Der seit etwa Jahresfrist währende Umbau des Univer; sitätsgebäudes ist nun soweit gedieben, daß mit Beginn des Winter ˖ Semesters der östliche Flügel des Gebäudes der Benutzung übergeben werden kann. In die Parterre räume dieses Flügels sind alle Seschäftsräume und Verwaltungsburegus der Universttät, der Quässur, Registratur, Kasse, die Versamml ungsräume der üniversttätslehrer, Sprech immer des Rektors und der Dekane ꝛc. verlegt, während in der ersten und zweiten Etage, in denen früher wiffenschaftliche Sammlungen untergebracht, waren, neue Hörsale geschaffen sind. Die Äusstattung der letzteren wird, der Rat - Itg. zufolge, geradejn eine komfortable; insbesondere sind an Stelle der bisher üblich gewesenen engen Bänke neu konstruirte Sub⸗ selllen mit Klappsitzen und kleinen Schreibtischchen gttreten, welche nach und nach auch in den anderen Auritorien eingeführt werden sollen. Die im Mitteltrakte des Gebäudes liegende Saulen balle, welche zum Aufenthalt der Studi renden, in den Paufen dient, sich aber längst als zu klein erwiesen hat, ist durch Be— seitigung zweier Auditorien um mehr als das De ppelte vergrößert worhen und bilde nun von der Lindenfront bis zum Kastanienwäldchen einen einzigen gewaltigen Raum. An Stelle des niedergelegten lleinen Seitengebaudes an der Universitätsftraße wird ein Maschinenbaut zur Aufnahme der maschinellen Einrichtungen für die Centralbeizung erbaut. Der Umbau des westlichen Flügels der Universität wird im Winter in Angriff genommen werden. Die Dauer des ganzen Umbaues sollte noch das Jahr 1551 in Anspruch nehmen, nach dem gegenwärtigen Stande der Arbeiten hofft man jedoch schon bis Mai 1891 fertig zu werden. Alsdann foll die ganze Faffade des stattlichen Gebäudes renovirt werden, so daß das ehemalige Prinz Heinrich Palais, das nach den Angaben Friedrich des Großen durch den Holländer Johann Beumann und fräter durch den Baumeister Hildebrandt in den Jahren 1754 bis 1764 erbaut wurde, sich in einem völlig neuen Gewande
präsentiren wird.
Im Monat Juli sind in Berlin 343 Proben von Nahrung ẽ⸗ und Genußmitteln zur Untersuchung gelangt, die in 52 Fällen zu Beanstandungen geführt hat. Diese betrafen Olivensl, Pfeffer, Macisblüthe, Ingwer, Cassia. Gries, Chokolade, Effig, Himbeerliqueur, Selterwasser, Rum, grüne Pfeffer⸗ gurken, amerikanische Scheibenäpfel und Wein. Besondere Erwähnung verdient im Vergleich zu dem vormonatlichen Befund, daß unter den 50 zur Untersuchung gelangten Butterproben nicht eine einzige sich als verfälscht oder der Verfälschung verdächtig erw iesen hat. Auch die Schmalzproben waren rein. Die Milchproben ent— sprachen sämmtlich den Forderungen der Polizei Verordnung. Sehr reichlich sind die Griesproben als unrein und mehr oder weniger stark verdorben befunden worden. Sie enthielten zum T heil sehr erbeblich Mlilbenkoth und es wimmelten einige der Proben von Mehlmilben.
Ein prachtvolles Panoramabild prangt seit einigen Tagen an den Anschlagsäulen und erregt die Aufmerksamkeit der Passanten in außergewöhnlicher Weise. Dasselbe stellt zwei hervor⸗ ragend merkwürdige Gruppen aus dem Kolossal⸗Rundgemälde des National⸗Panoramas in der Herwarthstraße 4 aus dem Siegeseinzuge des römischen Imperators Constantin dar und jwar einerseits den ruhmgekrönten, mit dem Lorbeer geschmückten Cä— saren in der mit vier herrlichen Schimmelhengsten bespannten gol⸗ denen Quadriga, und zweitens eine Gruppe gebarnischter, helm⸗ geschmückter römischer Tuba ⸗ und Posaunenbläser — richtiger gesagt Militärmusiker — welche von einer Mauerzinne herab dem in das ewige Rom einziehenden siegreichen Feldherrn und Kaiser Triumpbfanfaren entgegenschmettern. Interessant ist bei diesen Bläsern, deren Armatur der Maler mit historischer Treue wiedergegeben, daß die Roßbaar⸗ büsche auf ihren Helmen die rothe Farbe zeigen, wie es noch beut zu Tage in der preußischen Armee der Brauch ist. Sr. Majestät
dem Kaiser fiel diefe Analogie zwischen den römischen Kriegern aus
dem vierten Jahrhundert und den modernen preußischen Truppen gleich beim ersten Besuche des Panoramas in die Augen.
Theodor Fontane, der treffliche Sänger und Pfadfinder der märkischen Heimath, ist jetzt in einer Straße in nächster Nähe von Berlin verewigt worden. Die neue Straße in Steglitz, die mit der Eisenbahn parallel in der Richtung nach Zehlendorf fuͤbrt, hat, wie die Nat. -Itg. mittheilt, den Namen Fontanestraße erhalten.
Einer kürzlich veröffentlichten Statiflik entnimmt die. Voss. 8h daß Berlin im Jahre 1889 2692 471 hl Bier getrunken bat. Die Einwohnerzab! Berlins beträgt rund 1 550 600 Köpfe, sodaß mithin auf jeden Kopf fürs Jahr 14 hl Bier tommt, oder 159 1. was etwa „o ! Bier für den Tag betragen würde. In München kommen auf jeden Einwohner täglich etwa 2.4 1.
Ueberschwem mungen.
