Gs geht daraus bervor, daß der Fund in doppelter Hinsicht von Intereffe ist. Einmal handelt es sich um die Akten der Immediat⸗ Tommifsion. die auf Befehl des Großherzogs Karl August alsbald nach der That Sand's bier eingesetzt war, um die Untersuchung zu fübren. Diese Akten umfassen 40 oder mehr sehr umfang. reiche Hefte, in denen die sämmtlichen Protokolle, Unterschriften und Correspondenzen der sehr weitverzweigten Untersuchung entbalten sind. Noch ist es nicht möglich gewesen, diese Akten eingehend zu durch forschen, doch zeigt eine flüchtige Durchblätterung derselben, daß bier ein sehr reiches Material enthalten ist. Sie lagen in dem Archiv der chemaligen weimarischen 1 dag dem Landgericht als iörem Nachfolger überwiesen ward. Bei einer erneuten Sichtung des Bestandes, ward dieser Fund gemacht. Handelt es sich hier wesentlich um den Prozeß Sand, so ist der andere Theil des Fundes von befonderer Bedeutung fut die Geschichte der Burschenschaft. Dieser umfaßt das 1815 mit Befchlag belegte Archiv der Burschenschaft: zabl. reiche Hefte, in denen die Protokolle über die Verhandlungen in der Burschenfchaft bis 1818 verzeich ner stehen. die, Verfassungs Urkunde, d. F. die Bestimmungen über die Organifation der Burschenschaft in Handschrift und das Verjeichniß der Mitglieder derselben von der 1 an bis Juli 1819, in das diese fich eigenhändig eingetragen en.
Metz. Ueber die neuen Garnisonen in schreibt die Straßb. Corr.“ ;
Die Belegung von Mörchingen mit ciner großen Garnisen bat den kleinen Ort vollständig verändert. Ein neues Leben macht sich bemerkbar, neue Bauten, Läden und Gastwirthschaften sind ent⸗ standen, Handel und Wandel beben sich. Die Kasernenkauten führen eine große Anzabl von Beamten und Unternehmern, sowie Hunderte von Arbeitern dorthin. Der Brigadestab der 65. Infanterie Brigade und der Regimentsstab des Infanterie · Regiments Nr. 144 liegen bereits in Mörchingen, ebenfo 2 Bataillone des genannten Regiments; letztere sind in Wellblechbaracken untergebracht. Der Grund und Boden ist um das Boppelte und Dreifache im Werthe gestiegen, daeselbe gilt von den Fäusern. Für die Anlage des Kasernementg sind 78 „ pro Ar und für den Exerzierplatz 30 4 pro Ar durchschnittlich gezahlt worden. Diese hohen Preise haben manchen Einwohner von Mörchingen wieder zum wohlhabenden Mann gemacht und die Verluste der in Folge un⸗ günstiger Preis verhältnifse darni ederliegenden Landwirthschaft wett ge⸗ macht. Das Verhältniß des Militärs zu den Einwohnern ist ein sehr gutes. Durch diese vlötzliche Ansammlung von Menschen ist eine ganz außer ordentliche Wohnungsnoth entstanden; es werden Preise gezahlt wie in einer theueren Großstadt, für eine kleine Stube 50 M monatlich und für eine einigermaßen ausreichende Wohnung eines Verheiratheten, die früher 400 M jährlich kostete, jetzt 1600. Die Militärbehörde sucht dem Wohnungsmangel nach Möglichkeit abzubelfen und läßt Wohnungen für verheirathete Offiziere herstellen, welche voraussichtlich im nächsten Herbst bezogen werden können. Nach dem Projekt müssen fämmiliche nach Mörchingen designirte Truppen, wie das 3. Bataillon des Infanterie⸗Regiments Nr. 144, das 4. Westfäl. Infanterie ⸗ Regiment Nr. I7 (Graf Barfuß) und 3 Batterien des 34. Feldartillerie⸗ Regiments, zum 1. April 1893 in Kasernen unter⸗ gebracht sein.
In Dieuze ist die Lage jetzt schon günstiger, weil dieser Ort bereits seit 3 Jahren im Besitze einer Garnison ist. Die Kaserne⸗ ments für das Infanterie ⸗ Regiment Nr. 136 sind fertig gestellt und die für die verheiratheten Offiziere bestimmten Wohnhäuser gereichen der Stadt zur Zierde. Die Wohnungen fielen nach Einrichtung der Kasernements und der Offizierhäuser sofo rt im r find jetzt aber — angesichts der bevorftehenden Verstãrkung der Garnison um ein Kavallerie Regiment wieder auf ihre alte Höhe gestiegen. Das . ju den Einwohnern läßt auch hier nichts zu wünschen übrig.
Graz, 21. August. Der Wiener . Presse wird gemeldet: In Folge eines furchtbaren Unwetters wurden die Anbautea der biesigen Industriehalle auf dem Ausstellungsplatze vernichtet und die Unterrichts- und Möbelausstellung vollständig zer⸗ stört; werthvolle Gegeastände schwimmen im Waßsser. In der . . wurden die Scheiben sämmtlicher Gaslaternen zer⸗ rũmmert.
