vom Niederschles. Train Bat. Nr. 5, unter Beförderung jum P. gt. Rem v, Sec. gü. v. 2. Weftfaͤl. Feld Art. Regt. Rr. Tz. Raydt ., Ser. Lt. vom 2. Rhein. Feld ⸗ Art. Regt. Rr. 23, sãmmflich 1. Train Bat. Nr. I6 versetz. Reimer, Ritkm. und Comp. Chef vom Sft. renß. Train · Bat. Nr. J. Dtt o, Ritim. und Comp. Chef dom
agdeburg. Train Bat. Ne. 4, Nad olny, Rittm. und Comp. Chef vom Train -Bat. Nr. 15, Hotop, Pr. St. vom Ostpreuß. Train- Bat. Nr. J, Bohlmann, Käã in mer er, Sec. Sig. vom Ma ngde⸗ burg. Train Bat. Nr. 4, Beide unter Beförderung zu Prem. Sts, Erdler, Sec. Zt. vom Sstyreuß. Train ⸗Bat. Rr. 1. Da nco, Sec,. Lt. vom Wefstfäl. Train⸗ Bat. Rr. 7, Kroll, Sec. Vf. vom Großberzogl. Heff. Feld ⸗Art. Regt. Nr. 25 (Großherzog. Art. Corps), faͤmmtlich zum Train. Bat. Nr. 17 verfeßzt. Eichling, Ritim. und Comp. Chef, Rheinboldt, Pr. Lt., Scheidel, Sec. Lt., bisher von der Großer ogi. Heff. Tiain - Comp., v. 7 ch, Pr. Lt. vom Bad Train Bat. Nr 1c, unter Beförderung zum Rittm. und Comp. Chef, v. Eickstedt, Sec. Lt. vom Schleswig · holstein. Train-⸗Bat. Nr. 8, unter Beförderung zum Pr. Lt. Wien dl, See. Lt. vom Bad. Train Bat. Nr. 14. Graff hof f, Sec. Lt. vom 2. Hannov. Feld⸗ Art. Regt. Nr. 26, sãmmtlich zum Großherzogl. Hess. Train Bat. Nr. 25 übergetreten bejw zu demselben versetzt. Unverdroß, Pr. Lt. vom Ostpreuß. Drag. Regt. Nr. I9, unter Beförderung zum Rittm. und TZomp, Chef, in das Magdeburg. Train Bat. Nr. 4, v. Usedom, Sec. Lt. vom Litthau. Ulan. Regt. Nr. 12. unter Beförderung zum Pr. Lt in das Ostpreuß. Drag. Regt. Nr. 10, Luebke, Yr. Lt. vom Pomm. Train⸗Bat. Nr. 2, unter. Beförderung zum Rittm. und Comp. Chef, in das Train ⸗Bat. Nr. 15, versetzt. Perkiewicz, Pr. Lt. vom Garde ⸗Train⸗ Bat, zum Rittm. und Comp. Chef, D. Hugo, Ser. Lt. von demselben Bat.,, zum Pr. Lt, Maistrsé, . Lt. vom Train, Bat. Nr. 15, zum Rittm. und Comp. Chef, efördert Bieneck, Sec. Lt. vom Brandenburg. Train⸗Bat. Nr. 3, unter Beförderung jum Pr, Lt., in das Train-⸗Bat. Nr. 165, Zickler, Sec Lt. vom Garde ⸗Train⸗Bat.
2
egt. in Sec. Lt. vom Feld ⸗Art. Train⸗Bat. Nr. 3
3
„zuletzt
Major z. D.,
als Gen. Lt.,
Schles. Gren.
v. Johnston,
Schles. Gren.
zuletzt à la suite des
Wilhelm Nr. 110, von
a. D., zuletzt à la suite des 3. Garde⸗Nlan.
Regts., der Charakter als Major, verliehen. v. Pelken, Pr. Lt.
a. D. zuletzt à la suite des Inf. Regts. Nr. 97, die Erlaubniß
zum Tragen der Uniform des Königin Äugusta Garde⸗Gren. Regts.
Nr. K mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen ertheilt.
Im Beurlaubtenstande. Rohnstock, 25. Sextember.
p. Tre skow, Rittm. a. D, zuletzt von der Reserxe des damaligen
2. Leib - Hus. Regts. Nr. 2, der Charakter als Major verlichen.
v. Wiedebach u. Nostitz⸗Jaenkendorf, Rittm. a. D., zuletzt
Pr. Lt. von der Res. des J. Hess. Huf. Regts. Rr. 153, die Erlaubniß
zum Tragen der Uniform des genannten Regts. mit den für Vera?
schiedete vorgeschriebenen Abzeichen ertheilt., v. Wietersheim,
Hauptm. a. D, zuletzt von der Inf. des damaligen 1. Bats.
Striegau) 1. Schles. Landw. Regts. Nr. 10, der Charakter als
ajor verliehen. Graf v. Daugwitz, Rittm. 4. D. 1 Pr. Lt.
von der Landw. Kav des damaligen 2. Bats. (Dppeln) 4. Oberschles.
Landm. Regts. Nr. 63, die Erlaubniß zum Tragen der Unsform des
us. Regts. Graf Goetzen (2. Schles Nr. 6 mit den für Verab⸗
chiedete vorgeschriebenen Abjeichen, Wegge, Pr. Lr. a. D., zuletzt
von der Inf. des damaligen 1. Bats. (Striegau) 1. Schles.
Landw. Regts. Nr. 10, die Erlaubniß zum Tragen der Landw.;
, ,. mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen,
ertheilt.
Diejenigen Personalveränderungen, welche sich auf Aenderungen
des Etats und Neuformationen gründen, treten mit dem 1. Oktober d. J. in Kraft.
Cunft und Wissens caft.
