1890 / 236 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 01 Oct 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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g. Lönne Kaiser Wilbelm nirgends eine größere Herslichkeit ent. angebracht werden, als in Wien, das denselben im Namen des n Reichs freudig begrüße, als treuen Freund des oͤsterreichischen ers, als Friedenshelden, als Träger der Zukunft des engverbůn · Deutschen Reichs.

Die Wiener ‚Pressen sagt, der Umstand, daß alle densfeindlichen Stimmungen vor dem unerschütterlichen sammenhalten der Friedensliga, vor der pflichttreuen ernsten groß angelegten Waffenbereitschaft der verbündeten Mächte tulirten, kapituliren mußten, gebe ohne jeden besonderen mentar den Völkern die Zuversicht, daß die jetzige Mon⸗ nbegegnung ihnen zum Heile, der friedlichen Arbeit zum

tze gereichen werde. i

das „Vater land“ sagt, Oesterreich fühle, daß der

ndschastebund der Reiche, welche Jahrtausende sich histo⸗

3 nahe standen, ein Mittel sein werde,; um dem N lunde unablässiger Beunruhigung, welche 6 einem Jahrhundert heimsuche, endlich ein Ende

a bereiten; zn bedürfe es bei denen, in welchen man die Hegner des Bündnisses argwöhnen zu müssen glaube, der arm Einsicht, daß bas Bündniß durch keine Erinnerung der Re ne er jemals gestört, gelockert oder gar gesprengt werden könne. . 6 Die Reue Freie Presse“ führt aus, der Deutsche r komme als treuer Bundesgenosse, als Hüter des Frie= und als solchem schlage ihm das Herz des Volkes ig entgegen. Die Begeisterung Wiens werde der Wider⸗ der Toaste in Gravenstein, der Ansprachen auf dem schen Manöverfelde, werde die Uebersetzung in die Sprache , olkes sein. . Venso bringen auch die meisien heutigen Pester ler anläßlich der Ankunft Sr. Majestät des Kaisers elm sympathische Artikel, in welchen sie Se. Majestät den Freund des Kaisers von Desterreich und als Bundes sen der österreichschen Monarchie begrüßen, dem in der Kaiserstadt ein Empfang bereitet werde, wie nie einem en Monarchen.

ach einem aus Sansibar eingetroffenen telegraphischen t des Kaiserlichen General-Konsuls haben die Namen Wit u Getödteten bis jetzt noch nicht genau sestgestellt 1 können. Die Gereiteten sollen der Ingenieur 24 aus Kitzingen und der Holzschläger Heßler aus erg sein. [. jsegenüber den Nachrichten über die angebliche Be⸗ pfung der deutschen Flagge durch den Engländer ison sst Folgendes amtlich festgenellt: Thomson, Agent ütisch⸗ostafrikanischen Gesellschaft, hat vor einiger Zeit nlich in dem der Deutsch⸗ostafrikanischen Gesellschaft zen Gebiet bei Witu eine von deren Beamten gene deutsche Flagge eingezogen. Der Gouverneur nglischen Gesellschaat Sir Francis de Winton rauf die Bestrafung des Thomsrn eintreten lassen; so⸗ mf als auch der englische General⸗Konsul in San⸗ ben über Fiesen Vorfall amtlich ihr Bedauern ausge⸗ n. Seitens des deutschen General-Konsuls ist darauf inverständniß mit der Vertretung der Deutsch⸗ ost⸗ ischen Gesellschaft in Sansibar der Zwischenfall als bei⸗ erachtet worden.

Durchlaucht der Fürst zu Bentheim und Stein— eneral⸗Lieutenant à la suit der Armee und erbliches des Herrenhauses, ist am 28. d. M. zu Burgsteinfurt

we. * 4

*

Die aus Washington, 30. September, gemeldet wird, unmehr auch der Sengt den Bericht der Tarif⸗Konferenz migt und die Tarif⸗Vorlage mit 33 gegen 27 Stimmen nommen.

Bayern. ünchen, 30. September. Zur Feier des Allerhöchsten festes Sr. Majestät des Königs waren heute, Ilg. Ztg.“ schreibt, die Thürme, die Königlichen hen Gebäude, die Kasernen 2c. beflaggt. Um in der St. M ichael⸗Hofkirche Festgottesdienst für d GMiatt. Im Presbyterium hatten sich eingefunden die ge Tudwig und Max Emanuel, die gesammte reität, die fremden Militär⸗Attachés, während im Schiff lenstfreie Offizier⸗Corps, die Leibgarde der Harischiere

die Kriegsschule Platz genommen hatten. Während rom Propst des Hofstiftes zu St. Cajetan, geist⸗ Rath von Türk celebrirten Pontifikalamts brachten

vereinigten Militärmusiken die D-dur⸗-Messe von rt zur Aufführung. Nach beendigtem Gotiesdienst m die Truppen mit klingendem Spiel nach ihren men zurück. Um die gleiche Stunde hielt Kirchen⸗ Feez in der protestantischen Matthäus-Kirche liturgischen itesdienst ab, welchem die Staats-Minister Freiherr von heim und Freiherr von Riedel, General⸗Direktor Schnorr Uarols feld, Polizei⸗Direktor Freiherr von Welser, 2. Vor⸗ des Gemeinde⸗Kollegiums, Kommerzien⸗Rath Hänle, en protestantischen Mitgliedern der städtischen Kollegien, iche Offiziere und Staatsbeamte in großer Uniform er protestantische Theil der Garnison anwohnten. Um kr begann im Dom das vom Erzbischof von Thoma arte Hochamt, welchem die Staats⸗Minister Freiherr Leonrod und von Müller, die obersten Hoschargen, die liere Sr. Majestät des Königs, Mitglieder des diplo⸗ chen Corps, Staatsräthe, die Chefs der obersten Justiz⸗ Verwaltungsbehörden, zahlreiche Staatsbeamte aller rts in Uniform, dann die Bürgermeister von nmayer und Borscht mit den städtischen Kollegien Amtstracht, sowie viele sonstige Andächtige an⸗ len. Um die gleiche Stunde fand in der Theatiner⸗ che ein vom Stifts dekan Babel celebrirtes Hochamt statt, lchem sich die hier anwesenden Prinzessinnen eingefunden . In allen übrigen katholischen Stadtpfarrkirchen, in der holischg Kirche und in der Synagoge wurde der Tag Festgoltesdienste begangen. In der Schloßkapelle zu ten ried celebrirte der Schloßgeistliche Buchele eine Messe die Schloßbewohner. Die Mannschaft der Garnison

heute Menagezulage; die Wachen zogen in Parade⸗

Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent begab sich gestern Morgen mittels Sonderzuges nach Reichenhall und pon dort zu Wagen nach Berchtesgaden. Am Sonntag, 5. Oftober, wird der Prinz⸗Regent dem Central⸗-Landwirth⸗ schaftafest auf der Theresienwiese im Königszelt anwohnen.

