1890 / 213 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 04 Sep 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Hier ist ein Empfangszelt⸗Pavillon erbaut, der im Innern die preußischen Landesfarben zeigt, während außen, durch die Sammeteinfassung der Jure in Roth, die deutschen Farben Schwarz Weiß Roth zu. sehen sind. . . Nach Allerhöchstihrer Ankunft begeben Sich die Majestäten sofort nach dem Paradefelde durch die Feststraße, die sich vom Bahnhofe aus durch die Bahnhofsstraße über den Holm bis zum Friesischen Thor hinzieht und zu beiden Seiten mit von Eichenlaub umwundenen Flaggenmasten eingefaßt ist̃! An dem Eingang zur Bahnbofsstraße befindet sich eine Ehrenpforte, welche, in einfachem Styl erbaut, mit schleswig⸗ holsteinischen Flaggen an der Einfahlts- und mit deutschen Fahnen an der Ausgangsseite drapirt, sowie mit den Namens⸗ zügen der Majestäten verziert ist. Ein zweiter Triumphbogen ö. am sogenannten Friesischen Thor errichtet und ähnlich aus⸗ gestattet. . Die Parade-Aufstellung am 4 September die Parade selbst wird von dem kommanditenden General des 1X. Armee-Corps, General der Infanterie von Leszczynski kommandirt erfolgt in zwei Treffen, deren erstes General⸗ Lieutenant von Scherff, Commandeur der 18. Division, deren zweites General-Licutenant Graf Finck von Finckenstein, Com⸗ mandeur der 1J. Division, befehligt. Vom rechten gegen, den linken Flügel stehen der Reihe nach nim ersten Treffen: die 33. Infanterie Brigade (General-Major von Wodike), die 34. Infanterie Brigade (Großherz Mecklenburg) unter General- Major von Nickich⸗Rosenegk; ferner

die 35. Infanterie⸗Brigade (General-⸗-Major von Lundblad)

und die 36. Infanterie⸗-Brigade (General-Major von Loßberg). Die 33. Infanterie-Brigade wird aus den In fanerie⸗Regi⸗ mentern Nr. 75 und 76 HJzebildet (Commandeure: Oberst von Brodowski und Oberst von Klitzing). Die 34. Infanterie= Brigade bilden das Grenadier-Regiment Nr. 89 unter Oberst von Grone und das Füsilier-Regiment Nr. 90 unter Ohberst von Schmidt. Die 35. Infanterie-Brigade setzt sich aus dem Infanterie⸗Regiment von Manstein Nr. 84 (Oberst Blausewetter) und dem Füsilier Regiment Nr. 86 (Oberst Berger) zusammen, während die letzte im ersten Treffen stehende 36. Infanterie⸗ Brigade aus dem Infanterie-Regiment Nr. 31 (Oberst von Pfuhlstein) und dem Infanterie⸗Regiment Herzog von Holstein Nr. 85 (Oberst Goldschmidt) gebildet wird. Ihr folgen das Jäger-Bataillon Nr. 9 (Major Henke) und das Pionier— Bataillon Nr. 9 (Major Gronen). .

Am rechten Flügel des zweiten Treffens werden die 17. (General⸗Major von Schnackenberg) und daran anschließend die 18. Kavallerie-Brigade (General-Major von Bercken) ihre Aufstellung haben, während am linken Flügel des zweiten Treffens die 9. Feld-Artillerie⸗Brigade (General-Major von Knobbe) und am Schluß das Train-Bataillon Nr. 9 (Major Tendering) sich befinden. Zur 17. Kavallerie⸗Brigade gehören: die Dragoner⸗Regimenter Nr. 17 (Oberst Heinrich XVIII. Prinz Reuß) und Nr. 18 (Oherst Freiherr von Patow; zur 18. Kavallerie⸗Brigade: die Husaren⸗Regimenter Nr. 15 (Oberst⸗ Lieutenant Freiherr Geyer von Schweppenburg) und Kaiser Franz Joseph von Oesterreich Nr. 16 (Oberst von Thümen). Die J. Feld⸗Artillerie Brigade endlich wird aus den Feld⸗Artillerie⸗ Regimentern Nr. 15 (Oberst Rohne) und Nr. 24 (Oberst von Mohl) gebildet. Die Truppen haben ihre Aufstellung mit der Front nach Nerden. Ihnen gegenüber, vor

den Tribünen werden die Kriegervereine postirt sein, deren Aufstellung der Bezirks Commandeur von Flensburg, Oberst—

Lieutenant Pfeiffer leitet. Der Vorbeimarsch der Truppen erfolgt zum ersten Male in Compagnie⸗ bezw. Escadron⸗ und Batteriefront, zum zweiten Male bei der Infanterie in Regiments-Kolonne (Jäger und Pioniere in Compagnie-Front— Kolonne), bei der Kavallerie, Artillerie und dem Train wie beim ersten Vorbeimarsch, jedoch im Trabe, mit vorscheifts—⸗ mäßigen Abständen.

Nach der Parade findet im hiesigen Rathhause das Ihren Majestäten von der Stadt dargebotene und Allergnädigst angenommene Frühstück statt. Es ist dazu der große Ständesaal gewählt und das im Jahre 1853 aufgeführte Gebäude nicht allein äußerlich mit Guirlanden und Fahnen, sondern auch im Innern reich durch Topf⸗ gewächse aller Art sehr geschmackvoll dekorirt wor den. Der Hof des Rathhauses ift in eine Allee verwandelt worden, deren beide Seiten die herrlichsten Blattpflanzen und Bäumchen zeigen, während am Ende derselben die Kolossalbüste des Hochseligen e Wilhelm J. das Ganze in wirkungsvoller Weise ab—

ießt.

Nach dem Frühstück begeben Sich die Allerhöchsten Herr— schaften nach Gravenstein, woselbst um 6 Uhr Abends das Parade-Diner bei Allerhöchstdenselben stattfindet.

