1890 / 220 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 12 Sep 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Ueber das oben erwähnte Fest, welches zu Ehren rer Majestäten Abends von der Pro vinz gegeben wurde, liegt folgende Mittheilung vor:

Ihre Majestäten wurden an dem Eingange des Stände⸗ hauses von dem Herzog und der Herzogin von Ratibor und anderen Herrschaften des hohen schlesischen Adels empfangen. Beim Super saß Se. Majestät gegenüber dem Herzog ven Ratibor und Ihre Majestät die Kaiserin gegen— über dem Ober ⸗Präsidenten Dr. von Sendewitz. Neben Ihrer Majestät der Kaiserin saß der Herzog von Ujest, neben Sr. Majestät dem Kaiser die Herzogin von Ratibor. Während des Abends unterhielt sich Se. Majestät längere Zeit mit dem Fürstbischof Dr. Kopp. Während der Tafel erbat sich von Sr. Majestät der n, . des Provinzial⸗Landtages, Herzog von Ratibor, das Wort zu folgender Ansprache:

Allerdurchlauchtigster, Großmãchtigster, Allergnädigster Kaiser, König und Herr! Allerdurchlauchtigfte, Großmächtigste, Aller gnädigste Kaiserin, Königin und Frau! .

Erlauben Ew. Majestaäten, daß ich im Namen der Provinzial. vertretung unsern alleruntertbänigsten Dank aussyrechen darf dafür, daß Ihre Majestäten unser heutiges Fest mit Ihrer Gegen wart beehrt baben. Besonders freudig bewegt sind wir dadurch, daß Ibre Majestät die Kaiserin auch dem ? Fest beiwohnten, Ihre Majestät, welche ihre früheste Jugend in unserer Provinz zu⸗ gebracht hat, und die wir mit Stolz zu den Unserigen rechnen. In unserer tiefsten Ehrfurcht sind wir g-wiß so groß wie jede andere Provinz, und in dieser Beziehung stehen wir keiner Provinz nach. Ich ersuche daher die verehrten Anwesenden, mit mir einzustimmen in den Ruf: „Se. Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin leben hoch!“ .

Darauf erhob Sich Se. Majestät der Kaiser und sprach, wie, W. T. B.“ meldet, folgende Worte:

Mein lieber Herzog! Ihnen und der gesammten Ver⸗ tretung dieser Provinz spreche Ich Meinen herilichsten Dank und den Dank der Kaiserin aus für das Fest, das Sie Uns heute geben und für die freundlichen Worte, die Sie zu Uns gesprochen haben. Ein lange ersehnter Herzens wunsch Meiner Frau ist erfüllt, und Sie ist freudig bewegt, endlich einmal in der Provinz Schlesien sein zu können, in der Sie Ihre Kindheit und Jugend voll der schönsten Erinnerungen verlebt hat. Blicken wir in die Geschichte unseres Landes zurück, so giebt es wohl kaum eine Provinz, die so eng und fest mit Unserem Hause verbunden ist, wie gerade die hiesige. Wenn Ich zurückdenke an den Weg von Tilsit und Memel bis Breslau, an die Zeit Meines Hochseligen Herrn Großvaters und Herrn Urgroß— vaters, an jene Zeit der tiefsten Erniedrigung bis zu der Zeit der ersten Erhebung und von der Zeit der ersten Erhebung fort bis jetzt, so ist gerade die Provinz Schlesien ein leuchtendes Beispiel der Tugenden, der Treue, der Hingebung, der Tapferkeit bis zum Tode. Daß diese Gesinnung in der Provinz auch heute waltet, daß sie fortlebt und sich ron Geschlecht zu Geschlecht vererbt, das weiß Ich, und dafür bürgt die Geschichte dieser Provinz, und Ich hege die feste Ueber⸗ jeugung, diese Gesinnung wird stets den Edelstein in der Krone dieser schönen Provinz bilden. Ich erhebe Mein Glas und trinke es auf das Wohl und Gedeihen der Mir so theuren Provinz Schlesien. Sie

lebe hoch! hoch! hoch!“

Heute Vormittag 8 Uhr 30 Minuten führten die Mit⸗ lieder des Fischer'schen Konservatoriums Gesangvorträge im Le r ice Schlosse aus.

Die heutige Parade über das VI. Armee⸗Corps wurde befehligt von dem kommandirenden General, General der Artillerie von Lewinski J. und aus zwei Treffen gebildet.

In dem ersten Treffen standen: Die 11. Division (General⸗Lieutenant von Schaumann), bestehend aus der 21. und 22. Infanterie⸗Brigade (General-⸗Major von Bogus⸗ lawski und General-Major Stieler von Heydekampf); die 12. Division (Königlich württembergischer General- Lieutenant von Grävenitz), bestehend aus der 23. und der 24. Infanterie⸗ Brigade (General⸗Major von Legat und General⸗Major Johannes); ferner das 2. Schlesische Jäger-Bataillon Nr. 6. das Fuß⸗Artillerie⸗Regiment von Dieskau Schlesisches) Nr. 6 und das Schlesische Pionier-Bataillon Nr. 6.

Im zweiten Treffen standen die 106, 11. und 12. Kaval⸗ lerie⸗ Brigade (General-⸗Majors von der Decken, von Merckel und von Zastrow), die 6. Feld-A,rtillerie⸗Brigade (General— Major Küper) und das Schlesische Train-Bataillon.

