Nr. 35 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundbeitsamts vom 2. September hat folgenden Inhalt; Gesund⸗ beitsstand: Volkskrankheiten in der Berichtswochz. — Cholera England. — Cbolera in Spanien. — Cholera in Klein ⸗Asien und Arabien. — Sterbefälle in deutschen Städten mit 40000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des. Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Cholera in Meso potamien und PVersien. — Cholera in Afrika. (Natal) — Gelbfieb er auf der Rhede von Bahia. — Erkrankunzsstatistik in bayerischen Regierungsbezirken. — Witterung. — . Maßregein gegen Volkskrankheiten. — Thierseuchen in Belgien, 2. Quartal. — Veterinärpolizeiliche Maß⸗ regeln. — Medizinal⸗Gefetzßzebung u. s. w. (Preußen, Reg.. Beirk Oppeln.) — Verordnung, betr. das Aapreisen von Heilmitteln, — Braunschweig ) Nachprüfung der Hebammen. Woche nbettfieber. (Schluß.) — Desterreich Verbot der Einfuhr von Lumpen 24. aus Egypten. — Rechffprechung. — ongresse, Verhandlungen gesetzge ben⸗ der Rörperschaften, Vereine u. s. w. — GBelgien.) Gesetzentwurf, betr. den Hypnotis mus.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Der Ausstand im Kohlenbecken des Borinage , ist, wie man der Voff. Itg.“ schreibt, thatsächlich beendet. Die Zechen haben sich schließlich bereit erklärt, die Strafgelder auf die Hälfte zu ermäßigen und den in der Bildung begriffenen Industrie⸗ und Arbeits räthen die Umgestaltung der Arbeitsordnung ven 1852 zu überlassen. — Sie „Köln. Ztg. fügt ihrer gleichartigen thatsächlichen Mittheilung hinzu, die Gendarmerie babe bereits den außerordentlichen Dienst eingestellt. Aus dem Mittelbecken werde gemeldet, daß der Ausstand in Trazegnies sich auf die benachbarte Grube ausgedehnt habe, sodaß augenblicklich 1950 Arbeiter feiern. — Der Verband der sozialistischen Vereine in Brüssel hielt Montag eine Versammlung ab, um wegen eines Wahlbündnisses mit der radikalen Association und den Liberalen zu berathen, welche im Ein— verstandniß mit jenen Bewerber aus dem Arbeiterstan de für städtische Wahlen aufstellen wollte. Da die Association bereits mit der gemäßigt liberalen Ligue ein Bündniß eingegangen ist, wurde beschlossen, den Vorschlag der Associgtion dankend abzulehnen.
In Magdeburg fand am Montag eine öffentliche Schuh macher versammlung statt, in welcher, nach der ‚Mgdb. Ztg.“, ein Delegirter für den Schubmacher⸗Kongreß in Weißenfels gewählt wurde. (Vgl. die Notiz über eine Berliner Versammlung der Schuhmacher in Nr. 212 d. Bl.).
In Pots dam batten, wie die „‚Potsd. Ztg. berichtet, die Cigarrenarbeiter, nachdem sie erst im Frühling dieses Jahres eine Lohnerhöbung im Wege des Ausstandes erreicht hatten, in Folge einer in der Denker'schen Fabrik neueingeführten Fabrikordnung die Sperre über sämmtliche Potsdamer Cigarrenfabriken verhängt. Die Arbeitgeber haben nun, um die Aufhebung der Sperre zu erzwingen, fast sämmtlich ihre Arbeiter entlassen.
Aus Stuttgart schreibt man der „Voss. Ztg.“, daß das dortige sozialdemokratische Schwäb. Wochenbl.. jetzt unter dem neuen Titel: Schwäbische Tagwacht“ alltäglich erscheint.
Aus Sydney berichtet W. T. B.“ nach einer Reuter'schen Meldung, daß der Strike im weiteren Zunehmen begriffen ist, sämmtliche Arbeiter des Wollaͤngong-Kohlenreviers haben die Arbeit ebenfalls eingestellt. Man fürchtet, daß Ende der Woche auch die Silbergruben von Brokenhill geschlossen werden. Der Bürgermeister versucht zu vermitteln, bis jetzt aber ohne Erfolg.
Wie aus NewYork telegraphirt wird, verhindern die Aus— ständischen bei der Panama Eisenbahn-Gesellschaft den Verkehr; sie durchschnitten die Telegraphendrähte und, versuchten die Eisenbahnschienen auszuheben. Eine Abtheilung Militär wurde deshalb dorthin abgesandt, ebenso ist das amerikanische Schiff Kearsage“ in Colon eingetroffen. 26.
Die „Köln. Ztg. berichtet aus Brasilien, daß sich dort eine sozialistische Arbeiterpartei gebildet habe, welche bereits bei den auf den 15 September d. J angesetzten allgemeinen Wahlen für den ersten National-Kongreß mit eigenen Kandidaten hervortreten will. Die neue Partei zählt unter ihren Anhängern besonders viele ebemalige Negersklaven. Am stärksten ist die sozialistische Bewegung in San Paolo, der Kaffee Provinz Brasiliens, wo die in der gleichnamigen Hauptstadt erscheinende deutsche Wochenschrift Germania“ völlig auf sozialdem okratischem Boden steht. Im Programm der neuen Partei findet sich neben der Forderung des achtstündigen Arbeitstages und eines Minimallohnes für jeden erwachsenen Arbeiter beider Geschlechter, von Schiedsgerichten und Hülfskassen gegen Krankheit, Unglücksfälle und Arbeitsunfähigkeit das Verlangen nach hohen Schutz zöllen, nach einer Volksbank zur ‚Demokratisirung' des Kapitals und nach dem Bau gesunder Arbeiterwohnungen von Seiten des Staats. Die Arbeiter in Porto Alegre fordern sogar den zwangsweisen Eheschluß bis zum 39. Jahre mit Rücksicht auf die Sittenverderbniß, welche die immer mehr Über handnehmende Ehelosigkeit zur Folge habe.
Zur wirthschaftlichen Lage.
Man schreibt uns aus Hannover: Im Allgemeinen ist die Lage von Handel und Industrie noch immer eine günstige zu nennen. Die Zahl der in den einzelnen Betrieben beschäftigten Arbeiter ist im zweiten Quartal im Durchschnitt dieselbe geblieben wie bisher. Ein Sinken der Arbeitslöhne ist nicht eingetreten, an einzelnen Stellen haben sogar kleine Erhöhungen stattgefunden. Das Angebot von Arbeitskräften ist aber ein so reichliches, daß ein weiteres unverhält . nißmäßiges Steigen der Löhne wohl nicht zu erwarten ist. Seitens der Großindustriellen wird über die Höhe der Preise der Rohprodukte, speziell der Kohlen geklagt.
