1890 / 226 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 19 Sep 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Portugal.

Lissabon, 18. September. Der König hatte heute Vormittag eine Besprechung mit Serpa Pimentel. Der Bildung eines Ministeriums der Versöhnung scheinen noch Schwierigkeiten entgegen zu stehen. Alle auf auswärtigen Missionen abwesenden Mitglieder des Staatsraths sind hierher einberufen worden. .

Gestern Vormittag fand ein thät licher Zusammen⸗ stoß zwischen einer Volksmenge und der Polizei statt. Das Gerücht, daß anläßlich dessen der Belagerungszustand verkündet werden sollte, hat sich jedoch nicht bestätigt. Ueber einen weiteren Konflikt meldet W. T. B.“:

Als sich heute Abend eine Abtheilung Polizei nach dem Colosseum begab, um dort den regelmäßigen Dienst während der Vorstellung zu versehen, wurde sie auf dem pl Dom Pedro von einer dort ver ; sammelten Volke menge verhöhnr. Bie Polizisten versuchten die Ruhe. störer festzunebmen, wobei es ju einem Zusammenstoß kam und 42 Personen verhaftet wurden. Die Poliiisten wurden mit Steinwürfen angegriffen und erwiderten mit Revolverschüssen. Der Konflikt ver schlimmerte sich noch dadurch, daß eine Trurpe der Munizipalgarde den Polizisten zur Hälfe kam. Die Menge flüchtete sich in das Cafs Martino, in welchem ein zahlreiches Publikum versammelt war,. Die Soldaten verfolgten die Flüchtigen und feuerten von der Straße aus einige Schüͤfse in das Café, wobei mehrere Personen verwundet

wurden. Echweiz.

Bern, 18. September. Der „N. Zürch. Ztg.“ zufolge bestätigt es sich, daß der eidgenössische KLommissar im Kanton Tefsin von den Liberalen die Advokaten Gabuzzi und Emil Censi und von den Konservativen die beiden Stände⸗ räthe Balli und Soldati in die Kommission berufen hat, die unter seiner Leitung vorläufig die Regierung weiter führen wird. * erster Beschluß war die (schon gemeldete) Festsetzung der Abstimmung über die Verfassungzrevision auf den 5. Oktober. Früher kann dieselbe gesetzlich nicht stattfinden, weil nach der Verkündigung im Amtsblatte mindestens noch vierzehn Tage bis zur Abstimmung verfließen müssen. Es heißt, Bonzanigo und Gianella hätten ihre Entlassuug als Mit— glieder des alten Staatsraths gegeben. Es würden also, da Rossi todt, nur noch zwei Mitglieder der gestürzten Regie⸗ rung, Respini und Dr. Casella, übrig sein. Im Uebrigen haben sämmtliche Dienstzweige der Verwaltung in Bellinzona ihre regelmäßigen Geschäfte wieder auf⸗ genommen, die eidgenössischen Truppen ihre Dienst⸗ übungen begonnen und, der Untersuchungsrichter Pro⸗ fessor Schneider ist mit seinem Sekretär r. Togni in voller Thätigkeit. In erster Linie hat er die Mitglieder der pro— 3 Regierung verhört. Wie das genannte Blatt ver— nimmt (und durch die gestern nach Schluß d. Red. eingegangene Depesche bestätigt wird), kann die konservative Tessiner Regie⸗ rung ihre Amtsfunktionen nur mit Bewilligung des Bundes— raths, beziehungsweise des eidgenössischen Kommissars wieder auf⸗ nehmen. Es liegt im Interesse der Eidgenossenschaft und einer erleichterten Verwaltung des Kantons Tessin, wenn einstweilen die konservative . die gegenüber den Anordnungen des Kommissars jeweilen die Kantonalsouveränetät vorschützen würde, außer Funktion bleibt. Wie der „Bund“ mittheilt, hat der Bundesrath beschlossen, über die Tessiner Inter— vention eine Botschaft an die Bundesversammlung zu richten. Letztere wird nächsten Montag in Bern zusammentreten.

Niederlande.

San g⸗ 18. September. Das vom Finanz⸗Minister den Kammern vorgelegte Budget für das Jahr 1891 stellt für das Ordinarium einen Ueberschuß von 2 Millionen in Aussicht. Die Fehlbeträge der Vorjahre, welche

hauptsächlich aus dem Rüdkauf der Eisenbahnen und der Abschaffung der Schiffahrtsgebühren auf dem Amsterdamer Kanal herrühren, belaufen sich auf 361 / Millionen und sollen durch eine Anleihe gedeckt werden, deren Höhe noch nicht

festgesetzt ist. Tũrłei.

Konstantinopel, 18. September. Der Herzog von Leuchtenberg trifft, dem, W. T. B. zufolge, mit seiner Gemahlin heute hier ein und wird im Palast am Bosporus Wohnung nehmen. Der russische Thronfolger wird am 18. Okiober hier erwartet.

Echweden und Norwegen.

