Angekommen: der Vorsitzende der Verwaltung des Reichs Invalidenfonds Dr. Michaelis, aus Soden.
Per son alwveränder ungen.
Königlich Preußische Armee.
Ernennungen, Beförderungen and Versetzungen. Im aktiven Heere. Ekensund, on Bord S. M. Jacht Sohenzollein', 8. September. Graf v. d. Groeben, Ser, Et. vom Regt. der Gardes du Corps, kommandirt bei der Gesandtschaft im Haag, vom 1. Oktober d. J. ab auf ein weiteres Jahr, und zwar zur Dienstleistung bei dem Auswärtigen Amt, kommandirt.
Düppel-⸗Mühle, 106 September. Künst ler, Haurtm. A Ia suite des Feld Art. Regts. von Peucker (Schlef Ny 6. und Lehrer bei der Kriegsschule in Hannover, in gleicher Eigenschaft zur Kriegsschule in Meß, Thüm mel, Hauptm. à la suite des West⸗ Preuß. Feld ⸗Art. Regts. Nr. 16 und Lehrer bei der Kriegsschule in Metz, in gleicher Eigenschaft zur Kriegsschule in Hannover, versetzt.
Durch Verfügung des Kriegs. Ministeriums. 27. August. Tauch, Zeug ⸗Hauptm. vom Art. Depot in Straßburg i. Es, zum Art. Depot in Danzig. Stürmer, Zeug / Baurptm. vom Art. Depot in Danzig, zum Art. Depot in Straßburg i. E. Wa shke, Zeug Lt. von der Ärt. Werkstatt in Deutz, zum Art. Tepot in Metz, Hoefs, Zeug ⸗ Lt. vom Art. Depot in Metz, zur Art. Werkstatt in Deutz, versetzt. ; ; bschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Gra— ven stein, 7. September., v. Breiten bauch, Hauptm. z. D., zu ⸗ letzt Comp Chef im 3. Thüring. Inf. Regt. Nr. 71, unter Erthei⸗ lung der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des gedachten Regts, in die Kategorie der mit Pension verabschiedeten Offiziere zu⸗ rũckgetreten.
agen Sanitäts- Corps. Pasewalk; 2. Seytember. St oe⸗ ter, Assist. Arzt 1. Kl. der Res. aus dem Landw. Bezirk Bernburg,
der Abschied ertbeilt.
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Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 17. September.
Am heutigen Tage trifft Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph zum Besuch Sr. Majestät des Kaisers und Königs in Rohnstock in Schlesien ein. Ist der hohe Besuch zunächst auch nur den militärischen Uebungen ge— widmet, welche in diesen Tagen vor den Augen Ihrer Kaiserlichen Majestäten sich abspielen werden, so darf doch die Thatsache der Begegnung Beider Majestäten als ein neues Unterpfand der — wie Se. Majestät der Kaiser und König Sich bei dem für die Provinz Schleswig-Holstein am 5. September in Gravenstein gegebenen Festmahl aus⸗ drückte — „engen Beziehungen innigster Freundschaft und festester Waffenbrüderschaft“ gelten, welche zwischen den Beiden Monarchen bestehen. Das deutsche Volk ruft dem erhabenen
reund unseres Kaisers bei Seinem Betreten deutschen Bodens ein herzliches Willkommen zu, mit welchem es den Wunsch verbindet, daß auch diese Begegnung den hohen Zielen, welche Beide Majestäten für das Wohl Ihrer Vblker verfolgen, sich förderlich erweisen möge.
Zur Begrüßung des Kaisers Franz Joseph schreibt die „Schlesische Zeitung“:
Ehrfurchtsvoll begrüßen unsere Provinz und unsere Stadt am heutigen Tage den Beherrscher des mächtigen Nackhbarreiches, den erhabenen Verbündeten unseres Kaisers, auf schlesischem Boden. Gefühle aufrichtiger Sympathie sind es, die ihm hier wie im ganzen deutschen Vaterlande entgegengebracht werden. In ver⸗ söhnendem Lichte erscheinen nun die Jahrhunderte Jangen Kämpfe jwischen Oesterreich und Preußen um die Führerschaft in Deutsch⸗ land. Was früher trotz der formell engeren Verbindung geschieden war in scharfer Rivalität, ist jetzt geeint — nach menschlicher Vor— aussicht für die Dauer. Das ton Preußen geführte Deutsche Reich und Oesterreich⸗Ungarn bilden nunmehr im Herzen Europas ein Achtzigmillionen⸗Reich, das den Weltfrieden zu diktiren und ihn zu verbürgen entschlossen ist
Erst kürzlich haben die deutsche Armee und Flotte bei Gelegenbeit der bedeutungsvollen kombinirten Manöver an der schleswig bolsteinischen Küste ihre österreichischen Waffenbrüder auf demselben Boden begrüßen dürfen, auf welchem einst österreichisches und preußisches Blut gemeinsam vergossen worden ist. Als eine besondere Ehre werden es die Söhne Schlesiens empfinden, daß Kaiser ,,, sein wird, wenn unser Kaiser⸗ licher Herr Heerschau hält über die wehr fähige Jugend unserer Provinz. Möge das Band, welches die erhabenen Beherrscher und die Regierungen der beiden benachbarten Kaiserreiche verbindet, auch die Völker beider Staaten einander immer näher bringen. Je fester und unauflöslicher diese Verbindung sich gestaltet, desto mehr wird der Friede Europas und der Foitschritt segenbringender Kulturarbeit
gesichert sein.
