1890 / 256 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Oct 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Sicherem Vernehmen der „Darmst. Itg.“ zufolge steht die Einberufung des Landtages auf die letzte Woche des künftigen Monats zu erwarten.

Sach en⸗Weimar⸗Cisenach. ;

Weimar, 24. Oktober. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog hat sich, nach der, Th. C. einer Einladung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten des Herzogthums Braunschweig, folgend, . nach Blankenburg begeben. Die Rückkehr Sr. König ö Hoheit findet am Sonntag statt. Das Erbgroßherzogliche Hoflager ist gestern von Schloß Ettersburg hierher verlegt . Konferenz des Ausschusses der Thüringischen Versiche rung an stalt für Fnvaliditäts: undallters— Verficherung ist nach mehrtägigen durchaus befriedigenden Verhandlungen mit einem Hoch auf wen Kaiser und den Großherzog geschlossen worden. Die Vertreter der Versicherten wie der Arbeitgeber wetteiferten in dem Bestreben, die Sache zu fördern und der Verwaltung der Anslalt einen sicheren Boden zu schaffen. Die Ver⸗ handlungen endeten mit der Annahme der wesentlichsten Punkte ver Vorlagen des Vorstandes. Namentlich erklärte man sich im Prinzip einverstanden mit der Pensionirung der dem Reichs—⸗ Versicherungsgesetz vom 22. Juni 1889 nicht unterfallen den Beamten. Zum Vorsitzenden des Ausschusses wurde Herr Rittergutsbesitzer Heydenreich in, Ehring dorf, ö dessen Stellvertreter Herr Schlosser Robert Kaiser in Apolda, zu Beisitzern. Herr Direktor Chelius in Unterwellenborn und Herr Modelleur Wilhelm Ulbrich in Lichte, zum Schrift⸗ führer Herr Prokurist Angerer in Coburg gewählt.

Sachsen⸗Meiningen.

Meiningen, 23. Oktober. Unter den dem Landtage gen sind, nach der „Weim. Ztg.“, mehrere rein geschäftlichen Charakters, andere betreffen Kauf und Verkauf von Domänengrundstücken; besonders be⸗ merkenswerth sind: die Aufhebung der alten Schulfonds⸗ kaffe, die weitere Erstreckung der Gültigkeitsdauer des Straßenbahn -Gesetzes von 1882, das mit diesem Jahre außer Kraft treten würde, die Aushebung der Spezial⸗ verwaltung der Staatsschulden und deren Zuweisung an das Finanz -Ministerium, die Bef eiung des Domänenfit kus und anderer juristischer Personen von Kommunalsteuern, sowie ein Nachtrags-Eiat Behufs Anstellung von Beamten bei der Ge⸗

winnung von Griffelschiefer in eigener Regie.

Deutsche Kolonien.

Von Hrn. Dr. Baumann hat die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft aus Tanga, 15. September, einen Bericht er— halten, dem wir Folgendes entnehmen: .

Meine Arbeiten in Tanga und Umgebung sind nun ziemlich be⸗ endet. Ich habe einen Plan der Stadt selbst aufgenommen und eine Rurdreife nach allen umliegenden Plätzen sowie nach den der Küste vorgelagerten Inseln unternommen. Durch dieselben wurde außer Zweifel gestellt, daß die Anlage der Bahnstrecke Tanga Karibunt⸗—Bombuera keinerlei nennenswerthen Schwierig; feiten unterliegen würde. Da der Udosu in seinem Unterlauf durch sandige Mangrovengebiete fließt, die bei Hochfluth überschwemmt sind, so würde eine von Tanga direkt westlich auslaufende Trasse auf Schwierigkeiten stoßen. Ich begab mich, daher in ca. südwestlicher Richtung stets auf der Höhe des sehr flachen Plateaus von Tanga landeinwärts und überschritt den Ukulumusi (Udon) an einer Stelle, wo er ganz leicht geneigte Thalhänge und eine Breite von 5 m be- sitzt, also einer Üeberbrückung keinerlei nennenswerthe Schwierig“ kelten bieten würde. Von dort erreichte ich in fast gerader Linie meine Route vom März d. J. beim Dorfe Karibuni, von wo die Trasse etwa parallel zum Sigi nach Bombuera verlaufen würde. Ein weiteres Ergebniß meiner Touren bei Tanga ist der Nachweis der Schiffbarkeit des bei Tschongoliani mündenden Msembast auf einer dem Sigi mindestens gleichkommenden Länge. Ich konnte mit dem großen Boot unserer Station Tanga, welches auf dem Sigi selbst bei Hochfluth häufig auffährt, bei mittlerer Fluth den Msembasi durch 2 Stunden auf⸗ wärt befahren, ohne daß dessen Tiefe jemals unter 3m sank. Am Ende des schiffbaren Gebiets liegt der bevölkerte und ziemlich stark bebaute, besonders an Kokospalmen reiche Distrikt Mtimbuani. Es ist meine Absicht, die Karte der Umgebung von Tanga sofort nach Abschluß der Bondei⸗Tour zu konstruiren und Ihnen einzusenden. Diese Tour werde ich in den nächsten Tagen antreten.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 24. Oktober. Die Jacht „Miramar“ wird, dem „Prag. Abdbl.“ zufolge, gegen Ende dieses Monats nach Korfu abgehen, um daselbst die Ankunft Ihrer Majestat der Kaiferin' und Königin abzuwarten. Wie es heißt, ter tigt Ihre Majestät, auch einige Orte in der Levante zu esuchen.

Das Kaiserliche und Königliche JustizMinisterium hat an sämmtliche Gerichte einen Erlaß gerichtet, welcher die Beobachtung der Gegenseitigkeit in Ansehung der Zustellung von Klagen, welche bei einem Königlich sächsischen Ge⸗ richte gegen österreichische Staatsangehörige oder gegen hierlands befindliche Ausländer eingebracht werden, zum Gegenstand hat.