Dem „Dr. Journ.“ wird unterm 14 September aus Böhmen geschrieben: Schrecklich verwüstet sind die Uferfelder und Wiesen an der Elbe. Moldau, und stellenweis auch an der Eger. Der Druck des Waffers bat in den Obftplantagen, deren Blüthenpracht in jedem Fräbsahr das Auge des Reisenden erfreut, arg gehaust. Viele Bäume sind entwurzelt, viele andere sind von herangetriebenen Höljern und Fahrzeugen schwer beschädigt und angesplittet. Die Kartoffel ˖ und Rüben felder sind zerrissen, verschlammt, und wie niedergetreten sehen auch die Heu. und Gemüfegärten der kleineren Leute aus. Oft kann man nich erkennen, waz auf dem versandeten und durch das Wasser ein- gecbneten Boden Überhaupt gestanden hat. Das Flachland am Fuß des böhmischen Mittelgebirges gleicht heute noch einer Reibe großer Seen, so langsam verläuft sich das Wasser und noch ist der Verkehr zwischen einzelnen Nachbardörfern auf weite Umwege gewiesen. Die Mauern der inundirt gemesenen Gebäude triefen noch vor Feuchtigkeit, ein großer Theil der Wohnräume ist natürlich durchaus unbewohnbar und wochenlanger trockener und warmer Witterung wird es berürfen, ehe dieselben obne Gefahr für die Gesandheit bewohnt werden können. Die Verluste an Kleinvieh und Wild sind sebr bedeutend; das Wasser ist so plötzlich gekommen, daß häufig an ein Retten gar nicht zu denken war und die Menschen froh sein mußten, wenn sie sich selbst noch in Sicherheit bringen konnten So war keispielsweise eine in der Nahe der Landwehrkaserne bei Leitmeritz übende Abtheilung von Landwehrleuten derart vom Hochwasser überrascht worden, daß sie hatte schleunigst und auf großen Umwegen das Feld räumen müůssen.
Aus Pest, 16. September, schreibt die Wien. Abp ‘; Der Wasserstand vermindert sich fortwährend. Seit gestern beträgt die Abnahme 6 em. .
W. T. B. meldet aus Sofia, 17. September: Der Bahn⸗ verkehr mit Konstantinopel ist seit gestern Abend in Folge der durch fünstägige Regengüsse hervorgerufenen Ueberf chwem⸗ mungen zwiscken Hermanli und Adrianbpel unterbrochen. Der zwischen Sofia und Konstantinopel laufende Postzug mußte gestern nach Tirnowa zurückkehren.
Saarbrücken, 16. September. Uber das in Nr. 223 d. Bl. gemeldete Grubenunglück auf Zeche Maybach schreibt man der „Germania“: Das Unglück geschah auf der sogenannten Wetter fohle, wo dieser Tage nur 26 Leute arbeiteten. Die übrigen, noch ca. 570 Leute, welche sich ebenfalls in der Grube befanden, konnten gereftet werden. Wie in ähnlichen Fällen, so zeigte sich auch hier der Muth und die Unerschtockenheit der Bergleute zur Rettung ihrer Kameraden im glänzendsten Lichte; auch das Bea mtenpersonal war zahlreich vertreten und theilte in der aufopferndsten Weise die Ge⸗ fahren und Mühen der Rettungsmannschaiten; Aerzte waren sowohl von Friedrichstbal als Sulzbach herbeigeeilt. Natürlich umringte und füllte den Platz auch eine zahlreich berbeigeströmte Menschenmenge, werunter besonders das Weinen und Schluchzen Derjenigen ergreifend war, die einen Angehörigen in der Arbeit wußten eder bereits von einer Trauerbotschaft erellt wurden. Alle 19 — 15 Minuten sahen wir Reitungsmannschaften den Schacht binabsteigen, die dann nach kurzer Arbeit von den giftigen Schwaden überrascht, wie todt ans Tageslicht gefördert wurden, um durch kalte Douche, Bäder und andere ärztliche Orerationen zu Athmung und Bewußtsein gebracht zu werden. Wie wir von einem Augenzeugen erfahren, lag auch Direktor Stapenhorst bewußtles in der Strecke und wurde durch Hrn. Bergrath Kreuser zu Tage gebracht, wo er sich bald wieder erholte und seine weiteren Anordnungen traf. Auch Hr. Bergrath Kreufer ist bei seinen Rertungsarbeiten von mehrmaliger Ohnmacht heimgesucht worden. Die Arbeiten dauerten die ganze Nacht hindurch; faͤmmtliche Todte sind in einem nahe gelegenen Schuppen niedergelegt. Auch die katholische Geistlichkeit der umliegenden Pfarreien war zur Stelle, um nöͤthigenfalls einem Sterbenden die Sterbe⸗ sakramente spenden zu können. So bot die traurige Katastrophe andererseils das erhebende Bild der allgemeinen Theilnahme und auf⸗ opferungsvollster Hülfeleistung. Die meisten der Verunglückten sind
verheirathet. Unter den Verunglückten befinden sich zwei Bruder Klein von Altenwald ferner zwei Brüder Bo — derselben ist Wittwe und verlor schon fräber durch ein . ihren Mann. Sämmtliche Todte waren total verbrannt und gl nur mehr Skeletten. Die Gerichtspersonen begaben sich heute früh an die Unglückestätte.
Bauer aus Holz. die Matter chen
Die Saarbr. Ztg.‘ schreibt: Ueber die Ursache der Schlag
wetterentzündung laufen die verschiedentlichsten Gerüchte um; aller Wahrscheinlichkeit nach ist dieselbe dadurch hervorgerufen worden, daß durch einen Sprengschuß eine mit Schwefelwasserstoffgas geschwängerte Kluft aufgeschossen und entzündet wurde, wobei, wie allgemein ange⸗ nommen wird, die Wirkung durch Entzündung von Kohlenstaub noch beträchtlich vermehrt wurde.“
Hadersleben, 5. September. Bei der in Nr. 224 des
R.⸗ u. St. A. gemeldeten Enthüllung des Denkmals für Kaiser Wilhelm 1 wurde von den versammelten Festtheilnehmern aus Stadt und Land Se. Majestät den Kaiser abgesandt. mittags traf, der ; Telegramm ein: Breslau, den 13. Scptember 1890. Se. Majestät der Kaiser und König lassen der gestern zur Enthüllung eines Denk mals für Se. Majestät den hochseligen Kaiser Wilhelm J. versammelt gewesenen Festversammlung für das telegraphiscke Gelübde unver- brüchlicher Treue und Anhänglichkeit herzlich danken und beauftragen Sie, dieses den Festtbeilnehmern bekannt zu machen. höchsten Auftrag der Geheime Kabineis⸗Rath von Lucanus.“
ein Ergebenheits Telegramm an Schon am 13. Nach⸗
Kiel. Ztg.‘ zufolge, volgendes Antwort⸗
Im Aller ⸗
reichischen Rudolph“ ist die Reparatur beendet; erste Probefahrt gemacht.
tirten Morgen verhaftet und unter starker militärischer Escorte nach Tipperary abgeführt worden. gleichzeitig gegen die . Sheehy, Eondon und den Priester Homphreys erlassen. Die Urfache dieser unerwarteten Maßnahmen ist bis jetzt unbekannt; man vermuthet, daß sie mit dem Versuch, den irischen Feldzugsplan in Tipperary aufrechtzuerhalten, in
ach Schluß der Redaktion eingegangene De peschen.