Paris, 21. August. Ueber den . Nr. 202 des. R. u. St. A. kurz erwähnten) furchtbaren Wirbelst urm, welcher über Saint Glau de losbrach und schreckliche Verheerungen anrichtete, obgleich er nur drei Minuten dauerte, liegen der Köln. Ztg. jetzt Einzel heiten vor. Das Unwetter brach um 76 Uhr aus. In demselben Augen⸗ blick waren auch die Dächer der Unte / Prrafektur, des Stadt⸗ hauses und des Bahnhofs in Saint Claude herabgeschleudert. Die
Lothringen
grohe Hãngebrũcke, welche die gegenüberliegenden Berge verbindet und uber die Stadt hinwegführt, wurde in die Höhe gehoben und ist un⸗ brauchbar geworden. Viele Häuser und mehrere Fabriken stürzten ein. Das Unwetter verwüstete die ganze Gegend zwischen Saint Claude, Morey und dem Thal Joux in der Schwein. In der Umgegend von Morey wurden Tausende von Tannenbäumen niedergeworfen, in Rousses, Bois dAmont, Prsmanon, Lam onra Hunderte von Dächern weggerissen, so die des Klofters und der Kirche von Rousseß. Eine Masse Vieh wurde unter den Trümmern begraben. In Bois d' Amont zerftörte der Blitz vier Häuser. Die Zabl der Verwundeten ist sehr bedeutend; bis jetzt wurden fünf Tod te aufgefunden. Ferner wird von heftigen Stür⸗ men aus Vitri gemeldet, wo Tausende von Bäumen nieder⸗ geworfen wurden, aus Clamecy, Chalons sur Saone, Belfort und Bernet les Vains (Ost⸗Pyrenäen). Dreux wurde am Montag Abend ,,, Der Kapitän Lejaille be⸗ richtet darüber: Ich bin aus Metz und wohnte der Belagerung bei; niemals börte ich aber einen so furchtbaren Lärm. Zwanzig Artillerie ⸗ Batterien, die zugleich donnern, machen keinen solchen Heidenlãrm. In Dreur wurde namentlich das Faubourg Saint Thibault arg mitgenommen. Dort sind etwa hun⸗ dert Häuser vollständig zerftört. In der Mitte einer Straße liegt ein großer Birnbaum, von dem man nicht weiß, woher er gekommen ist. Die militärische Bäckerei stürzte vollständig zusammen, das Dach des Civil-⸗Tribunals wurde abgerissen, und die prachtvollen Bäume deg Schloßgartens wurden fast alle entwurzelt. Man fand dort einen Wagen mit einer jungen Bauersfrau, die getösdtet worden war. Von Dreux aus setzte der Wirbelwind seine Verheerungen fort und zetstörte auf einer Strecke von 20 Km Länge und 200 m Breite Alles, was er auf seinem Wege fand. In dem Dorfe Brissard zerstörte er allein 25 Häuser und machte eist Halt am Park des Herzogs von Vallomorosa. — Aus Tournai, schreibt man: Der Wirbelwind, welcher auch einen Theil Belgiens heimsuchte, hat einen weit größern Schaden angerichtet, als man anfänglich vermuthete. Hier in Tournai hat der mit dem Gewitter verbundene Hagelschlag alles, Gläserne“ vernichtet, was ihm zugänglich war. Es fielen Schlossen bis zu 130g Gewicht. Seit 1812 wurde ein ähnliches Unwetter hier nicht erlebt Sämmt⸗ liche Straßenlaternen, Veranden, Treibhäuser, Wintergärten, freiliegenden Fenster u. s. w. sind zertrümmert; ebenso die große Kuppel der Tuchhalle und das Glasdach des Bahnhofs im Werthe von 25 000 Fr. In mehreren Fabriken, deren Maschinenhauser mit Glas gedeckt waren, konnte Dienstag nicht gearbeitet werden. In der Umgebung wurde sämmtliches Klein⸗ wild getödtet; allerwärts findet man todte Hasen, Rebhühner und sonstige Võgel. Der Schaden an der Obst “, Kartoffel, Rüben⸗ Taback.⸗ und Getreide ⸗Ernte läßt sich nicht beziffern. Destlich von Tournai wurden besonders die Gemeinden Warchin, Havinnes, Rumilies heimgesucht. Gleiche Verheerungen meldet man aus Grandmelz, Frasne s, Ostiches, Oeudeghien und besonders aus At h. In vielen Kirchen wurden die mit Glaskuüppeln überdachten Hochaltäre durch den Hagelschlag beschädigt. In Wuestpezel bei Antwerpen brannte eine Brauerei, in Steenbrugge ein Bauernhof in Folge von Blitzschlag nieder. Beide Flandern haben durch das Unwetter schwer gelitten.
Paris, 23. August. Bei Royan hat, . W. T. B.. zufolge, ein Zusammenstoß zweier Eisenbahnzüge stattgefunden, wobei mehrere Personen verwundet wurden. — Ein französisches und ein englisches Schiff kollidirten bei St. Nazaire; das englische Schiff erhielt ein Leck. -
Marseille, 22. August. W. T. B.“ meldet: Nach einem dem Emin Pa scha⸗Comits jzugegangt nen Telegramm ist der Lieutenant von Tiedem ann. Begleiter des Dr. Carl Peters auf dessen jüngster Expedition in Ost⸗Afrika, in Marseille angekommen und wird nãchsten Sonntag in Berlin eintreffen. r
Bern. Die bhistorische Kritik hat bekanntlich das Auftreten Wilhelm Tell's und Geßler's, sowie den Rütlischwur als in das Reich der Sage gehörend bezeichnet Den Schweizern fiel es schwer, sich dieses Ruhmesblatt in ibrer Geschichte als bloße Sage vor⸗ zustellen. Doch die Kritik blieb unerbittlich und sie hat bereits Früchte gejeitigt. Wie nämlich der N. A. 3. gemeldet wird, hat die Re⸗ gierung des Kantons Schwyz angeordnet, daß fortan die Tellsage aus den Geschichtsbüchern in den dortigen Schulen beseitigt werde.
Bern, 22. Bund letzten Tage brachten in Fo ͤ v schiedenen Theilen des Schweizer landeg verheerende Gewift er. wird aus Solothurn gemeldet: In der Nacht vom 19. zum 20. August strich ein furchtbares Hagelwet ter längs des
lusses des Jura von Pieterlen ber bis wyl und Wiedlis⸗
ach, überall seine Spuren hinterlassend. Namentlich die Ortschaften Set jach und Oberdorf baben bedeutend gelitten. In erfterer Srt⸗ schaft wurden außer zahlreichen Fensterscheiben nach amtlicher Schãtzung cg. S0 009 Dachziegel jerschlagen. Die größten Beschädigungen erlitten aber die Obstbãume und ihr autznehmend reicher Fruchtansatz und die noch auf dem Halm stehenden Getreidearten (Weijen und Hafer). Nachdem das Hagelweiter nachgelaffen, schüttete sich der Regen über die arg be⸗ schadigten Dächer in Sirömen aus und eg wurde durch das ein= kö noch großer Schaden an Emd⸗ und Garbenstöcken angerichtet.
Nachrichten über Unwetter liegen ferner vor aus Basellan d.
Magden im Frickthal, Berneck⸗Rheineck (St. Gallen), Biel und Rüeggisberg.