Der im tiroler Landtage vertheilte Bericht und An⸗ trag des Abg. Dr. Blaas über den Autonomie-Antrag der Wälschtiroler konstatirt, daß bei der Berathung des⸗ selben im Schooße des Landesausschusses drei verschiedene Meinungen zu Tage traten, sohin ein positiver Majoritäts—⸗ beschluß nicht zu erzielen war. Der Referent beantragte dem⸗ nach, ein eigenes elfgliederiges Comité zu bestellen Behufs weilerer Behandlung dieser Angelegenheit. ö

Der Landtag 'von Dalmatien hat gestern die Regie⸗ rungsvorlage, betreffend das Katechetengesetz, dem Bericht des Schulausschusses entsprechend, in zweiter und dritter Lesung angenommen. .

Der Finanz⸗Ausschuß des ungarischen Unter- hauses hat vorgestern die Detailberathung des Bud⸗ gets beendet. Der Ausschuß setzte hierauf die Prinzipien für den allgemeinen Ausschußbericht t In dem Berichte sei hauptsächlich die Nothwendigkeit der Erhöhung der Gehalte der Beamten, insbesondere der niedrigen Beamten, zu betonen, dann seien die nachtheiligen Folgen der Fluk⸗ tuation des Agios zu berühren und auf die Noth⸗ wendigkeit der Valutaregulirung, in welcher Angelegenheit die Regierung bereits die ersten Schritte gethan habe, hinzuweisen; ferner sei auf die Resorm der direkten Steuern und die Pro⸗ duktionsverhältnisse der Spiritu s⸗Industrie aufmerksam zu machen. Der Präsident gab sodann seiner Freude Aushruck, daß alle Ausschußmitglieder ohne Unterschied der Parteistellung die Solidität und Realität des Budgets anerkannt hätten.

Großbritannien und Irland.

Die Königin wird Balmoral voraussichtlich gegen die Mitte des nächsten Monats verlassen, um nach Schloß Windsor überzusiedeln. a. die jetzt im Covent Garden⸗ Theater stattfindende italienische Opernsaison hat Ihre Majestät auf die Hofloge ein Abonnement genommen.

Der Herzog von Edinburg enthüllte am Dienstag im Namen der Königin die auf dem Plymouth Hoe zur Erinnerung an den Untergang der „Armada“ errichtete Statue der Britannia. Eine große Anzahl von Bürger⸗ meistern der Städte von Süd⸗ und West⸗England wohnten der Feier bei.

Auf Grund der Aufschlüsse im „Reichs-Anzeiger“ über eine angebliche, den Sklavenhandel gestattende Proklamation (ogl. Nr. 254) drückt die „Times“ ihr tiefes Bedauern darüber aus, daß ihre Sansibarer Telegramme der Sache eine falsche Färbung gaben und eine ungerecht⸗ fertigte Verdächtigung des Vorgehens der deutschen Agenten in Ost-Afrika veranlaßten.

Gladstone hielt am Donnerstag in einer Wähler⸗ versammlung in Midealder (Schottland) eine weitere Rede, in welcher er erklärte, er beabsichtige nicht die Aufhebung der englisch⸗irischen Unionsakte oder die Ent⸗ fernung der irischen Deputirten aus dem Parlament von Westminster. Er wünsche jedoch, Irland eine Kontrole seiner lekalen Angelegenheiten zu übertragen. Sodann befürwortete der Redner kürzere Parlamentsperioden und betonte, er sei geneigt, einen Gesetzentwurf zu Gunsten des Achtstundentages für die Bergarbeiter zu unterstützen, wolle aber keine allgemeine diesbezügliche Vorlage, bis die Frage sorgfältig geprüft sei.

Der Generalanwalt von Irland hat Befehl er— theilt, die Anklagen gegen den Parlamentsabgeordneten Harrison und andere in Tipperary des Aufruhrs be— zichtigte Personen einstweilen zurückzuziehen. Wegen Verachtung des Gerichts wurde der Deputirte Sheehy am Dienslag in Tipperary zu siebentägiger Haft verurtheilt und am nächsten Tage unter starker Bedeckung mittels der Eisenbahn in das Gefängniß von Clonmel besördert.

Der irische Ober-Sekretär Balfour, welcher am 21. d. M. in Dublin eingetroffen ist, empfing dort am Mittwoch Abordnungen der Grafschaften Mayo und Sligo, welche ihn zur Steuer der Noth um schleunige In⸗ angriffnahme des Bau's einer Sekun däreisenbahn von Clanmorris nach Collooney ersuchten. Inzwischen hat sich der finanzielle Sekretär des Schatzamtes Jackson eine Woche lang in Irland aufgehalten, um das doltige Sekundärbahn⸗ System in den übervölkerten Distrikten zu inspiziren und ist jetzt nach London zurückgekehrt.

Sir Samuel Baker, welcher erst kürzlich auf die Be— deutung Kassalas aufmerksam gemacht hatte, ist am 21. d. M. nach Egypten abgereist. Der Londoner Bericht— erstatter der „Yorkshire Post“ schreibt dazu:

Sir Samuel Baker's Mission in Egppten ist die eines Rath gebers, nicht die eines jweiten Gordon für Kassala. Allerdings ist der Zweck seiner Mission Kassala. Sir Samuel Baker kennt den Landstrich wie kein Zweiter und ist im Stande, der Regierung des Khedire Rathschläge zu ertheilen, welche die Egypter selbst nicht geben kännen oder wollen. In den Klubs war das Gerücht verbreitet, der furchtlose Reisende sei von der italienischen Regierung für einen Zug nach Kassala verpflichtet worden. Diese Geschichte wird aber dadurch hinfällig, daß Sir Samuel auf Veranlassung des britischen Auswärtigen Amts nach Kairo geht.

