b
Weststurmes war die Brandung an dem hier unmittelbar am See gelegenen Bahnkörper eine derartige, daß die Wel len boch über die Dächer der Waggons und mit solcher Wucht an die Fenster derselben anschlugen, daß die Infassen jeden Augenblick deren Zer⸗ trümmerung befürchteten. Nur Schritt für Schritt vermochte der 7 vorwärts zu dringen, sodaß er für die kaum 4 Km lange Strecke
regenz Lochau eine halbe Stunde benõthigte. Das Schu ssenthal bei Sammeltshofen, Kehlen, Reute, Gunzen haus, Siglishofen bis Lochbrud gleicht einem großen See. Hunderte von Morgen stehen unter Wasser, der jweite Schnitt von Klee und Oehmd, Runkeln, Kartoffeln, Kohlraben, Bohnen u, s, w. sind zum großen Theil ruinirt. ;
Eine Schilderung der Rhein ⸗Ueberschwemmung bringt die Frankf. Ztg.“ aus St. Margrethen (unweit der Mündung des Rheines in den Bodensee) vom 30. August: Nachdem es am Sonntag und Montag (24. und 25. August) unaufhörlich unter erheblichen Ge wittern geregnet hatte, trat Montag Abend kühle Witterung ein und die Berge wurden mit Schnee bedeckt, sodaß die Gefahr einer Rheinüberschwemmung beseitigt schien. Doch leider stellte sich am Donnerstag Abend schon wieder heftiges Regenwetter ein, welches den Rbein derart aaschwellen ließ, daß man bereits Freitag in den Abend⸗ stunden große Besorgnisse begte und alle möglichen Vorkehrungen traf. Leider waren diese Besorgniffe nur zu begründet, denn Nachts gegen 1Ubr läuteten die Sturmglocken des benachbarten österreichischen Dorfes Höchst, wo ein Dammbruch zu befürchten war, der denn auch gegen 3 Uhr Morgens etwa 13 m breit eintrat, und durch welchen der wild gewordene Sttom seine trüben Fluthen in die blühende Ort—⸗ schaft und deren Gärten und Felder wälzte. Das balbe Dorf war bis gegen Morgens 9 Uhr unter Wasser, bis die emsig arbeitenden Wasserwehren von Höchst und St. Margrethen nothdürftige Ab⸗ leitungen geschaffen hatten. Das Unglück ist weit größer als 1888, jedoch noch keineswegs zu übersehen und leider noch nicht zu Ende, denn eben, Mittags 12 Uhr, verkünden die Sturmglocken vom benachbarten Dorfe Lustenau (Vorarlberg) einen weiteren Damm bruch. Derselbe soll etwa 300 m breit sein und mächtige
Fluthen drängen sich durch denselben, das ganze liebliche Rhein
thal auf österreichischer Seite unter Wasser setzend. Die blühenden Ortschaften Brugg, Lustenau, Birkenfeld, Haard, Fußach, Hohenems, Koblach, Baurn u. s. w. stehen unter Wasser. Häuser sind einge⸗ stürzt oder dem Einsturx nahe, Brücken und Bahndämme zerstört, sodaß der Verkehr auf der Bahnlinie Bregenz — St. Margrethen beute Vormittag eingestellt werden mußte. Seit heute Mittag 2 Uhr fällt der Rhein, doch hat der Regen noch nicht aufgehört. Eine neuer Rheinausbruch bei Altach wird soeben gemeldet. — Nachmittags 44 Uhr. Soeben steLigt dichter Rauch aus einem der Nebengebäude der der Firma Giese von Bregenz gehörigen, zur Gemeinde Fußach zählenden Baumwoll⸗Spinnerei auf, zu der Niemand gelangen kann, da sie tief im Wasser steht und die starke Strömung keine Verbindung zuläßt. Abends 9 Uhr. Die gesammte Spinnerei mit Nebengebäuden steht in Flammen. Arbeiter und Bewohner sind heute Vormittag vor dem andringenden Wasser geflüchtet. Auch am 351. August regnete es wieder unaufhörlich, Nachmittags 5 Uhr war der Rhein bereits wieder im Steigen.
Aus Ragaz, 30. August, meldet die Köln. Ztg.“: Die Quellen von Ragaz haben aufgehsrt zu fließen. Ein neuer mächtiger Bergrutsch hat die Quellenleitung und die Tamina—⸗ straße auf 10 m Länge zerstört. Die Verwaltung versucht, die Kurgäste mit dem Versprechen hinjuhalten, daß der Schaden in wenigen Stunden hergestellt sein werde; die Arbeiter an Ort und Stelle meinen aber, unter einer Woche sei bei an— gestrengtester Arbeit nicht daran zu denken. Während wir noch sprachen, setzte sich ein neuer Theil des Berges in Bewegung. Mächtige k rollten in gewalt igen Sätzen voran, dann folgte die obere Erdschicht mit allem, was sich darauf befand, Gesträuch und Bäumen, die, sich überstürzend und zersplitternd, im Grunde der Tamina verschwanden. Der Regen hat aufs Neue begonnen, das Ende ist unabsebbar. Bei der geologischen Bildung der Tamina schlucht sind neue Abrutschungen selbst in größerem Maßstabe nicht unwahrscheinlich.