(E Kopen hagen 20. August. Die Ausrottung der Seehunde in den dänischen Gewässern wird jetzt überall mit Eifer betrieben, da der Dänische Fischereiverein seit vergangenem Jahre für jeden erlegten Seehund eine Prämie von drei Kronen bezahlt. In einer von dem Sekretär des hennn fen Vereins, Dr. Arthur Feddersen, ausgearbeiteten Karte, in welcher die Küsten angegeben sind, wo bis ber am meisten Seehunde erlegt wurden, wird ersichtlich gemacht, daß auf den Stellen, wo die Fischerei am schlechtesten betrieben wird und den geringsten Ertrag giebt, die Seehunde am zahlreichsten sind. Im kleinen Belt, in der Gegend von Middelfart, wird selten ein Seehund gesehen, da die Fischer hier als solche und als Jäger sehr thätig sind. Dagegen hat ein Mann auf der kleinen Insel Hesselõ e, von Seeland) während der letzten zehn Monate 120 Seehunde köpfe und ein anderer Seehundsjäger 46 Köpfe ein⸗ gesandt. Auf einzelnen Stellen will man jetzt Reusen zum Seehunds⸗ fang verwenden. Im Laufe der letzten zehn Monate, während welcher die Prämie ausgezahlt wird, sind S0 Seehunde erlegt worden.
Ottawa, 18. August. Der Leuchtthurm in Point Rich, an der Westküste Neufundlands, der Eigenthum der kanadischen Re⸗ gierung war, brannte, laut Mittheilung der . Frkf. Ztg., am ib d. M. gänzlich nieder. Es wird nicht möglich sein, den Thurm vor dem nächsten Frühjahr wieder aufzubauen.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene De pesch en.
Uelzen, 23. August. (W. T. B.) Bei der am 19. d. M. im 15. Hannoverschen Wahlkreis (Uelizen⸗ Isenhagen⸗Lüchow⸗Dannenberg) stattgehabten anderweiten Reichstagswahl an Stelle des verstorbenen Abgeord⸗ neten Grafen Bernstorff (Centrum) wurden nach amtlicher Feststellung im Ganzen 12 685 Stimmen abgegeben. Davon erhielten Geheimer i,, . a. D. Dr. jur. Brüel 6 6812 St., Rittergutsbesitzer von Estorff⸗Veerssen (kons. ) 1671 St., Hofbesitzer Albert Meyer⸗Riestedt (natl.) 2053 St., Dr. Georg Waltemath⸗Hamburg (freisinnig 1536 St. und Schuhmacher Brey⸗Hannover (Soz.) 599 St. Dr. Brüel ist somit gewählt.
Zara, 23. August. (W. T. B.) Die außergewöhn⸗ liche Hitze dauert noch immer an, auch weitere Fälle von Sonnenstich sind vorgekommen, welche tödtlich verliefen. Am Vellebit⸗Gebirge im kroatischen Karst fand ein aus⸗ gedehnter Wald⸗ und Wiesenbrand statt.
Mons, 23. August. (W. T. B.) Die allgemeine Lage hat sich seit gestern nicht geändert. Die Zahl der Strikenden ist ungefähr dieselbe geb lieben. Vier Dele⸗ girte der Grubenarbeiter begaben sich zum Vorsitzenden der Provinzial⸗Regierung, um wegen Einsetzung eines Industrie⸗ raths und Zurüchkzehung des Reglements der „Société des produits“ vorstellig zu werden.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
···· — — — — —
Wetterbericht vom 23. August, Morgens 8 Uhr.
ratur elsius
Siationen. Montag:
Bar. auf o Gr u. d. Meeressp red. in Millim
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Dienstag:
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schloßen.
von Gredelue.
Sonntag:
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9 Nachts Gewitter.
Nebersicht der Witterung.
Unter der Wechselwirkung eines barometrischen Maximums nördlich von der Alpengegend und einer nmfangreichen Depression über Nordwest und Nord⸗ Furopa wehen im deutschen Küstengebiet vielfach Im starke südwestliche Winde. Hurst⸗Castle meldet Säüdweststurm. Das Wetter ist in Deutschland ziemlich kühl, im Nordwesten trübe, im Süden und DOsten heiter; vielfach haben Regenfälle, an der Nordsee auch Gewitter stattgefunden.
Deutsche Seewarte.
meifter Knoll.
Montag:
Theater⸗Anzeigen.
g = Theater. Sonntag: Ein Volks. Schauspiel in 5 Aufzügen von Henrik Anfang 7 Ubr. um 100. Male: Die Ehre. Schau⸗ spiel in Akten von Die große Glocke. 4 Akten von Oskar Blumenthal. Mittwoch: Ein Volksfeind.
Wallner ⸗ Theater. Sonntag: Zum 79. Male:
Mams Nitsnqhe. ( Bildern von H. Meilhae und A Millaud. Mustk von M. Herve.
Vor der Vorstellung, bei Großes Garten ⸗Koneert. Anfang des Gancerts 63,
der Vorstellung 74 Uhr. Montag u. folg. Tage Mamsell Mitonche.
Victoria - Theater. Bis inkl. Montag ge ;
Dienstag: Zum ersten Male: Die Million oder Vivat Imperator. stück in 13 Bildern von Ale Rich Nathanson. Musik von
Friedrich Wilhelmstãdtisches Theater und Concert -NVark. Dirertion: Zum jweiten Male: Mit durchaus neuer Austattung: Die Puppenfee. Pantomimisches Divertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von z
os. Bayer. Arrargirt von J. Haßreiter, KK. K
ofballetmeister aus Wien. Vorher:
Doppel · Concert. Inftrumental · Kũnstlern Zum 3. Male: Die Pnuppenfee. Vorher: Das Pen sionat.
Im Park: Großes Doppel⸗Concert.
Hermann Sudermann.
Luftspiel in Montag:
letto.
Täglich: Bei der Vorstellung,
Vaudeville in 3 Akten und leuchtung des Sommergarten:
der Vorstellung?7 Uhr.
Velle · Alliance Theater. 6. Male: Der Dorftensel.
gůnstiger Witterung:
Eintritt 50 . Auftreten 0 saͤmmtlicher
Anfang des Concerts 4
Modern g; Anusftattungs Pontag: Diefeibe Vorftellung.