Bei der Ankunft auf dem Paradefelde ritt Se. Majestät der Kaiser zunächst die Front der beiden Treffen ab. Ihre Majestät die Kaiserin folgte zu. Wagen; später fuhr. Allerhöchstdieselbe die Front der aufgestellten Kriegervereine entlang. Des eingetretenen Regens wegen erfolgte nur ein einmaliger Vorbeimarsch der Truppen. Die Infanterie war in Regimentskolonnen formirt, die Kavallerie und Artillerie passirte in Schwadrons⸗ und Batteriefront im Schritt. Se. Majestät der Kaiser führte das Leib⸗Kürassier⸗ Regiment Großer Kurfürst Nr. 1, dessen Uniform Allerhöchstderselbe trug, Ihrer Majestät der Kaiserin vor. Nach beendeter Parade trat Ihre Majestät die Kaiserin, von Allerhöchstihrer Leibgarde eskortirt, den Rückweg nach dem Königlichen Palais an. Se. Majestät der Kaiser hielt auf dem Paradefelde die Kritik ab und kehrte sodann an der Spitze der von den Leib⸗Kürassieren gestellten Standarten⸗Schwadron und der Fahnen⸗Compagnie nach der Stadt zurück.

Die „Schlesische Zeitung“ begrüßt das Herrscherpaar

bei seiner Ankunft in Schlesien mit folgenden Worten: Schlesien gehört nicht zu dem alten Besitz des Hauses Hohen⸗ zollern. Wobl aber bildet die Erwerbung Schlesiens den bedeutungs⸗ vollften Markstein in der Entwickelungsgeschichte unseres Staates. Mit sicherem Blick erkannte einst Friedrich der Große, daß der Besitz Schlesiens die nothwendige Vorbedingung sei, um dem kleinen Preußen eine Großmachtstellung zu erringen. Die Geschichte hat dem großen König Recht gegeben. Das Blut, welches in dem Kampf gegen eine Welt von Feinden vergossen werden mußle, ehe es ihm gelang, unsere Provinz dauernd für Preußen zu gewinnen, war nicht vergebens eflossen. Der Augenblick, in welchem der preußische Aar seine re. Schwingen über die Gefilde Schlesiens breitete, bildet den Ausgangspunkt derjenigen Entwickelung unseres Staats wesens, die mit der Neuerrichtung des Deutschen Reichs ihren glorreichen Abschluß Ffunden hat. Unserem Kaiserlichen Herrn werden also bei seinem Besuch in unserer Provinz auf Schritt und Tritt bistorische Erinne⸗ tungen entgegentreten, welche auf die Zeit verweisen, in welcher der Grundstein zur Weltmacht seines Hauses und unseres Staates gelegt worden ist. Schnell und vollständig hat sich Schlesien als ein Glied unseres König⸗

reichs füblen gelernt. An patriotischer Begeisterung und Hingabe für Preußen und sein Herrscherhaus feht es keiner Provinz nach. Wo eg den Kampf für Preußens Macht und Ghre galt, ist das Blut der Söbne Schlesiens stets in vorderfter Reibe freudig vergossen worden. So soll es bleiben für alle Zeit. Das geloben wir heute aufs Neue. Die Hingebung an Thron und Vaterland wird sich bei uns forterben von Geschlecht zu Geschlecht, und immer wird in den 3 der Schlesier der Ruf begeisterten Widerhall finden, den wir eute erheben, der Ruf: „Gott schütze, Gott erhalte den Kaiser, unseren König und sein ganzes Haus!“

Von den Begrüßungsartikeln der schlesischen Provinzial⸗ presse heben wir denjenigen der Schweidnitzer , Täglichen Rundschau“ hervor:

Als vor Monaten die Kunde in unser heimathliches Land drang, Kaiser Wilbelm II. werde demnächst eine Heerschau über das V. und VI. Armee Corps halten und dabei von seiner erlauchten Gemahlin, der Kaiserin Auguste Victoria begleitet sein, da waren alle Herzen mit Jubel erfüllt. Die Liebe und Treue zu unserem Hohenzollern⸗ bause ist allezeit eine der ersten und vornehmsten Tugenden des Schlesiervolks gewesen und der Empfang, der heute unserem Kaiser paare in Breslau zu Theil werden wird, wird von Neuem bestätigen, daß die Bewohner unserer beimathlichen Provinz nie aufhören werden, jene Tugenden zu bethätigen. Kaiser Wilbelm II., der Enkel des ruhmgektönten Kaisers Wilhelm J, der Sohn des berrlichen Kaisers Friedrich III., kennt gleich seinen glorreichen Vorfahren keine andere Aufgabe, als sein Volk auf dem Wege des . glücklich zu machen; in der Erstrebung dieses großartigen Ziels kennt der in der Volltraft der Jabre stehende Monarch keine Mühen und Schwierigkeiten; bald an den Fürstenböfen des Südens, bald an denen des Nordens und des Sstens sucht der im Dienst des Weltfriedens unaufhörlich thätige Herrscher Bande der Freundschaft anzuknüpfen, um dadurch seinem Lande die Seg nungen einer fortdauernd gedeihlichen inneren Entwickelung zu er- möglichen. In allen diesen Bestrebungen findet der segentreich wirkende Fürst eine treue Stütze an seiner erlauchten Gemahlin. Während der Kaiser bald in der Heimath, bal? in der Ferne zum Heile seines Volkes eine große Mission ausführt, sehen wir die Kaiserin in der Stille als eine echte deutsche Frau wirken. Die unbegrenzte Liebe, das unerschütterliche Gottvertrauen, die Hingabe für alles Gute und Schöne haben das deutsche Kaiserpaar unserem Volk so nahe gebracht. Mag es auch manchmal scheinen, als drohe uns ein innerer Feind, wir hegen die feste Zuversicht, daß das dentsche Volk das Wohlwollen des durch herrliche Tugenden ausgezeichneten Herrscherpaares versteben und es stets als seine erste Pflicht ansehen wird, unverbrüchlich festzuhalten an dem Gelübde der Liebe und Treue zu Kaiser und Reich. Der vieltausendstimmige Jubel, der heute in Breslau zum Himmel emporsteigt, er kemmt aus der Seele des Volks. Möchten unserem Kaiserpaare, das ist der Wunsch, der uns beseelt, die in Schlesien verlebten Tage einen an— genehmen Eindruck mitgeben, möchten sie begünstigt sein von dem rechten Kaiserwetter, möchten sie nach allen Richtungen hin einen be—⸗ friedigenden Verlauf nehmen.“

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat der Ober⸗ Präsident von Schleswig-Holstein von Steinmann in Kiel heute einen Erlaß Sr. Majestät des Kaisers und Königs veröffentlicht, in welchem Allerhöchstderselbe Seiner und Ihrer Majestät der Kaiserin lebhaften Befriedigung und warmen dankenden An⸗ erkennung für die vielfachen Aufmerksamkeiten und Kund— gebungen treuer Ergebenheit während des Aufenthalts Ihrer Majestäten in Schleswig-Holstein Ausdruck giebt.

