anliegenden Statuts vom 10. Juli 1890 hierdurch die Rechte einer juristischen Person verleihen. Diese Verleihung erfolgt jedoch nur unter dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß die Gesellschaft ihre Geschäftsthätigkeit nicht eher beginnen darf, bis die in 42 des Statuts vorgesehenen baaren Einzahlungen auf den Betriebsfonds und die Be⸗ legung des Restes durch Solawechsel der Aussichta behörde nachgewiesen worden sind, und daß die ertheilte Konzession erlischt, wenn der gedachte Nachweis nicht binnen sechs Monaten — von der Behändigung der gegenwärtigen Statuts— genehmigung ab gerechnet — geführt wird. Narwa, den 18. August 1890. . . Wilhelm k.
Zugleich für den Justiz? Für den Minister für Handel dug Minister: duft ö und Gewerbe: Herrfurth. von Boetticher. An die Minister des Innern, der Justiz und für Handel und Gewerbe.
Ju st iz⸗Ministerium.
Der Rechtsanwalt Fülscher zu Wandsbeck ist zum Notar für den Bezirk des Ober-Landesgerichts zu Kiel, mit An⸗ weisung seines Wohnsitzes in Wandsbeck, und der Rechts⸗ anwalt Müller zu Brandenburg a. H. zum Notar sür den Bezirk des Kammergerichts, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Brandenburg a. H., ernannt worden.
Aichtamtslich es.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 5. September.
Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich gestern Vormittag an Bord der „Hohenzollern“ von Eckensund nach Flensburg und von dort zu Wagen durch die festlich geschmückte Stadt, von der zu Tausenden zu— sammengeströmten Bevölkerung jubelnd begrüßt, nach dem Exerzierplatz, wo Allerhöchstdieselben zu Pferde stiegen und bei herrlichem Wetter die Parade über das IX. Armee— Corps abhielten. Der Parade, welche glänzend verlief, wohnte auch Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, Aller— höchstwelche kurz zuvor in Flensburg eingetroffen war, bei. Nach Schluß der Parade nahmen Beide Majestäten das von der Stadt Flensburg angebotene Frühstück im dortigen Rath— ö. ein und ließen Sich bei dieser Gelegenheit die Mitglieder des
agistrats vorstellen. Se. Majestät kehrten demnächst an Bord der „Hohenzollern“ auf dem Ankerplatz bei Ecken sund zurück und begaben Sich vor 6 Uhr nach Gravenstein, wo das Parade Diner im Zelte servirt wurde. Während desselben erhoben Sich Se. Majestät, um auf das Wohl des IX. Armee-Corps, welches sich in so vorzüglicher Verfassung gezeigt habe, zu trinken, während dem kommandirenden General des Armee— Corps, General der Infanterie von Leszezynski, die Ehre zu Theil wurde, diesen Toast mit einem Hoch auf den Aller— höchsten Kriegsherrn beantworten zu dürfen. Nach dem Diner kehrten Se. Majestät an Bord der „Hohenzollern“ zurück.
Im Laufe der Parade geruhten Se. Majestät auch die Front der auf dem Platze aufgestellten zahlreichen Kriegervereine ab— zureiten und an viele Mitglieder derselben huldreiche Worte zu richten.
Heute früh um 7 Uhr fuhren Se. Majestät an Bord der „Hohenzollern“ nach Wassersleben, um dort zu Pferde zu steigen und dem in der Gegend von Bau stattfindenden Corps— Manöver beizuwohnen.
Ueber die Ankunft Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin in Flensburg, sowie über die Parade des IX. Armee-Corps wird uns geschrieben:
Flensburg, 4 September. Ein begeisterter Empfang war es, der heute Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin in Flensburg zu Theil wurde. Schon vor der Landung Sr. Majestaät des Kaisers und der Ankunft Ihrer Majestät der Kaiserin auf dem Bahnhofe, welche fast gleichzeütig um gi /a Uhr Vormittags erfolgte, waren Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Heinrich, der Prinz Albrecht, der Prinz Rupprecht von Bayern und Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erz— herzog Stephan von Oesterreich, sowie der Admiral Freiherr von Sterneck und eine große Suite Sr. Majestät von deutschen und österreichischen Marine⸗Offizieren in Flensburg eingetroffen und hatten sich alsbald nach dem Paradefelde begeben, wohin auch Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Heinrich ge⸗ fahren war.
Als das Kaiserschiff — es war 9 Uhr — in Sicht ge⸗ kommen war, begannen sämmtliche Glocken der Staßt zu läuten. An der Landungsstelle wurde Se. Majestät der Kaiser von dem Kommandanten der Stadt, Oberst-Lieutenant von Wenckstern, dem Ober-⸗Bürgermeister Toosbüy und dem Land⸗ rath Dr. Rasch ehrfurchtsvoll begrüßt, während die zahlreiche Menschenmenge in brausende Hochrufe ausbrach. Se. Majestät fuhr in einer vierspännigen Hofequipage unter Voraufritt des Ordonnanz-Offiziers vom Landungsplatze direkt nach dem Paradefelde, nachdem die nächste Umgebung Sr. Majestät, die Chefs des Hauptquartiers und des Militãärkabinets, sich kurz vorher dorthin begeben hatten. Zur Linken des Kaisers und Königs, Allerhöchstwelcher die große gestickte Generals⸗Uniform angelegt hatte, saß Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein in der rothen Uniform der Leib— Garde⸗Husaren. .