Ueber die gestrige Flotten revue entnehmen wir der „Kieler Zeitung“ in Ergänzung der gestrigen telegraphi— schen Mittheilungen noch Folgendes:

Sobald es 8 Uhr geschlagen, erscholl der erste Schuß des Saluts, und schnell pflanzte sich der Kaisergruß von Bord zu Bord fort, bis auch die Batteriegeschütze der österreichischen Schiffe in das Concert einstimmten, mit welchem der neue Kaisertag begrüßt wurde. Die deutschen Schiffe hißten neben der eigenen die österreichische, die österreichischen die deutsche Flagge. Umm Si Uhr kam von der Stadtseite her der englische Admiral of the fleet Hornby mit seinem Sohn nebst Begleitung und Gefolge gefahren und begab sich sofert über die Brücke in die bereit liegende Stationspinasse, die ihn zur „Hohenzollern“ über⸗ setzte; eine Viertelstunde später verließ Prinz Heinrich mit seinem Adjutanten das Schloß und begab sich mittelst Pinasse an Bord der „Irene“, und nach aber— mals einer Viertelstunde trat aus der Gartenpforte des Schlosses der österreichische Marine⸗Kommandant Freiherr von Sterneck mit seiner Adjutantur und ließ sich vermittelst eines österreichischen Ruderboots an Bord des „Kaiser Franz Joseph J.“ fahren, dessen Kommandant, Erzherzog Stephan, den Oberst-Kommandirenden der österreichischen Marine be⸗ gleitete. Präcise 9 Uhr bemerkte man Flaggensignale an Bord der „Hohenzollern“, und alsbald sah man auf den österreichischen Schiffen sowie auf der „Grille“ die Mannschaften sich an der Reeling aufstellen. Bald darauf öffnete sich abermals die Schloßpforte und die Fürstlichen Damen, 2 Königlichen Hoheiten die Prinzessin Heinrich und die Großherzogin Marie von Mecklenburg⸗Schwerin traten heraus und nahmen den Weg über die Brücke, um sich ebenfalls in einer bereitliegenden Stationspinasse einzuschiffen. Um R Uhr, als die prinzliche Flagge auf diesem Fahrzeug gehißt wurde, wurde auch drüben an Steuerbordseite der „Hohenzollern“ das mit der gelben Standarte gekennzeichnete Boot des Kaisers sichtbar.

Se. Majestät der Kaiser fuhr um die Yacht „Hohen⸗ zollern“ auf die Backbordseite der zu besichtigenden Schiffe, die Fürstlichen Damen folgten dem Kaiserschiff. Eine große Floltille von Privatdampfern und Seglern wurde auf dem Strome bemerkbar, um der Flottenparade ansichtig zu werden. Das Kaiserschiff fuhr zunächst an dem österreichischen Ramm⸗ kreuzer „Kaiser Franz Joseph J.“ vorüber und wurde von lautem Hurrah der Mannschaften begrüßt. Die Geschwader⸗ kapelle spielte den Parademarsch. Die gesammte Mannschaft hatte an Deck Paradestellung genommen. Langsam fuhr der Kaiser an allen Kriegsfahrzeugen vorüber, stets von dem Hurrah und der Parade der Mannschaften begrüßt. Als der Kaiser die deutsche Flotte passirte, gab dieselbe donnernden Salut. Um 19 Uhr war die Kaiser⸗ yacht bereits auf der Rückfahrt bei dem österreichischen Kriegsschiffe „Kaiser Franz Joseph J.“ angelangt, das Erz— herzog Stephan von Desterreich befehligt. Der Kaiser stieg sofort an Bord und die Kaiser-Standarte ging auf dem Signal⸗ mast empor. In demselben Augenblick flaggten die öster⸗ reichischen Kriegsschiffe „Kronprinzessin Erzherzogin Stephanie“ und „Tiger“ über die Toppen und feuerten donnernden Salut.

Der Kaiser verließ um 10*½ Uhr das österreichische Kriegs⸗ schiff „Kaiser Franz Joseph J.“ Als die Kaiser⸗Standarte niederging und auf der Stationsyacht wieder gehißt wurde, gab „Kaiser Franz Joseph J.“ den Ehrensalut. Auf dem Vordermast der „Hohenzollern“ wurde die Kaiser-Standarte gehißt, „Kaiser Franz Joseph J.“ flaggte nun über die Toppen und gab den Ehrensalut. Alsdann fuhr der Kaiser zum Panzer⸗ schiff „Erzherzogin Stephanie“, das die Kaiser-Standarte hißte. Gegen 1 Uhr verließ Se. Majestät das Schiff wieder, während das Geschwader salutirte, und begab Sich an Bord der „Hohen⸗ zollern“, welche um U / Uhr nach Ekensund in See ging; der Ariso „Grille“, mit dem kommandirenden Admiral an Bord, folgte. Hierauf gingen das österreichische und das deutsche Geschwader in See. Vollbesetzte Privatdampfer begleiteten die Geschwader. Das österreichische Geschwader wird nach Beendi⸗ gung des Kaisermanöpers nach Kiel zurückkehren.

In Begleitung Sr. Majestät des Kaisers und Königs während der Revue befanden sich, nach einer Meldung des „W. T. B.“, auf der von dem Lieutenant zur See Hoffmann gesteuerten Stationsyacht der General⸗Feldmarschall Graf Molike, der Admiral Hornby, der kommandirende Admiral, Vize⸗Admiral von der Goltz, der Vize⸗Admiral Knorr und der General-Lieutenant von Wittich.

Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich und Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Victoria und Margarethe besichtigten vorgestern in Spalato das Museum und die Domkirche sowie die Alterthümer von Salona und kehrten Abends 8 Uhr an Bord der „Surprise“ zurück. Die Bürgerkapelle führte Ihrer Majestät zu Ehren ein Concert auf. Der Kriegsdampfer „Lussin“ beleuchtete die Stadt elektrisch. Gestern früh setzte die „Surprise“ die ah nach Zara fort, wo, wie W. T. B.“ meldet, die Ankunft 2 Uhr Nachmittags erfolgte. Ihre Majestät und Ihre König—⸗ lichen Hoheiten gingen an Land und besichtigten die Stadt.

Im Auswärtigen Amt ist soeben ein neues Verzeichniß der Kaiserlich deut schen Konsulate bearbeitet worden, aus welchem sich die zahlreichen Neubesetzungen der Konsulat⸗ stellen, wie sie die Ausdehnung unserer Vertretung im Aus— lande bewirkte, ergeben. Dasselbe ist von der Königlichen Hof⸗Buchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn in Berlin, Kochstr. 68, für 1,25 S6 zu beziehen. Gleichzeitig erschien ebenda und in derselben Weise redigirt ein Verzeichniß der geg fe n des Auslandes im Deutschen Reich (Preis SO Mb).

Der Kaiserliche Gesandte am Königlich dänischen Hofe Freiherr von den Brincken ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nach Kopenhagen zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Zur Beiwohnung der Manöver des IX., V. und VI. Armee⸗Corps haben Berlin verlassen: der General der Kavallerie und Chef des Generalstabes der Armee, Graf von Walder⸗ see, General-⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, und à la snite des Königs-Ulanen⸗Regiments (1. Hannover⸗ schen) Nr. 13, und der SOber-Quartiermeister, General⸗Lieute⸗ nant Graf von Schlieffen II.

General⸗Lieutenant Freiherr von Troschke, Remonte— Inspecteur, hat sich mit kurzem Urlaub nach Hannover begeben.

Homburg v. d. H., 3. September. Der Fürst Bis⸗ marck ist um 6 Uhr Abends zu Wagen hier eingetroffen. Die Fürstin hatte ihren Gemahl von Frankfurt a. M. ab— geholt.

Bayern.

München, 4. September. Ihre Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheiten der Erzherzog und die Erzherzogin Franz Salvator von Oesterreich trafen, der „Allg. Ztg.“ zu⸗ folge, am 1. d. M. Abends hier ein und reisten gestern Nach— mittag nach Oberammergau. Ebendahin haben sich auch Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Ludwig Ferdinand mit Ihrer Majestät der Königin Isabella von Spanien begeben.

Der vormalige Minister⸗Präsident Dr. Freiherr von Lutz ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag 4 Uhr in Pöcking gestorben.

Johann Freiherr von Lutz war am 4. Dezember 1826 in Münner⸗ stadt, wo sein Vater als Schullehrer wirkte, geboren, studirte von 1843 bis 1848 auf der Universität Würzburg die Rechtswissenschaften und war darauf mehrere Jahre als Richter am Land⸗ und Stadt⸗ gericht in Nürnberg beschäftigt. Später wurde er zum Hülfsarbeiter im Justiz Ministerkum und 1863 bom König Maximilian II. zum Sekretär im Privatkabinet ernannt. Auch unter König Ludwig 1I. verblieb Lutz in dieser Stellung und wurde 1866 zum Chef des Ge⸗ heimen Kahinets befördert, übernahm aber schon am 1. Oktober 1867 in dem Ministerium Hohenlohe das Justij⸗Ministerium. Als im November 1869 der damalige Kultus Minister von Gresser seine Ent⸗ lassung nahm, wurde ihm neben dem Justiz! Ministerium auch das Ministerium für Kirchen⸗ und Schulangelegenheiten übertragen. Unter feiner Mitwirkung wurde der Vertrag vom 23. November 1870 abgeschlossen, dessen Annahme er dann im Dezember 1870 und Januar

1871 in der Abgeordnetenkammer befürwortete und durchsetzte. Bei der am 22. August 1871 erfolgten Neubildung des Ministeriums unter dem Grafen Hegnenberg⸗ Dux gab Lutz das Justiz⸗Ministerium ab und behieit nur das Kultus. Ministerium. Bei dem Rück⸗ tritt des Minister Präsidenten von Pfretzscner wurde ihm am 5. Mäcz 1884 der 6 im Staats-Ministerium übertragen. Nachdem ihm am 24. August 1880 der erbliche Adel verliehen worden war, wurde er am I. Januar 1884 in den erblichen Freiherrnstand des Königreichs Bayern erhoben. In der Stellung als Minister ⸗Praͤsi⸗ dent verblieb Freiherr von Lutz bis zum 1. Juni d. J., an welchem Tage ihm in Folge schwerer Erkrankung die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienst von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz⸗Regen⸗ ten bewilligt wurde.

Sachsen.

Dres den, 3. September. Se. Majestät der König sowie Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde sind gestern Abend von Leipzig hierher zurückgekehrt. Ihre Majestät die Königin wird sich, nach einer Meldung des „W. T. B.“, demnächst von Blanken⸗ berghe nach Brüssel und von dort zum Besuche der Fürst⸗ lichen Familie nach Sigmaringen begeben.

Baden.

Karlsruhe, 2. September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog begab sich, wie die „Karlsr. Ztg.“ mittheilt, heute früh 6 Uhr über Salem nach Lippertsreute, um dem Brigade⸗Exerzieren der 57. Infanterie⸗Brigade anzuwohnen. Gegen Mittag traf Ihre Königliche Hoheit die Groß— herzogin mit dem Großherzog in Salem zusammen; Höchst⸗ dieselben fuhren dann gemeinschaftlich nach Heiligenberg zum Besuch der Kronprinzessin von Schweden, von wo sie Abends nach Mainau zurückkehrten. Ihre Königliche Hoheit die Erb⸗ großherzogin hat Schloß Mainau heute früh verlassen und ist über Konstanz, Romanshorn, Lindau nach München gereist, um von da zu längerem Aufenthalt sich zu ihren Eltern nach Schloß Hohenburg zu begeben.