Die Erledigung der Geschäste für die ostafrikanische Schutztruppe, welche bisher von dem Königlichen Premier— Lieutenant d. L. Berthold hier, Wilhelmstraße g8, bearbeitet wurden, wird von jetzt ab der Kolonial-Abtheilung des Auswärtigen Amts obliegen. Hr. Berthold ist dieser Abtheilung beigegeben worden. Die nach den bisherigen Bestimmungen an den hiesigen Vertreter des Reichs kommissars für Ost-Afrika zu richtenden Eingaben sind in Zukunft der Kolonial-Abtheilung des Auswärtigen Amts einzureichen.

Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten hat mit Ermächtigung des Reichskanzlers die Einfuhr von lebenden Schweinen aus Steinbruch und Bielitz—⸗ Biala über Oderberg und Dzieditz in den Berliner Schlacht— viehhof widerruflich gestattet, nachdem auf dem letzteren die zur Isolirung der eingeführten Schweine erforderlichen Ein⸗ richtungen getroffen sind. Die Bedingungen der Einlassung ꝛc. werden von dem Regierungs-Präsidenten zu Oppeln und dem hiesigen Polizei⸗Präsidenten bekannt gemacht werden.

Der General-Lieutenant Ja co bi, Inspecteur der Feld⸗— Artillerie, hat sich zur Theilnahme an den Manövern des V. und VI. Armee⸗-Corps nach Schlesien begeben.

In der . Beilage zur heutigen Nummer des

„Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird eine Zusammenstellung der versteuer ten Rübenmengen sowie der Einfuhr und Ausfuhr von Zucker im deutschen Zollgebiet im Monat Augu st 1890 veroffentlicht.

Bayern.

München, 12. September. Se. Königliche Hoheit der Prin z⸗Regent wird, der „Allg. Ztg.“ zufolge, Anfangs der nächsten Woche nach München zurückkehren, um sodann den Manövern des IL. Armee⸗-Corps bei Hartershofen beizuwohnen. Zu diesem Zwecke wird der Prinz-Regent am 17. d. M. mittels Sonderzuges nach Hartershofen sich begeben, von dort an demselben Tage Nachmittags hierher zurückkehren und am 18. September Nachmittags zur Fortsetzung der Hochgebirgs⸗ jagden von München nach Hinterstein im Algaäͤu abreisen. Se. Königliche Hoheit der Prinz Ludwig begiebt sich morgen nach Schlesien um auf Einladung Sr. Majestät des Kaisers der Parade über das V. Armee⸗Corps beizuwohnen.

Sachsen.

Dresden, 12. September. Se. Majestät der König traf, wie wir dem „Chem. Tagbl.“ entnehmen, gestern Abend S/ Uhr in Chemnitz ein und wurde am Bahn⸗ hofe von den Spitzen der Militär⸗ und Civilbehörden empfangen. Unter dem Läuten sämmtlicher Glocken und den begeisterten Hochrufen des zahlreich versammelten Publikums erfolgte die Einfahrt in die Stadt. Vor dem „Römischen Kaiser“, dem e, , d . Sr. Majestät, wurde sodann 2. r städtischen Kapelle dem König eine Serenade dar⸗ gebracht.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg hat sich, wi z das „Dr. J.“ meldet, gestern früh nach Breslau . um in seiner Eigenschaft als General⸗-Inspecteur den bis zum 20. September dauernden Manövern des zur 2. Armee⸗ nspektion gehörenden V. und VI. Armee⸗-Corps beizuwohnen. hre Königliche Hoheit die Prinzessin Mathilde ist am Mittwoch zum Besuch der Fürstlich Hohenzyollern'schen Herrschaften nach der Weinburg abgereist.

Württemberg.

Stuttgart, 11. September. Der Geburtstag Ihrer Majestät der Königin wurde nach dem Ste⸗A. f. W.“ überall festlich begangen. Hier waren die ,, und Privat⸗ gebäude mit württembergischen, deulschen und russischen ahn geschmückt. In der griechischen Kapelle des Schlosses and Vormittags ein Festgotiesdienst statt.

Baden.

Karlsruhe, 10. September. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sowie der Erb⸗ großherzog und der Kronprinz von Schweden und Vorwegen mit den Prinzen Gustav und Wilhelm von Schweden fuhren, wie, die „Karlsr. Ztg.“ mittheilt, gestern von Schloß Mainau nach Schloß Heiligenberg, wo Höchstdieselben den Abend bei Ihrer Königlichen Hoheit der Kroͤnprinzessin Victoria und den Fürftlich Fuͤrsten⸗ bergischen Herrschaften verbrachten. Die Großherzoglichen Herrschaften und Se. Königliche Hoheit der Erbgroß⸗ herzog verließen Abends ö wieder, während Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden und Norwegen mit Höchstseinen Söhnen daselbst ver— blieb. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog verließ die Höchsten Herrschaften in Salem, während Höchstdieselben nach Mainau zurückkehrten. Am 13. und 14. d. M. wird Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden und Norwegen, einem Telegramm des „W. T. B.“ zufolge, an den Manövern der 29. Division Theil nehmen.

Mecklenburg⸗Schwerin.