Die Produktion und der Absatz der staatlichen Steinkohlenwerke am Deister haben sich in gleicher Höhe wie im Vorquartale gehalten; dagegen sind dieselben gegen den nämlichen Zeitraum des Vorjahres um mehr als 200 000 hl gestiegen. Der Grund hierfür ist darin zu suchen, daß die genannten Werke der übertriebenen Preissteigerung, wie sie sich auf allen westfälischen Zechen während der Arbeiter⸗ bewegungen bemerkbar machte, nicht gefolgt waren.
Wesentliche Aenderungen auf dem Gebiete von Handel und Ge⸗ werbe gegen das vorhergehende Vierteljahr sind auch in Liegnitz, wie uns von dort geschrieben wird, nicht eingetreten. Die Lage muß im Großen und Ganzen, insbesondere die allgemeine Lage des Ar⸗ beiterstandes, als günstig angesehen werden. An mehreren Orten hat eine Steigerung der Löhne, besonders der Maurer und Zimmerer, stattgefunden; in Görlitz herrscht eine rege Baulust.
Ueber die Verunglückungen (Totalverluste) deutscher
Seeschiffe in den Jahren 1889 und 1888 sind im Juliheft der „Statistik des Deutschen Reichs“ Zusammenstellungen veröffentlicht, welche den in den Bänden 49 und 42 neuer Folge der Statistik des Deutschen Reichs enthaltenen Verzeichnissen der im Jahre 1889 bezw. 1888 als ver- unglückt angezeigten registrirten deutschen Seeschiffe entnommen sind. In dem Verzeichniß für 1889 (Band 49, Neue Ia sind 108 Schiffe mit 35 470 32 Nettoraumgehalt aufgeführt, welche innerhalb des , Jahres verunglückten; hiervon sind 12 ver⸗ schollen, 52 gestrandet, 17 gesunken, 4 verbrannt, 13 in Folge schwerer Beschädigungen und 10 durch Kollisionen verloren gegangen. Auf diesen 198 Schiffen befanden sich zusammen 9832 Mann Besatzung und 330 Passagiere, von denen 151 Mann oder 16,2 o/ der Besatzung und 274 oder S3, 9 o M Y der Passagiere bei den Verunglückungen ihr Leben ee, e, Alle diese Zahlenangaben sind übrigens noch unvollständig, weil noch nicht über alle im Jahre 1889 verunglückten deutschen See⸗
schiffe Nachrichten vorliegen. Dagegen dürfen die betreffenden Er⸗ hebungen für das Jahr 1888 nunmehr als vollständig betrachtet werden. Nach denselben gingen in diesem Jahre 158 deutsche See⸗ schiffe mit 51 544 Regn-Tons Nettoraumgebalt verloren, und zwar sind 74 Schiffe gestrandet, 27 gesunken, 7 verbrannt, 17 ver⸗ schollen, 22 in Folge schwerer Beschädigurgen und 11 durch Kollisionen verunglückt. Dabei büßten 219 Personen (202 Mann Besatzung und 17 Paffagiere) ihr Leben ein. Im Vergleich zum Bestande der registrirten deutschen Seeschiffe am 1. Januar 1888 be- träat der Schiffsverlust im Laufe desselben Jahres 4,1 0. Dagegen bezifferte sich dieser Verlust in den Jahren 1887 und 1886 auf 4,3 oo bezw. 3,5 o und 1885 und 1884 auf 3,5 0 bezw. 2,8 Co. In Bezug auf die umgekommene . stellt sich das Verluft= verbältniß auf O,6 Co, dasselbe ist im Vergleich zu demjenigen des Vorjahrs unverändert geblieben, dagegen berechnete es sich für 1886 und 1885 auf je 0,4 00 und betrug 1884 wiederum O, Ho; oder es verunglückte 1 Mann im Jahre 1888 von je 1843, in den 4 Vor = jabren 1887 bis 1884 zurück von 161 beiw. 268, 256 und 175 See⸗ leuten.
Schiffsunfälle an der deutschen Küste.
Das dies jãhrige Juli⸗Heft zur. Statistik des Deutschen Rei chs bringt eine Abhandlung über die Schiffsunfälle an der deutschen Küßste während des Jahres 1889, d. h. über dieienigen zur amtlichen Kennt niß gelangten Unfälle, von denen Schiffe an der deutschen Seelüste selbst, auf dem Meere in einer Entfernung von nicht mehr als 20 See⸗ meilen von der Küste oder auf den mit dem Meere in Verbindung stehenden, von Seeschiffen befahrenen Binnengewässern im Jahre 1889 betroffen wurden. Derartige Unfälle sind im Ganzen 175 gezäblt, welche (bei 56 Kollisionen zwischen je 2 Schiffen) 331 Schiffe betrafen. Die Erhebungen der 4 vorhergehenden Jahre hatten ergeben: für 1888 189 Unfälle und 239 betroffene Schiffe, für 1887 271 bezw. 335, für 1886 162 bezw. 226, für 1885 179 bezw. 2206. Die verhältnißmäßig geringe Zahl der Unfälle in den Jahren 18865, 1886, 1888 und 1889 ist hauptsächlich durch die besseren Witterungsverhältnisse in diesen 4 Jahren begründet, während die hohe Zahl im Jahre 1887 lediglich als eine Folge der heftigen . und Herbststürme zu betrachten ist, welche in diesem
ahre an der deutschen Küste, herrschten. Von den im Jahre 1889 vorgekommenen Unfällen werden 28 oder 1600/0 — gegenüber 23,8 o/soCP, 40,5 9G, 13,6 9, und 18389, in den Jahren 1888, 8, 86 und 1885 — ursächlich auf stür⸗ misches Wetter zurückgeführt. Bon den Schiffen, welche nachweislich an der deutschen Küste Unfälle erlitten haben, sind im Jahre 1889 49 (1888 gleichfalls 43, 1885 bis 18858 durchschnittlich 50) vollständig verloren gegangen, 122 wurden theilweise beschädigt, 48 blieben un⸗ beschädigt; in Bezug auf 12 sind die Folgen der Unfälle nicht bekannt geworden. Der Verlust an Menschenleben (16) blieb hinter dem⸗ jenigen des Vorjahres (30) um 14, hinter dem durchschnittlichen Menschenverlust der 4 Jahre 18851888 um 10 zurück; er berechnet sich auf 0,8 oo aller an Bord gewesenen Personen (soweit deren Zahl bekannt war) gegen 1,09 ½υ im Vorjahre und 1,52 0½O, bezw. O, 5 Go und 100 in den Jahren i887, 1886 und 1885.