Denjenigen Staaten, welche in Berlin ein eigenes Ge⸗ sandtschaftshotel besitzen, wird in Kurzem das Königreich Bayern hinzutreten. In der Voßstraße geht das betreffende Gebäude, dessen Entwurf vom Baurath Heyden herrührt, der Vollendung entgegen. Die schöne Sandsteinfront ist im Ba⸗ rock⸗Styl gehalten. ö

Sachsen.

Dres den, 30 September. Das „Dresd. Journal, ver⸗ öffentlicht eine vom 29. d. M. datirte Bekanntmachung der Königlichen Zoll⸗ und Steuer⸗-Direktion, die Errichtung eines Nebenzollamts II. Klasse in Untersachsenberg betreffend. .

Baden.

Karlsruhe, 30. September. Vorgestern Mittag gegen 1 Uhr traf Se. Königliche Hoheit der Großherzog in Karls⸗ ruhe mit dem jungsien Sohne des Großfürsten Michael ein, welcher sich zum Besuch bei Sr. Großherzoglichen Hoheit dem Prinzen Karl begab. Bald nach 2 Uhr nahm Se. Königliche Hoheit den Vorbeimarsch des Festzuges der Leib⸗ Grenadiere vom Balkon des Hauptportals ves Großherzoglichen Schlosses entgegen. Um 6 Uhr begab sich Höchstderselbe in die Festhalle, um der dort aus Anlaß der vor zwanzig Jahren erfolgten Einnahme von Straßburg veranstalteten Feier anzu⸗ wohnen (äber welche bereits in Nr. 234 d. Bl. kurz berichtet wurde). Die bei dieser Gelegenheit von dem Großherzog ge⸗ haltene Ansprache lautete nach der „Karlsr. Zig.“ ausführ⸗ licher ungefähr solgendermaßen: —⸗

Meine lieben Freunde! Ich danke Ihnen Allen, daß Sie Mich in dieser freundlichen und liebevollen Weise bier empfangen haben. Ich scheide von Ihnen in der Zuversicht, daß nicht nur diese Bilder aus alter Zeit ihren Eindruck machen werden, sondern Ich bin über- zeugt, daß Sie auch diese ebrenvolle Vergangenheit bochzubalten wissen. Ich weiß, daß es in Ihrem Herzen stebt, die Vergangenheit bochzu⸗ halten, hochzuhalten die Zeiten, die uns groß gemächt haben. Tragen Sie diesen Geist in Ihre Heimath zurück, und verbreiten Se ihn da, wo Sie zu wirken haben. Uebertragen Sie ibn auf die Jagend, übertragen Sie ibn insbesondere derart, daß noch viele Generationen an die große Zeit sich erinnern werden, wenn es nur noch Geschichte ist, damit sie die ganze Kraft in sich ausneb men, die aus dieler Zeit auch auf uns übergegangen ist. Ich scheide von Ibnen, Meine Freunde, mit dem Gruße, mit dem wir uns immer wieder begegnen werden, als treue, badische Soldaten, als treue, deutsche Männer; es ist der Gruß, der sich in dem Rufe ausdrückt: Hoch und immerdar hoch lebe unser deutsches Vaterland! Aber insbesondere rufe Ich freudig hoch, daß wir einen Deutschen Kaiser besitzen, dem wir unsere Huldigung darbrirgen. Ich fordere Sie auf, das dreimalige Hurrah hören zu lassen, mit welchem Alt und Jung auch die Waffen ergreifen und jederzeit bereit sein werden, für das Deutsche Reich, für Kaiser und Vaterland einzutreten. Ein dreimaliges Hyrrab Kaiser Wilbelm II. ö

Brausender Jubel erscholl nach dieser Aufforderung, der freudigst Folge gegeben wurde. Erst gegen 8 Uhr verließ Se. Königliche Hoheit die Versammlung und kehrte um 9 Uhr nach Baden⸗Baden zurück.

Gestern Vormittag empfingen die Großherzoglichen Herr⸗ schaften den Besuch der beiden Prinzen von Coburg⸗ Braganza. Ferner trafen gegen 1 Uhr zum Besuch auf. Schloß Baden ein; Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz Karl und Höchstdessen Gemahlin Gräfin Rhena aus Karlsruhe sowie Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroß⸗ herzogin aus Freiburg, Höchstwelche den heutigen Erinne⸗ rung stag zum Gedächiniß der Hochseligen Kaiserin Augusta daselbst zubringen wollen. Wie „W. T. B.“ meldet, richtete der Großherzog an den Staats Minister Dr. Turban ein Handschreiben, in welchem der Großherzog an die Wiederkehr des Geburtsfestes der Kaiserin Augusta, als des ersten Jahrestages nach deren Heimgange, anknüpft; derselbe lasse ihn wünschen, dem Gedächtniß dieser großen Fürstin einen bleibenden Ausdruck zu geben. Wie das ganze Leben der Hochseligen Frau dem Wohlthun ge⸗ widmet gewesen, so habe die Kaiserin auch dem Aufblühen Baden⸗VBadeng ihr ganzes Interesse geschenkt und von dem neuen Frauenbad die schönsten Erfolge erhofft. Zum Denkmal des treuen Andenkens bestimmt der Großherzog, daß das

Frauenbad den Namen „Kaiserin Augusta⸗Bad“ erhalte. Hessen. Darm stadt, 30. September. Sicherem Vernehmen

der „Darmst. Itg.“ zufolge, wird Se. Königliche Hoheit der Großherzog am 2. . M. von Ilinskoe abreisen und am 5. Abends hier wieder eintreffen.