Die Wiener Zeitungen begrüßen, wie „W. T. B.“ meldet, die heutige Zusammenkunft der Kaiser Wilhelm und Franz Joseph aufs Sympathischste. Das „Fremdenblatt“ sagt, die häufigen herzlichen Begegnungen zeigten aller Welt, daß das deutsch⸗ österreichische Bündniß in voller Kraft dastehe und sich immer fester einwurzele; auch der neue Reichskanzler ver⸗ folge die alte Bahn der Friedensliebe. Die „Presse“ schreibt, die Zusammenkunft erhalte eine besondere Weihe durch die freudigen, überzeugungsstarken Sympathien, mit denen die Bürger des Deuischen Reichs soöwohl wie diejenigen der österreichischungarischen Monarchie an dem freundschaftlichen Verhältnisse ihrer Herrscher theilnehmen.
Ueber das gestern schon kurz erwähnte Manöver des V. Armee⸗Corps berichtet W. T. B.“ Folgendes:
Se. Majestät der Kaiser traf Morgens (am Dienstag) früh 8 Uhr in Generals-Uniform zu Pferde in Prinkendorf ein und begab Sich alsbald in das Manövergelände. Das V. Armee⸗ Corps marschirte in zwei Kolonnen in der Richtung auf Jauer zu und traf südlich von Eichholz auf den von Jauer vorrückenden markirten Feind. Letzterer flankirte erfolgreich von Triebel⸗ witz her und . die Hauptkolonne zurückzugehen. Am
luß der Uebung, welcher um 106 / Uhr a, erfolgte Parademarsch in Regimentskolonne, die berittenen Truppen im Trabe. Se. Masestät kehrte mittels Sonderzuges nach Liegnitz zurück.
Abends um 6 Uhr fand im Königlichen Schlosse zu Liegnitz Mittagstafel statt. Rechts von Sr. Majestät dem Kaiser saßen: der Herzog von Connaught, der Prinz Rupprecht von Bayern, der Prinz Friedrich Leo⸗ pold, der Prinz Friedrich August von Suchsen, der Erb⸗
prinz von Sachsen⸗Meiningen und der Prinz Heinrich XIII. Reuß; links von Sr. Majestät hatten der Prinz Ludwig von Bayern, der Prinz Georg von Sachsen, der Prinz⸗Regent von Braunschweig, der Herzog Günther zu Schleswig- Holstein, der Prinz Albert zu Schleswig- Holstein⸗Sonderburg⸗Glüͤcks burg ihre Plätze. Gegenüber Sr. Majestät saßen der Ober⸗Präsident von Posen Graf Zedlitz⸗Trützschler und der Ober⸗Präsident von Schlesien von Seydewitz. 4 .
Heute (Mittwoch) fuhr Se. Majestät der Kaiser Morgens um 8 Uhr von Liegnitz mit den anwesenden Fürstlichkeiten mittels Sonderzuges in das Manöver⸗ gelände bei Jauer. (Die Generalidee für das heutige Manöver war folgende: Die Nord⸗-Armee ist von Posen über die Oder gegen das schlesische Gebirge vormarschirt; die von Böhmen sich sammelnde Süd⸗Armee mit starker Kavallerie ist über Reichenberg und Friedland nach Niederschlesien und egen die Oder vorgezogen und hat mit ? Kavallerie-Divisionen 6 Schmokwitz die Katzbach überschritten. Die Vorposten stehen zwischen Reppersdorf und Wahlstatt. Bei der Nord⸗ partei bilden die 12. Infanterie-Division und die Kavallerie⸗ Division des VI. Armee⸗-Corps den rechten Flügel, derselbe überschritt am 16. die Oder bei Maltsch, erreichte Großwandriß und soll den Vormarsch auf Rohnstock fortsetzen).
Kurz nach 1 Uhr traf Se. Majestät, wie „W. T. B.“ meldet, vom Manöverfelde kommend, zu Wagen in Rohnstock ein. Graf Hochberg ritt dem Kaiserlichen Wagen voran.
Ueber die Parade des Y. Armee⸗-Corps am Montag entnehmen wir der „Schlesischen Zeitung“ folgende Mit— theilungen: d
Die Parade fand auf dem denkwürdigen Platz südlich von Liegnitz zwischen den Hrtschaften Klein-Tinz, Eichholz, Christianshöhe und dem Lerchenberge statt, wo die gewaltige Mongolenschlacht und die historischen Schlachten vom Jahre 17160 und vom 26. August 1813 geschlagen wurden. Se. Majestät der Kaiser, welcher mit Ihrer Majestät der Kaiserin und den Fürstlichen Gästen von Breslau über Liegnitz bei Brechelshof eingetroffen war, begab Sich alsbald in der Uniform der Garde-Husaren mit dem glänzenden Gefolge von Fürstlichkeiten und hohen Offizieren vom Bahnhof Brechelshof zu Pferde auf das Paradefeld. In Liegnitz batte sich den Ma—⸗ jestäten der Prinz Ludwig von Bayern, Chef des 2. Nieder— schlesischen Infanterie⸗Regiments Nr. 47, angeschlossen. Der Kaiser freute Sich sichtlich, als Er den Prinzen sah, und begrüßte denselben aufs Herzlichste. Die Kaiserin r in sechsspänniger Equipage nach dem Paradeplatze. Der Herzog von Connaught war in der Uniform der Zieten⸗-Husaren erschienen, der General⸗ Feldmarschall Prinz Georg von Sachsen in großer Generals—⸗ Uniform, sein Sohn Prinz Friedrich August von Sachsen als sächsischer Husar. Auch der Prinz und die Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen sowie der Prinz⸗Regent Albrecht waren anwesend.
Die Parade wurde befehligt von dem kommandirenden General des V. Armee⸗Corps, General-Lieutenant von Seeckt und war in zwei Treffen aufgestellt.
