5 Uhr Morgens wogte der Kampf namentlich bei Oster⸗ Däpxel: aber dem energischen Ansturm der West⸗Division unter ihrem Commandeur, General⸗Lieutenant Finck von Finckenstein, vermochte die Ost⸗Dwision unter General-Läieute⸗ nant von Scherff keinen erfolgreichen Widerstand zu leisten, und so gelang es der ersteren, mit klingendem Spiele vorrückend, von ihrer Artillerie kräftigst unterstütz, sämmtliche Höhen zu erstürmen und den Gegner zurück zuwerfen. Als gegen 6 Uhr Morgens das Signal: „Das Banze Halt!“ ertönte, hielt Se. Majestät der Kaiser und König eine Kritik, die nahezu eine Stunde in Anspruch nahm. Es geschah dies am Düppel-Denkmal. Mit huldyollem Hände⸗ druck verabschiedete Sich Se. Majestät erst um 76e Uhr von dem kommandirenden General, General der Infanterie von Leszezyngki, nachdem Allerhöchsidieselben auch noch zu mehreren anderen Offizieren Sich über die Leistungen des Armee⸗Corps und der Flotte in höchst anerkennender Weise auszusprechen geruht hatten. Se. Majestät ritt bis Sonderburg, verließ hier an der Landungsstelle das Pferd und begab Sich in einer Dampfpinasse an Bord der „Hohenzollern“, von dort gegen 1 Uhr Mittags an Bord des Artillerie⸗Schulschiftes. Mars“, wo für die Generale, Admirale und höheren Offinere ein Abschieds⸗Frühstück stattfand. Es war drei Uhr Nachmittags eworden, als des Kaisers und Königs Majestät wieder an ge, der „Hohenzollern“ kam und diese unter Hissen der Kaiser⸗Standarte die Fahrt nach Kiel antrat.
Der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten hat in einem Erlaß an die Königlichen Provinzial-Schulkollegien auf den Nutzen einer maßvollen Verwerthung des Zeichnens für die meisten Unterrichtsgegenstände höherer Schulen hingewiesen und dem Vertrauen Ausdruck gegeben, daß dieselben innerhalb der durch die vorhandenen Lehrkräfte und der zu Gebote stehenden Mittel gezogenen Grenzen auch ihrerseits nichts ver— säumen werden, diese Seite des Anschauungsunterrichts thun—⸗ lichst zu fördern.
Der kommandirende General des Garde Corps, General der Infanterie Freiherr von Meer scheidt⸗Hüllessem, Chef des Infanterie⸗Regiments von Boyen (5. Osipreußischen) Nr. 41 ist nach Beendigung der Manöver des Garde-Corps hier wieder eingetroffen; desgleichen der Commandeur der 2. Garde In fanterie⸗Division, General Lieutenant von Kalten⸗ born⸗Stachau und der Commandeur der 1. Garde⸗-Infanterie⸗ Division, General-Lieutenant von Sobbe.
Zur Theilnahme an den Manövern des V. und VI. Armee⸗ Corps haben sich nach Schlesien begeben: der General— Inspecteur der Fuß⸗Artillerie, General-Lieutenant Sallbach, der Direktor des Militär⸗-Oekonomie⸗Departements im Kriegs⸗ Ministerium, General⸗-Lieutenant Stockmarr und der General⸗Lieutenant Golz, Allerhöchst beauftragt mit Wahr⸗ nehmung der Geschäfte als Chef des Ingenieur- und Pionier— Corps und General⸗Inspecteur der Festungen.
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des, „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ werden zwei Bekanntmachungen des Ministers für Handel und Gewerbe, betreffend die Unfall— versicherung der Bauarbeiter und betreffend die Zu⸗ sammensetzung des Schiedsgerichts für die Sektion J Der Schornsteinfeger-Berufsgenossenschaft, veröffentlicht.
Kiel, 11. September. Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich ist, wie „W. T. B.“ meldet, zum Kommandanten der 1. Matrosen⸗Division ernannt worden.
Sachsen.
Dresden, 11. September. Se. Majestät der König begab sich heute Nachmittag in Begleitung des Bürger⸗ meisters von Schandau Wieck, des Amtshauptmanns Le Maistre und der Stadträthe Roeßler und Sendig nach Schan dau, um das dortige Ueberschwemmungsgebiet in Augenschein zu nehmen. Heute Abend begiebt sich der König nach Chemnitz, um während der nächsten Tage den in der dortigen Gegend stattfindenden Manövern beizuwohnen. Die Ankunft daselbst erfolgt um 8“ Uhr.
Württemberg.
Stuttgart, 10. September. Gestern Nachmittag ist Ihre Kaiserliche Hoheit die Herzogin Wera von Württem⸗ berg, von St. Moritz kommend, in Friedrichshafen ein— getroffen und im Königlichen Schlosse daselbst abgestiegen.
Deutsche Kolonien.
Dar⸗es⸗Salam, 10. September. Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ ist die telegraphische Ver? bindung von Sansibar nach Bagamoyo und Dar? es⸗ Sa lam heute hergestellt worden.
Der im hiesigen Hafen aufgelaufene deutsche Postdampfer „Reichstag“ ist unbeschädigt wieder abgekommen und heute in Sansibar eingetroffen.
Cesterreich⸗ Ungarn.
Wien, 11. September. Se. Majestät der Kaiser und König ist nach einer Meldung des W. T. B.“ gestern in Großwardein eingetroffen und von den Spitzen der Be⸗ hörden sowie den entsendeten Deputationen empfangen und von der dichtgedrängten, Spalier bildenden Beyblkerung mit enthusiastischen Eljenrufen begrüßt worden. Se. Majestãt zeichnete den ehemaligen Minister⸗Präsidenten Coloman Tisza, den Erzbischof von Karlsburg Vancea, den Bischof Schlauch und mehrere andere Personlichkeiten durch Ansprachen aus, stieg sodann in der Residenz des Bischofs ab, wo ein Empfang der Deputationen stattfand, und setzte Abends 6 Uhr die Reise nach Sziekelyhid fort, wo die Ankunft unter freudigen Kund⸗ gebungen der Bevölkerung um 8 Uhr Abends erfolgte.