Dasselbe Blatt erfährt aus glaubwürdiger Quelle, daß Lord Salisbury einen Plan ausgearbeitet habe, um die französischen Rechte in Neufundland durch Kauf abzulösen. Die Delegirten der Neufundländer befinden sich bereits in London und haben eine Audienz bei dem Kolonial⸗ Sekretär Lord Knutsford gehabt.

Ein soeben veröffentlichtes Buch, betitelt „Diaries and Letters of Major Barttelot“, herausgegeben von dem Bruder des Verstorbenen, enthält, der „Köln. Ztg.“ zufolge, schwere Anklagen gegen Stanley, der absichilich Barttelot mit den Kranken, Schwachen und Aufsässigen in JYambuya zurückgelassen und dadurch den Weitermarsch unmöglich ge— macht habe.

Die canadische Regierung hat, dem „Standard“ zufolge, das Anerbieten der Marinebaugesellschaft, deren Präsident Lord Hartington ist, angenommen, vier schnelle Dampfer für den atlantischen Dienst zwischen Canada und England zu liefern.

Aus Perth (Australien) vom 22. Oktober meldet ein Tele⸗ gramm des Bureau Reuter“, daß der Gouverneur Sir Wil⸗ kiam C. F. Robinson an diesem Tage dort die neue Verfassung West-Australiens bekannt gemacht hat. Der Tag wurde überall in der Kolonie festlich begangen. In Perth wurden Kanonenschüsse abgefeuert und in den Kirchen fanden Sondergottesdienste statt. Dem Gouverneur wurde eine Anzahl Adressen überreicht.

Frankreich.

Paris, 24. Oktober. Der Prinz von Wales ist gestern nach London abgereist. Der Kronprinz von Däne⸗ mark wird, der „Köln. Ztg.“ zufolge, hier erwartet, um an der Hochzeit der Tochter des russischen Botschafters Baron von Mohrenheim theilzunehmen. Der König von Dänemark erweist Hrn. von Mohrenheim diese Ehre, weil er als Ge⸗ sandter in Kopenhagen die Heirath der Prinzessin Dagmar mit Alexander III. vermittelte.

Der gestern abgehaltene Ministerrath sprach sich, wie „W. T. B.“ berichtet, für die Nothwendigkeit aus, ein neues telegraphisches Kabel zwichen Frankreich und Dänemark herzustellen, um wegen der jetzt häufig vor⸗ kommenden Verkehrsunterbrechungen Abhülfe zu schaffen.

Der Minister des Auswärtigen hatte die diplomatischen Vertreter . im Auslande vor einigen Monaten an⸗ gewiesen, Berichte über die Arbeiterverhältnisse in den verschiedenen Ländern einzureichen. Die Mehrzahl dieser Berichte ist inzwischen eingegangen. Das erste Hest, enthaltend Mittheilungen über die Lage der Arbeiter verhältnisse in der Schweiz, soll nach der „Köln. Ztg.“ demnächst ver. öffentlicht werden. Die einzelnen Berichte werden im Druck dem Publikum durch den Buchhandel zugänglich gemacht.

Die Deputirten kammer begann in ihrer gestrigen Sitzung mit der Berathung des Budgets. Der Deputirte Boudenot (Republikaner) tadelte, dem „W. T. B.“ zu⸗ folge, die von der Budgeikommission an dem Entwurf des Finanz⸗Ministers Rouvier vorgenommenen Abänderungen und Uobte die Bemühungen des Finanz-Ministers um Lie Herstehung des Gleichgewichts im Staatshaushalt. Die Be⸗ rathung wird heute fortgesetzt werden.

Einer Meldung der „Liberté“ zufolge beschloß die kon⸗ stitut ionelle Rechte der Deputirtenkammer, ohne Auf⸗ stellung eines formellen Programms die konservativen Inter⸗ essen zu wahren, jedoch mit Rücksicht auf den deutlich kund⸗ gegebenen Willen des Landes eine konstitutionelle Politik zu verfolgen und annehmbare Maßnahmen der Regierung zu unterstützen.

Das „Journal des Débats“ beklagt das Vor gehen der englischen Regierung, welche beschlossen habe, eine Mission zur Feststellung der Grenze nach Sierra Leone zu entsenden, ohne sich vorher mit der französischen Regierung ins Einvernehmen zu setzen, welche über diesen Gegenstand noch keinen Beschluß gefaßt habe. Das Journal verlangt die Bei⸗ behaltung des Statuts quo bis zu einer neuen Ordnung der Angelegenheit. Das Journal „Siscle“ ist der gleichen Ansicht und meint, daß eine Grenzregulirung im Norden von Sierra Leone in nächster Zeit nicht ausführbar sei.

Wie der „Temps“ meldet, ist die Nachricht über die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen England und Frankreich Betreffs Neufundlands verfrüht; es seien zwar diesbezüglich beiderseits Meinungs⸗ äußerungen erfolgt, die thatsächlichen Verhandlungen würden jedoch erst ihren Anfang nehmen, wenn der Botschafter Wabdington nach London zurückgekehrt sein werde.

Rußland und Polen.

Im Reichsrath soll, der „Now. Wr.“ zufolge, binnen Kurzem ein Projekt zur Berathung gelangen, welches die Aus⸗ dehnung der Regierungskontrole auf alle Pxivat⸗ bahnen empfiehlt, die in irgend welchen finanziellen Pflichtig⸗ keitsbeziehungen zum Fiskus stehen.

Portugal.

Wie den „Daily News“ aus Lissabon, vom 21. d. M., gemeldet wird, stagnirt dort die politische Lage und wartet Jeder auf Lord Salisbury's Antwort. Falls der englische Premier darauf bestehe, daß der englisch portugiesische Vertrag, wie er jetzt ist, mit den jüngst vorgenommenen Modifizirungen den Cortes vorgelegt werde, sollen die Kammern sofort berufen werden, obschon die Ratifizirung des Vertrages höchst unwahrscheinlich sei. Von einer Seite werde angeregt, den Vertrag als Basis weiterer Unterhandlungen zu nehmen und die beanstandeten Bestimmungen unabhängig davon zu be⸗ handeln.