Unterscheidet man die Unfälle nach ihrer Art, so sind im Jahre 1889 an der deutschen Küste gestrandet 31 Schiffe, gekentert 2, ge⸗ sunken 12, in Kollision gerathen 112 und von sonstigen Unfällen betroffen 24 Schiffe. Der Gattung nach bestanden die von diesen Unfällen betroffenen Schiffe aus 22 Dampfschiffen (20 Schrauben und 2 Räderdampfern) und 139 Segelschiffen. Letztere setzen sich zusammen aus: 1 Vollschiff, 4 Barken, 1 Schoonerbark, 2 dreimastigen Schoonern, 7 Briggen, 17 Schoonern, 5 Galeassen und Galioten, 2 Gaffelscoonern, 25 Kuffen und Tjalken, 53 Evern, Schaluppen, Vachten, Kuttern, Schniggen u. dergl., 2 Leichterfahrzeugen und 20 Haff und Flußkähnen. Von der Gesammtzahl der Unfälle entfallen S8 auf das Ostseegebiet (1B 10 auf je 10 Seemeilen Küstenstrecke) und 87 auf das Nordseegebiet (2,95 auf je 19 Seemeilen Küstenstrecke); und von den sämmtlichen von den Unfällen betroffenen Schiffen fuhren 158 unter deutscher und 73 unter fremder Flagge.
Gewerbevereine, Innungen, Handwerkervereine, Handwerkergenossenschaften und freie gewerbliche Genossenschaften im Großherzogthum Baden am Ende
des Jahres 1888.
Die Zahl der Gewerbevereine bezifferte sich nach dem ein⸗ undzwanzigsten Jahrgange des, Statistischen Fahrbuchs für das Großherzogthum Baden“ auf 71 mit 6448 Mitgliedern, darunter 4740 Gewerbetreibende. Von diesen gehörten 61 mit 5054 Mitgliedern, darunter 3946 Gewerbetreibende, dem Landesver⸗ bande und 10 mit 1394 Mitgliedern, darunter 794 Gewerbetreibende, demselben nicht an. In dem Jahrzehnt 1879 —1888 haben sich die Ge werbevereine um 2 und deren Mitglieder um 583 oder um fast ein Zehntel vermehrt. An dieser Vermehrung waren lediglich die Gewerbevereine im Landesverbande antheilig, deren Anzahl um 21 wuchs, während die Mitgliederzahl eine Zunahme von 1832 oder von beinahe drei Fünftel aufzuweisen hatte. Die sonstigen Gewerbe⸗ vereine dagegen verringerten sich um 19 und ihre Mitgliederzahl um 1249 oder um beinahe die Hälfte. .
Bestätigte Innungen gab es im Ganzen 30, unter welchen die Metzger und Schreiner mit je 4, die selbständigen Küfermeister mit 1, die Glaser und Bäcker mit je 2, die Schuhmacher mit 3, die Schneider mit 2, die Friseure und Perrückenmacher mit 2, die Barbiere und Friseure, die Perrückenmacher und Friseure, die Barbiere, Friseure und Heilgehülfen, die Barbiere, Friseure und Perrückenmacher, die Baugewerke, die Schlosser, die Schlosser und Schmiede, die Kamin feger, die Tapeziere und Sattler und die Handwerker im Allgemeinen mit je 1 vertreten waren. . ;
Die 5 Handwerkervereine zählten an Mitgliedern 366. Der Mitgliedsbeitrag pro Jahr bewegte sich zwischen 1 M und 4 4A 50 4. Die Mitgliederzahl der 3 Handwerkergenossenschaften belief sich auf 205. Das genossenschaftliche Vermögen betrug 1 M, wovon 12574 S auf Guthaben und Forderungen entfielen.
Die freien gewerblichen Genossenschaften umfaßten den Verband gewerbetreibender Bäckermeister und den Verband gewerbe⸗ treibender Metzgermeister. Die 25 Bäckergenossenschaften hatten 624 Mitglieder. Vazu traten 131 Mitglieder von 2 Bäckerinnungen und 23 einzelne Mitglieder in 22 Orten, sodaß der ganze Verband ge⸗ werbetrei bender La me fte 778 Mitglieder zählte, während das bei dem Verbande gewerbetreibender Metzgermeister mit 316 der Fall war; denn zu den 104 Mitgliedern der 3 Metzgergenossenschgften kamen 4 Meßzgerinnungen mit 132 Mitgliedern und 80 einzelne Mit- glieder in verschiedenen Orten.
Die in badischen Fabriken während des Jahres 1888 beschäftigten jugendlichen Arbeiter.
In 1252 Fabriken fanden nach dem einundzwanzigsten Jahrgange des „Statistischen Jahrbuchs für das Großherzogthum Baden 10599 jugendliche Arbeiter, unter welchen 9010 junge Leute von 14— 16 Jahren und 1689 Kinder von 12 — 14 Jahren waren, Verwendung. Von den ersteren gebörten 4171 oder 46,3 0 dem männlichen und 4839 oder 53,B7 0/9 dem weiblichen Geschlecht, von den letzteren 884 oder 55.6 dem männlichen und 705 oder 444 // dem weiblichen Geschlecht an. Während demnach bei den jugendlichen Arbeitern im Alter von 14— 16 Jahren das weibliche Geschlecht überwiegt, ist das bei den beschäftigten Kindern im Alter von 12—14 Jahren mit dem männlichen der Fall. Die meisten jugendlichen Arbeiter, über ein Viertel, waren im Kreise r b. die wenigsten, noch nicht ein Zehntel, im Kreise Mosbach eschãftigt.
Im Jahrzehnt 1879— 88 hat die Zahl der Fabriken, unter deren Arbeitern sich jugendliche befinden, um 38 00 oder um beinahe zwei Fünftel zugenommen; die Zahl der jugendlichen Arbeiter dagegen um 51,2 0 0 oder um etwas mehr als die Hälfte. Diese Zunahme betraf
2
hauptsächlich die jungen Leute im Alter von 14— 16 Jahren, welche eine Vermehrung von 60 4 0iso oder drei Fünftel aufzuweisen hatten, während das bei den Kindern im Alter von 12 — 14 Jahren nur mit 14,2 0 der Fall war. Von den erfteren haben sich die männlichen um 64 5 0άCõ, die weiblichen um 57,0 oe, von den letzteren die männ⸗ lichen z ö. 22,6 ,, die weiblichen dagegen lediglich um 5.2 OC verme
Der erste deutsche Kongreß für Volkswohl findet, dem W. T. B. zufolge, in den Tagen vom 6. bis zum 9. Oktober d. J. in Rudolstadt statt.
