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Seit Sultan Seyyid Bargasch ist auf dem Gebiet des Sul⸗ tanats San sibar der gewerbsmäßige Han del mit Sklaven unter Androhung einer Gefängnißnrafe von 6 Monaten und darauf folgender Verbannung verboten; dagegen blieb es erlaubt, daß ein Sklave aus dem Eigenthum seines Herrn in das⸗ jenige eines anderen durch Kauf, Schenkung, Tausch, des⸗ gleichen durch letztwillige Verfügung oder im Wege der In⸗ teftaterbsolge überging. An diesem Rechtszunand ist bis⸗ lang Seitens der deutschen Verwaltung im Küsten— gebiet nichts geändert worden; dagegen hat Sultan Seyyid All durch Dekret vom 1. August d. J. bestimmt, daß fernerhin jede Veräußerung eines Sklaven bei Strafe verboten sei und nur noch durch Vererbung an Des cendenten das Eigenthum an einem Sklaven übertragen werden könne. Wie tief diese Verfügung bei wirklicher Durchführung in die Lebensverhältnisse der ganzen Bevölkerung einschneiden würde, mag daraus entnommen werden, daß die Sklaven zum großen Theil auch selbst wieder Sklaven besitzen, denen gegenüber fie diefelben Rechte haben, we ein freier Mann über seine Sklaven. Ferner ist es sowohl in Sanfibar, wie an der Küste üblich, daß die auf einem länd— lichen Grundstück beschäftigten Sklaven als zu dem⸗ selben gehörig betrachtet und mit ihm zusammen ver⸗ kauft werden; das Verbot des Sklavenverkaufs würde daher mit der plötzlichen Entwerthung des Grund⸗ eigenthums auf der Insel um etwa 80 Proz. gleichbedeutend fein, und die Inder, welche gegen Verpfandung der Sklaven Vorschüsse gegeben haben, gingen der Sicherheit für ihre Schuldforderungen verlustig. Diese neuerlichen Bestim⸗ mungen haben denn auch auf der Insel Sansibar eine so große Aufregung hervorgerufen, daß sie bis jetzt nicht zur Durchführung gelangen konnten, der Sultan sich vielmehr genöthigt gesehen hat, durch. Dekret vom 9. August d. J. seine frühere Anordnung in einzelnen Punk— ten zu modifiziren. . .
Dekrete des Sultans von Sansibar erlangen für das unter deutscher Gewalt stehende Küstengebzet keine Geltung; die deutsche Regierung nahm jedoch ihrerseits in Erwägung, ob es angezeigt sei, auch für jenes Gebiet schon jetzt bezüglich der häuslichen Sklaverei ähnliche Bestimmungen zu treffen, wie sie das Dekret des Sultans vom 1. August enthält. In Ueberein— stimmung mit den Vorschlägen des Generalkonsuls in Sansibar und des stell vertretenden Reichskommissars ist diese Frage aus dem Grunde verneint worden, weil es bedenklich erschien, nachdem eben Ruhe und Ordnung wieder hergestellt war und die Bewohner sich an die neuen Zustände zu gewöhnen anfingen, unvermittelt mit Maßregeln vorzugehen, welche in die sozialen und wirthschaftlichen Verhältnisse der Be⸗ völkerung tief eingreifen und darum die Gefahr neuer Auf⸗— regungen und Beunruhigungen in sich bergen. Entschlossen, wie bisher nicht nur den Sklavenjagden, sondern auch dem ewerbsmäßigen Sklavenhandel unnachsichtlich und mit allen
itteln entgegenzutreten. behält sich die deutsche Re—⸗ gierung in voller Uebereinstimmung mit den auf der Brüsseler Konferenz übernommenen Verpflich⸗ tungen vor, den Moment selbst zu wählen, der
ihr für weitere Beschränkungen der herrschenden Sklaverei geeignet erscheint; sie wird, wenn der Zeitpunkt dazu ge— kommen, die bezüglichen Maßregeln nicht nur anordnen, son— dern auch für die strikte Durchführung derselben Sorge tragen.
Aus London bringt „W. T. B.“ folgende telegraphische Mittheilung: ; .
Die „Daily News“, der „Daily Telegraph“ und die „Morningpost“ drücken die vollste Genugthuung über das gestrige Dementi des „Reich s-Anzeigers“ gegenüber dem „Times“⸗-Artikel, betreffend den Sklavenhandel in Deutsch O st⸗Afrika aus. „Daily News“ sagt: „Wir accep⸗ tiren das klare Dementi als befriedigend und hinreichend; es giebt Alles, was wir verlangten; von einer Mitschuld der deutschen Re⸗ gierung im Kokettiren mit dem Sklavenhandel kann unmöglich mehr die Rede sein; das öffentliche Gefühl Europas wird sicherlich Seitens Deutschlands nicht durch amtliche Sank— tionirung des Sklavenhandels verletzt werden.“ „Morning— po st“ sagt: Es bedurste kaum der amtlichen Erklärung im „Reichs-Anzeiger“, um uns zu überzeugen, daß Deutschland in diesem Falle nicht seine Verpflichtungen verletzt habe oder sich dem allgemeinen Fortschritt der Civilisation wider— setze. Wir haben jedoch zu erfahren, wie das Gerücht in Umlauf gerathen sei; möglicherweise werden uns die Nach⸗ forschungen des stellvertretenden Reichs kommissars Dr. Schmidt Über diesen Punkt Klarheit verschaffen.“ Die „Times“ rühmt die Schnelligkeit, mit welcher die deutsche Regierung den Ernst der Nachricht gewürdigt habe.
Bayern.