Gegen in Uhr war auch Ihre Majestät die Kaiserin und Königin mit Sonderzug auf dem Bahnhof angekommen. Hier erfolgte die Vorstellung der zum Empfange . Herren, zu welcher auch der Ober-Bürgermeister Und der Landrath von der Landungsstelle aus noch rechtzeitig erschienen waren, durch den Ober-⸗Hosmeister Ihrer Majestat Freiherrn von Mirbach. Ihre Majestät geruhte alsdann aus der Hand der Gemahlin des Commandeurs der 18. Division, General Lieutenants von Scherff, einen Rosenstrauß entgegenzunehmen und dankte der Spenderin in huldvollen Worten. In der Vorhalle wurde Ihre Majeslät von 25 weißgekleideten Jungfrauen, welche auf ihrer Schulter lange Schleifen in den schleswig holsteinischen Farben trugen, begrüßt; die Tochter des Kommierzien-Raths Schmidt hatte die Ehre, der Kaiserin mit einer poetischen Ansprache einen Blumenstrauß überreichen zu dürfen. Sichtlich gerührt über die festliche Begrüßung auf heimathlichem Boden,
dankte die Hohe Frau der Sprecherin in huldvollster Weise und zog später, nachdem Allerhöchstdieselbe unter den vor dem Bahnhofe errichteten herrlichen Baldachin ge⸗ treten war, noch den Ober⸗Bürgermeister Toosbüy, den Kirchen⸗ propst Peters und den Stadtverordneten⸗Vorsteher Andresen in ein längeres Gespräch. Nachdem auch der Ober⸗Hof⸗ und Hausmarschall Graf zu Eulenburg und der Hofmarschall Frei⸗ herr von Lyncker von der Landungsstelle aus zur Begrüßung ö Maj stät eingetroffen waren, erfolgte in einer sechs pännigen zofequipage die Abfahrt nach dem Exercierplatz. An der Seite Ihrer Majestät hatte die Ober⸗-Höofmeisterin Gräfin von Brockdorff Pl B. gengmmen, während die erlauchte Schwester Ihrer WMajestät, Ihre Hoheit die Herzogin Friedrich Ferdinand zu Schleswig⸗Holstein⸗Sonderburg⸗Glücksburg in einem vier⸗ spännigen Hofwagen und dann die in der Begleitung Ihrer Majestat sich befindenden Hofdamen folgten. Dem Wagen der erlauchten Frau ritten 2 Mann der Leibgarde Aller— höchstderselben vorauf, während 2 Leibgardisten dem Wagen folgten und ein Unteroffizier der Leibgarde neben dem Wagen ritt. - .
Brausender Jubel ertönte auf der ganzen Fahrt beider Majestäten zum Pa gdefelde, Tücher⸗ und Hüte-Schwenken be— gleitete Allerhöchstdieselben. Sämmtliche Schulen der Stadt und ebenso die Gewerke und Korporationen bildeten in der Einzugsstraße Spalier. .
Beim Erscheinen auf dem großen Exerzierplatze, wo die Truppen des IX. Armee⸗Corps in Parade standen, wurden die Majestäten von einer glänzenden Suite, welche mit den direkten Vorgesetzten am rechten Flügel des ersten Treffens Ausstellung genommen hatte, empfangen. Die Truppen prasentirlen unter klingendem Spiel das Gewehr, während Ihre Majestäten dle Parade abnahmen. Alsdann rangirten sich die Truppen zum zweimaligen Vorbei⸗ marsch, der in der bereits gemeldeten Weise geschah, nur, mit Rücksicht auf den herrschenden Wind zum zweiten Male in einer etwas veränderten Richtung. Nach der Parade sprach Se. Majestät den Generalen und Regiments⸗ resp. Bataillons Commandeuren Allerböchseine Anerkennung über dieselbe aus. Beim Heimritt setzte Sich Se. Majestät, Allerhöchst— welcher den kommandirenden General der Infanterie von Leszczynski an Seine Seite befohlen hatte, gefolgt von der Suite, unmittelbar vor der Musik an die Spitze der Fahnen⸗ Compagnie, welche das Infanterie-Regiment Nr. 31 gestellt hatte. Vorauf fuhr, umgeben von den berittenen Leibgardisten, Ihre Majestät die Kaiserin, Allerhöchstwelcher die Herzoge Friedrich Ferdinand zu Schleswig⸗Holstein⸗Sonderburg⸗-Gluͤcks⸗ burg und Ernst Günther zu Schleswig-Holstein als Ordonnanz— Offiziere Sr. Majestat folgten. Vor dem Rathhause ließ Se. Majestät die Fahnen Compagnie defiliren und begab Sich alsdann mit Ihrer Majestät der Kaiserin unter dem Geläute aller Glocken zu dem hier von der Stadt dargebotenen Frühstück, welches etwa drei Viertelstunden dauerte. An diesem nahm auch der General⸗ Feldmarschall Graf Moltke Theil, welcher der Parade aber nicht beigewohnt hatte und auf der Fahrt nach dem Rath⸗ hause von der Bevölkerung herzlich begrüßt wurde. Gegen 2 Uhr erfolgte die Absahrt Ihrer Majestäten nach dem Hafen, um Sich nach Schloß Gravenstein einzuschiffen. Unter leb— haften Kundgebungen der Bevölkerung, wofür die Majestäten nach allen Seiten grüßend dankten, erfolgte die Abfahrt Aller⸗ höchstderselben. .