Dem „W. T. B.“ zufolge hat sich in Lissabon eine neue politische Vereinigung unter dem Namen „Liberale Liga“ gebildet. Dieselbe zählt bereits viele namhafte Politiker sowie zahlreiche Offiziere der Armee und Marine zu ihren Mitgliedern. Auch mehrere Minister gehören ihr an.

Das Journal „Dia“ erklärt alle Nachrichten über an⸗ gebliche Konflikte in Mozambique für vollkommen un⸗ begründet.

Schweiz.

Am nächsten Sonntag hat das Schweizervolk nicht nur Wahlen für die gesetzgebenden Behörden des Bundes vorzunehmen, sondern sich auch über einen Zusatzartikel zur Bundes verfassung auszusprechen. Dieser Artikel (34 bis) lautet: „Der Bund wird auf dem Wege der Gesetz⸗ gebung die Kranken- und Unfallversicherung ein—⸗ richten, unter Berücksichtigung, der bestehenden Kranken⸗ kassen. Er kann den Beitritt allgemein oder für einzelne Bevölkerunge klassen obligatorisch erklären.“ Da die beiden eidgenössischen Räthe den bezüglichen Bundesbeschluß beinahe einstimmig angenommen haben und weber in der Presse noch in öffentlichen Versammlungen eine nennenswerthe Spposition gegen denselben aufgetreten ist, so dürfte der Vor⸗ schlag bei der Volkéaabstimmung mit großer Mehrheit sanktionirt werden. ö J .

Zur Lage der Tessiner Frage schreibt die „N. Zürch.

tg

It „Der Ausgang der Vermittelung Unterhandlungen in Bern hat hier auch manchen Gemäßigten der beiden politischen Richtungen von der thatsächlichen Unmöglichkeit einer gründlichen Beilegung aller unserer Zwistigkeiten ohne ein direltes und kräftiges Eingreifen der Bundesbehörden überzeugt. Ein Jeder war in der That bei der Konferenz von dem patriotischen Wunsche beseelt, zu dem allseits als dringend nothwendig anerkannten Versöhgungg= werk seinen ehrlichen Beitrag entgegen zu bringen; sobald es sich aber darum handelte, denselben des Näheren festzustellen, da kamen beiderseits an der Stelle der gemeinschaftlichen und höheren Interessen des Landes vorwiegend diejenigen der Partei regelmäßig zum Vorschein, und am beharrlichen Festhalten bei diesen letzteren? mußte zuletzt das Bestreben um die Besorgung der ersteren nothwendig scheitern. So waren die Vertreter und Wortführer der beiden Parteien von Anfang an grundsätzlich darüber einig, daß die gegenwärtige Lage des Kantons unzweifelhaft die Einsetzung einer ge⸗ mischten Regierung erfordert, in welcher zwei vertrauenswürdige Männer je die eine Hälfte der Bevölkerung vertreten und die vier mit Hülfe eines Allen genehmen Unparteiischen das Land zu deffen Frommen und nicht zum Nutzen bloß einer Fraktion des— selben verwalten würden. Nachdem aber die weitere Frage der Grundlagen der Stimmrechts und der Wahlgesetzgebung zur Sprache gekommen, da wurde sogleich geltend gemacht, vor Allem aus müsse diefe erledigt werden und man werde sich erst dann in Bezug auf die vorhergehende verständigen können, wenn man eingesehen haben werde, daß fur eine ernsthaste Einigung über die Hauptsfache wirklich Aus⸗ sicht vorhanden sei. Desgleichen bezüglich der Zusammensetzung des kantonalen Steuerausschusses und der Nationalrathswahlen,

Was nun die Wahlgesetzgebung anbelangt, da stellte es sich wiederum bald heraus, daß ungeachtet aller guten Absichten der ein ˖ zelnen Konferenzmitglieder ein gütliches Ablommen nicht zu Stande kommen würde, indem der bestimmten Forderung der Liberalen gegenüber um Ersetzung der 23 neuen durch die alten 38 Wahlkreise nebst Abschaffung der kantonalen Volkszählung auch die vermittelnde Anregung des Hrn. Ständeraths Soldati nicht lange Stand zu halten vermochte. Zwar hatte sie An⸗ fangs verschiedene der Liberalen so halb und halb für sich gewonnen, benn sie erschien im Grunde als ein einfacher und billiger Ausweg für Alle. Sobald indessen bemerkt wurde, eine Annahme derselben würde immerhin zur Folge haben, der konservativen Partei auch für die Zukunft das Üebergewicht in der Landesbehörde zu sichern, da wechselten die Eindrücke und Ansichten auf der Stelle und wurde es auch gleich klar, daß ein weiteres Unter handeln auf fraglichem Gebiete schließlich doch resultatlos verbleiben würde. .

Die Angelegenheit soll nun, wie man vernimmt, im Schooße des auf nächste Woche außerordentlich einberufenen Gießen Raths zur Behandlung gelangen; man muß aber wiederum gewärtigen, es werde aus den bezüglichen e,, doch nichts hervorgehen, was irgendwie zur Erzielung, der ; . . r Linke wird nämlich dabei, nichts mehr und nichts weniger verlangen, als eben die ihr zumeist am Herzen liegende Rückkehr zu den 38 rzisen, in welchen sie auf Grund der letzten Erfahrungen die Mehrheit des Ver⸗ fassungsraths abermals zu gewinnen hofft; und giebt hierüber die Rechte, wie wohl anzunehmen, nicht nach, so werden wir unvermeidlich

Versöhnung beizutragen ver⸗

einen neuen, von den eidgenössischen Behörden noch vor Einberufung der Gemeindeversammlungen zur Wahl des Verfassungsraths zu ent⸗ scheidenden Konflikt bekommen.“

Belgien.