Im ersten Treffen standen: Die 9. Division (General⸗ Lieutenant von Köller), bestehend aus der 17. und 18. In⸗ fanterie⸗Brigade (General⸗Majors Schuch und Ahlborn); die 10. Division (General-Lieutenant am Ende), bestehend aus der 19. und 20. Infanterie Brigade (General⸗Majors von der Schulenburg und von Rogues); ferner das Jäger-Bataillon von Neumann (1. Schlesischess Nr. 5, das Niederschlesische Fuß-⸗-Artillerie⸗ Regiment Nr. 5 und das Niederschlesische Pionier⸗Bataillon Nr. 5.
Im zweiten Treffen standen: Die Garde-Kavallerie— Diviston (General-Lieutenant Edler von der Planitz), bestehend aus der 1. bis 4. Garde- Kavallerie⸗Brigade (Oberst Prinz zu Salm⸗Horstmar, Oberst von Kleist, General-Major Albert Prinz zu Sachsen-A1Altenhurg und Oberst von Michaelis); die 9. Kavallerie⸗Brigade (Oberst Freiherr von Dincklage); die 5. Feld⸗Artillerie⸗Brigade (General⸗Major Hoffbauer) und das Niederschlesische Train⸗Bataillon Nr. 5.
Nach dem Abreiten der Front fand ein zweimaliger Vor— beimarsch der Truppen stan. Dem Prinzen Ludwig von Bayern, welcher sein Regiment Nr. 47 zwei Mal vorbei⸗ führte, drückte der Kaiser wiederholt dankend die Hand. Der Kaiser führte sein Leib⸗Garde⸗Husaren⸗Regiment zweimal der Kaiserin vor, wie auch beide Mal Prinz Albrecht von Preußen beim Defiliren des 1. Garde-Dragoner-Regiments cotoyirte. Tausendstimmige Hurrahs ertönten, als Se. Majestät an der Spitze seiner Leib⸗Garde⸗Husaren einherritt. Nach dem Ab⸗ reiten der Truppen ritt der Kaiser zuerst die Reihen der links von der Zuschauertribüne postirten schlesischen Krieger⸗ vereine entlang, dann an den Zöglingen der Ritter⸗Akademie und des Wahlstätter Kadetten-Corps, den Reserve Offizieren und der Zuschauertribüne vorüber zu den rechts von der letzteren stehenden Kriegervereinen aus der Provinz Posen. Der Kaiser nahm aus den Händen der Vorstände der einzelnen Vereine die Rapporte entgegen und zeichnete wiederholt verschiedene Mitglieder durch längere An⸗ sprachen aus, Sich nach ihren persönlichen Verhält— nissen, dem Anlaß zu ihrer Dekorirung u. a. m. mit theil⸗ nehmendem Interesse erkundigend. Mit huldvoller Freundlichkeit erkannte Se. Majestät das militärische und frische Aussehen der Krieger an; Er wisse sehr wohl, sagte Er, daß sie gute Soldaten seien und sie möchten auch im Civilstande feststehen zu gutem Wirken. In der auf die Parade solgenden kurzen Kritik sprach Sich Se. Majestät sehr zufrieden mit den Leistungen des V. Armee⸗Corps aus.,
Der Reichskanzler von Caprivi hat sich gestern früh von Berlin nach Schlesien begeben. Nachmittags um 23 Uhr traf der Reichskanzler in Liegnitz ein und eh ohne Aufenthalt zu nehmen, über Striegau nach Rohnstock weiter.
Sofort nach dem Erscheinen des „Times“ Artikels vom 15. d. M., demzufolge der stellvertretende Reichs kommissar für Ost⸗ Afrika mittelst einer Proklamation den Sklavenhandel für erlaubt erklärt und unter amt⸗ licher Mitwirkung eine öffentliche Auktion von Sklaven in Bagamoyo stattgefunden habe, hat das Auswärtige Amt einen telegraphischen Bericht des gedachten Beamten über das Sachverhältniß , ,. In einem heute eingegangenen Telegramm erichtet der stellvertreiende Reichskommissar aus Sansibar, daß er eine solche
Proklamation nicht erlassen habe und daß wahrschennli
der Unfug eines Arabers der Nachricht der . schen Blätter zu Grunde lieg; eine Unter suchung werde sofort eingeleitet. Daß in Bagamoyo eine Sklaven⸗ auktion unter anitlicher Mitwirkung abgehalten worden, sei undenkbar. Hr. Dr. Schmidt wird sich ungesäumt nach Bagamoyo begeben und von dort weiter berichten.
Zu dem die soziale Frage betreffenden Trinkspruch Sr. Majestät des Kaisers und Königs, welchen Allerhöchst⸗ derselbe am Sonnabend bei dem Provinz⸗Diner in dem Königlichen Schlosse zu Breslau ausgebracht hat, und den wir in Nummer 222 d. Bl. nach „W. T. B.“ im Wortlaut mitgetheilt haben, bemerkt der „Hamburger Korre⸗ spondent“: .