Bei Ihrem Eintreffen in Gravenstein wurden die Majestäten von der zahlreich zusammengeströmten Bevölkerung mit patriotischer Begeisterung lebhaft begrüßt. Im Schlosse fand alsdann um 6 Uhr das Paradediner statt, bei welchem Se. Majestät, wie „W. T. B.“ meldet, etwa folgenden Trink⸗ spruch ausbrachte:
Er freue Sich, auf dem Boden von Schleswig ⸗Holstein zu weilen und das 18. Armee ⸗Corps zu begrüßen. Er wisse sehr wohl, daß eine Zeit, wie die jetzige, viel Arbeit, Mühe und Vorbereitung erfordere, ebenso aber auch, daß dem Soldaten das Lob seiner Vor—⸗ gesetzten zur böchsten Genugthuung gereiche. Er werde nie die hohe Freude vergessen, die Er empfunden, als Er als junger Soldat zum erften Male von Seinem Hauptmann belobt worden sei. Er trinke auf das Wohl des 1X. Armee ⸗Corps.“
Der kommandirende General von Leszinsky dankte dem Allerhöchsten Kriegsherrn für diese hohe Auszeichnung, gab die Versicherung unwandelbarer Treue im Namen des Armee⸗ Corps ab und brachte ein dreifaches Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus.
Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich ist mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victor ia und Margaxethe, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, gestern Abend an Bord der „Surprise“ in Venedig ein⸗ getroffen.
Ueber Schloß Rohnstock, wo während der bevor⸗ stehenden Manöver in Schlesien Se. Majestät der Kaiser und König und Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich, König von Ungarn für einige Tage Ihren Aufenthalt nehmen werden, wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben:
Ein vortrefflicher Kenner der vaterländischen Geschichte, wie Se. Majestät der Kaiser Wilhelm ist, wird er durch die von ihm be⸗ wohnten historischen Räume in mannigfacher Hinsicht an jene Zeit erinnert werden, wo sein großer Ahne um den Besitz Schlesiens gerungen hat mit demselben Herrschergeschlecht, dem Kaifer Franz Joseph von DOesterreich entsprossen ist. Hier hatte vor der denkwürdigen Schlacht von Hohenfriedberg der Oberfeldherr der mit den Oesterreichern verbündeten sächsischen Truppen, der Herzog von Weißenfels, sein Hauptquartier. Friedrich der Große, der nach der Schlacht von Hohenfriedberg in dem gastlichen Schlosse des Grafen von Hochberg sein Nachtquartier nahm, ist nachher bei jeder thunlichen Gelegenheit nach Rohnstock zurückgekehrt und bat dort of mals mehrere Tage hindurch, so vom 24. März bis zum 4. April 17099, gewohnt. Der ältere Theil des Schlosses stammt noch aus jener Fridericianischen Zeit Seinem gegenwärtigen Besitzer verdankt es seine jetzige Gestalt. Seitdem Graf Bolko von Hochberg, der jüngste Sohn des im Jahre 1855 verstorbenen Fürsten von Pleß, die von seinem Vater ererbte Herrschaft Rohnstock, mit der Minder standesherrschaft Neuschloß verbunden, zu einem Fideikommiß ge— macht hat, ist Schloß Rohnstock kunftsinnig und in den edelsten Formen der Renaissance umgebaut und dadurch eine hervorragende Zierde der an alten und schönen Schlössern überaus reichen Provinz Schlesien geworden Eine Fülle von Kunstschätzen ist hier zusammen⸗ getragen. Seinen Aufenthalt als Botschafts ˖ Attachs in St. Petersburg und Florenz hat der Graf dazu benutzt, für sein Schloß eine Menge alten Hausgeräths sowie eine gewählte Sammlung von Bildern be⸗ rühmter Meister zu erwerben. Die Zimmer, zumeist mit alten fran⸗ zösischen Gobelins geziert, sind in Renagissance gehalten, und zwar sowohl diejenigen, welche Kaiser Wilhelm im Erdgeschoß bewohnen
wird — es sind dies Wohn., E, Arbeite, Schlafzimmer, Bade= aum =, als, die im ersten Stock, welche für den Kaiser Franz Joseph hergerichtet sind. Die Zahl der letzteren beträgt ebenfalls fünf. An das mit künstlerisch wertbvollen Wandgemälden augge= stattete Wohnzimmer, in welchem besonders die mächtigen Marmwor= kamine ins Auge fallen, grenzt das Arbeitszimmer des Schloßherrn Grafen Hochberg, das dem österreichischen Kaiser als Arbeite zimmer dienen wird. An dasselbe schließt sich direkt das Schlafzimmer an. in welchem ein kleines Gemälde von Rafael, die Verkündigung Mariã darstellend, das Auge des Kenners fesselt. Ein mit einer reichhaltigen Sammlung kostbarer Porzellane ausgestattetes Frübstückszimmer und ein durch besonders farbenprächtige Gobelins hervorragendes Gesell⸗ schaftszimmer bilden den Beschluß der Wohnräume des Kaisers
Franz Joseph.
Der bisher im Königlichen Ministerium für Handel und Gewerbe kommissarisch beschäftigte Regierungs⸗Asseffor Pr. jur. Lotz aus Bromberg ist mit der kommissarischen Verwaltung des Landraths amtes im Kreise Leer, Regierungsbezirk Aurich, beauftragt worden.
Der Regierungs-Assessor von Doetinchem de Rande ist der Königlichen Regierung zu Kassel überwiesen worden.
S. M. Fahrzeug „Loreley“, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän von Henk, ist am 4. d. M. in Konstantinopel eingetroffen.
Homburg v. d. H., 4. September. Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales hat, nach „W. T. B. *. heute Vormittag dem Fürsten von Bismarck einen Besuch gemacht, nachdem der Fürst den Prinzen nicht zu Hause angetroffen hatte. Um 5 Uhr Abends ist der Prinz von Wales nach Frankfurt gefahren, von wo er noch heute nach England weiterreist.