Mecklenburg⸗ Schwerin.

Schwerin, 30. September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist laut einem Telegramm der Meckl. Nachr.“ am 27. d. M. nach angenehmer Seereise in Neapel ange⸗ langt und wird daselbst einige Tage verbleiben. Das Wetter war schön und das Befinden dementsprechend besser.

Ihre Königliche Hoheit die Groaßherzogin⸗Mutter leidet seit einiger Zeit an den Folgen eines nervösen

Zufalls, welcher noch eine gewisse körperliche Mattigkeit zurück⸗ gelassen hat. Im Uebrigen ist die Besserung bereits gur sort⸗

Zeit in freier Luft aufhalten. Braunschweig.

Braunschweig, 1. Oltober. Nr. 53 der „Gesetz⸗ und Verordnungg⸗Sammlung“ veröffentlicht das Patent, die Landeshoheit über die durch den Staatsvertrag vom 18. September 1889 vom Königreich Preußen an das Herzogthum Braunschweig abgetretenen Ge⸗ bietstheile und deren Vereinigung mit dem Herzogthum betreffend.

Waldeck.

Arolsen, 29. September. Im Fürstenthum haben in den jüngsten Tagen die Neuwahlen zum Landtage statt⸗ gefunden. Dieselben sind, nach dem „Hann. Cour.“, durchweg regierungsfreundlich ausgefallen.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 1. Vktober. Anläßlich der Ankunft des Königs

geschritten, und kann Ihre Königliche Hoheit sich täglich längere

Perron des Nordwest⸗Bahnhofes eine Ehren Eecadron des den Namen des Königs von Sachsen tragenden Dragoner⸗ Regiments zu Fuß aufgestellt. Zum Empfang waren der sächsische Gesandte sowie der Brigade Commandeur Boethmer am Bahnhof anwesend. Erzherzog Carl Ludwig, welcher den König begrüßte, trug österreichische Generals-Uniform mit dem Bande des sächsischen Hausordens der Rautenkrone, während der König von Sachsen die Uniform seines öster⸗ reichischen Dragoner⸗Regiments und das Band des Groß— kreuzes des Stephan-Drdens angelegt hatte. Nach dem Ab⸗ schreiten der Ehren⸗Escadron, deren Musik die sächsische Hymne spielte, fuhr der König von Sachsen zur Rechten des Erz⸗ herzogs Carl Ludwig nach Schönbrunn, wo er von dem Oberstküchenmeister Grafen Wolkenstein empfangen und in seine Zimmer geleitet wurde. .

Außer Ihren Majestäten den Kaisern Wilhelm und Franz Joseph und dem Könige von Sachsen, Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Großherzog von Toskana und Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Leopold von Bayern werden an den Hofjagden in Mürzsteg theilnehmen: Oberst⸗Hofmeister Prinz zu Hohenlohe⸗ Schillings fürst, Hof⸗Mairschall Graf Pückler, der Graf von Meran, FZ M. von Beck, General⸗Adjutant Graf Paar, General von Wedel, Leibarzt Dr. Leuthold und drei Adjutanten.

Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden ist incognito hier eingetroffen, gedenkt mehrere Tage hier zu verweilen und wird sich sodann nach Egypten begeben. Nach dem „Mililär⸗Verordnungsblattn hat der Kaiser und König den Feldmarschall⸗Lieutenant Prinzen Rudolf Lobkowitz zum Koamandanten des 4. Corps und den kom⸗ mandirenden General in Pest, General⸗Major Au gust Nemethy zum Kommandanten der Kavallerie⸗Truppen⸗ Divssion in Krakau ernannt und die Versetzung des Komman⸗

danien der Kavallerie⸗Truppen-Division in Krakau, Feld⸗ marschall⸗Lieutenants Theodor Galgoczy, in gleicher

Eigenschaft zur 35. Truppen⸗Division angeordnet. Großbritannien und Irland

London, 30. September. Die Königin von Ru⸗

mänien besuchte, der Allg. Corr.“ zufolge, vorgestern in

Begleitung Lord und Lady Mostyn's das Sahib Nicoll⸗

Hospital in Llandudno. Gestern wohnte Ihre Majenstat

einem Kinderfest im „Glücklichen Thale“ bei. .

Lord Salisbury wird der am 18. November in Liver⸗ pool stattfindenden Versammlung konservativer Ver⸗ eine nicht beiwohnen. Die Hauptrede wird der irische Ober⸗ Sekretär Balfour halten. Der Premier⸗Minister wird dagegen in Rawtenstall am 19. November sich über die politische Lage verbreiten. ö

Der neue Lordmayor Josef Sa vorn, welcher gestern, am Michaelistage, für das am 9. November beginnende neue Amtejahr gewählt wurde, ist Chef der Goldschmiedesirma A. B. Savory C Sons. Er ist ein Konservativer und gehört der anglikanischen Kirche an. . .

Nach dem Bericht des Schatza mts haben die Ein⸗ nahmen im Halbjahr vom 1. April bis 30. September d. J 41 377 676 Pfd. Sterl. betragen, d. h. ein Mehr von 1679 3899 Pfd. Sterl. gegenüber den Einnahmen in demselben Zeitraum des Vorjahres ergeben.

Frankreich.

Paris 1. Oktober. Der Kaiser von Brasilien ist, wie W. T. B.“ meldet, zu längerem Aufenthalt hier ein⸗ etroffen. . e P Erzherzogin Elisabeth von DOesterreich ist gestern Abend nach San Sebastian abgereist.

Der „Agence Havas“ zufolge hat der Kaiser von Ruß⸗ land das Schiedsrichteramt in der Frage der zwischen Frankreich und den Niederlanden streitigen Gebietstheile in Guayana angenommen.