München, 17. September. An der gestrigen Hoftafel erschienen, wie die „Allg. Zig.“ mittheilt, mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prin z-Regenten die Königin Isabella von Spanien, sämmtliche Mitglieder der Prinzessin Adalbert'schen Familie, die Herzogin Max Emanuel, der italienische Gejandte Chevalier de Copa und der zur Zeit hier weilende Maler Herkomer, ein geborener Bayer. — Die verwittwete Herzogin Katharina von Mecklenburg-Strelitz begab sich mit ihrer Tochter, der Herzogin Helene, gestern Mittag nach dem Comer See. — Gestern Abend ist Prinzessin Luise von Preußen über Rosenheim wieder hier eingetroffen und im Hotel „Bayerischer Hof“ abgestiegen. . ;
Ueber die Herstellung der neuen Doppelgeleise auf den bayerischen Eisenbahnen macht die „Allg. Ztg.“ folgende Mittheilungen:
Die Detailprejekitrung eines großen Theiles der Dorrelbahnen ift vollendet, so daß schon größere Strecken verakkordirt und in Bau genommen werden konnten. So sind z. B. die Strecken zwischen Kitzingen und Rottendorf, dann mischen Baiers⸗ dorf, Bamberg und Lichtenfels im vollen Bau, auch wischen Hochstadt und Untersteinach, dann zwischen Moosburg und Bruckberg ist der Bau eingeleitet, weitere Strecken werden in nächster Zeit noch in Bau genommen werden. Ganz besondere Arbeit in der Detailxrojektirung machen die umfänglichen, mit Herstellung der Dopvpelbahn verbundenen Erweiterungs- und Umbamen in den Stationen, doch ist auch hier jetzt schon ein großer Theil der Arbeit geschehen. Die eisernen Brücken wurden fast alle schon kurz nach Erlaß des Gesetzes vom S. Dejember 1889 über die Doppelbabngeleise' in Lieferung gegeben, und werden zum größten Theil noch in diesem Jahre, jast der ganze Rest im nächsten Frübjabr und nur eine der nennerswerthen Brücken noch etwas später aufgestellt werden. Wird nun, wie vor⸗
oussichtlich, im Laufe dieses Jahres noch der Rest der benõtbigten
Schienen mit Zubebör in Lieferung für das Jabr 1831 gegeben, so wird mit Grund angenommen werden dürfen., daß die gesetzlich ge⸗ nehmigten Doprelbahageleise im Laufe des Jabres 1391 zum weitaus größten Theil jur Vollendung kommen, und nabezu alle fertig seftellt jein werden, bis für eine weitere Serie derselben die Genehmigung des nächsten Landtages erreicht, und sodann diese zweite Serie, für welche dermalen schon die generellen Projekte vorbereitet werden, in Angtiff genommen werden kann. Bezüglich der Lie erung von Schienen werden die in Betracht kommenden baverischen Werke — die Mexbütte und die Kremer'schen Werke in der Pfalz — nach dem vollen Maßstabe ibrer Leistrngs fäbigkeit berücksichtigt.
Sachsen.
Dresden, 17. September. Se. Majestät der König ist heute Vormittag 10 Uhr 30 Min. über Görlitz und Liegnitz nach Börnchen in Schlesien abgereist, woselbst die Ankunft um 5 Uhr 30 Min. (s. oben) erfolgte. —
Der Kreishauptmann von Hausen in Zwickau ver⸗ öffentlicht folgenden Allerhöchsten Dank:
Se. Majestät der König sind sebr erfreut gewesen über die Allerbẽckstdemselben sowie Ihrer Majestät der Königin wäbrend der letzten Tage in Ctemnitz mit Umgegend und namentlich in der Stadt
kemnitz selkst dargebraäh ten überaus zablreichen Beweise von Liebe und Berehrung und lassen dafür berzlichst danken. Se. Majestät baben aber besorders auch mit lebhafter Befriedigung von der bei den diesjäbrigen U'bungen den Trurven bereiteten allseitigen vorzüg⸗ lichen Aufnabme Kenntniß erbalten und mir befoblen, bierfür eben⸗ falls Allerhöchstihre dankende Anerkennung öffentlich aus usprechen.“
Behufs Wahl von Vertretern für den Ausschuß der für das Königreich Sachsen errichteten Invaliditats- und Altersversicherungsanstalt traten am 15. und 16. d. M. die betreffenden Wahlmänner unter Leitung eines Beauf—⸗ tragten des LandesversicherungZsamts hier zusammen. Dem „Dresd. Journ.“ zufolge wurden gewählt:
als Vertreter der Arbeitgeber die Herren: Fabrikant Ludwig Eitel in Zittau, Kaufmann Albin May in Löbau, Buch druückereibesitzer Lehmann in Dresden, Kammerherr Freiberr von Burgk auf Roßthal, Kaufmann Herrmann in Leipzig, Ockonomie⸗ Rath Ublemann in Sörlitz bei Mügeln, Direktor der Sächsischen Maschinerfabrik Kretzschmat in Chemnitz, Stadtrath Rostosky in Niederscklema und Handelskammer⸗Präsident Georgi in Mylau,
als Vertreter der Versicerten die Herren: Sigismund Rester in Leipzig Nerstadt, Ferdinand Vater in Loöbau, F. Hermann Bartmuß in Leipzig⸗ Reudnitz, Friedrich Anton Kunie in Löbtau, Hermann Thurm in Krimmitschau, Karl August Vogel in Dresden, Robert Hauschild in Chemnitz, Theodor Sust daselbft und Adolf Haubold in Bautzen und außerdem für jeden Vertreter 2 Ersatz⸗ manner.
In einer am 15. d. M. in der Königlichen Kreis— hauptmannschaft Dresden abgehaltenen Konferenz mit den Vertretern der von der Hochfluth betroffenen Städte und amtshauptmannschaftlichen Verwaltungabezirke des hiesigen Regierungsbezirks ist beschlossen worden, daß, nachdem bereits in den ersten Tagen von den ein— gegangenen Sammelgeldern zunächst 6000 S6 zur Befriedigung dringender Bedürfnisse hinausgegeben worden, auf Grund der in Arbeit begriffenen und thunlichst zu beschleunigenden bezüglichen Uebersichten und je nach dem Eingange größerer Geldbeträge Berechnungsgelder zur Gewährung weiterer Unterstützungen an bedürftige Wasserbeschädigte verab⸗ jolgt werden sollen. In den gedachten Städten und Verwal—⸗ tungsbezirken werden Bezirkscomités zur Förderung des Unter— stützungswerks gebildet.
