2
Das konnten wir selbstverständlich nicht, indem wir uns auf den Boden dieses Gesetzes stellten. Ich halte es für gleichgültig, ob das Wort gesetzlich wieder in unser Programm aufgengmmen wird; Letzteres ist klar und deutlich genug. Daß wir nicht für die Erklärung von Grund und Boden als Gemeineigenthum sind, ist unwahr. Ich habe chon im Jahre 18695 auf dem Kongreß der Interngtionalen rbeiter⸗Affoeialion, auf den ich von der damaligen Eisenacher . delegirt wurbe, für das Gemeineigenthum von Grund und oden mich erklärt. Die Frauenfrage ist für die Sozial- demokraten keine besondere, sondern nur ein Theil der allgemeinen sozialen Frage, deshalb ist die Gleichberechtigung der Frauen mit den Männern für uns etwas Selbstverständ liches. Das Wort chernes Lobngesetz' wird im Programm 9 stheichen sein. Ein ebernes Lohngesetz giebt es nicht; Lassalle hat dies allerdingw als Agitationsmittel und zwar mit rohem Glück angewendet. Ebenso hat. sich die Forderung betreffs Bildung von Produktivgenossenschaften längst überlebt. Wir verlangen die Rechtsprechung' durch dat Volk, obwohl im heutigen Staate die Schwurgericht. Urtheile vielfach bedeutend schlimmer sind als die von Berufsrichtern. Ferner muß dem Volke Gelegenheit gegeben werden, Käritliche und advokatorische Hülfe unentgeltlich zu erhalten. Deshalb mässen Aerzte und Rechtsanwälte Staats beamte werden. Der Passus in dem Programm; Religion ist Privatsache ist vielfach angegriffen worden. Allein zunächst muß ich bemerken, daß die freireligiöse Bewegun, in den Zeiten der Revolution nicht die geringste Rolle gespielt hat. Die Kirche, weder die pꝛotestantische noch die katholische, hat die mindeste Macht ohne den Staat,. Da—⸗ durch, daß man einem Gläubigen gegenüber auf die Religion schimpft, bekehrt man ihn nicht. Wenn man gegen die Religion ankämpfen will,. dann muß man Wissen verbreiten. Wenn wir gegen den heuti⸗ gen Staat ankämpfen und die Arbeiter für den Klassen kampf gewinnen, arbeiten wir gleichzeitig gegen den Gottesglauben. Wenn wir aber den Atheismus den Arbeitern von vornherein zur Pflicht machen, dann werden wir selbstverständlich vielfach auf,. Widerstand stoßen. Sorgen wir dafür, daß im Volk Wissen verbreitet werde, daß die Schulen besser werden, dann werden wir am erfolgreichsten gegen die Religion ankämpfen. Deshalb bin ich dafür, daß wir den Punkt unsereß Programms „Religion ist Privatsache, einfach stehen lañ en. Wir wollen Niemandem seinen Glauben nehmen. Wir wollen die Massen zu uns heranziehen, sie über ihre Klassenlage aufklären, dann werden sie sich ganz von selbst von dem Gottesglauben abwenden. Die alte demolratische Forderung: „Trennung der Schule von der Kirche und der Kirche vom Staat‘ ist in der Forderung: die Religion zur Privatsache zu erklären, einbegriffen. Es ist die Frage aufgeworfen worden; wes— halb wir nicht die Republik als Forderung aufstellen. Es ist selbstverständlich, daß der sozialdemokratische Staat, den wir erftreben, nur ein republikanischer Staat sein kann. Des⸗ kalb ift auch diese Forderung für uns überflüssig, zumal auch in republikanischen Staaten die Ausbeutung und Mnterdrückung in der schlimmsten Form herrscht. Der Redner be— leuchtete noch in eingehender Weise die einzelnen Programmpunkte und schloß mit etwa folgenden Worten: Es ist nicht zu leugnen, daß das Programm Mängel hat, allein daeselbe hat uns in den getzten Jahren als Leitstern gedient. Es ist die alte Partei⸗ fahne, die von uns in den heftigsten Kämpfen voran⸗ getragen wurde. Deshalb wollen wir diese, Fahne in Ehren halten. Wenn unsere Gegner sagen: Das Soꝛialistengesetz war der eiserne Reif, der uns zusammenhielt, so sage ich: unser Programm ist das diamantene Band, das uns unüberwindlich gemacht hat. Dieses diamantene Band soll uns ferner als Leitstern im Kampf dienen. Keine andere Partei hat so offen und so rücksichtslos ihre Ziele entbüllt, als es die sozialdemokratische Partei in ihrem Programm gethan. Die Wissenschaft und die Wirklichkeit sind unsere Waffen, mit denen wir alle unsere Feinde überwinden werden. Der Redner schlug folgende Resolution vor: In Erwägung, daß das auf dem Einigungskongreß zu Getha 1875 aufgenellte Parteiprogramm, obwohl es sich in den letzten 19 Jabren vortrefflich bewährt bat, dennoch nicht in allen Punkten auf der Höhe der Zeit stebt, wie das schon auf den verschiedenen Parteikongressen aus—⸗ gesprochen worden ist, beschließt der Ken den Parteivorstand zu
den Entwurf eines veränderten
1889/90 im Jahre 1865 rund 18500 Einwohner und im Jahre 1886 rund 42756 FGinwohner. Die direkten Staatssteuern dagegen stiegen von 48278 „ im Jahre 1865 (und zwar: 20 999 S6. Grund und Landrentensteuer, 27 N79 M Gewerbe. und Personalsteuer), als⸗ 2,61 S auf den Kopf, auf 313 873 M im Jahre 1885 (und zwar 25 001 Grund und Landrentensteuer, 288 872 46 Gewerbe⸗ und Einkommen⸗ steuer), also 7, 34 AM auf den Kopf. .
Die jährliche Summe der direkten Steuern der Stadt Plauen ist fonach in den 20 Jahren 1866 —= 1585 und zwar hauptsächlich durch die Entwickelung der vogtländischen Industrie in Plauen von 48 278 M auf 313 873 , also auf das Sechsundeinbalbfache ge⸗ stiegen, während die Bevölkerung nur auf das Zweiundeinhalbfache stieg, und es betrug diese jährliche direkte Steuersumme im Jahre 1885 den zweiundsechzigsten Theil der gesammten direkten Staats, steuern des Königreichs Sachsen, während die Bexölkerung Plauens nur ungefähr den siebenundsiebzigsten Theil der sächsischen Gesammt⸗ bevölkerung ausmacht.