Bayern. ;
München, 5. September. Se. Königliche Hoheit der Prinz Regent hat, wie „W. T. B.“ meldet, mittelst Dekrets 1 4. München, 26. August d. J, den Dompropst Dr. Jose ph Schork in Würzburg zum Erzbischof von Bamberg ernannt.
Auf dem am Mittwoch zu Ehren von Dr. Karl Peters veranstalteten Fest abend, welcher von 500 —– „00 Personen aus den besten Kreisen der Gesellschafst besucht war, äußerte sich Dr, Peters der „Allgemeinen Zeitung“ zufolge über das deutsch-englische Abkommen ungefahr folgendermaßen:
Nach dem Vertrage hätten Deutschland und England in Uganda und dem gesammten Victoria Nyanza -Gebiet völlig gleiche Rechte in Bezug auf Handelsfreiheit und Niederlassung. Er selbst (Peters) sei sich von vornherein darüber klar gewesen, daß er mit Uganda keinen Protektorats Vertrag abschließen könne, der einerseits in Deutschland nicht genehmigt werden würde, andererseits Deutschland eine unermeßliche Summe politischer und wirth⸗ schaftlicher Pflichten auferlegt hätte. Es habe daher nur daruf ankommen können, Deutschland in Uganda diejenigen Rechte zu sichern, deren der deutsche Handel dort bedürfe. Dies sei erreicht. Dr. Peters führte weiter aus, daß der Handel dort seit alter Zeit den Weg nach Süden über den Victoria Nyanza nehme und daß daher stets diejenige Nation im Vortbeil sein werde, welche das Südufer des Sees beherrsche. Das deutsch - englische Abkommen habe für Deutschland die von Peters angestrebte Stellung in Uganda gesichert; das sei bisher in Deutschland zu wenig bekannt und zu wenig be achtet, Er, hoff? durch diese Erklärung dazu beizutragen, daß wenigstens dieser Theil des Vertrags günstiger beurtheilt werde. Be⸗= züglich des Emin Paschazuges erklärte Peters, sein Plan sei keineswegs gewesen, Emin zum Aufgeben seines civilisatorischen Vorpostens zu bewegen, sondern ihn auf demselben mit den vorhandenen schwachen Mitteln nach Thunlichkeit zu verstärken und ihm dann durch Uganda über den Victoria Nyanza und durch das deutsche Gehiet hindurch die Verbindung mit der Civilisation dauernd zu sichern; dies habe Emin ihm später auch als völlig genügend bezeichnet. Emin habe iha ferner zu erklären ermächtigt, daß er nur auf einen von Stanley Überbrachten formellen Befehl des Khedive seinen Posten geräumt habe, weil Stanley behauptet habe, er sei ermächtigt, im Weigerungsfalle diese Räumung mit Gewalt zu erzwingen. Auf Peters' Frage, weshalb Emin der Gewalt nicht Gewalt entgegengesetzt habe, habe Letzterer erwidert, seine Position beruhe darauf, daß er der Vertreter der weißen Rasse in Central · Afrika gewesen sei und aus diesem Grunde niemals gegen Weiße habe fechten können. ö ᷣ .
Wie die „Allgemeine Zeitung“ meldet, wünscht Dr. Peters den Ertrag der Peters-Stiftung zum Bau eines Dampfer s auf dem Victoria Nyanza zu verwenden.
Sachsen.
Dresden, 5. September. Das Königliche Hof⸗ lager mußte, wie W. T. B.“ meldet, von Pillnitz nach Strehlen verlegt werden, da kas Elbwasser in einige Theile des Schlosses ein drang. .
as „Dr. J.“ veröffentlicht in seinem amtlichen Theile nachstehende Bekanntmachung, betreffend die Einfuhr lebender Schweine aus Oesterreich-Ungarn:
Im Einverständniß des Herrn Reichskanzlers ist von dem Ministerium des Innern beschlossen worden, zur Erleichterung der Einfuhr von lebenden Schweinen aus dem Auslande nach den Schlachthösen in den Stäbten Dresden, Chemnitz und Zittau die bisherige Vorschrift, daß die Thiere in Steinbruch in Ungarn zuvor 5 ö. tägige Quarantäne bestanden haben, einstweilen in Wegfall zu stellen.
Es ist daher bis auf Weiteres für die Einfuhr lebender Schweine aus Oesterreich⸗ Ungarn nach den genannten drei Schlacht- höfen nur erforderlich:
a. die Beibringung des bisher vorgeschriebenen Ursyrungszeug⸗ i 2 auch die Bescheinigung der Gesundheit der Thiere ent⸗
alten muß;
b, eine thierärztliche Untersuchung der Thiere an den Grenz ⸗Ein⸗ gangsstellen Bodenbach Tetschen und Zittau; sowie ;
. die. Beförderung der Thiere in geschlosenen Eisenbahn⸗ Waggons ohne Umladung oder Transportverzögerung bis zu einem der oben genannten Bestimmungsorte Behufs alsbaldiger Abschlachtung in dem Schlachthause.
Dresden, den 3. September 1890.
Ministerium des Innern. Für den Minister: Böttcher.
Württemberg. . Friedrichshafen, 2. September. Auf Einladung Ihrer Königlichen Majestäten find, wie der „StA. f. W. meldet, gestern Abend Se. Durchlaucht der Für st zu 9 henlohe-Langenburg mit Ihrer Großherzoglichen
Körner.
oheit der Fürstin und der Prinzessin-⸗Tochter zum esuch hier eingetroffen und im Königlichen Schlosse ab⸗ gestiegen.
