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Der General-Inspecteur der Fuß⸗Artillerie, General⸗ Lieutenant Sallbach hat sich auf Dienstreisen begeben.
Kiel, 30. August. Das österreichisch⸗ungaxische Geschwader, bestehend aus den Panzerschiffen Kron⸗ prinzessin Stefanie“, „Kaiser Franz Josef J.“ und dem Aviso Tiger“ ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern gegen 2 Uhr Nachmittags hier eingelaufen. An dem von Sr. König⸗ lichen Hoheit dem Prinzen Heinrich am Abend zu Eoren seiner Gäste gegebenen Souper nahmen Se. Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit der Erzherzog Stephan. mit seinen Adjutanten, der Freiherr von Sterneck, die Offiziere des Stabes und der Militär-Bevollmächtigte Freiherr gan Steininger Theil. Heute Vormittag besichtigten die Offi⸗ ziere des öoͤsterreichischen Geschwaders die Kaiserliche Werft.
Nach dem nunmehr festgestellten offiziellen Pro⸗ gramm für den Tag der großen Flottenrevue wird am 3. September, Morgens 8 Uhr, die Kaiserstandarte auf der „Hohenzollern von der Flotte salutirt. Am
IGroßtopp wird gegen 9 Uhr von allen deutschen
Schiffen die österreichische Flagge gehißt. Um 9 Uhr schifft sich Se. Majestät der Kaiser auf der Stations⸗ Yacht zur Fahrt um die vereinigte Flotte ein; beim Passiren paradiren die Mannschaften der Schiffe. Nach Beendigung der Fahrt begiebt Sich Se. Majestät an Bord der „Hohen⸗ zollern“ und geht alsbald mit den vereinigten Flotten nach Flensburg, wo gegen 7 Uhr Abends geankert werden soll.
Koblenz, 29. August. Von der gestern geschlossenen Generalverfammlung der Katholiken Deutschlands tragen wir, nach der „Köln. Volksztg.“ aus der letzten Rede Pr. Windthorst's das nach, was er über die soziale Frage und die Sozialdemokratie sagte:
Ich komme auf ein en Punkt, welcher in diesem Augenblick viel⸗ leicht der wichtiaste ist und die Welt bewegt; das ist die soꝛiale Frage. Die Katholiken ⸗Versammlungen der jüngsten Dezennien haben sich mit diefer Frage immer beschättigt. Der heilige Vater hat längst di? Wichtigkeit und Bedeutung der Frage verstanden und hat sie in seinen Encykliken zum Bewußsein Aller gebracht. Ihre Vertreter im Reickstage und Landtage haben nicht aufgehört, diese Frage zu studiren, sie zur Verhandlung zu bringen. Der verstorbene Bisckof Ketteler bat zuerst babnbrechend die Sache in der Literatur zur Sprache gebracht in dem christlichen Sinne, in dem allein sie gelöst werden kann. Es schien, als ob diese Bemühungen nicht voll und ganz gewürdigt würden an den Stellen, auf deren Würdi⸗ gungen insbesondere es ankam. Da hat unser jugendlicher Kaiser kie Sache selbst in die Hand genommen, and wir haben die Erlasse vor uns, die wir Alle kennen. Diese Erlasse fordern eigentlich nichts mebr und nichts weniger als das, was Ihre Ab- geordneten in der Centrums-Fraktion Jahr für Jahr vorgetragen und verlangt haben, vergebens verlangt baben. Wir werden deshalb gewiß dem Kaiser unsern Dank aussprechen Nun sehen wir aber, daß hoch—= weise, großformatig gedruckte Blätter erst leise, allmäblich immer lauter ihre Stimmen gegen dieses Vorgehen unseres jugendlichen Kaifers erbeben, und ich bin der Meinung, daß auch von dieser Stelle us gegen dieses Unternehmen auf das Allerentschiedenste Protest ein ⸗ gelegt werden muß.
Wenn nun in diesen von mir bezeichneten Blättern angedeutet wird, man gehe in den Forderungen für die Arbeiter zu weit, man wolle ja auch anderseits für dieselben sorgen, aber so weit, wie es runmehr beabsichtigt werde, nicht, so habe ich zu erwidern, daß nach meiner Ueberzeugung in den Anforderungen, die in dem Gesetze steben, keineswegs das Maß überschritten ist. Ich kann nicht ver— kennen, daß es möglich wäre, diese Grenze zu überschreiten, daß es möglich wäre, daß die Arbeiter zu Forderungen übergingen, die abfelut nicht bewilligt werden könnten, und dann würden ich und meine Freunde sicher mit mir eben so entschieden Front gegen die Arbeiter machen für die Arbeitgeber, wie wir in diesen Forderungen entfckieden Front machen für die Arbeiter gegen solche Arbeitgeber, welche die Forderungen, die in dem Gesetze vorliegen, nicht geltend wachen. Es kommt darauf an, daß wir die Forderungen der Arbeiter und Arbeitgeber in Harmonie bringen, daß wir Beide zar Mäßigung mabnen. Aber wenn die Sache so weiter gehen sollte, wie der Anfang gemacht ist in jenen Blättern, dann würde der Frieden niemals erreicht werden; und wir werden Alle darüber nicht im Zweifel sein, daß dieser Streit so bald als möglich ein Ende haben muß. denn wir ftebhen Alle ohne Ausnabme, die christlichen Arbeiter und Arbeit- geber, einem gemeinsa men gewaltigen Feind gegenüber, das ist die Sozialdemokratie. Ich babe während der gamen Zeit mit aller mir zu Gebote stehenden Energie verlangt, daß gegen dieselbe Ausnahmegesetze nicht gelten sollen. Ich bin der Meinung, daß die Gesetze des Landes so eingerichtet jein müssen, daß sie für Alle gleich sind; denn vor dem Gesetze sind wir Alle gleich. Damit habe ich wahrhaftig nicht sagen wollen, daß ich das, was Jene unternehmen zu tbun, billigte, im Gegentbeil, wenn die An schauungen der Sozialdemokratie siegten, so wäre die garze Welt—⸗ ordnung und Weltanschauung, die ganze Gesellschaftsordnung um⸗ gestürzt, und welche Folgen das baben würde, brauche ich bier nicht u erörtern. Wir sind deshalb auch ganz entichlossen, und Sie sicher mit uns, und ich boffe. Sie werden mit das gleich bestätigen, daß wir die Sozialdemokratie mit allen gesetzlichen Mitteln bekämpfen wollen. Mit den Grundsatzen dieser ist ein Pactiren un— möglich. Wollen die Herren die Verbesserung der arbeitenden Klassen durch Reform erstreben, so werden wir mit ihnen gern und freudig arbeiten; denn wir erkennen auch in den Sojialdemokraten unsere Mitmenschen und unfere Mitbürger; aber wir werden bei ibnen wie bei Allen, welche destruktive Tendenzen in der bezeichneten Richtung verfolgen, sehr ernst die Frage in Betracht zu ziehen baben, ob nickt durch besondere Vorkehrungen, sei es im Vereinsleben, sei es in der Literatur, Mittel geschaffen werden müssen, um mit größerm Erfolge die Sozialdemokratie zu bekämpfen.“
Sigmaringen, 29. August. Se. Hoheit der Fürst von Hohenzollern und der Prinz Ferdinand von Rumänien sind dem „W. T. B.“ zufolge nach Potsdam abgereist, um der daselbst am nächsten Sonntag statifindenden Taufe der Tochter des Erbprinzen von Hohenzollern beizu— wohnen.