Kunst und Wissenschaft.
X Die Gemälde-Ausstellung von Gurlitt.
Die Salons von Gurlitt enthalten wieder viel Neues und Sehenswerthes. Eine Perle der Ausstellung ist das Vautier'sche Gemälde „Auf dem Standesamt“. Die junge Gattin des hübschen Bauern nimmt mit verlegenem Lächeln den Hinweis des gestrengen Standesbeamten, wohin sie ihren Namen schreiben soll, entgegen, denn sie muß der Meinung gewesen sein, daß der Name nicht unter, sondern über ein Schriftstück gehört. Ihre Begleiterinnen und der Braut⸗ führer scheinen jedoch durch den Zwischenfall in heiterste Stimmung versetzt worden zu sein. Das Gemälde ist eins der besten, welche dieser Altmeister der deutschen Genremalerei je geschaffen hat. Lenbach schickte ein neues Porträt des Fürsten Bismarck — leider unter Glas — ferner ein Porträt des hochseligen Kaisers Wilhelm ein. Erfteres ist durchaus malerisch behandelt, wie es denn dieser Maler der Seele liebt, hin und wieder in etwas ver⸗ änderser Technik zu arbeiten und auch in dieser Hinsicht die Vielseitigkeit seines Talents und die Erfolge selbständigen Nachdenkens zu zeigen. Eine flüchtig hingeworfene Pastell-Studie für ein Kinderporträt zeigt, mit wie wenig Mitteln und Strichen die Hauptsache eines Kopfes gegeben werden kann. Von Gus ow finden wir einen Studienkopf, mit welchem er an den Tag legt, in wie hohem Maße er Meister der Technik ist; dies fällt besonders in der Behandlung der feinen Halbtöne des Fleisches in die Augen. Uns scheint allerdings, als ob der Kopf im Vergleich zur Hand ein wenig groß wäre, allein es mag sich ja hin und wieder ein solches Verhältniß finden. Von Pa ini ist eins jener herrlichen großen Aqua⸗ relle, eine Beichte, ausgestellt, wie sie Passini von unseren Künstlern nur allein zu leisten vermag. Ein Gemälde, welches gleich beim Eintritt in die Augen springt, find die „Drei Grazien“ von Böcklin. In fast reinen Pigmenten, dazu mit Zuhülfenahme von Tempera-Farben, hergestellt, hat dies Gemälde eine alle anderen überstrahlende Leuchtkraft und würde etwas ins Bunte fallen, wenn Böcklin's eminente kolo⸗ ristische Begabung nicht immer noch eine gewisse Harmonie herzustellen wüßte, — wenigstens für Betrachtung in größerer Entfernung. Die weiblichen Körper sind mit größerer Sorgfalt gemalt und modellirt, als er es meist zu thun pflegt; die Amoretten würden vielleicht noch gewinnen, wenn sie nicht fast alle aus⸗ gestreckte Beine beim Fliegen hätten, doch wird die Total⸗ wirkung dadurch nicht beeinträchtigt. Von Gabriel Max finden wir einen bereits öfters ausgestellten, sehr schönen Studienkopf, früher „Die Königin der Nacht“ benannt. Die matt-violette Farbe des Kleides giebt diesem Köpfchen ganz eigenen Reiz und Stimmung. Ein originelles kleines, übrigens sehr geschickt gemaltes Genre⸗-Bildchen von M. A. Stremel zeigt einen langen korridorartigen Raum, in dessen fernstem Theil sich erst die Figuren befinden, während der Vordergrund fast einzig durch die Holzpantoffeln seine malerische Abwechselung erhält. Man sieht aus diesem kleinen Beispiel recht deutlich, daß es
keauftragen, dem nächsten Parteitage Entr .
Parteiprogramms vorzulegen, das jedoch mindestens drei Monate vor
Zusammentritt des Parteitages zur Kenntnif, der Gesammiwartei
kommen muß, damit die Genossen genügend Zeit zur Diskussion des selben haben. ö.
In Friedricksthal⸗ Bild stock feierte am letzten Sonntag,
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in einem Gemälde viel mehr auf das „Wie“ als auf das „Was“ ankommt, — im Gegensatz zur Schriftstellerei, in welcher die Anforderungen nahezu gerade umgekehrt sind. Munthe hat eine vortreffliche Winterlandschaft geschickt. Mit Sorgfalt ist jeder hellere Ton vermieden, um den scheidenden Sonnengruß leuchten zu lassen. Von Pohle in Dresden ist ein sehr lebendiges und gut gezeichnetes Porträt des Reichs⸗ gericht⸗Präsidenten Simson eingeschickk. Pohle scheint, nach diesem Bilde zu 8 voll berechtigt zu sein, Lenbach an die Seite gestellt zu werden. Von M. Urn sehen wir ein kleines Genrebildchen, welches stark an Auffassung und Be⸗ handlung Menzel's erinnert. Neizke schickte ein gut ge—⸗ zeichnetes und geschickt behandeltes Pastell⸗Porträt einer jungen Dame ein. Auch fällt eine Landschaft von
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Zylander als wohlgelungen auf. An bereits früher ausgestell gewesenen Gemälden sind noch „Die fünf Sinne“ von H. Makart und „Die Kinder⸗ prozefion“ von Uhde zu erwähnen. Eine bemalte Büste von A. Volkmann entbehrt des Reizes nicht. Leider fragt es sich jedoch immer noch, ob man nicht besser die plastischen
wenn man nicht bessere Manieren der i aherigen den Figuren leicht etwas haftes oder Schmutziges geben.
niversitäten und der albjahr 1890.
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Im Einzelnen waren von den Studirenden.
