1890 / 205 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 26 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

dem Regierungs⸗Präsidenten von Heydebrand und der Lasa,

dem Landrath des Kreises und dem Ober⸗Bürgermeister der Stadt begrüßt wurden. Unter dem Jubel der zahlreich zusammen⸗ geströmten Bevölkerung fuhren Se. Majestät durch die festlich geschmückte Stadt zunächst nach dem Rathhause, besichtigten dasselbe, nahmen später das Postgebäude in Augenschein und setzten danach die Fahrt nach dem Park von Tauerlauken fort, woselbst ein Trupp berittener litthauischer Frauen Allerhöchst⸗ denselben vorritt. Se. Majestät kehrten , an Bord der „Hohenzollern“ zurück, hörten dort den Vortrag des Staats⸗ fekretärs Freiherrn von Marschall, übernachteten im Extra⸗ zuge und traten heute früh um 3 Uhr die Weiterreise nach Insterburg an.

Nachdem Se. Maiestät daselbst um 6 Uhr Morgens die 1. und 37. Kavallerie Brigade besichtigt hatien, inspizirten Allerhöchstdieselben um 10 Uhr die 2. Infanterie⸗Brigade in Goldap und setzten von letzterem Orte heute Mittag die Reise nach Lötzen fort, um dort heute Nachmittag und morgen Vor— mittag Festungsübungen beizuwohnen.

Ueber die Ankunft Sr. Majestät in Insterburg und die dortige Kavallerie Uebung wird von „W. T. B.“ noch Folgendes

gemeldet: . Se. Majestät traf um 6 Uhr Morgens am Sprindter

Weg, 2 km von Insterburg, ein, woselbst der Kriegerverein zur Begrüßung Allerhöchstdesselben Aufstellung genommen hatte. Von hier aus begab Sich Se. Majestät, Allerhöchst⸗ welcher Kürassier⸗ Uniform trug, zu Pferde nach dem großen Pieragiener Exerzierplatz und besichtigte dort die 1. und 37. Kavallerie⸗Brigade. Inzwischen hatte die Artillerie die Höhe am Kamswicken⸗-Insterburger Weg besetzt und wurde hier von dem jenseits Pieragienen gelegenen Ufer der Angerapp von der Kavallerie attackirt. Die Attacke wurde von den Kürassieren, Uanen und Dragonern in Regiments⸗ Kolonnen geritten; die Truppen mußten die steile Böschung hinabreiten, die Angerapp durchschwimmen und das ebenso steile diesseitige Ufer gewinnen. Se. Majestät und der Prinz Albrecht, Regent von Braunschweig, nebst Gefolge beobachteten diesen außerordentlich kühnen Ritt vom Kamswicker Grund aus. Die Uebung verlief glänzend. Se. Majestät der Kaiser setzte hierauf um 8 Uhr bei Grünhof mittels Hofzuges die Reise nach Goldap und Lyck fort.

Ueber die Galatafel, welche von des Kaisers von Rußland Majestät zu Ehren Sr. Majestät des Kaisers und Königs am Sonnabend vor der Abreise Allerhöchstdesselben in Peterhof gegeben wurde, und über die Abreise des Kaisers und Königs erhalten wir noch folgende briefliche Mittheilung:

Die Galatafel begann um Titz Uhr und war in dem rothen Speisesaal des Kaiserlichen Schlosses zu etwa hundert Couverts gedeckt. Die eine Langseite des Speisesaales ist mit dem herrlichen Gemälde von der Ueberfahrt Peter's des Großen über den Ladoga⸗See, die gegenüberliegende Wand mit vier werthvollen Gemälden aus dem Krimkriege ge⸗ schmückt. In den vier Ecken befinden sich die Porträts der Kaiserinnen Katharina J. und Katharina II, Peter's des Großen und der Kaiserin Elisabeth. Zwölf Glasktonleuchter strahlten ihr Licht auf die rothe Drapirung des Saales und die vergoldeten Möbel aus. Auf der hufeisenförmigen Tafel standen acht mit Jagd⸗Emblemen verzierte silberne Arm⸗ leuchter und vier in Silber getriebene Tafelaufsätze, welche gleichfalls Jagdscenen darstellen, ferner zahl⸗ reiche silberne Blumenvasen, Fruchtschalen und Etagéren. Gespeist wurde auf Service von altem russischen Porzellan. In der Mitte der Tafel hatte Ihre Majestät die Kai— serin Platz genommen. Zur Rechten Allerhöchstderselben saßen Se. Majestät der Kaiser und König, die Großfürstin Elisabeth, geborene Prinzessin von Sachsen⸗Altenburg, Prinz Heinrich von Preußen, die Gräfin Schuwalow, Großfürst Georg Alexandrowitsch, die Gräfin Woronzow-Daschkow und Großfürst Alexei Alexandrowitsch. Zur Linken Ihrer Majestät hatten Platz genommen der Groß— erzog von Hessen, die Großfürstin Tenia, der Herzog

ohann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin, Frau von Isolsky,

roßfürst Wladimir, der 1 von Caprivi, der Minister von Giers und der Ober⸗Hof⸗ und Hausmarschall Graf Eulenburg. Gegenüber Ihrer Majestät saß Se. Majestät der Kaiser Alexander, neben Allerhöchstwelchem zur Rechten die Großfürstin Marie Paulowna, der Erbgroßherzog von Hessen, die Großfürstin Katharina Michailowna, zur Linken die Großfürstin Elisabeth, geborene Prinzessin von Hessen, und der Großfürst-⸗Thronfolger saßen. Während der Tafel erhob Sich Se. Majestät der Kaiser Alexander, um auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm zu trinken, Allerhöchstwelcher mit einem Trinkspruch auf Se. Majestät den Kaiser Alexander antwortete. Nach der Tafel hielten die Majestäten in den Neben⸗ gemächern Cercle. Von den Fenstern des ersten Stockwerks und von dem Balkon aus betrachteten alsdann die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften die glänzende Illumination des Parkes und der Wassertünste.

