1890 / 209 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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sei. Damit war die Tagesordnung erledigt und der Präsident, Ober⸗ Forstrath Heiß München erstattete Namens des Kongresses den Staats bebörden und der Stadt Kassel für ihr wohlwollendes Interesse herz lichen Dank. Darauf wurden die Verhandlungen geschlossen.

Allgemeiner Vereinstag der deutschen Erwerbs. und Wirthschafts · Genossenschaften in Freiburg i. B.

In der festlich geschmückten Kunst⸗ und Festhalle begannen, wie schon kurz in Nr. 206 d. Bl. erwähnt, am Mittwoch die Verhand- lungen des Allgemeinen Vereinstages der deutschen Erwerbs- und Wirthschafts ˖ Genossenschaften. Es waren etwa 300 Delegirte aus allen Theilen Deutschlands anwesend. Ministeriath⸗Rath Stößer begrüßte die Versammlung im Namen der Großherzoglich badischen Regierung und Ober ⸗Bürgermeister Winterer im Namen der städtischen Behörden und Bürgerschaft. Der Anwalt der deutschen Genossenschaften, Schenk (Berlin), erstattete bierauf den Jahres bericht. Danach bestanden Ende Mai 1830 im Deutschen Reich 6777 Genossenschaften, darunter 3467 Kredit · Genossenschaften und 04 Genossenschaften in einzelnen Erwerbsiweigen. Unter den letzteren figu⸗ riren 892 landwirthschaftliche Rohstoff Genossenschaften, 61 industrielle und 7 landwirthschaftliche Magazin Genossenschaften, S8 Konsumver⸗ eine und 38 Baugenossenschaften. Das neue Genossenschaftsgesetz habe neben den Genossenschaften mit unbeschränkter Haftpflicht auch Genossen schaften mit beschränkter Haftpflicht und mit unbeschränkter Nachschuß pflicht zugelaffen. Unter den 6777 Genossenschaften befinden sich nur 11 mit unbeschränkter Nachschußpflicht, dahingegen 181 mit be—⸗ schränkter Haftpflicht. Zu den letzteren gehören 41 Kredit ⸗Genossen⸗ schaften, 75 Genossenschaften in einzelnen Erwerbszweigen, 58 Konsum vereine und 7 Bau ⸗Genossenschaften Dem allgemeinen Verbande ge⸗ bören 1336 Genossenschaften an. Von den übrigen Verbänden sei jetzt der bedeutendste die Vereinigung deutscher landwirthschaflicher Ge⸗ noffenschaften mit 1155 Genossenschaften in 18 Unterverbänden. Der Anwalt bemerkte weiter: Das neue Genossenschaftsgesetz habe sich als vortheilhaft erwiesen. Der allgemeine Verband bestehe aus 1033 Kreditvereinen, 376 Konsumvereinen und 31 anderen Ge— nossenschaften. Von den Kredit⸗Genossenschaften haben 1002, deren Statistik der Anwaltschaft bekannt geworden sei, mit einem eigenen Vermögen von 135 Millionen Mark 1514 Millionen Mark Kredit gewährt. 80 Kredit ⸗Genossenschaften haben sich in Aktiengesellschaften umgewandelt, zum Theil aus unberech tigter Furcht vor dem Verbot der Ausleihung an Nichtmitglieder. Von den Konsumvereinen haben sich 4 in Aktiengesellschaften um gewandelt. Das in dem §. 8 des neuen Genossenschaftsgesetzes ent haltene Verbot hahe bisher den Konsumvereinen nicht geschadet; trotz = dem müsse auf Beseitigung dieser Bestimmung hingewirkt werden, da sie zu Denunizationen führe. Ganz besonders müsse der Agitation der Kolonialwaarenhändler gegen die Konsumvereine mit aller Ent⸗ schiedenheit entgegengetreten werden. ö

Auf eine Anregung des Vorsitzenden theilte der Anwalt mit, daß jür das Schulze ⸗Delitzsch⸗Denkmal binnen kurzer Zeit der Alexanderplatz in Berlin bestimmt werden würde. Auf Antrag des Verbands⸗Direktors, Stadtverordneten Hütt (Kreditzerein Berlin) habe die Berliner Stadtverordneten Versammlung dies Projekt befür⸗ wortet und auch die städtische Park. Deputation habe sich dafür erklärt. Der Berliner Magistrat werde voraussichtlich das Gleiche thun.

Verbands Direktor Richter (Rerseburg) theilte mit, daß das in seiner Heimath errichtete Schulze⸗Delitzsch⸗ Denkmal im nächsten Jahre werde enthüllt werden. ;

Eine sehr lange und lebhafte Debatte veranlaßten die verschiedenen Anträge auf Abänderung und Revision des organischen Statuts. Endlich wurde folgendem Antrage des Direktors Mathies (Stral⸗ sund) zugestimmt; Der allgemeine Vereinstag ernennt einen Aus— schuß von 7 Mitgliedern und überweist demselben sämmtliche auf die gedachte Statutenrevision bezüglichen Anträge mit dem Auftrage, in Gemeinschaft mit dem Anwalt, eine Umarbeitung resp. Ergänzung der organi schen Statuten zu erzielen. Der vom Ausschuß festgestellte Entwurf. des umgestal⸗ teten Statuts soll sodann in den Blättern für Genossenschaftswesen“ veröffentlicht und nach Berathung auf den Verbandstagen dem All— gemeinen Vereinstage zur Beschlußfassung unterbreitet werden. Darnach wurden die Verhandlungen auf Donnerstag vertagt.