Aus Luzern, 1. September, wird der K. V. Z.“ gemeldet: Der Schnee liegt in den Schweizer Thälern sozusagen bis zur Thalsohle. In den oberen Regionen wüthet der Föhn. Die Gefahr wächst. Die Limmat
ist stellenweise ebenfalls über die Ufer getreten. Die Aare und Reuß schwellen reißend an. Wenn das Unwetter nicht einhält, ist eine große Katastrophe unabwendbar. Aus den , ,,. und aus den Rheingegenden gehen schreckliche Berichte ein. Leider fällt un ⸗ ablässig Regen. Die Fremdenwelt ist geflüchtet. Ein heftiges Un⸗ wetter mit Hagelschlag und Wolkenbruch, das am 31. v. M. nieder⸗ ging, hat am Comersee fürchterliche Verwüstungen angerichtet. Die Gärten der Villen und der Hotels sind total zerstört, die Felder und Weinpflanzungen vernichtet. Die Bahnstrecke Menaggio — Porlezza ist unterbrochen
Aus Zürich, 1. September, wird der Frankf. Ztg.“ gemeldet: In der Nacht auf Sonnabend begannen die regenäberfüllten Ge- wässer Grau bündeng ihre en, . Pfäffers ist durch Erd⸗ rutsche vom Verkehr abgeschnitten, die Straße nach Ragaz mehrfach unterbrochen; von der Landquart bis nach Chur sind zunehmende Ver⸗ heerungen zu melden. Vom Calanda, dem östlichen Berastock der Glarner Alpen, sind Rufenen niedergegangen; bei Zizers ist alles vom Schlamm überschüttet. Die Tardisbrücke bei dem Ort Landuart stürzte ein sammt zwei darauf befindlichen Personen, einer Mutter und ihrem Sohn. In Chur selbst ist das Hotel Steinbock wegen der nahe vorbei ˖ donnernden Plessur gefährdet. Die Wehre hielten jedoch noch; aber im benachbarten Schamfigg vernichtete die Plessur eine mit großen Kosten aufgeführte Straße für längere Zeit, sodaß die Poststraße von Arosa und über Fluela unbenutzbar sein wird. Der Churer Stadtgarten ist theilweise weggeschwemmt. Schwere Schädigungen werden auch aus dem nahen Bad Paffug berichtet. Erd— rutsche in der Umgebung des Orts zerdrückten einige Häuser. Bei Zizers kam ebenfalls ein Brückeneinsturj vor, der zwei Personen das Leben kostete. In Domleschag, zwischen Reichenau und Thusis, wurde eine Brücke fortgeschwemmt, ebenso in Disentis. Zum Glück hat sich die Rbein⸗Korreftion solid gehalten. Tiefer im Kanton ist bis jetzt bekannt ein Unterbruch der Schyn⸗ straße an siebenzehn tellen, eine theilweise Zer⸗ störung der Via Mala⸗ und der Oberländer⸗Straße nach Engadin. Aus Lustenau wird der Tod von acht Per— sonen gemeldet. Alle Gewässer bringen Bäume und Häuser⸗ fragmente mit. Die Schädigungen sind schon jetzt nach Millionen zu beziffern. Zahlreiches Vieh ist einzeschneit. Im schweizerischen Rheinthal steht Montlingen mehrere Fuß tief im Wasser; bei Rebstein. Heerbrugg und St. Margrethen ist sämmtliches Kulturland eine Wasserwüste. Die Thur macht die Straßen unpassirbar. Der Walensee ist in zwei Tagen 2 m ge⸗ stiegen, über den höchsten Stand ven 1876; ähnlich auch der Zürcher See, an dessen Ausfluß die Limmat bei Wipkingen auszutreten anfängt. Aus Bern wird bedrohliches Anschwellen der Aare, die auch einen Menschen weggespült bat, gemeldet. In Glarus liegt bis in die 2 hinab Schnee; dort sind deshalb Rutschungen zu erwarten.
Aus Konstanz, 2. September, meldet die Frankf. Ztg.“: Der Untersee ist übergetreten. Die Dörfer Gottlieben, Berlingen, Mannebach, Ermatingen und Stockborn stehen größtentbeils unter Wasser. In Ermatingen wurde der Landungssteg weggefegt und die See mauer durchbrochen; die Häuser sind gefäbrdet. Der Untersee ,, rapid. Die Dampfbootkurse Schaff hausen — Konstanz sind ein⸗ gestellt.
Im Tessingebiet sind erhebliche Schäden an den Straßen und dem Kulturland zu beklagen, besonders um Bellinzona.
Neuerdings wird aus Bern, 2. September, gemeldet: Heute berrscht wieder schönes Wetter. Schnee liegt im Berner Ober⸗ lande bis hinunter nach Langenthal.
erner meldet W. T. B.‘ unterm 2. September aus München: Die Jsar ist in beständigem Wachsen und hat bereits theilweise die Straßen der Auer Vorstadt überschwemmt. AUnterm 3. d. von ebendaselbst: In Folge der letzten Regengusse fanden bei der Stationsbrücke von Waltenhofen auf der Lin dauer Strecke und in der Nähe von Stetten auf der Mem⸗ minger Strecke Damm rutschungen statt. Zwischen Landsberg und Schongau ist ein Lokalzug entgleist, obne daß jedoch dadurch ein weiterer Schaden angerichtet wäre. Auf der Par tenkirchener Babnstrecke erfolgte jwischen Diemendorf und Wilzhofen eine auf 200 m Länge sich erftreckende Dam mabrutschung. Für die
Züge zu den Passionsspielen in Oberammergau wird der Verk⸗
indeß durch Umsteigen der Reisenden aufrechterhalten. Die r,.
bei Töl ist durch Wolkenbrüche verw ü stet. Die Isar fiei t
* 2 Starnberg und Freising sind theilweife über. w emmt.
Aus Wien: Die Donau ist in rapidem Steigen begriffen, die nöthigen Vorkehrungen sind getroffen.
Aus Prag unterm 3. September: Seit heute früh stehen die niedrig gelegenen Vororte, sowie die unteren Sta dttheile unter Wafer. Die Pioniere balfen den Einwohnern bei den Rettung. arbeiten, wobei ein Ponton kenterte. Bis jetzt werden s Pioniere vermißt. Das Wasser steigt, der Regen dauert fort. Bei Budweis ist die Moldau reißend . .
Main, 3. September. (W. T. B.) Der Rhein steigt: Der Pegel zeigt hier heute 289 m (gestern 2,35); in Mannheim heute 6,57 m (gestern 608). Vom Oberrhein wird starkes Waffer gemeldet. Der Neckar ist bei Wimpfen 2,62 m.