Bayern.
München, 29. August. Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗-Regent wird, der „Allg. Ztg. zufolge, bis zum 5. Sep— tember in Sberstdorf verweilen und danach das Jagdhaus in Hinterstein beziehen, woselbst Se. Königliche Hohäit bis zum J5. September verbleibt. Se. Königliche Hoheit der Prinz Rupprecht hat sich gestern Abend zu den Kaisermandvern nach Norddeutschland begeben.
Sach sen.
Dresden, 29. August. Ueber das Besinden Ihrer Majestät der Königin sind, wie das „Dr. J.“ meldet, aus Blankenberghe sehr erfreuliche Nachrichten eingetroffen. Der Gesundheitszustand Allerhöchsiderselben hat sich bereits wesentlich gebessert. Der Aufenthalt am Strande, durch herrliches Wetter begünstigt, hat den angegriffenen Athmungsorganen sichilich wohlgethan und, dieselben gekraftigt. Bis jetzt empfing Ihre. Majestät den Besuch Sr. Majestät des Königs der Belgier, dann Ihrer
Königlichen Hoheiten des Grafen und der Gräfin von landern mit Prinzessinnen Töchtern und später den Ihrer öniglichen Hoheiten der Prinzen Balduin und Albert.
Nach den bis jetzt getroffenen Dispositionen dürfte Ihre
Majestät noch bis Mitte des nächsten Monats in Blanken⸗
berghe verweilen.
Württemberg.
Stuttgart, 30. August. Der „Staatsanzeiger für Württemberg“ meldet in seinem amtlichen Theil: Der König hat den Präsidenten der General-Direktion der Staatseifenbahnen Hofacker auf, sein Ansuchen wegen der durch geschwachte Gesundheit herbeigeführten Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzt und dem— selben in Anerkennung seiner treuen und vorzüglichen Dienste den Titel und Rang eines Geheimen Raths verliehen. — Im nichtamtlichen Theile meldet dasselbe Blatt, bis auf Weiteres sei der Direktor Schall mit der Wahrnehmung der Funktionen des Präsidenten der General⸗Direktion betraut worden; derselbe habe seit dem Monat Juni als Stellvertreter des Prasidenten fungirt.
. Baden.
Karlsruhe, 29. August. Am Mittwoch Vormittag traf, nach der „Karlsr. Ztg.“, Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Oldenburg in Konstanz ein. Se. Königliche Hoheit der Großherzog erwartete Höchst⸗ denselben dort und geleitete Se. Königliche Hoheit mit dem Umweg über die Seestraße und Staad nach Schloß Mainau. Abends 11 Uhr erfolgte daselbst die Ankunft Ihrer Königlichen Hoheit der Erbgroßherzogin aus St. Moritz. Höchstdieselbe hatte vorgestern St. Moritz verlassen, den Weg über den Albulapaß genommen, in Alveneun übernachtet und war über Davos, Klosters, Rorschach, Romanshorn und Konstanz gereist. Gestern srüh nach 9 Uhr traf Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog mit dem aus Unteruhldingen kommenden Dampfschiff aus Salem auf Mainau ein und gedachte den heutigen Ruhetag bei den Höchsten Herrschaften zu verbringen, welche Alle zum Empfang des Erbgroßherzogs am Landungs platz anwesend waren. Heute Vormittag reiste Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Oldenburg nach Oberammergau ab. Se. Majestät der König von Rumänien kam heute Nachmittag auf Schloß Mainau an. Derselbe war heute Mittag 121 Uhr in Ludwigshafen eingetroffen und wurde von dem Großterzog, welcher ihn auf dem Bahnhofe erwartet hatte, mittels Extra⸗ bootes nach Schloß Mainau geleitet. Der König bleibt bis morgen Nachmittag in Mainau. .
Hessen.
Darmstadt, 29. August. Laut Telegramm von gestern Abend sind Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und der Erbgroßherzog mit Ihren Kaiserlichen Hoheiten dem Großfürsten und der Großfürstin Sergius in Il inskoi, der Besitzung des Großfürsten Sergius, ange— kommen.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 30. Auaust. Se. Majestät der Kaiser und König ist, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Abend in VBoöoecklabrück eingetroffen und von den Erzherzögen Albrecht und Wilhelm, dem Reichs-Kriegs-Minister von Bauer, dem Landes vertheidigungs⸗Minister Grafen Welsersheimb, dem deutschen und dem italienischen Militär-Attachs und den Spitzen der Behörden empfangen worden. Se. Majestät fuhr sofort weiter nach dem Kasserlichen Hoflager in Schloß Wegrain. Heute früh begannen die Manöver.
Das „Fremdenblatt“ beglückwünscht die italie— nische Regierung zu der Energie, mit der sie zur Aus⸗ rottung der Vereine schritt, welche die freiheitlichen Insti⸗ tutionen zu dreisten Agitationen gegen das Reich, die Dynastie und die auswärtige, den italienischen Interessen entsprechende Politik Italiens mißbraucht hätten. Eine günstige Rückwirkung auf die internationalen Beziehungen Italiens sei die natürliche Konsequenz des Auflösungsdekrets, welches dem monarchischen Prinzip in Italien, sowie dem freundschaftlichen Verhältniß Italiens zu seinen Verbündeten zu Gute komme.
