1890 / 223 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 16 Sep 1890 18:00:01 GMT) scan diff

den englischen General ⸗Konsul gerichteten, in der englischen Denkschrift wiedergegebenen Briefen hervorgeht: ;

In Berücksichtigung, daß die wiederholentlich kundgegebene Ab⸗ sicht des Sultans Said Khalisa in den im Monat Januar 1889 jwischen Sr, Hoheit und Herrn Mackensie, Mandatar des Herrn Mackinnon, eröffneten Verhandlungen thatsächlich zum Ausdruck gebracht ist;

daß in diesen Verhandlungen die wesentlichen Bedingungen der Uebernabme der Verwaltung und der Zollerbebung der Insel Lamu zum ersten Mal aufgestellt und besprochen worden; .

daß in allen Punkten eine Willensübereinstimmung zu Stande gekommen, wie dies aus dem Briefwechsel zwischen dem Sultan und Herrn Mackensie vom 19. und 20. Januar 1859 in Verbindung mit dem Telegramm des Sultans an Herrn Mackiinnon vom 30. desselben Monats hervorgeht; ; ;

Aber in Berücksichtigung, daß der so vorbereitete Akt die Unter⸗ schrift des Sultans nicht erhalten hat, und daß dieser dieselbe von der Befeitigung eines Hinderniffes, das seine definitive Entschließung bedingte, abhängig gemacht hat;

Aus diesen Gründen: w

Erachten wir, daß der Sultan in der Dispofitionsfreiheit über die Ausübung feiner Hoheitsreckte innerhalb der Grenzen des Briefs seines Vorgängers an Herrn John Kirck vom 5. Dejember 1884 und feines eigenen an den englischen General -⸗Konsul vom 26. August 1888 verblieben ist und . ; ;

daß die Kaiferliche Englisch ⸗Ostafrikanische Gesellschaft keinen von Einem der Sultane von Sansibar ihr gegenüber gültig eingegangenen, zu ihren Gunsten ein ausfchließliches Recht auf die Uebernahme der ,. und der Verwaltung der Insel Lamu begründenden Ver⸗ trag beigebracht hat; . (

! Saen de endlich, daß die Unterzeichnung der zwischen dem Sulfan Said Khalifa und dem Vertreter der Kaiserlichen Englisch- Sstafrikanischen Gesellschaft formulirten Uebereinkunft nur mit Rücksicht auf den Widerspruch des deutschen General ⸗Konsuls ver⸗

oben ist; ö öh fin in Berücsichtigung, daß dieser Widerspruch sich auf das von der Deutschen Witu⸗Gesellschaft beanspruchte Prioritätsrecht ründet, deffen Bestand den Gegenstand der vorausgehenden Aus- ührungen bildet; . .

Aus diesen Gründen: . ;

Erachten wir, daß das zwischen dem Sultan Said Khalifa und dem Vertreter der Kaiserlichen Englisch⸗Ostafrikanischen Gesellschaft betreffs der Insel Lamu projektirte Abkommen unterzeichnet werden kann, ohne zu einem rechtlich begründeten Widerspruch Anlaß zu geben.

Ausgefertigt in zwei Exemplaren, Brüssel, den 17. August 1889.

Baron Lambermont.

Brüssel, den 17. August 1889. Herr Minister, Mylord, ö .

Ich übergebe in die Hände Ew. Excellenz das schiedsrichterliche Urtheil, das ich betreffs der Insel Lamu in Erledigung des Auftrages gefällt habe, mit welchem mich zu betrauen die Kaiserlich Deutsche Regierung und die Regierung Ihrer Britischen Majestät mir die Ehre erwiesen haben. .

Schiedsrichter und nicht Vermittler, hatte ich nur Recht zu sprechen, ohne das Gebiet der Vergleiche beschreiten zu können.

Aber, wenn die Arbeiten, denen ich mich habe unterziehen müssen, und ein loyales Bestreben, eine Einigung herbeizuführen, mich in den Augen der beiden Regierungen dazu ermächtigen könnten, so würde ich hier, aus rein persönlichem Antriebe, und ohne in den eigentlichen Kreis meiner richterlichen Aufgabe zurückzutreten, den Eindruck er⸗ wähnen, den die Prüfung der bereits abgeschlossenen und der sich noch abspielenden Exeignisse in Ost⸗Afrika bei mir zurückgelassen hat, sowie den Wunsch, der den Grund meiner Erwägungen bildet:

Im Jahre 1886 haben Veutschland und England im Geiste ge— meinsamen Einverständnisses durch ein Abkommen, dem der Sultan von Sansibar beigetreten ist, ihre bezüglichen Rechte für einen beden tenden Theil Ost⸗Afrikas geregelt. Dieser Vertrag war nicht und konnte nicht vollständig sein: er entsprach einer gegebenen Sachlage und mußte in gewisser Weise mit den Ereignissen Schritt halten. Was man vor drei Jahren get han hat hinsichtlich der Territorien südlich vom Tana, sollte man das nicht hinsichtlich der nördlich von diesem Fluß belegenen thun können? Ich erlaube mir nicht, diese Frage zu entscheiden Es ist Sache der interessirten Regie⸗ rungen, sie zu prüfen und eintretendenfalls den günstigen Moment wahrzunehmen. Auf einem so weiten Spielraum sind viel Anlässe zu Vergleichsverhandlungen vorhanden. Wenn ein neues Abkommen die Regelung dieser erzielte, so würde man nicht nur zu Kombinationen kommen, die die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu Beider Vortheil lösten, sondern man würde sogar für die Zukunft die Quelle der Zwistigkeiten selbst beseitigen, die bei dem gegenwärtigen Stand der Dinge das Bestreben zeigen, sich zu mehren. .

Diese so wünschenswertben Ziele kann man nicht von einem Richterspruch erwarten, der sich auf das Recht und auf einen einzelnen . gründet: ein solcher treant die fraglichen Interessen, aber einigt ie nicht; er kann verstimmen, und unterdrückt nicht das Entstehen bon Rivalitäten (eompétitions), die im Stande sind, den Aufschwung des Civilisationswerkes zu hemmen, für welches der Geist der Ein⸗ tracht und das Zusammengeben aller wohlthätigen Bestrebungen die erste Erfolgsbedingung sind. Es ist der aufrichtige Wunsch des Schiedsrichters, zu sehen, daß die beiden hohen Mächte nach dieser Richtung hin den Versuch, der ihm mißglückt ist, vervollständigen und zum Abschluß eines allgemeinen Vergleichs gelangen, würdig Ihrer Weisheit, würdig Ihrer Sorgfalt, die Sie in gleicher Weise fuͤr die wichtigen Interessen zeigen, die mit der Besitznahme der afrikanischen Territorien durch die europäischen Nationen verknüpft sind.

