1890 / 217 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Sep 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Preise der angebotenen Speisen und Getränke auf deutlich sichtharen Tafeln angezeigt und zeitraubende Rückfragen nach den Preisen hierdurch möglichst vermieden werden. Auf Schnell⸗ ugsstationen, auf welchen nur ein kurzer Aufenthalt zur Er⸗ i gewährt werden kann, namentlich auch bei Benutzung der an den Zügen aufgestellten Schänk- und Speisetische wird sich dies als besonders zweckmäßig erweisen. Indem ich die Königlichen Eisenbahn-Direktionen hierauf hinweise, will ich zugleich empfehlen, für die vorübergehende Ausstellung von Erfrischungstischen auf den Bahnsteigen, wo dies mit Rück⸗ sicht auf die Kürze des Zugaufenthalts im Interesse des reisenden Publikums besonders erwünscht und ohne Beein⸗ trächtigung der Betriebsinteressen angängig ist namentlich in der heißen Jahreszeit in weiterem Umfange Sorge zu tragen.“

Ein anderer Erlaß des Minislers der öffentlichen Arbeiten betrifft die Zeitkarten für Schüler und lautet. „Die Bestimmung im §. ? des Tarifs für Schülerzeit⸗ karten, nach welcher dieselben nur zu einer ein maligen Hin⸗ und Rückfahrt täglich berechtigen (ogl. Erlaß vom 24. Oktober 1830 E. V- Bl.“ S. 511 =. wird dahin abgeändert, daß Schülerkarten, soweit dieselben zur Hin⸗ und. Rückfahrt gültig ausgestellt sind, an den zulässigen Benutzungsiagen zur beliebigen Fahrt auf n in Frage kommenden Bahnstrecken ohne Fahrpreiserhöhung berechtigen. Wegen entsprechender Abänderung der allgemeinen Bestimmungen für die Ausgabe von Schuͤler⸗eitkarten in Theil J. des Tarifs für die Beförderung von Personen und Reisegepäck hat die Königliche Eisenbahn-Direktion zu Erfurt das Weitere zu veranlassen.“

Der Minister-Resident der Republik Uruguay am hiesigen Allerhöchsten Hofe Dr. Federico Susviela Guarch hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub an⸗ getreten. Währens seiner Abwesenheit von Berlin fungirt der Legations-Sekretär Dr. Rodolfo Fonseca als Ge— schäftsträger.

Dem Regierungs⸗Assessor Grafen von Görtz-Wrisberg zu Kassel ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Wittgenstein, Regierungsbezirk Arnsberg, übertragen worden.

Die Regierungs-Referendare Machne aus Magdeburg, von Mach aus Köslin, von der Osten aus Hildesheim, Ernst Wagner aus Aurich, Dr. jur. Lembke aus Koblenz, Dr. jur. Bortfeld aus Hannover, Dr. jur. Henry Meyer aus Wiesbaden, Dauben speck aus Stade, Brandt aus Stettin, Bosse aus Danzig und Dr. jur. Budde aus Minden haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungs⸗ dienst bestanden.

Wiesbaden, 56. September. Der Prinz Christian zu Schleswig-Holstein ist, der „Köln. Ztg.“ zufolge, zu mehrwöchigem Aufenthalt hier eingetroffen.

Württemberg.

Stuttgart, 8. September. Im Laufe der letzten Woche statteten, wie der „St.⸗-A. f. W.“ meldet, Ihre König— liche Hoheit die Prinzessin Luise von Preußen und Ihre 1 die verwittwete Erbprinzessin Elisabeth von nhalt Ihren Majestäten einen Besuch in Friedrichshafen ab und begaben sich nach dem Diner wieder nach Schloß Montfort zurück. Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm mit der Prinzessin Pauline sind gestern nach mehrwöchentlichem Aufenthalt in Villa Seefeld bei Rorschach wieder auf Marien wahl eingetroffen. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm hat sich zum Besuch ihrer erlauchten Eltern nach Nachod in Böhmen be— geben und wird erst in einiger Zeit zurückerwartet.

Oldenburg.

(HI) Oldenburg,. J. September. An Stelle des kürzlich verstorbenen Geheimen Ober⸗-Kirchenraths Stukenborg in Vechta ist der Pfarrer Grobmeyer in Cloppenburg vom Bischof von Münster zum Bischöflichen Official in Vechta er— nannt worden.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Coburg, 9. September. Se. Hoheit der Herzog ist beute hierher zurückgekehrt. Der Prinz und die Prinzessin Philipp von Coburg treffen, dem ‚W. T. B.“ zufolge, heute Abend hier ein.

Schaumburg⸗Livpe.

Bückeburg, 7. September. Ihre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin von Schaumburg-Lippe sind, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, heute Nachmittag vom Kur⸗ aufenthalte zu Karlsbad hierher zurückgekehrt. Se. Durch⸗ laucht der Erbprinz hat sich nach den Fürstlichen Gütern in Slavonien begeben.

Samburg.

Hamburg, 9. September. Ihre Königlichen Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Connaught sind, wie der „Hamb. Corr.“ mittheilt, gestern an Bord der Jacht „Osborne“ hier eingetroffen. Zur Begrüßung waren ü. A. die Herren Senator O„Swald, der großbritannische General⸗ Konsul Honourable Charles Saunders Dundas, der Attachs der preußischen Gesandtschaft Elmershaus von Haxthausen, der Marine⸗Inspektor A. Fokkes und der Hafenmeister Kördell an der Landungsstelle anwesend. Der Herzog und die Herzogin verblieben nach dem Empfang auf dem Schiffe.

An dem gestern Abend zu Ehren des Reichskommissars, Majors von Wiss mann veranstalteten Fe stm ah lnahmen etwa

300 Personen Theil. Bürgermeister Moenckeberg brachte das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus, in welches die Versammlung stehend mit Begeisterung einstimmte. Nach dem Absingen der Nationalhymne ioasteten Senator OO Swald auf Major von Wissmann, Letzterer auf die Stadt Hamburg, der Präsident der Handelskammer Hinrichsen auf die mit⸗ anwesenden Freiherrn von Gravenreuth und Dr. Bumiller. Freiherr von Gravenreuth antwortete mit einem Toast auf das Wachsthum von Deutschlands Ansehen in den überseeischen Ländern. Friedrich sen, Sekretär der hiesigen ,, . Gesellschaft, gab dem Danke an die Reichs regierung ür die lebhafte Unterstützung der Bestrebungen der geographischen Wissenschaft warmen Ausdruck. Woermann brachte einen Trinkspruch auf den Fürsten Bismarck aus, an welchen sodann auch eine telegraphische Begrüßung gerichtet wurde.