Großbritannien und Irland. London, 30. August. Die Königin von Rumänien ist gestern früh hier eingetroffen. Der Herzog von Cam⸗ bridge kehrte vorgestern vom Kontinent hierher zurück.
Frankreich.
Paris, 30. August. Der ehemalige Staatsrath Picard soll, wie „W. T. B.“ meldet, an Stelle Tirman's zum Gouverneur von Algerien ernannt werden.
Der Generalrath des Departements Bouches⸗du⸗ Rhöne gab in seiner gestrigen Sitzung dem Wunsche Aus⸗ druck, alle Handelsverträge zu kündigen und eine vollständige Reform des Zollsystems zum Schutze der Acker⸗ bauer und der Weinbauer vorzunehmen, sowie die Regierung aufzufordern, Mittel zu suchen, um Frankreich von den Handels⸗ stipulationen des Frankfurter Vertrages zu befreien.
Die großen Reiterübungen, welche im Lager von Chälons statifinden, haben am Freitag begonnen. Die Oberleitung derselben ist dem ältesten unter den Com⸗ mandeuren? der Kavallerie Divisionen, dem General d'Espieulles, anvertraut worden. Es nehmen die 5. und die 8. Kavallerie⸗Division (je 2 Kürassier⸗ 2. Dragoner⸗ 2 Hufaren⸗Regimenter nebst 18 reitenden Geschützen) Theil. In Vertretung des Ministers wird General de Kermartin, Direktor der 2. (Kavallerie) Abtheilung des Kriegs⸗ Ministeriums, dem zweiten Abschnitt der Uebungen bei— wohnen. — Die Fuß-Jäger⸗Bataillone werden, in Ge⸗ mäßheit einer Verfügung des Kriegs-Ministers, in Zukunft nicht mehr zu den Armee-Corps gehören, sondern in der Regel in den Garnisonen in der Nähe der Grenze untergebracht und mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Vertheidigung des Landes verwendet werden. ;
Einem Bericht des ‚„Tempa“ zufolge sollen die Versuche, die gegenwärtig in Toulon mit dem Unterseeboot „Gymnote“ angestellt werden, außerordentlich günstig verlaufen. Vor einigen Tagen habe man die Rhede durch Torpedoboote abgeschlossen, um zu prüfen, ob das Unterseeboot die Blockade ungesehen passiren könne. Der „Gymnote habe diese Probe glänzend bestanden, indem er in 49 Minuten eine Strecke von mehr als 21 Seemeilen zurücklegte, weit
jenseit der Sperre auftauchte und unter den Torpedobooten wieder in den Hafen zurückfuhr. Bei der Rückfahrt habe ein Torpedoboot einen Augenblick unter sich den Gymnote“ be⸗ merkt, das Unterseeboot sei ihm iedoch aus den Augen ge⸗ Ischwunden, ehe es Zeit gehabt, die Verfolgung zu beginnen.
Nußland und Polen.
St. Petersburg, 30. August. Einer amtlichen Ver⸗ öffentlichung zufolge erhalten die Stabschefs der Wilnaer, Warschauer und Kiewer Militärbezirke je einen zweiten Gehülfen. .
Der „Nat-⸗Ztg.“ entnehmen wir, was dem Blatte über die Thätigkeit des Luftschiffer-Parks bei dem letzten russischen Manöver geschrieben wird:
Von Krasno⸗Selo am 15. August abmarschirt, erreichte der dem Ost Corps zugetheilte Luftschiffer⸗ Park am 18. August Morgens das 100 m entfernte Jamburg, stellte hier am Ufer des LugaFlusses den Gas ⸗Erzeugungs⸗Apparat auf und schritt am Abend zur Füllung der beiden verfügbaren Ballons. Der große Ballon Strepet (Trappe) von 640 cbm Inhalt wurde in 3 Stunden 5 Minuten, der kleine Signal-Ballon (Kolibri)h von 118 cbm Jabalt in 45 Minuten gefüllt. Roch am 18. August um 94 Uhr Abends stieg der gefesselte Ballon auf, um die Stellung des Gegners nach den Biwaksfenern zu bestimmen. In der Gegend von Narwa ( ntfernung Jamburg⸗Narwa gleich 25 km) bemerkte man zablreiche Feuer eines großen Biwaks; weiter nach rechts verschiedene kleinere Biwaks.
Der während der Nacht und des folgenden Morgens fallende starke Regen hatte das Strickwerk des Ballons so schwer gemacht, daß am 19. August (1. Manövertag) nur ein Beobachter aufsteigen konnte. Der Ballon stieg um 8 Uhr Morgens bis zu einer Höbe von 400 m und blieb in dieser Stellung bis 1 Uhr Mittags, zu welcher Zeit der Park den Befehl erhielt, sich dem Rückzuge des Ost⸗ Corps anzuschließen. Während der Beobachtungszeit verbinderten Regen und Nebel allerdings eine weite Feinsicht, indessen konnte das Gelände bis auf 8 m Entfer- nung übersehen werden. Die vom Ballon aus gemachten Wahrneh⸗ mungen wurden durch ein Sprachrohr nach unten mitgetheilt und die betreffenden Meldungen durch Kosaken weiter befördert.
Um 1 Uhr 30 Minuten trat der Park den Rückmarsch an und erreichte um 5 Uhr sein 16 Rm entferntes Marschziel Ljälice, wo sofort der Gasaxvatat aufgestellt wurde. Am 20. August Gweiter Manöver tag) um 4 Uhr Morgens wurde der Ballon bei starkem Regen und Sturm nachgefüllt, worauf der Park um 8 Ubr nach Opolge (der heutigen Haupt- stellung des Ost⸗Corps) abrückte. Anfangs drückte der gewaltige Sturm den Ballen zur Erde und verhinderte den Aufstieg; erst loz Uhr ließ der Sturm etwas nach, sotaß der Ballon aufsteigen und einige Beobachtungen melden konnte. Bald danach aber erhielt der Park den Befehl zum Rückmarsch nach dem 22 km entfernten Tschirkowice, wo der Apparat sofort wieder aufgestellt wurde. In Folge des starken Sturmes hatte der Ballon sowohl während der Beobachtungszeit bei Opolge, wie auch wäbrend der Bewegung des Rückmarsches viel Gas verloren, so daß er aufs Neue aufgefüllt werden mußte.