Der dritte internationgle Alkohol- Kongreß
ist, wie W. T. B.“ meldet, gestern in Chbristiania in den Räumen der Universität eröffnet worden; derselbe ist von 212 Theilnehmern, darunter 102 Ausländern aus 13 verschiedenen Ländern, befucht. Zum Vorsitzenden des Kongresses wurde der Direktor des Medizinalwesens Dr. Dahl, zu Vize⸗Präͤsidenten Pro, fessor Forel (Zürich) und Böhmert (Dresden) gewählt. Der Bericht über die Thätigkeit des Kongresses in dem Zeitraum von 1887 bis 18590 wurde von Professor Forel (Zürich) erstattet. Den Haupt- gegenstand der Berathung in der am Nachmittag abgehaltenen Sitzung bildete das s. g. Gothenburger System. Gronfelt (Helsingfors) schlug die Bildung einer europäͤischen Anti⸗Alkohol ⸗Liga vor.
Kunst und Wissenschaft.
Der Schriftsteller Alexandre Chatrian ist heute in Paris, W. T. B.“ zufolge, gest or ben.
Ueber die Rose' im Rathsweinkeller zu Lübeck wird der Magd. Ztg. von dort geschrieben: Die durch die Dichtungen unseres unvergeßlichen Emanuel Geibel weit in allen Landen belannt gewordene Rose' in unserem Rathskeller ist, neugeschmückt durch die Künstlerhand des Freiherrn von Lütgendorff-⸗Leinburg, dieser Tage dem Verkehr übergeben worden. Diese neueste Schöpfung des Künstlers reiht sich würdig seinen übrigen am Rathhause und im. Raths⸗ keller (Admiralgzimmer) an. Vorherrschend, ja fast auschließlich hat der Künstler seine Motive den Dichtungen unseres vaterländischen Dichters entnommen, der zu Anfang der vierziger Jahre fast allabendlich mit gleichgesinnten Freunden sich in der Rosen versammelte, Erholung und Anregung zugleich fand und daselbst auch die „Ritterschaft der Rose“ mit stiften half. Beim Eintritt in das trauliche Gemach zeigt sich unserem Blick an der Seitenwand rechts Jürgen Wullenweber, der gewaltige lübecksche Bürgermeister, und die mächtige Gestalt des muthigen Marx Meier, der sich, vom Landsknecht zum Feldherrn emporgeschwungen hat. Beide Figuren sind von dem Maler in kräftiger Zeichnung wiedergegeben. Im Gegensatz zu diesem ernsten Bilde zeigt die Wand über der Thür den auf einem Baumstamm sitzenden, durch das Geibel 'sche Lied weltbekannten lustigen Musikantenꝰ mit der Wunder wirkenden Fiedel am Kinn, durch deren Weisen „das große Krokodil! zu dem ihm Berderben und dem Misikanten Erlösung bringenden Tanz hingerissen wurde. Weiter zeigt sich uns die hoheitsvolle Gestalt Kaifer Karl's des Großen, wie er nach des Dichters „Rheinsage' die Trauben segnet. An der linken Seitenwand tritt uns eine vortreffliche origi⸗ nelle Zeichnung entgegen, die eine Scene aus Geibel's Lust⸗ spiel Meister Andrea. darstellt. An der dem Bilde Kaiser Karl's zugekehrten Wand ist die Vereinigung der Ritterschaft der Rose“ allegorisch zum Ausdruck gebracht, wobei die Namen der fröhlichen Ritter angegeben sind. Der Platz, wo Geibel zu sitzen pflegte, eine Nische, ist ohne Malerei geblieben, hat dafür indeß einen ganz besonderen Schmuck erhalten, nämlich ein Bildniß Geibel's aus dem Jahre 18365, gemalt von unserem bekannten Maler Milde, einem Jugendfreunde Geibel's. Dieses Bild befand sich im Privatbesitz und ist in liebenswürdiger Weise von dem Besitzer für die „Rose“ ge—⸗ stiftet, in der es nunmehr den Ehrenplatz einnimmt.
Ausgrabungen in Griechenland.
Aus Athen wird dem „Athenäum“ die am 13. August unweit der Ausgrabungen in Dipylon gemachte Entdeckung eines aus einer guten attischen Periode stammenden monumentalen Skulptur⸗ werkes gemeldet. Das 1,472 m hohe und O, 75 m breite Monument stellt ein in reiche Draperie gekleidetes weibliches Wesen dar, welches in der linken Hand eine Vase hält, während die rechte graziös erhoben ift. Dieses Relief ist das erste, welches während der diesjährigen Ausgrabungen ans Tageslicht gefördert wurde. ußerdem ist, mit Ausnahme einiger unbedeutender Ueberreste in den Gräbern, nichts entdeckt worden, als sechs monumentale Säulen mit Inschriften der römischen Periode. Die Ausgrabungen nehmen ihren Fortgang, und man hofft, durch Niederreißen der Kapelle der Hagia Tridha einige interessante Alterthümer zu entdecken.
(E Die Ausgrabungen bei Falsterbo in Schweden.