(E) Stockholm, 16. September. Die Königin und Prinz Carl sind heute Vormittag aus Norwegen hier ein⸗ getroffen. Nachdem die Königin verschiedene Anordnungen für den Aufenthalt der jungen Erbfürsten getroffen, die zum 25. d. aus Baden hierher zurückkehren werden und unter der Obhut der Königin bleiben, erfolgte die Abreise nach Schloß Drott⸗ ningholm, wo auch der König seit der Rückkehr von seiner Reise verweilt.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Washington, 18. September In einer Kon ferenz von Mitgliedern des Repräsentanten—⸗ hauses über die Tarifbill wurde, wie W. T. B.“ meldet, das Amendement des Senats, welches das Prinzip der Gegenseitigkeit begünstigt, angenommen. Die Mit— glieder des Senats haben das Amendement, nach welchem der Zoll auf Wein und Spirituosen erhöht werden sollte, fallen, lassen. Der Senat bewilligte 30 000 Doll. für die Er— richtung eines Denkmals zu Ehren Ericson's, des Monitor⸗Erfinders. . K .

Mexiko. Präsident Diaz erklärte in seiner bei der Eröffnung des mexikanischen Kongresses gehaltenen Rede, daß das Land sich des Friedens nach Außen und im Innern erfreue. Während der jüngsten mittelamerikanischen Wirren habe Mexiko völlige Neutralität beobachtet. .

Brasilien. Die brasilignische Gesandtschaft in Berlin theilt Folgendes mit: Die allgemeinen Wahlen zur konstituirenden Versammlung, welche in Rio de Janeiro am nächsten 15. November zusammentreten soll, haben in allen Staaten der neuen Republik Brasilien, wie fie von Anfang an festge⸗ setzt waren, am 15. d. M. stattgehabt. Der Minister des Aus— wärtigen Guintino Bocayura hat am 16. d. M. die telegraphische Nachricht nach Berlin gelangen lassen, daß die Wahlen im ganzen Lande in vollkommenster Ruhe und Ordnung vor sich gegangen seien, die Regierung eine große Majorität erlangt und die durch die Revolution vom 15. November vorigen Jahres eingeführte republikanische Staatsform demgemäß in der Volksabstimmung ihre Bestätigung er⸗ halten haben. Die Gesandtschaft theilt ferner mit, daß dieses günstige Wahlergebniß ein Steigen der brasilianischen Fonds hervorgerufen habe, sowie daß sich überall großes Vertrauen für die zukünftige Entwickelung des Landes kund gebe.

Nr. 37 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge— sundheitsamts vom 16. September hat folgenden Inhalt: Gesund heitsstand. Volkskrankbeiten in der Berichtswoche. Cholera⸗ nachrichten. Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 900 und mehr Einwohnern. Desgl, in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Pocken auf Madeira. Gelbfieber in

Havanna. Desgl. in Mexiko. Gesundbeitgverbältnisse in Nieder ländisch · Indien. Witterung. ilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. Tbierseuchen in Rumänien, 2. Vierteljahr. Veterinãrpolizeiliche Maßregeln. Medizinal ⸗Gesetzgebung u s. w. re ßet, Reg Bez. Bromberg.) Aufstellung homöopathischer Arznei ˖ mittel in Apotheken. (Reg. Bez. Düsseldorf.) Ansteckende Krank⸗ beiten. Verfũtterung verdorbener Schlempe. (Bayern.) Heb⸗ ammenschulen ꝛc. (Oesterreich). Desinfektion der zum Stall dünger⸗ transport verwandten Wagen. (Böhmen.) Normalstatut für die Krankenhäuser. Rechtsprechung. Impfwesen.

Nr. 37 des Centralblatts der Bauverwaltung, beraus gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 13. September hat folgenden Inhalt:; Amtliches: Personal⸗ Nachrichten. Gutachten und Berichte. Neubau der katholischen St Sebastianskirche in Berlin. Nichtamtliches: Unterbringung der Versorgungsnetze im großstädtischen Straßenbau (Schluß) Preis bewerbung für das Kaiser Wilbelm⸗Denkmal der Provinz West⸗ falen. Kuppelgebäude bei Potsdam zur pbotograpbischen Aufnahme der Himmel t arte. Versammlung des Verbandes deutscher Architekten und Ingenieur⸗Vereine (Schluß). Weitgespannte Strom und Thalbrücken der Neuzeit (Schluß. Vermischtes: Vorrichtung zur Entdeckung von Blasen in Metallen. Einführung der Dampf⸗ heizung auf den nordamerlkanischen Bahnen. Stahlgemische durch Zusatz von Metallen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene De peschen.

Brechelshof, 19. September, Nachm. 1 Uhr 30 Min. (W. T. B.) Die heutige Manöverübung endigte soeben südlich von hier. Se. Majestät der Kaiser führte persönlich das Süd⸗Corps (VI. Armee -Corps). Letzteres machte einen Angriff auf den Breiten Berg, welcher vom V. Armee Corps vertheidigt wurde. Der Kaiser von Oesterreich, der König von Sachsen und die übrigen Fürstlichkeiten wohnten dem

Manöver als Zuschauer bei.

Speyer, 19. September. (W. T. B.) Heute Vor⸗ mittag fand hier unter Theilnahme der Behörden die Weihe des Platzes und der erste Spatenstich zu der von den deutschen Protestanten zu erbauenden Protestations⸗ kirche statt. Die Mitglieder des in Mannheim tagenden Gustav⸗Adolph⸗Vereins waren mit Extraschiffen zu der Feier eingetroffen. Die Stadt hat Flaggenschmuck angelegt.

London, 19. September. (W. T. B.) Eine Depesche des Lloyd aus Hiogo meldet, daß das türkische Panzer⸗ schiff „Ertogroul“ auf hoher See untergegangen sei. Die gesammte, 500 Köpfe zählende Bemannung sei ertrunken.