Kiel, 18. September. (W. T. B.) An dem öster⸗ Panzerschiff „Kronprinz Erzherzog es hat heute seine
München, 18. September. (W. T. B.) Das Ge⸗
meindekollegium beschloß heute einstimmig, nochmals die Aufhebung der Viehsperre zu fordern und gegen jene landwirthschaftlichen Vereine Stellung zu nehmen, welche die Sperre vertheidigen.
Mannheim, 18. September. (W. T. B.) In der
heutigen Sitzung des Gustav⸗Adolph⸗Vereins wurde nach dem Bericht des D. Hagemann (Halle) über die drei für die große Liebesgabe von rund 18000 4M vorgeschlagenen Gemeinden Forchheim in Bayern, Ranischau in Galizien und Sierakowitz in Westpreußen in namentlicher Abstimmung der Betrag für Forchheim bestimmt.
B.) Die Depu⸗
Dub lin, 18. September. (W. T sind heute
William O Brien und Dillon
Verhafts befehle sind Deputirlen Patrick O'Brien,
Verbindung stehen. 4 Bern, 18. September. (W. T. B. Der eidgenössische
Kommissar im Kanton Tessin hat das an ihn gestellte
Begehren Respini's und der anderen Staatsräthe auf Üüebernahme der Regierung abgewiesen, bis der Bundesrath Entscheidung getroffen habe. Die Abge—= wiesenen find mit der Abfassung einer Deklaration beschäftigt.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
—— —— —— —— — — —— — — ,
Wetterbericht vom 18. September. Morgeas 8 Uhr.
Stationen. Wind. Wetter.
.
* — * . —
*
2
d. Meeressp
. nfang 7 Uhr.
in ? Celsius
Bar. auf o Gr. XVemperatur
1
4 Regen burg. 3 bedeckt 2 Nebel 2 wolkenlos Nebel
still Nebel 1 wolkenlos i bal bed.
Mullaghmore Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm.
aparanda.
t. Petersb. Moskau ... Gort᷑. Queens:
town... heiter Cherbourg. 2 bedeckt 2 wolkenlos 3 wolkenlos z wolkenles 3 wolkenlos Neufahrwasser ! still wolkenlos Memel ... 3 ND 2 wolkig
K, SSD 2 halb bed.
ünster ... ONO 2 wolkenlos Karlsruhe.
ND beiter Wiesbaden. still heiter München.. still wolkenlos Chemnitz..
still wolkenlos Berlin... OSO 3 wolkenlos Wien.... still wolkenlos Breslau...
DSO 2 wolkenlos Ile d' Aix ..
NO 3 Regen Rina .... D 2 heiler tha Criest.... O 3 wolkenlos nebersicht der Witterung.
Ein barometrisches Maximum über 775 mm liegt über dem Finnischen Busen, ein Minimum unter 754 mm westlich von Schotzland. Das ruhige, trockene, vorwiegend beitere, ziemlich kühle Wetter dauert in Central⸗Europa fort. Die Temperatur sank in der Nacht in Kaiserslautern und München
auf 4 5 Grad. Herrmannstandt meldet 3 Grad. Deutsche Seewarte.
in ᷣ—V—QiuiNQi—eQ,ͤÿVære, ,
nalisten.
— 1 — — — — — — — 1 —— 0 O L — O Q —
märchen.
Wildenbruch. winemünde
Eva.
Nitouche.
2 Victoria - Theater. Freitag: Zum 25. Male: Modernes Ausstattungsstück in Freitag: Zum 14. Male; Der Alpenkönig und der Menschenfeind. Romantisches Volksmärchen Ballet von in 3 Akten von e, de, Raimund. Musik von nfang 71 Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Theater⸗Anzeigen.
Nönigliche Schauspie lte. Freitag: Opern ⸗ haus. 178. Vorstellung. Carmen. Dper in 4 Akten von Georges Bizet. Tert von Henry Meilhac und Ludovie Halen, nach einer Novelle
des Prosver Merimee. ; Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang TUhr. Schausrielhaus. 183. Vorstellung. J von Messina, oder: Die feindlichen Brüder. Trauerspiel in 4 Aufzügen von Schiller. kö gehörige
; . ee, ,, . , ö. änser und der Sängerkrieg auf der Wart ˖ ; Große romantifche Oper in 3 Akten von e. rn ,, 66 . Musik von Offenbach. In Scene gesetzt vom Regiss eur
Richard Wagner. Dirigent: Hr. Kapellmeister Feder ⸗ —
inn Kammersängerin, als Gast.)
. 6 ö. 1, Die . ustspiel in ufzügen von Gustav . Freytag. Anfang 7 Uhr. Schwätz e rin von Saragossa.
] Deutsches Theater. Freitag: Das Winter
Sonnabend: Zum ersten Male: Die Hauben⸗ lerche. Schauspiel in 4 Aufzügen von Ernst von Sardou.
Sonntag: Die Hanbenlerche.
Derliner Theater. Freitag: 3. Abonnem. Voꝛst.
Sonnabend: Kean. . Sonntag: Nachmittags 3 Uhr: Die Ränber. Abends 77 Uhr: Eva.
Tessing - Theater.
Gesicht. Lustspiel in 4 Akten von Oekar Blumen⸗ gewöhnlich. Anfang 7 Uhr. ; Sonnabend und folgende Tage: Madame Boni⸗
Anfang 7 Ubr. . vard. Guten Morgen, Herr Fischer!
Sonnabend: Das zweite Gesicht.
Wallner · Theater. — der Aufführungen von Mamsell Nitouche. Vaude⸗ ville in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhac in 4 Akten von Leon und A. Millaud. Musik von M. Herve. Anfang der Borftellung 76 Ubr.
Sonnabend und die folgenden Tage: Mamsell
Die Million. 12 Bildern von Alex. Mosikowsti und Rich Nathanson. Musik von C. A. Raida. Gredelue. Anfang 78 Uhr. Sonnabend: Dleselbe Vorstel ung.