Am 21. August (Ruhetag für die Operationen) marschirte der Park nach dem 16 km rückwärts gelegenen Teichkowo, wo er ein Biwak bezog. Nach Aufstellung des Apparats begann bei starkem Regen um 6 Uhr Abends die Füllung beider Ballons. Am 22. August (dritter Manövertag) folgte der Ballon in einer Höbe von 306 m dem Vormarsch des Ost-Corps und beobachtete den Gang des Gefechts. ;
Nach Beendigung des Manövers unternahmen zwei Offiziere — die Lieutenants Semkowski und Perow — eine Auffahrt mit dem freien Ballon. Die Schwere des nassen Tauwerks und der statt⸗ gehabte Gasverlust gestatteten die Mitnabme von nur 35 Sack Ballast. Der Ballon erreichte die Höhe von 1730 m, wo die Temperatur 44 Grad Celsius betrug — und landete in der Nähe von Gatschina.
Die russische Schwarze Meer⸗Flotte hat, nach der „United Service Gazette“, durch die Fertigstellung eines dritten schweren Schlachtschiffes „Sinope“ von 10 800 t mit 457 mm Gürtelpanzer und 356 mm Brustwehr⸗ und Thurmpanzer einen bedeutenden Zuwachs erhalten. Das— selbe ist ganz aus Stahl erbaut und hat eine Bewaffnung von 6 Stück 3035 em Kanonen in drei Thürmen, von 7 Stück 15,2 em Kanonen, 8 Schnellfeuer⸗ und 6 Revolverkanonen. Die Maschinen sind Dreifach Expansitionsmaschinen von Robert Napier u. Sons; sie sollten 9000 Pferdekräfte indiciren und dem Schiffe eine Geschwindigkeit von 15 Knoten geben; dies ist jedoch bei den kürzlich vor Sebastopol abgehaltenen Probefahrten weit übertroffen, denn auf einer sechsstündigen, ohne jede Stockung zurückgelegten Fahrt mit voller Kraft, aber ohne künstlichen Luftdruck, hat die Maschine im Mittel 12 803 Pferdekräfte geleistet, und das Schiff ist dabei 17 Knoten ge⸗ laufen — eine für ein so schweres Schiff seltene und vor⸗ treffliche Leistung, die bisher nur von zwei italienischen Schlachtschiffen erreicht ist.
Spanien.
Madrid, 30. August. Die Königin-Regentin hat, dem „W. T. B.“ zufolge, das Beglaubigungsschreiben des neu ernannten spanischen Botschafters in Berlin, Grafen Bannelos, unterzeichnet.
Portugal. .
Lissabon, 29. August. Wie W. T. B.“ meldet, ist der portugiesische Gesandte in Brüssel nur beaustragt worden, mit der Regierung des Congo-Staats in Betreff der Gebiete Lunda oder Muata Yamwo zu unterhandeln. Von der Ueberreichung einer Prote st⸗ note, von welcher die „Indeépendance Belge“ wissen will, ssiehe Nr. 208 d. „R. u. St. A.“ von gestern) ist hier nichts bekannt.
Schweiz.
Bern. Mit der Ausarbeitung eines neuen Exerzier⸗ Reglements für die Infantexie ist der „Allg. Schweiz. Mil Ztg.“ zufolge der Waffenchef der Infanterie, Oberst Feiß beaustragt worden. Der Entwurf soll bereits an eine Anzahl höherer Offiziere zur Begutachtung versandt sein. Es wird beabsichtigt, gelegentlich der im Herbst stattfindenden Instruktorenschüle mit der Einübung des Gebrauchs des neuen Gewehrs das Studium des neuen Reglements zu ver⸗ binden und demnächst beide gleichzeitig bei der Truppe ein⸗ zuführen.
Griechenland.
Athen, 30. August. Der König sowie der Prinz Nikolas sind, wie „W. T. B.“ meldet, gestern über Corinth und Venedig nach Ber lin abgereist.
Die allgemeinen Wahlen finden am 26. Oktober statt. Die Deputirtenkammer tritt 14 Tage später zu⸗ sammen.
Rumänien.
Bukarest, 29. August. Der Kriegs-Minister wird
sich, nach einer Depesche des, W. T B.“, am 12. September
im Auftrage der Regierung nach Siebenbürgen begeben, um den Kaiser von Oesterreich zu begrüßen und den
Manövern beizuwohnen.
ö Bulgarien. . 96 e n . . 16 16 und ontsche f „wie te isch gemeldet wird, heute hier⸗ her zurückgekehrt. . ö. h Amerika.
Vereinigte Staaten. Washington, 29. August. Der Senat verwarf, wie „W. T. B.“ meldet, bei der weiteren Berathung der Tarifbill ein Amendement der Finanz— Kommission, welches die Streichung des Artikels be⸗— antragt, der eine Ausfuhrprämie für Salz zugesteht, das bei der Zubereitung des zur Ausfuhr gelangenden Fleisches verwendet wird. Angenommen wurden Amendements, welche die Zölle für Cognac, Liqueure, Champagner, nicht schäumende Weine, Porter⸗Bier, Malzextrakte erhöhen und für Mineral⸗ wässer herabsetzen. Der Senator Sherman sagte, die Finanz⸗ Kommission werde wahrscheinlich die Abschaffung der Zölle für ausländische Kunstgegenstände empfehlen.
San Salvador, 29. August. Der Frieden zwischen San Salvador und Guatemala ist k 6 Der Vertreter der Vereinigten Staaten bestätigt, einem Telegramm des „R. B.“ zufolge, die erfolgte Unter⸗ zeichnung des Friedensvertrages und fügt hinzu, durch diesen Schritt sei überall in Central-Amerika der Friede wieder hergestellt. Der Vertrag bedingt die völlige Unabhängig— keit San Salvadors und die Zurückziehung der Truppen beider Staaten von der Grenze binnen 48 Stunden.