Württemberg.
Stuttsart, 17. September. Aus Friedrichshafen wird dem „St.- A. f. W.“ gemeldet, daß Ihre Kaiserliche Hoheit die Herzogin Wera von Württemberg mit den Herzoginnen El sa und Olga gestern Morgen abgereist ist, um nach Stuttgart zurückzukehren. Höchstdieselbe nimmt hier zunächst im Orangeriegebäude der Villa Berg Wohnung.
Baden.
Karlsruhe, 17. September. Ueber den Empfang Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs im Reichslande wird der „Straßb. Post“ aus Zabern u. d. 16. d. M. berichtet: Zum Empfange des Großherzogs von Baden hatten sich heute Abend gegen 5 Uhr am Bahnkofe eingefunden: der komman⸗ dirende General, der Kreisdirektor, der Bürgermeister mit den zwei Beigeordneten, drei weißgekleidete Mädchen mit Schärpen und der Kriegerverein, und zwar letzterer äußerst zahlreich. Nach 9 Uhr fuhr der Zug ein, und nach der militärischen Meldung Seitens des Generals von Heuduck wurde der Groß— herzog von den Civilbehörden begrüßt. Darauf hielt ein Madchen eine Ansprache und überreichte einen prachtvollen Strauß. Der Großherzog dankte huldreichst. Sodann machte der Vize⸗Präsident des Kriegervereins, Wegemeister Krueger, Meldung von der Aufsiellung des Vereins, worauf der Großherzog die Front abschritt. Darauf brachte, der Verein ein dreifaches Hoch aus. Nachdem der Großherzog den Wagen bestiegen, erfolgte die Einfahrt in die schön ge⸗ schmückte Stadt; in den Straßen bildeten die Schüler des Gymnasiums und der Volksschulen, mit Lampions versehen, Spalier; am Schloßplatz brannte eine große Anzahl von Lampions, und unter steten Hochrufen der Bevölkerung fuhr der Großherzog nach der Kreis-Direktion, wo derselbe Absteige⸗ quartier nahm. Nach der Kreis -Direktion zu bildete die Feuerwehr Spalier. Morgen Vormittag begiebt sich der Großherzog zum Brigade⸗Exerzieren in die Nähe von Furchhausen und kehrt voraussichtlich gegen? Uhr zurück. Das Mitiagessen, gegen 3 Uhr, nimmt der . in der Kreis-Direktion ein und fährt dann um 5 Uhr nach Mörchingen. Zabern hat sich schön geschmückt, und zwar geschah dies aus eigenem Antrieb der Bevölkerung, was gewiß als ein gutes Zeichen betrachtet werden kann und von dem guten loyalen Sinn beredtes Zeugniß ablegt.
Mectlenburg⸗Strelitz.
Neustrelitz, 17. September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist, wie die „Meckl. Ldsnachr.“ melden, vor einigen Tagen, von Bad Homburg kommend, in Ostende eingetroffen.
Schw arzburg⸗Rudolftadt. Rudolstadt, 17. September. Se. Durchlaucht der Fürst Günther ist, nach der „Schwzb-⸗Rud. Lds.⸗Zig.“, am ontag von Schwarzburg wieder hier eingetroffen und hat sich gestern zum Besuch Sr. Hoheit des Herzogs von Sachsen— Meiningen nach Schloß Altenstein begeben. Samburg.
Hamburg, 18. September. Die Bürgerschaft ge—⸗ nehmigte endgültig den Antrag des Senats, betreffend die Hafenbauten in Cuxhaven, für welche 7 600 909 4 ausgeworfen sind, und nahm ferner den Antrag auf Auf⸗
hebung des Schulgeldes in den Volksschulen an. Der letztere Antrag bedarf einer zweiten Lesung. Deutsche Kolonien. Deutsch⸗Ost-Afrika. Emin Pascha hat einem Wolff'schen Telegramm aus Sansibar zufolge, in Tabora die deutsche Flagge gehißt und seinen Marsch nach Usukuma fortgesetzt.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Wien, 17. September. Das ungarische Amtsblatt veröffentlicht ein Handschreiben des Kaisers und Königs an den Minister-Präßfidenten Grafen Szapary, in welchem Allerhöchstderselbe seinen tiefgefühlten Dank für die vielfachen Beweise treuer Anhäng⸗ lichkeit, Liebe und Loyalität ausspricht, die ihm bei seinem jetzigen Aufenthalte in Ungarn überall, namentlich in Großwardein und Debreczin entgegengebracht worden seien. Ein zweites Handschreiben an den Erz⸗ herzog Joseph giebt der besonderen Befriedigung Sr. Majestät über das gute Aussehen der ungarischen Landwehr⸗ truppen, sowie über die Ordnung und Präzision Ausdruck, welche dieselben bei den Manövern an den Tag gelegt hätten.