Rom, 19. September. (W. T. B.) „Capitan Fracassa“ konstatirt, daß in Bezug auf die von dem Kabinet zu be⸗ solgende Politik volle Uebereinstimmung der An⸗ schauungen aller Mitglieder des Kabinets mit denen des Minister⸗Präsidenten Crispi bestehe.

Sydney, 19. September. (W. T. B.) In Folge eines Ausstandes der Lastwagenführer fuhren heute zahlreiche Landwirthe und Händler ihre mit Wolle beladenen Wagen persönlich unter polizeilicher Begleitung vom Bahnhofe zum Quai. Die dort angesammelte Menge insultirte die Wagenbesitzer und suchte das Abladen der Wolle durch Steinwürfe zu verhindern. Polizei und Kavallerie schritten ein und zerstreuten die Menge.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage)

;

Wetterbericht vom 19. September. Morgens 8 Uhr.

nalisten.

Stationen. Wetter.

Bar. auf ( Gr u. d. Meeressp red. in Millim

Temperatur in o Celsiug

Mullaghmore wolkig 1 2 agen. :

ö . bedeckt Haparanda S St. Petersb. W Nebel Moskau... bedeckt Corł. Queens;

Lei. . r. Cherbourg. wo

? er. . . halb bed.

vlt wolkenlos

mburg .. wolkenlos

winemünde wolkenlos Neufahrwafsser still wollenlos

1 OSD 2 wolkenlos S 2 bedeckt 764 ONO 2 heiter 766 SW 2 1 6. i * ö . . un

635 SO 3 heiter e 770 OSO 3 wolkenlos * 770 still wollenlos 6 777 OSD 2 wolkenlos 764 SSW A4pbedeckt 767 still wolkig 768 O 1 wolkenlos

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* D 2

Anfang

romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. (Elisabeth: Frl. Malten, K. Sächsische Kammer⸗ sängerin, als Gast.) Anfang 7 Uhr. aus

Schauspielhaus.

Freytag. Anfang 7 Uhr. ; Sonntag: Opernhaus. 180. Vorstellung. Tell. Musik von Offenbach. In Scene gesetzt vom Regisseur 2 Hr. Kapellmeister Feder⸗

Broße romantische Oper in 4 Akten von Rossini. Hrn. Binder. Dichtung nach dem Französischen von Theodor Haupt. mann. Ballet von Paul AW bedeckt als Antritts rolle.) . wolkig Schauspielhaus. 185. Vorstellung. Die Ouitzo w' 3. Vaterländisches Drama in 4

Nebel von Wildenbruch. Anfang? Uhr.

Beutsches Theater. Sonnabend: Zum ersten Male: Die Haubenlerche. Schauspiel in 4 Auf · Sardou.

ũ in ; burg. nn, Sannte Dicse lb erstelling.

Montag: Das Wintermärchen.

Berliner Theater. Sonnabend: Kean.

Sonntag: Nachmittags 3 Uhr: Die Räuber. Abends 77 Uhr: Eva. Montag: Kean.

Geficht. , in 4 Akten von Oskar Blumen⸗ t. Sonntag: Das zweite Gesicht.

Wallner · Theater. Sonnabend: (Vorletzte Woche der Aufführungen) Mamsell Nitouche.

aßreiter und Gaul.

nach dem Französischen von

Dirigent: Anfang 7 Uhr. Sonntag:

aglioni. (Arnold: Hr. Kraus, mtag; Schwätzerin von Saragossa.

fjzügen von Ernst

Anfang 75 Uhr.

Velle Alliance Theater. des Wallner Theaters:

Guten Morgen, Herr

Vaude / in A Akten von

Musik von Jo. Beyer. er,, 185. Borstellung. Die Jour. Vorher: Neu in Scene gefetztẽ? Die Schwätzerin Seöffaet Ern 13 1] Ubr. Täg

Lustspiel in 4 Aufzügen von Gustav von Saragossa. Komische Operette in 2 Akten Carl Treumann.

Die Puppenfee.

Nesidenz· Theater. Direktion: Sigmund Lauten · burg. Sonnabend: Zum 8. Male: ariser Sittenbild in 4 Aufzügen von Victorien In Scene gesetzt von Sigmund Lauten

Direktion: W. Hasemann. Sonnabend: Gastspiel von Mitgliedern Madame Bonivard. Schwank in 3 Akten von Alex. Bisson und Antonie Marz. Deutsch von Emil Neumann. ) Fvischer!

Burleske in 1 Akt nach Lockroy von W.

Theater. Sonnabend: Das zweite Musik von Ed. Stiegmann. Anfang 77 Ur. ah ö Sonntag und folgende Tage: Madame Boni⸗

vard. Guten Morgen, Herr Fischer!

Adolph Ernst⸗ Theater. Sonnabend: Zum

15. Male: Unsere Don Juans. Gesangsposse Leon , Couplets von Ge storben

Arania, Anstalt für vollsthümliche Naturkunde.

ich Vorstellung im d h m nnn Theater. Naͤberes die Anschlag⸗ 1

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Elisabeth Delirs mit Hrn. Sek.“ Lieut. Max Uhlig (Mayen Kastel a. Rh.). Meta Freiin von Stenglin mit Hrn. Otto von Buch (Warnemünde = auf Wendor) Frl. Ger⸗ trud Bruckisch mit Hrn. Pfarrer Johannes Stein⸗ wachs (Grünhartau b. Strehlen Groß Peterwitz b. Canth). Frl. Elise Hölger mit Hrn. Albert Hoff mann (Ihlnicken = Königsberg i. Pr.).