In dem Augenblick, wo mein Auftrag erlischt, liegt es mir am Herzen, noch ein Mal meinen tiefgefühlten Dank für den Beweis von Vertrauen auszusprechen, dessen Gegenstand ich gewesen bin und das ich ganz und gar auf mein Land und auf seinen Herrscher zurück— führe (reporte). Vergönnen Sie mir die Hoffnung, daß Ew. Exe. in Ibrer anßerordentlichen Gefälligkeit die Güte haben werden, mir bei der Regierung des Kaisers (der Königin) als Vermittler zu dienen.

Ich verfehle nicht diese Gelegenheit zu benutzen, Ew. Excellenz die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung auszudrücken.

Baron Lambermont.

Sr. Excellen; Herrn von Alrensleben, außerordentlichem Gesandten und bevollmächtigtem Minister Sr. Majestät des Deutschen Kaisers, Königs von Preußen, ;

Sr. Excellem Lord Vivian, außerordentlichem Gesandten und bexollmächtigtem Minister Ihrer Majestät der Königin von Groß— britannien und Irland, Kaiserin von Indien.

Bekanntmachung.

Die Postverbindungen nach den Badeorten auf den Inseln Föhr (Wyk) und Sylt (Keitum, Westerland) gestalten sich in der Zeit vom 14. bis einschließlich 30. September,

wie folgt:

A. Nach Seh (Wyk). 1) Von Husum nach Föhr mittels des an den geraden Tagen von Husum nach Wyk abgehenden Dampfschiffes . Wyk⸗Föhr“. Bei Benutzung des Eisenbahnzuges 6 Uhr 45 Min. Vorm. aus e , en (ab Berlin, Lehrter Bhf., 11 Uhr 30 Min. achts) ist Wyk (Föhr) mit Ausnahme des 76. September noch am Tage der Abfahrt aus Hamburg zu erreichen. Das Schiff wird postseitig nur zur Beförderung von Brief— sendungen benutzt. Dauer der Ueberfahrt ab Husum ungefähr

34 Stunden. 2) Ueber Dagebüll nach Föhr: I. Von Niebüll nach Dagebüll für Postsendungen jeder Art mittels täglich zweimal verkehrenden Privat⸗Personenfuhrwerks

Dagebüll nach Wyk (Föhr) täglich zweimal mittels des chiffes Stephan“ für Postsendungen ieder Art. Der Abgang ist vom Eintritt der Fluth abhängig. Dauer der Ueberfahrt ungefähr t Stunden. ; . Am 14. und 29. September fällt die erste Fahrt von Dagebüll nach Wyk (Föhr) aus. (

B. Nach Sylt (Keitum, Westerland) über Hoyer.

J. Von Tondern nach Hoyer: Beförderung von Post⸗ sendungen jeder Art mittels Gäterpost, welche täglich zweimal zum unmittelbaren Anschluß an die von Hoyer nach Sylt fahrenden Schiffe verkehrt. ; -

IJ. Von Hoyer nach Sylt mittels der Dampfschiffe Sylt. und ‚Westerland“ bis 24. September täglich zweimal, vom 25. bis . . täglich einmal Beförderung von Postsendungen jeder Art. . Der Abgang der Schiffe ist vom Eintritt der Fluth abhängig. Dauer der Ueberfahrt etwa 2 Stunden. . An den nachbezeichneten Tagen; 14. bis 22., 29. und 30. September ist Sylt bei der Abfahrt mit dem Eisenbahnzuge 6 Uhr 45 Min. Vorm. aus k (Klosterthor) (ab Berlin, Lehrter Bahnhof, 11 Uhr 30 Min. Nachts) noch am Tage der Abfahrt aus Hamburg, bezw. in der darauf folgenden Nacht zu erreichen. C. Dampfschiff verbindung zwischen Föhr und Sylt.

Zwischen Wyk (Föhr) und dem Anlegeplätz Munkmarsch auf Sylt findet ein unmittelbarer Verkehr mittels des Dampfschiffs Hamburg!“ statt. ( . Das Schiff, welches postseitig nur zur Beförderung von Brief sendungen benutzt wird, verkehrt an folgenden Tagen: a. in der Richtung von Wyk (Föhr) nach Sylt: am 15., 16, 18., 20., 22., 23., 24, 26., 27., 30. September; d. in der Richtung von Sylt nach Wyk (Föhr): am 14. 15, 7. 305, 21. 33. 34.5, 25, 25, 29, 30. September, Die Abgangszeit des Schiffes ist von dem Eintritt der Fluth abhängig; die Ueberfahrt dauert etwa 25 Stunden. iel, den 12. September 1890.

Der Kaiserliche Ober⸗Postdirektor. a sch e.

IH. Von

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Ansprache, mit welcher gestern der erste deutsche Berg⸗ arbeitertag zu Halle a. S. von dem Bergmann Möller Gelsenkirchen eröffnet wurde (vergl. das Telegramm „nach Schluß der Redaktion“ in der gestrigen Nr. 22 d. Bl. stellte als den Hauptzweck der Zusammenkunft die Schaffung eines allgemeinen dentschen Bergarbeiter Verbandes hin, der nothwendig geworden sei, um dem fortgesetzten Druck Seitens der Kapitalisten einen Damm entgegensetzen zu können. Die Bestrebungen der Bergarbeiter, äußerte er, nach dem Bericht der ‚Mgdb. Ztg.“, seien friedliche, sodaß es als ein Ver⸗ brechen erscheine, wenn man ihnen entgegentrete. Die aufzuhalten, sei unmöglich, denn über ganz Deutschland verbreiteten sich die Verbände der Bergarbeiter; daß auch im Auslande die Bewegung Platz gegriffen, davon habe der internationale Kongreß der Bergarbeiter Zeugniß abgelegt. Ueber die Zulassung der Berichterstatter entspann sich eine längere Besprechung; man beschloß, nur denjenigen Berichterstattern, welche sich verpflichteten, wahrheits⸗ getreu über die Kongreßverhandlungen zu berichten, den Zutritt zu gestatten. Den einzelnen Korrespondenten wurde aufgegeben, diejenigen Nummern der von ihnen vertretenen Zeitungen, in denen ihre Berichte enthalten seien, tãglich beim Bureau einzureichen. Die Präsenzliste ergab die Anwesenheit von 40 Abgeordneten von Bergarbeiter Verbänden. Vertreten waren folgende Bergreviere: Saarrevier mit 27 009, Elsaß⸗ Lothringen mit 4006, St. Ingbert (Pfalz) mit S800, Königreich Sachsen mit 27 000, Wurmrebier mit 16 0090, Aschersleben mit 1500, Niederschlesien mit 15 000, Dortmunder Revier mit 110000 Bergarbeitern. Hierauf wurde die Bureauwahl vorgenommen, die Geschäftsordnung festgestellt und die Feststellung der Tagesordnung dem Bureau anheimgegeben.