In der Sitzung am Donnerstag wurde über: Die Ein⸗ wirkungen des Genossenschafts-Gesetzes vom 1. Mai 1889 auf die Entwickelung der Genossenschaften“ verhandelt. Wie der Anwalt Schenk mittheilte übt das neue Gesetz im Wesentlichen eine günstige Wirkung auf die Entwickelung des Genossenschaftswesens aus. Der. Anwalt befürwortete die Annghme folgenden Antrages; Der Vereinstag wolle beschließen: Das Genossenschaftsgesetz vom 1. Mai 1889 unterstellt die eingetragenen Genossenschaften insoweit einer Ueber wachung durch die Gerichte, indem es diesen zur Pflicht macht, die zur Eintragung in das Genossenschaftsregister angemeldeten Statuten darauf zu prüfen, ob dieselben den Bestimmungen des Genossenschafts gesetzes entsprechen, und indem es den Gerichten die Befugniß ertheilt, den Vorstand der Genossenschaft zur Befolgung bestimmter in dem Genossenschaftegesetz bezeichneter Verpflichtungen durch Ordnungestrafen anzuhalten, und das Genossenschaftsgesetz behält dem Staat das Recht der Auflösung der. Genossenschaft vor wenn diese sich gesetz— widriger Handlungen und Unterlassungen schuldig macht, durch welche das Gemeinwokl gefährdet wird, oder wenn dieselbe andere als die in dem Genossenschaftsgesetz bezeich ; neten geschäftlichen Zwecke verfolgt. Das Genossenschafts ⸗Gesetz gestattet eine dauernde Beaufsichtigung des Geschäftsbetriebes der Genossenschaften durch staatliche oder kommunale Behörden nicht, und es ist deshalb Pflicht aller eingetragenen Gerossenschaften, jedem Versuch einer solchen Beaufsichtigung entgegenzutreten. Dieser Antrag gelangte ohne Debatte einstimmig zur Annahme.

Eine lange und lebhafte Debatte veranlaßte hierauf folgender Antrag des Anwalts: „Der Vereinstag wolle beschließen: Den Vor ständen aller eingetragenen Genossenschaften wird empfohlen, die ordnungsmäßig vollzogenen Beitrittserklärungen mindestens einmal in jedem Monat dem Gericht an einem mit dem Gericht vereinbarten Tage einzureichen, die zum Austritt am Schluß des Geschäftejahres rechtzeitig eingekommenen Aafkündigungen aber erst gegen Ende des Geschäftsjahres und mindestens 6 Wochen vor dem Ende des Geschäftsjahres einzureichen und die Anzeige von dem Tode eines Genossen unverzüglich, sobald sie davon Kenntniß er⸗ halten haben, einzureichen; auf Grund der Benachrichtigungen der

Gerichte über die in der Liste der Genossen vorgenommenen Ein⸗ tragungen zur Gleichstellung des von ihnen geführten Mitglieder verjeichnifses die erforderlichen Eintragungen vorzunehmen und die Benachrichtigungen der Gerichte sorgsam aufzubewahren.“ Dieser Antrag gelangte mit dem Zusatzantrage zur Annahme, daß den Vorstehern aller Genossenschaften auch empfohlen werde, die Ver⸗ mittelung der Zustellung der Benachrichtigung des Gerichts an die Genossen über die erfolgte Eintragung als unge setzlich abzulehnen.

Nach einem Bericht des Verbands Direktors Oppermann (Magde⸗ burg) wurde dem Anwalt Betreffs der Jahresrechnung Decharge er⸗ theilt. Unter Genehmigung des Voranschlages der Einnahmen und Ausgaben wurde noch der Antrag des engeren Ausschusses auf Er— höhung des Höchstbetrages angenommen. Der Mindeftbetrag des Beitrages für alle Genossenschaften wird dadurch auf 10 4 cg und die Einnahmen des Allgemeinen Verbandes für das näͤchste Jahr um ca. 12 000 A erhöht.

Etatiftik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber den Ausstand in den belgischen Kohlenrevieren liegen neue Nachrichten von wefentlicher Bedeutung nicht vor. Der

„Köln. Ztg. wird aus Brüssel unter dem 28. d. M geschrieben, daß ein Bergwerks ⸗Direktor in Flsnn sich bereit erklärt habe, die in seiner Grubenordnung vorgeschtiebenen Geldbußen auf die Hälfte herunter zusetzen; der Gouverneur will die anderen Direktoren zu bestimmen suchen, ein Gleiches zu thun, allein die Arbeiter wollen von gar keinen Geldbußen mehr wissen. Die Frage der Grubenordnungen soll der einzigen Gewerbe und Arbeitskammer, welche bis jetzt im Revier ihre Thätigkeit ausüben kann, derjenigen von Wasmes, unterbreitet werden. Der Gouverneur will die Wähler zur Bildung der Kammern für Cuesmes, Flsnu und Quaregnon einberufen. .

Aus Lüttich wird der Köln. Itg. telegraphirt, der Lütticher Arbeiterbund habe in seiner letzten General versammlung folgenden Beschluß gefaßt: „In Erwägung, daß alle Mittel. auf friedlichem Wege das allgemeine Stimmrecht zu erlangen, erschöpft sind und es von Wichtigkeit ist. den herrschenden Klaffen noch eine letzte und entscheidende Warnung zu geben, spricht der Bund den Wunsch aus, daß alle demokrgtischen und Arbeiter vereine sich dahin einigen, an einem später zu bestimmenden Tage zu einer und derselben Stunde sämmtlich die Arbeit einzustellen, um unsern Beherrschern einestheils den Geist der Einigkeit zu zeigen, der die belgischen Arbeiter verbindet, anderntheils unsere feste Absicht, mit allen möglichen Mitteln, ja, selbst mit Ge⸗ walt unsere politischen Rechte zu erringen. Eine neue Versammlung wurde auf den 1. September anberaumt.

In Elberfeld beschäftigte sich am Sonntag und am Donnerstag eine vom „Verein für volksthümliche Wahlen“ berufene öffentliche Versammlung mit dem Organisationsentwurf der sozial demokratischen Partei. In der Sonntags versammlung wies der sozialdemokratische Reichstags · Abgeordnete Harm die gegen die Fraktion erhobenen Vorwürfe, zuruck. Bei der Berathung des Entwurfs sah man von Abstimmungen ab, doch wurde, wie die Berichte der Elberf. Ztg.“ erkennen lassen, der Entwurf in mehreren Punkten beanstandet. In Bezug auf das Centralorgan, dessen Vorhandensein als nothwendig anerkannt wurde, hielt die Versammlung das „Volksblatt“ (Berlin) für zu theuer und war für Gründung eines billigen, nicht täglich erscheinenden Blattes.

In Bonn hat, der Rh. u. R.-Ztg.“‘ zufolge, eine öffentliche Versammlung der Gärtner Bonns und der Umgegend beschlossen, in Anbetracht, daß der deutschen Gärtner⸗Jugend eine größere Ver⸗ einigung fehlt, in welcher neben der fachwissenschaftlichen Ausbildung die Lust und Liebe zum Beruf angeregt wird, damit die deutsche Gärtner Jugend der modernen Arbeiterbewegung fern⸗ gehalten werden kann, einen Allgemeinen deutschen Gärtner⸗Verein“ zu begründen. Dem Verband der Handels gärtner Deutschlands soll auf seiner in diesem Jahre in Stuttgart tagenden Versammlung das Gesuch vorgelegt werden, den Allgemeinen deutschen Gärtner Verein! als Vertreterschaft der Gehülfen anzuerkennen, um in Gemeinschaft Herbergswesen, Stellen nachweis, Lohn- und Arbeitsverhältnisse zu regeln.

