschall⸗Inseln durch n, ,, die Verhältnisse daselbst sich erheblich gebessert
en.
Sicherheit des Eigenthums, Recht und Gesetz traten von da ab an Stelle der früheren Gesetzlosigkeit, und die steten Kämpfe der Eingeborenen hörten vollständig auf. Die allgemeine Gefchäftslage darf als eine gute bezeichnet werden, denn die Kauffähigkeit der Ein⸗ geborenen hat ganz bedeutend zugenommen, was nicht zum wenigsten in indirekter Weise dem Verbot der Waffeneinfuhr und des Vertaufes der Spirituosen an Eingeborene zuzu—⸗ schreiben ist; Mangels Munition haben die Kämpfe der Eingeborenen aufgehört, bei denen regelmäßig eine große Anzahl von Kokospalmen zerstört zu werden pflegte, und Mangels Spirituosen sind die ausschwei⸗ fenden Gelage verschwunden, durch welche die Koprabereitung und jegliche nützliche Thätiekeit der Eingeborenen häufig wochenlang unter—⸗ brochen wurde.“ ; ‚
Dagegen wird darauf hingewiesen, daß die Erziehung der Eingeborenen noch ganz darniederliegt und auch keine Fort— schritte machen werde, so lange nicht an Stelle der eingebore⸗ nen Zöglinge der Boston Mission Society europäische Missio⸗ ngre treten. Die Gesellschaft ist bemüht, eine deutsche Missionsgesellschaft für das Schutzgebiet zu gewinnen.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 16. August. Se. Majestät der König und Se. Königliche Hoheit der Prinz von Rumänien haben sich 9 früh von hier nach Ischl begeben, wo Höchst— dieselben von Sr. Majestät dem Kaiser und König empfangen und nach dem „Hotel Elisabeth“ geleitet wurden Um 4 Uhr fand in der Kaiserlichen Villa Hoftafel statt, an welcher Ihre Majestäten der Kaiser und König, die Kaiserin und Königin, der König von Rumänien, Ihre Kaiserliche und Königliche 6 die Prinzessin Leopold von Baiern, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Elisabeth und Augusste von Bayern, der Kronprinz von Rumänien sowie zahlreiche Würdenträger und das Gefolge theilnahmen. Um 6 Uhr machten, wie „W. T. B“ berichtet, der Kaiser, der König und der Prinz eine Spazierfahrt nach Goisern. Um 7 Uhr wohnten die hohen Herrschaften einer Vorstellung des „Zigeunerbarons“ bei.
Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Albrecht von . 1 mit ihren Söhnen gestern aus Reichenhall
ier ein.
Wie das „Fremdenblatt“ von kompetenter Stelle erfährt, hat der Kaiser von Rußland an den Obersten Hoff— mann von Donnersberg, Kommandanten des den Namen des russischen Kaisers führenden Infanterie⸗Regiments Nr. 61, eine Einladung zur Theil nahme an den Manbvern in Krasnoöje⸗Selo ergehen lassen. Oberst Hoffmann ist gestern nach Rußland abgereis 4c
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Die bosnisch-⸗herzegowinischen Truppen, deren Ankunft in Triest bereits gemeldet ist, werden nach der „Reichswehr“ heute auf der Südbahn hier eintreffen, am 18. die zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers auf der Schmelz statifindende Parade mitmachen und dann an größeren Uebungen der 3. Infanterie⸗Truppendivision bei Lambach theilnehmen. m der beiden Bataillone würde außerdem die Auszeichnung werden, einmal die Hauptwache in der K. und K. Hofburg be⸗ ziehen zu dürfen.
Großbritannien und Irland.
London, 16. August. Im Parlament wurde gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, eine umfangreiche diplomatische Correspondenz zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten in Angelegenheit des Robben— fanges im Behringsmeere vertheilt, welche bis zum August 1890 reicht. Sie enthält eine Depesche Lord Salisburs vom 29. Mai d. J, in welcher der englische Premier⸗Minister einen formellen Protest gegen die Beschlagnahme und Vertreibung englischer Fischerboote durch amerikanische Schiffe erhebt. Eine weitere Depesche vom 2. August widerlegt die amerika⸗ nischen Ansprüche ausführlich und verweigert die An⸗ erkennung des Begehrens der Vereinigten Staaten, eine ausschließliche Gerichts hoheit derselben im Behringsmeer anzuerkennen. Großbritannien sei bereit, den Vereinigten Staaten dort dieselbe Gerichtshoheit zuzugestehen, welche es schon vorher Rußland zugestanden hatte. enn die Vereinigten Staaten nicht zustimmen, so schlägt Lord Salisbury die Regelung dieser Angelegenheit durch ein Schiedsgericht vor.
Im Unterhause erklärte der Unter⸗Staats sekretär 3 das englisch-portugiesische Abkommen ei noch Gegenstand der Erwägung. Er hoffe, man stehe am Vorabend einer befriedigenden, ehrenvollen Lösung.
Frankreich.
Paris, 16. August. Nach der „Fr. C“ hat der Minister des Auswärtigen Ribot den Subdirektor der politischen Ab⸗ theilung im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Hanotaux als Kommissar für die Feststellung der Grenzen des Sudan bezeichnet. Sollte der Dienst es nicht ermöglichen, daß der von dem Unter-Staatssekretär der Kolonien als Kommissar in Aussicht genommene Hr. Ha ußmann die Stelle eines Kommissars übernehmen kann, so dürfte Hr. Delon cle, Chef⸗Adjunkt des Kabinets des Unter⸗Staats⸗ sekretärs, der Kollege des Hrn. Hanotaux in der Kommission werden. Ueberdies ist davon die Rede, den franzöfischen Kommissaren erfahrene Forschungsreisende oder Geographen als Beiräthe mitzugeben. Auf alle Fälle dürfte die Grenz— kommission ihre Arbeiten nicht vor dem Monat Oktober be— ginnen.