Maior von Wissmann forderte die Versammelten auf, die Bestrebungen für Ost⸗Afrika durch Stiftung eines Dampfers auf dem Victoria Nyanza zu unterstützen. Dieser Antrag fand lebhafte Theilnahme. Es wurden sofort bedeutende Summen gezeichnet. Zum Schluß brachte Dr. Fabri einen Toast auf Dr. Peters aus.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Wien, 9. September. Se. Majestät der Kaiser und Kön ig begiebt sich, wie W. T. B.“ meldet, heute Abend zu den Manövern nach Ungarn. .

Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Prinzessin Gisela von Bayern ist heute zu längerem Aufenthalt in Meran eingetroffen.

Großbritannien und Irland.

London, 9. September. Drei britifche Offiziere, welche vorgestern von einem Picknick zurückkehrten, wurden von Spaniern, mit denen sie in Streit gerathen waren, mißhandelt und durch Dolchstiche verwundet. Die englische Militärbehörde hat eine Untersuchung eingeleitet.

Frankreich.

Paris, 9. September. Der Oberst Archinard, Chef der französischen Sudan-Expedition, wird am 19. September dorthin zurückkehren, da seine Anwesenheit mit Rücksicht auf die Ueberschwemmungskatastrophe daselbst noth— wendig erscheint.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 9. September. Der Kaiser und die Kaiserin sind, wie „W. T. B.“ meldet, mit ihrer Begleitung gestern in Lutzk eingetroffen und haben sich sofort in das Manöverterrain begeben.

Schweiz.

Bern, 8. September. Der Bundesrath hat, dem „W. T. B.“ zufolge, heute die Tagesordnung für die am 22. September zusammentretende Bun des versammlung festgesetzt. Mit Bezug auf die Verstaatlichung der Eisenbahnen sind zwei neue Gesetzentwürfe auf— genommen. Einer dieser Gesetzentwürfe ist bestimmt, die Ver⸗ wendung des Eisenbahnfonds zu regeln, der andere betrifft eine Erweiterung der Befugnisse des Bundesraths bezüglich der Anlage eidgenössischer Staatsgelder.

Belgien.

Brüssel, 9. September. Gestern Vormittag traten in Lüttich die Sektionen des katholischen Sozial-Kon— gresses zusammen. In der überaus zahlreich besuchten allgemeinen Versammlung Abends um 8 Uhr führte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Bischof von Lüttich Doutreloux den Vorsitz und machte Mittheilung von den telegraphischen Antworten des Papstes und des Königs Leopold auf die Begrüßungs— telegramme des Kongresses. Nachdem die Referenten der Sek⸗ tionen ihre Berichte verlesen, sprach der Erzbischof von Mecheln Kardinal Goosens über das Thema: „Die Kirche allein vermag das Loos der Arbeiter zu verbessern.“ Hierauf sprach de la Guillonerie (Paris) über die Organisation der französi⸗ schen Arbeitervereine; die hierbei vom Erzbischof von Köln D. Krementz gemachten Ausführungen wurden von lebhafter Zustimmung begleitet. Winte rer lobte das theilweise Ein⸗ greifen des Staats zur Besserung der Lage der Arbeiter, den Schutz der Frauen und Kinder, bekämpfte heftig den Sozia— lismus und forderte zu einer Vereinigung aller Katholiken der Welt dagegen auf. Um 11 Uhr wurde die Sitzung

geschlossen. Türkei.

Konstantinopel, 9. September. Dem Vernehmen des „W. T. B.“ zufolge sind in dem Dorfe Bagtschedanik unweit Ismidt drei Zaptiehs von Armeniern ermordet worden. In dem gestrigen Ministerrath beim Sultan, welchem der Großvezier, der Minister des Aeußern und der Justiz-Minister beiwohnten, soll über diese Angelegenheit berathen worden sein.

Bulgarien.

Sofia, 8. September. Das Gesammtresultat der Wahlen ist jetzt bekannt. Wie „W. T. B.“ meldet, sind 260 regierungsfreundliche und 35 oppofitionelle Deputirte gewählt.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Washington, 8. September. Der Senat hat heute bei Fortsetzung der Berathung des . Amendements angenommen, durch welche alle

uckersorten von mehr als 13 holländisch Standard mit Zoll belegt werden; der Zoll für Zucker über . ö Standard ist auf 50 Cents per Pfund fest— gese

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Dortmund fand am Sonntag nach einer längeren Pause wieder eine öffentliche Bergarbeiter⸗Versammlung statt. Nachdem der Einberufer Bunte mitgetbeilt, daß zunächst ein Bericht über die allgemeine Lage des Bergarbeiterstandes erstattet und dann ein Delegirter für den Deutschen Bergarbeitertag in Halle gewählt werden solle, nahm, wie wir der „Dortm. Ztg.“ entnehmen, der frühere Bergarbeiter, jctzige Bierhändler Siegel das Wort jum ersten Gegenstande der Tagesordnung; jedoch veranlaßten seine Ausführungen sehr bald die Auflösung der von etwa 60 Personen be⸗ suchten Versammlung. An demselben Tage fand in Sortmund eine Versammlung des sozialdemokratischen Arbeiter Wahl vereins att, in welcher der jzwischen dem Jahaber der sozialdemokratischen Zeitung ‚Die Volksstimme“‘ Hra. Jeup und

rn. Siebel aus Dortmund (vergl. Nr. 208 d. Bl.) bestebende

wist zum Austtag kommen sollte. Auch diese Versammlung verfiel wegen großen Tumults der Auflösung.

Der ‚Madb. Zig.“ wird aus Hamburg geschrieben, daß der Vorstand der vor Kurjem gegründeten Freien Vereinigung der Sch lãch ter von Hamburg und den Vororten“ eine an die ham burgische Berölkerung“ gerichtete Bekanntmachung veröffentlicht, laut welcher die Inhaber von 78 Schlächtereien ihre Gesellen wegen ihrer Thrilnabme an den Fachvereinebestrebungen entlafsen haben.