In einer vom Gehülfenausschuß der Barbier und Friseurinnung in Leipzig einberufenen und von etwa 1060 Per sonen besuchten Versammlung der bei Innungsmeistern beschäftigten Barbier⸗ und Friseurgehülfen, in welcher zunächst über Differenzen in Bezug auf die Lehrlingsprüfungen verhandelt wurde, fand, wie die Ly. Ztg.“ berichtet, ein während der Debatte gemachter Vorschlag, zur Besse⸗ rung der als sehr gedrückt geschilderten Lage der Gehülfen einen Fach“ verein zu gründen, zwar zunächst noch keinen Anklang, dagegen wurde wie es schien, nicht formrichtig anstatt der Ergänzunge⸗ wahl eine vollständige Neuwahl des Gebülfengusschusses vorgenommen, von dessen nunmehrigen Mitgliedern man sich eine energischere Ver—⸗ tretung gegenüber der Innung versprach. Die Lohnkemmission gab bekannt, daß sie mit der Ausarbeitung eines im Frühjahr der Innung vorzulegenden Tarifs beschäftigt sei.

Hier in Berlin wurde, wie wir dem Berl. Volksbl. ent—⸗ nehmen, am Sonntag in der Generalversammlung der freien Ver- einigung der Zimmerer Berlins und der Umgegend be— schlossen, im Interesse der heutigen Arbeiterbewegung als felbst⸗ stän diger Verein (neben dem Verband deuischer Zimmerleute, Lokalverband Berlin) bestehen zu bleiben. Die beiderseitigen Vor⸗ stände verpflichten sich, im Interesse der Bewegung jeden persönlichen Hader zu unterlassen und dahin zu wirken, daß jeder Berliner Zimmerer sich einer der bestehenden Organisationen anschließt.

Aus New - Jork meldet W. T. B., daß nächsten Montag das Arbeitsfest stattfinden wird; der Tag wird als allgemeiner Feiertag betracktet werden. Aus Chiꝑeago wird berichtet, daß alle Strikes unter den Weichenstellern der zu den großen Viehhöfen (Stockvards) führenden Eisenbahnen gescheitert sind.

In Melbourne ist, wie W. T. B. nach einem Reuter'schen Telegramm mittheilt, eine Batterie Artillerie eingetroffen, um Aus— schreitungen vorzubeugen. Die Vereinigung der Arbeitgeber vergrößert sich beständig. Eine Zusammenkunft der Rheder. Besitzer von Kohlengruben sowie anderer Arbeitgeber wird am 5. September in Sydney stattbaben. Ein Brief, welchen der Bürgermeister von Melbourne von der Arbeiterunion erhalten hat, verlangt die gleich zeitige Lösung aller Meinungeverschiedenheiten zwischen den Arbeit- gebern und Angestellten. Die Lage hat sich auch bereits gebessert, doch ist die Stadt ohne Gas. Die ein beimische sowie die überseeische Post wird nicht befördert. Die großen Schiffahrtsgesellschaften bedienen sich der Seeleute, die den Nicht ⸗Unionisten angehören. Die Mannschaften von fünf Küstenfahrern weigerten sich, dem Ausstande beizu— treten. Die Küstenschiffahrt mit Queensland und Neu⸗Seeland wird zum Theil von Nicht Unionisten aufrecht erhalten. In einer Versammlung des Londoner Gasheizerverbandes bielt, wie die ‚Allg. Corr.“ mittheilt, John Burns eine Rede, im Verlauf welcher er den Ausstand im australischen Rhedergeschäft zur Sprache brachte und erklärte, daß die Londoner Tockarbeiter ihre Sympathie für die Ausständigen durch substantielle Geldbeträge be—⸗ thätigen würden. Der Dockarbeiterverband hätte bereits die Summe von 1000 für die Ausständigen in Melbourne bewilligt, und die Arbeiter im Albert und Victeria Dock hätten ihre Bereit- willigkeit ausgedrückt, jeder 6 Schillinge ver Woche beizusteuern. Durch das Vorgeben des Kengresses der Gewerkvereine würden im Laufe der nächsten Woche 20 000 Pfd. St. nach Australien gesandt werden.

Wohlthätigkeit.

Man schreibt uns aus Köln: Der Wohlthätigkeitssinn der Be⸗ völkerung ist auch in dem zweiten Quartal in namhaften Spenden an die bier bestehenden wohlthätigen Anstalten zu Tage getreten. Das Maxrienhospital allein erbielt an solchen die Summe von 25 759 S6, das Klara-Elisenstist 6009 4 Zur Gründung einer Volksbibliothek wurden von dem Bankhause Sal. Oppenheim jr. u. Cie. hier 10 000 S zur Verfügung gestellt.

Wohlfabrtseinrichtungen.

Der Kölner Verein für Volkgwohl, welcher namentlich dem Mißbrauch des Alkobolgenusses entgegenwirken will, hat am 10. Juni d. J. sein erstes Speise⸗ und Kaffeehaus eröffnet. Das von dem . Müller zu Mülheim vor einem Jahre begründete Asyl für verwahrloste Knaben hat sich als eine so nothwen⸗ dige Einrichtung erwiesen, daß im letzten Vierteljahr eine große Zabl don Anmeldungen bereits nicht mehr hat berücksichtigt werden können. Aehnliche humane Ziele verfolgt der in diesem Jahre in Köln in Leben getretene Gefängnißverein, welcher bereits mehr als 700 Mitglieder zählt. In Godesberg ist eine Handfertigungs⸗ schule ar Knaben ins Leben gerufen worden.

Zur ländlichen Arbeiterfrage. . Die Versuche, welche mit der Heranziehung von Landarbeitern aus den östlichen Provinzen in der Rheinprovinz gemacht wurden, haben sich, wie uns von dort geschrieben wird, nicht im mer be- währt. Einzelne haben, nachdem die ibnen gewährten Vorschüsse kaum abverdient waren, ohne Kündigung ihren Dienst verlaffen

und eine lohnendere Beschäftigung als Erd⸗ oder Fabrikarbeiter aufgenommen.