Wie die „Presse“ erfährt, hat der Bürgermeister Dr. Prix mit dem Bautirektor Ober⸗Baurath Berger und dem Magistrats⸗- Rath Dr. Keitler eingehend über die Ausschmückung der Straßen beim Empfang Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm in Wien berathen. Die Einzugsstraße hat in Wien allein eine Länge von U km. Die Fahrt des Kaisers geht nämlich durch die Taborstraße, Kaiser Josephstraße, Praterstraße, Asperngasse, Ringstraße, Babenbergerstraße und Mariahilferstraße nach Schön⸗ brunn. Es ist nun geplant, diesen ganzen Straßenzug aufs Reichste und Schönste zu dekoriren. Es sollen vier große Triumph⸗ pforten aufgestellt werden, und zwar an dem Eingang zur Taborstraße, an dem Beginn der Ringstraße nächst der Aspern⸗ brücke, am Beginn der Mariahilferstraße und am Ausgang der Mariahilferstraße. Die Triumphpforten werden eine schöne architektonische Gliederung erhalten und aufs Prächtigste dekorirt sein. Längs der Straßen werden Masten und Flaggen⸗ stangen aufgestellt und nicht nur mit Fahnen, sondern auch mit Guirlanden, welche sowohl der Länge als der Breite nach die Masten verbinden, dekorirt. Als Fahnenfarben wurden gewählt: schwarz⸗weiß⸗roth, schwarz-gelb und weiß⸗roth. Die Flaggen werden die Farben: schwarz⸗gelb, roth⸗weiß, blau⸗ weiß und blau⸗gelb tragen. Die Leitung der Arbeiten für die Ausschmückung der Straßen Seitens der Stadt ist dem Ober⸗Ingenieur Lichtblau übertragen. ;
In Herkulesbad gab dem „W. T. B.“ zufolge vor⸗ gestern der ungarische Handels-Minister Baroß zu Ehren der Festgäste bei der Eröffnung der Regulirungsarbeiten am Eisernen Thor ein Fest mahl. Hierbei trank Unter-Staats⸗ sekretär von Szögyenyi im Namen des gemeinsamen
sinisteriums auf das Wohl der ungarischen Regierung, der ungarische Handels⸗Minister Baroß toastete auf das Wohl des ge, . Kälnoky, Szögyenyi's und des österreichischen Handels⸗Ministers Marquis Bacquehem, sowie des serbischen Minister⸗-Präsidenten Gruic und des serbischen Ministers der öffentlichen Arbeiten Jossimovie. Hierauf beglückwünschte der österreichische Handels⸗Minister Marquis Bacquehem Namens der österreichischen Regierung das ungarische Ministerium zur Inangriffnahme des Regulirungswerks und trank auf dessen Gedeihen und auf das Wohl der ungarischen Regierung. Der serbische Minister⸗Präsident Gru ic erklärte: „Wir scheiden als Freunde!“, trank auf das Wohl des Ministers Baroß und sprach den Wunsch nach glücklicher Beendigung des gemeinsam begonnenen Werkes aus.
Großbritannien und Irland.
London, 17. September. Der Herzog von Edin— burg hat seinen Posten als Marine-Ober-Befehlshaber in Devonport angetreten.
In Gegenwart des Herzogs von Cambridge und der Generale Sir Evelyn Wood und Sir Baker Russell wurden gestern die Kaoagllerie-Manöver in Berkshire fortgesetzt. Die gestrige Annahme war, daß eine Verthei⸗ digungsarmee von Leighton Buzzard gegen einen von Süd⸗ westen anrückenden Feind vormarschire. Dem Vertheidiger wurde der Erfolg des Tages zugeschrieben. ;
Das Krieg s-Ministerium geht, der „A. C.“ zufolge, mit der Absicht um, ein Miliz⸗Bataillon auf St. Helena zu bilden. Sollte der Plan glücken, so wird die jetzige aus Regulären bestehende Garnison zurückgezogen werden. Bis zum Jahre 1865 hatte St. Helena seine aus Eingeborenen bestehende Besatzung.
Aus Quebeck in Canada meldet ein Kabel⸗Telegramm, daß Prinz George von Wales am 16. d. M. dem von der Bürgerschaft ihm zu Ehren gegebenen Balle im Parla⸗ mentepalast beiwohnte. — Der Premier⸗Minister von Canada Sir Fohn Macdonald äußerte sich in einer in Morxris⸗ burg gehaltenen Rede über die Wirkung, welche die Annahme der MeKinley'schen Tarif vorlage auf Canada haben würde, dahin: die canadische Regierung würde den Abschluß eines billigen Gegenseitigkeits vertrages mit den Vereinigten Staaten begünstigen, aber es sei wenig Aussicht dazu vorhanden. Die Tarifvorlage sei dazu angethan, den Handel zwischen den beiden Ländern zu hemmen, und Canada würde sich daher bestreben, neue Handelsverbindungen zu eröffnen, namentlich
mit England. Frankreich.
Paris, 18. September. Der Präsident Carnot ist gestern in Eambrai eingetroffen und von der Bevölkerung, wie „W. T. B.“ meldet, mit rei ge, Kundgebungen empfangen worden. Heute giebt der Präsident, einer Mit⸗ theilung der „Köln. tg.“ zufolge, den Generalen und fremden Sffizieren ein Frühstuck im dortigen Stadthause und kehrt Abends nach Fontainebleau zurück. Der Minister⸗Präsident de Freycinet, welcher sich gestern ebenfalls nach Cambrai begeben hatte, empfing daselbst gleich nach seiner Ankunft die zu den Manövern kommandirt gewesenen auslãndischen Offiziere und drückte ihnen seine Freude aus, sie hier ver⸗ sammelt zu finden, mit dem Bemerken, er hoffe, die Herren würden ihren betreffenden Regierungen einen günsti en Bericht erstatten über die allgemeinen Sympathien, denen fie überall begegnet seien. JJ
Die Großfürsten Michael Michailowitsch und Georg Michail owitsch von Rußland reisen heute Abend nach Baden-Baden ab. Der Herzog Alexander von Olden⸗
burg, General⸗Adjutant des Kaisers von Rußland, ist hier angekommen.
Nach Meldungen aus Saint⸗Flour wurde der neu g wählte Deputirte Mary Raynaud gestern von der Volks⸗ menge beschimpft und mit Steinen beworfen, sodaß ihn die Gensdarmerie in Sicherheit bringen mußte. Andrieux, Raynaud's Gegenkandidat, hat ein Manifest erlassen, in welchem er die Erwartung ausspricht, daß das Mandat eines wegen gemeiner Verbrechen Verurtheilten nie die Gültigkeits erklärung erlangen werde.