Argentinien. Buenos Aires, 29. August. Die Truppen werden, wie W. T. B.“ berichtet, vorsichtshalber jede Nacht unter Waffen gehalten. In der Stadt besteht große Abneigung gegen die Mitglieder der Lnic civica, welche den Ministern Roca und Lavalle Opposition macht. Die Berölkerung hat im Allgemeinen Vertrauen zur Regierung. Die Aufregung in den Provinzen legt sich. Die Geschäfte gehen besser.
Die Senatskommission hat einen Antrag des Finanz⸗Ministers angenommen, nach welchem Schatz— villete bis zum Betrage von 60 Millionen Dollars ausgegeben werden sollen.
Afrika.
Britisch Ost-Afrika. In Mom basa wurde, eng— lischen Blättern zufolge, am 25. d, die erste Schiene auf der Aequatorial-Eisenbahn von Mombasa nach dem Victoria—⸗ Vyanza-See gelegt. Vertreter Großbritanniens, Italiens, Deutschlands und Belgiens, sowie fünf britische Kriegsschiffe und der deutsche Kreuzer „Schwalbe“ wohnten der Ceremonie bei. Die Eisenbahn, welche eine Spurweite von 24 Zoll hat, wird in 19 Monaten bis Taveta vollendet sein. Der Haupt⸗ bahnhof ist am Nordufer der prächtigen Bucht von Port Reitz auf dem Festlande gelegen.
Mozambique, 29. August. Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureau's“ haben die Engländer von dem Gebirgslande im Gebiete der Shire-Flusses definitiv Besitz ergriffen.
Parlamentarische Nachrichten.
Colmar i. Els., 29. August. Bei der am 25. d. M. hier stattgehabten Reichstagswahl für den 3. elsaß— lothringischen Wahlbezirk wurden im Ganzen abgegeben 834 Stimmen; davon erhielten Johann Ruhland, Bürger— meister zu Münster (Elsässer) 6915 St. und Fritz Allen⸗ bach, Coiffeur zu Colmar (Soz.) 2633 St. Der Erstere ist somit gewählt worden.
Kunst und Wissenschaft.
Für die englische Nationalgalerie wurde, wie die Nat. Ztg.“ bericktet, aus der Gemäldegalerie in Longford-Castle ein echter Holbein jür 30 0900 Pfd. Sterl. gekauft. Das Bild wurde im Katalog von Schloỹ Longford als Die zwei Botschafter' be zeichnet und stellt zwei Engländer in der Tracht der Zeit Heinrich's VIII. vor. Es wird angenommen, daß es die Porträts von Sir Thomas Wyatt und seines Freundes, des Alterthumsforschers Leland, sind. Durch den Ankauf des werthvollen Gemäldes bat die englische Na— tionalgalerie eine Lücke ausgefüllt, indem sie von allen großen Galerien der Welt bisher die einzige war, welche keinen Holbein besaß.
— Der Tempz“ bezeichnet die Meldung des W. T. B.“ vergl. Nr. 2094 des . R. u. St. A.), daß die Pariser Atademie beschlossen habe, die Herausgabe einer neuen Ausgabe ihres Diktionnãrs aufzugeben, als unbegründet. Die Akademie könne eine derartige Ansicht gar nicht hegen, da sie durch ihr Statut zu dieser Arbeit verpflichtet ist. Auch der der Akademie gemachte Vorwurf, daß die Herausgabe der neuen Auflage zu langsam fortschreite, daß man noch immer beim Buchstaben A halte, trifft nicht zu. Das Statut, welches die Akademie zur Bearbeitung neuer Ausgaben des Diktionnärs verpflichtet, enthalte die Bestimmung, daß eine Neubearbeitung erst zwanzig Jahre nach Er⸗ scheinen der letzten Ausgabe in Angriff genammen werde, und diese zwanzig Jabre seien noch nicht verflossen. In der Zwischenzeit habe man sich an die Bearbeitung eines historischen Wörterbuches der französischen Sprache gemacht; diese Arbeit bätten allerdings einige Akademiker einstellen wollen, da sie eigentlich der Akademie der In⸗ schriften zustehe.
— Bei dem internationglen Concours auf die Rubin⸗ stein⸗Präm ie erhielt, einer Meldung des W. T. B.“ aus St. Petersburg zufolge Dubassow in St. Petersburg einen Preis Toa 5000 Francs als Pianist, Bu so ni (Helsingfors) gleichfalls einen Preis von 5000 Francs als Komponist. Der naͤchste Concours findet im Jahre 1895 in Berlin statt.
— (Ez Die nordische Juxisten⸗Versammlung wurde am Donnerstag in Kopenhagen im Festsaale der Universität durch Professor Goos eröffnet. Zum Präsidenten wurde Höchstegerichts⸗ Advokat Liebe erwählt. Die Zahl der angemeldeten Theil nehmer be— trägt 748, davon sind 0 aus Norwegen, 171 aus Schweden, 6 aus Finnland und der Rest aus Dänemark.
Handel und Gewerbe.
Berlin, 29. Asgust. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, KRäse und Schmalz.) Butier: Hof⸗ und Genossen⸗ schaftskutter Ia. 101 — 105 66, Ha. 98 - 100 Mτ, Ma. 94 - 97 M, de. abfallende 85 — 90 M, Land, Preußische 77 = 89 16, Netzbrücher 7 — 80 ½, Pommersche 70-3 616, Polnische 72-75 M, Baverische Sennbutter =—— ÆK, do. Landbutter —— A, Schles. 75 - 80 4A, Salitische 67-70 4 — Margarine 40 - 70 M60 — Käse: Schwelzer, Emmenthaler g3—– 98 4. Bayerischer 715 — 89 . do. Ost⸗ und West⸗ preußischer, La. 75 - 89 MÆ6, do. Ha. 65-70 4A, Holländer
S0 - 90 M, Limburger 42 — 48 S6. Quadratmagerkäse 15-77 Æ —
Schmal; Prima Western 1700 Ta. 41,00 , reines, in Deutsch— land raffinirt 45, 00 - 48 00 M6. Berliner Bratenschmalz 49 00 — 51, 00 Æ
Fett, in Amerika raffinirt 39 50 ÆK, in Deutschland raffinirt 6 0 (45, o0 60. = Tendenz: Butter: Bei mäßigen Einlieferungen und rubigem Geschäft blieben Preise voll behauptet. — Schmal: unverãndert.
— Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metall mar kt be⸗ richtet die Schles. . Die Anzeichen, welche bereits in der vorigen Woche auf eine Bꝛsserung der Lage des oberschlesischen Eisen⸗ marktes schließen ließen, besteben fort, hauptsächlich in den größeren Ordres, welche den schlesischen Walzwerken zugehen, sich kennzeichnend. Abgesehen von den inländischen Großhändlern, welche wieder mehr Vertrauen ins Eisengeschäft setzen und die theilweise geräumten Läger verstärken, kamen den Werken belangreiche Aufträge aus Rumänien, ins⸗ besondere aber aus Rußland zu. Der wesentlich erhsbte Rubelcours läßt, seine Stabilität vorausgesetzt, einen dauernden Export zu lobnenden Preisen nach Rußland zu. — Im Betriebe der Hoh öfen und der Walzwerke ist eine neanenswerthe Veränderung xicht ein⸗ getreten. Die produzirten Waaren kamen zum größten Theil schlank zur Verladung und wurden in den letzten Tagen außer Walzeisen aller Art auch viel Fagoneisen zum Eisenbabn⸗ Wagen bau sowie große Posten Radreifen zur Versendung ge— bracht. Nach Rußland gingen beträchtliche Quantitäten Grob- und Feineisen sowie Grob- und Feinbleche. — Bei den Eisen« gießereien, Maschinen und Kesselfabriken jedoch ist die Beschäftigung eine sebr schwacke, und scheint der Mangel an Auf— trägen in dem herannabenden Ende der Bausaison begründet zu sein. ö Auf dem Zinkmarkt hat die Festigkeit zugenommen. von Giesche's W H. Marke wurde zu 48,50 — 4900 , andere gute Marken zu 47 — 7,40 M per 160 kg gehandelt. Aus erster Hand ist Waare nur noch für Dezember Lieferung erhältlich. Zinkolech, Silesia Marke, kostet 48, 99 M ab Werk. Blei unverändert.
— Bei der von der Direktion der linksrheinischen Eisen⸗ bahn ausgeschriebenen Submission waren, wie die Kölnische Volkszeitung meldet, die Mindest⸗ und Höchstfordernden für 1124 1t Stahlschienen: der Aachener Hütten Aktien Verein mit 145 t, Krupv in Essen, die Rbeinischen Stahlwerke in Ruhort und die Georg⸗Marienhütte in Osnabrück mit 130 M; für 600 t Quer- schwellen der Aachener Hütten verein mit 135 M ßund die Georg— NMarienhůtte mit 140 Sυ ; für 730 t Querschwellen der Aachener Verein mit 135 6 und das Eisen⸗ und Stablwerk von Hoesch in Dortmund mit 139 M; für 69 t Weichenschwellen die Georg—⸗ Marienhätte mit 142 6, das Stahlwerk von Hoesch und die Dork— munder Union mit 1419 S6; Alles pro Tonne ab Werk.
— Das . Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen“, Zeitschrift des Landesgewerbrereins, hat in der Nr. 35 von 1330 folgenden Inhalt: Gesetz, betreffend die Gewerbegerichte. — Die Anlauffarben der Metalle. — Entscheidungen des Reichs⸗ Versicherungsamts. — Aus den Ortsgewerbesereinen. Echzell. — Verschiedene Mittheilungen. Mittel gegen Fliegen. — Einbeits« Zuschneide ˖ System. Verkehrswesen. Preisausschreiben. Handschrift⸗ liche Rejepte aus einem alten Färberbuch. Königliche Porzellan⸗ Manufaktur. — Literatur.
London, 29. August. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen⸗ ladungen angeboten.
Verkehrs⸗Anstalten.
Nach einer dem Hamb. Korresp. vorliegenden Depesche ist am 27. Nachmittags der erste Postdampfer der neues, vom Reiche sub⸗ ventionirten Deutichen Ostafrika⸗Linie Reichstag', Kapitän Jerchau, in Sansibar genau nach dem aufgestellten Fabr— plan angekommen. Der nächste Postdampfer, der Bundes ra th“ wird am 17. September von Hamburg abgehen.
Hamburg, 29. August. (W. T. B.) Der Schnelldampfer Columbia? der Hamburg- Amerikanischen Vacet⸗ fahrt ⸗Attiengesellschaft ist heute Nachmittag von South—⸗ ampton auf der Ausreise abgegangen.
— 30. August. (W. T. B.) Der Schnelldampfer Aug u sta Victoria“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt- Aktiengesellschaft ist, von New⸗Jork kommend, heute Mittag auf der Elbe eingetroffen.
Theater und Mufik.
Königliche Theater.
Morgen beginnt die neue Sxieljeit der Königlichen Theater. In der Vorstellung des Lohengrin‘ wird morgen . wie bereits angekündigt wurde, Hr. Kraus, der an diesem Tage vor seiner Ueber— siedelung nach Berlin sich von dem Wiesbadener Publikum verabschiedet, sondern Hr. RBothmühl die Titelpartie zur Darstellung bringen. Hr. Mödlinger singt den König als Antrittsrolle. In der Vorstellung des „Tannhäusern am Montag beginnt Frl. Malten, vom Dresdener Hof Theater, ihr Gastspiel als Elisabeth; Hr. Gudehus singt den Tannhäuser, Hr. Reiner, von der deutschen Oper in Rotterdam, den Walther. — Das Schauspiel haus eröffnet seine Vorstellungen mit der ‚Wallenstein ⸗ Trilogie,. .
Der Spielplan für die Oper vom 31. August bis 6. Sep— tember ist folgendermaßen festgesetzt:; Sonntag: „Lohengrin“. Montag: ‚Tannhäuser . Dienstag: „Carmen. Mittwoch: Der fliegende Holländer“. Donnerstag:? Ein Matkenball'. Freitag: Flick und Flock. Sonnabend: ‚Tristan und Ifolde r. .