Auf das während des Heidelberger Schloß festes ssiehe Nr. 210 d. Bl. vom 1. September) an Se. Königliche Hoheit den Großherzog gerichtete Telegramm ist folgende Antwort eingegangen:

„Die Mir von so vielen deutschen Männern aus Baden, Bayern und Hessen gewidmete sehr werthe Huldigung hat Mich darkbar be⸗ wegt. Ich ersuche Sie, den Versammelten zu sagen, daß Ich die se Kundgebung in ihrem ganzen Werth erkenne und als eine willkommene Gabe schätze. Ich begrüße jeden Anlaß zu erneuter Anregung vater ländischen Geistes und Förderung nationaler Begeisterung. Daher freue Ich Mich über Ihre Erinnerungsfeier sowie über die vielen ähnlicher Art an verschiedenen Orten des Landes. Das ist Einigung zu hohem Zele, das ist Stärkung unserer nationalen Kraft. Gott schütze unseren Kaiser und das festgeeinte Deutsche Reich!

Friedrich, Großherzog.“

Aus München kam folgende Antwort auf das an Se. Königliche Hoheit den Prinz-Regenten Luitpold gesandte Telegramm:

„Se. Königliche Hoheit der Prinz Regent, durch die Ovation der auf dem Heidelberger Schlosfe zu patriotischer Gedenkfeier versammel⸗ ten deutschen Männer freudig berührt, lassen allen Betheiligten huld⸗ vollen Dank entbieten. Im Allerhoͤchsten Auftrag: Freiherr Frey⸗ schlag von Freyenstein, General-Lieutenant und General⸗Adjutant.“

Mecklenburg⸗Schwerin. = Schwerin, 3. September. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin Marie hat sich, dem „W. T. B.“ zufolge,

heute von Kiel nach Schwarzburg begeben.

Sach sen⸗Weimar⸗Eisenach.

Weimar, 3. September. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog ist, nach der „Th. C.“, einer Einladung Sr. Majestät des Kaisers folgend, gestern zu den Manövern des IX. Armee⸗Corps und der Marine nach Flensburg abgereist. Die Rückkehr desselben nach Etters⸗ burg wird am 13. d. M. erwartet.

Deutsche Kolonien.

Aus Mpwap wa veröffentlicht die „Köln. Volksztg.“ einen Brief des P. Schynse vom 9. Juni; darin heißt es: „Von Eingeborenen hat man nichts zu fürchten; ein kleiner Bube kann jetzt hier durchgehen, wenn er sagt, er sei von Serkali (Regierung) geschickt. Die Karawanen sind häufig, wir begegnen beständig Tausenden von Trägern aus dem Innern, die alle so viel wie möglich einen militärischen Gruß und „Guten Morgen“ herauszubringen suchen, Morgens, Abends und Nachts.“

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 4. September. Se. Majestät der Kaiser und König empfing, wie „W. T. B.“ aus Teschen meldet, gestern daselbst den Fürstbischof von Breslau Dr. Kopp in Audienz. Mittags unternahm Se. Maiestät, vom Landes⸗ Präsidenten begleitet, eine Rundfahrt durch die festlich beflaggte Stadt und besichtigte die öffentlichen Gebäude sowie mehrere Neubauten. In den Straßen hatte sich trotz der ungünstigen Witterung eine große Volksmenge angesammelt, welche den Kaiser mit brausenden Hochrufen begrüßte.

Der russische Botschafter in Konstantinopel Nelidow ist aus St. Petersburg hier eingetroffen.

Der „Osservatore Triestino“ veröffentlicht einen Erlaß der Statthalterei in Triest, durch welchen die Auf⸗ lösung des politischen Vereins „Progresso“ an⸗ geordnet wird.

Frankreich.

Paris, 4. September. Der Minister des Aeußern Ribot hat, wie der „Köln. Ztg.“ mitgetheilt wird, den hier eingetroffenen Botschafter in Berlin Herbette empfangen. Die Botschafter in Rom und London werden ebenfalls dem⸗ nächst ihren Urlaub antreten.

Die heutigen Morgenblätter melden aus Toulon: Admiral Buperre gab an Bord des „Formidable“ ein Diner zu Ehren des im hiesigen Hafen liegenden englischen Geschwaders. Der Admiral toastete auf, die Königin von England, den englischen Admiral Hopkins und dessen Offiziere. Admiral Hopkins erwiderte mit einem Trink⸗ . auf den Prasidenten Carnot und die fran zösische

arine.

Wie dem „Temps“ aus St. Louis am Senegal ge⸗ meldet wird, ist der Administrator von Podor Jeandet in Aéërs von Eingeborenen im Schlafe überfallen und ge⸗ tödtet worden.

Schweiz.

Rorschach. 4 September. Der König von Rumänien trifft, wie, B. T. B. meldet, heute zum Besuch der Fürstlich hohenzollernschen Familie in der Villa Weinburg ein, wo . zur Zeit verweilt.

Belgien.

Brüssel, 4. September. Der HofmarschalUl Graf d'Dultremont machte, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern dem Major von Wissmann einen Besuch. Major von Wissmann wird heute von dem König hier empfangen werden.

Türkei.

Konstantinopel, 3. September. Der Sultan be— gnadigte, wie „W. T. B.“ meldet, anläßlich des Jahres— sages seiner Thronbesteigung achtzehn Kreten ser, welche von der früheren Amnestie ausgeschlossen waren.

Hier eingegang ene amtliche Depeschen aus Erze rum dementiren, nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“, die Gerüchte, daß in der Stadt oder in der Provinz neue Konflikte vorgekommen seien und daß die Telegraphendrähte von den Christen zerschnitten wurden, und erklären, daß die von den fremden Konsuln an ihre Regierungen gerichteten Berichte ähnliche Dementis brächten. Es wird hinzugefügt, daß die jüngsten Ruhestörungen in Erzerum keine üblen Folgen hatten und daß die nothwendigen Maßnahmen getroffen wor⸗ den seien, um die Aufrechthaltung der Ruhe zu sichern.