Wie in den beiden vorhergehenden Jahren, so ist auch in diesem Sommer der Assistent Kolmodin im Auftrage der Königlich schwedischen Antiquitäten ⸗ Akademie damit beschäftigt, die seit Jahr⸗ hunderten unter dem Flugsande hei Falsterbo an der Südspitze von Schweden begrabenen Ucbekreste der alten hanseatischen Herings⸗ faktoreien aufzudecken, um ein Bild von ihrem früheren Zustande zu . Die Ausgrabungen haben in den beiden Vorjahren schon sehr emerkenswerthe Ergebnisse geliefert. In diesem Sommer sind die Untersuchungen hauptsächlich darauf gerichtet gewesen, die Lage und die Gestalt des alten Schlosses Falsterbohus zu bestimmen, in welchem der daͤnische Steuervogt alljährlich während der Heringsfischerei residirte. Von hohem Interesse ist nun, . die bisherigen Auf⸗ deckungen vollkommen die Richtigkeit der Abbildung des Schlosses bestätigen, welche auf einer Thür zu einer Kirchenbank in der St. Nikolaikirche zu Stralsund angebracht und noch heute wohlerhalten ist. Diese Bank war jedenfalls früher der Kirchensitz der dortigen hanseatischen Kaufherren, die in Hering aus Schweden machten. Beim Beginn der diesjährigen Ausgrabungen wurde übrigens zuerst ein sehr gut er⸗ haltener Steinquai gefunden, der von Westen nach Süden geht, aber ohne den das Schloß in zwei Reihen umgebenden Pallisaden zu folgen. Dieser Quai ist innen mit einer Strandbefestigung versehen, woraus zu schließen ist, daß hier früher ein Binnenhafen war; in diesem hatten, wie die gefundenen Zeichen bekunden, die Fischer aus Anklam, Wolgast, Greifswald, Stralsund u. s. w. ihre Anlegeplätze beim Verkauf des Herings oder zur Abgabe desselben an ibre Salzereien auf den „Fits das jeder Stadt überwiesene Grund⸗ stüc)h. Was das Schloß hetrifft, so läßt sich noch nicht mit Be⸗ stimmtheit sagen, wo die Einfahrt zu demselben gewesen ist, da die Fundamente zu der Schloßbrücke noch nicht entdeckt sind; daß es nach der Seeseite auch einen Eingang gehabt hat, ergaben schon die vorjährigen Forschungen. Dagegen sind die aͤußeren Konturen und der Bauplan des Schlosses vollständig freigelegt. Seine Form war quadratisch; nördlich und westlich lagen die Gebäude, für die Schloßknechte, die Oekonomie u. . w. In der Mitte liegt der Kern des Schlosses, ein Viereck von 10 am Flächen raum. Die wohlerhaltenen Grundmauern dieses ehemals mächtigen Gebäudes zeigen eine eigenthümliche Bauart. Der Grund selbst besteht nämlich aus lose gepackten Steinen ohne Kalk. In der einen Ecke des Kerns lag die Wendeltreppe zu den oberen Stockwerken. Das Gebäude wurde von mächtigen Eck⸗ und Strebepfeilern von großer Solidität gestützt; die Mauern sind 179 m stark. Die Ausgrabungen werden bis Ende September fortgesetzt. Im Jahre 1888 fand man zwischen den inneren Pallisaden und dem Schloß graben zahlreiche schwedische Silbermünzen, besonders aus der Zeit König Albrecht's (Mitte des 14. Jahrh), sowie viele hanseatische Münzen; auch jetzt noch werden häufig Münzen gefunden. Im Schlosse sesb ft fand man eine , n, ,,. Sausgerãth, Waffen, Schmuck⸗ sachen u. . w. werden in Menge im Schutt gefunden. Der inter essanteste Fund in diesem Sommer ist im Schloßhofe gemacht worden, bestehend aus sechs „ellaskalar-. D. h. Kniescheiben von Kindern mittels welcher den Kranken die Medizin gereicht wurde, die hierdurch eine besonders heilende Wirkung erhalten sollte.
Literatur.
Mein und Dein. Lehrbuch der einfachen bürgerlichen Schule und zum Selbstunter⸗ Bearbeitet und heraus⸗ g Im Selbstverlag. Preis 10 M — Der Verfasser theilt den Unterrichtsstoff in
In jeder Stufe werden 2 Vorla deren Führung in den dazu gehörigen Sci ire, gelehrt wird. — 2D Die Buchführung soll an der Hand des Lehrbuchs“ durch Unter⸗ . Leh e und Uebertragungt⸗ übungen sowie durch häusliche Arbeiten erlernt werden. gang zeichnet sich durch eine große Einfachheit und Zuverlässigkeit aus. Besonders zweckmäßig erscheint die im Geschäfstagebuche durch- geführte Auseinanderhaltung der sachlichen Buchungen von den Vermögens ˖ Aufstellungsbuch wird das ᷣ Kenntniß selbst größtem Werthe ist, In der untersten Stufe wird die Führun
Buchfübrung durch die richt für alle Stände und Berufe. egeben von Gust ax SchglÜlehn, Magdeburg.
3 Stufen ein.
weisung Seitens des Lehrers in Abschreibe⸗
versönlichen. In dem Verfahren einer Inventur ⸗ Aufnahme, für die weitesten Kreise von gelegt. f halts · Tagebuchs und des Geschäfts ⸗ Tagebuchs
dessen
kürzungen und Fremdwörter angefügt.
— Volksheime und Vereine
sätze. Von Dr. Kuno Frankenstein. Nachf. 1390. schildert der als sozialpolitischer
Jena.
Schriftsteller
ebücher behandelt,
; r. f gelehrt, die eigentliche Buchführung den beiden oberen Stufen vorbehalten ist. Dem Lehrgange ist ein Verzeichniß der ühlichsten Fachausdrücke, Ab⸗ e mdwi Die Deckelseiten der Bücher und und Hefte sind mit wissenswerthen Münz ꝛc. Tabellen und anderen Mittheilungen versehen. Außer für saͤmmtli che Schulen einschließlich der Fortbildungs- und Fachschulen eignet sich der vorliegende Lehrgang der bürgerlichen Buchführung auch noch befonders zur Ertheilung von Privatunterricht, namentlich an Lehrlinge und angehende Geschäfts⸗ leute. Aber auch so manchem Landwirth und Handwerker dürfte der⸗ selbe ein willkommener Unterweiser und Rathgeber sein. vor für Volkswoehl als an Mittel zur Ausgleichung der gesellschaftlichen Gegen
(Preis 1 4) — In dem vorliegenden Schriftchen
der Gegenwart am Herzen liegt.
Der Lehr⸗ Besitzungen im Elsak. Hermann
Universitãts · Buchhandlung,
dar⸗ des Haus⸗ wãhrend fand, und welche ein redender Liebe zu Frankreich den treuer
1790. Der ungenannte Friedrich Ehrmann, der erschienenen ‚Briefen
C. Doebereiner volution bot.
bekannte Ver⸗
1. Steckbriefe und m ,, . 2. Zwangs vollstreckungen, a, . 3. Verkäufe, Verpachkungen, Verdingungen ꝛc.
4. Verloosung, Zinszahlung ꝛc. von öffentlichen Papieren.
orladungen u. dergl.
fasser die Nothwendigkeit der . Begründung von Vereinen für Volkswob
allgemeinere Wohlfabrtsinstitute den Vorjug vor solchen verdienen, welche einerseits ausschließlich der Klasse der Fabrik ⸗ und Handarbeiter zu Gute kommen, andererseits aber auch ausschließllich von Seiten der Arbeitgeber ins Leben gerufen werden. Wir empfehlen das Schriftchen allen Denen zur Beachtung, welchen die Hebung der sozialen Schäden —
. ie letzte Huldigung des Hanauer Ländels an se inen Landes herrn. (25. — 29. Mai 1799). g Geschichte Ludwigs (T.) J. von Hessen⸗Darmstadt und der hessischen Zeitgenössische Schilderung, Ludwig (von Jan). Friedrich Bull. 1736 war durch Erbschaft dem Hause Hessen ; Darmstadt die Graf⸗ schaft Hanau-Lichtenberg, das sogenannte „Hanauer Ländel“, mit der Hauptstadt Buchsweiler zugefallen. geschöpfte Schilderung der Aufnahme, welche der letzte Landesherr, Land⸗ graf Ludwig X., der spätere Großherzog Ludwig L von r stadt, auf seiner Huldigungsreise am 27. — 25. Mai 1790 daselbst
Gefühlen Anhänglichkeit an j keinerlei Abbruch thaten, enthält die kleine Schrift Briefe eines reisenden Deutschen über das El saß die Aufnahme des Herrn Landgrafen von Hessen⸗Darm⸗ stadt in seinen dort 1g een Staaten, Frankfurt
erfasser
eines seinen Bruder in H.“ sehr schätzenswerthe Aufschlüsse über die Zustände des Elsasses, namentlich Straßburgs, kurz vor der Re Der Umstand, daß das Schriftchen heute zu den seltenen elsässischen Büchern gebört, rechtfertigt den vorliegenden Wiederabdruck eines größeren Bruchstücks desselben um so mehr, als in den Dar
DOeffentlicher Anzeiger.
von Volksheimen und der Er weist nach, daß derart
halten.