Die gestern von den Imperialisten veranstalteten Bankets sind nach einer Meldung des ‚W. T. B.“ ohne Ru hestörungen verlaufen. Auf dem Hauptbanket im Wagram Saale, an welchem 809 Personen theilnahmen, wurden Toaste auf die Wiederherstellung des Kaiserreichs aus⸗ gebracht und ein Telegramm des Prinzen Victor Napoleon verlesen, worin derselbe den Comités seinen Dank für ihre Ergebenheit und rastlose Thätigkeit ausdrückte.
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 16. August. Der deutsche Bot— schafter Gene al von Schweinitz begab sich, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern, anläßlich der bevorstehenden Ankunft Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm, nach Reval.
Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten von Giers ist aus demselben Anlasse von seinem Aufenthalt in Finnland hierher zurückgekehrt. ö
Ein Kaiserlicher Erlaß regelt die finnische Münz⸗ frage. In demselben werden die offentlichen finnischen Kassen angewiesen, russische Kreditbillets und Scheidemünzen zu dem Course anzunehmen, welcher zweimal wöchentlich nach dem Wechselcourse auf London festgesetzt werden wird. Die Ver⸗ ordnung tritt am 1. Januar 1891 in Kraft.
GQ Naxwa 14. August. Ueber die bevorstehenden Manöver der Truppen, welche in Krasnoje-Sselo und in Oust-Ijorg lagern, wird Folgendes bekannt: Nach der General-Idee ist ein West-Corps im Golf von Narwa ge⸗ landet und erhält den 14 sich St. Petersburgs zu bemächtigen, während ein Ost⸗Corps dazu bestimmt ist, St. Petersburg zu decken. General en ehef und Kom⸗ mandant aller an den Manövern theilnehmenden Truppen ist Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Wladimir Alexan— drowitsch, welcher zugleich die Funktionen des ersten Schieds⸗ richters erfüllen wird. Chef des Generalstabes des Groß— fürsten Wladimir ist General-Lieutenant Bobrikoff, während den Generalstab der Oberst Michnewitch und die Oberst⸗ Lieutenants Krusenstern und Jermoloff bilden.
Das We sst⸗Corps wird wie folgt zusammengesetzt sein: Kommandant: General⸗Adjutant Manzey; Generalstabs⸗-Chef: General Major Skongarewsky; Kommandant der Artillerie: General Lieutenant Swiniini; Kommandant der Genie⸗Truppen: General⸗Major Laskovsky; Corps⸗Intendant: Oberst Lieutenant Willamoff, und Chef⸗Arzt: Wirklicher Staatsrath Foveline. Truppen: Gemischtes Regiment der Mililärschulen (2 Ba⸗ taillone); 1. Garde⸗Infankerie⸗Division (16 Bat); 2. Garde⸗ k (16 Bat. ); Garde⸗Schützen⸗Brigade 4 Bat); Compagnie der Eleven der Nicolai-Genie⸗ Schule (i / Bat); Garde⸗Sappeur⸗Bataillon (! Bat.); 1 Ba⸗ taillon Pontonniere; Eleven⸗Escadron der Nicolai⸗Kavallerie⸗ Schule; zweite Brigade der 2. Garde⸗Kavallerie⸗Division * Escadrons); Batterie der Michel⸗Artillerie⸗Schule (8 Ge⸗ chütze); erste Garde⸗Artillerie⸗Brigade 9 Geschütze); zweite Garde⸗Artillerie⸗ Brigade (24 Gesch.); ¶ Artillerie⸗Brigade (24 Gesch. ); 5. Batterie der Garde⸗Kavallerie⸗Brigade (6 Gesch.); erster Park der Militär⸗Telegraphie. Zusammen: 40 ½ Ba⸗ taillone, 13 Escadrons, S6 Geschütze und L Park. Diese Truppen des West-Corps werden in nachstehender Weise vertheilt: Die Avantgarde steht in Kobiliaky, auf der Chaussee von Narwa, das Gros des Corps in rwa. Die Reserve — je ein Regiment Infanterie und Kavallerie, je eine Batterie zu Fuß und zu Pferde — besetzt die Linie Torvaeggi-Wamwara; das , ,, und die Fuß⸗Batterie in Waiwara, das
avallerie⸗ Regiment und die Reitende Batterie in Torvaeggi. Die Zusammensetzung des Ost-Corps ist folgende: Kom— mandant: General-Lieutenant Daniloff; Chef des General⸗ stabes: General⸗Major Tillo; Kommandant der Artillerie: General Lieutenant Bernhardt; Kommandant der Genie⸗ Truppen: Oberst Rengarten; Corps⸗Intendant: Staatarath Krjijanovsky; Chef⸗Arzt: Wirklicher Staatsrath Iskersky.