Aus Westfalen wird der Köln. Ztg.“ unter dem 13. Sep tember mitgetheilt, daß die Königliche Regierung Ermittelungen an stellen läßt, wieviel Arbeiterwohnhäufer in den einzelnen Be—⸗ zirken vorhanden und wie viele davon von Arbeitern und Arbeit- gebern erbaut sind. Es soll dabei festgestellt werden, wie groß die Wohnungen der einzelnen Arbeiterfamilien sind, und welche Aufwen⸗ dungen im Durchschnitt für den Bau gemacht worden, bejw. welche Miethen gezablt werden müssen. .

In Stettin hatten die Buchbindergebülfen beschlossen, ihren Arbeitgebern eine Erhöhung der Löhne in Vorschlag zu bringen (vgl. Nr. 265 d. Bl.) und eine Kommission gewählt, welche mit den Arbeitgebern Unterhandlungen pflegen sollte. In einer öffentlichen Buchbinderversammlung erstattete die Kommission am Sonn⸗ abend Bericht, nach welchem die Arbeitgeber die Forderungen der Gehülfen in der Hauptsache als berechtigte anerkannt und dieselben bewilligt haben, sodaß diese Angelegenheit auf gütlichem Wege als erledigt anzusehen ist.

In Gera fand am Sonnabend eine öffentliche von etwa 350 Personen besuchte Versammlung der Arbeiter der mecha⸗ nischen Webereien statt, in welcher die Rechnungslegung des Strikeausschusses erfolgte; nach derselben gingen von auswärts (aus 267 Ortschaften) zu Unterstützungszwecken ein 8906 ; in Gera und Umgegend wurden gesammelt 4977 *; die Einnahmen stellen sich baar überhaupt auf 13 8383 66 Außerdem gingen noch ver⸗ schiedene Naturalien ein. Den Einnahmen steht eine Ausgabe von 13 805 gegenüber. Davon gelangten in Gera selbst 11 927 zur Vertheilung. Die Agitationsreisen beanspruchten 121, die Porti 106, Papier und Schreibutensilien 28, Telegramme 44, Drucksachen 264, Annoncen 80, Plakatanschläge 28 und sonstige sachliche Aus— lagen 52 Nach Greiz gingen 1190, nach Hamburg 50 (6 Diese Ausgaben an die Auswärtigen mißbilligte, wie es in dem Bericht der „Geraer Ztg.“ heißt, wohl im Sinne vieler, namentlich der Geraer Spender, Hr. Hesselbauer mit dem Hinweise auf die zahl⸗ reichen arbeitslosen Weber Gera's, doch konnte er den Beifall der Versammlungsmehrheit nicht finden, mußte vielmehr den Saal ver⸗ lassen. Die Versammlung ertbeilte schließlich dem Comité Ent⸗ lastung und verfügte auch die Versendung des vorhandenen Restes von 78,14 an auswärtige im Strike befindliche Weber. Für den bevorstehenden Textilarbeiter⸗ Kongreß Thüringens wurden vier Delegirte gewählt. Der Kongreß soll Organisationszwecken dienen und das Wie und Womit“ der Herbeiführung „anderer Zu⸗ stände“' in der Webereibranche erörtern. In Greiz berieth eine Versammlung der Textilarbeiter an demselben Tage über die Beschickung des Delegirtentages am 5. Oktober in Gera; ferner wurde die Wabl eines Nothstandausschusses vorgenommen.

Aus Berlin wird der ‚Mgdb. 6. über die Verhältnisse innerhalb der sozialdemokratischen Partei geschrieben: Wenn die Erscheinungen (von Uneinigkeit) nur selten an die Oeffent⸗ lichkeit gelangen, ihr vielmehr gefliffentlich vorenthalten werden, so sind doch gewisse Erklärungen. Aufforderungen und Bekanntmachungen Seitens der Vorstände durch die Parteipresse nicht ganz zu vermeiden, welche

ei Bild von den Zerwürfnissen unter den Genossen zu geben ver= mögen. Greifen wir nur ein Beispiel heraus, das aber keineswegs vereinzelt dasteht. In dem Verbandsorgan der deutschen Zimmer leute, dem , , finden wir eine Aufforderung an die Kame⸗ raden in Kassel, in welcher zunächst die trägen und saͤumigen' Mit- glieder des Verbandes an die Interessen des letzteren erinnert und dringend gebeten werden, ihren Pflichten nachzukommen. . Dieselbe Klage über eine immer mehr um ch reifende Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit, namentlich auch in Hin 6 auf den Besuch von Versammlungen, wird allerorten gefüuͤhrt.

daß die Säle nicht Raum genug boten, vor fast leeren Bänken ge ehen Sodann heißt es in der Auffforderung' weiter: Der Per fonenbaß, der sich (bei uns) eingeschlichen, die Verdächtigungen und dat Mißtrauen dem Kasstrer gegenüber müssen bei Seite gesetzt werden. Wir müffen un friedlich und brüderlich zu einander verhalten, denn bei Haß und Zank besteht keine Organisation lange. Zu bedauern ist es, daß wir Verbandsmitglieder unter uns haben, die nicht im Besitze einer einzigen Unterstũtzungsmarke sind. Diese Herren denken nicht daran, zu säen, wohl aber zu ernten. Wir haben dies so recht bei unserem Strike gesehen, denn die zuletzt eingetretenen Mitglieder waren gerade die ungenügsamen in Betreff der Unter stützung; sie pochten mit aller Macht darauf und wir mußten ihnen gewähren. Jetzt ind dies gerade Diejenigen, welche Haß und Zwie⸗ tracht in unser geschmolzenes Häuflein bringen..

Die Londoner Allg Corr.“ berichtet vom gestrigen Tage, daß in den Docks in Southampton, obwobl der Ausstand der Dockarbeiter thatsächlich zu Ende sei, noch immer keine normalen Verhältnisse bergestellt seien. Den Matrosen und Schiffs⸗ heizern wurde am Sonnabend von den Dampfergesellschaften eine Lohnzulage von 2 Schillingen per Woche bewilligt, um deren Exodus nach anderen Häfen ju verhindern. Jetzt verlangen auch die Staffirer, Maschinisten und Jungen eine Lohnerhöhung, und die Matrosen und Heizer beschlossen ebenfalls die Arbeit einzustellen, wenn diese Lohnerhöhung nicht bewilligt werden sollte. Die Arbeitgeber sind nicht gewillt, der Forderung stattzugeben, und sie beschlossen eine Kundmachung zu erlassen, dahingehend, daß wenn die obenerwähnte Klasse von Arbeitern auf ibrer Forderung besteht, den Dockarbeitern die Wiederaufnahme der Arbeit nicht gestattet werden würde. Dies würde mithin einer allgemeinen Arbeitssperre gleichkommen. Den Steuerzahlern von Southampton kostet der jüngste Ausstand mindestens 1800 E. Dieser Darstellung entspricht ein Wolff sches Telegramm, welches aus Southampton meldet, daß in Folge eines neuen Ausstandes eines Theiles der Dock arbeiter, deren Forderungen durch die Union der Matrosen und Heizer unterstützt werden, gestern die Docks aller Schiff⸗ fahrts⸗Gesellschaften geschlossen worden sind. Das Packet boot Laplata“, welches am Donnerstag nach Süd ⸗Amerika abgehen sollte, liegt noch immer in Southampton, da sich die Bemannung weigert, Dienst zu thun, solange nicht der Ausstand durch eine Ver⸗ stãndigung beendigt ist.