Italien.

Rom, 30. September. Die „Riforma“ erklärt, daß die in den Zeitungen enthaltenen (von dem „Reichs u. Staats⸗ Anz.“ aber bisher nicht erwähnten) Mittheilungen über ein Interview St. Ceres mit dem Minister⸗Präsidenten Erispi fehr grobe Unrichtigkeiten enthalten und in den meisten Punkten sogar sehr wesentlich von der Wahrheit abweichen.

Portugal.

Lissabon, 20 September. Der König machte heute im Parke des Schlosses Cintra einen Spaziergang und empfing später Martens Ferrao, welcher auch vom König um Diner geladen wurde. Martens Ferrao hat, wie W. T. B. meldet, den Auftrag zur Bildung eines neuen Ministeriums übernommen und wird, wie es heißt, das Porte seuille des Aeußeren übernehmen; Graf Casal Ribeiro wird als Minister des Innern genannt. .

Bei den Munizlpalwahlen in Goa (Portugiesisch⸗ Indien) hat, einem Telegramm des „RB.“ zufolge, die Re⸗ gierung s⸗Partei den Sieg davongetragen. Es herrscht sedoch noch immer große Aufregung in der Stadt und sort⸗ gesetzt werden unter den Führern der Volkspartei Verhaf⸗ tungen vorgenommen.

Tchweiz.

Bern, 30. September. Der Ständerath hat, dem „W. T. B.“ zufolge, mit 19 gegen 1 Stimme das Aus⸗ lieferungsgeseßz in der vom Bundegsrath vorgeschlagenen Faffung angenommen. Der Nationalrat setzte heute bie gestern begonnene Berathung der Tessiner Angelegen⸗ heiten fort.

Belgien. .

Brüässel, 1. Oltober. Das Wahlbündniß, welche die Liga der gemäßigten Liberalen mit der Association der fortschrittlichen Liberalen für die Kemmunagl⸗ wahlen abgeschlossen hatte, ist, dem „. T. B.. zufolge, aufgelöst, weil die liberale Association in ihre Listen zwei sozialistische Kandidaten aufnahm, welche ihre Unter⸗ stützung annahmen, gleichzeitig jedoch ihr sozialistisches Pro⸗ gramm unverändert aufrecht erhielten.

Türkei. ;

onstantin opel, 30. September. Admiral Duperr é,

der . * französischen Mittelmeer⸗Geschwaders, ist, einem Wolff'schen Telegramm zufolge, an Bord des Dampfers Forbin“, begleitet von dem Dampfer „Vautour“ mit 129 Offizieren, hier eingetroffen und in den Dardanellen Namens des Sultans von Ijzet

auf.

1 von Sachsen war, wie „W. T. B.“ meldet, auf dem

Pascha auf der Kaiserlichen Jacht Izjedin“ empfangen

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Admiral Duperrs gedenkt fünf Tage hier zu

Dãne mark. z

Kopenhagen, 30. September. Bei den heutigen Wahlen zum Landtthing wurden, wie man dem W. T. B.“ berichtet, auch zwei soziald emokratische Kandidaten gewählt. Es ist das erste Mal, daß Kandidaten dieser Partei Sitze in der Ersten dänischen Kammer erhielten.

Amerika.

Vereinigte Staaten. New⸗York, 29. September. Die Vertreter der deut schen Eisen⸗ und Hüttenleute sind hier eingetroffen, um den Sitzungen des amerikanischen Instituts der Bergbau⸗Ingenieure sowie dem internationalen Kongreß des englischen Jron⸗ and Steel⸗Institute beizuwohnen, und wurden, wie die „Köln. Itg.“ erfahrt, bei der Ankunft von dem Vorstande herzlich begrüßt.

Argentinien. Aus Buenos-Aires vom 30 Sep⸗ tember meldet W. T. B.“: Eine gestern in La Plata statigehabte Versammlung der Union civica, die nicht zahlreich besucht warn verlief ruhig. Dr. Klaza begiebt sich am 1. Okliober in finanzieller Angelegenheit nach London. Die Lage in den Provinzen ist gegenwärtig eine sehr

ruhige. Asien.

Japan. HJokohama, 30. September. Die Auf⸗ regung der Bevölkerung über die Frage der Revision der Verträge, bei welcher es sich hauptsächlich darum handelt, ob die Ausländer der Jurisdiktion der japanischen Gerichte unterstehen sollen, nimmt, laut Meldung des „R. B., noch zu. Neuerdings sind Droh⸗ brieße an den Vorsitzenden der Versammlung der Ausländer vom 11. September gerichtet worden.

Afrika.

Nach einem Bericht des Kommandanten S. M. Kr. „Habicht“, Korv⸗Kap. Burich, verändern sich die Wasser⸗ tiefen in der Walfischbucht fortwährend, und findet man jetzt schon auf 1/ Seemeilen Entfernung vom Lande nur noch 6 m Wasser. Die die Bacht bildende Halbinsel ist an einer Stelle bereit ganz fortgespült, jedoch sind die Tiefen an dieser Stelle noch so gering, daß selbst Booten die Passage unmöglich ist.

worden. verweilen.

*

Handel und Gewerbe.

Wie die Rhein. Westf. Ig. berichtet. gestattet der günstige Abschluß des Bochumer Vereins für Bergbau und Guß sta hl Fabrikatton, die Savona Attien mit nur 40 00 ibres Nominalwerthes in die Bilanz einzustellen und bei angemessenen Ab⸗ schreibungen eine 19 ige Dividende zu vertheilen. Die Unter⸗ bilanz des Savona Werkes in Folge der bekannten Finanzkeise beträgt nabejn 3800 900 6 Die Bestellnagen des Bochamer Verein selbst ftellen sich beute auf 0 009 1 gegen 65 000 am 1. Juli.

Frankfurt a. M., 30. Scptember. (W. T. B) Die Stadt⸗ verordneten ⸗Versammlung hat beschlossen, eine Anleihe itt. T. von 12 Millionen Mark ju 3PM aufsanehmen. Die Tilgung derselben soll am 1. Juni 1895 mit mindesteng 10 jährlich nebst den juwachsenden ersparten Zinsen beginnen.