Truppen: Cadres⸗ Bataillon des Garde⸗Neserve⸗ Regiments; , . der St. Petersburger Schule; 85. Viborg⸗ ches Linien Infanterig- Negiment (d Hat. ); 3. Lin jen In an terie Division (10 Bat. j; 37. Linien-Infanterie Div (10 Bat); J. und 8. Bataillon der sinländischen Schützen; 4 und 52. Reserve⸗Infanterie⸗Bataillon; Grenadier⸗ Sappeur⸗ Bataillon; ein Linien Sappeur⸗ Bataillon; . Kavallerie ⸗ Corps (358 Escadrons); erste eferve⸗ Artillerie Brigade (16 Gesch ); 2. Artillerie- Brigade (24 Gesch.); 37. Artillerie⸗Brigade (4 Gesch.); . und Reitende Batterie der Artillerie⸗Offiziersschule (14 Ge ch. 4 Batterien der Reitenden Garde⸗Artillerie Brigade (24 Gesch. Reitende Artillerie Abtheilung der 1. Reserve⸗Hrig. (2 Gesch. ö zweiler Park der Militär⸗T'elegraphie. Zusammen: 371 / Ba⸗ taillone, 36 Escadrons, 101 Geschütze Und 1 Park. Diese Truppen des Ost⸗- Corps vertheilen sich folgendermaßen: Die 10. Bataillone der 23. und die 1. Brigade der 57. Linien⸗Division, das Bataillon Grenadier⸗- Sappeure und das 1. Linien- Sappeur⸗-Bataillon, die 23. Artillerie- Brigade sowie die 4. 5. und 6. Batterie der 37. Artillerie Brigade, ferner das Kosacken⸗Regiment des Kaisers und jenes der Ataman⸗Kosacken des Großfürsten⸗Thronfolgers sowie die Escadron der Ural-Kosacken und der 2. Park der Militär⸗ Telegraphie werden in Jamburg etablirt sein mit einer Arrisre Garde in Novo⸗Piatnitzka. Die 2. Brigade der 37. Linien⸗Division nebst den Batterien Nr. 1, 2 und 3 der 37. Artillerie Brigade, ferner die 1. Brigade der *. Garde⸗Kavallerie⸗Division sowie die 2. Batterie der Reiten den Garde⸗Artillerie sind auf der Station Moloskowitzy auf⸗ gestellt; diese Truppen werden die Zerstörungsarbeilten der baltischen Eisenbahn decken. Alle anderen Truppentheile des Corps werden, von Finnland aus in Marsch gesetzt, gedacht; hei Beginn der Operationen werden sie, wenn möglich, Krasnoje⸗Sselo oder irgend einen guten anderen, um einen Tagesmarsch weiter rückwärts gelegenen Punkt besetzen.
Für das West-Corps gilt bezüglich des Feindes die An⸗ nahme, daß dieser die Umgegend von Jamburg besetzt hält. Verstärkungen — so heißt es — sind für ihn von Finnland aus unterwegs. Die baltische Eisenbahn ist zerstört und das rollende Material fortgeführt. Die Aufgabe des Corps be⸗ steht darin, sich auf seine Escadre stützend, die eigene Ueber⸗ legenheit auszunützen, den Feind anzugreifen und in die Flucht zu schlagen, bevor letzkerer seine Verstärkungen erhält.
Das Ost-Corps stützt seine Operationen auf die An⸗ nahme, daß der Gegner im Golf von Narwa. gelandet ist, die gleichnamige Stadt besetzt hält und sich bei seinen Bewegungen auf die Flotte stützt. Seine Aufgabe wird sein, sich langsam auf Krasnoje-Sselo zurückzuziehen, um fich mit seinen Verstärkungen zu vereinigen; diese Vereinigung gelingt, das Ost-Corps ergreift energisch die Offenfive und wird den Feind nach Süden zurückwerfen.
Niederlande.
Haag, Anfang August. Man schreibt dem, Mil⸗Wochen⸗ blatt“: Das große Ereigniß auf militärischem Gebiet ist der Seitens der Regierung bei der Zweiten Kammer eingereichte lang ersehnte Entwurf eines neuen Wehrgesetzes das die Aufhebung der Stellvertretung un des Nummertausches, eine erhebliche Vergröße⸗ tung der Armeestärke und die Einführung einer Land- und Seewehr anstatt der veralteten 6 (SSchuttery) bezweckt. Ob dieser Entwurf, wie erwünscht dies auch im Interesse des Landes sein dürfte, bald in Be⸗ handlung genommen werden wird, ist sehr zu bezweifeln. Die Organe der katholischen Partei greifen ihn alle jetzt schöon mit großer Heftigkeit an, besonders des persönlichen Dienstes wegen, der darin angestrebt wird. Die Gesetze zur Regelung des militärifchen Unterrichts wesenz und zur zeitweisen Erhöhung der Sollstärke der Armee haben jetzt beide in der Haupt— sache unverändert die Genehmigung der Generalstaaten erhalten. Allein es wurde, was die ersten betrifft, die Möglich⸗ keit der Errichtung einer zweiten Kadeitenschule weggenommen, sodaß nur eine solche Anstalt errichtet werden soll; der Kursus der höheren Kriegsschule ist von zwei auf drei Jahre gebracht worden. Wir nähern uns nun der Periode der Herb st⸗ übungen. An größeren Uebungen werden diesmal statt⸗ finden: I) Uebungen im Festungskrieg in der Gruppe Lunetten der neuen niederländischen Wasserlinie, unter dem J, und Kommandanten dieser Linie vom 16. bis zum 29. August; ö , , von der zweiten Infanterie⸗Division vom 3. bis . 11. September im öst⸗ lichen Theil der 1 Gelderland und Overyssel mit 3 Regimentern Infanterie, 4 Escadrons Kavallerie, sechs Batterien Feld⸗Artillerie und einer Feld⸗Compagnie der Genietruppen. Vor diesen Manövern halten die be⸗ treffenden Infanterie⸗Regimenter vom 26. August bis zum 2. September Regimentsübungen ab, an denen sich während der vier letzten Tage je eine Escadron Kavallerie und eine Batterie Feld⸗LArtillerie , . sollen; 3) Uebungen im strategischen Felddienst unter dem General⸗Major und Inspecteur von der Kavallerie in der Provinz Utrecht vom 18. bis zum 27. September mit allen drei Regimentern Kavallerie und den zwei Batterien Reitender Artillerie. Eins der Kavallerie⸗Regimenter hält zuvor vom 4. bis 17. September noch Regimentsübungen ab.
