Das Ergebniß ist der vorgesetzten Kaiserlichen Ober⸗Pestdirektion unverzüglich . Die Kaiserlichen Ober⸗Post⸗ direktionen haben auf Grund der eingegangenen Anzeigen eine Hauptzusammenstellung zu fertigen und die in derselben für jede der vorbezeichneten Geldforten sich ergebende Schlußsumme dem Rechnungsbureau des Reichs-Postamts bis spaätestens am 8. November mitzutheilen.
iserliche Gesandte am Königlich schwedisch-nor⸗ 6 ge er en r , Lena tio g Hal G n fh! in von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nach Stockholm zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen. . -
ĩ ächtigten zum Bundesrath Königlich württem⸗ pere iir e n , n n ohn Schicker und Fürstlich lippischer Kabinets⸗Minister von Wolffgramm sind hier angekommen.
Das Uebungs⸗Geschwader, bestehend aus S. M. Panzerschiffen „Käiler“ (Flaggschiff , „Deutschl and“, Preußen“ und „Friedrich Earl“ und S. M. Aviso „Pfeil“, Geschwaber Chef Contre-Admiral Schröder, ist am 25. Oktober in Gibraltar eingetroffen und beabsichtigt, am 3. November nach Malta in See zu gehen.
Die Feier des 9 Geburtstages des Feldmarschalls
Grafen von Moltke.
Am Sonntag wurde der Geburtstag des greisen Feld⸗ marschalls in würdigster Weise gefeiert.
Um 8 Uhr Morgens nahm Graf Moltke, welcher am Freitag Nachmittag in Berlin angekommen und in seiner Wohnung im Generalstabsgebäude abgestiegen war, die Glück— wünsche seiner Familienangehörigen entgegen, um 8m Uhr erschienen die hiesigen Kurrendeschüler, welche den Choral „Lobe den Herrn“ vortrugen, und darauf das Musik Corps der Eisenbahn⸗Brigade, welches dem Feldmarschall eine Morgenmusik brachte. Während dessen erschienen sämmtliche Träger des damens von Moltke zur Gratulation. Um R Uhr wurde der Jubilar von dem Berliner Lehrer⸗Gesangverein, dessen Vor⸗ sitzender eine Adresse überreichte, mit einem Morgengesang begrüßt. Graf Moltke beantwortete die Adresse dankend, in⸗ dem er auf die hohe Aufgabe der Jugenderziehung hinwies und seine freudige Genugthuung darüber äußerte, daß man auch den Gesang Seitens der Berliner Lehrer so eifrig pflege.
Inzwischen hatten sich sämmtliche Offiziere und Beamte des Generalstabes und der Landesaufnahme sowie eine Deputation der Kriegs⸗Akademie im Generalstabsgebäude versammelt. Vom Chef des Generalstabes, General der Kavallerie Grafen von Waldersee geführt, begaben sie sich um R/ Uhr nach der Wohnung des Grafen Moltke, um vor demselben defilirend ihre Glückwünsche darzubringen. Graf Moltke trat vor und sagte, er freue sich, den Generalstab, dessen Name einen großen Klang habe, hier zu sehen; er danke den Herren, daß sie denselben aufrecht erhalten hätten. Graf Moltke ersuchte sodann die Herren, die Ehrengaben in Augen⸗ schein zu nehmen. Es waren bis dahin bereits gegen 1000 Briefe und Depeschen eingegangen, darunter eine von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland, welche der General⸗ Feldmarschall sofort beantwortet hatte.
Mittlerweile hatte das Kadetten⸗Corps aus Lichterfelde Aufstellung vor dem Generalstabsgebäude genommen. Um IIIa Uhr trat der Feldmarschall in Uniform, und mit allen Orden und Ehrenzeichen geschmückt, aus dem Portale des Generalstabsgebäudes und schritt die Front des Kadetten⸗ Corps ab, von jeder Compagnie mit brausendem Hurrah begrüßt. Einzelne ihm bekannte Kadetten beehrte der Feld⸗ marschall durch kurze Anreden. Das ringsum stehende Publikum brachte dem Jubilar durch ununterbrochene jubelnde Zurufe seine Huldigung dar.
Inzwischen hatte — um 11 Uhr — die erste Compagnie des 7. Garde⸗Regiments z. F. und die erste Escadron des Garde⸗Kürassier⸗Regiments die Fahnen bezw. Standarten der hier garnisonirenden Regimenter und des Kolberg'schen Grenadier⸗ Regiments Graf Gneisenau Nr. 9 aus dem Königlichen Schloß abgeholt. Die Fahnen⸗Compagnie und die Standarten⸗ Escadron marschirten im Parade⸗Anzug und unter klingendem Spiel über die Straße Unter den Linden nach dem Königsplatz und nahmen hier am Fuße der Siegessäule mit der Front nach Westen Aufstellung.
Um 1116 Uhr trafen Se. Majestät der König von Sach sen, die General-⸗Inspecteure der Armee⸗Inspektionen: General ⸗Feldmarschall Graf von Blumenthal, General⸗ Inspecteur der 4. Armee ⸗Inspektion, General⸗Feld⸗ marschall Prinz Georg von Sachsen, Königliche Hoheit, General⸗Inspecteur der 2. Armee⸗Inspektion, General⸗ Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen, Königliche . General⸗Inspecteur der 1. Armee⸗Inspektion, General⸗ Pberst der Kavallerie, Großherzog von Baden, König⸗ liche Hoheit, General⸗Inspecteur der 5. Armee-Inspektion, und General der Infanterie, 4 von Hessen und bei Rhein, Königliche Hoheit, General Inspecteur der 3. Armee⸗Inspektion, ferner der General-⸗Oberst der Infanterie von Pape, Ober⸗ Befehlshaber in den Marken und Gouverneur von Berlin, der Reichskanzler, der Kriegs-Minister, die sämmtlichen kommandirenden Generale der preußischen und der bayerischen und des württembergischen Armee⸗Corps, der General⸗In⸗ specteur des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungswesens, der General⸗Inspecteur der Fuß⸗Artillerie, der Gen eral⸗Inspecteur der Feld⸗Artillerie und der mit Wahrnehmung der Geschäfte beaustragte General⸗Inspecteur des Ingenieur- und Pionier⸗ Corps und der Festungen im Generalstaba gebäude ein.