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In den einzelnen Fakultäten ist der Antheil der Nichtpreußen bezw. der Reichsausländer verschieden groß, am hervorragendsten in der philosophischen, am geringsten in der katholisch theologischen Fakultät; denn es gehörten von den 2491 anderen Deutschen und Reichtzausländern 16,53 ½9 der evangelisch-theologischen, O, 92 0 der katholisch theologischen, 17,93 G der juristischen, 24 20 00 der medi⸗ zinischen und 40,82 0/9 oder rund zwei Fünftel der philosophischen Fakultät an.
— Die neuesten Ausgrabungen auf einem eg. 20 Minuten nördlich von der Stadt Haynau i. Schl. auf einem Hügel gelegenen heidnischen Begräbnißplatz haben, der Schweidnitzer Täg lichen Rundschau“ zufolge, interessante Fundstücke zu Tage geför—⸗ dert. Bereits in früherer Zeit wurden dort, einzelne Gefäße vom Pfluge bloßgelegt. Die Begräbnisse sind in einem lehmigen, harten Boden eingebettet und enthalten je ein oder zwei Knochen— gefäße, um welche die verschiedenartigsten Thongefãße gestellt sind. Die meisten derselben sind äußerst sorgfältig gearbeitet und fast ohne Ausnahme hübsch verziert. Neben Krü— gen, Schüsseln, vasenartigen Gefäßen, Tassen und Schalen findet man auch auf der westlichen Seite des Hügels bemalte Schalen und tönnchenartige Gefäße, die aus äußerst feinem, weißen Thon ge— fertigt und mit braunen und rothen Erdfarben bemalt sind. Bei den letzten Funden befindet sich eine solche Schale von ea. 12 em Durchmesser, die rothe, rautenförmige Zeichnungen und braune Strich gruppen zeigt. In dem Knochengefäße dieses Grabes, welches unge wöhnlich groß, weit ausgebaucht und mit überhängendem Rande ver⸗ sehen war, lag auf den lose eingefüllten Knochen ein gut erhaltener eiserner Armreif. Die übrigen Gefäße waren zum größten Theil zerstört und nur mit Erde gefüllt.
— Ver internationale Strafrechts- Kongreß in Antwerpen hat sich, dem ‚Hamb. Corr.“ zufolge, über fol- gende Grundsätze geeinigt: Unter die Vormundschaft der öffent— lichen Autorität sind zu stellen: 1) die assistirten, verwaisten, ver ⸗ lassenen Kinder, die Findlinge, 2) die moralisch verwahrlosten Kinder, das heißt diejenigen, welche durch Gebrechlichkeiten, Nachlässigkeit, Laster ihrer Eltern oder aus anderen Gründen sich selbst überlassen oder der Erziehung beraubt sind, 3) die Kinder, welche man gegen ihre Eltern schützen muß. Die Unterbringung in Familien, besonders auf dem Lande, ist für die assistirten, verwaisten, verlassenen Kinder und Find—⸗ linge das beste Regime. Der Unterbringung der moralisch verwahr . losten Kinder muß in der Regel eine Untersuchung über die Führung und den Charakter des Kindes, über die Lage und Moralität seiner Eltern vorangehen, wenn nöthig eine Beobachtungszeit und besondere Studien über das Kind. Die Erziehungsarten für die moralisch verwahrlosten Kinder sind je nach dem Alter im Augenblicke der Zulassung und nach den Umständen: die Unterbringung in Familien, besonders auf dem Lande — als bestes Prinzip — ; In⸗ ternat oder halbes Internat; vereinzelte oder gruppenweise Unter⸗ bringung. Hinsichtlich der jugendlichen Uebelthäter beschloß der Kongreß Folgendes: „Die Feststellung des Unterscheidung vermögens, nach welcher die positiven Gesetzgebungen bei Verfolgung von Kindern von weniger als 16 Jahren, die Uebertretungen begangen haben, zielen, kann nicht als rechtmäßige Grundlage für die Klassifizirung der Kinder dienen. Diese Klassifizirung muß der Ver⸗ waltung überlassen bleiben. Hinsichtlich der Aberkennung der väter⸗ lichen Gewalt beschloß der Kongreß daß dieselbe erfolgen muß für ein Verbrechen oder Vergehen, welches die Sicher heit, Moralität oder Gesundheit des Kindes gefährdet; die Aberkennung ist obligatorisch oder fakultativ je nach der Schwere und Art des Verbrechens; sie ist auch auszusprechen gegen Eltern oder Verwandte wegen notorischer schlechter Aufführung oder schlechter Behandlung. Im Falle der Aberkennung der väterlichen Gewalt tritt die Vormundschaft der öffentlichen Autorität ein. — Die dritte Abtheilung des Kongresses, welche die Fragen über Bettelei und Landstreicherei be—⸗ handelt, einiste sich nach eingehenden Erörterungen über fol⸗ gende Grundsaͤtze: „Jedes Individuum, welches als unbedingt unsfäbig anerkannt ist, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, kann nicht als Bettler oder Landstreicher angesehen, noch aus diesem Grunde dem Strafgesetze unterworfen werden. Die öffentliche Armenpflege hat die Pflicht, die Genesenden zu pflegen oder wirksam zu uater. stützen, bis sie die erforderliche Kraft erlangt haben, um ihr Hand- werk oder ihr Gewerbe wieder auszuüben. Die für die öffentliche und private Armenpflege und Unterstützung vorhandenen Etablissements und Gesehlschaften müssen ihr Werk vervollständigen, indem sie sich damit beschäftigen, für die Bedürftigen, welche sie unter⸗ stutzen, Arbeit zu suchen. Die Hülfsetablissements und Gesell⸗ schäͤften müssen die Rückbeförderung der Armen der großen Städte nach den ländlichen Bezirken, aus denen sie her— ssammen, begünstigen. Die Gemeinden, aus welchen der Land⸗ streicher gebürtig ist, müssen zu den Kosten dieser Rückbeförde⸗ rung beisteuern. Für diese Rückbeförderung sind auf den Eisen⸗ babnen ermäßigte Fahrpreise oder ganz freie Fahrt zu fordern. — Die zweite Abtheilung, welche die Fragen über die Patronage der Ver urtheilten erörtert, hat den Grundsatz angenommen, daß das Patronage⸗ Comits die Familie des Vexurtheilten, welcher der einzige Brot⸗ erwerber der Seinigen gewesen, zu unterstützen hat Jugendliche Verurtheilte, welche keinen starken Anhalt haben, sind nach den Aus—= wanderungsländern zu leiten. Die Patronage muß ein freies Unternehmen bleiben und darf sich dem Verurtheilten niemals auf—
drängen. Literatur.