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 18. September. In einem heute veröffentlichten Kaiserlichen Reskript an den Feld⸗ marschall Groß fürsten Nikolaus Nikolajewitsch wird, dem W. T. B. zufolge, dessen talentvolle Leitung der noch nie in so großem Maßstabe abgehaltenen Man over bei Ro wno in schmeichelhaften Ausdrücken anerkannt, sowie die vorzügliche Vor⸗ bereitung der Truppen und deren ausgezeichnete Führung ge⸗ lobt. — Durch eine Kaiserliche Ordre wird dis Errichtung von Festungstelegraphen in Warschau, Nowogeorgijewsk, Brest⸗Litewsk und Iwangorod angeordnet.
Laut einer Meldung der „Nowoje Wremja“ wurde die zu den großen Manövern bei Rowno fertiggestellte strate⸗ gische Bahn Luzk— Kiwerzy der Gesellschaft der Süd— westbahnen unter besonderen vom Kriegs- und vom Wegebau—⸗ Ministerium gemeinsam ausgearbeiteten Bedingungen über⸗ eben. Die Südwestbahnen lieserten für diese 11 Woeßst lange
weigbahn die Schienen, Schwellen und Befestigungen. Dem Militärressort kostete der Bau 63 000 Rbl. Die Bahn ist nicht als leichte Militärbahn, sondern unter Beobachtung der für ständige Staatsbahnen erlassenen Bestimmungen gebaut.
Italien.
Mailand, 17. September. Stanley ist mit seiner Gattin, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, am Dienstag Abend von Cadenabbia hier eingetroffen und hat zu mehrtägigem Aufenthalt im Hotel Continental Wohnung genommen. Am Mittwoch wollte Kapitän Casati von Monza zum Besuche Stanley's in Mailand eintreffen.
Schweiz.
Bern, 17. September. Am Dienstag Vormittags hatte Respini, der Chef der gesprengten ultramontanen Regierung des Kantons Tessin, eine anderthalbstündige Unterredung mit dem Bundes-Präsidenten Ruchonnet. Letzterer erstattete hierüber in der unmittelbar darauffolgenden Sitzung des Bundesraths Bericht; ein Beschluß in der Angelegen⸗ heit wurde, dem Bund“ zufolge, noch nicht gefaßt. Auch dürfte eine Verständigung unter den beiderseitigen Parteiführern, wie man im Bundesrathshause glaubt, kaum zu Stande kommen. Respini sei scheinbar geneigt, Zugeständnisse zu machen; sobald ihm aber positive Vorschläge in diesem Sinne unterbreitet werden, wolle er nicht eintreten. — Ein „Wolff'sches Telegramm“ meldet ferner: Der Präsident der provisorischen Regierung des Tessin habe bei dem Präsidenten des Bundesraths Ruchonnet angefragt, ob er die Vertreter der provisorischen Regierung empfangen wolle. Ruchonnet habe es abgelehnt, sie zu empfangen. — Die „N. Zürch. Ztg.“ schreibt: „Die Frage, ob die alte konservativs Regierung wieder eingesetzt werden soll, hat der Bundesrath noch nicht entschieden; jedenfalls wird er sich darin freie Hand vorbehalten. Die konservative Partei ver⸗ langt die Wedereinsetzung, die liberale weist sie mit der näm⸗ lichen Energie zurück. Aus den Aktenstücken des Bundesraths geht indessen deutlich hervor, daß er die alte Regierung wieder einzusetzen gedenkt; freilich würde dieselbe nur unter der Aufsicht und Leitung (es eidgenössischen Kommissars weiter amtiren können.“
Ueber den Mörder des Staatsraths Rossi schreibt man dem „Aarg. Tagbl.“:
Der frevelhafte Schütze ist ein Bärger der Gemeinde, wo die Feuerwaffen am leichtesten loszugehen pflegen: des berüchtigten Stabio. Er nennt sich Castioni und bat im Mai 1871 als Communarde die Schreckenstage von Paris aktiv mitgemacht. Er war einer jener zehn Anarchisten, welche die als Geiseln gefangenen Geistlichen, darunter den Erzbischo ß von Paris, füsilirten. Seitber lebte er in seiner Heimatb Stabio und soll daselbst trotz seiner bedenklichen Vergangenheit wohlangesehen gewesen sein. Sein Bruder wurde im Stabiohandel von 1876 das Opfer einer aus dem ultramontanen Lager abgefeuerten Kugel, und Castioni soll den durch seine Hand herbeigefübrten Tod Rossi's selbst als Rache für Stabio bezeichnet haben. Der Mörder ist flüchtig. Der Kommissar hat gegen ihn sofort einen Haftbefebl erlafsen und läßt ihn steckbrieflich an die Seeplätze verfolgen. Uebrigens hört man auch Stimmen, der Todtschläger balte sich irgendwo in Bellinzona verborgen und die Nachricht von seiner Flucht sei nur bestimmt, die Verfolger auf falsche Fäbrte zu lenken.
Belgien.
Brüssel, 18. September. Der Hofmarschall Graf dDultremont wird, dem „W. T. B.“ zufolge, heute im Auftrage des Königs den Prasidenten Carnot bei seiner Anwesenheit in Cambrai begrüßen.