Ueber die wirthschaftliche Lage des Jahres 18898 schreibt die Handelskammer von Solingen in ibrem Jahresbericht:

Dank der weisen Fürsorge unserer Regierung sind uns auch in dem verflossenen Jahre die Segnungen des Friedens erhalten geblieben; es wurde hierdurch Handel und Industrie Gelegenbeit geboten, sich ruhig weiter zu entwickeln und den friedlichen Wettbewerb mit anderen Rationen glänzend ju bestehen. .

Wenngleich die Koblen. und Groß⸗Industrie bei enorm hohen Preisen insonderheit gute Resultate erzielten, so können aber auch viele andere Geschäftszweige auf den abgelaufenen Zeitabschnitt Befriedigung zurückblicken. Die Thätigkeit war auf manchen Gebieten eine recht angespannte, und trotz der für die meisten Erzeugnisfe ein⸗ getretenen Preiserhöhung blieb die Nachfrage fast allerwärts eine stetige; es darf hierbei aber nicht verkannt werden, daß die unnatür⸗ lichen Steigerungen der Koblen und Eisenpreise von manchen Unter⸗ nehmern recht bitter empfunden wurden.

Ein Zug neuen Lebens ging durch die ganze geschäftliche Welt; die Unternehmungslust wurde in einem Maße angeregt, welche an die Gründerzeit der siebfiger Jahre lebhaft erinnerte, wenngleich eine größere Vorsicht wie damals allgemein zu Tage trat.

Während in dem benachbarten Kohlenrevier die Ausstände der Berg leute die unbeilvollsten Folgen hervorgerufen haben, ist es er⸗ freulich, daß bei uns das Verhältniß jwischen Arbeitgebern und Arbeitnebmern durchweg als ein gutes bezeichnet werden kann.

Die Löhne haben vielfach Erhöhungen erfahren, und man wird darauf bedacht sein, auch die derjenigen Arbeiter Kategorien aufzu⸗ bessern, welche bis heute noch nicht zufriedengestellt werden konnten.

Bei dem Steigen der Löhne liegt allerdings die Gefahr nahe, und dieselbe macht sich bei einzelnen Artikeln jetz: schon fehr fühlbar, daß, Angesichts der in anderen Gegenden Deutfchlands sowohl wie in

rankreich und England hervortretenden scharfen Konkurrenz, wir auf⸗ ören werden, leistungsfähig zu sein, und dies würde für unseren bauptsächlich nach dem Auslande arbeitenden Bezirk die bedenklichsten Folgen haben.

Es kann den betheiligten Kreisen deshalb nur Mäßigung im Fordern und Gewähren empfohlen werden.“

Der Jahresbericht der Handelskammer für Mittelfranken äußert sich folgendermaßen:

„Auf den Gebieten des Handels und der Industrie ist eine Ver⸗ schlechterung im Allgemeinen nicht eingetreten, aber auch keine oder wenigstens keine so wesentliche Verbesserung, daß das abgelaufene Jahr als ein durchaus günstiges bezeichnet werden kann.

Es ist ja richtig und durch einen Theil der uns zugegangenen Einzelberichte bestätigt, daß viele unserer Industrien einen größeren Absatz im Verhbältnisse zum Vorjahre ju verzeichnen haben; aber bei nur wenigen ist dieser vermehrte Umsatz auch erfreulicher Weise mit lohnenden Verkaufspreisen verbunden. Die Mehrzahl konstati:t gleichzeitig mit dem vermehrten Absatz die Nothwendigkeit der Be—⸗ willigung von Preisen, die bei allen Anstrengungen zur Erhaltung des Marktes nur einen ganz geringen Nutzen noch erzielen laffen.

Die Ursachen sind genügend bekannt Küberhandnehmende, zu Schleuderpreisen absetzende Konkurrenz, theilweise Vertheuerung der Robprodukte und Arbeitslöhne, bohe Eingangszölle in den Ländern, wohin unser Export sich wenden muß, wirken bier als unferen Handei und unsere Industrie, die hauptsächlich auf den Export angewiesen sind, ungünstig beeinflussende Faktoren zusammen.

Nach unserer Ueberzeugung haben Handel und Industrie alle Kräfte aufs Aeußerste anzuspornen, um ihren Plaz auf dem Welt⸗ markt zu behaupten; neue Schwierigkeiten würden ihre Lage zu einer böchst kritischen machen, wie wir Angesichts der neuerdings drohenden Erhöhung der amerikanischen Einfuhrzölle, ebenso des in naher Zeit bevorstehenden Ablaufs von Handeltsverträgen zwischen Deutschland und mehreren für unseren Export wichtigen Nachbarstaaten jetzt schon hervorzuheben uns gedrungen sehen.“

Zur Be völkerungsbewegung. .

Aus Köln wird geschrieben: Während die Bevölkerung der länd—⸗ lichen Gemeinden und vieler kleinerer Städte, wie Siegburg, Berg heim. Rheinbach, stehen bleibt oder selbst zurückgeht, zeigen die industriellen Theile und insbesondere die Stadt Köln in Folge 3u— strömens der ländlichen Bevölkerung eine beständig wachsende Zunahme der Seelenjabl. Die Bevölkerung der Stadt Köln hatte am 15. Juni die Zahl von 298 107 Seelen erreicht. Die Nachbarstadt Mülheim zählt nunmehr 29 696 Seelen; die nahe ge⸗ legene Stadt Kalk nahezu 14000. Weil die Industrie den Ueberschuß aus den ländlichen Gemeinden bis jetzt noch hat aufnehmen können, ist die Auswanderung aus dem hiesigen Bezirk eine nicht bedeutende.