In Leipzig kielten die Werkstellen Delegirten der Tischler von Leipzig und Umgegend eine öffentliche Versammlung ab, in welcher von den einzelnen Vertretern darüber Bericht erstattet werden sollte, wie weit die Verhandlungen mit den einzelnen Meistern

wegen Einführung der neunstündigen Arbeitszeit gedieben seien. Der größere Theil der Vertreter hatte sich jedoch mit den Meistern uberhaupt noch nicht in Verbindung gesetzt, wãbrend einem Theile der Meister das die Forderungen enthaltende Cirkular noch nicht zu= gegangen war. So erstatteten nur 40 Delegirte Bericht, von welchen 8 die Erklärung abgaben, daß ibre Meister mit Einführung der neunstündigen Arbeitszeit einverstanden seien. Von diesen 9 Meistern gehsrt nur einer der Innung an. Die Verhandlungen ergaben, daß die Gehülfenschaft nicht durchweg mit der Ver⸗ kürzung der Arbeitszeit einverstanden ist, sondern ein Theil der Gebülfen sich sebr ablehnend dagegen verbielt. Mit der Innung selbst wegen Verkürzung der Arbeitszeit in Unterbandlung zu treten, wurde nicht für rathsam gehalten, jedoch den einzelnen Ver tretern eingeschärft, die mit ihnen zusammen arbeitenden Gehülfen über die Vortheile einer verkürzten Arbeitszeit aufzuklären Der weite Theil der Tagesordnung, die Besprechung über die von den Innungen beabsichtigte obligatorische Einführung von Arbeitsscheinen, hatte, der ‚Leipz. Ztg. zufolge, kein besonderes Resultat; nur wurden die Innungen bei diesen Verhandlungen der üblichen Kritik unterzogen.

Hier in Berlin beginnt, wie die Voss. Ztg.“ bemerkt, die Arbeiterbewegung schon in diesem Monat, dem letzten unter der

auer des Sozialistengesetzes, sich freier zu enifalten. Bis jetzt sind für September, einschließlich der am letzten Montag, Abends, statt⸗ gefundenen, bereits 797 Arbeiterversam m lungen zu verjeichnen. Bemerkenswerth ist auch die wiedererwachte Thätigkeit der Lehr und . ir⸗Klubs“, dieser Bildungsaastalten für sozialdemoktatische ũhrer.

Auis Brüssel schreibt man der „Köln. Ztg.“ unter dem 8 d. M: Gestern früh trat das Einigung samt für Mariemont im Mittelbecken zusammen. Die Versammlung, an welcher 36 Stimmberechtigte thrilnahmen, hörte aufmerksam den Auseinander⸗ setzungen der Arbeitgeber zu, aus denen sich ergab, daß die jetzigen Löhne im Verhältniß zu den Kohlenpreisen die zwischen den Parteien stufenweise vereinbarten Sätze übersteigen; die Vertreter der Belegschaft verzichteten daraufhin auf jede weitere Forderung. Dagegen scheint die Gesellschaft ihren Arbeitern von Bascoup, welche sich weniger gut standen als diejenigen von Mariemont, eine Lobnerhöhung von 8 9 bewilligt zu baben. Damit wäre denn der Ausstand abgethan. (Vgl. Ne 215 d. Bl.) Im Lüttichschen hat die Unzafriedenbeit der Schlepper von Marihavpe⸗Seraing nicht weiter um sich gegriffen.

Aus Southampton berichtet ein Telegramm des „Wolff 'schen Bureaus“, das sämmtliche Dockarbeiter seit gestern striken, weil die Dockverwaltung den Gewerklverein der Dockarbeiter nicht aner- kennen will und Nichtunionisten als ständige Arbeiter be— schäftigt. Alle Träger, Seeleute, Heizer und Werft arbeiter baben sich dem Ausstande angeschlossen, sodaß der Hafenverkehr gänzlich stockt.

Der Handelsverkebr zwischen Deutschland und Frank⸗ reich im Jahre 1889.

Die Einfuhr Deutschlands nach Frankreich ist von 441 Millionen im Jahre 18858 auf 457 Millionen 1889 gestiegen. Die Ausfuhr Frankreichs nach Deutschland in der gleichen Zeit von 3634 Milliogen auf 3935 Millionen Francs. Die deutsche Einfuhr nach Frankreich betrug 1877 4598, 1880 549, 1882 613, 1385 467, 1887 426 Millionen. Die Ausfubr Frankreichs nach Deutschland 1877 432, 1882 379, 1886 350 Millionen.

Kunst und Wissenschaft.

National⸗Denkmal für Kaiser Wilhelm J. in Berlin.

Durch Beschluß des Bundesraths und des Reichstages ist bekanntlich Sr. Majestät dem Kaiser die Entscheidung über den Platz, auf welchem das National-Denkmal für den Hochseligen Kaiser Wilhelm errichtet werden soll, über die Gestaltung des Denkmals und über den auszuschreibenden engeren Wetthewerb anheim gegeben worden. Diese Aller— höchsten Entschließungen sind nunmehr getroffen und, wie das „Centralblatt der Bauverwaltung“ mittheilt, ein engerer Wertbewerb zu nachstehenden Bedingungen ver⸗ anstaltet worden:

I) Das Denkmal, wird auf dem durch die Niederlegung der Schloßfreiheit in Verbindung mit der Hinzunahme eines Theiles der anstoßenden Wasserfläche entstehenden Platz errichtet; es wird von dem Königlichen Schlosse durch die Straße getrennt.

) Das Dentmal erhält die Gestalt eines Reiterstandbildes.

3) Außer dem Denkmal selbst umfaßt der Wettbewerb auch die architektenische Ausbildung des bezeichneten Platzes, einschließlich der 1 Ufermauer von der Schleusenbrücke bis zur Schloß

rücke.

Die örtlichen Vertzältnisse ergeben sich aus dem Lage⸗— plane. In demselben ist die außerste Grenze, bis zu welcher die Schiffahrtsstraße eingeengt werden darf, eingezeichnet urd gleichzeitig angedeutet, wieweit die gegenüberliegende Uferlinie zurückgelegt werden müßte, falls die Anlage jene aͤußerste Grenze in Anspruch nehmen sollte.