Um 118 Uhr fuhr Se. Majestät der Kaiser und König bei dem Generalstabsgebäude vor. Se. Majestät 6 alsbald die Front des Kadetten⸗Corps ab, begab Sich odann die Treppe hinauf und ließ die Fahnen⸗-Compagnie und Standarten⸗Escadron, weiche inzwischen unter den Klängen des Hohenfsiedberger Marsches vor dem entblößten Haupies auf dem Balkon weilenden Feldmarschall defilirt hatten und eingerückt waren, vor dem zu der Wohnung des Jubilars führenden Eingange passiren. Allerhöchstderselbe hatte für jeden festlichen Empfang Seitens des Feldmarschalls oder des Chefs des Generalstabes Grafen von Walderfee danken lassen. Nachdem die i . und Standarten vor Sr. Majestät passirt waren, begab Sich Allerhöchstderfeibe in
den in hellem Lichterglanz strahlenden Saal, wo die Fürstlich⸗ keiten und die Generalität versammelt waren, und begrüßte sie mit einer kurzen, auf die Feier bezüglichen Ansprache. Alsdann traten die Träger der Fahnen und Standarten in denselben Saal ein und nahmen daselbst den kommandirenden Generalen gegenüber Aufstellung. Die General⸗Adjutanten, General der Kavallerie Graf von Waldersee und General⸗Lieutenant von Wittich begaben sich darauf als Ehrendienst in die Privat— gemächer des General⸗Feldmarschalls und geleiteten ihn vor Se. Mgjestät den Kaiser und König, Allerhöchstwelcher an den Feldmarschall folgende, bereits gestern in einer Sonder⸗ Ausgabe des „Reichs und Staats-Anzeigers“ veröffentlichte Ansprache zu richten geruhte: Mein lieber Feldmarschall!
Ich bin am heutigen Tage mit erlauchten Herren und den Führern Meines Heeres gekommen, um Ihnen unsere herz—⸗ lichsten und tiefgefühltesten Glückwünsche auszusprechen. Der heutige Tag ist für uns ein Tag des Zurückblickens und vor allen Dingen ein Tag des Dankes. Zunächst spreche Ich Meinen Dank aus im Namen derjenigen, die mit Ihnen zusammen geschaffen und gefochten haben und die dahin gegangen sind, deren treuester und ergebenster Diener Sie aber gewesen. Ich danke Ihnen für Alles, was Sie für Mein Haus und damit zur Förderung der Größe unseres Vaterlandes gethan. Wir begrüßen in Ihnen nicht nur den preußischen Führer, der unserer Armee den Ruhm der Unüberwindlichkeit geschaffen hat, sondern den Mitbegründer und Mitschmieder unseres Deutschen Reiches. Sie sehen hier hohe und erlauchte Fürsten aus allen Gauen Deutschlands, vor Allen des Königs von Sachsen Majestät, der, ein treuer Bundesgenosse Meines Großvaters, es sich nicht hat nehmen lassen, Ihnen persönlich seine Anhänglichkeit zu bezeigen. Alles erinnert an die Zeit, wo er mit Ihnen für Deutschlands Größe hat fechten dürfen.
Die hohen Auszeichnungen, die Mein verblichener Groß⸗ vater Ihnen schon hat zu Theil werden lassen, haben Mir Nichts mehr übrig gelassen, um Meinen Dank Ihnen per— sönlich noch besonders bezeugen zu können; also bitte Ich Sie, eine Huldigung von Mir annehmen zu wollen, die einzige, die Ich in Meinen jungen Jahren Ihnen darbringen kann.
Das Vorrecht des Monarchen ist es, seine Fahnen, die Symbole, zu denen sein Heer schwört, die seinem Heere voranfliegen und die seines Heeres Ehre und seines Heeres Tapferkeit in sich verkörpern, bei sich im Vorzimmer stehen zu haben. Dieses Rechtes begebe Ich Mich mit besonderem Stolze für den heutigen Tag und bitte Sie, den Fahnen Meiner Garden, die so oft unter Ihnen in so manchem heißen Strauß geweht haben, bei sich Aufnahme gestatten zu wollen. Es liegt eine hohe Geschichte in den Bändern und zerschossenen Fetzen, die hier vor Ihnen stehen, eine Geschichte, die zum größten Theil von Ihnen geschrieben worden ist. Als ein persönliches Andenken von Mir bitte Ich Sie, dies Zeichen der Würde, mit äußerem Schmucke versehen, als Erinnerung an den heutigen Tag annehmen zu wollen. Der eigentliche Feld⸗ marschallstab, den Sie sich vor dem Feinde bereits im Feuer erworben, ruht lange schon in Ihrer Hand. Dieser ist nur ein Symbol, eine Zusammenfassung Alles dessen, was Ich persönlich Ihnen an Achtung, Ehrerbietung und Dankbarkeit darzubringen habe.
Meine Herren, Ich bitte Sie, Alle mit Mir einzustimmen in den Ruf: Gott segne, erhalte und schütze unseren greisen Feldmarschall noch lange zum Wohle des Heeres und des Vaterlandes! Dem Gefühl der Dankbarkeit dafür, daß er in seiner Größe es verstanden hat, nicht allein dazustehen, sondern eine Schule zu bilden für die Führer des Heeres in Zukunft und alle Ewigkeit, die, in seinem Geiste erzogen, die Größe, Stärke und Kraft unseres Heeres ausmachen werden, geben wir Ausdruck durch den Ruf:
Seine Excellenz der Feldmarschall Graf Moltke, Hurrah!