Der X. Kongreß des deutschen Vereins für erziehliche

Knabenhandarbeit, ; welcher am Sonntag, 24, und Montag, 25. August, in Straß burg tagte, hat folgende Thesen angenommen: 1) In Er— wägung, daß der erziehliche Knabenhandarbeits Unterricht die Reihe der seitherigen Bildungsmittel, erweitert, indem er zu dem vorzugsweife auf die Ausbildung der Geisteskräfte hinzielenden Unterricht systematische Uebungen in der werk ilkätigen Arbeit hinzugefügt, und in Erkenntniß der Tbatsache, daß es bei dem heutigen Stande des Kulturlebens nothwendig ist, die Anlagen und Krafte der heranwachsenden Jugend zu allseitigerer Ent wickelung zu bringen, erachtet der T. Kongreß es für wünschenswerth, daß die leitenden deutschen Schulverwaltungen den erziehlichen Knaben handarbeit Unterricht in den Volksschulen, wie in den höheren Lehr⸗ anstalten, besonders aber in den Lehrer Bildungsanstalten, überall da, wo die Voraussetzungen dazu gegeben sind, als wahlfreien Unterrichts gegenstand allmahlich einführen. 2) . Der Vorstand wird ermãchtigt, zu erwägen, auf welche Weise allmählich auch die Landschulen in den Kreis der Vereinsbestrebungen gejogen werden können. 3) „Es ist dahin zu wirken, daß die fur die Schülerwerkstärten, sowie für die Ausbildung der Lehrer in Leipzig erwachsenden Kosten, soweit es sich um kommunale Anstalten oder deren Lehrer, beziehungsweise um Vereins oder Internats -Einrichtungen handelt, womöglich zur Hälfte vom Staat getragen werden.“ 4) Der erziehliche Knabenhandarbeits- ,., ist zu einem selbständigen Unterrichtsgegenstande zu entwickeln.“

Arheit er börse. ; Seit drei Jahren besteht in Lüttich eine Arbeiterbõrse , welche den Zweck hat, die Nachfrage zwischen Arbeitgebern und

Arbeitnehmern zu regeln. Nach dem eben erschienenen Nachweis

gingen, wie der „Köln, Ztg. mitgetheilt wird, im vorigen Jayre bei der Börse 3039 Gesuche um Arbeiter und 2533 Gesuche um Arbeit ein. 1888 belief sich die Zahl der Arbeitersuchenden auf 1900, die der Arbeitsuchenden auf 6325.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hlesigen Stan desämtern in der Woche vom 17. August bis inel. 23. August er. zur Anmeldung gekommen: 184 Eheschließungen, 994 Lebendgeborene, 29 Todtgeborene, 942 Sterbefälle.

aud. und Forstwirthschaft.

Deutscher Wein bau⸗Kongreß. ;

In der Zeit vom 6. bis 10. September d. J. findet in Worms der XII. deussche en n , verbunden mit einer Ausstellung von neuen Apparaten und Utensilien für Weinbau und Kellerwirth⸗ e,. statt. Unter den Berathungsgegenständen heben wir die olgenden hervor: 1) Welche Rebsorten sind für den Rothweinbau unter den deutschen Verhaͤltnissen besonders zu empfehlen? Berichterstatter Domänen · Rath Cjeh in Wiezbaden. Die Drainage von Weinbergen, ingbesondere die Ausführung, Kosten und Grfolge derselben. Bericht⸗

dandes kultur · Inspektor Dr. Klaas zu

ö Dern zu Worms. 3) Welche

fabrungen

K ; Er⸗ erung der dortigen rde Fo 8 i H mprägniren der Rebpfähle liegen vor? Bericht. meiner Beobachtun . P . Stück er⸗

erftatter Fachlehrer Zweifler zu Geisenbeim. 4) Welche Umstände hielt früher pro Kopf 8 kg Hafer und 8 kg Mais. Sent einem

Halle a. deutschen Salinen werden hier vom 1. September d. J ab eine

Bandel und Gewerbe. S., 29. August. (W. T. B.) Die Mittel

ben auf den Ausbau des Weines einen vortbeilhaften Einfluß 3 Bericht Jahre wird der Hafer durch 2 * Getreideschlempe und 2 Bier⸗ gemeinschaftliche Verkaufs stelle ibrer Produkte einführen. a

erstatter Dirigent Prof. Dr. Müller Thurgau

zu Geisenheim. treber erfetzt, sodaß die lägllche

8 die Bekämpfung des Heu oder Sauerwurms. Berichterftatter produkte und 9 kg Mais besteht.

eichstags⸗ Abgeordneter Dr. Buhl zu Deidesheim. 6) Cinfluß der

Stickstoff verbindungen auf die e nn des Weins. Bericht⸗ vor, als früber bei Hafer. Da

erstatter Geheime Hofrath Dr. Ne

ler in Karlsruhe. 7 Wodu ine bedeutend bedi find die verfchiedenen Ctrytehungs. and Schnitt ae een . 8 2 eine bedeutende Ersparniß bedingt

bedingt und welche EGinflüsse hinsichtlich Quantität und Qualität

lassen sich hierbei wahrnehmen? Berichterstatter Stadtrath Weckler Jahre gemacht worden.

in Reutlingen. 8) Ueber kriechende und Verringerung der Betriebskosten.

Außer diesen Berat

Weinprobe auf dem Rochusberg ausgegeben.

itte ne in der Meierei von Bolle in Berlin.

uschreben als Mittel zur . z Berichterstatter: Oekonomie · Rath Goethe . Geisenheim (früher zu Brumatb).

ungen stehen auf der Tagesordnung des Kongresses: Besichtigung von Weinbergen und des

Direktor

iebfrauenstifts,

Sanitäts⸗ Veterinär⸗ London, 28. August. Die

vorgekommen. Der Kranke wurde gebracht. Madrid, 29. August. In

err Professor Eggeling theilte auf der ersten Generalverfamm - zufolge, gestern 72 Cholera

lung des Vereins „Versuchs⸗ und Lehranstalt fur Brennerei in

1. Steckbriefe und ,, de, . en. 2. angsvollstreckungen, Auf . erkäufe, Verpachtungen. Verdingungen ꝛc.

Verloofung. Zinszahlung ꝛc. von öffentlichen Papieren.

ebote, Vorladungen n. dergl.

einem guten Zustande, und es kommen erdauungsstõrungen weniger

Trockenprodukte nur empfohlen werden. In der ist durch diese Fütterung eine Ersparniß von 16 815 in einem

; Das Schwarzwild verursacht in den Kreisen Sieg und Waldbroel nach wie vor Schaden, wiewobl wiedertolt Jagden veranftaltet werden. Bie Ge=

Besuch der Kellereien von Langenbach und Valckenberg; Festvorstellung Hir rede . ere adm gal ö 66

im neuen Festspielhaus; Ausflug nach Nackenheim, Rierstein und QAppenheim zur Besichtigung der dortigen Weinberge und Kellereien; Weinprobe auf dem Rochusberg bei Bingen. Befuch von Kellereien dortselbst u. a. m. Zur Theilnabme an allen diesen Kongreßveran⸗ staltungen berechtigen Kongreßkarten zu 5 6 Außerdem werden Tageskarten zu einmaligem Besuch der Ausstellung und zur Theil⸗

Tyne von Spanien angekommenen Schiff ist ein Ehol Il nahme an den Kongreßverbandlungen des betreffenden Tages und zur ß ö

dajoz, Tarragona, Toledo und Valencia sind, W. T. B. darunter 36 mit tödtlichem Ausgang.

tion aus 4 kg besagter Trocken-

Die Pferde befinden sich dabei in handel.