. vür das Schauspiel: Sonntag: .Die Piccolomini“, . Wallen⸗
stein's Lager. Montag: „Wallenstein's Tod?. Dienstag: Minna
von Barnhelm ?“. Mittwoch; Der Sturm‘. Donnerstag: „Don
Carlos. Freitag: Hans Langen. Sonnabend: Die Quitzow'sę). Deutsches Theater.
Morgen geht zur Eröffnung der neuen Spielzeit Das Winter⸗ märchen! von Shakespeare jum ersten Male in Scene. Der Text des Stückes ist nach der von der Sbakespeare Gesellschaft redigirten Schlegel Titckschen Ucbersetzung eingerichtet. Die jzur Handlung ge— börige Musik ist von Theobald Rehbaum. Die Dekorationen sind in den Ateliers von Wagner u. Buhacz angefertigt. Uebermorgen findet die erste Wiederholung derselben Vorstellung statt. Das weitere Revertoire dieser Woche ist folgendermaßen festgestellt: Dienstag: Die Stützen der Gesellschaftz: Mittwoch: ‚Das Wintermärchen: Donnerstag: Der Richter von Zalamea“'; Freitag: „Das Wintermärchen“; Sonnabend: „Der Compagnonꝰ; Sonntag: „Das Wintermärchen“.
Berliner Thegtęt.
In der Eröffnungsvorstellung Die Räuber“ wird morgen außer Wilhelm Arndt und Josef Klein auch Albert Ullrich als Kosinsky debütiren. Die Rolle des Schweijer wird zum ersten Male von Arthur Kraußneck, die des Paters von Albert Eckert dargestellt. Die „Räuber“ werden am BDonnerstag wiederholt, die dajwischen liegenden Tage bringen die Neuinscenirung der Maria Stuart“, mit der am Freitag die Reihe der Abonnemeantsvorstellungen beginnt. Der letzte Tag der Woche gebört der ersten Novität der Saison, dem „Schriftstellertag von Heinrich Heinemann.
Lessing ⸗ Theater.
Das Lessing Theater bringt im Laufe der Woche Wiederholungen von Adolf Wilbrandt' s Schauspiel Neue Zeiten, Hermann Suder⸗ mann's „Ehre“ und Henrik Ibsen's „‚Volksfeind“, welcher bei jeder Wiederholung bis jetzt vor vollen Häuseen mit der kräftigsten Wirkung eingeschlagen und in dem Repertoire des Lessing ⸗ Theaters nunmehr für lange Zeit sich das Bürgerrecht erobert hat. Als nächste Novität wird, mit Lilli Petri in der Titelrolle, Henry Meilhac's Lustspiel Margot“ vorbereitet, welches während des ganzen letzten Winters das Repertoire des Theatre frangais beherrscht hat.
Wallner ⸗· Theater.
Den im Mamsell Nitouche“ hervorragend beschäftigten! Mit⸗ gliedern gewäbrte Hr. Direktor Hasemann bisher kurze Erholungs- pausen, wäbrend welcher mancherlei Neubesetzungen stattfanden, Doch Angesichts der bereits beginnenden regeren Theatersaison geht von heute ab das zugkräftige Vaudeville wieder in der ursprünglichen Besetzung mit den Hrrn. Alexander (Celestin Guthery (Major), Meißner (Loriot) und Worlitzsch (Fernand) in Scene.
. ⸗ Kroll's Theater.
Luigi Ravelli, der ausgezeichnete italienische Tenorist, welcher am Montag ein längeres Gastfpiel beginnt und dem Ausgange der Saison noch ein sehr bedeutendes Interesse verleiht, wird bier in mehreren Partien auftreten, die er bisher nur auswärts gesungen hat. Seine Antrittsrolle am Montag ist, wie bereits angekündigt, der Lyonel in Martha“. Für den Dienstag ist ein besonderes Festprogramm aufgestellt. Der Erk'sche Männergesang⸗ verein veranstaltet ein großes patriotisches Festconcert. Im Theater geht Kreutzer's Nachtlager in Granada‘ in Scene.
Selle: Alliance Theater.
Morgen ist der vorletzte billige Sonntag“ (Eintritt 50149). da die Sommersaison am 15. September endet. In dem Sommer⸗ garten wird neben der uniformirten eigenen großen Concertkapelle auch noch die berühmte Rumänische National ⸗Fapelle Negrescu ein Gastspiel · Concert veranstalten. Auf der Sommerbůubne des Etablisse⸗ ments treten die vorzüglichsten Spezialitäten auf, und Abends erstrablt der ganze Park in feenhafter Beleuchtung. Im Theater geht zum 13. Male die Bauernkomödie „Der Dorfteufel in Scene.
Adolph⸗Ernst⸗ Theater.
Trotzdem „Der Goldfuchs“ seine k, bewährt, muß doch in Folge kontraftlicher Abmachung Ende dieser Woche die Leon Trevtom'sche Novität Unsere Don Juans“ in Scene geben. Vom „Goldfuchs“ findet demnach morgen die letzte Sonntags-
Aufführung statt. . Thomas ⸗Theater.
Das Thomas⸗Theater ist nug in allen seinen Theilen vollendet und wird in den nächsten Tagen der Oeffentlichkeit übergeben werden können. Gegenwärtig werden mit allem Eifer die Stück- und Deko⸗ rationsproben zur Eröffnung der Vorstellung Der Alpenkönig und der Menschenfeind' abgehalten. Der scenische Apxarat hierfür ist ein ganz ungewöhnlich großer; um diesen nach jeder Richtung
hin in sichere Funktion zu bringen, ist der Geschäfts führer
von Lütkemever auf Coburg, Hr. Maler Jacobi mit einem Stabe geschulter Arbeiter hier eingetroffen. Den letzten Detorationsproben wird auch Hr. Lütkemeyer, nach dessen genialen Entwürfen die Dekorationen mit ganz eigenartiger Pracht angefertigt sind, mit an ˖ wohnen. Um die Dekorationsschwierigkeiten, welche das Raimund'sche Volksmärchen bietet, beurtbeilen zu können, sei erwähnt, daß 55 ver—⸗ schiedene Dekorationen in Wirksamkeit zu treten baben. wobei auf eine Reihe überraschender Verwandlungen bei offener Scene Rücksicht genommen werden muß. ; Concerthaus.
