1890 / 222 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 Sep 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Berlins batte sich bestrebt, die Trauerfeier auch äußerlich n einer erbebenden und würdigen zu gestalten. An der offenen Gruft erhob sich auf breitem Sockel eine schlanke Säule, Tie die verbüllte Büste einer trauernden Parje trug. Am 36 der Sãule lebnte das große Vlastisch gebildete Künstlerwappen, während schwarze Gebänge das Ganje wirkungsvoll drapirten. Links davon war ein bober Mast erricktet, von dem eine mächtige schwarje Trauerfahbne berabhing. Auch die nächste Umgebung der Gruft selbst war schwarn ausgelegt, auf. das schwarze Tuch aber batte man weiße Wasserlilien und Blätter und Ranken von Wasserrflanzen gestrent. Nicht minder sinnig und schön war die Kapelle des benachbarten Friedrich Werder. schen Kirchbofs geschmückt, in der die beiden Särge junãchst zur Trauerfeier niedergesetzt waren. Auf dem rechtestebenden, der Weimar's Hülle barg, lag ein weißes Kissen mit der Palette und Pinseln., auf dem Kaffsacks waren Meißel und Schlägel niedergelegt. Bereits um 11 Ubr fanden sich an der noch stillen Stätte des Friedens die nãchsten Verwandten der Entschlafenen ein. Die Feier, welcher iahlteiche Devntationen aus Käünftlerkreisen beiwobnten, nabm einen würdigen Verlauf; der Henneberg ' sche Chor eröffnete sie mit der Motette: WHarre meine Seele'; dann nabm; Pastor Stage das Wort zur deichentede. Nach dem Liede; Wenn ich ein mal soll scheiden' wurden ssdann beide Särge durch die Reiben der Gräber hindurch nach der Gruft auf dem Jerufalemer Kirchbof getragen, wo der Gesang Wie sie so sanft ruben⸗ sie empfinz. Der Geiftliche sprach ein kurzes Gebet, dann trat Maler Fendler en die gemeinsame Gruft, um den Freunden ein Abschiedswort nach;jurufen.

Die große Nationalmutterlog? - Zu den drei Weltkug eln“ beging am Sonnabend ihr 159iäbriges Stiftungsfest. An der Feier nabmen 500 Personen Theil. Die deutschen Sroßlogen waren durch ihre Großmeister vertreten. Der Prinz von Wales, der Großmeister der englijchen Großlozen, batte Wendt-London als Vertreter ent⸗ sandt. Während der Feier wurde eine aus Breslau eingetroffene Devesche verlefen, in welcher Se. Majestät der Kaiser für die an ibn gesendete Adrefse und den erneuten Ausdruck treuer Gesinnung dankt und die Loge für die Zukunft seines besonderen landes väterlichen Woblwollens versichert. Unter den zablreich eingegangenen Slück⸗ wünschen befand sich auch ein Telegramm des Herzogs von Coburg.

Ueberschwem mungen.

Auz Magdeburg, 13. September, schreibt die Magd. Ztg.“: Seit gestern ist bier ein stärkerer Fall des Wassers eingetreten, wir katten beute Morgen 3 Uhr einen Stand von 4.69 m. Die beute eingegangenen Nachrichten lauten durchweg günstig, or⸗ gestern war von der Rampe des Dammes zwischen Biederitz und Deyroths⸗ berge in einer Länge von etwa 35 m das Erdreich abgesackt, obne daß je⸗ doch für den Damm, der tretz der Abrutschung immer noch eine Stärke von 3 m hatte, eine Gefährdung eintrat. Die Schließung des Webrs von Pretzien wird vorgenommen, wenn der Wasserstand daselbst auf 4660 m und am Magdeburger Pegel auf 4 m zurückzegangen ist.

Aus Hessen wird der Köln Ztg. berichtet: Der Schaden, den das Hochwasser in vielen Gemarkungen angerichtet hat, ist oft recht bedeutend. Die Grummeternte ist in der Nähe DOrpenbeims auf starkenburgischem Gebiet fast gänzlich vernichtet; ebenso baben die Kartoffeln und Dickwurzeln stark gelitten .

Aus Prag, 13. Sertember, schreibt man der Pressen: Nach einer bydrotechnischen Zusammenstellung des Landeskulturaths betrug während der Hochwasferzeit die Menge des in der Sekunde durch⸗ fließenden Wassers der Moldau in Prag 4600 ebm mit einer Ge⸗ schwindigkeit von 36m in der Sekunde, wäbrend der normale Durchfluß nur 69 ebm beträgt. Die in den Hochwassertagen in Prag und Umgebung niedergegangene Regenmenge kommt gleich der normalen Regenmenge eines halben Jahres. Heute befinden sich in Prag noch 1200 in Folge des Hochwassers obdaElose Familien.

Aus Pest, 13. September, berichtet die „Prefse n: Der BWasserstand der Do nau beträgt 585 em Das Steigen der- selben dauert noch immer an. Oberhalb der Hauptstadt ist die Donau faft überall aus dem Bette ausgetreten. Die Löschung der Laftschiffe wurde mit Rücksicht auf den vorherrschenden Wind vorläufig eingeftellt. Die Keller am Margarethen ⸗Kai sind zumeist mit Waffer gefüllt. Ueberbaupt brach im Bereich der Hauptstadt in zablteichen Häusern das Wasser aus den Kanälen hervor. Die Feuer- wehr und das Ingenieuramt haben die geeigneten Verfügungen getroffen. . .

Eine jvätere Mittheilung von demsel ben Tage lautet: Der Wasser⸗ stand der Donau hat in den Nachmittagsstunden noch immer zuge⸗ nommen und bettug um 4 Uhr 595 em. Von da ab blieb er

Wetterbericht vom 15. September. Morgens 8 Uhr.

Wetter.

haus. Nürnberg. Stationen.

Wind.

63 Abr.

Bar auf O Gr u. d. Meeretsp red. in Millim Temperatur in o Gelsiutz 50 G. 40 R

5 wolkig

z bedeckt

3 bedeckt

2 Dunst still wolkenlos still wolkig

1 Nebel

1 Regen

Mullaghmore Aberdeen. SSD Christiansund 7 FTopenhagen. NNW Stockholm.

Haparanda St. Petersb. Moskau...

1— O )

Mittwoch:

5 Regen von P. Hertel. r . 9 wo 1Dunst bedeckt L bedeckt . 2 balb bed. 2 bedeckt Lwolkenlos 2 Nebel 2 wol kenles still wollenloz

tungsfest. v. Moser.

Neufahrwaffer Memel...

KJ

märchen.

Donnerstag:

3 bedect 3 wolkenlos 1' wolkig 3 wolkenlos

Uebersicht der Witterung.

Beim Herannahen eines Minimums auf dem Diean westlich von Irland ist das Barometer auf den hritischen Inseln ziemlich stark gefallen, während das Hochdruckgebiet sich langsam ostwäcts verschoben bat. Bei gleichmäßiger Luftdruckrertbeilung ist das Wetter in Fentral Europa rubig, meist trübe, obne erhebliche Niederschläge. An der deutschen Küste ist die Temperatur nabeju normal, im Binnenlande liegt dieselbe meist unter der normaler.

Deutsche Seewarte.

Nitouche.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Dienstag: 175. Vorstellung. Die Meiftersinger von Große Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang

Scauspielhaus. 18 . Schauspiel in 4 Aufiügen von Jwan Turgenjew. Nach dem Russischen für die deutsche Bübne be⸗ arbeitet von Eugen Zabel. Direktor Dr. Otto BVevrient. Dpernbaus. sstell 2 schlecht bewachte Mädchen. Pantomimisch· omisches Ballet in? Aufjügen und 3 Bildern nach d'Auberral aus Wien. von Paul Taglioni.

Die Jahreszeiten. Tanz ⸗Pesm in 2 Akten und 4 Bildern von E. Taubert und E. Graeb.

Schau viel baus. . Schwank in 3 Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Dienstagz: Das Winter ˖ Mittwoch: Der Richter von Zalamea.

Derliner Theater. Dienstag: Kean.

Mittwoch: Der Schriftftellertag.

Donnerstag: Uriel Acosta.

Sonntag, 21. September, Nachmittags 3 Uhr: Die Räuber.

Tessing Theater. Dienstag: Der Clemencean. Schauspiel Dumas und A. d'Artois. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Die Ehre.

Donnerstag: n , Lust spiel in 4 Akten von Oskar Blumen⸗

Wallner Theater. Dienstaz: Zum 101. Male:

Mamsell Nitouche. ; 4 Bildern von H. Meilbac und A. Millaud. Musik Dienstag: Zum 11. Male: Der Alpenkönig nnd von M. Herr. Anfang der Vorttellnng 71 Ukr.

Mittwoch und die folgenden Tage:

ationär. Die Donau bietet einen großartigen Anblick. Der untere 1 ift überfluthet und die Stationen der Donau ⸗Dampfsch iff abrts⸗ Gesellschaft steben unter Wasser. Trotzdem berrscht allenthalben reges Leben, da die Dampfer und Schlerper auf provisorischen Stegen . Man glaubt, der Wasserftand babe seinen õbevunkt .

* Aus New-Yerk, 12 September, meldet die A. C.: Nach ˖ tichten aus Eagle Paß in Texas zufolge ist der Rio Grande aus- getreten und bat die Stadt überschwemmt, wodurch sebr großer Eigenthums schaden angerichtet wurde. Etwa 100 Fuß einer neuen Brücke sind weggeschwemmt worden.

Potsdam. 12 Seytember. Das Grabdenkmal, welches dem f. Z im Dienste der Kolonisation so jäb aus dem Leben ge

New⸗JYJork, 12. Sertember. Ein Telegramm des Bureau

Reuter meldet: In Erdbeben verspürt. Mehrere Personen erklären, daß während des

selben aus erloschenen Vulkanen Lava bervorströmte.

Santa FS wurde ein drei Minuten dauerndes

sciedenen Dr. Jüblke, dem Sohne des hiesigen Hof Garten Dire tors, von seinen Eltern auf der Nordwestseite des neuen Kirchbefs errichtet worden ift, träat, dem Dtich. Tagebl. zufolge, nach fte bende Inschrift: Dem ÄAndenken ibres geliebten einzigen Sobnes, Dr juris Karl Jüblke, geb. zu Eldena in Pommern am 6. Sertember 1856, gest. in Kismajn in Afrika am 1. Dejember 1856 als ein Opfer seines Mutbes und seiner Hingebung im Dienste des Vaterlandes, gewidmet

von deu trauernden Eltern.“

Spandau. Wie der ‚Vofs. Ztg. mitgetheilt wird, soll auch Svandau ein Waffen Museum erbalten. Allerdings ist dasselbe nur beftimmt für die Königlichen Gewehrfabrken, auch soll sein In⸗ halt sich vornebmlich darauf beschränken, die Entwidtelung der Hand⸗ feuerwaffen darzustellen. Insbesondere dürfte die Zeit von etwa 1699 ab, da in der französischen Armee das Flinthwin oder Batterieschloß eingefübrt und zahlreiche Versuche zur Herftellung von Hinter ladern, zu Einrichtungen für Schnellfeuer, zu sicherer Zündung und anderen Verbesserungen angeftellt wurden, um schließlich mit der modernen Zündradel, mit dem Mauser⸗ und Magazin ⸗Gewehr zu enden, berück⸗ sichtigt werden.

Bayern schlesisches),

cotoyirte

Aachen, 15. September. W. T. B. meldet: Wie verlautet. fand gestern Nachmittag jwischen Montjoie und Kalterher⸗ berg ein Zusammenstoß jweier Personenzüge statt. Vier Personen sollen dabei getödtet, acht verletzt sein. Wie es ferner beißt, wäre der Stations - Assistent in Montjoie verhaftet worden. und der

Düsseldorf. 15. Sertember. W. T. B. meldet; Der Nachmittags 1 Uhr 10 Minuten von Köin abfabrende Ham burger Schnellzug entgleiste gestern bei der Ginfabrt in den hiesigen Babnbof in Folge. falscher Weichenftellung und lief auf eine im Nebengeleise stehende Lokomotive. Zwei Postheam te erlitten schwere innere Verletzungen, zwei auf der Lokomotive Bedienstete sind leicht verletzt; die beiden Maschinen sind zertrümmert.

Langseite des

Son ders bau sen, 16. Seytember. Die Kommisston für Er richtung des Kaiser Wilhelm: Denkmals auf dem K yftbäuser, bestehend aus den Hirn,. Dr. Schmitz ˖Düsseldorf Dr. Westvbabl⸗ Berlin. Hauptmann Sckweder Berlin, Professer Wolf -⸗Berlin und Ober. Forstmeister von Cettelbodt Rudolstadt, batte sich gestern in Frankenbausen zu einer mehrstündigen Sitzung versammelt. Mit dem Bau der Wege ist, der Magd. Ztg.“ zufolge, schon beute begonnen worden.

Lübeck, 10. September. Der „Köln. Ztg. schreibt man: Die Kapitäne der bier in letzter Zeit eingelaufenen Schiffe wissen viel ron dem furchtkaren Sturm zu erzählen, der Ende vorigen Monats in der Ostsee tobte. Kaxitän Groth vom Dampfer Windau vassirte 20 Meilen WS. von Fillsand ein gekentertes Schiff, neben demselben schwammen Rundböljer, durch Tauwerk ver⸗ bunden. Dampfer Askur, Kapitãn Ramstroem, hat noch einen Mann auf dem Wrack bemerkft, troß 23 ftündiger Arbeit gelang es nicht, den Unglücklichen zu retten. Der im kiesigen Hafen befindliche russische Dampfer Louise⸗., Kapitän Burmeister, hatie auf See die norwegische Brigg „Urania“ von der Mannschaft verlassen angetroffen und in Slite in Schweden eingebracht. Die Mannschaft soll in Mariehamn m Finnland gelandet sein.

Victoria Theater. Dienstag: Zum 22. Male: Die Million. Modernes Ausstattungastũd in 12 Bildern von Alex. Mosikowski und Rich. Natbanson. Musik von C. A. Raida. Ballet von Gredelue. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Dpern⸗

180. Vorstellung. Natalie.

Friedrich Wilhelm llãdtisches Theater. Direktion: Julius. Fritzsche. Dienstag: Zum 25. Male mit durchaus neuer Ausstattung: Die Puppenfee. Vantomimisches Divertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von Jof. Beyer. Arrargirt von J. Haßreiter, K. K. Hofballetmeifter Dirigent: Hr. Kaxellmeifter Knoll. Vorber: Neu in Scene gesetzt; Die Schwätzerin von Saragossa. Komische Dperette in 2 Akten nach dem Franzẽsischen von Carl Treumann. Musil von Offen hach. In Scene gesetzt vom Regisfeur Orn. Binder. Dirigent: Hr. Kapellmeifter Feder mann. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Die Puppenfee. Vorber: Die Schwätzerin von Saragossa.

In Scene gesetzt vom Anfang 7 Ubr. 175. Vorstellung. Das

Musik von P. Hertel. Hierauf:

Musik Anfang 79 Uhr. ; 181. Vorstellung. Das Stif⸗ Auf jügen von G.

Nesidenz · Theater. Direktion: Sigmund Lauten · burg. Dienstag: Zum 4. Male: SFZerrsol. Pariser Siltenbild in 4 Aufzügen von Victorien Sardou. In Scene gesetzt von Sigmund Lauten burg. Anfang 76 Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Verstellung.

Das Wintermärchen.

Belle Alliance Theater. Direltion: W. Hasemann. Dienstag: Ensemble ⸗Gaftspiel der Mit⸗ glieder des Wallner · Theaters: Madame Bonivard. Guten Morgen, Herr Fischer! Preise der Plätze wie gewöhnlich.

Adolph Ernst⸗ Theater. Dienstag: Zum 11. Male: Unsere Don Juans. Gesangeposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Mufsik von Franz Roth und Adolph Ferron. Anfang 7 Ubr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Fall in 5 Akten von A.

Zum ersten Male: Das zweite

Vaudeville in 3 Akten und Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30. der Menschenfeind. Romantisches Volksmärchen in 3 Akten von Ferdinand Raimund. Musik ron

Mam sell Wenjel Müller. Anfang 73 Uhr.

4. Kavallerie⸗Brigade standen mit in P f der Kaiser betrat, von Brechelshof kommend, das Paradefeld und ritt dann sofort die Front der Truppen, sodann die⸗ jenige der Militärvereine ab. Hierauf erfolgte der Parade⸗ marsch der Truppen. Nach beendigter Parade fuhr Ihre Maje stät die Kaiserin nach Liegnitz zurück, wo Allerhöchst⸗ dieselbe um 134 Uhr eintraf. S folgte unmittelbar, an der Spitze der Fahnen-Compagnie reitend. Ihre Majestäten wurden von den Spitzen der Be⸗ hörden, von Ehrenjungfrauen, den Schulen und den Kor— porationen ehrfurchtsvoll begrüßt. Auf dem Friedrichsplatze, der besonders festlich geschmückt war, hörte Ihre Majestat die Kaiserin den Vortrag eines Gedichtes durch eine Ehren⸗ jungfrau an, worauf der Qber⸗Bürgermeister Oertel eine An⸗ rache hielt, welche Se. Majestät der Kaiser mit huldvollen Dankesworten erwiderte. Hierauf begaben sich Ihre Majestäten nach dem Schlosse, woselbst um 5 Uhr Paradetafel statt⸗ findet. Die ganze Stadt ist prächtig geschmückt, die Bevölke⸗ rung in freudiger Bewegung.

Salle a. J deut sche Bergarbeiter⸗Kongreß ist heute eröffnet worden. Anwesend sind 39 Delegirte, meistens aus dem Rheinland und Westfalen. Möller (Gelsenkirchen) hielt die Eröffnungsansprache. Schröder und Staelln wurden zu Vorsitzenden gewahlt. Bunte und Siegel treffen morgen ein.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Nach Schluß der Kedaktion eingegangene

De pesch en.

Breche lshof, 15. September. An der heutigen Parade des V. Armee Torps nahmen Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, der General-Feldmarschall Prinz Georg von Sachsen, Prinz Ludwig von Bayern und die ksmman⸗ direnden Generale Theil. 1 e folgte Sr. Majestät dem Kaiser beim Abreiten der Fronten im Wagen. linge des Kadettenhauses waren zur Parade aufgestellt und wurden besichtigt. ; das Leib⸗ Garde Husaren⸗Regiment vor, zweimal

Se. Königliche zweimal das erste ̃ Der Vorbeimarsch der Kavallerie erfolgte im Trab Die dichtgedrängten Zuschauermassen bereiteten wiederholt Ihren Majestäten enthusiastische Ovationen.

Liegnitz, 15. September. (W. T. B.) Die um 10 Uhr bei Eichholz abgehaltene Parade nahm einen glänzenden Verlauf. Die Anfahrt Ihrer Majestäten des Kaisers Kaiserin erfolgte über Klein-⸗Tinz. Die Truppen waren auf der nach dem Lerchenberge zu gelegenen

Ihre Majestät die Kaiserin Auch die Ritter⸗Akademie und die Zög⸗

Se. Majestät der Kaiser führte zweimal Prinz Ludwig von Infanterie⸗Regiment (Nieder⸗ Hoheit der Prinz Albrecht Garde Dragoner Regiment.

das 7.

Platzes aufgestellt. Die 1, 2, 3. und arade. Se. Majestät

Se. Majestät der Kaiser

S. 15. September. (B. T. B) Der

Coneert⸗Anzeigen.

Concert Jaus. Eröffnung der 24. Concert - Saison am Donnerflag, den 18. September. Erste Karl Meyder ·˖ Concert.

rania, Anstalt für volkatbumliche Naturkunde. Am Landez ⸗Augstellungs⸗ Park (Lebrter Babnboh. Sesffnet von 12—11 Uhr. aglich Vorstellung im , Theater. aäberes die Anschlag⸗ J

Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Alga Cramer mit Orn. Fabrik besißer Ernst Weiß (Berlin Langensalia) Frl. Anna Luschek mit Hrn. Robert Matthias Breslau Magdeburg) Srl. Anna Wenck mit Hrn. Karl Stuhr (Leivzig Weißenfels). Verebelicht: Hr. Prof. Dr Emil Schmidt mit Frl. Cäcilie Overbeck (Leiria). Hr. Paul Otto mit Frl. Ita Kablert (Breslauß. Hr. Bernhard Heine mit Frl. Anna Großberger (Leipzig) Hr. Gustax Stahn mit Frl. Wanda Nerger (Breslau Havnau i Schl) Hr. Karl Kriegsmann mit Frl. Tina Lobsenjer (Magdeburg) Hr. Paul Buß mit Frl. Anda Qase (Berlin). Hr. Otto Ziethen mit Frl. Streichau (Berlin). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Dr Hans von Schubert (Hamburg). Hrn. M. EPAllemand ocketa in Sachsenx Hrn. Karl Müll (Berlin). Eine Tochter: Hin Sec Lient. Bierko (Königsberg i. Pr) Hen. A. Groebler (Buckau). Hrn. W. Lamprecht (Magdeburg). Hrn Wilhelm Tretom (Berlin) . Gestorben: Hr. Architekt Jos. Krons (Düssel⸗ dorf). Hr. Fabrikbesitzer Friedr. Heinr. Zimmer mann (Halle a. S.). Hr. Konrad Spilcke (Berlin. Or. Aug. Briesenick (Berlin). Hr. Dr med. Seonhard Lüth (Burtscheid)ꝰ Senator Theodor Schondorff (Wiesbaden)

Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruderei und Verlags Anstalt, Berlin 8W.. Wilbelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen 43239)

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

leinschließlich Börsen · Beilage).

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und König

M 2X2.

Er st e Beilage

Berlin, Montag, den 15. September

lich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1890.

Etatisti und Volkswirthschaft. Zur Arbeiterbewegung.

In Bremen nimmt, wie der Köln. Ztg. von dort geschrieben wird, die JLotialdemokratische Bewegung ibren sickern Fort⸗ gang, nachdem die Partei bei der letzten Reickstagswabl zum ersten Mal den Sieg davongetra gen bat. Durch Vorträge wird dafür ge. sorgt, daß die artei ˖⸗Anbänger immer von neuem für die Sache be⸗ lebt werden. Einige wenige Worte aus einem solchen Vortrag des Reichs tagsabgeordneten Th. Schwartz aus Lübeck äber die Arbeiter- organisgtignen im Kampf gegen die Unternebmerrerbände“ ind für die Auffaffung in Arbeiterkreisen sehr bezeichnend. Die Arbeiter- verbände in ihrer heutigen Form seien im Kampf gegen die Kavital. macht untauglich, denn sie erhielten nicht die gleichen Rechte wie die neuerdings sich bildenden Arbeitgeberverbände. Mit dem Anf⸗ bören des Sozialistengesetzes versckwinde nunmehr Ter befle Süũlfe⸗ mann der Arbeitgeber und die Zeit für die Arbeiterverbindungen der Zukunft sei gekommen. Cs sei jetzt die Gelegenheit da, centrale Gruppenorganisationen zu bilden, solche der Metall arbeiter, der Baubandwerker, der Bekleidungsarbeiter u. . . Sei dies erreicht, dann erst könnten alle Vorurtheile bei vielen Arbeitern besiegt werden, und der letzte Schritt, alle diese Gruppen zu einer einzigen Organisation zu verschmeljen, werde schließlich nicht mehr schwer halten. Wenn dann erst die ganze große Maße des Volks sage, sie wolle in ibrem eigenen Interesse allein den Stimmjettel ab⸗ geben, dann werde kein Unternehmer mehr in der Gesetzgebung sitzen, dann werde das Volk Gesetze geben.

Ans Uelzen berichtet man der Wes. Ztg. unter dem 12. d. M. daß sich daselbst zu Beginn dieses Jahres ein Arbeiter vere in mi ausgesprochen sozialdemokratifcher Tenden; gebildet babe, dem sefort über 160 Mitglieder und zwar vorwiegend Iand= wirtbschaftliche Arbeiter aus der Umgegend? beitraten. Fast jeden Sonntag fand eine öffentliche Versammlung mit auswärtigen Rednern statt: an jedem Versammlungstage wurden neue Anbänger gewonnen. Es wurde ein kräftiger Anlauf genommen, unter Androhung von Arbeitsniederlegung böbere Löhne iE erlangen; allein der Versnch schlug febl, da die Arbeitgeber einmüthig zusammenhielten. Bald traten in dem mit so ber raichendem Eifer gebildeten Verein Sxaltungen ein; die ursprüng. lichen Fübrer warden an die Seite gedrängt. Die Einziebung der Beiträge 6 auf Widerstand und namentlich die Abführung der gesammelten Gelder nach auswärts erregte Unwillen, und al Schluß der jämmerlichen Episode, die den Mitgliedern viel Geid gekostet und viel Aufregung gebracht hat, bat vor einigen Tagen der Verein sich in aller Form aufgelsst. Vorläufig, bemerkt das Blatt, wird für Die sozialdemokratische Wirksamkeit in den ländlichen Arbeiterkreisen biesiger Gegend wohl kein geeigneter Boden mehr zu finden sein.

In Neuhaldensleben traten am 8. d. M. die Besitzer der keramischen Fabriken von Neu und Altkaldensle ben zu— sammen, um Angesichts der in legter Zeit Seitens der Dreber vt angejettelten Strikes eine Vereinigung über Gegenmaßregrln der Fabrikberren in solchen Fällen zu treffen. Die in der Verfammlunz gefaßten Beschlüsse zur gemeinsamen Abwehr aller durch Strikes Seitens der Arbeiterschaft bethäligten Forderungen sind, wie die Magdb. Ztg. mittheilt, von sämmtlichen neu und althaldenslebener Fabrikanten einhellig als bindend angenommen worden. Die Einzel heiten der gepflogenen Verhandlungen, welche streng vertraulich geführt worden sind, entziehen sich der Kenntnißnahme.

Hier in Berlin fährte in einer Versammlung des Fach— vereins der Metallschrauben⸗, Fagondreher und Be— rufsgenossen am 7. d. M, wie wir dem B. Volksbl.“ ent⸗ nehmen, ein Redner aus, daß nach dem verlorenen Strike sich so viele Kollegen der Organisation fern balten. G38 fei Pflicht eines jeden Kollegen, nach wie vor Mitglied zu bleiben; wenn aach die den Fabrikanten gegebene Unter- schrift, daß man dem Fachverein nicht angeböre, Viele an einem öffentlichen Auftreten bindere, jo müsse doch ein Jeder agitiren, um bei einer günstigeren Geschäftslage energisch gear die Uebergriffe der Kapitalisten Front zu machen. Die Versammlung vervflichtete sich alsdann in einer Resolution, mit allen zu Gebote stebenden Mitteln für Stärkung der Organisation sowie Aufbringung von Geldmitteln Sorge zu tragen, und beauftragte den Vorstand, eine rege Werkftatt⸗ agitation vorzunehmen, um die fernstebenden Kollegen heranzuziehen. Die Kassenverhältnifse wurden als ungünstige bejeichnet, da noch eine gewaltige Schuldenlaft für Rechtsanwaltkosten, Druck⸗ sachen. Inserate u. j. w. jzu tilgen fei. Ueber Die öffentliche Weberpersamm lung, welche hier am 8. d. M. ftattfand (vergl. Nr. 218 d. Bl.), berichtet das Volksbl.“ eingehender; es wurden folgende Resolutionen angenommen: Die Versammlung der Weber Berlins und Umgegend erklärt sich mit den Forderungen der Kommission des Fachrereins der Weber einverstan den und beschließt: In Grwãägung der That achen, daß die Weber, speziell die der Hausindustrie, unter den heutiger Produktions verkält- nissen die weitgehendst ausgebeutete Arbeiterklaffe sind, sich endlich aufzu⸗ raften, um Front zu machen gegen die schamlose Ausbeutung ibrer Arbeitskraft, und erklärt ferner, sich einer bestebenden Drganisation, und jwar dem Fachverein der Weber Berlins und Umgegend, so bald wie möglich Mann für Mann anzuschließen, denn nur eine starke Drganisation ist im Stande, den Arbeitern eine menschenwüärdige Gxisten zu sichern. Den Abgeordneten der Sozialdemokratie im Deutschen Reichstage sollen folgende Vorschläge zur Abänderung der Gewerbeordnung unterbreitet werden: 1) Alle Webe⸗ waaren mit Ausnaßme abgepreßter Waare (Decken, Tücher 2c) müffen den Webern rey Weberinnen nach Metern gemessen und der Wel⸗ lobn nach Metern resp. Centimetern bejablt werden. 2) Der Arbeitslohn per Meter ist dem Weber ü

Weberin bei Uebergabe der Arbeit anzugeben. 3) Bie Waare ist iu messen, wie sie der Webstubl liefert, obne jede Bebandlung vorher zu erfabren und bat der Weber oder die Weberin das Recht, beim Messen zugegen zu fein. Alle anderen Bestimmungen und Vereinbarungen find verboten und strafbar. 4) Das Faktorenwesen (Ausgeberei, Arbeits vermittelung durch Zwischen⸗ unternehmer) ist zu verbieten und die Arbeits vermittelung den Arbemter⸗ organisationen zu übertragen.

n Brüssel wurde gestern der große Kongreß aller Arbeitervereinigun gen za Gunsten des allgemeinen Stimmrechts eröffnet und De fuifseaur jum Präfidenten ernannt. Zu der Versammlung, welcher auch der italienische Depu⸗ ti rte Co sta beiwohnte, waren etwa 500 Delegirte als Vertreter von 160 Vereinen und Gesellschaften erschienen. Den Hauptgegenstand Der Tagesordnung bildete die Veranstaltung von Kundgebungen für das allgemeine Stimmrecht in allen Arrondissements Pauptorten an demselben Tage zur selben Stunde. Nach lebhafter Debattẽ wurde ein Antrag Volders (Belzien) mit großer Majoritäãt angenommen, dem zufolge in allen Provinzial⸗-Hauptstädten am Sonntag vor dem Wiederzusammentriĩt der Kammern Kundgebungen stattfinden sollen. Hierauf wurde die Sitzung bis 2 Übr Nachmittags rertagt. Nach Wiederaufnahme der Verhandlungen des Tongresses wurde, wie WTB. meldet, nach langer Diskussion die Frage, ob ein allgemeiner Strike aller Gewerke zu empfehlen fei, durch einstimmige Annahme

des Prinzips eines allgemeinen Strikes entschieden. Um 66 Uhr wurden die Verbandlungen unter dem Gefang der Marseillaie geschloffen Aus Mons wird der Göln. Ztg. unter dem 13 d. M. geschrieben, daß die nichtfozialistischn Ärbeiter des Hennegau als Gegenkundgebung gegen den Beschluß des Anarchisten ˖ Kon gresses ju Gunsten des allgemeinen Ausstandes gestern in dem 1 Em von Mons entfernten Städtchen S Roeukr verschiedene Festlichkeiten veranftalten wollten, um ihrer Anbanglichteit an den sozialen Frieden und die ordentliche Arbeit Ausdruck zu ver⸗ leiben. Etwa 15 000 Bergleute haben ibre Theilnabme zugesagt.

Die Bewegung der badischen Be völkerung im Jabre 18388.

Die Habl der im Jahre 1885 Geborenen belief sich nach den im vierundjwanzigsten Jabrgang des . Statistischen Jabrbuchs für das Großberzogtbum Baden“ mitgetheilten Aus zügen aus den Standesregistern auf 53 835. Darunter waren dem Geschlecht nach 510 0 männlich und 480 0 weiblich, dem Famistenstand der Mutter nach 31,8 ο ebelich und 8,2 9 unebelich, der Lebens fãbigkeit nach 97.0 cο lebendgeboren und 3,0 Co todtgeboren. Wahrend der Prozentsatz der Todt zeburten unter den ehelichen Geburten 73 betrãgt, ist das bei den unebelichen mit 32 der Fall. Mebrgeburten fanden 598 statt, und jwar 6386 Zwillings / und 8 Drillings geburten. Die meisten Geburten ereigneten sich im Monat März, die wenigsten im Monat November. Während des Jahrzehnts 1879 1888 batte das Jahr 1879 die meisten, das Jabr 1885 die wenigsten Geburten aufzuweisen. Außer dem ersteren Sabre überschritten nur noch die Jabre 1550, iss. und 1832 den zebnjährigen Durchschnitt, während die anderen Jahre den— selben mebr oder weniger unterschritten Die Zabl der im Jabre 1888 Geborenen ist im Vergleich mit 1875 um 53534 oder um 73 6 zurückgegangen. Im Jabre 188358 bejw. im Durchfchnitt 15879 83 kam: 1 Geborener auf 297 beim. 25,4 Einwohner, 1 Scbendgeborener dagegen auf 30.6 bejw. 282 Einwohner, 1 Todtgeborener auf 333 beim. 3335 Geborene und 1 unehelich Geborener auf 122 beiw. 12,6 Geborene.

Die Zahl, der im Jabrte 1833 Gestorbenen (obne Todt—- geborene) bezifferte sich auf 38 012, darunter 50, g o männfichen und 459,1 9 weiblichen Geschlechts. Unter den Gestorbenen waren dem Familienftande nach 59, Jo ledig, 25,400 rerbeiratbet urd 156 90 verwittwet oder geschieden, dem Alter nach 36 noch nicht einjäbrig. 10,5 Co ein- bis vierjährig, 2,8 oM, fünf⸗ bis neun jäbrig, 37 Jo zehn bis neunzebnjäbrig, 51 Co jwanjig bis neunund- zwanjigjäbrig. 5, 1 99 dreißig bis neununddreißigsahrig, 6,5 do dier jig⸗· bis nennundvierzigjäãbrig, 6 dio fünfzig bis neunundfünfzigjäbrig, 12006 sechiig⸗ bis neunundsechtigiährig, 11, 5 0 siebjig His neunund.- siebzigjã brig; 45 */ achtzig und neunundachtzigjäbrig, o. 2 0 neunzig⸗ bis neunundneunzigjäbrig und O, hundertjabrig und darüber. Als Todes arfachen wollen wir nur folgende kervorkeben: Fei G8 ac Ter Sterbefälle Selbstmord, bei 1,7 c Verunglückung und Verbrechen, bei 8, C Infektionskrankheiten und jzwar bei O5 oο Kind bett⸗ sieber, bei 25 d Masern, bei O6 o/ Scharlach, bei 1,15, Keuchhuften, bei 1.2 9½ο Diphteritis, bei 0, do Krrp, bei O7 Typhus und bei O, 8 do sonftige Infektionekrankbeiten bei 13.3 9 Lungenschwind⸗ sucht, bei 12.2 0 Lungenentzündung und akute Bronchitis und bei 3.6 9,½ Krebs Die meisten Todesfälle kamen im Monat Märj, die wenigsten im Monat Auguft vor. Die Sterbe⸗ ziffer des Jabres 1888 überschritt den Durchschnitt des Jahrzehnts 13518-1835 um 551 oder 15 0. Der Ueberschuß der Leber d geborenen über die Gestorbenen berechnet sich für das Jab 1855 auf 13 821 Köpfe oder 360 go, für den Durchschnitt 1859 1888 auf 15 159 Köpfe oder 38.55 0. Im Jahre 1888 bejw. im Durchschnitt 1379 1888 entfiel: 1 Seslorbener (ohne Todtgeborene) auf II 5 bezw. 414? Einwobner und 1 Gestorbener im ersten Lebensjahre auf 436 beim. 4 4 Geborene.

Ebejchlie ßungen fanden im Jabre 1888 11 412 statt; gegen den Durchschnitt 1878 1885 warden S41 oder 8,0 do Ehen imehr geschloffen. Dem Familienstande nach war bei 85.5 o der Ghe— schliezungen der Mann, bei g4.10/ die Frau ledig, bei 1335 oso der Mann, bei 5.3 Co die Frau verwitwet und bei G6 oο ein Theil ge⸗ schieden. Dem Religionsbekenntniß nach gebörten beide Theile Fei 293 do der Eheschließungen dem erangelischen, bei 55, 8 dem katho⸗ lischen Bekenntniß und bei 14 80 der jädischen Religion an, wärend bei 135 9 Mann und Frau verschiedener Religion (gemischte Ehen) waren. Die meisten Eken wurden im Monat November und die wenigften im Monat März gesckloffen. Im Zabre 1855 kam L Gbeschließung auf 140,3 Einwobner, dagegen im Durchschnitt des Jahrzehnts 18798 1888 auf 149,8 Einwohner.

Ehetrennungen durch Scheidung kamen im Jahre 1888 111 gegen 1 im Durchschnitt der Jabre 1879 - 1888 ror-

Verein für öffentliche Gesundbeitspflege.

In Braunschweig tagte am Sonnabend die 16. Versammlung des Dutscken Vereins fuͤr öffentliche Sesundheitsrflege unter Vorßit des Ober · Bürgermeisters Bötticher Magdeburg); sie war von 255 Mitgliedern besucht. In den Ausschuß wurden wiedergewãblt: Bötticher (Magdeburg). Sanitäts-⸗Ratk Rent und Star ibaurath Stübben (Köln) und Sebeim⸗Rath Ziemffen (München); neu ge⸗ wählt wurden Ober- Ingenieur Meyer (Hamburg) und Dber⸗Bürger⸗ meister Adickes (Altona) Die Versammlung berieth die Fragen, betreffend Krankenbäuser für kleinere Städte und ländliche FKrerfe, die Filteranlagen für städtische Wasserleitungen, erklärte ich ferner für Einführung der obligatorischen Fleischchau in ganz Deutschland, sowie für Beförderung der Wobnunge Des infektionen and besckios nach Vortrag von Kalle (Wiesbaden) über Arbeiterwohnungen einen Betrag von 100 4 ausjusetzen zur Prãmiirung der besten Arbeit über Ventilation und Kocheinrichkungen für Arbeiter wohn bäuser. Ober⸗I«genieur Meper (Famturg) sptach über Baumpflanzungen und Gartenanlagen in Städten. Dann schloß Aber ⸗Bürgermeifter Bötticher (Magdeburg) die Versammlung mit Dank fär die Aufnahme Seitens der Stadt Braunfchweig.

Kunft und Wissenschaft.

Verein für Geschichte der ark Brandenburg. Oberlebrer Dr. Bolte theiste in der Schung vom 16. September Einiges aus zwei von ibm in Brüssel aufgefundenen Handschriften mit, welche Beschreibungen einer Reise durck die Mark Brandenburg entbalten. Die eine, verfaßt von einem Holländer im Jahre 7oöo, finde das Patte Land öde, nur die ausgebildete Gänsejucht an ihm zu loben, die Stadt Berlin aber prächtig und namentlich von feltener Reinsich= keit. Der jzweite Reisende; ein franzöfischen Dberst bat die Mark im Jahre 1617 befucht, ift jedoch nur bis Brandenburg gekommen, weil ez dies für die Landes bauptstadt gebalten. Staats. Archirar Pr. Meinardus brachte einen bigber unbeachteten Belag für die Wichtigkeit, welche man im 1I7. Jahrhundert ceremoniellen Fragen

beilegte. Fünf Jahre strãäubte sic Seorg Wilbelm, die Krarwürde 3nzuerke'nnen, mit welcher der Kaiser 1622 den Herjog von Bapern begnadigt hatte. Als er sich endlich entschloß, feinen Riderstard 2m. zugeben, belohnte der Kaiser ihn dafür mit der Bewilligung Tes Prãdikates Durchleuchtig! Gallus erwähnt in feiner randen⸗ burgischen Geschickte, daß zu seiner Zeit no U1791) im Volke das Andenken an den Markgrafen Jebann ron Küstrin als eines Zauber— kũnftlers lebendig fei. Gr mnaffal. Riterter Dr. Schwartz fübrte des Weiteren aus, welcker Sagenkreis sich um die FYPerson des Nark= graten Dans gebildet bat, und jwar nicht nur in Der Neumark, sondern vorzügfich reich in der angrenzenden Ucker⸗ mark, in welcher beidnijche Ueberlteferungen * sich fester 16 in, irgend einem anderen Theile Dentschlands erhalten haben. Vieran knüpfte Profeffar Dr. Brecher ein. Beisriel allernenfter Sagenbildung. Rauch selbst schreibt an Schinkel, das in Folge eines Versebens dem Blücher Standbilde in Berlindas Torteerse Ferit. Das Volk aker weis. das Blücher wegen einer Urboimäs igkeit gestraft werden sei, daß der König ibn zwar später begnadigt, es jedoch bei der Aberkennung des Porteerees belassen babe.