Gegen 10 Uhr verabschiedeten Sich Se. Majestät der Kaiser und König und Prinz Heinrich von Ihrer Majestät der Kaiserin, den Großfürstinnen und Großefürsten und fuhren, begleitet von Sr. Majestät dem Kaiser Alexander und dem Großfürsten⸗Thronfolger, nach der Landungs brücke, wo die Yacht „Alexandra“ bereit lag, um die Hohen Gäste des russischen Kaiserpaares zur „Hohenzollern“ bezw. zur „Jrene“ über⸗ uführen. An der Landungsstelle hatten sich die Offiziere des

iborg'schen Regiments aufgestellt, um Sr. Majestät dem Kaiser und König noch einen letzten Abschiedsgruß zuzu⸗ rufen. Se. Majestät war über diese Ueberraschung sichtlich erfreut und dankte, jedem Einzelnen die Hand reichend. Die beiden Monarchen begaben Sich darauf an Bord der „Alexandra“, wo Sich Allerhöchstdieselben mit Umarmung und Kuß herzlich von einander verabschiedeten. Nachdem Se. Majestät der Kaiser Alexander wieder an Land zurückgekehrt, setzte sich die Jacht in Bewegung, während Sich beide Monarchen noch Grüße zuwinkten.

Auf Grund des 5. 26 des Regulativs über Ausbildung, Prüfung und Anstellung für die unteren Stellen des For st⸗ dien stes in Verbindung mit dem Militärdienst im Jäger⸗ corps, vom 1. Februar 1887, werden, einer Verfügung des Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten zufolge, bei den Königlichen Regierungen zu Gumbinnen, Marien⸗

werder, Potsdam, Frankfurt a. O, Stettin, Köslin, Stral⸗ sund, Posen, Breslau, Magdeburg, Merseburg, Shen ig Lüneburg, Wiesbaden und Köln, sowie im Bereiche der Hof⸗ kammer ber Königlichen Familiengüter neue Notirungen forstversorgungs berechtigter Jäger der Klasse A bis auf Weiteres dergestalt ausgeschlossen, daß bei den genannten Behörden nur Meldungen solcher aer angenommen werden dürfen, welche zur Zeit der Ausstellung des Forst⸗ versorgungsscheins mindestens 2 Jahre im Königlichen Forst⸗ dienste des Bezirks beschäftigt sind. Die Zahl der Anwärter ist gegenwärtig verhältnißmäßig am Günstigsten in den Re— gierungsbezirken Hildesheim, Stade, Osnabrück (inkl. Aurich), Minden, Kassel, Danzig und Biomberg.

Der Minister⸗Resident der Republik Uruguay Dr. Federico Susviela Guarch ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Minister⸗Residentur wieder übernommen.

Der neuernannte Regierungs⸗Assessor Dr. jur. Walther Ro e ist der Königlichen Regierung zu Posen und der Regie⸗ rungs⸗Assessor Dr. jur. Liedtke der Königlichen Regierung zu Schleswig überwiesen worden.

Der Regierungs-⸗-Assessor Graf von Rothkirch und Trach zu Posen ist an die Königliche Regierung zu Oppeln versetzt worden.

Magdeburg, 25. August. In der vergangenen Woche wurde auf dem Schießplatze des Grusonwerks in Tangerhütte in Gegenwart einer Kommission von belgischen Offizieren ein Panzerthurm erprobt. Wie die „Magd. Ztg.“ mittheilt, handelte es sich hierbei um die Prüfung eines ganz neuen Systems von Panzer⸗ thür men, dessen Brauchbarkeit von den Ingenieuren des Grusonwerks behauptet, von französischer Seite aber bestritten worden war. Das genannte Blatt berichtet darüber weiter:

Die belgische Regierung batte vor längerer Zeit für die Maas⸗ befestigung Projekte von verschiedenen Werken eingefordert, und zwar für Panzerthürme, bei welcken der Rücklauf der 15 m-Kanone vollstän dig aufgeboben sein soll Da die französischen Werke St. Cbamond und Creusot der Ansicht waren, daß eine solche Konstruktion durch die gewaltigen Rückstöße zerstört werden würde so0 war für sie die Aufgabe dahin abgeändert worden, da die Kanonen einen Rücklauf von etwa 2560 mm haben dürften. Das Grusonwerk dagegen hatte die gänzliche Auf—⸗ hebung des Rücklaufs der Kanonen, welche sehr wesentliche Verein fachungen der Lafette gestattet, für ausführbar erklärt, und die bel⸗ gische Kommission, welche unmittelbar vorher die Panzerthürme von St. Chamond und Creusot erprobt hatte, war in der letzten Woche nach Magdeburg gekommen, um auch mit dem Thurm des Gruson⸗ werks eine gleiche Probe vorzunehmen. Der Erfolg bewies, daß das Grusonwerk sich nicht verrechnet batte. Aus dem Panzerthurm wurden 200 Schuß mit Ladungen von je 9 kg prismatischen Pulvers und Geschossen von 40 und So Kg Gewicht abgefeuert, ohne daß sich der geringste nach⸗ theilige Einfluß auf die Lafettenwände oder auf den Panzerthurm gezeigt hätte. Der Panzertburm wurde durch die Rückstöße der Ge⸗ schütze nur in geringfügige Vibrationen versetzt und die an demselben angebrachten Bremsen wirkten so vorzüglich, daß der Thurm auch dann nicht aus der Richtung kam, wenn die beiden Geschütze nicht gleichzeitig abgefeuert wurden. Nach jeder größeren Reibe von Salven wurde der Thurm gedreht, um zu prüfen, ob auch der Drehmechanismus nicht durch das Schießen gelitten hätte. Es wurde festgestellt, daß der Panzerthurm in eiwa 40 Sekunden eine volle Umdrebung machte, und daß das Schießen gar keinen Einfluß auf den Mechanismus hatte. Die Kommission war daher in der Lage, vor einem größeren Kreise von Zuhörern ihrer Befriedigung über den Ausfall der Versuche Ausdruck geben zu können. Der General Wauters erklärte, daß durch diese Versuche die Streitfrage, ob es konstruktiv möglich sei, den Rücklauf der Kanonen in einem Panzerthurm gänzlich aufzuheben, entschieden sei, und zwar in jeder Hinsicht zu Gunsten des von dem Grusonwerk ausgearbeileten Projekts. Er könne die Ingenieure des Grusonmerks nur zu dieser neuen Leistung be—⸗ glückwünschen und nehme keinen Anstand, offen zu erklären, daß von den 3 Panzerkonstruktionen, welche die Kommission nach einander geprüft habe, den beiden französischen und der deutschen, die letztere ihren Anforderungen am meisten entsprochen babe, da der Versuch die Vorzüge, welche sich aus der gänzlichen Aufhebung des Rücklaufs der Kanonen ergäben, deutlich habe erkennen lassen. Er, der General, sei hergekommen als Zweifler an dem neuen System und reife als wärmster Vertheidiger desselben nach Belgien zurück.