Ein Beitrag zur
mitgetheilt von C. F. Schmidt's
Straßburg. — Im Jahre
1890.
Eine aus eigener Anschauung
Hessen · Darm · 1888 von daß des Elsässers Verehrung
Fürsten
Beweis ist, aufrichtiger den angestammten
und besonders über sucht um
ist Theophil ein Jahr zu⸗ Deutschen
desselben schon in den reisenden
Während
stellungen des mit einem wichtigen Abschnitt hessischer Geschichte eng verbundenen Lebens des ersten Großherzogs die ihm als letzten Landes= herrn von Hanau Lichtenberg zu Theil gewordenen Huldigungen bis⸗ ber eine entsprechende Berüäcksichtigung nicht gefunden haben und die der Grafschaft gewidmeten Sonderschilderungen nichts darüber ent⸗
Der von Dr, med. Carl Driver, Besitzer der Lungen- heilanstalt Reiboldegrün i. S. Sr. Majestät dem König von Sachsen am 19. Juli 1890 überreichten Abhandlung über die Nothwendigkeit der Errichtung von zablreichen Volks⸗— beilstätten für Lungenkranke entnebmen wir folgende inter⸗ essante statistische Daten: Nach offiziellen Quellen betrug die Ein- wohnerzahl Englands, welches 18 Hospitäler für Lungenkranke befitzt, die 7009 Kranke aufzunehmen im Stande sind und die mithin durch Uebernahme dieser ebenso viele Seuchenherde dem allgemeinen Verkehr entrücken und unschädli i sammtzabl der Todesfälle 398 385 — 22, 97 0/0, die Zabl der Todesfälle an Tuberkulose 66 025 — 2,97 άσ der Lebenden, während im Jahre 28 628 804 Einwohnern 17.85 9/0 und darunter an Tuberkulose 62 682 — 1,545 0 der Lebenden starben. hat in England eine Verminderung der Gesammt⸗Todesfälle um 512 pro Mille Gesammt⸗Sterklichkeit,
1,425 pro ] an 50 0 der Gesammt ⸗ Todesfälle an Tuberkulose Platz gegriffen, während für alle anderen Krankbeiten in den gedachten 46 Jahren sich eine Verminderung von nur 10 ½ der Todesfälle berausstellt. in allen übrigen Ländern die Zabl Tuberkulose von Jahr zu Jahr steigt, und zwar bis zu 259i, trotz aller Verbesserungen und Ässanirungen der großen Städte in Bezug auf Kanalisation, Abfuhr von Fäkalien, Straßenreinigung ꝛc., fällt diese Zabl in England fortwährend und zwar um so mehr, je mehr allgemeine Sanatorien errichtet werden.
ch machen, im Jahre 1848 17 340 492, die Ge⸗
insgesammt 510 971 —
Das heißt: in den 40 Jahren von 1843 —1888 der Lebenden oder
dagegen der Mille der
25 00 der Schwind⸗ oder nahe
ungefãhr um Todesfälle an Lebenden
der Todesfälle an
zur Aufnahme unbemittelter Brustkranker
Kommandit Gesellschaften auf Aktien u. Aktien / Gesellsch. Berufe · Genossenschaften.
Erwerbs, und Wirthschafts⸗Genossenschaften.
Wochen ⸗Ausweise der deutschen Zettelbanken. Verschiedene Bekanntmachungen.
1) Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.
30994 Steckbrief.
Gegen den unten beschriebenen Kutscher Hermann Wilhelm Bornemann, geboren am 12. April 1867 in Luckenwalde, welcher flüchtig ist, ist die Unter⸗ suchungsbaft wegen Unterschlagung in den Akten J. J. b. 554 / 90 verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das nächste Justizgefängniß abzuliefern.
Berlin, den 30. August 1890.
Königliche Staatsanwaltschaft. J.
Beschreibung: Alter 23 Jahre, Größe 1,60 m, Statur untersetzt, Haare dunkelblend, Stirn frei, Bart, Anflug von Schnurrbart, Augenbrauen dunkel⸗ blond, Nase gewöhnlich, Mund gewöhnlich, Zähne vollständig, Kinn rund, Gesicht länglich, Gesichts⸗ farbe gesund, Sprache deutsch. Besondere Kenn⸗ zeichen: Narbe über dem linken Auge; schielt mit beiden Augen.
30995
Die durch Beschluß der Strafkammer des Kaiser⸗ lichen Landgerichts zu Saargemünd vom 18. Januar 1889 gegen den Bäcker Aloys Ensmann, geboren am 8. März 1864 in Saarunion, wegen Verletzung der Wehrpflicht ausgesprochene Vermögens beschlag⸗ nahme ist durch Beschluß derselben Gerichtsstelle vom 28. August 1890 wieder aufgehoben worden.
Saargemünd, den 30. August 1890.
Der Kaiserliche Erste Staatsanwalt. F. d.: Hünten.
2) Zwangsvollftreckungen, Anfgebote, Vorladungen u. dgl.
30869] Aufgebot. ö
Das Quittungsbuch der städtischen Sparkasse zu Königsberg Nr. 125 009 über 30,91 MS und Zinsen, ausgefertigt für Otto Loewi, ist angeblich verloren gegangen und soll auf Antrag des Kaufmanns Moritz Loewi aus Königsberg zum Zwecke der neuen Aus fertigung amortisirt werden.
Es wird daher der Inhaber des Buches aufgefor⸗ dert, spätestens im Aufgebotstermine
den 24. März 1891, Vormittags 12 Uhr, seine Rechte bei dem unterzeichneten Gerichte (3im⸗ mer 34) anzumelden und das Buch vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung desselben erfolgen wird.
Königsberg, den 23. August 1890.
Das Königliche Amtsgericht. T.
loo Aufgebot.