Belgien. Brüssel, 15. August. Der „Reforme“ zufolge wird Jans on bei Wiederzusammentritt der Repräsentantenkammer einen Antrag auf Revision des Artikels 47 der Ver⸗
fassung zur Erweiterung der Grundlagen des Stimmrechts einbringen.
.. Vrrtei. z] ** ka onstantinopel, 16. August. Wie die 6 de e
Tonstantinople“ meldet, habe der Sultan die ange en sten Armenier im Staatsdienst, wie den Finanz-Minister Agob Pascha, den Unter⸗Staatssekretär im Auswärtigen Amt Artin Pascha, den Bergdirektor Bedros Effendi, ferner die armenischen Mitglieder des Staatsraths sowie andere hervorragende Armenjer ersucht, ihm Reform⸗ vorschläge für die armenischen Landestheile zu erstatten. Griechenland.
Athen, 15. August. Ihre Majestät die Kaiserin rie drich wird, neueren , zufolge, noch längere eit hier verweilen. Das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit
der Kronprinzessin Sophie ist ein sehr befriedigendes. Die Taufe des neugeborenen Prinzen soll nach neuerer Be⸗
stimmung am 18. S. M. stattfinden. fh wird, dem W. T. B. zufolge, der Metropolit von At hen im Palgs von Tatoi pollhlehen. Ber Minister und das diplo⸗ matische Corps sind dazu eingeladen. Se. Majestät der König wird kurz nach der Taufe eine Reise nach Kopenhagen, Berlin, Wien und Paris antreten und vor den Wahlen im Oktober nach Athen zurückkehren. Bulgarien. Soria, 16. August. Der Prinz Ferdinand traf gestern Nachmittag hier wieder ein. Bei einem vorgestern in id din stattgehabten Bankett hielt der Prinz eine An⸗ sprache, in welcher er die guten Beziehungen Bul—⸗ ariens zu seinem Suzerän hervorhob und mit einem oast auf den Ruhm, die Größe und den Fortschritt des Vaterlandes sowie seiner treuen Diener und seiner tapferen Armee schloß.
Schweden und Norwegen.
Stockholm. Kürzlich wurden Versuche gemacht mit einem von dem schwedischen Ingenieur Skoglund erfundenen rauchschwachen Pulver (Graupul ver genannt). Das⸗ selbe entwickelt nur geringen Rauch, sodaß bei bedeckter Luft auf eine Entfernung von 456 Ellen (etwa 300 m bei Abgabe einzelner Schüsse absolut kein Rau zu bemerken war, obgleich die aufgestellten Beobachter jede Bewegung der Schützen unterscheiden konnten, und ist auf 1500 Ellen (1000 m) Entfernung beim Feuern ungedeckt stehender Abtheilungen durchaus kein Rauch wahr⸗ nehmbar. Die Schützen konnten selbst bei lebhaftem, andauerndem Feuern stets das ü sehen. Bei feuchtem Wetier scheint die Rauch⸗ bildung eine größere pn sein als bei klarer Luft. Der Knall ist schärfer, aber kürzer als beim Schwarzpulver. Das Graupulver ähnelt im Aussehen feiner dae tue. kann ohne jegliche Gefahr verarbeitet werden und erzeugt bei Abgabe eines Schusses nicht die geringste Flamme, wie solches durch Schießversuche während der Nacht hinreichend festgestellt worden ist. Es kann vermittels desselben eine rasantere ),, . sowie größere Treffsicherheit erzielt werden. Die aͤrmung des Gewehr⸗ laufes findet in geringerem Maße statt, auch wird der Rück⸗ stoß nicht unwesentlich vermindert. (Mil. Wochenbl.)
Dänemark.
(F.) Kopenhagen, 14. August. Die österreichische Es cadre, die bestimmungsgemäß am , hier eintrifft, hat, wie die „Nat.⸗Tid.“ berichtet, die gewünschte Erlaubniß erhalten, auf der hiesigen inneren Rhede vor Anker zu gehen. Commandeur W. Carstensen ist dem Erzherzog Carl Stephan, Chef. des Kreuzers „Kaiser Franz Joseph J.“ Kapitän Zachariae dem Chef der österreichischen Marine⸗ Verwaltung Baron von Stern eck und Kapitän Drechsel dem Chef der Escadre, Contre⸗Admiral Hinke attachirt worden. Am Montag wird der sechzigste Geburtstag Kaiser Fr Jo seph's am Vormittag mit einem feierlichen Gottes— ienst gefeiert, während am Nachmittag auf Schloß Amalienborg ein Galadiner stattfindet. Am Dienstag wird der Marine⸗Minister, Contre⸗Admiral Rayn den österreichischen Marine⸗Offizieren im Badehstel Sktodeborg ein Diner geben; auf der Rücfahrt wird die Badeanstalt Klampenborg besucht, wo eine Abend⸗ festlichkeit arrangirt werden soll. Das Kanonenbgot „ Guld⸗ borgsund“ wird hier den Escadre-Offizieren zur Verfügung stehen, sodaß fie fich direkt an Bord ihrer Schiffe begeben können. Am Mittwoch findet bei dem österreichischungarischen Konsul Großkaufmann Halkier ein Dejeuner statt Und am Abend giebt der österreichischungarische Gesandte Baron von Trauttenberg im ö. d'Angleterre ein Ballfest. Don⸗ nerstag früh segelt die Escadre nach der Ostsee ab.