Tanz von Paul Taglioni
Direktion: Julius Fritzsche.
Die zur Faßréiter und Gaul. aus Wien.
(Elisabeth: Frl. Malten, K.
Anfang Hrn. Binder. mann. Anfang 7 Uhr.
burg. Freitag:
burg. Anfang 75 Uhr.
Delle · Alliance Theater.
Mars.
Freitag: Das zweite Musik von Ed. Stiegmann.
Freitag: Vorletzte Woche Adolph Ernst - Theater.
Ferron. Anfang 7
Thomas · Theater. Alte
Wenzel Müller.
Friedrich ⸗Wilhelmstãdtisches Theater. ; ; reitag: Die Braut 73. Male mit durchaus neuer , Die Geöffnet von 12 — 11 Ubrt. . Vorstellung im Puypenfee. Pantomimisches Divertissement von wiffenschaftlichen Theater. Nã
. A. Wel Musik von Jos. Beyer. ijettel.
Musit von B. A. Weber. KÄrrargirt von J. Hazreiter, K K Hofhbalemeitz — Birigent: Hr. Kavellmeifter Knoll. Vorher: Neu in Scene gesetzt: Die Schwätzerin
Komische Operette in 2 Utten ö . 66 pegn Treumann. Verlobt: Frl. Margarethe Knüppel mit Hrn.
Sonnabend: Die Puppenfee.
Sonnabend: Dieselbe Verstellung. ö ; . .
Direktion: W.
Hasemann. Freitag: Ensemble ⸗Gastspiel der Mit- glieder des Wallner · Theaters; Madame Bonivard. Schwank in 3 Akten von Alex. Bisson und Antonie ö. i,. ,,,, ö uten orgen, Herr er!
Burleske in 17k nach Lockröy von W. Friedrich. Gestorben: Hr. Preise der Plätze wie
Freitag: Zum
14. Male: Unsere Don Juans. Gesangeposse 2 Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik 6 Franz Roth und Adolph
g 71 Ubr. . Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Jakobstraße 30.
zlrania, Anstalt für vollsthümliche Naturkunde. Zum Am Landes ⸗Augftellungz⸗ Park (Lehrter Bahnbop.
äberes die Anschlag⸗
Familien⸗Nachrichten.
Königl. Reg Baumeister A. Reiß- (Magdeburg). Frl. Adele Harff mit Hen. Charles Weerts (M. Gladbach Tilburg). — Frl. Mathilde Lors bach mit Hrn. Ger.⸗Assessor Hans Blome (Lipp- stadt Verden). — Frl. Hedwig Dammann mit Hrn. Gymnasiallehrer Richard Zehender (Halle a. S = Hagen, Westpr.). — Frl. Agnes Bernick mit Hrn. Franz Gucrlin (Berlin).
Vorher: Die
Nestdenz · Theater. Direktion: Sigmund Lauten · V ere heli cht; Hr. Stadtrath August Kallow mit
Zum 7. Male: n Pariser Sittenbild in 4 Aufzügen von Victorien In Scene gesetzt von Sigmund Lauten—⸗
Frl. Emma Hupe (Magdeburg). — Hr. Heinrich Schwarz mit Frl Tonl Rahn (Königsberg) — Hr. Ober⸗Stabzarzt Dr. Schultze mit Frl. Eli⸗ sabeth Keil (Saargemünd, Lothr. — Königshütte
Paul Noack
— Hrn. D. Dräger (Nienburg a. d. Weser). — Hrn. W. Ruser (Kiel) — Hrn. C. Srescher (Brezlaus. — Eine Tochter: Hrn. Prem Lieut. Jobn Frevend (Goldap). — 3 Amtsrichter Dr. Jonientz (Nicolai). — Orn. Prem ·˖ Lieut. Som mer (Gnesen). — Hrn. Dr. med. Karl Roese (Hamburg). — Hrn. Rechtsanwalt
Zdralek (Kupp). .
Königl. Kanzlei⸗Rath a. D. Rudolyh vingner (Schweidnitz⸗. — Hr. Oskar Brandt (Singapore). — Hr. Königl. Amtsgerichts ˖ Rath a. D. Hermann Wahle (3obten a. B) — Hr. Dr. Octavio Schröder Tochter Emmy (Ham⸗ burg) — Hr. Oekonomie Rath Karl Anton Lebste (Weitmershagen). — Hr. Amtshauptmann Wil⸗ belm von Sprewitz (Neustadt). — Hr. Königl. Rechnungs · Rath a. D. Wilhelm Bonneß (Berlin). Frau verw. Dr. Gertrud Brehmer, geb. Misch ( Görbers dorf).
Ferrsol.
Hierauf: Vauderille⸗
Redacteur: Dr. H. Klee.
Berlin: Verlag der Expedition (Scholy. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin Sw., Wilhelmstraße Nr. 32. Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), und die Winter⸗Fahrpläne für die Bezirke
der Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen zu Elberfeld und Frankfurt a. M.
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 225.
Berlin, Donnerstag, den 18. September
Umschan über die Ergebnifse der Naturforschung.