Obwohl in einigen Tagen bereits der Schluß der 62. Aus stellang der Königlichen Akademie der Känste erfolgt, er⸗ freut sich dieselbe, 1. der vorgeschrittenen Jahreszeit, immer noch regen Besuchs. Ein besonderer Gegenstand der Aufmerkfamkeit ist eine Kollektion von wenigen Gemälden, welche augenblicklich im zweiten Saal rechter Hand dem Befucher in die Augen fällt. Es sind vier Bilder des kürzlich im Wannsee e . mit dem Bildhauer. Kaffsac verunglückten Malers Paul Weim ar aus Berlin, In pietätügller Weise hat man das Andenken desselben durch diese kleine Sonder-Ausstellung früherer und neuer Werke geehrt, zugleich aber auch dem Publikum Gelegenheit ge⸗ geben, sich durch Augenschein davon zu überzeugen, daß hie ein, viel versprechendes Talent in beklagenswerther Weife? seiner Tkätigkeit entrissen worden ist. Für die gegenwärtige Ausstellung hatte Weimar nur ein kleines Bild ausgestellt, ein holländisches Fis ermädchen, derb realistisch gezeichnet und in Hellluftmanier ge⸗ arbeitet. Es ist in der Art gehalten, wie etwa Hans Herrmann seine holländischen Motive behandelt. Dunstig ist die Luft, das von
ö
allen Seiten hell berabfluthende Sonnenlicht bleicht alle Farben und legt einen grellen silbrigen Ton über das . In Haltung und Gesichtgausdruck zeigt das Fischerkind wenig Auadruck, das Peofil ist roh. gedankenlos blickt sein Auge auf einige zu feinen Füßen liegende Flundern. Weimar zeigt sich nach dem Vorstehenden in diesem Werk also als einen ausgesprochenen Realisten. .
Gleichfalls in der Manier der Lichtmaler ist das umfangreiche Gemãalde ¶ Kaff eeklatsch. gehalten. Nan siebt einige bollandifche 66 die Kaffee trinkend und plaudernd in einer Küche fitzen. Auch
ier sind alle koloristischen Effekte edämpft; sie werden hervorgerufen durch das in die halboffene 566 bereinbrechende Licht, welches überall, wohin sein Strahl oder Schein fäl, helle Partien bewirkt. Die Conturen der Gestalten sind daher meist scharf und hell abgehoben und jwar alle von der Seite ber, von welcher das Licht kommt, während die sibrigen — des Körpers demgemäß stark dunkel gehalten sind. Die Gerãth⸗ schaften und bestimmte Stellen des Gemachs fangen gleichfalls das Licht auf, so z. B. der Schrank links, dessen hübsch profilirte Fläche an den hervorragenden Kanten und Flächen das Licht zurück. strahlt, so ferner das Zinngeschirr, die Bilder an der Wand u. s. w. Die Haltung der Figuren ist belebter als in dem erst⸗ genannten Gemälde, alle lauschen der vor ihnen sitzenden Erzählerin; über dem Ganzen liegt ein Zug behaglicher Ruhe, der an Freundlich keit gewinnen würde, wenn der Maler eine buntere Farbenfkala zur Anwendung gebracht hätte. . .
Ungleich wärmer im Ten ist ein drittes Gemälde Kinder⸗ nähschulen. Auch hier zeigt sich Weimar als einen gefchickten Behandler des Lichts im geschloffenen Raum. Cine Schaar von Kindern ift unter Aufsicht einer Alten mit Handarbeiten verschiedener Art beschäf⸗ tigt; am meisten vertreten ist der altmodische Spinnrocken, der un die Scene wohl in eine längst verschwundene Zeit verlegen läßt, als die Mädchen noch in der Kunst des Spinnens unterrichtet warden. Fleißig sind alle die kleinen Personen bei ibrer Arbeit beschãf⸗ tigt, man sieht ihnen an, daß sie bei der Sache sind, und der wohlwollende Ernst, der aus dem Gesicht der Alten spricht, scheint die Stimmung der ganzen Gesellschaft zu beherrschen. Es war nicht leicht für den Maler, in diese Reihe ziemlich gleichaltriger Mädchen Abwechslung zu bringen, und einige von ihnen jeigen in der Kopf— stellung und im . Gesichtsgusdruck große Aehnlichkeit; aber in Allgemeinen bat er doch gesckickt komponirt und es verstanden, Leben und Bewegung in die Schaar zu legen, obwohl sie stille fitzt. Die Charakteristik der einzelnen Gestalten und Phyfiognomfen ist eine wohlgelungene, es sind echte Kindergesichter, die an Ludwig Knaus erinnern. Besonders angenehm ist das Kolorit; ohne bunt zu werden, hat Weimar hier geschickt Ton an Ton gereiht, von den jeder zum andern paßt und in der Gesammtwirkung wohlthuend ist. Das Licht fällt auch hier zum Tbeil durch die Spalten einer schlechtschließenden Thür, muß aber auch von oben her in das Zimmer dringen, wenn anders sein Effekt richtig verstanden wird. Das Gemälde scheint übrigens etwas nach— gedunkelt zu sein, was ihm augenblicklich aber zu Gute kommt, denn es sieht bereits recht ehrwürdig aus. .
Weniger einverstanden wird sich mancher Kunstfreund mit dem darüber hängenden, betitelt: Ein Stück schwere Arbeit“, erklären. In einem küchenartigen großen Gemach sitzt eine alte Frau bei einer Näharbeit. Sie muß neu einfädeln, aber ihr Auge sst nicht mehr scharf genug. darum hat sie ihren Mann gebeten, ihr diese Arber zu verrichten. So ist er, auch gerade nicht mehr scharfsichtig, mitten ins Zimmer getreten, um bei dem von oben herein fallenden Licht das schwierige Werk zu verrichten. Es liegt ein hebaglicher Humor über dieser Gruppe, die eigentlich der um ständlichen Scenerie garnicht bedurft hätte, um zu wirken. Gerade diefer in etwas gespenstischem Dämmerlicht zehaltene Raum mit feinen Schatten und harten Lichtern stört das Auge und mindert ihm die Freude an den heiden gemüthlichen Alten. Nicht die Sosne ist es, welche doch so freundlich ins Gemach hätte scheinen können, sondern ein falbes Licht, als regnete es draußen; aber technisch ist auch diefes Bild gut durchgeführt. . .
Den Maler selbst erblicken wir in ganzer Figur auf einem Ge⸗ mälde, das von seinem Freunde, dem Maler Carl Jung aus Berlin, dem dritten Betheiligten an jener unglücklichen Segelvartie, herrührt. Das Bild zeigt insofern Geschick, als der Maler es ver- standen hat, der schwarz gekleideten Figur des Dargestellten einen Hintergrund zu geben, von dem sie sich wirkungsvoll abhebt. Der obere Theil des Körpers lehnt vor einer , ,,. Leinewand, der untere Theil hebt sich von einem röthlichen Teppich ab. Das ganze Bild zeigt solide Technik und lebendige Auffassung, und Angesichts dieser kräftigen Gestalt empfindet der Beschauer nur doppelt schwer das traurige Verhängniß, welches diesen begabten Künstler betroffen hat.