Aachen. 1. Vttober. (W. T. B.) Die Generalversam m- lung des Eschweiler Bergwerksvereins genehmigte die vor⸗ geschlagene Dividende von 11 d Der Ueberschuß in den Monaten Juli und August d. J. betrug 516 818 4 gegenüber einem solchen von 322 353 M in denselben Monaten dez Vorjabres.

Leirpiig, 30 September. (WB. T B) Kam mjag Term in⸗ bandel. La Plata. Grundmuster B vr. Okrober 4,80 A, or. November 480 , pr. Dezember 80 Æ pvr. Imuar 472 A, Er Februar 4.65 M, vr. Mär 460 Æ pr. Aoril 460 ÆM vr Mat 6 Æ, pe. Juni 4.60 „, pr. Juli 460 Æ Umsaß

16 000 Eg. Scwach. (W. T. Wollauktion.

London, 30. September. Preise sest und unverändert.

An der Küsfte 4 Weijenladangen angeboten.

Man chester, 0. September. (B. TL. B.) 1246 Water Taylor 7t, 30r Water Tavplor 9f, 201 Water Leigb Sz, 30r Witer Clayton 8, 32r Mock Brooke 9, 40 Maypoll 88, 400 Medio Wilkinson 10, 32 Warpcopg veeg 8t, 36 Warpcops Rowland 5, 4) Doable Weston 109, 60r Double conrante Qualität 123. 37 Iis voz 16 X 16 grer Printers aus 32r / 45e 176. Stramm

New ⸗- York, 309. September. (WB. T. B.) Weizen Ver schiflungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der— Bereinigten Staaten nach Großbritannien 7000, do. nach Frankreich C00, do. nach anderen Häfen des Kontineatz 11 O00, do. von Ralifornien und Oregon nach Geoßbritanagiea 21 0)) do. nach anderen Häfen des Kontinents 16099 Qrtz.

1. ODliober.

B.)

. Der Werth der in der er zangenen Woche ausgefübrten Produkte betrug 10217777 Doll., gegen 8 189 648 Doll., in der Vorwoche.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Hamburg, 360 September. (B. T. B.) Der Po stdampfer Au stralia“ der Ham burg ⸗Amerikanischen Packetfabrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute in St. Thoma s eingetroffen.

Lon don 30. September. (W. T. B) Der Union⸗Damp fer Roman“ ist gestern von Capetown auf der Heimreise abgegangen.

Theater und Musik.

Königliches Schauspielbaus.

Gestern Abend gelangte auf der Königlichen Bähne die Geschichte Gottfrieden's von Berlichingen mit der eisernen Tand, dramatisirt? jur ersten Aufführung. Biz jetzt pflegte Goetbez zweite Bearbeitung dieses Stoff eg, welche unter dem Tilel Götz von Berlickingen mii der eisernen Hand. Gin Schauspiel

luer im Druck erschien, den Dirstellungen auf der Bäbne ju Geunde gelegt ju werden. Im Ganzen aber eristiren be⸗

kanntlich drei dramatische Bearbestungen der Geschichte Golt⸗ frieden oder Götzen 's von Berlichingen! von Goeibe. Um von der Entstehung der ersten Bearbeitung, welche schon in daz Jabr 1771 fällt, in eine Zeit also, ju welcher der Dichter erst 23 Jahre zäblte, ein rechtes Bild ju gewinnen, muß man sich des Dichters damalige Lebengfübrung, innerlich und äußerlich, vor die Augen räcken; denn bei Goethe kann man vom Beginn bit zum Schluß seineg dichterisch n Schaffens wie kaum bei einem anderen Dichter genau die Ge⸗ wöbnung verfolgen, nur das selbst Erlebte oder selbst Empfundene künstlerisch in gestalten. So fallen die dußeren und inneren An⸗ regungen, welche den jungen Dichter gerade diesen Stoff in gerade dieser Form zur Verar beitung wählen ließen, in die Jeit des Siraß⸗ burger Aufentbalts. Die dichteritche Jugend Deutschlands fing an, der Fesseln des Altgewobnten, Althergebrachten, deß Zwanges der Einheit von Zeit, DOrt und Handlung, welche den französischen Dramen ibr bdesondereg Gepräge verlieb, müde ju werden. Alg Derder den jungen Goethe mit Shakespeareßg Werken bekannt machte, wirkten diese wie ein Funke in einem Pulver- faß; die Begeisterung für den großen Brlten lohte in

bellen Flammen empor; Goethes gane Lebengweise im Kreise seiner damaligen Freunde athmete Ungebundenbeit; vor allen Dingen brach das nattonale Selbstgefübl, die drutsche Empfindung durch und fand in der Geschichte des biederen Ritters Gottfried, welche Goethe damals in die Hände fiel, einen Widerhall. Der gegen alle Regeln und Gesetze sich auflebnende und doch dem Kaiser mit rübrender Treuberꝛigłeit ergebene Ritter erschien ibm als Bild der eigenen gährenden Jugend. Die Freude, das Wohlgefallen an der Gestalt des Göß wurde noch vertieft durch die örtliche Umgebung, die alter⸗ thümlichen Gebäude Straßburgs, besonders des Münstert, dessen Anblic ihn begeisterte; Alles versetzte den jungen Goethe in die unruhige Zeit des Mittelalters jurũck. Da ent sprang der Gedanke, den, Götz ju dramaristren; ausgeführt wurde dieser Gedanke freilich erst in Frankfurt; in. Wahr⸗ beit und Dichtung kommt Goethe wiederbolt auf die Entflebung des ersten Entwurfs, wie er auf das Andrängen seiner Schwester Cornelie in sech Wochen fertig gestellt wurde, zu sprechen; er macht da auch Mittheilungen über die neuen Persenen, welche er in die Dichtung verwoben bat, und welche zum Teil Anklänge an Personen enthalten, die ibm in Straßburg nahe standen; so sind in der sanften Marie die Züge der lieblichen Friederike Brion u erkennen, und die schlechte Figur, welche ihr treuloser Liebhaber Weislingen spielt, möchte wobl das Resultat reuiger Betrachtungen sein, welche der Dichter selbst in Bezug auf sein Verbalten zu Friederike empfand; in Fran; Lerse wollte er dem Namen eines beliebten Straßburger Tie genossen, welcher sich stettö auf eine so würdige Art zu subordiniren weiß“, ein Den l mal setzen.