Leipzig, 29. Augu W. T. B.) K = ' nig 2 st. ( ) Kammzug Termin

Grundmuster B. pr. September (75 A,

pr. Oktober 4 89 A, pr. November 477 4A, pr. Deiember 475 ,

durch Einführung dieser Fütterung vr. Januar 467 A, pr. Februar 4 60 AÆ, pr. März 4579 4, wird, so kann die Fütterung diefer pr. April 457 A, pr. Mai 4574 AÆK. Umsatz 70 00 kg.

und Quarantänewesen. .A. C. meldet: Auf einem im 320 Warpcopg

Wien, 30. August. ungarischen Waffenfabrik kündigt für die zweite Hälfte des Monats September die Einberufung giner außerordentlichen Generalverfamm⸗ lung Behufs Klarstellung der Verhältnisse der Gefellsckaft an, nachdem die Firma Ludwig Löwe u. Co, die Verpflichtung übernommen babe, bis zum 15. September er, einen Alternativvorschlag vorjulegen, nach welchem dieselbe entweder die Zahlung eines Ausgkeichsbetrages oder die Uebernahme sämmtlicher Aktiven und Passiven der Waffen⸗ fabrik Gesellschaft gegen Zahlung eines Pauschale beantragen werde.

Wanchester, 29. August. (W,. T. B.) 121 Water Taylor 73, 30r Water Tavlor 93, 20r Water Leigb S5, 30r Water Clapton 9, 32 Mock Broole y, 40r Mavoll Sz, 60 Medio Wilkinfon 11,

Meierei von Bolle Ruhig, aber fest.

(W. T. B.) Ein Communiqus der

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den Provinzen Alicante, Ba—⸗

Erkrankungen vorgekommen,

Glasgow, 29. August. (W. T. B. Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 668 366 Tons gegen 1 018 428 Tons im vorigen Jahre.

Die Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen beträgt 78 gegen 82 im vorigen Jahre.

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0 0 4 n , gn ö auf Aktien u. Aktien ⸗Gesellsch. Oeffentlicher Anzeiger.

Verschiedene Bekanntmachungen.

1) Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.

30297 Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Handelsmann Wilhelm Wolff Lerner, am 20. Mai 1859 zu Rzeszow geboren, mosaischer Religion, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungsbaft in den Akten J. II. E. 904 / g. wegen Betruges verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Unter. , n. hierselbst, Alt Moabit 12, abzu⸗ iefern.

Berlin, den 27. August 1890.

Königliche Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht J.

Beschreibung: Alter 31 Jahre, Größe 1,65 m, Statur schlank, Haare blond, Stirn frei, Bart kl. hellblonden Schnurrbart, voller Kinnbart, Augen⸗ brauen blond, Augen blau, Nase gewöhnlich, Mund klein, Zähne vollständig (schneeweiß), Kinn spitz, Gesicht länglich, Gesichtsfarbe gesund, Baden roͤth⸗ lich, Sprache deutsch, polnisch, Kleidung schwarzer Cylinderhut, schwarzer Gehrock, schwarje Hofe, Weste, hellgelben Sommeruberzieher. Besondere Kennzeichen: an der linken Backe ein brauner Flecken.

530300 . .

In der Nacht vom 19. zum 26. August er. sind aus der Wohnung des Wirths Carl Schulte zu Böhlerheide mittels Einbruchs folgende Gegenstände gestohlen worden:

1 Blechbüchse mit 550 M in Gold, Portemonnaie mit circa 10 4 in Silber, 1 6 Granatbrosche im Werthe von ca.

4 neue weiße Flanellhemden, gezeichnet C. 8.

Der Thäter ist bis jetzt nicht ermittelt.

Es wird ergebenst ersucht, nach denselben zu recherchiren und Mittheilung hierüber sowie über den Verbleib der Sachen zu den Akten J. 3278-90 zu machen.

Hagen, den 24. August 1890.

Der Erste Staatsanwalt.

30298

Der Kaufmann Ernst Edmund von Etlinger, geboren am 24. Dejember 1863 zu London, ist in der Strafsache gegen von Marenholtz und Genossen J. IIa. 515. 89 durch rechtekräftiges Urtheil der Strafkammer IV. des Königlichen Landgerichts J. zu Berlin vom 11. Mär 1896 wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe ron 1000 , der im Nichtbeitreibungsfalle für je 10 M eine ein⸗ tägige Gefängnißstrare substituirt ist, verurtheilt worden. Derselbe hat sich der Strafvollstreckung durch Verlassen des deutschen Reichsgebiets entzogen und im Auslande Aufenthalt genommen.

Gegen den ꝛe. von Etlinger ist daher die zwangsweise Beitreibung der obigen Geldstrafe angeordnet und werden alle Vollstreckungsbehörden ersucht, im Be⸗ tretungsfalle von demselben eventuell im Wege der Zwangevollstreckung die obige Geldstrafe beitreiben und der unterzeichneten Staatsanwaltschaft zu den . Akten alsbald Mittheilung machen zu lassen. ‚.

Berlin, den 22. August 18909.

Staatsanwaltschaft bei dem Königlichen Landgericht J.

127275

Der Reservist Bernhard Franz Gurski, un⸗ bekannten Aufenthalts, zuletzt in Thorn wohnbaft, eboren am 6. August 1863 in Neukrug, Kreis arthaus, wird beschuldigt, seit dem Juni 1886 als beurlaubter Reservist ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben —, Nebertretung gegen 5. 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs. Derselbe wird auf Anordnung des Königlichen Amtsgerichts hierselbst auf den 4. November 1890, Vormittags 9 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht zu Tborn zur Hauptverhandlung ge—⸗ laden. Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird der⸗ selbe auf Grund der nach 5§. 72 der Strafprozeß ordnung von dem Königlichen Bezirks ⸗Kommando zu Ratibor auggestellten Erklärung verurtheilt werden. II. E. 00 / 90.