Maogmkowski und .A. Raida. Ballet
trischer Goldfuchs. Jacobson und
Julius F rihsche en Görß. r. Montag: Dieselbe Vorstellung.
Gesangspo Leop. Ely.
Nesidenz Theater. Direktion: Sigmund Lauten · burg. Sonnabend, den 30. August . Wiedereröffnung des Residenz / Theaters. Zum 113. Male: Margnise. Lustspiel in 3 Akten von Sardou. Anfang 7 Ubr.
NRrollis Theater. Sonntag: Der Prophet. (Johann von Leyden: Hr. Emil Götze als Gast.) Der Barbier von Sevilla. Dienstag: Gastspiel des Sgr. d' Andrade. Rigo⸗
Mittwoch: Letztes Auftreten der Miß Maeintyre.
. ends bei brillanter elektr. Be⸗ Grohes Concert. Anfang Sonntag 4 Uhr, an den Wochentagen bt,
Sonntag: Zum Dorfkomoͤdie in
3 Abtheilungen und einem Vorspiel von müller. In Scene gesetzt vom Direktor
Im prachtvollen Sommergarten: Großes Concert. i e ol n en n des * em ö
— eg, der Vorstellung 7 Uhr.
Adolph Ernst⸗ Theater. Sonntag: Bei elek Beleuchtung. ir 135. Male:
e in 4 Akten von Eduard Couplets theilweise Musik von Franz Roth. Anfang
26327 National ⸗Panorama. Serwarthstraßte Nr. 4, am sönigsplatz.
Das alte Rom
mit dem Triumphzuge Kaiser Constantin's. Großartigstes Rundgemälde der Nenzeit? Morgen Sonntag: Eintrittspreis à Person 50 9. ; Geöffnet von Morgens 9 Ühr bis zur Dunkelheit.
vor und nach
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Helena Hoffmann mit Hrn. Franz Waller (Breslau —Warmbrunn). — Frl. Margarethe Fallgatter mit Hrn Dr. phil. Zachar: j Dimitrow (eipzig = Sliven, Bulgarlen). — Frl. Mathilde Bühring mit Hrn. Lieut. Stolzmann (Hannover Einbeck). — Frl. Camilla Wennholtz 29 Hrn. 2 re n erlin). , .
rantz mit Hrn. Augu ann (Berlin).
Verehelicht: Hr. Dr med. Georg Winter mit Frl. Maria Trittenwein (Berlin Wien). — Hr. Br. Gustav Bachrach mit Frl. Bertha von Hake e Hr. Albert Horn mit Frl. Lina
ol nn).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Apotheker W. Drape (Sittensen). — Hrn. Emil Hoffmann (Leipzig). — Hrn. Georg Meerwein (Aachen). — Hrn. Rechtsanwalt Seidel (Osterwied i. Hari). — Eine Tochter: Hrn. Prof. Adolf Schill (Důsseldors). — Hrn. Adolf Bremme (Barmen). Hrn. Friedr. Rexhausen over).
Gestorben: Hr. Gutsbesitzer Adolf Felten (Gsch). — Hr. Bürgermeister Emil Drenkmann (Brieg).
erd. Nes⸗ ternheim.
Der
Dirigent: Hr. Kampell-
Am , Park ⸗ Nen einstudirt: Das Geöffn hr. Tã
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Auftreten von Gesangs ⸗ und gemälde, Dioramen.
Sr. Maj. des Kaisers. preis uur 50 8.
Anstalt für vollsthümliche Naturkunde. Lehrter Bahnhof). ch Vorstellung im Pensionat. Komische Oper in 2 Aften von Franz wiffenschaftlichen Theater. Näheres die ien von Supre. Regie: Hr. Binder. Dirigent: Kapell⸗ jettel.
meifler Federmann. vrachwollen Park um 4 Uhr:;
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Wilhelmstr. 10. VUardland. :* Koloffal⸗ en Bilder aus Norwegen, speziell von d. Reise Hente Eintritts⸗
— Hr. Rentier Leopold Leppel . Berkel). = Hr. Rentier Ludwig Geiseler (Berlin). — ü A. Schwebs (Berlin). — Frau Luise Woellner, geb. Wendel (Brandenburg a. O).
Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholy.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlage Anftalt, Berlin sw., Wilbelmstraße Nr. 3.
Vier Beilagen Ceunschlieblich Bor en · elage⸗
ca. 100 gr.
w , außerordentlich a ite ge llt .
M 2OX.
Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Sonnabend, den
23. August
Statiftik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Vorgestern Abend fanden hier in Berlin zwei soz ial demo⸗ kratische Versammlungen für die Wabhlvereine des ersten und fünften Berliner Reichstagswahlkreises statt. In der Versammlung des ersten Reichstagswahlkreises kam es, wie wir aus einem Bericht des Berl. Volksbl. ersehen, im Anschlusse an den Vor⸗ trag eines Hen. Jahn, der die Fragen der Parteitaktik behandelte, zu einer längeren Diskussion über die sozialdemokratische Partei⸗ und Frak⸗ tionsverhältnisse, welche in einer Resolution ihren Abschluß fand; die Versammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins für den 1. Berliner Wablkreis spricht darin ihr Bedauern über den Artikel des Dr. Bruns Wille in der Sächsischen Arbeiter Zeitung! aus und erklärt, dem Genossen Bebel wie der ganzen Fraktion ihr Vertrauen zu schenken. — Auch die Versammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins des fünften Berliner Reichstagswahlkreises beschäftigte sich, nach einem Bericht der Voss. Ztg.“ mit der Taktik der Sozialdemokratie. Hier wurde ein Antrag, der Fraktion ein Vertrauens votum zu ertheilen, gegen eine ziemlich starke Mingrität abgelehnt, da⸗ gegen folgender Resolution zugestimmt: Der gegenwärtige Streit innerhalb der ,,,, Partei ist durch das 12 Jahre an⸗ dauernde Sozialistengesetz verschuldet worden; die Versammlung giebt sich der festen Hoffnung hin, daß derselbe auf dem Parteitag in Halle endgiltig beigelegt werden wird.“ ;
Wie die Schlf. Ztg.“ berichtet, hat der Königlich preußische Minister für Handel und Gewerbe angeordnet, daß auch auf den fiskalischen Gruben und Hüttenwerken in Oberschlesien ähnliche Arbeiterausschüsse wie früher schon auf den Staatsgruben im Saarrevier eingesetzt werden. Die ausführ⸗ lichen Bestimmungen über die Zusammensetzung und Thätigkeit dieser Arbeiterausschüsse sind nunmehr fertiggestellt; der wesentliche Inhalt dieser Bestimmungen, welche für die Königin Luise⸗ Grube, Friedrichsgrube, Friedrichshütte und für die König— lichen Eifengieß e reien in Gleiwitz und Malapane gelten, ist folgender: Was zunächst die Wahl der Vertrauensmänner betrifft, so ist jeder männliche Werksarbeiter, der das 21. Lebensjahr zurück- gelegt hat und seit mindestens drei Jahren auf dem betreffenden Werke in Arbeit steht, wahlberechtigt. Wählbar ist er, wenn er das 25. Lebens jahr zurückgelegt hat, der deutschen Sprache mächtig und seit wenigstens füns Jahren auf dem betreffenden Werke be schäftigt ist. Jede Betriebs ⸗ (Steiger, Gruben⸗, Maschinenwerks ) Abtheilung wählt einen oder mehrere Vertrauensmänner, welche dieser Abtheilung angehören müssen. Der Werksdireltor bestimmt die einzelnen Abtheilungen und die Zahl der von jeder Abtheilung zu wählen den Vertrauensmänner; er Festimmt auch den Wahltag und läßt die Einladung zur Wahl spätestens acht Tage vorher durch An. schlag in den Zechenstuben (Werkstätten) und durch Verlesen bekannt machen. Die Wahl wird unter Leitung des Werksdirektors oder der von ihm hierzu ernannten Beamten im Zechenhause vorgenommen und erfolgt durch gebeime Abstimmung unter Zuziehung von zwei Bergleuten, die der Leiter des Wahlakts hierzu aus der Zahl der Wähler beruft. Das Verfahren bei der Wabl wird durch das Königliche Ober -⸗Berg⸗ amt Breslau geregelt. Wer die Mehrheit der Stimmen sämmtlicher erschienenen Wähler auf sich vereint, gilt als gewählt; ist keine solche Stimmenmehrheit vorhanden, so findet zwischen den beiden Personen, die die meisten Stimmen auf sich vereint haben, eine engere Wahl statt; stellt sich bei dieser Stimmengleichheit heraus, so entscheidet das Loos. Die Vertrauensmänner werden auf zwei Jahre gewählt. Die Ausscheidenden sind wieder wählbar. Ein Vertrauensmann scheidet als solcher, aus: durch Amtsniederlegung, durch freiwilligen Abgang oder durch Entlassung aus dem König⸗ lichen Werk. Es findet alsdann ebenso wie im Fall des Todes eines Vertrauensmannes eine Ersatzwahl, für die übrige Dauer der Wahlperiode statt. Die Ersatzwahl ist innerhalb vier Wochen nach dem Ausscheiden eines Vertrauensmannes von der betreffenden Betriebgabtheilung nach den xorstehenden Bestimmungen vor⸗ zunehmen. Was die Aufgabe der Vertrauens männer betrifft, so haben die Vertrauensmänner Anträge, Wünsche und etwaige Beschwerden, welche das betreffende Werk im Ganzen angehen, bei dem Werks- direktor anzubringen und sich in den Zusammenkünften mit Letzterem über dieselben gutachtlich zu äußern; sie haben ferner in diesen Zu- sammenkũnften über sonstige Fragen und Angelegenheiten, die das Arbeits ˖ verhältniß, besonders die Arbeitzordnung und Abänderungen derselben betreffen, ihr Gutachten abzugeben und solche das Wohl der Arbeiter und ihrer Angehörigen betreffende Angelegenheiten zu besprechen, welche ihnen von dem Werksdirektor vorgelegt werden. Außerdem sind die Vertrauens männer berufen, an der Verwaltung der zu Gunsten der Arbeiter und ihrer Angehörigen eingeführten Wohlfahrtseinrichtungen, falls nicht besondere Vorschriften für die Verwaltung derselben bestehen, mitzuwirken, etwaige Streitigkeiten der Arbeiter unter einander zu vermitteln und thunlichft beizulegen und endlich darauf zu achten, daß die Arbeits ordnung und die für die Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter ge⸗ troffenen Anordnungen von den Arbeitsgenossen gewissenhaft und pünkt⸗ lich befolgt werden. — Die Vertrauensmänner treten unter dem Vorsitz des Werksdirektors oder seines Stellvertreters vierteljähr⸗ lich und außerdem so oft zusammen, als der Werksdirektor es für erforderlich hält, oder wenn wenigstens die Hälfte der Vertrauensmänner unter Angabe der zu berathenden und zu ihrer Kompetenz gehörigen Gegenstände darauf anträgt. Der Werksdirektor stellt die Tagesordnung der Zusammenkünfte, zu denen sämmtliche Vertrauensmänner einzuladen sind, fest. Ueber Gegen⸗ stände, welche nicht bei ihnen angemeldet sind, darf nicht verhandelt werden. Ueber jede Zusammenkunft ist ein Protokoll aufzunehmen und Abschrift desselben dem Königlichen Ober⸗Bergamte einzureichen.
In einer Versammlung der Kellner Berlins, welche in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag stattfand, wurde, der Berl. Volksztg.“ zufolge, eine Resolution angenommen, in welcher der An⸗ schluß der Kellner an den Verein der Gastwirthsgehülfen empfohlen wird; ferner wurde beschlossen, ein Fachorgan zu schaffen, welches energisch die Interessen der Kellner vertrete.