„Der Kernpunkt des Kaiserlichen Trinkspruches liegt in den Worten, mit welchen jeder Bürger des Staates ohne Unterschied der Parteien und Konfessionen aufgefordert wird, nicht nur dem Staat und seinen Organen die Bekämpfung der umwäljenden Elemente zu überlassen, sondern selbst mit Hand anzulegen und thätig einzugrelfen, damit die Achtung vor der Kirche, der Respekt vor dem Gesetz und der unbedingte Gehorfam der Krone gegenüber wieder hergestellt werde. Das sind kernige Worte, welche erfreulicher Weise die auf mißverständlicher Deutung der bekannten Kaiserlichen Erlasse gegründete Meinung zer⸗ stören, als ob Kaiser Wilhelm II. auf Erfüllung der Pflichten, welche der Arbeiter dem Staate gegenüber hat, weniger Werth legt, als auf die Besserung der Lebensbedingungen der Arbeiterbevölkerung. In diejenigen Kreise der Sozialdemokratie, welche kein Hehl daraus machen, daß bei Ausführung ibrer Ideen Thron und Altar beseitigt werden sollen, werden die Worte des thatkräftigen jungen Herrschers als eine eenste Mahnung dringen innezuhalten auf dem freventlich eingeschlagenen Wege. Für diejenigen Theile der Arbeiterbevölkerung, welche blindlings bisher den Lehren der sozialdemokratischen Apostel vertrauten und sich der Gefährlichkeit des angestrebten Zieles nicht bewußt waren, werden die Kaiserlichen Worte erst recht nicht verloren gehen, weil sie die Gefahren darlegen, in welche durch die umwälzenden Elemente Staat und Gesellschaft gedrängt werden. Es sind nicht mehr Schatten“, welche vorüberziehen, sondern greifbare Gewalten, zu deren Bekämpfung Jeder verpflichtet ist, dem noch etwas heilig geblieben, dem das Menschheitsideal nicht verloren gegangen ist. Aus dem Schlummer rütteln die Worte des Kaisers vor Allem Diejenigen auf, welche die bequeme Ansicht vertraten, daß die Schilderung der drohenden soꝛialen Gefahr übertrieben, oder sich mit dem Bewußtsein trösteten, daß es lediglich Aufgabe der Staatsgewalt sei, derartige zerstörende Neubildungen im staatlichen Organismus zu beseitigen. Kaiser Wilhelm verlangt mit Recht, daß jeder gute Bürger thäͤtig mitwirke an den Bestrebungen, welche darauf gerichtet sind, die drohende Gefahr einzudämmen. Und in der Voraussetzung, daß dieses geschehe, ist der Kaiser auch der Ueberzeugung, daß das schwierige Werk 6 . werde. Möge die Hoffnung des Monarchen in Erfüllung gehen!“
Nach neuerer Meldung der Bergwerks⸗Direktion zu Saar⸗ brücken sind auf Grube Maybach nicht 24, fondern 25 Mann zu Tode gekommen.
Bei der bisher für die Geschäftsberichte der Schieds— gerichts⸗Vorsitzenden vorgeschriebenen Form ließ die im Ab⸗ schnitt II des obligatorischen Theils der Berichte enthaltene Darstellung der rechtsprechenden Thätigkeit der Schiedsgerichte neben der Zahl der Berufungen in der Hauptsache nur deren prozessualen Verlauf erkennen. Wie in einem Rund⸗ schreiben des Reichs⸗-Versicherungsamts an die Vor—⸗ sitzenden der Schiedsgerichte ausgeführt wird, würde es für dasselbe von erheblichem Werth sein, aus den Jahresberichten auch ein übersichtliches Bild von dem den Berufungen zu Grunde liegenden Streitstoff gewinnen zu können, wie solches bereits einzelne Vorsitzende durch eine Zusammen⸗ stellung der zur Entscheidung gelangten Streitfragen im fakultativen Theil ihrer Berichte gegeben haben. In An⸗ lehnung an diese einzelnen Vorgange ersucht das Reichs⸗ Versicherungsamt die Vorsitzenden, in den künftigen Geschäftsberichten die Darstellung der rechtsprechenden Thätig⸗ keit (Abschnitt III der Berichte) durch die Beifügung einer Uebersicht der durch Entscheidung erledigten Berufungen er⸗ weitern und letztere alljährlich bis zum 10. Januar mit⸗ einsenden zu wollen. Für mehrere unter der Leitung eines e een stehende Schiedsgerichte ist nur eine gemeinschaft⸗ liche Zusammenstellung zu fertigen. — Mit Rücksicht auf die Wahrnehmung, daß einzelne der für das Jahr 1889 erstatteten Geschäftsberichte durch Verwendung von Postwerthzeichen frankirt hier eingegangen sind, macht das Reichs⸗Versicherungs⸗ amt, um die Kassen der Berufsgenossenschaften vor unnöthigen Ausgaben zu bewahren, darauf aufmerksam, daß die Vor⸗ sitzenden ihre Geschäftsberichte unbedenklich unter der Bezeich⸗ nung „Reichs dienstsache“ portofrei an das Reichs⸗Versicherungs⸗ amt befördern können.