Nach der, Agence de Constantinople“ hat der armenische Patriarch sein Entlassungsgesuch bis auf Weiteres in der Hoffnung zurückgezogen, daß seine Reformideen von den armenischen Notabeln, welche der Sultan zur Bericht⸗ erstattung aufgefordert hat, getheilt und ausgeführt würden.

Amerika. Vereinigte Staaten. New⸗Hork, 3. September.

Der Präsident Harrison hat, wie W. T. B.“ berichtet, der Familie des erschossenen Generals Barrundig seine Theil— nahme versichern und ihr außerdem mittheilen lassen, er erwarte erst offizielle Darlegungen des Sachverhalts, bevor er über die zu treffenden Maßregeln sich entscheiden können. Bekanntlich hatte sich die Wittwe des Generals wegen der durch den Vertreter der Vereinigten Staaten veranlaßten Gefangen— nahme ihres Mannes mit der Bitte um Entschädigung an den Präsidenten Harrison gewandt.

Venezuela. Caracas, 2. September. Nach einer in New-Hork eingetroffenen Meldung hat der Präsident mehrere Zeitung sredacteure, darunter 3 spanische von dem Blatte „Sombra“, wegen Verleumdung des Präsidenten und der Regierung ausgewiesen.

. Berxasilien. Rio de Janeiro, 3. September. Nach einem Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ hat die Re⸗ gierung einen Beschluß veröffentlicht, nach welchem sie sich verpflichtet, die Staatsanleihen bis zum Totalbetrage von 50 Millionen Milreis zu garantiren. Die Geld—⸗ noth der verschiedenen Staaten ist drückend.

Die Wahl camp agne vollzieht sich ohne irgend welche Erregtheit. Die Gegenpartei verhält sich bei den offiziellen Kandidaturen wenig thätig.

Argentinien. Buenos Aires, 3. September. Der Senat genehmigte, dem „W. T. B.“ zufolge, in erster Desung die von dem Finanz-Minist er unterbreiteten Gesetzentwürfe.

Afrika.

Sansibar, 3. September. Nach einer Meldung des Meuter'schen Bureaus“ ist der Buccaneer“ mit zwei Kanonenbooten an Bord nach dem Zam besi abgegangen in Begleitung zweier anderer englischer Kriegsschiffe, um die Kanonenboote auf dem Zambesi zu stationiren.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

. AUeber das Wesen des Werkverdingungsvertrages im Sinne der §§. 926 flg. J., 11 des Allg. Landrechts und über den Unterschied desselben vom Kauf (Lieferungsvertrag) hat das Reichs gericht, VI. Civilsenat, durch Urtheil vom 19. Mai 1890, folgende Sätze ausgesprochen:; Das Wesen des Werkverdingungsvertrages liegt darin, daß der Werkmeifster das fertige Werk als das Produkt seiner Arbeltstbätigkeit verspricht. Regelmäßig werden daher eine Kombination von Arbeit und von verarbeiteten Materialien zu einem neuen Produkte, sowie eine für das fertige Werk als Ganjes bedungene Vergütung im Bausch und Bogen die Harakteristischen Merkmale des Werkverdingungsvertrages bilden. Allerdings sind die Grenzen zwischen Werkverdingungsvertrag und Kauf in der Judikatur nicht immer völlig gleich gezogen worden. Wollte man aber auch mit dem früheren Königlichen Ober⸗Handelẽ—⸗ gericht annehmen, daß ein Lieferungsvertrag dann vorliegt, wenn es sich um vertretbare Sachen handelt, während die Werkver⸗ dingung die Herstellung eines individuell bestim mten Objektes voraussetzt, oder wollte man mit dem ehem. pr. Ober⸗Tribunal davon Aufgeben, daß zwar sowohl der Lieferungs⸗ als der Werlverdingungs⸗ Dertrag fungible wie nicht fungible Sachen zum Gegenstande haben önne, und daß es bei jenem hauptsächlich auf das Verschaffen, bei diesem auf die Anfertigung bestimmter Produkte ankomme, so würde doch hier nach jedem dieser Gesichtspunkte eine Werk— verdingung anzunehmen sein; denn es handelt sich um Herstellung einetz individuell kestimmten Werks und um Anfertigung desselben ut 23 seinen Theilen durch die Arbeitsthätigkeit des Klägers und

ner Leure.“

Die öffentliche Aufforderung des Vorstandes des Börsenvereins der deutschen Buchhändler an seine Muglieder, an einen Buchhändler gleichviel ob Mitglied oder Nichtmitglied des Vereins wegen Nichteinhaltung der vom Verein bestimmten Rabattgrenzen bei dem Verkauf von Büchern an die Konsumenten, überhaupt keine Bücher mehr zu liefern, giebt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Civilsenats, vom 35. Juni / . Juli 1890, dem dadurch geschäbinten Buchhändler einen Anspruch auf Schadenserfatz gegen den Börsenverein bezw. gegen die Vorstandsmitglieder, welche die gedachte Aufforderung erlaffen haben. Als eine solche öffentliche Aufforderung ist eine entsprech ende . im Börsenblatt fur den deutschen Buchhandel“ zu

en.

= Unter Betteln im Sinne des §. 361 Ziffer 4 (. Mit Haft wird bestraft, wer bettelt! ...) ist, nach einem ÜUrtheil des Reichs⸗ gerichts, IV. Strafsenats, vom 6. Juni 1890, im Allgemeinen die⸗ jwige Handlung zu verstehen, durch welche der Bettelnde die Mild⸗ ibä tigkeit eines Fremden für fich in Anspruch nimmt, obne Daß eine rechtliche, moöraltsche oder soziale Verbindlichkeit oder andere

äbnliche Gründe für die Gewährung ciner Unterstützung irgendwie vor⸗

liegen.