Der XVIII. Band der „Deutschen Geschichtsz⸗ und Lebeng⸗ bilder von Armin Stein (H. Nietschmann), Verlag der Buch⸗ handlung des Waisenhauses zu Halle a. S., enthält Friedrich's des Großen Jugendleben. Im Rahmen einer einfachen Erjählung schildert der Verfafser in volltzthümlicher Weise die Jugendjahre Friedrich's des Großen und dat Leben am Hofe Friedrich Wilhelm'? L. bis zur Rückkehr des Prinzen auß der Haft in Küstrin. Ob die Schilderung der betreffenden Charaktere durchautz hen Er gebnissen der neuesten historischen Forschungen entspricht, mag bahin: gestellt bleiben, daß Buch ist aber von einem so wahrhaft monarchischen und xreligiösen Geiste durchbrungen, daß eK nur einen günstigen Ginfluß in den Kreisen seiner Leser hervorrufen kann und ihm detzhalh die weiteste Verbreitung zu wünschen ist, .
— Augusta, Herzogin zu Sachsen, vie erste DVeutsche Kaiserin. Züge und Bilder aut ihrem Leben und Gharakter nach mehrfach ungehruckten Quellen. Bon Dr, O, Schrader, a, o, Prow sessor in Jeng. Weimar, Hermann Hmßhlau, 1890, (Preis 1 4) Datz vorliegenhe Büchlein sst aug einer Mehr hervorgegangen, welche her Nerfasser zur Feier hetz hies sahrigen (eburtgtaqeg er, Königlichen Hohelt vez Großherjogtz von Sächsen zu halten veranlasst war, Weil her Heschäftigung mit verselben prängte sich hm hie f enn auf, baß eine umfassenbhe öographle ber Hochsellgen Kalserin au Grunh her reichlich vorhandenen, ibellg erschlossenen, mehr noch u erschlleßenben Huellen eine Ausgahe ist, heren Utssing bag henlsche Iyolf erwarten hbarf. — Mie r enben Mmlütser, benen ein e l unt banfharer Leserkresg nicht l, nsrh, sinh gig ein werthpoller
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Iöestrgg zu einer umsassenhen , n, ö. ld achten iürstin, melche hoffentlich nicht mehr lange dusstehren rp, frenhigst zu hegnlsßen
— Moltke als Denker. Goldene Worte aus sämmtlichen Werken, Reden und Briefen des General-⸗Feldmarschalls Grafen von Moltke. Von Dr. Adolph Kohut. Mit einem Porträt von A. von Werner. Berlin 1890. Verlag von S. Gerstmann, Regenten. straße 20. — Die vorliegenden Blatter bezwecken, Moltke als Denker?“ in seiner Eigenart und Größe dem Leser vorzuführen. Natürlich sind nur jene Gedanken und Reflexionen des General—⸗ Feldmarschalls berücksichtigt, welche theils durch ihren Inhalt, theils durch ihre ästhetische bezw. mustergültige Form den Stempel der Klassizität an sich tragen. Selbstverständlich hat der Ver⸗ fasser bei der Anordung und Zusammenstellung nicht die chronologische Reihenfolge, sondern den geistigen Inhalt der Aeußerungen in erster Linie ins Auge gefaßt, um den Leser zu befähigen, sich über die ganze Welt und Lebentzzanschauung des großen Strategen ein klares Bild zu verschaffen. Die überall angegebenen Quellen ermöglichen eine leichte Vergleichung mit dem Original. — Das vorliegende Buch empfiehlt sich als eine anregende und interessante Lektüre, um so mehr, als es an einer Gesammtausgabe der Werke und Briefe des Grafen von Moltke noch immer fehlt.
Fürst Bismarck. Sein Leben und Wirken, von Hermann Jahnke. Berlin, Verlag von Paul Kittel. Es liegen von dem vor— genannten Werke jetzt die Lieferungen 10 bis 13 vor, in denen der Kampf des damaligen Minister⸗Präsidenten von Bismarck mit dem preußischen Landtage um die Heeresreform, der dänische Krieg, der Beginn des Konflikts mit Oesterreich und der deutsch-österreichische Krieg, sowie die dem Prager Frieden folgende Zeit, in der Frankreich mit seinen Kompensationsvorschlägen an Preußen herantrat, ge— schildert werden. Wie die früheren, so sind auch die vorliegenden Lieferungen mit Abbildungen geschmückt, unter denen wir die Porträts Sr. Majestät des jetzt regierenden Kaisers und des Kaisers Franz Joseph, die der Gltern des Försten, sowie zwei des letztern im Alter von 12 und 18 Jahren hervorheben.