Den Schlußmanövern des VI. und VII. Corps ), n. dem 12. und 16. d. M. liegt folgende Generalidee zu Grunde: Die Nord⸗Armee (VI. Corps) befindet sich mit dem Üinken Dunger über Nyiregyhaza und Ermihalyfalva gegen die Süd⸗
rmee im Vormarsch; letztere sammelt sich bei Großwardein und zieht aus Siebenbürgen über Szilagy Somlyo und Margitta
das XII. Corps heran. Im Hauptquartier des Oberbefehls der Manöver befinden sich; Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erzherzog Albrecht, der General der Kavallerie Baron Piret, der Generalstabs⸗ Chef Baron Beck und Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erzherzog Wilhelm, General⸗Inspektor der Artillerie. Unter den 19 Schieds⸗ richtern für die Manöver sind auch Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Erzherzöge Friedrich und Eugen.
Der ung arische Ministerrath wird, dem „Pester Lloyd“ zufolge, seine Berathungen über die Verwaltungs— reform erst am 19. d. M. wieder aufnehmen, dieselben als⸗ dann aber ohne Unterbrechung zu Ende führen. Die auf Grund der im Ministerrath vereinbarten Prinzipien vorerst zu verfassenden zwei Gesetzentwürfe über die Komitgtsmunizipien und über die Verwaltungsgerichtsbharkeit werden gegen Mitte November im Abgeordnetenhause eingereicht werden, nachdem Anfangs November die Budgetverhandlungen im Plenum voraussichtlich begonnen haben werden. Da allem Ermessen nach die Budgetdebatte bereits in diesem Jahre zu Ende gehen dürfte, würde das Abgeordnetenhaus schon nach den Weih⸗ nachtsferien die Verhandlung über die Munizipalvorlage be— ginnen können. . ; ;
Bezüglich einer von verschiedenen Blättern verbreiteten Nachricht, daß der Minister Freiherr von Orczy aus Ge⸗ sundheitsrücksichten seine Entlassung einzureichen gedenke, ist „Nemzet“ in der Lage, erklären zu können, daß der Gesund⸗ heitszustand des Ministers durchaus befriedigend sei, und daß er nicht beabsichtige, seine Demission zu verlangen.
Frankreich.
Paris, 11. September. Anläßlich des demnächstigen Erlöschens der Handelsverträge wird ein neuer Gesetz— entwurf, der das neue Zollregime festsetzt, bei Wieder⸗ zusammentritt der Kammern vorgelegt werden. Der Han⸗ dels-Minister beabsichtigt, einen einfachen General⸗ Zolltarif einzuführen, welcher der Regierung das Recht giebt, den Tarif den Mächten gegenüber zu erhöhen, welche Frankreich keine wirthschaftlichen Voxtheile zugestehen würden. Der vorläufige Eniwurf eines solchen Tarifs ist bereits, dem ‚W. T. B.“ zufolge, nach den Berathungen des köheren Handelsraths nahezu fertiggestellt und dürfte demnächst dem Ministerrath vorgelegt werden, welcher alsdann die beim Parlament einzubringenden Vor— schläge feststellen wird. ö.
Dem „Echo de Paris“ zufolge sind säm mtliche Mit⸗ glieder des höheren Kriegsraths in diesem Zahre be⸗ auftragt worden, den Manövern derjenigen einzelnen Truppentheile beizuwohnen, welche sie im Ernstfalle be⸗ fehligen sollen. General Saussier und General de Mi— ribel folgen den Manövern des VI. und VII. Corps; Ersterer inspizirt die Maaslinien und die Thäler im Ober laufe der Mosel, Letzterer die verschiedenen Operationsgebiet in den 2
Der Kommandant der großen Manöver des J. und II. Armee⸗Corps im Departement du Nord, General Billot bewillkommnete gestern die in Cam bray eingetroffenen au a⸗ ländischen Offiziere und lud dieselben zum Frühstück ein. Nach einer Mittheilung der „Köln. Ztg.“ wird bei den diesjährigen Manödern des XVIII. Armee-Corps die gesammte Infanterie mit dem Lebelgewehr aus— gerüstet sein und ausschließlich Patronen mit rauch⸗ schwachem Pulver benutzen; auch bei der Artillerie kommt dieses Pulver zur Verwendung und wird dasselbe in diesem Jahre zum ersten Mal bei Uebungen im großen Truppen⸗ verbande benutzt werden. Die Stärke der Infanterie⸗Com— pagnien beim XVIII. Armee Corps ist auf 25 Mann fest⸗ gesetzt; diese Ziffer soll durch Einberufung von Reseryisten erreicht werden, die wenigstens drei Jahre dem stehenden Heere angehört haben. Jeder Infanterist wird für das Manbver, welches einschließlich eines Ruhetages nur fünf Tage dauern wird und für welches ein genaues Programm aufgestellt ist, mit 45 Platzpatronen ausgestattet. Nach den neuesten Bestim⸗ mungen sollen die Artillerie⸗Abtheilungen anstatt wie bisher aus vier nur aus drei Batterien bestehen, und sind jeder Division des Armee⸗-Corps zwei solcher Abtheilungen zugetheilt worden; jede Batterie führt jedoch nur vier Geschütze, wahrend die Kriegs-Batterie deren sechs enthält.
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 11. September. Der Kaiser hat dem Fürsten Dolgorukow anläßlich seines 2ö jährigen Jubiläums als General-Gouverneur von Moskau sein Porträt und das des Kaisers Alexander II. in Brillanten überreichen lassen. Aus Anlaß des heutigen Namenstages des Kaisers werden sehr zahlreiche Ordensverleihungen an Generale und Offiziere veröffentlicht; unter Anderen ist dem Baron Fredericks, dem Militärbevollmächtigten in Paris, der Stanislaus Orden 1. Klasse verliehen worden.
Belgien.