Aus Sydney berichtet W. T. B.“, die Arbeits ⸗Konferenz habe gestern beschlossen, eine Arbeitseinstellung der Schaf scheerer anzuordnen.

Verein zur Wahrung der Interessen der Chemischen Industrie Deutschland s.

In Brem en wurde gestern die ordentliche Hauptversamm⸗ lung des Vereins zur Wahrung der Interessen der chemischen In— dustrie Deutschlands eröffnet. Namens der Stadt Bremen fand, wie ein Wolff sches Telegramm berichtet, eine Begrüßung durch, den Bürgermeister Buff und die Senatoren Gildemeister und Nielsen statt. Den Bericht über die Geschäftsthätigkeit des letzten Jahres, welcher den Nachweis eines weiteren erfreulichen Aufschwunges der chemischen Judustrie auf fast allen Gebieten führt, erstattete der Generalsekretär Wenzel. An Stelle Koepp's (Wiesbaden) wurde Professor Laubenheimer (Höchst) in den Vorstand und Hasen⸗ clever (Aachen) zum Stellvertreter des Vorsitzenden gewählt. Die vorgeschlagenen Statutenänderungen wurden angenommen. Zu dem Bericht der Patent ⸗Kommission wurden die Anträge des Referenten Caro und des Rechtsanwalts Heuser, die Reichsregierung zum Beitritt zur Union“ aufzufordern und einzelne Abänderungen zur Patentgesetz-⸗Novelle zu beantragen, genehmigt. Zu dem Bericht über die Konzessionirung

ewerblicher Anlagen wurde eine Eingabe an die Regierung be⸗ leer wegen Beschleunigung des Konzessionsverfahrens, sowie die Einsetzung einer beständigen Kommission, welche die Vereinsmitglieder in Schwierigkeiten bei der Konzessionsertheilung unterstützen soll. Hierauf wurde die Sitzung vertagt.

Vom Kohlenmarkt.

Die Förderung an Steinkohlen betrug im Reg -Bez. Oppeln im II. Quartal d. J. 3 865 424.t und stand mithin derjenigen im I. Quartal d. J, welche sich auf 4409 460 t belief, um 12,3 9 nach, übertraf dagegen diejenige im II. Quartal des Vorjahres, welche 3 343 086 t betragen hatte, um 15,6 C.. Abgesetzt wurden durch Verkauf 3 510 856 t gegen 4 042 380 im Vorquartal und 3 096 856 t im gleichen Quartal des Vorjahres oder 13,1 J weniger bezw. 13,4 9 90 mehr als in den letztgenannten Quartalen. Der Grund für den Rückgang im Absatz und in der Förderung im Gegensatz zu dem Vorquartal beruht im Wesentlichen in der Jahres zeit, in welcher der Bedarf namentlich an Hausbrandkohle ein geringer ist. Immerhin war das Koblengeschäft auch in dem abgelaufenen Quartal kein ungünstiges. Die Verkaufspreise hielten sich in Folge der Kohlenkonvention im Ganzen auf der bisherigen Höhe.

Kunst und Wissenschaft.

Die erste allgemeine Sitzung der 63. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Bremen begann gestern Vormittag um 98 Uhr im großen Saale des Künstlervereins unter lebhafter Theilnahme. Geheimer Regie⸗ rungs Rath Professor Dr. von Hofmann (Berlin) eröffnete die Sitzung mit einer Ansprache, in welcher er die Ver— sammlung begrüßte. Dr. Pletzer (Bremen), welcher darauf das Wort ergriff, wies, wie wir der Wes. Ztg.“ entnehmen, auf die hohe Bedeutung Bremenz als Handelsstadt, aber auch als Stätte der Wissen⸗ schaft hin. Den Beweis für das Erstere, die Interessen der Handels⸗ stadt, finde man in den großartigen Anlagen für Handel und Schiff⸗ fahrt, namentlich den Hafenanlagen, den Arbeiten für die Korrektion der Weser, für das Zweite, die ideale Seite, in den wissenschaftlichen Vereinen und allen den humanen und sanitären Zwecken dienenden In⸗ stituten. Er erwähne neben den ärztlichen Vereinen und der geographischen Gesellschaft den weit über die engen Grenzen des kleinen Staates bekannt gewordenen und eine geachtete Stellung unter allen den gleichen Zwecken dienenden Vereinen einnehmenden naturwissenschaft⸗ lichen Verein, dessen eigentliche Begründer in der Mehrzahl noch am Ort lebten, der im November des vorigen Jahres sein 25jähriges Bestehen feierte, der als das Symbol seines Strebens das alte Wort Goethe's Natur, wo fass' ich Dich“ auf seine 6 geschrieben und diese hochhalte zur eigenen Ehr, ielen zu Nutz und Frommen. Er nenne ju fernerem vollgültigen Be⸗ weise die Krankenhäuser, das neue chirurgische Kranken⸗ haus, das wahrhaft mustergültige Siechenbaus, das Asyl für Wöchner innen, das Rekonvaleszentenhaus Adelenstift, die öffentliche Badeanstalt, die naturhistorischen und ethnographischen Sammlungen, das chemische Laboratorium, die allerdings im Wesentlichen von Preußen ins Leben gerufene Moorversuchsstation, die Wasserleitungs⸗ anlagen, den Schlachthof, die Strafanstalten, und dürfe mit n Recht an diese Aufzählung die Bitte knüpfen, alle genannten Institute eines prüfenden Blickes zu würdigen. Redner verlas zum Schluß ein Telegramm, welches er die Versammlung an Se. Majestät den Kaiser zu richten bitte und welches folgendermaßen laute:

„Die in Bremen versammelten deutschen Naturforscher und Aerzte senden bei der Eröffnung ihrer 63. Versammlung Ew. Kaiser⸗ lichen Majestät, dem erhabenen Wächter des Friedens, dem Schützer der Wissenschaft ihre ehrfurchtsvollsten Grüße. Möge der nach allen hohen Zielen strebende Idealismus Ew. Majestät auf allen Lebens wegen, wie jetzt auf den sonnigen Höhen der Jugend, so auch in aller , erhalten bleiben zum Segen unseres theuren Vaterlandes.

ie Geschäftsfübrer: Dr. H. Pletzer, Prof. Buchenau..

Die Versammlung stimmte unter stürmischem Beifall zu.