Koblenz, 26. August. In der ersten öffentlichen Sitzung der TWXXVII. Generalversammlung der Katholiken Deu tschlands sprach sich gestern, wie ‚W. T. B.“ meldet, der Bischof Dr. Korum in längerer Rede über die Bedeutung der Katholiken⸗Versammlungen, die versöhnende Kraft der katholischen Kirche und die Nothwendigkeit ihrer Freiheit aus. Ferner sprachen Graf Schnüren (Schweiz) und Pater Weiß (Schweiz). .

Heute Vormittag fand, anschließend an den Katholiken⸗ tag, unter dem Vorsitz des Abgeordneten Hitze eine General⸗ versammlung des Vereins „Arbeiterwohl“ statt. Sämmtliche Redner gaben in ihren Vorträgen namentlich dem Danke fur die Erlasse Sr. Majestät des Kaisers vom 4 Februar d. J warmen Ausdruck. Außer dem General⸗Sekretär Hitze sprachen Bischof Dr. Korum, Dr. Windthorst und Freiherr von Schorlemer⸗Alst. Auf Vorschlag Dr. Windthorst 's wurde an Se. Majestät den Kaiser ein Telegramm abgesandt, in welchem der ehrerbietigste Dank für die Kaiserlichen Erlasse abgestattet und die freudige Unterstützung zur Verwirklichung der darin niedergelegten Ziele versprochen wird.

Bapern.

München, 25. August. Se. Königliche Hoheit der Prinz-Regent ist mit seiner Begleitung heute Abend 7 Uhr 50 Minuten von Regens burg hierher zurückgekehrt.

Die Feier zur Enthüllung des Standbil des König Ludwig's J. in der Wal halla nahm, wie ‚W. T. B.“ aus Regensburg berichtet, einen glänzenden Verlauf. Nach dem Walhallaliede, welches von 30600 Sängern gesungen wurde, hielt der Re gierungs⸗-Präsident von Ziegler eine Begrüßungsansprache an Se. Königliche Hoheit den Prinz-Regenten, die mit jubelnd aufgenom⸗ menen Hochrufen schloß. Unter den Klängen einer Festhymne erfolgte darauf der Einzug in die Walhalla. Alsdann hielt der Präsident der Ersten Kamm er Freiherr von Ow die Festrede, in welcher er hervorhob, daß das bayerische Volk das Denkmal des Königs Ludwig im Kreise der Walhalla verlangt habe und daß durch die Walhalla—⸗ Monumente der deutsche und der bayerische Sinn weiter ge⸗ fördert werde. In der Rede, mit welcher der Prinz⸗Regent die Festrede beantwortete, sprach er zunaͤchst seinen Dank für die Errichtung des Denkmals Ludwig's J. aus und äußerte weiter: er sei 1342 Zeuge der Eröffnung der Walhalla gewesen und freue sich, daß es ihm vergönnt sei, heute der Krönung dieser Schöpfung seines Vaters beizuwohnen. Diese Feier sei ein neuer

Beweis für die Treue seiner Bayern und eine Frucht des ein⸗ müihigen Zusammenwirkens Aller. Der Beschluß der beiden Kammern bilde den Ausdruck der Gesinnung des ganzen Volks. Unter Kanonendonner von der Höhe der Walhalla erfolgte sodann die Uebergabe des Denkmals, die durch 566 abgeschlossen wurde. Die Städte München und egensburg, die Münchener Künstlergenossenschaft, beide Kammern, der Regierungsbezirk Oberpfalz und die Gemeinde Donaustauf legten durch ihre Vertreter an dem Denkmal Kränze nieder. Hierauf hielt der Prinz-⸗Regent Cercle. Nach der Rückkehr fand in der Königlichen Villa Hoftafel, sowie ein Fest⸗ essen der beiden Kammern des Landtages im Hotel „Goldenes Kreuz“ statt, welchem die Minister Freiherr von Crailsheim und Dr. von Müller beiwohnten. Bei demselben brachte der Bischof von Würzburg Dr. von Stein den Toast auf Se. Königliche Hoheit den Prinz-Regenten und Minister von Crailsheim einen Trinkspruch auf den Landtag aus.

Württemberg.

Friedrichshafen, 24. August. Gestern trafen, wie der „St⸗A. f. W.“ meldet, Se. Königliche Hoheit der Herzog Albrecht von Württemberg und Se. Hoheit der Prinz Ernst zu Sachsen-Weimar, einer Einladung Sr. Ma⸗ jestät folgend, hier ein. Dieselben begaben sich heute Vormittag nach Villa Seefeld, um Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Katharine von Württemberg zu Höchstderen heutigem Geburtsfest zu beglückwünschen, und kehrten mit dem nächsten Schiff hierher zurück. Nach dem Diner begab sich Se. Königliche Hoheit der Herzog Albrecht über Konstanz wieder zu seinem Regiment in das Manöver⸗ terrain. Se. Hoheit der Prinz Ernst zu Sachsen-Weimar reiste Abends von hier wieder ab.