Eine noch weitere Vergrößerung des Denkmalplatzes durch völlige Ueberhauung der Schiffabrtsstraße würde zulässig sein; jedoch würde die lichte Weite des Wasserweges unter dem Ueberbau nirgends kleiner als 18 m sein und der Ueberbau an keiner Stelle tiejer als auf Ordinate 35,69 über dem Normal -⸗Nullpunkt liegen dürfen.

Die Denkmalanlage darf an die Schloßfront nur bis auf einen Abstand von mindestens 33 m herantreten und die jetzige Flucht der Straße An der Stechhabn“ nicht überschreiten.

Das seitliche Wassergerinne, welches oberhalb der Schleusen⸗ brücke abzweizt und als Mühlengraben unter dem Rothen Schloß und der Straße „An der Stechbahn‘ bindurchfübrt, muß innerhalb des Denkmalplates in der Breite von 11.5 m fortgeführt werden. Der Gewölbescheitel ist nicht tiefer als auf Ordinate 34. 20 zu legen. Das so verlängerte Gerinne darf von der geraden Richtung nach der rechten Uferseite bin abweichen, und zwar darf seine Austrittsöffnung bis an die bisberige Ufermauer berangehen.

. Die Damm, Krong der Straße an der Schloßfreibeit liegt in der Mittelachse des Königlichea Schlosses auf Ordinate 34 85.

4) Es sind zu liefern:

a ein Modell des Reiterstandbildes einschließlich des Sockels und aller etwaigen Nebenfiguren im Maßftabe von n /s der natürlichen Größe;

b. ein Entwurf für die architektonischen Anlagen (Nr. 2 Abs. 2) entweder im Modell oder in Zeichnungen. Für das Modell

ist ein Maßstab von asso der natürlichen Größe zu wählen.

Die Zeichnungen sind im Maßstab von 10 der natürlichen Größe aufzuführen und zwar sind zu liefern

ein Gruntriß,

ein Aufriß und

eine perspektivische Ansicht, für welche der Standpunkt so zu wählen ist, daß die Beziehungen der Denkmalanlage zum Königlichen Schloß zur Anschauung gelangen. ;

5) Die Einlieferung der Entwürfe muß bis zum 1. April 1891, Mittags 12 Uhr, erfolgt sein. Die Stelle, an welche die Einlieferung zu erfolgen hat, wird später mitgetheilt werden.

WVerspätet eingebende Entwürfe und solche Entwürfe, welche den , . nicht entsprechen, sind von der Preisbewerbung aus geschlossen.

6) Es bleibt vorhebalten, die jur Bewerbung zugelaffenen Ent⸗ würfe während eines Zeitraums von mindestens vierzehn Tagen öffent⸗ lich aus;ustellen.

7) Für jeden zur Bewerbung zugelassenen Entwurf wird dem Verfasser eine Entschädigung von vier Tausend Mark gewährt.

Außerdem bleibt vorbehalten, einzelne Entwürfe durch besondere Preise bit zur Höhe von wolf Taufend Mart auszuzeichnen.

8) Tie Entwürfe werden gegen Zahlung der Entschädigung (Nr. 7) Eigenthum des Reichs

Ueber Anzahl und Namen der zum Wettbewerb Ein⸗ geladenen ist bis jetzt nichts bekannt gegeben. Es zählen zu ihnen die beim ersten Wettbewerb mit ersten Preisen ausgezeichneten Architekten Rettig und Pfann und Bruno Schmitz, und es verlautet, daß auch die Künstler, welche damals zweite Preise erhielten, die Herren Bildhauer A. HilLdebrand in Florenz, Bildhauer K. Hilgers in Charlottenburg, Bildhauer P.ofessor F. Schaper mit Architekt Th. Ferber in Berlin und Bildhauer Prof. Dr. J. Schilling mit den Architekten Schilling und Gräbner in Dresden Aufforderungen zur Betheiligung erhalten haben.

Im Lichthofe des Ku nstg erer be⸗Mu seums ist auf kurze Zeit auf Verarlassung Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Groß- berzogin von Baden ein Altartepvich ausgestellt, welcher in der Kunststickereischule in Karlsruhe angefertigt ist. Er ist für die Kirche bestimmt, welcke der Kapellenverein unter Mitbetbeiligung einer Vereinigung deutscher Frauen zum Gedächtniß an den Heimgang Ibrer Majestäten der Kaiser und Könige Wilkelm J. und Friedrich III. in der Ruppinerstraße bierselbst erbaut. Der Teprich ist in Auf⸗ näbarkeit aus Sammet, Atlas und Geltrborten in strengem Renaissancemuster von würdiger Haltung bergestellt und in der breiten Behandlung der Flächen auf eine monumentale Wirkung im weiten Raume berechnet.

Die städtischen Behörden in Halle beschlossen, . W. T. B.“ zufolge, die Gesellschaft der deuts chen Naturforscher und Aerzte zu ihrer nächsten Generalversammlung im Jahre 1891 nach Halle einzuladen.

(E) Bei den fortgesetzten Ausgrabungen bei der Dom kirche zu Lund in Schweden sind auch die Grundmauern zu der Kapelle Sanet Dionrsius gefunde worden, welche Erzbischof Karl Eriksson Röde im Jahre 1329 errichten ließ. Gleich innerbalb der Grundmauern wurde der Boden eines Grabes angetroffen und in diesem ein bemerkenswerther Fund gemacht, nämlich die Inschrift⸗ platte von einem Sarge, die bekundete, daß bier die Leiche des Erz priesters Christian Machabäus beigesetzt gewesen ist. Er war ein Sohn des in Schottland geborenen Johann Machabäus, der dem adligen Geschlecht Mac Alpin angebörte. Melanchthon veränderte den Namen in Alpines. Christian Machabäus wurde in Witten—⸗ berg geboren und starb in Lund im Jahre 1598. Die Inschrift . zeigt auch sein Wappen: einen Bogenschützen mit gespanntem

ogen.

Land⸗ und Forftwirthschaft.

„Die Hopfenernte in England.