General⸗Feldmarschall Graf Moltke dankte bewegten Herzens für diese Allerhöchste Kundgebung und nahm aus den Händen Sr. Majestät den silbernen Feldmarschallstab entgegen, dessen Schaft auf himmelblauem Sammet vier Reihen kleiner goldener Kronen und Adler enthält und der an dem einen Ende von dem Kaiserlichen Namenszug in Brillanten, um⸗ geben von einem Kranz von Rubinen, am anderen Ende von dem Reichsadler auf weißem Emaillegrunde geziert ist.
Die Feier dauerte etwa zwanzig Minuten. Kurz nach 12 Uhr verließ Se. Majestät, von ö. Grafen von Moltke bis zum Portal des Hauses geleitet, das Generalstabsgebäude und begab Sich nach dem Königlichen Schlosse.
Nachdem Se. Majestät das Generalstabsgebäude verlassen, erschienen in dem Saale zur Beglückwünschung Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz Friedrich Wilhelm, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Heinrich, der Prinz Eitel . der Prinz Albrecht mit seinen beiden ältesten
öhnen, der Prinz Friedrich Leopold, Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen und Se. Königliche Hoheit der Herzog von Connaught. Hierauf kam die Deputation des Oesterreichischen 71. Infanterie⸗Regiments, das Reichstags⸗-Präsidium, die Deputation der konservativen Fraktion des Reichstages, sodann Ihre Königliche Hoheit die Yrinessin Friedrich Carl, der Ober⸗-Hofmeister Ihrer Majestät der Kaiserin Freiherr von Mirbach, die Deputation des Kolbergschen Infanterie⸗Regiments (2. Pommerschen) Nr. 9.
Sodann betrat die große Deputation der deutschen Städte den Saal, geführt von dem Ober-Bürgermeister von Forcken⸗ beck, welcher in ihrem Namen folgende Adresse dem Feld⸗ marschall überreichte:
„Ew. Exeellenz nahen sich die Vertreter der Städte des Vater⸗ landes, um Ihnen, ohne Unterschied der Staaten und Stämme, den Dank der deutschen Bürgerschaften insgemein an Ihrem 90. Geburts⸗ tage gauszusprechen. .
Nächst dem großen Herrscher, der Sie zu finden und Ihnen Lie rechte Stelle anzuweisen gewußt hat, und dessen Sie wie wir Alle heute in dankbarer Verehrung gedenken, sind Sie es gewesen, der den lieben Frieden unseres Herdes, das thätige Schaffen der fleißigen Arbeit, das stille Glück der Bürgerhäuser geschirmt und gefestet hat. Geschirmt, indem Sie das gewaltigste Werkzeug der Nation stählten,
richteten und lenkten. Gefestet, indem Sie diesem Werkzeug einen Zug und einen Geist einbauchten, der den Schöpfer überdauern wird. Deutschlands Bürger sind auch Deutschlands Soldaten. Wir kommen, Ihnen zu danken, wir Alle, die wir unter Ihrer Führung zum Kriege auszogen und zur Siegesfeier heimgekehrt sind, und für die, welche nicht heimgekehrt sind, danken Ihnen die Väter und die Brüder. Friedensglück und Mannegehre ist jedes Opfers werth. Auf den Wegen, die Sie uns führtẽn, sind unsere Todten nicht umsonst ge—= storben, und Ihr Name bleibt im freudigen Gedächtniß der Lebenden und wird bleiben in dem ihrer Kinder und Kindeskinder.
Wir segnen den Tag, der dem deutschen Volke seinen Moltke gab, und nicht minder den Tag, an dem nach 90 Jahren es diesem Vol ke vergönnt ist, seinem Feldherrn den Dank zu sagen.
Im Auftrage der deutschen Städte: (Unterschriften der Bevollmächtigten.)
Es folgte eine Deputation der Stadt Berlin, in deren Namen der Ober⸗Bürgermeister von Forckenbeck eine Ansprache hielt und zugleich als Zweigstiftung der Kaiser Wilhelm⸗ und Augusta⸗Stistung eine mit 50 000 M ausgestattete Mostke⸗ Stiftung zum Unterhalt von fünf würdigen Personen, welche der Feldmarschall selber bestimmen wolle, überreichte. Der Jubilar dankte und bemerkte, dies sei das schönste Ge⸗ schenk, das ihm werden könne. Die Stadt Berlin habe sich gestern herrlich gemacht. „Ich danke Ihnen tausendmal!“
Weiter überreichten Deputationen der Städte München,
Breslau, Königsberg i. Pr., Chemnitz und Memel dem Jubilar die Urkunden über das ihm von diesen Städten verliehene Ehrenbürgerrecht. Graf Moltke dankte mit herzlichen Worten, indem er die ihm erwiesenen Ehren annehmen zu wollen erklärte. Besonders erfreut äußerte sich der Feldmarschall über das Ehrenbürgerrecht der alten Krönungsstadt Königsberg i. Pr. Bei der Memeler Deputation erkundigte sich der Jubilar nach dem Ergehen der Stadt in ihrer schwierigen Lage und be— merkte: „Meine treuen Litthauer haben mich ja alle Jahre wiedergewählt!“ . Deputationen der Städte Dresden und Magdeburg überreichten Glückwunsch⸗Adressen; für Köln überreichte Ober⸗ Bürgermeister Becker einen idealisirten Marschallstab als Zeugniß altherühmter Goldschmiedekunst. Die Geburtsfladt des greisen Jubilars, Parchim, ließ eine Mappe mit Ansichten der Stadt überreichen. Graf Moltke dankte für alle diese Auszeichnungen mit herzlichen Worten.
Zahlreiche andere Deputationen brachten dem Jubilar
Glückwünsche dar, insbesondere überreichte ein Vertreter der deutschen Kolonie in Moskau eine Mappe mit Ansichten von Moskau, eine Deputation aus Mecklenburg die Spende für den Ankauf des Hauses in Parchim, in welchem der Jubilar geboren. . Aus den überaus zahlreich eingelaufenen Glückwünschen sind besonders hervorzuheben ein Telegramm des Fürsten Bismarck, ein Telegramm des Sultans, welcher darin der Dienste Moltke's in der Türkei gedenkt, und ein Telegramm des Prinzen von Wales.