Die Centralregierung des Congostaats hat ihre Ge⸗ neigtheit dazu ausge sprochen, daß auf Grund des im Februar d. J. getroffenen Abkommens, wonach jede Grenzdif ferenz zwischen Portugal und dem Con gostaat dem Schieds spruch der Schweiz unterworfen werden sollte, auch die jetzt zwischen beiden Staaten bestehende Differenz der schiedsrichter⸗ lichen Entscheidung der Schweiz unterbreitet werde. Seitens der portugiesischen Regierung wird eine gleiche Er⸗ klärung stündlich erwartet. — Anläßlich der in verschiedenen Zeitungen des Auslandes kürzlich veröffentlichten Artikel be— treffs der vom Congostaat getroffenen finanziellen Maß⸗ nahmen wird in offiziellen Kreisen bemerkt, daß Dank der Dpserwilligkeit des Congostaats große Länderstrecken am oberen Congo dem Handel eröffnet worden seien; man wolle dem Congo—⸗ staat die schwere Pflicht überlassen, den Handel zu beschützen, man wolle einen Vertrag unterdrücken, ohne den 6. el an den Lasten zu betheiligen, die daraus hervorgingen. Außer den Eingangs⸗ zöllen gebe der Berliner Vertrag dem Congostaat das souveräne Recht, Steuern zu erheben. Es sei nicht richtig, daß es der Zweck der bestehenden Steuern und Zölle * den belgischen Handel zu begünstigen, da derselbe in dieser Be⸗ ziehung auf demselben Fuße stehe wie andere Länder; es sei unrichtig, daß die Eingangszölle die Einfuhr mit 33 Proz. belasteten.
Griechenland.
Athen. Wie man der Polit. Corresp.“ aus Athen schreibt, sind die Bemühungen, die in den Reihen der Oppo⸗ sition eingerissene Spal tung zu beseitigen, als endgültig gescheitert zu betrachten, nachdem es nicht gelungen ist, eine Verständigung der Führer der beiden oppositionellen Gruppen, Delijannis und Rhalli, herbeizuführen. Selbstverständlich kommt die Spaltung der Opposition der Regierungs⸗ partei sehr zu statten, welche nunmehr alle Aussicht hat, bei den Neuwahlen selbst in jenen Distrikten, wo ihre Situation eine gefährdete war, den Sieg zu erlangen.
Serbien.
Belgrad, 18. September. Der „Agence de Belgrade“ zufolge hat der Toast des ungarischen Minister⸗-Präsidenten Grafen Szäpäry bei den Festlichkeiten in Herkules bad und ebenso die Besprechungen des selben in der ungarischen Presse sowohl in serbischen Regierungskreisen als auch bei der hiesigen Bevölkerung einen günstigen Eindruck hervorgerufen.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Washington, 17. September. Präsident Harrison weilt gegenwärtig zu seiner Erholung in Cresson, Pennsylvanien, und wird den Einladungen folgen, einige benachbarte Städte zu besuchen. Der „A. C.“ zufolge, heißt es, daß der Präsident ernstlich daran denke, eine Sondersession des Kongresses einzuberufen. Mehrere hervorragende Republikaner seien dafür, damit die Bundeswahlenbill eher zur Verhandlung kommt.
In einem an den Boston-Elub gerichteten Schreiben hebt, wie dem W. T. B.“ aus Boston telegraphirt wird, der Staatssekretär Blaine die Vortheile hervor, die sich aus jenen Artikeln der Tarif⸗Bill ergeben würden, welche sich auf die Behandlung des Auslandes nach dem Grundsatze der Gegenseitigkeit beziehen. Die Annahme dieser Bestim— mungen bilde einen Schutz für das Schutzzollsystem während aus deren Verwerfung die Freihändler Nutzen ziehen würden.
Das Staatsdepartement erhielt die Meldung, daß Ge⸗ neral Ezeta zum provisorischen Präsidenten von Salvador bis zum 1. März 1891 gewählt worden sei.
Der Senat genehmigte die Anti⸗Lotterievorlage in der Form, wie dieselbe vom Repräsentantenhause übersandt wurde.
Argentinien. Buenos-Aires, 17. September. Das neugebildete Kabinet ist, nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“, wie folgt zusammengesetzt: Cane Finanzen, Pinedo Inneres, Huergo öffentliche Arbeiten. Dr. Plaza wird am 1. Oktober nach London abreisen, um dort über eine Anleihe für den Dienst der öffentlichen Schuld zu verhandeln.
Brasilien. Rio de Janeiro, 17. September. Die Minister der Marine, des Auswärtigen, der Justiz, der Finanzen, des Innern, sowie zahlreiche ehemalige Deputirte und Senatoren sind wiedergewählt worden. Die Bildung einer neuen katholischen Partei ist gescheitert.
Die Kaiserbegegnung in Rohnfstock.
Die Blätter widmen der Kaiserbegegnung in Rohnstock Be— trachtungen, welche eine übereinstimmende Auffassung über ihre Bedeutung bekunden. So schreibt das Dresdener Journal“:
„Als Freund und erprobter Bundesgenosse kommt Kaiser Franz Joseph, als Freund und erprobter Bundesgenosse wird er von Kaiser Wilhelm will kommen geheißen, und wie die beiden Herrscher, so denken auch ibre Völker, denen das Gefühl der Zusammengehörigkeit und Waffenbrüderschaft mebr und mehr in Fleisch und Blut über gegangen ist. In den weitesten Kreisen der Bevölkerung beider Län- der ist nachgerade die Ueberzeugung zum Durchbruch gelangt, daß durch treues Handinhandgehen die beiderseitigen Interessen am besten ge⸗ wabrt werden, und daß nur hierdurch den Gelüsten anderer, an der bestebe nden eurcräischen Staatenordnung zu rütteln, ein beilsamer Dämpfer aufgesetzt werden kann. Die beiden stammverwandten Nationen stimmen überein in dem Bewußtsein der Zusammen⸗ gebörigkeit, der Interessengemeinschaft, der Waffenbrüderschaft und bierin sowie in der innigen Freundschaft, welche die Monarchen beider Länder mit einander verbindet, liegt die sicherste Gewäbr für die Aufrechterhaltung eines Bündnisses, das von dem ruhmvollen Groß⸗ ahn Kaiser Wilhelm's geschlossen und von ibm selbst als kostbares Vermächtniß des großen Todten bochgehalten und gefestigt wurde.“