In einer Untersuchung gegen einen Rechtsanwalt wegen Unter⸗ schlagung und Untreue (65 246, 266 Nr. 2 Str. G. B.) hat daz Reichsgericht, IV. Strafsenat, durch Urtheil vom 10. Juni 1890, folgende Rechtssatze ausgesprochen: 1 Ein Rech tsanwast. welcher für den von ihm vertretenen Gläubiger vom Schuldner die Schuld⸗ summe und zugleich die ibm als Prozeßbevollmächtigten des Gläu—⸗ kigers zustehende Gebüührenforderung in einem Gesammtbetrage empfängt, macht sich der Unterschlagung und der Untreue schuldig, wenn er diesen Gesammtbetrag in seinem eigenen Nutzen verausgabt. Er kann auch nicht zu seiner Entlastung Gegenforderungen geltend machen, wenn er die Absicht, mit diesen zu kompensiren, bei der Verfügung über das Geld oder un ittelbar nachher nicht zu erkennen gegeben bat. 2) Ist dem Rechreanwalt von seinem Mandanten Geld im Wege der Postanweisung zugeschickt mit dem Auftrage, diesen Betrag für den Auftraggeber zu einem bestimmten Zweck zu ver— wenden, so begeht der Anwalt durch Aneignung dieses Betrages eben⸗ falls Unterschlagung und Untreue.

Land⸗ und Forftwirthschaft.

Land- und forstwirthschaftlicher Kongreß.

Die Sektionen des land: und forstwirthschaftlichen Kongresses begannen gestern, wie ein Wolff'sches Telegramm aus Wien meldet, ihre Arbeiten. Ein von Zedwitz in der volkswirthschaftlichen Sektion erstattetes Referat betont die Nothwendigkeit, der amerikanischen und russischen Zellpolitik gegenüber eine mitteleuropäische Zollliga mit ausgleichenden Zwischenzöllen zu bilden. Gestern Abend waren die Theilnehmer des Kongresses zum Empfang bei Hofe in die Säle des Augartens geladen. Als Vertreter Sr. Majestät des Kaisers. fungirte der Erzherzog Carl Ludwig, welcher einen mehr als zweistündigen Cercle abhielt und sich die hervor— ragendsten Mitglieder des Kongresses vorstellen ließ. Der Erz⸗ heriog unterhielt. sich unter Anderen mit Clarke (London), Thoms (Riga). den Direktionsmitgliedern der französischen Abtheilung Saguier, Devit Lemora und Mortier, dem Professor Moor (Kopen⸗ hagen), mit den schwedischen Kommissaren CFrikson und Bendigs, den italienischen Vertretern Waage Deltore, Kommodore Toaldi, dem Uyter-⸗Staatssekretär von Meyer (München) mit dem Professor Orth (Berlin) und dem Professor Kühn (Leipzig).

Zur Weinernte.

Wie der „Köln. Ztg.“ aus Koblenz geschrieben wird, ist der jetzige Stand der Trauben in den Weinbergen am Rbein und der Mosel gleich dem im Jahre 1886. Da damals der Monat September so überaus schönes Wetter brachte, wurde der Wein noch ein sehr guter. Bei der mehr und mehr sich zeigenden Bloattkrankbheit, der sogenannten Peronospera, ist jedoch leider die Aussicht auf einen sehr guten Herbst in Frage gestellt.

Lachsfischerei in der Maas.

Am 1. September trat im Haag eine Konferenz von Ab— gesandten der Niederlande, Frankreichs und Belgiens Behufs Regelung der Lachsfifcherei in der Maas zusammen. Es handelt sich, wie der Köln. Ztg. geschrieben wird, darum, ein ähnliches Abkommen herbeizuführen, wie das, welches im Jahre 1885 wischen dem Deutschen Reich und der Schweiz einerseits und den Niederlanden andererseits wegen des Lachsfanges im Rhein abge—⸗ schlossen wurde., Da bisher den niederländischen Fischern der Lachs⸗ fang mittels Netzen mit engen Maschen und zur Laichjeit nicht untersagt war, so mußten die Bemühungen der belgischen Regierung um die Wiederbelebung der Flüsse des Maasbeckens vergeblich bleiben.

Handel und Gewerbe.

Leipzig, 3. September. (W. T. B) Kammzug Termin handel. La Plata. Grundmuster B. pr. September 4é72 , pr. Oktober 4.723 M, pr. Norember 4,723 u, pr. Dezember 4.72 , pr. Januar 465 KK, pr. , 4,60 MÆ, pr. März 4,57 4, pr. April 4575 , pr. Mai 4575 1. Umsatz 240 005 kg. Kaum behauptet.

Wien, 3. September. (W. T. B.) Ausweis der Karl⸗Lud⸗ wigs bahn (gesammtes Netz vom 21. bis 30. August: 299 181 Fl., Mehreinnahme 34403 Fl die Einnahmen des alten Netzes be— trugen in derselben Zeit 27 454 Fl., Mehreinnahme 32 854 Fl.

London, 3. September. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladung en angeboten.

Verkehrs⸗⸗Auftalten.

London, 4. September. (W. T. B. Der Union⸗Dampfer Arab ist gestern auf der Ausreise von den Kanarischen In seln abgegangen. Die Union Dampfer Mexican“ und MNubian“ sind gestern, ersterer von Capetown, letzterer von Dartmouth auf der Heimreise abgegangen.

Theater und Musik.

Lessing⸗Theater.

In dem dreiaktigen Lustspiel Margot“ von Henry Meilhac, das am Sonnabend zur ersten Aufführung gelangt, sind die Damen Lilli Petri, Luise von 6 Ida Stägemann, Else Kühling, Margot von Kanitz und Clara Markwordt, sowie die Hrrn. Eugen Stäge⸗ mann, Fran Schönfeld, Oscar Blencke, Oscar Sauer und Carl Waldow heschäftigt. Bas Stück, das im Théaätre frangais im ver— gangenen Winter über sechszig Wiederholungen erreicht hat, ist von Emil Neumann ins Deutsche übertragen worden.