Brüssel, 11. September. Ihre Majestät die Königin von Sachen ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern von Blankenberghe hier zum Besuch der Königlichen Familie eingetroffen und hat im Königeschlößchen das Frühstück ein⸗ genommen. Die Rückreise erfolgte Nachmittag.
Im Laufe des gestrigen Vormittags hielten zwei Sek⸗ tionen des Katholischen Sozial-Kongresses in Lüttich Sitzungen. Die allgemeine Sitzung wurde nach einem Wolffsschen Telegramm um 2 Uhr Nachmittag mit Verlesung der in den Sektionen gefaßten Beschlüsse er— öffnet. Der englische Peer Lord Ashburnham und der Bischof Vaughan de Salford sprachen mit großem Beifall über die weltliche Herrschaft des Papstes. Nach einer Rede des Bischofs Carrieres von Montpellier schloß Bischof Doutreloux von Lüttich mit einer Ansprache die Sitzung. — Bei der 3 Uhr Abends von der Union eatholiqus abgehaltenen allgemeinen Ar⸗ beiterversammlung waren 3500 Arbeiter anwesend; Kanonikus Winterer, Pater Pascal, Chefredacteur Demarteau von der „Gazette de Liege“ und Andere hielten unter allge— meinem Beifall Reden. Sodann wurde der Kongreß ge⸗
schlossen. Serbien.
Belgrad, 10. September. In der gen rigen Sitzung des Ministerraths wurde der in der gestrigen Nummer des R. u. St.- A.“ mitgetheilte Ant rag des Ministers für Ackerbau und Handel, den Vorschlag des Wiener Kabi— nets betreffz einer acht tä igen Kontumaz der in Un⸗ garneinzuführenden 69 eine anzunehmen, gebilligt.
Ameritła. Vereinigte Stgaten. Washington, 11. September. Der Senat hat die Tarifbill mit 40 gegen 29 Stimmen angenommen.
Afrika.
Aus Paris, 9. September, meldet die Köln. tg.“ Der Koloniglverwalter Cholet ist, dem „Siäcle' zufolge, nachdem er den Lauf des Sanga, eines der rechten Neben flüsse des Congo, erforscht, wieder nach Brazzaville zurück⸗ gekehrt. Cholet hatte sich auf einem Kanonenboot ein—= geschifst und war bis zum 4 Grade nördlicher Breite und zum 13. Längengrade flußaufwärts vorgedrungen. Trotz der schlechten Jahreszeit fand er den Fluß schiffbar und durchfuhr eine fruchtbare Gegend, die noch nie der Fuß eines weißen Mannes betreien hatte. Vom politischen Gesichtspunkte hat, wie das „Siècle“ sagt, diese Reise die allerhöchste Wichtigkeit. Sie erstreckt sich bis zu den nördlichen Grenzen des französischen Gabun und Congo⸗ gebiets und sichert Frankreich die Striche zwischen dem deutschen Gebiet von Kamerun und dem Flußlaufe des Gobanglis, dessen rechtes Ufer zum französischen Besitz gehört.
Pariser. Blättern zufolge reist der Kapitän Monteil demnächst in geographischer Mission nach St. Louis und beabsichtigt, am Niger bis Bam mako vorzudringen, um von da aus das Flußzgebiet zu erforschen. Ferner geht gleichzeitig der Kapitän Menard nach Grand ⸗Bassam, um, ins Innere vordringend, die von Kapitän Binger mit eingeborenen Häuptlingen geschlossenen Verträge zu be⸗ stät igen. . .
Der in Marseille angekommene französische Postdampfer bringt, wie der Köln. Ztg.“ geschrieben wird, neue Nach⸗ richten über die Vorgänge in Dahome. Nach den Kämpfen in der Gegend von Porto Novo und Kotonu zogen sich die Truppen des Königs zurück, indem sie alles auf ihrem Wege verwüsteten. Da die Dörfer aber verlassen waren und sie Opfer gebrauchten, so marschirten 1505 Daho⸗ menser gegen die Egbas, wurden aber vom König der Egbas
eschlagen. In der folgenden Nacht indeß gelang es den Dahomen⸗ . die Egbas zu überraschen, und sie machten den größten Theil der Egbaskrieger nieder. Die Dahomenser, die nun den Weg frei fanden, setzten ihren Weg längs des Soa⸗Flusses bis gegen Abeokuta fort und zerstörten 130 Dörfer; sie metzelten 1000 Frauen und Greise nieder und machten 2060 Gefangene. Der letzte Zusammenstoß zwischen den Dahomensern und den Egbas fand am 23. Juli statt; seitdem hat man nichts mehr gehört.
Australien.
Neuseeland. Wellington, 9. September. Das Unterhaus von Neuseeland hat, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, den Vorschlag der Regierung, Dele⸗ girte zur bevorstehenden Föderation s-Konvention zu ernennen, mit 12 Stimmen Mehrheit verworfen.
Nr. 36 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundbeitsamts vom 9g. September hat folgenden Inhalt: Gesund⸗ beitsstand. Personalnochricht. — Volkskrankberten in der Berichts. woche. — Velkskranktzeiten und Sterbefälle im Juli. — Sterbe— fälle in deutschen Staten mit 40000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt · und Landbezirken. — Geburten und Sterbefälle in Köln, Wien, Stock⸗ bolm, 1889. — Choleranachrichten. — Flecktyphus im Regierungs⸗ bezirk Magdeburg. — Witterung. — Zeitweil ige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. — Thierfeuchen in Ilalien, 3s. Mär; bis 29. Juni. Veterinärpolizeiliche Maßregeln. — Medizinal⸗Gesetzgebung u. f. w. (Deutsches Reich) Aerztliche Sommerprufung. — (Preußen.) Ver⸗ wendung undengturirten Branntweins zu Heil⸗ u. s. w. Zwecken. — Desterreich) Sammelforschung über Inflaenza. — Rechtsprechung. Kartoffeln. — Impfwesen — Verhandlungen gesetzgebender Körper schaften. (Großbritannien.) Verkehr mit Bier. = Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 0909 und mehr Einwohnern, Juli. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes.