Thorn, den 28. Juli 1890.

Nitlews ki Gerichts schreiber des Königlichen Amtsgerichts.

130299 vi

B 0 Antrag der 5 Staattanwaltschaft

. . am 5. Juli 1866, wohnhaft zuletzt ort, 27. den Heinrich Rick, geboren zu Wunderthausen am 14. März 1867, wohnhaft zuletzt dort, 3) den Metzger Johann Hermann Friedrich Theis, geboren zu Raumland am 3. Oktober 1868, wohn⸗ haft zuletzt dort, 4 den Christian Müller, geboren zu Feudingen am 19. März 1868, wohnhaft zuletzt dort, 5) den Heinrich Wied, geboren zu Feudingen am 16. März 1868, wohnhaft zuletzt dort, 6) Schneidergeselle Ludwig Karl Hock, geboren ö . am 27. Januar 1868, wohnhaft zuletzt ort, 7) den Commis August Richard Karl Schupp ert, geboren zu Laasphe am 6. April 1868, wohnhaft zuletzt dort, 8 Otto Ernst Karl Christian Schröder, ge⸗ boren zu Laasphe am 4. Dezember 1868, wohnhaft zuletzt dort, wegen Vergehens gegen ö 149 St. G.-B. das , , n,. vor der Strafkammer bei dem öniglichen Amtsgerichte zu Siegen eröffnet. Zugleich wird zur Deckung der die Angeklagten möglicherweise treffenden böchsten Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen der Angeklagten in Höhe von je 160 M mit Beschlag belegt. S5. 480, 325, 326 St. P. O. Arnsberg, den 18. August 1890. Königliches Landgericht, Ferienkammer.

1303031 s. Staatsanwaltschaft Stuttgart. Vermögensbeschlagnahme.

Durch Beschluß der Ferien kammer des K. Land⸗ gerichts Stuttgart als Strafkammer vom 14. August 1890 ist das im Deutschen Reiche befindliche Ver⸗ mögen folgender abwesender Militärpflichtigen:

1) Ernst Paul Berner, geboren 22. Februar 1866 in Rothenberg, O. A. Kannstatt, Weingãrtner,

2 GCarl Robert Bnubeck, geboren 18. April 1857 in Rothenberg, O. A. Kannstatt, Weingärtner,

3] Gottlieb David Frech, geboren 8. März 1867 in Hedelfingen, O. A. Kannstatt, Weingärtner,

4) Carl August Linsenmaier, geboren 21. Ja⸗ nuar 1867 in Stetten, O. A. Kannstatt, Wein⸗ gãrtner,

5) Carl Gottlieb Maier, geboren 15. November 1867 in Wangen, O⸗A. Kannstatt, ;

6) Eugen Gotthilf Scheeff, geboren 19. Juni 1866 in Obertürkheim, O. A. Kannstatt, Bäcker,

) Johann David Steinle, geboren 3. November 1859 in Sillenbuch, O.⸗A. Kannstatt, Weingärtner, gegen welche das Hauptverfahren wegen Verletzung der Wehrpflicht eröffnet ist, gemäß 5. 140 Abs. 3 St. G. B. und §5§. 326 u. 480 St.⸗P⸗-O. je bis zum Betrage von 800 Æ mit Beschlag belegt worden.

Den 26. August 1890. . H. Staatsanwalt: Tscherning.

2) Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dgl.

sos! Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von den Umgebungen Berlins im Kreise Niederbarnim Band 73 Nr. 154 auf den Namen des Maurermeisters Carl Schultze hier eingetragene, in der Pankstraße Parzelle 10 (Pankstr. Nr. 32 belegene Grundstück am 24. Oktober 1890, Vor⸗ mittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht Dan Gerichtsstelle Neue Friedrichstraße 13, Hof, ügel C., parterre, Saal 36, versteigert werden. Grundstück ist mit 348 Æ Reinertrag und einer Fläche von 7 a 39 gm zur Grundsteuer, für das Etats jahr 1891/9 mit 13400 4A Nutzungswerth zur Gebaudesteuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, n n. Abschrift des Grund⸗ buchblatts, etwaige Abschätzungen und andere das Srundstũck betreffende Nachweisumngen, sowie besondere Kaufbedingungen können in der Gerichtsschreiber ebenda, Flügel D., Zimmer 41, eingesehen werden. Alle Feel berechtigten werden aufgefordert, die nich von selbst auf den Ersteher übergehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Gen dr. buche zur der Eintragung des Versteigerungtz⸗ vermerks nicht hervorging, insbesondere derartige

ei, d. Js. an auf der Gerichtsschreiberei und bei dem

termin vor der Aufforderung zur Abgabe von Ge—⸗ boten anzumelden und, falls der betreibende Gläubiger widersyricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigf werden und bei 3 theilung des Kaufgeldes gegen die berücksichtigten Ansprüche im Range zurücktreten. Diejenigen, wesche das Eigenthum des Grundstücks beanspruchen, werden aufgefordert, vor K Versteigerungẽtermins die Einstellung des erfahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag dag Kaufgeid in Bezug auf, den Anspruch an die Stelle des Grunpstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 24. Oktober 1890, Mittags 15 Uhr,“ an Gerichtsstelle, wie oben bezeichnet, verkündet werden. Berlin, den 16. Juli 1890. Königliches Amtsgericht J. Abtheilung 51.

löse] Zwangsversteigerung.