Thom as⸗Theater.

Als der Direktor Emil Thomas das frühere Central⸗Theater übernahm, hatte er den ursprünglich gar nicht für diefe Zwecke be— stimmten Raum renoviren lassen, aber alle Mängel, welche im Uebrigen den Räumen anhafteten und den Besuchern manche Unbe⸗ quemlichkeit verursachten, konnten beim besten Willen nicht ab— gestellt werden. Dies und vielleicht einige andere Umstaͤnde, wie die ,, erhöhter Feuersicherheit, welche man gegenwärtig an alle geschlofsfenen Räume stellt, in welchen jablreiche Perfonen sich gleichzeitig zu, versammeln und aufzuhalten gejwungen sind, endlich die Rücksicht auf den Schönheitssinn der Theater besucher werden für den Direktor Thomas bestimmend ge— wesen sein, als er sich zu einem völligen Umbau seines Theaters entschloß. In der neuen Gestalt soll dieses Kunstinstitut am Sonnabend wieder eröffnet werden. Gestern Abend sahen wir dasselbe in allen Theilen bereits fertig und wurden wie die anderen geladenen Besucher von der Wandlung, welche mit dem ganzen Hause vorgegangen ist, auf das Angenehmste überrascht. Das Theater ist in allen Theilen erweitert. mit künstlerischem Geschmack reich aber nicht überladen ausgestattet, freundlicher und bequemer ge⸗ worden und entspricht nun in der That in seiner Gesammtheit allen Anforderungen, welche man an Comfort und Formenschönheit zu stellen berechtigt ist. In der kurzen Zeit seit dem Schluß des alten Theaters im Mai d. J. ist das denkbar Vollkommenste geleisttt worden. Der Architekt Felix Titz, dem die Bau⸗ leitung übertragen war, hat vorhandene . seines Vaters für diesen Bau erweitert und nach aßgabe behördlicher Vorschriften abgeändert, während die ausführenden Baumeister die Hrrn. Fränkel und Mirauer waren. Das neue Theater enthält 1000 Sitzplätze; die beiden Haupteingänge in der Alten Jakobstraße sind je 3,30 m breit; durch ein breites Vestibül gelangt man in ein erstes Foyer, welches durch prächtige Glasthüren vom Zuschauer— raum getrennt ist. Der Theaterraum selbst ist in hellen

Farbentönen,

weiß mit Gold, gehalten, von denen si die von Malern farbenreich geschmückle Decke wohlthuend af Neben dem Theatersaal zur Linken trifft man auf einen kleinen Winter⸗ garten, durch welchen man einige Stufen aufwärts zu einem fehr an= beimelnden, von zierlichen schlanken Doppelsäulen getragenen zweiten Foyer gelangt Für die Sommerzeit wird auch ein für diesen Stadt⸗ theil recht eur, Garten zur Verfügung stehen. Man sieht, die Räume sind trefflich vorbereitet, und man darf hoffen, daß unter Direktor Thomas' bewährter Leitung an der neuen Kunftstätke auch Treffliches geleistet werden und das Publikum die Bemühungen des Direktors um seine Gunst reichlich lohnen wird.

Mannigfaltiges.

In der Universität, wo man jetzt in allen Theilen mit dem Umbau beschäftigt ist, hat bereits eine elektrifche Probe⸗ beleuchtung stattgefunden. Der östliche Flügel wurde schon im hporigen Jahre, anläßlich des Besuchs von König Humbert, mit der Centralstation in der Markgrafenstraße verbunden. Die Beleuchtung, namentlich in den Hörsälen, besteht aus Glühlampen, nur für das Vestibül und die langen Korridore werden Bogenlampen eingerichtet. Das Kessel- und Maschinenhaus ist bereits fertig bis auf den Abputz. Es befinden sich daselbst drei mächtige Keffel, von denen einer zur Reserve dient. Die mit dem Winter eintretende Luftheizung wird auch dem Vestibüh und den Fluren zu Gute kommen, sodaß der Aufenthalt daselbst immer behaglich fein wird. In der Säulenhalle werden augenblicklich neue Fliesen gelegt. Der östliche Flügel muß bis zum Anfang des Winter-Semesters fertiggestellt fein. In diesem Theil werden sämmtliche Verwaltungsbureaus der Univer= sitãt untergebracht. Die Zimmer für den Rektor und Richter werden gegenüber dem Opernhause gelegen sein, die Quästur, Registratur schließen sich an diese an. Die Vordereingänge auf beiden Flügeln werden zugemauert, dafür werden an den Seiten doppelte Eingãnge geschaffen. Im Innern werden hier neue, bequeme Treppen angelegt. Die Einrichtung und Ausstattung der Hörsäle wird eine sehr kom⸗ fortable und zweckentsprechende.

Die Kontrole des Schulbesuchs der schulpflichtige Kinder wird, wie der „Germania“ mitgetheilt wird, in Berlin streng gehandhabt. Im vorigen Jahre hatte die städtische Schul⸗ deputation 7515 Strafmandate im Gesammtbetrage von 53 679 0 zu verhängen, das heißt 706 Strafen mehr, als im Jahre 1885. Daron sind 4102 Strafen rechtskräftig geworden, von denen 1285 mit 3807 ½ bejahlt und 127 Strafen in Folge fruchtlos ausgefallener Exekution mit Haft verbüßt sind. Die übrigen Strafen wurden wegen Autscheidens der Kinder aus der Schulpflicht erlafsen. Die s5l5 Strafen waren gegen 1671 Familienhaͤupter verhängt worden.