Die diesjährige englische Gopfenernte ift die kleinste seit lange. In vielen Gärten lobnt es sich gar nicht, den Hopfen zu rflücken. Dabei sind die Vorräthe gering.

Kartoffelernte in Irland.

Der starke Regenfall während der vergangenen 2 Wochen hat nach der A. Cr die letzte Hoffnung zu Schanden gemacht, in der irischen Grafschaft Donegal noch etwas von der Kartoffel ernte zu retten. Die Regierung läßt Erhebungen anstellen, inwie⸗ weit Staatshülfe nöthig sei⸗

Ernte in Dänemark.

(FE) Die Erntearbeiten sind, wie uns aus Kopenbagen geschrieben wird, in der letzten Woche, begünstigt von dem prächtigen Wetter, im ganzen Lande mit dem größten Eifer betrieben worden. Der Roggen dürfte nunmehr überall eingeerntet sein. Wenn der Er⸗ nag im Ahgemeinen auch als ein guter zu bezeichnen ist, so scheint derselbe dech den vor der Ernte gebegten Erwartungen nicht ganz zu entsprechen Mit der Eirfuhr des Weizens ist man jetzt beschäftigt. Wie der Roggen ist auch der Weizen sehr stark im Strob, aber der Körnerertrag läßt auch zu wünschen übrig. Die nasse Witterung der Vorwochen hat rielen Schaden an dem stark ge— lagerten Weizen verursackt. Von Semmergetreide ist sechs⸗ zeilige Gerste eingefahren, die zweijeilige liegt meistens noch ungebun⸗ den auf dem Felde. Die Qualität der letzteren hat durch das lange Liegen etwas gelitten, namentlich ist die Farbe sehr dunkel geworden. Der Ertrag dürfte aber im Allgemeinen ein recht guter seln. Von Lafer ist erst ein Theil auf den Inseln geschnitten, im nördlichen Jütland stekt er auf vielen Stellen noch vollständig grün. Die Ernte verspricht aber eine gute zu werden. Die Wurzelfruchte stehen überall ausgezeichnet, nur mit den Kartoffeln sieht es sehr trübe aus, denn aus allen Landestheilen laufen Klagen ein, daß die Kartoffelkrankbeit sehr stark um sich gegriffen hat.

Sanitäts⸗, Veterinär und Quarantänewesen.

. Oesterreich⸗ Ungarn.

Der Königlich ungarische Handels Minister hat das Einfuhr⸗ verhot für Lumpen aus ganz Asien (. Reichg⸗ Anzeiger Nr. 212 vom 3. September 1890) außer Kraft gesetzt, dagegen die Ein und Durch⸗ fuhr von Lumpen, getragenen Kleidern, gebrauchter Leib, und Bett wäsche, sowie von altem Tauwerk sofern die genannten Gegen⸗ stände für den Handel bestimmt sind aus Egypten verboten.

. Griechenland.

Um zu verhüten, daß die Cholera über Egvpten nach Griechen ˖ land eingeschleppt werde, bat die Königlich griechische Regierung folgende Maßregeln getroffen:

1) Schiffe, welche von den arabischen Küsten des Rothen Meeres kommen, nur eine zebntãgige Quarantäne in einer Quarantaänestation des Rothen Meeres durchgemacht und unter Quarantäne den Sue⸗ kanal passirt baben, werden einer fünftägigen Beobachtung quarantäne unterworfen.

2 Schiffe, welche von den arabischen Küsten des Rothen Meeres kommen, in dem Rothen Meere eine Quarantäne noch nicht durch- gemacht haben, den Sue'kanal, dagegen unter Quarantäne pafsitt baben und in das Mittelländische Meer eingelaufen sind, unterliegen in Delos einer elftägigen Effektivquarantäne.

In der Woche vom 24. bis 30. August gestaltete sich der Gesundheitgstand in Berlin etwas günstiger und auch die Sterblichkeit hat abgenommen, obwohl sie noch immer eine hohe geblieben ist (von je 1090 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 28,6). Auch in dieser Woche war die Zabl der tödtlich verlaufenden akuten Darmkrankbeiten (Darmkatarrhe und Brechdurchfälle) eine sehr bedeutende (319), wenngleich gegen die Vorwoche, wo diefen Krank⸗ heitsformen 3890 Kinder erlagen, eine erheblich verminderte. Besonders zablreich kamen diese Krankheiten in der Rosenthaler⸗ und Tempel⸗ hofer Vorftadt, in der jenfeitigen Luifenstadt, in der Oranienburger Verstadt und auf dem Wedding zum Vorschein. Der Antheil des Säunglingsalters an der Sterblichkelt blieb noch immer ein hober; von je

O Lebenden starben, aufs Jabr berechnet, 221 Säuglinge. Akute Entjündungen der Athmungzorgane traten dagegen etwas häufiger zu

agg nahmen jedoch meist einen milden Verlauf. Das Vorkommen der Infektionskrankbeiten blieb meist ein beschränktes. Crkrankungen an Masern und Scharlach iamen feltener, an zyphöfen Fiebern etwa mehr als in der Vorwoche, doch in keinem Stadttheile in nennens⸗ wertber Zabl zur Änzeige. Erkrankungen an Diphtherie haben jedoch erheblich mebr Todesfälle, und zwar zumeist auf dem Wedding und im Stralauer Viertes, hervorgerufen? Erkran fangen an Wochen? bettfieber blieben vereinzelt, auch rosenartige Entzündungen des Zell⸗ gewebes der Haut gelangten weniger in ärztliche Behandlung. Er krankungen an Keuchhusten waren nicht häufiger, die Zahl der durch siz bedingten Todesfaͤlle fijeg auf 13. Fheumatische Beschwerden aller Art zeigten gegen die V̊rwoche keine wesentliche Veränderung.

Bandel und Gewerbe.