Hessen.

Darmstadt, 25. August. Ihre Großherzogliche Hoheit die Prinzessin Alix ist gestern Abend von Kiel hier wieder eingetroffen. Heute wurde, wie die „Darmst. Ztg.“ berichtet, im ganzen Lande der Namenstag Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs festlich begangen. Am 27. d. M. werden, wie dem genannten Blatte telegraphisch aus St. Petersburg gemeldet wird, der Großherzog und der Erhgroßherzog sich mit dem Großfürsten und der Cum fer el Sergius nach Ilinskoi, einem den letzteren gehörigen Gute, begeben,

Mecklenburg⸗Schwerin.

Schwerin, 25. August. Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist, einer Mittheilung des „W. T. B. zufolge, heute auf der Fahrt nach dem Mittelmeer an Bord der Yacht „Conqueror“ in Lissabon eingetroffen.

Deutsche Kolonien.

Von P. Schynse, welcher die Expedition Emin Paschas in das Innere von Deutsch-Ost-Afrika begleitet, liegt in der „Köln. Volks⸗Ztg.“ folgender Brief aus Mpuapua vom 11. Juni vor:

Am 26. April war ich von Bagamovo mit der Expedition von Emin Pascha abgereist. Der Marsch war bei dem furchtbaren Regen sehr beschwerlich; doch kamen wir nach vierzebntägigem Waten im Wasser und Schlamm wieder glücklich aufs Trockene. Die Karawanenstraße selbst ist völlig sicher, die Eingeborenen sehen in den Deutschen Freunde, und die Strenge, mit welcher die deutschen Behörden gegen Diebereien von Seiten der Karawanenleute und den Landfriedensbruch von Seiten raublustiger Rachbarn vor gehen, hat überall den besten Eindruck gemacht. Von weither kommen jetzt Abgesandte von Häuptlingen, welche sich und ihr Land unter den Schuß der deutschen Behörden stellen wollen. Der Karawanenverkehr ist wieder bergestellt. Wir begegnen großen Massen von Elfenbein und Tausenden von Trägern, welche zur Küste sich be⸗ geben, um von dort Lasten nach dem Innern zu bringen. Hier in Mpuapua wird rüstig an Fort und Haus gebaut und inmitten des Forts an einem Brunnen gegraben, welcher jetzt bereits 73 m nief durch bartes Gestein eingehauen ist. Bei dem hier stets herrschenden Wind ist ein kleiner Windmotor gut an der Stelle, um das Wasser in die Höhe zu befördern, sodaß die zur Berieselung wie geschaffene sanfte Anhöhe des Forts in einen schönen Garten verwandelt werden könnte. Indessen ist dem Bedarf nach frischem Gemüse bereits Rechnung getragen; man findet im Garten der Station im Thale eine ganze Anzabl europäischer Gemüse ein schließlich Kartoffeln. Ist ech durch den Brunnen die Wasserfrage gelöst das Wasser des Baches verursacht Dysenterie so wird Mpuapua ein wenn nicht angenehmer, so doch erträglicher Aufenthalt. Ich bitte zu entschuldigen, daß ich nichts über die Expedition, ihre Ziele u. s. w. mittheile, es wäre verfrüht. Mit dem Ausdruck u. s. w. Ihr ergebenster P. Aug. Schynse, Miss. d' Alger. (Dieser Brief ist am 3. Auguft in Sansibar abgestempelt.)

Oesterreich⸗Ungarn.

Budapest, 26. August. Der Kronprinz von Däne⸗ mark, welcher sich incognito hier aufhält, gedenkt, dem „W. T. B.“ zufolge, heute Abend nach Wien zu reisen.

Frankreich.

Paris, 26. August. Wie die Blätter melden, hat der oberste Sanitätsrath sich für die Vorschläge der italienischen Regierung, betreffend die Wiedererxrich⸗ tung einer internationalen Gesundheitskommission in Egypten ausgesprochen. .

Nach der „France“ hat der Minister der öffentlichen Arbeiten Mves Guyot die Präfekten der in Frage kom⸗ menden Departements aufgefordert, das Projekt, Paris in einen Seehafen zu verwandeln, einer Prüfung zu unterziehen und das Ergebniß derselben dem Minister noch vor Schluß dieses Jahres zu übermitteln. .

Die „Liberté“ kündigt an, der Kammer würde bei ihrem Wiederzufammentritt ein Saharabahn⸗Projekt des Ingenieurs Rolland , . werden, das zwei Ab⸗ zweigungen nach dem Niger vorsehe. .

Den heutigen Morgenblätiern zufolge hat die Regierung die Absicht, den Posten eines General⸗Gouverneurs von Algerien eingehen zu lassen; Algerien soll in fünf Departements getheilt werden.

Die „Estafette/ giebt ihrer Genugthunung über das ran G f, Abkommen Ausdruck und sagt, ord Salisbury habe, indem er die Theilung in Afrika eregelt, Konflikisstoff aus der Welt geschafft, und nunmehr ei zu hoffen, daß die egyptische Frage einem General⸗Ueberein⸗

kommen der Mächte werde vorgelegt werden.

Rußland und Polen.

St. Peter aburg, 26. August. Der Groß für st k Nikolajewitsch ist gestern nach Warschau abgereist.

Die großen Manöver in den sügwestlichen Gouvernements werden, wie nach dem „W. T. B.“ verlautet, am 5. September beginnen.

Griechenland.

Athen, 26. August. Ihre Majestät die Kaiserin 1 und Ihre Königliche 4. die Prinzessin ictori a besuchten gestern, wie W. T. B.“ berichtet, das britische Geschwader und besichtigten der Reihe nach alle Schiffe der Flottille; ein Schiffskutter brachte Ihre Majestät von einem Schiffe zum andern. Hierauf fand ein Frühstück an Bord des Flaggschiffes statt. Alsdann kehrten die hohen

Herrschaften nach Tatoi zurück.