Ff Staat zlexikon, herautzgegeben im Auftrage der Görres⸗ Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland durch Dr. Adolf Bruder, Eustos der K. K. Universitäts⸗Bibliothek. Innsbruck. Erster Band. Aargau bis Corpus juris. Freiburg im Breisgau, Herder'sche Verlagshandlung, 1889. gr. 89. S. VI. 1598. — Diese alphabetisch geordnete Eneyklopädie der Staats und Gesellschaftswissenschaften liefert ein auf katholischen Grundsätzen be⸗ ruhendes Staatslexikon. Die Gerechtigkeit bedingt gleich das Zu— geständniß, daß auch Bekenner der anderen christlichen Konfessionen den bis jetzt vorliegenden Band ohne Bedenken zur Hand nehmen können, wenn sie das Bedürfniß fühlen, sich über Kirche und Staat, Recht und Politik fachgemäß und sachgemäß zu unterrichten; denn die überaus gründliche klar! Darstellung ist durchaus maßvoll und völlig objektiv abgefaßt, jede die abweichende Ueberzeugung verletzende Polemik vermieden. Ver paritätische Standpunkt wurde konsequent festgehalten, so daß ohne konfessiontlle Unterscheidung durch ein sorgfältiges Eingehen auf die besonderen Bedürfnisse der modernen Gesellschaft ein wirklicher Einblick in die umfangreichen Gebiete der Kirche und des Staats gewährt wird; in jedem einzelnen Fall sind die einschlagenden that sächlichen Verbhältnisse mit Rücksicht auf Zeit und Ort gewürdigt. Bei der Bearbeitung wurde das Hauptgewicht auf die Grörterungen der fundamentalen Begriffe von Religion und Moral, Recht und Gesetz, natürlichen und positiven Rechts, von Staat und Kirche, Familie und Eigenthum gelegt. Staat und Gesellschaft sind als die von Gott gewollte Ordnung mit dem Zweck des Menschen und der Menschheit in Ver bindung gebracht; die Familie ist als die Grund⸗ und die Unterlage aller staatlichen und gesellschaftlichen Organisation und Ent— wicklung vertheidigt. Eine besondere Aufmerksamkeit wurde der Behandlung der volkswirthschaftlichen und sozialpolitischen Fragen zugewendet. Die bis jetzt vorliegenden Artikel werden den strengen Anforderungen heutiger Wissenschaft genügen. Sämmtliche Artikel von Bedeutung wurden von bewährten Fach männern abgefaßt, welche für deren speziellen Inhalt und deren wissenschaftliche Haltung ausschließlich verantwortlich sind, dieselben auch unterzeichnet haben. Diese letztere nachahmungswerthe Eigenart des Lexikons giebt eine Gewähr für eine gewissenhafte Beweisführung der Rechtsbegriffe sowie für eine vorurtheilsfreie Auffassung von geschichtlichen und politischen Vorgängen der Vergangenheit und Gegenwart. Durch eine möglichst erschöpfende und deutliche Benennung von literarischen Werken zum Nachschlagen und durch Verweisen auf förderliche Hülfsmittel wurde die Brauchbarkeit des Werks erhöht. Die Angaben werden den Fachmann befriedigen, dem Laien willkommen sein. Sehr zweckmäßig ist an den Eingang des Werks eine Uebersicht der einzelnen Artikel und ihrer Verfasser gesetzt. An⸗ erkennenswerth ist, daß bei jeder Institution deren Ursprung und Werden genau angegeben werden, sodaß die gebotene übersichtliche Kenntniß der gesetzlichen Vorgänge das richtige Verständniß der Gegenwart ermöglicht und fördert. Geschichtlich korrekt und politisch durchdacht sind die von Professor Dr. von Hertling in München ab⸗ gefaßten Artikel über Absolutismus S. 47 ff., über Aristokratie S. 445 ff., über Augustinus S. 533 ff. und Bureaukratie S. 1239 ff. Sehr gründlich und belehrend ist der Aufsatz über die Arbeiterfrage S. 2565 bis 42. Der Verfasser betont, daß alle Versuche . geberischer Fürsorge nur dann von Erfolg gekrönt sein werden, wenn sie unterstützt und getragen sind vom Geiste des positiven Christenthums;
auch der Staat soll die soziale Mission der Kirche anerkennen und stützen. (S. 421 ff) Sehr klar und allgemein verständlich ist der so verschiedenartig beurtheilte Begriff der Autonomie S. 626 ff. behandelt worden. Unter den Männern von bervorragender wissenschaftlicher Bedeutung, welche der Stand der Archivare aufweist, mußte auch der frühere hannöversche Archiv⸗ Rath G. H. Pertz S. 4351 genannt sein, als Herausgeber der Monumenta Germaniae historia, gestorben zu Berlin als Ober⸗ Bibliothekar am 7. Oktober 1876. Als offenbare Druckfehler sind die folgenden Angaben zu bezeichnen: goldene Bulle 1366, während die Bulle Kaiser Karl's IV. am 10. Januar / 25. Dezember 13656 errichtet wurde. Der frühere preußische General⸗Postmeister bieß nicht Nagel, S. 1198, sondern von Nagler. — S. 1202 Z. 4 v. o. muß es heißen Staate anwaltschaft statt Senatsanwaltschaft.