ors at
15. September,
der Natur⸗
Ge sellschaft
erzte“, den wir hier —
die Astr o nomie und führte in dieser Beziehung aus:
An die wunderbare Vervollkommnung der Telestope und die mit ihrer Hülfe gelungene Bestimmung der Entfernung der Fixsterne durch Bessel und Struve, an die zahlreichen Expeditionen zur Beobachtung der Venuedurchgänge in den Jahren 1874 und 1882 Behufs genauerer Bestimmung der Sonnenentfernung will ich nur flüchtig erinnern. Bei einem Ergebniß der astronomischen Forschung, welches man fast ein Ereigniß nennen könnte, muß ich aber einen Augenblick verweilen. Diejenigen meiner Zubörer, welche das mittlere Alter überschritten haben, erinnern sich ohne Zweifel der lebhaften Theilnahme, mit welcher der Planet Neptun bei seiner Entdeckung begrüßt worden ist. In Folge von Unregelmäßigkeiten, welche man in den Bewegungen des Uranus beobachtet hatte, waren Leverrier in Paris und Adams in Cambridge fast gleichzeitig veranlaßt worden, Bahn und Masse eines noch unbekannten Planeten zu be⸗ rechnen, dem man die Störungen in der Bewegung des Uranus zuschreiben konnte. Am 23. September 1846 erhielt Galle, Obser vator der Berliner Sternwarte, einen Brief Leverrier's, in welchem ihm der französische Astronom das Ergebniß seiner Rechnungen mit theilte, und schon in der darauf folgenden Nacht entdeckte Galle den allerdings schon von Manchem geahnten, aber erst von Leverrier mit Bestimmtheit angekündigten, die Sonne in weitester Entfernung um kreisenden Planeten an der von seinem Exrechner bezeichneten Stelle. Mit der Entdeckung des Neyptuns hatte die Wissenschaft einen Triumph gefeiert, wie er ihr seit langer Zeit nicht beschieden gewesen war. Mit der Auffindung des Neptung begann die überraschende Vervoll⸗ ständigung unserer Kenntniß derjenigen Gruppe von Planeten, von welcher hier in Bremen Olbers durch die Entdeckung der Pallas und der. Vesta zwei nicht unwichtige Glieder kennen gelehrt batte. Wenn die Entdeckung des Neptuns stets als eine der glänzendsten Errungenschaften des Zeitraumes, auf den wir hier zurückblicken, gelten wird, so muß daran erinnert werden, daß die Astronomie des Unsichtbaren doch auch be⸗ reits vor dieser Entdeckung ,, Erfolge zu verzeichnen gehabt hat. Wir denken hier an die unsichtbaren Begleiter des Sirius und des Procyon, deren Kenntniß wir den letzten Arbeiten Bessel's ver⸗ danken. Ausgiebigste Verwerthung hunderjähriger Ortsbestimmungen für die sichtharen Sterne hat es möglich gemacht, die Bahnen auch ihrer unsichtbaren Begleiter mit großer Annäherung zu berechnen, und einer dieser Begleiter, der des Sirius, ist denn auch mit dem ersten der neuen amerikanischen Riesenteleskope thatsächlich aufgefunden worden. Zu den größten Erfolgen, welche die moderne Wissenschaft zu verzeichnen hat, gehört — Niemand wird es bezweiseln — die Spektral⸗Anglyse,. Zunächst nur für die Erforschung der physikalischen Beschaffenbeit der Himmelskörper verwandt, hat sie sich in letzter Zeit mit der Photographie verbündet, um den Astronomen die Messung auch der Bewegung der Fixsterne zu gestatten.
Weiter führte der Redner aus:
Aber kehren wir aus den Regionen der Gestirne zu dem Planeten zurück, auf dem wir wohnen. Von besonderer Wichtigkeit für die Entwickelung der Geologie ist die Einführung der Mikroskopie in das Studium der Gesteine gewesen. Der Geologe ist nicht mehr ausschließlich auf die Ergebnisse der chemischen Analyse beschränkt, wenn er sich Aufschlüsse über die in die Zusammensetzung der Erd⸗ kruste eintretenden Mineralien verschaffen will. Indem es gelang, aus diesen Körpern Platten zu schleifen, hinreichend dünn, um sie im durchfallenden Lichte beobachten zu können, war zu den bisherigen Beobachtungsmethoden eine neue hinzugetreten, welche sich bald zu einer besonderen Disziplin, der Mikroskopie in ihrer An⸗ wendung auf Petrograpbie, ausbilden sollte. Als ein weiterer erheblicher Fortschritt muß die genauere Unter⸗ suchung der geschichteten, versteinerungsführenden Gebirgsarten und ihres k Inhaltes bezeichnet werden. Lücken im paläon⸗ tologischen System füllten sich mehr und mehr aus, theils durch die Entdeckung ganzer fossiler Faunen und Floren, theils durch die Auf⸗ findung wunderbarer Formen (wie die des Archgeopteryr z. B.), welche manche scheinbar weit auseinanderliegende Klassen und Ordnungen von Thieren und somit auch die Erdschichten, in denen sie auftreten, in näheren Zusammenhang bringen. Unsere Kenntniß verschollener Thierformen hat bereits einen solchen Umfang und eine solche Sicher beit gewonnen, daß die Geologen schon jetzt durch das Studium einer kleinen Anzahl fossiler Thiere, die ihnen von irgend einem Theile der Erde zugehen, in der Regel im Stande sind, das relative Alter dieser Thiere und damit die Formation, der sie angehören, genau zu be= stimmen, ein Triumph, dessen sich die geologische Forschung mit vollem Rechte rühmen darf. .
Mit der Geologie in nächster Verbindung stebt die Mine ra— logie. Die Mineralogie ist im Wesentlichen Pbysik und Chemie in ihrer Anwendung auf Erkenntniß der Mineralien. Um das Bild eines Minerals zu gewinnen, studiren wir seine physikalischen Eigen schaften, Aggregatzustand, Krystall form, optisches Verhalten, Kohäsion,