Vom Bildhauer Joseph Kaffsack, der gleichfalls feinen Tod im Wannsee gefunden, war die diesmalige Äusstellung mit zwei Werken beschickt worden. Das eine ist eine Reiter Statuette Kaiser Wilbelm's IJ. Energisch komponirt und trefflich durchgeführt, schließt sich diese kleine Schöpfung den früheren Kaffsack's würdig an. Nicht minder gelungen ist ihm die Porträtbüste des Radirers Mannfeld, die in der Charakteristik und Auffassung gleich trefflich erscheint. Mit den Zeichen der Trauer, dem Flor, geschmückt ist Kaffsack's bereits von früher bekanntes sinniges Wer? „Daz erste Gebet“, ein Engel, der, an der Wiege sitzend, ein Knäblein beten lehrt.
Den Manen eines vor nicht langer Zeit dahingeschiedenen Meisters gewidmet, ist eine Kollektip⸗Ausftellung in dem obenerwähnten Saal neben und gegenüber den Weimar'schen Gemälden; W. Gentz, dessen Porträt man hier inmitten einer Reihe von Skizzen entdeckt. Sie stammen alle von seiner letzten Reise nach Tunis und Tripolis und zeigen in ihrer Mannigfaltigkeit, wie fleißig Gentz die Zeit des Auf— enthalts im fremden Lande benutzt hat, lassen aber zugleich bedauern, daß der Meister dahingegangen, der ihnen durch die Ausführung bleibenden Werth verliehen haben würde.
— Von dem beschreibenden Werke Die Kunst⸗ und Alter— thums ⸗Denkmale im Königreick Württemberg“, welches der Konservator Dr. Ed. Paulus im Auftrage des wůrttembergischen Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens herausgiebt, ist jetzt die 2. Lieferung erschienen (Stuttgart, Paul Neff). Darin wird die In ventarisirung der Monumente aus dem Neckarkreise fortgesetzt, und jwar mit dem Oberamt Backnang, dem sich die Denkmäler, Kirchen, Prefanbauten, Skulpturen, Schnitzereien c. aus den Oberämtern Besigheim, Böblingen und Brackenheim anreihen. Dem übersicht · lichen, kurz gefaßten und dadurch über das Bemerkenswerthe in den einzelnen Ortschaften schnell orientirenden Tert sind stets die hervorragendsten Werke und deren Details in Abbildung beigefügt. So finden wir in dem vorliegenden Heft Details voni Rathbause und den Kirchen in Backnang, von der schönen romani⸗ schen Walderichskapelle in Murrhardt, aus der Stadtkirche zu Besig⸗ heim, der gotbischen Schloßkapelle zu Liebenstein (reren) köstliche Rengissance · Ornamentik Paulus dem Baumeister des Stuttgarter Lusthauses zuschreiben möchte), ferner Grundriffe, Durchschnitte, An⸗ sichten ꝛc. 2c. von vielen anderen architektonischen Resten vergangener Zeiten. Sehr dankengwerth ist auch die Beigabe der alten Bilder von Merian, welche eine Anschauung von der einstigen Erscheinung der alten Städte gewähren. — Der große Atlas“ zu dem Werk ist bereits bis zur 13. Lieferung gediehen. Er er aänzt mit seinem noch reicheren AÄnschauungs material die eschreibung der Denkmäler in würdigfter Weise. Wir haben schon fruher di- große Sorgfalt hervorgehoben, mit welcher die Blätter durch die voll⸗ tommensten Mittel der modernen Vervielfãltigungstechnik hergestellt
sind. Außer Holzschnitt. Stahlftich und schwarzem Lichtdruck hat nun in den neuesten Lieferungen (11 — 13) auch der farbige Lichtdruck Anwendung gefunden. Es ist ein im Stuttgarter Museum auf⸗ bewabrter kostbarer alter Reliquienfchrein mit Elfenbeinschnitzerei und Gold ⸗ und Emailschmuck, der in diefer Weise getreu wiedergegeben ist. Schwarze Lichtdruckblãtter veranschaulichen das Schloß zu Ludwigsburg und einige schöne Siegel aus dem Königlichen Saus. und Staats? Archivy. Dem prachtvollen Chorgestühl im Ulmer Münster sind drei weitere Tafeln gewidmet, welche die süͤdliche Reihe und die schön geschnitzten Rosetten unter den Sitzen darftellen. Bas berũhmte
Kloster Maulbronn wird auf dre vort chnitttafeln . 8e f
Andere Blätter zeigen Einzelheiten (Säulen, Ronfolen 4
aben bereits erwabnten Schloßkavelle zu Liebenftein, aus dem Kloster Bebenhausen, Details aug dem alten Rathhause zu i ce Burgen aug den Oberämtern Backnang und B heim und Kirchen und Wohnhäuser aus Schiller z Heimath ¶ Marbach und Nachbarorten). Auch die alte Buchmalerel sst in den Kreis der Darstellung miteinbezogen. denn wir finden eine Tafel mit schönen Initialen und Miniaturen aus Zwiefalter Handschriften (in der Königlichen Bibliotbek zu Stuttgart). Der Atlas solf in ca. 36 Lie- ferungen (2 1 Æ 60 35, der beschreibende Tert des Werkz in 10 biz 12 Lieferungen (2 1 6 60 ) vollstãndig werden.