In einem Artikel des „Hannoverschen Couriers“ wird ausgeführt:
„Fürst Bismarck sagte in. seiner großen Rede vom 6. Februar 1888 über das deutsch - österreichische Bändniß: „Wenn wir diesen Vertrag nicht geschlossen hätten, so müßten wir ihn heute schließen. Er ist der Ausdruck der beiderseitigen dauernden Interessen. Diese Charakterisirung des Verhältnisses der beiden Kaiferreiche gilt heute wie vor zwei Jahren und wird für eine Zeitdauer, deren Ende noch nicht abzusehen, dieselbe zwingende Geltung haben. Vorübergehende Vorkommnisse, welche das Bild der politischen Beziehungen für den Augenblick anders zu gestalten scheinen, können daran nichts ändern, daß der Bund Deutsch- lands und Desterreichs das ein für alle Mal Gegebene ist, dem sich alle volitischen Kombinationen unterordnen müssen. Daß Deutsch- land und Italien, welche beide im Kampfe mit DOesterreich ihre nationale Unabhängigkeit und Einheit erringen mußten, sich eben mit diesem Oesterreich in einem Schutz. und Trutzbündniß vereinigten, war ein Gedanke, der thatsächlich nur der Erkenntniß entspringen konnte, daß dauernde gemeinsame Interessen diesen Bund ermöglichten und nothwendig machten. Diese eberzeugung ist zu einem festen politischen Ariem geworden, in Deutschland wie in Oesterreich⸗ Ungarn. Nicht tastende Vermuthungen und widersprechende Gerüchte sind es deshalb, welche jede Zusammen⸗ kunft der beiden Kaiser begleiten, sondern es kommt ledig lich die freudige Genugthuung zum Ausdruck, daß ein be währtes und festbegründetes Freundschaftsverhältniß neu besiegelt wird. Die Huldigungen, welche dem Kaiser von Oesterreich bei seiner letzten Anwesenheit in der Reichshauptstadt dargebracht wurden, der festliche Empfang, den die Kaiserstadt an der Donau für die bevor. stehbende Anwesenheit Kaiser Wilhelm's vorbereitet — das sind nicht Akte offizieller Höflichkeit, sondern der spontane Ausdruck der Ueber⸗ zeugung, daß in der über jeden Zweifel erhabenen Bundestreue der beiden Alliirken dem Frieden und der Sicherheit des eigenen Landes ein starker Schutz gegen jede Bedrohung erwachsen ist.“
Und in dem gestern bereits telegraphisch erwähnten Artikel der Wiener „Presse“ heißt es:.
Se. Maßsestät der Kaiser Franz Joseph reist heute von den ungarischen Manövern nach Preußisch⸗ Schlesien zum Besuche des Deutschen Kaisers. In dem kleinen Schlöͤßchen des Grafen Hochberg zu Rohnstock werden die beiden Herrscher der mitteleuropäischen Großmaäͤchte zusammentteffen, und der König, von Sachsen, ein vertrauter Freund unseres Kaisers, der nicht minder dem Herzen des Deutschen Kaisers nahe steht, wird an dieser Begegnung theilnehmen. Gine besondere Weihe erhält die Jufammenkunft durch die freudigen und überzeugungsstarken Sym⸗
pathien, mit welchen die Bürger des Deutschen Reichs sowobl wie der österreichisch: ungarischen Monarchie an dem I r m n zwischen ibren Herrschern, an der Allianz der Mächte tbeilnebmen. Das Bündniß mwischen dem Deutschen Reich und der Monarchie der Habsburger ist büben und drüben zum Axiom aller Patrioten ge⸗ worden, und diese Uebereinstimmung mit ihren Völkern ist der Rubm und die Kraft der Kaiserlichen Freunde.“
Kunft und Wissenschaft.
Hr. Flinders Petrie bat, wie wir dem „Journal des Debats ' entnehmen, vor Kurzem in Egvpten eine Zabl von Papv⸗ rus rollen entdeckt, unter denen die Professoren Sayce und Mahaffy⸗ Fragmente einer verloren gegangenen Tragödie des Enri—⸗ vides Antiope“' sowie ein Fragment des Phädon' des Plato, welches aus dem ersten Jahrhundert der christlichen Zeit⸗ rechnung stammt, aufgefunden baben.
— In der gestrigen zweiten Sitzung der 63. Versammlung der Gesellschaft deutscher Natürforschetr und Aerzte in Brem en bielt Professor Ostwatd — Leipzig einen Vortrag über Altes und Neues in der Chemie; ferner sprach Professor J. Rosenthal — Erlangen über Antoine Laurent Lavoisier und seine Bedeutung für die Entwickelung unserer Vorstellungen von den Lebens vorgängen.
Bei dem gestern Nachmittag im Parkbause der Ausstellung ju Ehren der Versammlung der deutschen RNaturforscher und Aerzte ab— gebaltenen Festessen von 600 Gedecken brachte, W. T. B. zufolge, Dr. Pletzer (Bremen) das Hoch auf Se. Majestãt den K’a is er aus. Ferner toasteten Geheimer Regierungs-Rath, Professsr von Hofmann Berlin) auf die freie Hansestadt Bremen, der Vorsitzende der nordwestdeutschen Gewerbe⸗ und Ir dustrie ⸗Ausstellung Papendick auf die anwesenden Naturforscher und Aerzte, Geheimer Medizinal⸗Rath von Bergmann (Berlin) auf die Geschäftsfübrer Dr. Pletzer und Professor Buchenau und schließlich Professor Quincke (Heidelberg) auf die Damen.
— In Winchester sind, der A C.“ zufolge, anläßlich einiger Ausgrabungen die massizen Grundlagen des einstigen Palastes des normännischen Eroberers blosgelegt worden. Eine große Säule römischer Arbeit, Bruchstücke antiker Geschirre, Theile flamändischen Geschirres aus der Tudor⸗-Zeit, sowie eine ganze Vase aus derselben Periode befinden sich unter den Funden. .
Verkehr s⸗Anustalten.