Nr. 20 des Eisenbabn⸗Verordnungs⸗Slatts, heraus- gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Staatsvertrag zwischen Preußen und Lippe wegen Herstellung von Eifenbahnen von Detmold nach Sandebeck und von Lage nach Hameln. Vom 22. September 18585. (S-S. S. 253) — Staatsver rag zwischen Preußen und Sachsen⸗ Meiningen wegen Herstellung einer Eisenbabn von Zeitz nach Camburg. Vom. 24. Oktober 1885. (G-S. S. 241) — Staats vertrog zwischen Preußen und Sachsen. Coburg ⸗ Gotha wegen HDerstellung * mehrerer gatbaisches Gebiet berührender Eisenbabnen. Vom 15. Januar 1866. (GS. S. S 247.) — Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: Vom 23 August 1890, betr. Bedienung der Reifenden an den Bahn⸗ hoft. Buffets. — Vom 26. August 1596, betr. Zeitkarten für Schüler. — Vom 26. August 1890, beir. Behandlung ron Frachtgütern, welche der Gefahr der Beschädigung besonders ausgesetzt find. — Vom 31. Auguft 1830, beir. Stempelpflichtigkeir der auf die Bestellung einer Sicherheit bezüzlichen Schriftstücke. — Von 31. August 1890, betr. Belehrung der Frankenkaffen⸗Mitglieder über das Rechtsmittel der Klageerhebung. — Nachrichten.
Kunft und Wiffenschaft.
Die Majolika⸗Sammlung im Gewerbe⸗Museum.
Nachdem zu Anfang des 18. Jahrhunderts die aus China herübergekommene Fabrikation des Porzellans gelungen war, betrachtete man die alte Majolika als „überwundenen Standpunkt“ und erst in allerneuester Zeit, welche, ihren eigenen Stil suchend, noch immer antiquisirend vorgeht, wendet man sich der Herstellung von Majolika⸗ Gefäßen wieder zu. Seit undenklichen Zeiten wurde Thon zur Herstellung von Gebrauchsgejäßen ver⸗ wendet, und die Bauernarbeit giebt, nebenhergehend und folgend, Anklänge an die jeweiligen Kunstprodukte. Zu hoher Blüthe wurden Thonwaaren durch die Mauren sin Spanien (Alhambrg⸗Fliesen) um 1300 gebracht; von dort mögen die weißglasirten und bemalten Gefäße und ihre Her⸗ stellung nach Majorka gelangt sein, und aus diesem Namen entstand der des Produkts „Majolika“. In der Blüthezeit der italienischen Renaissance, um 1500, sehen wir die ersten Fabriken zur Herstellung solcher kunstvoll gemalten Ge⸗ aße in Italien entstehen. In diesem Cinque cento, wie der Italiener jene Zeit benennt, schämten sich die. bedeutendsten Künstler nicht, dem k helfend und vorbildlich zeichnend zur Seite zu stehen. Ja
eine alte Ueberlieserung will davon wissen, daß Raphael als Jüngling, aus Liebe zur Tochter eines verarmten Töpfer= meissers, einige Gefäße selbst komponirt und gemalt und da⸗ durch die in Verfall gerathenen Verhältnisse des Meisters ge⸗ hoben habe. Raphael starb 1520. Eine Unmöglichkeit 1 nicht vor, doch ist es viel wahrscheinlicher, daß Hand⸗ zeichnungen Raphael's auf den Thonwaaren zur Aus⸗ schmückung derselben verwendet wurden und diesem Umstand jene Erzählung ihre Entstehung zu verdanken hat. Einige Themata, wie z. „Moses Bündniß mit Gott“ dürften bei ihrer naiven Anschauungs- und Kom= Positionsweise allerdings den Jugendjahren eines Raphael ihr Dasein verdanken. In jener ersten Periode der italienischen Majolika⸗ Fabrikation wechselten fehr häufig Themata, welche den heiligen Legenden entnommen sind, mit solchen aus der griechischen Mythologie. Vielfach ist uns das Mittel abhanden gekommen, um die Themata auch nur begreifen zu können, nämlich in solchen . wo dasselbe ganz allein der Ueberlieferung in andläufiger Verdrehung entnommen ist.
Wir sehen in der Sammlung des Gewerbe⸗ Museums einige interessante Votiv⸗Platten für die Hauskapelle, sogar eine etwa 1½ Fuß hohe, sitzende Madonna mit Kind, eine Statuette für denselben Zweck. Eine originelle kleine Platte, welche irgend einem be— sonderen Umstand ihre Entstehung verdanken mag, stellt die Mazonna. auf dem Arm den Heiland haltend und auf Wolken schwebend vor. Zu ihren Füßen kniet ein älterer Mann, während inks eine Frau mit einem Knaben beschästigt ist, welcher sich den Arm ver— letzt hat, wie aus dem rinnenden Blute ersichtlich ist. Auf einem Teller sehen wir Leda, welche den Besuch Jupiters in Form eines Schwanes erhält. Wie seltsam sticht diese nüchterne Auffassung gegen die Correggio's (Berlin, Altes Museum) ab, um so mehr als unser Maler vermuthlich durch die alten Egypter beeinflußt worden sein muß, denn sein Jupiter erscheint in Männergeffalt, nur mit einem Schwanen⸗ statt Menschenkopf. Die Sündfluth ist auf einem anderen Teller an der in der Mitte der Komposition schwimmenden Arche erkennbar; sonst könnte man leicht in die Versuchung gerathen, zu glauben, daß die beiden kühnen Schwimmer Treibholz sammeln wollen, oder gar, daß wir eZ mit einer antiken Schwimmanstalt zu thun haben. Auf den Majolikagefäßen aus dem 17. Jahrhundert wird die arbe malt. Zwar wirken die vielfach auf den
mrandungen angebrachten Arabesken, die ihren Ursprung in den Raphael'schen Loggien des Vatikans haben, immer noch künstlerisch, aber die Bilder selbst sind handwerks mäßiger ausgeführt, als in dem vorhergehenden Jahrhundert. Das Kunsthandwerk fing, wie oben gesagt, mit dem 18. Jahrhundert an, sich dem weniger porösen und zerbrechlichen Porzellan zu⸗ zuwenden, welches, eine Mischung von geschmolzenem Feldspat und Quarz mit ungebranntem Kaolin (weiße, fette Thonerde), von nun an bis auf die neueste Zeit ebenso zu Gebrauchs⸗ wie zu Luxusgege nständen Verwendung fand.