Brüssel, 23. Oktober. Für die neue Anfangs Novem⸗ ber hier zusammentretende Kon ferenz zur Berathung über die Eingangszölle des Congostaats sind die General⸗ Administratoren des Congostaats, Janssen und van Neuß zu Delegirten ernannt worden.

In Mareinelle kam es, wie der „Köln. Ztg.“ nach⸗ träglich berichtet wird, bei den Gemeinderathswahlen am 19. d. M. zu Straßenkämpfen. In dem Bericht

eißt es: h ö Minuten vor Verkündigung des Wahlergebnisses zogen

die Arbeiter der Eijenbau ⸗Anstalt Lambert u. Co. unter Trommelwirbel

auf den mit Menschen überfüllten Markplatz. Einer von ihnen trug ein großes Plakat, auf welchem die Kandidaten der Liberalen als Thiere dargestellt waren. Sofort entstand ein Handgemenge, bei welchem von den Stöcken Gebrauch gemacht, das aber durch den inzwischen eintretenden Regen vorläufig beendigt wurde. Kurz nachher erschien der Bürgermeister mit seinen Getreuen, die dreifarbige Fahne an der Spitze, auf dem Platze, und jetzt entstand ein neues Gewühl. Die Fahne wurde in Stücke zerrissen und bald floß von vielen Seiten Blut. Der Bruder eines klerikalen, mit dem Bürgermeister halten den Kandidaten stürzte sich in das Handgemenge und feuerte mehrere Revolverschüsse ab, wobei ein Arbeiter namens Delitens in der rechten Brustseite getroffen wurde und wie leblos niederstürzte. Der Revolver held flüchtete in seine Wohnung, welche von der nachfolgenden auf— geregten Menge mit Steinen hombardirt wurde. Erst der eiligst von Charleroi zu Hülfe gerufenen Gendarmerie gelang es, die Ruhe wieder herzustellen.

Türkei.

Ein der „Agence de Constantinople“ zugegangenes offi⸗ zielles Communigus erklärt es für eine Entstellung, der Pforte die Absicht einer Verminderung der herkömmlichen Privilegien des griechischen Patriarchats zuzuschreiben. Es bleibe demselben das Entscheidungsrecht in allen Streitig⸗ keiten, betreffend das Erbrecht und die Pensionen, vorbehalten. Dem griechischen Klerus und den griechischen Gemeinden sollten auch weiterhin die Verwaltung und Leitung der griechisch⸗ russischen Schulen zustehen.

Griechenland.

Anläßlich einer Kundgebung zu Gunsten der Regierungs⸗ kandidaten hat der Premier-⸗Minister Trikupis, wie man der „Frkf. Ztg.“ aus Athen meldet, am 21. d. M. dort folgende Ansprache gehalten:

Ihre Kundgebung ist sehr bedeutend, da Sie nicht für einzelne Per sonen oder lokale Parteien, sondern für den Staat und die große panhellenische Nation zu stimmen haben, für welche wir wirken. Wir haben die Nation in materieller und moralischer Beziehung gehoben. Wir werden bald eine Flotte besitzen, welche die griechische Flagge über das Aegäische Meer tragen wird. Alles dieses thun wir nicht für das gegen— wärtige Königreich Griechenland, welches zu bilden uns Europa geholfen hat, sondern für die Sache der großen hellenischen Idee Wir haben noch nicht das Stadiam direkter Aktion erreicht, aber wir sind stets bereit für den Kampf, welcher einen vollständigen Erfolg verspricht. Zeigen Sie durch Ihre Abstimmung am nächsten Sonntag, daß Sie die Politik billigen, welche wir seit 4 Jahren be⸗ folgt haben.

Serbien.

Belgrad, 23. Oktober. Dem Ministeri um ist, laut Meldung des „W. T. B.“, ein Schreiben des Königs Milan zugegangen. Es wird allgemein angenommen, daß zwischen dem Könige und der Regierung keinerlei Differenzen mehr bestehen.

Die Regierung hat, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, ihren Gesandten in Konstantinopel heauftragt, in der Angelegenheit der Kirchensperrung im Einvernehmen mit dem russischen Botschafter vorzugehen.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Die White River Utes⸗ Indianer haben, einem Kabeltelegramm zufolge, ihre, Re⸗ servation in Utah verlassen und wahrscheinlich den Kriegs⸗ pfad betreten. Die Weißen besorgen ein Gemetzel und haben sich an den Gouverneur um Schutz gewandt. Der Gou⸗ verneur seinerseits hat dem Bun dessekretär des Innern telegraphisch das Ersuchen ausgesprochen, die Indianer zu zwingen, nach ihrer Reservation zurückzukehren. Die Utes haben schon viel Vieh getödtet. Mordthaten waren jedoch bisher noch nicht vorgekommen.

Dem „Standard“ wird aus New-Hork unter dem 21. d. gemeldet:

Fünfzebnirische Gesellschaften, die den Wunsch hatten, die angebliche Hungersnoth in Irland zu lindern, wiesen ihre Delegtrten an, mit dem srischen Abgeordneten Gill zu arrangtren, daß der Ertrag der anläßlich der Ankunft Dillon's und O'Brien's zu machenden Kundgebung durch diese Herren zu dem Zweck nach Irland übermittelt werden solle. Gill empfing die Delegirten ziemlich kühl. Er sagte, daß O'Brien und Dillon Gelder für parlamentaxische Zwecke wünschten, indem sie es England überließen, die Noty zu lindern. Er lehnte es ab, Arrange⸗ ments mit den Belegirten zu treffen, sagte jedoch, daß nach Weih⸗ nachten etwas für die Gesellschaften gethan werden könne. Die Delegirten zogen sich unter dem Autzdruck ibres Mißvergnügens zurück und werden ihren Gesellschaften über den Vorgang Bericht erstatten.