Baden.
Karlsruhe, 3. September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog eic heute Abend Schloß Mainau und begab nach der „Karlsr. Ztg.“, nach Straßburg, um am 4.5 5. und 6. September Besichtigungen im Bereiche des XV. und TVI, Armee⸗Corps vorzunehmen. Höchstderselbe wirh Sonntag, den J. d., früh wieder auf Mainau eintreffen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 4. September. Ihre Königliche Hoheit die
Großherzogin ist, nach der „Weim. Ztg.“, gestern bend in Heinrichau in Schlesien eingetroffen. Reuß j. L. Y Greiz. 4. September. Heute Vormittag ist Ihre Durchlaucht die Fürstin mit dem Erbprinzen und den Prin zessinnen Emma, Marie, Karoline und Her—
mine von Schloß Burgk im reußischen Oberlande nach fast zweimonatlichem Aufenthalt hierher zurückgekehrt. Elsaß⸗Lothringen.
Straßburg, 4. September. Gestern Abend traf, wie die „Straßb. Post“ berichtet, Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Baden hier ein und wurde am Bahnhof vom Polizei- Präsidenten Feichter empfangen. In seiner Be⸗ gleitung befanden sich der Flügel-Adjutant Major Freiherr von Gagern und der Generalstabs-Offizier der V. Armee— Inspektion, Major Freiherr von Wolf-Lüdinghausen. Heute Morgen fuhr Se. Königliche Hoheit, der im Gasthof „zur Stadt Paris“ Absteigequartier genommen hatte, nach Saarburg.
Oefsterreich⸗ Ungarn.
Wien, 5. September. Des anhaltenden Regenwetters wegen fand, wie „W. T. B. aus Te schen meldet, gestern fein. Manöyer statt. Se. Majestät der Kaifer und König hielt eine Revue über die hier konzentrirten Truppen der 12. Division ab. Eine gestern zu Ehren der Anwesenheit Sr. Majestät veranstaltete festliche Beleuchtung der Stadt sowie ein Fackelzug nahmen einen glänzenden Verlauf. Vor dem Schlosse sang eine nach Tausenden zählende Volks menge die Nationalhymne und brachte ein begeistertes Hoch auf den Kaiser aus, welcher vom Balkon aus huldvollst dankte. Bei der da rauf unternommenen Rundfahrt durch die dicht mit Menschen besetzten Straßen der Stadt wurden Sr. Majestãt stürmische Ovationen dargebracht. Heute finden Manöver statt.
Am 3. d. M. haben in der Gruppe des oberöster⸗ reichischen Großgrundbesitzes die Landtagswahlen stattgefunden. Wie die „Wien. Ztg. erfährt, wurden sämmt⸗ liche der konservativen Partei angehörige Kandidaten ein— stimmig gewählt.
Großbritannien und Irland.
London, 5. September. Die Königin von Ru— mänien hat sich von hier am 2. d. M. zum Gebrauch des Seebades nach Llandudno in Wales begeben.
„Der Ober-Befehlshaber der indischen Armee Sir Fre⸗ der ick Roberts hat, der „World“ zufolge, den Auftrag erhalten, die indische Armee theilweise zu reorgani⸗ siren. Einige Kegimenter in den Heeren aller' drei Präsidentschaften sind für den Dienst im Felde un⸗ brauchbar. Sie werden rekrutirt aus den? unkriege— rischen Stämmen Indiens und sollen nun nach und nach ausrangirt werden, indem man neue Regimenter aus den kräftigeren Grenzstämmen bilden will. Die Auflösung der Regimenter erfordert großen Takt und soll dies ber Haupt⸗ grund sein, weshalb die britische Regierung den Amtstermin des Generals Roberts verlängert hat.
Frankreich.
Paris, 5. September. Ihre Majestät die Kaiserin von Oesterreich, Königin von Ungarn hat sich, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend 9 Uhr an Bord der Dacht „Chazalie“ von Bordeaux nach Opor to begeben.
Der Großfürst Georg Michailowitsch ist hier ein— getroffen, um nach kurzem Aufenthalt mit dem Großfürsten Michael Michaiklowitsch die Weiterreise nach Biarritz anzutreten.
Der Kriege-Minister de Freycinet hat für die gegen— wärtigen Manöver ein neues Reglement über den Ersatz der verbrauchten Munition erlassen.
Der britische Admiral Hoskins gab gestern in Toulon an Bord der „Victoria“ ein Diner zu Ehren französischer Notabilitäten, bei welchem Toaste auf die Königin Victoria, den Präfidenten Carnot, sowie auf die franzosische und die englische Marine ausgebracht wurden.
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 5. September. Der Groß fürst
Nikolaus der Aeltere ist, nach ‚„W. T. B.“, gestern in
Lutzk (Wolhynien) eingetroffen zur Eröffnung der Eisenbahn— strecke Lutzt Kiwerzy, einer 12 Werst langen Strecke, welche von 8 Eisenbahn-Compagnien in 18, Tagen hergestellt worden ist.
Der, Kurator des Dorpater Lehrbezirks, Geheimrath Kapustin, ist zum Kurator des St? Petersburger Lehrbezir ks und der bisherige Rektor der Warschauer Universität Lawrowsky zum Kurator des Dorpater Lehrbezirks ernannt worden.
Italien.