Serbien.

Belgrad, 26. August. Amtliche Kreise erklären, nach einer Meldung des W. T. B.“, das Gerücht über Thätlichkeiten Seitens der radikalen Partei gegen Fortschrittler für unbegründet.

Bulgarien.

Sofia, 26. August. Der wegen der Affaire Panitza verurtheilte russische Unterthan Kalubkow wurde, wie „W. T. B.“ meldet, gestern nach der Grenzstation Mustafa⸗ pa scha eskortirt und daselbst dem Kawassen des russischen Konsulates in Adrianopel zur Weiterbeförderung nach Constantinopel übergeben.

Die bulgarische Regierung fand bei Prüfung der russischen Forderungen für Waffen und Munitions⸗ lieferung eine Differenz von 100900 Rubel, wovon sie den Verweser des deutschen General-Konsulats von Wangen⸗ heim verständigte.

Amerika.

San Salvador. Londoner Blättern wird unter dem 23. d. M. gemeldet: Die Truppen von Honduras, etwa 4000 Mann, versuchten gestern in San Salvador einzu⸗ fallen, wurden aber von General Molina mit 2000 Mann daran verhindert. Es fand ein Gefecht statt, welches nach 5 stündiger Dauer damit endete, daß die Truppen von Hon⸗ duras mit starkem Verlust zurückgeschlagen wurden.

Parlamentarische Nachrichten.

Ueber die am 19. August vollzogene anderweite Re ichstags⸗ wahl im 15. HOannoverschen Wahlkreise (Uelzen⸗Isenhagen⸗ Lüchow ⸗Dannenberg) erhalten wir folgende Zusammenstellung, ver⸗ glichen mit der am 20. Februar volliogenen Hauptwahl:

Hauptwahl Zahl am 20. Februar 1890

Wa h 1. der Wahl⸗

bezirk. bereck · tigten

Becker (Kartellkandidat) Richter (Freisinnig)

Gültige Stimmzettel Graf Bernstorff (Welfe)

Warnecke (Sozialdemokrat)

0 *

1.

1 Kreis Uelzen a. Stadt Uelzen.. 1116 317 347 b. Ehemaliges Amt Ol⸗

denstadt.... 3471 1992 806 e. Ehemaliges Amt Me⸗ P

dingen 2494 1971 1164 2) Kreis Isenhagen 2880 1747 815,

3) Kreis Lüchow a. Stadt Lchow .. 409 177 125 b. Landkreis Lüchow. 4437 2598 1277

4 Kreis Dannen⸗

erg . a. Stadt Dannenberg. 307 119 133 286 b. Landkreis Dannenberg; 2255 1471 725 61

1

17364 9492 5392 1313

Ersatzwahl am 19. August 1890

Gültige Stimmzettel (Konservatid)

Meyer

Waltemath (Freisinnig)

Nationalliberal) Brey (Sozialdemokrat)

1 Kreis Uelzen a. Stadt Uelzen.. t 163 b. Ehemaliges Amt Ol⸗ denstat 446 e. Chemaliges Amt Me⸗ k 1926 180 137 27 Kreis Isenhagen 2422 441 514 * ch ow a. Stadt Lüchonm 303 ö. 67 b. Landkreis Lüchow. 2681 614 268 . Dann en⸗

erg a. Stadt Dannenberg. 262 566 31 19 b. Landkreis Dannenberg 1420 1 6

12685 1671 2053 15365 599 Anmerkung zu Spalte 3 und 8: Die Zahl der ungültigen Stimmzettel betrug am 20. Februar 1890 37, am 19. August 12.

Nr. 15 des Archivs für 2. und Telegraphie, Beiheft zum Amtsblatt des Reichs Postamts -, herausgegeben im Auftrage des Reichs ˖ Postamts enthält: I. Aktenstücke und Aufsätze: Die Weiterentwickelung des Postwesens in Siam. Der Telegraph in den Vereinigten Staaten von Amerika (Schluß). Die Verwal⸗ tungékosten des Internationalen Telegraphenbüreaus in Bern. Die Nordsee ⸗Marschen. II. Kleine Mittheilungen: Erinnerung an die erste Einführung des Fernsprechers in Deutschland. Ein Besuch auf der Falcon ⸗Insel. III. Literatur des Verkehrswesens: die Technik des Welthandels Ein Handbuch der internationalen Handelskunde. Von Dr. Rudolf Sonndorfer. Wien und Leipzig, Alfred Hölder. IV. Zeitschriften⸗Ueberschau.

Nr. 7 des Ministerial⸗Blatts für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich preußischen Stagten, herausgegeben im Bureau des Ministeriums des Innern, vom 15. August 1890, bat folgenden Inhalt: L Allgemeine Verwaltungs ˖ Sachen. Allerhöchste Ordre, betr. die Stiftung eines „Allgemeinen Ehrenzeichens in Gold. NUebersicht