Nach der im Reichs-Eisenhahnamt aufgestellten, in der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ veröffentlichten Nachweisung der auf deutschen Eisen bahnen — ausschließlich Bayerns — im Monat Juli d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Ausschluß der Werkstätten) vorgekommenen Unfaͤlle waren im Ganzen zu verzeichnen: 5 Entgleisungen und 2 Zusammenstöße auf freier Bahn, 21 Entgleisungen und 16 Zusammenstöße in Stationen und 156 sonstige Unfälle (Nweberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kesselexplosionen und andere Ereignisse beim Eisenbahn⸗ betriebe, sofern bei letzteren Personen getödtet oder verletzt worden sind). Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größtentheils durch eigenes Verschulden, 171 Per⸗ sonen verunglückt, sowie 47 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 113 unerheblich beschädigt. Von den beförderten Reisenden wurden 3 getödtet und 10 verletzt, und zwar entfallen: je eine Tödtung auf die Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktionen zu Erfurt und zu Hannover und auf die Königlich sächsischen Staatseisenhahnen, drei Verletzungen auf die Königlich württembergischen Staatseisenbahnen, je zwei Verletzungen auf die Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisen⸗ bahn⸗Direktionen zu Hannover und zu Berlin und je eine Ver⸗ letzung auf die Reichseisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen sowie auf die Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen zu Frankfurt 4. M und zu Magdeburg. Von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst wurden beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 24 getödtet und 102 verletzt, von Steuer- u. s. w. Beamten 2 verletzt, von fremden Personen (einschließlich der nicht im Dienst befindlichen Bahnbeamten und Arbeiter) 14 ge⸗
tödtet und 16 verletzt. Außerdem wurden bei Nebenbeschäfti⸗ ungen 47 Beamte verletzt. Von den sämmtlichen Unfällen eim Eisenbahnbetriebe entfallen auf: A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende Bahnen (bei zusammen 33 027,28 Km Betriebslänge und 9gö4 749 291 geförderten Achskilometern) 187 Fälle, davon sind ver hält⸗ niß mäßig, d. h. unter BVerüchichtigun der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen auf der Main⸗Neckar⸗Eisenbahn, in dem Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion (rechtsrh.) zu Köln und auf der mecklenburgischen Friedrich⸗Franz-Eisenbahn die meisten Unfälle vorgekommen. B. Privatbahnen (bei zusammen 2527,49 km Betriebslänge und 29 714117 geförderten Achs⸗ lilometern) 13 Fälle, davon sind verhältnißmäßig auf der KLiel⸗-Eckernförde⸗Fleneburger Eisenbahn, auf der Neustrelitz⸗ Warnemünder und auf der Hessischen Ludwigs-Eisenbahn die meisten Unfälle vorgekommen.
S. M. Kreuzer „Habicht“, Kommandant: Korvetten Kapitän Burich, ist am 15. k in Mossamedes ein⸗ getroffen und beabsichtigt, am 18. nach St. Paul de Loanda in See zu gehen. — Das Kreuzer-Geschwader, bestehend aus S. M. Schiffen „Leipzig“ und „Sophie“, mit dem Geschwader⸗-Chef, Contre-Admiral Valois an Bord, ist am 16. September in Sydney eingetroffen.
Köln, 16. Seytember. Der Kaiser von Brasilien hat sich, dem „W. T. B.“ zufolge, von hier zum Besuch des Krupp'schen Etablissements nach Essen begeben.
Bayern.
München, 16. September. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Adalbert kehrte mit ihren drei Töchtern gestern Abend aus Berchtesgaden nach München zurück, wurde am Centralbahnhofe von der Königin Isabella von Spanien sowie dem Prinzen und der Prinzessin Ludwig Ferdinand empfangen und zur Königlichen Residenz begleitet, woselbst Erstere nun das Winterquartier beziehen.
Die Stadtvertretung von Augsburg beschloß, dem W. T. B.“ zufolge, sich an der Adresse zum „Möährigen Geburtstage des Grafen Moltke zu betheiligen und zeichnete zu diesem Zweck 1000 (M6
Auf eine Einladung des Münchener Comités zur Be⸗ theiligung an den Beiträgen für das dem Fürsten Bismarck am Starnberger See zu erxichtende bayerische Denkmal, versammelten sich, wie dem Schwäb. Merk.“ geschrieben wird, dieser Tage mehrere angesehene Persönlichkeiten aus allen Ständen im Bayreuther Rath hau se, um hierzu Stellung zu nehmen. Der liberale Landtagsabgeordnete Bergrath Hahn gab dem Bedenken Ausdruck, daß bei ausschließlicher Zuwen⸗ dung der Beiträge zum bayerischen Denkmal gegen Bayern der Vorwurf des Partikularismus erhoben werde; man möge bei einem entsprechenden Ergebnisse wenigstens einen Theil des Fonds für das in Berlin zu errichtende Denkmal überweisen. Bürger⸗ meister Dr. Muncker sprach sich dahin aus, daß im Hinblick auf die außerordentlich hohen Beiträge, welche dem Berliner Comits bereits zugeflossen, die einlaufenden Beiträge für das bayerische Denkmal Verwendung finden sollten. Rechtsanwalt Heydenreich führte aus, daß Bayern außer dem Dank, den jeder Deutsche dem Kanzler schulde, noch besondere Pflichten gegen diesen habe; denn nur seinem versöhnlichen und energischen Eintreten beim Friedensschluß 1866 habe Bayern so milde Bedingungen zu verdanken gehabt. Schließlich einigte man sich dahin, den Spendern freizustellen, ob sie für das Berliner oder das bayerische Denkmal Beiträge leisten wollen.
Sach sen.
Dresden, 16. September. Das „Dresdner Journal“ meldet: In Folge einer Einladung Sr. Majestät des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen wird Sich Se. Majestät der König zur Theilnahme an den Manövern des V. und VI. Armee⸗Corps morgen, Mittwoch, den 1J. d. M., mit dem fahrplanmäßigen Zuge Vormittags 10 Uhr 20 Minuten über Görlitz ⸗Liegnitz nach Börnchen bei Hohenfriedeberg in Schlesten begeben. In Seiner Begleitung werden sich be⸗ finden: General-Major Freiherr von Hodenberg, General la suite Sr. Majestät des Königs, die Königlichen Flügel= Adjutanten Oberst Lieutenant Graf Vitzthum von Eckstädt und rig n Haugk, und der Königliche Leibarzt Ober-Stabsarzt
r. Jacobi.