Eine von etwa 80 Personen besuchte Versammlung der Töpfer⸗ gehülfen in Leipzig ließ sich am Donnerstag von der auf Ver⸗ anlaffung der Arbeitgeber gewählten Kommission über die mit dem Arbeitgeber ˖ Ausschuß gepflogenen Tarifverhandlungen Bericht erftatten. (Vergl. Nr. 194 d. Bl.) Es wurde, wie die Veipz. Itg. mittheilt, ein von den Arbeitgebern ausgearbeiteter
egenüber dem jetzt gültigen in den Lohnansaͤtzen nach allgemeiner
ehauptung erheblich reduzirter Tarif verlesen und zur Debatte gestellt. Sbgleich ein Theil der Anwesenden zur Nachgiebigkeit mahnte, beschloß die Versammlung doch, den jetzt geltenden Tarif beizubehalten, da dessen Gültigkeitsdauer bis . 1. April 1891 vereinbart worden und die Herabsetzung des Lohnes weder durch den br, . geboten, noch bei der Steigerung der Preise aller Lebengbedurfniffe billig sei. Dieser Beschluß soll den Arbeit⸗ geb ern unterbreitet werden und der Vertrauensmann darguf achten, daß die Sätze des alten Tarifs in allen Geschäften bezahlt werden. Von einer Arbeit seinstellung wurde an en hz abgerathen.
In Ergänzung des in der gestrigen Nr. d. BÜ. nach Schluß der Redaltion mitgetheilten Telegramms aus Mons theilen wir noch folgenden gig der ‚Voss. Ztg. mit: Der Ausstand im Borinage gewinnt an Ausdehnung; alle Zechen der Socists
des Produits! haben den Betrieb einstellen müssen; auch die Berg⸗ leute der Zechen des Midi de Mons, der Zechen in Cuesmes und Ciply sind ausständig. Eine gestern Abend in Frameries statt⸗ gehabte von 800 Bergleuten besuchte Versammlung beschloß die Aufrechthaltung des Ausstandes. Das von der Socists des Produits eingeführte neue Arbeitsreglement, welches selbst geringe Vergehungen der Bergleute mit hohen Geldstrafen abndet, hat den Ausbruch des Ausstandes herbeigeführt. Macht die Gesellschaft keine Zugeständnisse, so ist das Umsichgreifen des Ausstandes zweifellos,
Wie die Londoner Allg. Corr.“ mittheilt, ist der Aus stand der Werft⸗ und Salis eit * in den Docks in Til bury, einer Mittheilung der Dockverwaltung zufolge, noch nicht beendet. Die Forderung der Ausständigen, daß nur Arbeiter beschäftigt werden sollen, welche dem Verbande an. gebören, ist von der Dockverwaltung noch nicht bewilligt worden. Die gestern zwischen dem Vorsteher der Docs und Vertretern der strikenden Arbeiter gepflogenen Unterhandlungen hatten indeß das Ergebniß, daß die Ausständigen die Arbeit gestern bedingungslos wieder aufnehmen wollten. Es scheint, daß der Aus⸗ stand nicht vom Haupt ⸗Strikeausschusse angesrdnet war.
Aus New⸗-Jork meldet W. T. B.“ vom gestrigen Tage: Die Bediensteten auf den Güterzügen der Illinois Central babn, haben beschloffen, Erhöhung ihrer Lohne zu fordern. Die Maschinenführer und Heizer der Northwestern Eisen bahn haben die Arbeit eingestel lt und eine Gehaltserhöhung begehrt. Zabl⸗ reiche lange 366 mit Fleisch liegen auf der Strecke.
Aus Melbourne berichtet ein Wolff sches Telegramm nach einer Reuter schen Meldung; Infolge der Arbeitseinstellung wird die Lage in Victoria und Neusüdwales stets bedenklicher. Viele Hütten und Fabriken werden demnächst wegen Kohlenmangels geschlossen werden müssen. In Wollongong sind bereits 9 Gruben geschlossen. — Die Rheder von Melbourne und Sydney werden in Albury zur Berathung der Situation zusammentreten.
. Ueber die wirthschaftliche Lage in 1889 urtbeilt die Handelskammer zu Saarbrücken in ihrem Jahre? ⸗ bericht wie folgt:
Das Jahr 1889 reiht sich hinsichtlich der günstigen Lage von Industrie und Handel im Saargebiet gleichwerthig an seine beiden Vorjahre an. An Lebhaftigkeit der Nachfrage nach Erzeugnissen der Eisen. und Stahlhütten, der Gießereien, Kleineisenzengfabriken, Maschinen⸗ und Wagenbau ⸗Anstalten, der Glashütten. Thonwaaren «, Cement - und Ziegelfabriken, an angespannter Thätigkeit der Betriebe und Ausdehnung des Umsatzes übertrifft es dieselben erheblich. Induftriejweige, welche wegen der Cigenartigkeit ibrer Fabrikate längere LVieferfristen bedingen, waren vielfach schon im März mit Auf— trägen bis zum Schlusse des dritten Vierteljahrs und im April bereits mit solchen bis zum Ende des Jahres gedeckt, Lager bestände, welche an gewissen Fabrikaten noch aus den Vorjahren vorhanden waren, wie z. B. in der Tafelglasindustrie, oder die sich gegen Schluß des Jahres 1888 neu gebildet hatten, wie z. B. in den FormeisenWalzwerken, wurden sehr bald in Anspruch genommen und entweder zum größeren Theil oder ganz geräumt. Die Nachfrage nach Kohlen und Koks zu Industriezwecken war während des ganzen Jahres eine außerordentliche starke, hätte schon unter normalen Verhältnissen kaum vollstãndig gedeckt werden können und blieb unter dem Einfluß der Bergmanns ⸗Ausstände, der
ekürzten Schichtdauer und der sehr mangelhaften Arbeitslust der
ergleute in der That zum Theil unbefriedigt. Die Förderung der staatlichen Saargruben stand aus diesen, eben erwähnten Gründen um 154 680 t oder 24 06 ᷣ hinter derjenigen des Jahres 1888 zurück, anstatt sich entsprechend dem Bedarf und der vergrößerten Belegschaft um mindesteng 360 000 t zu steigern.