Po sen, 3. Seytember. Auf der Strecke Czempin— Schrimm erfaßte, wie W. T. B. meldet, gestern Abend zwischen den Stationen Chalany und Szoldrv an einer Stelle, wo die Geleise auf der Chaussee entlanglaufen, der Zug ein Fuhrwerk. Die auf dem⸗ selben befindlichen zwei Personen wurden getödtet.
München, 3. September. Se. Königliche Hoheit der Prinz Regent genebmigte W. T. B. zufolge die Geld⸗ sammlungen für die Berliner Karl Peters ⸗ Stiftung.
München, 3. September. Heute früh entgleisten, laut Meldung des W. T. B.“, in der Nahe des Südbabnhofes s Wagen eines Viehzuges. Drei Personen sind verletzt und bedeutender Schaden an Material ist angerichtet worden.
Bremen, 3. September. W. T. B.“ meldet: Gestern Abend um 116 Uhr gerieth das Tivoli ⸗ Theater in Brand; derselbe wurde erst heute Mittag gelöscht. Die Ursache des Feuers, welches nach der Vorstellung auf der Bühne entstand, ist bisber noch nicht ermittelt worden. Personen sind nicht ums Leben gekommen. Die Gebäude und Liegenschaften sind versichert.
St. Petersburg, 3. September. Neuerdings werden, dem W. T. B. zufolge, große Feuersbrünste aus den Städten Na rowtschat (Gouvernement Pensa) und Potschinki (Gouver⸗ nement Nischny Nowgorod) gemeldet.
Nischni Nowgorod, 2. September. W. T. B. meldet: Ein j unger Mensch stellte sich beute dem Gouverneur Baranow vor unter dem Vorwande, ein wichtiges Geheimniß mittheilen zu wollen, und richtete plötzlich einen geladenen Revol ver auf den- selben. Der Gouverneur fiel dem Menschen jedoch in den Arm, sodaß die Kugel in den Fußboden ging. Der Verbrecher ist verhaftet; er nennt sich Wladimirow.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene De peschen.
Liverpool, 3. September. (W. T. B.) Der Kongreß der Trade Unions nahm heute eine Resolution an, in welcher die Vortheile einer internatio nalen Organisation der Arbeiter anerkannt werden; ferner wurde die Ein⸗ ladung der belgischen Arbeiter, an dem inter— nationalen Kongreß in Brüssel im nächsten Jahre theilzunehmen, angenommen.
New⸗York, 3. September. (W. T. B.) Bei den Staatswahlen in Vermont haben die Republikaner eine Niederlage erlitten; die Demokraten gewannen viele Sitze.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Wetterbericht vom 3. September, Morgens 8 Uhr.
Stationen.
Bar. auf 0 Gr 1. 8. Meeressp ced. in Millim
Wind. Wetter.
Temperatur
Mullaghmore J Aberdeen. 1.561 Christiansund? J Kopenhagen. 1.769 Stockholm. anda . t. Petersb. Moskau.. 761 still wolkenlos Corł, Queens; town... 768 Cherbourg. 770 K. l 767 769 768 Neufahrwasser I.65 Memel... 765 z heiter arig.... 70 still heiter arlsruhe. . 770 1 wolkenlos 770 still wolken.) 70 NW 3 Regen 769 2 wolkig 768 z heiter?) ene, 3z bedeckt Breslau .. 764 4 Regen 6 ,,, z heiter . 763 O 2 wolkenlos L wolkig
1) Thau. ) Thau. Y) Thau. Uebersicht der Witterung. Die Wetterlage hat sich seit gestern fast nicht ge⸗ ändert. Bei meist schwacher, vorwiegend nördlicher Luftströmung ist das Wetter in Deutschland kühl, im Westen meist heiter, im Osten trübe mit Regen fällen. In Friedrichshafen fielen 246, in München
47 mm Regen. Deutsche Seewarte. imm x 2 m
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern. haus. 163. Vorstellung Flick und Flock. Komisches , in 3 Akten und 6 Bildern von Paul
aglioni. Musik von P. Hertel. Anfang 71 Uhr.
Schauspielhaus. 168. Vorstellung. Don Carlos, Infant von Spanien. Trauerspiel in 5 Auf⸗ zügen von Schiller. In Scene gesetzt vom Direktor Dr. Otto Devrient. Anfang ?7 Uhr.
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7 bedeckt 2 halb bed. Iäwolkig
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Freitag: Opernhaus. 164. Vorstellung: Ein Freitag: Die Puppenfee. Vorher: Leichte Maskenball. Oper in 4 Aufzügen von Verdi. Kavallerie.
Deutscher Text von Grünbaum. Tanz von E. Graeb. Anfang 7 Uhr. Schausxielhaus. 189. Vorstell eng. Haus Lange. . in 4 Aufzügen von Paul Heyse. Anfang t.
Zeutsches Theater. Donnerstag: Der Richter
von Zalamea. Anfang? Ubr. Freitag: Das Wintermärchen. Sonnabend: Der Compagnon.
Berliner Theater. Donnerstag: Die Räuber.
Freitag: 1. Abonnements ⸗Vorstellung. Maria Stuart. Sonnabend: Hamlet.
Tesstng Theater. Donnerstag: Reue Zeiten. Schauspiel in 3 Akten von Adolf Wilbrandt. Anfang 7 Uhr.
Freitag: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.
Sonnabend: Zum ersten Male; Margot. Lust⸗ spiel in 3 Akten von Henri Meilhac.