Schwerin, 11. September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Groß⸗ herzogin sind, wie die „Meckl. Nachr.“ melden, gestern in Alg ier eingetroffen. Hiernach berichtigt sich die Meldung des „W. T. B.“ über die Abreise Ihrer Königlichen Hoheiten nach Cannes. .

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Coburg, 12. September. Der Herzog von Edin—⸗ burg ist heute früh nach England abgereist, der Prinz und die Prinzessin Philipp von Coburg begeben sich, dem „W. T. B.“ zufolge, heute Nachmittag nach Wien zurück.

Anhalt.

Dessau, 11. September. Der Staats-Minister von Krosigk feierte gestern (10. September) sein 70 Geburts⸗ fest. Aus Anlaß dieser Feier wurde ihm, wie der „Anh. St. A.“ meldet, Seitens der Residenzstadt Dessau das Ehr en⸗ bürgerrecht verliehen.

Samburg.

. September. Se. Majestät der Kaiser hat, „W. T. B.“ zufolge, Allerhöchstsich bei den Zeichnungen für den Wissmann-Dampfer auf dem Victoria Nyanza mit dem Betrage von 3000 6 betheiligt.

Elsaß⸗⸗ Lothringen.

Straßburg, 12. September. Das gestern zur Veraus⸗ gabung gelangte „Gesetzblatt für Elsaß⸗ Lothringen (Nr. 16) enthält eine Verordnung des Kaiserlichen Statt⸗ halters vom 1. d. M., nach welcher die Bezirkstage zum 17. November wieder einberufen werden und ihre Sitzungen spätestens am 29. November wieder zu schließen haben. Die erste Sitzungsperiode der Kreistage beginnt am 13. Oktober, die zweile am 15. Dezember d. J. Die Dauer einer jeden dieser Sitzungsperioden ist auf höchstens 5 Tage festgesetzt worden.

Durch Verfügung des Unter⸗Staatssekretärs von Schraut ist die Einfuhr von italienischen Schweinen in das Schlachthaus von Mülhausen bis auf Weiteres gestattet worden.

Oefterreich⸗Ungarn.

Wien, 12. September. Bei dem gestern von Sr. Majestät dem Kaiser und König in Szekelyhid gegebenen Diner, zu welchem auch die fremdländischen Militär⸗Attachés Einladungen erhalten hatten, brachte Allerhöchstderselbe aus Veranlassung des Namensfestes des Kaisers von Rußland solgenden Toast aus: „Auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers Alexander! Gott erhalte, Gott schütze Se. Majestät!“ J

Der „Polit. Sorresp.“ zufolge hat sich die öster⸗ reichischz ungarische Regierung bereit erklärt, an der von der italienischen Regierung vorgeschlagenen, in Rom abzuhaltenden internationalen Sanitäts⸗ Konferenz Theil zu nehmen.

Großbritannien und Irland.

London, 12. September. Die Stagtseinnahmen Großbritanniens in der Zeit vom 1. April bis zum 6. Sep⸗ tember beliefen sich auf 34 740 270 Pfd. Sterl. gegen 33516 718 Pfd. Sterl. im entsprechenden Zeitraum des vorher⸗ gehenden Finanzjahres. Die Ausgaben in ,. Zeit betrugen 35 571 970 Pfd. Sterl. Seren 35 607 Pfd. Sterl.

Nach einer Meldung des „Reut. B.“ aus Gibraltar von gestern haben die spanischen Behörden vier an dem jüngsten Angriff auf englische Offiziere betheiligte Spanier in Haft genommen.

Frankreich.

Paris, 12. Septemher. Die Handelskammer von Bordeaux hat, dem W. T. B.“ zufolge, beschlossen, die Regierung durch eine Deputation zu ersuchen, das Verbot in Betreff der Einführung von amerikanischem gesalzenen Fleisch aufzuheben. .

Wie die hiesigen Morgenblätter melden, sprach eine boulangistische Wählerversammlung bem Verfasser der boulangistischen Enthüllungen Mermeix ihr Mißz⸗ trauen aus und forderte . auf, sein Mandat als. Deputirter niederzulegen. ,

Nn ßhzland und Polen.

St. Petersburg, 12. September. Der gestrige Namenstag des Kaisers wurde, wie W. T. B.“ meldet, in Kowno durch einen Gottesdienst in der Kapelle des Hauses, in welchem die Kaiserliche Familie wohnt, festlich be— gangen. Die Majestäten empfingen Deputationen des Wol⸗ hynischen Adels und der Bauernschaft. Später fand Empfang der Damen und dann Diner statt. Die Stadt war festlich geschmückt und besonders reich dekorirt. Abends war Illumina⸗ sion und Feuerwerk veranstaltet worden.

Italien.

Rom, 12. September. Das britische Geschwader hat, nach einer Mittheilung des, W. T. B.“, La Spezia gestern verlassen und ist nach Neapel in See gegangen.

Wie die „Tribuna“ meldet, wurde gestern eine in einer Straße der Stadt aufgehißte rothe Flagge, welche mit der Inschrift: „Es lebe die Revolution! Es' lebe die Republik!“ versehen war, von der Polizei weggenommen.

Schweiz.

Bern, 12. September. Nach gestern dem Bundes⸗ rath zugegangenen Depeschen ist es in Bellinzona (Tessin) in Folge der Weigerung der konservativen Regierung, die Abstimmung über die vom Volke verlangte Verfassungs⸗ revisien anzuordnen, gestern Mittag zu einem Aufstande der Liberalen gekommen, bei welchem das Zeughaus und das Regierungsgebäude von Letzteren besetzt worden sind. Die Konservativen leisteten keinen erheblichen Widerstand, die Staatsräthe Respini, Casella und Gianella wurden verhaftet. Der Staatsrath Roffi soll durch einen Revolverschuß getödtet worden sein. Es wurde alsbald zur Ernennung“ einer provisorischen Regierung geschritten, welche aus den Liberalen Simmen, Bruni, Lepoci, Bataglini und Perrucchi besteht. Die Liberalen in Lugano, Men drisio, Chia sse, Locarno und Brissago schloffen sich der aufständischen Bewegung an. Der Bundesrath trat, wie „W. T. B. meldet, sofort zu einer Sitzung zusammen und beschloß eine bewaffnete Intervention. Der Nationalrath und Oberst-⸗Divisionär Kuenzli in Ryken ist zum eidgenössischen Kommissar ernannt worden. Die hier im Dienst befindlichen Bataillone Nr. 33 und Rr. 39 haben den Befehl, heute nach dem Tessin abzugehen, wohin heute ebenfalls der Oberst⸗Divisionär Kuenzli abreist. Die An⸗ klagekammer des Bundesgerichts ist von der Bundes— anwaltschaft ersucht worden, den Untersuchungsrichter

einzuberufen. Belgien.