Die Verkehrsanstalten weisen, mit Ausnahme des von der Kohlen⸗ förderung abhängigen Umschlags auf dem Saarkanal, allenthalben eine Steigerung des Verkehrs auf. Der Empfang und Versand von Cisenbabngütern wuchs auf allen größeren Stationen unseres Bezirks, abgesehen von denjenigen, welche ausschließlich Grubenstationen sind. Der Post⸗ und Depeschenverkehr im Ganzen hat sich erheblich ge⸗ steigert. In Ausgang und Eingang betrug die Zunahme bei Brief . sendungen 6z und S4. /o, bei Werthsendungen dem Werthe nach 144 und 77 o, bei Postanweisungen dem Werthe nach 9 und z oso. bei Telegrammen 8 69. Die etatsmäßigen Einnabmen der Postanstalten innerhalb unseres Bezirks vermehrten sich um 7 „/o, darunter allein die Telegrammgebühren um 1030/0. ;
Der Umschlag der Reichsbank-Nebenstelle Saarbrücken auf dem Giroconto steigerte sich um 35 Millionen oder 27 c; auch der Wechsel verkehr zeigte eine größere Lehaftigkeit als früher. Bei den Sparkassen haben sich zwar die Rücknahmen, insbesondere Seitens der strikenden Bergleute, in noch größerem Maße aber die Einzah⸗ lungen und der Gesammtwerth der vorhandenen Einlagen erhöbt.
Was den günstigen Ergebnissen des Berichtsjahres ein ganz be⸗ sonderes Gepräge verleiht, ift die Thatsache, daß bei fast allen Industrie⸗ erzeugnissen eine Erböhung ihres Werthes und damit eine Steigerung ihres Verkaufspreises eingetreten ist. Während im Jahre 1888 die Industrie mit mäßig gegen früher erhöhten Roh⸗ materialpreisen und Arbeitslöbnen arbeitete und innerhalb des ge⸗ nannten Jahres nur insoweit Preissteigerungen vornahm, als zur Er⸗ zielung einer ebenfalls mäßigen Verzinsung des Anlage⸗ und Betriebs⸗ kapitals erforderlich war, trat im Berichtsjahre eine so erhebliche Vertheuerung der meisten Rohmaterialien, ins besondere der Stein . kohlen und Koks ein, daß die Selbstkosten der Industrie rasch in die
she gingen und gemeinsam mit der fortdauernd durchgeführten Er ⸗ öhung der Löhne eine entsprechende Werthsteigerung der Fabrikate berbeiführten. Verschärfend trat hierzu noch der starke Begehr Deutschlands nach Industrieerzeugnissen aller Art, ein Begehr, der zeitweise aus wirklichem Bedürfniß, zeitweise auch wobl aus Spe⸗ kulationszwecken stammte, der sich aber jedenfalls mit solcher Kraft geltend machte, daß die Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie nicht mehr hinreichte, sondern dem Auslande ein großer Theil von Liefe. rungen Üüberlassen werden mußte. Einen Beweis hierfür bietet die Zunahme der Einfuhr und die Abnahme der Aus- fubr des deutschen Zollgebiets im Jahre 1869 unter Festhaltung der Thatsache, daß die dentsche Industrie mit Aufgebot aller Betriebsmittel beschäftigt war.
Es ist nur natürlich, 3 dieser Wertherböhung auch eine Er höhung der Verkaufspreise für Fabrikate auf dem Fuße folgte. In⸗ deffen muß ausdrücklich hervorgehoben werden, daß in allen Industrie zweigen unseres Bezirks die Steigerung der Preise für die meisten Fabrikate nicht mit derlenigen gleichen Schritt
u halten vermochte, welche die Rohmateriglien er⸗ . Die Bestätigung dieser Thatsache wiederholt sich in fast sämmtlichen uns zugegangenen Berichten, speziell in denen ber Gifen . Glas- und Thonwaaren ⸗ Industrie. Es darf hieraus gefolgert werden, daß die einzelnen Werke jwar eine bedeutend größere Brutto ⸗ Einnahme, in Folge des vermehrten Umsatzes, aber einen verbältnißmäßig 64 ringeren Netto ⸗ Ertrag gehabt haben. Damit tritt die Erscheinung in den Vordergrund, daß die im letzten Jahrzehnt vielfach durch Er findung neuer Maf inen oder r rikations verfahren herbeigeführte Verbilligung der 16 tion durch die gesteigerten Selbst⸗ sosten, insbesondere die Arbeitslöhne, allmählich wieder auf⸗ gewogen wird.
1890.
In weiterer Folge ergiebt sich aus dieser Betrachtung, daß der Hauptantheil an den guten Geschäftserträgen des Jahres 1889 nicht der Industrie, sondern den Koblenproduzenten und dem Kohlen zwischenbandel zugefallen ist. Selbst wenn man die außerordentlich bohen Abschlüfse, welche von Händlern wäbrend der Streilperioden der Bergleute für ihre verfügbaren Lager ⸗ bestände erzielt worden sind, als weniger ausschlaggebend nicht in Rechnung bringt, lassen doch die Börsennotirungen am Anfang und am Schlufse des Jahres erkennen, daß Zechen und“ Koblenhändler einen unverhältnißmäßig viel größeren Gewinn erzielt haben, als die
dustrie. Denn wenn der Preis von Kohlen und Koks um 120 bezw. 134 6, der von Stabeisen und Trägern dagegen nur um 60 bezw. 36 ο binnen Jahregfrist gesteigert werden konnte, so giebt der erhebliche Abstand dieser Ziffern einen sicheren Hinweis, auf welcher Seite der größere Gewinn gelegen hat. Angesichts solcher Unter schiede fallen aber die Angriffe gegen die industriellen Kartelle, Verbände, Konventionen u. s. w. wegen übertriebener Preis⸗ steigerung für Fabrikate, welche vorzugsweise von dem Zwischenhandel erhoben werden, in sich zusammen. Gerade die aus fast allen Industriezweigen trotz dem Bestehen der Kartelle stammenden Hinweise auf das Mißverhältniß der Fabrikat preise zu den Rohmaterialpreisen beweisen, daß es auch für die Preis ⸗Festsetzungen der Verbände eine natürliche Grenze giebt, welche nicht überschritten werden darf. Es wird bei derartigen Angriffen außer Acht gelassen, daß die Hauptwirkung der Verbände nicht die . hoher Preise,
sondern vorzugsweise eine Regulirung der Produ bn und der Kon— lurrenz, sowie eine Beseitigung der vom Zwischenhandel und der Spekulation begünstigten Schwankungen des Geschäftsganges ist.