Verehelicht: Hr. Königl. Reg. Baumeister Mönnich mit Frl. Anna Mumm 8 Hr. Dr. med. Albert Kammann mit Frl Margarethe Döring (Breslau). Hr. Hans von Gundlach mit Frl. Helene von Meerbeimb (Schwerin). Hr. Fabrikant Erich Roessing mit Frl. Ida Gutmacher (Leipzig Planen i. V). Hr. Haupt- mann a. D. Hans von Mühlen mit Frl. Else Apitz (Berlin). Hr. Georg Lestmann mit Frl. Glise Kühne (Berlin). Hr. Robert Richter mit Frl. Margarethe Jericke (Leipzig).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Dr. Heinrich Kreutz

(Kiel). Hrn. Apotheker G. Calop (Koschentin).

Hrn. Fritz Warnecke (Meisdorf a. S).

Eine Tochter: Hrn. Landrath von Alten (Groß⸗

Strehlitzn. Hrn. Direktgr Christ (Josefethal

v. Laibach). Hrn. F. L. Brandt (Lindenau).

Hrn. H. van Dorp (Berlin).

Hr. Joh. von Lohr (Unter⸗Barmen).

Vorher: Die

Ferrsol.

Hierauf: Vaude ville⸗ riedrich.

Frau Agnes Bossart, geb. Gräfin v. Schwerin

) Nachts Nebel. ) Than.

Uebersicht der Witterung.

Die Wetterlage hat sich im Allgemeinen wenig verändert, am höchsten ist der Luftdruck, über 776 mm, über dem Rigaischen Busen, am niedrigsten, unter 753 mm, südwestlich von Irland. Das Wetter ist in Central- Europa andauernd ruhig, trocken und beiter, die Temperatur ist fast überall gestiegen und nähert sich wieder ihren normalen Werthen.

Deuntsche Seewarte.

mum mr mr, Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern-

aus. 179. Vorstellung. Taunhäuser und der Sãngerkrieg anf der Wartburg. Große

ville in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhae und A. Millaud. Musik von M. Hervs. Anfang der Vorftellung 74 Uhr.

Sonntag und die folgenden Tage: Mamsell Nitouche.

ictoria Theater. Sonnabend: Zum 26. Male : Die Million. Modernes Ausstattungsstück in 12 Bildern von Alex. en,. ki und Rich. Nathanson. Musik von C. A. Raida. Ballet von Gredelue. Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich Wilhelmslãdtisches Theater. Direktion? Julius Fritzsche. Sonnabend: Zum 29. Male mit durchaus neuer Ausstattung: Die

Puppenfee. Pantomimisches Divertissement von

Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph Ferron. Anfang 73 Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Thomas - Theater. Alte Jakobstraße 30. Sonnabend: Zum 15. Male: Der Alpenkönig und der Menschenfeind. Romantisches Volksmärchen in 3 Akten von ö Raimund. Musik von Wenzel Müller. Anfang 75 Uhr.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Coneert⸗Anzeigen.

Concert Jaus. Eröffnung der 24. Concert

Saison. Sonnabend, den 20. September, Abends 7 Uhr: Karl Meyder ⸗Concert.

(Hamburg). Frl. Anna Fischer (,tradau). Hr. Rentier Karl Thiedt (Berlin) Hrn. Koͤnigl. Reg. Baumeister Engelbrecht Sohn Burkhard (Wildpark.

Redacteur: Dr. H. Klee. Verlag der Expedition (Scholz).

Berlin:

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlage

Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (einschließlich Böõrsen⸗ Beilage),

und der Winter ⸗Fahrplan für den Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Erfurt (öftliche und wefstliche Linie).

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 19. September

n 226.

Statistit und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Nach dem von dem ersten Deutschen Bergarbeitertag in Halle genehmigten Statut des Verbandes Deutscher Berg⸗ arbeiter hat dieser, wie wir der Magdb. Ztg. entnehmen, den Zweck, dos geistige, gewerbliche und materielle Intereffe feiner Mit⸗ glieder nach . zu wahren und zu fördern. Er sucht dies zu erreichen durch eranstaltung wissenschaftlicher und gewerblicher Bor⸗ träge, event. Ertheilung von gewerblichem Unterricht, Besprechung über Verbandsangelegenheiten, Gründung einer Bibliothek u. s. w. Mitglied des Verbandes kann jeder auf fiskalischen und Privatgruben beschãftigte Bergmann werden, der seinen Verpflichtungen in Betreff Zahlung der Beiträge nachkommt. Der Verband wird geleitet vom Central vorstand, der seinen Sitz in Bochum hat und aus 13 Personen besteht. Der Vorstand wird auf 3 Jahre gewählt. Außerdem besteht ein Central Ausschuß aus 7 Perfonen. Die Besoldung des Central. Vorstandes zu bestimmen ist Sache der Generalversammlung; derselbe hat balbjãhrlich Abrechnung zu legen und den Abschluß zu veröffentlichen. Der Central · Vorstand entscheidet uͤber die Aufnahme oder Nichtaufnahme der Mitglieder, die sich bei den zu er⸗ richtenden Zahlstellen melden können. Alljährlich findet eine General . versammlung statt, die unter Bekanntgabe der Tagesordnung recht- zeitig ausgeschrieben werden muß. Hierüber entspann sich ekne Be⸗ sprechung, in deren Verlauf folgende Resolution angenommen wurde: Der Bergarbeitertag beschließt, das von der Kommiffion aus gearbeitete Statut unbeanstandet zu lassen. Die Kommission wird ersucht, unter k eines Rechtsanwalts die nöthige Eingabe an die zuständige