— In Freiburg i. Br. tagte kürzlich die permanente Kommission der internationalen Erdmessung. Die üblichen Berichterstattungen erfolgten der Karlstr. Ztg“ zufolge durch den ständigen Sekretär Professor Hirsch aus Reufschatel und durch den Direktor des Central bureaus der Erdmeffung, Profeffor Helmert, in Berlin. In der am Mittwoch, 17 September, abgehaltenen Si ung wurde zunächst ein von den Hrrn. Repsold in Hamburg ausgeführtes und mannigfache neue Einrichtungen aufweisendes Instrument für geo⸗ dätische Orts. und Zeitbestimmungen von den Frofefforen Helmert und Albrecht vorgezeigt. Sodann berichtete Profeffor Helmert über seine Untersuchungen, betreffend die in Tirol von Hrn. von Sternedk angestellten Messungen der Intensität der Schwere, aus denen sich mit groger Wahrscheinlichkeit ergiebt, daß vielleicht auch unter den Tiroler Alpen, äbnlich wie unter dem Himalaya und dem Kaukasus, Massendefekte, z. B. größere Hohlräume, vorhanden sind. Ferner berichtete derselbe über neuere in Italien, Sachs en und Schweden ausgeführte Untersuchungen hinsichtlich der lokalen und regionalen Ab⸗ beckungen der Lothrichtung durch Unregelmãßigkeit der Massenvertheilung in der Nähe der Erdoberfläche. Es bestätigt sich danach insbesondere die früher schon gemachte Wahrnehmung, daß Italien das Land der interessantesten Lothstörungen ist. Hierauf folgien die Berichte der französischen Delegirten. Kommandant Defforges vom französischen Generalstabe gab böchst werthvolle Untersuchungen aus dem Gebiet der feinsten zur Messung der Intensität der Schwere dienenden Pendel⸗ beobachtungen. Hr. Tisserand., Mitglied der Parifer Akademie der Wissenschaften, überreichte den zweiten Band seiner Himmelzmechanit= unter Zusammenfassung der darin enthaltenen auf die Erdmessung sich beziebenden Untersuchungen. Endlich berichtete Hr. Bouquet de la Grye, Chefhydrograph der franzoͤsischen Marine, über die Bestimmung des mittleren Meeresniveaus, und Hr. Lallemand, Sekretär der französischen Nivellements ⸗ Kommisston. gab eine Uebersicht über die Arbeiten dieser Kommission, verbunden mit einer Darstellung des gegenwärtigen Standes unserer Kenntnisse, betreffend die Niveaudifferenzen der verschiedenen Furopa um gebenden Meere. Hieraus, sowie aus der sich anfchließenden Diskussion, in welcher Hr, von Kalmar, Triangulirungè⸗ Direktor in Wien, entsprechende Mittheilungen machte, ging hervor, daß nach genauerer, neuerdings mit Räcksicht auf alle Befonderheiten der Erd⸗ gestaltung ausgeführter Berechnung der Nivellements die Niveau⸗ differenzen zwischen den verschiedenen Meeren ansehnlich geringer zu . , als man in den letzten Jahrzehnten annehmen zu müssen glaubte.
— Die Geschichts⸗ und Alterthumsforschende Ge⸗ sellschaft des Osterlandes, welche ihren Sitz in Altenburg hat, veröffentlicht in dem uns vorliegenden 2. Heft 10. Bandes ihrer Mittheilungen“ die Jahresberichte für die Zeit von 1856 bis 1889 sowie einen Bericht über das 5ojährige Sfiftungsfest, welches der Gesellschaft am 26. November 1885 zu feiern vergönnt war. Sie erfreute sich der Anerkennung ihres Wirkeng, abgesehen von dem Ihr seit 1843 bewilligten Staatszuschuß, auch in der Beziehung, daß sie von der Herzoglich sachsenaltenburgischen Staatsregierung mehrfach zur Abfassung von Gutachten aufgefordert und ihr gestattet wurde sich an der , Baudenkmäler durch Revision der von den
farrämtern ꝛc. ausgefüllten desfallsigen Fragebogen zu betheiligen.
ie Gesellschaft stebt mit über 100 anderen Vereinen im Schriften austausch. Ihre monatlichen Sltzungen waren in den letzten Jahren zahlreich besucht; größere Vorträge oder Besprechungen bildeten deren Tagesordnung. Die Arbeiten der Mitglieder betrafen die verschie⸗ densten Gebiete der Geschichtsforschung und sind in den jetzt 10 Bände umfassenden Mittheilungen“ gesammelt. Die Sammlungen, nament⸗ lich die Bibliothek, sind in stekigem Wachsen. Der Vorstand setzt sich 1 Z zusammen aus den Hrrn. Justiz Rath Dr. Wolf als Vorsitzendem, Justiz Rath Große und Geheimen Regierungs Rath von Hopff⸗ garten Heidler, als Beisitzern, Kaufmann R. Herbst, als Rechnungsführer, und Dr. Geher, als Gefchäftsführer. — In dem vorliegenden Heft sind ferner folgende Abband⸗ lungen publizirt: zunächst ein vom Regierungs⸗ Rath Meißner am Stiftungsfest 1887 gehaltener Vortrag über Polizeistrafsachen im Mittelalter speziell in der Stadt Altenburg nach den Einnahme Kapiteln der alten Stadtrechnungen. Es fallen darin intereffante Streiflichter auf die polizeilichen Einrichtungen jener Zeiten, welche wohl geeignet erscheinen, manchen Unzufriedenen mit unseren beutigen Zuständen zu versöbnen. Kirchen Rath D. Löbe handelt über den Bruderkrieg zwischen dem Kurfürsten Friedrich II, dem Sanftmüthigen und dem Herjog Wilhelm III. von Thüringen (1446 — 451). Endlich bilden die Memoiren des Herzogs Ernst von , speziell die darin enthaltene Schilderung der Freignisse in Altenbur im Jahre 1848 den Gegenstand einer ausführlichen, vom Juftiz⸗Rat A. Große verfaßten Berichtigung.
— Aus Ru dolfswerth meldet man der Laibacher Ztg.“ Bei der Straßenumlegung über den Kapitelberg nächst Rudolfswerth ist man gelegentlich der Aufgrabung des Terrains hinter dem stäbtischen Friedhofe auf interessante Alterthümer gestoßen. Es wurde eine römische Begräbnißstätte aufgedeckt, welche sich von der neuen Straße gegen die sanft ansteigende Lehne des Kapitelberges ausdehnt, Die einzelnen Gräber sind nahe an einander gelegen, ohne bestimmte Reihenfolge oder Richtung, und sind um renzt von unbehauenen, aufrecht gestellten Steinplatten, theils auch von Mauern, welche sodann mit einem plattenförmigen Stein zugedeckt sind. Nur bei einem der bisher aufgedeckten Gräber sind die Umfassungswände aus den bekannten römischen Falzziegeln. Nach Abhebung der Deckplatte findet man die Gräber angefüllt mit an⸗ geschwemmter Erde und gelangt bei vorsichtiger Entfernung derfelben auf Urnen, meist in Krugform aus rothgebranntem oder schwarz⸗ grauem Thon. Nebst diesen wurden Gefäße verschiedener Form, 66 Ampeln, Glasurnen, auch Bronzenadeln u. J. zu Tage gefördert.