Lüttich, 11. September. Ueber den, wie bereits gemeldet, gestern geschlossenen katholischen Sozialkongreß ent⸗ nehmen wir der „Köln. Zig.“ Folgendes:

In der zweiten Abtheilung kamen am Montag auch Gegenstände wie die Sonntagsruhe zur Verhandlung Der Reichstags⸗ Abgeordnete Winterer, der in dem Kongreß eine leitende Rolle spielt, hatte die Berichterstattung übernommen über die Frage einer inter⸗ nationglen Vereinbarung über Frauen- und Kimderar beit. Fol- gende Beschlüsse brachte er, ohne auf erheblichen Widerstand zu stoßen, zur Annahme: „Kinderarbeit ist in nördlichen Ländern eist vom 14. in südlichen vom 12. Lebensjahre an in Fabriken zuzulassen und auf böchstens zehn Stunden bis zum 18. Jahre zu beschränken, mit Ausschluß der Nacht. und Sonntagsarbeit; Frauenarbeit foll in Fabriken weder Nachts noch Sonntags gestattet, in gefährlichen Be⸗ trieben überhaupt untersagt sein; Wöchnerinnen sollen fechs Wochen nach der Entbindung nicht in der Fabrik arbeiten. Diese Grundsãtze sollen durch internationale Vereinbarung zur Geltung kommen.“ Die Franzosen hatten ihren Ansturm gegen die Anträge über die Arbeit der Erwachsenen gerichtet. Die Bischöfe von Lüttich, Trier, Nottingham und Montpellier, welche in dem Verkehr mit den Be⸗ börden ihrer Länder und einer ausgedehnten Bevölkerung praktische Erfahrungen gesammelt haben, traten in beredter Weife gegen die , Jesuiten und Advokaten ein, welche theilweife mit

ülfe der Theologie das staatliche Einschreiten entweder ganz ver⸗ warfen oder doch so lange aufschieben wollten, bis fich der Staat ge⸗ bessert haben werde Man müffe den Staat nehmen, wie ihn' die Gesellschaft geschaffen, meinten dagegen die Prälaten; zumal er von Gott eingesetzt sei, sagte der Bischof Salford von Nottingham; eine weitere Berücksichtigung der Theologen, die in früheren Jabr⸗ hunderten über vergangene Verhältniffe geschrieben batten, fei Nicht statthaft, erwiderte Bischof Korum 'einem Advokaten aus Lille, Eine Einigung über die Frage der Lohnsätze war nicht zu erzielen, und es mußte von einer weiteren Besprechung derselben Ab⸗ stand genommen werden, jumal man den Sozialiften keine Waffe in die Hand spielen wollte. Die Anhänger des staatlichen Eingreifens beschrãntten sich darauf eine Nothwendigkeit desselben zu Gunsten der Bedrängten und den Lehrsatz darzulegen, daß der Arbeiter bei der Eingehung, des Lohnvertrages nicht frei genug fei. Es kam schließlich zur Annahme detz folgenden Antrages Winterer: „Dem, Staat liegt es nicht ob, die Bedingungen der freien menschlichen Thätigkeit zu ordnen, wohl aber die Mißbräuche abzu= stellen, welche die öffentliche Gesundheit und das Familienleben schädigen. Der Kongreß erklärt daber die Festsetzung einer Höchst · grenze der Dauer des Arbeitstages in der „Fabrik für wünschengwerth; diese Grenze soll nicht Überschritten werden dürfen, jedoch nach den Ländern und den Betrieben wechseln.“

Weiter wird berichtet:

Am Schluß der Abtheilung vom Dienstag brachte der Abg. Bachem in der zweiten Sektion mit Ünterstüßung von Angehörigen der ver⸗ schiedenen auf dem sozialen Kongreß dertretenen Ländern folgende Re solution ein: Der 6 Kongreß in Lüttich schließt sich den von der Berliner Konferenz geäußerten Wüuͤnschen an. Oßwobl die Wünsche der genannten Konferenz nur einen ersten Schritt auf dem Wege des internationalen Arbeiterschutzes darstellen, ersucht der Kon⸗ greß die Regierungen und die Parlamente, die Gesetzgebung mit diesen Wünschen in Einklang zu bringen. Dieser Anträg veranlaßte in der Mittwock⸗WMorgenfißzung eine stürmische Verhandlung, da elne kleine französische Gruppe leidenschaftlich und in einer für den Antrag⸗ steller beleidigenden Weise dagegen protestirte, worauf Advokat EGollinet und Professor Kurth die französischen Redner scharf . Hegen die Stimmen der Franzofen wurde sodann an Stelle des An⸗ trages Bachem folgender Antrag Collinet angenommen: „Der Kongreß erkennt die Berliner Konferenz als ein glückliches Ereigniß für den

sozialen Frieden an.“ Numãnien. Bukarest, 12. September. Dem „W. T. B.“ zufolge

wurde der Jahrestag der Einnahme von Grivitz a überall feierlich begangen. Anläßlich des Nänmenz tages des Kaisers von Rußtand fanden Gottesdien ste und

Empfang beim russischen Geschäftsträger statt. Serbien.