Hamburg, 17. September. (W. T B.). Der Postdampfer Moravia“ der Hamburg ⸗ Amerikanischen Packetfabrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute früh in New⸗JYork angekommen.
— 18. September. (W. T. B.) Der Po st dampfer Ascania“ der Hamburg ⸗ Amerikanischen Pacetfabrt⸗ Akt ien⸗ gesellschaft ist, von New ⸗Jork kommend, heute 8 Uhr Morgens auf der Elbe eingetroffen.
— 18. September. (W. T. B.) Der Sch nelldampfer Columbia der Hamburg ⸗ Am erikanischen Packetfabri⸗ Aktiengesellschaft bat, von New⸗York kommend, heute 63 Uhr Morgens Seill v passirt.
London, 17. September. (W. T. B.) Der Castle⸗ Dampfer Warwick Castle“ bat beute die Canarischen Inseln auf der Heimreise passirt. Der Castle Dampfer „Dunbar, Castle“ ist heute von London auf der Augreise abgegangen. Die Union ⸗Dampfer . Mexican“ und „Anglian“ sind heute, ersterer von Madeira, letzterer von den Canarischen In eln auf der Heimreise abgegangen.
— 18. September. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Athenian ' ist gestern von Capetown auf der Heimreise ab⸗ gegangen. Der Union⸗ Dampfer „German! ist gestern von den Canarischen Inseln auf der Heimreise abgegangen.
Ottawa (Canada), 13. September, (A C) Der Marine Minister Tupper legte gestern den Grundstein des He bedocks am östlichen Ende der Schiffseisenbahn von Chignocto. Dieses Unternehmen soll die Bucht von Fundi mit dem St. Lorenz⸗ Golf verbinden und ist der erste praktische Versuch, die Kanalverbin⸗ dung durch Eisenbahnlinien zu ersetzen. Wenn die Schiffseisenbahn fertiggestellt ist, wird sie eine Maximal ⸗Ersparniß von 700 Meilen in 7 Schiffahrt zwischen cunadischen und Neu⸗England⸗Häfen ermög- ichen.
Theater und Musik.
Königliche Theater.
Im Königlichen Opernbause geht am Sonnabend der ‚Tannhäuser“ in Scene. Frl. Malt en nimmt mit der Partie der Elisabeth ihr Gastspiel von Neuem auf. Die übrigen Rollen be⸗ finden sich in den Händen des Frl. Hiedler, der Hrrn. Gudehus, Bulß, Stammer, Ernst, Krolop u. J. w. — In der Sonntags⸗ vorstellung der Oper „Tell“ singt Hr. Krauß den Arnold als Antrittsrolle. Außerdem sind die Damen Hiedler, Leisinger und Lammert, die Hrrn. Betz, Oberhauser. Krolop, Biberti und Ernst beschäftigt — Im Königlichen Schauspielhause wird am Sonntag Hr. Pfeil den Dietrich von Quitzow in Wildenbruch's ‚Quitzows“ zur Darstellung bringen.
ö Berliner Theater.
Für die Sonntags ⸗Nachmittegs ⸗Vorstellungen sind folgende er mäßigte Preise festgesetzt worden: Fremden⸗ und Orchester ⸗ Loge 450 , J. Rang und Parquet ˖ Loge 4 60, Mittel · Loge, J. Rang und Parquet-Fauteuil 3 M, Parquet und J. Rang Balcon 2 M, II. Rang Balcon und Parterre Sitzplatz 120 „„, II. Rang Sperrsitz 1 , 1I. Rang 60 A, Galerie Sitzplatz 0 , Galerie Stehplatz 30 4, Stehplatz im Parquet 1 „M, Stehplatz im Parterre 80 3.
Resi denz ·Theater.
Die Matinée, welche Direktor Lautenburg für die Ueber⸗ schwemmten in Prag und die Abgebrannten in Tokay am 28. d. M. zu geben beabsichtigte, ist auf den 12. Oktober verschoben worden, da bei der anhaltend schönen Witterung ein großer Theil desjenigen Publikums, das sich besonders für diesen wohlthätigen Zweck inter essirt, noch die letzten Tage der Sommerfrische genießt. Am 12. Oktober er. findet die Matinée definitiv statt.
Thomas⸗Theater.
Die Abonnements⸗Subskription für das ‚Thomas⸗Theater“ ist nunmehr in Umlauf gebracht worden. Abonnements⸗Vorstellungen finden zu 334 0 billigeren Preisen statt. Das Abonnement kann nur, vom 2. Oktober er. beginnend, auf 39. Vorstellungen genommen werden. An jedem Abonnements ⸗Abend wird ein anderes Stück auf ⸗ geführt werden, sodaß der Abonnent während der Saison 30 ver⸗ schiedene Stücke zu sehen bekommt. Abonnements ⸗Anmeldungen können bis zum 25. September erfolgen; bereits angemeldete Abon 9 sind gegen Interimsscheine an der Kasse des Theaters zu er eben.
Mannigfaltiges.
Die feierliche Einsegnung der irdischen Hülle der jüngst verstorbenen Ober⸗Hofmeisterin Gräfin Alvensleben hat gestern Abend im Prinzlichen Palais am Wilhelmsplatz 8 stattgefunden. Zu der Feier hatten sich nur die Anverwandten und die intimsten Freunde des Hauses, insgesammt etwa 30 Damen und Herren, eingefunden. Den. sirchlichen Akt vollzog Konsistorial- Rath Dryander. Der Sarg wurde sodann nach der Kapelle des Domkandidatenstifts überführt, wo Glockengelätt und Orgeltlang den Zug empfing. Nach der im Bei⸗ sein des Ober⸗Hefvredigers B. Kögel als Hausgeistlichen vollzogenen Aufbahrung sprach Konsistorial⸗Rath Dryander noch ein kurzes Gebet. Ihre Ruhestätte findet die Entschlafene auf dem Domkirchhof in der
Teesenstraße an der Seite der vor Jahresfrist gestorbenen Tochter.