— Die Schulkurzsichtigkeit und ibre Bekämpfung. Auf Grund von Schuluntersuchungen, die im Auftrage des Königlich preußischen Ministeriums für geistliche, Unterrichte⸗ und Medizinal⸗ Angelegenheiten angestellt wurden, bearbeitet von Dr. H. Schmidt⸗ Rimpler, Geheimem Medizinal⸗Rath und ordentlichem Professor der Augenheilkunde an der Universität Göttingen. Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann, 1890. — Wir glauben, dem vorliegenden Werke keine durchgreifendere Empfehlung mit auf den Weg geben ju können, als durch nachstehende Wledergabe des Vorworts des Verfassers: Auf Veranlassung Sr. Gxeellenz des Hrn. Ministers von Goßler habe ich nachstehend die Ergebnisse der in seinem Auftrage von mir unternommenen Schuluntersuchungen zusammengestellt, um das, was ich in Berichten niedergelegt und zum Theil in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht habe, welteren Kreisen zugängig zu machen. Ich glaube, daß die Wichtig leit des Gegenstandes das Erscheinen des Werkchens, daz auch dem Fachmann einiges Neues bringt, rechtfertigen wird, um so mehr, da ich mir en n bin, in voller Unparteilichkeit an diese vielnmstrit- tenen Fragen herangetreten zu sein. Dem Hrn. Minister von Goßler der mit sächverständigster und einge hendster Aufmerksamkeit alle die Schule betreffenden Angelegenheiten verfolgt, erlaube ich mir, auch an bieser Stelle für die meinen Untersuchungen bewiesene Tbeilnabnte melnen tlesgefühlten ank quszusprechen. Ver weiteren Bemerkung
wird e kaum noch bedürfen, daß alles das, was ich in Nachfolgen⸗ dem sage ober empfehle, nnr Uusdruck meiner persönlichen An— schaunng en ist.“
Her Pflichtexemplarzwang in der Previn; SchlegwlldeHolstelne Gine Schutßschtift von Emil Steslsen⸗ hagen, Hotter der Rechte unh Vber . VMiblietekar Kiel, ruck von Sch isbl n. Klaund. 10 In einer Wroschüre de? Vorigdres wurhe mit wollstei Melini shelt behguptet und M begründen gesucht daß in ber Winning Schleswig -wolstein dem Nnstitut der Pllicht exenplare bie fen g Grundläden entjoden und dasselde für deseitigt zu erachten sei Lese Ausichi, welche in den schärfsten Gegensat
zu der bisher geübten Praxis, zu der wiederholt bekundeten Rechts überzeugung der höchsten Behörden der Provinz und des Staates, wie zu der Recht? auffassung der Verpflichteten selbst trat, bei denen die Ausführung der maßgebenden Bestimmung bis dahin auf keinen Widerstand gestoßen war, hat in der Presse Beachtung und Verbreitung gefunden, indem u. a. in der National⸗ Zeitung vom 29. Juli 1890 mit Nachdruck betont wird: in der Provinz Schleswig⸗Holstein besteht eine Verbindlichkeit zur Abgabe von Pflichtexemplaren nicht. Es handelt sich dabei um die Rechts—⸗ beständigkeit des grundlegenden Patents vom 18. Mai 1822, auf welchem die Verpflichtung der Brucker und Verleger in Schleswig und Holstein beruht, „ein Exemplar von allen bei ihnen gedruckten oder von ihnen verlegten Schriften an die Universitäts⸗Bibliothek zu Kiel am Ablauf jeden Jahres kostenfrei einzusenden. Unab— hängig davon und selbständig geregelt ist 'die Rechtspflicht der Drucker und nur der Drucker in der Probinz zur unentgeltlichen Einlieferung eines Exemplars der von ihnen gedruckten Werke an bie Tönigliche Bibliothek zu Berlin. — Um einerseits die Interessen der Kieler Universitäts⸗Bibliothek und den Rechtsstandpunkt ihrer Ver⸗ waltung zu wahren, andererseits auf die Betheiligten, bei denen durch jene Verneinung der bestehenden Verpflichtung Zweifel und Mißstim⸗ mung wachgerufen sind, aufklärend und belehrend einzuwirken, wird in der vorliegenden Abhandlung die gegnerische Beweisführung in durchaus sachlicher Weise geprüft und schlagend abgewiesen. *Das Thierleben der Alpenwelt. Naturansichten und Thierzeichnungen aus dem schweizerischen Gebirge von Dr. Frledrich von Tschudi, illustrirt von E. Rittmeyer und W. Georgy, ist soeben in elfter Auflage im Verlage von J. J. Weber in Leipzig von Pro⸗ fessor Dr. C. Keller herausgegeben worden. Dem bekannten und weit verbreiteten Werke, in welchem in so klaren Zügen ein Gesammtbild der großartigen schweizerischen Gebirgsznatur entworfen ist, ist seine Eigenart von dem Herausgeber in dieser ersten, nach dem Tode des Verfassers erfolgten Ausgabe im Wesentlichen belassen worden. Namentlich ist die Anordnung des Stoffes, welche so sehr zum Reize des Werkes beiträgt, unverändert geblieben, doch waren, um den Inhalt der Gegenwart anzupassen, Veränderungen im Texte unvermeidlich. So ist u. a. die alte Föhntheorie durch die jetzt herrschende ersetzt worden, die Angaben über andere Thiere erscheinen bermehrt und die Frage nach der Abstammung der schweizerischen Rindviehrassen ist auf Grund der neueren Forschungen in ein—⸗ gehenderer Weise behandelt. Ferner ist bei allen Langen und Höhen— angaben das metrische System angenommen und die Temperatur überall in Graden des hunderttheiligen Thermometers ausgedrückt. Unberührt gelassen hat der Herausgeber die meisterhaften Schilde—⸗ rungen von Naturscenen aus den Alpen und die Charakterzeichnungen der hervortagendsten Thiergestalten, welche auch ferner nicht verfehlen dürsten, auf alle Freunde der Alpen und auf die heranwachsende Jugend ihre fesselnde Wirkung auszunben.