Berlin, 7. Seytember. (Wollbericht des Ctrbl. f. d. Textil⸗Ind) Die Umsatze der letzten 8 Tage waren recht belang⸗ reich. Für Rechnung einer Wolllämmerei wurden große Posten un⸗ gewaschener Wolle hier und in der Provin; es sollen 3— 4000 Ctr. sein von Anfang bis Ende der 50 er M, sowie ca. S800 Ctr. theils Vor theils Hinterpommern von 140 145 M aus dem Markte genommen; ferner reguirirte ein sächsischer Kamm garn⸗ spinner mehrere bundert Centner Wolle zu ca. 125 A und nach der Lausitz wurden ca. 3— 400 Ctr. gewaschene deutsche Wollen geringerer Qualität von 18 19 Silbergr. und mehrere hundert Centner Rückenwäschen zu 1412 145 4 abgesetzt Die Tendenz ist eine feste und wird voraussichtlich durch den Ausfall der Londoner Auktion einen weiteren Halt bekommen. 36

Die Einnahmen der Marienburg⸗Mlawkaer Eisen⸗ bahn betrugen, wie W T. B. meldet, im Monat Augu st 1880 nach proviforischer Feststellung 165 009 4 gegen 158 905 4 nach provisorischer Feststellung im August 1889, mithin mehr 6100 Mƽ Die definitive Cinnahme im August 1889 betrug 166 od

Vom rheinisch-westfälischen Eisen⸗ und Stahl— markt berichtet die Rhein. Westt. Ztz. : In der Haltung des rbeinisch ⸗westfälischen Eisenmarktes ist keine wesentliche Aenderung, jedenfalls keine mehr nach der ungünstigen Seite hin zu ver— zeichnen. Die Nachfrage ist mehr angeregt. Die Preise ( eginnen sich zu bebaupten., In Eisenerzen hat sich gegen die Vorwoche wenig geändert. Siegen Nassauer Erze sind vernachlässigt. Dagegen scheinen Luxemburg Lothringer Minettesorten unter der Ungunst der Verhältnisse nicht zu leiden, da die Preise bei flottem Ab— sasß hoch gebalten werden. Ueber das Roheisengeschäft läßt sich wenig Neues sagen. Die Hochofenwerke sind vielfach in einer mißlichen Lage, da die seinerzeit abgeschlossenen Verträge in Roheisen für Puddelzwecke und für Stablbereitung nur mit bedeutenden Ver⸗ lusten abgewickelt werden können, weil fast alle Hochofenwerke mit sebr hohen Kokspreijen zu rechnen haben und bessere Abschlüsse vor⸗ läufig noch dünn gesäet sind. Ein weiteres Heruntergeben der Preise ist daher ausgeschloffen, wie denn auch die am Sonnabend abge⸗ haltene Versammlung des Verbandes rbeinisch ˖ westfälischer Roheisen · erzeuger beschlossen hat, an den bisherigen Preisen festzuhalten. Ueber die Roheisensorten im Einzelnen ist wenig zu be— merken. Spiegeleisen ist für den unmittelbaren Bedarf ziemlich regelmäßig gefragt. Im Siegerlande sind verschiedene Hoch⸗ öfen zum Erliegen gekommen. Es wird darüber berichtet: „Außer Betrieb sind durch die Konjunktur gekommen Birlebacher Hütte, 1 Ofen der Johanneshütte, Alte Schelder, Sosenbacher, Eiserfelder, Grünebacher, Alte Herdorfer Hütte mit einer Gesammtproduktion von ca 240 t pro Tag. Hiervon kommen binnen 3 Monaten wieder in Betrieb Grünebacher, Gosenbacher, Birlebacher und Alte Schelder Hütte, Produktion insgesammt 110 t pro Tag. Wahrscheinlich müffen bier wieder? Oefen mit einer täglichen Produktion von ca. 120 t in Kürze ausgeblasen werden'. Fertigeifen ist gleichfalls vernach lässigt. In Stabeisen und Formeisen wird nur der nöthigste Bedarf in kleinen Posten gekauft. In Kesselblechen und Groöb— blechen überhaupt bat sich der Bedarf wieder gehoben. Dazu beigetragen kat auch die jüngst gemeldete Erniedrigung der Blechpreise, welche der Ver⸗ band in Folge der niedrigen Roheisenpreise in seiner letzten Verfammlung beschlossen at. In Bandeisen ist jetzt ebenfalls billiger anzu⸗ kommen. In Wal;(draht, gezogenen Bräbten und Drahistiften ist das Geschäft wie bisber vernachlässigt. Auch Nieten gehen schlecht. Die eingehenden Aufträge sind srärlich und dabei nehmen die Vor räthe langsam zu. Die Preise für gute Handelssorten, für Kessel, Brücken und Schiffe sind auf den Grundpreis von 260 6 zurück- gegangen. Die Maschinenfabriken und Eisengießereien sowie auch die Babnwagenanstalten sind befriedigend beschäftigt.

Leipzig, 8. September. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ bandel. La Plata. Grundmuster B. pr. September 4.773 4, pr. Oktober 4.89 1, pr. November 4,80 é, pr. Dezember 4777 6, pr. Januar 470 Æ, rr. Februar 4623 M6, vr. März 4,60 , pr. April 4,60 6, vr. Mai 460 M. Umsaßß —. Ruhig.

London, 8. September. (W. T. B.) An der Küste 2 Wetzen“ ladung en angeboten.

Glasgow, 8. September. (W. T. B.) Die Verschiffungen ron Roheisen betrugen in der vorigen Woche 10 800 Tons gegen 9200 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 8. September. (W. T. B.) Wolle gutes Ge⸗ ia. anziehend, namentlich Kolonialwolle, Garne belebter, Stoffe ruhig.

New⸗YJork, 8. September. (W. T. B.) Visible Supply an Weizen 17 500000 Bushels, do. an Mais 8 251 000 Buspbels.

Submissionen im Auslande.

Schweden. 12. Oktober. Stockbolm. Gasanstalt. Einrichtung einer Central⸗ . für elektrische Beleuchtung der Stadt. Naͤheres an Ort und telle.

Verkehrs⸗Anstalten.

Laut telegraphischer Meldung aus Köln (Rhein) ist die erste englische Post vom 8. d. M., Uhr Morgens, ausgeblieben; Grund: Verspätete Landung des Schiffes.

Hamburg, 8. September. (W. T. B.) Der Postdampfer Wieland“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Pacetfaßhrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New. Jork kommend, gestern Nach⸗ mittag auf der Elbe und der Postdampfer „Colonia“ der⸗ 6 el chat von Hamburg kommend, beute in St. Thomas eingetroffen.