— (H Aus Stockholm wird uns geschrieben: Zu den letzten interessanten Funden, welche Assistent Karlin bei seinen Ausgrabungen bei Falsterbo gemacht hat, gehört ein 44 Fuß langes und 12 Fuß breites aus Eichenholz auf Krabel gebautes Boot oder Leichter? prah m. Diese Prähme spielten während des Mittelalters bei Falsterbo und Skanör eine große Rolle, indem mittels derfelben der von den Fischern gefangene Hering von der Rhede nach den hanseatischen Faktoreien geschafft wurde. Wie andere gleich⸗ zeitige Funde mit Sicherheit an die Hand geben, siammt der ge⸗ fundene Prahm aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts. Es wird be= absichtigt, dieses interessante, fast vollständig erhaltene Fahrzeug nach Stockholm zu schaffen und in der kulturhistorischen Sammlung dez Reichs Museums aufzustellen.
— Wie der Bund. vernimmt, ist die Schenkung der Frau Lydia Escher-Welti, worüber in Rr. 224 d. Bl. berichtet wurde, an die Bedingung geknüpft, daß der Bund der Geberin eine Jahresrente von 7000 Fr. bezahle. Der Kapitalzins ist bedeutend größer. Wenn ein Krieg ausbricht (doch nur so 3 der Krieg dauert) soll der Zinsertrag der Schenkung nicht für Kunstzwecke, fon= dern für verwundete Wehrmänner verwendet werden.
zum Deutschen Reich
36 229.
Zweite Beilage
Berlin, Dienstag den 23. September
s⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
1890.
—
Statiftik und voltswirths chaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In Esjen fand am Sonntag die erste Generalversammlung des rheinisch⸗ westfäli auf statt, welcher Interessen im Ober⸗
von dem Syndikus des Recht des Wochenblatts für die rhein Kohle und E
stehen mit dem Steigen u lange die Denkschrift“,
Entschãdigung einem Ehrenausschuß,
den Arbeitern zur Schlichtung von Streirigkeiten über die Aus— kömmlichkeit des Gedingesatzes gewählt werden soll, hat ein Arbeiter chtung der bergpolizeilichen Vorschriften zu über- denn bei der jetzigen Förderungsweise könne der Arbeiter, wenn nicht durchweg die bergvolizeilichen rdnungen, welche durch die
J
Ausschuß die Bea
er auskömmlich verdienen wolle,
Vorschriften beachten. Die Arbeitso l zur Gewerbeordnung zwangsweise überall eingeführt wurden gen enthalten über Annahme und Entlassung von Festsetzung des Arbeitslohnes und Bezeichnung derjenigen welche berechtigt sind, Strafen zu verhängen. Denkschrift die achtstündige Schicht, Der Redner wandte . dem Füllkoblen⸗ den Erfahrungen,
namentlich Bestimmun
der Schichtdauer wurde in der einschließlich Ein⸗ und Ausfahr
Prozentsatz und berechnete aus dem gegen ihn geführten Strafverfahren gemacht hat, daß bei der Gesammtförderung von 33 720 000 t Kohlen 7 Gio genullt sei, also 168 600 t, ferner seien bis zu 8 Gυο Füllkohlen abgestrichen. Ein Durchschnitt von 40,0 ergebe 1348 800 t, im Ganzen also 1517 405 t. Der Kohlenpreis betrage 8 12 c Wenn man aber nuc 5 M an⸗ nehme, so komme für die Zechen dabei ein Gewinn von 7754 600 * Es sei anzunehmen, daß für die Arbeiter ain Schaden von 1 517000 M entstanden sei. Deshalb müßten diefe Sachen haarklein untersucht werden und werde auch in der Denkschrift g für die letzten zehn Jahre gefordert. — schrift verlesen und eine Besprechung eröffnet. Ausführungen eines Redners, welche in der wurde dieselbe
Frkf. Ztg. ,
heraus in einem Jahre.
eine solche Untersuchun Alsdann wurde die De Bei soʒialdemokratischen r Versammlung große Erregung und Lärm hervorriefen, schließlich aufgelöst. ö Am 21. d. M. hielten in Dortmund, wie die berichtet, die rheinisch⸗westfälischen technis chen beamten Vereine (Grubenverwalter, Betriebsführer und Steiger) Ober-Bergamtsbezirk Dortmund ihren Verbandstag ab. Auf demselben sprach General · Sekretãt Dr Beumer · Düsseldorf über englische und deutsche Bergarbeiter Verhältnisse und gelangte dabei zu dem Schluß, daß die deutschen Arbeiter ihre Mitgliedschaft an der Knapyschaftskasse ; t Als ihre englischen Genossen, welche alles das, was die Knappschafts⸗ kasse leiste, zu welcher die Grubenbesitzer die Hälfte der Kosten bei⸗ trügen, aus eigenen Mitteln ins Leben rufen müßten. Der etwaige englischen Arbeiter gehe auf diese Weise ver⸗ Dr. Beumer ist auch nicht für eine Verpflanzung der Trade⸗ Unions nach Deutschland, weil dieselben nicht in der Lage Strikes zu verhüten und das Eindringen der Sozialdemokratie ab- zuwehren, wie die Beschlüsse des Trade Unions ⸗Kongresses zu Liverpool Der deutsche Arbeiter sei „nicht reif für solche auf Gleichberechtigung von Arbeiter und Arbeitgeber beruhenden Ein ˖ richtungen, wie die Beschlüsse der zahlreichen Bergarbeiter Versamm⸗ lungen vom vorigen Jahre bewiesen. überlassen, die Verhältnisse mit ihren Arbeitern zu regeln. Aus Krefeld wird der Köln. Ztg. geschrieben; Nachdem den Sozialdemokraten Krefelds längere Zeit kein Lokal zur Ab⸗ haltung von Versammlungen zur Verfügung gestanden, haben dieselben jetzt eine Heimstätte im Saale des Concerthauses auf dem Ostwalle efunden, das der Partei zur Abhaltung von Versammlungen auf die uer von fünf Jahren überlassen worden ist mit dem Rechte des Ankaufs desselben. Am Sonntag fand die erste Versammlung in diesem Lokale statt, die von über 1000 Personen, unter denen man auch Anhänger anderer Parteien bemerkte, besucht war. ; Die Sozialdemokraten des Wablkreifes Solingen haben in einer Versammlung am Sonnabend Stellung zu dem Dr⸗ ganisationsentwurf
seiner Meinung nach durch besser gestellt seien,
Mehrverdienst der
Man möge der Industrie selbst
Sozialdemokratie S. demnãchst
genommen, tagenden Parteitage vor- gelegt werden soll. Der Reichstagsabgeordnete Schumacher erläuterte Entwurf in seinen einzelnen Theilen, demselben im Allgemeinen zustimmend. Den Ausführungen Schumacher's entsprach denn auch des Vortrags eingegangene Resolution, welche
Schumacher wurde zum Delegirten für den einem interessanten
eine am Schluß
angenommen wurde. Halleschen Kongreß gewählt, i Zwischenfall kam, welcher ein Schlaglicht auf den offenen im sozialdemokratischen . Anwesender erachtete nämlich die Versamm lung nicht für kompetent, Walder. Meerscheider und Gräf⸗ hätten, einen eigenen Dele⸗ Man ließ den Widersachern also ihren Willen züglich des eigenen Delegirten und begnügte sich mit der Wahl des andern.