Q „Die Seehäfen des Weltverkehrs“, dargestellt von Joses Ritter von Lehnert, Kaiserlichem und Königlichem Linienschiffs⸗ Kapitän. Dr. Karl Zehden, Professor an der Wiener Handels Akademie, Johann Holeczek, Kaiserlichem und Königlichem Korvetten Kapitän, und Theodor Cicalek, Professor an der Wiener Handels Akademie, unter Redaktion von Alexander Dorn. Zwei Baͤnde mit ca. 400 Illustrgtionen und Plänen in 50 bis 60 Lieferungen à 50 Kreuzer. Wien 1, Wallnerstr. 11; Volkswirthschaftlicher Ver⸗ lag, Alexander Dorn. Lieferung 19 bis 23. — Im 19. Heft des Werks wird die Lage und Bedeutung des Hafens von Algier be⸗ schrieben, auch der Erweiterungen gedacht, welche in dem beigegebenen Plan schon berücksichtigt sind. Dann wendet sich die Revue den Mittelmeer⸗Häfen der iberischen Halbinsel zu. Nach einem all⸗ gemeinen geschichtlichen Ueberblick über die spanischen Häfen werden wir zunächst nach Barcelona geführt, welches nicht nur als wichtigster Handelshafen, sondern auch als erste Fabrikstadt Spaniens diese Bevorzugung verdient. Valencia, welches dann an die Reihe kommt, versorgt die nördliche Welt mit den Erzeugnissen seiner schönen gesegneten Umgebung, die ihm den Beinamen einer Stadt der Blumen verschafft hat; seine Hauptausfuhrartikel sind Wein, Rosinen, Oel, Reis, Orangen und Safran. Der folgende Hafen, Malaga, führt namentlich Getreide und Weizenmehl aus. Als klimatischer Kurort hat die Stadt einen großen Fremdenverkehr und beginnt mit Nizza zu rivalisiren. Die isolirte Lage Gibraltars ließ diesen Platz zwar nicht zu einem großen Handels⸗Centrum anwachsen, aber in Folge des Umstandes, daß ein großer Theil der die Meerenge passirenden Schiffe den Hafen als erste bezw. letzte europäische Etappe zur Approvisionirung anlaufen muß, genießt die Stadt auch eine nicht zu unterschätzende merkantile Bedeutung, zumal sie seit 1706 Freihafen ist. Mit Gibraltar schließt die Reihe der Mittelmeer⸗ Häfen. Wir steuern nun in den Atlantischen Ocean hinaus und laufen nach einander in die Häfen von Cadiz, Sevilla, Huelva, Porto, San⸗ tander, Bilbao, Bordeaux, Nantes, Saint -⸗Nazaire und Le Havre. Cadiz, früher nicht nur kommerziell, sondern auch durch seine Pflege der geistigen Interessen hervorragend, ist jetzt von Sevilla überflügelt. Auf dem breiten Strom des Guadalquivtr gelangen die Seeschiffe bequem bis zu dieser Stadt hinauf, welche nun zum Handels⸗Centrum für Andalusien geworden ist. Die architektonischen Denkmäler
aus der Maurenzeit, die eigenartigen südlichen Reize der Natur und die lebensfrohe Bevölkerung geben der Stadt für den Fremden noch eine besondere Anziehungskraft, denn
er findet hier mehr als irgendwo das, was sich seine Phantasie von Spanken verspricht. Zu den Städten, welche in neuester Zeit einen großartigen Aufschwung genommen haben, gebört Huelva, das seine Wichtigkeit für den Handel den Kupferminen am Rio Tinto verdankt,
deren Verschiffungsplatz es geworden ist. Wir gelangen weiter auf der Rundfahrt um die Halbinsel nach Lissabon. Die Hauptstadt Portugals besitzt einen der geräumigsten, sichersten und bequemsten Häfen von ganz Europa, seiner malerischen Lage nach aber darf es ohne Weiteres Neapel und Konstantinopel an die Seite gestellt werden. Die Wichtigkeit Lissabons als erster He Vortugals für die Auffubr und den Waarenumsatz wird in dem. be
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heit! und deren Beziehungen zur romantischen Liebe, wobei er den gegenseitigen Zusammenhang beider sowie den zwischen Gesundheit und Schönheit vorbandenen zeigt, und dabei den Nachweis führt, wie unzweckmäßig es ist, die letztere auf Kosten der ersteren zu erstreben und wie man vielmehr nur durch Förderung der Gesundheit die Schönheit zu erwerben und zu erhalten vermag. Voller Geist und Humor, biefet das Werk eine angenehme Unterhaltung.
— „Gesam melte Schriften von Marie Nathusius.«. Zweite wohlfeile Original-Ausgabe. 4. Auflage. 7 Bande zu 9 „, oder in 30 Lieferungen je 30 3. Halle a. S. Richard Mühlmann's Verlagshandlung. Wer „das Tagebuch eines armen Fräulein — »die beiden Pfarrhäuser⸗ — „Marthg die Stiefmutter — Ringet darnach, daß ihr stille 3 — „Jungfer Lottchen — „Die alte Betenfrau⸗ — Langenstein u. Boblingen“ gelesen, muß anerkennen, daß Marie Nathusius eine der seltenen schriftstellernden Frauen ist, welche wirklich etwas Gediegenes geleistet und durch die Frische und Natürlichkeit, den edlen Gehalt und die Anmuth ihrer Erjählung jeden Leser dauernd zu fesseln verstanden haben. Und wer dies anerkennt, der wird es mit auf⸗ richtiger Freude begrüßen, daß obengenannte Verlagshandlung es unternommen, gegenwärtig eine wohlfeile Original⸗Ausgabe der Schriften von Marie Nathusius zu veranstalten, und zwar unter Be⸗ dingungen, deren Gunst es Jedem möglich macht, diese „köstlichen Perlen“ unter den deutschen Volksbüchern zu erwerben. Das erste uns vorliegende Heft entbält die Erzählung ‚Die Kammerjungfer“. Im Ganzen sind 36 Hefte in Aussicht.
— Der Maler in Uniform. Von Heinrich Rustige. Illustrirt von Emil Rumpf. Stuttgart, Verlag von Karl Krabbe. (Preis 1 6) — Freunden launiger Soldatengeschichten sei das Büch⸗ lein empfohlen. In humorvoller drastischer Weise werden die Erleb⸗ nisse eines Malers geschildert, als er in 183334 seiner Militärpflicht als Einjährig⸗Freiwilliger genügte, und auch interessante Strei⸗ lichter auf die damaligen öffentlichen Zustnde in Deutschland ge— worfen.