London, 8. September. (W. T. B) Der Union ⸗Dampfer „German ' ist gestern auf der Heimreise in Southampton und der Castle⸗ Dampfer Metbven ⸗Cast le am Sonnabend auf der Heimreise in London angekommen. Der Union⸗Dampfer Tartar' ist heute auf der Augreise von Lissabon abgegangen.

9. September. (W. T. B) Die Union.: Dampfer Trojan“ und . Rom an! sind gestern, ersterer in Southampton auf der Heimreise, letzterer in Plymouth auf der Ausreise angekommen.

Theater und Musik.

Berliner Tbeater. In der am Donnerstag stattfindenden Vorstellung des Othello“ spielt Rudolf Fuchs vom Hof ⸗Theater in München die Titelrolle

als Debüt. Lessing⸗Tbeater.

Ein neues vieraktiges Lustspiel von Oscar Blumenthal, welches den Titel führt Das zweite Gesicht', wird als gächste Novttät vor⸗ bereitet. Der Tag der ersten Aufführung ist für Donnerstag, 18. d. M. festgesetzt.

Kroll's Theater.

Der italienische Tensr Sgr. Ravelli, welcher im er en. Jahr bei dem italienischen Gesammtgastspiel so diel berechtigtes Aufsehen gemacht batte, trat gestern als Lyonel in Flotow's Martha“ auf, nachdem er eine ganje Woche lang durch eine Indisposition an dem Beginn seines BGastspiels verhindert war. Man merkte seiner Stimme gestern noch immer etwas. die Folgen der Er kältung an; gleichwohl erfreute sie, wie früher, so auch jetzt durch ibren Glanz und ihren Umfang, durch ibren Wohllaut wie durch ibre Kraft. Die ausgebildete Technik wie die musikalische Sicherheit, mit welcher der Sänger den Lyonel gab, eroberten ihm schnell die Herzen der Zuhörer, welche nicht müde wurden, ihn durch Beifall und Hervorrufe auszuzeichnen. Eine recht ansprechende Leistung war auch die Lady Harriet des Frl. Jo hanna Richter vom Stadt ⸗Theater in Köln, wogegen Frl. Kaminsky sich mit der Partie der Nancy noch nicht recht vertraut gemacht zu haben schien. Hr. Marx entledigte sich der Rolle des Plumket in geschickter Weife und erntete gleichfalls viel Beifall.

Am Nonnerstag singt Sgr. Raselli den Manrico im Trou- badour“, Frl. Schüttky die Leonore, Frl. Hanna Rothe die AÄcujena und Hr. Demuth den Grafen Luna. Am Mittwoch tritt Emil Götze

emeinschaftlich mit Carl Mayer und Johanna Richter zum ersten ale in Boieldien's Johann von Paris“ auf. Hedwig Schacko

singt den Olivier. Belle Alliance / Theater. Morgen findet in dem Sommergarten, der gerade gegenwärtig im prächtigsten Herbfischmuck prangt, das letzte diesjährige Volks⸗ fe st und im Theater die letzte Volksvorstellung zu halben Kaffen⸗ preisen (Eintritt 50 8, Parquet 1 M) statt.

Hr. Arthur van Dooren, welcher morgen, Mittwoch, im kleinen Saal des Architektenhauses einen Klavierabend veranstalten wird, hat seinen Wohnsitz in Brüssel, wo er sich, ebenso wie in Paris, seit 5 Jahren einen bedeutenden Ruf als Pianist erworben hat. Hr. van Dooren wird außer Kompo- sitionen von Liszt, Chopin und Moszkowski auch Variationen von Saint⸗Sasns und ein Scherzo von Taver Scharwenka, die beiden letztgenannten Werke für 2 Klaviere unter Mitwirkung seiner Schwester, Frl. Henriette van Dooren, einer Schülerin des Hrn. Prof. Taver Scharwenka und ferner eigene Komposstionen jum Vortrag bringen. Hr. v. D. selbst ist nicht Schüler Scharwenka's.

Mannigfaltiges.

Dee Blätter veröffentlichen den folgenden Aufruf:

Alldeutschland rüstet sich, den Tag zu feiern, an welchem der General-Feldmarschall Graf von Moltke sein 90. Lebens- jabr vollendet. Wie der klare, umfassende, rubig wägende Geist des Schlachtendenkers dem dentschen Volk in Waffen die Wege zeigte, auf denen es Sieg auf Sieg errang, wie er das Sc wert geführt, welches der Größe und Einheit Deutschlands die Bahnen ebnete die Erinnerung daran lebt in jedem deutschen Herzen, sie wird un— vergänglich in den kommenden Geschlechtern fortleben, dauernder als das Erz, welches uns sein Bild vor Augen stellt. Aber dem Sinne unseres Volks genügt es nicht, den 26. Oktober 1890 durch Festrede und Festjubel zu feiern; die Rede verklingt, der Jubel verrauscht. Um dem Dankgefüble, welches Alle beseelt, Ausdruck zu geben, was könnte geeigneter sein, als an den Tag, der ibn gebar, an die Stätte, an welcher seine Wiege stand, eine Stiftung zu knüpfen, die seinen Namen trägt! Im Norden Dentschlands, in der Stadt Parchim, steht sein Geburtshaus; es anzukaufen, für eine würdige Erhaltung Sorge zu tragen, das erscheint uns als Pflicht der Pietät. Es dürfte ferner dem nationalen Empfinden entsprechen, ein größeres Kapital zusammenzubringen und solches dem gefeierten Feldberrn für wohlthätige Zwecke, die nach seiner Bestimmung mit der Geburtsstätte in Beziehung zu setzen sein würden, zur Verfügung zu stellen. In der Voffnung, daß dieser Gedanke überall in deutschen Landen freudige Aufnahme findet, richten wir an alle nationalgesinnten Männer ohne Unterschied der Parteistellung die Bitte, an allen Orten Sammlungen zu veranstalten und uns die Erträge z. H. unseres Schatzmeisters, des Fabrikbesitzets Jordan zu Parchim, zugehen zu lassen. Parchim, den 30. August 1890.“