Auf den Antrag der Ehefrau des Landgebräuchers Schuster, Ida Borothea, geb. Osten, verwittwete
reese, zu Arle, ist das Aufgebotsverfahren zum
wecke der Todeserklärung aegen den am 21. Januar 1848 zu Arle geborenen und seit Ende Februar 1865 verschollenen Seefahrer Jacob Peters Freese, Sohn der Cheleute Warfsmann Jann Abrahams Freese und Ida Dorothea, geb. Osten, eingeleitet.
er genannte Verschollene beziehungsweise seine unbekannten Erben und Erbnebmer werden hierdurch aufgefordert, sich spätestens in dem auf Dienstag, den 16. Juni 1891, Vormittags 19 Uhr, an hiesiger Gerichtestelle anberaumten Aufgebotstermine schriftlich oder persönlich bei dem unterzeichneten Gerichte zu melden. Erfolgt eine solche Meldung nicht, so wird der genannte Verschollene für todt erklärt und sein Nachlaß den bekannten nächsten gesetzlichen Erben ausgeantwortet werden.
Berum, den 29. August 1890.
Königliches Amtsgericht.
ls 1oos
Das Aufgebot des unterzeichneten Gerichts vom II. Juli d. J. wird dahin berichtigt, daß der in demselben zu I. bezeichnete Matrose Friedrich Gre⸗ sens aus Danzig nicht am 24. Mai 1889 sondern am 24. Mai 1859 zu Rotterdam auf dem Nieder ländischen Barkschiffe Jan von Hoorn verstorben ist.
Danzig, den 30. August 1896.
Königliches Amtsgericht. X.
31005) Im Namen des Königs! Verkündet am 20. August 1890.
Kallien, Gerichtsschreiber.
In Sachen, betreffend die Todeserklärung des Matrosen Adolph Ludwig Rehberg aus Bürger wiesen, erkennt das Königliche Amtsgericht T. zu Danzig durch den Gerichts ⸗Assessor Cohn für Recht:
17 Der Matrose Adolph Ludwig Rehberg aus
Bürgerwiesen, geboren den 19. Dezember 1843 wird für todt erklärt. 2) Die Kosten des Aufgebot verfahrens sind aus dem Nachlaß 26 . zu entnehmen. o hn.
Im Namen des Königs!
Verkündet am 20. August 1890.
Kallien, Gerichtsschreiber.
In Sachen betreffend die Todeserklärung des Landwirths Jacob Rybicki, zuletzt in Nieder— Prangenau bezw. Danzig wohnhaft, erkennt das Königliche Amtsgericht X. zu Danzig durch den Gerichts⸗Assessor Cohn für Recht:
1) der am 2. September 1818 zu Zieglershuben geborene Landwirth Jacob Rybicki wird für todt erklärt.
2) Die Kosten des Verfahrens sind aus dem Nachlasse k entnehmen.
ohn.
Im Namen des Königs!
Verkündet am 20. August 1896.
Kallien, Gerichtsschreiber.
In Sachen, betreffend die Todeserklärung des Matrosen Gustav Adolf Spanning alias Spanneck aus Neufahrwasser, erkennt das Königliche Amts⸗ gericht L. zu Danzig durch den Gerichtsassessor Cohn für Recht:
1) Der gm 20. Dezember 1852 zu Neufahrwasser geborene Matrose Gustar Adolf Spanniag alias Spanneck wird für todt erklärt.
2) Die Kosten des Aufgebotsverfahrens sind aus dem Nachlasse ö . entnehmen.
ohn.
31006
31007
31013 Gekanntmachung. Urtheils⸗ Auszug.
Das K. Amtsgericht zu Landau, Pfalz, hat durch den K. Oberamtsrichter Schultz folgendes Ausschluß⸗ urtheil erlassen:
Das K. Amtsgericht erklärt den unterm 1. Februar 1889 von der Firma Ullmann Söhne in Frankfurt auf Th. Garrecht in Offenbach bei Landau gezogenen, von diesem acceptirten, am 10. April 1885 fällig gewesenen und mit einem an J. Burgart, Holz- händler in Mühlhausen adressirten Briefe zu Verlust gegangenen Wechsel von 4 259. — für kraftlos und legt der Antragstellerin die Kosten des Verfahrens
zur Last. gez. Schultz. Verkündet in der öffentlichen Sitzung vom 29. August 1890. Der Gerichtsschreiber: gez. Boll, K. Sekretär. Für die Richtigkeit: Die K. Amtsgerichtsschreiberei zu Landau, Pfalz. Hatzfeld, K. Sekretär.
31012
Auf Antrag des Kirchenvorstandes zu Neukirchen und des Maurers Pet. Fr. Eggers in Glücksburg hat das Königliche Amtsgericht in Flensburg durch den Amtsgerichtsrath Christensen im Aufgebotstermin vom 19. August 1890 für Recht erkannt:
I) die im Grundbuch von Roikyer Bd. J. Blatt 28 auf dem Blatt des H. G. E. Casper einge⸗ tragene Obligation vom 6. Juni 1851 über 1200 S für den Fonds zur Unterhaltung des Pastorats zu Neukirchen, = die im Grundbuche von Glückäburg Bd. JI. Bl. 9 auf dem Blatt der Wittwe Maria Eggers, geb. Christiansen, und Sohn P. F. Eggers ein⸗ getragene Obligation vom 13. Juni 1864 über pro resto 1387,50 M für Hermann Nienstaedt
in en nf ; werden für kraftlos erklärt. = (ger) C hrist en sen. ĩ Veröffentlicht: Hellmann, Gerichtsschreiber.
31011 Bekanntmachung.
Auf den Antrag des Wirths Stanislaus Krzvszto ⸗ fowiez zu Plewisk hat das unterzeichnete Gericht am 25. August 1890 für Recht erkannt:
Nachbezeichnete Hypothekendokumente, und zwar
a. das Dokument über die im Grundbuche des Grundstücks Plewisk Nr. 62 in Abtheilung III. Nr. 5 für die Kreisgerichts⸗Salarienkasse zu Posen eingetragenen 456 Thaler 15 Sgr. 2 Pf. Kosten, PD. das Dokument über die im Grundbuche des- selben Grundstücks in Abtbeilung III. Nr. 6 für die Königliche Kreisgerichts⸗-Salarienkasse zu Posen ein— getragenen 44 Thaler 25 Sgr. 10 Pf. Kosten
werden für kraftlos erklärt.
Posen, den 27. August 1890
Königliches Amtsgericht. Abtheilung ITV.
31009 Im Namen des Königs?! Verkündet am 19. Juli 1880. v. Kéler, Gerichtsschreiber. Auf den Antrag 1) des Landwirths Michael Balla ] in ; 2) des Arbeiters Gottlieb Feyka sHeinrichsdorf, 3) der Besitzer Friedrich und Julie, geb. Balla, Hermannsschen Eheleute in Neudorf erkennt das Königliche Amtsgericht zu Soldan O. / Pr. durch den Gerichts-Assessor Conrad für Recht: Alle Ansprüche auf den aus der oben genannten Post zur Hebung kommenden Betrag, welche nicht angemeldet worden sind, werden ausgeschlossen.