Trapani, 4 September. Der Unter⸗-Staatssekretär des Ministeriums des Aeußeren Damian traf, wie, W. T. B.“ meldet, heute Nachmittag hier ein und wurde auf dem Bahn⸗ ole von Mitgliedern des Senats und der Deputirtenkammer, owie von den Behörden und Vereinen unter leb⸗ haften Beifallsbezeugungen empfangen. Das ihm zu Ehren im Garibaldi? Theater! veranstallcte Ban ke?, an welchem 209 Personen, darunter 12 Senatoren und B Deputirte, Theil nahmen, begann um 7 hr. Nachdem
amiani in seiner Rede alle inneren Reformen besprochen hatte, setzte er sehr eingehend die im Interesse des Friedens geleistete rbeit des Mi nisteriums des
eußeren auseinander und sagte:
„Unter den Bündni ßmächten“ nehme Italien eine Stellung Ann, welche dem Nationalstol; Genüge leiste und in gleichem Maße Italiens Interessen wie die feiner Nerbünteten garantire, aber auch Italien in keiner Weise behindere, die intimsten Be⸗ ziehungen zu den anderen Staaten zu pflegen. Der traditionellen reundschaft, mit England, welche in den Herzen der taliener einen so unveränderlichen Platz behaupte, seien neue
Bande zugefügt worden, auf Grund deren sich beide Länder bei einem ibnen anvertrauten Werke der Civilifation vereinigten. Die Be⸗ ziehungen Italiens zu Rußland feien immer berzliche gewesen, und rgnkreich gegenüber babe das Kabinet das Bewußtsein, niemals bsichten kundgegeben zu baben, welche nicht dem Interesse des Frie⸗ 1. und der gegenseitigen Freundschaft beider Länder entsprochen ãtten
Auf die Kolonialpolitik übergehend, erklärte der Redner:
Die Thätigkeit des gegenwärtigen Kabinets habe Erfolge zu verzeichnen, welche die kühnsten Erwartungen Überträfen, und? zwar am Rothen Meer, in Aethiopien und am Indischen Szean. Nach dem Vertrage von Ucciali vom 2. Mai sss erffrecke Italien sein Protektorat auf ganz Aethiovien mit der Provinz Harrar und dem weiten Gebiete des Kaffa- Reichs. Die neuen Gebiete am Indischen Ozean, welche unter italienischem Protektorat und Einfluß standen, seien wobl fast dreimal so groß wie Italien, umfaßten ein zufammenhängen des Küstenland von 1500 Km, mit den reichen Tbälern am linken Ufer des Juba, bis zu den tributpflichtigen Theilen Aethiopiens und den fruchtbaren Gegenden von Ogaden und Wadi ⸗Rogal. Damian er⸗ klärte, Italien arbeite auf eine Verständigung bezüglich der dem Sultan von San sibar unterworfenen Stationen an der Küste Benadir hin, welche dem Protektorat Italiens unterstellt wären, um auch diefe Stationen unter fein Protektorat zu bekommen. ;
Endlich wies Renner auf die bevorstehenden Wahlen hin; nie hahe sich die Nothwendigkeit einer Reubildung der poli⸗ tischen Parteien so klar gezeigt als gegenwärtig, und er hoffe, die Wähler würden ihre Pflicht erkennen, zur Kammer nur zwei konstitutionelle Parteien zu wählen. Zum Schluß trank Damiani auf das Wohl des edlen, tapferen, wohlthätigen Königs, des unbeugsamen Hüters liberaler Garantien.
Schweiz.
Bern, 5. September. Am 1. und 2. August kommenden Jahres soll, wie ‚W. T. B.“ berichtet, in allen Gemeinden der Schweiz die Feier der im Jahre 1291 erfolgten Gründung des Schweizerbundes erfolgen. Die von den Bundesbehörden angeordnete Hauptfeler findet in Schwyz statt. Vorgesehen werden die Herausgabe von Fest⸗ schriften und Denkmünzen, Abhaltung einer Festkantate, eines dramatisch⸗historischen Festspiels, ein Festgottesdienst und eine Fahrt nach dem Rütli.
Belgien. — Brüssel, 4 September. Der König, welcher sich zum
Empfang des Majors von Wissmann hierher begeben hatte, empfing denselben, wie das ‚W. T. B.“ meidet, gestern im Fürstenzimmer des Nordbahnhofs und hatte daselbst eine erste Unterredung mit demselben. Sodann) fuhr der König mit seinem Gast in einem Königlichen Salonwagen mittels
Expreßzuges um 6 Uhr 20 Minuten Abends nach Ostende.
Rumãnien.
Bukarest, 5. September. Der rumänische Gesandte in Paris, Alexandri, ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestorben. Schweden und Norwegen.
() . Stockholm, 2. September. Die Königin wird in Begleitung des Prinzen Carl Mitte dieses Monats von ihrem Sommeraufenthalte in Norwegen hierher zurückkehren. Der Kronprinz reist am Sonnabend über Malmb nach Mainau. Der Graf und die Gräfin De la Gardie werden später auch dorthin reisen, um sich dem Gefolge des Kron— prinzenpaares anzuschließen.
Dänemark.
Kopenhagen, 5. September. Der König von Griechenland sowie Prinz Georg und der Konprinz von Dänemark sind, einer Meldung des, W. T. B.“ zufolge, heute morgen hier eingetroffen und von dem König, der Königin und der Kronprinzessin empfangen worden.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Washington, 4. September. Der Senat hat, wie „W. T. 9 berichtet, bei der fortgesetzten Berathung kussion über das Kapitel gegen zahlreiche Kommission vorgeschlagene Amendements angenommen, namentlich die . des Zolls für unge⸗ hechelten und nicht appretirten Flachs auf 20 Dollars pro Tonne, für gehechelten Flachs auf 40 Dollars, für Werg und Hanf auf 10 Dollars.