Afrika.
Marokko. Nach einer in Madrid eingetroffenen Mel⸗ dung aus Tanger hat das Heer des Sultans den Berbern a gen ber bei Meguinez eine Niederlage er⸗
e
litten. Die Berber sollen sich zu Herren von Mequinez ge— macht und die Arrisre⸗Garde des Sultans abgeschnitten haben.
Statiftik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Wie dig „Elberf. Ztg. aus Bildstock (Saarrevier) berichtet, hält der Rechtsschutzverein an der Beschickung des Berg⸗ arbeitertages in Halle fest. Die Delegirtenwahlen haben bereits stattgefunden. Dem Vorstand des Re , ist, wie das Blatt weiter mittheilt, die bindende Zusage gemacht worden, daß auf dem Bergarbeitertage keine sozial demokratischen Sonder⸗ zwecke angestrebt werden sollen. — In einer Mittheilung der S. u. Bl. Ztg. aus Neunkirchen werden die Bergleute Nik. Berwanger zu Thaley und Schwarz aus Wiebelskirchen als erwählte Abgeordnete bereits genannt.
Einer Meldung der Rh. W. Ztg.“ aus Freiberg i. S. znfolge ist eine Konferenz von Delegirten aus sfämm lichen Bergbauvereinen des . Sachsen für den 24. August von dem Bergrevier Freiberg geylant. Diese Konferenz soll Stellung nehmen zu dem deutschen Bergarbeitertag und sich mit Anträgen für denselben beschäftigen.
Der sozialdemokratische Parteitag für Hessen und Waldeck, welcher, wie wir einer Zuschrift der Münchener Allg.
tg.“ vom 135. D entnehmen, in chwege abge⸗ Es wurde be⸗
alten wurde, war von 63 Delegirten besucht. schlofsen, an jedem Ort, wo noch kein sozialdemokratischer Wahlverein besteht, einen solchen sofort zu gründen. Ferner sollen an jedem Ort Vertrauens männer gewählt werden, welche mit einem Ausschuß von
5 Mitgliedern in Verbindung stehen. Der frühere Reichstags Abgeordnete Pfannkuch wurde zum Vorsitzenden des Ausschusses erwählt, dessen Sitz Kassel ist. Ein Parteiblatt soll alsbald ins Leben gerufen werden.
eitens der Buchbindergehülfenschaft Magdeburgs ist, wie die Magdb. Ztg. berichtet, den Meistern und Buchhinderei⸗— besitzern ein Rundschreiben zugegangen, welches folgende Beschlüsse der öffentlichen Buchb inderversammlung vom 26. v. M. mittheilt: 15 For derung eines Mindestlohnes von 15 ½, 2 Einführung der 10 stündigen Arbeitszeit, 3) prozentuale Erhöhung des Lohns für die Ueber⸗ stunden von 25 o und für die Sonntagsarbeit von 333 c, 4) Ver- gütigung der in die Woche fallenden Feiertage, 5) Abschaffung der Attordarbeit. In Folge der Annahme dieser eschlüsse heißt es in dem Schreiben weiter, wurde eine Kom⸗ mission gebildet, welche mit den Herren Meistern und Buchbindereibesitzern in Unterhandlung treten sollte. Diese Kommission erbielt eine Einladung zu der am 5. d. M. tagenden Innungeversammlung, in welcher alle Punkte des Antrages Aufnahme fanden mit Ausnahme der prozentualen Erhöhung der Ueberzeit und Sonntagsarbeit. Die ausschließlich aus sogenannten Kleinmeistern bestehende Innungsv ersammlung erklärte, ohne erhebliche eigene Schä⸗ digung auf diese Forderung nicht eher ngehen zu können, bevor die⸗ selbe von den Grgßbetrieben und den Druckereibesitzern , . worden sei. In Folge hiervon wird an die Empfänger des Schreibens
1
d. J. brad
. 2 — die Bitte gerichtet, an einer auf den 25. August d. J anges öffentlichen Buchbinder · Versammlung theilzunehmen, um ihrer ö Geltung verschaffen zu kõnnen.
Nach einem Londoner Telegramm des Wolff'schen Bureaus aus Melbourne vom gestrigen Tage haben laut. Reuter scher⸗ Meldung die Offiziere der Handelsmarine in Folge Meinungsverschiedenbeiten mit den Rhedern, die ihre Vereinigung anzuerkennen sich weigern, ihren Dienst eingestellt. Man befürchtet, daß dadurch der Handel in dem 66 von Melbourne vollständig labm gelegt werde. In den
äfen von Sydney, Brisbane und mehreren anderen ist die Lage ebenfalls eine ernste.