Wallner ⸗ Theater. Donnerstag: Erstes Wieder⸗
auftreten von Therese Biedermann nach ihrem kon⸗ traktlichen Urlaub. Mamsell Ritouche. Vaudeville in 3 Akten und 4 Bildern von 5. Meilbac und . Millaud. Mustk von M. Herbs. Anfang der 2 ö. . folgenden T 2 reitag und die folgenden age: ell Nitouche. ? e
Victoria - Theater. Donnerstag: Zum 10. Male: Mit gänzlich neuer Ausstattung. Die Million oder Virat Imperator. Modernes Ausstattungs- stück in 12 Bildern von Alex. Mosjkowsti und Rich. Nathanson. Musik von C. A. Raida. Ballet von Gredelue. Anfang 74 Uhr.
Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Friedrich Wilhelmstãdtisches Theater. Direktion Julius Fritzsche
Donnerstag: Zum 13. Male mit durchaus neuer Austattung: Die Puppen fee. PVantomimisches Divertissement von Haßreiter und Saul. Mustt von Jos. Beyer. rrangirt von J. Haßreiter, K. K. Hofballetmeister aus Wien. Dirigent: Hr. Kapellmeister Knoll. Vorher: Neu einstudirt: Leichte Kavallerie. Komische Operette in 2 Akten von C. Costa. Musik von Fr. von Supre. Regie: Hr. Binder. Dirigent: Hr. Kapellmeister Federmann.
Nesidenz · Theater. Direktion: Sigmund Lauten · burg. Donnerstag: Zum 118. Male: Marquise. Lustspiel in 3 Akten von Sardou. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Die neuen Deko⸗ rationen sind aus dem Atelier der Herren Hartwig, Hinze u. Harder. Anfang 74 Uhr.
Freitag: Dieselbe Le slell nt
Aroll's Theater. Donnerstag: Undine.
Bei günstigem Wetter vor und nach der Vor⸗ stellung, Abends bei brillanter elektr. Beleuchtung des Sommergartens Großes Concert, Anfang 55, der Vorstellung 7 Ubr.
Sonntag, den 14. September: Schluß der Opern⸗ Saison.
Belle Alliance Theater. Donnerstag: Zum 17. Male: Der Dorftenfel. Dorfkomödie in 3 Abtheilungen und einem Vorspiel von Ferd. Nes⸗ müller. In Scene gesetzt vom Direktor Sternheim.
Im prachtvollen Sommergarten: Grohes Concert. Auftreten sammtlicher Spezialitãten. Brillante Illumination des ganzen Garten ⸗Etablissements. Anfang des Goncerts 6 Ühr, der Vorftellung 741 Uhr.
Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Adolph Ernst⸗ Theater. Donnerstag: Zum 146. Male: Der Goldfuchs. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leop. Ely. Couplets theilweise von G. Görß. Mustk von Franz Roth. Anfang 77 Uhr.
Sonnabend: Zum J. Male: Unsere Don Juans. Gesangeposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Franz Roth.
Thomas - Theater. Sonnabend, den 6. Sep⸗
tember 1890: Eröffnungs ⸗Vorstellung. Fest Ouverture von Gustav Steffens. Zum ersten Male: Der Alven könig und der Menschen feind. Romantisches Volksmärchen in 3 Akten von Ferdinand Raimund, Musik von Wenzel Müller. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur August Kurz; die vollstaͤndig neue Ausstattung an Dekorationen von Lütkemayer in Coburg. Anfang der Vorstellung um 7 Uhr.
Nrania, Anstalt für vollsthümliche Naturkunde. Am , , , (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12 —11 Uhr. Täglich Vorstellung im eh ihn Theater. 2. die Anschlag⸗ 1
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Das alte Rom
mit d. Triumphzuge Kaiser Constantins i. J. 312 n. Chr. v. d. Kgl. Prof. J. Bühlmann u. Alex Wagner in München. Täglich geöffnet v. Mor⸗ gens 9 Uhr bis zur Dunkelheit. Entrse 1 A, Soldaten und Kinder 30 5.
Nen eröffuet.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Emma Tippe mit Hrn. Robert Domschke (Brandis — Grosßbothen). — Frl. Jo- hanna Wendbach mit Hrn. Berthold Lucht (Berlin). — Frl. Anna Püttmann mit Hrn. Wolfgang Memmsen (Melbourne). — Frl. Lucie Pusch mit Hrn. Ernst Asp (Breslau — Sedlinen). — Frl. Elise Winkler mit Hrn. Hermann Bähr (Leipzig Meerane) — Frl. Wilhelmine Klein mit Hrn. Hof ⸗Optiker Christian Schmidt (Königs ⸗ berg München). — Frl. Elise Hanke mit Hrn. Rudolf Knoche (Barby a. EC — Magdeburg).
Verehelicht: Hr. Ernst Eduard Brox mit Frl. Elisabeth Frenzel (Leipzig — Frankfurt a. M). — Hr. Heinrich Möller mit Frl. Hedwig Mühlberg (Leipzig) — Hr. Max Hommel mit Frl. Auguste Scholj (Stahmeln)
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Paul Gruhler (Magdeburg). — Hrn. Dr. Otto Gansen (Bonn). — Hrn. Ingenieur E. Senkbeil (Berlin). — 9 Georg Bendel (Brandenburg). — Eine
ochter: Hrn. Rudolph Schröder (Berlin). — Hrn. Königl. Reg! Baumeister Ernst May (Lüne- burg). — Hrn. Rechtsanwalt Schultze (Narm⸗ burg a. S.) — Hrn. Dr. med. Froese (Zinten). — Hrn. Reinhold Becker (Förderstedt).
Gestorben: Hr. Gutsbesitzer Friedrich Wiemer (Kl. Schleuse)lẽ U— Hr. Königl. Rechnungs⸗Rath Friedrich August Grode (Königsberg). — Hr. Mühlenbesitzer Oskar Ganswindt (Willenberg). — Or. Karl Berger (Berlin) — Hr. Ren Cäsar Weil (Berlin) — Frau Buͤrgermeister Auguste Grundmann (Neudamm i. d. Neumark).
Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin 8X. , Wilhelmstraße Nr. 32.
Vier Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage).
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
MU 212.
Berlin, Mittwoch, den 3. September
1890.