Gugtemalg. Der hiesige Vertreter der Vereinigten Staaten hat, wie das Reuter'sche Bureau“ meldet, telegraphisch berichtet, daß Gugtemala und San Salvabor ihre Truppen demobilisirten und formell die Wieder— herstellung des Friedenszustandies erklärten.
Argentinien. Buenos Aires, 4. September. Einer Meldung des Reuter'schen Bureaus“ zufolge beantragte in der Provinzialkammer der Deputirte Fonrouge, die Zah⸗ lung der Cedulas⸗-Coupons während zweier Jahre zu suspendiren. Der Antrag wurde mit großer k. abgelehnt. Die politische Lage ist ruhiger. er Marschbefehl der Truppen nach Tucuman ist zur ü ck⸗ genommen worden.
des zellta rij die Dis⸗ e „Zucker“ vertagt, da— bei anderen Kapiteln von der Finanz—
A sien.
Birma. Rangoon, 2. September. Der General Wolseley hat, wie der „Times“ gemeldet wird, im Fort White mit den Siyin Chins, welche von allen Chin Stämmen am meisten zu schaffen machten, Frieden geschlossen. Der oberste Häuptling und alle untergeordneten Häuptlinge kamen in das Fort, nahmen die von den Engländern gestellten Be⸗ dingungen an, zahlten Tribut und lieferten 17 Gefangene aus. Darauf wurden auch die von den Engländern gefangenen Siyin Chins freigelassen.
Sanitäts⸗, Veterinär ⸗ und Quarantãnemesen.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Laut Verfügung der K. K. Seebebörde zu Triest unterliegen Provenienzen aus japanischen Häfen, wenn sie unversehrte Ueberfahrt gebabt und keinen Hafen des Rothen Meeres berũhrt haben, strenger ärztlicher Untersuchung.
Portugal.
Durch eine in. Nr. 182 des „Diario do Governo‘ vom 26. August 1890 vzröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern werden der Hafen von Burban für seit dem 1. August von Cholera verseucht? ünd die übrigen Häfen der Kolonie Natal seit demselben Tage als derselben Krankheit ver⸗
dãchtig' erklärt. Dänemark.
Nach einer Mittheilung des Königlich dänischen Ministeriums des Aeußern hat der Gouverneur der dänischen Kolonien in West⸗
Indien eine 14ãgige Quarantãne gegen die aus ãmmtli VDanischen Häfen nach jenen Kolonlen kommenden Schiffe . Die 14tägige Frist wird von dem Tage der Abfahrt des einzelnen Schiffes aus dem spanischen ä rika.
Wegen des Ausbruchs der Cholera in Durban hat die Regierung 3 , den Eingang von Personen und Gütern aus Natal verboten.
Madrid, 4. September. W. T. B.“ meldet: Aus den Pro⸗ vinzen werden von gestern 25 Ertrankungen und 15 Todes falfte an Cholera gemeldet.
Theater und Musik.
Berliner Theater.
In der morgen stattfindenden „Hamlet“ Aufführung, in welcher Direktor Ludwig Barnay die Titelrolle spielt, wird der erste Schau⸗ spieler von Arthur Krausneck und der Geist' von Paul Nollet dar⸗ gestellt werden. Die übrige Besetzung der Hauptrollen ist dieselbe wie in voriger Saison.
Friedrich⸗Wil belmstädtisches Theater.
Mit Beginn der neuen Spiel jeit haben durch die nunmehr er— folgte Umlegung der elektrischen Leitungsdrähte die sämmtlichen dem Publikum offenen Verkebrsräumlichkeiten ihre volle Beleuchtung zurückerhalten, und die vielen Besucher, welche, um den Zauber der „Puppenfee. kennen zu lernen, das Theater füllen, können sich auch an dem behaglichen Glanz und der vornehmen Schönheit des Fovers und der Promenadengänge erfreuen. Die während der Sommerzeit durchgeführte Reinigung der reizenden allegorischen Fresken, die neuen Mal-, Tapezier und Drapirarbeiten baben na⸗ mentlich dem Yrachtoollen, seiner Zeit von Eduard Titz mit fo feinem künstlerischen Geschmack stylisirten Fover und den Ausläufern desselben wieder eine Frische verlieben, die sehr angenebm auffält und die Vor ⸗ 7 k im Operettenheim des Direktors Fritzsche wesent⸗
ich erhöht.
Mannigfaltiges.
In der Vorstellung von Sbakespeare's Sturm“ am Mittwoch im Königlichen Schauspiel hause erlofchen, wie die . R. A. ö mittheilt, vor dem letzten Akt (95 Uhr) plötzlich sämmtliche Glüh⸗ lampen. Auf der Bühne wurde schnell eine Notbbeleuchtung her— gestellt und bei dieser die Vorstellung zu Ende geführt. Die RNoth— beleuchtung im Zuschauerraum und auf den Gängen erwies fich völlig ausreichend, so daß während des Zwischenakts und bei dem Verlaffen des Theaters jede Störung vermieden wurde. Bei der sofortigen Nachforschung nach der Ursache des Versagens der Lampen ergab sich, daß im zweiten Verzweigungskasten der Hauptleitung Schillerplatz die Leitung nach dem Schauspiel haue unterbrochen war.
Ueberschwem mungen.
Aus der Schweiz wird über die Verheerungen des Rheins und des Bodensees geschrieben: .