Die Deutschostafrikanische Gesellschaft bat, der Voss. Ztg.“ zufolge, bereits über 180 000 Stück ihrer Kupfer münzen an Privathändler verkauft und wird bald mit dem Verkauf aufhöten, da die erste Prägung nur eine Million Stück umfaßte. Mit dem rächsten Dampfer werden die ersten 300 090 Stück nach Ost-A frika verschickt werden, da man nur allmählich die neue Münze einführen will.

AUnwetter und Hochwasser.

Aus München meldet die A. 3“ unterm 3. September: Nachdem heute Mittag 11 Uhr der Wasserpegel eine Höhe von bei— nahe 3 m zeigte, reichte das Wasser längs der Wittelsbacher⸗Straße bis an die Fußwege. Unterhalb der Ludwigsbrücke erreichte das Wasser bereits die Höhe des Thurmwirthsgartenz. Aus Thalkirchen berichttt man, daß die Wohnungen der niedrig gelegenen Häuser geräumt wurden. Das ganze Isarthal bis Großhesselohe und weiter hinauf gleicht einem toben den See, auch unterhalb der Maximiliansbrücke und Bogen⸗ hausen ist Alles überschwemmt. Aus Freifing trifft die Nachricht ein, daß nicht nur die Isar, sondern auch die Moosach über die Ufer getreten ist. Das Hochwasser in der Ifar blieb bis heute Abend in lan gsamem Steigen, ohne daß wesentliche Veränderungen in der äußeren Erscheinung des Hochwassers eintraten. Man hatte befürchtet, daß von der Loisach her größere Wassermassen ein— treffen und ein schnelleres Steigen des Isar-Hochwassers bewirken würden. Diese Befürchtung bat sich jedoch nicht erfüllt, weil das Inundationsterrain im Isar ⸗Thale bis zur Loisach Mündung hinauf von solcher Breite ist, daß dasselbe die ganze Wassermasse aufnehmen konnte und ein langsames Abfließen derselben ermöglicht ist. Im unteren Theile von Giesing mußten noch einige Wohnungen in Selge des Andranges von Grundwasser heute Nachmittag geräumt zerden.

Unterm 4. September meldet W. T. B.“ aus München: Das Hochwasser verhindert den Dampferverkehr auf dem Ammersee. In Folge Dammrutschung entgleiste gestern Nachmittag auf der bayerischen Waldbabhn ein Lokalzug, wobei 8 Personen verletzt wurden. Zwischen Straubing und Radldorf fand ebenfalls eine Dammrutschung statt. Der Verkehr zwischen Passau, Pocking, Landshut und Neu— markt ist eingestellt; derjenige zwischen Moosberg und Lands⸗ hut unterbrochen. Das Wasser der Isar ist gesunken. In den Passauer, Regensburger und Augsburger Niederungen ist die gesammte Ernte fortgeschwemmt.

Aus Augsburg unterm 4. September: Lech und Wertach sind derartig gestiegen, daß die Umgebung der Stadt ganz unter Wasser steht; mehreren Häufern droht der Einsturz; der Bahndamm ist unter spült und stellenweise eingebrochen.

Aus Köln meldet W. T. B.“ unterm 3. September:

Der Rhein ist in fortgeletztem weiteren Steigen. Im Starkenburgschen sind bereits die Wiesen überschwemmt. In Konstanz ist der Rhein seit gestern Abend um O20, in Kehl um 6,35, in Lauterburg um O25, in Maxau um O50, in Mannheim um 6,650, in Mainz um O45, in Bingen um 36, in Caub um O, 35 und in Koblenz um 20 m gestiegen. Der Abendpegel weist 3, 85 gegen 3,56 am gestrigen Abend auf.

Die neueste Meldung des . W. T. B.“ vom 4. September aus Mainz lautet: Der Pegel zeigt bier heute 3,15 m, in Mann heim 6,90 m (steigendß, in Maxau 6.85 m (steigend), in Kehl 5,4 m (fallend). Von Waldhut wird Fallen des Oberrheins gemeldet. Der Neckar ist schwach steigend.

Aus Wien meldet. W. T. B.‘ unterm 3. d. M.: Das Wasser des Donau stroms ist in weiterem Steigen und bereits in mehrere Keller der Vorstädte und der Leopoldstadt, sowie des Bezirks Land—⸗ straße eingedrungen.

Aus Prag unterm gleichen Datum: Das Hochwasser ist Nach= mittags und Abends stetig gewachsen. Alle niederen Stadttheile stehen unter Wasser, der Tramwayverkehr zum Franzens⸗Quai ist ein= gestellt, die unteren zum böhmischen National ⸗Theater führenden Gassen werden mit Kähnen befabren. Aus Beraun, Wittsngau und Budweis wird Hochwasser gemeldet.

Von ebendort unterm 4. September: Im Verlaufe der Nacht hat die Ueberschwem mung furchtbare Verheerungen an⸗ gerichtet; der mittlere Bogen der alten steinernen Carls⸗Brücke ist einge stü rzt, Die „Bohemia“ und die Prager Zeitung“ lonnten heute nicht erscheinen, weil die Maschinenräume ihrer Offizinen im Wasser stehen. Nach einer amtlichen Mit heilung wur den die Pioniere, deren Ponton, wie in Nr 212 des R. u. St.. A. gemeldet wurde, kenterte, bei dem Bau einer Schiff brücke von der Hochfluth übertascht. Ein Ponton mit seiner Mannschaft wurde fortgetrieben. Neunzehn Pioniere werden vermißt; doch ist noch Hoffnung auf ihre Rettung vorhanden, da der Ponton? nicht um gestürzt ist.

Dem Prag. Abdbl. !‘ ging von der Eisenbahn Betriebs Direktion Pilsen folgende Mittheilung zu: In der Strecke Frauenberg Budweis der Linie Wien Eger ist in Folge Babnbeschädigung durch Hochwasser der Gesammtverkehr eingestelit und werden Reisende, sowie das Gepäck, Eil, und Fracht-