hörde Zwecks Genehmigung des Verbandes abzufassen und solche dann rechtzeitig einzureichen. Um unnöthige Geldkoften zu ersparen, werden die anwesenden Delegirten aus Westfalen mit der Ausführung' diefes Be= schlufses betraut,. Ferner wurde eine Petition an den Reichstag beschlossen, welche die auf dem Kongreß Seitens der einzelnen Vertreter vorgebrachten Beschwerden enkhalten , D Preßfrage wurde, der Volks⸗Ztg.“ zu⸗ folge, dahin geregelt, daß die zwei bestehenden Bergarbeiter⸗FJeitungen Glückauf? in Zwickau und, die Bergarbeiter Zeitung“ in GSelsenkirchen si in die Agitation theilen sollen. Das Abonnement auf diese Blätter ist jedoch nicht obligatorisch, sondern fakultativ, mit Ausnahme des Königreichs Sachsen, wo das „Zwickauer Blatt‘ den Vereinsmitgliedern gegen einen erhöhten Beitrag gratis geliefert werden soll. Beide Blätter erhalten einen gemelnfamen Titel und zum Theil gleichen Inhalt.

. Magdeburg fanden am Montag in der Sudenburg, am Dienstag in der Neustadt Volks versammlungen statt, in welcher der Buch drucler Werner aus Berlin über den fozialdemokratisfchen Org anisationsent wurf sprach und Abänderungsvorschläge machte. Der . Madb. Ztg. zufolge traten nur wenige Stimmen gegen den Redner auf; es wurden Resolutionen angenommen, durch welche sich die Ver⸗ sammlungen im Sinne des Redners aussprachen und sich verpflichteten, nur solche Vertreter zum Parteitage zu wählen, welche ch mit den Abänderungsvorschlägen einverstanden erklaren. Am Mittwoch kam eine zu demselben Zweck berufene Versammlung zu keinem Resultat. Die Versammlung nahm einen ziemlich stür⸗— mischen Verlauf, da zwei Strömungen bei den Verhandlungen und Reden zum Ausdruck kamen. Buchdrucker Werner hielt, oft—⸗ mals von Zwischenrufen unterbrochen, wieder einen andert⸗ halbstündigen Vortrag über den DOrganisations Entwurf in derselben Weise wie in der Sudenburg. Nach Schluß der Rede wurde ihm stürmischer Beifall gespendet. In verschiedenen 1 wurde ihm widersprochen; in der Hauptsache trat man im

llgemeinen jedoch seinen Ausfuhrungen bei. Es fehlte aber auch an scharfen Angriffen nicht. Da inzwischen die zwölfte Stunde hereingebrochen war, so mußten die Ver— handlungen abgebrochen werden. Man nahm den Antrag an, zur Fortsetzung der Berathung der Tagesordnung eine andere Versammlung einzuberufen, zu der man keinen Redner von Auswärts kommen lassen will. Man hofft eine Klärung unter den beiden Strömungen herbeizuführen und will dann eine endgültige Stellung zum Organisations⸗ Entwurf einnehmen, wie auch eventuell die Wahl der Vertreter zum Parteitage vornehmen.

Aus Braunschweig wird der Frkf. Ztg.“ unter dem 16. d. M. geschrieben: Die Spaltung unter den hiesigen Soj;ial-⸗ demokraten tritt immer offener und schärfer hervor. Sie besitzen bis jetzt hier ein gut redigirtes dreimal wöchentlich erscheinendes Blatt „Braunschw. Unterhaltungsblatt!. Da dieses der radikalen Richtung zu gemäßigt ist, wurde in einer stürmisch verlaufenen Volke⸗ versammlung mit Mehrheit beschlossen, eine Genossenschaft zur

erausgabe einer andern säglich erscheinenden sozialdemokratischen

eitung zu gründen. .

In Lüdenscheid waren, wie die ‚Rh.⸗Westf. Ztg. berichtet, in der Fabrik von Gerhardi u. Co. wegen angeblich rigoroser Lohn—⸗ reduzirung zwischen dem Besitzer und Arbeitern Tifferenzen ent-

anden und einige Arbeiter aus der Arbeit ausgetreten. Der Lüden— cheider Metallarbeiter Verein hat nun beschlossen, diesen Arbeitern eine tägliche Unterstützung von 3 zukommen zu lasfen; außerdem erklärte sich die General versammlung des Vereins für solidarisch mit jenen Arbeitern und will weiter für sie eintreten. .

Aus Altong wird der Mgdb. Ztg.“ mitgetheilt, daß unter dem Titel. „Norddeutsche Volkszeitung: im Stadttheil Ottensen vom 1. Oktober ab eine neue sozialdemokratifche Zeitung er— scheinen wird, die für Holstein und. Mecklenburg berechnet ist; vor⸗ läufig soll dieselbe dreimal wöchentlich herausgegeben werden.