Das Ministerium des Innern erläßt folgende, vom 13. d. M. datirte Bekanntmachung: . (
In Folge des Auftretens der Reblauskrankheit in einem Weinberge des dritten Aufsichtsbezirks sieht sich das Ministerium des Innern veranlaßt, zugleich unter Erinnerung an das in § 4 des Reichsgesetzes, betreffend die Abwehr und Unterdrückung der Reblaus⸗ krankheit, vom 3. Juli 1883 (Gesetz⸗ und Verordnungsblatt 1884 Seite 164) allgemein ausgesprochene Verbot der Versendung und Einführung bewurzelter Reben, auch das Verbringen sogenannter Blindreben (jur Anpflanzung neuer Rebanlagen bestimmter unbewurzelter Reben) aus den Bezirken der Ge⸗ meinden Niederwartha und Weistrepp, des Rittergutes Weistropp, der Gemeinde und des Rittergutes Wildberg, der Gemeinden Klein⸗ schönberg, Hartha, Konstappel, Pinkowitz, der Gemeinde und des Rittergutes Gauernitz, der Gemeinden Röhrsdorf, Gruben mit ihren Ortstheilen Bergwerk, Pegenau, Reppina mit Schloß Scharfenberg und Reppnitz, des Rittergutes Scharfenberg nebst den Vorwerken Pegenau ugd Reppnitz, der Gemeinde und des Rittergutes Batzdorf in andere Gegenden bei 150 M Strafe für jeden Zuwiderhandlungs⸗ fall zu verbieten.
Württemberg.
Stuttgart, 16. September. Ihre Königlichen Ma jestäten empfingen, dem StA. f. W.“ zufolge, gestern in Friedrichshafen den Besuch Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Großherzogin von Toskang, welche mit ihrer Tochter, der Erzherzogin Luise, Nach⸗ mittags dort eintraf, an der Königlichen Tafel Theil nahm und Abends wieder nach Lindau zurückkehrte.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Sch werin, 16. September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Groß⸗ — 8 haben, den „Meckl. Nachr.“ zufolge, Algier am 15. d. M. verlassen, nachdem günstige Witterung eingetreten, und sich zunächst zu kurzem Besuch nach Cannes begeben, woselbst der Aufenthalt bis zum 21. d. M. dauern wird. Das Befinden Sr. Königlichen Hoheit war leidlich gut.
Sach sen⸗Coburg⸗Gotha.
Coburg, 16. September. Se. Hoheit der Herzog ist, wie „W. T. B.“ meldet, zum Besuch des Grafen g lch; Esterhazn nach Totis in Qber-Ungarn abgereist und begiebt sich von dort in einigen Tagen auf seine Tiroler Be⸗ sitzungen.
Schwarzburg⸗Sondersõhausen.
Sonders hausen, 16. September. Se. Durchlaucht der Fürst ist, dem „Reg.⸗ u. Nachr.Bl.“ zufolge, gestern von hier nach Gehren zurückgereist.
Deutsche Kolonien.
Deut sch⸗Ost-Afrika. Einem Wolff'schen Telegramm aus Sansibar vom 16. September zufolge ist Emin Pascha am 4. v. M. in Tabora angekommen und hat sich ganz Unjamwesi ihm unterworfen.
Oesterreich ⸗ Ungarn.
Wien, 17. September. Die Manöver bei Monos— petri haben mit dem gestrigen Tage ihr Ende erreicht. Se. Majestät der Kaiser und König dankte, dem „W. TD. B.“ zufolge, dem Offiziercorps, indem er seiner Freude über den Abschluß der lehrreichen Manöver Ausdruck gab und die gute Detailausbildung sowie den guten militärischen Geist aller Truppen hervorhob. Der Kaiser und König richtete an den Erzherzog Albrecht ein Handschreiben, in welchem er seine vollste Befriedigung über die instruktive, dem Ernstfalle möglichst angepaßte Durchführung der Schluß— manöver des VI. und VII. Corps aussprach, sowie auch sämmtlichen Kommandanten und dem Chef des Generalstabes seine Zufriedenheit kundgab. Die Abreise Sr. Majestät von Szekelhhid nach Schlesien erfolgte gestern 6 Uhr Abends.
Wie der „Pol. Corr.“ aus Lissab on gemeldet wird, hat Ihre Majestät die Kaiserin und Königin während des kurzen Aufenthaltes in der genannten Stadt im strengsten Incognito Ihren Majestäten der Königin⸗Wittwe Mar ia Pia sowie der Königin Amalie Besuche abgestattet und einen Ausflug nach Cintra unternommen. Am 14. d. M. hat Ihre Majestät die portugiesische Hauptstadt auf der Jacht Chazalis, welche den Kurs nach Gibraltar nahm, verlassen.
Die Theil nehmer an der Eröffnungsfeier für die Arbeiten des „Eisernen. Thores“ besichtigten gestern, wie „W. T. B.“ meldet, die Katarakte beim Eisernen Thore, fuhren das serbische Ufer entlang nach Turnu Severino, von der Bevölkerung mit Zivio⸗Rufen begrüßt, nahmen dann die Petroleumcaissons in Kladowo in Augenschein und kehrten nach Orsowa zurück.
In Pester Kreisen erwartet man, wie der „Pol. Corr.“ geschrieben wird, von der persönlichen Berührung der unga⸗ rischen und serbischen Minister einen günstigen Einfluß auf die rasche Lösung der schwebenden Differenzen. Die ungarische Presse stimme dem Austausch freundlicher Versicherungen zwischen dem ungarischen und dem serbischen Minister⸗ Präsidenten in Herkulesbad zu und hoffe, derseibe bedeute den Beginn einer neuen Aera in den Beziehungen beider Staaten.
Großbritannien und Irland.