Königreich Preußen.
zeiges Anlehen der vormals Freien Stadt Frankfurt a. M. von 2 000000 Fl. vom 2. Januar 1844.
Bei der am 11. d. M. stattgefundenen 41. Verloosung des Anlehens der vormals Freien Stadt Frankfurt a M. von? 000 600FI. vom 2. Januar 1844 wurden nachverzeichnete Nummern zur Rück⸗ zahlung auf den 1. Dezember 1896 gezogen:
38 Obligationen à 106090 Fl. — 1714 Æ 298 3:
Nr. 36 55 92 126 144 153 77 199 272 288 297 3056 328 408 449 467 489 500 510 582 595 605 632 638 659 688 705 735 760 771 787 817 8428 868 893 918 19 942 — 65143 M 2 4.
36 Obligationen à 500 FI. — S57 4 14 3:
Nr. 1007 1011 1019 1027 1036 1948 1060 1080 1158 1201 1271 1302 1335 1348 1393 1430 1433 1443 1460 1464 1588 1589 1599 1612 1636 1677 1696 1763 1841 1853 1865 1885 1921 1929 1960 1994 — 30 857 ÆS 4 4.
37 Obligationen à 300 TI. — 514 Æ 29 4:
Nr. 2029 2082 2083 2090 2114 2164 2192 2209 2235 2328 2344 2364 2377 2400 2443 2505 2514 2538 2555 2560 2571 2656 2659 2665 2669 2723 226 2729 2743 2757 2759 2790 2817 2836 2859 2955 28972 — 19028 MÆ 73 4.
SI Obligationen à 100 Fl. — 171 ½Æ 43 :
Nr. 3036 3041 3062 3067 3070 3085 3114 3118 5131 3142 I180 3190 3208 3236 3259 3269 3270 3290 3300 3382 3401 3422 3159 3488 3509 3536 3560 3563 3703 3710 3740 3762 3780 3803 3841 3855 3859 3903 3910 4008 4014 4038 4058 4073 4099 4115 4120 4130 4147 4151 4162 4167 4181 4200 4205 4260 4264 4267 4272 4305 4332 4386 4408 4451 4504 4548 4562 4592 4642 4699 4702 4720 4785 4822 4832 4873 4934 4968 4987 4991 4996 — 13 885 S 83 4.
. 192 Stück über 128 914 Æ 62 4.
Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Be⸗ merken in Kenntniß gesetzt, daß die Kapitalbeträge, deren Verzinsung nur bis zum Räckzahlungstermin stattfindet, bei folgenden Stellen erheben werden können: bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M, bei der Königlichen Staatsschulden⸗ Tilgungskasse in Berlin, sowie bei allen Königlichen Regierungs-Hauptkassen gegen Rückgabe der Obligationen nebst Zinsscheinen Reihe IL Nr. A und 3. . ;
Der Geldbetrag der etwa fehlenden, unentgeltlich abzuliefernden Zinsscheine wird von dem Kapitalbetrage der Obligationen abgezogen.
Soll die Einlöfung von dergleichen Obligationen weder bei, der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., noch bei der Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse in Wiesbaden, sondern bei einer der anderen bezeichneten Kassen erfolgen, so sind die betreffenden Obligationen nebst Zinsscheinen durch diese Kasse einige Zeit vor dem Rückzahlungs⸗ termin an den Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden.
Rückständig sind noch aus früheren Verloosungen:
pro 1. Dezember 1869: Nr. 3585. . 1883: 4419. 1884: 120. 1885: 3727. 1887: 1517. . 1888: 3303 4288. 1. 1889: 20 2525 3635 3681 4644.
Die Inhaber dieser Obligationen werden zu deren Einlösung wiederholt aufgefordert.
Wiesbaden, den 13. August 1839090.
Der Regierungs⸗Präsident. .
de da Froix.
35 ooiges Anlehen der vormals freien Stadt Frankfurt a. M. von 2000000 Fl. vom 1. Februar 1858.
Bei der am 11. d. M. H 31. Verloosung des Anlehens der vormals Freien tadt Frankfurt 4. M. von 2 600 000 Fl. vom 1. Februar 1858 wurden nachverzeichnete Num⸗ mern Iätt. J. zur Rückzahlung auf den 1. Dezember 1890 gezogen: a. 32 Dblie tionen à 1000 Fl. — 1714 9 29 4: Nr. 97 102 144 256 322 338 475 558 566 679 688 701 778 795 797 9813 832 848 849 884 1046 1152 1157 1216 1243 1244 1245 1417 1449 1466 1506 1584 — 54 857 M 28 4. b. 12 Obligationen à 500 Fl. — S57 M 14 *: Nr. 1688 1735 1784 1809 1897 1899 1921 1928 1931 2009 2020 2048 — 10285 ½ 68 8. c. 8 Obligationen à 300 Fl. — 514 M 29 8: Nr. A48 2219 2226 2366 2368 2448 2473 2481 — 4114 A
32 3. . d. S Obligationen à 100 Fl. — 171 4 43 8: Nr. 2512 2521 2530 2608 2656 2677 2694 2701 — 1371 6
44 5. 60 Stück über 70 628 Æ 72 3.
Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken in Kenntniß gesetzt, daß die Kapitalbeträge, deren Ver ⸗ zinsung nur bis zum Rückjahlungstermine erfolgt, bei folgenden Stellen erhoben werden können: bei der Königlichen Kreis kasse in 2 a. M, bei der Königlichen Staats schulden⸗ . in iin. sowie bei jeder Königlichen
egierungs⸗Hauptkasse. ö
b i gt fue erfolgt gegen Rückgabe der Obligationen nebst Zinsscheinen Reihe II Nr. 2 bis 8 und Zinsschein⸗Anweisungen. Der Geldbetrag der etwa fehlenden, unentgeltlich abzuliefernden Jinsscheine wird von dem Kapitalbetrag der Obligationen abgezogen. .