Unter den Geschenken für den Jubilar befindet sich eine von Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden dargebrachte Mappe, welche Kaiser Wilhelm J. gebraucht und am 22. März 1867 von der Kaiserin Augusta zum Ge⸗ schenk erhalten hatte.
Die Straße Unter den Linden und die das Generalstabs⸗ gebäude umgebenden Plätze füllten trotz des zeitweise eintreten⸗ den heftigen Regens den ganzen Tag hindurch dichte Menschen⸗ massen. Se. Majestät der Kaiser wurde bei der Anfahrt wie bei der Rückkehr nach der Stadt ununterbrochen mit brausen⸗ den Hurrahrufen begrüßt.
Abends um 7 Uhr fand bei Ihren Majestäten im Muschelsaale des Neuen Palais zu Ehren des Feldmarschalls Galatafel statt. Die Tafel war in Hufeisenform gedeckt. An der Außenseite saß in der Mitte Ihre Majestät die Kaiserin, links Graf von Moltke, rechts Se. Majestät der König von Sachsen. Zur Linken des Ju⸗ bilars schlossen sich weiter die Ober ⸗Hofmeisterin Ihrer Majestät Gräfin Brockdorf, der Reichskanzler General von Caprivi, General Oberst von Pape, General Freiherr von Meerscheidt Hüllessem und mehrere andere Generale an, rechts von Sr. Majestät dem König von Sachsen saßen Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog von Sachsen⸗ Weimar, der Prinz Leopold von Bayern, die Prinzen Heinrich, Friedrich Leopold und Albrecht. Ihrer Majestät der Kaiserin gegenüber saß Se. Majestät der Kaiser in der Uniform des Regiments Gardes du Corps; zur Rechten Sr. Majestät Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Baden, zur Linken Se. Königliche Hoheit der Groß— herzog von Hessen. An der Tafel nahmen ferner Theil: vier Neffen des Grafen von Moltke, die Deputation des Kol⸗ bergschen Infanterie⸗Regiments Nr. 9 und des ungarischen Infanterie Regiments Nr. 71, der russische Botschafter Graf
Schuwaloff, der dem General-Feldmarschall am Vormittage
auf Befehl seines Souveräns persönlich gratulirt hatte, der der Person Sr. Majestät des Kaisers attachirte russische General Graf Kutusoff, der Minister des Königlichen Hauses von Wedell, der General⸗Adjutant, General der Infanterie von Hahnke und der Chef des Civilkabinets, Wirkliche Geheime Nath Dr. von Lucanus.
Bei der Tafel erhob Sich Se. Majestät der Kaiser, wie „W. T. B.“ mittheilt, zu folgendem Trinkspruch:
„Ich trinke auf das Wohl Sr. Excellenz des General-Feldmarschalls Grafen von Moltke.“
Zugleich stieß Se. Majestät mit dem Grafen Moltke an. Die Tafelmusik hatten dasz 1. Garde⸗Regiment z. F. und das Regiment Gardes du Corps gestellt. Der Jubilar, welcher in einem Kaiserlichen Sonderzug um 6i6½ Uhr von Berlin abgeholt worden war, fuhr abermals mit Kaiserlichem Sonderzuge um 9 Uhr Abends nach Berlin zurück und war bei der Rückfahrt wie bei der Ankunft der Gegenstand enthusiastischer Kundgebungen Seitens des am Bahnhofe zahl⸗ reich versammelten Publikums.
Zur Vorfeier des Geburtstages hatte die Berliner Bürger⸗ schaft dem Grafen Moltke am Abend vorher einen Fackelzug dargebracht, welcher einen würdigen Verlauf nahm. Die Zahl der Theilnehmer an dem Zuge belief sich auf mindestens 20 000 und umfaßte die Studirenden aller Ber⸗ liner Hochschulen, die Schützen, Turner BVürger⸗, Sänger⸗ Vereinigungen, Mitglieder des deutschen Radfahrerbundes, die Studirenden der bildenden Künste, die Innungen Berlins u. s. w. Die Künstler, Maler, Bildhauer, Decorateure hatten gewetteifert, kunstreiche Gruppen zu gestalten, welche ein malerisches Gesammtbild voll sinnreicher Beziehungen auf den Gefeierten boten. Vor den einzelnen Gruppen des Zuges zogen Militär⸗Musikcorps. Punkt 7 Uhr setzte sich der impo⸗
sante * vom Lustgarten aus in Bewegung; der Marsch er⸗ folgte sodann über den Opernplatz, durch die Straße Unter den Linden, durch das Brandenburger Thor, die Sommerstraße, ent⸗ lang der Nordseite des Königsplatzes hier vorüber an der Wohnung des Gefeierten im Generalstabsgebäude, und endete auf dem Halbrund bei den Zelten. Dem Zuge der Künstler, welcher etwa die Mitte des Gesammtzuges bildete, zogen drei berittene Herolde voran. Ihnen folgte ein Viergespann mit dem Siegeswagen, auf welchem die Victoria einherzog. Herolde bildeten den Uebergang zu dem Huldigungswagen, der von 6 Pferden gezogen wurde. Auf diesem Wagen war die „Kriegswissenschaft“ ver⸗ körpert, eine überlebensgroße Figur, auf einem Löwen sitzzend. Die Gruppe, war das Werk der Bildhauer Fritz Klimsch und Otto Stichling. Dann folgten drei allegorische Gestalten: In der Mitte die „Kunst“, zu beiden Seiten „Handel“ und „Industrie“. Die Hauptfigur des Wagens bildete die Gestalt der „Germania“, umgeben von der „Kraft“ und der „Gerechtigkeit“. Rings um den Huldigungswagen gruppirten sich die kostümirten Akademiker zu Fuß und zu Pferde; es waren in diesen Gruppen deutsche Kostüme aus allen Jahr⸗ hunderten vertreten. Besonderes Aufsehen erregten die Riesen⸗ garde und die Lützower Jäger, ferner die Kreuzritter, Lands— knechte, alte Germanen, Wallensteiner und Andere. Die Farben des Feldmarschalls, silber und weiß, waren im Zuge vor⸗ herrschend verwendet.