Wie der „Köln. Ztg.“ aus Brüssel geschriehen wird, fanden am Sonntag im Borinage die Wahlen für die Arbeits, und Gewerbekamm ern statt. Die sozialistischen Bewerber für die Vertretung des Arbeiterstandes wurden ohne Wider- stand gewählt, da die Betheiligung eine äußerst geringe war. Es ist nun möglich, die Gesammtkammer des Borinage er regen, um über die Frage der Grubenordnungen zu

eschließen. stattfinden, da sich die Verwaltungen der Bergwerksgefellschaften vorerst über die zu machenden Zugestaͤndnisse einigen müssen. Der am Sonnabend zu Bernissart ausgebrochene Ausstand eines Theils der Bergleute ist beendet; die Arbeiter hahen nachgegeben. Der Ausstand in Hou ssu & l. Nr. 24 8. Bl) ist gleichfalls be⸗ endet. An demselben hatten sich nur die Schlepper betheiligt; sie hatten eine Lohnerhöhung verlangt, kehrten aber zur Arbeit zurück ohne daß über ihre Forderung ernsthaft verhandelt worden wäre.

ie aus Mons unter dem 17. d. gemeldet wird, war auf Schacht Saint Julien der Kohlenberg werke von Str spy⸗Bracquegnies einem Arbeiter ge— kündigt worden, weil er von dem freien Progressisten Verein als Kandidat für die Gemeindewahlen aufgestellt war. In Folge dessen Legten am Montag seine Mitarbeiter die Arbeit nieder, welchem Beispiele Dienstag die jwei übrigen Sckächte der Gesellschaft folgten. Da letztere auch Hüttenwerke und Gießereien besitzt, fo wird bei weiterer Dauer des Ausstandes die Frage entstehen, ob bezüglich der zu machenden vertragsmäßigen Lieferungen die Verhinderung durch

höbere Gewalt! gellend gemacht werden kann. Die Zabl der Aus- fiůndischen delanft fich auf Voß

Die Versammlung kann indessen nicht vor Monatsfrist;

Das Wirthschaftsjahr 18389. In dem Jabresbericht der Handelskammer von Mühlhausen i. Th., Worbis und Heiligen stadt lefen wir:

Die Hoffnungen, welche wir in unserem letzten Berichte über die gedeihliche Weiterentwickelung von Handel und Jm dustrie aus— gesprochen, sind im verflossenen Jahre, Dank der weifen Politik unseres erhabenen Monarchen, nicht unerfüllt geblieben.

Das Gesammtbild unseres Handels kammerbezirks ist in Allge⸗ meinen als ein erfreuliches zu bezeichnen, in ein elnen Betrieben, besonders auch in der Maschinenindusttie, wurden Werkstätten und Fabrik räume erheblich erweitert, allgemein fand gesteigerte Thätigkeit statt, bis gegen Ende des Jahres in einem Hauptzweige unserer industriellen Thätigkeit, nämlich in der Fabrikation von halbwollegen Waaren, ein erheblicher Rückschlag eintrat.

Der außergewöhnlich stark auftretende Bedarf des Inlandes, ins⸗ besondere für Militärzwecke und Eisenbahnmaterial, mit der damit Hand in Hand gehenden enormen Steigerung der an die Börfe ge⸗ brachten Dapiere der Montanwerke und der industriellen Unter— nebmungen, zeitigte Erscheinungen, welche uns mit Sorge für die Zukunft erfüllen.

Die Preise der Kohlen wurden zunächst enorm gesteigert, sodaß der Verdienst der Gewerbetreibenden erbeblich geschmälert wurde; hierzu gesellten sich die immer begehrlicher auftretenden Forderungen der Arbeiter, welche in der Niederlegung der Arbeit ohne RKündigungs⸗ frist zu mancherlei Kalamitäͤten führten; waren doch durch die Un ewiß— heit ihrer Kohlenbezüge die größeren Betriebe genöthigt, ansehnliche Reser en in Feuerungsmaterial, nicht obne große Opfer, zu schaff en.

SEinzelne kleinere Arbeitsausstände in unserem Handel kamm er · bezirke, besonders in den Färbereien und Gerbereien, wurden bald beigelegt, sodaß keine ernstlichen Störungen stattfanden.

Der Bahn⸗ wie der postalische Verkehr hat in allen drei Han— delskammerkreisen eine Zunahme gegen das Vorjahr erfahren. Auch der Sparkassenverkehr hat eine gan; erfreuliche Vermehrung zu ver⸗ zeichnen. Die Ausfuhr nach Spanien und Portugal hat sich ver—⸗ mehrt, besonders in Maschinen. Der Versand nach Rußland und den standinavischen Staaten erhielt sich auf der bisherigen Höhe und er— litt keine Störungen.

Sonntagsarbeit.

Die Handels- und Gewerbekammer in Dresden hat sich wie . W. T. B.“ meldet, zu dem Gesetz entwurf, betreffend die Abänderung der Bestimmungen der Gewerbeordnung, über die Sonntagsarbeit gutachtlich dahin geäußert, daß die Sonn und Festtagsarbeit für das gesammte Gewerbe durch die Reichs gesetzgebung eine einheitliche Regelung erfahren möge. Die Kammer sprach sich ferner für das Verbot jeder gewerblichen Arbeit an Sonn und Festtagen aus, welche ohne Schwierigkeit ober Nachtheil an einem Werktage erledigt werden kann oder nur der Ver— mehrung der Waarenerjeugung dient.