Nachdem sodann auch der Bürgermeister Pauli die Anwesenden im Namen der Stadt willkommen geheißen hatte, dankte der Geheime Regierungs⸗Rath Professor Dr. von Hofmann⸗Berlin und hielt

. unmittelbaren Anschluß an die nach Wyk (Föhr) fahrenden ampfschiffe.

In Berlin werden oft Vorträge, die früher so zahlreich besucht wurden,

einen längeren Vortrag über Einige . der Natur⸗ forschung seit Begründung der esellschaft . Der

Redner beschränkte sich jedoch nicht auf diese Ergebnisse, sondern ein meisterhaft ausgefuͤhrtes Gesammtbild der naturwissenschaft⸗ chen Fortschritte unseres Jabrhunderts. Der erste Blick galt der Astronomie, die seit der Spektralanalyse einen kräftigeren Schritt vorwärts gethan habe, als kaum jemals seit Entdeckung des Fernrobrs. Von ihr wandte sich der Redner zur Geologie bis zu der neuerlichen Ausgleichung des Kampfes zwischen Neptunisten und Plutonisten. Hieran schloß der Redner eine kurze Skizzirung der Mineralogie, die er im Wesentlichen charakterisirte als Pbysik und Chemie in ibrer An⸗ wendung auf Erkenntniß der Mineralien. Die Rede berührte sodann die Erfolge der Botanik und Zoologie, die neuesten Ergebnisse der Kryp⸗ togamenkunde, der Morphologie und Biologie; ferner die Resultate der Bakteriologie, der Spektralanalyse, der Elektrizität, und schloß i einer Betrachtung über die Spezialwissenschaft des Redners, die emie. Laut andauernder Beifall belohnte den geistvollen Vortrag. Daran schloffen sich Mittheilungen sowie die Ueberreichung 9 Festschriften.

Sanitats⸗, Veterinär und Quarantänewesen.

; DOesterreich⸗ Ungarn. Die Mittheilung in Nr. 217 des ‚Reichs⸗Anzeigers vom 9. Sep- tember 1899 ist dahin richtig zu stellen, daß das ungarische Einfuhr. verbot für Lumpen aus ganz Asien noch fortbesteht.

; Afri ka. . Die Regierung von Transraal hat die Sperre gegen Natal wieder aufgehoben. Vergl. . R. A. Nr. 214 vom 5. September 1896

; Spanien.

Laut eines in der Gaceta de Madrid‘ veröffentlichten Rund⸗ schreibens des Königlich spanischen General. Direktors für das Gefund⸗ heitswesen vom 3. Seytember 1890 sind gegen Provenienzen von Nagasaki (Insel Kiu Siu, Japan) die befte henden Quarantäne⸗ vorschriften in Anwendung zu bringen.

In der Berichtswoche vom 31. August bis 5. September hat sich der Gesundheitszustand in Berlin wieder erheblich besser estaltet und auch die Sterblichkeit wurde eine wesentlich kleinere von je 10090 Einwohnern starben aufs Jahr berechnet 25,7. ahlreich blieb zwar auch in dieser Woche das Vorkommen von akuten Darm krantheiten (Darmkatarrhe und Brechdurchfälle) und groß noch die Zahl der an ihnen zu Grunde gegangenen Kinder, doch hat die Zabl der letzteren erheblich abgenommen und ist auf 231 (ron 319 der Vorwoche) gesunken. In Folge dessen wurde auch die Theil⸗ nahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit eine geringere, von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 161 Säuglinge. Akute Entzũndungen der Athmungsorgane traten etwas hãufiger zu Tage, nahmen aber bis jetzt meist einen milden Verlauf. Von den Infeitionskrankheiten erfuhren Masern und Scharlach eine weitere Abnahme und zeigten sich in keinem Stadttheile in nennenswerther Zahl, während Erkran⸗ kungen an Diphtherie häufiger zur Anzeige kamen und sich befonders in der Tempelhofer Vorstadt und in der jenseitigen Louifenstadt häufiger zeigten. Auch Erkrankungen an Unterleibstyphus wurden in größerer Zabl zur Meldung gebracht. Erkrankungen an Wochenbett fieber blieben vereinzelt, desgleichen kamen auch rosenartige Ent— zündungen des Zellgewebes der Haut nicht besonders zahlreich zur ärztlichen Beobachtung. Häufiger waren aber wieder Erkrankungen an Keuchhusten, die Zahl der Sterbefälle sank jedoch auf 106. Rheu⸗ matische Beschwerden aller Art zeigten gegen die Vorwoche keine wesentliche Veranderung in ihrem Vorkommen.

(E Kopenhagen, 14. September. Wie aus Randers telegraphisch gemeldet wird, ist unter den Schweinen eines Hof. besitzers in Mygind die milzbrandartige Rose ausgebrochen. . Schweine sind gefallen und zwei wurden getödtet. Der ganze Vieh⸗ m . Hofes ist unter veterinärpolizeiliche Beaufsichtigung ge—⸗

ellt worden.

Handel und Gewerbe.

Berlin, 14. September. (Wollbericht d. Ctrbl. f. d. Textil⸗Ind) Im Gegensatz zu den belangreichen Umsätzen der Vor. woche blieb es in den letzten acht Tagen recht still. abrikanten waren nur in geringer Anzahl, hier anwesend und kauften wenig, Kämmer fehlten gänzlich. Der Grund der Zurückhaltung dürfte wohl in der Ungewißheit liegen, mit der dem Ausfall der Londoner Auktion entgegengesehen wird. Auch die Bewegungen auf den Termin⸗ ö gaben keinen Anlaß, das effektive Geschäft irgendwie zu

eleben.

Die rumänische Regierung hat, wie W. T. B.“ aus Bukarest meldet, die von Hrn. von Hansemann Namens der Direktion der Dis konto ⸗Gesellschaft, des Bankhauses S. Bleichröder in Berlin, der Hrrn. M. A. von Rothschild u. Söhne in Frankfurt a. M. und der Bangue Nationale de Roumanie in Bukarest vor einigen Tagen eingereichte Offerte auf Uebernahme der rumänischen 4 5d in 33 Jahren a mort isirbaren Renten-Anleihe von 1890 angenommen. In Gemäßbeit des Gesetzes vom 16.253. Juni 1890 dient diese Anleihe ausschließlich zur Konvertirung und Einlösung der rumänischen 6 0 Staats ⸗Obligationen von 1880. Der Finanz- Minister hat die Bedingungen festgesetzt, unter welchen im Namen der rumänischen Regierung den Inhabern der 6 ο Obligationen der Umtausch gegen 40½ Obligationen der neuen Anleihe anzubieten ist.

Aachen, 16. September. (W. T. B) Der Direktorialrath des Wurmreviers genehmigte die Bilanz, laut welcher eine 7 proz. Dividende und Hoh 000 M fuͤr außerordentliche Abschreibungen und Rücklagen ausgesetzt wurden.