Das Portal des Generalstabsgebäudes, an welchem der Zug sich vorüberbewegte, war als Zelt in Purpur und Gold drapirt, mit Blattgrün reich geschmückt. Oben im großen Saale war die Familie des Feldmarschalls um ihn versammelt; auch Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen waren erschienen und wohnten der Huldigung vom Balkon aus bei.
Vor Eintreffen des Fackelzuges brachte der Männerchor der Berliner Liedertafel dem Jubilar im Saale ein längeres Ständchen, dem der Feldmarschall, im Lehnstuhl sitzend, zuhörte. Am Schlusse ergriff der Leiter des Chors das Wort und dankte für die Erlaubniß, am Vorabend des Jubeltages eine Huldigung darbringen zu dürfen, was für die Sänger eine für alle Zeit unvergeßliche Erinnerung bedeute. Hierauf erwiderte Graf Moltke:
„Ich danke Ihnen, meine Herren, für den schönen Genuß, den Sie mir durch Ihren Vortrag bereitet haben, auch mir wird diese Stunde unvergeßlich bleiben. Meine Herren, ich sage Ihnen meinen herzlichsten Dank.“
Inzwischen wurde das Nahen des Zuges gemeldet und der Jubilar begab sich nach dem Portal, umgeben von seinen Verwandten und nächsten Freunden. Mit reger Theilnahme unablässig dankend, folgte der Feldmarschall dem Vorbei⸗ marsch des Zuges, dessen Gruppen ihm ein Adjutant erklärte. Anderthalb Stunden hindurch zogen Schaaren auf Schaaren jubelnd vorüber; dreimal machte der Zug Halt. Das erste Mal hielt der Vorsitzende des Comités, Kaufmann Rappo, eine Ansprache und überreichte einen auf sammetnem, mit dem Moltke'schen Wappen besticktem Kissen ruhenden . Lorbeerkranz, worauf Graf Moltke Folgendes er⸗ widerte:
„Diese Gesinnung der Bürgerschaft, welcher Sie so beredte Worte gelieben, macht mich stolz und froh. Der gewaltige Aufschwung, den Berlin genommen hat, datirt von der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches, dem großen Werk unseres großen Kaisertz Wil⸗ helm. Wenn Sie so freunklich sind, mir einen Antheil an diesen Erfolgen zuzuschreiben, welche dahin geführt haben, so vergesse ich nicht, daß ich treue, kluge und tapfere Gehülfen zur Seite gehabt habe; vor Allem vergesse ich nicht der Braven, die ihre Treue für das Vaterland mit dem Tode besiegelt baben. Ich möchte allen meinen Mitbürgern meinen herzlichen Dank aussprechen für die glänzende Kundgebung ihres Wehlwollens.“
Als der Zug das zweite Mal anhielt, begrüßten Gesang⸗ vereine Berlins und der Umgegend den Feldmarschall mit patriotischen Liedern, wofür derselbe mit kurzen Worten herzlich dankte. Zuletzt sprach von einem den Jubilar verherrlichenden Siegeswagen eine Germania eine poetische Huldigung E. von Wildenbruch's und überreichte einen grünen Lorbeer⸗ kranz. Der Jubilar trat hierauf dem Wagen entgegen und erwiderte Folgendes:
„Die Germania die Sie so schön dargestellt haben, mag stolz sein auf ihre Reichs - Hauptstadt, wo ein patriotischer Gedanke hinreicht, alle Bürger der Stadt zu versammeln. Ich nehme die Huldigung an für Germania, für das deutsche Volk.“
Als der Zug vorüberdefilirt war, mußte der Feldmarschall noch einige Zeit am Fuße des Portals verweilen um die stürmischen, spontanen Ovationen des in Masse heran— drängenden Publikums entgegen zu nehmen. Nur allmählich gelang es ihm, sich den Huldigungen zu entziehen.
Während des Vorbeimarsches war die Victoria auf der Siegessäule von der Ferne her durch einen mächtigen Strahl elektrischen Lichts beleuchtet.
Im Laufe des Nachmittags um 31 Uhr hatte Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Töchtern Victoria und Margarethe dem greisen Feldmarschall einen Besuch gemacht. Der Letztere empfing Ihre Majestät und Ihre Königlichen Hoheiten am Portal des Generalstabs gebäudes und geleitete dieselben in die oberen Gemächer.
Dem General⸗-Feldmarschall Grafen Moltke ist von Seiten des preußischen Staats⸗-⸗Ministeriums ein Glück⸗ wunsch⸗Schreiben und Seitens des Bundesraths eine Adresse überreicht worden. Die letztere lautet:
Hochverehrter Herr General-⸗Feldmarschall! l
Ew. Excellenz vollenden das 90. Lebensjahr, und es gedenkt bei diesem Anlasse das ganze Deutsche Reich in innigster Verehrung und Dankbarkeit der ruhmreichen Laufbahn Ew. Excellenz.
Unvergleichlich sind die Erfolge, welche Ew. Excellen; als Feld⸗ herr in der Vorbereitung und der Durchführung des Krieges errungen haben — unvergeßlich wird aber auch das Wirken Ew. Execellenz bei der friedlichen Ausgestaltung des Deutschen Reiches bleiben.
Erhebend ist es für das deutsche Volk, zu sehen, wie Ew. Excellenz unter der sichtlichen Fügung einer gnädigen Vorsehung in wunderbarer geistiger und körperlicher Rüstigkeit fort und fort für das Wohl des Vaterlandes wirken mit der gleichen Anspruchslosig eit und Einfachheit, welche Ew. Excellenz auch inmitten der glänzendsten Erfolge stets zierte. ; . .