Daß diese eiste Arbeit alle Theatergrenzen überschritt, sah Goethe selbst ein, und darum folgte diesem ersten Entwurf dald der zweite, welcher als Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. En Schauspiel- 1773 dem Druck Übergeben wurde. Adelkeid von Wall⸗ dorf und ihre Liebesbändel, welche in der ersten Handschrift im vierten und für ften Akt das hervorragendste Interesse in Anspruch neßmen, tritt bier wieder vor der Figur des Götz zurück. Dag Drama wurde vom Publikum, als der Erftling der romantischen Schule, welche die Sturm- und Drangperiode erzeugte, mit mächtiger Begeisterung aufgenommen; daß auch das Ausland daran Theil nahm, wurde von Goetze mit boher Freude begrüßt, und aus dem Jahre 1828 finden wir eine im Globe. erschienene. don Goethe zam Theil selbst äber, setzte Rezension, welche die ins Franzssische übertragenen dramatischen Werke Goetbe g betrifft. Doch auch in solcher veränderten Gestalt erschlen dem Dichter das Schauspiel für die Aufführung noch nicht völlig zu genügen; und als der Götz' 1804 dem Repertoire des Weimarer Theaters eingefügt werden sollte, entschloß er sich unter Schiller's Beihülfe u manchen Abkürzungen; die Scenenveränderungen wurden vermindert, um das Stück einer eck ten Theatergeftalt zu nähern; ja, der Dichter gestand die Zweckmäßigkeit solcher Kürzungen im Allgemeinen zu und wollte selbst sein hohes Vorbild Skakespeare nicht in seiner ganzen Länge und Breite auf der Bübne sehen; der Zuschauer und Zubörer habe andere Rechte als der Leser, und Keiner solle sie dem Andern verkümmern.

Der Direktor deg Königlichen Schauspielbauses Hr. Dr. Oitio Devrient, wendet sich in der gestrigen Auffũbrung troßdem der ersten dramatischen Form des Götz, in welcher der breite geschichtliche Gang der Greignisse am flärfsten bervortritt, wieder ju. Wir erfreuen uns an einer Fülle knapper, kurzer Scenen, welche den geseßlichen oder vielmehr gesetzlosen Zustand des sich auf⸗ lösenden Mittelalterg kräftig malen; aber es tritt auch in dieser ersten Arbeit stärker als in den anderen hervor, daß mehr eine kulturbistorisch bedeutende Zeit, als ein großer, einheitlich gefaßter Seelen konflikt gezeichnet ift. Vom Stand punkt des Literaturfreundes aus ist die Einstudirung der Geschichte Gottfrieden's von Berlichingen mit der eisernen Hand, dramarisitt“, eine der Anerkennung sichere und der lebhaften Theilnahme würdige künstlerische That; manche Scenen, wie die nächtliche Begegnung ALdelbeid's mit den Zigeunern, und das Vehmgericht, welche in sich gefaßt von dramatischem Leben überquellen, wurden für die Bühne gerettet Das Zigeunerlager im wiaterlichen Walde, das plötzliche Erscheinen Mrelbeid's unter dem fabrenden braunen Volk, das rscheinen Franz von Sickingen's und Franzens, und im An— schluß daran auf derselben Scene der blutige Bauernaufstand mit dem blutdürstigen Metzler und der um Gnade für ibren Gatten flebenden Helfensteinerin im Mittelpunkt, riefen denn auch den ersten berzbaften Beifall des Abends hervor. Im lUebrigen muß man eingesteben, daß der Versuch, diese erfte Bearbeitung der Lebensgeschichte Gottfrieden's auf die Bübne zu bringen, keinen vollen Erfolg aufzuroeisen bat. Eg ist, um einen allzu störenden Scenenwechsel zu vermelden, zum Theil die Doppelbühne eingeführt worden; das beißt, man hat jwei selbst= ständige, durch eine Wand getbeilte Räume neben einander geschaffen; der senige, welcher unbenutzt ift, wid durch einen vorgezogenen Vorhang verdeckt. Diese Dor pelbübne beberrschi den ganzen zweilen Akt und erscheint auch abwechselnd im vierten und fünften Aufzuge. Aber dieses häufig wiederkehrende Auf · und Zuzieben des Vorhangs und der, in dieser ersten Bearbeitung überhaupt bedingte bäufige Szenenwechsel man kennte gestern Abend, trotzdem noch mehrere Sjenen auf dem selben Schauplatz vereinigt wurden, fünfundzwanzig Szenenveränderungen läblen wirkten lähmend auf die Entwickelung der Handlung.