Leipzig, 15. September. (W. T. B.) Kam mzug ⸗Termin⸗ handel, La Plata. Grundmuster B. vr. September 475 Az, pr. Oktober 4.39 M, pr. November 4,577 M, pr. Dezember 477 , pr. Januar 4 576 Æ, rr. . 4625 Æ, vr. März 4,57 A, r 577 AÆ, pr. Mai 4576 AÆ. Umsatz 115 006 Eg.

est.

Dessau,. 15. September. (W. T. B.) Serienziehung der 35 990 Anhalt⸗-Dessauischen Prämien ⸗Anleibe: Nr. J 45 81 90 150 171 206 270 275 295 306 342 358 367.

London, 15. September. (W. T. B.) An der Küste 9 Weizen ladungen angeboten.

Glasgow, 16. September. (W. T. B) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 16 Tons gegen S400 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. Bradford, 15. September. (W. T. B.) Wolle fest, ziemlicher Begehr, für Konsum und Spekulation ruhig, Garne stramm, in Stoffen gutes Geschäft für Amerika.

Washington, 15. September. (W. T. B.) Das Schatz⸗ samt macht bekannt, daß es die Zinsen auf ca. 60 Millionen Dollars ogenannter Currency - sixes* · Staats · Obligationen auf ein Jahr im Voraus bezahlen werde. Der Schatzsekre tät Windo m hat der Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß die neuen Tarifgesetze (Me Kinley Bill) nicht vor dem 1. Februar 1891 in Kraft treten werden.

*. ö 15. * , 9 ö. 29) Visible u v an e izen ushels, do. an i 8 131 000 Busbels. 36

Submissionen im Auslande.

Belgien.

1) 29. September, Mittags, bei der Provinzial ⸗Regierung Ant⸗ werpen, Bau von Deichen an der Schelde, an dem Ausfluß der sog. Draaiende Fluis in Melsele.

Voranschlag: 45 878, 05 Fr. Sicherheit: 20 000 Fr. Eingeschriebene Anerbieten bis 25. September. Preis des Lastenhefts; O 35 Fr. Preis der Pläne: 12,50 Fr.

schwellen zum Gebrauch der Staatgeifenbahnen während einer Periode von 5 Jahren, auf dem Zimmerplatz von Libr t. ini . 5 . e Fr. . ãchstens, ation Mens, Bau eines Lok. i auf der Station St. Gbislain. GJ Voranschlag: 107 730, 40 Fr. 3 6. Fr. . ächstens, Antwerpener Börse, Vergrö i Telegraphenbureaus daselbst. , Voranschlag; 39 329, 34 Fr. Sicherheit: 2000 Fr. Obne Datum. Tirkijchest Mf . ne Datum. Türkisches Ministerium für Handel ö ? liche Arbeiten, Konstantinopel: Regulirung der ei n seg. und Drin (Albanien). Näheres bei der bezeichneten Behörde.

Verkehrs Anstalten.

München, 16. September. (W. T. B) Die Eisenbahn⸗ J fabrbar; es sind ö. dur ie Hochwasser hervorgerufenen Stör . beseitigt. ͤ 6 HJ

am burg, 15. September. (W. T. B.) Der Postdampfer Croatia“ der Hamburg ⸗Amerikanischen ö Attiengesellschaft hat, von New Jork kommend, gestern Abend Lizard passirt; der Postdampfer Bavaria derselben Gesell⸗ . hat, von New⸗York kommend, beute Nachmittag Lizard

16. September. (W. T. B.) Der Pot dam pfer Ascania⸗ der Hamburg ˖ Amerikanischen Pacetrfahrt⸗ Art ien. gesells chaft hat, von New Jork kommend, gestern Nachmittag Sei!ll y passirt. .

London, 15. September. (W. T. B.) Der Union ⸗Dampfer Pretoria“ ist gestern auf der Heimreise von Capetown ab⸗ gegangen; der Castle Dampfer „Norham CGastle“ hat heute auf der Ausreise Lissabon xpassirt und der Union-Dampfer . ist heute auf der Ausreise in Capetown' an-

mmen.

Theater und Mufikt.

Berliner Theater.

Der Ober ⸗Inspektor des Berliner Theaters hat in den letzten Tagen mit der von Rietschel und Henneberg hergestellten Venti— lation eingebende Versuche angestellt und konnte gestern der Direk- tion melden, daß das grohe Haus in 55 Minuten vollkommen frisch ventilirt werden kann. Dies wird besonders an Sonntagen, wo zwei Vorstellungen einander folgen, von großem Werth sein.

WallLöner⸗Theater.

Die gestrige hundertste Aufführung von. Mamsell Nitouche“ gab vorgestern stattgehabte dem nahezu ausverkauften Hause Gelegenbeit zu lebhaften Ovationen, mit denen sowohl Therese Biedermann als auch die Hrrn. Alexander und Guthery und die übrigen Dar⸗ steller der Hauptrollen ausgezeichnet wurden.

Congerthaus.

Das Concerthaus in der Leipzigerstraße, welches seine Pforten am Donnerstag eröffnet, wird seine neue Winterthätigkeit gleich mit einem außergewöhnlich reichhaltigen Pꝛrogramm begingen. Klassische und moderne, heitere und ernste Werke werden miteinander abwechseln, und Hr. Kapellmeister Meyder, dessen Orchester in seinem Hauptstamm auch während des Sommers in fünftlerischer Thätigkeit beisammen geblieben und für das Concerthaus wieder bis zu der bedeutenden Zahl von siebzig Musikern verstärkt worden ist, wird gleich mit seinem ersten Auftreten die Hoff⸗ nung zur Gewißheit werden lassen können, daß die Besucher des Concerthauses auch in diesem Winter wieder eine lange Reihe genuß= reicher Abende zu erwarten haben. Augenblicklich sind in den Sälen noch zahlreiche Handwerker aller Art beschäftigt, um die alten behag— lichen Räume in neuem Glanze erstehen zu lassen, und so ist zu er⸗ warten, daß das Concerthaus auch diesen Winter seine hohe Aufgabe, die edle Musica nach jeder Richtung hin zu pflegen, getreulich er= füllen wird, sodaß es im nächsten Jahre auf das vollendete erste Vierteljahrhundert seiner rastlosen Thaͤtigkeit mit vollberechtigtem Stolze zurückblicken kann.

Rennen zu Hoppegarten. Montag, 15. September, Nachm. 1 Uhr.

I. Ermunterungs Rennen. Klubpreis 300 6 Für 2. und zjähr. Stuten. Frhrn. von Münchhausen's br. St. Florette“ v. Chamant a. d. Meadow Sweet 2jaäͤhr. 56 kg 1., K. Spt.. Gest. Graditz. F.! St. „Amaranth. 2jähr. 5 kg 2. Hrn. Ehrich's br. St. „Desdemona“ 2jähr. 55 kg 3., Frhrn. Ed. von Sppenheim's br. St. „Floßhilde' 2sähr. 55 Rg 4. Verhalten mit drei Längen gewonnen; zwei Längen zwischen der Zweiten und Dritten und „Floß— hilde! eine Länge hinter Desdemona“ Vierte. Der Rest angehalten. . 3000 S der Siegerin, 550 M der Zweiten, 106 der

ritten.