Im Verein mit den tiefempfundenen Wünschen, welche bei diesem denkwürdigen Anlaß aus allen Kreisen der Bevölkerung laut werden, bringt Ew Excellenz auch der Bundesrath des Deutschen Reiches seine wärmsten und ehrerbietigsten Glückwünsche dar und reiht hieran die zuvpersichtliche Hoffnung, daß es Ew. Excellenz beschieden sein möge, noch lange Jahre thätig zu bleiben zum Heile des Vater landes, welches Ew. Excellenz unsterbliche Verdienste stets in treuester Erinnerung bewahren wird.
Berlin, den 26. Oktober 1890.
Von den weiteren Adressen theilen wir zunächst diejenige der konservativen Fraktion des Reichstags im Wort⸗
laut mit:
Sr. Excellenz dem Herrn General ⸗Feld marschall Dr. Helmuth Karl Bernhard Grafen von Moltke, dem großen Feldherrn, dem das deutsche Volk im Kampfe gegen seinen Erbfeind die glänzendsten Siege ver⸗ dankt, dem weisen Lehrer der Kriegekunst, dessen Jüngern und Schülern das Reich die Wahrung seiner Größe und Machtstellung wie den Schutz des Weltfriedens mit Zuversicht anvertraut, dem unwandelbar treuen Diener und Freund seines Kaiserlichen Hern, dem edlen Manne, der in Lauterkeit, Wahr⸗ haftigkeit und Gewissenhaftigkeit allen ihr Vaterland liebenden DVeutschen voranleuchtet, dem hraven Patrioten, der es nicht ver—⸗ schmäht, bis in sein hohes Alter die wahren und erprobten Grundsätze des Konservatismus gemeinsam mit seinen Ge— sinnungsgenossen im Reichstage zu vertreten, und den wir mit Stolz unsern Ehren-Präsidenten nennen dürfen, bringen wir in der Hoffnung, daß wir uns seiner Führung noch lange Zeit erfreuen können, zur Feier des Tages, an welchem er sein neunzigstes Lebensjahr erfüllt, in unwandelbarer Verehrung und auf⸗ richtiger Dankbarkeit die Huldigung und Glück, und Segenswünsche der Fraktion dar. Der Vorstand der Fraktion der Deutschkonservativen
im Reichstage.
Der Verein „Berliner Presse“ hatte folgende Adresse eingesandt:
Ew. Excellenz wollen unter den dankbaren Verehrern von Nah und Fern, von Hoch und Gering, die zu dem seltenen Fest des neunzigsten Geburtstages Glück zu wünschen kommen, auch den Mit⸗ gliedern det Vereins Berliner Presse eine bescheidene Stelle nicht versagen. Sie sind Schriftsteller und Journalist in der Hauptstadt des Deutschen Reichs, zu dessen Wieder herstellung in ungeabnter Machtfülle Ew. Excellenz unvergleichliche Feldherrnkunst die Wege gebahnt hat. Wir feiern mit der ganzen Welt den großen Strategen, der so zu siegen wußte, daß dem Siege ein nun schon zwanzigjähriger Friede folgen konnte. Aber wir glauben auch noch besonderen Grund zu haben, an diesem Tage nicht zurück⸗ stehen zu dürfen. Verehren wir doch in Ew. Excellenz einen der be— deutendsten deutschen Stilisten, geradezu den Altmeister der deutschen Prosa-Schriftsteller. Musterhaft sind uns und werden künftigen Ge⸗ schlechtern sein: die Gediegenbeit, Schärfe und Klarheit des Aus⸗ drucks, die Einfachheit und Würde der Rede. die Reinheit der Sprache, die Anschaulichkeit der Schilderung, die überzeugende Kraft der Beweisführung, die Leichtigkeit und Flüssigkeit der Schreibweise bei Bewältigung eines weiten und tiefen Gedankeninhalts. Auch diese Schriftwerke werden das längste Menschenleben, das Ew. Excellenz nach unseren heißesten Wünschen vergönnt sein möge, weit überleben. In ihnen bleiben Sie uns immerdar.
Ehrerbietigst und ganz ergebenst Namens des Vereins Berliner Presse: Der Vorstand.
Die Adresse der Stadt Magdeburg lautet: Hochgeborener Herr Graf! Hochgebietender Herr General -Feldmarschall!
Ew. Excellenz vollenden am 26. d. M. das neunzigste Jahr eines gottbegnadeten Lebens, dessen leuchtende Spur nicht vergehen wird, so lange deutsche Herzen schlagen. Gleichwie der Kaiserliche Begründer des Deutschen Reichs, dem Ew. Excellenz bis in den Tod mit unent⸗ wegter Treue zur Seite gestanden haben, äberschreiten Sie in seltener Rüftigkeit und Geistesfrische die Schwelle eines. Jahrzehnte, in das einzutreten allein den Auserwähltesten beschieden ist. Daß Ew. Excellenz zu diesen Auserwählten gehören, dafür dankt dem Lenker der menschlichen Schicksale das gesammte deutsche Volk. Alldeutschland jubelt an diesem Tage dem bewunderten Feldherrn zu, der des Vaterlandes Söhne von Sieg zu Sieg geführt, dem getreuen Hüter des Reichs, der in einer nunmehr fast zwanzigjährigen Friedens⸗ zeit das deutsche Schwert scharf erhalten, dem edlen Manne, dessen mildem Sinn sich alle Herzen zuneigen. Auch uns, den Ver tretern der Stadt Magdeburg, in deren Mauern Sie geraume Zeit Ihres Lebens geweilt und als deren Ehrenbürger wir Ew. Exeellenz mit Stolz den Unseren nennen dürfen, ist es Herzens bedürfniß, Ihnen, hochgeehrter Herr Graf, unsere wärmsten Gluck. und Segens wünsche darzubringen. Möge Ew. Excellenz durch Gottes Gnade vergönnt sein, in Geistesfrische und ungebeugter Kraft noch mehrere Jahre zu verleben. Möge Ihr in Schlachten erprobter Rath noch lange für Kaiser und Reich ein kostbarer Besitz bleiben
Magdeburg im Oktober 1890.