Lager des Kreises Solingen wirft. Ei
drei Delegirte zu wählen, da die rather Parteigenossen bereits beschlossen
rten zu entsenden.
Wie die Voss. Ztg. mittheilt, hat der Centralrath der deuts Hen Gewerkvereine folgenden Antrag einstimmig ange⸗ nommen: Der Centralrath erachtet mit besonderer Räcksicht auf den Ab⸗ lauf des Sozialistengesetzes eine entschiedene und schõrfere Ver⸗ tretung der Arbeiterinteressen sowobl in Bezug auf Ver⸗ theidigung der dem Arbeiter gesetzlich garantirten Rechte fowie der berechtigten Forderungen auf Lohn. Zeit und sonstige Arbeits und Lebensbedingungen als das wirksamste Mittel zur Förderüng der Ge— werk reins · Drganisation· — Außerdem beschlof der Centralrath, zum Zweck einer umfassenden regen Agitation in nächster Zeit Flu g⸗ blätter auf jede zulässige Weise, befonders durch die Presse und durch Rundschreiben an Vereine. Genossenschaften u. s. w. zu verbreiten, worin, unter kürzester Darstellung der wirklichen Ziele, Einr ichtunge und Leistungen der deutschen Gewerkyereine und des Unterschiedes wischen ibnen und den Fachvereinen ꝛc, die Acbeiter und alle anderen Bevölkerungsklassen zur Förderung der Gewerkvereins⸗Organisation dringend aufgefordert werden.
Der ‚Mgeb. Ztg.“ wird aus Berlin geschrieben: Die Sozial⸗ demokraten haben zur Feier des Ablaufens des Sojzialisten⸗ gesetzes eigne Denkmüänze anfertigen laffen, welche die Inschrift führt: Zum Andenken an den Sieg des deutschen Proletariats über 36 e nl stenge 1890. Die Medaillen werden mit 30 bis 35 * verkauft.
Nach telegraphischer Meldung des Wolff 'schen Bureaus aus Troppau ist in drei Kohlengruben bei Dom braun ein Strike ausgebrochen; 2009 Arbeiter haben die Einfahrt verweigert und ziehen längs der Montanbahn nach Ost rau. Ruhestörungen sind bis jetzt nicht vorzekommen. Militãr int nach dem Kohlen revier abbeordert.
Aus Calais berichtet ein Wolff'sches Telegramm, daß gegen z000Tüllarbeiter beschlossen haben, die Anträge des Vermittelungs˖ Gomiteés abzulehnen. Delegirte der Trades nid ns ren Nottingham wohnten der Versammlung bei und verfrrachen den Strikenden die moralische und pekuniäre Hülfe aller englischen Arbeitersyndi kate. Der allgemeine Ausstand dauert Fort. (Vgl. Nr. 227 d. Bl) .
Aus Sydney meldet W. T. B., nach einem Reuter'schen Telegramm, daß die vereinigten Dampfschiffs⸗Rheder nach einer Konferenz mit den Marine-Ingenieuren einen dreijãbrigen Kontrakt zu erhöhten Lohnsätzen schloffen, wodurch sich die Ingenieure e teten, sich unter keinen Umständen einem Ausstande anzu⸗ schließen.
Roheisenproduktion.
Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustriel Ler belief fich die Roheisendrö.= duktion des Deutschen Reichs (einfchl. Luxemburgs) im Monat August 1890 auf 371 102 t, darunter Puddelroheifen und Spiegeleisen 163 867 t, Vefsemer⸗ Robeisen 35 5o4 t, Thomas Roheifen 135 757 t und Giehereiroheisen 45 964 t. Die Produktion im August 1889 betrug 378 500 t, im Juli 1890 391 933 t. Bom 1. Januar bis 31. August 1590 warden proruzirt 3 102667 t gegen 2 842 345 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
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Maßregeln zur Hebung des Gesundheitszustandes der Elementarschuljugend Seitens der Stadt Breslau.
Nach dem Verwaltungsbericht des Magistrats der Königlichen Haupt- und Residenjstadt Breslau für die drei Etatsjahre vom 1. April 1886 bis 31. März 1889 sind die städtischen Behörden sowie Wohlthätigkeitzvereine und eine große Anzahl edelgesinnter Menschen, um den Gesundheitszustand der Elementarschuljugend zu bessern, die Last und Liebe zur Schule und zum Lernen zu wecken und zu fördern, unausgesetzt bemüht, Maß⸗ regeln zu treffen oder zu unterstützen, welche dazu dienen sollen, der Erkrankung von Kindern vorzubeugen, schwachen Kindern aufzuhelfen, kranken Kindern das Gut der Gesundheit zurückzugeben und den Thätigkeitstrieb der Kinder in gute Babnen zu lenken.
Als einer neuen Schöpfung auf dem bygienischen Gebiete ist in erster Linie der im Jahre 1887 erfolgten Ernennung eines Schul arztes Erwähnung zu thun, welcher als Mitglied der Schuldeputation alle auf die Schulhygiene bezüglichen Angelegenheiten zu bearbeiten hat. Diese neue Einrichtung bietet die Möglichkeit, die vorhandenen, längst erkannten und zur Kenntniß der Behörden gebrachten Ückel— stände schneller und gründlicher zu beseitigen.