über die Thätigkeit der Schiedsmänner im Jahre 1889. II. Organi- sationz · Sachen. A. Bebörden und Beamte. Verfügung Be⸗ stimmung, daß die Kriminal ⸗Inspektoren als Hülfsbeamte der Staate⸗ anwaltschaft zu fungiren baben. Cirkular, Gewährung von Reise⸗ kosten⸗Entschädigung bei Kommissorien der Regierungs ⸗Assessoren. B. Staatshaushalt, Kafsen.! und Rechnungssachen. Cirkular, Be—⸗ soldung der in fiskalischen Forsten beschäftigten Forstbülfsaufseber. 9. Geschäftsgang und Ressortverhältnifse Cirkular, betr., das Verbot, Hinterbliebene von Beamten an die öffentliche Armenpflege zu ver⸗ weisen. III. Polizei⸗Verwaltung. A Gendarm erie. Cirkular, betr. Gendarmerie · Pajtsrouillen bei den Manövern. B. Versiche⸗ rungswesen. Cirkular, betr. die Vorschläge zur Aufstellung von Statuten für die zur Durchführung der Invaliditäts und Alters—⸗ versicherung errichteten Versicherungs ⸗Anstalten. Bekannt⸗ machung über die Ausfübrung des Reichsgesetzes, betreffend die In⸗ validitäts⸗ und Alt rsveisicherung. Cirkular, betreffend das For⸗ mular der zur Durchführung der Inraliditäts⸗ und Alters versicherung zu verwendenden Quittungskarte. Verfügung, betreffend die Be⸗ lehrung der bei der Krankenversicherung betheiligten Arbeiter über das Rechtsmittel der Klageerhebung. C. Gefängnißwesen, Straf- und Besserungtanstalten. Verfügung, betreffend die Ausdehnung der Re⸗ vision der gerichtlichen Geschäfts⸗ und Gefängnißgebäude durch die Königlichen Kreis ⸗Bauinspektoren auf die zu Justizzwecken dienenden Mietbslokale. 1V. Verwaltung der öffentlichen Arbeiten. Cirkular, betreffend die Stellung von Anträgen auf Ueberweisung von Regie⸗ rung Baumeistern. V. Militär- und Marine⸗Angelegenheiten. Gesammtverzeichniß derjenigen höberen Lehranstalten, welche zur Aus⸗ stellung von Zeugnissen über die Befähigung für den einjäbrig⸗frei⸗ willigen Militärdienst berechtigt sind.

Nr. 34 des Centralblatts der Bauverwaltung, herausgegeben im Ministerium deröffentlichen Arbeiten, vom 25. August hat folgenden Inhalt: Amtliches; PersonalNach= richten. Nichtamtliches: Neue evangelische Garnisonkirche in Spandau. Bohrmaschinen im Mansfelder Kupferschiefer Bergbau. Bauausführung der zweiten Weichselbrücke bei Dirschau. (Fort setzung.) Vermischtes: Preisbewerbung um ein Kaiser Wilbelm⸗ Denkmal der Provinz Westfalen Preisbewerbung um ein, Strand⸗ schloß in Kolberg. Hauseinsturz in Krefeld. Vereinbarung einheitlicher Prüfungsarten für Bau und Konstruktionsmaterialien. Herzogliche rechnische Hochschule in Braunschweig. Joseph Br ö. Heinrich Otte F.

r. 19 des ECisenbahn⸗Verordnungs⸗ Blatts, heraus gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, entkält: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 5. August 1890, betr. Uebertragung der Verwaltung und Be⸗ triebs leitung der Strecke Graudenz— Jablonowo an das Betriebsamt in Tborn; rom 13. August 1890, betr. Dienstanweisung für das Central · Wagen · Abrechnungs⸗ Bureau der preußischen Staatsbahnen.

Kunst und Wissenschaft.

Am 23 August starb in Berlin nach längerem Leiden der Maler Professor Wilhelm Karl Gentz. Geboren am 9. Dezember 1822 in Neu⸗Ruppin, wurde er in Berlin ein Schüler von August von Klöber, erhielt dann seine weitere Ausbildung in Paris und Antwerpen und unternahm Studienreisen nach Spanien, Egvpten, Marokko und Klein ⸗Asien. Seinen Ruhm erwarb er sich als Maler von orientalischen Bildern, von denen das gewaltigste und bekannteste der Einzug des Kronprinzen Friedrich Wilhelm in Jerusalem“ ist. Von seinen sonstigen Werken seien hier noch erwähnt: „Der Märchenerjäbler in Cairo“, „Der Schlangenbeschwörer? und „Das Lager der Mekkakarawane“'. Seit 1874 war Gentz Mitglied des Senats der Akademie der Künste.

Anf der letzten Generalversammlung des Eifelvereins in Andernach war lebhaft Klage darüber geführt worden, daß an ver schiedenen schönen Burg⸗ und Klosterruinen der Eifel durch Abbrechen förmliche Greuel verübt würden, so z. B. an der Burg Nideggen und der prachtvollen Waldabtei Hime⸗ rode bei Manderscheid. Was letztere anlangt, so wird, wie der „Köln. Ztg. in einer Zuschrift mitgetheilt wird, zur Zeit nichts mehr abgebrochen. Der Besitzer, Graf Kesselstatt in Trier, duldet schon lange nicht mehr, daß Steine aus der großartigen Ruine weg genommen werden. Früher wurden die kostbarsten Grauwackensteine zu fast allen Bauten der Umgegend, Brücken, Kirchen, Schulen, Häusern ꝛc. verwandt, sogar auf weite Entfernungen. Zu Wiesen⸗ wehrbauten am Salmbach wurden viele prachtvolle Grabsteine ver wandt. Der ebemalige Bischof Wilhelm Arnoldi von Trier klagte über diesen Vandalismus bei dem König Friedrich Wilbelm IV., was zur Folge hatte, daß weiterer Abbruch an den schönen Ruinen des altberühmten Waldklofters aufhörte. Es stehen beute noch das überaus großartige Portal der Kirche, das Chor und ein Seiten giebel sowie der schöne Kreuzgang und das Viereck der Abtei. In dem Kreuzgange liegen verschüttet schöne Grabsteine und in der Kirche tief unter den eingestürzten Gewölben die Grabstätten dreier Erzbischöfe von Trier, die Familiengruft der Grafen von Mander⸗ scheid und anderer Adelsgeschlechter der Eifel. Dort ruht auch die kühne Gräfin Loretta von Starkenburg⸗Sponheim, welche von ihrem festen Schlosse Starkenburg bei Trarbach aus den mächtigen Erz⸗ bischof Balduin von Trier auf einer Moselfahrt gefangen nehmen und einsperren ließ. Sehr wünschenswerth wäre es, wenn diese Grab⸗ stätten vom Schutt befreit und würdig erbalten, wenn der pracht⸗ volle Kreuzgang und die noch stehenden Reste der Kirche vor weiterem Verfall geschüßt würden. In gleicher Weise wäre es sehr an der Zeit, wenn die prachtvolle Niederburg zu Manderscheid vor dem gänzlichen Einsturz bewahrt würde. Es dürfte der Eifelverein sein besonderes Augenmerk auf die Erhaltung der Ruinen der Abtei Himerode und der Niederburg zu Manderscheid richten. .