Argentinien. Buenos-Aires, 20. Oktober. Die Kammern haben die Bill genehmigt, welche die Regierung ermächtigt, die aus wärtigen Anleihen der Provinzen zu übernehmen, ohne die Befugnisse der Provinzen zu schmälern, Anleihen zu kontrahiren.

Afrika.

Der „Times“ wird aus Sansibar, vom 23. d. M., ge⸗ meldet: Rach aus Mombasa eingegangenen Nachrichten soll sich der Sultan weigern, den englischen Behörden Ge⸗ horsam zu leisten und Genugthunng wegen der Ex⸗ mordung Küntzel's und dessen Genossen zu geben. Wie es heißt, bereite er sich auf Feindseligkeiten vor; von ze , Stämmen eilten zahlreiche Verstärkungen erbei.

Egypten. Neueren Nachrichten aus Kairo, vom 22. d. H. zufolge, wäre Osman Digma mit den meisten seiner Anhänger von Tokar wieder abgezogen. Der Angriff auf Suakim sei so auf alle Fälle verschoben, bis die Befestigung von Kassala vollendet sei.

Moltke⸗Feier.

Die Reihe der Festlichkeiten zu Ehren des General⸗ Feldmarschalls Grafen von Moltke aus Anlaß seines 90. Geburtstages begann gestern Abend mit einem Fest⸗ kommers des Vereins deutscher Studenten in der Philharmonie. Der Saal war festlich mit Fahnen geschmückt. Auf dem Podium standen die Büsten der drei ersten Deutschen Kaiser, die sich von einer Blätterwand werksam abhoben, vor diesen Büsten und etwas tiefer angebracht diejenige des Gefeierten. Hinter der Blätterwand und von dieser verdeckt saß das Orchester, vor den Büsten stand der Tisch, an welchem die fünf Vorsitzenden des Kommerses Platz nahmen.

Der weite Raum war dicht gefüllt, aber nicht nur mit Studenten, sondern auch mit einer großen Zahl von Ehren⸗ gästen, von denen wir den General-Obersten der Infanterie von Pape, den General der Kavallerie von Rauch, den General der Infanterie von Verdy du Vernois, den General der Infanterie Freiherrn von Meerscheidt-Hüllessem, die General⸗Lieutenants Graf von Schlieffen, Sallbach und von Versen, den Vize⸗ Admiral Freiherrn Dr. von der Goltz, den Staats Minister von Hofmann, den Wirklichen Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath von Rottenburg, den Landes-Direktor von Levetzow und den Geheimen Regierungs⸗Rath, Professor Dr. von Treitschke nennen. Nach dem ersten Lied nahm der Vorsitzende cand. med. Böhme das Wort, um mit Worten der Begeisterung Se. Majestät den Kaiser und König zu feiern. Die erste Festrede auf den General⸗Feldmarschall hielt der Garnison⸗Hülfsprediger Rogge, der in kurzen markigen Zügen den Charakter des Grafen Moltke zeichnete und insbesondere seines oft bethätigten Wohlwollens für die deutsche patriotische Jugend gedachte, indem er die Jugend aufforderte, dem edlen und einfachen Sinne des großen Mannes nachzustreben und allezeit nach dem Worte zu handeln, in welches er selbst die Thätigkeit seines Lebens zusammenfaßte: „Allezeit treu bereit für des Reiches Herrlichkeit. Ihren Gefühlen des Dankes und der Verehrung gab die Versammlung in einem Salamander auf den Grafen Moltke Ausdruck. Alsdann kam folgendes Schreiben zur Verlesung:

Kreisau, im Oktober.

Ew. Wohlgeboren sage ich meinen verbindlichsten Dank für die mir gemachte Mittheilung, daß der Verein deutscher Studenten am 23. Oktober einen Kommers zur Feier meines bevorstehenden Geburts⸗ tages abzuhalten gedenkt. Wenn ich auch an diesem Tage nicht in Berlin anwesend sein werde, so bitte ich Sie doch, Ihren Herren Kommilitonen meinen herjlichsten Dank für die mir hierdurch aber— mals ausgedrückten wohlwollenden Gesinnungen zu übermitteln, die ich meinerseits mit der wärmsten Sympathie für die akademische Jugend erwidere. Hochachtungsvoll Graf Moltke, General⸗ Feldmarschall.“

Bald darauf betrat, empfangen von lauten Beifallskund⸗ gebungen der Geheime Regierungs-Rath, Professor Dr. von Treitschke das Podium, um in zündender und Begeisterung weckender Rede seiner huldigenden Bewunderung für den Ge⸗ feierten Ausdruck zu geben und mit ihm zugleich das deutsche Heer zu feiern, welchem die Versammlung einen Salamander darbrachte. Der Vorsitzende brachte darauf folgendes Tele⸗ gramm an den Grafen Moltke zur Verlesung:

„Der zur Vorfeier des 90. Geburtstages Ew. Excellenz in der Philharmonie versammelte V. D. St. giebt sich die Ehre, Ew. Excellenz zu dem seltenen Feste seine unterthänigsten Glück, und Segenswünsche zu Füßen zu legen, mit hoher Bewunderung und dankbarster Ver ehrung aufschauend zu dem großen Feldherrn, zu dem die akademische Jugend stehen wird: Alle Zeit Treu bereit für des Reiches Herrlichkeit!“

Im weiteren Verlauf des Abends wurde noch auf die Dozenten der Universität ein Salamander gerieben, worauf der Hof- und Domprediger Stöcker, gleichfalls warm begrüßt, das Wort ergriff zu einer Rede auf die deutsche Jugend, der er die großen Charaktereigenschaften des Feldmarschalls zur Nachahmung empfahl. Hofprediger Rogge brachte ein Hoch auf den anwesenden General-Obersten von Pape, ein Student ein Hoch auf die deutschen Frauen deren Viele in den Logen dem Feste beiwohnten und ein anderer Student ein mit großem Beifall aufgenommenes Hoch auf den Fürsten Bismarck aus. Das patriotische Fest war eine des großen Mannes würdige Kundgebung, die allen Theilnehmern in dankbarer Erinnerung bleiben wird.