O Von dem illustrirten Prachtwerk Berliner Pflaster⸗, welches es sich zur Aufgabe macht, in textlichen und bildlichen Einzel- schilderungen hervorragender Berliner Schriftsteller und Künstler die Gesammt ⸗Physiognomie der Reichshauptstadt darzustellen, sind seit unferer letzten Besprechung 5. weitere Lieferungen ausgegeben worden. Im 4. Heft schildert Hanns von Spielberg in einem von Georg Koch mit Abbildungen ausgestatteten Artikel Berlin zu Pferden. Verfaffer und Künstler, in der Sport. und Kunstwelt wohlbekannt, rechtfertigen den Ruf, den sie in ihrem Fach genießen, durch ihre Darstellungen in Wort und Bild vollkommen. Als zweiten kleineren Beitrag bietet das Heft eine liebenswürdige Plauderei mit dem Titel „Zum billigen Vergnügen‘, von Dr. Julius Rodenberg, dem geschickten Schilderer der Berliner Sitten und Gewohnheiten. Die charakteristischen Illustra= tionen dazu lieferten Gehrke, Manzel und Rosenstand. In der nächsten Lieferung führt uns Paul Lindenberg die unterschkiedlichen „Straßen= Existenzen. der Reichshauptstadt vor Augen. Auch über dieses, fast unerschöpfliche Thema haben eine Reibe erster Künstler eingehende Studien gemacht, sodaß ein außerordentlich intereffantes Bild des bunten Berliner Straßenlebens entrollt wird. Das 6. Heft bring unter der Aufschrift Berliner Kinder“ eine ausführliche, lebendige Schilderung des Lebens und Treibens der kleinen Welt in der Welt stadt. Der von M. Reymond verfaßte Abschnitt ist mit einer großen Anzahl origineller, zum Theil farbiger Bilder geziert. Berlinmüde“ betiteln sich dann zwei von Hermann Heiberg an seine bekannte Freundin, die Herjogin von Seeland, gerichtete Briefe, in denen der Autor sein nach der Sommerfrische verlangendes Her ausschüttet. Der in neuester Zeit bei uns ju so hober Ausbildung gelangte Wassersport ist in der 7. Lieferung Gegenstand einer ebenso an⸗ ziehenden wie sachkundigen Plauderei. Berlin zu Wasser“ lautet das betreffende Kapitel, und als Verfasser nennt sich ein Commodore Herbert Sidney, unter welchem Pseudonym ein mit den lokalen Verhältnissen wohlvertrauter Wassersportsman verborgen ist. Zu dem Kapitel hat G. Brandt hübsche Genrebildchen aus dem Ruder- und Segelsport auf der Spree und Havel, Güntbher⸗Naumburg reizende Ansichten von den Berliner Wasserseiten geliefert. In dem von ge—⸗ müthlichem Humor erfüllten Abschnitt Gartendergnügen ha J. Trojan Alles zusammengefaßt, was der Berliner hierunter in engerem uͤnd weiterem Sinne versteht. Von den vielen vortrefflichen Illustrationen dazu verdient Jüttner's Momentbild aus einem Berliner Concertgarten wegen der scharfen treffenden Charakteristik besonders hervorgehoben zu werden. Das neueste, 8. Heft ist ausschlieslich Pflege der bildenden Künste gewidmet. Ludwig Piet 1 jährige, erfahrene Kunstchroniqueur, giebt ir die ‚Kunstausstellungen in Berlin' von deren erstem Beg Gegenwart mit den Porträts der namhaftesten Akadem zum Theil in ihren Ateliers. Noch intereffanter aber du lich für Laien, der Blick sein, den uns derge
„hinter die Coulissen' des Kun stausstellu
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oO reichen und
Leistungen des an kecken Illustrationen im
Gebh. Eckl turnen. unserer Rendsburg
in Allem auf der Höhe der modernen Buchdrucker⸗ und Verviel= fältigungskunst stehenden Werkes. ) um Prei von 1. 6) soll dasselbe vollständi a W. Paul in Berlin 8Ww., Dessan
— Im 8. und 9 F atssfchrift ür das Turn wesen mit besondere ung des Schulturnens und der Gesundheitspflege Pr Dr. G. Guler u
treffenden Abschnitt auch statisti nachgewiesen. Die wichtigste Hafenstadt des Königreichs ist Porto, mit dem das 22. Heft des Werks beginnt. Es ist der Ausfubrhafen berühmten Portweins, dessen Heimath etwa 80 Rm stremanfwärts
an den felsigen Ufern des Douro liegt. Dann folgen die Panischen 2 2E 12211 g 2 n r ; 5 Häfen Santander und Bilbao, ersterer von Bedeutung für die Ve sorgung der Hauptstadt leß eren in Folge des stetig wach fenden
Exports von Eisen und Stabl. Nunmebr wendet fich die Fahrt der französischen Tüste zu. Bordeaux nimmt nach Werth und M seines Verkehrs den dritten Plaß unter den Näfen Frank reichs ein. Der größte Theil seiner Ausfuhr ist heimischen Ursprungs, und die Grundlage seines Handels bildet der Weinbau an der Gironde. Nantes,. der alte Ausfubrbafen der Loire ist
neuerer Zeit durch den Vordasen St. Nazaire völlig in den Schatten gestellt worden großen Seeschiffe nicht medr dis zu dem àlteren Legen ist der kleine Fischerdafen letzt zu nent den bedeutend sten Verschiffungsbäsen Frankreichs geworden. Mit dem Welthandel zhlag
. Iuünberf es 2 Wegen der Bersandung des Flußbettes können Die
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Vafen gelangen; da⸗
Vavre schließt die neue Serie von Yesten welche, wie die rü beren, mit getreuen, nach pdotegrapbischen ufnabmen angefertigten Mustchten.
sowie genauen Mänen ausgestattet sind ö. RWemgaktische Liebe und perssnliche Schönheit Gnutwickelung. ur sächliche Zusammenbänge, geschichtliche und nattongle Gigendelter. Ven K . Fingck. Aus dem Gnglischen Ader sst von Ude Wiachwogel. Zweiter Band. Breslau. Schlesis che Verlage anultalt, vormals S. Schottlander Wäbrend der Ver sasser im er sten Band daz Wesen der Liebe im Allgemeinen untersuchte und die Ge schichte ibrer Entwickelung big auf die Gegenwart darlegte, will er n den zwellen Wande zeigen, la welcher Wẽelse die ronmantische Rebe darch die Natlonalitdt beeinflußt würd und wie fie i eden Winde eine desondere Rliangkar de“ dent, welche don Nimm mehr oder under ausge prechenen Worherrschen gewiser ober tone, abbangi ii. Sodann Cörterdt er Schodendaner d die dest heor ie and widiel de'n West deg Buches den Thema der Ver dul lhen Schön
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Der Redaktion des Reich und Stan 1 sind folgende Bücher und D ch m eingefandt worde
Jena, Vortra . an der Kriegsschu Hannover Belew Daurtmann und Lehrer an der Rriegsschule zu Hannobe
Sehn, Bern 1880
k Lücke, 1 Burgfelde und Professor der
gen (179 8 Lebend und Jeithild aus der er ster . des Jahrhundert. Von F San der, Regie rungs⸗ und Schulrat h Ga Lanz, Va .
Die dent s chen ch Den (Kx-Libris) don ihrem Ur- Drunge bi zur Gegenwar Von F Warn eck X A. Stargardt, Berlin, 188
Offener T an Herrn Reichstags ⸗-Abg dneten August Beb En O Th. RVuergwald, evan 1ther Pfarr in Ponicken in Sachsen. X G Dinrichs sche Buchhandlung deih; 9. 2
uatwo u der nen Brief des Herrn Dr. Warn eck ber die Thätigkeit der Wissignen deider San effionsn. Don O. 0 MWisfm ann, Kaiferlichem eiche - Kommüisfar in ODst. Mrita. 8. Uuftage Walther u. Avolant, Berlin, 88G.
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