Statistik der Verbrechen in England.

Die Zahl der schweren Verbrechen hat, einer Mittheilung der .A. C. zufolge, in England in den letzten Jahrsehnten ganz be— deutend abgenommen. In den Jahren 1855 59 belief sich die Zahl der zu Zuchthaus verurtheilten Verbrecher durchschnittlich auf 2339 jährlich. England und Wales hatten damals eine Bevölkerung von 20 000 000 CFinwohnern. In dem Zeitraum von 1881 90 aber ist k auf 945 gefallen, trotzdem die Bevölkerung auf 23 250 090 wuchs.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom . Seytember bis inel. 13 September cc. zur Anmeldung gekommen: 212 EGheschließungen, 823 Lebendgeborene, 32 Todtgeborene, 66 Sterbefälle.

Kunft und Wissenschaft.

Die Austellung Rembrandt'scher Radirungen im Königlichen Museum. (Kupferstich⸗Kabinet, Saal 2.)

Die Kunst der Kupfer-Radirung erhielt durch Rembrandt van Rhyn (1607-1669) aus Leyden, welcher seit 1630 seine Arbeitsstätte nach Amsterdam verlegte und nach einem überaus thätigen Künstlerleben genöthigt war, seine werthvollen Kunst— sammlungen sowie die unverkauften selbst gefertigten Gemälde den. Gläubigern zu überlassen, einen ( ge⸗ waltigen Aufschwung. Noch heute ist man bestrebt, von seiner eminenten Kunstfertigkeit auf diesem Gebiet zu lernen. Dieser „Realist im besten Sinne“ stand im entschiedensten Gegensatz zu den Heiligen-Malern der italienischen und spanischen Schulen. Seine künstlerische Auffassung wurzelt in dem Volk, welchem er angehörte, seine Werke suchen dem deutschen, d. h. holländischen (also eigentlich niederdeutschen) Geschmack gerecht zu werden, und er trachtet, das „Malerische an fich“ durch kunstvoll arrangirte Beleuchtung zu heben.

Wenn wir die Ausstellung, welche sich befleißigt hat, den Entwickelungsgang des Meisters durch chronologische Reihen—⸗ folge zu beleuchten, durchwandern, dann fällt uns zunächst in die Augen, wie der Meister zu Anfang seiner Künstlerlaufbahn bestrebt ist, das Charakteristische allem Anderen zu opfern. Wir dürfen annehmen, daß die kleinen Charakterköpfe aus jener Zeit direkt nach der Natur auf die Platte gezeichnet worden sind; denn nur bei dem kurzen Wege „von der Natur durch das Auge und die Hand“ konnte so viel Geist und Leben erhalten bleiben. Nur wenige Männer von 3. besitzen in unserer Zeit ebensowohl den Muth, wie die feste Hand, um direkt nach der Natur auf die Platte zu radiren. Unter diesen sei jedoch an dieser Stelle des vortrefflichen Stechers und Radirers Professors Raab in München gedacht, welchem wir eine Reihe derart hergestellter, vortrefflicher Künstler⸗Porträts danken.

Wir sehen bei allen hervorragenderen Blättern des Meisters, welche in der Ausstellung im Kupferstich-Kabinet in tadellosen Exemplaren vorgeführt sind, das Prinzip einer Licht- und einer Schattenmasse, in welch' letzterer der Phantasie des Beschauers, welche bekanntlich besser malt und zeichnet, als es der beste Künstler vermag, der größte Spielraum ge⸗ währt wird. Die hervorragenbsten der ausgestellten dirungen sind die Auferweckung des Lazarus“, die sogen. „große Judenbraut . „Rembrandt und Frau“, das „Ecce homo, die unfertige „Mabonna mit Kind“, „Christus, Kranke heilend“ (das sogenannte „Hundert. Gulden Klatt /) yla petite tombos, das „Porträt des Goldschmiedes Jan Lutmann“ u. s. w. Ganz Hervorragendes leistete der Meister auch auf dem Gebiet stimmungsvoller Landschaften; unter den zahlreichen aus— estellten Blättern dieser Richtung sei hier nur auf die Land⸗ 5 „mit den drei Bäumen“ hingewiesen. Die Versuche

1890.

Rembrandt's, „dem Schönen nachzugehen“, sind leider immer als mißlungen zu bezeichnen; hier sehen wir nur einige radirte Studien nach unschönen weiblichen Körpern.

Die Radirkunst weicht insofern von der Kupferstichkunst ab, als sie sich größerer malerischer Freiheit in Führung der Nadel befleißigt. Die Herstellungsart bei Beiden ist sehr verwandt, doch erfordert die Erlernung der Handhabung des Grabstichels, mit welchem die Kupferstiche hergestellt werden, viele Jahre, während die Radirkunst nichts weiter wie den Künstler, den tüchtigen Zeichner erfordert. In beiden Fällen wird die kupfernẽ (die sogen. „Kupferstiche“ werden heut zu Tage fast nur noch auf Stahlplatten her⸗ gestellt) Platte mit einer Asphalt- 2c. Masse brunirt, auf welcher derart mit der Nadel gezeichnet wird, daß man nach einem schräg nach unten hängenden Spiegel arbeitet, welcher die Zeichnung resp. Photographie umgekehrt zeigt. Nach dem Abdruck enktsteht somit feibstöerständlich wieder die richtige Seite. Die durch die Nadel aufgekratzte Zeichnung, welche nun das bloße Metall zeigt, wird mit Scheidewasser geäbt und dann ein erster Abdruck hergestellt. Zumeist ind drei und mehr Probe⸗Abdrücke nöthig, ehe das Werk seine Vollendung erhält, bei welcher auch noch der Ton,, welchen der Drucker über ganze Schattenpartien zu legen befähigt ist, eine Rolle spielt. Es liegt auf der Hand, daß nach dem Modell radirte Köpfe, welche also . Hülfe des Spiegels auf die Platte übertragen find, die li