Sanitäts⸗, Veterinär ⸗ und Quarantanewesen.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Der Königl ich ungarische Handels⸗Minister bat mi? Verfũgung vom 31. August 1890 für Provenienzen aus Japan strenge ärztliche Untersuchung und bei Berührung eines Hafens des Rothen Meeres 7tãgige Quarantãne angeordnet.
Madrid, 10. September. Aus Valencia werden, W. T. B.“ zufolge, heute 24 Cholerafälle gemeldet, darunter 7 mit tödtlichem Aus gang.
Sandel und Gewerbe.
Vom eber schlesischen Steinkohlenmar kt berichtet die Schles. Ztg.: Die in Folge anhaltender Niederschlaäge ein getretene kalte und völlig berbstliche Witterung hat vorzeitig einen starken Bedarf für Hausbrandmaterial hervorgerufen, in Folge dessen die Förderung auf sammtlichen Gruben voll aufgenommen wurde und die frisch geforderten Kohlen schlank zur Verlatung kamen. Der an sich reichliche Absatz im Inlande wurde durch beträchtliche Aus fuhrmengen unterstützt, indem außer dem regelmäßigen Verfandt nach Wien und böbmischen Plätzen nicht unbedeutende Bejügze in Koblen bess erer Sorte Seitens der Zuckerfabriten in Rußland und Galizien ge⸗ macht wurden. Das Kohlengeschäft erlitt daber keine Eiabuße, trotz der Preiserhöhungen, welche am 1. d. M. auf sämmtlichen Gruben in Geltung traten und je nach Qualität für gute Marken eine Heraufsetzung von 5—8 8, für geringere von 3-5 3 pro 50 kg. bedangen. Im örtlichen Verkauf stellen sich daher in Ia Marken: Stück,. Würfel und Nußkohlen 47 = 45 . Nuß H 35 — 42 . Förderkohlen 38-43 3, Klein. und Erbskohlen 23 30. A., Staubkoblen 8-14 4; Ia. Marken: Stck und Würfelkoblen 386-42 3, Nußkohlen 38—– 40 A, Förderkohlen 3236 , Erbs⸗ und Kleinkohlen 20275 8, Staub⸗ kohlen 6 — 10 3 pro 50 Eg loco Grube. Der Versandt zu Wasser erlitt, wie berests gemeldet, eine e hebliche Störung durch das Hoch⸗ wasser, welches an der Põpel witzer Umschlagstelle den Fahrzeu gen nicht mehr gestattete, unter die Kippborrichtungen zu fahren? Im Koks. markt ließ die Nachfrage zu wüänschen übrig, jedoch verblieb die Produktion an Koks auf der bisherigen Höhe Ber Absatz der — Theer und schwefelsaures Ammoniak, 1 i
anker.
Leipzig, 10 September. (B. T B) Kammzug Termin handel. La Plata. Grundmufter B. pr. September 4,80 A pr. Dktober 4. Saz. A, pr. November 4. 8 AM. pr. Dejember 480 A, pr. Januar 472 A, vr. Februar 4.65 A, pr. März 4 60 4 8 4,60 AÆ, pr. Mai 460 AÆA. — Umsag 110 556 Eg.
ehauptet. .
London, 19. September. (W. T. B) An der Küste 4 Weizen ⸗ ladungen angeboten. RNischny. No wgored, 10. September. (B. T. B) Die dier jährige Messe ist als eine gute mittlere zu bezeich nen. Die Wechsel und Zahlungen laufen prompt ein.
Verkehrs Anstalten.
Die Abfahrt der französischen Postdampfer von Borde aur nach St. Thomas, Portorico und Haiti ist vom 12 auf den 18. jedes Monats verlegt werden.
Bam burg. 10. Sextember. (W. T. B.) Der Po stdampfer Helvetia“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfabrt⸗ Akt iengesel lschaft hat, von New Jork kommend, beute Vor⸗ mittag Lizard pafsirt, und der Post dam pfer SIavonia“ derselben Gesellschaft ift, von Hamburg kommend, beute früh in Baltimore eingetroffen.
London, 10. September. (W. T. B.) Der Union ⸗ Dampfer Nu bian ist heute auf der Heimreise in Southampton an Etommen, der Fastle⸗ Dampfer „ NRorbam Cat fen auf der
usreist von London abgegangen und der Castle⸗ Dampfer Dem broke kat beute auf ber Ausreise die Canarischen Inseln passirt. K ;
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
In der 1 der Meistersinger am Freitag werden die Damen Leisinger und Standigl, die Herm. Betz, Gudehus, Biberti, Oberhauser, Krolop, Lieban, Krasa beschäftigt sein. — Der Theaterzettel der am i4. Sertember 1790 im König⸗ lichen National ⸗ Theater zu Berlin, erfolgten ersten Auf— fübrung der Hochzeit des Figaro“ weist nachstebende Angaben auf: Zum erften Male aufgefũhrt: Die Hochzeit des 5 Ein Singspiel in 4 Aufzũgen aus dem Französischen. Die omposition ist vom Hrn. Kapellmeister Mojart Personen: Der Graf von Almavira Hr. Lippert, die Gräfin Maß Unzelmann, Susanne Mad. Baranius, Cherubim Mlle. Hellmuth, Figaro Hr. Unjelmann, Marcelline Mad. Böhme, Bartolo, Arzt in Sevilla, Hr. Kaselitz. Basil Hr. Greibe, Gänsekopf Hr. Böheim, Antonio Hr. Brandel, Bärbchen Mlle. Altfilist⸗ — Die Be⸗ setzung der am nächsten Sonntag, dem Gedenktage der vor Fundert Jahren erfolgten ersten Aufführung, zum 388. Male zur Darstellung gelangenden Oper wird in gleicher Ordnung der Rollen dle folgende sein: Or. Oberhauser, Frau Pierson, 4 Leisinger, Frau Herzog, Or. Krolop, Frl. Kopka, Hr. Krafa, Hr. Lieban, Hr Josepb, He Michaels. Die Rolle der Bärbchen wird für diese Vorstellung Fil. Rothauser übernehmen. . Deutsches Theater.