Ferner sind im Jahre 18837 zwei Unterrichtskurse für stotternde Kinder eingerichtet worden. Die in hohem Grade günstigen Erfolge, welche in diesen Kursen erzielt wurden, veranlaßten die stãdtische n Bebörden im Jahre 1883, dem segenzreichen Wirken eine weitere Ausdehnung zu geben bezw. zur schnellern und wirkfamern Bekãmvfung des Stotterns im Winterhalbjahr einen Kurfus zu veranstalten, in welchem 8 Rektoren und Lehrer theoretisch und praktisch mit dem . dieses Uebel anzuwendenden Heilverfahren bekannt gemacht wurden.
Auch anderen körperlichen Mängeln der Schüler wird aufmerksame Fürsorge zugewandt. Um den zahlreichen Schülern, welcke an Rück gratsverkrümmungen leiden oder sonst verwachsen oder verkrüppeslt sind., das Sitzen in der Schule zu erleichtern, wurden nach dem Ent= wurfe des städtischen Elementarschullebrers Baron zweckmäßige Her⸗ richtungen an den Schulbänken getroffen; auch wurde im Jahre 1887 die allmähliche Einführung des beweglichen Höhnen'schen Banksystems, rer eine möglichst normale Haltung der Schüler zum Zwecke Hat, eschlossen.
Die städtischen Behörden gewähren armen Schülern im Sommer reibäder und im Winter die unentgeltliche Benutzung der Eisbahn. in weiterer Schritt in der Fürsorge für das leibliche Wohl der
Schulkinder ist im Jahre 1857 durch die verfuchsweife Einrichtung des sogenannten Göttinger Schulbades in einem Schulhause gethan; der Einfluß, welchen dieses Schulbad auf den Gesundheitszustand der
Schulkinder, welche es benutzen, auzgbt, wird als ein recht erfreulicher
bezeichnet.
Von großem Vortheil für den Unterricht erweist sich ferner die Verabfolgung warmen Frühstüuͤcks während der Wintermonate an arme Schüler; die hierfür erforderlichen Mittel werden theils durch Zu⸗ wendungen der städtischen Behörden, theils durch freiwillige Beitrãge von Vereinen und Privaten aufgebracht.
Zum Schluß ist noch die erfreuliche Thatsache hervorzuheben, daß, die im Jahre 1881 ins Leben gerufene Tinrichiung von Kinder⸗ 6. Dank der Opferwilligkeit der Breslauer Bürger von
abr zu Jahr größere Erfolge gufzuweisen hat. Während im Jahre 1885 die Woblthat der Sommerfrische 174 Kindern zu Theil geworden ist, war es im nächsten Jahre möglich, 1395 (nämlich Js3 Knaben und 97 Mädchen) in 13 Kolonien unterzubringen. Im Jabre 1887 stieg die Zahl der Pfleglinge auf 198 (M7 Knaben und 101 Mädchen) und im i e. auf 211 (100 Knaben und 111 Madchen) in gleichfalls olonien.
Außerdem hat der Bürgerverein der Nikolaivorstadt im Jahre 1858 durch Einrichtung einer Stadtkolonie einer Anzahl von Schülern dieses Stadttheils mit Gewährung kräftiger Mahljeiken und FReran—⸗ staltung von Spaziergängen in die Umgebung Breslaus, fowie mit Baden und Schwimmen eine wirksame Ferienerholung bereitet.
Die Eisenbabnen der Schweiz im Fabre 1885.
Am 31. Dezember 1883 waren nach den auf amtlichem Material beruhenden Mittheilangen des „ Archios für Eisenbabnwesen (Heft 5 Jahrgangs 1890) in der Schwei; 3102,? Km Bahnen im Betriebe Fegen 35335 km im Vorjahre), und zwar 2993, 4 km Bahnen mit Lokomotiv· Betrieb, 5,7 Em Srabtfeiltabnen' und 35,5 km Tram- bahnen vorhanden; dazu kamen 57,5 Km Bahnstrecken aus lãndischer Unternebmungen. Zieht man jedoch die wegen Mitbenutzung deprelt gerechneten Strecken (74,1 Em) und- die im · Auslande liegenden (12,4 Em) davon ab, so bleibt als Länge sämmtlicher, dem öffentlichen Verkehr dienenden Eisenbabnen der Schweiz für den angegebenen Zeit⸗ punkt 3015, km (gegen 29187 Em im Vorjahre).
Von den Normalbabnen waren Ende 1838 455 Em jwei—- geleisig ausgebaut. Die Betriebslänge betrug 18538 für die Normal- babnen am Jahresschluß 3016 Em, im Jabresdurchschnitt 2987.3 km. = Das einbezahlte und verwendete Anlagekapital betrug am Jahres- schluß 1883 1063 O47 703 Fr.; die Baukosten bezifferten sich auf 212234467 Fr, für das Bahn Kilometer auf 315435 Fr. Von letzteren entfielen auf Bahnanlagen und feste Einrichtungen S13 889 764 Fr., auf das rollende Materiak 90 O68 06657 Fr., auf Mobiliar uad Geräthschaften 8276 645 Fr.
Befördert wurden im Jahre 1853 27 o's 540 Reisende (gegen 25 762 822 im Vorjahre), dadon in J Rlaffe 16,90 0, in II. 18, 88 Go, in III. I9, 22 .., Das Gesammtgewicht aller beförderten Güter fein— schließlich Gepäck und Thiere) war 8 375 172 t (gegen 8 333 503 t im Vorjahre).
Als Betriebs ⸗ Einnahmen ergaben sich im Jahre 1338: 31 147035 Fr. (1887 30 909 395 Fr.) aus dem Personenverkehr, 46 524 373 Fr. (1857 44 489 837 Fr.) aus dem Güterverkebr; dazu Einnabmen aus ver- sciedenen Quellen 4512 065 Fr. (gegen 4355 857 Fr.) ergiebt zu⸗ sammen für 1888 Ss2283 477 Fr. (gegen 753 8539 089 Fr. im Jahre 1837) oder für 1 Bahn ⸗ Kilometer 276i Fr. [25 821 Fr.). 1 Nutz- Kilometer 472 Fr. (4479 Fr.), 1 Achs. Kilomerer 0, i377 Fr. (O0, 1989 Fr). Auf den Personenverkehr kamen von den Transport ˖ Einnahmen 40, 95 co, auf den Güterverkehr 59, g5 0 o.