Belgrad, 12. September. Aus Anlaß des Na mena—⸗ tages des Kaisers von Rußland fand, wie „B. T. B.“ berichtet, hier ein Festgottes dien st stait, welchein mehrere Mitglieder der Regierung und der Behörden beiwohnten. Nach dem Gottesdienst begab sich der Minister-⸗Präsident mit mehreren Mitgliedern der Regierung nach der ruffischen Ge⸗ sandtschaft zur Gratulation.

Der Mörder des serbischen Vize⸗Konsuls Marin⸗ kovies in Peischtina wurde, wie der Wiener „Presse“ be⸗ richtet wird, zum Tode, andere Theilnehmer zu fünf Jahren Kerkers verurtheilt. Die Pforte verweigert Serbien jede weitere Satisfaktion.

Montenegro.

Lettin je, 12. September. Der Namenstag des KLaisers von Rußland wurde hier allgemein gefeiert. Der montenegrinische Konsul in Triest hat das Exequatur erhaiten.

Schweden und Norwegen.

(6) Stockholm, . September. Um so weit als möglich eine größere Gleichmäßigkeit zwischen den offiziellen statistischen Publikationen der drei nordischen Reiche zu erzielen, find die Chefs der statistischen Bure aus in

chweden, Norwegen und Dänemark überein- gekommen, unter der Voraussetzung der Zustimmung der respektiven Regierungen, in der Regel einmal jähr⸗ lich sich zu gemeinschaftlichen Berathungen und Ver— handlungen zu versammeln. Diese Versammlungen, die ab— wechselnd in Christiania, Stockholm und Kopenhagen abge⸗ halten werden und im Allgemeinen nicht länger als drei oder vier Tage dauern sollen, werden durch ein Programm vor— bereitet, von welchem das statistische Bureau jedes Landes seinen Antheil bearbeitet. Die Absicht ist, auf diese Weise nach und nach die meisten oder wenn möglich sämmtliche Zweige der offiziellen Statistik durchzugehen. In Uebereinstimmung hiermit traten im vergangenen Jahre Ober— Direktor Sidenbladh (Schweden), Direktor Kiaer (Norwegen) und Bureau⸗Chef von Gad (Dänemark) in Christiania zu⸗ sammen und heute sind sie hier in Stockholm zusammen— getreten. Der König empfing die drei Chefs heute in Audienz. . Amerika.

Vereinigte Staaten. Washington, 9. September. Im Senat ist der „A. C.“ zufolge eine Bill eingebracht worden, um eine Berufung in See- und Zollfällen vom Distriktsgericht von Alaska an das Vereinigte Staaten Distriktsgericht und den obersten Gerichts⸗ hof zu ermöglichen.

Sanitäts⸗, Veterinãr⸗ und Quarantänewesen.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Das durch Verordnung der K. K. Ministerien des Innern, des Handels und der Finanzen gegen Spanien und Klein ⸗Asien erlassene Verbot der Ein⸗ und Durchfuhr von Hadern, gebrauchten Kleidern, altem Tauwerk, gebrauchter Wäsche und Bettwäsche ist auf gan; Asien und Eg ypten ausgedehnt worden. (Vergl. . R. A. Nr 153 und 212 vom 19. Juli bezw. 3. September 18305

Konstantinopel, 12. September. (W. T. B) Die Pro⸗ venienzen aus Nikolgjew und Taganrog werden ärztlich untersucht. Die Qugrantäne für Provenienzen aus Ober ·Mesopotamien wird auf eine fünftägige herabgesetzt.

Theater und Musik.

Berliner Theater.

Sr. Rudolf Fuchs vom Königlichen Hoftheater in München spielte gestern Abend als erste Gastrolle den Othello, welche den Künstler hoffentlich nicht von seiner besten Seite zeigte, denn an dieser Othellogestalt war Vieles verfehlt. Das Maß von Temperament, welches der Darsteller besitzt, reicht nicht aus, den edlen, von einem Uebermaß von Leidenschaft durchbebten Mohren überzeugend wiederzugeben ; rein äußerliche Mittel sollen die Wallungen des leidenschaftlich erregten beißen Blutes zum Ausdruck bringen, aber mit Augenrollen, Zähne= knirschen und unartikulirten Lauten charakterisirt man Y keine Shakespeare'schen Helden, namentlich keinen „Sthello“, deffen von aufrichtiger reiner Liebe erfüllte glühende Seele dem Ränkeschmied Jago zum Opfer fällt, Freilich foll im Sthello das von Leidenschaft bethärte Herz, welches den eiferfüchtigen Afrikaner des normalen Gebrauchs seiner Sinne beraubt, auch in der ãußeren Erscheinung und in der Gewalt der Stimme hervortreten; bier aber trug das etwas rauhe Organ des Darstellers dazu bei, den Eindruck einer unmenschlichen Wildheit hervorzurufen, und die ä, Wuth der Sinnlichkeit verlor völlig den Adel, der dem ohren königlichen Geblüts, dem „edlen, tugendhaften Mohren“, als welchen ihn der Dichter selbst bezeichnet, immer eigen bleiben muß. Nur Künstlern ersten Ranges pflegt jenes Maßbalten in den Extremen zu gelingen, denn es gehört zu den schwierigsten schauspielerischen Aufgaben,‘ in den Momenten höchster Leidenschaft noch Adel der Seele erkennen zu lassen, welcher dann allein noch das Menschliche vom Thierischen deutlich trennt.

Als recht tüchtige Leistung erwarb sich die Wiedergabe des Jago“ durch Hrn. Stahl aufs Neue warme Anerkennung; auch die übrigen Rollen befanden sich in denselben Händen wie früher und gaben zu Ausftellungen keine Veranlassung. Frl. Hock war am Besten in der Auskleldescene am Schluß des vierten Akts; der Vor⸗ trag des Liedes von der Weide war von wahrer, tiefer Empfindung durchhaucht; ebenso erfreute Frl. Butze wieder durch die ungekünstelte, frische und gewandte Verkörperung der Emilia. Dem Dar fteller 6 . jmeder Scene reicher Beifall Seitens der Zuschauer zu Theil.

Friedrich ⸗Wilbelmstädtisches Theater.

Morgen wird die Leichte Kavallerie“ der . Schwätzerin von Saragossa. Platz machen, die von Morgen ab der uppenfee als Begleiterin zugesellt bleibt. In dieser Vorstellung sritt Jenny Stubel zum ersten Male nach ihrem Urlaube wieder auf.

Residenz ⸗Theater.

Morgen gelangt Sardou's Ferrsol (Pariser Sittenbild in 4 Aufzügen), von Direktor Lautenburg persönlich in Scene gefetzt, zur

Auffũhrung. Kroll's Theater. .

Die gestrige Aufführung des Troubadour“ war eine in den , recht erfreuliche. Die Oper siegt auch bei minderer

esetzung einer oder der anderen Rolle durch die Kraft und Leiden schaft der Musik; kaum in einer anderen Oper Verdi's kommt die Eigenart des Meisters und die Zusammenstimmung des Stoffes mit der Musik in so hohem Grade zum Ausdruck wie im . Troubadour“ Wenn man also auch minder befähigte Sangeskräfte hier ertragen kann, so empfindet man es doch schmerzlich, wenn neben ganz un— gewöhnlich von der Natur und durch Schulung auggestatteten Solisten ganz unzulängliche Kräfte beschäftigt werden.

Den Manrico sang gestern Abend Hr. Ra velli, welcher als ein ganz . Tenorist längst bekannt und der gerade in der Rolle des Troubadour sowobl durch den Wohllaut wie durch die Ausdrucksfähigkeit seines Organs für Freud und Leid, für tiefsten Schmerz und höchste Leidenschaft, ganz besonders an seinem Platz ist; es kommt dem Sänger dabei zur 3 , des ,. seine schöne Gestalt, sein vornehmes Wesen und edles Spiel aufs Beste zu staiten.

Sehr erfreulich war wieder die Leistung des Hrn. De muth als Graf Luna. Der Künstler bat bekanntermaßen eine starke, ausdruckz⸗ fähige und sympathische Stimme, welche er in Verbindung mit dar⸗ stellerischem Geschick uneingeschränkt der Lösung seiner Aufgabe widmet.

Neben diesen Beiden stand Hr. Lurgenstein (Ferrand)

mit seiner

bedeutsamen Partie Von den

weniger nicht unwürdig da. gestern bheschäftigten Damen genügte nur Frl. Rotbe (-i Uricena) einigermaßen den Anforderungen, welche man an eine Vertreterin dieser Rolle stellen muß, wenn sie neben den Hrrn. Rawvelli und Demuth zur Geltung kommen soll. Erl. Rothe hat eine für diesen Raum ausreichende, angenehme Stimme, welche technisch und in Bezug auf den Vortrag aufs Beste geschult ist; auch bemerkenswerthes schauspielerisches Geschick ist der Dame nicht abzusprechen, sodaß sie in den Solostellen wirklich schöne Wirkungen hervorbrachte und lebßhaft an Fr. Heink erinnerte Die Leonore des rl. Schůtky konnte trotz der sichtbaren Bemühung der Dame in dlesem Zufammen⸗ spiel nicht ausreichen; es fehlt der Stimme wahre Leidenschaft und in der Tiefe und Mittellage klingt das Organ hart und ermangelt der nöthigen Kraft, während in der Höhenlage allerdings manche an. genehme Töne unser Ohr berührten. Die Zuhörer spendeten nach seder Scene reichen Beifall, besonders wurden Hr. Ravelli und Hr. 2 wiederholt bei offener Scene dujch laute Anerkennung aus gezeichnet.

Morgen und übermorgen finden die Schlußabende der Kroll'schen Oper statt; morgen mit Ravelli als Lnanel in Martha“, übermorgen, am Sonntag, mit der dritten und letzten Wiederholung der Oper Jobann von Paris“, in welcher das glänzende Künftlertrio Gößte, Mayer und Johanna Richter sich vom Publikum verabschiedet.

Belle Alliance · Theater.

Im Belle Alliance Theater hält Dienstag, 1s. d. M. das Ensemble⸗ gastspiel des Wallner Theaters seinen Ginzug und zwar mit dem erfolgreichen Bisson'schen Schwank Madame Bonivard', der in der bekannten glänzenden Besetzung (Madame Bonivard: Fr. Schramm, Denty Dudal; Hr. Gimnig ꝛc) dafelbst in Scene gehen wird— Hierauf wird, neu einstudirt, das einaktige Liederspiel „Guten Morgen, Herr Fischer!“ gegeben werden.

, Adolph ⸗Ernst Theater.

Die bisherigen Wiederholungen von Unsere Don Juans“ fanden vor stets ausverkauften Häusern statt. Mit Rücksicht Auf die vorge⸗ rückt. Jahreszeit ist der Anfang der Sonntagsaufführungen vom nächsten Sonntag ab auf 7 Uhr festgesetzt, während die Wochentags⸗ Vorstellungen nach wie vor um 77 Ühr beginnen.

Mannigfaltiges.

Die Leichen der in dem Wannsee verunglückten Künstler Kaff sack und Weimar sind gestern Nachmittag mittelst zweier Leichenwagen nach Berlin geschafft worden. Die Beerdigung, welche auf nãchsten Sonntag Mittag 1 Uhr festgesetzt ist, findet, der R. A. Ztg. zufolge, von der Leichenballe des Friedbofes der Werder ' schen Gemeinde in der Bergmannstraße statt, wohin die Leichen geftern Nachmittag überführt wurden. Als Todesursache wird Herzschlag angegeben; die Stelle des Sees, wo Beide ertrunken, ist etwa 3 m tief, und das Segelboot Kafffack's wird, weil es völlig wrack ist, nicht wieder gehoben werden.