Soll die Einlösung von , . Obligationen weder bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., noch bei der Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse in Wiesbaden, sondern bei einer der anderen bezeichneten Kassen erfolgen, so sind die betreffenden Obligationen nebst Zinsscheinen und Zinsschein⸗Anweisungen durch diese Kasse an den Ünterzeichneten, und jwar einige Zeit vor dem Rückzahlungstermin zur Prüfung einzusenden.
Rückständig sind noch: aus der Verloosung:
pro 1. Dezember 1883: J. 1837 2594.
pro 1. Dejember 1887: J. 1849.
pro 1. Dezember 1888: J. 2326. .
Die Inhaber dieser Obligationen werden zu deren Einlösung wiederholt aufgefordert.
Wiesbaden, den 13. August 1890.
Der .
de Ta Froix.
Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven . Lötzen, 27. August Gescher, Major vom Inf. Regt Herwarth von Bittenfeld (1. Westfäl.) Nr. 13, unter Stellung zur Disp. mit Pension zum Commandeur des Landwehr⸗ Bezirks Recklinghausen ernannt. v Suchodoletz, Major vom Inf. Regt. Herwarth von Bittenfeld (1. Westfäl) Nr. 13, zum Bats. Commandeur ernannt. v. Bie la, Hauptm, bis ber Comp. Chef von demselben Regiment, zum überzähligen Major befördert. Trützschler v. Falkenstein, Premier ⸗ Lieutenant vom In⸗ fanterie⸗ Regiment don Wittich (3. Hess.) Nr. 83, unter Be⸗ förderung zum Dauptm. und Comp. Chef. in das Inf. Regt. Her warth von Bittenfeld (1. Westfäl.) Nr. 13 versetzt. Benn in, Sec. Lt. vom Inf. Regt. von Wittich (3. Hess.) Nr. 83, zum Pr. Lt. be— fördert. Thilo, Hauptm. à la suite des Inf. Regts. Herwarth von Bittenfeld (1. Westfäl.) Nr. 13, unter vorläufiger Belassung in seinem Kommando als Adjut. bei dem Gouvernement von Köln, in das Regiment wiedereinrangirt. v. Schoeler, Pr. Lt. vom Infanterit⸗ Regiment Nr. 132, vom 1. November d. J. ab auf ein Jahr zur Dienstleistung bei der Schloßgarde Compagnie, Rennen, Sec. Lt. vom Hus. Regt. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich König von Ungarn (Schleswig Holstein.) Nr. 16, vom 1. Oktober d. J. ab als Lehrer zur Militär⸗Telegraphenschule, v. Boeckmann, Sec. Lt. von der Res. des Anhalt. Inf. Regts. Nr. 93, früher in diesem Regt., als Res. Offizier zum Gren. Regt. Kronprinz Friedrich Wilbelm (2. Schles.) Nr. 11 versetzt uns gleich⸗ zeitig vom 1. Oktober d. J. ab auf ein Jahr zur Dienstleistung bei diesem Regt., v. Spangenberg, Sec. Lt. à la suite des Füs. Regts. General⸗Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen (Hannov.) Nr. 73, auf ein Jahr zur Dienftleistung bei dem Auswärtigen Amt, kom⸗ mandirt.
Neues Palais, 23. August. Weygand, Oberst⸗Lt. z. D. zuletzt im Gren. Regt. König Friedrich Wilhelm J. (2. Ostpreuß.) Nr. 3, mit der Uniform dieses Regts, zum Vorstande des Beklei⸗ dungsamts des XIV. Armee⸗Corps ernannt. Sandrock J, Sec. Lt. vom Gren. Regt. König Friedrich Wilhelm II. (J. Schles.) Nr. 10, vom 1. Oktober d. J ab auf ein Jahr zur Dienstleistunz bei dem Feld⸗Art. Regt. von Peucker (Schles Nr. 6, Kiesel, Ser. Lt. vom Inf. Regt. von Grolman (1. Posen.) Nr. 18, zur Dienstleistung bei dem Feftungsgefängniß in Köln, kommandirt. Thielen, Sec. Lt. vom Inf. Regt. von Voigts⸗Rhetz (3. Hannov) Nr. 79, zur Dienst⸗ leistung bet dem Festungsgefängniß in Rastatt kommandirt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Lötz en, 27. August. R eim sfeld, Major z. D., von der Stellung als Commandeur des Landw. Bezirks Recklinghausen entbunden. Richter, Hauptm. z. D, zuletzt Comp. Chef vom jetzigen Fuß⸗ 3. . von Linger (Ostpreuß.) Nr. 1, der Charakter als Major verliehen.
Neues Palais, 23. August. Frhr. v. Ulmenstein, Sec. Lt. vom 6. Bad. Inf. Regt. Kaiser Friedrich II. Nr. 114, als Pr. Lt. mit Pension der Abschied bewilligt. ö
Im Beurlaubtenstande. Lötzen, 27. August. Bau⸗ mann, Hauptm. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Lörrach, unter Wiederertheilung der Erlaubniß zum Tragen der Uniform des 5. Bad. Inf. Regts. Nr. 113, der Abschied bewilligt.