Die Betriebs ⸗ Ausgaben bezifferten sich insgesammt auf 13 S8o]0 883 Fr. (gegen 42 224 599 Fr. im Jahre 18875, und zwar be⸗ trugen sie für 1 Bäa6n Kilometer 11 679 Fr (14 351 Fr), für ] Nutz Kilometer 251 Fr. (255 Fr), für 1 Achs, Kilomeker“ 0, 1031 Fr. (0, 1065 Fr.) oder 53 2990 (53,54 och der Gesammt - Einnahmen. Der Ertrag stellte sich für das Anlage ⸗Kapital im Jahres⸗Durch⸗ schnitt auf 3 3920, (3, 112 06).
Die Gesammtzahl der bei den schweizerischen Bahnen beschãftigten Personen betrug 17 407 (gegen 15 846 im Vorjahre), darunter 11 9856 (gegen 11739) Angestellte. Auf 1 Bahn-⸗ilometer kamen 5,7 1 (5,62) im Betriebsdienst beschäftigte Arbeiter.
Literatur.
„Der deut s che Kaiser“ von Dr. jur. Ritter, Mitglied des Staatsraths und des Hauses des Abgeordneten. Berlin, Verlag von Walther und Apolant. — Den Inhalt der vorliegenden Schrift bilden die Schlußworte einer von dem Verfasser am 15. Auguff d. F. vor einer Wählerversammlung zu Waldenburg in Schlesien gehaltenen Rede, welche seiner Zeit mit Recht die allgemeine Äunfmerk amkeit in außergewöhnlicher Weise in Anspruch nahm. Die vortreffliche Schilderung des Charakters und des Ideenkreises Kaiser Wilbelm's II., sowie die Eindrücke, welche der Verfasser im perfönlicem Verkehr mit dem Kaiser empfangen und hier wiedergegeben hat, können nicht verfeblen, bei allen Lesern einen tiefen und bleibenden Eindruck zu binterlassen: der Schrift ift eine um so weitere Verbreitung zu wünschen, als der Preis derselben (60 ) ein verhãltni gßmãßig niedriger ist. ö
— General -⸗Feldmarschall Graf Moltke. Ein Lebens- bild zu dessen neunzigjährigem Geburtstag, gezeichnet von D. theol. Bernbard Rogge. FSöniglichem Hofprediger. Wittenberg, R Herross's Verlag, Sey ⸗Conto, H. Herrofe. 15935. — Das vor? liegende Lebensbild, ein Volksbuch im besten Sinne des Wortes, eignet sich aufs Vortrefflichste, alle deutschen Herzen und ins besondere die der deutschen Jugend, für welche es insesondere bestimmt und berechnet ist, in dem Entschluß zu stärken, den Wahlspruch, welchen Graf von Moltke, der Gegenwart ein Stol;, den kommenden Geschlechtern ein Vorbild, in di Sammlung von Handschriften deutscher Männer im Germanischen Museum zu Nürnberg als das Loosungswort seines Lebens eingetragen bat, zu dem ihren zu machen: Alle Zeit — Treu bereit — Für des Reiches Herrlichkeit! — Indem wir die weiteste Verbreitung des Büchelchen aufs Angelegentsschste empfehlen, unter⸗ lassen wir nicht, zu bemerken, daß der sehr mäßige Preis von 50 3 pro Exemplar sich bei Partienbejng noch erheblich niedriger gestaltet: 19 Exemplare 4 M 50 4, 25 Exemplare 10 Æ und ho Gremplare 17 MÆ 50 4.
Das Ergebniß der Reichstagswablen vom Jahre 1589 und deren Konsequenzen von Sile sins. Berlin, Verlag von Puttkammer und Mühlbrecht. — Der Verfasser diefer, bereits vor längerer Zeit erschienenen Broschüre erblickt in dem un“ erwartet starken Anwachsen der deutschfreisinnigen und sozialdemokrati⸗ schen Mitglieder des Reichstags bei den letzten Wablen das Symptom einer sich vorbereitenden Krisis und gelangt zu der Ansicht, daß der drohenden Gefahr nur dadurch mit Erfolg entgegengetreten werden könne, wenn den verbündeten Regierungen wesentliche Er⸗ weiterungen ihrer Befugnisse zu Theil würden, welche namentlich in Abänderungen und Verschaͤrfungen des Reichs ⸗Wahlgefetzes, des Preß⸗ gesetzes und des Sozialistengesetzes zu finden seien. Daß die An⸗ nahme derartiger Bestimmungen im Reichstage auf große Schwierig. keiten stoßen werde, erkennt der Verfasser zwar an, glaubt aber, daß durch ein Zusammengehen der beiden konservativen Fraktionen mit dem Centrum der Widerstand der übrigen Parteien überwunden werden könnte. ;
Geschichte der Gefängniß verwaltung in Hamburg von 1622 bis 1872, von Adolf Streng, Gefängnißdirektor der freien und Hansestadt Hamburg. Hamburg, Verlagsanstalt und Druckerei Aktien ⸗Gesellschaft (vormals J. F. Richter). — Hamburg kann sich rübmen, schon lange vor der Zeit, in welcher die Reform der Gefängnisse in den übrigen eivilisirten Staaten zum Durch bruch kam, Gefängnißanstalten besessen zu haben, welche den Anforderungen der Humanität entsprachen. Es war dies eine Folge der eigenthümlichen Form der Verwaltung, welche sich aus der durch die Reformation eingeführten Verweltlichung der kirchlichen Armenpflege entwickelte. Das zu Anfang des fieb⸗ zehnten Jahrhunderts errichtete Werk und Zuchthaus? war eine Anstalt, deren Wahlspruch „Labore nutrior, labore Ppleetor- die Grenzscheide bezeichnet zwischen der im Mittelalter üblichen Körper- strafe und der der Neuzeit angehörenden Freiheitsstrafe, und der humane Sinn, welcher sich in ihm ausspricht, ist auch für die weitere Entwickelung des Gefängnißwesens Hamburgs stets maßgebend geblieben. Da der Gedanke, welcher dem modernen Strafrecht zu Grunde liegt, somit in Hamburg zuerst zum Ausdruck kam, so ist die Geschichte des Gefängnißwesens dieser Stadt auch nicht von bloß lokalem, fondern allgemeinem Interesse. Dem Umstand, daß das Archiv der Gefängniß. verwaltung bei dem großen Brande von 1842 gerettet wurde, ist es
u verdanken, daß es dem Verfasser möglich geworden ist. eine zu i, . Darstellung dieser Geschichte in einer Vollständigkeit