London, 16. September. Die Königin von Ru— mänien wird demnächst nach Bray, dem Brighton Irlands, übersiedeln. Der Badeort ist nur 15 Meilen von Dublin entfernt und ein Lieblinge⸗Sommeraufenthalt der Bewohner der irischen Hauptstadt.
Sir Evelyn Baring und Sir Francis Grenfell begeben sich, der Times“ zufolge, demnächst nach Neapel, um Lord Dufferin in seinen Unterhandlungen mit der italienischen Regierung in Bezug auf die Absteckung der Grenze zwischen dem egyptischen und italienischen . an der Küste des Rothen Meeres zu unter—
itzen.
Die Feldübungen der beiden in Berkshire gegen einander operirenden Kavallerie-Brigaden werden fort⸗ gesetzt. Am Sonnabend war die den Uebungen zu Grunde liegende Idee die, daß sich ein Vertheidigungs-Corps in Reading und Basingstoke konzentrire, während ich eine im Severn gelandete Einfalls⸗Armee ihr nähere. Die Angreifer hatten die Uebergänge über die Themse bei Moulsford und Streatley zu nehmen.
Frankreich.
Paris, 17. September. Der internationale Ge— treidekongreß ist gestern Nachmittag in Gegenwart des Arbeits-Ministers Jes Guyot eröffnet worden. Der Minister hob, wie „W. T. B.“ meldet, die Wichtigkeit der Wasserstraßen für den Getreidehandel hervor und versprach, die Errichtung von Navigationskammern zu fördern.
Die Flottille von Tongking wird neuerdings um 3 Kanonenschaluppen vermindert werden.
Die im französischen Heere althergebrachte Sitte, Sol⸗ daten, welche thätliche Beleidigungen gegeneinander verübt 3 ihre Händel mit dem Degen in der Hand aus⸗
echten zu lassen, soll auf Geheiß des Kriegs⸗Ministers in Zukunft aufhören.
Italien.
Rom, 16. September. Der Riforma“ zufolge soll der Unter⸗Staatssekretär im Finanz⸗Ministerium, Car⸗ cano heute seine En tlassung eingereicht haben.
Die Preßfehde zwischen den itallenischen und französischen Organen der öffentlichen Meinung, welche sich anläßlich der unterbliebenen Theilnahme des Königs Hum bert an der Feierlichkeit der Vonstapellassung der Sardegna“ in Spezzia entsponnen hatte, ist nun ver⸗ stummt; die Hestigkeit der Sprache, welche in den beider— seitigen Auslassungen geführt wurde, war aber eine so
roße, daß die Erregung in Italien noch nachzittert. Jeden⸗ alls, schreibt die „Pol. Corr.“, bietet diese Episode einen neuerlichen Beweis, daß trotz der zwischen beiden Regierungen im offiziellen Verkehr bestehenden korrekten, ja kordlalen Be⸗ ziehungen, das Verhältniß zwischen Italien und Frankreich noch immer ein gespanntes bleibt: „Die italienische Regie⸗ rung ist ö. ihrerseits bewußt, Alles gethan zu haben, um jeden Zweifel an ihrem aufrichtigen Wunsch, mit der Nachbar⸗ republik freundliche Beziehungen zu unterhalten, zu bannen; sie hat namentlich auf ier genen Gebiet, vielleicht sogar unter Schädigung der eigenen Interessen, das größte Entgegenkommen bewiesen, ohne daß dasselbe bisher
Seitens Frankreichs eine Erwiderung fand; von der Richtung seiner auswärtigen Politik wird sich Italien aber durch das Uebelwollen Frankreichs nicht abdrängen lassen, das gestatten die vitalen Interessen des Landes nicht, welche hierfür die einzige Richtschnur bilden, und die Versuche, Italien von dem Dreibunde abwendig zu machen, müssen daher, wie sie bisher sich als vergebliche erwiesen haben, auch in Zukunft als aus—⸗ sichtslos bezeichnet werden.“
Portugal.
Lissabon, 17. September. Das Kabinet hat, wie das R. B.“ meldet, seine Demission gegeben, und Chry sosto mo Abreu ist mit der Bildung eines neuen Kabinets betraut worden. Gerüchtweise verlautet, das Ministerium werde eine Umbildung im Sinne einer politischen Konzentration erfahren. Es sollen Mitglieder sämmtlicher Parteien in das Kabinet aufgenommen werden. ö
Die parlamentarische Kommission, welcher die englisch-portugiesische Konvention überwiesen ist, trat gestern zusammen. .
Schweiz.