Mit vollem Recht darf man die Stetigkeit des guten Geschäfts ⸗ ganges, welcher nunmehr schon seit länger als drei Jahren anhält, zu einem Theile unserem Schutzzollsystem, zum anderen Theile der Wirksamkeit der industriellen Verbände zuschreiben. Wäre es nach den Wünschen des Freihandels so hätten wir — ganz abgesehen davon, ob ein derartiger Aufschwung alsdann möglich gewesen wäre — zweifellos die größten Schwankungen durchzumachen, gehabt, welche allein schon in den Arbeiterausftänden einen trefflichen Aus- gangspunkt gefunden hätten. Daß der Zwischenhandel und die Börsen⸗ spekulation durch die Verbände einen Abbruch erlitten haben ist wahr⸗ scheinlich. Aber der Zwischenhandel findet, wie aus den vorher an⸗ geführten Thatsachen hervorgeht, bei sonst guten wirthschaft⸗ lichen Verhältnin des Landes leicht einen Ersatz, und die Fernhaltung der Spekulation von der industriellen Thätigkeit kann im Interesse der Solidität unserer Industrie nur als gesund und erwünscht bezeichnet werden. Schon der Umstand daß die Beschlüsse der einzelnen Kartelle aus einer gemeinsamen Berathung von Per⸗ sönlichkeiten hervorgehen, welche in der Regel zu den unterrichtetsten Vertretern des betreffenden Industriezweiges gehören, gewährleiftet eine sichrere , ,. der Konjunktur, als wenn es jedem einzelnen Werke überlassen bleibt, sich allein ein Bild über die zu erwartende Lage des Geschäftsmarktes zu bilden und hiernach die Preise zu ge— stalten, die deshalb naturgemäß vielen und lebhaften Schwankungen unte rworfen sein müssen. Derartige Schwankungen können wohl dem Zwischenhandel, niemals aber der industriellen Thätigkeit von Nutzen sein. . .
Wie die Konventionen im einheimischen Verkehr, so wirken die Schutzzölle im Weltverkehr, indem sie eine größere Stetigkeit des Marktes innerhalb des geschützten Landes zur Folge haben, Sie bilden einen umfassenden Damm, innerhalb dessen die gewerbliche Produktivität wachsen soll, und schließen nicht aus, daß, wenn dieses Wachsthum mit dem vermehrten Bedürfniß nicht Schritt halten kann, das Fehlende von auswärts zufließt, während zugleich umgekehrt der eiwa vorhandene Abfluß nach außen sich ver⸗ mindert. Diese Erscheinung tritt für Deutschland im Berichts jahre klar zu Tage. Das Bedürfniß nach Erzeugnissen der Induftrie war so stark, daß es von vielen einheimischen Industriezweigen nicht gedeckt werden konnte, und die Folge war, daß die Einfuhr aus⸗ ländischer Erzeugnisse sich gegen fruher erheblich steigerte, die Ausfuhr dagegen abnahm. So war von den in unserem Bezirk vertretenen Industrie ˖ Erzeugnissen die Einfuhr nach Deutschland gewachsen und die Ausfuhr vermindert: bei fast allen Eisenfabrikaten, Hohlglas, Tafel- if. glasirten Ziegeln, feuerfesten Steinen, Thonröhren und Töpfer⸗ geschirren.
Aus der gesteigerten Einfuhr auf eine ungünstige Wirkung der Schutzjöͤlle und der Konventionen schließen zu wollen, wie dies von freibändlerischer Seite vielfach geschehen ist, wäre nur dann zutreffend, wenn die deutsche Ausfuhr in entsprechendem Maße gestiegen wäre oder die einheimischen Fabriken über mangelnde Beschäftigung zu klagen gehabt hätten. Keins von beiden aber ist der Fall gewesen und man kann demnach mit Recht darauf schließen, daß das lange zurũck⸗ gehaltene Bedürfniß nach Industrie ⸗Erzeugnissen in außergewöhnlichem lüimfange gewachsen ist. Andererseits geht aber aus den erwähnten Erscheinungen hervor, daß das Ausland sofort eine sich bietende Möglichkeit zur Einfuhr nach Deutschland wahrnimmt, und eine Herabsetzung der Schutzzölle unsere Industrien in einen äußerst gefahrvollen Kampf mit dem Auslande verwickeln würde, aus welchem allenfalls nur der Zwischenbhandel Nutzen ziehen könnte. Vom volks⸗ wirthschaftlichen Standpunkte ist es aber rationeller, wenn sich der deutfche Zwischenhandel der deutschen Industrie durch Hebung des Exports, als der ausländischen Induftrie durch Steigerung des Im⸗ ports nutzbar macht. . ;
Die Industrien unseres Bezirks sehen daher das Anwachsen der Einfuhr in einem so guten Geschäftsjahre wie das verflossene keines ⸗ wegs als ein bedenkliches Symptom an. Sie vertrauen, daß die Beibehaltung der Schutzzölle und die weitere Ausgestaltung der gewerblichen Konventionen zur weiteren Ausbildung der Industrie, zur allmählichen Umwandelung der bisher beobachteten, etwa alle 15 bis 20 Jahre auftretenden wirthschaftlichen Fluthwelle in eine gleich mäßige und stetige Hebung des Geschäftsganges und zur Stärkung des allgemeinen NRationalwohlstandes beitragen werden. ;
Auch die Abnahme der deutschen Ausfuhr ist nicht geeignet, prinzipielle Bedenken zu erwecken. Wie sie ihre Erklärung in den schon erwähnten Ursgchen findet, so ist auch ihr Ausgleich bei einem Nachlaß des einheimischen Bedarfs zu erwarten.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin find bei den hiesigen Stan desämtern in der Woche vom I0. Auguft bis inel. 16 August er. zur Anmeldung gekommen: 191 Cheschließungen, 1015 Lebendgeborene, 28 Todtgeborene,
840 Sterbefãlle.
gegangen. überhaupt
Bandel und Gewerbe.
Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt be⸗ richtet die Schl. tg.: Obwohl der Geschäftsstand des ober; fchlesischen Eisenmarktes die frühere günstige Lage noch hei weitem nicht erreicht hat, so ist doch im Allgemeinen eine vortbeil- baftere Strömung nicht zu verkennen. Die Aufträge, besonders auf BHuöuenfen, als Trlger,. Fagoneifen u. w. mehrten sich derart, daß die , . , . 89 866 au e Eisenso ne erhöhung um durchzufetzen vermochten. Nachdem eine gewisse Festigkeit des Marktes