Die Jury der Charlottenburger Jubiläums -⸗Garten— bau- Ausste (Lung; die unter Vorsitz des Garten-Direktors Gäͤrdt iusammengetreten ist hat die große silberne Staats- Medaille dem verdienten Vorsitzenden des Vereins, dem Gãrtnereibesitzer Brandt, für die auf der Schau gezeigte Gesammtleistung verlieben. Kleine silberne Staats- Medaillen erhielten J. C. Schmidt (Unter den Linden) für die Gesammtleistung und der bekannte Pots⸗ damer Rosenzüchter Görm s. Bronzene Medaillen“ er— kielten die Verwaltung des Rieselgutes Blankenburg, fär Abstbäume, Obergärtner Schulz (Geheimer Regierungs- Rath von Siemens) für Gemüse und Obst und die som Verein Frauenwobl' in Charlottenburg unterhaltene GSartenbauschule für Dam en. Der erste Preis der Stadt Charlottenburg wurde dem Aussteller der großartigen Kaisergrurpe A. Ja nicki⸗Schöneberg zuerkannt, die zweiten Preise der Stadt crhielten Obergãrtner Lindemann von der Flora für fein das Wappen Charlottenburg darstellendes Tepxichbeet, und W. Birckel-Chbarlottenburg für die große dekorative Handelspflanzengruppe. Sie goldene Medaille des Vereins zur Beförderung des Garten baues in den preußischen Staaten holte sich Betterlein⸗ Charlottenburg, die Verm eilmedaille der Gartenbau-Ge— sellschaft Buntzel ⸗Niederschönweide, die Preife des Jand= wirthschaftlichen Provinzialvereins errangen Matkien und Buntzel für Obst und Weber-⸗Lichtenberg für Gemüse und die silbernen Provinzial ⸗‚Medaillen endlich Lorberg⸗ Berlin für Allee Obstbäume und Kähler Tempelhof für Coniferen.

Ueberschwemmungen.

Aus Mag dehurg. 11. September, schreibt die Magd. Itg.“: Das Wasser ist heute hierselbst um 2 m gefallen; es steht jetzt 5 m. Von der gefäbrdeten Stelle des Elbdeichs in der Kreuzhorft sind auch heute Morgen keine weiteren Nachrichten bier eingegangen. Es ist daher wohl mit Bestimmtheit anzunehmen, daß dort wieder Ales in bester Ordnung ist. Bei Wittenberg und an der Mündung der Elster sind die Dörfer Görsdorf und Hem sen dorf und etwas weiter binauf Taundorf in Wasfersnoth gerathen. Nach den ersteren beiden Orten und deren Umgegend sind schon vorgestern durch die Königliche Elbstrombauverwaltung Kähne hingeschaffl worden. Die Bewohner der Ortschaften waren schon vorher gewarnt; sie hatten des= halb schon vor Eintreffen des Waffers das Vieh und fonstige Habselig⸗ keiten in Sicherheit bringen können. Die Ueberschwemmten werden aber dennoch vielen Schaden haben. Es ist anzunehmen, daß das Wasser in den nächsten , noch nicht viel fallen wird, da es aus den über schwemmten Gebieten und aus den alten Elbarmen nur langsam ab⸗ ziebt. Die Schließung des Wehrs bei Pretzien ist daher voraussicht⸗· lich erst in drei bis vier Tagen zu erwarten.

Eine spätere Mittheilung desselben Blattes aus Magdeburg vom gleichen Tage lautet; Der Wasserstand war heute Nachmittag Uhr bis auf 492 m gefallen. Mit dem Eintreten des Falls kommt jetzt as ‚Drängwasser' bervor, das überall in den Käölern der in der Nähe der Elbe gelegenen Häuser erscheint. Der Weg am . Thor innerhalb der Festungswerke steht wobl ] Fuß unter

asser.

Verselben Zeitung schreibt man aus Torgau, 10. September. Noch immer läßt sich das Unglück, welches durch die Wasserfluth über viele Dörfer der rechten Elbaue des Torgauer Kreifes herein⸗ gebrochen ist, nicht voll übersehen. Daß dasselbe aber weit die ge= hegten Befürchtungen übersteigt, das zeigt sich mehr und mebr. Es ift wohl kaum jemals dagewesen, daß sich durch so viel Damm⸗ brüche so große Wassermassen über so weite Strecken ergoffen baben. Durch die Dammbrüche bei Köttlitz und Sesdeswitz, bei Werdau, sodann bei Plotha und Dautzschen sind wohl in nächster Nähe gegen 20 und mehr Ortschaften unter Wafser gesetzt, deren Bewohner sich vielfach bis unter das Dach des Hauses flüchten mußten, um nur das nackte Leben zu retten. Oftmals war aber auch dies- Wucht vergebens, wenn das Haus den heranbrausenden Wellen nicht Stand hielt und zusammenstürzte. Wunderbar ist es daher zu nennen, daß man bis jetzt von einem Verlust an Menschenleben noch nichts vernommen hat.

Aus Prag, 10 September, meldet die Wien. Ztg.“: Beim Landes ⸗Hülfe comité sind bis beute 114 102 Fl. eingelaufen. Der Wasserstand betrug um 8 Ubr Abends 127 em über dem Normale.

Spandau. Der Bau der evangelischen Garnisonkirche zu Spandau, welcher sich zur schönsten architektonischen Zierde diefer Stadt gestaltet, soll, wie das „Berl. Fremdenbl.“ erfährt, mit dem Jabre 1891 in allen seinen Theilen gänzliche Vollendung finden. Der Bau ist begonnen worden im Jahre 1887. Am 18. Skiober 1857. am Geburtstage des Kaisers Friedrich, damaligen Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preußen, erfolgte die k Im Jahre 1888 konnte der Bau unter Dach gebracht werden, während

das darauffolgende Jahr 1889 dem Ausbau gehörte.