Sr. Medding bat, wie in den Vorjahren, die unter der energi⸗ schen Leitung ibres Dirigenten den höchsten Anforderungen entsprechende Kapelle des Hrn. Carl Meyder wieder fär das Concerthaus ge wonnen. Sie wird sowohl durch Sinfonie wie Künstler⸗ und heitere Gesellschafisconecerte sich die alte Anziehungskraft zu bewahren wissen.
Mannigfaltiges.
Das Kaiser Wilhelm -⸗Palais Unter den Linden wird, nachdem die diesjährigen Erneuerungsarbeiten ihr Ende erreicht haben, biesigen Blättern zufolge, vom nächsten Montag ab dem Publikum zur Besichtigung wieder geöffnet sein.
Die Moltkebrücke soll, wie die B. B. Z.‘ erfährt, am neunzigsten Geburtstage des greisen Feldmarschalls dem Verkehr mit einer entsprechenden Einweihungefeierlichkeit übergeben werden. Vor einigen Tagen konnte bereits mit der Legang der grauen Granit fliesen in der Mit'e begonnen werden; die Bruͤckengeländer aus rothem ,n, mit ihren reichen Ornamenten werden noch durch Holzzäune verdeckt.
Während des Monats Juni wurden in Berlin im Ganzen 344 Proben von Nahrungs« und Genußmiteln polizeilich untersucht. Die Waare wurde in 57 Fallen, davon 5, in denen sie gebeim angekauft war, beanstandet. Besonders reichlich wurden Butterproben angetroffen, welche als Eßbutter bezeichnet waren, sich aber als Margarin erwiesen. Solcher Waaren fanden sich 10 Proben, ferner eine Mischbutterprobe, welche aus etwa 25 cz Naturbutter und S ιο . Margarin bestand. Diese Proben waren größtentheils bei Schonkwirtben entnommen, welche vielfach an die ärmeren Volkeklassen Butter oder Margarin verkaufen, ohne sich um die gesetzlichen Bestimmungen zu kümmern. Augenscheinlich sucht die Margarinfabrikation jetzt ihr Absatzgebiet im kleinsten Kleinverkehr und überschwemmt die kleineren Schankwirthe, welche die Waare in Posten für 10 3 und weniger abgeben.
Die Bauten und Einrichtungen des Festplatzes für das 1. deut s che Bundesschießen baben K a en ft Summe verschlungen, und auch hier ist der Voranschlag vielfach über⸗ schritten worden. Insgesammt sind, trotz erheblicher Abstriche in den Rechnungen, 325 9000 M für den Festplatz vorausgabt worden. Schon die Planirung des Matzes kostete, obgleich sie nur sebr oberflächlich erfolgte. 5274 6 Für das Hinauslegen der Berliner Wasserleitung und für die Arlage der Hydranten u. dgl. waren 15 461 6. zu zablen. Bis zur Weichbildgrenze sind die Rohr⸗ leitungen von der Tiesbauverwaltung der Stadt gelegt; der Ausschuß des Bundesschießens hatte dafür 5366 6 zu vergüten. Das Pflastern der Zufahrten u. s. w. erforderte eine Ausgabe von 2172 ½ͥ Vie Umjäunung kostete 8339 ½ Die Hauptsumme hat natürlich die große Festhalle verschlungen, zu welcher allein der Entwurf mit 3600 6 bezahlt worden ist. Die Ausführung selbst erforderte mit Einschluß des angrenzenden Wirthschaftsgebäudes etwas über 150 000 M
Unentgeltliche Lebrkurse in der Roller ' schen Steno⸗ graphie beginnen am Montag, 1. September, im Restaurant Protz, Annenstraße 9, am 2. September im Kaftanienwäldchen, Bad⸗= straße 16, und im Wil helme boef⸗. Alt⸗Moabit 104/1065; am 3. September im „Nordpark.', Müllerstraße 161, im Restau— rant Becker g Poststraße 31, und im Restaurant Thieß, Lühowstraße 89; am Donnerstag, 4. September, im Restaurant Hintsche, Neue Königstraße 59, am 5. September im Restaurant Densel, Brunnen und Inxalidenstraßen ⸗ Ecke, und im Deutschen Wirthshaus“ zu Rixdorf, Bergstraße 20, am Sonnabend, 6. Sey tember, im Restaurant Körner, Barutherstraße 1, Ecke der Belle— Alliancestraße, überall Abends 85 Uhr. Die Lehrmittel (Preis 3 M) werden dort vorrälhig gehalten.
Die Vogelsammlung des Zoologischen Gartens ist kürzlich um ein interessantes Mitglied bereichert worden, nämlich um ein Exemplar des im nordöstlichen Süd⸗Amerika beimischen Blut. schnabel oder Swainson's Tukan, sodaß nunmehr der für die Tukans eder Mefferfresser bestimmte Raum im Oftflũgel des großen ¶ Vogel hauses drei Arten dieser originellen Vögel beberbergt, nämlich außer dem ge⸗ nannten noch den Grünschnabel⸗ und den Orange⸗ oder Tem- mint's⸗ Tukan. Die drolligen Thiere lenken sowohl durch die Pracht ihres hauptsächlich schwarz, roth und gelb resp. orange gefärbten Ge fieders, als auch durch ihre unförmlich großen Schnäbel, sowie durch ihre wegen der schwachen Füße possirlichen Bewegungen und ihre ewig rege Neugier die Blicke der Beschauer auf sich, be⸗ sonders auch, wenn sie gegen Abend zum Zeichen, daß sie ihre Nachtruhe zu halten gedenken, mit senkrecht emporaerichtetem Schwanz dasitzen, was einen ungemein komischen Anblick gewährt. Der große Schnabel der Tukans und gewisse sonstige äußerliche Aehnlich⸗ keiten regen unwillkürlich zum Vergleich mit den Nasbornvögeln an, von welchen der Garten zwei Prachtexemplare besitzt. Allein thatsãchlich gehören die letzteren einer ganz anderen Ordnung an als die Tukans, was man z. B. leicht an der Fußbildung wahrnehmen kann: die Nashorn vögel haben 3 Vorder ⸗ und 1 Hinterzehe, die Tukans dagegen echte , m nach Art unserer Spechte, mit 2 Vorder⸗ und 2 Hinter⸗ zeben.