31. Verbandstag der Erwerbs- und Wirthschafte— genossenschaften Das Programm für den 31. Allgemeinen Verbandstag der deutschen Erwerbs⸗ und Wirthschaftsgenossenschaften, welcher vom 23. bis 29. August in Freiburg i. B. stattfindet, ist in feinen Paupt⸗ zügen folgendermaßen festgestellt: den 28. und Sonntag, den 24. August, Vormittags. Sitzung des Engeren Ausschuffes. Montag PVor— mittags Sitzung des Hülfskassen⸗Vorstandes; Nachmittags Versammlung des Unter Verbandes der Magazin-, Rohstoff⸗ . und Baugenossenschaften und Generalverfammlung der ülfekasse; Abends Vorversammlung des Verbandstages. Dienstag Vormittags erste Hauxtversammlung. Mittwoch Vormittags zweite Hauptversammlung. Donn erstag Vormittags dritte Hauptversamm. lung; Nachmitiags Rundgang durch die Stadt, Besichtigung des Münsters, der städtischen Sammlungen n. s. w.
Rufsisch⸗polnische Arbeiter.
Gegenwärtig finden, wie die Schles. Ztg. mittheilt, bejüg⸗ lich der Beschäftigung russisch⸗polntscher Arbeiter Er—= hebungen statt, wobei folgende Fragen zu beantworten sind: 1 Bieten nach den bisher gemachten Wahrnehmungen die etwa beschäftigten ländlichen Arbeiter und Arbeiterinnen ruffisch polnischer Nationalität umberziehend auf den Gutshöfen ihre Dienste an oder werden sie von Unternehmern in größerer Zahl aus Rußland berbeigeschafft? 2) Leistet die etwa betriebene Zuckerrüben ⸗ Kultur dem Eindringen länd— licher Arbeiter und Arbeiterinnen russisch⸗volnischer Nationalitãt über ; baupt oder insbesondere insofern Vorschub, als die einschlägigen Arbeiten im Akkord durch Unternehmer, welche das erforderliche Arbeiterpersonal mitbringen, beschafft zu werden pflegen, sodaß die Rübenarbeiter in keinerlei Dienstverhältniß zum Gutsbesitzer felbst treten? 3) Reichen die beftehenden Melde⸗ und Kontrolvorschriften aus, um den Zuzug der volnischen Elemente zu verhindern? 4) Sind Fälle bekannt ge⸗ worden, in denen ländliche Arbeiter russisch polnischer Nationalität, welche auf das diesseitige Staatsgebiet übergetreten waren, nach Beendigung der von ihnen übernommenen landwirtbschaftlichen Arbeiten nicht nach Rußland zurückgekehrt sind, sondern ihren dauernden Aufenthalt im diesseitigen Amtsgebiet genommen baben, ohne ihre Natura lisation beantragt zu haben? 5) Pflegen die nach hier über getretenen ländlichen Arbeiter russisch⸗polnischer Nationalitãt während ibres Aufenthalts im diesseitigen Staatsgebiet vor erfolgtem Rãcktritt ibre Arbeitsstätten zu wechseln? Werden in derartigen Fällen die bestehenden Vorschriften über die polizeiliche An und Abmeldung gengu beobachtet? 6) Sind Fälle vorgekommen, in denen Söhne russisch⸗polnischer, hier ohne Naturalisation zurückgebliebener Ueber⸗ läufer versehentlich in die Stammrollen aufgenommen und irrthümlich in die Armee eingestellt worden sind? 7) Auf welche Ursachen und Verhältnisse ist das etwaige Eindringen russisch polnischer Feld—= arbeiter zurückzuführen?
Nach Mittheilang des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 3. Auguft bis incl. 9 August er. zur Anmeldung gekommen: 230 Eheschließungen, 978 Lebendgeborene, 27 Todtgeborene, 19 Sterbefãlle.
Kunst und Wissenschaft.
Der Bildhauer Ferd. Hartzer bierselbst ist, wie die „Nat. Ztg.“ meldet, anläßlich der Enthüllung des von ibm modellirten Wöhler⸗Denkmals in Göttingen von der dortigen Universität zum Ehrendoktor ernannt worden.
— Ferdinand Keller's Kolossalgemälde Kaiser Wil⸗ helm der Siegreichen, welches von Sr. Maje stät dem Kaiser aus Mitteln des Allerhöchsten Dispositionsfonds für den preußischen Staat erworben worden, ist jetzt seit einigen Tagen in dem ersten Corneliussaal der Nationalgalerie öffentlich ausgestellt.
— Die Feier des 150 jährigen Geburtstages Matthias Claudius ist am 15. August in Wandsbeck von der gesammten Einwohnerschaft freudigen und dankbaren Herzens begangen worden. Zahlreiche Gebäude hatten Flaggenschmuck angelegt. Bes Dichters Wohnstätte, an deren Stelle sich jetzt ein neues Gebäude in der Hamburgerstraße 12/13 erhebt, ist mit einer ein fachen Gedenktafel aus Marmor geschmückt worden, die, dem Damb. Corr. zufolge, die Aufschrift trägt: An dieser Stätte wohnte Matthias Claudius 1781 bis 1815. — Vom schönsten Wetter begünstigt; nahm die Feier Vormittag am Grabe des Dichters auf dem Friedhof bei der Kirche ibren Anfang. Unter den mächtigen Linden, welche über dem festlich mit Blumen, Kränzen und Guirlanden geschmückten Grabe des Dichters rauschen, nahmen die Mitglieder des Magistrats und Stadtverordneten ⸗Kolleglums, die Mitglieder der Familie Claudius sowie die Ehrengäste Äufstellung. Die Gedächtnißrede hielt der Hauptpastor Kedenburg.