Folgende Personen: 1) der Arbeiterfrau Anna Gralla, geb. Balla, 2) der Arbeiterfrau Julie Kuhn, geb. Balla, Beide aus Heinrichsdorf, werden die von ihnen als Erbinnen des Sohnes des Michael Balla angemeldeten Ansprüche auf diese Post. vorbehalten. Die Antragsteller haben die Kosten dieses Ver⸗ fahrens zu tragen. Conrad.
31010 Bekanntmachung.
Auf den Antrag des Wirthes Johann Frackowiak zu Swiatniki hat das unterzeichnete Gericht am 21. August 1890 für Recht erkannt:
Sämmtliche etwaige Berechtigte werden aus- geschlossen mit ihren Ansprüchen auf die im Grund⸗ buche des Grundstücks Swigtniki Nr. 5 in Ab theilung III. Nr. 2 sjür den Wirth Valentin Jahns ju Rogalinek eingetragene Post von 49 Thalern Darlehn nebst 5 Prozent Zinsen und den Kosten der Eintragung und Einziehung (welche Post auch auf die Grundstücke Swigtniki Nr. 236 und 44 Über⸗ tragen ist).
Posen, den 26. August 1890.
Königliches Amtsgericht. Abtheilung TV.
130733 Oeffentliche Zustellung.
Die verehelichte Milchfahrer Hein, Charlotte, geborene Hummel, zu Berlin, Bergstraße Nr. 3, vertreten durch den Justizrath Dr. Lebin zu Berlin, Kochstraße 19, klagt gegen ihren Ehemann, den Milchfahrer Gottlieb Hein, fruher zu Rosenthal, Kreis Niederbarnim, jeßt unbekannten Aufenthalts, wegen Chescheidung mit dem Antrage, das zwischen den Parteien bestehende Band der Ehe zu trennen und den Beklagten für den allein schuldigen Theil zu erklären, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtestreits vor die erste Ci⸗ vilkammer des Königlichen Landgerichts IJ. zu Berlin, Hallesches Ufer Nr. 29/31, Zimmer 33, auf den 11. Dezember 1890, Vormittags 10 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Ge⸗ richte zugelassenen Anwalt zu bestellen. 3. Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.
Berlin, den 28. August 1890. Schmarr, Aktuar, als Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts I., Civilkammer 1.
31015 Oeffentliche Zustellung.
Der Kaufmann Felix Koerner zu Lauban, vertreten durch den Rechtsanwalt Bödner zu. Görlitz, klagt gegen seine Ehefrau Elmira, geb. Heuckeroth, unbekannten Aufenthalts, wegen Chescheidung mit dem Antrage, die Ehe zu trennen und die Beklagte für den schuldigen Theil zu erklären, und ladet die Beklagte zur mündlichen Verhandlung des Rechts- treits vor die II. Civilkammer des Königlichen andgerichts zu Görlitz auf den 19. Dezember 1890, Vormittags 9 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Kluge, Sekretär,
als Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichte.
=
31016 Oeffentliche Zufstellung.
Die verebelichte Gelbgießer Wilhelmine Mattusch, geborene Lehmann, zu Halle a. S., vertreten durch den Rechtsanwalt Trautmann, klagt gegen den Gelb⸗ gießer Heinrich Mattusch aus Halle a. S., zur Zeit in unbekannter Abwesenheit, wegen böswilliger Verlafsung mit dem Antrage auf Ehescheidung, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsfstreits vor die vierte Civilkammer des Königlichen Landgerichts zu Halle a. S. auf den 3. Dezember 1890, Vormittags 9 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.
Halle a. / S., den 30. August 1880.
ö Waage, Assistent,
Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts.
31017! Deffentliche Zustellung.
Die Arbeiterfrau Wilhelmine Pingel zu Podlechen, vertreten durch die Rechtsanwälte Ludwig von Schimmel⸗ fennig, Justiz⸗Rath, und Walter von Schimmel fennig zu Bartenstein, klagt gegen ihren Ehemann, den Arbeiter August Pingel, jetzt unbekanntem Auf⸗ enthalts, wegen Ehescheidung, mit dem Antrage, das zwischen Parteien bestehende Band der Ehe zu trennen und den Beklagten für den schuldigen Theil zu erklären, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor die J. Civil⸗ kammer des Königlichen Landgerichts zu Bartenstein auf den 9. Dezember 1890, Vormittags 19 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.
Bartenstein, den 16. August 1890.
. — Kroll, Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts.
Oeffentliche Zustellung. Der Lederhändler Johann Baptist Straumann zu Kaysersberg klagt gegen die Eheleute Albert
31019
Sick und Melanie Slty, Schuster, früher in Schnierlach, z. 3. in Nancy (Frankreich), für im Jahre 1886 käuflich bezogene Lederwaaren, mit dem Antrage, die Beklagten solidarisch kostenfällig zur Zahlung von 120,5 „ nebst 6 Prozent Zinsen seit dem 18. August 1886 zu xverurtheilen und das Urtheil für vorläufig vollstreckbar zu erklären, und ladet die Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Kaiserliche Amtsgericht zu Schnierlach auf den 11. November 1890, Vormittags 8s Uhr. Zum Zwecke der öffent⸗ lichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.
(L. S.] C. Simon,
Gerichtsschreiber des Kaiserlichen Amtsgerichts.
31014 Oeffentliche Zuftellung.
Der Bäcker Hermann Mettler in Oberlahnstein, vertreten durch Rechtsanwalt Frey in Wiesbaden, klagt 1) gegen den mit unbekanntem Aufenthalte ab⸗ wesenden Bäcker Wilhelm Günther von Oberlahn⸗ stein, 2) gegen dessen Ehefrau Margarethe, geb. Faßbender in Oberlahnstein, wegen Forderung aus baarem Darleben und käuflich gelieferten Backwaaren unter der Behauptung, die Beklagten seien nach einer am 7. November 1389 vorgenommenen Ab⸗ rechnung dem Kläger a. den Betrag von 950 S und b. den Betrag von 1250 „ schuldig verblieben, welche Beträge die Beklagten anerkannt und mit . zu zahlen versprochen hätten, und sei die orderung ad a. durch Errichtung einer Hypothek gedeckt, mit dem Antrage, die Beklagten kostenfällig zur Zahlung von 1230 66 nebst 5 , Zinsen vom J. November 1889 an zu verurtheilen, auch das Urtheil gegen Sicherheitsleistung für vorläufig vollstreckbar zu erklären, und ladet die Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor die J. Civil⸗ kammer des Königlichen Landgerichts zu Wiesbaden auf den 15. Dezember 1890, Vormittags 9 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der offentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.
Wiesbaden, den 31. August 1890. ; Schneider, Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts.