1890 / 223 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 16 Sep 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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einer dieser Kassen schon vom 2. März 1891 ab eingereicht werden, welche sie der Staateschulden⸗ Tilgung kasse zur Prüfung vorzulegen hat und nach erfolgter Feststellung die Auszahlung vom 1. April 1891 ab bewirkt. . ö Der Betrag der etwa fehlenden Zinsscheine wird von dem zu zahlenden Prämienbetrage zurückbehalten. Formulare zu den Quittungen werden von den gedachten Kassen unentgeltlich verabfolgt. ö Die Staatsschulden⸗Tilgungskasse kann sich in einen Schriftwechsel mit den Inhabern der Schuldverschreibungen nicht einlassen. . Von den bereits früher verloosten und gekündigten Serien und zwar: . aus der 16. Verloosung (1865): von Serie S0, aus der 11. Verloofung (1866): von Serie 1114, aus der 17. Verloofung (1572: von Serie 1433, aus der 18. Verloosung (18735: von Serie 33h, aus der 19. Verloofung (1874): von Serie 332, aus der 22. Verloosung (1877): von Serie 34, 615, aus der 24. Verloofung (18795: von Serie 1445, aus der 25. Verloosung (1880): von Serie 596, aus der 27. Verloofung (1882): von Serie 897, aus der 28. Verloosung (1883): von Serie 333, 876, 1144, 1256, 1384, . aus der 50. Verloosung (1885): von Serie 365, 682, 1034, 1349, . ( aus der 31. Verloosung (1886): von Serie 26, 193, 1359, 1427, . aus der 32. Verloosung (1887): von Serie 289, 845, 984, 1017, 1358, . ‚. aus der 33. Verloosung (1888): von Serie 85. 163, 176, 330, 335, 358, 5lg, 526, 548, 574, 605, 626, 628, 731, 758, 874, 963, 1022, 1052, 1123, 1154, 1190, 1232, 1252, 1316, 1373, 1390, 1447, aus der 54. Verloosung (1889): von Serie 14, 33, 80, 130, 141, 147, 195, 235, 238, 244, 247, 262, 273, 367, 405, 456, 4654, 537, 55g, ij, 616, S5l', S6, 670, 673, 105, 7123, 7i7, 753, 755, 757, 821, 836, SI9. 900, 906, göz, 1915, 1941, 11095, 1119, 1230, 1235, 1255, 1318, 1332, 1354, 1365, 1396, 1401, 1428, 1440, 1442, 1493, aus der 55. Verloosung (1890): von Serie 7, 32, 65, 83, 116, 118, 131, 161, 173, 216, 243, 255, 272, 316, 323, 412, 480, 533, 539, 541, 619, 723, 754, 772, S5ß, S5, Sö5, 1677, 1658, 1661, omg 1167, 1185, ln ß, 16s, 1s, R nn, e, , 1363, 1389, 1398 . sind viele Schuldyerschreibungen bis jetzt nicht realisirt; es werden daher die Inhaber derselben zur Vermeidung weiterer Zinsverluste an die baldige Erhebung ihrer Kapitalien hier— durch von Neuem erinnert. Berlin, den 15. September 1890. Hauptverwaltung der Staatsschulden. Sydow.

Angekommen: Se. Excellenz der Präsident des Evan⸗ gelischen ; Ober⸗Kirchenraths, Wirkliche Geheime Rath Dr. Hermes, vom Urlaub.

Abgereist; der Ministerial⸗Direktor im Ministerium der aris ichen 2c. Angelegenheiten, Wirkliche Geheime Ober— Regierungs-Rath Br. Bartsch, nach Stettin.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 16. September.

Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich gestern Morgen um 8 Uhr 10 Minuten mit Ihrer Maje stät der Kaiserin und Königin und den Fürstlichen Gästen von Breslau über Liegnitz nach Brechelshaf, stiegen hier zu Pferde und hielten um 10 Uhr bei Eichholz die Parade über das V. Armee⸗Corps und die Garde⸗Kavallerie⸗Division ab.

Hierauf begaben Sich Se. Majestät zu Pferde nach Liegnitz.

Ueber den schon kurz gemeldeten Ausflug Ihrer Ma— jestäten nach Kamenz am Sonntag entnehmen wir der Schweidnitzer „Täglichen Rundschau“ Folgendes;

Unmittelbar nach Beendigung des Feldgottesdienstes in Nimkau begaben Sich die Kaiserlichen Majestäten mit dem Herzog von Connaught und Höchstdessen Gemahlin sowie dem Xin 5 Leopold von Preußen und Höchstoessen Ge⸗ mahlin über Breslau nach Kamenz, um daselbst dem Prinzen Albrecht von Preußen einen Besuch abzustatten. In Kamenz 1 bereits in den frühen Morgenstunden ein überaus reges zeben; die aus Breslau, Neisse, Liegnitz-⸗Königszelt und Mittel⸗ walde hier einlaufenden Frühzüge brachten große Schaaren von

remden sowie auch Kriegervereine, welche auf dem Wege zum chlosse das Deutsche Kaiserpaar begrüßen wollten. Der inmitten einer lieblichen Landschaft gelegene, sonst so stille Ort hatte heute prächtigen Festesschmuck angelegt; verschiedentlich zierten die aus Tannengewinde hergestellten Initialen die blendend

weißen Wände der Gebäude; von den Giebeln flatterten

2 in den preußischen und deutschen Farben. Auf dem ege vom Schlosse zur Chaussee hatten die Schulen der Umgegend Aufstellung genommen. Knaben und Mädchen, Letztere größtentheils in weißen Kleidern, trugen schwarz⸗weiße, bezw. Laubschärpen. Die die Chaussee begrenzenden An⸗ höhen hielt eine zahllose Menschenmenge besetzt. In der Nähe des Bahnhofs bildeten die Kriegervereine der Umgegend mit ihren Fahnen Spalier. Das Wetter war herrlich, wenn⸗ gleich ein scharfer Wind wehte. Kurz vor 1 Uhr begab Sich Se, Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen mit Seiner Gemahlin in einem eleganten Zweispänner nach dem Bahnhof. Nicht lange darauf fuhr der Kaiserliche Sonderzug in den 5 ein. Se. Majestät der Kaiser, der das blaue Koller zur Interimsuniform des Leib⸗Kürassier-Regi⸗ ments Großer Kurfürst (Schlesischen) Nr. 1 und den Helm trug, und Ihre Majestät die Kaiserin, die eine licht— blaue Robe und einen hellen Umhang angelegt hatte, be⸗ erte in . Weise den Prinzen und die Prinzessin

lbrecht. Alsdann wurden die Equipagen bestiegen. Der Kaiser nahm in dem ersten, von vier Braunen gezogenen Gefährt Platz; zur Linken der Prinz Albrecht. In dem zweiten, eben⸗

alls von vier Braunen geführten Wagen fuhren die Kaiserin . die Prinzessin Albrecht. Dann oben i übrigen Fürst⸗ lichen Gäste. Von einem Spitzreiter geführt, setzte Sich der Wagenzug in Bewegung, und nun ging es in kurzem Trabe dem Prinzlichen Schlosse zu. Als die Majestäten sich der Vienschenmenge näherten, erfüllten brausende Hurrahs weithin die Luft und pflanzten sich mit Windeseile in den Reihen der spalierbildenden Bevölkerung fort. Der Kaiser dankte in anädigster Weise, und die Kaiserin nahm mit freundlichem Lächeln den Jubel der Menge entgegen. Gegen 2 Uhr fand im Schlosse Frühstückstafel statt; dann unternahmen die Kaiser⸗ lichen Majestäten mit dem Prinzen und der Prinzessin Albrecht Spazierfahrten in die ungefähr 600 Morgen umfassenden Parkanlagen. Um 6 Uhr war im großen Speisesaale Diner. An demselben nahmen außer dem Kaiser und, der Kaiserin, dem Prinzen und der Prinzessin Albrecht Theil: der Herzog und die Herzogin von Connaught, der Prinz und die Prin⸗ zessin Friedrich Leopold von Preußen. Von dem Kaiserlichen Gefolge: die Hofdame von Gersdorf, die Gräfin Schulenburg, der General⸗Adjutant und Kommandant des Hauptguartiers, General⸗Lieutenant von Wittich, der Ober Hofmeister Graf Mirbach und der Hofmarschall von Lyncker. Im Uebrigen nur nech das engere Gefolge der Höchsten Herrschaften; im Ganzen waren es etwa 30 bis 40 Personen. Bei der Tafel hatte zur Seite des Kaisers die Prinzessin Albrecht Platz genommen. Die Tafelmusik stellte das Trompetercorps des Leib⸗kürassier⸗Regiments Großer Kurfürst (Schlesischen) Nr. 1. Mit Eintritt der Dunkelheit fand eine Beleuchtung der Park— anlagen statt. Etwa gegen 9 Uhr Abends kehrten die Kaiser⸗ lichen Majestäten nach Breslau zurück.

Ueber den Verlauf der gestrigen Parade des V. Armee⸗-Corps haben wir bereits in der gestrigen Nummer unter den nach Schluß der Redaktion eingetroffenen Depeschen

berichtet. . ö ; Nach der Parade ritt Se. Majestät der Kaiser und

König an der Spitze der Fahnen-Compagnie und der Standarten⸗Escadron nach Liegnitz, wohin Sich Ihre Majestät die Kaiserin und Königin zu Wagen begeben hatte. Bei der Ankunft wurden Ihre Majestäten von den Spitzen der Behörden, von Ehrenjungfrauen, von den Schulen und den Korporationen ehrfurchtsvollst begrüßt. Auf dem Friedrichsplatz, der besonders festlich geschmückt war, hörte Ihre Majestaͤt die Kaiserin den Vortrag eines Gedichtes durch eine Ehren⸗ jungfrau an, worauf der Ober⸗Bürgermeister Oertel eine An⸗ sprache hielt, welche Se. Majestät der Kaiser mit huldvollen Dankesworten erwiderte. Hierauf begaben Sich Ihre Majestäten nach dem Schlosse, wo Se. Majestät die Fahnen⸗Compagnie und die Standarten⸗Escadron defiliren ließ und dem Com⸗ mandeur der Gardes du Corps, Obersten Freiherrn von Bissing die Hand reichte.

Um 5! Uhr fand im Königlichen Schlosse das Parade⸗ diner für die Offiziere des V. Armee Corps statt. Se. Majestät der Kaiser brachte, wie ‚W. T. B.“ berichtet, während der Tafel folgenden Trinkspruch aus:

„Dem V. Armee Corps gilt heute Mein Dank und Meine Anerkennung. Ich spreche Ihnen, dem kommandirenden General des Corps, Meinen Glückwunsch dazu aus, daß Sie das Corps in so vorzüglicher Weise vorgeführt haben, und daß das Corps den Anforderungen, die Ich an eine Parade stelle, in jeder Beziehung genügt hat. Zu gleicher Zeit sage Ich Ihnen Meinen Dank, daß Sie gerade die Stelle aussuchten, um unseren Truppen und Mir Gelegenheit zu geben, auf historischem Boden zusammenzukommen, denn für wen in Meinem Lande wäre das Gefilde der Katzbach nicht ein besonders bedeutungsvolles! Welche Namen von Heerführern treten uns da vor die Augen: Vork, Blücher, Sacken, Langeron, lauter tapfere Feldherren, lie zum ersten Mal verbunden den ins Land gedrungenen Feind aufs Haupt schlugen und die von der Prorinz glorreich begonnene Er— hebung zu einem herrlichen Ende führten. Gehe Ich nun auf die Truppen über, wer wollte da bei dem Anblick des Grenadier Regiments König Friedrich Wilhelm JI. nicht der ruhmreichen Tage gedenken, die gerade diesem Regiment in den letzten Feldzügen beschieden waren! Wenn Ich bloß den einen Tag hervor hebe, den Tag von Weißenburg, wo es dem Regiment vergönnt war, gegen einen braven, sich verzweifelt wehrenden Feind einen übermenschli chen Sturm zu unternehmen und zu einem guten Ende zu führen, wo das Regiment unter den Augen Meines hochseligen Herrn Vaters seine erste, großartige Feuertaufe empfing und wo die Freude Meines Vaters noch darin gipfelte, den sterbenden Major von Kaisenberg in seinen Armen aufzufangen und seiner Seele vor dem Tode noch den Kuß aufzudrücken. Das sind Momente, die in unserer Geschichte unverlöschlich einge—⸗ tragen stehen und speziell in der Geschichte dieses Regiments und dieses Corps. Ich hoffe, daß die Gesinnung, die Disziplin und die Hingabe, durch welche das Corps in den letzten Kriegen glänzte auch in späterer Zeit, im Kriege wie im Frieden, sich bewähren werden, und daß dies unter Ihrer bewährten Hand geschehe, darauf erhebe Ich Mein Glas und trinke es auf das Wohl des V. Corps. Es lebe hoch! und nochmals hoch! und zum dritten Mal hoch!“

Der kommandirende General des Armee⸗Corps, General⸗ Lieutenant von Seeckt, dankte mit der Versicherung der Hin⸗ gebung und Treue des Armee⸗Corps für Se. . ;

Nach dem Paradediner begab Se. Majestät der Kaiser Sich nach dem neu erbauten Pavillon vor dem Schießhause, um von dort aus den Fackel zug vorbeiziehen zu lassen und dem Zapfenstreich zuzuhören. .

Ihre Majestät die Kaiserin reiste Abends von Liegnitz nach Breslau zurück. Allerhöchstdieselbe wurde auf der Fahrt durch die prächtig illuminirte Stadt nach dem Bahnhof von der Menschenmenge mit begeistertem Jubel begrüßt. Die An⸗ kunft in Breslau erfolgte um 85, Uhr.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats Anzeigers“ wird der Schiedsspruch des helgischen Staats-Ministers Baron Lambermont in dem Streit der Deutschen Witu⸗— Gesellschaft und der Britisch-Ostafrikanischen Ge⸗ sellschaft über die Pachtung der Zollerhebung und Ver⸗ waltung der dem Sultan von Sansibar gehörigen Insel Lamu veröffentlicht.

Der deutsche General⸗Konsul in Triest Freiherr vom Lutteroth ö heute in Reichenau bei ah gestorben. Selten wird einem Beamten eine so langjährige Dienstʒeit vergönnt, wie der Dahingeschiedene sie zurückgelegt hat. Frei⸗ herr von Lutteroth feierte bereits im Jahre 1883 sein zVjähriges Amtsjubiläum im deutschen Konsulatsdienst. Jahre 1833 zum Großherzoglich badischen Konsul in Triest ernannt, fungirte er demnaͤchst als preußischer, norddeutscher und deutscher General⸗Konsul daselbst. Zahlreiche und hohe Auszeichnungen sind dem Verewigten während seiner nahezu 60 jährigen amtlichen Thätigkeit in Anerkennung seines pflichtgeireuen verdienstlichen Wirkens zu Theil geworden.

Durch Anordnung des niederländischen Gouverneurs von Atschin und der Nebenländer ist die Nordküste von Atschin vom rechten Ufer des Atschinflusses (Kwalla Atjeh) bis zum Diamond Point vom 15. August d. J. an für den Import- und Exporthandel geschlossen worden. Aus⸗ nahmen werden nur für die an der genannten Küste belegenen Häfen Telok Semaps und Kerti auf Spezialerlaubniß der Regierung von Atschin zugelassen.

Nach telegraphischer Meldung der Bergwerks-Direktion zu Saarbrücken hat am 15. d. M, Nachmittags 3 Uhr, auf der Grube Maybach, Flötz 2, Ostfeld, eine Explosion stattgefunden. Von 350 angefahrenen Leuten wurden 24 ge⸗ tödtet, sonst aber Niemand verletzt. Ursache vermuthlich ein Sprengschuß. Wetterführung ungestört. Rettungsarbeiten

konnten sofort begonnen werden. Die Todten sind bis heute Vormittag 9 / Uhr sämmtlich zu Tage geschafft.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württem⸗ bergische Direktor Dr. von Stieglitz ist hier angekommen.

Der Chef der Landgendarmerie, General der Infanterie von Rauch hat sich zur Inspizirung nach Westfalen und der Rheinprovinz begeben.

Der kommandirende Admiral, Vize⸗Admiral Freiherr von der Goltz ist hierher zurückgekehrt.

Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen, Commandeur der 4. Garde⸗Infanterie⸗Brigade, hat sich mit Urlaub nach Schlesien begeben.

Versetzt sind: der Regierungs⸗Rath Fromme von Arns⸗ berg nach Stade, der Regierungs⸗Assessor von Below von Stade nach Marienwerder und der Regierungs-⸗Alssessor Dr. Schwartz von Stade nach Arnsberg.

Dem Landrath von Hertzberg zu Bleckede ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Wernigerode, Regierungsbezirk Magdeburg, übertragen worden.

Köln, 15. September. Der Kaiser Dom Pedro von Brasilien ist, dem „W. T. B.“ zufolge, heute hier eingetroffen und im Hötel du Nord abgestiegen.

Brühl, 15. September. Zu Ehren des Geburts⸗ tages Ihrer Königlichen Hoheit, der hier weilenden Frau Prinzessin Friedrich Karl haben sämmtliche Häuser der Stadt geflaggt. Abends findet Illumination statt. Am gestrigen Vorabend hatten sämmtliche Vereine der Stadt der Frau Prinzessin einen Fackelzug gebracht.

Bayern.

München, 16. September. Die Ankunft Sr. Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten erfolgte vorgestern Mittag. Von Oberstdorf hierher reiste Höchstderselbe mittels Sonderzugs. I der Residenz fand alsbald Tafel statt, zu welcher mit dem

eneral-Adjutanten noch die Herren des Jagdgefolges hinzu⸗ gezogen wurden. Bezüglich der Abreise des Prinz Regenten ins Lager verbleibt es nunmehr bei der früheren Bestimmung, daß Höchstderselbe am 14. zum Manöver nach Garners⸗ hausen reist und am Abend noch nach München zurückkehrt. Der Prinz Regent genehmigte, dem „W. T. B.“ zufolge, die Geldsammlung zu einer Moltke-Stiftung in Parchim.

Aus Augsburg wird gemeldet, daß der Abg. Wagner⸗ Tattenhau sen, langjähriges Mitglied des Reichstages, des schwäbischen Landtages und des Ausschusses des Landraths für Sozialgesetzgebung, heute bei der Eröffnung des land⸗ i nnn Festes in Dillingen am Schlagfluß ge⸗

orben ist.

Sachsen. =

Dresden, 16. September. Ihre Majestäten der König und die Königin sind im Laufe des heutigen Tages von Chemnitz nach der Königlichen Villa zu Strehlen zurückgekehrt.

Aus Blankenberghe wird dem „Dresd. Journ.“ unterm 13. Seytember geschrieben: Nachdem Ihre Majestät die Königin am gestrigen Tage Blankenberghe verlassen hat, reiste Se. Königliche Hoheit der Prinz Max, begleitet von Herrn von Carlowitz⸗ Ulbersdorf, heute ,, von hier ab. Se. Königliche Hoheit reist zunächst nach Antwerpen und beab⸗ sichtigt, von dort aus durch Holland den Weg nach der Heimath zu nehmen. ö .

Das „Dresd. Journal“ veröffentlicht folgende Ver⸗ ordnung des Ministers des Innern, die Einfuhr leben⸗ der Schweine aus Oesterreich-Ungarn nach Leipzig betreffend, vom 12. September.

Das Ministerium des Innern will auf Grund der hierzu von dem Herrn Reichskanzler ertheilten Ermächtigung die Einfübrung lebender Schweine aus Oesterreich⸗Ungarn, wie solche nach den Städten Dresden, Chemnitz und Zittau, bedingungsweise erfolgt, bis auf Weiteres auch nach der Stadt Leipzig, wo sich ein öffentlicher, polizeilich . Schlachthof befindet, unter den Bedingungen

iermit gestatten, da ;

; 1) . Steinbruch oder Bielitz Biala die Seiten s der österreichischen Behörde vorgeschriebene Quarantäne überstanden haben, 2) die Sendungen von Ursprungezeugnissen nach Maßgabe der Bekanntmachung des Herrn Reichskanzlers vom 12. April 1823 en , . . lg t 2 in welchen auch die Gesundheit der Thiere bescheinigt ist, und da

3) die 1 der Grenzeingangsstelle Bodenbach ⸗Tetschen oder Zittau von einem Thierarzte untersucht und wenn seuchenfrei befunden mittelst der Eisenbahn in geschlofsenen Waggons ohne Umladung und unier thunlichster Vermeidung von Transporter. zögerungen nach dem Schlachthofe zu Leipzig übergeführt und dort

alsbald geschlachtet werden.

Württemberg.

Stuttgart, 15. September. Der kommandirende General von Alvens leben hat sich gestern Nachmittag nach Tübingen begeben, um zunächst den Manövern der 26. Di⸗ vision zwischen Tübingen und hinge. vom 18, an den Manövern der 27. Division zwischen Biberach und Riedlingen beizuwohnen.

Der „Staats⸗Anzeiger f. W.“ schreibt:

Ein Theil der demokratischen Presse wiederholt immer wieder die in der Biberacher Versammlung der Volkspartei erst⸗ mals aufgestellte unwahre Behauptung, der Eniwurf der Ver⸗ waltungsreform räume den Ditsvorstehern und Ober⸗Amt⸗ männern die Befugniß ein. widerspenstige Mitglieder der Gemeindekollegien und Amtsversammlungen in den Arrest zu schicken. Dem gegenüber stellen wir fest, daß nach Art. 53 Abs. 2 des Gesetzesentwurfs die Verhängung von Haftstrafe gegen die Mitglieder der Gemeindekollegien und der Amts⸗ versammlungen überhaupt aus geschlofsen ist. Für die Agitationz⸗ weise jener Partei ist es bezeichnend, daß man Resolutionen gegen Bestimmungen fassen läßt, welche im Regierungsentwurf sich gar nicht vorfinden. .

In Folge der Beförderung des Abgeordneten von Ell— wangen und des Todes derjenigen von Besigheim und Tübigen⸗-Amt sind drei Neuwahlen für den Landtag vorzunehmen.

Baden.

Karlsruhe, 15. September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog verließ Freitag früh Si /. Uhr Schloß Mainau, um den Divisionsübungen der 29. Division unter General⸗Lieute⸗ nant von Mantey in der Gegend von Heiligenberg beizuwohnen. In Weildorf schloß sich Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden und Norwegen dem Großherzog an. Nach Schluß der Uebung, bei welcher auch der komman— dirende General des XIV. Ärmee⸗Corps, General der Infanterie von Schlichting zugegen war, begaben sich die Höchsten Herr— schaften nach Schloß Heiligenberg, woselbst Absteigequartier genommen war. Abends fand daselbst ein größeres Diner bei Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Fürstenberg statt. Nach beendigtem Manöver der 29. Division kehrte der Großherzog am Sonnabend über Stockach, Ludwigshafen und von da mit Extraboot nach Mainau zurück. In . Sr. Königlichen Hoheit befand sich General von Schlichting, welchen ser Großherzog eingeladen hatte, den Sonntag bei den Höchsten Herrschasten zuzubringen. Die An⸗ kunft auf Mainau erfolgte gegen 5 Uhr. Kurz zuvor war Ihre Kaiserliche Hoheit die Herzogin Wera von Württem⸗ berg mit Höchstihren beiden Töchtern zum Besuch bei Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin eingetroffen. Nach einstündigem Aufenthalt kehrten die Württembergischen Herrschasten nach Friedrichshafen zurück. Gestern Vormittag fand in der Schloßkirche zu Mainau ein evangelischer Gottesdienst statt, welchem die Groß— herzoglichen Herrschaften mit Höchstihren Hausgenossen an⸗ wohnten. Gegen Abend begab sich der kommandirende General von Schlichting nach Konstanz, um noch bis Donaueschingen zu reisen. Heute früh gegen 5. Uhr reiste Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Konstanz nach Villingen, um von dort aus den Manövern der 28. Division anzu⸗ wohnen. Einer Einladung des Fürsten von Fürstenberg jolgend, wird Höchstderselbe in dem ö Schlosse zu Donaueschingen absteigen, wo der Erbprinz und die Erb⸗ prinzessin von Fürstenberg während der Manövertage anwesend sein werden. Am 16. September nach dem Manöver der 28. Division begiebt sich Se. Königliche Hoheit nach Zabern, von wo Höchstderselbe am 17. einem Manövertage der 31. Division anwohnen wird.

Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin beabsichtigt, den I9. d. M. nach Schloß Baden überzusiedeln und etwa 8 Tage dort zu bleiben. Seit einigen Tagen befindet sich Ihre Kaiserliche Hoheit die Cann ef Olga von Rußland in Baden⸗Baden, wo am 17. d. M. Höchstderen Gemahl, Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Michael, eintreffen wird und bis Anfang Oktober zu verweilen gedenkt. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Groß⸗ herzogin beabsichtigen dann noch für kurze Zeit nach Schloß Mainau zurückzukehren.

Hessen.

Darm stadt, 15. September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat sich, wie der, Darmst. Ztg.“ gemeldet wird, am Sonnabend mit Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Groß⸗ fürsten Sergius und persönlichem Gefolge nach Moskau begeben. Der Großherzog beglückwünschte Höchstpersönlich den Fürsten Dolgoroukow zu seinem 25 jährigen Jubiläum als General-Gouverneur von Moskau und verlieh demselben das Großkreuz des Ludwigs-Ordens. Das Frühstück wurde bei dem Fürsten Dolgoroukow eingenommen und am Nach— mittag die Rückkehr nach Ilinskoe angetreten.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Weim ar, 15. September. (Th. C) Se. Königliche Hoheit der Großherzog erfreut sich nach den aus Scheyeningen vor- liegenden Mittheilungen des besten Wohlseins. Am 17. d. M. gedenkt er von dort nach der Wartburg abzureisen. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog ist am 13. d. M. von den Manövern in Schleswig nach Ettersburg zurückgekehrt. Die Direktion der Forst⸗Lehranstalt in Eisenach, welche seit dem Tode des früheren verdienten Leiters, Ober-Land⸗ forstmeisters Dr. Grebe, nicht besetzt war, ist jetzt, einer amt— lichen Bekanntgebung zufolge, dem bisherigen Herzoglich sachsen⸗meiningischen Regierungs⸗ und Forstrath Dr. Stötzer unter Verleihung der Dienstbezeichnung „Ober⸗Forstrath“ über— tragen worden. .

Ueber den Aufenthalt Sr. Königlichen Hoheit des Groß— herzogs in Scheveningen ging der „Weim. Ztg.“ foi— gende Mittheilung zu; Se. Königliche Hoheit der Großherzog nimmt seit Mitte August die Seebäder in Scheveningen, welche, wie alljährlich, auf Höchstdessen Gesundheit den besten Erfolg haben. Gleich zu Anfang stattete Se. Königliche Hoheit mit Ihrer Hoheit der Frau Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg den Königlich niederlaͤndischen Majestäten einen Besuch auf dem Schlosse Loo ab, welchen Ihre Majestät die Königin in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Wilhelmine am 11. d. M. erwiderte. Se. Königliche Hoheit nahm zu wiederholten Malen die Sehenswürdigkeiten im Hagg in Augenschein und beehrte verschiedene Industrie⸗Etabtisse⸗ ments mit seinem Besuch; des Abends besucht Se. Königliche de zuweilen die Concerts im Kurhaus. Auch geruhte

öchstderselbe verschiedentlich Notabilitäten der Stadt mit Ein⸗ ladungen zur Tafel k beehren. Vergangene Woche machte Se. Königliche Hoheit der Großherzog mit 36 Hoheit der Frau

Herzogin einen Ausflug in die Nähe von Haarlem und folgte einige Tage darauf einer Einladung des Grafen Bentinck nach loß Amerongen. .

Deutsche Kolonien.

Deut sch⸗Ost-Afrika. Seitens des stellvertretenden Reichs kommissars für Ost-Afrika, Schmidt, sind zwei Kom⸗ man dantur⸗Befehle an die Stations-Chefs ergangen. Der eine betrifft die Einfuhr und den Verkauf von Spirituosen und lautet:

Sansibar, den 5. August 1890. Die Einfuhr von Schnaps in dem gesammten von uns besetzten Küstengebiet ist nur mit je des maliger besonderer Erlaubniß der Kommandantur ge= stattet. Obiger Befebl ist auf das Strengste innezuhalten und ist der Verkauf und Ausschank von Schnaps durch dritte Personen an der Küste ab solut zu unterdrücken. Alle etwa ertbeilten Er laubnißscheine sind demgemäß durch die Stations⸗Chefs als zu Unrecht bestehend zurückzuziehen. An geistigen Getränken darf öffent. lich nur verkauft werden: Wein, Bier und Wermuth. Die Stations-⸗Chefs sind befugt und verpflichtet, Revisionen bei denjenigen Personen vornehmen zu jassen, welche derartige Geschäfte fuhren. Zuwiderhandlungen sind im ersten Falle mit Konfiszirung der ver— botenen Getränke, im Wiederholungsfalle mit Entziehung der Kon⸗ zession zu bestrafen. .

Der zweite betrifft die Abgrenzung der Stations— bezirke in der nördlichen Provinz, und zwar von Tanga, Pangani, Saadani, Bagamoyo, Dar- es-Salam und des Bezirks „an der RufidjiMündung“. Die Abgrenzung der südlichen Provinz (südlich des Rufidsi)h wird später erfolgen.

Emin Pascha, welcher im Verein mit Dr. Stuhl— mann auf seiner Expedition nach dem Viktoria Nyanza auch seine wissenschaftlichen Studien durch Sammeln und Beobach— tungen fortzusetzen gedenkt, hat sich, wie das „Deutsche Kolonialblatt“ mittheilt, bereit erklärt, seine Sammlungen . Linie den hiefigen Königlichen Instituten zu über— assen.

Südwest-Afrika. Hauptmann von Frangois ist am 1. Juli d. J. mit der Schutztruppe in Wilhelmsfeste ( Tsaobis) eingetroffen.

. Der Berg⸗-Assessor Frieling haus in Otjimbingue hat einen ihm ertheilten zweimonatlichen Urlaub angetreten. Die Dienstgeschäfte der Bergbehörde werden während seiner Ab— wesenheit durch den Kanzler Nels wahrgenommen. Herr Frielinghaus beabsichtigt eine Reise nach den Goldfeldern des Transvaal zu unternehmen.

Der Kaiserliche Konsul Dr. Goering, beauftragt mit der kommissarischen Wahrnehmung der Funktionen des Kaifer⸗ lichen Kommissars für das südwestafrikanische Schutzgebiet, hat am 29. Juni d. J. Rehoboth verlassen, um den südlichen Theil des Schutzgebietes zu bereisen.

Das Augustheft der Berichte der Rheinischen Missions— gesellschaft“ veröffentlicht Berichte der Missionare Wie se und Meyer aus Otjimbingue vom Anfang dieses Jahres. Beide Missionare klagen über das Ueberhandnehmen des Brannt⸗ weinhandels, welcher viel Unheil anrichte, seitdem ein Eng— länder Namens Stevenson eine richtige Branntweinschenke in Otjimbingue eingerichtet habe und die Eingeborenen verleite, ihr Vieh für Branntwein zu verkaufen. Bekannt⸗ lich sind Schritte gethan, um diesen Handel zu überwachen und zu beschränken. Der Kaiserliche Kommissar a. i. hat bereits unter dem 1. April d. J. eine Verordnung erlassen, wonach u. A. demienigen, welcher durch Handel mit Spirituosen, ins⸗ besondere durch übermäßigen Verkauf oder Verschenken an Eingeborene Anlaß zu Ausschreitungen giebt, die Erlaubniß zum Handel ohne Weiteres entzogen werden kann. Auch werden die Häuptlinge der verschiedenen Stämme veranlaßt werden, ihrerseits geeignete Maßregeln gegen den Spirituosen⸗ konsum zu ergreifen.

Neu-Guinea. Der mit der kommissarischen Wahrneh⸗ mung der Sekretariats geschäfte bei dem Kaiserlichen Kommis⸗ sariat für das Schutzgebiet der Neu⸗Guinea⸗Compagnie betraute Referendar a. D. Hildebrandt ist am 12. Juli d. J. in Finschhafen eingetroffen.

Marschall⸗Inseln. S. M. Kreuzer-Korvette „Alexan—⸗ drine“ hat im Mal d. J. die Marschall-Inseln besucht. Die Korvette traf am 10. Mai in der Lagune von Jaluit ein und wartete die Rückkunft des Kaiserlichen Kommissars Bier⸗ mann ab, welcher auf einer Reise nach der Insel Nauru abwesend war. Nach Eintreffen desselben wurde der Insel Namorik ein Besuch abgestattet, woselbst der Kaiser— liche Kommissar verschiedene Geschäfte zu erledigen hatte. Ende Mai verließ die Korvette das Schutzgebiet, um die Rückfahrt nach Apia anzutreten. Die Zustände im Schutz— gebiet der Marschall⸗Inseln mit Bezug auf das Verhältniß zu den Eingeborenen sind in jeder Beziehung befriedigen de. Dagegen haben leider die Masern, welche durch ein Missions⸗ schiff aus Honolulu eingeschleppt worden sind, zahlreiche Opfer unter den Eingeborenen gefordert.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Wien, 16. September. Se, Königliche Hoheit der Prinz Georg von Preußen ist hier eingetroffen.

Der Minister des Aeußern, Graf Kälnoky, begiebt sich, dem W. T. B.“ zufolge, heute nach Oderburg, um sich dem Kaiser auf dessen Reise nach Schlesien anzuschließen.

Aus Monospetri, vom 15. September, wird berichtet: Bei dem gestrigen Manöver, an welchem 77 Bataillone, 36 Escadrons, 128 Geschütze betheiligt waren, wurde zum ersten Male ausschließlich rauchlo ses Pulver verwendet. Das Manöver endigte mit dem Rückzuge des Süd⸗Corps. Kaiser Franz 3a eph drückte wiederholt seine Zufrieden⸗ eit mit den Leistungen der Truppen aus. Abends fand in

zekelyihid Hofdiner statt. Die Manöver gehen morgen zu Ende. Dienstag Abend reist der Ka iser nach Schlesien ab.

Die Arbeiten zur Regulirung des „Eisernen . haben, laut Nachrichten aus Orsowa, in An⸗ wesenheit der ungarischen Minister Szapary und Baroß, des österreichischen Handels-Ministers Marquis Bacquehem, der serbischen Minister Gruitsch und Josimovie sowie des Unter⸗ Staatksekretärs Szoegyeny und zahlreicher anderer Vertreter ungarischer und age, Behörden gestern Mittag 1 Uhr begonnen, indem durch Anwendung von 60 kg Dynamit der Grebener Felsen theilweise in die Luft gesprengt wurde. Ninister⸗Präsident Graf Szapary begrüßte in französischer Sprache die serbischen Gäste und hob die Bedeutung der Stromregulirung hervor, welche bestimmt sei, den Handels⸗ verkehr der dabei interessirten Staaten zu erleichtern. Die an beiden Ufern der Donau zahlreich zusammengeströmte Be⸗

völkerung begleitete den Eröffnungsakt mit begeisterten

Kundgebungen. Bei dem Galadiner, welches der ungarische Minister⸗Präsident Graf Szapary dar⸗ auf in Herkulesbad gab, brachte derselbe einen Toast auf den König von Serbien und das Wohlergehen Serbiens aus, wobei er auf die alten nachbarlichen Beziehungen wischen dem ungarischen und serbischen Volke sowle das eiden gemeinsame civilisatorische Bestreben hinwies. Der serbische Minister⸗Präsident Gruitsch erwiderte darauf, Serbien sei zu aufrichtigster Freundschaft bereit, und trank auf das Wohl des Kaisers Franz Joseph.

Die Beseitigung des 3 Thores“ bildet eine internationale Verpflichtung der Monarchie, deren Er—⸗ füllung indeß über ein Vierteljahrhundert durch den Wider⸗ stand der Ungarn verzögert wurde, welche der rumänischen Landwirthschaft nicht den Wettbewerb mit der ungarischen auf dem österreichischen. Absatzgebiete erleichtern wollten. Schließlich einigten sich die Regierungen Oesterreichs und Ungarns dahin, daß Desterreich zum Zwecke der Erleichterung der landwirthschaftlichen Ausfuhr Ungarns die Arlbergbahn zu bauen, Ungarn dagegen Behufs k der industriellen Ausfuhr Oesterreichs die Schiff⸗ ahrtshindernisse auf der untern Donau zu beseitigen habe. Nachdem Desterreich seiner Verpflichtung nachgekommen ist, mußte auch Ungarn zur Einlöfung der seinigen schreiten— Die Spreng⸗ und Regulirungsarbeiten wurden von der un— garischen Regierung einer Privatgesellschaft übertragen, welche dieselben vertragsmäßig Ende 1855 durchgeführt haben muß.

Frankreich.

Paris, 16. September. Präsident Carnot reist, dem W. T. B.“. zufolge, morgen nach Cambrai, wird am Donnerstag eine Revue über die an den Manövern im Norden betheiligten Truppen abhalten und kehrt an demselben Tage noch nach Fontainebleau zurück.

Der Pariser Deputirte Joffrin ist gestorben.

Bei dem gestern Nachmittag zwischen den Deputirten Mermeix und Dumonteil stattgehabten Du ell wurde Mer⸗ meix in der rechten Seite schwer verwundet.

Ueber das rauchlose Pulver, welches bei den Manövern im Nord zum ersten Male zur Anwendung kommt, schreibt ein Berichterstatter des Matin“: Beim Gewehrschuß war von Rauch nichts bemerkbar, selbst wenn von ganzen Compagnien und Bataillonen Schnellfeuer oder Salven abgegeben wurden. Beim Geschützfeuer sieht man nur ganz wenig Rauch, und auch da nicht immer, es hängt das von dem Hintergrund ab. Der Feuerschein dagegen ist weithin sichtbar, er zeigt also die Stellung der Batterleen an. Dem Berichterstatter fiel ferner auf, daß das rothe Käppi und die rothen Hosen die Linien⸗Infanterie auf große Entfernungen kenntlich machen.

Bei den diesjährigen Manövern wird, der „Köln. Ztg.“ zufolge, von der Infanterie des 16. Armee⸗-Corps ein Versuch mit einer neuen Art der Gepäckbeförderung des Sol— daten zur Ausführung gebracht. Zu diesem Zwecke sind für jede Compagnie zwei Gepäckwagen bereitgestellt, und es hat eine Trennung des Gepäcks in zwei Klassen stattgefunden. Zur ersten Klasse gehören die Stücke zum unmittel— baren Gebrauch, als Hausjacke, Wäsche, Bürsten, welche in besonderen kleinen Päckchen für jeden einzelnen Mann ver⸗ einigt werden. Die zweite Klasse enthält ein Paar Schuhe oder Stiefel zum Wechseln sowie die übrigen Gepäckstücke, welche sämmtlich in der bisherigen Art im Tornister des Mannes untergebracht werden. Einer der erwähnten Gepäck⸗ wagen wird mit den im Tornister mitzuführenden Lebensmitteln und den Geyäckstücken der ersten Klasse beladen und befindet sich stets bei der Compagnie, welcher er auch im Gefecht unmittel- bar folgt. Der andere Wagen führt die Tornister nach und marschirt stets mit dem ganzen Troß. Der Soldat selbst trägt nichts weiter als die Feldausrüstung, d. h. Mantel, Kochgeschirr u. s. w. und außerdem sämmtliche Patronen, von denen bei der bisher üblichen Weife ein Theil im Tornister untergebracht war; für das Fortschaffen dieser Patronen wird der Soldat mit einer dritten Patronen— tasche ausgestattet und führt alsdann im Ganzen 112 Pa⸗ tronen bei sich.

Der Kriegs-Minister hat genehmigt, daß das Französische Thor in 4 zu einer Straße von 18m Breite erweitert wird; dieselbe soll Schienen aufnehmen, welche mit dem Bahn⸗ netze des Platzes in Verbindung gesetzt werden. Die unter— irdischen Räume des Thores, die Zugbrücken, die festen Brücken und die Gräben werden verschwinden, um den An— forderungen des Verkehrs Befriedigung zu verschaffen; es wird aber auch der Schmuck des Vorderbaues verschwinden, das Wappen des Roi Soleil, die Jahreszahl der Erbauung durch Vauban und die aus dem 17. Jahrhundert stammenden merk— würdigen Bildhauerarbeiten. Die Stadt leistet für die Ueber— lassung dieses Theils der Festungswerke eine Abfchlagszahlung von 35 000 Fr. auf die Summe von 400 000 Fr., welche sie insgesammt zu entrichten hat.

.Die Niederlegung der Festungswerke von Lyon wird mit Eifer fortgesetzt. Die Lunette des Charpennes auf der Nordfront ist fast verschwunden, der freigewordene Raum wird zunächst den Zwecken der Ausstellung vom Jahre 1893 dienen. Mit dem Äbbruche des Fort Colombier ist begonnen.

Ruhland und Polen. St. Petersburg, 16. September. (W. T. B.) Die Kaiserliche Familie ist gestern in Spala eingetroffen. Wie der „St. Pet. Ztg.“ aus Moskau berichtet wird, sandte der Deutsche Kaiser dem General-Gouverneur von Moskau Für sten Dolgoroukow sein in Oel gemaltes Brustbild, auf welchem der Kaiser in der Uniform des . mr Regiments, dessen Chef er ist, abgebildet er⸗ eint.

Italien.

Rom, 16. September. Wie der „Capitan Fracassa“ meldet, hat der König die Demission des Finanz⸗ Ministers Seismit Doda angenommen. Auf den Vorschlag des Minister⸗Präsidenten Crispi ist der Minister des Schatzes Giolitti mit der inter imistischen Leitung der Finanzen betraut worden. Portugal.

Lissabon, 15. September. Der König ist nunmehr voll— kommen wiederhergestellt.

In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer kam es, wie „W. T. B.“ berichtet, bei Berathung der portugie⸗ sisch'englischen Konvention zu einer lebhaften Äus⸗ einandersetzung zwischen den Deputirten Serpa into und Brandos (Progressist), weiche schließlich in Thät⸗

lichkeiten ausartete. Der Präfident sah sich deshalb