„Die ganzen Gestade des Bodensees sind mehr oder weniger überschwemmt. Bei Arbon ist der Ser ausgetreten; zu einzelnen Häusern gelangt man nur auf Nothbrücken. Der Bahnhof Rom ans? horn, der hoch genug angelegt ist. bleibt vollstäöndig trocken und vom Wasser unberührt. Der Verkehr wickelt sich hier regel recht ab. Die zunächst am See liegenden Landgüter in der Nähe von Kreuztingen stehen durchweg im Waffer. Zur Bade⸗ anstalt kann man nicht mehr gelangen, sie guckt nur noch Jur Hälfte über die Seefläche hinaus. Auch die am See gelegenen Villen von Konstanz sind mit ihren Gärten Üüberfluthet. Roch schlimmer sieht es am Untersee aus. Von Ermatingen an bis Stein ist das ganze. Gestade unter Wasser gesetzt. Bie Gärten am See sind vollständig überfluthet und es ragen davon nur noch die Zäune und die Baumkronen über das Wasser heraus. Die am Üfer stebenden Häuser haben Wasser bis zum Erdgeschoß In Berlingen ist etwa ein Drittel der Häuser im Waffer, die Straßen sowie viele Gärten, Baumgärten und selbst Reben sind überftuthet. Aehnlich sieht es in Stec born aus.“
Aus Konstanz 3. September meldet der Schwäb. Merkur“: Seit gestern Abend regnet es nicht mehr oder wenigstens nicht merk⸗ lich. Der See ist während der Nacht noch um 5 em gestiegen und steht seit heute Morgen bis Abend 5 Uhr auf dem gleichen Punkte, nämlich auf Pegel 5, 4 m, das sind 22 em mehr Als im Jahr 1875 und nicht viel weniger als beim höchsten Wasserstande dieses Jahrhunderts anno 1817, welcher 6 m oder nach anderen Be⸗ rechnungen 5,1 m betrug! und bei welchem das damalige Post-Segelschiff in der Mitte der jetzigen Marktftätte landete Die Kalamitaͤt ist jetzt eine recht große; der ganze Hafendamm bis über den Revisionssaal herauf steht unter Wasser, ebenso der Stadtgarten un? die reizende Seestraße mit ihren schattigen Baumalleen, in welchen jetzt von den Kurgästen des Dr. Fischer Gondelfahrten unter⸗ nommen werden; viele Straßen und ig. sind ganz oder theilweise überschwemmt und der Personenverkehr findet über Nothstege statt, wäbrend die Pferde der Fuhrwerke bis über das Knie das Wasser durchwaten. Einize Parterre. Wirthschaftslokale mußten geräumt werden, da das Wasser fast 1 Fuß hoch darin steht.
Die Eisenbahnverbindung Oesterreichs mit der Schweiz ist in Vorarlberg wegen Hochwasser unterbrochen. Aus der Schweiz wird unterm 5. September berichtet: Während die Fluthen des Rheins nach und nach zu sinken beginnen, mehren sich die Berichte über die auftretende Noth. Das Departement des Innern des Kantons St. Gallen erließ bereits einen Auf ruf, in welchem um mildthätige Hülfe gebeten wird. Gaben nehmen entgegen die Gemeindammänner der betroffenen Drtschaften Au, Widnau, Diepoldsau, Oberrieth und Rüthi, die Bezirksämter Rheineck und Altstätten, sämmtliche Geistliche des Kantons und das Departement des Innern. Besonders groß ist der Schaden in Au, Widnau und Schmitter, da diese Gemeinden ihr Grundeigenthum größtentheils jenseits des Rbeins haben. Das Ungluͤck trifft eine Bevölkerung, die sonst schon arm und geschlagen ist. Zudem ist dieselbe in keiner Weise an der Noth schuld. Bollends traurig lauten die Berichte aus dem Vorarlbergischen. Die Katastrophe ist viel schrecklicher als die von 18835. Das Waffer reicht bei den Häusern fast durchweg bis zu den Dachrinnen. Eine große Anzahl von Häusern, Scheunen und Gebäuden mit Stick. maschinen sind eingestürzt oder fortgerissen worden. In einzelnen Dachräumen befinden sich immer noch Menfchen, welche in Todesangst der sehr schwierigen Rettung harren. Das Wasser ist so tief, , Dampfer gut fahren könnten. So weit möglich, werden die Nothleidenden mit Lebensmitteln verfeben. In Ror⸗ schach fährt die Bahn bis zum Hafen ca. 13 Fuß tief im Wasser.
Unterm 4. September meldet W. T. B.“: Der Verkehr auf den schweizerifchen Eisenbahnen geht wieder in Regel- mäßigkeit vor sich, bei dem hoben Wasserstande des Bodensees und bei dem eingetretenen Wind hegt man aber für die dortigen Verkehrs⸗ anlagen schwere Besorgniffe.
Aus Mainz meldet W. T. B. vom 5. September: Der Rbeinpegel zeigt hier 323 m Wasferstand. Mannheim meldet Al, langsam steige nd; Kehl 5,34; fallend; Maxau 7,11, Sti lstand; Worms 409, steigend; Waldshut 443.
Die Isar steigt seit dem 4. September nicht mehr. Wie aus München, 4. September, berichtet wird, bietet von der Anböbe von Bogenbausen aus das abwärts gelegene Ifar. Thal einen überraschenden Anblick; alle Auen sind unter Wasser und] soweit das Auge blickt, gleicht das ganze Isar⸗Thal einem See. Die Befürchtung, daß die durch die Isar unterhalb der Frauenhofer · Brücke gehende stãdtische Wasser leitung durch das Wasser weggerissen werden könnte, bat sich nicht erfüllt, obwohl sãmmsfiche an dieser Stelle vergangenen Winter hergestellten Schutz bauten zerstsrt wurden.