Recht vorteilhaft führten sich am gestrigen Abend eire Reibe neugeworbener Kräfte in den Karlsschülern“ ein, die besonders zu diesem Zweck auf das Repertoire gefetzt waren. Als die ben Leistung ist sicherlich der Herzog des Hrn. Hilmar Knorr zu be—⸗ teachten. Sie zeugt von fleißigem Studium und heroorragender Gestaltungskraft; so wie Hr. Knorr den selbstberrlichen Herzog Karl darstellt, kann man ibn sich wohl denken. Vornehm in der Haltung, trefflich im Mienenspiel, schuf der Künstler eine Rolle. die auf recht erfreuliche weitere Schöpfungen schließen läßt. Die Franziska des Frl. Frauendorfer war in jenen Szenen am besten wo sie im ernsten Gespräch mit dem Herzog ibre edle weibliche Natur im schönsten Lichte zeigt, wäbrend sie sonst etwas zu kübl spielte. Ucber die Laura. des Frl. Grunert läst siMch Gutes berichten. Im Anfange befremdete ihre nicht dialekt freie Aussprache, aber mit dem Verlauf der Auffũhrung wuchs auch die Gewandtheit und Kraft der jungen Dame und er“ reichte einen durchaus befriedigenden Höhepunkt in der Lie bes szene mit Schiller, den Hr. Sommerstorff wie immer trefflich spielte. Von den übrigen neu Auftretenden, den Hrrn. Kühle, Zeisler, Kraus und Patrv wird man erst weitere Leistungen abwarten müssen, ehe sich ein Urtheil über sie fällen läßt; daß sie alle Vier talentvolle Schauspieler sind, bewies ihr gestriges Auftreten, obwohl dasselbe nicht in allen Punkten beftiedigte. Fr. Carlfen verhalf der Generalin Rieger zu erwünschter Wirkung; warum sie, ziemlich die einzige, gerade schwäbelt, ist nicht recht einzusehen. Das leider nicht sehr gefüllte Haus verhielt sich allen Mitwirkenden gegen⸗ über sehr wohlwollend. .
Lessing ⸗Theater.
In Otcar Blumenthal s neuem Luasifpiel Das zweite Gesicht‘ wesches am nächsten Donnerstag zur ersten Aufführung gelangt, wird Frl. Jenny Groß zum ersten Male nach ihrem kontrakt lichen Urlaub in einer größeren Lustsprelrolle wieder auftreten.
. Kroll's Theater.
Gestern Abend trat Hr. Emil Götze als Johann von Paris in Boieldieu's gleichnamiger komischer Oper auf; der bewährte Tenorist ist in dieser Rolle hier nicht unbekannt, da 'er dieselb= schon vor Jahren bei seinen Gastspielen im Königlichen Opernhaus zu Gehör gebracht hat. Es handelt sich um eine zierliche Liebesintrigue, welche sich in dem Rahmen dieser kleinen komsschen Dper abspielt, und von dem Helden derselben wird nicht die kraftvolle Leidenschaft eines Heldentenors, sondern die zartere, weichere Empfindung des lyrischen Sängers verlangt. Das mächtige Organ des Hrn. GSõtze klang beim Vortrage voll und schön,. doch manchmal beinake zu robust für diese zierlich gefügte Musik; die Strophe aus der Troubadour · Romanze mußte er auf vielfaches Verlangen wiederholen.
Neben Hrn. Götze traten noch zwei Gaäste auf der Königlich württem⸗ bergische Hof Opernsänger Hr. Carl Mar er als Seneschall und Frl. Johanna Richter vom Stadt. Theater in Köln als Prinzessin don Navarra. Hr. Mayer sang und spielte feine Partie fo vortrefflich, daß man seine Leistung als die künstlerisch vollendetste des Abends binstellen kann. Die Partie des Seneschall kommt, abgesehen von den Ensemblesätzen, nur in einer Arse im ersten Akt hervorragend zur Geltung; aber die Nüancirung des Gesanges war von so frischem Humor erfüllt, die Technik war so sauber und fehler⸗ los, das Organ klang so kräftig und angenehm, daß eine nach jeder Hinsicht vornehme und abgerundete Leistung in die Erscheinung trat. Der dritte Gast des Abends, Frl. Richter, löste ihre Aufgabe in zufriedenstellender Weise; die Stimme klingt in der Mittellage gepreßt, in ber Höbenlage freier und sicherer, so daß hier die Töne an Wobllaut und Fülle wesentlich gewinnen; die Koloratärfertigkeit tritt in aner—⸗ kennenswerthem Maße hervor, der Einsatz war kräftig und sicher; doch diese Vorzüge kamen mehr dem Troubadourlie de des zweiten, als der großen Arie des ersten Akts zu Gute, welche durch die er wähnten Mängel in ihrer Wirkung auf die Sörer beeintrãchtigt wurde. Das ständige Mitglied der Sommeroper, Frl. Schacko. behauptete neben den Gästen in erfreulicher Weife ihren Platz; sie sang ihr Pagenlied Begiebt mein Herr sich auf die Resse‘ zierlich in der Bewegung, schon im Ton und warm in der Empfindung, ebenso ihre Duette mit Johann von Paris und mit Lorejza. — Im Ganzen bot die Auffübrung nur Erfreuliches; das Publikum zeigte volles Behagen an der anmuthigen, heiteren Musik und gab seiner Anerkennung durch lebhafte Hervorrufe Ausdruck.