Für den Fackelzug am Sonnabend Abend ist Seitens des Fest-Ausschusses der Berliner Bürgerschaft (. Rappo und Knauff) folgende Ordnung des Zuges und des Auf— marsches öffentlich bekannt gegeben worden:

1 Die Theilnehmer versammeln sich von 595 Uhr ab und müssen um 6 Uhr in ihren Gruppen stehen. Fabriken, welche als solche Theil nehmen, fügen sich in die Gruppen der 6 Reichs⸗Wahlkreise, in denen die Fabrik sich befindet. Die Zufahrt der Wagen für die Gruppen 1 bis 9 darf nur von der Dorotheenstraße, Georgen⸗ straße, Stallstraße und Weidendammerbrücke her erfolgen. 2) Ohne vorher gelöste Karten wird Niemand von der Postenkette der Schutzmannschaft zu den Aufstellungsplätzen hin durchgelassen. Theilnchmer zu Fuß und zu Wagen, sowie die Kutscher, haben die Karte sichtbar am Hut zu tragen. 3) Es ist wünschenswerth, daß jede Karte oben rechts die eingeschriebene Nummer der Gruppe trägt, zu der der Theilnehmer am Zuge gehört. 4) Die sofort etwas auffchließend zu nehmende Äufstellung erfolgt in den nach“ bezeichneten Gruppen 1—11. .

Gruppe 1. Studirende aller Berliner Hochschulen. Am Kupfergraben von der Schloßbrücke bis Dorotheenstraße, Doro— theenstraße bis Universitätsstraße, Spitze Schloßbrücke. Gruppe 2. Schützen, Märkischer Sängerbund. Am Kupfergraben zwischen Borotheenstraße und Bauhofstaße. Spitze Dorotheen⸗ straße. Gruppe 3. Bürger des 1. Reichs⸗Wahl—⸗ kreise. Bauhofsttraße. Spitze am Kupfergraben. Gruppe 4. Bürger des 1I. Reichs ⸗Wahlkreises. Am Kupfer⸗ graben von Bauhofstraße bis Stadtbahn, Georgenstraße von Kupfer graben bis Universitätsstraße. Spitze Bauhofstraße. Gruppe b. Bürger des III. Reichs⸗Wahlikreise s. Am Kupfergraben (Wasserseite) zwischen Stadtbahn und Mehlbrücke. Spitze Stadtbahn. Gruppe 6. Bürger des 17 Reichs⸗Wahlkrei ses. Am Kupfer graben (Häuserseite) zwischen Stadtbahn und Mehlbrücke, Spitze Stadt bahn. Gruppe 7. Bürger des V. Reichs⸗Wahlkreises. Am Kupfergraben zwischen Mehlbrücke und Knie der Kaserne. Spitze Mehl brücke. Gruppe 8. Bürger des VI. Reichs · Wahl kreises. Am Kupfergraben vom Kaie der Kaserne bis nahe Ebertsbrücke. Spitze Knie der Kafserne. Gruppe 9. Deutscher Radfahrer (n Sanitätskolonne. Am Kupfergraben zwischen Eberts brücke und Stall straße. Spitze Ebertsbrücke, Gruppe o. Studirende der bildenden. Künste. Auf dem Schintelplatz. Spitze Schloßbrücke, Grunwe 1I1I. Die Innungen Berlins. Tust garten. Spitze Schloßhrücke.

5) Jeder Giuppe steht ein Gruppen- Ordner vor, der an einer schwarz-weiß rothen Brustschäre, lowie an einer langen silber ˖ schwarzen Achselschleife an der linken Schulter kenntlich ist. Die in ben Gruppen eingestellten Nebenordner tragen nur die Achselschleife. 6) Die Aufstellung innerlalb jeder Gruppe erfolgt in Reihen zu S Fackelträgern. 7). Die nicht rauchenden sogenannten Wach z⸗ fackeln werden von 6 Uhr ab in ieder Gruppe vertheilt. 8) Das An⸗

zünden der Fackeln erfolgt auf Kommando der Gruppen Ordner. M Der Abmarsch der Gruppe 1 erfolgt durchaus pünktlich um 7 ÜUbr. 10) Der Gruppe 1 folgen die anderen Gruppen genau in der Reihenfolge der Gruppen- Nummern. Es ist besondere Pflicht jedes Haupt ⸗Ordners und jeder, Gruppenspitze, sich dem Ende der vorhergehenden Gcuppe ohne Lücke anzuschließen. 11) Der Marfch erfolgt über den Opernplatz, Südseite Unter den Linden, durch das Brandenburger Thor, Sommerstraße, Nordseite Fönigs⸗ platz bis zum Generalstabsgebände, Herwarthstraße, Kronprinjen⸗ Ufer, Beethovenstraße, In den Zelten und endet am Halbrund Brofchken Halteplatz; am Ausgang der Zelte. 12) Am Endpunkt werden die Fackelreste nicht eigenmächtig fortgeworfen, sie sind vielmehr den dort stehenden Feuerwehrleuten zu übergeben diefen allein liegt das Weitere ob. 13) Zum Rückwege darf die Straße In den Zelten nicht benutzt werden, wohl aber die Zelten Allee und andere Wege des Toiergartens. 14) Allen Führern und Theilnehmern wird vertraut, daß sie thatkräftig und willig zum Gelingen des patriotischen Unternehmens beitragen.