Es ist mit allem Fleiß an die Ginstudirung gegangen worden, man wollte den Absichten des Dichters überall feinfüblig entgegen⸗ kommen oder auch dieselben nach eigenem Ermessen noch vertiefen und dem Publikum anschaulicher machen. In diesem Bemüben ist oft des Guten zu wiel gethan. Reitermengen haben auf der größten Bühne nicht Raum genug, sich frei und ungejwungen ju bewegen; in ibren Bemühungen, sich in den ibnen sehr eng gesteckten Schranken zu halten, tritt mehr Zwang und Unnatur zu Tage, alg wenn man die Kämpfenden einfach zu Fuß auf die Bühne kommen läßt; die anziehenden und später fliebenden Kaiserlichen Reiter erweckten daber nur ein, vom eigentlichen Schau— spiel ablenkendes Interesse. Die Zigeuner im Walde kochen und singen nicht nur, wie es Goetbe vorschreibt, sondern ein Paar führt auf dem Waldboden auch einen wilden Zigeunertanz auf. Dem Schlußakt gab die Direktien einen frarken melodramatischen Bei⸗ geschmack; der Tod Weißlingen's wird von sanfter Musik begleitet; der todte Weißlingen und die liebliche Marie zu seinen Füßen bilden beim Schein einer rothen Ampel ein rührendes lebendes Bild, welches bei den Klängen der Musik langsam durch dunkle Schleier verdeckt wird; die ganze Bübne ist schwarz verbüllt; die Musik tönt weiter und gebt in ernste feierliche Klänge über, welche Grausen erweckend die beilige Vebm verlünden sollen; und wirklich ertönen die furchtbaren Worte der Anklage und der Verdaminung durch Strang und Schwert geisterbaft bobl binter dem dunklen Vorhang hervor, der dreifache Weberuf wieder von feierlichen Trompetenstößen begleitet. Als die Gardine sich bebt, sieht man dat Schlafsimmer Adelbeiden's, in welchem der bald darauf erscheinende Rächer das Ürtheil vollsiebt. In dieser Anordnung macht sich ein übertriebener Drang, den Geist der Dichtung in den kleinsten Ginzel heiten zu erfassen und plastisch zu gestalten, geltend.

Die Darstellung bot fast überall jufriedenstellende, aber kaum irgend wie berovorragende Leistungen. Hr. Negper spielte die Titel- rolle treuherzig, aber zu behaglich; man vermißte die Kampfeglust, dat fürmische Verlangen nach Bethätigung der strotzenden Körperkraft, welche den biederen Götz! auch manchmal zu nicht immer welt⸗ klugen Handlungen hinreißt. Den wankelmüthigen ‚Weislingen“ gab Hr. Ludwig mit höstschem Anstand, welcher eine weibische Unentschlossenbeit schillernd verdeckt. Hr. Müller war als Franz von Sickingen nicht kriegerisch genug und Hr. Pfeil als Bruder Martin zu glatt in der Rede. Vorjüglich war dagegen die Wiedergabe der Trinkscegne am Bischossbofe zu Bamberg; zuerst Hr. Vollmer alg lustiger Liebetraut', dann Hr. Keßler alt der

gelehrte Dlearius ; auch die HOrrn. Sauer (Bischo) und Siegrist (Abt ven Fulda) fügten sich trefflich in dag Zusammenspiel ein. Den liebetollen Buben Franz spielte Hr. Matkowsky mit übersprudelnder Lebendig⸗

leit und vegzebrender Leidenschaft, Kean auch manchmal mit zu knaben . hafter Aeußerung des Frohlockeng, wie sie sich mebrmalg durch leb. baftes Händellatschen äußerte. r Grube erzielte in der Rolle des von blindem Rachedarst erfüllten Anfübrers der aufständischen

sprach und spielte einfach, mit treuhernget Gummi elt und kraftvoller Ungemwungenbeit. Die liebliche mil Maria wurde von Fr. von Hochen burger in üer Innigkeit und bolden Frömmigkeit dargestellt. Die schwierige Roh der Adelbeid“ konnte Frl. Poppe noch nicht ganz durchdringen; Post⸗ temperamentvolle Künstlerin erfaßt alle ihre Rellen mit feurige Emrfinden und feinem Verständniß; doch für das glühende, sinn ers bestrickende Liebegwerben, durch welches Adelheid die Tiebegfacke 6. nen aller Männer Herzen entzündet, fehlt ihr der glübende, die Sine blendende Ausdruck

Die Vorftellung, welche von halb sieben big gegen balb zwölf Ubr dauerte, fand den kräftigsten Beifall nach dem dritten Mn. Außerdem wurden aber die Hrrn. Negper und Müller und Frl. Poppe durch lebbaften Beifall noch besonders ausgezeichnet und erschienen vor

der Gardine. Wallner · Tbeater.

Der gestrige Abend brachte zugleich mit der Eröffnung des Gast⸗ spiels Felix Schweigbofer'g eine Nęvität, welche hier nicht . n Beifall fand, der ihr vielleicht auf dem Boden, dem sie ent prossen, in Wien, zu Theil wird. Die Verfasser Heinrich Jantsch und Alexander Calliang nennen das Stück unter dem Titel Ang der Coulissenwelt! ein Charaktergemälde aus Ferdinand Ralmund g Tbeaterle ben, aber gerade ein Gbaraktergemälde ist das Stück, em es völlig an Einheitlichkeit fehlt, nicht. Eg werden in vier Anen vier verschiedene, um Jahre auseinanderliegende Scenen aug dem Leben des Dichters Raimund vorgefübrt, welche doch nur zeigen. wie sich der Dichter ⸗Schauspieler in bestimmten Lebenslagen benommer haben inag, und die, wenn die schauspielerische Kraft Schweighofer, dafür engesetzt wird, immerhin ein gewisses Interesse gewinnen n je nach der Situation uns auf Augenblicke erheitern oder ergreife auf uns wirken können; aber weder die Dic ternatur noch die 4