ärte, untersuchen wir seine chemische Natur, d. b. wir bestimmen eine qualitative und quantitative Zusammensetzung. Jeder Fort ⸗ chritt auf mineralogischem Gebiet ist daher nur auf physikalischem oder chemi schemn Wege denkbar, ganz einerlei, ob er in einer schärferen Erkenntniß alter Mineralien oder in der Auffindung neuer besteht. Wenn wir heute die Krystallformen, die optischen Eigen schaften einer großen Anzahl derselben weit besser kennen, als es gegen die Mitte des Jahrhunderts hin der Fall war, so verdanken wir dies einerseits den außerordentlich verbesserten Meßapparaten, andererseits den neuen Beobachtung methoden, welche die Physiker ersonnen haben; wenn heute die Zufammensetzung einer ganzen Reihe von Mineralien mit größerer Sicherheit ermitkelt ist, so sind es wieder die uns gegen⸗ wärtig zur Verfügung stehenden vollkommeneren Hülfsmittel der chemischen Analyfe gewesen, deren Anwendung die Vertiefung und Erweiterung unserer Kenninisse ermöglicht hat. Welchen Ansehens ch gerade die Bundesgenossenschaft der chemischen Forschung in den ugen der Minerclogen erfreut, wird unzweideutig durch die That⸗ sache bekundet, daß ihren modernen Klassifikationsbestrebungen fast ausnahmslos die chemische nn,, zu Grunde liegt. Auch ist sich die Mineralogie der Sienste wohlbewußt, welche die chemische Analyse, ingbefondere während der letzten Jahre, für die Erkenntniß zahlreicher, zumal bei genauerer Durchsuchung der ngrwegischen und nordamerikanischen Gebirge aufgefundener neuer Mineralien ge⸗ leistet hat. Allerdings haben sich solche. Dienstleistungen auch für die Aufgaben der Chemie in hohem Grade fruchtbringend erwiesen, insofern sie eine Reihe neuer Elemente zu Tage gefördert haben, deren Studium vielleicht Aufschlüsse über die Natur der Elemente im Allgemeinen verspricht. Im Hinblick gerade auf die letztgenannten Erfolge kann es in der That e icht erfcheinen, ob wir hier nicht eher einem Foitschritt
auf chemischem als auf mineralogischem Gebiete gegenüberstehen. Ganz dieselbe Frage aber drängt sich auch einer 3 1 Hen gegenüber auf. Der Analyse der Mineralien ist in der großen
ehrzahl der Fälle die Synthese derselben auf dem Fuße gefolgt. Unmittelbar nach Gründung der Gesellschaft gelang es Mitscherlich, den Augit und den Olivin künstlich zu erzeugen. Seitdem sind faßt sämmtliche in der Kruste unseres Planeten von den Mineralogen aufgefundenen Verbindungen auch aus dem Schmelztiegl des Chemikers hervorgegangen. Diese künstliche Bildung von Mineralien hatte bisher ausschließlich ein wissenschaftliches Interesse beansprucht; neuerdings aber fangen diese synthetischen Ergebniffe an, auch eine praktische Bedeutung zu gewinnen. Allbekannt int der prachtvolle Schmuckstein, welchen die Juweliere mit dem Namen Rubin bezeichnen. Die Zusammensetzung des Rubins war von den Chemikern seit langer Zeit festgestellt. Seit Jahresfrist aber läßt sich diefer Edelstein durch einen chemischen Prozeß in Krystallen er balten, welche von den in der Natur vorkommenden nicht zu unter heiden sind. In den Werkstätten der Juweliere ift der künstliche
ubin mit dem natürlichen allerdings noch nicht in Wettbewerb ge treten; allein meine verehrten Zuhörerinnen wird es interessiren, zu erfahren, daß Hr. Fremp. dem wir diese Errungenschaft danken, seiner Gattin aus künstlichen Rubinen einen Schmuck hat anfertigen lassen, dessen Schönheit nichts zu wünschen übrig läßt.
Die Botanik und Zoologie sind durch die Ausbildung der Mikrostopie in überraschende Bahnen gedrängt und von Erfolg zu Erfolg gekommen. Die Zellenlehre., so führt der Redner aus, ist ganz eigentlich der deutschen Wissenschaft entsprossen. Sie wurde in dem zweiten Jahrzehnt des Bestehens unserer Gesellschaft für die Pflanje von Schleiden, für das Thier von Schwann entwickelt. Auf erstgenanntem Gebiet ist sie später von Pringsheim in seinem Werke: Grundlinien einer Theorie der Pflanzenzelle! mit größtem Erfolge weiter ausgebaut worden. Nun sind allerdings anatomische und histologische Untersuchungen der Gewächse auch . vor Auf stellung der Zellenlebre, ja selbst schon vor Einführung achromatischer Objektive in die mikrosfopische Beobachtung ausgeführt worden; allein ein befriedigender Einblick in den Bau und die histologische Gliederung der Pflanzen war doch nicht denkbar, so lange man das Elementarorgan nicht kannte, welches in diesem Organigmen eine so wichtige Rolle spielt, und so lange die mikroskopische Technik nicht, — wie dies beute der Fall zu sein scheint, — die äußerste Grenze der optischen Wahrnehmung erreicht hatte., Erst mit der Zelltheorie als Wegweiserin, erst durch die Wunderleistungen der modernen Optik geschärft, vermochte das Auge des anatomischen Forschers bis in die verborgendsten Vorgänge des Pflanzenwachsthums einzudringen und die verschiedenen Entwicke⸗ lungsstufen desselben klarzulegen. Die so gewonnene Erkenntniß ist aber auch eine nahezu erschöpfende gewesen. Wir wissen heute, wie das Baumaterial, des Pflanzenorganismus — die Zelle — gebildet wird, wie sie wächst und sich vermebrt. Wir kennen die Prozesse, in denen nach bestimmten Theilungsregeln Gewebe entstehen, wie diese Urgewebe durch Wachsthum, Struktur und Formwveraͤnderung in Gem ebe böherer Ordnung übergehen, bis nach und nach die Gestalt des Pflanzenkörpers in die Erscheinung tritt. An der Hand des anatomischen Ferschers sind wir, Schritt für Schritt, in den Bau dieses Pflanzenkörpers eingetreten, seine Architektur ist freigelegt, wir finden uns in demselben zurecht wie im eigenen Haufe, dessen An— ordnung wir kennen, das wir vor unseren Augen Stein um Stein sich haben erheben sehen. Aber schon begnügt sich die , ,, nicht mehr mit der Lösung der rein morphologischen lufgabe, die sie sich ursprünglich gestellt haite; sie will sich heute zu einer Physiologie der Gewebe gestalten. Im Anlauf auf ein solches Ziel werden Physik und Chemie mit ihren reichen Hülfsmitteln als Bundesgenossen angerufen. Bereits sind auch in dieser neuen Richtung, welche die Forschung eingeschlagen hat, nicht unerhebliche Ergebnisse zu verzeichnen, insofern man aus Inbalt, Struktur und Anordnung Andeutungen über die eigenthümlichen physiologischen Funktionen der verschiedenen Gewebespysteme gewonnen hat. So ist denn das Gebäude der Pflanzenangtomie weit über die Dimensionen binausgewachsen, die ihm zunächst bestimmt schienen, und in dem Umfang desselben, in dem Reichthum seines Inhalts und der Vollendung seiner Theile würde sich die erste Anlage aus dem 17. Jahrhundert, aus den Zeiten von Malpighi und Grew, den Begründern der Pflanzenanatomie, kaum mehr erkennen lassen.