Ueber Jcé0 Mänzen, die älteste mit der Jahres: abl 1644

urd die jüngfte von 1710, sind neulick in Lebus, der Frkft. OD ⸗3. zufolge, gefunden worden. Die großen Münjen sind zum größten Theile Fünffrankftücke mit der. Bist niffe König Ludwig's TIV., Thaler von Kaiser Leopold 1853, braunschweigische, sächsische und vreußische Taler und Zweidrittelibalerftäck vom Großen Kurfärsten und König Friedrich L, auch Dovpvelfranten und rolnifche ganje und balbe Gulden, gegen 100 Stück; die Uckhrigen find Zweigtoschenstũcke, äber. 200 Stück alte Groschen und nber 400 Stäck alte kalte Groschen. . Auf dem Anger ju Erfurt ist am 6. d. M. unter ent⸗ sprechenden Feierlickkeiten der von dem Architekten S Stöckbardt und dem Bildbauer Profefsor H. Hoffmeister aus Berlin ent- weorfene, in der Erigießerei von Howaldt in Brannschweig aus— geführte Monument albrunnen enthüllt worden. Uecker das Kunstwerk, welches der Stadt Erfurt einen neuen Schmuck verleikt kird der „Nat. Ztg. geschrieben: Anf Dem wefstlicken Abschluß der rlatzartigen Erweiterung des Angers (Haupt- straße) erhebt sich, von gãrtnerischem Schmuck ur⸗ geken, der reichgegliederte Aufkau des Brunnens, welcher sich durch malerischke Erfindung der Komrositien und karmonifche Farbenwabl, jowie durch die Energie feiner Fermer gebung zu einem ein heitlichen Kunstwerk gestaltet. Aus dem reichgeagliederten Bassin erbebt sich auf langgestrecktem, Faurer gesckmüctem Unterbau ein vier- seitiger geschliffener Granitebelisk (Monolith. Diefer wird getragen von einem Postame ntartigen Knterbau, welcher durch seinlich an= gelehnte, fällig bewegte Konfole mit den links., und rechts⸗ seitigen Figuren roftamenten gesckikt in Verbindung gebracht ist. Unterhalb 3 Granitobelisken ift eine bronzene, freundlich grinsende männliche Maske angeordnet, aus deren muschelartig gefaltetem Munde in breiter Masse eine Wasserglocke entströmt, deren Waffer zunächst in die darunter befindliche metallere Muschel fällt, um Über ibren Rand binweg in die tiefer unten lagernde Sranitschale und über deren Rand sich endlich in das untere große Bassin zu ergießen. Zu beiden Seiten der Maske tummeln ich zwei liebliche Putti, von welchen der eine fich auf den Musckeltand rieder⸗ gelassen bat. Die in Kurfer getriebene Muschel trãgt ein mächtiger, ebenfalls getriebener, schilfumgebener und auf. Felsen lagernder Delvbin, welcher aus Rachen und Nüftern Wasserstraklen nach oben in die Granitfchale fendet. Zu beiden Seiten des Obelisken. Postaments, in Sske der Sranitschcle, ruben auf den Voluten der Figuren Postamente zwei fast 3 m grohe Figuren, die eine das Gewerbe und die andere den ‚Gartenban“ (die Haupterwerbsjweige Erfurts) darstellend. Das Gewerbe ist eine kräftige Mannes gestalt, die Rechte auf den Hammer, die Linke auf ein Maschinentad gestüßt, auf welchem eine reich ornirte Urne und ein adlergejierter Helm liegen (Webrstand und Näbr⸗ stand); der „Gartenbau“, eine weiblicke Gestalt, mit Blumen im Haar, den Blumenkorb in der Rechten, in der Linken eine Rofe darreicend beide Figuren don böchfter bildnerischer Kraft und Än— muth. Aus der Urne links und aus einer Gallablutke des Blumen- karks rechts fließt in kräftigem Strabl das Waffer in die Grarit. schale. Zu Füßen der beiden Zenannten Figuren steigt aus dem Bassin ein etwa meterbeher Wasferstrabl schänmend empor. Tie Rück. seite des Brunnens ist geichkmückt mit dem getrieber en Erfurter Waren- schild, einem getriebenen Delrbin als Laufbrunnen. Ausguß, in cine? Stein- muschel liegend, und durch eine in Bronzeguß bergesteslte Tafel mit der Auf. schrift: Begonnen unter Kaiser Wilbelm J. 1887. Vellender unter Kaiser Bilbelm II. 1880. Entworfen von S Stödctkardt, Architekt. und. O. Hoff meistet, Bildkauer. Die Muschel, der Delphin und die großen Figuren sind in der jetzt fast gan; vergessenen Technik des Metalltreibens bergestellt. Der don der Kunstkommission des Kultus Minifteriums vreisgetrönte Gesammtentwurt stammt von dem Archi= tekten H. Stöckbardt in Berlin, welcher auch die Ausfübrung des gesammten Baues leitete. Der Staat bewilligte einen Zuschuß von 10 000 6 zu den Herftellungs koften.

In dem festlich delorirten Kaisersaal des Künstlervereins zu Brem en fand, W. T. B. zufolge, am 14 Sertember die Er⸗ 55ifnung der 63. Versammlung der Gefellfchaft deut- scher Naturforscher und Aerzte stast. Die Begrũßungẽ⸗ ansprache bielt der erste Geschäftsfübrer Dr. H. Pleßger. ö

Die Enthüllung des Martin Bebaim? Denkmals in Nürn berg sindet am 17 d. M. statt. Der Sr tkullungsfeier, bei welcher Professgr Dr. Süntker vos München die Festrede kalten wird, gebt eine Ovation an Bebaim's einstigem Wobnbaufe (Herren- markt) voraus. .

In London soll, als Pendant ju der Stuart und Tudor-Ausstellung, im kommenden Winter eine Austellung von Denkwürdizkeiten des Oauses Hannober veranftaltet werden. Wie der Köln. Ztg. aus St. Petersburg berichtet wird, ist in Kartsch ein böchst intereffanter antiguarifcher Fund ge⸗ macht worden. Beim Ausschaufeln eines Grabes auf dem neuen ftädtis chen Friedhof stießen die Arbeiter auf einen barten Gegenstand, und als man weiter grub, förderte man einen prachtvollen Sarko! pbag aus Cedernbolj; ju Tage. Dieser Sarkophag befinder sich jetzt im Museum ju Kartsch; er ist vorzüglich erbalten und die an dem? selben angebrachten wunderbaren Kunftschnitzereien find vollkommen unversebrt, Im Innern des Sarkorbags benndet sich ein Sarg, in welchem ein menschlicher Schädel (dem An fen nach der eines jungen Mädchens) liegt, der auch wohlerbalten ist. Außerdem fanden fich im Sarg zablreich Reste verschiedener Stoffe, Geschirte aus Glas und Lehm vor. Nach Aussage des Profeffors Kulstomszki sftammt dieser Sarko vbag aus dem 16 Jabrhundert.

Im rächsten Jabre wird, wie der Hamb. Corresp. erfäbrt, eine dänische Expedition unter Führung des Marine Premier⸗ Lieutenants Rr der abgeben. um die Ost küste Grönlands jwischen dem 66. und 73. Breitengrade zu untersuchen. Der größere, sũdliche Tbeil dieser Strecke ist ganz unbekannt. An dieser Erreditisn werden u. A. tbeilnehmen: Premier Lieutenant in der Flotte Bedel und Stud. mag. Bar. Aus welchen euroräischen Theilnebmern die Erdeditien sonst noch Festehen wird, ist nicht fest bestimmt; vor einigen Tagen trafen mit der Srigg Peru“ in Kopenbagen die beiden Grönländer ein, welche an der Crpedition theilnebmen sollen.