Königlich Bayerische KRrmer.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 26. August. Waldmann, Haurtm. und Cbef der Gend. Comp. von Oberfranken, zum Vorstand der Gend. Schule, Greim, überzähl. Hauptm., Hülfs -Offizier bei der Gend. Comp. von Niederbayern, zum Chef der Gend. Comp. von Oberfranken, er⸗ nannt. . Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. Mayer, Sec, Lt. des 11. Inf. Regts. von der Tann, Fisch 1, Sec. Lt. des 13. Inf. Regts. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, Stephinger, Sec. Lt. des 4. Jäger ⸗Bats, für probeweise Dienstleistung auf die Dauer von drei Monaten zum 1. Train⸗Bat. kommandirt. ö
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 26. August. Merkl, Hauptm., Vorstand der Gend. Schule, unter Verleihung der Aussicht auf Anstellung im Civildienste und unter Charakterisirung als Major, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Abschied bewilligt.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In einer Brüsseler Correspendenz der „Köln. Ztg.“ vom 1. d. M. werden die Vorgänge in dem Ausstandgebiet des Borinage kurz d, ,, Es beißt da von den Bergleuten: Den halben Monat August haben sie nun glücklich verzettelt: am 11. und 12. ruhten sie sich von den Strapazen der Kundgebung in Brüssel aus; am 13. und 14. arbeiteten sie; am 15. war katholischer Feier ⸗ tag und am Sonnabend, 16., wollten sie sich nicht für einen Tag an die Arbeit begeben, denn der Sonntag und der blaue Montag zählten auch noch dazu, und am 19. brach dann der Aus- stand aus, von dem nacheinander die meisten Zechen des Reviers er griffen wurden. Jetzt bereits strebt der berüchtigte Verfasser des Volkskatechismus‘, Alfred Defuisseaur dabin, daß der Ausstand so⸗ fort nach dem Kongreß für das allgemeine Stimmrecht wieder be⸗ ginnt. — In einem Telegramm des Blattes vom gleichen Datum wird dann weiter berichtet: Obschon die Bergleute bis auf einige Tausend beute wieder eingefahren sind, wollen sie ibre Forderungen nicht aufgeben, sondern bei den Arbeits kammern durchsetzen. In Frameries fand gestern eine Versammlung statt, in der Faupiaux und Marville mit Vorwürfen überhäuft wurden, weil sie die Arbeiter in einen zwecklosen Ausstand hineingezogen hätten. Einem andern
ührer, der rieth, einen weiteren Ausstand vorzubereiten, erwiderten einige e n. sie ließen sich nicht mehr erwischen. — Aus Lal ouvisre wird ferner vom gestrigen Tage mitgetheilt, daß die Bergleute der Grube ß zu Trazegnies wegen verweigerter Lohnerhöhung aus stehen. Die Grube gehört der Gesellschaft Mariemont. Die Bergleute behaupten, weniger gut behandelt zu sein als die Ge⸗ nossen anderer Gruben. Die 41 der Ausständischen beträgt 250. — In der Kleinkesselfabrik Aubry zu Gosselies baben die Arbeiter wegen geplanter Lohnherabsetzung die Arbeit eing estel lt. Das e gen,, Peuple“ fordert die Arbeiter ähnlicher Betriebe der Umgegend auf, mit denen von Gosselies gemeinsame Sache zu machen. ; ( be. Köln fand vorgestern Abend eine zahlreich besuchte öffent- liche Schuhmachergefellen⸗Versammlung statt, um zu he⸗ rathen, wodurch die Lage der Gesellen zu verbessern sei. Es wurde, der Köln. Ztg.“ zufolge, eine Werkstattsordnung auf⸗ estellt, welche 14 Tage vor Dstern 1891 in Kraft treten oll und u. a. folgende Forderungen enthält; „Arbeitszeit bon Vormittags 7 bis Abends 8 Uhr, einschließlich 14 Stun , den Mittags ⸗ und je R stündige Frühstücks, und. Vesperpause. Bei flottem Geschäftsgang soll es dem Meister gestattet sein, im Einvernehmen mit den Gesellen die Arbeitszeit zu verlängern, jede
Ueberstunde soll mit 40 bis 45 3 bezahlt werden. Der Minimal lobn für die Woche ist auf 15 festgesetzt. Kost und Logis sollen nicht mehr beim Meister genommen werden.“ Man will einmütbhig für die Forderungen eintreten und nicht eber ruhen, bis sie be⸗ willigt sind.
Eine in Leipzig am letzten Augusttage abgehaltene öffentliche Versammlung der Graveur und GCiselenrgebülfen ven Leipzig und der Umgegend verfiel, wie das „Chemn. Tgbl.“ berichtet, der polizeilichen Auflösung, da sich der Vorsitzende den An⸗ ordnungen des überwachenden Polizeibeamten nicht fügte. — In einer öffentlichen Sitzung der Leipziger Stuckateurgehülfen wurde über den 2. Kongreß der Stuckateure, welcher im August in Elberfeld stattfand, berichtet; es waren daselbst 13 Städte mit 3299 Gebülfen durch 18 Delegirte vertreten. Hervergeboben wurde, daß auf diesem Kongreß namentlich beschlossen worden sei, die Lohn⸗ verhältnisse einer genauen Feststellung zu unterziehen, Lohnbücher einzuführen, die Abschaffung der Sonntags⸗, Ueberstunden- und Lichtarbeit anzustreben, die Akkordarbeit abzuschaffen, eine neun⸗ stündige Arbeitszeit einzuführen und die Lokalorganisation der Centralorganisation vorzuziehen, schließlich auch das Lehrlingswesen eingehend zu regeln. Die Versammlung entschied sich dahin, allent— halben für diese Kongreßbeschlusse einzutreten. Weiter einigte man sich dahin, das am 1. Mai gesammelte Geld, den sog. Maifonds, der Agitationskommission in Hamburg zu überweisen. — In einer am Montag abgehaltenen öffentlichen Versammlung der Kürschnergehülfen Leivzigs kam es zu lebhaften Auseinander setzungen zwischen den Anwesenden, von denen ein Tbeil die sozialistischen Bestrebungen begünstigte, während der andere Theil hiervon nichts wissen wollte; schließlich schienen die Sozialdemokraten die Oberhand zu bebalten. Die Versammlung wurde polizeilich aufgelöst.