Der Magistrat der Stadt Magdeburg. Die Stadtverordneten Versammlung der Stadt Magdeburg.
Die Seitens der Stadt Hannover an den Grafen Moltke abgesandte Adresse hat folgenden Wortlaut:
Ew. Excellenz beehren wir uns, zu dem heutigen Tage unsere herzlichsten und ehrerbietigsten Glückwünsche darzubringen. Vas deutsche Volk feiert diesen Tag, den 90. Geburtstag seines großen Heerführers, des Siegers in den ruhmreichen Schlachten der Kriege von 1866 und 1870/71 als einen Freuden⸗ und Festtag. Verehrt es doch in Ew. Excellenz nicht nur den nationalen Helden, dessen strahlendes Auge in Zeiten der Gefahr den deutschen Heerschaaren den Weg zum Siege gewiesen, sondern auch den treuen Berather seiner Ge. schicke, dessen Leben allein der Größe und dem Aufschwung seines Volkes gewidmet gewesen. Ein leuchtendes Vorbild männlicher Pflicht- erfüllung, nie rastender Energie und deutscher Treue, steht die Erscheinung seines Moltke, eingeprägt in die Herzen des Volkes, ein guter Hort und ein sicherer Schatz auch für kommende Tage. Möge die Hand Gottes, welche Ew. Excellenz bislang so wunderbar geführt bis über die Grenzen hinaus, welche das Bihelwort der menschlichen Kraft und dem menschlichen Streben gesteckt bat, auch ferner Ew. Excellenz Lebenspfad schirmend bewachen, und möge das Bewußtsein, daß die treue Liebe des Volkes seinem großen Feld⸗ herrn unwandelbar zur Seite steht, auf die weiteren Lebensjahre Ew. Excellenz einen sonnigen Schein werfen. In daakbarer Liebe und Verehrung: Der Magistrat der Königlichen Haupt ⸗ und Residenz- stadt Hannover.
Der Ehrenbürgerbrief, welchen die Stadt Breslau hat
überreichen lassen, lautet:
53 zum Magistrat der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Breslau verordneten Ober⸗Bürgermeister, Bürgermeister und Stadt räthe verleihen hierdurch unter Zustimmung der mitunterzeichneten Stadtverordneten Versfammlung krast der nach §. 6 der Städte⸗ Srdnung vom 30. Mal 1853 uns zustehenden Befugniß
En Excellen; dem General Feldmarschall Herrn Grafen Helmuth Karl Bernhard von Moltke, dem Helden des Schwerts, der Feder und des Worts, mit dessen Namen die höchsten Ruhmes⸗ tage der Deutschen für alle Zukunft verknüpft sind; der mit der gleichen unfehlbaren Sicherheit dem Heer auf der Landkarte wie auf dem Schlachtfelde den Weg zum Siege vorschrieb; der im Parlament bei schlagender Kurze stets zur rechten Zeit das rechte Wort fand; dessen erhabener Geist mit der Weisheit des Greises die Frische und Thatkraft des Jünglings verbindet, und den wir Schlesier nunmehr auch . engeren Sinne mit Stolz und Ehrfurcht den Unsrigen nennen dürfen,
ier seines 96. Geburtstages das . Eile d e er er unserer Stadt.
Urkundlich ausgefertigt unter unserer Unterschrift und unserem
Rathssiegel.
ee , . 18. J ö
Der Magistrat. Die Stadtverordneten Versammlung. Die dem Grafen Moltke Seitens der Stadt München
überreichte Ehrenbürgerrechts⸗Urkunde hat folgenden Wortlaut:
Seiner Excellen;z dem General⸗Feldmarschall Graf Hellmut von Moltke,
Dem geistesgewaltigen Berather dreier Deutscher Kaiser, Dem siegreichen Feldherrn der deutschen Heere, Dem kühnen, reinen und treuen Helden des deutschen Volks
bringt zum 90. Geburtstag Bayerns Hauptstadt Dank und Segensruf, durch Verleihung des Ehrenbürgerrechts. Am 26. Oktober 1890. ; ; . Magistrat Gemeindebevollmächte der K. Haupt und Residenzstadt München.
Bürgermeister: Vorstände: Dr. v. Widenmayer. v. Schultes.
Borscht. Hänle.
Rektor und Senat der Kaiser Wilhelms-Universität in Straßburg haben folgende Adresse an den Grafen Moltke gericht et:
Ew. Excellenz ;
wollen unter den vielen tausend Glückwünschen, die Ihnen zu Ihrem neunzigsten Geburtstage dargebracht werden, auch die der Kaiser Wilhelms ⸗Universität gütigst entgegennehmen. Die jüngste der deutschen Hochschulen wird es nimmer vergessen, daß jene wunderbaren Erfolge der deutschen Waffen, denen das Vaterland seine Einigung und seine Größe verdankt, ihr selber die Bedingungen ihres Daseins geschaffen haben; sie ist sich vollkommen bewußt, daß ihre ganze Hoff⸗ nung auf eine ruhige Fortentwicklung die kriegsbereite Stärke des Deutschen Reichs zur ersten Voraussetzung hat. Mit welchen Ge— fühlen des Dankes und der Verehrung blickt sie daher am heutigen Tage auf Ew. Excellenz als auf den großen Feldherrn, der im Kriege unsere Heere stets von Sieg zu Sieg führte, im Frieden aber unauß—= . thätig war, das Gelingen künftiger Kämpfe vorzubereiten, die Wehrhaftigkeit und das Ansehen der deutschen Armee zu erhöhen, ihr Se bstgefühl zugleich mit ihrem Pflichtbewußtsein zu steigern! Indem aber Ew. Excellenz mit dem Ruhme eines unvergleichlichen Schlachten⸗ lenkers und eines Erziehers deutscher Heerführer auch den eines großen Gelehrten und Schriftstellers verbanden, hat sich Ihre Thätig⸗ keit zum sprechendsten Ausdruck jener Doppelbegabung gestaltet, welche bei der Begründung der Größe Preußens wirksam war und von Preußen auf das Deutsche Reich übergegangen ist, sowie nicht minder zum Ausdruck jenes Geistes weiser Besonnenheit, welcher Deutschlands Beruf, ein Hort des europäischen Friedens zu sein, verbürgt und be⸗ siegelt. Möge es Em. Excellenz beschieden sein, sih noch lange der Früchte Ihres Wirkens zu freuen! Mögen Sie noch lange dem Vaterlande erhalten bleiben, ein gewaltiger Zeuge der großen Zeit, an deren Erinnerung noch die spätesten Geschlechter sich aufrichten werden, dem deutschen Heere Zierde und Vorbild, dem ganzen deutschen Volke ein Gegenstand der Verehrung.