Unterzeichnet ist der Aufruf wie folgt: Graf Adelmann von Adelmannsfelden. Hohenstadt. Ackermann, Geh. Hofrath, Dresden. Graf von Ballestrem. 1. Vize⸗Präsident des Reichstages, Plawniowitz. Dr. von Bar, Professor, Göttingen. Dr. Baumbach, Landrath, Vize Präsident des Reichstages, Sonneberg. G. A. Behn, Senator, Lübeck. Graf von Behr, Landrath, Bebrenbef. Graf von Bern⸗ storff, Landrath, auf Wedendorf. Biebl, Bildhauer, München. Bolten, Geh. Hofrath, Rostock. Bronsart von Schellendorff, General der Infanterie, Hannover. Brückner, Hofrath, Neu⸗ brandenburg. Brunnengräber, Senator, Schwerin. Brüsing, Bank⸗ direktor, Schwerin. Dr. Bürklin, Gutsbesitzer, Wachenheim. von Colmar, Regierungs⸗Präsident, Lüneburg. Dabse, Bürgermeister, Güstrow. Dr. Drechsler, Reichsgerichts Senats - Präsident, Leipzig. Freiherr von und zu Franckenstein, Schloß UüÜstadt. Freiherr von Friesen, Kammerberr, Schloß Rötha. Freiherr von Gagern, Kammerherr, auf Neuenburg. Giese, Ober⸗Kirchen Rath, Schwerin. GolLschmidt, Brauerei⸗Direktor. Berlin. Dr Hammacher, Bergwerks · Besitzer, Berlin. Dr. Hartmann, Ober⸗Staatsanwalt, Plauen. Fürst von Hatzfeld, Trachenberg. Hillmann, Gutsbesitzer, Hohen Gubkow. Freiherr von Hornstein, Binningen. Dr. Kahl, Professor, Bonn. Koch, Direktor der Deutschen Bank, Berlin. D. Kögel, Ober Hofprediger, Berlin. Kraack, Bürgermeister, Wismar. von Levetzow, Landes Direktor, Präsident des Deutschen Reichstages, Berlin. gw ber von Manteuffel, Landrath, Schloß Krossen. H. H. Meier, Konsul, Bremen. Robert Mestern, stellvertr. Präses der Handelskammer, Hamburg. Oberst Michowitz. Dechel häuser, Geh, Kommerzien Rath, Dessau. von Oertzen, Ober Hauptmann, auf Brunn. w Albertus von Ohlendorff, Ham⸗ burg. Oldenburg, Ober -Zolldirektor, Schwerin. Dr. Pachnicke, Berlin. Dr. Piper, Landesgerichts Präsident, Neustrelitz. Graf von Plessen, Ivenack. Rauers, Direktor der Nordd. Bank. Hamburg. Ritzler, Ober ⸗Postdirektor, Erfurt. Graf von Schlieffen. Schlieffenberg. Graf von Schlieffen, Schwandt. Freiherr Pr, von Schotlemer ˖ Alst, Alst. Scipio, Guts besitzer, Mannheim. Simonis, Bürgermeister, Rostock. Dr. Sohm, Professor, Leipzig. Stegemann, Bürgermeister, Parchim. von Stein, Professor, Rostock. Freiberr von Stumm, Gebeimer Kommerzien⸗ Rath, auf Hallberg. von Tiele⸗Wingler. Trojan, Schriftsteller, Berlin. Wendt, Professor, Jena. Wichert, Kammergerichts Rath, Berlin. Wichmann, Rittergutsbesitzer, Nahm geist. Ernst von Wildenbruch, Berlin. Dr Windtborst, Staats- Minister a. D.,, Hannover. Dr. Witte, Rostock. von Wrisberg, Landdrost, Schwerin.

Wie jüngst im Schauspielhause, so erlosch am Sonntag im Victoria Thegter und am Montag im Deutschen Theater während der Vorstell ung rlötzlich die elektrische Beleuchtung. Im Victoria-Theater wurde die Vorstellung bei Gac beleuchtung zu Ende geführt. Die Direktion des Deutschen Thegters veröffentlicht über den Vorfall folgende Mittbeilung: Im „Deutschen Theater“ entftand in der Montags ⸗Auffübrung von „Der Unter⸗Staats⸗ sekretär: kurz nach Beginn des letzten Aktes dadurch eine Störung, daß im Maschinenbause die Verbindung zweier Dampfröbrentbeile sich löste, sodaß der Dampf mit großem Geräusch ausströmte und das elektrische Licht allmäblich erlosch. Die Aufregung des Publikums legte sich aber sogleich, da die Darsteller auf der Bühne rubig wenner spielten und nach kaum einer Minute die Gasbeleuchtung in Thätig keit war. Das Stück wurde sodann obne weiteren Zwischen⸗ fall zu Ende gespielt. Die durch einen Unbefugten berbeigerufene Feuerwehr entfernte sich sogleich wieder, ohne in Thätigkeit getreten zu sein. Irgend eine Störung des Betriebes tritt nicht ein, da der geringfügige Schaden in wenigen Stunden ausgebessert ist und das Deutsche Theater außerdem eine zweite ar . funktionirende Maschine besitzt.

Für die JJ. Ma st vieb-⸗Ausstel lung, welch; am 29. und 30. April t. J. auf dem städtischen Centralviebbof stattfinden wird, sind die Programme in diesen Tagen zur Versendung ge⸗ kommen. Das Comits hatte bei einer größeren Zabl Interessenten angefragt, ob etwa ein früherer Termin für die Schau wünschenswerth erscheine. Von 76 eingegangenen Antworten haben sich aber 54 für Beibehaltung des bieherigen Termins ausgesprochen. Von vielen Seiten wurde jedoch der Wunsch angeregt, bei dem augzustellenden Rinddieh andere Altergabstufungen kezüglich der Klasseneintbeilung eintreten ju lassen. Diesem Wunsche ist Rechnung getragen worden, es werden also im nächsten Jahr in Klasfe 4 Kälber und Ochsen 16 bis 2 Jahre alt und in Klasse 5 Kälber und Ochsen 2 2 Jahre alt ausgestellt werden. Die dann folgenden Klassen sind nach dem Geschlecht und Alter eingetheilt, und zwar Klaffe s Kälber und Kübe 2 bis 35 Jahre, Klasse 7 ältere Fühe und Kälber, Klasse 8 Ochsen 23 bis 37 Jahre, Klasse 9 ältere Ochsen und Klasse 19 Bullen. Bei den ausgeschlachtet