Ein Ergebniß von allgemeinster Bedeutung, welches die Biologie der Entwickelung der Zellenlehre verdankt, ist endlich der Nachweis der Gleichwerthigkeit des Protoplasmas in den vegetabilischen Zellen mit der sogenannten kontraktilen Substanz, welche in den Infusorien auftritt. Da diese beiden Materien die Träger der Lebenssunktionen, die eine in der Pflanze, die andere in dem niederen Thier, darstellen, so erblickt man in der Uebereinstimmung der ana—⸗ tomischen Substrate der physiologischen Thätigkeiten, wie dies schon oben angedeutet worden ist, Anhaltspunkte für die Annahme eines der Pflanze und dem Thiere gemeinsamen Stamm baues. Auf, das Licht, welches die mikroskopische Forschung über das Gebiet der Kryvtogamenkunde ausgegossen bat, ist ebenfalls bereits hingewiesen worden, aber die der Loͤsung des kryptogamischen Räthsels gewidmeten Bestrebungen, welche während des in den Rahmen unserer Betrachtung fallenden Zeitraums mehr als ein Menschenalter lang in dem Mittelpunkt der wissenschaftlichen Bewegung in der Botanik
gestanden haben, sind so erfolgreich gewesen und haben zumal auch auf
den Entwickelungsgang der Anatomie und Morphologie der Pflanzen einen so tiefgreisenden Einfluß geübt, daß wir noch einen Aug enblick bei ibnen verweilen müssen.
Bei unserem Eintritt in den Neubau der i ,. auf
defsen Schwelle Pringsheim 's Versuche über Algenbefruchtung und Algenkeimung die Blicke fesseln, erkennen wir sofort, daß hier nicht eine Erweiterung, sondern eine völlige Umgestaltung des Vorhandenen stattgefunden hat. Mit der Entdeduung der Sexualität der Krypto⸗ gamen war die Kluft zwischen geschlechtlichen und vermeintlich un— eschlechtlichen Wesen überbrückt; was in der Wissenschaft ange als Dogma gegolten hatte, war ein überwundener Standpunkt geworden. Dem heutigen Forscher ist Sexualität Grund- bedingung des organischen Lebens. Das Mikroskop hat sie bis in die untersten organischen Kreise verfolgt und gejeigt, daß selbst die histologischen Geschlechtselemente, welche bei dem Thiere beobachtet werden, in der Pflanze wiederkebren. Wir wissen beute, daß der Zeugungsvorgang in der ganzen organischen Natur ein r. artig verlaufender ist, daß sich die beiden charakteristischen Geschlechts˖ elemente, Samenkörper und Ei, bei den höchsten thierischen Wesen und bei den niedrigsten pflanzlichen Organismen in gleicher Weise wiederfinden. So hat denn auch die Forschung auf kryptogamischem Gebiet durch Feststellung der sexuellen Uebereinstimmung im ganzen Bereich der organischen Schöpfung nicht wenig dazu beigetragen, der Auffassung eines gemeinsamen Ursprungs der animalischen und vegeta⸗ bilischen Natur Vorschub zu leisten.
Zu derselben Erkenntniß führen aber auch die Untersuchungen in anderen Zweigen der Kryptogamenkunde. Die glänzende Entdeckung des Generationswechsels der Moose und Farne durch Hofmeister, die sich daran anschließenden umfassenden Beobachtungen im Bereich der Embryogenie der Gymnospermen, die Auffindung der Symbiose bei den Flechten durch de Bary und Schwendener, die lückenlose Dar- legung endlich einer vollständigen Reihe von Entwickelungsstufen, — von Zelle zu Zelle, vom Ei bis wieder zum Ci — welche dem auß dauernden Studium des Lebensprozesses der Algen und Pilze gelungen
1890.
ist, alle diese Untersuchungen haben den Entwickelungsplan im Bau und in der Organisation der Pflanzen in den verschiedensten Abthei⸗ lungen des Gewächgreichs klargelegt und die verwandtschaftlichen Be⸗ ziehungen zu dem Entwickelungsplan der Thiere aufgebellt.
Daß im Verfolg der Morphologie und Biologie der Name Charles Darwin's glänzend hervortritt, bedarf kaum einer
Erwähnung. Zur Phrysiologie übergebend, führt der Redner aus: Im Jahre 1835 theilte Schwann der Versammlung unserer Gesellschaft, welche damals in Jena tagte, einen hochinteressanten Versuch mit. Er hatte gefunden, daß Fleisch, welches in einem ge wöhnlichen Luftstrom schon nach kurzer Zeit in Fäulniß übergebt, sich wochenlang unverändert erhält, wenn der Luftstrom, ehe er mit dem Fleisch in Berührung kommt, durch ein glühendes Rohr gestrichen ist.
Fast gleichzeitig zeigte Franz Schule, daß man zu ähnlichen Ergeb⸗ nissen gelangt, wenn man die Luft, statt durch ein alübendes Rohr, durch konzentrirte Schwefelsaͤure leitet. Die Schlußfolgerung, zu welcher diese Versuche führten, war eine sehr einfache. Das Fleisch gebt nicht von selbst in Fäulniß über. Die Fäulniß wird durch die Keime von Organismen bedingt, welche aus der Luft hinzutreten und durch Glüh⸗ kiße oder Schwefelsäure vernichtet werden können. Was aber für die ö galt, das mußte sich für zahlreiche ähnliche Prozesse bewahr⸗
eiten. Die Weingährung insbesondere wurde von Schwann und Cagniard⸗Latour als die Wirkung einer Alge, des heute fo gründlich erforschten Hefepilies, erkannt. Die Versuche von Schwann und Schulze, welche ursprünglich nur den Zweck hatten, die Unhaltbarkeit der Annahme einer Urjeugung darzuthun, sollten schon bald den Anstoß zu einer Reibe höchst wichtiger Forschungen auf medizinischem Gebiet geben. Schon wenige Jahre sräͤter 1810) sprach 3 mit erneuter Zuversicht die Ansicht aus, daß bei der Entstehung und Uebertragung von Infektisnskrankheiten die Keime ähnlicher, in Luft und Wasser verbreiteter Mikroorganismen eine Rolle spielen. Das Contagium animatum der alten Aerzte war plötzlich wieder zu Ehren gekommen. ;
Es kann meine Aufgabe nicht sein, Schritt für Schritt den vielverschlungenen Forschungen zu folgen, welche der Anfangs un— beachtet gebliebenen, später mit Hartnäckigkeit bekämpften Ansicht von Henle schließlich einen sicheren Boden gewonnen haben. Mächtigen Vorschub haben derselben zumal die wichtigen Unterfuchungen Pasteur's geleistet, welche die den verschiedenen Gährungs⸗ proseffsen zu. Grunde liegenden Mikroorganismen zu unter⸗ scheiden gelehrt haben. Die der jüngsten Vergangenheit an- gehörigen epochemachenden Arbeiten von Robert Koch sind noch frisch in Aller Erinnerung. Es sind zumal die Untersuchungen Koch's und seiner Mitarbeiter, welcke nicht nur den unwiderleglichen Beweis geführt, haben, daß Infektionskrankheiten durch Mikro— organismen wirklich übertragen werden können, sondern auch im Stande gewesen sind, die einzelnen in diesen Krankheiten auftretenden Bakterien in bestimmter Weise zu charakterisiren. Nach einander erscheinen der Bacillus von Milzbrand, Febris recurrens, Tuberkulose, Rot, Typhus und Diphtherie auf der Bildfläche, bis wir endlich dem höchsten Triumph der bakteriologischen Forschung, dem Komma bacillus der Cholera, gegenüberstehen.