. fand in Fr. Stollberg eine fichtig⸗· Vertrenn ke

Vie seelischen Motiee, welche die im Mittelpunkt der Handlun⸗ stehende Gestalt im ersten Akt bestimmen, sind im zweiten Akt, dem eigentlich der Titel Aus der Coulissenwelt! am meisten entsprihn, völlig überwunden; noch weniger haben sie mit dem dritten Akt tbun, und erft zum Schluß wird ein leiser Anklang an die Greignisse des ersten scenischen Bildes gefunden. Der Inhalt des Charakterbildes zeigt uns den Dichter Ralmnnd nach den Fährlichkeiten seiner ersten Künstlerjabre bereits alg der Lieblingedarsteller der Wiener, von Jedem gekannt und verehrt; erg nm verliebt sich in die schöne aufblübende Tochten eineg Kaffeesiedert, di aber für ihn nur schwesterliche Freundschaft begt und ihm den unge * reichen Gruber ⸗Franz vorziebt. Der zweite Akt zeigt ein Stück Thea leben, das zum Theil sebr lustige und wirksame Scenen bringt, aber 2 Uebrigen mit den Schicksalen des Helden nur einen ehr losen Jusammmn hang hat; er verlobt sich mit einer Theaterdame, die ihn später = trügt. Der dritte Att bringt dann die Entdeckung der Untreue und giebt jo Gelegenheit za einer großen Scene für den Schauspi er Schreighofer. * vor der Gesellschaft als Ecklärer von lebenden Bildern seine Frau laut der Untreue beschuldigt. Der letzten endlich jeigt uns Raimund als einen von seinen Schicksalen gebeugten. 4 melancholischen Greis, dem nur das Letzte zu thun noch ürrig bei! in an Wahnsinn grenzender Erregung legt er Hand an sich. 1 Diese Greigniffe werden auch durch die Umgebung des Dichtes en nur dereinzelt erfreulicher ausgebaut. Die erwäbnten Scenen 1 zweiten Akts, in welchen Fr. Schramm als Schenerfrau krẽf g Jig. erbeiternde Wirkungen erzielt, welchen ferner ein Or. Deu tsch . tim⸗ italienischer Balletmeister große körperliche Beweglichkeit und ein en treftenden Humor entwickelt, in welchen endlich durch eine Pr Ballet Tänzerinnen, durch eine Uebung des Chorverlonalz D komischen Kapellmeister und durch das Erscheinen jzweler nach n rauchenden Ofen suchenden Schornsteinfeger etwas mebr Leben und Bewegung auf der Bühne sich entwickelt, waren die einzigen, welche ine behaglichere Stimmung unter den Zuschauern aufkommen ließen. Im Uebrigen war man von der schauspielerischen Leistungs fähigkeit des Wiener Gastes in Anspruch genommen, für die allerdinge in dem 2. neuen Stück Gelegenheit geboten ist, alle denkbaren Stimmungen und * Verfassungen des menschlichen Herjeng und Gemüthetz zum Ausdruck zu bringen. In allen Scenen jeigte sich Schweighofer den schwierigen Aufgaben gewachsen, am wirksamsten aber war er in den Momenten 2 der hingebenden naiven Liebe des ersten Akttz und in der großen Scene des zweiten Akts. Von den übrigen Darstellern haben wir at als wegen anerkennentwerther Lefftungen bemerkentwerth außer den sbon GErwähnten nur noch Hrn. Gimnig (Fürst Rudieburg! Fr. Trost (Madame Gleich) und Hrn. Schwarz (Gruß.. zu nennen, der namentlich in der letzten Scene sich lebbaften * Hir erfreute. Or. Schweigbeser wurde verdientermaßen am 4 * ** durch Beifall ausgezeichnet. . Friedrich Wil belmstädtisches Theater. ͤ Das Friedrich ˖Wilbelmstädtische Theater bringt noch 9 Auffübrung der bochinteressanten Novität Großvaters pe zu welcher die Proben in vollem Gange sind, die sein länger als frist nicht mehr gegebene unverwüstliche Fledermaug n. Diese D . mit den ersten Kräften des Theaters besetzt, wird als musfka Vorspiel zu der reizenden Puppenfeen' bereitz am Sonnabens 2m Scene gehen. 1 gag

. Thomas ⸗- Theater.

Für die morgen beginnenden Abonnements. Vorstellungen Anmeldungen noch bis morgen Mittag 1 Uhr ern . gleichzeitig das Abonnementsbuch ausgeliefert wikd. Abonnement e⸗Vorstellung geht am Abend der erfolg eiche wischt⸗ Der Raub der Sabinerinnen mit Emil Thomag als Sie ** 6 Scene. e 1 41

bis auf den letzten Platz besetzte Haus spendete den Darstellen n st ibre exakte Darstellung wiederbolt nürmischen Beifall, zu we 2 sich auch Blumensvenden gesellten. Ins besondere entfesselte die! . Tanzpol ka, don Jose fine ora vorgetragen, und der sich biera g Vrville schließende groteske Tanz des Frl. Anna Bäckers wahre Lachstt . K

Athen

Mannigfaltiges. ritt.

Nach dem Bericht des Kommemdanten S. M. Kr Sperr! Korvetten ⸗Kapitäng Foß, hat derselbe im Indischen Sean , Frtn

Reise ven Marritius nach Melbourne, alg der Kreuzer bei sede r Bolo n. und steiler Brechsee viel Wasser übernahm, mit Grfolg von Gal gehängten Oelsäcken jum Glätten der See Gebrauch zem;

Der Perein der Berliner Volksküöchen von 1886 C anta wie die N A. 3. mittbeilt, zur Grinn erung an den eber

tag ü. . n Augusta gestern eine Gral * Speisevert heilung an nothleidende Familien v staltet. S 9 an 1 : 8 eranstaltet sondere Daltle. Die gutbül'sung des gaiser Bitßefim-- Kaiser Friedrich Denkmals in Giebichen nein, bekaan der letzteren Schöpfung des verunglückten Bilt bavers Kaff sack fin

laut Mittheilung der Nat. Zig.“ am 18. Orrober, dem Gehn! . tage des Kaisers Friedrich, statt. 41 * w Tosten

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Hirschberg i. Schl., 1. Oltober. Gestern warde. W T. B. meldet, die GCrrichtung eineg Kaiser Kii belnrigen. und Kaiser Friedrich⸗Denkmalßs bierselbst beschlosfen. erkebr

,, . grenzt. Baden, 27. Scytember. Der Stadtrath bat, laut Minden der Karler. It., in seiner gestz gen Sitzung beschlossen,. nn denlen an weiland Ihre Rajestät die gasserie Aan einen Gedenkstein mit der Büste der bochellgen zoll. Tanger. errichten zu lassen. Mit der Herstellung des Gedentsteinn⸗ a KA, Bildkauer Kopf, welcher auch das Kaiser Wälkelm - Denkmale nn

Bauern einen besonders lebhaften Erfolz. Die Partie der

Trinkhalle ausgeführt bat, beauftragt worden. .

Mimen gelangt bier zu einbeitlicher und pfychologischer Entwickeln!

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