Bern, 16. September. Der „Bund“ schreibt:
„Die Revolution in Tessin ist beendet; die Regierungs— gewalt liegt in den Händen des eidgenössischen Kommissärs und die Truppen des Bundes halten die öffentlichen Gebäude besetzt. Die subalternen Beamten sind in ihre Stellen zurückgekehrt, die Gen⸗ darmen gehen auf den Plätzen spazieren und — was die Hauptfache ist — die, provisorische Regierung ist vom Schauplatz abge— treten. Sie war nur für eine Üebergangszeit eingesetzt worden und hat ihre Mission erfüllt. Die Erhebung war eine verfassungs—⸗ widrige und der Bund ist sofort eingeschritten, um Remedur zu schaffen. Soll nun Alles wieder werden, wie es war, nach dem Rechtsgrundsatz der Wiedereinsetzung in den früheren Stand? Ist das nöthig oder angemessen? Nein, weder das Eine noch das Ändere. Und noch mehr, es ist unmöglich. Durch die Aktion sind Thatfachen einerseits aufgedeckt, andererseits geschaffen worden, die für die poli⸗ tische Beurtheilung der Lage beredter sprechen, als alle allgemeinen Rechtsformeln der Juristen. Der Aufstand hat uns Üüberrascht. Es bat im In.! und Ausland männiglich befremdet, daß ein solcher Staatsstreich innerhalb der Grenzen unserer Demokratie möglich gewesen ist. Wir wollen die Urheber desselben nicht als Helden feiern, aber noch weniger können wir sie verurtheilen. Was sie gefehlt, das haben andere verschuldet, und diese anderen sind die Herren Resini, Pedrazzini und Genossen. Pedrazzini ist zurückgetreten; Respini muß nach, das ist die nothwendige Folgerung aus den jüngsten Ereignissen.“
. , Bellin zona wird dem „Bund“ ferner u. d. 15. 8. erichtet:
Die Schwierigkeit für Anbahnung eines Kompromisses liegt in Respini (dem früheren Chef der Tessiner Regierung). Dieser Mann hat eine gar eigenthümliche Auffaffung seiner Stellung. Er lebt nur in dem Gedanken Rache zu nehmen für seinen Vater, seine Verwandten, seine Familie; Rache an Allem, was sich liberal nennt. Kehrte Retpini in die Regierung zurück, so würde er gegen seine politischen Gegner wüthen, wie nie zuvor und an eine Paeifikation des Kantons wäre gar nicht zu denken. Tritt er dagegen von der politischen Bühne ab, so ist das Land von einem Alp befreit und kann in gesundere und friedlichere Verhältnisse übergeführt werden. Die Eidgenossenschaft hat in einer Weise interveniren müssen, die ihr das Recht giebt, ein entscheidendes Wort mitzuspreche! und den Bundesbehörden werden sich die patriotisch gesinnten Männer aller Parteien anschließen, um das Werk der Sanirung im schwergeprüften Tessin zu unterstuͤtzen. — Die Nacht ist ruhig verlaufen, Respini ist seit heute (15.) Morgens früh in Freiheit, er reiste sofort von Lugano weg. Zwischenfälle gab es dabei keine., Heute um halb neun Uhr sind Professor Schneider als eidgenössischer Untersuchungs⸗ richter ad hoe und sein Sekretär, Hr. Togni, hier eingetroffen. Wie „W. T. B.“ meldet, ist Respini am 15. d. M. in Bern angekommen und hat sich in Folge Auf⸗ forderung einer Anzahl konservativer Führer aus anderen Kantonen verpflichtet, nach dem Kanton Tessin zurückzu⸗ kehren und dort mit seinen Kollegen die Regierung wieder zu übernehmen. Die Konservativen hoffen auf. diese Weise die sofortige Wiedereinsetzung der früheren Regierung zu erreichen. — Sämmtliche Mitglieder der aufgelösten provisorischen Re—⸗ gierung wurden am 16. Vormittag in Bellinzona durch den außerordentlichen eidgenössischen Untersuchungsrichter Schneider vernommen. — Am 15. d. Nachmittags fand in Castelrotto die Beerdigung des bei den Unruhen er— schossenen Staatsrathes Rossi statt. Der Bundeskonimissar Künzli ließ sich durch 3 Offiziere dabei vertreten. Der Leichenzug wurde von einer ahlreichen Menge mit 17 Fahnen begleitet. Die Feier ö in durchaus ordnungsmäßiger Weise.
Niederlande.
Haag, 16. September. Die Kammern sind heute vom Minister⸗Präsidenten Baron Dr. Mackay mit einer Thronrede eröffnet worden, welche, dem „W. T. B.“ zu⸗ folge, die bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zu allen Mächten konstatirt, und in der es weiter heißt: Die Nieder⸗ lande haben sich gern an der Antisklaverei⸗Konferenz ö ligt und die Bemühungen, den Sklavenhandel zu bekämpfen, ernstlich unterstützt. Die Regierung bedauere tief, daß die Konferenz bisher ihren humanen Zweck nicht erreicht habe. Handel, Industrie und Schiffahrt zeigten eine sichtbare Besse⸗ rung. Für den Postdampfer⸗Dienst nach Ostindien werde eine Beschleunigung vorgeschlagen werden. Bei den verschiedenen Ausständen habe die Regierung die öffentliche Ordnung aufrecht erhalten. Die finanzielle Lage gestatte es, den Gemeinden ohne Steuererhöhung zu 8 zu kommen. Die Regierung verlangt sodann die Dringlichkeit für das Militärgesetz. Die ökonomische Lage des niederländischen Indien sei ziemlich be⸗ friedigend, aber die Kaffee Ernte auf Java sei mißrathen. Gleichwohl werde wegen der Ueherschüsse der vorangegangenen 36. keine Anleihe r Indien nöthig sein. Es würden Be⸗ wässerungsarbeiten vorgenommen und der Leau von Eisen⸗ bahnen unter Staatsgarantie fortgesetzt werden.
Türkei.
Konstantinopel, 14. September. Der junge Armenier Janghiulian, welcher den arme nischen Bischof Da jdah in Stambul vorigen Dienstag angriff, wurde, wie man den „Daily News“ berichtet, zu lebenslänglicher Ver⸗ ban nung nach Akia verurtheilt. Angeblich soll der Bischof , haben, daß Janghiulian ein Bildniß des Sultans in Stücke riß, und auf diese Aussage hin wurde er vom Kriegsgericht im Kriegs-Ministerium zum Tode verurteilt. Das Urtheil ward später vom Sultan in lebenslängliche Verbannung umgewandelt. Der Bischof ist am Arm schwer verwundet. Die Kugel ist durch den Knochen ge⸗ drungen und der Arm mußte amputirt werden. Nachdem der Verbrecher gefeuert hatte, rief er aus, daß es noch andere Verräther gebe, mit denen ebenso verfahren werden müßte.