Die festlichen Veranstaltungen in der Hauptstadt wie im Reiche zu Ehren des General-⸗Feldmarschalls Grafen von Moltke sind so groß und so zahlreich gewesen, daß es nicht möglich ist, über alle ausführlich zu berichten. Gleichwohl er⸗ scheint es, um ein Bild von der allgemeinen Verehrung und Begeisterung für den Feldmarschall zu entwerfen, geboten, wenn auch in gedrängter Kürze, eine Uebersicht über die fest⸗ lichen Kundgebungen zu geben.
Die sämmtlichen Kriegervereine von Berlin und der Umgegend veranstalteten am Sonnabend auf Tivoli einen Festeommers, auf welchem folgende Adresse an den Jubilar beschlossen wurde:
Berlin, 25. Oktober 1890. Alle Zeit für d . bereit ö ür des Reiches Herrlichkeit. . Hochgeborener Herr Graf! ö ö Hochzuverehrender Herr General- Feldmarschall! Neunzig Jahre eines reich gesegneten Lebens liegen heute hinter Eurer Excellenz, neunzig Jahre eines Lebens, das allezeit dar auf gerichtet gewesen ist, dem preußischen und deutschen Vaterlande die ganze Kraft und das volle Können zu weihen. Und welche reiche Fülle der Geschichte unseres Vaterlandes fällt in diesen Zeitraum, das in demselben von arger Zerrissenheit und demüthigender Scham emporgestiegen ist zu einem einigen, starken und mächtig gebietenden Reich, einer Geschichte, welche die ganze Kraft eines jeden wahren Vaterlandsfreundes gefordert hat.
In Eurer Excellenz Jugendjahre fiel die Erhebung Preußens, und die Heldenthaten des General Feldmarschalls Blücher und Scharnhorst's hinterließen einen nachhalfigen Eindruck auf das junge Gemüth. In, späterer Zeit aber war es Ew. Excellenz vergönnt, selbst werkthätig an den Geschicken des Vaterlandes und an der Gestaltung seines tapferen Heeres ruhmreichen An— theil zu nehmen. Unbegrenzt war das Vertrauen, welches das Heer beseelte, wenn es, den Plänen Ew. Excellenz folgend, die Wege ging, welche uns stets zu Sieg und Ehre für das Vaterland geführt haben, und in den Herzen der alten Soldaten, der ehemaligen Angehörigen der deutschen Armee wird der Name Ew. Excellenz eine bleibende Stätte gesegneten Andenkens für alle und ewige Zeiten be—⸗ halten.
Erfüllt von Bewunderung und hoher Verehrung, durchdrungen von innigster Dankbarkeit und unwandelbarer Treue für Ew. Excellenz, bitten die Krlegervereine Berlins und Umgebung ganz gehorfamst, ihre aufrichtigsten und aus tiefstem Herzen kommenden Glück und Segeng« wünsche zu dem heutigen seltenen Tage gütigst entgegennehmen und dieselben als einen bescheidenen Ausdruck ihrer unendlichen Dänkbarkeit ansehen zu wollen. ö
Gott segne und schütz Em. Excellenz! Dem schönsten Sommer⸗ tage gleicht Dein Leben, In Arbeit ausgenutzet voll und ganz. Du sabst die Sonn' aus Wolken sich erbeben, Erstrahlen dann in ihrem hellsten Glanz. Nach segens reichem Tagewerke ist beschieden Dir nun die Ruh' im milden Abendfrieden.
In tiefster Ehrerbietung und treuester Anhänglichkeit verharren
Ew. Excellenz ganz gehorsamste Vorstände der Kriegervereine Berlins und Umgegend.
Feslkommerse hielten am Sonnabend Abend auch die Konservativen des 2. Reichstags Wahlkreises (im Friedrich⸗ städtischen Kasino), der konservative Wahlverein des 6. Reichs tags⸗Wahlkreises (in der Norddeutschen Brauerei), der national⸗ liberale Verein (im Hotel ‚ den, a,
Von Festlichkeiten außerhalb Berlins liegen Berichte vor aus Königsberg i. Pr, Elbing, Pesen, Bromberg, Breslau, Schweidnitz, Frankfurt a. O., Schleswig, Hannover, Osna⸗ brück, Köln, Aachen, Augsburg, Dres den, Karlgruhe, Parchim, Eisenach, Braunschweig, Detmold, Hamburg, Bremen, Lübeck, Straßburg i. E, Metz und zahlreichen anderen Städten. Ueberall wurden Festessen oder Kommerse, Fackelzüge und andere Kundgebungen veranstaltet; auch Fahnenschmuck und Illumination deuteten vielfach auf die Bedeutung des Tages hin.
In den Schulen des ganzen Deutschen Reichs ist der
33 allenthalben in der vorher angekündigten Weise gefeiert worden. ; Es bedarf kaum der Erwähnung, daß auch alle deutschen , dem Grafen Moltke zu seinem Ehrentage festliche Betrachtungen gewidmet haben. Sie zeugen alle von der großen Liebe und hohen Verehrung, welche der Feldmarschall in ganz Deutschland bei allen Parteien genießt.