Der französische Unterrichts ⸗Minister hat, wie .W. T. B. aus Paris meldet, die Acsde mie des sciences davon verständigt, daß Seitens der italienischen Regierung eine Einladung an sie ergangen sei, sich auf dem inter⸗ nationalen Kongreß zur Wahl eines einheitlichen Bestimmungs-⸗Meridians vertreten zu lassen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

In Kassel ist gestern der Deutsche Forst⸗Kongreß, zu welchem 300 Theilnehmer eingetroffen sind, zusammengetreten.

Erntebericht aus Oe terre ich.

Der Bericht des K. K. Ackerbau⸗Ministeriums nach dem Stande vom 18. d. M. theilt mit, daß die Strohmenge des Getreides ziemlich allgemein befriedigt. Die Roggenernte stellt sich als eine gut mittlere in den Ländern der nördlichen Zone heraus; sehr gute Qualität der Roggenkörner wird aus Saaz berichtet. Die Gerstenernte kann im Allgemeinen als gut mittel bezeichnet werden; sehr gute Ernten wurden unter Anderem in den Benirken Saaz und Wittingau erzielt; die Qualität. der Körner ist im großen Durchschnitt mindestens mittel. Hafer liefert im großen Durchschnitt einen mittel bis guten (in Böhmen einen guten) Ertrag. Ueber Flachs und Hanf liegen erfreuliche Nachrichten ver. Kartoffeln stehen, soweit sie nicht von der Peronospora angegriffen sind, schön oder sehr schön. Der Stand der Zuckerrübe und des Kopfkrautes ist sehr erfreulich. In Bezug auf die im Allgemeinen schlechte Obsternte liegen doch 34 . erfreuliche Nachrichten vor, namentlich aus Brüx und

ohenelbe.

Erntebericht aus Ungarn.

In Fler der in Ungarn andauernden Hitze und Dürre hat der Mais sehr gelitten, und ist der Ernteertrag dieser Frucht im großen Durchschnitt als unter mittel zu bejeichnen. Die Gartenfrüchte haben sehr viel gelitten. Der Taback erziebt einen Ertrag unter

mittel, und auch seine Qaalität ist nicht befriedigend. Fut ter und Zuckerrüben verzeichnen einen weiteren Rückfall; auch die Berichte Über den Weinstock lauten ungünstig.

Sanitäts⸗, Veterinär und Qnuarantanewesen.

Auch in der Woche vom 10, bis 16. August blieb der Gesund⸗ heitsstand in Berlin kein günstiger und die Sterblichkeit eine hehe (von je 1000 Bewohnern starben, aufs Jahr berechnet, 29,3). Vor⸗

nehmlich waren es wieder akute Darmkrankheiten, besonders

Brechdurchfälle, die in Folge der anhaltend heißen Witterung, in sehr großer Zahl zum Vorschein kamen und in 333 Fällen tödtlich endeten. Selbstredend war die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit eine außergewöhnlich hohe. Von je 10 oö0 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 23 Säuglinge. Seltener traten dagegen akute Entzündungen der Atbhmungorgane auf und nahmen auch in der überwiegend großen Mehrzahl einen günstigen Verlauf. Von den Infektionskrankbeiten baben Masern eine weitere Abnabme erfahren und kamen in keinem Stadttheil in nennenswerther Zahl zur Anzeige; auch Erkrankungen an Scharlach blieben beschränkt. agegen baben Erkrankungen an Diphtherie erheblich zugenommen. und besonders in der jenseitigen Luisenstadt und in der Rosenthaler Vorstadt zahl⸗ reichere Erkrankungen hervorgerufen. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden mehrfach (4) zur Meldung gebracht, sowie eine Erkrankung an Genickstarre und 2 an Milzbrand (aus dem St. Hedwigs Kranken hause) von letzteren endete 1 tödtlich. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut kamen seltener zur ärztlichen Beobachtung. Zahlreicher blieben Erkrankungen an Keuchhusten, die Zahl der Sterbe⸗ fälle daran stien auf 19. Rheumatische Beschwerden aller Art zeigten 6 die Vorwoche keine wesentliche Veränderung in ihrem Vor⸗ ommen.

Madrid, 25. August. W. T B. meldet: Die Cholera nimmt in den ländlichen Ortschaften der Provinz Toledo ab, dauert aber in der Stadt fort, wo gestern 15 Falle, darunter 5 tödtliche, vorkamen. Der Minister des Innern und der Abtheilungs⸗ Direktor für öffentliche Gesundheit haben sich heute nach Toledo begeben, um eine Verbesserung der dortigen Gesundheitsverhältnisse zu bewirken. er. 1. ist hier eine Frau unter choleraähnlichen Symptomen gestorben.

Handel und Gewerbe.

Der Aufsichtsrath der Märkischen Maschinenbau⸗ Anstalt vorm. Kamp u. Co. bat nach Vorlegung der Bilanz beschlossen, den Aktionären die Vertbeilung einer Dividende in Höhe von 13 für das Geschäftsjahr 1889 / 90 vorzuschlagen.

Der Aussichtsrath der Annener Gußstahlwerke berieth in seiner gestrigen Sitzung über die Bilanz des Geschäftsjahres 1889 1890 und beschloß, bei reichlichen Abschreibungen und Reserve⸗ stellungen den Aktionären die Vertheilung einer Dividende von 8 0 auf die konvertirten Aktien vorzuschlagen.