Architektenbaus.
Der Pianist Hr. Arthur dan Dooren aus Brüssel, der bereits in Paris und in anderen Stärten concertirt hat, ließ sich geftern im Mittelsaal des Architeftenbaufes vor einem eingelJ denen Zuhörerkreise zum ersten Mal hierfelbst hören. Außer einer wohl geschulten Technik, die sich namentlich in tadellofer Sauberkeit des Spiels zu erkennen giebt, besitzt der Künstler zugleich eine eingebende und lebendige Ausdrucksweise; sein Anschlag ist jedoch nicht frei von einer gewissen Härte. Die bedeutenden technischen Schwierig⸗ keiten in der Legende von Lisjt, wie in Der Tarantella von Moszkomeky überwand Hr. van Dooren mit großer Sicherbeit. Dasselbe Lob gebührt auch der Aus fũbrung der As-dur-Ballade von Chopin; nur wurde hier die Wirkung durch eine zu häufige Anwendung des Tempo rubato beeintrãchtigt. Die Grazie dieser Komposition erfordert mehr Ruhe des Vortrags. Zwei Albumblätter eigener Komposition, ein Andante“ und eine Sere⸗ nade / erfreuten sich eines aufmunternden Beifall. Die Schwester des Pianisten Henriette, eine Elevin des rn. aber Scharwenka, welche sich an dem Vortrag der bekannten Variationen für zwei Flügel von Beethoven — Saint ⸗Sasas und eines sehr wirkungsvollen Scherzos ibres Lehrers betheiligte, machte durch die Präzision im Zu⸗ sammenspiel und durch Zartheit des Ausdrucks einen sehr günstigen Eindruck. Ob Hr. van Dooren dem Vortrag größerer Werke von Beethoven, Back, Schumann oder Brahms ge⸗ wachsen ist, kann erst nach ferneren Leistungen des Künftlerz beurtbeilt werden. Bas Publikum nahm das an die sem Klavierabend Dar⸗ ebotene mit freundlichem Beifall auf. Das Geschwifterpaar bediente ch iweier vorzüglicher Duysen'scher Flaͤgel, deren Klangfuülle für
diesen Saal fast zu stark erschien.
Die Berliner Liedertafel“ hat soeben ihren 6. Jabres⸗ bericht ausgegeben. Der Verein zählt Ehrenmitglieder, 147 aktive und 161 Passtre Mitglieder. Zu den Gbrenmitgliedern gehört n. A. General · Intendant Graf von Jochberg. Außerordentliche Mitglieder sind: die General ⸗Lieutenants vn Dresty und Müller, die Pro⸗ fessoren Anton von Werner und Carl Becker, Hofprediger Frommel zc
Die Liedertafel hat im letzten Vereinsjabr 4 eigene Concerte ver⸗ anstaltet (davon 2 zu wohlthätigen Zwecken); sie wurde zur Mit⸗ wirkung in 4 Concerten und bel 2 größeren Festlichkeiten beran⸗ gejogen. Die regelmäßigen Gesangs übungen der Berliner Lieder- tafel! finden jeden Donnerstag. Abends 5 Uhr, in den Arminhallen, Kommandantenstraße Nr. 20, statt.
Mannigfaltiges.
Auf dem Anhalter Bahnhof sind die Spuren, welche der vor⸗ gestrige Unfall am Mauerwerk der Nordwand hinterlassen, schon wieder beseitigt. Die Pfeiler des Portals, durch das die Maschine gefahren, sind reparirt, die Thüren neu eingehängt. Heute früh waren nur noch wenige Leute mit den letzten Arbeiten beschãftigt. Der Bahnsteig und die Geleise zeigen dagegen noch die Spuren der Verbeerung. Als provisorischer Prellbock sind zur Zeit 30 dicke Eifenbabnschwellen aufgeschichtet. Heute früh war man damit beschäftigt, die Geleife, welche sich durch den beftigen Stoß, den der ganje Zug erlitten, gesenkt, hatten, wieder in das richtige Niveau zu bringen und neu zu befestigen. Der Prellblock mit den anschließenden Geleisetbeilen wird neu hergestellt. Der große, von der Lokomotive umgerissene Kandelaber ist noch nicht wieder er etzt.
Am Dienstag wurde auf seinem Stammsitze zu Retzin der Erbmarschall der Karmark Brandenburg und Königlich preußische wie Großherioglich mecklenburg. schwerinsche und? Großherzoglich hadische Kammerherr, Mitglied des Herrenkauses, Gästa? Heinrich Sans Eoler Heir zu Putlitz, zu Grabe getragen. Zu der Trauerfeier hatten sich, wie wir der N. A. Zig.“ entnehmen, außer den Anverwandten etwa 136 Trauergaste auz Berlin, Hamburg, Schwerin c. eingefunden und pracht⸗ volle Kränze auf dem Sarge des Verstorbenen niedergelegt. Kränze batten außer den ver oͤnlich Erschienenen noch gesandt: die Groß herzoglich badischen Herrschaften, der deutsche Bübnenverein, das Leipziger Stadt Theater und das Badische Leib⸗Geenadier⸗ Regiment Nr. 109, bei welchem einer der Sohne des Per— storbenen, steßt; ferner das Prager Stadt. Theater sowie der Verein für kildend: Künste in Karlstube. Beileststelegrammée hatten gesandt: Ihre Majestät die Kaiserin, die Großherzogin Mutter von Mecklenburg ⸗Schwerin, der Großherzog und die Groß⸗ herzogin von Baden, die Herzöge von Coburg und Altenburg, der Großberzog und die Großberzogin von Sachfen die Erbaroßherzog⸗ lichen Herrschaften in Karlsruhe, die Prinzessin Wilhelm von Baden, der Prinz Max von Baden, die Erbprinzessin von Anbalt, die Kronprinzessin von Schweden, Prinz Karl von Baden und Gemahlin,. Prinjessin Elifabetb von Baden und die Großherzogin Johann Albrecht don Mecklenburg · Schwerin. Graf Hochberg hatte ein Kondolenzschreiben gesandt. Prediger Müllensieffen, der erste Erzieher der Kinder des Heimgegangenen, hielt eine zu Herzen gehende Trauerrede. Hierauf wurde der Sarg auf einen mit vier schwaribehängten Pferden bespannten Leichenwagen gehoben und nach dem Erbbegräbniß nach Groß Pankow gefahren, wofelkft. nachdem der Ortsgeistliche Prediger Müller die irdischen Ueberreste eingesegnet hatte, sie der Erde übergeben wurden.