— Die im Jahre 1888 von S. M. Krjr. Habicht“ und S. M. Knbt. Cyklop“ in Kamerun angestellten und in den „Annalen der Hydrographie 2c. pro 1889 S. 25 und 212 veröffent⸗ lichten meteorologischen Beobachtungen sind von ersterem Schiffe fortgesetzt worden. Die Ergebnisse derselben finden sich in 14 3 . der Hydrographie ꝛc.“ pro 1890 S. 277 ff. zusammen⸗ gestellt.
— Die neueste Nummer des Deutschen Kolonialblatts“ enthält ein Verz eichniß der aus den deutschen Schutzgebieten eingegangenen wissenschaftlichen Sendung en. .
Die vlämische Akademie der Wissenschaften in Brüssel hat den fünfjährigen Stagtspreis für vlämische Literatur den Gedichten de Hilda Rom“ zuerkannt. Zum ersten Male ist der Staatgpreis einer Frau — Hilda Rom ist der angenommene Name einer Antwerpener Dame — zuertheilt worden.
Land und Jorstwirthschaft.
Stand der Reben im Breisgau. .
Wie der ‚Karlsr. Itg. aus Ihr ingen gemeldet wird, haben die verflossenen Wochen eine für die Reben überaus günstige Witte rung gebracht. Die Traubenentwickelung ging dem ents rechend so rasch von Statten, wie dies noch selten der Fall war; wie in guten Weinjahren nimmt die Traubenreife schon jetzt ihren Anfang; man trifft in den besten Lagen, wie Winklerberg und Fohrenberg, schon zahlreiche Weinstöcke mit weichwerdenden und sich faͤrbenden Trauben an. Die Aussichten für den diesjährigen Wein sind daher sehr gut.
Sandel 7 unds Gewerbe.
der Ersten Beilage unserer Nr. 147 vom 19. Juni 8 hten wir das ee einer Anzahl am 16. Mai d. J. fällig rn, Zinsabschnitte der /e prozentigen französische nte, welche im Finanz⸗Ministerium zu Paris gestohlen waren. , ; . Da es nicht ausgeschlossen ist, daß diese Zinsabschnitte, welche von der franzbfischen e, , m bereits be⸗ zahlt worden sind, mit den am 16. d. M. fällig werdenden Zinsabschnitten zur Einlösung angeboten werden, so wird es
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963 wenn die Banquiers, Wechselagenten, Wechsler 1 a
4 9 1 * 2 * 2 un onst Betheiligten bei Einlösung solcher Zinsabschn Acht haben und die Nummern mit denen unseres erwähnten Verzeichnisses sorgfältig vergleichen.
— In der gestrigen außerordentlichen Generalversammlung des Aktien bauvereing Unter den Linden“ wurde der Antrag, der Verwaltung die Ermächtigung zu ertheilen, die Grundstücke der Gesellschaft niederzulegen und neu zu bebauen, und die daju er⸗ forderlichen Geldmittel durch Aufnahme einer hrpothekarischen Anleihe zu beschaffen, einstimmig angenommen. Ebenso wurde beschlofsen, das Aktienkapital durch Rücklauf von Vor⸗ zugtaktien bis zum Betrage von 3. Millionen Mark. jedoch nicht über 93 ,, zu reduziren. Zugleich wurde eine Offerte einstimmig genehmigt, wonach der Gesellschaft 2370 000 0 Vorzugg · Aktien zum Course von 88 0 angeboten sind. Hierauf wurden die Mitglieder des Aussichtsraths, welche sämmtlich ihr Mandat nieder⸗ gelegt hatten, auf die Dauer von 4 Jahren wiedergewählt und einige Statutenãnderungen genehmigt.
— In einer gestern in Essen abgehaltenen Versammlung von Vertretern der Zechen des Essener Reviers stand die Bildung eines Koblenverkaufs⸗-Vereins zur Tagesordnung, und erklärten sich die anwesenden Vertreter mit- einem gemeinsamen Vertrieb ihrer Produkte im Prinzip einverstanden. Den weiteren Verhandlungen soll, wie die ‚Rh.⸗Westf. Ztg. berichtet, die Organi⸗ sation des Dortmunder Verkaufs vereins zu Grunde gelegt werden.
Submissionen im Auslande.
Niederlande. .
25. August 1890, Mittags 12 Uhr. Ministerie van Colonisn (Technisch Bureau) im Haag. Lieferung von: .
. Brückenträgern, eisernen, und Schraubenpfählen; b. Loos XIV.: Fahrkarten; Loos TT.: Wiegeschalen und Gewichten; Loos XXI.: Geldkasten; Loos XVII.: Geräthschaften; Loos XVIII.. Kupfer und Messing; ; Loos XIX: Gezogenem Eisen, Nägeln, Drahtnägeln, Holz⸗ schrauben und Muttern; Loos XX.: Bleiplatten; i. Loos XXI.: Eisenketten und Brechstangen.
Bedingungen ad a. käuflich für 1 Fl. bei den Buchhändlern Gebrs. van Cleef im Haag, ad b.-— i. für 0,25 Fl. bei dem Buch⸗ bändler Mart. Nyhoff im Daag. .
Einschreibung muß durch in den Niederlanden wohnhafte Per—⸗ sonen erfolgen.
Verkehrs⸗Anstalten.
Hamburg, 15. August. (W. T. B.) Der Schnelldampfer Normannia“ der Pam burg Amerikanischen Packet⸗ fabrt ⸗Aktiengesellschaft ist auf der Ausreise heute Nach⸗ mittag von Southampton abgegangen.