Hier in Berlin beschäftigte sich eine zahlreiche Versammlung von Schuhmachergehülfen am Montag mit dem bevxorstehenden Schuhmacher-Kongreß, welcher am 6. Oktober in Weißen fels beginnen soll. Es wurde, wie die B. Volks ⸗Ztg. mittheilt, beschlossen, auf die Vertagung des Kongresses hinzuwirken. weil Mitte Oktober der Sozialisten⸗Kongreß in Halle und bald darauf ein allgemeiner Gewerkschafts Kongreß in Braunschweig stattfinde Die Beschlůͤsse dieser Kongresse müsse man erst abwarten. Falls dam Wunsch auf Vertagung nicht Folge gegeben wird, soll der Kongretz von Berlin aus nicht beschickt werden. — Rach der Abrechnung vom Strike der Schuhmacher betrug der Generalfonds vor dem Strike S9 1,20 M; gesammelt wurden 1316, 90 6, von anderen Gewerk⸗ schaften gingen ein 707,30 46 Die Ausgaben beliefen sich an Strike⸗ und Reiseunterstützung auf 2520,62 6, für Inserate 31,35 „, für Säulenanschläße und Versammlungskosten 135,50 M, Einnahmen also 3015,40 S, Ausgaben 2961, 8.5 .
Vom Kongreß der Trades-Unions in Liverpool meldet W. T. B.“ weiter, das der Präsidenlt des Kongresses Watkin die gestrige Sitzung mit einer Rede eröffnete, in welcher er erklärte, die Zeit sei da, um energische Maßregeln zu er⸗ greifen und den Arbeitern auf dem Wege der Gesetzgebung den achtstündigen Arbeitstag zu sichern. Ferner sprach sich der Präsident für eine direkte Vertretung der Arbeit im Parlament und für die Kontrole der Eisenbahnen durch den Staat aus. Die einzige Lösung der Agrarfrage könne nur die Nationalisirung von Grund und Boden sein. — Der Kongreß ver⸗ warf mit 263 gegen 55 Stimmen den Antrag des Sozialisten Macdo nald, die Nationalisirung von Grund und Boden dem vparlamentarischen Programme des Kongresses einzuverleiben.
In London fand gestern Nachmittag eine größere Versamm⸗ lung angesehener britischer Schiffseigner statt, welche in ihrer Gesammtheit über ein Kapital von gegen 100 Millionen Pfund Sterling verfügen dürften. Dieselbe nahm einstimmig eine Resolution an zu Gunsten der Bildung eines Verbandes der gesammten Schiffabrts⸗Interessenten des britischen Reichs, welcher sich mit Arbeiterfragen befassen und namentlich den tyrannischen Forderungen der Trades ⸗Unions entgegentreten soll. Der Hauptsitz der Gesellschaft soll London sein.
Aus Sydney berichtet W. T. B.“ nach einem Reuter schen Telegramm, daß gestern daselbst eine von der Vereinigung der Arbeitgeber von Neu⸗Südwales und den Schiffsrbedern berufene Versammlung der Arbeitgeber aller Gewerbe abgehalten wurde; man einigte sich einstimmig über eine Resolution, in der es als absolut nothwendig erklärt wird, daß alle Arbeitgeber eine Ver einigung bilden sollen zur Vertheidigung gegen die Arbeiter. Die Resolution fordert öffentlich zur Unter—⸗ zeichnung auf und erklärt, man müsse anerkennen, daß die Rheder einen Kampf führten im allgemeinen Interesse gegen die unionistischen Angriffe. Die Resolution verdammt das Boycott, als eine Praxis der unionistischen Vertreter, deren sich dieselben nicht nur gegen die Arbeitgeber bedienen, sondern auch gegen ihre unionistischen und nichtunionistischen Kameraden. Das Boycott beeinträchtige die persönliche Freiheit und schädige die vornehmlichsten Interessen der australischen Kolonien.
Aus New⸗York meldet W. T. B.“, daß die bei dem Bau der Paäanama-Eisenbahn beschäftigten Arbeiter wegen Ver ö der ihnen zugewiesenen Landloose einen Ausstand begonnen
aben.
Zur wirthschaftlichen Lage.
Man schreibt uns aus Arnsberg: Das erfreuliche Bild einer lebhaften und regen Geschäftsthätigkeit, welches der Gewerbebetrieb im ersten Quartal dieses Jahres bot, besteht im Allgemeinen fort, hat aber eine wesentliche Veränderung auf dem Gebiet der Kohlen⸗ und Großeisen⸗Industrie erfahren. Den , . mangelt in erheblichem Umfange der Absatz, Ein gewisser Rückgang der Nach frage tritt zwar regelmäßig während der Sommermonate ein, der diesjährige geht aber weit über das sonst übliche Maß hinaus. Der Grund bierfuͤr liegt in einer allgemeinen Zurückhaltung der Konsumenten. Letztere ist theilweise eine freiwillige, theilweise aber auch nothgedrungene. Die erhöhten Kohlenpreise haben die Unternehmer der re ens, gezwungen, auch die Preise ihrer Fabrikate zu erhöhen. Hierdurch mußte ihre Konkurrenjfähigkeit auf dem Weltmarkte leiden, und in gels dessen haben die Aufträge an Puddel⸗ und Waljwerke in der
rt nachgelassen, daß vielfach bereits die ann von Feierschichten und die Entlassung von Arbeitern stattgefunden hat Die 9 verwaltungen suchen den drohenden Rückgang der Koblenpreise auf jede Weise zu verhindern oder wenigstens aufzuhalten. Zu diesem ecke hat sich eine größere Anzahl von Zechenverwaltungen zu⸗ ammengethan, um ein gemeinschaftliches Verkaufsbureau zu gründen.
Die Wohlstandsverhältnisse sind noch unverändert, denn der Rückgang auf dem wirthschaftlichen Gebiete währt erst zu kurze Zeit, um eine wahrnehmbare Wirkung auf diese Verhältnisse herbeizuführen. Es haben sich insbesondere auch die Löhne der Arbeiter auf dem bis⸗ berigen hohen Stande erhalten. Soweit Entlassungen stattgefunden haben. bot die Landwirthschaft genügende Gelegenheit zu anderweiter Beschäftigung, und in dieser Weise konnten die Arbeiter auch die durch Feierschichten bewirkte Freizeit gut verwerthen.