Il. Staatspreis 1. KI. 100900 M 2800 m. K. Hpt.Gest. Graditz' br. St. „Ahnenprobe“ v. Chamant a. d. ar, hn 3 jähr. 53 kg 1. Hrn. J. Jaeger's schwbr. H. . Versuch“ 4 jähr. 62 kg 2. Qrn. V. Mays schwbr. H. . Königslieutenant! 3 jähr. 55 Eg 3. Siegte nach scharfer Gegenwehr mit einer balben Länge; „Königs— lieutenant“ eine Länge hinter ‚Versuch'. „Königsbraut“ angehalten. Werth: 11 650 A der Siegerin, 1650 1 dem Zweiten.

III. Renard ⸗- Rennen. (Großes Berliner Fohlen ⸗Rennen.) Garantirt vom Union⸗Klub 20 000 dem Sieger, 3500 M dem zweiten, 1509 46 dem dritten Pferde. 1200 m. K. Hpt.-Gest. Graditzz F⸗H „Wal vater“ v. Chamant a. d. Walhalla 4 kg 1. Hrn. E. Lindner z F. H. „Fra Diavolo“ 514 kg 2., Hrn. V. May's Sch.. O. Königstein 544 kg 3., Kapt. Joss br. H. . Fehrbellin“ 54 kg (tr. S5 kg) 4. Nach kurzer Gegenwehr sicher mit einer Länge gewonnen; „Königstein' drittehalb Längen hinter Fra Diavolo“ Dritter, einen Hals por „Fehrbellin, dem ‚Tambour⸗Major' in gleichem Abstande als Fünfter vor Tilli“ folgte. „Nachtfalter“ und Höllenstein' weit geschlagen. Werth: 19 600 ½ dem Sieger, 3100 40 dem Zweiten, 1106 M dem Dritten.

IVI. Omnium. Graditzer Gestütspreis 10 000 6 Handicap. 30900 m. Hrn. V. May 's br. St. . Eintracht‘ v. Recorder a. d. Union 4jähr. 65 kg 1, Kapt. Jos's F.-H. . Sisnit. 3jähr. 49 kg 2, 3 Cd. v. Oppenheim's br. H. „Barde! 3jähr. 54 kg 3.

rhrn. E, v. Falkenhausen's F. H. „Rübezahl 4 jähr. 63 kg 4. Siegte mit einer Länge; ein Hals zwischen ‚Sisnit“ und „Barde“ und eine Länge weiter zurück Rübezahl! Vierter. Märzblüthe“ und Titurelꝰ abgeschlagen; Goldmann“ niedergebrochen. Werth: 9800 der Siegerin, 1800 M dem Zweiten, 800 M dem Dritten.

T. September Verkaufs⸗Rennen. Klubpreis 2000 Für Zweijährige. Der Sieger ist für 3090 M käuflich. 1000 m. Mr. Warren's br. Lenka. v. Picklock a. d. Blitzmädel (2000 A) 534 kg 1., Hrn. O. Spiekermann's F- St. Miß Kent“ 2000 M6 533 kg 2, Hrn. v. Tepper ⸗Laski's F- St. Bergschwalbe“ (2000 6 557 kg 3. Leicht mit drittehalb 32. gelandet; . Berg⸗ schwalbe“ eine Länge hinter Miß Kent“ Dritte vor ‚Barcarolle“ und Bambino“. Werth: 2540 M6 „Lenka“ wurde für 2850 ½ zurückgekauft.

VI. Niklot-Rennen. Staatspreis 2000 1690 m. Gr. Plessen · Jpenack'fs br. OH. „Malbrucki! v. Basnäs a. d. Juanlta 6 56 kg 1., Erbpr. , . br. H. Belhommen 4 jähr. 62 kg 2., Hrn. Ulrich's F. St. Dorothea“ 3 jähr. 563 kg 3. Nach Kampf um einen guten Hals gewonnen; dreiviertel Längen zwischen

2) 1. Oktober. Brüsseler Börfe, Kreosotbehandlung von Eichen⸗ j

Mannigfaltiges.

Der bier weilende Reichskommissar Major von Wissmann hat. . W. T. B. zufolge, die Arbeit an seinem ache Wenn wieder aufgenommen und gedenkt dasselbe hier fertig zu ftellen.

An Vermächtnissen und Geschenken sind, dem Berl. Fremdenbl.“ zufolge, bei der Haupt ⸗Stiftungskafse des Mag istrats im Monat August 1890 eingegangen 35 288 4, darunter ein Legat von 15 000 M zur Begründung einer Stiftung zur Unterstützung altersschwacher Perfonen, ein Legat von 135 950 M0 für die Armendirektion, ein solches von 6150 4 zu Wohlttätigkeits zwecken; an Kollektengeldern 211,25 M und aus schiedsmännifchen Ver⸗ gleichen und Cessionen 998, 45 A, zusammen 37 497,70 6

Bei einer Einwohnerzahl von über 13 Millionen besaß, wie die Voss. Ztg. mittheilt, Ber lin im Anfang dieses Jahres 1385 Aerzte, 107 Zahnärzte und 120 privilegirte Apotheken. Die Anzahl der Heilanstalten belief sich auf 34, die 4535 Betten hatten. Es kamen somit, in Prozenten gerechnet, auf 10 0900 Einwohner 9, 32 Aerzte, Oo, 80 Apotheken und 0, 23 Heilanstalten. ;

Das Arbeitsnachweiseburxau des Vereins zur Besse⸗— rung entlassener Strafgefangener hat nach dem in der gestrigen , . erstatteten Bericht während der Sommer⸗ monate eine sehr erfreuliche Thätigkeit entfalten können. In der Zeit vom 11. Juni bis 13. September sind 819 Strafentlafsene durch das Burgau in Arbeit gebracht gegen 747 in etwa gleichem Zeitraum des Vorjahres.