— 16. August. (W. T. B.) Der Schnelldampfer Augusta Victoria“ der Hamburg ⸗ Amerikanischen Packetfabrt Aktiengesellschaft ist, von . kommend, gestern, 6 Uhr Abends, in Rew⸗ York und der Dampfer „Alle⸗ mannia ( derselben Gesellschaft ist, ebendaher kommend, am gleichen Tage in St. Thomas eingetroffen. . ;
London, 15. Auguft. (W. T. B.) Der Castle⸗ Dampfer Grantully Castle? und der Union Dampfer Roman“ sind, ersterer von Darthmouth, letzterer von Southampton heute auf der Ausreise abgegangen. Der Castle⸗Dam pfer Norham Castle“ hat am Donnerstag Madeira auf der Deimreise, der Castle⸗ Dampfer Durobian Cast le heute die Tanarifchen Inseln auf der Ausreise passirt. Die Castle⸗ Dampfer Meth ven Cast le? und Roslin Castle“ find am Mittwoch von Capetown auf der Heimreise abgegangen.
Theater und Musik.
Berliner Theater.
Marig Stuart mit Franziska Ellmenreich in der Titel- rolle und Martha Baumgart als Elisabeth wird am 1. September von Direktor Ludwig Barnay neu inscenirt zur Aufführung gelangen. — Das neue Schauspiel von Theodor Herzl: Der Bernhardiner“ foll noch im Laufe des September seine Premiere erleben.
Frl. Gisela Politzer, welche im Frühjahr mit schönem Erfolge am Berliner Theater debütirte, wurde für das Frankfurter Stadt⸗ Theater engagirt, nachdem Direktor Ludwig Barnah hierzu seine Ein= willigung ier. hat.
Les sing · Theater. ;
Das Repertoire ist für laufende Woche in folgender Weise fest⸗ gestellt: Sonntag; Ein Volksfeind?. Montag: „Die Ehre“. Dienstag: ‚Ein Volksfeind'. Mittwoch: Der Fall Cfemenceaus. Donnerstag: ‚Das Bild des Signorelli⸗'. Freitag: Ein Volks⸗ feind. Sonnabend: „Die Ehre. Sonntag: „Ein Volksfeind'. Der Anfang der Vorstellungen ist Punkt ?7 Uhr.
Kroll's Theater.
Sgr. Francesco d' Andrade fang gestern Abend den Figaro im „Barbier von Sevilla“ und erzielte wieder einen unbe⸗ strittenen, woblverdienten Erfolg. An Spiel und Gesang werden in dieser Partie gleich große Anforderungen gesteslt. Sein Spiel zeichnete sich durch große Beweglichkeit aus, und ganz besonders im jwweiten Akt, in der Szene mit Bartholo war Hr. d Andrade von sprudelndem Humor. Aber auch stimmlich war er gestern Abend wieder vortrefflich disponirt, und seine biegsame, nach echt italienischer Schule ausgebildete Stimme war selbst dann immer rein und klar, wenn er bei dem vielen Sprechen kaum auf den einzelnen Ton achten konnte. Stets — sei es in langsamem, sei es in raschem Tempo — accentuirt und spricht er auf das Deutlichste aus. Dies ist eine Errungenschaft eifrigsten Studiums, welche ihn bei all seinem Talent auch als fleißigen Künstler kennzeichnet. Das Publikum, welches ihn schon lange zu seinem Liebling gemacht hat. belohnte ibn mit reichstem Beifall und um Schluß mit sechsmali em Hervorruf. — Recht gut war der Basilio des schon längst als geschätzter Künstler bekannten Hrn. Riechmann sowie auch der Dr. Bartholo des Hrn. Grosser; weniger glücklich war Or. Heuckeshoven mit seinem Grafen Almaviva. Frl. Schacko erntete als Rosine mit ibrer großen Arie, sowie mit der Einlage, deren letzte Hälfte sie wiederholen mußte, mit Recht lebbaften Beifall. . .
Das für nächste Woche angekündigte neue Gastspiel Emil GSõtzeꝰs r am Dienstag mit Faust, einer Lieblingẽpartie des gefeierten Sängers, wie auch allgemein für das Publikum. Morgen geht noch- mals der Barbier von Sevilla in Szene. Frl. von Vahsel wiederholt am Montag die Regimentstochter.
Belle ⸗ Alliance Theater.
Morgen ist wieder der billige Sonntag, indem der Eintritts preis für Concert, sämmtliche Sehenswürdigkeiten und Ver⸗ nügungen 2c. ꝛc. nur 50 8 beträgt. Im Theater findet die letzte
onntags Aufführung des prächtigen Ausstattungsstückes, Der Nau⸗
tilus ) statt. Tbomas Theater.
Das Personal ist bereits hier eingetroffen und rüstet sich zu oen Proben für die Eröffnungs⸗Vorstellung, zu welcher das Raimund'sche romantische Märchen Der Alpenkönig und Menschenfeind in einer vollkommen neuen und glänzenden Ausftattung in Szene gehen wird. Wie schon früber angedeutet, ift fur das Thomas. Theater ein durchaus wechselndes Repertoire in Aussicht genommen. Ferner werden für jeden Donnerstag Abonnements · Vorstellungen eingeführt werden, um dem Theater auch nach dieser Seite hin einen volks⸗ thümlichen Charakter zu verleihen. Diese Vorstellungen, welche mit dem 2. Oktober beginnen und die Zahl 30 erreichen sollen, werden ju Preisen, die um ein Diittel billiger sind, veranstaltet, wobei hauptsächlich hervorgehoben werden muß,