Die Leichen der beiden Künstler Kaffsack und P. Weimar sind, wie die Staatsb. Ztg.“ erfährt, gestern Nachmittag 3 Uhr 48 Minuten dicht bei Sand werder (bekanntlich derjenigen äußerst gefährlichen Stelle des Wannsees, an welcher die Havel mit dem Sce in Verbindung steht), gefunden worden. Da die Rachforschungen so lange resultatlos verlaufen waren, so hatten die nächsten Verwandten, sowie ein großer Theil der Berliner Künstlerschaft auf eigene Kosten 12 erfahrene Fischer engagirt, welche die Stelle, an der das Boot gesunken war, eingebend untersuchen sollten, namentlich aber den Auftrag erhalten batten, das gesunkene Boot umzudrehen, um nach⸗ zusehen, ob die Leichen nicht unter demselben lägen. Die Untersuchung batte leider keinen Erfolg, und schosn wollte man die weiteren Nach= forschungen einstellen, als plötzlich einer der Fischer mit seinem Rettung haken die Leiche Paul Weimar's erfaßte und an die Ober fläche zog. Bei dem Empoörziehen hatte Weimar eine klaffende Wunde über dem rechten Auge erhalten, die noch blutete. In seiner Brust⸗ tasche fand man ein Portefeuille mit circa 1060 ] Bei sofort neu angestellten weiteren Nachforschungen fand man circa 8 Minuten spãter auch die Leiche des Bildhauers FKafffack. Beide Leichen wurden, nachdem man sie vom Schlamm gesäubert, nach dem nahen Restau⸗ rant Beelitzhof geschafft, um dort bis zum Eintreffen der Unter⸗ suchungsbehorde aufgebahrt zu werden.
Die ostafrikanischen Silbermünzen, welche jetzt zur Prägung kommen, werden, dem Berl. Fremdenbl.“ zufolge, auf der
inen Seite das Brustbild Sr. Majestät' des *KFRaifers Wilbelm II in der Uniform der Gardes du Corps mit dem Helm und auf der anderen Seite einen Löwen jeigen. Der Werth dieser Münzen wird eine indische Rupie fein, das sind etwa 1 4
Unsere Vogelwelt ist, wie dem Dtsch. Tagebl.“ geschrieben wird, durch die abrormen Witterungsverhältnisse diefes Sommers erheblich dezimirt worden. Das wochenlang anhaltende Regen⸗ wetter im Juni hat sogar die Vernichtung der Brut mancher Vogel zur Folge gehabt Der Wald gewährt der gefederten Welt einen gewissen Schutz gegen die Unbill der Witterung, Bäume Und dichtes Besträuch bieten den Thieren eine Zuffuchtsftätte. Schlimmer ist es für jene Vogelarten, die ihre Brurstaͤtte auf freiem Felde oder im Schilf unserer Teiche und Flüsse errichten. Diese, Lerchen, Rohr⸗ sänger z,, haben am meisten gelitten. Sobald das Weibchen die Brut nicht mehr mit seinem Körper vor dem Regen schützen kann, verläßt es das Nest, welches nun vom Wasser völlig durchweicht wird. Die jungen Vögel werden naß und müssen jämmerlich umkommen. Man hat in diesem Sommer hunderte von Nestern mit todten Jungen gefunden, die in der geschilderten Weise zu Grunde gegangen sind.
Ang estellte der städtischen Gasanstalten und der Königlichen ECisenbahn⸗Reparaturwerkstätten zu Tempelhof werden laut Mittheilung der B. B. -Itg.“ zur Zeit in einem vom hbiesigen Samariterverein für sie veranstalteten Kursus, den Hr. Waßmund leitet, im Sa mariterdienst ausgebil det. Gerade in den hier in Frage kommenden industriellen Werken ereignen sich bekanntermaßen sehr häufig Unfälle, die rasche Hülfe erfordern.
In Potsdam ist der Erste Geistliche an der Friedenskirche, Hof⸗ prediger DJ. Wind el, gestorben. In Arolsen geboren, hatte er vor wenigen Tagen sein fünfjzigstes Lebensjahr vollendet. Früher war er Geistlicher an der hiesigen Charits und am Augusta⸗Hospital.
Ueberschwem mungen.
Aus Magdeburg, 10. September, meldet die Magd. Ztg.“: Der Wasserstand hat hierselbst in der verflossenen Nacht die Höhe von 5m erreicht; das Wasser stand beute um J Ühr Morgens b,o? m. Hiermit scheint das Waffer feinen höchsten Stand erreicht zu haben. Von Barby wurden beute Morgen 7 Uhr 2 em Fall gemeldet. Das Wasser feht auf dem Kra— kauer Anger links von dem Herrenkrugweg sehr hoch; an manchen Stellen fehlten nur 15— 20 em zur Ueber⸗ fluthung des Weges. Der Wollschlägerssche Thiergarten ist rings vom Wasser eingeschlossen, der Herrenkrugpark stebt ebenfalls theilweise unter Wasser. Die Keller des Gesellschafts · bauses sind mit Wasser gefüllt. Der Weg nach dem Biederitz er Busch und der Weg nach Lostau sind überflutet. Gestern Abend ist der letzte, hochgelegene Rest der Rothehornwiesen überflythet; die dort noch bin und wieder vorhandenen Heuhaufen wurden bon den dort sehr zablreich vorhandenen Feldmaäusen als letzte Zufluchts⸗ stätte aufgefucht. Es ist viel Wild auf den überschwemmten Strecken
zu Grunde gegangen.