Eine größere Abordnung von Missionaren und Segnung von Damen, die in das Missionsgebiet gehen, wurde gestern Abend in der Bartholomäuskirche durch Missions Direktor Dr. Wange⸗ mann, unter Assistenz der Missions⸗Inspektoren Kratzenstein und Wend⸗ land vollzogen. Die Abgeordneten waren der seit 5 Jahren in dem Missionshaus in der Friedensstraße vorgebildete Wild ek m Rhein, welcher schon heute nach Kanton in CGChina reist. Daniel Heese, welcher morgen über Southampton nach Riversdale in der Kapkolonie abgehen wird, um dort zunächst 4 Wochen bei seinem im Missionsdienst thätigen Vater zu verweilen und dann zum Missionar Brune nach Adamshoop im Srange— Freistaat zu gehen; Robert. Göldner, welcher bestimmt ist, den Vater des Vorstehenden in Riversdale zu unterstützen und endlich Karl Neuhaus, als dessen Wirkungskreis Mybome in Nord. Transvaal auserwählt ist. Letzterer geleitet jedoch zunächst die Braut seines Vaters, die bisherige Lehrerin Frl. Dickhoff nach Bodschapedo, wo RNeu—⸗ haus sen, als Superintendent wirkt. Mit Frl. Dickhoff erhielten den Abschiedssegen Frl. von der Goltz, welche als Missionslehrerin an die Kinderschule in Bedschapedo berufen wurde, und Frl. Martha Küntzel, welche als Erzieherin vom ehemaligen issionar und jetzigen Apotheker Or. Mars in Middelbourgh., in Sädtransvaal engagirt ist. Die Abschiedsansprache hielt der Missionar Rhein Über Jerem. 1 4 - 10.

Um die Kenntniß der zur Wiederbelebung Ertrunkener geeigneten Maßregeln in möglichst weiten Kreisen zu verbreiten, hat, laut Mittheilung des. B. B. C., der Vorst and des Deutfchen Samariter ⸗Vere ins eine durch Zeichnungen erläuterte Inweisung zusammenstellen und auf Blechtafeln überdrucken lassen, die er unent⸗ geltlich an die Eigenthümer und Führer aller preußischen See, Fluß und Binnenschiffe abzugeben bereit ist, welche in der Empfangs— bescheinigung sich zur Anheftung der Tafeln auf ihren Schiffen ver— pflichten. Zur Vertheilung dieser Tafeln sind laut Bekanntmachung des Ober⸗Präsidenten von Achenbach u. A. das Polizei ⸗Schiffahrts⸗ Bureau zu Berlin und die Königliche Polizei⸗Direktion zu Ehar⸗ lottenburg bestimmt.

Dem Geflügelzüchterverein Cypria“ ist, wie in der gestrigen Sitzung mitgetheilt werden konnte, die Erlaubniß zur Veranstaltung einer Lotterie ertheilt worden, die im . an die nächst⸗ jãhrige große Geflügel Ausstellung geplant ist. Zur Ausgabe kommen 000 Loose; die Zahl der in Nutz und Ziergeflügel bestehenden Ge⸗ winne beträgt 790. Die Ausstellung selbst, welche für Ende Februar oder Anfang März in Aussicht genommen ist, soll ein möglichst umfassendes Bild der deutschen Geflügelzucht geben. Es soll daher auch für diesmal von einer Beschränkung in der Zahl der aus— zustellenden Thiere Abstand genommen werden, um Den Züchtern Gelegenheit zu geben, ihr Gesammtmaterial vorzuführen. Während bisher die ausländischen Rassen den Vorrang hatten, will man dies— mal die deutschen Rassen voranstellen und die Abtheilung der Hühner beispielsweise mit dem deutschen Landhuhn beginnen, dessen Veredlung sich der Verein zur besonderen Aufgabe gestellt hat.

Der Kaiser-Pavillon auf der Trabrennbahn Berlin—⸗ West end, welcher soeben vollendet wurde, bildet, der R. A. Ztg.“ zufolge, ein großartiges Gegenstück zu dem vielbewunderten Richter⸗ thurm. Der im Barocksty gehaltene, geschmackvolle Bau enthält neben kleineren Toiletteräumlichkeiten einen Salon, zu welchem man über eine durch einen Baldachin geschützte Freitreppe gelangt und welchem eine Veranda vorgebaut ist, von der aus man den besten Ausblick über die Rennbahn und ihre Baulichkeiten genießt und vor Allem das Ziel gut vor Augen hat. Auf dem Dach, dessen verschiedene Giebel in ihrem Gruppirungspunkte einen durchbrochenen Kuppelaufsatz tragen, welcher den Stütz« punkt für den Flaggenmast bildet, breitet der Königsadler. gerade über dem Eingang, wie zum Schirme seine mächtigen Fittiche aus Dieser äußeren Ausstattung des Baues eines Meisterwerkes des Architekten Emil Zschunke entspricht vollkommen die innere Aus⸗ schmückung der Räumlichkeiten, deren Wände mit in Roth und Gold gehaltenen Gobelins bedeckt sind und deren Einrichtung aus stilvollen rothen Plüschmöbeln besteht.

Die Frage der Ernährung, von der Leben und Gesundheit jedes Einzelnen, wie ganzer Völker abhängt, wird heut zu Tage fen; zu lösen gesucht. Die größten und wichtigsten Fortschritte, welche die Wissenschaft gemacht, werden jedoch erst nutzbar durch die Ueber⸗

führung in die Praxis des Lebens. Die praktische Ernährung liegt in den Händen der Frauen. Die Töchter theoretisch und praktisch in ber Kochkunst auszubilden und ihnen dabei die Lehre von der Er— nährung, Diät und den Nahrungsmitteln zu geben, ist eine Haupt- aufgabe der Erziehung. Es genügt nicht, ein Mädchen, wie es früher geschah, in eine Hotelküche zu schicken oder zu Hause, lernen zu lassen; vielmehr wie der Student der Medizin die Universität besucht und zugleich die Hospitäler und Kliniken, so muß das erwachsene Mädchen einen Kursus in einer Kochschule durchmachen, in welcher Praxis und Theorie gelehrt wird. Eine solche ist die Kochschule des Berliner Hausfrauen⸗ vereins, gegründet 1878 als erste in Berlin von Lina Morgenstern, nach deren Lehrbüchern: Universalkochbuch für Gesunde und Kranke“, Haͤuslicher Beruf“, ‚Wirthschaftliche Erfahrungen“ und „Die mensch⸗ liche Ernährung und kulturhistorische Entwickelung der Kochkunst“ dort unterrichtet wird. Seit 12 Jahren sind 1300 Schülerinnen aus dieser Kochschule hervorgegangen. Am 1. Oktober beginnt ein neuer Kursug. zu dem die Vorsitzende des Vereins, Frau Lina Morgenstern, , . platz 14, Berlin, und die Verwalterin der Kochschule, Jager . raße Meldungen annehmen.

Auf der internationalen Ausstellung für Kri- d5kunst und ,. bedarf zu Köln wurde dem Stolze'schen Sten gagraphen; Verein zu Berlin (Borsitzender Parlaments Stenograri d Bäckler) welcher . i 53 ,. 77 Nutzen r nr m ärifche Zwecke und eine große Reihe von e

lichung dieses Nutzens aus n haͤrte, tale höchste Auszeichnung, be

dem Zweiten und der Dritten. Gillet‘ abgeschlagen. Werth: 2000 4 dem Sieger, 360 M dem Zweiten, 80 M der Dritten.

stehend in einem Ghrendiplom, zuerlann. 1. k

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