Die Bakteriologie hat, wie jede neue Wissenschaft, eine Reihe von Entwickelungsphasen durchlaufen. Die lange Zeit streitige Frage, ob unter verschiedenen Bedingungen auftretende Bakterien, wie die höheren pflanzlichen Organismen, bestimmte, unveränderliche Arten darstellen, ist jetzt Dank der Vervollkommnung der optischen Silfsmittel, der Verbesserung des Verfahrens der Reinzüchtung, der Einführung der Bakterienfärbung — die Anilinfarben haben dabei eine nicht unwichtige Rolle gespielt — in der Affirmative entschieden. Ebenso zweifelt heute Niemand mehr daran, daß wir in den Bak terien nicht etwa — wie man früher geglaubt bat — einfach die Begleiter, sondern die wirklichen Erreger von Krankheiten vor uns haben. Ja selbst die lange völlig erfolglos gebliebenen Bestrebungen, durch Vernichtung der Bakterien im Organismus den Krankheiten die Spitze abzu⸗ brechen, dürften heute nach Mittheilungen, welche der jüngste internationale Kongreß erbracht hat, nicht mehr so ganz aussichtslos wie ehedem erscheinen. Aber wenn sich diese Hoffnungen auch nicht so bald ver— wirklichen sollten, in einer Versammlung, in welcher das ärztliche Element so stark vertreten ist, brauche ich auf den Ge winn, welcher der Medizin und Gesundheitepflege aus dem Studium der Bakterien bereits erwachsen ist, kaum binzuweisen. Die antiseptische Behand⸗ lung der Krankheiten ist eine Frucht dieser Studien. Seit Ein— fübrung der Schu pockenimpfung durch Jenner ist der Mensch—⸗ beit keine größere Wohlthat zu Theil geworden, als diejenige, welche sie aus Lister's Händen empfangen hat. Der Lister sche Verband in seinen verschiedenen Abstufungen, vom Karbolsäuresprühregen bis zur Beschränkung auf peinlichste Reinlichkeit, hat ungezählten Tausenden von Verwundeten das Leben erhalten, ganze Krank⸗ heitékategorien sind — man könnte sagen — heute nahezu ausgestor ben. Aber auch ganz abgesehen von diesen großartigen Erfolgen, welche zu den schönsten Errungenschaften der modernen Forschung zählen, hat die bakteriologische Wissenschaft bereits zahlreiche Dienste geleistet. Niemand wird leugnen wollen, daß die Gegenwart über umfassende Hülfsmittel der Diagnose von Infektionskrankbeiten ge⸗ bietet, von denen eine nicht weit zurückliegende Vergangenbeit keine Ahnung hatte, und daß wir heute, wenn Epidemien drohen, in der Lage sind, weit sicherer als ehedem die Nothwendigkeit prophvlaktischer Maßnahmen ju erkennen und ibre Gestaltung zu bestimmen. Uad die epochemachenden Ergebnisse der Pasteur'schen Versuche über die Hundswuth, welche einen neuen Gedanken in die Medizin hinein ⸗ geworfen haben, gehören doch schließlich gleichfalls in den Kreis der hier betrachteten Erscheinungen.
Allein auch die Volkswirthschaft hat aus der bakteriologischen Forschung bereits recht erhebliche BVortheile gejogen. Mit den erweiterten und vertieften Einblicken in das Wesen der Desinfektion, welche sie vermittelt hat, stehen wir den ver— heerenden Seuchen, welche nur zu oft den Viehbestand unserer Landwirthe gefährden, weit besser gerüstet gegenüber. Ganze Heerden werden nicht mehr rücksichtslos geopfert, wenn wir die Ausbreitung der Krankheit auf dem Wege der Desinfektion verhindern können. Wir verschwenden nicht mehr endlose Summen fur Desinfektions⸗ mittel, nachdem wir gelernt haben, mit wie geringem Aufwand häufig der beabsichtigte Zweck bereits erreicht wird. Auch die Konservirung der Nahrungsmittel ist in eine neue Phase eingetreten. Das Appert'sche Ver⸗ fahren, seit mehr als einem halben Jahrhundert mit Erfolg geübt, aber ganz falsch gedeutet, ist plötzlich verständlich geworden. Die ent⸗ wickelunghemmende, beziebungsweise keimtödtende Wirkung der Kälte, der Hitze, der chemischen Agentien ist klargelegt, und wir be— dienen uns der einen oder der anderen Methode je nach den obwal tenden Umftänden, je nach den erstrebten Zielen. Auch hier sind volkswirthschaftliche Erfolge von nicht zu unterschätzender Bedeutung zu verzeichnen. Dank der verbesserten Methode der Konservirung steht beute der Fleischreichthum einer anderen Hemisphäre der fleisch⸗ bedürftigen Bevölkerung Europas zur Verfügung. Aber die batte, riologische Forschung begnügt sich schon nicht mehr, nur den Auf⸗ gaben der Ernährung zu Hülfe zu kommen; schon beginnt sie bei der Herstellung auch unserer Genußmittel eine Rolle zu spielen. Es ist bekannt, welche Dienste sie der Reinzucht der Bierhefe geleistet hat.
der Physik hat die Spektralanalyse zu ebenso be- deutungs vollen Ergebnissen geführt, wie in der Astronomie, und Hand mit der wachsenden Experimentirkunst gehen die
and in eke Forschungen, welche vor em die Namen Robert