ss auf d inke statt der rechten Seite, resp. umgekehrt, zeigen. Zur Zeit Ludwig's TVR, in welcher die Zeichnung als ein Bildungsmittel eifrig gepflegt wurde, entstanden eine Menge Radirungen, indem diese Kunst wie ein Sport von den höchsten Kreisen geübt wurde. Die Austellung ist um so lehrreicher, als einige Blätter in den verschiedenen Stadien vorgeführt sind.

In,. die sem Monat sind, wie das ‚Dtsch. Tagebl. erfährt, die Arbeiten für das Lessing⸗ Denkmal außerordentlich gefördert worden, da ursprünglich schon der gestrige Tag für die Enthüllung in Aussicht genommen war. An Ort und Stelle fowohl wie in' der Gladenbeck'schen Gießerei war man in Folge dessen mit allem Eifer thätig, die Arbeiten möglichst zu beschleunigen. Nun hat allerdings das Datum nicht sestgehalten werden können, aber die Aufftellung des Denkmals ist doch o weit vorgeschritten, daß in wenigen Wochen das schöne Werk vollendet dastehen wird.

Dem Germanischen National⸗Museum in Nürn— berg sind in neuerer Zeit wieder eine Reihe erfreulicher Stiftungen zugewendet worden. So haben zu den Anschaffungskosten der Sul kowski'schen Sammlung Se. Majestät der König von Sacsen 1000 66, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Alexander von Preußen und der Prinz Georg von Sachsen je 306 S6, Se. Hoheit der Herzog Ernst Günther ju Scleswig-Holstein joo geftiftet. Von Hrn. Philipp Ritter von Schoeller in Wien wurden bem Museum 500 46 für allgemeine Sammlungs zwecke gespendet.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarautänewesen.

. . Egypten. Der internationale Gesundheitsrath zu Alexandria hat be— ichlossen, vom 27. August 1890 ab die Ankünfte aus Galesong, unter Aufhebung des Cholera ⸗Quarantine⸗Reglements, wiederum zum freien Verkehr zuzulassen. (Vergl. R. A. Nr. 196 vom 15. August 1890.)

Handel und Gewerbe.

Leipzig, 15. September. (W. T. B) Kam mzug⸗Term in⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. September 4,827 A, pr Oktober 4,82 6, pr. November 4,825 M, pr. Dejember 4823 4, pr. Januar 4.7? A, or Februar 4. 65 M, pr. Mär; 4,625 4, pr. April 46525 * vr Mai 4626 Æ6. Umsatz 70 560 kg. Ruhig.

London, 18. Sertember. (W. T. B53 Wolkauktion. Lebhafte Betheiligung. Eröffnungspreis fest behauptet.

An der Küste 19 Weijenladungen angeboten.

Bradford, 18. September. (W. T. B.) Wolle fest, Botanywolle und Croßbreds guter Begehr, englische ruhig, Spinner und Fabrikanten beschaͤftigt, Exportgarne ruhig.

Submissionen im Auslande.

Oesterreich. 19. Oktober, Mittags. Wien, K. K. General⸗Direktion der österreichischen Staatsbahnen. Lieferung von:

Tyres.

cirea 200 Stück Tiegel gußstahl⸗Tyres für Schnell⸗ zugs⸗Maschinen, Stück Tiegelgußstahl⸗Tyres für Personen—⸗ zugs · Maschinen. mit circa Stück Tiegelgußstahl ⸗Tyres für Lastzugs⸗ 629 000 Eg, Maschinen Stück Tiegel gußstabl Tyres für Tender mit cirea 275 0090 Exg, Stück . für Wagen mit circa 875 000 g.

sen. 100 Stück Lokomotiv⸗Achsen aus Ties gz eftahl mit circa

C.

60 Tender ⸗Achsen DJiegelgußstahl, 1 ö Martinstahl, zusammen 200 Stück mit eirca

S5 00õ zg, Martinstahl mit circa

338 000 Kg.

zusammen 1700 Stück

Wagen ˖ Achsen

Metallabgüsse. cirea 15 000 kg weichem Rothguß, 20 0900 , hartem Rothguß, 15 000 Phosphorbronze. Eisenabgüsse. ö 40 900 . Kolbenring⸗Cylinder, 1300 000 Bremẽklöße, ĩ 600 0900, sonstige Abgüsse nach Modellen. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Der heutigen Nummer des Reichs · Ameigers ! liegen die Winterfahrpläne für den Bezirk der Königlichen Eisen⸗ bahn⸗Direktion zu Erfurt bei.

Ham burg, 19. September. Ein m, Der Postdampfer Russia“ der Hamburg Amerikanischen Pagetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern Nach⸗ mittag in New⸗Vork eingetroffen.

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