Im Wege der Jwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von den Umgebungen Berlins im Kreise Niederbarnim Band 73 Rr. 3155 auf den Namen des Maurermeisters Carl Schultze hier ein⸗ getragene, in der Pankstraße Parjelle 11 (Pank⸗ straße 31 b.) belegene Grundstück am 27. Oktober 1890, Vormittags 11 Uhr, vor dem unter— zeichneten Gericht an Gerichtsstelle Neue Friedrichstraße 13, Hof, Flügel C., parterre, Saal 36, versteigert werden. Das Grundstück ist mit 3, 45 Reinertrag und einer Fläche von 7 a 539 in zur Grundsteuer, für das Etats jahr 1891/92 mit 13 400 4 Nutzungewerth zur Gebäudesteuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grund⸗ buchblatts, etwaige Abschätzungen und andere das Grundstück betreffende Nachweifungen, fowie besondere Kaufbedingungen können in der Gerichts- schreiberei, ebenda, Flügel D., Zimmer 41, eingeseben werden. Alle Realberechtigten werden aufgefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher übergehenden An Prüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundhuche zur Zeit der Eintragung des Verfteigerungz⸗ vermerks nicht hervorging, insbesondere derartige . von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Debungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungz⸗ termin vor der Aufforderung zur Abgabe von Ge— boten anzumelden und, falls der betreibende Glaubiger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des ge⸗ ringsten Gebots nicht berücksichtigtt werden und bei Vertheilung des Kaufgeldes gegen die be⸗ rücsichtigten Ansprüche im Range zurücktreten. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundftücks beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Verfahreng herbeijuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstuͤcks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 27. Oktober 1890, Mittags 1H ühr, an Gerichtsstelle, wie oben bezeichnet, verkündet werden. Berlin, den 16. Juli 1890.

Königliches Amtsgericht J. Abtbeilung bl.

30313

Nach heute erlassenem, seinem ganzen Inhalte

nach durch Anschlag an die Gerichtstafel bekannt

gemachtem Proklam finden zur Zwangs versteigerun

des dem in Konkurs gerathenen Mehlhändler r

Niendorf gehörigen, in der Gletzowerftraße hierselbft

zub Nr. 68 belegenen Wohnhauses mit Zubehör

Termine

1) zum Verkaufe nach zuvoriger endlicher Regulirung der Verkaufsbedingungen am Freitag, den 7. Novbr. 1890, Bor- mittags 11 Uhr,

2) zum Ueberbot am Sonnabend, den 29. No⸗ vember 1890, Vormittags 11 Uhr,

3) zur Anmeldung dinglicher Rechte an das Grundstück und an die zur Immobiliar⸗ masse desselben gehörenden Gegenstände am Freitag, den J7. Novbr. 18696, Vor⸗ mitt zg un. richte gebůude st

m gen tggerichtsgebäude statt.

Auslage der Verkaufsbedingungen vom 24. Sftober

Konkursverwalter Kau n Emil ergzs hier⸗ selbst, welcher n nach . n n meldung die Besichtigung des . mit Zu⸗ behör gestatten wird. Nehna, den 23. August 1890. Großherzoglicheg Amtagericht. Walter.

d gegen I den Schneidergesellen Christian Muße, geboren

d von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden . X, ni uch ! im Versteigerungt ˖

19645] Aufgebot.

Der Hüfner Gottlieb Höhne zu Pflückuff bei Niemegk, Regierungs. Bezirk Potsdam, hat das Auf⸗ gebot der angeblich bei einem Brande zu Pflũckuff am 25. Juni 1887 zu Grunde gegangenen Berlin Stettiner Eisenbahn - Sbligation? Vf. Emission Nr. 250 über 200 Thaler nebst Zinsschein Rr. 26 über die am 1. Oktober 1887 fälligen balbijãhrlichen Zinsen und Talon beantragt. e Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spaͤtestens in dem auf den S. Januar 1891, Mittags 12 ühr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer 48, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftlozerklärung der Urkunde erfolgen wird.

Stettin, den 9. Juni 1890“

Königliches Amtsgericht. Abtheilung II.

19646 Aufgebot.

Die Wittwe Böhme, Marie, geb. Thoellden, zu Lvolda, vertreten durch den Justizrath Furbach zu Stettin, hat das Aufgebot der angeblich am 25. No⸗ vember 1889 auf der Straße zu Apolda verloren gegangenen Berlin. Stettin'er Eisenbahn Obligation XI. Emission Nr. 1265 über 500 Thaler beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spateftens in dem auf den 5. . 1894, Mittags 12 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte Zimmer 15 anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzu⸗ melden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird.

Stettin, den 9 Juni 1850.

Königliches Amtsgericht. Abtheilung II.

(3809312 Aufge hot.

Der Kaufmann Johannes Hinrich Eggers zu Ham⸗ burg, n , ,. bat, das Aufgebot der von der . Allgemeinen Ussecuranz in Triest“ für ihn aus—⸗ gefertigten, angeblich verloren gegangenen, Lebens⸗ Versicherungs Police Nr. 73 7986 vom 3. November 1869 über 2060 8. beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf Montag, den 20. April 1891, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte ö raumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung derselben erfolgen wird.

Marne, den 9. August 1890.

Königliches Amtsgericht. v. Halem, Br.

1 Aufgebot.

Dem. Bierbrauer Emil Hoffmann aus Nürnberg,

3. Zt. in München, Baumstraße 51, ist ein auf

seinen Namen lautender Depotschein der Vereinsbank

in Nürnberg über:

2 Stück Amsterdamer 23 Gulden ˖ Loose Serie 645 Nr. 49, Serie 646 Nr. 49,

1 Stück . 45 Gulden⸗Loos Serie 7512

Nr. 40, 7 Stück Pappenheimer 7 Gulden ˖ Loose Serie h366

Nr. 2 und 6, Serie 5367 Nr. 2, 4. 16, 14. 16, 1800 Æ 40 Pfaͤlzische Ludwigsbahn Prioritäten, 700 υς 4 0, Nürnberger Vereinsbank Obligationen zu Verlust gegangen. Auf Antrag des z. Hoffmann wird nun der In- haber der bezeichneten Urkunde aufgefordert, seine Rechte spätestens in dem auf Mittwoch, den 14. Jannar 1891, Vormittags 9 Uhr, Zim⸗ mer Nr. 10, anberaumten Aufgebolstermine bei dem unterfertigten Gerichte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der⸗ selben erfolgen würde. Nürnberg, den 14. April 1890.

Königliches , , Abtheilung H.

(L. S.) Dr. Berlin.

Zur Beglaubigung: Rüruberg, den 24. April 1896. Der geschäftsleitende Gerichtsschreiber des Kal. Amtsgerichts

mtsg ; . 8.) Hacker, Kgl. Sekretär.

(30414 Berichtigung.

In nunserer Belanntmachung des Urkundenauf⸗ gebots vom 1. Juli d. Ig. zu Nr. 15 (Wechsel vom 18. Oktober 1888 über 127 6) muß eg anftatt 3 am 5. Februar 1890 heißen jahlbar am 5. Februar 188935.

Berlin, den 27. Angust 1890.

Königliches Amtsgericht. J. Abtheilung 48.

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