Das Festcomits hat, wie die „N. A. 3.“ mittheilt, Denkmünzen prägen lassen, welche beim Fackelzuge dem General⸗Feldmarschall überreicht werden sollen. Es sind drei Denkmünzen verschiedener Größe. Die größte (6 Centimeter im Durchmesser) zeigt auf der Vorderseite das Portrait des Grafen Moltke. Auf der Rückseite sieht man eine schwebende Siegesgöttin mit einem Lorbeerzweig in der rechten, mit einer Friedenspalme in der linken Hand. Zu ihren Füßen breiten sich Siegeszeichen sowie militärische und kriegswissenschaftliche Sinnbilder aus Die Umschrift lautet: Zum 9g0jährigen Geburtstage. 265. Oktober 1890. Die mittlere Medaille, in der Größe eines Fünfmark⸗ stückes, zeig auf der Vorderseite dasselbe Porträt wie die große Denkmünze, guf der Rückseite das große Wappen von Moltke's und das Geburtsdatum. Die Denkmünzen sind vom Bildhauer Paul Türpe modellirt, während der Medailleur Pulst die Ciselirung bewirkt hat. Die Ausführung hat die Berliner Medaillenmünze von Otto Oertel besorgt.

Eine kleinere Denkmünze ist für die Theilnehmer an dem Fackelzuge und für den Verkauf bestimmt. Dieselbe enthält ein Porträt des Feldmarschalls in Münzrelief und auf der Rückseite das einfache Wappen des Grafen Moltke mit einem Lorbeerkranze und der Umschrift umgeben: „Zum 90jährigen Geburtstage. 26. Okt. 1890.“ Das Festcomits beabsichtigt auch eine Festzeitung herauszugeben.

In Spandau treten nächsten Sonntag 15 Kriegervereine aus der Provinz Brandenburg zu einem gemeinsamen Fest⸗ kommers zusammen.

Am Mittwoch hat dem General⸗Feldmarschall Grafen Moltke in Kreisau eine Deputation des ritterschaft⸗ lichen Kränzchens der Kreise Schweidnitzz und Walden⸗ burg, bestehend aus dem General⸗Landschafts⸗ Direktor Grafen von Pückler-⸗Burghauß⸗Weistritz, Geheimen Rath von Gellhorn⸗Jacobsdorf und Freiherrn von Zedlitz-Käntchen, die Glückwünsche zum neunzigsten Geburtstage dargebracht und eine Sammlung von Ansichten der Herrensitze des Kreises in einem prachtvoll geschnitzten, mit reichen Ornamenten ver⸗ sehenen Album überreicht.

Der Kölner Kriegerverein veranstaltet an demselben Tage in Köln eine große Festlichkeit.

Am Vorabend des Moltketages findet in Augsburg eine große Feier unter Betheiligung der gesammten Bürger⸗ schaft ohne Unterschied des Standes im Stadtgarten statt.

Im Großherzogthum Baden ist eine Verordnung des Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts er⸗ gangen, wonach anläßlich des 90. Geburtstages des Feld⸗ marschalls Grafen von Moltke am Sonnabend, den 25. d. M. in den höheren Lehranstalten bei Aus⸗ fall des regelmäßigen Schulunterrichts die Schuljugend versammelt und ihr in geeigneter Ansprache der Ge⸗ feierte unter Darlegung seiner Verdienste um Kaiser und Vaterland als leuchtendes Beispiel treuen vaterländischen Sinnes und Wirkens vor Augen geführt werde. Hinsichtlich der Volksschulen wird den Ortsschulbehörden nähere Bestim⸗ mung über die Feier überlassen. Ueberall aber sollen min⸗ destens in den obersten Klassen die Schüler durch geeignete Ansprache des Lehrers auf die Bedeutung des Tages hin⸗ gewiesen werden. ;

Im Herzogthum Gotha werden die Schulen nach An⸗ ordnung des Herzoglichen Staats ⸗Ministeriums die Feierlich⸗ keiten für den General-Feldmarschall erst nächsten Montag früh vor Beginn des Unterrichts begehen.

Die Fürstlich wal deckische Staatsregierung hat für die Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont eine allgemeine Moltke⸗ feier in sämmtlichen Schulen des Landes angeordnet. Außer⸗ dem finden in den sämmtlichen Städten und größeren Orten Festlichkeiten aus Anlaß des Tages in Gesellschaften und Vereinen statt.

Der Staatssekretär von Elsaß⸗Lothringen von Puttkamer erläßt folgende Bekanntmachung:

Se. Majestät der Kaiser haben der Ueberieugung Ausdruck ge⸗ geben, daß der Tag, an welchem der General Feldmarschall Sraf ron Moltke das neunzigste Lebenejahr vollenden wird, der 26. Otte 1890, einen geeigneten Anlaß bietet, um zur Pflege da Gesinnung unter der Jugend eine Feier in den Schulen zu und demgemäß zu befeblen gerubt, daß Tags zuvor in den Unte Anstalten der regelmäßige Schulunterricht ausfalle und eine feier stattfinde. 2.

An einem Festeommers am Sonnabend gedenkt, wie die „Straßb. Post“ mittheilt, der Kaiserliche Statthalte theilzunehmen. .

Wie aus Trenesin gemeldet wird, hat sich auf telegra phischen Befehl eine aus 4 Offizieren ö f Regiments bestehende Deputation nach Berlin dem General Feldmarschall Grafen von M haber des Regiments die Glückwünsche desselber burtstage zu überbringen. .

Die österreichischzungarische Armer wird, außer durch diese Abordnung, auch durch den kommandirenden Seneral in Graz, den Herzog Wilhelm von Württem ber vertreten sein.

Dem „Journal des Debats“ wird aus eine Offiziers Abordnung der italien werde an der Moltkefeier theilnehmen und Feldmarschall eine Adresse überreichen.

ö Nr. 42 der Veroffentlichun gen des sundheitsamts vom 21. Oktober bat folgenden NM heitsstand . Volkskrankbeiten in der

nachrichten. Sterbefälle

mehr Einwohnern. Desgl. in

Erkrankungen in Berliner Krandendär Stadt⸗ und Landbezirken. Fleckl da8 nn