Die New-JYJorker Hols.⸗-Ztg.“ schreibt in ihrem vom 15. . M. datirten Wochenbericht: Die allgemeine Geschäfts⸗ lage ist aus so vielen verschiedenartigen Faktoren zusammengesetzt, daß es schwer ist, ein bestimmtes Urtheil zu fällen; aus diesem Grunde findet man denn, je nach der individuellen Auffassung, entschieden optimistische wie ebenso bestimmt pessimistische Ansichten vertreten. Zu den günstigen Momenten zahlen wir hauptsächlich die steigenden Eisenbabneinnahmen der letzten 6 Monate, da dieselben bei den nie⸗ drigen Frachtraten von dem stetigen und großartigen Wachsthum unseres Landes das beste Zeugniß geben. Ferner gehört dazu das Freiwerden von Kapitalien durch die liberalen Bondsan⸗ käufe Seitens des Finanz -Ministers, die Vermehrung unserer Cir— culationsmittel durch die monatlichen Ankäufe von Silber nach den Bestimmungen der Silber⸗Bill und endlich auch das Aufbören des Exvortes von Gold auf die günstigeren Nachrichten von Argentinien, wofür dasselbe hauptsächlich beordert war. Dem gegenüber stehen ungünstige Ernte ⸗-Aussichten der hauptsächlichsten Cerealien, wie Weizen, Mais und Hafer, der dürftige Ausfall der Kartoffel⸗ Ernte und der totale Fehlschlag der Obsternte mit Ausnahme der⸗ jenigen in California. Rechnen wir hierzu die noch nicht ganz beigelegten Strikes und last but not least die noch immer unerledigte Tarifbill, die das Geschäft, namentlich in den Artikeln, welche durch die vorgeschlagene Veränderung des Zolles be⸗ rübrt werden, sehr zurückhält, so muß man zugeben, daß es an Schattenseiten für die gegenwärtige Lage nicht fehlt. Wenn wir uns troßdem mehr einer günstigen Auffassung derselben zuneigen, so ist es nickt allein das Vertrauen in die unerschöpflichen Hülfsquellen unseres Landes, sondern auch hauptsächlich die Berücksichti⸗ gung des Umstandes, daß in fast keiner Branche eine Ueber⸗ produktion stattgefunden bat. In dieser Hinsicht ist es auch bemerkenswerth, daß die Preise vieler der wichtigsten Artikel in letzter Zeit bedeutend gestiegen , nicht aus Anlaß der Silberbill und nicht wie bei Brodstoffen ꝛc. in Folge ungünstiger Ernte⸗ aussichten, sondern auf Grund der eigenen festen Position der be⸗ treffenden Artikel, hei welchen die Steigerung lediglich auf einen stets größer werdenden Absatz zurückzuführen ist, wie z. B. bei Baum wolle. Besonders bemerkenswerth ist aber die Steigerung in Leder. Nachdem dieser Artikel im vorigen Jahre einen überaus niedrigen Stand erreicht hatte, sind seit Beginn dieses Jahres allmählich jene Konsequenzen zur Geltung gekommen, die aus einem verminderten Iwnport von Europa, wo namentlich Kalbleder in enormen Quantitäten gebraucht wird, wie auch aus einem dadurch unsererseits möglich gewordenen Export resultiren. Da gleichzeitig die verwandten Branchen, wie das Schuh- und Stiefel geschäft, ebenfalls ganz enorm profitirt haben, und ferner unsere hauptsächlichste Industrie, die Eisenindustrie, sich auf sebr gesunder Basis be⸗ findet, so dürfte die Behauptung, daß die Geschäftsaussichten über⸗ wiegend gut sind, für die Herbstsaison zur Wahrheit werden.

Leipzig, 25. August. (W. T. B.) Kammzeiug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. September 4,80 , pr. Oktober 4,825 A, pr. November 4.80 AM, pr. Dezember 4. 80 M., pr. Januar 4.72 ÆK, pr. Februar 4,67 Æ, vr. März 4,55 A, pr. April 465 Æ, pr. Mai 65 ÆK. Umsatz 65 000 kg.

Schwach.

Wien, 25. August. (W. T. B) Saatenmarkt. Der Be⸗ richt des Generalsekretärs Leinkauf schätzt die Ernte in der ge⸗ sammten Monarchie für Weizen auf 64, für Roggen auf 48, für Gerste auf 354 und für Hafer auf 45 Millionen Metercentner und die Exportfähigkeit von Weizen auf 12, von Roggen auf 2, von Gerste und Malz auf 34 und von Hafer auf 2 Millionen Meter centner. Der Verkebr ist lebhaft, namentlich fanden in Gerste größere Abschlüsse statt. Der Handels-⸗Minister erschien auf dem Saaten⸗ markte, welcher von etwa 6000 Personen besucht wurde.

London, 25. August. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten.

Glasgow, 25. August. (W. T. B) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 11 500 Tons gegen 8000 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 25. August. (W. T. B.) Wolle ruhig, aber stetig, Geschäft in Garnen mäßig fest, Stoffe gedrückt.

New⸗JYork, 25. Augusft. (W. T. B.) Visible Supply an Weizen 18289 000 Bushels, do. an Mais 9493 000 Busphels.

Submissionen im Auslande.

JI. Belgien.

I) 11. September, 3 Uhr, Stadthaus zu Ans: Bau einer ver= einigten Knaben und Mädchenschule mit Lehrerwohnungen und eines Stadthausesg. Voranschlag 182 574 Fr. Sicherheit 15 000 Fr. An⸗ gebote spaͤtestens big v. September eingeschrieben. J

2) 15. September, Mittags, Provinzialregierung zu Antwerpen, Bau einer Schleuse mit einklinkenden Klappen in der Dyle, oberhalb von Malines. Voranschlag 303 180,34 Fr. Sicherbeit 15 000 Fr. Angebote eingeschrieben bis 11. September.

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